resümiert Kerstin Emrich ihre buchwissenschaftliche - Buchreport
resümiert Kerstin Emrich ihre buchwissenschaftliche - Buchreport
resümiert Kerstin Emrich ihre buchwissenschaftliche - Buchreport
Verwandeln Sie Ihre PDFs in ePaper und steigern Sie Ihre Umsätze!
Nutzen Sie SEO-optimierte ePaper, starke Backlinks und multimediale Inhalte, um Ihre Produkte professionell zu präsentieren und Ihre Reichweite signifikant zu maximieren.
54<br />
buchreport.magazin Februar 2011<br />
HANDEL Den Standortbuchhandlungen bleiben vor allem kleinere lokale Märkte,<br />
<strong>resümiert</strong> <strong>Kerstin</strong> <strong>Emrich</strong> <strong>ihre</strong> <strong>buchwissenschaftliche</strong> Konzentrationsanalyse.<br />
Ein buchreport-Interview über die Perspektiven einer Branche in der Reifephase.<br />
Oligopol und viele Kleine,<br />
aber wenig in der Mitte<br />
<strong>Kerstin</strong> <strong>Emrich</strong>: Konzentration<br />
im Sortimentsbuchhandel.<br />
Diagnose,<br />
Prognose und Handlungsempfehlungen,<br />
375 Seiten, 69,95 Euro<br />
(Januar 2011 bei Gabler).<br />
Konzentration im Sortimentsbuchhandel“,<br />
lautet der Titel der im Januar<br />
veröffentlichten Dissertation von<br />
<strong>Kerstin</strong> <strong>Emrich</strong>. Die 28-Jährige ist Juniorprofessorin<br />
für Buchwissenschaft und Buchwirtschaft<br />
an der Universität Erlangen-Nürnberg.<br />
Im buchreport-Gespräch analysiert<br />
<strong>Emrich</strong> die Situation des deutschen Buchhandels<br />
vor dem Hintergrund der aktuellen<br />
Marktbereinigung und den Herausforderungen<br />
der Digitalisierung.<br />
In welcher Phase befindet sich der stationäre<br />
deutsche Buchhandel Anfang 2011?<br />
Die ehemals fragmentierte, in mittelständische<br />
Unternehmen und lokale Märkte zersplitterte<br />
Branche ist auf dem Weg zur<br />
„Nationalisierung“. Dies spiegelt sich in<br />
Expansions- und Filialisierungsstrategien<br />
wider und wird vor allem durch die expansiven<br />
Großunternehmen getrieben, während<br />
die Entwicklung im Bereich der kleinen und<br />
mittleren Unternehmen festgefahren erscheint.<br />
Sie können es den großen Unternehmen<br />
nicht nachtun und haben wenig Handlungsspielraum.<br />
Insgesamt steht die Branche<br />
vor dem Übergang in die Reifephase.<br />
Muss Reife so verstanden werden, dass es<br />
von nun an bergab geht?<br />
Es markiert zumindest einen Scheidepunkt.<br />
Es gibt den klassischen glockenförmigen<br />
Lebenszyklus, bei dem es tatsächlich nach<br />
der Reifephase bergab geht. Diese<br />
Schrumpfungsphase haben wir im Buchhandel<br />
noch nicht erreicht und es besteht in<br />
der Reifephase grundsätzlich auch die Möglichkeit,<br />
den Verfall aufzuhalten. Eine<br />
Erneuerung und Erweiterung der Produktpalette<br />
kann sogar neuen Schwung in einen<br />
Markt bringen.<br />
Wie erklärt sich die im Vergleich zu anderen<br />
Branchen späte Konzentration und damit<br />
auch späte Reifephase?<br />
Dass sich Konzentration und Bereinigung im<br />
Buchhandel vergleichsweise spät zeigen, ist<br />
auf mehrere Faktoren zurückzuführen: Das<br />
eine ist die Besonderheit der Buchpreisbindung.<br />
Ein bloßer Qualitätswettbewerb wie im<br />
Buchhandel ist anders als ein Preiswettbewerb,<br />
nicht so scharf, weil es weniger auf die<br />
Kostensituationen der einzelnen Unternehmen<br />
ankommt, die für die Weitergabe in<br />
Form von Preisnachlässen ausschlaggebend<br />
sein kann. Ein weiterer gewichtiger Faktor ist<br />
die traditionelle, sehr lange Zeit stabile mittelständische,<br />
also zersplitterte, lokale Struktur.<br />
Erst in der Nationalisierungsphase haben<br />
sich einzelhandelstypisch Filialunternehmen<br />
herausgebildet. Für sie sind konzentrationstreibende<br />
Aspekte relevant, sie können<br />
die Konzentration in Gang bringen und<br />
haben ab Mitte der 90er-Jahre eine teilweise<br />
progressive Konzentration vorangetrieben.<br />
Seit etwa 2005 ist auch eine Bereinigung zu<br />
beobachten: Die Zahl der Anbieter im Markt<br />
verringert sich, ein Überangebot wird tendenziell<br />
beseitigt.<br />
Die Unternehmenskonzentration des Buchhandels<br />
ist verbunden mit Expansion in große<br />
Flächen in bester Lage und insgesamt einer<br />
Verkaufsflächenerweiterung: Ist das eine<br />
zwangsläufige und vernünftige Entwicklung<br />
in einer stagnierenden Branche?<br />
Es hat wohl kein Weg daran vorbeigeführt:<br />
Wer bei einem relativ geringen Branchenwachstum<br />
im direkten Wettbewerb mit ähnlich<br />
starken Anbietern wachsen und Marktanteile<br />
gewinnen will, ist auf Standortneueröffnungen<br />
und Flächenerweiterungen angewiesen.<br />
Das ist nicht ungefährlich, denn
uchreport.magazin Februar 2011 55<br />
dadurch erhöht sich zunächst die Verkaufsfläche<br />
und man bewegt sich auf einem<br />
schmalen Grat, wenn dadurch die Flächenproduktivität<br />
stark abnimmt und sich die<br />
Investitionen in die Fläche nicht mehr rechnen.<br />
Dies hat die Dynamik der expandierenden<br />
Unternehmen zuletzt ausgebremst. Die Branche<br />
ist wegen des schrumpfenden Marktes<br />
mächtig unter Druck: Wie geht die Entwicklung<br />
jetzt weiter?<br />
Kurzfristige Trends lassen sich aus meinen<br />
Analysen zwar nicht ableiten, aber ich erwarte<br />
für die nahe Branchenzukunft folgende,<br />
sich zum Teil überlagernde Entwicklungen.<br />
Die zuletzt beobachtete Investitionszurückhaltung<br />
wird anhalten. Generell werden Neuinvestitionen<br />
angesichts des wirtschaftlichen<br />
Drucks und fraglicher Rentabilität noch sorgfältiger<br />
geprüft. Das gilt auch für Übernahmen.<br />
Weil der schrumpfende Markt es expansiv<br />
ausgerichteten Unternehmen erschwert,<br />
Marktanteile auszubauen, sind Übernahmen<br />
eine grundsätzlich naheliegende Option, aber<br />
nur unter der Prämisse, dass solche Akquisitionen<br />
wirtschaftlich lohnend und/oder strategisch<br />
sinnvoll sind. So wird sich im engen<br />
Markt vor allem zunächst der Wettbewerb<br />
um einzelne Zielgruppen und in Teilmärkten<br />
weiter verschärfen. Hinzu kommt die<br />
Vertriebswegekonkurrenz, die große Herausforderung,<br />
gegenüber dem Online-Handel<br />
nicht zu viel zu verlieren. Generell ist der<br />
Druck auf alle stationären Anbieter wegen<br />
des E-Commerces sehr hoch.<br />
Sie unterscheiden sieben „strategische Gruppen“.<br />
Welcher Buchhandelstyp hat schlechte,<br />
welcher gute Perspektiven?<br />
Einige strategische Gruppen haben wenig<br />
Chancen, beispielsweise lokale Fachbuchhandlungen.<br />
In der Fachinformation sind<br />
Filialkonzepte wirkungsvoller, sie können bei<br />
spezialisierten Angeboten insbesondere im<br />
E-Commerce und bei Fachdienstleistungen<br />
besser mithalten. Andere tendieren zur Verschmelzung:<br />
Der Schmalspurbuchhandel<br />
etwa arbeitet sich durch Trading-up an die<br />
größeren Filialen mit Allgemeinsortiment<br />
heran. Beide setzen auf Angebote, die breite<br />
Kundengruppen ansprechen. Die kleinen<br />
Boulevardsortimente können ja durchaus als<br />
Versuch der Rückverjüngung der Branche<br />
verstanden werden: Eine Antwort auf das<br />
Erreichen der Reifephase beziehungsweise<br />
der folgenden Schrumpfung.<br />
Insgesamt stechen die Vorteile der filiali-<br />
Zur Person<br />
<strong>Kerstin</strong> <strong>Emrich</strong><br />
1982 in Kulmbach geboren, studierte von 2002 bis 2007 an der Universität Erlangen-<br />
Nürnberg Buchwissenschaft und Wirtschaftswissenschaft, zuletzt mit einem Thalia-<br />
Promotionsstipendium. Magister-Abschluss 2007 und anschließend Promotion. Seit<br />
2008 ist <strong>Kerstin</strong> <strong>Emrich</strong> wissenschaftliche Mitarbeiterin und seit April 2010 Juniorprofessorin<br />
für Buchwissenschaft/Buchwirtschaft an der Universität Erlangen-Nürnberg.<br />
sierten Buchhandelsunternehmen unterschiedlicher<br />
Spezialisierung hervor.<br />
Warum ist der Typ Filialbuchhandlung erfolgreicher<br />
als der Standorthandel?<br />
Moment, so pauschal gilt das keineswegs.<br />
Die Entwicklung und die einzelnen Märkte<br />
sind sehr viel komplexer und es ist zudem<br />
eine Frage, wie man Erfolg definiert. Filialunternehmen<br />
sind erfolgreich, wenn man sich<br />
aggregierte Zahlen zu Umsatz und Marktanteil<br />
ansieht. Sie haben Einkaufs- und Kostenvorteile<br />
sowie Investitionsressourcen und<br />
sprechen mit <strong>ihre</strong>r Mainstream-Orientierung<br />
ein möglichst breites Publikum an.<br />
»Der Schmalspurbuchhandel arbeitet<br />
sich durch Trading-up an die größeren<br />
Filialen mit Allgemeinsortiment heran.«
56<br />
Aber auch eine stationäre Buchhandlung<br />
kann erfolgreich sein, wenn wir uns Partialmärkte<br />
ansehen, zum Beispiel bestimmte<br />
Kundengruppen wie literarische Buchhandlungen<br />
mit spezifischen Zielgruppen oder<br />
»Es gibt ein Publikum, dass sich nicht<br />
mit dem Mainstream-Angebot einer<br />
Filialbuchhandlung zufrieden gibt.«<br />
kleinere lokale Märkte. Wir haben ja ein<br />
deutliches Stadt-Land-Gefälle bei der Konzentration<br />
und der Diffusion von Filialisten.<br />
In ländlichen Regionen ist vielfach Platz für<br />
den Standorthandel. Ein weiterer Erfolgsfaktor<br />
ist das Verbraucherverhalten und damit<br />
die Akzeptanz der verschiedenen Buchhandelstypen.<br />
Es gibt ein Publikum, das sich<br />
nicht mit dem Mainstream-Angebot einer<br />
Filialbuchhandlung zufrieden gibt. Da muss<br />
sich dann zeigen, wie viel Potenzial sich<br />
lokal für ein einzelnes Unternehmen ergibt,<br />
das sich mit gehobenem Angebot und Services<br />
positioniert.<br />
Wie weit gehen die Möglichkeiten, dass traditionelle<br />
Standortbuchhandlungen durch Verbundlösungen<br />
Nachteile gegenüber Filialbetrieben<br />
ausgleichen?<br />
Es wird wichtiger, sich in Verbünden zu<br />
organisieren und zu kooperieren, in welchen<br />
Punkten auch immer. Generell<br />
liegt das größte Potenzial von Verbünden<br />
im Bereich Einkauf und damit der<br />
Bündelung von Nachfragemacht.<br />
Dadurch kommt es streng genommen<br />
in der Branche zu weiteren Konzentrationsschüben.<br />
Der Erfolg von Verbünden<br />
hängt davon ab, inwieweit<br />
die Marktteilnehmer bereit sind,<br />
die Verbundidee anzunehmen.<br />
Das Problem war ja bisher,<br />
dass es offenbar<br />
sehr schwierig ist,<br />
den Grad<br />
der Zusammenarbeit<br />
zu finden,<br />
der für alle akzeptabel<br />
ist. Viele<br />
Buchhändler sind<br />
nicht bereit, <strong>ihre</strong><br />
lokale Marke hintanzustel<br />
buchreport.magazin Februar 2011<br />
len, was zum Teil auch nachvollziehbar ist.<br />
Wie stehen die Chancen, sich durch eine ausgeprägte<br />
lokale Verankerung zu behaupten?<br />
Grundsätzlich werden strategisches Denken<br />
und ökonomisch sinnvolles Handel gerade<br />
für kleine und mittlere Unternehmen immer<br />
wichtiger. Im Zuge der Uniformierung aufgrund<br />
der Kettenbildung im Einzelhandel<br />
insgesamt und im Bucheinzelhandel im<br />
Besonderen müssen Kundenbindung und<br />
Markenbildung in den Vordergrund gestellt<br />
werden. Insofern stehen die Chancen gar<br />
nicht schlecht. Allerdings muss dabei akzeptiert<br />
werden, dass dieser lokale Markt und die<br />
konkret angesprochenen Kundengruppen<br />
langfristig schrumpfen, wegen des Alters der<br />
Kernzielgruppen und durch die Vertriebswegeverschiebungen<br />
durch den Online-Handel.<br />
In der Branche haben sich mit Thalia und der<br />
DBH zwei Gruppen deutlich von der übrigen<br />
Branche abgesetzt. Läuft es mittelfristig auf<br />
ein Oligopol hinaus?<br />
Nicht ganz: Es gibt zwei Polarisierungen,<br />
einerseits eine oligopolähnliche Situation<br />
und auf der anderen Seite atomistische<br />
Marktanteile vieler kleinerer Unternehmen.<br />
Das heißt, die Entwicklung geht stark zu<br />
Lasten des Mittelstands. Es entstehen<br />
Großunternehmen auf Kosten der kleinen<br />
und mittelständischen Unternehmen durch<br />
Übernahmen lokaler Größen oder auch<br />
durch Verdrängung. Die Filialbuchhandlungen<br />
kommen ja vor allem den mittelgroßen<br />
Unternehmen in die Quere. Die Kunden<br />
probieren ja gern mal was Neues aus und<br />
ein Teil bleibt dann dort. Im Ergebnis bedeutet<br />
dies eine tendenzielle Auflösung des Mittelstands.<br />
Wie weit ist das fortgeschritten?<br />
Belege für diese Zentrifugalität finden sich<br />
in der Veränderung der Unternehmenszahl<br />
und der Umsatzanteile in den unterschiedlichen<br />
Umsatzgrößenklassen. Von 2000 bis<br />
2005 ist der prozentuale Anteil der untersten<br />
und der drei oberen Größenklassen des<br />
Bucheinzelhandels angestiegen. Der Anteil<br />
der mittleren Umsatzgrößenklassen von 1 bis<br />
10 Mio Euro Jahresumsatz ist dagegen<br />
zurückgegangen. Die Schere zwischen<br />
großen und kleinen Sortimentsbuchhandlungen<br />
in der Umsatzsteuerstatistik weist<br />
darüber hinaus auf die Einseitigkeit der zentrifugalen<br />
Entwicklung hin: Neben der Existenzgefährdung<br />
des Mittelstands ist die<br />
Struktur stark zugunsten der oberen Größenklassen<br />
verschoben. Drei Viertel der
Fotos: Erich Malter<br />
buchreport.magazin Februar 2011 57<br />
4800 in der Umsatzsteuerstatistik erfassten<br />
Unternehmen des Buch- und Zeitschrifteneinzelhandels<br />
wirtschaften unterhalb des<br />
gesunden Bereichs, der bei einem Jahresumsatz<br />
von mindestens 500 000 Euro<br />
ansetzt.<br />
Neben der massiven Veränderung der Unternehmensstrukturen<br />
der Buchbranche gibt es<br />
auch inhaltliche Impulse: Sind E-Books der<br />
größte Sprengstoff für weitere Entwicklung?<br />
Kurzfristig nicht, weil der größere Sprengstoff<br />
in der Vertriebswege-Umstrukturierung,<br />
Stichwort Online-Handel, steckt. Grundsätzlich<br />
stellt die Digitalisierung für die längerfristige<br />
Zukunft aber tatsächlich eine bedeutsame<br />
strategische Herausforderung dar. Für die<br />
Wirkung dieses Faktors ist entscheidend, wie<br />
sich die Technikaffinität der Verbraucher entwickelt,<br />
aber auch ob und wie schnell sich die<br />
vollständige Digitalisierung der Kommunikation<br />
und Information durchsetzt. Grundsätzlich<br />
ist dann eine Multiplikatorwirkung auf<br />
den Konzentrationsverlauf zu erwarten, da<br />
sich dadurch der traditionelle Buchhandelsmarkt<br />
verengt und der Verdrängungswettbewerb<br />
verschärft wird. Dies geschieht zum<br />
einen über die Veränderungen der angebotenen<br />
Produkte und folglich der Handelssortimente.<br />
Zum anderen unterliegen die Vertriebswege<br />
der Waren auch Veränderungen.<br />
Das führt zum Stichwort „Multichannel“: Wie<br />
zwingend ist die Verzahnung der stationären<br />
Aktivitäten mit dem Online-Kanal?<br />
Sie ist grundsätzlich überhaupt nicht zwingend.<br />
Und man muss sich klarmachen, dass<br />
„multi“ nicht nur „zwei“, sondern „viel“<br />
bedeutet und für einen umfassenden Ansatz<br />
steht. Eine Entscheidung für Multichannel-<br />
Strategien hängt von vielerlei Faktoren ab.<br />
Zum Beispiel von der Akzeptanzfrage und<br />
damit von den Kunden und den Zielgruppen<br />
der Buchhandlung, außerdem von den Ressourcen<br />
und Fähigkeiten des Unternehmens.<br />
Man muss die Alternativen möglicher<br />
Umsatzverluste gegen die Investition in den<br />
E-Commerce abwägen.<br />
Ich bin nicht so sicher, ob jeder kleine<br />
Laden einen Online-Shop braucht. Nach<br />
meinen Beobachtungen unterscheiden<br />
Stammkunden kleinerer Buchhandlungen<br />
schon zwischen <strong>ihre</strong>m stationären Einkauf<br />
und Online-Bestellungen. Diese Differenzierung<br />
ist nicht so leicht zu überwinden. Es ist<br />
sehr schwer, die Leute von einem First<br />
mover wie Amazon wieder wegzubewegen.<br />
Man sieht ja, wie viel Aufwand die Marktfüh-<br />
rer treiben müssen, um in diesem Bereich<br />
Fuß zu fassen.<br />
Bleibt der Trend, stationär die Sortimentsstruktur<br />
zu verändern und Nonbooks zu integrieren:<br />
Ist das vor allem aus der Not geboren,<br />
die vorhandenen Ladenflächen in einem<br />
schrumpfenden Markt zu bewirtschaften, oder<br />
eine unabhängig davon sinnvolle Strategie, die<br />
Branchengrenzen zu überschreiten?<br />
Es gehört zu den Erfolgsfaktoren, die Auflösung<br />
von Branchengrenzen sinnvoll in die<br />
strategischen Überlegungen zu implementieren.<br />
Es ist eine Zukunftsfrage, ob sich eine<br />
Buchhandlung in Reinform halten kann oder<br />
ob sie neue Sortimente hinnehmen muss,<br />
um auch in der medial konvergenten Welt<br />
wettbewerbsfähig zu bleiben.<br />
Ist die unschärfere Profilierung durch die<br />
Ergänzungssortimente ein Problem?<br />
Ganz im Gegenteil: Ein Zusatzsortiment in<br />
Form von Nonbooks trägt zur Differenzierung<br />
des Angebots der Sortimentsbuchhandlungen<br />
bei, wenn es kein wahlloses Hinzunehmen<br />
von Warengruppen ist, sondern profilgebend<br />
genutzt wird. So kann die Zielgruppe<br />
verändert und erweitert werden. Im<br />
positivsten Fall um Kundengruppen, die<br />
ohne die Ergänzungswaren gar nicht in die<br />
Buchhandlung gekommen wären. Cross-Selling-Möglichkeiten<br />
in das Kern-, also Buchsortiment<br />
wären ein positiver Folgeeffekt.<br />
Wenn ein Spielwarenladen schließt oder<br />
auch das Weinangebot unzureichend ist,<br />
ergeben sich interessante Abrundungen.<br />
Die Fragen stellte Thomas Wilking<br />
Strategische Karte:<br />
<strong>Kerstin</strong> <strong>Emrich</strong> hat die<br />
einzelnen Buchhandelstypen<br />
mit <strong>ihre</strong>n Charakteristika<br />
in einer so genannten<br />
strategischen<br />
Karte graphisch dargestellt.<br />
In der Matrix sind<br />
einerseits der Integrationsgrad<br />
der Betriebe<br />
berücksichtigt (der<br />
angibt, ob es sich um<br />
Einzelunternehmen, filialisierte<br />
Betriebe oder<br />
agglomerierte Betriebe<br />
handelt) und andererseits<br />
die Fachkompetenz.<br />
Die jeweilige Marktbedeutung<br />
der Gruppen<br />
spiegelt sich in der<br />
Fläche der Blasen, welche<br />
die einzelnen Gruppen<br />
repräsentieren.