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Ausgabe 7 – Dezember 2010<br />

Schwerpunkt<br />

Dreharbeiten<br />

in NRW<br />

Transatlantischer Dialog<br />

NRW in<br />

New York<br />

Der Brancheninformationsdienst der <strong>Filmstiftung</strong> NRW<br />

Kinoprogrammpreis<br />

Prämien für<br />

Filmtheater<br />

Auf dem Sprung<br />

Anna Wahle<br />

im Porträt<br />

1


Auf der Location-Seite des Newsletter finden Sie in jedem Heft einen bebilderten Gruß aus einer Stadt der Region<br />

oder, wie im aktuellen Heft, Impressionen zu<br />

einer bestimmten Epoche.<br />

Ausgewählt werden die Motive<br />

von Location-Scouts aus NRW.<br />

Alle Bilder und viele mehr finden Sie auch in der Motivdatenbank www.locationnrw.de.<br />

2<br />

Udo Wüllenweber,<br />

Tel. (0211) 1577074;<br />

udo.wuellenweber@t-online.de<br />

Abi D. Roos<br />

Tel. (0172) 2904161<br />

info@locomotiv.de<br />

Mario Karl<br />

House of Extras<br />

Tel. (0163) 6610000<br />

houseofextras@aol.com<br />

Grüße aus den 50ern<br />

moods - location<br />

scouting pia esten,<br />

Tel. (0178) 5417906;<br />

p.esten@moodslocationscouting.com<br />

tobdesign /<br />

setdesign & location,<br />

Tobias Roelin<br />

Tel. (0201) 6491071;<br />

Tel. (0172) 5324331;<br />

post@roelin.eu<br />

ZeitRaumRechercheLocation<br />

Stefan Möller,<br />

Tel. (0177) 8223742;<br />

zeitraumrecherchelocation@web.de<br />

newsletter 7/2010 – Location<br />

ZimmerService, Markus Zimmer<br />

Tel. (0177) 340 66 92;<br />

locationsuche@gmx.de


Schwerpunkt: NRW dreht auf<br />

Und Action!<br />

enn andere Kollegen die Chance haben,<br />

Whier zu drehen, dann sollten sie sie nutzen.“<br />

Mit besten Empfehlungen für das Filmland NRW<br />

verließ Helen Mirren im November Köln Richtung<br />

Budapest, nachdem in den MMC Studios die<br />

NRW-Aufnahmen für Istvan Szabos neuen Film<br />

„Hinter der Tür“ abgeschlossen waren. Die<br />

deutsch-ungarische Koproduktion war nur eine<br />

von zahlreichen Filmproduktionen, die in diesem<br />

Herbst in NRW in Szene gesetzt wurden und von<br />

denen wir Ihnen einige in unserem Schwerpunkt<br />

vorstellen wollen. Insgesamt hieß es 2010 an<br />

über 1.000 Drehtagen in <strong>Nordrhein</strong>-<strong>Westfalen</strong>:<br />

„Ruhe bitte, wir drehen!“ Und das nicht nur in<br />

Köln und Düsseldorf, sondern auch in Marl, Geilenkirchen,<br />

Bad Berleburg und Stadtlohn. Zur besseren<br />

Übersicht haben wir auf Seite 17 eine Karte<br />

vorbereitet, in der die meisten der Drehorte<br />

2010 eingetragen sind.<br />

Zu den beliebtesten Locations zählten in diesem<br />

Jahr die Kölner MMC Studios, die mit zehn<br />

realisierten Produktionen einen neuen Hausrekord<br />

aufstellten. Im Interview berichten Friedhelm<br />

Bixschlag und Bastie Griese stolz, dass sie<br />

für ihre Studios in diesem Jahr Vollauslastung<br />

melden können.<br />

Der Herbst hatte in <strong>Nordrhein</strong>-<strong>Westfalen</strong><br />

aber noch mehr zu bieten. Oktober und November<br />

sind in NRW regelmäßig auch Festivalzeit.<br />

Wir berichten von der Filmwoche Duisburg,<br />

dem Kinofest Lünen, Film+ und Soundtrack Cologne.<br />

Außerdem blicken wir zurück auf die Cologne<br />

Conference und liefern einen bilderreichen<br />

Bericht von der Verleihung der Kinoprogrammpreise,<br />

zu der im November nicht nur die<br />

prämierten Filmbetreiber sondern auch zahlreiche<br />

Filmpromis in das Kölner Theater im Tanzbrunnen<br />

kamen. Aus New York erreichten uns<br />

gleich zwei Beiträge: Claudia Steffen erzählt im<br />

Interview von ihren Erfahrungen beim Internationalen<br />

Koproduktionstreffen No Borders während<br />

der Independent Filmweek, und Andreas<br />

Kloos berichtet von dem Transatlantischen Dialog,<br />

den eine NRW-Delegation rund um die<br />

„Drei“ (Kinostart: 23. Dezember)<br />

Foto: X Verleih<br />

Verleihung der Internationalen Emmys im Big<br />

Apple pflegte.<br />

Darüber hinaus bietet das Heft wieder die<br />

bewährten Informationen aus der und über die<br />

Branche in NRW mit Meldungen, einem Interview<br />

mit Joachim Kühn, der mit seinem Verleih<br />

RealFiction den Deutschen Verleiherpreis gewann,<br />

den Seiten für den Nachwuchs mit einem<br />

Porträt der Filmemacherin Anna Wahle sowie<br />

einem Gespräch mit KHM-Rektor Klaus<br />

Jung anlässlich des 20. Geburtstages der Kölner<br />

Hochschule für Medien. Es war viel los im<br />

Herbst, und 2011 wird auch nicht viel ruhiger.<br />

Die ersten heißen Berlinale-Kandidaten werden<br />

bereits gehandelt, und ein wichtiges Jubiläum<br />

steht im kommenden Jahr auch bevor: Die <strong>Filmstiftung</strong><br />

NRW feiert 2011 ihren 20. Geburtstag.<br />

Viel Vergnügen beim Lesen sowie ein frohes<br />

Fest und ein gesundes, erfolgreiches Jahr<br />

wünscht im Namen der gesamten Redaktion<br />

Rüdiger Bertram<br />

Chefredakteur<br />

Inhalt<br />

4 Meldungen<br />

Branche, Kinos, Festiv<strong>als</strong>, Preise<br />

4 Aufbruch in die dritte Phase<br />

Interview Frauke Gerlach<br />

4 Transatlantischer Dialog<br />

NRW-Delegation wirbt in New York für den Standort<br />

6 Große Neugierde<br />

Kölner Produzenten bei No Borders<br />

9 Treue zur Idee<br />

Interview David Lynch, Preisträger Filmpreis Köln<br />

10 Im Schatten der Wehrmacht<br />

Michael André über die Bundeswehr im Film<br />

12 „Kino – der wichtigste Ort“<br />

Kinoprogrammpreise 2010<br />

14 Auf dem Sprung<br />

Die Seite für den Filmnachwuchs mit einem Interview<br />

mit Rektor Klaus Jung zu 20 Jahren KHM<br />

und einem Porträt von Anna Wahle<br />

Schwerpunkt:<br />

NRW dreht auf<br />

16 Mirren schwärmt für Köln<br />

Setbericht: „Hinter der Tür“<br />

17 Drehkreuz NRW<br />

Karte der Drehorte 2010<br />

18 Dreharbeiten<br />

20 Wohlfühlstudio<br />

Interview Bastie Griese und Friedhelm Bixschlag, MMC<br />

21 Tante Polly liest Keith Richards<br />

Setbericht: „Tom Sawyer“<br />

22 Schwein gehabt<br />

Setbericht: „When Pigs have Wings“<br />

26 MEDIA<br />

Thema: How to Apply<br />

27 NRW-Herbstfestiv<strong>als</strong><br />

Filmwoche Duisburg, Kinofest Lünen,<br />

Soundtrack Cologne, Film+ u.a<br />

30 Mit besten Empfehlungen<br />

Neue Kinofilme der <strong>Filmstiftung</strong> NRW<br />

24 Impressum<br />

Schwerpunkt Februar<br />

20 Jahre <strong>Filmstiftung</strong> NRW<br />

Editorial – newsletter@filmstiftung.de<br />

2011 wird die <strong>Filmstiftung</strong> NRW 20 Jahre alt. Der Newsletter,<br />

der zur Berlinale erscheinen wird, widmet sich in<br />

seinem Schwerpunkt dem Jubiläum und berichtet außerdem<br />

ausführlich über den NRW-Auftritt bei den Berliner<br />

Filmfestspielen. Ab dem 4. Februar ist das neue Heft online<br />

unter www.filmstiftung.de zu finden.<br />

3


Interview Frauke Gerlach<br />

Aufbruch in die<br />

dritte Phase<br />

Frauke Gerlach ist die neue Aufsichtsratsvorsitzende<br />

der <strong>Filmstiftung</strong> NRW und<br />

übernimmt damit die Nachfolge von Dieter<br />

Gorny. Das beschloss der Aufsichtsrat der <strong>Filmstiftung</strong><br />

NRW in seiner Sitzung am 8. Dezember.<br />

Für den Newsletter sprachen wir mit ihr<br />

über die Entwicklung des Medienlandes und<br />

die Rolle der <strong>Filmstiftung</strong> NRW dabei.<br />

Seit der Gründung der <strong>Filmstiftung</strong><br />

NRW vor 20 Jahren hat sich<br />

das Filmland NRW rasant entwickelt.<br />

Was waren für Sie die wichtigsten<br />

Stationen?<br />

Insgesamt kann man aus meiner Sicht<br />

drei Phasen unterscheiden. Die erste begann<br />

1991 mit der Gründung der <strong>Filmstiftung</strong> NRW.<br />

Die Medienpolitik war zu dieser Zeit ein sehr<br />

ambitioniertes Politikfeld und in der Folge be-<br />

Europäische Filmpreise in Tallinn<br />

„Lebanon“ und<br />

„Lourdes“ geehrt<br />

Die französische Schauspielerin Sylvie Testud<br />

erhielt für ihre Rolle der skeptischen Pilgerin<br />

Christine in Jessica Hausners „Lourdes“ am<br />

4. Dezember im estnischen Tallinn den Europäischen<br />

Filmpreis <strong>als</strong> Beste Darstellerin. Der<br />

Kinofilm, der <strong>als</strong> internationale Koproduktion der<br />

Kölner Thermidor Filmproduktion entstand,<br />

wurde von der <strong>Filmstiftung</strong> NRW<br />

ebenso gefördert wie Samuel Maoz’ bedrückendes<br />

Werk „Lebanon“, das fast ausschließlich<br />

im Inneren eines israelischen Panzers spielt<br />

und den European Discovery 2010/FI-<br />

Als erster ARD-Sender hat der WDR auf Initiative<br />

des film & fernseh produzentenverband<br />

nrw e.v. einer alternativenBürgschaftsform<br />

zugestimmt, so der Verband. Ab dem 1.<br />

Dezember akzeptiert der Kölner Sender bei seinen<br />

Auftragsproduktionen nicht nur eine Bankbürgschaft<br />

des Produzenten, sondern auch die<br />

mit der HDI-Gerling Industrie AG entwickelte<br />

Bürgschaftsversicherung TV-Produktion.<br />

„Die neue Bürgschaftsversicherung TV-Produktion<br />

entlastet gegenüber den Bankbürg-<br />

4<br />

gann der Aufbau des Film- und Fernsehlandes<br />

NRW. Die zweite Phase startete etwa 2000 und<br />

ist eng verbunden mit der Gründung der ifs, der<br />

internationalen filmschule Köln und der Etablierung<br />

einer lebendigen, mittelständischen Produzentenlandschaft.<br />

In diese Phase fällt auch eine<br />

starke Internationalisierung des Filmlandes,<br />

die NRW zu einem der erfolgreichstenMedienstandorte<br />

Europas gemacht<br />

hat. Nun treten wir in die<br />

dritte Phase ein.<br />

Frauke<br />

Gerlach,<br />

Foto: LfM<br />

Welchen Anteil<br />

hatte die <strong>Filmstiftung</strong><br />

NRW an dieser Entwikklung?<br />

Zunächst war ihre<br />

Gründung ein starker<br />

Standortimpuls – natürlich auch durch ihren hohen<br />

Etat, der heute bei 32 Millionen Euro liegt.<br />

Über die Jahre hat sich die <strong>Filmstiftung</strong> NRW<br />

durch ihre kontinuierlichen Förderaktivitäten <strong>als</strong><br />

verlässliche Partnerin bewährt. Bei der Filmstif-<br />

PRESCI-Preis für das beste Debüt erhielt.<br />

„Lebanon“-Kameramann Giora Bejach wurde<br />

für seine beklemmenden Bilder außerdem<br />

mit dem europäischen Carlo di Palma-Preis<br />

für die Beste Kamera ausgezeichnet. Produziert<br />

wurde der bereits vielfach ausgezeichnete Kinofilm<br />

von der Kölner Ariel Films.<br />

„Das Engagement <strong>Nordrhein</strong>-<strong>Westfalen</strong>s für<br />

das europäische Kino wird einmal mehr belohnt<br />

– dies zeigen die nominierten und nun ausgezeichneten<br />

Produktionen. Völlig verdient haben<br />

diese künstlerisch herausragenden und bereits<br />

mehrfach prämierten Werke Preise in Tallinn erhalten”,<br />

freute sich Petra Müller, Geschäftsführerin<br />

der <strong>Filmstiftung</strong> NRW, über die Erfolge<br />

der geförderten Filme.<br />

Dominiert wurde der Abend von Roman<br />

Polanskis „The Ghostwriter”, den die Mitglieder<br />

der Europäischen Filmakademie mit<br />

insgesamt sechs Preisen auszeichneten. Den<br />

Preis für sein Lebenswerk überreichte Akademie-<br />

Präsident Wim Wenders an Bruno Ganz,<br />

der ab dem 13. Januar in dem geförderten Kinofilm<br />

„Satte Farben vor Schwarz” in den deutschen<br />

Filmtheatern zu sehen ist.<br />

Alle Preisträger unter www.europeanfilmacademy.org.<br />

Debütpreis mit knapp 50 Jahren:<br />

Samuel Maoz erhielt in Tallinn den Discovery Award.<br />

Foto: European Filmacademy<br />

Bürgschaftsversicherung<br />

WDR akzeptiert Versicherungsbürgschaft<br />

schaften die Finanzierungsstruktur der TV-Produzenten<br />

erheblich und führt trotz eines nahezu<br />

identischen Antragsverfahrens zu einer geringeren<br />

Kostenbelastung“, erklärt Rafaela Wilde,<br />

geschäftsführende Justiziarin des Verbandes,<br />

der damit rechnet, dass sich auch weitere öffentlich-rechtliche<br />

TV-Sender dem Beispiel des<br />

WDR anschließen.<br />

film & fernseh produzentenverband<br />

nrw e.v., Tel. (0221) 1391194;<br />

presse@film-nrw.de<br />

tung NRW – und das höre ich oft aus der Branche<br />

– geht es aber nicht nur um Geld, sondern<br />

auch um Beratung. Das ist vor allem für den<br />

Nachwuchs wichtig, der die ersten Filme produzieren<br />

will und das erste Mal mit der Förderung<br />

zu tun hat. Fest steht außerdem: In den<br />

letzten 20 Jahren war die <strong>Filmstiftung</strong> NRW ein<br />

strahlender Repräsentant für das Land NRW.<br />

Wo sehen Sie die zukünftigen<br />

Herausforderungen für den Standort?<br />

Die Medienwelt hat sich in den letzten<br />

zehn Jahren extrem verändert, die Stichworte<br />

hierzu sind: Digitalisierung, Konvergenz und Globalisierung.<br />

Wir haben eine Verschiebung der<br />

Kräfte erlebt, und der Einfluss der Internet- und<br />

Telekommunikationsbranche ist stark gestiegen.<br />

Hinzu kommt, dass sich die Segmentierung der<br />

Inhalte auflöst, es gibt zahlreiche hybride Formen,<br />

wir sehen dies im Bereich der Werbung<br />

und können noch einiges bei den Games erwarten.<br />

Die Folge ist: Es gibt heute nicht mehr nur<br />

reinrassige Produkte, aber dafür viele neue Ak-<br />

Transatlantischer Dialog<br />

Präsenz in<br />

den Staaten<br />

Iris Berben und Sebastian Koch dürfen<br />

sich zu den besten Fernsehschauspielern<br />

der Welt zählen,<br />

denn sie beide waren für einen<br />

International Emmy Award nominiert.<br />

Die TV-Stars waren zur Preisverleihung<br />

am 22. November nach<br />

New York gereist, begleitet von einer<br />

Delegation aus <strong>Nordrhein</strong>-<br />

<strong>Westfalen</strong>. Vertreter von <strong>Filmstiftung</strong><br />

NRW, Staatskanzlei, Landesanstalt<br />

für Medien und Produzenten<br />

aus NRW drückten kräftig die<br />

Daumen: Iris Berben war für ihre Hauptrolle in<br />

„Krupp – Eine deutsche Familie“ für einen International<br />

Emmy nominiert, Sebastian Koch hatte<br />

für seine schauspielerische Leistung in „Der<br />

Seewolf“ gute Aussichten auf die höchste Auszeichnung,<br />

die es im internationalen TV-Geschäft<br />

zu vergeben gibt. Nominiert war außerdem der<br />

Fernsehfilm „Marcel Reich-Ranicki – mein Leben“,<br />

der ebenso wie „Krupp“ von der <strong>Filmstiftung</strong><br />

gefördert und in NRW gedreht wurde.<br />

Die Gäste erlebten bei der Verleihung einen<br />

glanzvollen Gala-Abend im Hilton Hotel mit prominenten<br />

Laudatoren wie Alec Baldwin, „Mad<br />

Men“-Star Elisabeth Moss und News Corp.-Chef<br />

Rupert Murdoch, und schließlich doch noch einen<br />

Emmy für NRW: Die Animationsserie<br />

„Shaun das Schaf“, eine WDR-Koproduktion,<br />

holte sich in der Kategorie Kinder- und Jugendprogramm<br />

die begehrte Trophäe.<br />

Über 1.000 Gäste kommen jedes Jahr zu<br />

den Emmy Awards nach New York: ein echtes<br />

Highlight im internationalen TV-Biz inklusive eines<br />

ausgesuchten Fernsehfestiv<strong>als</strong>. Besonders<br />

beliebt aber ist der zweistündige Cocktail vor<br />

der Preisverleihung. Ein idealer Event, um neue<br />

Kontakte zu knüpfen und bestehende aufzufrischen,<br />

schließlich tummelt sich hier das Who is<br />

Who der internationalen TV-Branche. Seit nunmehr<br />

drei Jahren nutzt der Medienstandort<br />

newsletter 7/2010 – Meldungen<br />

teure. Die Aufgabe des Standortes ist es, die<br />

klassischen Akteure dabei zu unterstützen, auf<br />

diese Entwicklungen zu reagieren und neue<br />

Akteure für NRW zu gewinnen.<br />

Welche Rolle spielt die <strong>Filmstiftung</strong><br />

dabei?<br />

Zu ihrem Kerngeschäft gehört, dass sie ihren<br />

klassischen Förderbereich reflektiert und geänderten<br />

Bedingungen anpasst. Aber das wird<br />

nicht ausreichen, wenn wir nun in die bereits<br />

skizzierte dritte Phase eintreten. Hier muss die<br />

<strong>Filmstiftung</strong> NRW gemeinsam mit ihren Gesellschaftern<br />

– aber auch mit den alten und neuen<br />

Akteuren der Branche – eine neue, angepasste<br />

Strategie entwickeln, mit der sie auch<br />

in den nächsten zehn Jahren erfolgreich agieren<br />

kann. Im Sinne einer lernenden Einheit geht<br />

es darum, die wirtschaftlichen und kulturellen<br />

Kräfte des Landes zu vernetzen und Anschlüsse<br />

zwischen den unterschiedlichen Branchen<br />

herzustellen. Ich habe großes Vertrauen, dass<br />

Petra Müller diese neue dritte Phase der <strong>Filmstiftung</strong><br />

erfolgreich mitgestalten wird.<br />

Bernd Schlötterer (Tele München), Petra Müller<br />

und Peter Widlok (LfM)<br />

Die Emmy-Nominierten Sebastian Koch<br />

und Iris Berben mit Produzent Leopold Hoesch<br />

(Broadview TV), Fotos: Emmy International<br />

<strong>Nordrhein</strong>-<strong>Westfalen</strong> die Internationalen Emmys<br />

zu einen transatlantischen Dialog, bei dem intensive<br />

Gespräche mit US-amerikanischen Fernsehschaffenden<br />

im Vordergrund stehen. Dazu


NRW.BANK<br />

Broschüre für<br />

kreative Köpfe<br />

Bei der NRW.BANK ist ab sofort eine neue<br />

Broschüre erhältlich, die umfassend über Fördermöglichkeiten<br />

der Kreativwirtschaft in der<br />

EU informiert. Gegliedert ist das Heft in drei Kategorien:<br />

• Darstellung der EU-Förderung in den Bereichen<br />

Kunst und Kultur, Film und Fernsehen,<br />

Wissenschaft und Technik sowie Bildung<br />

und Gesellschaft<br />

• Nationale und regionale Förderprogramme<br />

in den Niederlanden, Belgien, Frankreich,<br />

Italien und Großbritannien<br />

• Europäische Netzwerke der Medien-, Kultur-<br />

und Kreativwirtschaft<br />

Zielgruppe der kostenlosen Publikation sind die<br />

rund 212.000 Menschen in NRW, die in der Medien-,<br />

Kultur- und Kreativwirtschaft arbeiten. Bestellt<br />

werden kann die Broschüre per Mail an<br />

beratungscenter_ausland@nrwbank.de<br />

Glanzvoller Gala-Abend in New York<br />

traf man sich am Tag nach der Emmy-Gala im<br />

44. Stock des spektakulären Hearst Tower, zwei<br />

Straßen vom Central Park entfernt. Teilnehmer<br />

des exklusiven NRW-Lunch waren u.a. WDR-Intendantin<br />

Monika Piel und Programmdirektorin<br />

Verena Kulenkampff, die Produzten Oliver<br />

Berben (moovie), Michael und Ica Souvignier<br />

(Zeitsprung), Leopold Hoesch (Broadview TV),<br />

Friedhelm Bixschlag (MMC), Michael Smeaton<br />

(FFP New Media), <strong>Filmstiftung</strong>s-Geschäftsführerin<br />

Petra Müller und Christiane Bertels-Heering<br />

(Aufsichtsratsvorsitzende LfM Nova). Auf<br />

amerikanischer Seite waren MGM-World Wide<br />

Networks Präsident Bruce Tuchman, Kervin<br />

Beggs (Lionsgate), die Präsidentin von PBS Paula<br />

Kerger, Simon Sutton (HBO International &<br />

Distribution) sowie Emmy Academy Präsident<br />

und CEO Bruce Paisner dabei.<br />

„Nach dem guten Feedback der Teilnehmer<br />

planen wir eine Wiederholung. Wahrscheinlich<br />

schon im Juni in Köln. Dann geht es ganz konkret<br />

um die Entwicklung gemeinsamer Projekte.<br />

Als führender Fernsehstandort Deutschlands<br />

mit starken Sendern und erfolgreichen Produzenten<br />

in Entertainment, Fiktion und Non-Fiktion<br />

ist NRW für amerikanische TV-Verantwortliche<br />

ein sehr interessanter Partner“, resümierte<br />

Petra Müller, Geschäftsführerin der <strong>Filmstiftung</strong><br />

NRW.<br />

Auch Produzent Michael Smeaton freute<br />

sich über neu geknüpfte Kontakte: „Für mich<br />

<strong>als</strong> ein in Deutschland angesiedelter Produzent<br />

ist es hochinteressant, Entscheidungsträger aus<br />

den USA zu treffen, die man nicht jederzeit<br />

überall treffen kann. Ich hatte beispielsweise die<br />

Gelegenheit, mit Kervin Beggs von Lionsgate zu<br />

sprechen, und wir haben spontan vereinbart,<br />

dass wir uns sehr schnell wieder treffen und<br />

überlegen, was wir gemeinsam herstellen können.“<br />

Und Leopold Hoesch, Geschäftsführer der<br />

Kölner Broadview.TV ergänzt: „Der transatlantische<br />

Dialog bietet deutschen Unternehmern<br />

die Möglichkeit, sich in einer ungezwungenen<br />

Atmosphäre US-amerikanischen Firmen zu präsentieren.“<br />

<strong>Filmstiftung</strong> NRW:<br />

Die Zahlen 2010<br />

122 Kino- und Fernsehprojekte hat die <strong>Filmstiftung</strong><br />

NRW 2010 mit rund 33 Millionen Euro<br />

gefördert. Damit ermöglichte sie ein Produktionsvolumen<br />

von insgesamt 300.000 Millionen<br />

Euro – Rekord in der knapp 20 jährigen Geschichte<br />

der Düsseldorfer Filmförderung.<br />

Der NRW-Effekt, der von jedem Produzent verlangt,<br />

für jeden Euro Förderung mindestens 1,50<br />

Euro in NRW auszugeben, betrug in diesem Jahr<br />

bei der Produktion1 226 Prozent (69,3 Millionen<br />

Euro) und war damit wie schon in den Vorjahren<br />

deutlich übererfüllt. Durch die erfolgreiche<br />

Auswertung von Filmen flossen 2010 rund<br />

zwei Millionen Euro zurück in die Kassen der<br />

<strong>Filmstiftung</strong> und stehen <strong>als</strong> Referenzmittel zur<br />

Verfügung.<br />

Die Zahl der Drehtage geförderter Produktionen<br />

in NRW lag 2010 bei 1.026 Tagen, an denen<br />

auch internationale Film- und Regiestars wie<br />

Helen Mirren, Keira Knightley, Juliette<br />

Binoche, Viggo Mortensen, Michael<br />

Fassbender, David Cronenberg, Wim<br />

Wenders oder auch Istvan Szabo an Rhein<br />

und Ruhr zu Gast waren. In Szene gesetzt wurden<br />

dabei große internationale Kinoproduktionen<br />

mit Starbesetzung ebenso wie hochwertige<br />

Fernsehfilme, europäische und deutsche Independentproduktionen,<br />

packende <strong>Dokument</strong>arfilme,<br />

Kinderfilme und Debüts viel versprechender<br />

Regietalente.<br />

Damit diese Filme auch in Zukunft in einer<br />

vielfältigen und modernen Kinolandschaft zu sehen<br />

sind, unterstützte die <strong>Filmstiftung</strong> 2010<br />

NRW-Filmtheater bei der Umstellung auf die Digitalisierung.<br />

Insgesamt vergab sie dafür erstm<strong>als</strong><br />

500.000 Euro <strong>als</strong> Investitionskostenzuschüsse an<br />

18 Kinos.<br />

Mehr Zahlen und Infos über das Filmjahr<br />

2010 unter www.filmstiftung.de.<br />

Über 1,2 Millionen Besucher sahen Heinrich<br />

Breloers „Buddenbrooks“ in den deutschen<br />

Kinos. Wer die Verfilmung von Thomas<br />

Manns Familensaga dort verpasst hat, kann<br />

sich auf das Fernsehprogramm zu Weihnachten<br />

freuen. Das Erste zeigt die „Buddenbrooks“,<br />

für die das Haus der Familie mehrgeschossig in<br />

den Kölner MMC-Studios nachgebaut worden<br />

war, am 27. und 28. Dezember jeweils um<br />

20.15 Uhr. Auf Arte sind die beiden Teile bereits<br />

am 22. und 23. Dezember zu sehen. „Ein<br />

ruhigerer Einstieg in die Geschichte, eine gründ-<br />

Games-Preise in der Lichtburg<br />

Gut entwickelt<br />

Rollenwechsel in der Essener Lichtburg: Bei der<br />

Vergabe des Deutschen Entwicklerpreises<br />

am 1. Dezember im schönsten Filmtheater der<br />

Republik standen nicht Filme, sondern Computerspiele<br />

im Mittelpunkt des Interesses und dabei<br />

vor allem die Düsseldorfer BlueByte<br />

GmbH. Die Spieleentwickler nahmen sieben der<br />

begehrten Trophäen entgegen, unter anderem<br />

<strong>als</strong> Bestes Studio sowie in der Kategorie Bestes<br />

Spiel für ihre Aufbausimulation „Die Siedler 7“<br />

(Publisher: Ubisoft,Düsseldorf) die auch <strong>als</strong> Bestes<br />

Strategiespiel, Bestes Social Game und Bestes<br />

Community Management ausgezeichnet<br />

wurde. Der Preis für das Beste Spiel wurde von<br />

Petra Müller, Geschäftsführerin der <strong>Filmstiftung</strong><br />

NRW, an BlueByte Senior Producer Benedikt<br />

Grindel übergeben.<br />

„Die Auszeichnungen zeigen, dass sich in in<br />

den letzten Jahren in NRW bereits eine kreative<br />

Entwicklerszene gebildet hat. Diese Szene<br />

wollen wir in Zukunft weiter stärken und ausbauen“,<br />

so Petra Müller.<br />

TV-Highlights im Winter: „Buddenbrooks“ und „Hindenburg“, Foto: ARD/Arte und RTL<br />

lichere Vorstellung der Personen. Der Zuschauer<br />

kann sich leichter über die jeweilige Rolle der<br />

verschiedenen Familienmitglieder orientieren“,<br />

erklärt Breloer die Unterschiede zwischen der<br />

längeren Fernsehfassung zum Kinofilm. Produziert<br />

wurden die „Buddenbrooks“ von der Bavaria,<br />

Pirol Film Production, Colonia<br />

Media, WDR, NDR, SWR, BR, ARD, Degeto,<br />

Arte und ORF. Am 6. und 7. Februar<br />

präsentiert RTL mit „Hindenburg“ seine bisher<br />

größte Eigenproduktion. Gedreht wurde der<br />

Zweiteiler, der von teamWorx mit einem Bud-<br />

Feierliche Verleihung des Deutschen Entwicklerpreises<br />

in der Essener Lichtburg, Foto: Aruba Events<br />

Auch die Mülheimer Entwickler der Crenetic<br />

Studios konnten sich in der Lichtburg über<br />

eine Trophäe freuen: Sie siegten mit ihrem Spiel<br />

„Trapped Dead“ (Publisher: Headup Games,<br />

Düren) in der Kategorie Bestes Action Game. Der<br />

Gamesload Newcomer Award ging an die Ratinger<br />

Entwickler von Sluggerfly, sechs Studenten<br />

der Düsseldorfer MediaDesign Hochschule<br />

die das Game „Night of Joeanne” entwickelt<br />

haben. Und für ihr Spiel „The Skillz“ wurde<br />

die Landes-Gewerbeförderungsstelle<br />

des nordrhein-westfälischen Handwerks<br />

e.V. mit dem Preis für das Beste Lernspiel<br />

geehrt.<br />

Ausgezeichnet wurden in der Essener Lichtburg<br />

neben Spielen auch Studios, Magazine,<br />

Händler und Persönlichkeiten in über 30 Kategorien.<br />

Über die Preisträger entschieden sowohl<br />

die 300 Mitglieder der Akademie des Deutschen<br />

Entwicklerpreises <strong>als</strong> auch eine Jury und das Publikum.<br />

Entscheidende Kriterien waren neue<br />

Spielideen, technische Innovationen und spielerische<br />

Qualitäten.<br />

TV-Tipp: Einschalten für „Buddenbrooks“ und „Hindenburg“<br />

get von über zehn Millionen Euro produziert<br />

wurde, auf Englisch, um so die internatioalen<br />

Verwertungschancen zu verbessern. Regisseur<br />

Philipp Kadelbach erzählt in seinem Film die<br />

Geschichte der größten und bis heute ungeklärten<br />

Luftfahrtkatastrophe seiner Zeit, der Explosion<br />

des Zeppelins „Hindenburg“ im Jahr 1937.<br />

Drehort für das TV-Event war u.a. auch hier das<br />

MMC-Studio, in dem Innenaufnahmen in der<br />

Gondel des Luftschiffes gedreht wurden.<br />

Beide Produktionen enstanden mit Unterstützung<br />

der <strong>Filmstiftung</strong> NRW.<br />

Meldungen – newsletter 7/2010 5


Filmforum NRW: Intermediale Lektionen<br />

Noch bis zum 17. März steht der Film <strong>als</strong> „neuzeitlicher<br />

Traum vom Gesamtkunstwerk“ und die<br />

wechselseitige Beziehung von Film, Theater und<br />

digitalen Spielen im Mittelpunkt einer Film- und<br />

Diskussionsreihe des Kölner Filmforum NRW.<br />

Auf die Suche nach Antworten begeben sich dabei<br />

die Theater- und Filmemacher Wim Vandekeybus<br />

und Katie Mitchell quer durch<br />

Geschichte und Gegenwart des kreativen künst-<br />

Geschenktipp:<br />

Hollywoods<br />

goldene Ära<br />

Der preisgekrönte Illustrator Robert Nippoldt<br />

hat sich mit dem Kölner Filmkritiker Daniel Kothenschulte<br />

zusammen getan und jüngst<br />

beim Gerstenberg Verlag einen nostalgischen<br />

und üppigen Schmuckband über das klassische<br />

Hollywood der 30er Jahre publiziert. Auf<br />

160 großformatigen Seiten hochwertigen Papiers<br />

werden elegant erzählte Porträts, Anekdoten<br />

und Miniaturen begleitet von edlen grafischen<br />

und mühevoll kolorierten Illustrationen.<br />

Der in goldenes Leinen gefasste Band erinnert<br />

so auf sehr sinnliche Art und Weise an ein legendäres<br />

Jahrzehnt des amerikanischen Kinos,<br />

lerischen Austauschs. Partner ist hier das Schauspiel<br />

Köln. Medienwissenschaftler und Game-<br />

Designer sind in Zusammenarbeit mit dem Cologne<br />

Game Lab eingeladen, die praktischen<br />

und theoretischen Perspektiven der medienästhetischen<br />

Entwicklung des Gesamtkunstwerks<br />

Film von seinen Anfängen bis zu seiner Digitalisierung<br />

zu beleuchten. Zum Thema „Film &<br />

Theater“ werden die Literaturwissenschaftlerin<br />

Annette Simonis (16.12.)<br />

und die Theaterregisseurin Katie<br />

Mitchell (20.01.) vortragen<br />

und diskutieren. Dem Thema<br />

„Film & Spiele“ widmen sich<br />

Rolf Nohr, Professor für Medienästhetik<br />

und Medienkultur<br />

(27.01.) und der Spieleentwickler<br />

und Kommunikationswissenschaftler<br />

Ian Bogost (17.03.).<br />

Die Veranstaltungen beginnen<br />

jeweils um 19 Uhr. Das vollständige<br />

Programm finden Sie unter<br />

www.filmforum.de.<br />

IFFF will in Dortmund „Was tun”<br />

Als erstes größeres NRW-Filmfestival 2011 wird<br />

vom 12. bis 17. April die Dortmunder Ausgabe<br />

des Internationalen Frauenfilmfestiv<strong>als</strong><br />

Dortmund|Köln (IFFF) mit dem Fokus<br />

„Was tun – Filme zur Situation“ stattfinden. Filmemacherinnen<br />

können ihre Werke ab sofort<br />

einreichen: Bis zum 7. Januar 2011 können<br />

abendfüllende Filme für den Internationalen<br />

Spielfilmwettbewerb angemeldet werden, der<br />

mit 25.000 Euro dotiert ist.<br />

Bis zum 31. Januar 2011 läuft die Einreichfrist<br />

für den nationalen Wettbewerb für Bildgestalterinnen<br />

aus dem Nachwuchsbereich, der<br />

mit insgesamt 7.500 Euro dotiert ist. Reglements<br />

und Unterlagen finden sich unter www.frauenfilmfestival.eu.<br />

2011 wird der mit 25.000 Euro dotierte Regiepreis<br />

erstm<strong>als</strong> zwischen Regisseurin und dem<br />

deutschen Verleih des preisgekrönten Films aufgeteilt.<br />

„Wir hoffen, dass die Aussicht auf eine<br />

Anschubfinanzierung von 10.000 Euro für viele<br />

Verleihe die Entscheidung, einen Film in die<br />

6<br />

Der Kurzfilm „Motherland“ läuft<br />

am 27. Januar, wenn es bei den<br />

Lektionen um Film & Spiele geht.<br />

Foto: Filmforum im Museum Ludwig<br />

deutschen Kinos zu bringen, positiv beeinflusst.<br />

Unser Ziel ist es, über das Festival hinaus mehr<br />

Filme von weiblichen Filmschaffenden einem<br />

breiten Publikum zugänglich zu machen“, begründet<br />

Festivalleiterin Silke J. Räbiger ihre<br />

Entscheidung.<br />

In Zusammenarbeit mit dem Filmmagazin<br />

Film-Dienst hat das IFFF kürzlich eine neue CD<br />

in der Reihe „Edition Filmmusik – Komponiert<br />

in Deutschland“ herausgegeben. Gewidmet ist<br />

sie den Filmkompositionen der Pianistin und<br />

Klangkünstlerin Ulrike Haage, die 2003 <strong>als</strong><br />

erste Frau den Deutschen Jazzpreis für ihr grenzüberschreitendes<br />

Lebenswerk erhalten hat. Die<br />

CD enthält in erster Linie Musiken aus dem <strong>Dokument</strong>arfilm<br />

„Zwiebelfische. Jimmy Ernst,<br />

Glückstadt/New York“ von Christian Bau und<br />

Arthur Dieckhoff, für die Ulrike Haage Anfang<br />

November bei den Nordischen Filmtagen<br />

in Lübeck ausgezeichnet wurde.<br />

IFFF, Tel. (0231) 5025162;<br />

info@frauenfilmfestival.eu<br />

das von Charlie Chaplin bis Marlene Dietrich Ursprung<br />

ist für unsterbliche Mythen und für noch<br />

heute funktionierende Genres und Mechanismen<br />

der Filmindustrie. Das Buch „Hollywood in<br />

den 30er Jahren“ kostet 39,95 Euro.<br />

Greta Garbo darf im Schmuckband<br />

über das Hollywood der 30er Jahre<br />

nicht fehlen, Foto: Gerstenberg Verlag<br />

„Fünf Tage ohne Nora“ eröffnet am 11. Dezember<br />

das Jüdische Filmfestival in der Landeshauptstadt.<br />

Foto: Jüdische Welten<br />

Düsseldorf<br />

Jüdische Welten<br />

Vom 11. bis 16. Dezember findet in der Düsseldorfer<br />

Black Box das Filmfestival „Jüdische<br />

Welten“ statt, das von der Jüdischen Gemeinde<br />

Düsseldorf und dem American Jewish Joint<br />

Distribution Committee veranstaltet wird. „Wir<br />

möchten nach vorne schauen und daher eine<br />

breite Palette des modernen jüdischen Lebens<br />

zeigen, weit von den üblichen Klischees“, erklärt<br />

Kuratorin Erika Rubinstein das Programm des<br />

Festiv<strong>als</strong>, zu dem zahlreiche israelische Regisseure<br />

erwartet werden, die nach der Vorstellung mit<br />

Grimme: Internet<br />

kills the TV-Star<br />

Im Jahr 2015 werden TV-Inhalte vor allem <strong>als</strong><br />

Download-Angebote im Internet genutzt, so eines<br />

von vier Szenarien der neuen Studie „Programmstrategien<br />

2015“ des Marler Grimme-Instituts.<br />

Neben dem klaren Trend auf<br />

Kosten linearer Programme prognostiziert die<br />

Studie ein „Wegbrechen des Mittelsegments“,<br />

d.h. das TV-Angebot der Zukunft wird geprägt<br />

durch hochwertige Qualitätsformate und Billigproduktionen,<br />

die „<strong>als</strong> Marke ins Internet verlängert<br />

bzw. von vornherein für mehrere me-<br />

Alternative Filmfinanzierung für „Finale“:<br />

Auch Jeanette Hain arbeitet auf Rückstellungs -<br />

basis, Foto: Qool Pictures<br />

Crowdfunding<br />

für „Finale“<br />

Einen – noch – ungewöhnlichen Weg der Filmfinanzierung<br />

geht Regisseur Rouchdi Guedria<br />

mit seiner Kölner Produzentin Claudia Bach<br />

(Qool Pictures) bei dem Filmprojekt „Finale“.<br />

Das Filmteam setzt auf Crowdfunding und hat<br />

dazu die Website www.finale-movie.com<br />

eingerichtet, auf der ein Teaser einen ersten Eindruck<br />

von dem geplanten Film geben soll. Der<br />

Gedanke dahinter: Die Finanzierung erfolgt nicht<br />

durch wenige große Partner, sondern durch viele<br />

Kleine, die sich finanziell an dem Film über Liebe,<br />

Rache, Familie und Freundschaft beteiligen.<br />

Bei dem Film Noir Neo-Western arbeiten das<br />

Filmteam und die Darsteller auf Rückstellungsbasis.<br />

Um das Rest-Budget zusammen zu bringen,<br />

setzen die Kölner Filmemacher auf die<br />

Crowdfunding-Plattformen startnext und IndieGoGo.<br />

Die Filmfinanzierung der User erfolgt<br />

dabei via paypal oder Kreditkarte. Vor dem Start<br />

musste die Produzentin einen Betrag, der zur<br />

Umsetzung des Projektes absolut notwendig ist,<br />

festlegen. Nach Erreichen der monetären De-<br />

newsletter 7/2010 – Meldungen<br />

den Besuchern über ihre Filme diskutieren. Den<br />

Auftakt macht die mexikanische Tragikomödie<br />

„Fünf Tage ohne Nora“ von Mariana Chenillo.<br />

Das komplette Programm finden Sie unter<br />

www.j-fd.de.<br />

diale Verwertungsschienen konzipiert“ werden.<br />

Für die Branche sieht die Studie einen Rückgang<br />

der Produktionsunternehmen voraus, bei gleichzeitig<br />

steigender Nachfrage nach Autoren durch<br />

neue Abspielkanäle im Internet oder auch durch<br />

Games. Basis der Studie waren Leitfadeninterviews<br />

mit 76 Kreativen und 15 Programmverantwortlichen,<br />

die nach ihren Prognosen für das<br />

Fernsehen in fünf Jahren befragt wurden. Erstellt<br />

wurde die Studie vom Grimme-Institut in Kooperation<br />

mit dem MMB-Institut für Medienund<br />

Kompetenzforschung.<br />

Unter www.grimme-institut.de steht<br />

die Studie zum Download bereit.<br />

adline, wird das Geld ausgezahlt. „Wir planen<br />

die Dreharbeiten für den ersten Block im Frühjahr<br />

2011“, sagt Produzentin Claudia Bach, die<br />

im Cast u.a. mit Jeanette Hain und Ralf Richter<br />

plant.<br />

Crowdfunding war auch Thema des Symposiums<br />

„Die Farbe des Geldes“, das das Filmbüro<br />

NW am 3. Dezember in Köln veranstaltete.<br />

Auf dem Podium berichteten u.a. der Kölner<br />

Produzent Torsten Reglin („Eines Tages“)<br />

und der Hamburger Regisseur Jan Georg<br />

Schütte („Leg ihn um“) von ihren Erfahrungen<br />

mit alternativen Finanzierungsformen.<br />

www.filmbuero-nw.de<br />

Conradfilm: vom Treatment zum Roman<br />

Literaturverfilmung oder Buch zum Film? Im Sommer realisierte die Kölner Conradfilm für ARD/Degeto<br />

die Fernsehproduktion „Die Dienstagsfrauen“. Das Drehbuch stammt von Autorin Monika<br />

Peetz und erzählt komödiantisch von der Pilgerreise einer kleinen Gruppe Kölner Frauen. Das<br />

Treatment überzeugte nicht nur den Sender, sondern auch den Kölner Verlag Kiepenheuer und<br />

Witsch, der bei der Autorin gleich den Roman in Auftrag gab. Der erschien im November. Im Ersten<br />

werden die „Dienstagsfrauen“, gespielt von Ulrike Kriener, Nina Hoger, Saskia Vester<br />

und Inka Friedrich, am 14. Juni zu sehen sein.


Kölner Produzenten in New York<br />

bei Independent Filmweek<br />

Große Neugierde<br />

VON FRANK OLBERT<br />

Die Blumenhändler rund um die 28th Street<br />

konnten ihre Ware noch unbesorgt nach draußen<br />

auf die Straße stellen, unter einen makellos<br />

blauen Himmel, von dem die warme Sonne<br />

herab schien: New York räkelte sich geradezu<br />

im Indian Summer, so dass sich die Independent<br />

Filmweek keine bessere Jahreszeit hätte<br />

aussuchen können, um gut gelaunt und entspannt<br />

über die Bühne zu gehen. Beheimatet<br />

im Fashion Institute of Technology an der stilbewussten<br />

7th Avenue in Chelsea, ist die Filmweek<br />

ein Marktplatz, auf dem sich Produzenten,<br />

Autoren, Regisseure und Finanziers treffen,<br />

um über ihre nächsten Projekte zu reden, Geld<br />

aufzutreiben oder die richtigen Schauspieler zu<br />

finden. Auf dem internationalen Koproduktionsmarkt<br />

No Borders der Filmweek lässt sich die<br />

Kunst des Filmemachens sozusagen im Kindheitsstadium<br />

betrachten, denn bevor die Bilder<br />

heranreifen, bevor ein Team zusammengestellt<br />

und eine Besetzung gefunden ist, bevor vielleicht<br />

sogar Glamour und Roter Teppich Einzug halten,<br />

geht es ganz unglamourös um eines: Verbündete<br />

für den Film zu finden, der sich noch<br />

im Kopf befindet und zusammengefasst in ein<br />

paar Sätze auf einem Konzeptpapier.<br />

In diesem Jahr folgten die beiden Kölner Produzenten<br />

Claudia Steffen von Pandora und<br />

Steve Hudson von Gringo Films der Einladung<br />

nach New York. Claudia Steffen hat Pia<br />

Marais’ Film „Die Unerzogenen“ betreut und<br />

hatte die Regisseurin nun mit nach Chelsea gebracht,<br />

um ihr neues Projekt „Layla Fourie“<br />

auf dem Markt vorzustellen.<br />

Steve Hudson, Stipendiat des AV-Gründerzentrums<br />

NRW, ist nicht nur Produzent, sondern<br />

auch Regisseur („True North“). Gemeinsam<br />

LfM: digital voraus<br />

2011 startet die Landesanstalt für Medien<br />

NRW (LfM) ihre Initiative „NRW digital“, mit<br />

der sie die Chancen der neuen Medien für die<br />

Kommunikation fördern und gleichzeitig dem<br />

Medienland NRW einen „Schub verleihen“<br />

möchte. „Digitalisierung verändert unseren Medienalltag<br />

und stellt auch die LfM vor neue Herausforderungen.<br />

Wir werden künftig noch stärker<br />

<strong>als</strong> bisher <strong>als</strong> Vermittler auftreten zwischen<br />

mit Sonja Ewers hat er Samuel Maoz’<br />

Kriegsdrama „Lebanon“ produziert, das im vergangenen<br />

Jahr den Goldenen Löwen in Venedig<br />

gewann. In New York warb er für sein neues<br />

Projekt „Take the Blame“, einen Film über die<br />

Anfangsjahre von MTV und die Londoner Clubszene<br />

der 80er Jahre, an dem er gemeinsam mit<br />

MTV-Pionier Steve Blame arbeitet. Sowohl<br />

Claudia Steffens Film wie der von Steve Hudson<br />

werden von der <strong>Filmstiftung</strong> Nord rhein-<br />

<strong>Westfalen</strong> unterstützt, die auch Sponsor der Filmweek<br />

ist. Seit 2002 reisen junge kreative Filmemacher<br />

aus NRW nach New York, um von den<br />

internationalen Kontakten zu profitieren und sie<br />

gleichzeitig voranzutreiben: Bettina Brokemper<br />

war in Chelsea, Hejo Emons und Markus<br />

Halberschmidt, um nur einige aus der<br />

Riege junger NRW-Filmproduzenten zu nennen.<br />

Die Filmweek selbst besteht seit 1979, fand<br />

in diesem Jahr zum 32. Mal statt und hat nach<br />

eigenen Angaben bereits rund 7.000 Filme auf<br />

den Weg gebracht.<br />

Ihre Schaltzentrale ist ein großer Saal, in dem<br />

Vorhänge eine größere Anzahl von Tischen abtrennen,<br />

ein jeder Tisch mit einer Nummer markiert:<br />

Hier kommt es, ähnlich wie beim Literatur-<br />

Speed-Dating für Agenten und Lektoren, zum Tête-à-Tête<br />

der cineastischen Netzwerker. Regisseu-<br />

rin trifft auf Bankmanager, der ihr einen Kredit anbietet,<br />

den sie seiner hohen Zinsen wegen dann<br />

doch nicht brauchen kann. Produzent begegnet<br />

Schauspiel-Agenten, der sich anhört, um welchen<br />

Stoff es geht und welche Charaktere mitspielen<br />

sollen. Am Nebentisch schüttelt ein Produzent seinem<br />

neuen Koproduzenten die Hand – kein Gespräch<br />

dauert länger <strong>als</strong> eine halbe Stunde, manche<br />

Unterredung wird auf der abendlichen Party<br />

weitergeführt, und viele Dialoge enden im<br />

Nichts. So werden Filme gemacht.<br />

Für den Newsletter befragten wir Produzentin<br />

Claudia Steffen nach ihren Eindrücken von<br />

der Independent Filmweek.<br />

Was unterscheidet No Borders<br />

von anderen Koproduktionsmärkten?<br />

Die Independent Filmweek konzentriert<br />

sich auf den amerikanischen Markt und insbesondere<br />

auf die dortige unabhängige Filmszene.<br />

No Borders ist die internationale Sektion neben<br />

weiteren parallelen Veranstaltungen wie<br />

Amerikanische Drehbücher oder First-Looks auf<br />

Filme in Postproduktion. Die teilnehmenden fast<br />

ausschließlich amerikanischen Einkäufer, Verleiher<br />

und Finanzier reisen meist nicht extra zu ähnlichen<br />

Veranstaltungen in Europa. In New York<br />

kann man diese Firmen in professioneller Atmosphäre<br />

treffen.<br />

Was hat sie am meisten beeindruckt?<br />

Mich hat gefreut, dass unsere deutschen<br />

und europäischen Filme und die Arbeit unserer<br />

Firma mittlerweile auch in Amerika bekannt sind.<br />

Die Regisseurin Pia Marais und ich sind direkt von<br />

unserer Premiere beim Toronto Filmfestival nach<br />

New York gekommen, und viele unserer Gesprächspartner<br />

waren darüber und über unsere<br />

vorangegangenen Filme gut informiert. Es ist<br />

immer noch ein schwieriger Markt, aber die<br />

Neugier ist schon groß.<br />

Praktikum: Licht setzen mit Maier Bros. Thomas Heise in Wort und Bild<br />

Am Ende steht der Einsatz am Set, am Anfang<br />

eine Tour d’horizon vom Licht- und Kamera -<br />

bühnenlager bis zu den Werkstätten für Holz-,<br />

Metall- und Elektroarbeiten von Maier Bros.<br />

Das Kölner Full-Service-Unternehmen für Licht,<br />

Kamerabühne, Aggregate, Kommunikation<br />

(Funk) und Transport mit weiteren Standorten<br />

in Leipzig, München und Saara (Thüringen) bietet<br />

qualifizierte Jahrespraktika an, deren Absolventen<br />

bei Erfolg den Status des Beleuchtungs-<br />

Assistenten oder Lichtassistenten erwerben. Neben<br />

der Vermittlung handwerklicher und elektrischer<br />

Grundkenntnisse und dem Kennenlernen<br />

von Abläufen und Equipment stehen wö-<br />

Zwei Kölner Filmemacher in Big Apple: Claudia<br />

Steffen und Steve Hudson, Foto: privat<br />

Nutzern und Industrie“, erklärte LfM-Direktor<br />

Jürgen Brautmeier die neue Rolle seines<br />

Hauses. Die LfM soll sich <strong>als</strong> neutrale Einrichtung<br />

und Garant für Fairplay verstehen und etwa bei<br />

der Einführung von HD+ vermitteln, aber auch<br />

Risiken und Defizite ansprechen.<br />

Auf der Agenda stehen u.a. die Probleme<br />

im Umgang mit supranationalen Akteuren<br />

(Google, Apple, Facebook u.a.) sowie das<br />

Thema Persönlichkeitsrechte im Netz und Datensicherheit.<br />

Zu den konkreten Projekten zählt<br />

chentliche Unterrichtseinheiten. „Unsere Praktika<br />

bieten ein ausgewogenes Verhältnis von<br />

Theorie und Praxis und sind auch vom Bundesverband<br />

Beleuchtung Bühne anerkannt“, so Geschäftsführer<br />

Niels Maier.<br />

Es gibt ein gestaffeltes Praktikumsgehalt zwischen<br />

450 und 500 Euro monatlich, Seminarkosten<br />

fallen nicht an. Insgesamt stehen in Köln<br />

regelmäßig drei Stellen zur Verfügung. Technische<br />

Vorkenntnisse sind wünschenswert, ein<br />

LKW-Führerschein Klasse C sollte vorhanden<br />

sein.<br />

Maier Bros., Tel. (0221) 47478-0;<br />

niels@maierbros.de<br />

ein Beratungsangebot zur Abschaltung des analogen<br />

Satellitenfernsehens im April 2012. Die Initiative<br />

der LfM ist auf mehrere Jahre angelegt.<br />

Im kommenden Jahr sind rund 1,2 Millionen Euro<br />

dafür eingeplant – vorbehaltlich der Zustimmung<br />

der LfM-Medienkommission zu den jeweiligen<br />

Projekten.<br />

Zum digitalen Aufbruch passt auch die neue<br />

Studie „Medienkompetenz in der Schule“<br />

der LfM: Demnach nutzt über die Hälfte der<br />

rund 1.400 befragten Lehrkräfte mindestens ein-<br />

Bei Vorwerk 8 ist soeben der 13. Band der Reihe<br />

„Texte zum <strong>Dokument</strong>arfilm“ erschienen,<br />

herausgegeben von der dokumentarfilminitiative<br />

im Filmbüro NW (dfi). Unter dem<br />

Titel „Spuren. Eine Archäologie der realen Existenz“<br />

versammelt der Filmemacher Thomas<br />

Heise verbotene Features, Filmskripte, Fragmente<br />

und fotografische Geschichten, die in den<br />

Jahren seiner dokumentarischen Arbeit in der<br />

DDR entstanden, sowie ein ausführliches Interview,<br />

das Michael Girke mit ihm führte. Auf<br />

rund 500 Seiten entfalten sich so aufschlussreiche<br />

Einsichten in die Arbeitsweise des renommierten<br />

<strong>Dokument</strong>arfilmers.<br />

Wie wurde „Layla Fourie“ in<br />

New York aufgenommen?<br />

Wir hatten sehr anregende und aufschlussreiche<br />

Meetings. Konkret für unser Projekt waren<br />

vor allen Dingen die Gespräche mit amerikanischen<br />

Verleihern und Weltvertrieben interessant.<br />

Aber auch das inhaltliche Feedback zu<br />

unserem Drehbuch, das Treffen mit Agenturen<br />

und die Kontakte zu anderen Filmemachern sind<br />

für die Zukunft nützlich, selbst wenn es nicht zur<br />

konkreten Zusammenarbeit bei diesem Projekt<br />

kommt.<br />

Wie unterscheiden sich Independent<br />

Filmemacher in den USA<br />

von ihren Kollegen in Deutschland?<br />

Bei jedem Zusammentreffen wird man<br />

wieder daran erinnert, unter welchen guten beschützten<br />

Voraussetzungen wir in Europa Filme<br />

machen können. In den USA gibt es, außer Steuerrückzahlungsmodellen,<br />

keine Filmförderung,<br />

keine signifikanten Fernsehankäufe und keine<br />

staatliche Kulturunterstützung für unabhängige<br />

Produktionen. Neben den meist wesentlich<br />

kleineren Budgets ist die Finanzierung kleinteiliger<br />

und wird vom Markt bestimmt. Auf der anderen<br />

Seite entdecken vielleicht manche amerikanische<br />

Filmemacher schneller innovative Alternativen.<br />

Wem würden Sie eine Teilnahme<br />

an No Borders empfehlen?<br />

Am sinnvollsten ist die Teilnahme mit einem<br />

englischsprachigen Projekt, da ansonsten<br />

amerikanischen Koproduktionen in der Drehbuchphase<br />

noch schwieriger werden. Bei nichtenglischsprachigen<br />

Filmen wird eher bis zur Fertigstellung<br />

gewartet, um dann einen möglichen<br />

Ankauf bzw. eine Lizenzierung zu tätigen.<br />

Außerdem natürlich auch Projekte, die in Amerika<br />

gedreht werden, da es dann interessante<br />

lokale Steuererstattungsprogramme mit einem<br />

amerikanischen Partner gibt.<br />

mal im Monat digitale Medien im Unterricht zur<br />

Förderung der Medienkompetenz. 15 Prozent<br />

der Lehrkräfte setzen digitale Medien nach den<br />

Ergebnissen der Studie sogar mehrm<strong>als</strong> pro Woche<br />

ein.<br />

Radikale Medienverweigerer waren gerade<br />

mal fünf Prozent der Befragten. Im krassen<br />

Gegensatz zur hohen Akzeptanz stünden vielerorts<br />

allerdings die technischen Rahmenbedingungen,<br />

die „stark ausbaufähig“ seien.<br />

www.lfm.de<br />

Parallel dazu erschien in der Edition Filmmuseum<br />

eine Doppel-DVD mit dem Film „Material“<br />

und einigen Frühwerken von Thomas Heise,<br />

darunter der legendäre „Wozu denn über<br />

diese Leute einen Film?“ (DDR 1979/80). Sowohl<br />

das Buch <strong>als</strong> auch die DVD sind vom Land<br />

NRW und der Kulturstiftung des Bundes<br />

gefördert worden, die DVD zusätzlich von der<br />

Stiftung Kulturwerk der VG-Bild-Kunst.<br />

dfi, Tel. (0221) 17066508;<br />

dfi@filmbuero-nw.de<br />

Meldungen – newsletter 7/2010 7


Verleiherpreis für RealFiction<br />

Verdiente<br />

Würdigung<br />

In diesem Jahr erhielt RealFiction den BKM-<br />

Verleiherpreis. Kulturstaatsminister Bernd<br />

Neumann zeichnete den Kölner Verleih für<br />

sein herausragendes Programm 2009 aus. Joachim<br />

Kühn erzählt im Newsletter-Interview,<br />

was der Preis für seinen Verleih bedeutet.<br />

Herr Kühn, Gratulation zum<br />

BKM-Preis „für besondere Leistungen<br />

bei der Verbreitung künstlerisch<br />

herausragender Filme“. Angesichts<br />

der Dotation von 75.000 Euro ein<br />

Preis, der nicht nur wegen der Ehre<br />

Freude bereitet.<br />

Danke erstm<strong>als</strong>. Das Preisgeld schafft für<br />

RealFiction natürlich eine bessere finanzielle<br />

Grundlage, um im nächsten Jahr weiterhin in<br />

neue künstlerische Projekte investieren zu können.<br />

Aber auch die öffentliche Reaktion auf un-<br />

20 Jahre alt, die Technik auf dem neuesten Stand:<br />

Das NRW-Tonstudio SoundVision feierte Geburtstag.<br />

Foto: SoundVision<br />

20 Jahre<br />

SoundVision<br />

Auf 20 Jahre kann das SoundVision Filmund<br />

TV-Tonstudio Köln mittlerweile zurück<br />

blicken. Grund genug zum Erinnern und Feiern<br />

mit Kölsch und Fingerfood. Geschäftsführer und<br />

Tonmeister Lothar Segeler ließ die frühen Filme<br />

Revue passieren – von der ersten Produktion<br />

mit Calypso Film und dem leider 2004<br />

beim Tsunami verstorbenen Werner Possardt<br />

über die erste Kinoproduktion „Nico –<br />

Icon“ von Susanne Ofteringer bis zur Koproduktion<br />

„Xelio & Cengo“ des kurdischen Regisseurs<br />

Shiar Abdi, dem ersten komplett in<br />

der Türkei in kurdischer Sprache gedrehten Spielfilm.<br />

Weitere Produktionen sind zurzeit der japanische<br />

Pink Film „My Kappa“ der Rapid Eye<br />

Movies (Mischung: Tilo Busch) und „Über<br />

uns das All“ (Mischung: Alexander Weuffen)<br />

der Pandora Filmproduktion. Sound-<br />

Vision ist außerdem auch dieses Jahr wieder<br />

Sponsor der beiden Festiv<strong>als</strong> Film+ und<br />

SoundTrackCologne, getreu nach dem<br />

Motto des Biologen Humberta Maturata aus<br />

Peter Kriegs <strong>Dokument</strong>arfilm „Das Auge des<br />

Betrachters“: „Handle stets so, dass dem Anderen<br />

mehr Möglichkeiten entstehen.“<br />

www.soundvision-tonstudio.de<br />

8<br />

sere Auszeichnung hat uns gezeigt, dass man<br />

unsere Arbeit würdigt.<br />

Welche Ihrer Filme aus 2009<br />

waren besonders erfolgreich?<br />

Insbesondere zwei unserer Filme hatten sowohl<br />

an der Kinokasse <strong>als</strong> auch bei der Kritik eine<br />

überaus gute Resonanz. Das<br />

war einmal die Kölner Produktion<br />

„Fräulein Stinnes fährt um die<br />

Welt“, die im Kino über 20.000<br />

Zuschauer hatte. Zum zweiten haben<br />

„Die Anwälte“ für Furore ge-<br />

Joachim<br />

Kühn,<br />

Foto: Real-<br />

Fiction<br />

sorgt. Der Film um die drei ehemaligen<br />

RAF-Anwälte Schily, Ströbele<br />

und Mahler und ihre unterschiedlichen<br />

Lebenswege hat ei-<br />

ne Debatte auch außerhalb des Kinos angestoßen<br />

und uns vielleicht endgültig zum Preis verholfen.<br />

In der Begründung der Jury wurde aber<br />

auch unsere Arbeit im Nachwuchsbereich hervorgehoben.<br />

Wir haben viele Filme von Hochschulabsolventen<br />

etwa von der Kunsthochschule<br />

für Medien Köln (KHM) im Programm. Dane-<br />

Kinderhörspielpreis<br />

Ein Dschinn voller<br />

Überraschungen<br />

Für ihr Hörspiel „Der Dschinn aus dem Ring“ erhielt<br />

Cornelia Neudert den mit 5.000 Euro<br />

dotierten Deutschen Kinderhörspielpreis,<br />

den die <strong>Filmstiftung</strong> NRW und<br />

die ARD gemeinsam mit der Stadt<br />

Wuppertal vergeben. Verliehen<br />

wurde die Auszeichnung am 13. November<br />

im Rahmen der ARD Hörspieltage<br />

im Zentrum für Kunst und<br />

Medientechnologie (ZKM) in Karlsruhe.<br />

Das preisgekrönte Stück, das vom<br />

Bayerischen Rundfunk produziert<br />

wurde, erzählt die Geschichte<br />

der jungen Luisa, die in ihrem Plastikring<br />

aus dem Kaugummi-Automaten<br />

einen echten Dschinn entdeckt.<br />

Normalerweise erfüllt dieser seinem<br />

Meister jede Menge Wünsche, aber<br />

Luisas neuer Diener hat es faustdick<br />

hinter den Ohren. „Mit großer Spielfreude<br />

und Sprachwitz entfaltet das<br />

Hörspiel die turbulente Beziehung<br />

zwischen dem Geist aus dem Automaten<br />

und seiner neuen Besitzerin.<br />

Cornelia Neudert gelingt es dabei, auf<br />

ebenfalls kindgemäße Weise, das<br />

Medium Radio selbst einzubeziehen<br />

und nicht zuletzt durch witzige Songs<br />

ein Original-Hörspiel von hohem<br />

Cornelia Neudert, Foto: Cornelia Neudert<br />

Kurzfilmtage Oberhausen 2011<br />

Jetzt einreichen!<br />

Nachdem die Herbstfestiv<strong>als</strong> in <strong>Nordrhein</strong>-<strong>Westfalen</strong><br />

erfolgreich über die Bühne gegangen sind,<br />

wirft bereits ein nächstes großes Filmereignis seinen<br />

Schatten voraus: die 57. Internationalen<br />

Kurzfilmtage Oberhausen. Deutsche<br />

Produktionen können noch bis zum 16. Febru-<br />

ben pflegen wir auch die regionale Filmszene<br />

hier in NRW.<br />

Historische Themen sind in, ein<br />

großer Teil Ihres Programms beschäftigt<br />

sich mit solchen Fragen.<br />

Das Interesse der Zuschauer lässt sich nicht<br />

wirklich vorhersehen. Der Erfolg von Filmen<br />

kommt oft überraschend, manchmal spricht ein<br />

Film ganz unterschiedliche Zielgruppen an wie<br />

„Fräulein Stinnes“. In diesem Fall fühlten sich die<br />

Liebhaber alter Automobile ebenso angesprochen<br />

wie Cineasten, die das historische Material<br />

gelobt haben, oder Frauen, die sich für die<br />

Hauptfigur begeisterten, die erste Frau, die um<br />

die Welt gefahren ist. So mischen sich ganz<br />

unterschiedliche Zuschauergruppen. Das passiert<br />

aber eben immer nur zu einem bestimmten Thema<br />

oder Film.<br />

Gibt es einen Ihrer Filme, dem<br />

Sie eine größere Resonanz gewünscht<br />

hätten?<br />

Nicht nur einen. Es gibt Filme, die mich <strong>als</strong><br />

Unterhaltungswert zu schaffen“, lobte die Jury,<br />

die sich für folgende Top 5 der besten Kinderhörspiele<br />

aus 29 eingereichten Produktionen<br />

entschied:<br />

1. „Der Dschinn aus dem Ring“ von<br />

Cornelia Neudert (BR)<br />

2. „Klaras Kiste“ von Rahel van Kooi,<br />

Bearbeitung: Andrea Czesienski (Dradio)<br />

ar eingereicht werden – bevorzugt auf der Plattform<br />

www.reelport.com. Gesucht werden<br />

„visuell außergewöhnliche kurze Arbeiten“ auf<br />

Film oder Video für den Internationalen, den<br />

Deutschen, den Kinder- und Jugendfilm- sowie<br />

den NRW-Wettbewerb. Die Filme dürfen maximal<br />

45 Minuten lang sein und müssen nach<br />

dem 1. Januar 2010 fertig gestellt worden sein.<br />

Die kommende Ausgabe der Kurzfilmtage<br />

newsletter 7/2010 – Meldungen<br />

Verleiher und <strong>als</strong> ganz normalen Kinogänger mit<br />

ihrer Qualität überzeugt haben, aber aufgrund ihrer<br />

speziellen Thematik für ein größeres Publikum<br />

nicht immer anschlussfähig waren. Das betrifft<br />

auch den Spielfilm. Da hat uns sehr geschmerzt,<br />

dass der wunderbare „35 RUM“ von Claire Denis<br />

nicht die erhofften Zahlen erreicht hat.<br />

Und Ihre Pläne für 2011?<br />

Noch im Dezember 2010 startet mit „Nostalgia<br />

de la Luz“ ein sehr schöner <strong>Dokument</strong>artfilm<br />

vom chilenischen Regisseur Patricio Guzmán,<br />

einem der Großen des Genres. Er hat in<br />

diesem Fall mit der Kölner Koproduzentin Meike<br />

Martens zusammengearbeitet. Dann geht es<br />

bei uns mit zwei Spielfilmen weiter. Da ist einmal<br />

„Im Alter von Ellen“ von Pia Marais, produziert<br />

von der Pandora Filmproduktion. Den ersten<br />

Film von Marais „Die Unerzogenen“ hatten<br />

wir auch im Verleih. Zum zweiten bringen<br />

wir die deutsch-französische Koproduktion „La<br />

Lisiere – Am Waldrand“ von Geraldine Bajard ins<br />

Kino.<br />

www.realfictionfilme.<br />

3. „Rico, Oskar und die Tieferschatten“ von<br />

Andreas Steinhövel, Bearbeitung:<br />

Judith Lorentz (WDR)<br />

4. „Tom Sawyer“ von Mark Twain, Bearbeitung:<br />

Alexander Schumacher<br />

(Dradio, SR, Der Hörverlag)<br />

5. „Jakob mit dem grünen Ohr“ von<br />

Lena Hach (MDR)<br />

(5.-10.5.2011) wechselt mit dem überwiegenden<br />

Teil ihres Service-Angebots in eine neue Location.<br />

So werden im Mai Festivalcafé, Festivalbar,<br />

Video Library und das Internetcafé in das<br />

frisch renovierte Jugend- und Kulturzentrum<br />

Druckluft ziehen.<br />

Int. Kurzfilmtage Oberhausen,<br />

Tel. (0208) 8252652;<br />

info@kurzfilmtage.de


Cologne Conference<br />

„Supermarkt der Gefühle”<br />

VON WILFRIED URBE<br />

uch dieses Jahr hatten die Kölner Recher-<br />

Acheure Sendungen, Filme, <strong>Dokument</strong>ationen,<br />

Shows – insgesamt rund 800 Produktionen<br />

– aus den wichtigsten Fernsehmärkten der<br />

Welt gesichtet. Die Perlen gab es in der Domstadt<br />

zu sehen, etwa mit der Mocumentary<br />

„Execution of Gary Glitter“ oder der <strong>Dokument</strong>ation<br />

„America’s Medicated Kids“, über die fast<br />

schon alltägliche Verabreichung von Psychopharmaka<br />

an Kinder.<br />

5.000 Besucher zählten die Veranstalter und<br />

Festivaldirektorin Martina Richter für die Vorführungen<br />

im September. Besonderes Interesse fanden<br />

dabei die Kinoreihe und die Show-Cases.<br />

Die gesteigerte Attraktivität erklären sich die Festivalorganisatoren<br />

auch mit dem stärkeren<br />

Event-Charakter der Cologne Conference:<br />

mit Stars und Machern wie<br />

beispielsweise David Lynch, Christoph<br />

Maria Herbst oder Christian Ulmen.<br />

Ein Höhepunkt war die Vorführung<br />

des ersten Teils der zweiten Staffel von<br />

„Mad Men“. Die US-Kultserie ist bereits<br />

vielfach ausgezeichnet, und auch<br />

in Köln konnten die beiden Hauptdarsteller<br />

Elisabeth Moss und John Hamm<br />

einen Preis, den Hollywood Reporter<br />

Award, entgegennehmen. In Deutschland<br />

ist die Serie im Oktober auf<br />

ZDFneo gestartet. Der Sender konnte<br />

dadurch für diesen Monat seinen<br />

Marktanteil von 0,3 auf 0,7 Prozent<br />

steigern.<br />

Parallel zum Festivalprogramm<br />

versammelte sich die Fachwelt auf den<br />

lectures. Hier gab unter anderem David<br />

Simon Einblicke in seine Arbeit. Der Produzent<br />

und Autor von „The Wire“ – eine Reihe<br />

über Drogenkriminalität in Baltimore, die von<br />

Kritikern <strong>als</strong> „beste Serie der Welt“ gelobt wurde<br />

– stellte auf der Cologne Conference seine<br />

neue Arbeit „Tremé“ vor. Die Serie schildert die<br />

Musikszene im gleichnamigen Stadtteil von New<br />

Orleans.<br />

Simon erklärte, dass ihn bei all seinen Arbeiten<br />

die Frage nach dem „Warum?“ interessiert.<br />

„Das ist eigentlich ein journalistischer Ansatz“,<br />

bekannte der ehemalige Polizeireporter,<br />

der das kommerzielle Fernsehen in die Kritik<br />

nahm: „Alle zwölf Minuten muss man die Leute<br />

zurückholen, und später wieder reinholen.<br />

Wie kann man eine Geschichte unter solchen<br />

Gesichtspunkten erzählen? Wie bleibt man in<br />

einer Geschichte, wenn man alle zwölf Minuten<br />

aufgerufen wird, etwas zu kaufen?“<br />

Das Thema Zuschauerbindung wurde dann<br />

auch im Rahmen einer Diskussionsrunde über<br />

langlaufende Serien im deutschen Fernsehen<br />

diskutiert. Dennis Eick, Autor und Gastprofessor<br />

an der HFF Potsdam, machte klar, wie wichtig<br />

eigenproduzierte Serien im deutschen Fernsehen<br />

sind: Bei der ARD kommen im aktuellen<br />

Jahr 21 Serien zum Einsatz, beim ZDF 27, bei<br />

RTL sieben, auf Sat.1 sechs Serien und bei Pro-<br />

Sieben nur eine, aber mit „Stromberg“ sehr erfolgreiche<br />

Serie.<br />

Der Gastprofessor wies darauf hin, dass Zuschauer<br />

Serien <strong>als</strong> „leichte Kost“ konsumieren<br />

möchten: unter anderem <strong>als</strong> Suggestion der<br />

Wirklichkeit, die Identifikationsmöglichkeiten<br />

bietet oder aber auch <strong>als</strong> Flucht aus dem Alltag:<br />

„Serien sind die mediale Triebbefriedigung<br />

durch den Supermarkt der Gefühle.“<br />

Gebhard Henke, der Leiter des Programmbereichs<br />

Fernsehfilm, Kino und Serie beim WDR,<br />

erinnerte sich in der anschließenden Diskussionsrunde<br />

an die Einführung der „Lindenstraße“ vor<br />

rund 25 Jahren: „Das war schon eine Revolution.<br />

Jede Woche eine Folge? Wie sollte das<br />

funktionieren? Die Lindenstraße kam aus der<br />

Tradition des Fernsehspiels, wurde aber zu Beginn<br />

<strong>als</strong> Untergang des Abendlandes dargestellt.“<br />

Den lang andauernden Erfolg führte Henke<br />

auf die Thematisierung aktueller gesellschaft-<br />

Interview mit David Lynch<br />

Treue zur Idee<br />

eim Film- und Fernsehfestival Cologne Con-<br />

Bference hat David Lynch den Filmpreis Köln<br />

erhalten, der von der <strong>Filmstiftung</strong> NRW und der<br />

Stadt Köln vergeben wird. Im Interview mit Wilfried<br />

Urbe spricht Lynch über die aktuelle Mediensituation<br />

und sein neues Projekt.<br />

Bei der ersten Cologne Conference<br />

1991 hatte ihre Serie „Twin<br />

Peaks“ in Deutschland Premiere.<br />

Was hat sich seitdem im Fernsehen<br />

verändert?<br />

Durch die Einführung des werbefreien<br />

Fernsehens in den USA ist der Freiraum für gute<br />

Geschichten gewachsen. Auch Serien mit<br />

einer durchgehenden Handlung, die ich besonders<br />

gerne mag, können nun besser erzählt<br />

werden. Vor einiger Zeit hatten die Studios<br />

noch Vorbehalte gegen solche Serien. Sie<br />

glaubten, es wäre für die Zuschauer zu kompliziert,<br />

jede Woche den Teil einer Geschichte<br />

mitzuverfolgen. Sie fürchteten, dass das Publikum,<br />

hätte es eine Folge verpasst, danach<br />

gar nicht mehr einschalten würde. Heute, mit<br />

dem Internet und allen anderen Möglichkeiten,<br />

gibt es diese Probleme nicht mehr.<br />

licher Entwicklungen zurück. Eine der besten<br />

Nachrichten für die Cologne Conference erhielten<br />

die Macher des Festiv<strong>als</strong> übrigens direkt zur<br />

Eröffnung der Veranstaltung: „Wir werden das<br />

Fernsehfestival auch in Zukunft fördern, weil wir<br />

Werden die neuen Medien<br />

und technischen Innovationen zukünftig<br />

nicht sowieso Seh- und<br />

Konsumverhalten des TV-Publikums<br />

verändern?<br />

Es ist immer eine Frage der Geschichte<br />

und wie die Geschichte erzählt wird. Das Medium<br />

spielt nicht wirklich eine Rolle – gleichgültig<br />

ob über Video, Internet oder mobile Anwendungen.<br />

Auch stereoskopisches 3D ist nur<br />

ein Trick, ein Element. Es wird die Geschichte<br />

nicht besser machen. Ich glaube 3D-Fernsehgeräte<br />

sind lediglich ein Vehikel für die Industrie,<br />

um mehr Geld zu verdienen.<br />

Was war für Sie das wichtigste<br />

Projekt in ihrer Karriere?<br />

Ich mag alles, was ich getan habe. Außer<br />

„Dune – Der Wüstenplanet“, da hatte ich<br />

nicht die Kontrolle über den Schnitt, und daher<br />

war es auch ein Misserfolg. Ein Regisseur<br />

braucht die Freiheit, das zu tun, was die Idee<br />

gebietet, dann sind die Voraussetzungen für<br />

einen Erfolg gegeben. Ich liebe alle meine Projekte,<br />

und ich liebte es, sie zu realisieren.<br />

Spielte es keine Rolle, ob Sie<br />

beispielsweise für das Fernsehen<br />

oder für das Kino gearbeitet haben?<br />

Nein. Als wir „Twin Peaks” machten, war<br />

es die gleiche Arbeit, <strong>als</strong> ob wir einen Kinofilm<br />

Das Ensemble der US-Kultserie „Mad Men“,<br />

Foto: www.amctv.com<br />

es brauchen – für die Branche und den Standort“,<br />

versprach NRW-Medienstaatssekretär Marc<br />

Jan Eumann.<br />

Großes Publikumsinteresse für den Altmeister<br />

David Lynch in der Domstadt, Foto: Cologne<br />

Conference / Martin Valentin Menke<br />

gemacht hätten. Allerdings sind die Werbepausen<br />

beim Fernsehen in gewisser Weise interessant.<br />

Alle acht bis zwölf Minuten gibt es eine<br />

Unterbrechung. Ein Kinofilm geht mindestens<br />

90 Minuten durch. Es ist sehr anspruchsvoll,<br />

den Zuschauer solange in seinen Bann zu<br />

ziehen. Je größer das Kino, je mehr Zuschauer<br />

– desto schwieriger wird es. Die Werbepausen<br />

im kommerziellen Fernsehen machen es<br />

wesentlich einfacher, das Publikum zu fesseln.<br />

Den Zuschauer zu fesseln ist<br />

<strong>als</strong>o aus Ihrer Sicht die größte Herausforderung?<br />

Die grundsätzliche Herausforderung ist<br />

bei allen Projekten immer die, die eigenen<br />

Ideen zu übersetzen. Allein die Auswahl der<br />

Elemente dafür, der Umgang mit den vielen<br />

Menschen, die an der Umsetzung beteiligt<br />

sind, der finanzielle Druck der zusätzlich besteht<br />

– das ist regelmäßig die große Herausforderung.<br />

Aber am Ende dieses Prozesses,<br />

wenn alles geklappt hat, entsteht eine Euphorie<br />

wie bei einer Rockband, die nach einem gelungenen<br />

Auftritt die Bühne verlässt.<br />

Haben Sie eine Art Rezept, mit<br />

der sie es schaffen, Ihre Ideen gut<br />

zu übersetzen?<br />

Die Regel ist: Bleibe Deiner Idee treu!<br />

Was drehen Sie zurzeit?<br />

Ich arbeite zurzeit an einer <strong>Dokument</strong>ation<br />

über Maharishi Yogi, den Begründer der<br />

Transzendentalen Meditation. Ich bin kein <strong>Dokument</strong>arfilmer,<br />

aber ich werde das angehen.<br />

Es ist so abstrakt und schwierig, etwa das Manifest<br />

des Unmanifesten zu visualisieren. Die<br />

Quantenphysik beschäftigt sich im Grunde mit<br />

demselben Thema. Computeranimierte Grafiken<br />

könnten da helfen. Es ist für mich weniger<br />

eine wissenschaftliche Abhandlung, es<br />

ist mehr eine Angelegenheit des Gefühls. Aber<br />

es sollte schon auf einer großen Leinwand<br />

stattfinden.<br />

Meldungen – newsletter 7/2010 9


TV-Messe in Cannes: deutsches Fernsehen<br />

international erfolgreich, Foto: Tanja Güß<br />

o Uniformen und Rangabzeichen das<br />

WBild bevölkern, da fällt auf, dass die<br />

Bundeswehr in dieser Genealogie eine Leerstelle<br />

bildet. Der Film hat um die Erben von<br />

Reichswehr und Wehrmacht lange Zeit einen<br />

weiten Bogen geschlagen. Der vielzitierte<br />

„Bürger in Uniform“ war offenbar nicht interessant<br />

genug, um zum Helden, zum Schurken<br />

oder wenigstens zum Hauptdarsteller in<br />

einem Kino- oder Fernsehfilm zu taugen. Die<br />

Bundeswehr hielt eine halbe Million Menschen<br />

unter Waffen und hat viele kleine Skandale<br />

erlebt, aber sie blieb eine Angelegenheit,<br />

über die man am liebsten einen Mantel des<br />

Schweigens breitete. Die Nationale Volksarmee<br />

dagegen hatte zwar ein eigenes Armeefilmstudio<br />

mit über 1.500 erhaltenen Filmen,<br />

doch der propagandistisch-pädagogische Anspruch<br />

der Partei scheint bei Titeln wie „Auf<br />

Wacht an der Staatsgrenze“ überdeutlich<br />

durch.<br />

Die Bundeswehr blieb in Spielfilmen aber<br />

auch unsichtbar, weil sie im Schatten einer übermächtigen<br />

Konkurrenz stand. Der Zweite Weltkrieg<br />

dominierte die kollektive Erinnerung, die<br />

Verarbeitung wie Verdrängung von Vergangenheit.<br />

Dabei waren es weniger vereinzelte deutsche<br />

Produktionen wie „Das Boot“ (1981) von<br />

Wolfgang Petersen oder frühe, pflichtschuldige<br />

Filme über die uniformierten Widerstandskämpfer<br />

des 20. Juli 1944, die das Bild vom<br />

deutschen Soldaten und vom Krieg bestimmten.<br />

Viel typischer waren internationale Kriegsfilm-Produktionen<br />

wie Sam Peckinpahs „Steiner<br />

– das eiserne Kreuz“ (1977) oder Richard Attenboroughs<br />

„Die Brücke von Arnheim“ (1977).<br />

Während die Bundeswehr friedlich in ihren<br />

Kasernen saß und am Wochenende Heimurlaub<br />

hatte, waren ihre Nato-Verbündeten schon in<br />

neue postkoloniale Kriege verwickelt. Kriege, die<br />

sich in der medialen Bewusstseinsproduktion<br />

niederschlugen. Über Titel wie „M.A.S.H.“ (1970)<br />

oder „Apokalypse Now“ (1979) haben sich Krie-<br />

10<br />

Mipcom 2010<br />

USA <strong>als</strong><br />

Sahnehäubchen<br />

VON WILFRIED URBE<br />

V aus deutschen Landen ist international begehrt. Das hat auch<br />

Tdie größte Fernsehprogramm-Messe der Welt, die Mipcom in<br />

Cannes, gezeigt. An der Côte d’Azur stellten deutsche Produzenten<br />

„Laconia“ und „Hindenburg“ einem internationalen Publikum<br />

vor – in der Hoffnung, mit beiden „Event-Movies“ auch in den Vereinigten<br />

Staaten und Großbritannien einen Erfolg zu landen.<br />

„Zum ersten Mal seit Jahrzehnten hat es eine deutsch-englische<br />

Koproduktion gegeben“, freut sich Nico Hofmann. Als Produzent von<br />

„Laconia“ ist er mitverantwortlich für das 13 Millionen Euro teure Gemeinschaftsprojekt<br />

von ARD und BBC. Produziert wurde es hauptsächlich<br />

von der UFA-Tochter teamWorx. Geschäftsführer Hofmann<br />

glaubt: „Das ist ein Schritt in die englischsprachigen Länder.“ Die Geschichte<br />

um eine deutsche U-Boot-Besatzung, die Passagiere und<br />

Crew eines Schiffes retten, das sie selbst versenkt haben, ist zum ersten<br />

Mal direkt in englischer Sprache gedreht worden und bietet internationale<br />

Stars wie Ken Duken auf. Mit einem ähnlichen Rezept realisiert<br />

teamWorx auch den von der <strong>Filmstiftung</strong> NRW geförderten<br />

Zweiteiler „Hindenburg“ über die Zeppelin-Katastrophe: in Englisch<br />

und mit internationalen Stars, darunter Stacy Keach.<br />

Im deutschen Film spielte die Bundeswehr noch bis vor wenigen<br />

Jahren kaum eine Rolle. Das hat sich geändert. Anlässlich der TV-<br />

Premiere von „Neue Vahr Süd“ Anfang Dezember im Ersten versucht<br />

WDR-Redakteur Michael André eine Erklärung.<br />

Die Bundeswehr im Film<br />

Im Schatten<br />

der Wehrmacht<br />

ge weitab von Deutschland unauslöschlich ins<br />

filmische Gedächtnis eingefräst.<br />

„Endlich filmreif“, um einen Feuilletonisten<br />

der „Welt“ zu zitieren, wurde die Bundeswehr<br />

spät. Lange nach der deutschen Wiedervereinigung<br />

und dem Zusammenbruch der alten politischen<br />

Blöcke. Die Bundeswehr wird ein Teil<br />

der großen Welt-Gendarmerie, die im Auftrag<br />

von Uno und/oder<br />

Nato an Krisen- und<br />

Kriegsherden (fast) in<br />

aller Welt operiert.<br />

Wo die Gefahren<br />

und die Risiken mit<br />

jedem Einsatz wachsen,<br />

da rücken deutsche<br />

Soldaten und<br />

ihre Familien in den<br />

Fokus der Wahrnehmung.<br />

Ganz sachte<br />

näherte sich der Film<br />

dem Krieg. Im WDR-<br />

Kammerspiel „Auch<br />

Engel können sterben“ (1993) wird der bevorstehende<br />

Somalia-Einsatz daheim in der Etappe<br />

in direkte Kontinuität mit dem NS-Weltmachtwahn<br />

gebracht. Verhalten spekuliert der Film mit<br />

einer gesellschaftlichen Erschütterung durch den<br />

ersten Todesfall eines deutschen Soldaten. Aber<br />

der erhoffte Aufschrei blieb aus, und das allgemeine<br />

Unbehagen verlagerte sich zum Einzel-<br />

newsletter 7/2010 – Meldungen<br />

Der Filmproduzent und Rechtehändler Jan Mojto, der mit seiner<br />

Firmengruppe an beiden Produktionen mitwirkt, setzt besonders<br />

auf solche Themen: „Bestimmte Ereignisse der deutschen Geschichte<br />

lassen sich für das Fernsehen hervorragend dramatisieren.“<br />

Einer, der <strong>als</strong> Deutscher häufig mit Amerikanern zusammenarbeitet,<br />

ist der <strong>Dokument</strong>arfilmer Daniel Petry von context tv: „Wir<br />

verkaufen unsere <strong>Dokument</strong>ationen eher in die USA an National<br />

Geographic oder Discovery – etwa über das Wrack des gesunkenen<br />

Schlachtschiffs Bismarck oder über russische Atom-U-Boote.“<br />

Seine Geschäftspartner trifft er meistens auf internationalen Messen<br />

wie der Mipcom.<br />

Dass deutsches Fernsehen international mithalten kann, ist mittlerweile<br />

selbstverständlich. Einige „Event-Movies“ wurden bereits<br />

in über 100 Länder verkauft. Der englische Privatsender ITV kaufte<br />

sogar die Lizenz für die Show „Schlag den Raab“ und ließ sie in<br />

Köln produzieren. Auch die Nominierungen deutscher Beiträge für<br />

den International Emmy, die in Cannes bekannt gegeben wurden,<br />

sind ein weiterer Beleg.<br />

Dennoch: Sender in den USA oder England, die deutsche Produktionen<br />

zeigen, sind die Ausnahme. Die Sprachbarriere, aber auch<br />

die hohen Produktionskosten, die anfallen, um jenseits des Atlantiks<br />

erfolgreich zu sein, sind für deutsche Fernsehmacher eine kaum<br />

überwindbare Hürde. UFA-Chef Wolf Bauer bleibt skeptisch: „Der<br />

US-Markt funktioniert ganz anders. Die Amerikaner haben ihren<br />

eigenen Markt, der groß genug ist. Und alles andere ist für sie ‚rest<br />

of the world’.“ In seiner Sicht ist das aber für die deutsche Branche<br />

nicht problematisch: „Es gibt 180 Märkte weltweit, da brauchen<br />

wir die Vereinigten Staaten nicht. Für uns sind die USA das<br />

Sahnhäubchen.“<br />

schicksal. Der Sympathie gewiss sein kann der<br />

idealistische Soldat, der in „Willkommen zu Hause“<br />

(2008) aus Afghanistan <strong>als</strong> Opfergestalt<br />

heimkehrt. Peter Keglevics „Kongo“ (2010)<br />

schließlich ist ein klassischer Kriegsfilm. Deutsche<br />

Soldaten werden in Schwarzafrika zum Mörder<br />

an einem Einheimischen. Deutsche <strong>als</strong> Täter oder<br />

Mitwisser, die wie in einem klassischen Ermittlerkrimi<br />

von einer unbestechlichen Militärpolizistin<br />

überführt werden. Die Steigerungsstufen<br />

an dramatischer, individuell schuldhafter Verstrickung<br />

über die Jahre hinweg sind unübersehbar.<br />

Aber die rasante Transformation der Bundeswehr<br />

zu einer Armee neuen Typs eröffnet auch<br />

die Chance, mit gebührendem Abstand einen<br />

Blick der Erkenntnis zu gewinnen. In „Neue Vahr<br />

Süd“ (2010), entstanden nach Sven Regeners<br />

gleichnamigen Erfolgsroman aus dem Jahr<br />

2003, bieten sich Einsichten in zwei geschlossene<br />

Welten der frühen 80er Jahre: Hier die Rekruten-Welt<br />

der Niedersachsen-Kaserne, dort die<br />

Welt der Wohngemeinschaften und der K-Gruppen.<br />

Die linksradikale Szene in Bremen und anderswo<br />

ist längst Geschichte, doch mit der „Aussetzung<br />

der Wehrpflicht“ wird auch die Bundeswehr<br />

in ihrer klassischen Rolle selbst historisch.<br />

So ist die Geschichte des Frank Lehmann auch<br />

ein Nachruf auf hehre Ideen wie die „innere Führung“,<br />

die sich beim Praxistest stets blamiert hat.<br />

Anders <strong>als</strong> Leander Haussmann in „NVA“<br />

(2005) kommt Hermine Huntgeburth in ihrem<br />

Film mit mildem Spott auf WG und Bundeswehr<br />

aus. Hier muss eine Komödie nicht auch noch<br />

herhalten, um – wie bei „NVA“ – ein abgewirtschaftetes<br />

und unglaubwürdiges System namens<br />

DDR mit einem pointierten Tritt ins Grab zu befördern.<br />

Selbst in der Abwicklung ihrer Armee-<br />

Geschichten offenbaren Ost und West noch auffällige<br />

Unterschiede.<br />

Frederick Lau <strong>als</strong> Frank Lehmann in „Neue Vahr Süd“:<br />

der ARD sicherte er am 2. Dezember eine Quote von<br />

11,2% bei den 14-49 Jährigen, Foto: WDR/Thomas Kost


VISION-Kino: USB-Stick zur Filmarbeit<br />

Kaum erschienen, war er schon vergriffen, der<br />

USB-Stick mit Materialien und freier Software<br />

für die theoretische und praktische Filmarbeit mit<br />

Schülerinnen und Schülern von VISION KINO<br />

und der Initiative Film + Schule NRW. Die<br />

gute Nachricht: Ab Anfang 2011 ist er wieder<br />

zu haben.<br />

Der Stick enthält zahlreiche Filmausschnitte,<br />

Fotos, Präsentationen und Broschüren, die<br />

Cinepost: iPad for free<br />

Wer bis zum 31. Dezember dieses Jahres die Bearbeitung<br />

seiner Kino- oder Fernsehproduktion<br />

bei der Kölner CinePostproduction in Auftrag<br />

gibt und dazu Internet-Muster im Wert von mindestens<br />

1.000 Euro bestellt, erhält ein iPad 3G<br />

16 GB for free, das neue COPRA App inklusive.<br />

Der Nutzeffekt: Man kann drehen, wo man<br />

Filmbüro NW: 30 Jahre jung<br />

In den Anfängen war alles ganz klar. „Es ist eigentlich<br />

leicht, einen NRW-Film zu erkennen“,<br />

notierte 1984 der Filmkritiker Ron Holloway.<br />

„Fast immer geht es um die Menschen in ihrer<br />

Umgebung, oft ist es das Ruhrgebiet.“ Zugleich<br />

lobte er die Arbeit des drei Jahre zuvor in Mülheim<br />

gegründeten Filmbüros NW, das die<br />

Filmszene des Landes mächtig beflügelt habe.<br />

Ehrengast Patrice Leconte (Mitte), Filmbüro-<br />

Vorstand Sibylle Stürmer und Übersetzer<br />

Stefan Barmann, Foto: Frank Brenner<br />

Heute sitzt das Filmbüro in Köln und vertritt rund<br />

200 Mitglieder. Aus der reinen Filmförderungsinstitution<br />

ist ein echtes Netzwerk der im Bereich<br />

der Filmkultur schaffenden Menschen geworden,<br />

sagt der Büro-Vorsitzende Stephan<br />

Brüggenthies. Die Förderaktivitäten seien na-<br />

Personalie: neu bei Lichtblick<br />

Die Kölner Lichtblick Film- und Fernsehproduktion<br />

GmbH hat mit Anne-Sophie<br />

Quancard seit November eine neue Herstellungsleiterin.<br />

Nach ihren Anfängen bei der<br />

Münchner Beta Film wechselte Quancard zu<br />

Splendid Film nach Köln und war zuletzt bei<br />

Palladio Film tätig. Derzeit arbeitet Lichtblick<br />

an verschiedenen Produktionen, wie etwa dem<br />

<strong>Dokument</strong>arfilm „Der Letzte Fang“ von Gerd<br />

Ruge-Stipendiat Markus Schmidt über die<br />

letzten Thunfischbestände des Mittelmeers. Be-<br />

sich zur Schulung des filmischen Rezeptionsvermögens<br />

und zur Vorbereitung eines Kinobesuchs<br />

eignen. Er bietet Tipps und Technik für eigene<br />

Filmproduktionen von und mit Schulklassen,<br />

Hinweise zur Drehbuchenwicklung, dem<br />

Filmdreh ebenso wie dem Schnitt bis hin zur Verfremdung<br />

des Films durch Trickeffekte und Hilfen<br />

bei der Vertonung.<br />

www.visionkino.de<br />

will, die Muster sind immer und überall griffbereit.<br />

Ein weiterer Pluspunkt ist, dass alle Metadaten<br />

aus der technischen Überprüfung der Aufnahmen<br />

für den Kunden verfügbar sind, so dass<br />

negative Überraschungen durch unentdeckte<br />

Bildfehler ausgeschlossen werden können.<br />

www.cinepostproduction.de<br />

türlich wichtig geblieben, vor allem, weil „der<br />

Förderbereich P2 in der <strong>Filmstiftung</strong> NRW<br />

mit unabhängigen Gremien durchgeführt wird.<br />

So kann auch Neues, Unerprobtes entstehen“.<br />

Das erklärte Ziel: „Die P2 muss eine echte Kulturförderung<br />

bleiben.“ Zum Jubiläum hat Brüggenthies<br />

auch noch einen Wunsch: „Es wäre<br />

schön, wenn die Stadt Köln und das Land<br />

NRW endlich einsehen<br />

würden, dass eine Institution<br />

wie das Filmbüro NW eigentlich<br />

einen hauptberuflichen<br />

Geschäftsführer benötigt!“<br />

Denn alle Aktivitäten<br />

werden bisher vor allem ehrenamtlich<br />

erledigt. Dabei ist<br />

das Programm stetig gewachsen<br />

und reicht von Veranstaltungen<br />

für Branchenprofis,<br />

wie am 3. Dezember<br />

das Symposium „Die Farbe<br />

des Geldes” über neue Formen<br />

der Filmfinanzierung,<br />

über Kinovorführungen für<br />

Filminteressierte bis hin zu Fortbildungen für Lehrer<br />

im Medienbereich.<br />

Als Ehrengast war der französische Regiesseur<br />

Patrice Leconte zum 30. Geburtstag des<br />

Filmbüros NW nach Köln gekommen und präsentierte<br />

vor rund 300 Zuschauer drei seiner Filme<br />

und stand in einem Werkstattgespräch Rede<br />

und Antwort.<br />

www.filmbuero-nw.de<br />

reits in der Postproduktion befindet sich Regine<br />

Duras „White Blood“. Die Geschichte über<br />

deutsche Kinder, die nach dem Krieg nach Südafrika<br />

geschickt wurden, um dort die weiße Minderheit<br />

aufzufrischen, entsteht in Koproduktion<br />

mit ZDF/Arte. Ebenfalls für ZDF/Arte entwickelt<br />

der britische Künstler Ben Lewis gemeinsam<br />

mit Lichtblick eine Doku-Serie über vier verschiedene<br />

jüdische Großfamilien.<br />

Lichtblick, Tel. (0221) 925752-0;<br />

info@Lichtblick-Film.de<br />

Preise für geförderte Filme<br />

Brüssel, Rom, Gent<br />

und anderswo<br />

Feo Aladags Debütfilm „Die Fremde“, der für<br />

Deutschland ins Rennen um die Auslands-<br />

Oscars geht, erhält in diesem Jahr den Lux-<br />

Preis des Europäischen Parlaments. Mit<br />

den 90.000 Euro Preisgeld sollen Untertitelungen<br />

in allen 23 Amtssprachen der EU angefertigt<br />

werden. Bereits im Oktober hatte „Die Fremde”<br />

auf dem Internationalen Filmfestival<br />

Gent die Auszeichnung Bester Film erhalten. Die<br />

Regisseurin wurde außerdem Mitte November<br />

von der DEFA-Stiftung mit dem Preis für den<br />

künstlerischen Nachwuchs geehrt.<br />

Im Wettbewerb der 5. Internationalen<br />

Filmfestspiele in Rom gewann das historische<br />

Drama „Poll“ (Kinostart: 3. Februar) Anfang<br />

November den Spezialpreis der Jury. Das<br />

bildgewaltige Kinowerk der Kordes & Kordes<br />

Film feierte auf dem Festival seine Europapremiere<br />

und erhielt zudem den Preis für die<br />

Beste Musik für Komponistin Annette Focks.<br />

Kurz darauf durfte Regisseur Chris Kraus bei<br />

den 32. Biberacher Filmfestspielen für seinen<br />

Film den Hauptpreis des Festiv<strong>als</strong> entgegennehmen.<br />

Als Bester <strong>Dokument</strong>arfilm wurde „David<br />

wants to fly“ von David Sieveking bei der Verleihung<br />

der Hessischen Filmpreise ausgezeichnet.<br />

„... muss man gesehen haben. Einfach,<br />

weil es schön ist zu sehen, wie ein Mensch näher<br />

zu sich findet, jenseits von Lug und Trug“, lobte<br />

die Jury die Produktion der Kölner Lichtblick.<br />

Petra Lüschows Kurzfilm „Der kleine<br />

Nazi“ reüssiert auf vielen Festiv<strong>als</strong>,<br />

Foto: Int. Kurzfilmfestival Berlin<br />

Einen Lauf hat derzeit Petra Lüschows<br />

Kurzfilm „Der kleine Nazi“. Die schwarze Komödie,<br />

die in Hof Premiere feierte, gewann auf dem<br />

Filmfest in Kiew den Don Quijote Preis und den<br />

Hauptpreis der Ökumenischen Jury. Auf dem<br />

Wiesbadener Exground Festival wurde der<br />

Film im November <strong>als</strong> Sieger des Deutschen<br />

Kurzfilm-Wettbewerbs ausgezeichnet. Der Publikumspreis<br />

in Wiesbaden ging an den Kurzfilm<br />

„Gisberta“, der ifs-Absolventin Lisa Violetta<br />

Gaß. Auf dem Kurzfilmfestival interfilm<br />

in Berlin siegte „Gisberta“ außerdem in der Kategorie<br />

Bester Deutscher Film. „Der kleine Nazi”<br />

gewann dort den ZDF Neo-Preis.<br />

In den USA feiert derweil der Kurzfilm „Not<br />

worth a Bullet“ Erfolge. Die Produktion der FH<br />

Dortmund von Regisseur Markus F. Adrian<br />

nach dem Buch von Kameramann Marco<br />

J. Riedl gewann den Best International Dramatic<br />

Short Award auf dem Illinois International<br />

Film Festival in Chicago, den zweiten<br />

Platz in der Kategorie International Student,<br />

Long Narrative auf dem Fort Lauderdale<br />

International Film Festival in Florida, den<br />

ersten Preis Best Cinematography auf dem Cincinnati<br />

Oxford International Film Festival<br />

in Ohio und siegte außerdem auf dem Los<br />

Angeles Reel Film Festival. Im griechischen<br />

Patras gewann der Essener Filmemacher Werner<br />

Biedermann für seinen Kurzfilm „Die Kinethik<br />

der Gefühle” den Award for the Best Video<br />

Art.<br />

„Poll“: preisgekrönter Auftritt in<br />

Biberach und Rom, Foto: Piffl<br />

Meldungen – newsletter 7/2010 11


Turbine Medien:<br />

Alles dreht sich<br />

Über 100 Titel umfasst mittlerweile der Katalog<br />

der Münsteraner Turbine Medien GmbH.<br />

Seit 2004 produziert und vertreibt die gemeinsame<br />

Firma von Phil Friederichs und Christian<br />

Becker DVDs – vorausgesetzt, die Silberscheiben<br />

bewegen sich auf hohem internationalem<br />

Niveau nicht amerikanischen Ursprungs.<br />

Bereits die erste DVD, „Kalkofes Mattscheibe<br />

Vol.1“, wurde zur meistverkauften Comedy-DVD<br />

2004, ein Jahr später wurde die<br />

Dieter Hallervorden Collection mit dem<br />

Branchenaward DVD-Champion ausgezeichnet.<br />

Es folgten viele erfolgreiche Comedy-Marken<br />

wie „Switch“ und „Switch reloaded“,<br />

„RTL Samstag Nacht“ oder „Hape Kerkelings<br />

Darüber lacht die Welt“und „Alles<br />

Atze“. Daneben entstanden DVDs von Musikern<br />

wie Udo Lindenberg und Heinz Rudolf<br />

Kunze und Regisseur-Editionen von<br />

Adolf Winkelmann und Sönke Wortmann<br />

und unter dem Label „Diamant Video“<br />

die „Wie alles begann“-Editionen<br />

der deutschen Dailys „Verbotene Liebe“ und<br />

„Gute Zeiten, schlechte Zeiten“. Inzwischen<br />

haben auch Hollywood-Kultserien wie<br />

„Tammy – Das Mädchen vom Hausboot“ Chancen<br />

bei Turbine. Immerhin erscheinen in Münster<br />

alle 26 Folgen weltweit erstm<strong>als</strong> auf DVD.<br />

Um die erste GmbH herum ist inzwischen die<br />

Turbine Media Group gewachsen. Daniel<br />

Fahr, seit 2006 dabei, kümmert sich um die<br />

Turbine Classics GmbH, die Turbine Home<br />

Entertainment GmbH und die Turbine<br />

Home Video GmbH. Design und Realisation<br />

erledigen die bitarbyter. Seit 2007 besetzt<br />

Christian Bartsch, der ab 2004 <strong>als</strong> Cutter<br />

und Producer für das liebevoll gestaltete Turbine-Bonusmaterial<br />

zuständig war, einen eigenen<br />

Turbine-Sessel und kümmert sich um Produktionen<br />

und Lizenzakquise. Seit 2008 ist die<br />

Turbine auch Ausbildungsbetrieb.<br />

www.turbine.de<br />

Münster: Win-Win<br />

for music<br />

In Kooperation mit dem Rock´n Popmuseum<br />

Gronau produziert die Filmwerkstatt<br />

Münster Musikclips für fünf Nachwuchsbands.<br />

Jede Band wird von einem jungen<br />

Videokünstler gecoacht und entwickelt mit<br />

ihm zusammen das Drehbuch. Morris Vianden,<br />

einer der Filmemacher, sieht Vorteile für<br />

beide Seiten: „Eine Win-Win-Situation. Die<br />

Bands haben nachher tolle Musikclips für ihre<br />

Präsentation. Wir Videokünstler haben Filme,<br />

die unsere Arbeitsweise widerspiegeln.“ Vianden<br />

selbst betreut Phoneguy, fünf Musiker<br />

aus NRW. Seine Kollegen Moritz Schefers,<br />

Sven Stratmann, Jan-Malte Enning und<br />

Stefan Hollekamp kümmerten sich derweil<br />

um Play & Rewind und Craved, ebenfalls<br />

aus NRW, sowie Velvet Monk und Birth of<br />

Joy aus den Niederlanden. Die Gesamtleitung<br />

liegt bei Winfried Bettmer (Filmwerkstatt)<br />

und Anja Habel vom Museum. Zwei Workshops<br />

geben den strategischen Rahmen zum<br />

Umgang mit Videos <strong>als</strong> Marketing und imageprägendes<br />

Instrument. Am 10. März präsentieren<br />

die Musiker ihren Videoclip beim Abschlusskonzert<br />

im Metropool in Hengelo.<br />

www.filmwerkstatt.muenster.de<br />

12<br />

Beeindruckend: Christoph Hochhäusler<br />

und Nicolette Krebitz zeigten Bilder aus<br />

ihrem Film „Unter dir die Stadt"<br />

Matthias Brandt ehrt Margarete<br />

Papenhoff und Gabriele Rosslenbroich<br />

(Weltspiegel, Mettmann und Kino<br />

Ratingen), hinten Mitte: Raoul Hüster<br />

(Essener Filmkunsttheater)<br />

Christian Breuer (AG Kino) und<br />

Gastgeberin Petra Müller<br />

Erfolgspaar Bettina Brokemper<br />

und Johannes Rexin beim Empfang<br />

auf den Rheinterrassen<br />

Britta Lengowski (<strong>Filmstiftung</strong><br />

NRW, Kinoförderung) und Catherine<br />

Laakmann (Metropolis Köln)<br />

Katharina Blum (<strong>Filmstiftung</strong><br />

NRW, Organisation<br />

Kinoprogrammpreis) und<br />

Hannelore Elsner<br />

Rosemarie Schatter (Provision)<br />

und Produzent Joachim von<br />

Mengershausen<br />

Hannelore Elsner gratuliert<br />

dem Bielefelder Kinobetreiber<br />

Jürgen Hillmer<br />

Joachim Król und sein<br />

Kölner Stammkino-<br />

Betreiber Christian<br />

Schmalz (Off Broadway)<br />

Die Promi-Paten Wotan Wilke Möhring (l.),<br />

Christoph Hochhäusler (r.) und Nicolette<br />

Krebitz übernahmen die zweite Ehrung des<br />

Abends (mit Moderator Franz Dinda)<br />

Saßen in der Jury des Kinoprogrammpreises:<br />

Michael Vaupel (WAZ), Emma Klopf (Prokino)<br />

und Christian Simons (RTL)<br />

Ille Knorr (Kino Drehwerk 17/19 in<br />

Wachtberg), Patin Jeanette Hain, Bernd<br />

Schmitz (Capitol, Kerpen) und Jürgen<br />

Breuer (Babylon, Hagen)<br />

Jürgen Vogel verteilte<br />

Spitzenprämien<br />

an Andrea Gollnow<br />

und Anke Teuber<br />

(Kino Endstation in<br />

Bochum) und Ulrich<br />

Klinkertz (Kino in der<br />

Brotfabrik in Bonn)<br />

Holger Lüsch (l.) und<br />

Thomas Behm<br />

(Cinema Münster) mit<br />

Stefan Arndt (Mitte)<br />

Wotan Wilke Möhring<br />

freut sich mit Michael Meyer<br />

(Casablanca und Metropolis<br />

in Bochum, Schauburg<br />

in Gelsenkirchen) und<br />

Jürgen Hillmer (Lichtwerk<br />

und Kamera, Bielefeld)<br />

newsletter 7/2010 – Meldungen<br />

50 Filmtheater aus 29 Städten in NRW erhielten Prämien; hier<br />

die Kinobetreiber, die mit bis zu 10.000 Euro ausgezeichnet<br />

wurden.<br />

Über eine Prämie von bis zu 5.000 Euro freuten sich diese Kinobetreiber,<br />

Foto: Ina Küsters<br />

Bis zu 14.000 Euro nahmen diese engagierten<br />

Kinobetreiber mit nach Hause in ihre Filmtheater<br />

Spitzen-Prämie für Spitzen-Kinobetreiber: für ein<br />

herausragendes Programm gab es bis zu 20.000 Euro<br />

Die Paten Lavinia Wilson und Barnaby Metschurat mit Kinobetreibern,<br />

die eine Prämie von bis zu 14.000 Euro erhielten


Alte Bekannte: Schauspielerin<br />

Lavinia Wilson und Regisseur<br />

Thomas Durchschlag kennen<br />

sich vom Dreh zu „Allein“<br />

Boris Schönfelder,<br />

Jeanette Hain<br />

(„Poll”) und Benno<br />

Fürmann<br />

Franz Dinda mit<br />

Hannelore Elsner und<br />

Matthias Brandt:<br />

Die Schauspieler<br />

präsentierten Bilder<br />

aus ihrem Film „Das<br />

Blaue vom Himmel"<br />

Laudatorin Marion Döring, Strate-Preisträger<br />

Wim Wenders und <strong>Filmstiftung</strong>s-Geschäftsführerin<br />

Petra Müller.<br />

Christina Bentlage (Förderchefin<br />

<strong>Filmstiftung</strong> NRW) und Oliver Keymis,<br />

Vizepräsident des Landtags NRW<br />

Christoph Friedel, Philipp Hoffmann,<br />

und Michael Weber beim Empfang nach<br />

der Verleihung der Kinoprogrammpreise<br />

Kinoprogrammpreis NRW<br />

„Kino –<br />

der wichtigste Ort“<br />

ch danke dem Kino. Es ist der wichtigste Ort<br />

Iin meinem Leben!“ Wim Wenders, der bei<br />

der Verleihung der Kinoprogrammpreise am<br />

2. November in Köln mit dem Strate-Preis ausgezeichnet<br />

wurde, fand bewegende Worte<br />

und schloss in seinen Dank auch die anwesenden<br />

Kinobetreiber ein: „Danke, dass Sie das Kino<br />

<strong>als</strong> wichtigsten Ort aufrecht erhalten.“ Die<br />

Verleihung des mit 20.000 Euro dotierten Strate-Preises,<br />

den die <strong>Filmstiftung</strong> NRW gemeinsam<br />

mit dem HDF Kino e.V. vergibt, war Abschluss<br />

und Höhepunkt des Programms im Kölner<br />

Theater im Tanzbrunnen.<br />

Erstm<strong>als</strong> unter dem neuen Namen Kinoprogrammpreis<br />

NRW ehrte die <strong>Filmstiftung</strong><br />

NRW an diesem Abend 50 Kinos mit Prämien<br />

in Höhe von 384.000 Euro für ihr ausgezeichnetes<br />

Programm im vergangenen Jahr. Über die<br />

höchsten Prämien konnten sich dabei die Betreiber<br />

des Cinema & Kurbelkiste in Münster,<br />

des Bonner Kinos in der Brotfabrik, des Kölner<br />

Off Broad ways und des Bochumer Kinos Endstation<br />

freuen (alle ausgezeichneten Kinos unter<br />

www.filmstiftung.de).<br />

„Seit Be ginn der Ki no för de rung sei tens der<br />

NRW-Medien-Staatssekretär Marc Jan<br />

Eumann, Produzentin Anita Elsani und<br />

Ulf Israel (Senator Köln)<br />

Film stif tung 1991 hat sich die Zahl der Film thea -<br />

ter, die ihrem Pu bli kum ein an spruchs vol les<br />

Film pro gramm prä sen tie ren kön nen, von 29<br />

auf jetzt 50 Häu ser fast ver dop pelt“, freute sich<br />

<strong>Filmstiftung</strong>s-Geschäftsführerin Petra Müller, die<br />

den Kinos weiterhin Unterstützung zusagte und<br />

dabei auch auf die Investitionskostenzuschüsse<br />

der Düsseldorfer Filmförderung bei der Digitalisierung<br />

hinwies. Bislang unterstützte die<br />

<strong>Filmstiftung</strong> NRW damit bereits 18 Filmtheater<br />

bei der technischen Umstellung auf die digitale<br />

Technik.<br />

Unterstützung versprach auch NRW-Staatssekretär<br />

Marc Jan Eumann, der noch für diese<br />

Legislaturperiode eine Aufstockung des Etats<br />

der <strong>Filmstiftung</strong> ankündigte: „Im Drehbuch der<br />

Koalitionsparteien spielt die <strong>Filmstiftung</strong> NRW<br />

eine große Rolle.“<br />

Traditionell waren auch in diesem Jahr viele<br />

deutsche Filmstars gekommen, um sich bei<br />

den Kinobetreibern für deren Engagement für<br />

ihre Filme zu bedanken. Im Laufe des von<br />

Schau spie ler Franz Dinda mo de rier ten Programms<br />

prä sen tier ten sie Aus schnit te kom -<br />

men der, von der Film stif tung NRW ge för der -<br />

Tom Spieß (Little Shark),<br />

<strong>Filmstiftung</strong>schefin<br />

Petra Müller und<br />

Stefan Arndt (X Filme)<br />

Neuer Name, neue Location: Der Kinoprogrammpreis wurde in diesem<br />

Jahr im Theater am Tanzbrunnen verliehen (Foto: Ina Küsters)<br />

ter Ki no pro duk tio nen. So brach ten Han ne lo -<br />

re Els ner und Matt hi as Brandt „Das Blaue vom<br />

Him mel“ mit, wäh rend X Fil me-Pro du zent Ste -<br />

fan Arndt den Trai ler von Tom Tykwers neuem<br />

Film „Drei“ vor stell te. Re gis seur Chris toph<br />

Hoch häus ler und Ni co let te Kre bitz schließ lich<br />

zeig ten Bil der von „Unter dir die Stadt“, und<br />

Chris Kraus sowie Jea net te Hain prä sen tier ten<br />

„Poll“. Wenders zeigte beeindruckende Making-Of-Bilder<br />

seines 3D-Projekts „Pina“ über<br />

das Wuppertaler Tanztheater. Wei te re Gäste<br />

auf der Bühne waren Feo Ala dag, Jo han na<br />

Gast dorf, Jür gen Vogel, La vi nia Wil son, Bar na -<br />

by Met schu rat, Wotan Wilke Möh ring und Joa -<br />

chim Król.<br />

Król nutzte die Gelegenheit, um auf die Kinosituation<br />

in Köln zu verweisen. Die Stadt verfügt<br />

über kein großes Premierenkino mehr, was<br />

auch ein Grund war, die Kinoprogrammpreise<br />

im Theater am Tanzbrunnen zu verleihen.<br />

„Auf dem Kölner Ring gibt es noch ein paar<br />

große Kinos, die leer stehen“, so Król, der vorschlug,<br />

sich am Beispiel der Lichtburg-Rettung<br />

in Essen zu orientieren, und die Gebäude <strong>als</strong><br />

große Filmtheater zu erhalten.<br />

Kinoprogrammpreis – newsletter 7/2010 13


Neues aus der ifs<br />

Eine gute Nachricht für Szenen- und Kostümbildner:<br />

Teilnehmer beider Weiterbildungsprogramme<br />

an der ifs internationale filmschule<br />

köln können dank einer entsprechenden<br />

Maßnahmenzulassung zukünftig von der<br />

Bundesagentur für Arbeit gefördert werden.<br />

Vor der nächsten Weiterbildung im Bereich<br />

Kostümbild steht allerdings zunächst am 11. und<br />

12. Dezember ein Seminar zum Thema „Berufsund<br />

Sozialrecht für Kostümbildschaffende“ auf<br />

dem Programm, das vom Medienanwalt Steffen<br />

Schmidt-Hug geleitet wird.<br />

An professionelle Schauspieler richtet sich<br />

der Workshop „Synchronisation – eins, zwei,<br />

drei, ACTION“, den Dozenten aus Schauspiel,<br />

Synchronregie und Vertonung vom 17. bis 19.<br />

Dezember an der ifs abhalten. Wer daran nicht<br />

teilnehmen kann, dem bietet die „ifs-Begegnung<br />

Film“ am 18. Dezember um 19 Uhr eine günstige<br />

Gelegenheit, sich trotzdem mit dem Thema<br />

Synchronisation beschäftigen zu können:<br />

Bernd Nigbur, Synchronregisseur und einer<br />

der Dozenten, stellt den u.a. von Steven So-<br />

20 Jahre KHM: Interview<br />

mit Rektor Klaus Jung<br />

Querköpfe tun gut<br />

m Oktober feierte die Kunsthochschule<br />

Ifür Medien Köln (KHM) mit einem großen<br />

Festakt ihren 20. Geburtstag. Der Newsletter<br />

gratuliert und blickt im Interview mit Rektor<br />

Klaus Jung nicht nur zurück, sondern auch<br />

ein Stück nach vorn.<br />

Wie unterschied sich die KHM<br />

von den bestehenden Hochschulen,<br />

<strong>als</strong> sie im Oktober 1990 ihren Betrieb<br />

aufnahm?<br />

Dam<strong>als</strong> gab es eigentlich keine Kunsthochschule,<br />

die sich so konkret um Medien gekümmert<br />

hat – überhaupt war die Idee der Medienkunst<br />

relativ neu. Zudem wurde zum ersten Mal<br />

Film/Fernsehen und Kunst in einer Schule zusammen<br />

gefasst, natürlich mit der Hoffnung, dass<br />

etwas Neues dabei entsteht. Es herrschte 1990<br />

bereits die Hoffnung, dass die Konzentration auf<br />

Medien einen wirtschaftlichen Vorteil für die Region<br />

bedeuten könnte, gerade Köln hatte begonnen,<br />

stark darauf zu setzen. So stand es im<br />

breiten Interesse, eine Institution höherer Bildung<br />

in dieser Ausrichtung nach Köln zu holen. Es war<br />

ein spannendes Wagnis, etwas zu schaffen, das<br />

keine traditionelle Kunstakademie, Designschule<br />

oder Filmhochschule war, sondern eben etwas<br />

Neues. Schaut man sich die letzten 20 Jahre<br />

mit allen Höhen und Tiefen an, hat das gewirkt.<br />

Es ist heute nicht mehr sonderlich unge-<br />

derbergh produzierten<br />

Film „Solitary Man“ von<br />

Brian Koppelman und<br />

David Levien vor. Weiterer<br />

Gast für das an die<br />

Vorführung anschließende<br />

Gespräch ist der<br />

Schauspieler Volker<br />

Brandt, der die von Michael<br />

Douglas gespielte<br />

Hauptfigur synchronisiert<br />

hat.<br />

Die weit greifende<br />

Thematik der Digitalisierung<br />

steht im Fokus der<br />

ifs-Ringvorlesung „Bild<br />

und Bit“, in der an sechs Abenden anhand einzelner<br />

Teilaspekte der mediale Umbruch behandelt<br />

wird. Moderiert von den ifs-Professoren Lisa<br />

Gotto und Gundolf S. Freyermuth wird<br />

der zweite Termin am 14. Dezember von Prof.<br />

Dr. Jörn Glasenapp der Universität Bamberg<br />

zum Thema „Stand-Bild: Fotographie“ bestreiten,<br />

ehe am 11. Januar Prof. Dr. Claus<br />

Pias (Leuphana-Universität Lüneburg)<br />

Deutscher Kurzfilmpreis nach Köln<br />

Über 30.000 Euro Preisgeld konnten sich die Filmemacher<br />

Christos Dassios, Uli Grohs und<br />

Robert Nacken freuen, die mit ihrem Film<br />

„Underground Odyssey“ Mitte November in<br />

Hamburg den Deutschen Kurzfilmpreis in<br />

Gold in der Kategorie „Spielfilm bis sieben Minuten“<br />

gewannen. Der Film, der von der Kölner<br />

Olymp Film realisiert wurde und in dem<br />

14<br />

Dassios und Nacken auch selber vor der Kamera<br />

stehen, spielt in einer Tiefgarage, in der ein<br />

Gangster seinem Kollegen eine kölsche Kurzfassung<br />

der Ilias und der Odyssee abliefert. „Perfektes<br />

Timing und eine visuelle Gestaltung, die<br />

gekonnt mit Fluchtpunkten spielt, erzeugen eine<br />

untergründige Sogwirkung“, lobte die Jury.<br />

Der Sieg in der Kategorie „Bester Dokumen-<br />

wöhnlich, dass Neue Medien an Akademien vertreten<br />

sind, und dass viele Filmhochschulen sich<br />

auch auf eine künstlerische Arbeit berufen. Ein<br />

bisschen Pionierarbeit hat unser erfolgreiches<br />

Modell diesbezüglich sicher geleistet.<br />

In wieweit steht denn im Film-<br />

Curriculum der Kunstaspekt im<br />

Vordergrund?<br />

Man darf nicht denken, dass wir eine Art<br />

Genre „Kunstfilm“ ausbilden, der schwierig ist<br />

und den keiner versteht – darum geht es nicht.<br />

Es geht vor allem darum, voneinander<br />

zu lernen. Ein Kollege<br />

hat mal den Begriff des<br />

„künstlerischen Durchhaltevermögens“<br />

geprägt, d.h. sich auf<br />

Klaus Jung,<br />

Foto: KHM<br />

Lünen-Gewinner „Eines Tages“: Das<br />

Drehbuch schrieb ifs-Absolventin<br />

Karin Kaçi, Foto: Pientka/LVR<br />

etwas zu konzentrieren, koste<br />

es was wolle, und sich nicht<br />

davon abbringen zu lassen. Ein<br />

Studierender hat mal sinngemäß gesagt: „An einer<br />

Filmhochschule wird mir gesagt, was ich lernen<br />

muss. Hier lerne ich, was ich lernen will!“<br />

Es geht um die eigene Entschlusskraft und nicht<br />

unbedingt darum, hineinzupassen in etwas. Wir<br />

bereiten nicht auf einen Beruf vor, sondern darauf,<br />

dass man Berufe verändern kann. Es braucht<br />

Leute, die den Mut haben, über das Bestehende<br />

hinaus zu sehen.<br />

Sie sagen „voneinander lernen“<br />

– meinen Sie damit „Medienkonvergenz“?<br />

Ich denke, man muss schon aufpassen,<br />

keine Tausendsassas auszubilden, die am Ende<br />

zu „Simulation: Wetter“ spricht. Drei<br />

weitere Termine folgen bis zum 22.<br />

Februar. Eine formlose Anmeldung<br />

per E-Mail ist erforderlich.<br />

Während zurzeit Studenten aus<br />

dem 5. Semester des Studiengangs<br />

Film in Albanien <strong>Dokument</strong>arfilme<br />

in Zusammenarbeit mit der Academia<br />

Filmit & Multimedia MA-<br />

RUBI in Tirana realisieren, freuten<br />

sich ifs-Absolventen über Preise auf<br />

Festiv<strong>als</strong>. So gewann „Eines Tages…“,<br />

entstanden nach einem<br />

Drehbuch der ifs-Absolventin Karin<br />

Kaçi, auf dem Kinofest Lünen<br />

mit der LÜDIA den Hauptpreis, und<br />

Absolvent und Sounddesigner Peter Aufderhaar<br />

wurde in Hof mit dem Förderpreis Deutscher<br />

Film 2010 ausgezeichnet für seine Soundarbeit<br />

an „Sascha“ von Dennis Todorovic –<br />

genauso wie Produzentin Ewa Borowski<br />

ebenfalls Ehemaliger der ifs und Stipendiat des<br />

AV-Gründerzentrums NRW.<br />

ifs, Tel. (0221) 9201880;<br />

info@filmschule.de<br />

tarfilm“ ging an Florian Riegel, Absolvent der<br />

Kölner Kunsthochschule für Medien.<br />

„Großes Kino in 27 Minuten“, beschied die Jury<br />

seinem Porträt einer Frau, die seit 20 Jahren<br />

querschnittsgelähmt ist und ihre Umwelt durch<br />

Überwachungskameras beobachtet. Der bereits<br />

mehrfach ausgezeichnete Film entstand mit<br />

Unterstützung der <strong>Filmstiftung</strong> NRW.<br />

www.deutscher-kuzfilmpreis.de<br />

von allem nur noch ein bisschen können. Früher<br />

gab es die Diskussion über Interdisziplinarität:<br />

Mir ist dieser Begriff immer sehr unangenehm<br />

gewesen, weil ich glaube, dass es gar<br />

nicht so interessant ist, was zwischen den Disziplinen<br />

liegt. Interessant wird es, wenn Disziplinen<br />

beginnen, miteinander zu reden, um an<br />

Problemen zu arbeiten, die jenseits der Disziplinen<br />

liegen. Nicht die Diskussion, ob etwas Film<br />

ist oder Kunst – die Geschichte ist wichtig und<br />

wie die Geschichte vermittelt wird. Was wir versuchen,<br />

ist das Spielerische dabei heraus zu kitzeln,<br />

die Lust zu wecken darauf, auch einfach<br />

mal etwas auszuprobieren.<br />

Was war in der Geschichte der<br />

KHM der Moment, in der Reihe der<br />

etablierten Filmschulen akzeptiert<br />

zu werden?<br />

Als klar wurde, dass die hier entstandenen<br />

Filme Aufmerksamkeit erzielen und Preise gewinnen.<br />

Wir haben das natürlich bewusst auch<br />

gefördert, diese positiven Ergebnisse an die Öffentlichkeit<br />

zu tragen.<br />

Spätestens mit Raymond Boys<br />

Studenten-Oscar 1997 für „Ein einfacher<br />

Auftrag“ hat das dann bestens<br />

geklappt…<br />

…und mit der Oscarnominierung für Reto<br />

Caffis „Auf der Strecke“. Auch das war ein<br />

deutlicher Wendepunkt in der Wahrnehmung.<br />

Ich bin auch wirklich stolz darauf, dass so viele<br />

gute Filme aus der Schule heraus entstehen –<br />

auch so viele wirklich spezielle. Das Problem ist<br />

newsletter 7/2010 – Auf dem Sprung – die Seite für den Filmnachwuchs<br />

„L'Affranchie" von Pauline Flory gewann im Wettbewerb<br />

„kurzundschön“ die KHM-Wertung, Foto: KHM<br />

Neues aus der KHM<br />

Am Abend des 10. November wurden im Kölner<br />

Kino Cinenova die Preise von kurzundschön verliehen,<br />

dem Internationalen Nachwuchswettbewerb<br />

für Werbespots, Motion Design, Kurzfilm und<br />

Mobile Miniaturen, den die Kunsthochschule<br />

für Medien Köln sowie der WDR seit 13 Jahren<br />

gemeinsam veranstalten. In Anwesenheit des<br />

Kölner Oberbürgermeisters Jürgen Roters wurden<br />

Preise in Höhe von 30.000 Euro vergeben. Der<br />

1. Preis in der Kategorie Mobile Miniaturen ging<br />

an die KHM-Studenten Daniel Brandt, Julian<br />

Schleef, Yvonka Groeger und Richard Brzozowski<br />

für „Doppelschall Video Clips On Vinyl“.<br />

ja oft bei Filmen, dass man beim ersten Bild schon<br />

weiß, welches <strong>als</strong> nächstes kommt, dass alles vorhersehbar<br />

wird. Das kann, eingeschlossen in die<br />

Geschichte, wunderbar funktionieren. Ist der Film<br />

aber vorbei, dann ist die Geschichte weg. Was ich<br />

an der KHM sehe ist weit weniger vorhersehbar.<br />

Das bewirkt eine ganz andere Form der Konzentration,<br />

die zum Effekt hat, dass man sich später<br />

dran erinnert.<br />

In wieweit spielt denn das oft genug<br />

dichotom scheinende Paar Kunst und<br />

Markt in der Ausbildung eine Rolle?<br />

Genau da gibt es etwa für Film und Kunst<br />

eine Menge voneinander zu lernen. Wenn ich einem<br />

guten Kunststudenten sagen würde: Schau<br />

dir den Markt an, was wird im Moment verkauft<br />

und mach dann das Entsprechende. Es ist garantiert,<br />

dass er damit keinen Erfolg auf dem Markt<br />

haben würde. Der Kunstmarkt nämlich will so etwas<br />

gar nicht. Film hingegen funktioniert ganz anders,<br />

auch mit einem ganz anderen Publikum.<br />

Während der Kunstmarkt für wenige Käufer gedacht<br />

ist, zielt der Film auf ein großes Publikum.<br />

Aber man kann daraus lernen, sich nicht so fürchterlich<br />

darauf zu konzentrieren, was denn tatsächlich<br />

jetzt möglicherweise viele Zuschauer bringen<br />

würde, weil Zuschauer nämlich gar nicht so unemanzipiert<br />

sind, wie man sich das vielleicht gemeinhin<br />

denkt. Es setzt sich immer wieder auch<br />

ein ungewöhnlicher Film durch. Den aber produzieren<br />

zu können, dafür muss man dann wieder<br />

über den Markt hinaus blicken können.


Den hausinternen choices-Preis für den<br />

gelungensten KHM-Film konnte Pauline<br />

Florys Animation „L’Affranchie“ für sich<br />

entscheiden. Beide Arbeiten sowie die anderen<br />

Preisträger sind <strong>als</strong> Stream unter<br />

www.kurzundschoen. khm.de online<br />

anzuschauen.<br />

Am 13. Dezember um 19 Uhr stellt in<br />

der Aula der KHM der Kameramann und<br />

Autor Piotre Rosolowski seinen preisgekrönten<br />

<strong>Dokument</strong>arfilm „Mauerhase“<br />

vor. Darin thematisiert er auf originelle<br />

Weise die Geschichte der deutsch-deutschen<br />

Teilung aus der Perspektive der Kaninchen,<br />

die sich auf dem ehemaligen Todesstreifen<br />

angesiedelt haben. Margarete<br />

Wach wird das Gespräch mit dem<br />

ehemaligen Fellow-Studenten der KHM<br />

nach der Vorführung moderieren.<br />

Als weiteren Gast begrüßt die KHM<br />

am 27. Januar 2011 den <strong>Dokument</strong>arfilmer<br />

Georg Stefan Troller, der das Seminar<br />

von Prof. Sabine Rollberg besucht. Um<br />

20 Uhr wird er zudem der öffentlichen Vorführung<br />

seines Films „Ron Kovic – Warum verschwindest<br />

du nicht?“ über den amerikanischen Vietnam-Veteranen<br />

und Friedensaktivisten Ron Kovic beiwohnen.<br />

Eine lange Tradition, Berufspraktiker <strong>als</strong> nebenberufliche<br />

Professoren an die Hochschule einzuladen,<br />

wird an der KHM weiter geführt: Die Schauspielerin<br />

Anke Engelke ist ab sofort <strong>als</strong> Vertretungsprofessorin<br />

an die KHM berufen worden, um<br />

Studierenden die Produktion einer Staffel „Ladykracher“<br />

von der Idee bis zur Ausstrahlung hautnah<br />

miterleben zu lassen.<br />

Kunsthochschule für Medien,<br />

Tel. (0221) 201890; presse@khm.de<br />

Das Geschenk zum 20. an die Studierenden<br />

ist der neue Kamerastudiengang,<br />

den Sie gemeinsam mit der ifs<br />

ausrichten. Wie aber wird sich die KHM<br />

sonst entwickeln in den kommenden<br />

Jahren, auf welche Strömungen gilt es<br />

zu reagieren?<br />

Ich glaube, das Wichtigste ist, nicht zu reagieren,<br />

sondern zu agieren. Es geht nicht um das<br />

Abschätzen des nächsten Trends, den wir dann zu<br />

füllen versuchen, sondern darum, den nächsten<br />

Trend zu machen. Die nächsten fünf Jahre wollen<br />

wir nutzen, um die Diskussion um Film und sein<br />

Verhältnis zur Kunst und zu anderen Medien wieder<br />

neu anzufachen, um wieder visionär denken<br />

zu lernen und das zu untermauern durch den<br />

Willen, auszuprobieren, zu experimentieren – auch<br />

wenn es mal schief geht. Durch diesen Diskurs<br />

möchten wir die wichtigen Spieler inner- und<br />

außerhalb der Szene aktivieren und auf uns ziehen.<br />

Was wäre medienpolitisch der<br />

Wunsch der KHM zum Jubiläum?<br />

Ich wünsche mir weiterhin politische Unterstützung<br />

für den Erhalt der Schule. Ich wünsche<br />

mir außerdem, dass wir noch mehr Interesse wecken<br />

können auch in der breiteren Öffentlichkeit,<br />

was uns zunehmend über Projekte auch gelingt.<br />

Es ist wichtig, dass man lernt, dass das Anderssein<br />

der Kunsthochschulen etwas ist, das eine Gesellschaft<br />

braucht. Es geht nicht darum, dass ein einzelner<br />

Student <strong>als</strong> Querkopf unterstützt wird, sondern<br />

weil es diese Querköpfe gibt, geht es uns besser.<br />

Dieses Verständnis wünsche ich mir, erwecken<br />

zu können.<br />

Anna Wahle erhielt in diesem Jahr den mit 7.500 Euro dotierten<br />

Förderpreis des Landes NRW für junge Künstlerinnen und Künstler in<br />

der Kategorie Film: Regie, Bühnenbild und Kameraführung.<br />

Porträt Anna Wahle<br />

Fasziniert von<br />

echten Menschen<br />

VON TATJANA KIMMEL<br />

Wahle-Doku „Die Anden des Ruhr -<br />

gebiets“: Beate Pracht kündigte ihren<br />

Job und eröffnete in Gelsenkirchen<br />

eine Lama-Farm. Foto: ifs<br />

Anna Wahle,<br />

Foto: privat<br />

ch bin stolz und glücklich, auf meinem mit-<br />

Iunter steinigen Weg <strong>als</strong> Filmemacherin nicht<br />

nur derart geehrt, sondern auch finanziell unterstützt<br />

zu werden“, freut sich die 29-Jährige über<br />

die Auszeichnung. Zurzeit beendet Anna Wahle<br />

die Produktion ihres dokumentarischen Langfilmdebüts<br />

mit dem Arbeitstitel „Frauenwunder“.<br />

Darin erzählt sie die Geschichten dreier<br />

Frauen in Gelsenkirchen, die aus Existenznot<br />

den Schritt in die Selbstständigkeit wagen. Damit<br />

setzt sie das Thema des <strong>Dokument</strong>arfilms<br />

„Die Anden des Ruhrgebiets“ <strong>als</strong> Teil des ZDF-<br />

Episodenfilms „Zeche is nich“ fort. In einer Statistik<br />

über Erwerbstätigkeit im Ruhrgebiet hatte<br />

Wahle gelesen, dass der Verlust der männlichen<br />

Industriejobs im Ruhrgebiet große Wirkung<br />

auf die Bergarbeiterfrauen habe. Immer<br />

mehr Frauen, die zuvor für Heim und Familie<br />

zuständig waren, machen sich selbstständig.<br />

Dieser Bruch mit dem Alten und der damit verbundene<br />

Aufbruch ins Neue interessiert die<br />

Filmautorin. Sie fand Frauen im Alter um die 45,<br />

die auf dem Arbeitsmarkt wenige Chancen auf<br />

einen gut bezahlten Job hatten. Ein Jahr lang<br />

begleitete sie die Protagonistinnen auf ihrem<br />

Weg zum eigenen Betrieb, dokumentierte<br />

Rück schläge ebenso wie Erfolge. Die neuen<br />

Unternehmerinnen haben den Film bereits gesehen.<br />

„Sie waren angetan und fühlten sich<br />

ernst genommen“, sagt Wahle nach der Vorführung.<br />

Wahle beobachtet, hält Distanz und schafft<br />

dennoch Nähe. In ihren Filmen zeigt sie „echte<br />

Menschen“, die in kein Schema passen. Bei<br />

„Alexander“ (2005), ihrem ersten <strong>Dokument</strong>arfilm,<br />

in dem sie die Geschichte eines russischen<br />

Jungen in einem deutschen Kindergarten erzählt,<br />

spürte sie, dass diese Arbeit sie weit mehr<br />

berührt <strong>als</strong> Spielfilmproduktionen: „Das kleine<br />

Team und die damit verbundene Flexibilität sind<br />

viel toller <strong>als</strong> der Dreh an einem großen Set.“<br />

Das wird Wahle nach ihrem Studium an der ifs<br />

internationale filmschule köln klar, wo sie von<br />

2002 bis 2005 im ersten Jahrgang Regie studierte.<br />

Um mehr über <strong>Dokument</strong>arfilm zu lernen,<br />

absolviert sie anschließend bis 2008 ein<br />

Masterstudium an der Zürcher Hochschule der<br />

Künste und an der École cantonale d’art de Lausanne.<br />

Den Abschlussfilm „Playgirl“ dreht die Kölnerin<br />

in ihrer Heimatstadt und heftet sich an die<br />

Fersen von Nazanin, einer jungen Migrantin.<br />

Auch hier zeigt Wahle Brüche: Die Schülerin<br />

spricht über ihre Sehnsucht nach Geborgenheit,<br />

schreit vulgärste Beschimpfungen in ihr Handy<br />

und droht einem Mann in der U-Bahn mit Prügel.<br />

Wahle führt selbst die Kamera. Sie ist ganz<br />

nah dran und hält dennoch Distanz. Es wirkt<br />

wahrhaftig und nicht vorgeführt, wenn Nazanin<br />

bekennt: „Ich war noch nie in meinem Leben<br />

glücklich.“<br />

Wahle stellt Menschen in den Mittelpunkt<br />

ihrer Filme, um gesellschaftliche Themen zu beleuchten.<br />

2006 erhielt sie im Kurzfilm-Wettbewerb<br />

zum Thema „Zukunft der Arbeit“ der Kulturstiftung<br />

des Bundes und der KFA Hamburg<br />

einen Förderpreis, mit dem sie die <strong>Dokument</strong>ation<br />

„Mit Pferden kann man nicht ins Kino gehen“<br />

realisierte. Wahle fragte die, die in der Zukunft<br />

arbeiten werden. Haupt-, Gesamt- und<br />

Gymnasi<strong>als</strong>chüler zwischen 12 und 20 erzählen,<br />

welcher Beruf sie glücklich machen würde,<br />

ob sie eine Familie gründen wollen, was ihnen<br />

Angst macht und was im Leben wichtig ist.<br />

„Der Dreh hat Spaß gemacht, weil die Kinder<br />

so unverblümt reden. Aber es hat mich auch erschreckt,<br />

dass sie immer wieder von Zukunftsangst<br />

sprachen“, erinnert sich Wahle.<br />

Einer der Dozenten an der École cantonale<br />

d’art de Lausanne war der Regisseur Lionel<br />

Baier, der in seinen Filmen immer wieder die<br />

Grenzen zwischen Fiktion und Autofiktion überschreitet.<br />

„Das war sehr inspirierend. Ich möchte<br />

einen eigenen Erzählstil finden, um <strong>Dokument</strong>arfilme<br />

zu inszenieren“, sagt Wahle. In<br />

„Herr Rücker“ hat sie 2009 eine Möglichkeit<br />

umgesetzt. Im Beitrag zum Kinderdokumentarfilm-Wettbewerb<br />

DokYou erzählt der 15-jährige<br />

Außenseiter Nico Rücker von seinen Schwierigkeiten,<br />

Anerkennung und Freunde zu finden.<br />

Wahle lernte den Jungen am Rande eines Filmworkshops<br />

kennen, den sie an der Gesamtschule<br />

Solingen leitete. Auf der Grundlage von Nicos<br />

Berichten über seinen Alltag schrieb Wahle<br />

ein Drehbuch. Im Film spielen Nico, seine Mitschüler,<br />

der Hausmeister, der Schulleiter und seine<br />

Mutter sich selbst. Nico spricht die Off-Kommentare<br />

in Ich-Form. Ein Teil des Films ist klassische<br />

Reportage und ein Teil Inszenierung. So<br />

konnte Wahle Nicos Alltag begleiten, ohne auf<br />

die Mittel des Spielfilms zu verzichten. Die ruhige<br />

Beobachtungshaltung passt gut zum Protagonisten.<br />

Nico ist ein technikbegeisterter, ordnungsliebender<br />

Junge, der dem Hausmeister und<br />

dem Schulleiter hilft, wo er nur kann. So bekommt<br />

er wenigstens von den Erwachsenen die<br />

ersehnte Anerkennung. Nicos Klassenkameraden<br />

sahen den Film während der Duisburger Filmwoche<br />

in der Reihe doxs. „Der Film hat Nico an der<br />

Schule Respekt verschafft“, sagt Wahle.<br />

In den kommenden Wochen sucht Wahle<br />

Themen für ihren nächsten Film. „Im Hinterkopf<br />

rattert es schon“, sagt sie und freut sich auf diese<br />

freie, kreative Phase.<br />

Auf dem Sprung – die Seite für den Filmnachwuchs – newsletter 7/2010 15


ie beiden Frauen verstehen sich gut. Das<br />

Dsieht man auf den ersten Blick, und das hört<br />

man auch, wenn sie voneinander reden. „Wir<br />

mögen einander sehr“, schwärmt Martina Gedeck<br />

von Hellen Mirren, mit der sie Ende Oktober<br />

für den Kinofilm „Hinter der Tür“ in den Kölner<br />

MMC-Studios vor der Kamera stand. Und auch<br />

die Britin betont: „Die Chemie stimmt.“ Erleichtert<br />

wird diese Freundschaft unter Schauspielerinnen<br />

durch das außergewöhnliche Drehbuch.<br />

„Es kommt nicht oft vor, in einem Film mitspielen<br />

zu dürfen, in dem es zwei gleichberechtigt<br />

starke weibliche Hauptrollen gibt“, erklärt Oscar-<br />

Preisträgerin Mirren.<br />

Die Besetzung war für Regisseur István Szabó,<br />

der 1982 für seinen Film „Mephisto“ einen<br />

Oscar gewann, extrem wichtig: „Es mussten Frauen<br />

sein, deren Gesichter und Charisma die gleiche<br />

Intensität besitzen wie die der Figuren im Roman.“<br />

Mit Mirren und Gedeck hat er zwei außergewöhnliche<br />

Schauspielerinnen gefunden. Mirren,<br />

die ein „Kalender Girl“ genauso überzeugend<br />

spielen kann wie die „Queen“, ist eine der wandlungsfähigsten<br />

Schauspielerinnen des Kinos. Dasselbe<br />

gilt für Martina Gedeck, die von der arbeitswütigen<br />

Köchin Martha („Bella Martha“) über Ulrike<br />

Meinhof („Der Baader Meinhof Komplex“)<br />

bis zu Clara Schumann („Geliebte Clara) ebenfalls<br />

über ein breites Rollenspektrum verfügt.<br />

Wenn die Zwei in einem filmischen Kammerspiel<br />

aufeinander treffen, darf man zu Recht Außergewöhnliches<br />

erwarten.<br />

Für das Drehbuch, das Szabo gemeinsam<br />

mit Andrea Vészits geschrieben hat, adaptierte<br />

der ungarische Regisseur den Roman „Hinter<br />

der Tür“ seiner Landsfrau Magda Szabo. In<br />

Deutschland ist das Buch, das 1987 erschien<br />

und in 36 Sprachen übersetzt wurde, nur noch<br />

antiquarisch erhältlich. Magda Szabo, die nicht<br />

mit dem 72-jährigen István verwandt ist, erzählt<br />

in ihrem Roman von der besonderen Beziehung<br />

einer allein lebenden Schriftstellerin zu ihrer<br />

Haushälterin. Eine Geschichte über zwei sehr<br />

unterschiedliche Charaktere, die tragisch endet.<br />

Martina Gedeck spielt in dem Film die Schriftstellerin,<br />

Hellen Mirren die Rolle der Haushälterin.<br />

In Halle 41 der Kölner MMC-Studios werden<br />

die Szenen im Wohnzimmer der Schriftstellerin<br />

aufgenommen. Der Film spielt im Budapest<br />

der 60er Jahre des letzten Jahrhunderts. Die<br />

Einrichtung am Set ist großbürgerlich: ein<br />

schwerer Teppich auf dem Boden, ein Sekretär,<br />

ein Kristallleuchter, Fenster mit Messinggriffen,<br />

16<br />

Stores und dicken Vorhängen davor, auf einem<br />

Schrank zwei Zinnkannen.<br />

Mirren zeigt sich beim Dreh tief beeindruckt<br />

von dem Niveau, mit dem in NRW gearbeitet<br />

wird: „Dieses Studio hier hat wirklich großartige<br />

Möglichkeiten. Wenn ich zurück nach England<br />

und Amerika gehe, dann werde ich allen<br />

sagen, wie schön dieses Studio hier ist. Wenn<br />

andere Kollegen die Chance haben, hier zu drehen,<br />

dann sollten sie sie nutzen.“<br />

Auf die 15 Tage mit Innenaufnahmen in Köln<br />

folgten Dreharbeiten in einer Kirche bei Weimar.<br />

Danach zog das Filmteam mit Kameramann Elemer<br />

Ragalyi weiter nach Budapest, wo die restlichen<br />

der insgesamt 57 Drehtage stattfinden.<br />

Produziert wird die deutsch-ungarische Koproduktion,<br />

die von der <strong>Filmstiftung</strong> NRW mit<br />

600.000 Euro gefördert wird, von der Berliner<br />

Intuit Pictures und der ungarischen FilmArt.<br />

„Die Intensität in diesem sehr komplexen<br />

Roman, zwischen den zwei völlig gegensätzliche<br />

Charaktere, die einander gefährlich nahe<br />

kommen, hat mich fasziniert.“ Szabo ist gelungen,<br />

die Essenz dieses sehr komplexen Romans<br />

durch seine Drehbuchadaption in ein Ensembledrama<br />

zu destillieren, das einen Schauspielerfilm<br />

auf höchstem Niveu verspricht. So eine<br />

Chance wollten wir uns nicht entgehen lassen“,<br />

so Produzent Sándor Söth (Intuit Pictures).<br />

Trotzdem dauerte es mehr <strong>als</strong> zwei Jahre,<br />

um die Finanzierung der rund fünf Millionen Euro<br />

teuren Produktion zu stemmen.<br />

Solange brauchen die Kinobesucher nicht<br />

zu warten. Den deutschen Kinostart hat Piffl<br />

Medien für den Sommer 2011 geplant. Dann<br />

wird man sehen, ob die Chemie zwischen Mirren<br />

und Gedeck auch auf der Leinwand stimmt.<br />

Wer die beiden Schauspielerinnen beim Dreh<br />

in den MMC-Studios erlebt hat, zweifelt daran<br />

nicht.<br />

Presserummel am MMC-Set: (v.l.) Bastie Griese (MMC), Produzent Jenö Hábermann<br />

(FilmArt), Produzent Sandor Söth (Intuit Pictures), Martina Gedeck, István Szabó,<br />

Petra Müller (Geschäftsführerin der <strong>Filmstiftung</strong> NRW), Helen Mirren und Elemér<br />

Ragályi (Kamera). Fotos: In tuit Pic tu res<br />

Hinter der Tür<br />

Regie: István Szabó; Buch: István Szabó nach dem<br />

Roman von Magda Szabo; Darsteller: Helen Mirren<br />

und Martina Gedeck; Produktion: FilmArt und Inuit<br />

Pictures; Verleih: Piffl Medien<br />

Intuit Pictures, Tel. (030) 26367607;<br />

info@intuitpictures.com<br />

Helen Mirren und Martina Gedeck standen im Oktober für István Szabós neuen Film „Hinter de<br />

vor der Kamera. Die britische Schauspielerin und Oscarpreisträgerin zeigte sich von den Produk<br />

dass sie versprach, die Studios in England und den USA weiterzuempfehlen.<br />

Die Hauptdarstellerinnen<br />

Martina Gedeck und<br />

Helen Mirren: „zwei völlig<br />

gegensätzliche Charaktere,<br />

die einander gefährlich<br />

nahe kommen“<br />

Setbesuch: Hinter der Tür<br />

Mirren schwär<br />

newsletter 7/2010 – Schwerpunkt


Tür“ in den Kölner MMC-Studios<br />

tionsbedingungen so beeindruckt,<br />

mt von NRW<br />

Recklinghausen<br />

Duisburg<br />

Essen<br />

Marl<br />

Dortmund<br />

Bochum<br />

Mönchengladbach<br />

Mettmann<br />

Düsseldorf<br />

Hückelhoven Neuss Wuppertal<br />

Ostbevern<br />

Stadtlohn<br />

Geilenkirchen<br />

Leverkusen Lindlar<br />

Inden Jülich<br />

Köln Rösrath Engelskirchen<br />

Aachen<br />

Siegburg<br />

Overath<br />

Nideggen<br />

Bonn<br />

Bad<br />

Godesberg Windeck-<br />

Rosbach<br />

Mechernich<br />

Schleiden<br />

Aachen<br />

Bastard<br />

Die Wiesenretter<br />

Bad Berleburg<br />

Dschungelkind<br />

Bad Godesberg<br />

Der Mann mit dem Fagott<br />

Bad Laasphe<br />

Dschungelkind<br />

Bochum<br />

Vorstadtkrokodile 3<br />

Bonn<br />

Eine Insel namens Udo<br />

Der Mann mit dem Fagott<br />

Dortmund<br />

Vorstadtkrokodile 3<br />

Duisburg<br />

Schimanski<br />

Perry Rhodan<br />

Home for Christmas<br />

Takiye<br />

Bei Entlassung Mord<br />

Bermuda-Dreieck Nordsee<br />

Vom Glück nur ein Schatten<br />

Düsseldorf<br />

Brand<br />

Bermuda-Dreieck Nordsee<br />

Offroad<br />

Sponsoring<br />

Resturlaub<br />

Eine Insel namens Udo<br />

Engelskirchen<br />

Wunderkinder<br />

Töte mich<br />

Essen<br />

Tatort<br />

Geilenkirchen<br />

Offroad<br />

Hückelhoven<br />

Vorstadtkrokodile 3<br />

Inden (Kreis Düren)<br />

Die Vermissten<br />

Jülich<br />

Bastard<br />

Köln<br />

Der Rekordbeobachter<br />

Vermächtnis der Arche<br />

Sponsoring<br />

A Dangerous Method<br />

Neue Varth Süd<br />

Der Mann mit dem Fagott<br />

Resturlaub<br />

Tom Sawyer<br />

Hinter der Tür<br />

When Pigs have Wings<br />

Bastard<br />

Tatort<br />

Friedenau<br />

Ruhm<br />

Takiye<br />

Hotel Lux<br />

Wilsberg<br />

Papakind<br />

Bad Berleburg<br />

Bad Laasphe<br />

Köln<br />

Ihr mich auch<br />

Das Dschungelkind<br />

Fett weg<br />

Anduni<br />

Oshima<br />

Für kein Geld der Welt<br />

Bastard<br />

Über uns das All<br />

Largo Winch 2<br />

Kung Fu Mama<br />

Countdown<br />

Der Blender<br />

Vorstadkrokodile<br />

Romeos<br />

Mujjahir<br />

Ein Platz an der Sonne<br />

Freilaufende Männer<br />

Eine Insel namens Udo<br />

Joe Mc Carthy<br />

Kehrtwende<br />

Fast eine Million<br />

Küss mich Koch<br />

Bermuda-Dreieck Nordsee<br />

Implosion<br />

Arbeit, Arbeit<br />

Leverkusen<br />

Fast eine Million<br />

Lindlar<br />

Töte mich<br />

Takiye<br />

Marl<br />

Ein Tick anders (Johnny Kühlkissen)<br />

Mechernich<br />

Töte mich<br />

Neue Vahr Süd<br />

Mettmann<br />

Hotel Lux<br />

Mönchengladbach<br />

Home for Christmas<br />

Münster<br />

Tatort<br />

Cloudcluster<br />

Neuss<br />

Offroad<br />

Nideggen<br />

Töte mich<br />

Ostbevern<br />

Arschkalt<br />

Overath<br />

Töte mich<br />

Recklinghausen<br />

Vorstadtkrokodile 3<br />

Rösrath<br />

Das Mädchen auf dem Meeresgrund<br />

Schleiden<br />

Der Mann mit dem Fagott<br />

Siegburg<br />

Invasion<br />

Stadtlohn<br />

Die Frau des Polizisten<br />

Windeck-Rosbach<br />

Brand<br />

Wuppertal<br />

Pina<br />

Das Blaue vom Himmel<br />

Mujjahir


Hotel Lux<br />

Vom 18. November bis Mitte Dezember dreht<br />

Regisseur Leander Haußmann in <strong>Nordrhein</strong>-<br />

<strong>Westfalen</strong> an einem „closed set“ „Hotel Lux“,<br />

die tragikomische Abenteuergeschichte eines<br />

naiven, respektlosen Helden im Herzen der Finsternis.<br />

Die Hauptrollen spielen Michael Bully<br />

Herbig, Jürgen Vogel und Thekla Reuten.<br />

Die Dreharbeiten begannen am 12. Oktober<br />

in Berlin. Regisseur Haußmann hat nach<br />

einer Idee von Helmut Dietl sowie Vorlagen<br />

von Uwe Timm und Volker Einrauch selbst<br />

das Drehbuch zu „Hotel Lux“ geschrieben. Die<br />

Kamera führt Hagen Bogdanski, für das Szenenbild<br />

ist Uli Hanisch verantwortlich.<br />

„Hotel Lux“ erzählt, wie der Komiker und<br />

Parodist Hans Zeisig (Bully Herbig) 1938 mit f<strong>als</strong>chen<br />

Papieren aus Nazi-Berlin fliehen muss. Eigentlich<br />

träumt er von Hollywood, doch dann<br />

landet er in Moskau und gerät in das berüchtigte<br />

Exilantenhotel Lux. Es ist der Zufluchtsort<br />

kommunistischer Funktionäre aus aller Welt und<br />

insbesondere aus Deutschland. Der sowjetische<br />

Maria-Victoria Dragus und Roeland Wiesnekker in „Töte mich“, Foto: WDR/Arte/Thekla Ehling<br />

Töte mich<br />

Nach dem Unfalltod ihres geliebten Bruders ist<br />

die fünfzehnjährige Adele vollkommen alleine<br />

der Lieb- und Leblosigkeit ihrer Eltern auf einem<br />

abgeschiedenen Bauernhof ausgesetzt. Als sie<br />

dem flüchtigen Häftling und Totschläger Timo<br />

begegnet, bietet sie ihm einen Deal an: Sie wird<br />

ihm bei der Flucht zu seinem Bruder in Marseille<br />

helfen, wenn er sie dafür vom Leid ihres irdischen<br />

Lebens befreit und tötet.<br />

Das ist die dramatische Grundkonstellation<br />

des Kinospielfilms „Töte Mich“, den die Regisseurin<br />

Emily Atef noch bis Ende November<br />

in <strong>Nordrhein</strong>-<strong>Westfalen</strong> und in Marseille realisiert.<br />

Die Hauptrollen spielen Maria Victo-<br />

18<br />

Geheimdienst verwechselt Zeisig mit dem abtrünnigen<br />

Leibastrologen Adolf Hitlers. So gerät<br />

der unpolitische Entertainer zwischen die<br />

Fronten blutiger Intrigen in Stalins Machtapparat.<br />

Zu seiner Überraschung trifft Zeisig im Lux<br />

auch seinen früheren Bühnenpartner Siggi Meyer<br />

(Jürgen Vogel) und die niederländische Untergrundkämpferin<br />

Frida (Thekla Reuten) wieder,<br />

die beide fest an das Gute im Kommunismus<br />

glauben. Für die drei Freunde beginnt ein Abenteuer<br />

auf Leben und Tod.<br />

„Hotel Lux“ ist eine Produktion der Bavaria<br />

Pictures, produziert von Günter Rohrbach<br />

und Corinna Eich in Koproduktion mit<br />

Colonia Media Filmproduktions, herbX<br />

film- und fernsehproduktion, LI Produktions,<br />

Little Shark Entertainment und Pirol<br />

Film Produktion. Fernsehpartner sind<br />

WDR, ARD Degeto, ARTE und BR. Der Kinostart<br />

im Verleih der Constantin Film ist für<br />

Herbst 2011 geplant. Den Weltvertrieb übernimmt<br />

Bavaria Film International.<br />

Bavaria Film, Tel. (089) 6499-3900;<br />

presse@bavaria-film.de<br />

ria Dragus, Roeland Wiesnekker und<br />

Matthias Brandt. Zusammen mit Esther<br />

Bernstorff schrieb Emily Atef auch das Drehbuch.<br />

„Töte Mich“ ist eine Produktion der Wüste<br />

Film West (Hejo Emons, Stefan<br />

Schubert, Ralph Schwingel) in Koproduktion<br />

mit NikoFilm, Ciné-Sud Promotion,<br />

Hugofilm Productions, WDR (Redaktion:<br />

Götz Schmedes), ARTE France Cinéma<br />

(Grand Accord). Drehbeginn war der 5. Oktober,<br />

22 der 44 Drehtage arbeitete das Team<br />

in NRW. Der Film wird 2011 durch den farbfilm<br />

verleih ins deutsche Kino gebracht.<br />

Wüste Film West,<br />

Tel. (0221) 5105067;<br />

wueste@wuestefilm-west.de<br />

Dietmar Bär und Natalia Rudziewicz<br />

mit 28 Chor-Komparsen in „Kehrtwende“,<br />

Foto: WDR / Willi Weber<br />

Tatort Köln –<br />

Keine Polizei<br />

Der neue Tatort aus Köln trägt den Titel „Keine<br />

Polizei“, setzt aber trotzdem auf die bewährten<br />

Kommissare Max Ballauf (Klaus J.<br />

Behrendt) und Freddy Schenk (Dietmar<br />

Bär). Sie sind einem Entführungsfall auf der<br />

Spur, bei dem es zunächst weder eine Vermisstenanzeige<br />

noch eine Lösegeldforderung gibt.<br />

Das Drehbuch zu „Keine Polizei“ stammt von<br />

Norbert Ehry. Als Regisseur setzt Kaspar<br />

Heidelbach hier bereits seinen elften Fall mit<br />

dem Kölner Ermittlerduo in Szene. Er drehte<br />

vom 3. November bis zum 2. Dezember in Köln<br />

und Umgebung.<br />

Bereits zum zweiten Mal übernimmt Juliane<br />

Köhler beim Kölner Tatort die Rolle der<br />

Polizeipsychologin Lydia Rosenberg. In weiteren<br />

Gastrollen zu sehen sind Robert Gallinowski,<br />

Frank Kessler und Jürgen Rißmann.<br />

Außerdem wieder mit von der Partie<br />

sind Tessa Mittelstaedt <strong>als</strong> Assistentin Franziska,<br />

Joe Bausch in der Rolle des Pathologen<br />

Dr. Roth und Christian Tasche <strong>als</strong> Staatsanwalt<br />

von Prinz. Produziert wird der Tatort von<br />

Colonia Media (Produzentin: Sonja Goslicki)<br />

im Auftrag des WDR (Redaktion: Frank<br />

Tönsmann).<br />

Colonia Media,<br />

Tel. (0221) 9514040;<br />

coloniamedia@coloniamedia.de<br />

newsletter 7/2010 – Schwerpunkt<br />

Kehrtwende<br />

Nach seinem TV-Erfolg „Mein Leben – Marcel<br />

Reich-Ranicki“ drehte Regisseur Dror Zahavi<br />

im Oktober den Fernsehfilm „Kehrtwende“<br />

(AT) mit Dietmar Bär und Inka Friedrich<br />

in den Hauptrollen. Erzählt wird die Geschichte ei-<br />

Der Mann<br />

mit dem<br />

Fagott<br />

Bis zum 7. Dezember wurde<br />

der NRW-Teil zur Verfilmung<br />

des autobiografischen Romans<br />

„Der Mann mit dem Fagott“<br />

von Udo Jürgens und<br />

Michaela Moritz an Locations<br />

gedreht, die Scout Frank<br />

Meter ausgekundschaftet<br />

hatte. Start zur großen historischen<br />

Verfilmung der Familiengeschichte<br />

war am 7. September<br />

in Wien. Zum Cast gehören<br />

Stars wie Christian Berkel,<br />

Ulrich Noethen und David<br />

Rott. Auch Udo Jürgens selbst<br />

steht vor der Kamera. Produziert<br />

wird der TV-Zweiteiler von<br />

Regina Ziegler (Ziegler<br />

Film) und Klaus Graf (Graf<br />

Film). Das Drehbuch stammt<br />

von Harald Göckeritz und<br />

Miguel Alexandre, der<br />

auch Regie führt. Die Redaktion<br />

bei den ausstrahlenden Sendern haben Hans<br />

Wolfgang Jurgan (ARD Degeto) und Klaus<br />

Lintschinger (ORF) übernommen.<br />

Die Ausstrahlung ist für den Herbst 2011 im


ner Familie, die an den gewalttätigen, zerstörerischen<br />

Wutausbrüchen des Vaters zerbricht. Das<br />

Drama wurde in Köln und Umgebung von der<br />

Colonia Media (Produzentin: Sonja Goslicki)<br />

im Auftrag des WDR (Redaktion: Anke<br />

Krause, Götz Schmedes) für Das Erste produziert.<br />

Das Buch schrieb Johannes Rotter, der<br />

Ersten und im ORF geplant.<br />

Ziegler Film,<br />

Tel. (030) 3209050;<br />

info@ziegler-film.de<br />

Tatort Münster –<br />

Herrenabend<br />

In Münster ermitteln Kommissar Frank Thiel<br />

(Axel Prahl) und Rechtsmediziner Prof. Karl-<br />

Friedrich Boerne (Jan Josef Liefers) seit dem<br />

16. November bei einem „Herrenabend“. Der<br />

Mord an dem Geschäftsmann Arno Berger gibt<br />

Thiel Rätsel auf. Denn die am Tatort sichergestellten<br />

Fingerabdrücke stammen von dem Spitzenpolitiker<br />

Rüdiger Klarbach, obwohl das eigentlich<br />

gar nicht sein kann: Der ehemalige<br />

Staatssekretär im Wirtschaftsministerium war<br />

vor eineinhalb Jahren bei einem Hausbrand in<br />

Südafrika ums Leben gekommen. Prof. Boerne<br />

persönlich hatte dam<strong>als</strong> den Totenschein ausgestellt.<br />

Das Drehbuch zu „Herrenabend“<br />

stammt von Magnus Vattrodt. Regie führt<br />

Matthias Tiefenbacher.<br />

Wieder mit dabei ist Christine Urspruch<br />

<strong>als</strong> Prof. Boernes Assistentin Silke Haller, Mechthild<br />

Großmann <strong>als</strong> Staatsanwältin Wilhelmine<br />

Klemm, Friederike Kempter <strong>als</strong> Thiels<br />

Assistentin Nadeshda Krusenstern und Claus<br />

D. Clausnitzer <strong>als</strong> Vater Thiel. Die Dreharbeiten<br />

laufen bis zum 17. Dezember 2010. Produziert<br />

wird der „Tatort Münster – Herrenabend“<br />

von Filmpool (Produzentin: Iris Kiefer, Producerin:<br />

Katrin Kuhn) im Auftrag des WDR<br />

(Redaktion: Gebhard Henke).<br />

filmpool, Tel. (02233) 46080;<br />

info@filmpool.de<br />

auch in dem Film mitspielt. Die weiteren Rollen<br />

sind mit Nina Petri, Cornelia Schmaus,<br />

Götz Schubert, Natalia Rudziwicz und Justus<br />

Kammerer besetzt. Der Sendetermin steht<br />

noch nicht fest.<br />

Colonia Media, Tel. (0221) 9514040;<br />

coloniamedia@coloniamedia.de<br />

David Rott und Udo Jürgens.<br />

Foto: Toni Muhr/ Ziegler Film, Graf Film<br />

Am Set von Ruhm:<br />

Tom Spieß, Stefan Kurt,<br />

Christina Bentlage,<br />

Heino Ferch, Julia<br />

Koschitz, Isabel<br />

Kleefeld, Justus von<br />

Dohnányi, Axel Ranisch<br />

und Christoph Friedel<br />

Foto: Martin Menke<br />

Ruhm<br />

Seit dem 21. Oktober<br />

inszeniert Isabel<br />

Kleefeld die Tragikomödie „Ruhm“. In Köln,<br />

Frechen, Zürich, Buenos Aires, Kiew, auf der<br />

Krim sowie in der Nähe von Cancun setzt die<br />

Grimme-Preis-Trägerin ihr eigenes Drehbuch um,<br />

das sie nach Vorlage des gleichnamigen Bestsellers<br />

von Daniel Kehlmann zusammen mit<br />

dem Autor verfasst hat. „Ruhm“ bündelt sechs<br />

aberwitzige und berührende Geschichten zu einem<br />

mitreißenden Ensemblefilm. In den Hauptrollen<br />

sind Stefan Kurt, Julia Koschitz,<br />

Senta Berger, Justus von Dohnányi, Heino<br />

Ferch und Gabriela Maria Schmeide<br />

zu sehen.<br />

Produziert wird der Film von Tom Spieß<br />

und Sönke Wortmann von Little Shark<br />

Entertainment sowie Christoph Friedel<br />

Meldungen – newsletter 7/2010<br />

ANZEIGE<br />

und Claudia Steffen von der Terz Filmproduktion<br />

in Koproduktion mit der österreichischen<br />

DOR Film Produktionsgesellschaft und<br />

der Schweizer Hugofilm Productions. Auf Senderseite<br />

ist der WDR (Redaktion Dr. Barbara<br />

Buhl) federführend neben ARD Degeto<br />

(Jörn Klamroth), Arte (Andreas Schreitmüller),<br />

dem ORF und dem Schweizer<br />

Fernsehen/SRG SSR idée suisse (Lilian<br />

Räber, Peter Studhalter). Die Dreharbeiten<br />

in NRW sind mittlerweile abgeschlossen, werden<br />

aber weltweit bis in den April fortgesetzt.<br />

Der Kinostart ist für Herbst 2011 bei Pandora<br />

Filmverleih geplant.<br />

Little Shark, Tel. (0221) 336110;<br />

littleshark@littleshark.de<br />

„Kino in seiner schönsten Form.“ARTE Online<br />

Bruno Ganz Senta Berger<br />

Satte Farben<br />

vor Schwarz<br />

Große Kinopremiere in Anwesenheit der Hauptdarsteller und<br />

des Filmteams: 10. Januar, Lichtburg Essen, Filmbeginn 20 Uhr<br />

Ab 13. Januar im Kino<br />

www.satte-farben-vor-schwarz.de<br />

19<br />

INTERNATIONALE<br />

HOFER FILMTAGE<br />

WETTBEWERB<br />

INTERNATIONALES<br />

FILMFESTIVAL<br />

SAN SEBASTIÁN<br />

Ein Film von<br />

Sophie Heldman


Viele der NRW-Dreharbeiten im Herbst fanden in den MMC Studios statt.<br />

Für den Newsletter befragten wir Bastie Griese (Head of Film Production MMC<br />

Independent Film) und Friedhelm Bixschlag (Sales Director MMC Film & TV<br />

Studios) über die Auslastung der Studios.<br />

Mit „Hinter der Tür“, „Tom Sawyer“<br />

und „When Pigs have Wings“ haben Sie<br />

in den letzten Wochen ganz unterschiedliche<br />

Projekte zu Gast gehabt: Großes<br />

Starkino, eine aufwändige deutsche Literaturverfilmung<br />

und eine internationale<br />

Art house-Produktion. Wie unterscheiden<br />

sich diese Filme in den Anforderungen an<br />

das Studio?<br />

Bastie Griese: Vor allem vom Umfang<br />

her und des damit verbundenen höheren logistischen<br />

Aufwands – etwa größere Studio- und Raumflächen.<br />

Wichtig ist uns hierbei, dass wir eine gute Produktionslogistik<br />

stellen, damit sich die Produktionen voll und<br />

ganz auf ihre Dreharbeiten konzentrieren können.<br />

Grundsätzlich wollen wir dafür Sorge tragen, dass sich<br />

alle Produktionen bei der MMC wohlfühlen, und sind<br />

daher sehr stolz, wenn ein Star wie Helen Mirren uns<br />

gerade im Vergleich zu anderen internationalen Studios<br />

große Komplimente macht.<br />

Was war bei den drei Projekten die<br />

größte Herausforderung für die Studiobauer?<br />

BG: Jedes der drei Projekte hatte für unsere Ausstattungsabteilung<br />

natürlich seine eigenen Herausforderungen.<br />

Besonderen Spaß macht es unseren Studiobauern<br />

aber vor allem, für unterschiedliche historische<br />

Zeiten zu bauen und teilweise gleichzeitig mit<br />

unterschiedlichen internationalen Teams wie z.B. mit<br />

einem ungarischen Art-Department zusammen zu arbeiten.<br />

Sehr spannend war es natürlich, die Oberflächen<br />

einer historischen Wohnung für eine Regie-Koryphäe<br />

wie István Szabó zu gestalten. Das<br />

hat man nicht alle Tage.<br />

Wie sieht derzeit die Auslastung<br />

der MMC Studios aus,<br />

inklusive TV?<br />

BG: Wir werden bis zum Ende dieses<br />

Jahres in 2010 acht Filmprojekte in den<br />

MMC Studios realisiert haben. Das ist in<br />

der Filmgeschichte der MMC Rekord.<br />

20<br />

Interview Bastie Griese und Friedhelm Bixschlag<br />

Wohlfühlstudio<br />

Friedhelm Bischlag: Derzeit haben wir an beiden<br />

Standorten, dem Filmcampus Cologne und dem<br />

Coloneum, die erfreuliche Situation, die man <strong>als</strong> Vollauslastung<br />

beschreiben könnte. Neben verschiedenen<br />

lang laufenden TV-Serien „Unter Uns“, „Verbotene Liebe“<br />

oder auch „AWZ“ realisieren wir <strong>als</strong> Generaldienstleister<br />

auch die großen TV-Shows, u.a. „Deutschland<br />

sucht den Superstar, „Das Supertalent“, „X<br />

Faktor“, „Popstars“, „Mario Barth“, „Die perfekte Minute“<br />

und viele weitere Formate. Neu im Produktionsportfolio<br />

der MMC, und darüber sind wir ganz besonders<br />

glücklich, ist die Telenovela „Lena“, die von<br />

Wiedemann & Berg für das ZDF produziert wird und<br />

das gleich in drei Studios.<br />

Welche großen Produktionen stehen<br />

<strong>als</strong> nächstes an?<br />

BG: Dieses Jahr werden bei uns noch Teile der<br />

Dreharbeiten von „Hotel Lux“ und „Der Mann mit dem<br />

Fagott“ produziert. Im Frühjahr wird die MMC Independent<br />

das Filmprojekt „The Danish Girl“ mit Nicole<br />

Kidman unter der Regie von Lasse Hallström koproduzieren.<br />

Wir freuen uns aber auch auf das von der<br />

<strong>Filmstiftung</strong> geförderte Projekt „Der Medicus“ von UFA<br />

Cinema.<br />

FB: Im TV-Bereich gehen die lang laufenden Formate<br />

weiter. Zurzeit wird „Popstars“ produziert und<br />

weitere große Shows wie z.B. „Supertalent“ und<br />

„DSDS“ werden jetzt unmittelbar folgen. Man spürt<br />

ganz deutlich, dass die Sender wieder Lust haben,<br />

Shows in Studios zu produzieren. Wir sind in viel versprechenden<br />

Gesprächen,<br />

so dass wir hoffentlich das<br />

Auslastungsniveau nicht<br />

nur halten, sondern sogar<br />

ausbauen können.<br />

Bastie Griese und<br />

Friedhelm Bixschlag<br />

(links), Foto: MMC<br />

Das Coloneum, einer<br />

der beiden Kölner<br />

MMC-Standorte<br />

Foto: MMC<br />

newsletter 7/2010 – Schwerpunkt<br />

Louis Hofmann und Magali Greif<br />

in „Tom Sawyer“<br />

Foto: Majestic / Bernd Spauke<br />

Tom Sawyer<br />

Regie: Hermine Huntgeburth; Buch:<br />

Sascha Arango, Peer Klehmet, Sebastian<br />

Wehlings; Darsteller: Louis Hofmann,<br />

Leon Seidel, Magali Greif, Heike Makatsch,<br />

Benno Fürmann und Joachim Król;<br />

Produktion: Neue Schönhauser Film -<br />

produktion in Koproduktion mit Filmaufbau<br />

Leipzig und Majestic Filmproduktion<br />

in Zusammenarbeit mit ARD Degeto,<br />

Norddeutscher Rundfunk, Arte und<br />

Bayerischer Rundfunk.; Verleih: Majestic<br />

Filmverleih<br />

Neue Schönhauser<br />

Filmproduktion;<br />

Tel. (030) 34391021;<br />

info@neueschoenhauser.de


ach Rumänien werde er nicht noch mal<br />

Nfahren, erklärt Louis Hofmann, der jugendliche<br />

Darsteller des Tom Sawyer, mit Bestimmtheit.<br />

Komische Autos gebe es dort, und mit<br />

dem Wetter sei es auch nicht weit her. Für Regisseurin<br />

Hermine Huntgeburth, den Produzenten<br />

Boris Schönfelder (Neuen Schönhauser Filmproduktion)<br />

und ihre Verfilmung von Mark<br />

Twains Jugendbuchklassiker war Rumänien jedoch<br />

ein Glücksfall. Dort stehen – erbaut für<br />

Anthony Minghellas Film „Cold Mountain“ –<br />

die Kulissen einer amerikanischen Ostküstenstadt,<br />

die nun für „Tom Sawyer“ das Mississip-<br />

pistädtchen St. Petersburg darstellten.<br />

In NRW folgten die Innenaufnahmen, für<br />

die in den Kölner MMC-Studios vier Sets in zwei<br />

Hallen entstanden. Darunter auch das Klassenzimmer<br />

des Titelhelden.<br />

Pulte für 24 Schüler stehen ordentlich in<br />

Reih und Glied, Lederstücke und kleine<br />

Schwämme liegen bereit, <strong>als</strong> seien die Schüler<br />

nur eben auf dem Pausenhof. Petroleumlampen<br />

hängen an der Wand, in der Ecke steht ein Kanonenofen,<br />

im Regal ausgestopfte Tiere. Viel<br />

Gefundenes, Altes, habe man für die Gestaltung<br />

des Schulraums von 1850 benutzt, erläutert Produzent<br />

Boris Schönfelder. Denn, wie so oft beim<br />

Film, bereitete das „Auf alt“-Machen die größte<br />

Arbeit. So wurden die Holzbänke nachgebaut<br />

und dann so sorgfältig abgeschubbert, dass<br />

man jetzt, angesichts der Reste von grüner Farbe<br />

auf den Pulten, tatsächlich den Eindruck hat,<br />

<strong>als</strong> hätten zahllose Generationen von Kindern<br />

sie mit ihren Unterarmen abgeschmirgelt – vol-<br />

ler Unruhe, wann die Stunde endet und das<br />

Abenteuer beginnt.<br />

Das Personal aus Mark Twains Roman ist –<br />

nicht zuletzt auch von diversen Verfilmungen<br />

– hinlänglich bekannt: Der Waisenjunge Tom,<br />

der bei seiner Tante Polly aufwächst, sein Freund<br />

Huckleberry Finn und die reizende Richtertochter<br />

Becky, der Säufer Muff Potter und das zwielichtige<br />

Halbblut Indianer Joe. Produzent Boris<br />

Schönfelder, der das Projekt initiiert hat‚ das die<br />

<strong>Filmstiftung</strong> NRW mit 700.000 Euro unterstützt,<br />

outet sich <strong>als</strong> Fan seit Kindertagen. Für die Idee<br />

einer Neuverfilmung sei es dann aber auch nicht<br />

unerheblich gewesen, dass er selbst einen Sohn<br />

habe, der jetzt in das Alter komme von Tom und<br />

Huck. Die große Stärke der Story sei, dass Twain,<br />

wie einmal ein Literaturwissenschaftler ausgezählt<br />

habe, gleich 40 Grundsituationen behandelt,<br />

in die Kinder geraten können. Eine Art<br />

Wegweiser zum Erwachsenwerden, ohne aufdringlich<br />

belehrenden Zeigefinger.<br />

Schönfelder ist es wichtig, eine Umsetzung<br />

zu schaffen, „die sich nicht einem vermeintlich<br />

modernen Geschmack der Kinder anbiedert“,<br />

sondern „außerhalb der Zeit“ stehe und einen<br />

eigenen „Look“ besitze, wie ihn etwa die Coen-<br />

Brüder für ihre Südstaaten-Odyssee „O Brother,<br />

Where Art Thou?“ geschaffen hätten. Nur behutsam<br />

habe man die Geschichte verändert, etwa<br />

um die Figur der Tante Polly interessanter<br />

zu machen. Das ist sie natürlich schon deshalb,<br />

weil Polly von Heike Makatsch gespielt wird.<br />

Schönfelders „Wunschbesetzung“ – ebenso wie<br />

Benno Fürmann <strong>als</strong> Indianer Joe, mit eigens er-<br />

worbener Solariumbräune, Irokesenfrisur und<br />

angeklebter Adlernase.<br />

An diesem Nachmittag in den MMC-Studios<br />

in Köln-Ossendorf steht eine der von Drehbuchautor<br />

Sascha Arango neu erdachten Szenen<br />

auf dem Plan. Ganz anders <strong>als</strong> im Roman<br />

kommt in Hermine Huntgeburths Film – mit der<br />

jüngsten und attraktivsten Tante Polly aller Zeiten<br />

– vorübergehend der Verdacht auf, dass zwischen<br />

Polly und Indianer Joe „etwas gehen“<br />

könnte. Das führt dazu, dass beim zart pubertierenden<br />

Tom unbewusste Eifersucht und Verlustängste<br />

ihren Ausdruck im Traum finden: Da<br />

sieht er, wie Polly und Joe miteinander tanzen.<br />

Tom schreckt hoch im Bett in seinem Jugendzimmer,<br />

das er sich mit dem braven Halbbruder<br />

Sid teilt. Und das in Wahrheit nur eine mit<br />

lichtdichter Folie umhüllte „Hütte“ ist in einer<br />

komplett schwarz gestrichenen Halle. Dort ist<br />

die Zimmer-Kulisse gleich neben dem Schulraum<br />

aufgebaut. Ein kleines Dachzimmer mit blau gestrichenen<br />

Holzwänden, in dem die Betten der<br />

Jungen an gegenüberliegenden Wänden stehen.<br />

Über Sids Bett ein ordentliches Bücherregal,<br />

bei Tom hingegen hängen Pfeil und Bogen<br />

und ein hölzernes Ritterschwert.<br />

Als nun der Alptraum Tom aus dem Schlaf<br />

reißt, ist Tante Polly da, um ihn liebevoll zu trösten.<br />

Die beiden sprechen darüber, was geschehen<br />

könnte, wenn Tom eines Tages nicht mehr<br />

da wäre. Nach wenigen Takes ist die Sache im<br />

Kasten. Als Heike Makatsch heraus kommt, gibt<br />

es Applaus vom Team, Blumen und ein Geschenk<br />

werden gebracht. Es war ihre letzte Ein-<br />

stellung im gesamten Film, und das Abschiedsgeschenk,<br />

die Biografie des Rock-Opas Keith Richards,<br />

erweist sich <strong>als</strong> Volltreffer für die verjüngte<br />

Tante Polly. „Hätte ich mir sowieso <strong>als</strong><br />

nächstes gekauft“, versichert Makatsch erfreut.<br />

Später berichtet sie von Kindheitserinnerungen<br />

an „Tom Sawyer“-Hörkassetten und beschreibt<br />

die Ambivalenz zwischen Verantwortung und<br />

Freiheit <strong>als</strong> das für sie zentrale Thema der Geschichte.<br />

Damit habe man ja überhaupt im Leben,<br />

nicht zuletzt in der Liebe, immer wieder<br />

zu tun.<br />

Wenige Tage später wird auch für alle an-<br />

Nach 20 Drehtagen in Rumänien betrat Tom Sawyer<br />

in den Kölner MMC-Studios einen Raum, den er nur mit<br />

Widerwillen aufsucht: sein Klassenzimmer. Hermine<br />

Huntgeburth verfilmte in NRW ihre Version des Klassikers<br />

von Mark Twain.<br />

Setbesuch: „Tom Sawyer“<br />

Tante Polly<br />

liest Keith<br />

Richards<br />

VON CHRISTIAN SEEBAUM<br />

deren Beteiligten des sieben Millionen teuren<br />

Projekts die letzte Klappe geschlagen. Damit<br />

geht ein Drehmarathon von 50 Tagen zu Ende.<br />

Dabei ist die Liste der Drehorte beinahe so lang<br />

wie die der Finanziers (neben der <strong>Filmstiftung</strong><br />

NRW sind Degeto, NDR, BR, Arte sowie Filmförderer<br />

aus Berlin-Brandenburg,<br />

Hamburg/Schleswig-Holstein, MDM, Nordmedia,<br />

FFA und DFFF beteiligt). So mimte in Brandenburg<br />

die Havel den Mississippi, eine Flussinsel<br />

fand sich in Sachsen, in Thüringen entstand<br />

der Friedhof, auf dem Tom und Huck ein<br />

schreckliches Verbrechen beobachten, und die<br />

Höhle, in der Tom und Becky sich verlaufen,<br />

wurde in Niedersachsen aufgenommen. Die Firma,<br />

die in der Postproduktion all diese Schauplätze<br />

mit Computerhilfe zu einem in sich geschlossenen<br />

Abenteuer zusammenfügt, trägt<br />

den hübsch koketten Namen „Lug und Trug“<br />

und hat ihren Sitz in Berlin und Köln. Das Ergebnis<br />

sehen wir im November 2011 im Kino.<br />

Schwerpunkt – newsletter 7/2010 21


Baya Belal in „When<br />

Pigs have Wings“,<br />

Foto: Barry Films<br />

ie ist der Star“, sagt Anna Munro vom deut-<br />

Sschen Koproduzenten Barry Films, der die<br />

Komödie gemeinsam mit Marilyn Productions<br />

(Frankreich) und Saga Film (Belgien) realisiert.<br />

Es gebe zwar noch vier andere Hängebauchschweinchen,<br />

aber Charlotte hat die meisten<br />

Szenen. Tiertrainer Guy Demazure gilt <strong>als</strong> einer<br />

der besten in Europa. Schließlich hat er mit Jean-Jacques<br />

Annaud „Der Bär“ realisiert ebenso<br />

wie „Zwei Brüder“, für den er Tiger zähmen<br />

musste. Er könne auch Schmetterlinge trainieren,<br />

sagt er. Wie das geht? „Mit Futter, aber<br />

zuerst mit dem Herzen.“ Er versetze sich in den<br />

Kopf des Tiers hinein, versuche zu verstehen,<br />

was es fühlt. Charlotte folgt ihm tatsächlich wie<br />

ein Hund – meistens zumindest, wenn nicht gerade<br />

der Cateringwagen verlockende Düfte verströmt.<br />

Das Schwein steht im Zentrum des Debütfilms<br />

des französischen Journalisten, Schriftstellers<br />

und Fotografen Sylvain Estibal, der auch das<br />

Drehbuch zu dieser irrwitzigen Geschichte verfasst<br />

hat: Der arme palästinensische Fischer Jafaar<br />

(Sasson Gabai) fischt nach einem Sturm ein<br />

Hängebauchschwein aus dem Meer. Nun muss<br />

er überlegen, wie er das Schwein unbemerkt<br />

von seiner Frau (Baya Belal) in Gaza verkaufen<br />

kann. Denn das Tier gilt dort <strong>als</strong> „unrein“, genauso<br />

wie jenseits der Grenze in Israel. Konflikte<br />

mit einem EU-Kommissar (Ulrich Tukur in einem<br />

Cameo-Auftritt) sind genauso programmiert<br />

wie mit den Grenzsoldaten. Und so ge-<br />

22<br />

raten Jafaar und sein Schwein in einen Strudel<br />

ungewöhnlicher Ereignisse und Abenteuer, die<br />

sie gemeinsam bestehen müssen. Um unbemerkt<br />

mit dem Schwein reisen zu können, tarnt<br />

der Fischer das Tier mit einem Schaf-Fell, was<br />

nicht nur bei den echten Lämmern für erstaunte<br />

Blicke sorgt.<br />

Sein Boot wurde im MMC-Filmcampus für<br />

Innenaufnahmen genauso aufgebaut wie ein<br />

Friseursalon und das ärmliche Haus des Fischers.<br />

Mit seinen Einschusslöchern in den vermeintlichen<br />

Steinwänden, die sich beim Klopftest <strong>als</strong><br />

Pappe erweisen, sieht das Set überzeugend abgewohnt<br />

aus. Selbst das Scheinwerferlicht, das<br />

durch die Schlagläden dringt, nimmt man im<br />

grauen November dankbar <strong>als</strong> das Sonnenlicht<br />

des Mittleren Ostens an.<br />

Albrecht Konrad, der <strong>als</strong> Setdesigner für Roman<br />

Polanskis „Ghostwriter“ für Schlagzeilen<br />

sorgte, weil er Sylt wie Martha’s Vineyard aussehen<br />

ließ, zeichnet auch für „When Pigs have<br />

Wings“ verantwortlich. Diesmal musste er<br />

Malta <strong>als</strong> Gaza ausgeben, was laut Zeugen aus<br />

Palästina hervorragend gelungen sei. In Malta<br />

hatte man schon Erfahrung damit, schließlich<br />

drehte auch Steven Spielberg seine Israelszenen<br />

für „München“ auf der Mittelmeerinsel. In Gaza<br />

zu arbeiten sei nicht möglich gewesen, sagt<br />

der Regisseur. Aus Versicherungsgründen, aber<br />

vor allem, weil man kein Schwein mit ins Land<br />

hätte bringen können.<br />

„Alles soll hochwertig werden“, erklärt der<br />

„Charlotte, viens“, ruft Guy Demazure auf Französisch der etwas unter -<br />

setzten Hauptdarstellerin hinterher. Doch die hat nichts Besseres zu tun,<br />

<strong>als</strong> schnurstracks zum Cateringwagen zu laufen. Den Weg kennt sie<br />

bestens. Schließlich dreht sie schon eine Woche in den MMC-Studios.<br />

Charlotte ist das titelgebende Schwein des Films „When Pigs have Wings“.<br />

Die Innenaufnahmen dazu entstehen an zehn Drehtagen komplett in NRW.<br />

Setbesuch: „When Pigs have Wings“<br />

Schwein gehabt<br />

VON MARION MEYER<br />

newsletter 7/2010 – Schwerpunkt


ausführende Produzent Jean-Philippe Blime von<br />

Marilyn Productions den Anspruch des Projekts,<br />

bei dem erstm<strong>als</strong> in Europa eine Arri Alexa-Kamera<br />

zum Einsatz kommt. Sie soll für Bilder sorgen,<br />

die trotz HD nach 35mm aussehen. Man<br />

wollte aus „When Pigs have Wings“ keine Lowbudget-Produktion<br />

machen und engagierte nur<br />

die besten Leute. Es habe Jahre gedauert, den<br />

heiklen Stoff zu finanzieren, verrät der Pariser<br />

Produzent. Mit Hilfe von 350.000 Euro Förderung<br />

der <strong>Filmstiftung</strong> NRW kam das Projekt zustande.<br />

20 Nationalitäten arbeiten in den MMC-Studios<br />

am Set zusammen. „So sollte es überall<br />

sein“, sagt Anna Munro, und Wolfgang Müller,<br />

Produzent der Berliner Barry Films, schwärmt<br />

vom Drehbuch, das in seiner Absurdität an Jacques<br />

Tati und Charlie Chaplin erinnert und „so<br />

lustig und gleichzeitig so ernst ist“, dass es ihn<br />

sofort überzeugt habe. Mit Blick auf Cannes<br />

hofft das Team, dass der Film im Mai 2011 fertig<br />

wird. Charlotte würde auf dem roten Teppich<br />

mit Sicherheit eine gute Figur machen.<br />

When Pigs Have Wings<br />

Regie & Buch: Sylvain Estibal; Darsteller:<br />

Sasson Gabai, Ulrich Tukur, Baya Belal und<br />

Myriam Tekaïa Produktion: Marilyn<br />

Productions, Barry Films und Saga Film<br />

Barry Films, Tel. (030) 20654809;<br />

wolfgang@barryfilms.com<br />

Annette Frier in „Danni Lowinski“, Foto: SAT.1/Frank Dicks<br />

Ein Insel namens Udo<br />

Hupe Film (Köln) inszenierte in Koproduktion mit Little<br />

Shark Entertainment und WDR/Arte (Redaktion:<br />

Frank Tönsmann, WDR; Barbara Häbe, Arte) „Ein<br />

Insel namens Udo“, das Debüt von Markus Sehr. Das<br />

Buch, das Sehr zusammen mit Clemente Fernandez-<br />

Gil schrieb, erzählt von einem ganz besonderen Problem:<br />

Udo leidet an „Schwersichtbarkeit“. Sein Körper ist nicht<br />

unsichtbar im Sinne von „durchsichtig“. Aber Udos Wesen<br />

verströmt etwas so Durchschnittliches und Übersehbares,<br />

dass er tatsächlich von niemandem wahrgenommen wird.<br />

Kurt Krömer, bekannt durch „Krömer – Die internationale<br />

Show“, spielte <strong>als</strong> unsichtbarer Kaufhausdetektiv Udo<br />

seine erste Kinohauptrolle. An seiner Seite standen Fritzi<br />

Haberlandt, Jan-Gregor Kremp und Johanna<br />

Gastdorf. Als Kamerafrau war Daniela Knapp im Einsatz.<br />

Die 28 Drehtage fanden komplett in Köln und Bonn<br />

statt. Den Verleih übernimmt X Verleih.<br />

Hupe Film, Tel. (0221) 20533700;<br />

hupe@hupefilm.de<br />

Serien bei MMC<br />

Auf dem MMC Filmcampus Cologne ging<br />

am 5. Oktober die Sat.1-Serie „Danni Lowinski“<br />

in die zweite Staffel. Die Rechtsberatung<br />

für einen Euro, bei der die Rechtsanwältin<br />

Danni Lowinski (Annette Frier) ihren<br />

Klapptisch in der Kölner Einkaufspassage aufbaut<br />

und für einen Euro pro Minute sozial<br />

Schwächere berät, wurde mit mehreren Fernsehpreisen<br />

ausgezeichnet.<br />

Auch die 240 Folgen der ZDF-Telenovela<br />

„Lena – Liebe meines Lebens“ spielen<br />

in den Hürther Studios der MMC, auf Schloss<br />

Gymnich in Erftstadt, in der Kölner Innenstadt<br />

sowie an verschiedenen Orten im Rheintal. Die<br />

erste Klappe für die Produktion in High Definition<br />

(HD) fiel schon am 30. Juni 2010 auf dem<br />

Filmcampus Cologne in Hürth. Seit dem 20.<br />

September zeigt das ZDF die ersten Folgen der<br />

Adaption einer sehr erfolgreichen südamerikanischen<br />

Telenovela.<br />

MMC, Tel. (0221) 2501139;<br />

mail@mmc.de<br />

Kurt Krömer in „Eine Insel namens Udo“, Foto: Hupe Film / Martin Valentin Menke<br />

Bermuda-Dreieck<br />

Nordsee<br />

Nach 43 Drehtagen, 23 davon in NRW, beendete<br />

das Team von Dreamtool (Prozenten: Felix<br />

Zackor, Stefan Raiser) im Oktober den<br />

Katastrophenfilm „Bermuda-Dreieck Nordsee“.<br />

Für RTL (Redaktion: Sascha N. Mürl,<br />

Barbara Thielen) drehte Regisseur Nick Lyon<br />

das TV-Event, in dem die Spur von verschwundenen<br />

Schiffen, zerstörten Windparks<br />

und toten Möwen zum übermächtigen Konzern<br />

Energon führt. Postflieger Tom Jaeger und Energons<br />

PR-Waffe Marie Niklas kommen einer riesigen<br />

Vertuschungsaktion auf die Spur. Als Darsteller<br />

waren Hannes Jaenicke, Bettina<br />

Zimmermann, Karoline Eichhorn, Josefine<br />

Preuß, Gudrun Landgrebe, Max<br />

Herbrechter, Walter Kreye und Bernadette<br />

Heerwagen verpflichtet. Das Buch<br />

stammt von Derek Meister und Simon X.<br />

Rost. Die Kamera führte Peter Joachim<br />

Krause.<br />

Dreamtool, Tel. (089) 41119090;<br />

info@dreamtool.de<br />

Am Set von „Bermuda-Dreieck Nordsee“: Eine Welle<br />

durchschlägt die Panoramascheibe, Foto: RTL<br />

Dreharbeiten – newsletter 7/2010 23


Yvonne Catterfeld und Benjamin Sadler in „Das Mädchen auf dem Meeresgrund“, Foto: RTL<br />

Das Mädchen auf<br />

dem Meeresgrund<br />

Mit Yvonne Catterfeld in der Hauptrolle realisierten<br />

Producers at Work (Produzent:<br />

Christian Popp, Sigi Kamml) vom 5. September<br />

bis zum 18. Oktober das TV-Abenteuer<br />

„Das Mädchen auf dem Meeresgrund“.<br />

Die letzten Aufnahmen fanden in Rösrath<br />

und Köln statt. Das Drehbuch von Christoph<br />

Silber erzählt die Lebensgeschichte von<br />

Lotte und Hans Hass. Das ist nicht nur die<br />

Geschichte zweier Tauchpioniere, es ist eine große<br />

Liebesgeschichte, die auch heute – fast 60<br />

Jahre später – immer noch sehr berührt. Der<br />

24<br />

Impressum<br />

Herausgeberin:<br />

Tanja Güß<br />

Chefredakteur:<br />

Rüdiger Bertram<br />

CvD:<br />

Stefanie Hadding<br />

Redaktion:<br />

Oliver Baumgarten,<br />

Katharina Blum,<br />

Peter Hanemann (A.R.T.)<br />

Wolfgang Hippe (A.R.T.)<br />

Christian Seebaum<br />

Marion Meyer<br />

Autoren dieser<br />

Ausgabe:<br />

Uwe Mies, Michael<br />

Dlugosch, Günter Jekubzik,<br />

Heiko R. Blum, Frank Olbert,<br />

Heike Meyer-Döring<br />

(MEDIA), Tatjana Kimmel;<br />

Wilfried Urbe, Andreas Kloo<br />

Redaktionsassistenz:<br />

Lena Kraan<br />

Gestaltung/Layout:<br />

alfred friese + inrhein<br />

Titel:<br />

„Drei“;<br />

Foto: X Verleih<br />

niederländische Regisseur Ben Verbong verfilmte<br />

für ZDF und ORF ihr Leben, das den<br />

Menschen im Nachkriegsdeutschland die Faszination<br />

der Unterwasserwelt eröffnete und den<br />

Traum vom Leben in Einklang mit einer unberührten<br />

Natur näher brachte. Dafür begaben<br />

sich Lotte und Hans Hass auf eine lebensgefährliche<br />

Expedition an das dam<strong>als</strong> unbekannte Rote<br />

Meer. In weiteren Rollen sind Benjamin<br />

Sadler, Harald Krassnitzer, Andreas<br />

Schmidt, Manuel Witting und Raimund<br />

Wallisch zu sehen. Mathias Neumann<br />

stand hinter der Kamera.<br />

Tel. (0331) 7494 353;<br />

info@producersatwork.de<br />

Redaktionsschluss:<br />

25. November 2010<br />

Anzeigenbetreuung:<br />

Lena Kraan,<br />

Tel. (0211) 9305024<br />

Anzeigenschluss<br />

für die nächste Ausgabe:<br />

16. Januar 2010<br />

Der newsletter ist kostenlos<br />

und kann bei der <strong>Filmstiftung</strong><br />

NRW wahlweise <strong>als</strong><br />

Print-Ver sion oder <strong>als</strong> <strong>PDF</strong><br />

abon niert wer den.<br />

Sobald das <strong>PDF</strong> zum Download<br />

zur Verfügung steht,<br />

werden Sie per Mail informiert.<br />

Die Berücksichtigung von<br />

Terminen richtet sich nach<br />

dem Erscheinen des Newsletters<br />

im Internet.<br />

Das kann leider dazu führen,<br />

dass Termine bereits<br />

überholt sind, wenn die<br />

Druckausgabe des News -<br />

letter ausgeliefert wird,<br />

bietet aber die größt -<br />

Arbeit, Arbeit<br />

In der Doku-Fiktion „Arbeit, Arbeit“ begibt<br />

sich Regisseur Konstantin Faigle auf die Reise<br />

zu den Wurzeln der Arbeit und unseres Arbeitsbegriffs.<br />

Seit Anfang Mai reist er zu den<br />

Stätten der Arbeit und geht der Frage nach, wie<br />

unsere Arbeitsgesellschaft darauf reagiert, wenn<br />

es in Zukunft immer weniger Arbeitsplätze geben<br />

wird. Im dokumentarischen Teil des Films<br />

kommen Experten wie der Soziologe Bejamin<br />

Hunnicutt und der dm-Markt-Gründer Götz<br />

Werner zu Wort. Der Spielfilmteil, der bis Mitte<br />

Oktober in Köln gedreht wurde, erzählt von<br />

prototypischen Figuren der modernen Arbeitswelt,<br />

die alle mit Lebens- und Sinnkrisen zu<br />

kämpfen haben und schließlich doch auf unerwartete<br />

und überraschende Weise ihr Glück finden.<br />

Die Spielfilmhandlung wird mit der dokumentarischen<br />

Ebene zu einer spannenden filmischen<br />

Spurensuche verwoben, die sowohl notwendige<br />

Fragen an die Arbeitsgesellschaft stellen<br />

soll, <strong>als</strong> auch Visionen für die Zukunft der Ar-<br />

mögliche Aktualität<br />

für die Download-Nutzer.<br />

Wir bitten dafür um<br />

Verständnis.<br />

Danke an alle Produzenten,<br />

Sender & Verleiher für<br />

ihre Unterstützung und<br />

die Bilder zu ihren Filmen.<br />

Tel.: (0211) 930500<br />

Fax: (0211) 9305085<br />

Kaistraße 14<br />

40221 Düsseldorf<br />

newsletter@film stif tung.de<br />

newsletter 7/2010 – Dreharbeiten<br />

beit aufzeigt. Die Hauptrollen für den<br />

Spielfilmteil haben Helene Grass,<br />

Hubertus Hartmann, Nina<br />

Proll, Jochen Picht, Roland<br />

Jankowsky und Heinz W.<br />

Krückeberg übernommen.<br />

„Arbeit, Arbeit“ ist eine Produktion<br />

von Hupe Film- und<br />

Fernsehproduktion (Andreas<br />

Brauer, Martin Roelly, Erik<br />

Winker) in Koproduktion mit Konstantin<br />

Faigle und dem ZDF<br />

(Redakteur: Lucas Schmidt). Wfilm<br />

Verleih wird den Film 2011<br />

in die deutschen Kinos bringen.<br />

Hupe Film,<br />

Tel. (0221) 20533700;<br />

hupe@hupefilm.de<br />

„Arbeit, Arbeit“-Re gis seur<br />

Kon stan tin Faig le mit Heinz<br />

W. Krü cke berg,Jo chen Picht<br />

und Nina Proll, Foto: Hupe Film


Fast eine Million<br />

Offroad<br />

Nach seinem Polit-Drama „Fremder<br />

Freund“ drehte Elmar Fischer jetzt den<br />

Kinospielfilm „Offroad“: Nora Tschirner<br />

und Elyas M’Barek spielen die<br />

Hauptrollen in der Geschichte der jungen<br />

Meike, die sich nach dem Kauf eines Jeeps<br />

plötzlich nur noch „Offroad“ bewegt. Am<br />

15. Oktober begannen die Dreharbeiten<br />

in Fischers Heimatstadt Geilenkirchen und<br />

wurden in Düs sel dorf mit einem spektakulären<br />

Nachtdreh vor dem Schauspielhaus<br />

sowie dann in Ber lin bis zum 22. November<br />

fortgeführt. „Off road“ nach einem<br />

Drehbuch, das Fischer zusammen mit Susanne<br />

Hertel geschrieben hat, ist eine<br />

Claus sen+Wöbke+Putz Film pro -<br />

duk ti on in Ko pro duk ti on mit der Dr.<br />

Wil fried Acker mann Film pro duk -<br />

ti on und dem ZDF (Re dak ti on: Da ni el<br />

Blum).<br />

Claussen+Woebke+Putz<br />

Filmproduktion,<br />

Tel. (089) 2311010;<br />

kontakt@cwp-film.com<br />

„Offroad“-Nachtdreh<br />

vor dem Düsseldorfer<br />

Schauspielhaus,<br />

Foto: Claussen+Woebke+Putz<br />

Vom 8. September bis 8. Oktober verfilmte Regisseur Dirk Regel das Drehbuch<br />

zu „Fast eine Million“ von Peter Strotmann und Claudia Falk<br />

in Köln, Leverkusen und Umgebung. In dem Film gewinnt Anja eine Million<br />

und muss entscheiden, wie sie das Geld für ihre Familie einsetzt. Die<br />

Müller & Seelig Filmproduktion (Produzentin: Jutta Müller) konnte<br />

mit Birge Schade, Götz Schubert, Grit Böttcher, Max Urlacher,<br />

Marita Breuer und Andreas Windhuis einen prominenten Cast für<br />

die TV-Familienkomödie im Auftrag der ARD Degeto (Redakteur: Birgit<br />

Titze) gewinnen. Die Produktionsleitung hat Gabriele Goiczyk, das<br />

Bild verantwortet Kameramann Peter Ziesche.<br />

Müller & Seelig Filmproduktion, Tel. (0221) 942150;<br />

kontakt@muellerseelig.de<br />

„Fast eine Million“: Grit Böttcher, Götz Schubert, Birge Schade,<br />

Nadine Kösters und Aaron Wirtz, Foto: Kai Schulz<br />

Am Set von „Arschkalt“: André Erkau, Herbert Knaup und Peter Franke, Foto: Wüste Film West<br />

Arschkalt<br />

Unter der Regie von André Erkau liefen bis<br />

Ende Oktober in NRW die Dreharbeiten zur Komödie<br />

„Arschkalt“: Ein emotional eingefrorener<br />

Tiefkühlkostlieferant erhält auf seiner Odyssee<br />

durch die norddeutsche Provinz die Chance,<br />

wieder aufzutauen. Dabei offenbaren sich<br />

nicht nur die unterschiedlichen Aggregatzustände<br />

menschlicher Beziehungen, sondern auch,<br />

welche Chancen manchmal im Scheitern liegen.<br />

Als Darsteller im Führerhäuschen eines Tiefkühltransporters<br />

froren Herbert Knaup und Jo-<br />

Dreharbeiten – newsletter 7/2010<br />

ANZEIGE<br />

Ab 2.12. im Kino<br />

hannes Allmayer.<br />

Die Dreharbeiten begannen Ende September<br />

in Hamburg und wurden in Schleswig-Holstein,<br />

Bremen und NRW fortgeführt. Produziert<br />

wird der Film von Wüste Film (Björn Vosgerau,<br />

Uwe Kolbe) in Koproduktion mit Wüste<br />

Film West und dem ZDF/Das kleine<br />

Fernsehspiel in Zusammenarbeit mit Arte.<br />

Geplanter Kinostart ist im Spätsommer 2011 im<br />

Verleih von NFP marketing & distribution.<br />

Wüste Film West,<br />

Tel. (0221) 5105067;<br />

wueste@wuestefilm-west.de<br />

Am 17. & 20.12. in der Gay-Filmnacht im CinemaxX<br />

www.houseofboys.de<br />

25


er sich bei der Europäischen<br />

WKommission für eine MEDIA-Entwicklungsförderung<br />

bewerben will,<br />

muss dies künftig online machen. Wie<br />

das geht, das erläuterte Martina Müller,<br />

in der Brüsseler Verwaltungsagentur<br />

für die deutschen Antragsteller im<br />

Bereich Development zuständig, am<br />

16. November bei einer Informationsveranstaltung<br />

in der ifs internationale<br />

filmschule köln. Rund 60 Produzenten<br />

aus NRW waren der Einladung der ME-<br />

DIA Antenne Düsseldorf gefolgt. Wer<br />

sich für Entwicklungsförderung mit einem<br />

Projekt oder gleich mit einem ganzen<br />

Paket bewerben will, sollte den<br />

nächsten Einreichtermin am 11.<br />

April 2011 beachten. Im Falle der<br />

Förderung für Interaktive Projekte können<br />

sich die Antragsteller mit bis zu<br />

zwei Anträgen bewerben.<br />

MEDIA stellt im Bereich Development<br />

insgesamt 17 Millionen Euro für<br />

fiktionale Projekte, <strong>Dokument</strong>ar- und<br />

Animationsfilme für TV und Kino zur<br />

Verfügung. Unterstützt werden maximal<br />

50 Prozent der Entwicklungskosten<br />

für Einzelprojekte (10.000 bis 60.000<br />

Euro) oder Projektpakete (70.000 bis<br />

190.000 Euro). Für Interaktive Projekte<br />

(10.000 bis 150.000 Euro) werden<br />

zusätzlich zwei Millionen Euro bereitgestellt.<br />

Bewerben können sich unabhängige<br />

europäische Film- und Fernsehproduktionsunternehmen,<br />

die im Falle der<br />

Einzelprojektförderung seit mindestens<br />

einem Jahr, im Falle der Paketförderung<br />

seit mindestens drei Jahren existieren.<br />

Die Förderung interaktiver Projekte kann<br />

unabhängig vom Zeitpunkt der Unternehmensgründung<br />

beantragt werden.<br />

„Die Entwicklungsförderung ist eine<br />

der begehrtesten Förderungen Europas;<br />

deshalb ist es wichtig, dass der<br />

Antrag inhaltlich und formal überzeugt“,<br />

so Heike Meyer-Döring von der<br />

MEDIA Antenne Düsseldorf. 2010 wurden<br />

rund 1.165 Development-Anträge<br />

in Brüssel eingereicht; davon wurden<br />

280 (24%) ausgewählt. Deutsche Antragsteller<br />

waren besonders erfolgreich:<br />

30 Prozent der Einzelprojekte, 59 Prozent<br />

der Projektpakete 1st Stage und 64<br />

Prozent der Slate Funding Anträge 2nd<br />

Stage wurden gefördert.<br />

Bei der Informationsveranstaltung<br />

der Düsseldorfer MEDIA Antenne erläuterte<br />

Martina Müller zunächst die Handhabung<br />

der so genannten „e-form“.<br />

Auf der offiziellen Website des MEDIA-<br />

Programms lädt man das Antragsformular<br />

herunter und speichert es, um es<br />

zu bearbeiten. Das Formular kann in<br />

Deutsch ausgefüllt werden, wobei Englisch<br />

sehr empfohlen wird. Je nach ausgewählter<br />

Förderung zeigt das Formular<br />

dann automatisch die auszufüllenden<br />

Felder an.<br />

Zusätzlich müssen zwei Anhänge<br />

angefügt werden: eine Projektbeschreibung,<br />

die u.a. eine englische Synopse<br />

und das Treatment/Drehbuch enthält,<br />

sowie eine Excel-Tabelle mit dem Entwicklungsbudget.<br />

Da der Antrag nicht<br />

mehr <strong>als</strong> fünf MB umfassen darf, empfiehlt<br />

es sich, die Dateien <strong>als</strong> pdf zu ver-<br />

26<br />

MEDIA<br />

Development<br />

Förderung:<br />

„How to Apply“<br />

VON MARION MEYER UND HEIKE MEYER-DÖRING<br />

kleinern sowie eine Internetadresse mit<br />

Passwort anzugeben, auf der sich die<br />

Kommission ein Bild über das visuelle<br />

Material zum Projekt machen kann.<br />

Ganz ohne Papier geht es bei MEDIA<br />

auch nicht. So muss nach wie vor ein<br />

Exemplar des Antrags und der Anhänge<br />

ausgedruckt und postalisch mitsamt<br />

weiteren Unterlagen (Distributionsnach-<br />

weis, Declaration of Honour etc.) nach<br />

Brüssel geschickt werden. Eine Übersicht<br />

über sämtliche erforderlichen<br />

Unterlagen bietet die Checkliste im<br />

„How and When To Apply“-Guide, der<br />

neben weiteren Informationen wie<br />

Richtlinien, Operational und Technical<br />

Guide von der MEDIA-Webseite heruntergeladen<br />

werden kann.<br />

Martina Müller gab auch einige<br />

Tipps, wie ein Antrag bessere Chancen<br />

auf Erfolg hat. Ganz wichtig sei die europäische<br />

Ausrichtung des Projekts. Der<br />

Inhalt sollte einen europäischen Bezug<br />

und der Film das Potenzial haben, auch<br />

in anderen Ländern gezeigt zu werden.<br />

„Ein zu lokaler Fokus ist nicht gut“, erklärte<br />

die Fachfrau aus Brüssel. Man sollte<br />

besser auch nicht auf den letzten Tag<br />

der Deadline warten, sondern möglichst<br />

frühzeitig den Antrag absenden. Im Fal-<br />

le technischer Probleme stehe eine Hotline<br />

nur bis 12.00 Uhr am Tage der Einreichfrist<br />

zur Verfügung.<br />

Wie werden die Anträge bewertet?<br />

Anhand eines Punktesystems<br />

schätzen die<br />

Experten ein, ob das<br />

Projekt für eine Förderung<br />

in Frage kommt.<br />

Bei einem Einzelprojekt zählt dabei zu<br />

60 Prozent das Projekt selbst und zu 40<br />

Prozent das Unternehmen, bei einer Paketförderung<br />

ist es umgekehrt, denn eine<br />

Paketförderung kann nur eine internationale<br />

erfahrene Firma beantragen,<br />

die beweist, dass sie mehrere Projekte<br />

gleichzeitig entwickeln kann. Natürlich<br />

zählen die feststehenden Partner, das<br />

kreative Team und die Originalität des<br />

Projekts, die Entwicklung der Charaktere<br />

und des Plots. Aber auch ein plausibler<br />

Zeitplan, ein realistisches Budget<br />

sowie Letters of Intent, sofern sie aussagekräftig<br />

geschrieben sind, fließen in<br />

die Bewertung mit ein. „Seien Sie realistisch:<br />

Wenn Sie Schwächen erkennen,<br />

benennen Sie sie und erklären Sie, wie<br />

Sie sie beheben wollen“, erläuterte Martina<br />

Müller.<br />

Ergänzt wurden Martina Müllers<br />

newsletter 7/2010 – MEDIA<br />

Empfehlungen durch praktische Tipps der<br />

Produzenten Christoph Friedel (Terz Filmproduktion)<br />

und Carl-Ludwig Rettinger<br />

(Lichtblick Filmproduktion). Beide hoben<br />

den großen Nutzen der Förderung für die<br />

Projektentwicklung hervor, gaben jedoch<br />

zu bedenken, dass man seine Projekte<br />

sorgfältig nach Entwicklungsstand und<br />

internationalem Potenzial auswählen und<br />

sich für die Antragstellung ausreichend<br />

Zeit nehmen sollte.<br />

Weitere Infos zu MEDIA Development<br />

und anderen MEDIA-Förderungen:<br />

www.mediadeskdeutschland.eu<br />

oder<br />

http://ec.europa.eu/<br />

culture/media/programme/<br />

producer/develop/<br />

index_htm<br />

Heike Mey er-Dö ring, MEDIA<br />

An ten ne Düs sel dorf und<br />

Mar ti na Mül ler, MEDIA<br />

Ver wal tungs agen tur Brüs sel,<br />

Links: Chris toph Frie del<br />

(Terz Film produk ti on),<br />

Carl-Lud wig Ret tin ger (Licht blick Film),<br />

Foto: Film stif tung NRW<br />

Aktuelle MEDIA-<br />

Einreichtermine:<br />

Produzentenunterstützung<br />

Entwicklungsförderung:<br />

Einzelprojekte, Paketförderung<br />

1 und 2 und Interaktive Projekte<br />

11. April 2011<br />

TV-Ausstrahlung:<br />

28. Februar 2011<br />

20. Juni 2011<br />

Finanzierungsförderung i2i -<br />

Audiovisual:<br />

10. Januar 2011<br />

6. Juni 2011<br />

Festivalförderung:<br />

30. April 2011 für Festiv<strong>als</strong>, die zwischen<br />

dem 1. November 2011 und<br />

dem 30. April 2012 stattfinden.<br />

Selektive Verleihförderung:<br />

1. April 2011<br />

1. Juli 2011


chon zum Auftakt von Film+, dem Kölner<br />

SForum für Filmschnitt und Montage, am 26.<br />

November sorgte die 1955 in Berlin geborene<br />

Editorin Monika Schindler für Heiterkeit, <strong>als</strong> sie<br />

auf der Bühne des Filmforums im Museum Ludwig<br />

gestand, dass sie im Lauf ihre langjährigen<br />

Zusammenarbeit mit dem DEFA-Regisseur Roland<br />

Gräf nicht immer einer Meinung war: „Da<br />

flogen schon mal die Fetzen.“ Gleichwohl arbeite<br />

sie am liebsten mit Regisseuren, deren Filme<br />

sie schon einmal geschnitten habe: „Wenn<br />

einer wiederkommt, kann deine Arbeit ja nicht<br />

so schlecht gewesen sein.“<br />

Galante Lobesbekundungen kamen am Eröffnungsabend<br />

von Regisseur Herrmann Zschoche,<br />

dessen Sozialdrama „Bürgschaft für ein<br />

Jahr“ (DDR 1981) im Rahmen der Schindler-<br />

Hommage gezeigt wurde. Zschoche bekannte<br />

in der launigen Laudatio: „Zum ersten Mal<br />

habe ich sie im Kinderferienlager der DEFA auf<br />

Usedom gesehen, da war sie 19 und sah aus<br />

wie Marylin.“ Und bei „Bürgschaft“ habe er bereits<br />

gemerkt: „Sie hat die unheimliche Gabe,<br />

schon in den Mustern alle Anschlussfehler zu<br />

entdecken.“ Dabei hatte sie erst gar nicht nach<br />

Köln kommen wollen, gestand Schindler, die<br />

erst dem Drängen Oliver Baumgartens, der mit<br />

irekt vor dem Podium, das auf der kleinen<br />

DBühne des bestuhlten Saales den Diskutanten<br />

Platz bietet, prangen acht orangefarbene<br />

Lettern auf separaten Ständern und formen das<br />

Motto der diesjährigen Duisburger Filmwoche:<br />

„Horizont“. Schon am zweiten Tag würfelt ein<br />

listiger Mensch die Buchstaben durcheinander<br />

und findet ein hübsches Anagramm. Der Rest<br />

der Woche wurde somit hinter dem Label „Ohrnotiz“<br />

diskutiert.<br />

Dass auf der Duisburger Filmwoche, dem<br />

Festival des deutschsprachigen <strong>Dokument</strong>arfilms,<br />

die Filmemacher tatsächlich detailliert Notiz<br />

nehmen können von der Meinung der Zuschauer<br />

und die wiederum von der Intention der<br />

Filmemacher, gehört zu den seit 34 Jahren tradierten<br />

Ritualen der <strong>Dokument</strong>arfilmschau. Reden<br />

über Film ist in Duisburg seit jeher ebenso<br />

wichtig wie das Filmsehen an sich. Und <strong>als</strong> Beweis<br />

dafür, wie ernst man das in Duisburg<br />

nimmt, wird keine Veranstaltung parallel angesetzt,<br />

was bedeutet, dass alle 24 Wettbewerbsfilme<br />

aus Deutschland, Österreich und der<br />

Schweiz sowie alle Diskussionen und Extras<br />

grundsätzlich die gleiche Aufmerksamkeit bekommen.<br />

Der Diskussionssaal in der Kulturzentrale<br />

„HundertMeister“ ist über eine Doppeltür ins<br />

Treppenhaus des Nebengebäudes direkt mit<br />

dem Kinosaal des Filmforums verbunden. Sobald<br />

eine Vorführung geendet hat, strömen die<br />

Besucher fast wie von allein zur Diskussion, die<br />

Festivalleiter Werner Ruzicka oder Kommissionsmitglieder<br />

wie Werner Schweizer und Vrääth<br />

Öhner moderieren.<br />

Im Mittelpunkt dieses Austausches stehen<br />

neben den einzelnen Filmen immer wieder auch<br />

allgemeine Themen den <strong>Dokument</strong>arfilm betreffend.<br />

So geriet beispielsweise „Liebe Geschichte“<br />

von den beiden Wienerinnen Simone<br />

Bader und Jo Schmeiser, die gemeinsam <strong>als</strong><br />

„Klub Zwei“ firmieren, in die Mühlen einer<br />

Grundsatzdiskussion, der sich das Genre seit Jahren<br />

ausgesetzt sieht: der Frage nach der Emotionalisierung<br />

im <strong>Dokument</strong>arfilm. „Liebe Ge-<br />

Mittelpunkt der 10. Ausgabe von Film+ war die Schnittmeisterin<br />

Monika Schindler. Vor zehn Jahren war sie die erste Gewinnerin<br />

des Film+ Schnitt Preises Spielfilm, nun wurde sie mit einer Hommage<br />

geehrt und erhielt zum Abschluss des viertägigen Festiv<strong>als</strong> den<br />

Geißendörfer Ehrenpreis.<br />

Festivalreport: Film+<br />

Schnittiges<br />

Jubiläum<br />

VON REINHARD KLEBER<br />

Die Duisburger Filmwoche,<br />

das Festival des deutsch spra -<br />

chigen <strong>Dokument</strong>arfilms, fand<br />

vom 1. bis 7. November unter<br />

dem Motto „Horizont“ statt.<br />

Festivalreport: 34. Duisburger<br />

Filmwoche<br />

Ohrnotiz<br />

erweitert<br />

Horizont<br />

VON OLIVER BAUMGARTEN<br />

schichte“ lässt Frauen, deren Eltern bzw. Großeltern<br />

zu den Tätern in der Nazizeit gehörten,<br />

beschreiben, wie sich diese Tatsache auf ihr eigenes<br />

Leben auswirkt. Formal pflegt der Film<br />

eine große Strenge sowohl in den Bildern von<br />

Sophie Maintigneux <strong>als</strong> auch in der Struktur der<br />

Montage, zudem versuchen sich die Protagonistinnen<br />

eher in einer konzertierten und konzentrierten<br />

Analyse <strong>als</strong> im Zeigen spontaner Reaktionen.<br />

„Wir wollten Frauen, die das kontrollierte<br />

Sprechen in der Öffentlichkeit gewohnt<br />

sind“, erläuterte Simone Bader das Konzept,<br />

nicht nur in der Komposition, sondern auch in<br />

den Inhalten von Sachlichkeit geprägt zu sein.<br />

ihr ein intensives Werkstattgespräch führte,<br />

nachgab – und es nicht bereute.<br />

Einen Themenschwerpunkt widmete<br />

Film+, das von Kyra Scheurer und Nikolaj Nikitin<br />

geleitet wurde, dem Ineineinandergreifen<br />

von „Erzählen und Montage“. Vier Panels spürten<br />

facettenreich Erzählelementen nach, die mit<br />

dem Montageprozess verbunden sind. Ein schönes<br />

Geburtstagsgeschenk lieferten Montage-<br />

Studierende der Babelsberger Filmhochschule<br />

beim Panel „(De-)montierte Rollenbilder“, <strong>als</strong> sie<br />

mehrere Schnittpreisgewinner unter die ‚Gender-Lupe‘<br />

nahmen.<br />

Allerdings zeigte sich hier anschaulich, wie<br />

nachhaltig sich künstlerische Montagen der wis-<br />

Das jedoch missfiel gerade jener Fraktion, die<br />

sich den Protagonistinnen und ihrem Thema<br />

gerne über Emotionen genähert hätten, denen<br />

die „Starrheit“ des Films gar zum Verlust des<br />

„Authentischen“ gereicht hat. Sehr oft werden<br />

in Duisburg, und sei es nur am Rande, Aspekte<br />

der Emotionalisierung im <strong>Dokument</strong>arfilm diskutiert.<br />

Für viele nämlich – so wirkt es immer<br />

wieder – stellt ihre Ausprägung einen Gradmesser<br />

der Nähe zur <strong>Dokument</strong>ation dar. Und nichts<br />

scheint in Duisburg verpönter <strong>als</strong> die klassische<br />

Fernsehdokumentation.<br />

Und diese Einstellung hat keineswegs zu tun<br />

mit einer unreflektierten und generellen Haltung<br />

„gegen das Fernsehen“. Denn „das Fernsehen“<br />

ist hier äußerst präsent und seit Jahren sehr engagiert,<br />

den <strong>Dokument</strong>arfilm in all seinen Facetten<br />

zu fördern. Es ist auch keine Seltenheit,<br />

dass Sender einen Film überhaupt erst auf die<br />

Schiene bringen, wie beispielsweise den Dubini-Brüdern<br />

Fosco und Donatello geschehen, <strong>als</strong><br />

ein Schweizer Sender ihre Idee zu „Die große<br />

Erbschaft“ begeistert nicht nur mit Referenz-,<br />

sondern gleich auch Projektgeldern versah. Das<br />

Ergebnis: ein sehr persönliches und zwischen<br />

Ironie und Nostalgie pendelndes Porträt über<br />

ein Tessiner Haus im Dubini-Familienbesitz, das<br />

bei einem Brand schwer beschädigt und vor ein<br />

paar Jahren abgerissen wurde.<br />

Die Diskussion über Filme beherrscht in Duisburg<br />

auch eine Sektion, die in ihrer Art bundesweit<br />

einzigartig ist: doxs! <strong>Dokument</strong>arfilme für<br />

Kinder und Jugendliche. Knapp 800 Schülerinnen<br />

und Schüler haben in diesem Jahr das Programm<br />

verfolgt, das aus 21 internationalen dokumentarischen<br />

Arbeiten bestand, die sich dezidiert<br />

an Kinder und Jugendliche richten. Das<br />

Sprechen über Film gehört auch hier zum Konzept<br />

und wird geleitet und moderiert von erfahrenen<br />

doxs!-Mitarbeitern, deren Filmbildungsarbeit<br />

nicht nur in Duisburg sehr geschätzt<br />

wird. Zur Zeit vertrauen nicht weniger <strong>als</strong> acht<br />

andere internationale Festiv<strong>als</strong> auf das Knowhow<br />

der Duisburger und programmieren von<br />

ihnen kuratierte und individuell zugeschnitte-<br />

senschaftlichen Analyse mit Diagrammen und<br />

Grafiken widersetzen. So konnte Julia Rau zwar<br />

herausarbeiten, wie sich die Geschlechterrollen<br />

der Protagonisten in Maren Ades Film „Alle anderen“<br />

nach einer Schlüsselszene umkehren, der<br />

Beitrag der Montage zur polarisierenden Wirkung<br />

gerade dieses Films blieb jedoch im Dunklen.<br />

Wer mehr über Monika Schindler, aber auch<br />

viele andere Editor(inn)en wissen möchte, kann<br />

nun in der „Hall of Fame“ auf www.filmplus.de<br />

nachschauen. Alle Schnittmeister/innen, die in<br />

zehn Jahren bei Film+ prämiert oder nominiert<br />

waren, sind dort gewürdigt und porträtiert.<br />

Film+<br />

Geißendörfer Ehrenpreis Schnitt<br />

(3.000 Euro): Monika Schindler<br />

<strong>Filmstiftung</strong> NRW Schnitt Preis<br />

Spielfilm (7.500 Euro): Monika Willi<br />

für „Das weiße Band“<br />

Bild-Kunst Schnitt Preis <strong>Dokument</strong>arfilm<br />

(7.500 Euro): Stephan<br />

Krumbiegel für „Wiegenlieder“<br />

Förderpreis Schnitt (2.500 Euro):<br />

Stefanie Brockhaus für „Das Kind in mir“<br />

ne Filmreihen und Workshops. Neben weiteren<br />

Projekten wie „dok you“, in dessen Rahmen bis<br />

dato sechs <strong>Dokument</strong>arfilme entstanden sind,<br />

die Filmemacher mit Kindern entwickelt haben<br />

(die letzten beiden hatten bei doxs! im November<br />

Premiere), strahlt das Label nun mehr denn<br />

je auch auf Lehrer aus. Die während der Filmwoche<br />

angesetzte Erlebnisfortbildung für Lehrer<br />

und Pädagogen, die in Zusammenarbeit mit<br />

dem RuhrForum Filmbildung und RUHR.2010<br />

umgesetzt wurde, war seit Monaten ausgebucht.<br />

Unter dem Titel „Surfkurs für Lehrer und<br />

Pädagogen“ erhielten die Teilnehmer Einblicke<br />

in das Internetverhalten von Schülern – und das<br />

aus erster Hand.<br />

Duisburger<br />

Filmwoche<br />

3sat-<strong>Dokument</strong>arfilmpreis<br />

(6.000 Euro):<br />

„Die fünf Himmelsrichtungen“<br />

von Fridolin Schönwiese<br />

Arte-<strong>Dokument</strong>arfilmpreis<br />

(6.000 Euro):<br />

„Von der Vermählung des<br />

Salamanders mit der grünen<br />

Schlange“ von René Frölke<br />

Förderpreis der Stadt Duisburg<br />

(5.000 Euro) ex aequo an:<br />

„Herr Berner und die Wolokolamsker<br />

Chaussee“ von Serpil Turhan<br />

„Auf Teufel komm raus“ von Mareille<br />

Klein und Julie Kreuzer<br />

<strong>Dokument</strong>arfilmpreis des<br />

Goethe-Instituts (2.000 Euro):<br />

„How to Make a Book with Steidl“<br />

von Jörg Adolph und Gereon Wetzel<br />

Publikumspreis der Rheinischen<br />

Post (1.000 Euro):<br />

„Das Schiff des Torjägers“<br />

von Heidi Specogna<br />

Herbstfestiv<strong>als</strong> – newsletter 7/2010 27


.500 Cineasten besuchten in diesem<br />

8 Jahr während der vier Festivaltage das<br />

Cineworld in Lünen, um einen der über 60<br />

Filme anzusehen. Sturmtief „Carmen“, das<br />

das ganze Festival vom 11. bis 14. November<br />

mit heftigem Regen und Wind begleitete,<br />

bot dabei optimales Kinowetter.<br />

Schon bei der Eröffnung, zu der 1.000<br />

Besucher kamen, um in fünf Kinosälen die<br />

Uraufführung des Films „Die Relativitätstheorie<br />

der Liebe“ zu erleben, wurde es<br />

eng im Foyer. Neben den Hauptdarstellern<br />

Katja Riemann und Olli Dittrich, die<br />

in der Komödie von Otto Alexander Jahrreiss<br />

fünf unterschiedliche Paare spielen,<br />

die sich in Sachen Liebe abmühen, waren<br />

u.a. Medienstaatssekretär Marc Jan Eumann,<br />

der Chef der Ufa-Cinema Wolf<br />

Bauer sowie <strong>Filmstiftung</strong>s-Geschäftsführerin<br />

Petra Müller gekommen. Auch Hubert<br />

Tenberge vom Verein ProLünen gehörte<br />

zu den Gästen. Der Verein unterstützt<br />

maßgeblich das Kinofest und rettete<br />

es 2003 vor dem Aus. Mehr <strong>als</strong> 60<br />

Firmen, die meisten aus Lünen selbst, tragen<br />

das Filmfestival seitdem mit über<br />

200.000 Euro im Jahr – auch das eine Besonderheit<br />

von Lünen.<br />

Nähe zum Publikum<br />

Heißen die Bewohner eigentlich Lünesen,<br />

wie Katja Riemann vermutete? Nein, Lüner,<br />

klärt Mike Wiedemann die Darstellerin<br />

auf. Er muss es wissen, schließlich leitet<br />

er seit 2005 mit seiner Stellvertreterin<br />

Kathrin Bessert das Kinofest. Für sein Engagement<br />

erhielt er in diesem Jahr den<br />

Kulturpreis der Stadt Lünen. Das Besondere<br />

an diesem Jahrgang war für Wiedemann<br />

„die Bombenstimmung, die sich<br />

nach dem fulminanten Start mit dem mitreißenden<br />

Eröffnungsfilm“ durch das ganze<br />

Festival zog. Die Emotionalität sei in diesem<br />

Jahr besonders groß gewesen. „Die<br />

Lüner sind zwar westfälisch trocken, aber<br />

auch besonders herzlich und gehen unglaublich<br />

mit“, schwärmt Wiedemann.<br />

Und genau das schätzen auch die<br />

Branchenleute, die zahlreich zum Festival<br />

ins Lüner Cineworld kommen. „Die Filmemacher<br />

verlassen das Kino, und gleich be-<br />

28<br />

Das Kinofestival in der Lippestadt, das in diesem Jahr seine 21. Ausgabe<br />

erlebte, zeigt ausschließlich deutsche Filme, beschränkt sich räumlich auf ein<br />

Kino und ist ein Publikumsfest: Die Besucher entscheiden darüber, wer am<br />

Ende die Hauptpreise bekommt.<br />

Festivalreport: Kinofest Lünen<br />

Stars zum<br />

Anfassen<br />

VON MARION MEYER<br />

ginnen Gespräche mit den Zuschauern“,<br />

erzählt der Festivalchef. Die Nähe ist ebenfalls<br />

einzigartig an Lünen. Die mögen auch<br />

die Zuschauer, wie etwa Brigitte König. Ihr<br />

Verein betreibt in Hennef das Kur-Theater.<br />

Sie kommt seit Jahren zum Kinofest,<br />

das sie für „das gemütlichste Kinofest“<br />

hält, um spannende Filme zu sehen, aber<br />

auch um Kontakte zu Filmschaffenden zu<br />

knüpfen. „Ich schätze die familiäre Atmosphäre“,<br />

sagt sie. Und so mancher Kontakt<br />

zu einem Produzenten habe ihr schon<br />

zu einer Filmkopie für ihr kleines Kino verholfen.<br />

Filmleute hautnah erleben, dazu hatte<br />

man bei der 21. Ausgabe wieder reichlich<br />

Gelegenheit. Neben Katja Riemann<br />

und Olli Dittrich kamen auch Horst Janson<br />

und Wotan Wilke Möhring, neben<br />

vielen anderen, nach Lünen. Jansons neuer<br />

Film „Eines Tages ...“, in dem er einen<br />

Demenzkranken spielt, gewann auch den<br />

Lüdia-Gewinner<br />

„Eines Tages“,<br />

Foto: Pientka/LVR<br />

Produzentin Nina Maag, Paul Steinschulte (UPI),<br />

<strong>Filmstiftung</strong>s-Geschäftsführerin Petra Müller,<br />

Olli Dittrich, Katja Riemann, Marc Jan Eumann<br />

und Wolf Bauer (Ufa Cinema) bei der Eröffnung<br />

Foto: UPI<br />

Kinofest Lünen<br />

Lüdia (10.000 Euro): „Eines Tages ...“<br />

(Regie: Iain Dilthey)<br />

Erste Hilfe (1.600 Euro): „Watt -<br />

wanderer“ (Regie: Max Zähle)<br />

Erster Gang (1.600 Euro):<br />

„The Night Father Christmas Died“<br />

(Regie: Martin Schreier)<br />

Rakete: (3.000 Euro): „Hier kommt<br />

Lola“ (Regie: Franziska Buch)<br />

Preis der Schülerjury 10+<br />

(2.500 Euro): „Tiger Team“<br />

(Regie: Peter Gersina)<br />

Preis der Schülerjury 16+<br />

(2.500 Euro): „Mein Leben im Off“<br />

(Regie: Oliver Haffner)<br />

Drehbuchpreis (2.500 Euro) und<br />

Preis für beste Filmmusik<br />

(2500 Euro): „Im Alter von Ellen“<br />

(Regie: Pia Marais)<br />

Berndt-Media-Preis für den besten<br />

Filmtitel (Marketingleistungen im<br />

Wert von 5.000 Euro): „Das Lied in<br />

mir“ (Regie: Florian Cossen)<br />

newsletter 6/2009 – Herbstfestiv<strong>als</strong><br />

Hauptpreis, die mit 10.000 Euro dotierte<br />

Lüdia. Möhring spielt in dem Kurzfilm<br />

„Heimat“ einen Lehrer, der am Wochenende<br />

zum Hooligan wird. Er und seine<br />

Regisseurin Bogdana Vera Lorenz diskutierten<br />

anschließend an die Vorführung<br />

mit 20 Lüner Lehrern über das Thema Gewalt.<br />

Große Aufmerksamkeit genossen<br />

auch die Jungdarsteller von „Tiger Team<br />

– Der Berg der 1000 Drachen“: Sie wurden<br />

im Foyer umlagert von ihren Fans,<br />

mussten dutzende Autogramme schreiben<br />

und stellten sich ganz professionell<br />

den Fragen des Publikums. „Der gemeine<br />

Lüner ist eben ungemein kinobegeistert“,<br />

wie Bürgermeister Hans Wilhelm<br />

Stodollick schon bei der Eröffnung feststellte.<br />

Diskussion über Film<br />

und Games<br />

Ein umfangreiches Rahmenprogramm<br />

rundete das Filmfest Lünen wie in jedem<br />

Jahr ab. Neben einer Ausstellung mit<br />

Zeichnungen von Armin Mueller-Stahl in<br />

einer Galerie und einer Schau mit alten<br />

Filmplakaten im Foyer des Cineworlds gehörte<br />

dazu auch ein Schwerpunkt, der<br />

sich mit dem Thema Games beschäftigte.<br />

Im Foyer wie auch auf der großen Leinwand<br />

konnten Computerspiele ausprobiert<br />

werden. Wie zukunftsweisend diese<br />

Branche arbeitet, davon konnte man<br />

sich beim diesjährigen Branchendialog<br />

überzeugen. „Film und Games – der Beginn<br />

einer wunderbaren Freundschaft?“<br />

lautete die Fragestellung, für deren Beantwortung<br />

vier Game-Designer und ein Regisseur<br />

unter Moderation von Prof. Gundolf<br />

S. Freyermuth im Lüntec Technologiezentrum<br />

am Samstamorgen zusammen<br />

gekommen waren.<br />

„Man hat den Eindruck, man steht bei<br />

dem Thema noch ganz am Anfang“, sagte<br />

Regisseur Jan Bonny über die Beziehung<br />

von Games und Film. Freyermuth,<br />

der u.a. das Cologne Game Lab an der FH<br />

Köln leitet, brachte die Verbindung der<br />

beiden Medien auf „vier Ks“: Konkurrenz<br />

(Filme und Games konkurrieren um Zeit,<br />

Talent und Geld), Kollaboration (Austausch<br />

von Stoffen), Konvergenz (etwa bei der<br />

benutzten Technik) und Komplementarität<br />

(beides sind audiovisuelle Künste, die sich<br />

nur in bestimmte Teilen überschneiden).<br />

Wohin sich beide Formate entwickeln,<br />

konnte in der Diskussion nur angerissen<br />

werden. Bei dem lebhaften Gespräch, in<br />

dem sich zunehmend das Publikum einbrachte,<br />

stellte sich schnell heraus, wie<br />

komplex die Verstrickungen sind, wie sehr<br />

sich Games und Filme ähneln, etwa in ihrer<br />

Emotionalität und in ihrem Willen, Geschichten<br />

zu erzählen, und wie sehr im Bereich<br />

Games das Machbare noch gar nicht<br />

ausgeschöpft scheint. Aber ob die Welt<br />

der Games und die des Films in Zukunft<br />

tatsächlich zusammenwachsen, da zeigten<br />

sich die Teilnehmer der Diskussion<br />

eher skeptisch. Annäherung, Beeinflussung,<br />

Überschneidungen ja, aber mehr<br />

auch nicht. „Ich möchte auch weiterhin<br />

lineare Filme sehen können“, fasste Csongor<br />

Baranyai, u.a. Projektleiter Mobile Media<br />

an der ifs Köln, zusammen.


Über 600 Komponisten, Musiker und Studenten trafen sich auf dem Kongress für Musik und Ton in Film<br />

und Medien. Das Festival fand in diesem Jahr erstm<strong>als</strong> unter dem Dach von Cinecologne statt, der neuen<br />

Kooperation mit den Festiv<strong>als</strong> Cinepänz, Unlimited und Exposed.<br />

ie können Komponisten und Autoren ih-<br />

Wre wirtschaftlichen Interessen, etwa bei<br />

der Rechteverwertung und der Gema stärken?<br />

So lautete eine der meistdiskutierten Fragen auf<br />

dem Kongress SoundTrack Cologne, zu dem die<br />

Organisatoren Michael P. Aust, Matthias Hornschuh,<br />

Matthias Kapohl vom 23. bis 28. November<br />

nach Köln Komponisten, Filmmusiker und<br />

Studenten eingeladen hatten.<br />

Besonders problematisch sei, so Micki Meuser<br />

vom Verband für Sounddesigner und Medienmusiker<br />

in NRW mediamusic, dass man<br />

Deutschland vier Verbände für Filmkomponisten<br />

hätte, „die sich bekämpfen“. Dabei, so Matthias<br />

Hornschuh, ebenfalls von mediamusic, hätten<br />

alle, gleichgültig ob Film- oder Werbekomponisten,<br />

zu „90 Prozent“ dieselben Probleme.<br />

Patrick Rackow von der European Composer &<br />

Songwriter Alliance ECSA forderte daher: „Wir<br />

müssen mit einer Stimme bei der EU in Brüssel<br />

unsere Sache vertreten. Unsere Situation ist besonders<br />

schwierig, weil die Nutzer unsere Rechte<br />

nicht respektieren.“ Auch die Digitalisierung<br />

stellt die Kreativen vor Probleme, da viele Produzenten<br />

glauben, dass die Kosten dadurch gesenkt<br />

werden können. Der Musiker Helmut Zerlett<br />

sprach für viele, <strong>als</strong> er sagte: „Vor allem für<br />

live eingespielte Musik gehen die Budgets Jahr<br />

für Jahr runter. Aber wir können nicht alles am<br />

Computer machen, auch wenn sich die Mög-<br />

n Bochum fand mit „Blicke“ zum 18. Mal das<br />

IFilmfestival des Ruhrgebiets statt. Vom 25. bis<br />

28. November präsentierte Festivalleiterin Gabi<br />

Hinderberger mit ihrem Team wieder eine<br />

Auswahl der spannendsten filmischen Beiträge<br />

aus bzw. über das Ruhrgebiet. Neben dem<br />

bewährten Schulprogramm, das in Kooperation<br />

mit doxs! – <strong>Dokument</strong>arfilme für Kinder und Jugendliche<br />

zusammen gestellt wurde, beeindruk-<br />

Europäische<br />

Kurzfilmfestival<br />

Unlimited<br />

Wettbewerb Europa<br />

1. Preis: „Rita“ von Antonio Piazza<br />

und Fabio Grassadonia (Italien)<br />

2. Preis: „Mein Mallorca“ von<br />

Bernadette Knoller (Deutschland)<br />

3. Preis: „The Sleep“ von Claudius<br />

Gentinetta und Frank Braun<br />

Publikumspreis: „Yuri Lennon’s<br />

Landing on Alpha 46“<br />

von Anthony Vouardoux<br />

Wettbewerb NRW<br />

1. Preis: „Holding Still” von<br />

Florian Riegel<br />

2. Preis: „When Namibia was a City”<br />

von Johannes Duncker und Ilker Çatak<br />

3. Preis: „In Particular“<br />

von Nicole Wegner<br />

Publikumspreis: „Der Schübling“<br />

von Visar Morina<br />

Festivalreport: SoundTrack Cologne<br />

Ohne Wertschätzung<br />

keine Wertschöpfung<br />

VON WILFRIED URBE<br />

lichkeiten hier schon sehr erweitert haben.“<br />

Die Sorgen des Alltags vergessen ließ Jan Kaczmarek,<br />

der für seine Filmmusik zu „Finding Neverland“<br />

2005 einen Oscar erhalten hatte. Der<br />

gebürtige Pole berichtete offen darüber, dass er<br />

eigentlich Diplomat werden wollte: „Aber in der<br />

kommunistischen Ära in meinem Heimatland<br />

hatte der Beruf wenig mit den glanzvollen Vorstellungen<br />

zu tun, die ich gehegt hatte.“ Der andere<br />

Berufswunsch – Musiker – ging schließlich<br />

in Erfüllung. Dass der Weg dann ins Filmgeschäft<br />

führte, erklärte Kaczmarek mit der Stärke des<br />

polnischen Kinos in den 70er und 80er Jahren.<br />

Eines seiner faszinierendsten Projekte, so der Oscar-Preisträger<br />

im Werkstattgespräch, war die<br />

Arbeit zu „Total Eclipse“ über die Freundschaft<br />

der beiden Dichter Arthur Rimbaud und Pail Verlaine:<br />

„Aber es ist schwierig, dass eine Filmmusik<br />

gewürdigt wird, wenn der der Film nicht er-<br />

kten auch zwei Sonderprogramme: So war zum<br />

einen Regisseur Dietrich Brüggemann zu Gast,<br />

der zunächst seinen Film „Renn, wenn Du<br />

kannst“ zeigte und anschließend über die darin<br />

sehr einfallsreich eingesetzten Ruhrgebietsmotive<br />

erzählte. Zum anderen galt ein Sonderprogramm<br />

der Film- und Skulpturenarbeit von<br />

Richard Serra, dessen Werke wie die „Bramme<br />

für das Ruhrgebiet“ nicht nur die Region, sondern<br />

auch Filme wie etwa den von Dietrich<br />

Brüggemann prägen.<br />

Keine hundert Kilometer südlich in Köln widmeten<br />

sich derweil zwei weitere Festiv<strong>als</strong> dem<br />

Kurzfilm sowie dem Debütfilm. So präsentierte<br />

vom 23. bis 28. November die dritte Ausgabe<br />

von Exposed, dem Festival für erste Filme, 13<br />

europäische Langfilme junger Regisseure. Mit<br />

dabei waren Beiträge aus neun Ländern sowie<br />

mit „Was Du nicht siehst“ das Debüt des KHM-<br />

folgreich war.“ Erfolgreich dagegen war „Unfaithful“<br />

mit Richard Gere in der Hauptrolle, für<br />

den Komponisten einer seiner schwierigsten Filme:<br />

„Ich wäre fast gefeuert worden. Die Arbeiten<br />

für den Soundtrack haben letztlich fast zwei<br />

Millionen Dollar verschlungen, um dann doch<br />

die erste Fassung zu verwenden, die ich entworfen<br />

hatte.“ „Magisch“ waren für den Künstler<br />

die Aufnahmen zu „Finding Neverland“: „Schon<br />

allein durch die Arbeit in den legendären Abbey<br />

Road Studios mit einem der besten Orchester<br />

der Welt, den Londoner Symphonikern.“<br />

Seinen Kollegen riet der in Los Angeles lebende<br />

Musiker, vor der Arbeit zuerst die Bilder<br />

zu schauen, da die Lektüre eines Scripts nicht<br />

ausreichen würde. Gefragt, ob er an so etwas<br />

wie Inspiration glaube, antwortete er: „Ja, aber<br />

die Chance, dass sie kommt, ist größer, wenn<br />

man hart arbeitet.“<br />

Die letzte Novemberwoche hatte es noch einmal in sich: Neben den<br />

Kölner Fachkongressen zu Schnitt und Ton/Filmmusik wurden dem<br />

Publikum in <strong>Nordrhein</strong>-<strong>Westfalen</strong> mit Blicke, Unlimited und Exposed<br />

drei weitere spezialisierte Filmfestiv<strong>als</strong> geboten.<br />

Blicke, Unlimited, Exposed<br />

Blicke auf drei Festiv<strong>als</strong><br />

Absolventen Wolfgang Fischer. Drei Filme täglich<br />

sowie einen letzten am Abschlusstag präsentierten<br />

die Festivalmacher um Stephan Sarasi<br />

und dem Verein Neue Blicke Köln. Als Teil<br />

der in diesem Jahr erstm<strong>als</strong> gegründeten Dachmarke<br />

CineCologne gingen die Veranstalter in<br />

ihrer Programmgestaltung fruchtbare Kooperationen<br />

ein – unter anderem mit SoundTrack Cologne:<br />

Gemeinsam zeigte man Philipp Leinemanns<br />

Film „Transit“, woran sich ein Gespräch<br />

mit dem Regisseur sowie mit dem Komponisten<br />

Christoph Zirngibl anschloss.<br />

Eine weitere sinnvolle inhaltliche Kooperation<br />

ergab sich für Exposed mit dem zeitgleich<br />

stattfindenden Kurzfilmfestival Unlimited: Exposed<br />

zeigte mit „His & Hers“ den ersten abendfüllenden<br />

<strong>Dokument</strong>arfilm des Iren Ken Wardrop,<br />

während Unlimited ihm ein Spezialprogramm<br />

mit seinen zum Teil hoch dekorierten<br />

Die Gespräche mit Kaczmarek waren eine<br />

der Höhepunkte eines reichen Programms mit<br />

Workshops und Casestudies, bei dem es nicht<br />

nur etwas zu hören, sondern unter dem „See<br />

the Sound“ auch ein umfangreiches Filmprogramm<br />

zu sehen gab und in Zusammenarbeit<br />

mit dem Kinderfilmfestival Cinepänz auch den<br />

Jüngsten die Freude an der Filmmusik näher gebracht<br />

wurde.<br />

Deutscher Fernsehmusikpreis<br />

Fernsehfilm: Fabian Römer für den<br />

Tatort „Weil sie böse sind“<br />

Mehrteiler: Sven Rossenbach &<br />

Florian van Volxem für den Mehrteiler<br />

„Im Angesicht des Verbrechens“<br />

Doku: Michael Kadelbach „Henners<br />

Traum – das größte Tourismusprojekt<br />

Europas“<br />

Europäischer<br />

Filmmusikpreis<br />

Nachwuchspreis Filmscore:<br />

Martin Batchelar<br />

Beste Zusammenarbeit zwischen<br />

Komponist und Sounddesigner:<br />

Jens Heuler und Dominik Campus<br />

Peer Raben Music Award:<br />

Jewgeni Birkhoff<br />

Ehrenpreis: Christian Bruhn<br />

Kurzfilmen widmete. Somit konnte Wardrop bei<br />

seinem Besuch in Köln eine Art Werkschau von<br />

sich selbst präsentieren – verteilt auf zwei Festiv<strong>als</strong>.<br />

Unlimited, organisiert vom Verein Kurzfilmfreunde<br />

Köln e.V. unter Vorsitz von Marita<br />

Quaas und Fabian Flesch, bot zum vierten Mal<br />

eine auf zwei Wettbewerbe und verschiedene<br />

Sonderprogramme verteilte Auswahl europäischer<br />

und regionaler Kurzfilme. Unter dem Titel<br />

„La vie en fiction“ bildete zudem der französische<br />

fiktionale Kurzfilm den Länderschwerpunkt<br />

dieses Jahres, dazu ging nach erfolgreicher<br />

Einführung 2009 das Programm mit Kurzfilmen<br />

jüdischer Thematik in eine zweite Runde.<br />

Drei Programme mit Kurzfilmen für Kinder<br />

und Jugendliche schließlich rundeten das Angebot<br />

ab und bewiesen einmal mehr das Potenzial<br />

der kurzen filmischen Form: unlimited.<br />

Blicke aus dem<br />

Ruhrgebiet<br />

Blicke Filmpreis: „Ein Tag und<br />

eine Ewigkeit“ von Anna Hepp<br />

und „Die Sterne“ von Frank Wierke<br />

Medienkunst Filmpreis Ruhr:<br />

„Silhouette“ von Astrid Busch<br />

Querdenker Preis: „Suivre Flaubert“<br />

von Andres Rump<br />

Schmelztiegel: „Powerful Punch“<br />

Conny Beißler, Sabine Bernardi<br />

Publikumspreis: „Geradeaus<br />

gelaufen ist keiner“ von Kristina<br />

in der Schmitten<br />

Herbstfestiv<strong>als</strong> – newsletter 7/2010 29


Geförderte Kinofilme der <strong>Filmstiftung</strong> NRW<br />

Mit besten Empfehlungen<br />

Home for<br />

Christmas<br />

Kinostart: 2. Dezember<br />

Verleih: Pandora<br />

n Heiligabend ist manches Wunder mög-<br />

Alich, aber auch der ganz normale Alltag mit<br />

seinen Sorgen und Hoffnungen hält die Menschen<br />

in der kleinen norwegischen Stadt Skogli<br />

in seinem Griff. Einer räumt sein Haus auf,<br />

ein anderer darf nach der Scheidung die Kinder<br />

nicht sehen. Wieder ein anderer braucht<br />

Geld für eine Reise, ein<br />

Arzt hätte gern Feierabend,<br />

wird aber zu einer<br />

Geburt gerufen. Eine<br />

Affäre endet, und eine<br />

erste Liebe treibt ihre<br />

zarten Knospen.<br />

Bent Hamer zeigte<br />

schon in „Kitchen Stories“<br />

und „O’Horten“,<br />

dass sein Herz für<br />

Außenseiter schlägt,<br />

ein warmes Zuhause<br />

aber auch nicht zu verachten<br />

ist. Mit seinem<br />

jüngsten Film, der auch<br />

in Duisburg und Mönchengladbach<br />

gedreht<br />

wurde, wendet er sich<br />

erstmalig dem Ensem-<br />

Nostalgia de la Luz<br />

Kinostart: 23. Dezember<br />

Verleih: RealFiction<br />

s ist die Verbindung der phantastischen Bil-<br />

Eder der Wüste und des Sternenhimmels Chiles<br />

mit seinen Texten, mit der es Regisseur Patricio<br />

Guzmán gelingt, den Zuschauer in seinen<br />

Bann zu ziehen. In seinem essayistischen <strong>Dokument</strong>arfilm<br />

erzählt er eine poetische Parabel<br />

über eine dreifache Suche zwischen der Astro-<br />

30<br />

blestück zu: mit einer Vielzahl Episoden, die<br />

scheinbar nichts miteinander zu tun haben, sich<br />

aber wie Mosaiksteine zum kaleidoskopischen<br />

Panorama rund ums Fest der Liebe zusammenfügen.<br />

Der Humor ist wie stets bei diesem Filmautoren<br />

von trockener Schärfe und hat einen liebenswürdigen<br />

Kern. Und über allem strahlt das<br />

Polarlicht.<br />

Norwegen / Deutschland / Schweden 2010<br />

Regie, Drehbuch: Bent Hamer; Darsteller: Fritjof<br />

Såheim, Cecile Mosli, Trond Fausa Aurvåg, , Reidar<br />

Sørensen; Produktion: BulBul Film in Koproduktion<br />

mit Pandora Film Produktion und Filmimperiet<br />

http://home-for-christmas.pandorafilm.de<br />

nomie und der Geschichte Chiles der letzten 50<br />

Jahre. Im Zentrum stehen die sechs internationalen<br />

astronomischen Observatorien, die in der<br />

unendlichen Weite der Atacama Wüste im Norden<br />

Chiles im Betrieb sind. Diese gigantischen<br />

Beobachtungsstationen ferner Galaxien sind auf<br />

dem modernsten technischen Stand und verfügen<br />

über die heutzutage umfangreichste Forschungskapazität,<br />

mit der sie sich auf die Suche<br />

nach dem Ursprung des Universums begeben.<br />

Nur einen Steinwurf von ihnen entfernt graben<br />

die Familien der Opfer Pinochets mit ihren bloßen<br />

Händen die Erde in den<br />

Massengräbern um. Sie sind<br />

auf der Suche nach den Körpern<br />

ihrer „Verschwundenen“.<br />

In Santiago, der Hauptstadt,<br />

schließlich sucht die Regierung<br />

ebenfalls nach Reichtum und<br />

wirtschaftlichem Erfolg.<br />

Premiere feierte Guzmáns<br />

Filmessay, der auch für<br />

den europäischen <strong>Dokument</strong>arfilmpreis<br />

nominiert war, auf<br />

dem Festival in Cannes.<br />

Chile / Frankreich /<br />

Deutschland 2010.<br />

Buch und Regie: Patricio<br />

Guzmán; Produktion: Atacama<br />

Productions S.A.R.L in Koproduktion<br />

mit Blinker Filmproduktion<br />

GmbH, Cronomedia Ltda.<br />

und WDR; www.realfiction.de<br />

House of Boys<br />

Kinostart: 2. Dezember<br />

Verleih: Filmlichter<br />

984 besang Jimmy Somerville mit der Grup-<br />

1pe Bronski Beat in dem Pop-Hit „Smalltown<br />

Boy“ einen jungen Homosexuellen, der aus dem<br />

Kleinstadtmilieu flüchtet. Bei seinen Mitmenschen<br />

und selbst bei den eigenen Eltern stieß<br />

der Held des Songs auf Ablehnung. Im Jahr<br />

1984 spielt auch „House of Boys“, der eine ähnliche<br />

Geschichte erzählt. Der Protagonist des<br />

Films, der junge Luxemburger Frank (Layke Anderson),<br />

ist so ein „Smalltown Boy“, der gezwungen<br />

ist, seine Heimat zu verlassen und im<br />

„House of Boys“ im weltoffenen Amsterdam<br />

unterkommt. Das Etablissement, betrieben von<br />

der alternden Drag Queen „Madame“ (Udo<br />

Kier), ist eine Unterkunft männlicher Prostituierter.<br />

Hier lernt Frank Jake (Benn Northover)<br />

kennen und lieben. Dann stellt sich heraus, dass<br />

Jake an Aids erkrankt ist.<br />

„House of Boys“ lebt von den Songs der<br />

80er Jahre, auch die Lieder von Jimmy Somerville<br />

kommen darin vor. Mit seinem in Köln, Luxemburg<br />

und Marokko gedrehten Leinwanddebüt<br />

will Regisseur Jean-Claude Schlim die jüngere<br />

Generation wachrütteln: Er bedauert, dass<br />

sich das Kino weltweit schon lange nicht mehr<br />

um das Thema Aids kümmere. „Die Menschheit<br />

hat Aids <strong>als</strong> eine tödliche Krankheit abgeschrieben“,<br />

so Schlim, „‚House of Boys‘ ist in diesem<br />

Drei<br />

Kinostart: 23. Dezember<br />

Verleih: X-Verleih<br />

anna ist Moderatorin, Simon Kunsttechni-<br />

Hker, gemeinsam sind sie seit zwanzig Jahren<br />

ein Paar, miteinander vertraut, abgeklärt,<br />

ausgelaugt. Hanna ergreift <strong>als</strong> erste die Gelegenheit<br />

zu einer Parallelbeziehung, <strong>als</strong> sie den<br />

Stammzellenforscher Adam kennenlernt.<br />

Auch Simon sehnt sich nach einer Säule für die<br />

seelische Balance, zumal ihm die Nachricht von<br />

der tödlichen Krebserkrankung seiner Mutter<br />

sowie eigene gesundheitliche Probleme schwer<br />

zugesetzt haben. Im Schwimmbad lernt er einen<br />

Mann kennen, der zuhören, aber auch handeln<br />

kann. Der Mann heißt Adam.<br />

newsletter 7/2010 – Kinovorschau<br />

Sinne ein Zeitdokument, das die schrecklichen<br />

Bilder zeigt, die bekannt sind für die dunklen Zeiten<br />

der Epidemie.“<br />

Luxemburg / Deutschland / Niederlande 2010<br />

Regie: Jean-Claude Schlim; Drehbuch: Jean-Claude<br />

Schlim, Christian Thiry, Bob Graham, JT Leroy;<br />

Darsteller: Layke Anderson, Benn Northover, Udo<br />

Kier, Eleanor David, Steven Webb, Luke J. Wilkins,<br />

Stephen Fry, Ross Antony; Produktion: Delux<br />

Productions, Elsani Film; www.filmlichter.de<br />

Sommer- und Wintermärchen gibt es in<br />

Deutschland schon. Jetzt legt Tom Tykwer mit<br />

einem Berliner Beziehungsmärchen nach, mit<br />

dem er nach den internationalen Großproduktionen<br />

„Das Parfüm“ und „The International“ zurückkehrt<br />

zum modernen, melodramatischen<br />

und sehr persönlich gefärbten Autorenfilm. Im<br />

Zentrum seiner mystisch verklärten Ménage à<br />

Trois agiert mit Sophie Rois, Sebastian Schipper<br />

und Devid Striesow ein erlesenes Schauspielertrio,<br />

das sich auch höchsten Anforderungen von<br />

Buch und Regie gewachsen zeigt. Tykwer läutet<br />

mit diesem Film seine französische Phase ein.<br />

Deutschland 2010<br />

Regie, Drehbuch: Tom Tykwer; Mitwirkende:<br />

Sophie Rois, Sebastian Schipper, Devid Striesow,<br />

Angela Winkler; Produktion: X Filme Creative Pool<br />

in Koproduktion mit WDR, ARD Degeto und Arte;<br />

www.drei.x-verleih.de


Eine flexible Frau<br />

Kinostart: 6. Januar<br />

Verleih: Filmgalerie 451<br />

ie leben Menschen in unsicher werden-<br />

Wden Arbeitsverhältnissen? Was empfinden<br />

besonders Frauen, die im Vergleich zu Männern<br />

für die gleiche Arbeit im Durchschnitt 25<br />

Prozent weniger verdienen und in Krisenzeiten<br />

zuallererst ihren Job verlieren? Diesem Thema<br />

geht Tatjana Turanskyj in ihrem Spielfilmdebüt<br />

am Beispiel von Einzelschicksalen nach. Die Regisseurin<br />

vermutet, das propagierte Bild der<br />

„modernen emanzipierten Frau“ sei nichts weiter<br />

„<strong>als</strong> eine Affirmation an den derzeitigen Sta-<br />

Im Alter von Ellen<br />

Kinostart: 20. Januar<br />

Verleih: Real Fiction<br />

llen Colmar (Jeanne Balibar) arbeitet <strong>als</strong> Ste-<br />

Ewardess. Von den Flughäfen Düsseldorfs<br />

und Frankfurts aus jettet sie um die Welt. Ihr<br />

Privatleben ist ganz dem Job untergeordnet. Als<br />

sie von ihrem Freund verlassen wird, löst das<br />

bei ihr kurz vor einem Abflug eine Panik attacke<br />

aus. Kurzentschlossen verlässt sie das Flugzeug<br />

und wird entlassen. Ellen ist sich bewusst, dass<br />

sie etwas ändern muss. Noch auf dem Flughafen<br />

trifft sie eine Gruppe militanter Tierschützer,<br />

die ihrem Leben einen neuen Sinn geben.<br />

Pia Marais befasst sich auch in ihrem zwei-<br />

tus Quo, eine ‚konservative Emanzipation‘“.<br />

Turanskyjs Filmheldin ist die etwa 40-jährige<br />

Berlinerin Greta M. (Mira Partecke), die ihren<br />

Job in einem Architekturbüro verliert und<br />

auch in einem Callcenter gefeuert wird. Fortan<br />

zieht Greta durch die Straßen Berlins und durch<br />

die Fußgängerzone von Oberhausen-Sterkrade.<br />

Überall wo sie hinkommt, trifft Greta auf Frauen,<br />

die im Gegensatz zu Greta angepasst sind<br />

und sich nicht gegen die Zustände wehren. Der<br />

Film lief im Forum der Berlinale 2010.<br />

Deutschland 2010<br />

Regie & Drehbuch: Tatjana Turanskyj; Darsteller:<br />

Mira Partecke, Katharina Bellena, Laura Tonke,<br />

Sven Seeger, Torsten Haase, Fabio Pink, Michaela<br />

Benn, Andina Weiler, Bastian Trost; Produktion: Turanskyj<br />

& Ahlrichs GbR; www.filmgalerie451.de<br />

ten Spielfilm nach „Die Unerzogenen“ mit den<br />

Kindern der 68er-Generation. Für die Regisseurin<br />

ist „Im Alter von Ellen“ nicht so sehr das Porträt<br />

einer Frau, die mit der Einsamkeit kämpft.<br />

Pia Marais geht es nach eigener Aussage vielmehr<br />

um zwischenmenschliche Beziehungen in<br />

einer Zeit, in der die durch familiäre Strukturen<br />

garantierte Stabilität im Leben wegbricht.<br />

„Im Alter von Ellen“ wurde 2009 zu großen<br />

Teilen in Köln gedreht und feierte seine Weltpremiere<br />

bei den Filmfestspielen in Locarno<br />

2010.<br />

Deutschland 2010<br />

Regie: Pia Marais; Drehbuch: Horst Markgraf, Pia<br />

Marais; Darsteller: Jeanne Balibar, Stefan Stern,<br />

Georg Friedrich, Julia Hummer, Alexander Scheer,<br />

Eva Löbau; Produktion: Pandora Film Produktion<br />

in Koproduktion mit WDR und Arte;<br />

www.ellen.pandorafilm.com<br />

Satte Farben vor<br />

Schwarz<br />

Kinostart: 13. Januar<br />

Verleih: Farbfilm Verleih<br />

s geschieht nicht oft, dass ein Drehbuch dem<br />

EProduzenten so gefällt, dass er spontan der<br />

Ideengeberin und Koautorin auch die Inszenierung<br />

des Films anvertraut. So kam Sophie Heldman<br />

zu ihrem Spielfilmdebüt, in dem sie eine<br />

Geschichte aus dem eigenen Bekanntenkreis<br />

nacherzählt. Eine Geschichte, für die sie mit Senta<br />

Berger und Bruno Ganz die von ihr gewünschte<br />

Traumbesetzung gewinnen konnte.<br />

Anita und Fred sind seit etwa<br />

50 Jahren ein Paar. Erschüttert<br />

wird die Ehe, <strong>als</strong> bei Fred<br />

Prostatakrebs diagnostiziert<br />

wird und er zum Entsetzen seiner<br />

Frau die medizinische Behandlung<br />

verweigert. Vor ihren<br />

beiden erwachsenen Kindern<br />

verschweigen sie zunächst die<br />

Erkrankung, doch wie geht es<br />

weiter? Ihre Liebe soll niem<strong>als</strong><br />

enden, und so fassen sie einen<br />

Entschluss…<br />

Zu der Entscheidung der<br />

beiden alt gewordenen Liebenden<br />

sagt Sophie Heldman:<br />

„Wie das Auftreten auf die<br />

Bühne der Welt ist auch das<br />

Abtreten ein Punkt der Entscheidung<br />

und der Orientie-<br />

Poll<br />

Kinostart: 3. Februar<br />

Verleih: Piffl Medien<br />

ährend seines Germanistikstudiums ent-<br />

Wdeckte Chris Kraus das Werk der Dichterin<br />

Oda Schaefer (1900-1988) und fand heraus:<br />

Schaefer war seine Großtante. Die Familie<br />

hatte die Verwandte, die dem Kommunismus<br />

nahestand, verdrängt. Grund genug für Chris<br />

Kraus, seinen dritten Spielfilm nach „Scherbentanz“<br />

und „Vier Minuten“ Oda Schaefer zu widmen.<br />

„Poll“ basiert lose auf Schaefers Memoiren<br />

und spielt in dem von Russland beherrschten<br />

Estland kurz vor Ausbruch des Ersten Weltkriegs.<br />

Als Heranwachsende besucht Oda ihre<br />

Familie auf dem Gut Poll, doch entweder ist<br />

man mit sich selbst (ihr Vater) oder einer Affäre<br />

(die Tante) beschäftigt. Dann trifft Oda einen<br />

rung. Ich habe da eine Verbindung gefunden,<br />

auch wenn ein Ende anders ist <strong>als</strong> ein Anfang.“<br />

Gedreht wurde „Satte Farben vor Schwarz“, der<br />

im Wettbewerb der 58. Internationalen Filmfestspiele<br />

von San Sebastian seine Weltpremiere<br />

feierte, in einem Privathaus in Düsseldorf sowie<br />

in Köln, im Schloss Türnich bei Euskirchen und<br />

im Bergischen Land.<br />

Deutschland / Schweiz 2010<br />

Regie: Sophie Heldman; Drehbuch: Sophie Heldman,<br />

Felix zu Knyphausen; Darsteller: Senta<br />

Berger, Bruno Ganz, Barnaby Metschurat, Carina<br />

Wiese, Leonie Benesch, Sylvana Krappatsch,<br />

Thomas Limpinsel; Produktion: unafilm, Dschoint<br />

Ventschr Filmproduktion AG in Koproduktion<br />

mit WDR, Arte, Schweizer Fernsehen SRG SSR;<br />

www.satte-farben-vor-schwarz.de<br />

von der zaristischen Polizei verfolgten estnischen<br />

Anarchisten. Heimlich, einer romantischen Eingebung<br />

folgend, pflegt sie den schwer Verwundeten.<br />

„Oda Schaefer hat nie an große Menschheitsideen<br />

geglaubt. Ich teile diese Skepsis“, erklärt<br />

Regisseur Kraus. Allen großen Ideen hafte<br />

etwas Unmenschliches an. „Du kannst zur<br />

Humanität nur finden, wenn du bei dir selbst<br />

landest. Beim nackten, widersprüchlichen Ich.<br />

Wie unendlich schwer das ist, darum geht es in<br />

‚Poll‘.“ Beim Festival Internazionale del Film di<br />

Roma 2010 wurde Kraus‘ Film mit dem Spezialpreis<br />

der Jury ausgezeichnet.<br />

Deutschland / Österreich / Estland 2010<br />

Regie, Drehbuch: Chris Kraus; Darsteller: Paula<br />

Beer, Edgar Selge, Tambet Tuisk, Jeanette Hain,<br />

Richy Müller; Produktion: Kordes & Kordes Film<br />

GmbH in Koproduktion mit Dor Film, Amrion<br />

Production, SWR, BR, Arte, ARD Degeto, ORF<br />

www.poll-derfilm.de<br />

Kinovorschau – newsletter 7/2010 31


House of Boys<br />

Kinostart: 2. Dezember<br />

Verleih: Filmlichter<br />

Home for<br />

Christmas<br />

32<br />

Kinostart: 2. Dezember<br />

Verleih: Pandora<br />

newsletter 7/2010 – Meldungen<br />

Eine flexible Frau<br />

Kinostart: 6. Januar<br />

Verleih: Filmgalerie 451<br />

Poll<br />

Kinostart: 3. Februar<br />

Verleih: Piffl Medien

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