Wunderwerk Schreibmaschine - Finanz Informatik
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Spezial Geschichte des Büros<br />
<strong>Wunderwerk</strong><br />
<strong>Schreibmaschine</strong><br />
Sie war die erste mechanische Schreibhilfe und<br />
revolutionierte die Büroarbeit: die <strong>Schreibmaschine</strong>.<br />
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Das erste Modell baute der Italiener Pellegrino Turri 1808 für<br />
eine erblindete Gräfin. Ein erhaltenes Schriftstück zeigt, dass<br />
er mit Farbpapier und Typendruck arbeitete. Marktreife erlangte<br />
ab 1870 die so genannte Schreibkugel (Foto links) des dänischen<br />
Pastors Malling Hansen: Die in die Kugel eingeführten Typenstäbe<br />
sind am oberen Ende mit Tastenknöpfen ausgestattet, am unteren<br />
Ende befinden sich die Typen (Buchstaben). Wohl bekanntester<br />
Nutzer: der Philosoph Friedrich Nietzsche. Was die Blaue Mauritius<br />
für Briefmarkensammler, ist die Malling Hansen für Liebhaber<br />
alter <strong>Schreibmaschine</strong>n: Eine Auktion im vergangenen Jahr brachte<br />
dem Verkäufer über 130.000 Euro.<br />
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Die erste in „Massenproduktion“ hergestellte <strong>Schreibmaschine</strong><br />
war 1874 der „Sholes & Glidden Typewriter“ der US-amerikanischen<br />
Waffen fabrik Remington. Das Modell „Remington No. 1“ war eine<br />
Ty penhebelmaschine und konnte nur Großbuchstaben auf´s Papier<br />
bringen. Die Remington No. 2 verfügte dann 1878 über die<br />
Umschaltung zwischen Groß- und Kleinbuchstaben und das Farbband<br />
wurde selbsttätig transportiert.<br />
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1882 stellte die Hamburger Nähmaschinenfabrik Guhl & Harbeck die<br />
erste deutsche <strong>Schreibmaschine</strong> her. Die »Hammonia« erinnert heute<br />
eher an eine Papierschneidemaschine.<br />
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An der Technik wurde immer weiter gefeilt: 1896 machte die<br />
„Under wood No. 1“ (Foto links) des gleichnamigen Unternehmens<br />
als Vorderauf schlag maschine das Geschriebene voll sichtbar. 1900<br />
setzte die Underwood No. 5 für mehr als 60 Jahre den Technik-<br />
Standard.<br />
46 <strong>Finanz</strong> <strong>Informatik</strong> ITmagazin · 04 · 2012
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Die Serie „Mignon“ der Firma AEG behauptete sich ab Anfang 1900<br />
rund 30 Jahre auf dem Markt. Von den Einzeigermaschinen wurden<br />
mehr als 350.000 Stück hergestellt. Etwas umständlich: Bei<br />
der Mignon wird der Führungsstift manuell auf dem gewünschten<br />
Buchstaben abgelegt und dann der rechte Hebel gedrückt.<br />
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Aus Dresden kam 1910 die erste deutsche Reise-<strong>Schreibmaschine</strong><br />
mit Namen „Erika“.<br />
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Die Adlerwerke hatten 1898 als erstes Unternehmen Deutschlands<br />
mit der <strong>Schreibmaschine</strong>nproduktion begonnen. Unternehmer Max<br />
Grund ig übernahm 1957 die Adler- sowie die Triumph-Werke und<br />
fusionierte sie zum fünftgrößten Büromaschinenhersteller der Welt.<br />
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Inspiriert von seiner Enkelin nannte Grundig in den 50er Jahren<br />
eine erfolgreiche <strong>Schreibmaschine</strong>nreihe nach ihr: „Gabriele“<br />
(Foto). Auf ihr schrieben Millionen von Angestellten sowie be -<br />
kannte Persönlichkeiten wie der Bestsellerautor Simmel. Pro Buch<br />
soll er eine Maschine zerschlissen haben.<br />
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Der Weg von mechanischen zu elektromechanischen <strong>Schreibmaschine</strong>n<br />
und letztendlich zu vollelektronischen Geräten vollzog sich über<br />
die Jahrzehnte. Durch die Motorunterstützung verringerte sich<br />
der notwendige Druck auf die Tasten, das Schreiben wurde einfacher,<br />
leiser und das Schriftbild gleichmäßiger.<br />
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1961 brachte IBM das Modell „Selectric“ (Foto) mit ausgereifter<br />
Kugelkopftechnik auf den Markt. 25 Jahre wurde sie produziert<br />
und machte den Übergang vom Maschinenschreiben zur Textverar bei -<br />
tung möglich, war sie doch von Anfang als Terminal für die Kom -<br />
munikation mit einem Computer ausgelegt.<br />
Die Kugelköpfe der IBM-<strong>Schreibmaschine</strong> Selectric (kleines Foto)<br />
ließen sich austauschen: verschiedene Schriftarten und wissenschaftliche<br />
Son derzeichen stellten kein Problem mehr dar.<br />
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Die <strong>Schreibmaschine</strong>nentwicklung erreichte in den 1980er Jahren<br />
ihren Höhepunkt, nachdem elektrische Geräte und korrekturfähige<br />
Farbbänder und –kassetten das Arbeiten erheblich erleichtert<br />
hatten. 2011 stellte das letzte produzierende Unternehmen seine<br />
<strong>Schreibmaschine</strong>nherstellung ein, nachdem die <strong>Schreibmaschine</strong><br />
bereits im Jahr 2003 aus dem Verbraucherpreisindex gestrichen<br />
worden war – endgültig verdrängt von Computern samt Druckern.<br />
<strong>Finanz</strong> <strong>Informatik</strong> ITmagazin · 04 · 2012 47