Bundesamt für Strahlenschutz Fachbereich Strahlenhygiene Inhalt
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<strong>Bundesamt</strong> <strong>für</strong> <strong>Strahlenschutz</strong><br />
<strong>Fachbereich</strong> <strong>Strahlenhygiene</strong><br />
<strong>Inhalt</strong><br />
S 1
<strong>Fachbereich</strong> <strong>Strahlenhygiene</strong> Institut <strong>für</strong> <strong>Strahlenhygiene</strong><br />
Bericht des Instituts<br />
Der <strong>Fachbereich</strong> <strong>Strahlenhygiene</strong> (S) leistet<br />
Beratungs-, Forschungs- und Entwicklungsarbeit<br />
auf den strahlenschutzrelevanten<br />
Gebieten der Strahlenbiologie<br />
und -medizin, der Radioökologie und des<br />
Notfallschutzes. Der <strong>Fachbereich</strong> besteht<br />
aus dem Institut <strong>für</strong> <strong>Strahlenhygiene</strong> (ISH)<br />
mit Hauptsitz in Neuherberg bei München<br />
und dem Institut <strong>für</strong> Atmosphärische Radioaktivität<br />
(IAR) in Freiburg. Die Berichterstattung<br />
dieser beiden Institute erfolgt in<br />
getrennten Beiträgen.<br />
Ergebnisse des Instituts <strong>für</strong> <strong>Strahlenhygiene</strong><br />
fließen in rechtliche Regelungen, Richtlinien<br />
und Empfehlungen auf internationaler<br />
und nationaler Ebene ein. Mitarbeiter<br />
des ISH wirken bei Sicherheitsrichtlinien<br />
der IAEA, bei EURATOM-Richtlinien und<br />
bei der Vorbereitung von Gesetzesvorlagen<br />
des Atomgesetzes, den danach<br />
zu erlassenden Verordnungen, der <strong>Strahlenschutz</strong>verordnung<br />
und der Röntgenverordnung,<br />
des <strong>Strahlenschutz</strong>vorsorgegesetzes,<br />
des Arzneimittelgesetzes, des<br />
Medizinproduktegesetzes und des Bundes-Immissionsschutzgesetzes<br />
mit.<br />
Im experimentellen Bereich untersucht<br />
das ISH in seinem Zentralen Zellkulturlabor<br />
mit biochemischen und molekularbiologischen<br />
Methoden die zellulären<br />
Reaktionen auf die Einwirkung von ionisierender<br />
und UV-B-Strahlung. Ziel ist das<br />
bessere Verständnis und die Quantifizierung<br />
von Strahlenwirkungen auf Mensch<br />
und Umwelt.<br />
Im epidemiologischen Bereich liegt ein Arbeitsschwerpunkt<br />
in der Vorbereitung einer<br />
Kohortenstudie an Beschäftigten der<br />
ehemaligen Wismut-AG (Uranerzbergarbeiter).<br />
Dazu wurden 1997 dem BfS weitere<br />
20.000 Datensätze mit arbeitsanamnestischen<br />
und gesundheitlichen Angaben<br />
zur Verfügung gestellt und damit die angestrebte<br />
Kohortengröße von 60.000 Personen<br />
erreicht. Unter Verwendung von 400<br />
Datensätzen wurde eine Pilotstudie durchgeführt,<br />
um zu prüfen, ob und wie der Vitalstatus<br />
der Kohortenmitglieder und die<br />
Sterbedaten verstorbener Probanden zu<br />
ermitteln sind.<br />
Ein weiteres Aufgabengebiet ist das <strong>Strahlenschutz</strong>register,<br />
in dem die Expositionswerte<br />
aller beruflich strahlenexponierten<br />
S 2<br />
Personen gespeichert und ausgewertet<br />
werden.<br />
Zur Bewertung der medizinischen Anwendung<br />
ionisierender Strahlen und radioaktiver<br />
Stoffe erfaßt das ISH die daraus resultierenden<br />
Strahlenexpositionen und die<br />
Wirkungen ionisierender Strahlen auf die<br />
Gesundheit des Menschen, insbesondere<br />
im Bereich niedriger Strahlendosen.<br />
Eine neue wichtige Aufgabe besteht in der<br />
Beurteilung der Wirkungen nichtionisierender<br />
Strahlen (elektromagnetische Felder,<br />
UV-Licht) aus biologischer und medizinischer<br />
Sicht.<br />
Das ISH ermittelt und bewertet die Strahlenexposition<br />
durch natürlich radioaktive<br />
Stoffe und in der Umgebung kerntechnischer<br />
Anlagen – sowohl <strong>für</strong> die Bevölkerung<br />
als auch <strong>für</strong> Einzelpersonen. Dabei<br />
werden neben der Auswertung von Radioaktivitätsmessungen<br />
auch atmosphärische<br />
Ausbreitungsmodelle und radiologische<br />
Modelle eingesetzt.<br />
Die im ISH eingerichtete Zentralstelle des<br />
Bundes <strong>für</strong> die Überwachung der Umweltradioaktivität<br />
(ZdB) hat die wichtige Aufgabe<br />
der Unterstützung des BMU im Falle eines<br />
radiologischen Ereignisses. Das ISH<br />
erstellt und beurteilt unter Einsatz des Integrierten<br />
Meß- und Informationssystems<br />
zur Überwachung der Umweltradioaktivität<br />
(IMIS) und des Programms zur Abschätzung<br />
radiologischer Konsequenzen<br />
(PARK) die radiologische Lage und<br />
schlägt geeignete Maßnahmen zur Reduktion<br />
oder Verhinderung der Strahlenbelastung<br />
vor. Zur Sicherung und Erweiterung<br />
des technischen und radiologischen Ausbildungsstandes<br />
der IMIS-Nutzer – innerhalb<br />
des ISH, aber auch <strong>für</strong> Länder- und<br />
Bundesbehörden – finden in Neuherberg<br />
regelmäßig Schulungen statt.<br />
Im Jahre 1997 wurde vom ISH erstmalig<br />
ein IAEA-<strong>Strahlenschutz</strong>kurs <strong>für</strong> osteuropäische<br />
Staaten, ein Workshop zur genetischen<br />
Suszeptibilität (zusammen mit der<br />
GSF) und eine Tagung zur Qualitätskontrolle<br />
in der Röntgendiagnostik (zusammen<br />
mit der EU) organisiert und durchgeführt.<br />
Abteilung S 1<br />
Strahlenwirkungen/<br />
Epidemiologie<br />
<strong>Inhalt</strong><br />
Die Mitarbeiter der Abteilung untersuchen<br />
die Mechanismen der Wirkung ionisierender<br />
Strahlung auf biologische Systeme im<br />
Bereich niedriger Dosen. Aus den Ergebnissen<br />
der strahlenbiologischen Wirkungsforschung<br />
lassen sich Kausalzusammenhänge<br />
zwischen der Strahlendosis und<br />
der Strahlenwirkung herstellen. In einer<br />
Datenbank werden Expositionsdaten beruflich<br />
strahlenexponierter Personen erfaßt.<br />
Mit epidemiologischen Methoden<br />
werden mögliche Strahlenrisiken quantifiziert.<br />
Daraus lassen sich Empfehlungen<br />
<strong>für</strong> Eingreifrichtwerte und Grenzwerte herleiten,<br />
die in die <strong>Strahlenschutz</strong>gesetzgebung<br />
Eingang finden.<br />
Die Bearbeitung aller Aufgaben erfolgt in<br />
fünf Fachgebieten.<br />
Im Fachgebiet Genetische Wirkungen<br />
wurden 1997 folgende Schwerpunkte bearbeitet:<br />
– Einführung neuer zytogenetischer und<br />
molekulargenetischer Methoden zur<br />
Analyse von Chromosomenveränderungen.<br />
– Klärung strahlenbiologischer Wirkungsmechanismen<br />
bei kleinen Strahlendosen<br />
mit zytogenetischen Arbeitsmethoden.<br />
– Chromosomenanalysen bei beruflich<br />
strahlenexponierten Personen und<br />
Strahlenverunfallten <strong>für</strong> die biologische<br />
Dosimetrie.<br />
– Abschätzen individueller strahlengenetischer<br />
Risiken und populationsgenetischer<br />
Auswirkungen von Strahlenexpositionen.<br />
– Bewertung von Studien hinsichtlich<br />
des genetischen Risikos.<br />
– Untersuchen der Kombinationswirkung<br />
chemischer Stoffe und ionisierender<br />
Strahlung.<br />
Das Fachgebiet Somatische Wirkungen<br />
erfaßt die Ergebnisse über somatische<br />
Früh- und Spätfolgen einer Strahlenexpo-
<strong>Fachbereich</strong> <strong>Strahlenhygiene</strong> Institut <strong>für</strong> <strong>Strahlenhygiene</strong><br />
Bericht des Instituts<br />
sition beim Menschen und bewertet diese.<br />
Vorrangige Aufgabe ist die Bewertung des<br />
Krebsrisikos nach einer Exposition mit ionisierenden<br />
Strahlen, das sich in der Regel<br />
erst nach Jahren und Jahrzehnten manifestiert.<br />
Die Ergebnisse der Bewertungen<br />
der stochastischen und deterministischen<br />
Strahlenwirkungen fließen in die Festsetzungen<br />
von Dosisgrenzwerten im <strong>Strahlenschutz</strong><br />
ein.<br />
Schwerpunkte der Arbeit des Fachgebiets<br />
waren:<br />
– Qualitätssicherung an den im Zusammenhang<br />
mit der geplanten Kohortenstudie<br />
bei ehemaligen Wismut-Beschäftigten<br />
erhobenen Datensätzen.<br />
– Experimentelle Untersuchungen zu<br />
den Mechanismen der strahlenbedingten<br />
Krebsinduktion bei primären Zellkulturen.<br />
– Bewertung strahleninduzierter somatisch-stochastischer<br />
Risiken des Menschen<br />
und teratogener Strahlenwirkungen.<br />
– Risikoanalysen von Strahlenexpositionen.<br />
Das Fachgebiet Nuklearbiologie/Strahlenbiochemie<br />
betreibt, initiiert und koordiniert<br />
angewandte Forschung zu Fragen<br />
der biologischen Wirkung ionisierender<br />
Strahlen im Niedrigdosisbereich und bei<br />
niedriger Dosisleistung in einer abteilungsübergreifenden<br />
Organisationseinheit, dem<br />
Zentralen Zellkulturlabor, mit folgenden<br />
Arbeitsschwerpunkten:<br />
– Untersuchung und Bewertung strahleninduzierter<br />
molekularer Veränderungen<br />
in Zellen verschiedener Individuen<br />
zur Ermittlung des individuellen genetischen<br />
Strahlenrisikos.<br />
– Untersuchungen der Wirkung von<br />
Strahlen unterschiedlicher Qualität, Dosis<br />
und Dosisleistung auf Zellen zur<br />
kausalen Bewertung der Strahlenwirkung<br />
im Niedrigdosisbereich.<br />
– Ermittlung der Rolle des Zellzyklus und<br />
der Proliferation bei der Manifestation<br />
des Zellschadens.<br />
– Bewertung von Kombinationseffekten<br />
zwischen chemotoxischen und radiolo-<br />
gischen Noxen und Klärung möglicher<br />
Wechselwirkungen.<br />
Im Fachgebiet Epidemiologie und Statistik<br />
werden derzeit folgende Schwerpunkte<br />
bearbeitet:<br />
– Qualitätssicherung von arbeitsanamnestischen<br />
und Gesundheitsdaten in<br />
Vorbereitung einer Kohortenstudie an<br />
60.000 ehemaligen Wismut-Beschäftigten<br />
(in Zusammenarbeit mit dem<br />
Fachgebiet ‘Somatische Wirkungen’).<br />
– Planung einer epidemiologischen Studie<br />
über die gesundheitlichen Auswirkungen<br />
auf die Wohnbevölkerung im<br />
Altai (Russische Föderation) als Folge<br />
der sowjetischen Atombombentests im<br />
benachbarten Testgelände Semipalatinsk,<br />
Kasachstan.<br />
– Bewertung von Studien über Clusterbildung<br />
bei Leukämien und anderen<br />
strahleninduzierbaren Erkrankungen.<br />
Im Fachgebiet <strong>Strahlenschutz</strong>register<br />
befindet sich die zentrale Stelle <strong>für</strong> die Erfassung<br />
und Auswertung der bei der Überwachung<br />
der beruflichen Strahlenexposition<br />
anfallenden Daten. Die Daten werden<br />
<strong>für</strong> die überregionale und langfristige Expositionskontrolle<br />
beruflich strahlenexponierter<br />
Personen, zur Beobachtung der<br />
beruflichen Strahlenexposition insgesamt<br />
und als Basis <strong>für</strong> epidemiologische Untersuchungen<br />
verwendet. Im Jahre 1997<br />
wurde die regelmäßige Auswertung der<br />
eingehenden Personendosismeldungen<br />
zur Feststellung von Grenzwert-Überschreitungen<br />
aufgenommen. Die Bearbeitung<br />
der Daten über registrierte Strahlenpässe<br />
erfolgt bereits seit längerer Zeit. Die<br />
Erfassung und Auswertung von Inkorporationsmeldungen<br />
wird zur Zeit vorbereitet.<br />
Das Fachgebiet wirkt ferner bei der organisatorischen<br />
und methodischen Weiterentwicklung<br />
der individuellen <strong>Strahlenschutz</strong>kontrolle<br />
mit.<br />
Abteilung S 2<br />
Medizinische <strong>Strahlenhygiene</strong><br />
Diese Abteilung hat die Aufgabe, die aus<br />
der medizinischen Anwendung ionisieren-<br />
<strong>Inhalt</strong><br />
der Strahlen und radioaktiver Stoffe resultierenden<br />
Strahlenexpositionen zu erfassen<br />
und die Wirkungen ionisierender<br />
Strahlen auf die Gesundheit des Menschen,<br />
insbesondere im Bereich niedriger<br />
Strahlendosen, zu bewerten. Eine weitere<br />
Aufgabe besteht in der Beurteilung der<br />
Wirkungen nichtionisierender Strahlen aus<br />
medizinisch-biologischer Sicht sowie bei<br />
der medizinischen Anwendung.<br />
Die Aufgaben des Fachgebiets Röntgendiagnostik<br />
werden im wesentlichen von<br />
der Tatsache bestimmt, daß der größte<br />
Teil der künstlichen Strahlenexposition der<br />
Bevölkerung aus der Röntgendiagnostik<br />
resultiert. Arbeitsschwerpunkte im Jahre<br />
1997 waren:<br />
– Die Beurteilung röntgendiagnostischer<br />
Verfahren unter den Gesichtspunkten<br />
der Häufigkeit, der Strahlenexposition<br />
und der diagnostischen Aussagekraft<br />
sowie des therapeutischen Nutzens erfolgte<br />
im wesentlichen im Hinblick auf<br />
die interventionelle Radiologie.<br />
– Bei der Umsetzung strahlenhygienischer<br />
Erkenntnisse in Empfehlungen<br />
<strong>für</strong> rechtliche Vorschriften konzentrierten<br />
sich die Aufgaben neben der Unterstützung<br />
des BMU bei der Vorbereitung<br />
der Euratom-Richtlinie (97/43)<br />
zum Schutz der Patienten vor ionisierenden<br />
Strahlungen in der Medizin zum<br />
Ende des Jahres auf die Vorbereitung<br />
der neuen Röntgenverordnung, in der<br />
die entsprechenden Vorgaben der europäischen<br />
Richtlinie umgesetzt werden<br />
müssen.<br />
– Zur Erhebung der Strahlenexposition<br />
der Bevölkerung durch die Röntgendiagnostik<br />
konnten aktuelle Daten zur<br />
Häufigkeit der Anwendungen gewonnen<br />
werden, die 1998 veröffentlicht<br />
werden können. Eine zukünftige Aufgabe<br />
ist die Erfassung der Altersverteilung<br />
der strahlenexponierten Patienten<br />
im Vergleich zur Allgemeinbevölkerung.<br />
– Zur Erfassung der Dosis bei Patienten<br />
wurden 1997 zwei Fachgespräche<br />
über die Aufstellung von diagnostischen<br />
Referenzwerten durchgeführt,<br />
denen im kommenden Jahr weitere<br />
Fachgespräche folgen sollen. Damit<br />
werden die Grundlagen erarbeitet, da-<br />
S 3
<strong>Fachbereich</strong> <strong>Strahlenhygiene</strong> Institut <strong>für</strong> <strong>Strahlenhygiene</strong><br />
Bericht des Instituts<br />
S 4<br />
mit Deutschland den Verpflichtungen<br />
nachkommen kann, die sich aus europäischen<br />
Richtlinien ergeben.<br />
– Bei der Begutachtung von Anträgen<br />
auf Genehmigung zur Anwendung von<br />
Röntgenstrahlen am Menschen in der<br />
medizinischen Forschung nach § 24<br />
Abs. 2 RöV ergab sich eine deutliche<br />
Steigerung der Anzahl der Anträge.<br />
Diese befassen sich außer mit Forschungen<br />
mittels Knochendichtemessungen<br />
auch mit der Computertomographie<br />
und neuerdings mit der<br />
zahnmedizinischen Röntgendiagnostik.<br />
– Mitwirkung bei Empfehlungen zur nuklearmedizinischen<br />
Therapie im Rahmen<br />
der Mitgliedschaft im Ausschuß<br />
„Medizin und <strong>Strahlenschutz</strong>“ der SSK.<br />
Aufgrund von fachlicher Zuarbeit des<br />
Fachgebiets S 2.2 „Nuklearmedizin“<br />
konnten Erleichterungen <strong>für</strong> die Patienten<br />
vor allem bei palliativer Therapie<br />
ohne Einschränkung des <strong>Strahlenschutz</strong>es<br />
erreicht werden.<br />
Die Aufgaben des Fachgebiets Nuklearmedizin<br />
waren schwerpunktmäßig:<br />
– Begutachtung von Anträgen auf Anwendung<br />
radioaktiver Stoffe oder ionisierender<br />
Strahlen am Menschen in der<br />
medizinischen Forschung nach §41<br />
StrlSchV unter dem Gesichtspunkt der<br />
Dosimetrie.<br />
– Ermittlung von Strahlenwirkung und<br />
Strahlenrisiko nuklearmedizinischer<br />
Verfahren, unter anderem durch Dosisermittlung<br />
auf zellulärer Ebene.<br />
– Entwicklung und Beurteilung biokinetischer<br />
Modelle zur Inkorporation radioaktiver<br />
Stoffe, insbesondere Entwicklung<br />
eines biokinetischen und<br />
dosimetrischen Modells <strong>für</strong> den Magen-Darm-Trakt<br />
und Ermittlung des Inputs<br />
<strong>für</strong> probabilistische Berechnungen<br />
von Dosiskoeffizienten.<br />
– Erstellung von gutachtlichen Stellungnahmen<br />
zur Dosisabschätzung nach<br />
Ereignissen mit Inkorporation von Radionukliden.<br />
– Ermittlung der Häufigkeit nuklearmedizinischer<br />
Verfahren und der dadurch<br />
verursachten Strahlenexposition, unter<br />
anderem <strong>für</strong> UNSCEAR.<br />
– Weiterentwicklung von Rechenprogrammen<br />
zur internen Dosimetrie, insbesondere<br />
zur Ermittlung der Dosis <strong>für</strong><br />
Embryo und Fötus nach Inkorporation<br />
von Radionukliden durch die Mutter.<br />
Durchführung entsprechender Berechnungen<br />
<strong>für</strong> die ICRP, Qualitätssicherung<br />
durch Vergleiche der Ergebnisse<br />
mit den Ergebnissen von NRPB.<br />
Dem Fachgebiet Strahlentherapie; Medizinische<br />
Fragen zu Strahlenunfällen oblagen<br />
vorrangig folgende Aufgaben:<br />
– Begutachtung von Anträgen auf Anwendung<br />
radioaktiver Stoffe oder ionisierender<br />
Strahlen am Menschen in der<br />
medizinischen Forschung nach §41<br />
StrlSchV aus medizinischer Sicht. Bei<br />
Durchsicht der gestellten Anträge wurde<br />
festgestellt, daß die Positronen-<br />
Emissions-Tomographie (PET) <strong>für</strong> die<br />
Klinik zunehmend an Bedeutung gewinnt,<br />
insbesondere <strong>für</strong> neurologisch/<br />
psychiatrische, kardiologische sowie<br />
onkologische Fragestellungen. Im innereuropäischen<br />
Vergleich hat<br />
Deutschland die bei weitem größte<br />
Anzahl an PET-Anlagen (nach einer Publikation<br />
aus dem Jahre 1995 insgesamt<br />
30, davon 8 in Planung).<br />
– Beurteilung individueller Strahlenexpositionen<br />
teratogener Art. Medizinische<br />
Bewertung des Risikos aus einer Strahlenexposition.<br />
In diesem Zusammenhang<br />
wurde auch die Frage nach dem<br />
Nutzen/Risiko-Verhältnis der Radon-<br />
Balneotherapie gestellt. Aus strahlenhygienischer<br />
Sicht sind dabei einerseits<br />
die vorliegende Kasuistik zur<br />
Radon-Balneotherapie zu berücksichtigen,<br />
andererseits die kontroverse<br />
strahlenbiologische Diskussion („Hormesis“,<br />
„Adaptive response“) vor dem<br />
Hintergrund des gesicherten Lungenkrebsrisikos<br />
abhängig vom Ausmaß<br />
der Radoninhalation.<br />
Die Aufgaben des Fachgebiets Qualitätskontrolle<br />
und -sicherung in der Radiologie<br />
umfaßten im Jahre 1997:<br />
– Physikalisch-technische Maßnahmen<br />
zur Qualitätskontrolle und -sicherung in<br />
der Röntgendiagnostik.<br />
<strong>Inhalt</strong><br />
– TLD-Dosimetrie: Entwicklung von Kalibrier-<br />
und Auswertverfahren <strong>für</strong> Thermoluminiszenz-Dosimeter<br />
(TLD); TLD-<br />
Postversand an Kliniken und Praxen<br />
zur Ermittlung der Strahlenexposition<br />
bei röntgendiagnostischen Untersuchungen<br />
sowie Erprobung neuer, kommerziell<br />
erhältlicher TLD-Sonden.<br />
– Abschätzung der effektiven Dosis aus<br />
TLD-Messungen bei speziellen CT-Untersuchungen.<br />
Die Fachgebiete Nichtionisierende<br />
Strahlen besitzen durch die weitverbreiteten<br />
Be<strong>für</strong>chtungen über biologische Wirkungen<br />
niederfrequenter elektromagnetischer<br />
Felder, durch die rasanten<br />
technischen Entwicklungen im Bereich der<br />
Mikrowellenanwendung und des Mobilfunks<br />
und durch verstärkte solare UV-Exposition<br />
infolge verändertem Freizeitverhalten<br />
der Bevölkerung, verbunden mit<br />
der Abnahme der Ozonschicht, eine besonders<br />
große Aufgabenfülle und thematische<br />
Aktualität.<br />
Die Arbeitsschwerpunkte des Fachgebiets<br />
Nichtionisierende Strahlen: Dosimetrie<br />
waren vorrangig:<br />
– Ermittlung und Bewertung der Exposition<br />
des Menschen bei Einwirkung nichtionisierender<br />
Strahlen: Ausbau des UV-<br />
Meßnetzes zu einem Verbundnetz sowie<br />
weitere Automatisierung des Betriebsablaufes<br />
in Zusammenarbeit mit<br />
UBA und DWD, Untersuchung der<br />
Energieabsorption im Nahbereich von<br />
Anlagen der Energieversorgung und<br />
von Haushaltsgeräten, Erhebung zur<br />
individuellen Exposition durch niederfrequente<br />
magnetische Felder.<br />
– Erarbeitung von Grenzwertempfehlungen:<br />
Mitarbeit bei internationalen Empfehlungen<br />
über elektromagnetische<br />
Felder.<br />
– Forschungskoordinierung: Initiierung<br />
und Betreuung von Ressortforschungsprojekten<br />
im Bereich der nichtionisierenden<br />
Strahlung im Rahmen<br />
des UFO-Plans des BMU. Auf internationaler<br />
Ebene Beteiligung an der Forschungskoordinierung<br />
auf dem Gebiet<br />
der biologischen Wirkungen der Exposition<br />
bei der Telekommunikation im<br />
Rahmen einer EU-Aktion (COST 244).
<strong>Fachbereich</strong> <strong>Strahlenhygiene</strong> Institut <strong>für</strong> <strong>Strahlenhygiene</strong><br />
Bericht des Instituts<br />
– Ausbau der internationalen Zusammenarbeit<br />
mit der WHO und der IC-<br />
NIRP sowie Betreuung des ICNIRP-Sekretariats.<br />
– Unterstützung der EU-Kommission<br />
beim Entwurf von Empfehlungen.<br />
Das Fachgebiet Nichtionisierende Strahlen:<br />
Wirkungen ergänzt die Arbeiten des<br />
Fachgebiets S 2.5. Die Arbeitsaufgaben<br />
umfaßten:<br />
– Beurteilung der Wirkungen nichtionisierender<br />
Strahlung einschließlich Ultraschall.<br />
– Bewertung der Anwendung nichtionisierender<br />
Strahlung in der Medizin, insbesondere<br />
unter dem Gesichtspunkt<br />
des Patientenschutzes, Schwerpunktthemen<br />
waren Ultraschalldiagnostik<br />
und Hyperthermie.<br />
– Beurteilung der indirekten Wirkung<br />
nichtionisierender Strahlung durch Störung<br />
von elektromagnetischen Geräten<br />
und Implantaten, insbesondere von<br />
Herzschrittmachern.<br />
– Untersuchung und Auswertung zum<br />
Fragenkomplex „elektromagnetische<br />
Hypersensibilität“.<br />
– Ausbau, Betreuung und Auswertung<br />
einer Literaturdatenbank zu Wirkung,<br />
Anwendung und Dosimetrie nichtionisierender<br />
Strahlung.<br />
Abteilung S 3<br />
Radioaktive Stoffe und Umwelt<br />
Diese Abteilung hat die Aufgabe, die<br />
Strahlenexposition sowohl der Bevölkerung<br />
als auch von Einzelpersonen durch<br />
natürlich und künstlich radioaktive Stoffe<br />
in naturbelassenen, landwirtschaftlichen<br />
und urbanen Gebieten und am Arbeitsplatz<br />
durch Modelluntersuchungen und<br />
Messungen zu ermitteln und zu bewerten.<br />
Zur Erfüllung dieser Aufgabe werden Untersuchungen<br />
zum Einsatz atmosphärischer<br />
Ausbreitungsmodelle sowie theoretische<br />
und experimentelle Arbeiten zum<br />
Verhalten von Radionukliden in der natürlichen<br />
und urbanen Umwelt durchgeführt.<br />
Besondere Aufmerksamkeit gilt dabei<br />
dem Transfer radioaktiver Stoffe über die<br />
Nahrungskette zum Menschen, der Strahlenexposition<br />
in der Umgebung kerntechnischer<br />
Anlagen sowie der Exposition<br />
durch Baustoffe und durch Bedarfsgegenstände.<br />
Radioökologische Modelle werden<br />
auch eingesetzt, um potentielle Strahlenexpositionen<br />
der Bevölkerung bei der<br />
Entsorgung schwach kontaminierter Abfälle<br />
aus Industrie, Forschung und Kernenergie<br />
abzuschätzen.<br />
Durch die Direktmessungen inkorporierter<br />
Radionuklide werden zum einen die erwähnten<br />
Modelle validiert, zum anderen<br />
wird die Dosis bilanziert, so daß die innere<br />
Strahlenexposition aus der Zufuhr radioaktiver<br />
Stoffe angegeben und die Einhaltung<br />
von Grenz- oder Richtwerten überprüft<br />
werden kann.<br />
Zur retrospektiven Ermittlung der äußeren<br />
Strahlenexposition werden Messungen an<br />
Umgebungsmaterialien wie Ziegel, Kacheln<br />
usw. durchgeführt.<br />
Die Analysen sind die Grundlagen <strong>für</strong> nationale<br />
<strong>Strahlenschutz</strong>vorschriften und <strong>für</strong><br />
Maßnahmen zum Schutz der Bevölkerung.<br />
Als Beispiele seien genannt:<br />
Erarbeitung des Entwurfs einer Allgemeinen<br />
Verwaltungsvorschrift zur Überwachung<br />
von Radioaktivitätshöchstwerten in<br />
Nahrungsmitteln im Falle von Ereignissen<br />
mit nicht unerheblichen radiologischen<br />
Auswirkungen (§ 7 <strong>Strahlenschutz</strong>vorsorgegesetz).<br />
– Überarbeitung eines Konzeptes zur Inkorporationsüberwachung<br />
von Personal<br />
von kerntechnischen Anlagen<br />
durch den Betreiber auf der Basis von<br />
Leitnukliden.<br />
– Entwicklung eines Präprozessors <strong>für</strong><br />
SODAR-Daten zur Bestimmung meteorologischer<br />
Eingabeparameter <strong>für</strong> den<br />
Einsatz atmosphärischer Ausbreitungsmodelle<br />
im Rahmen der Kernreaktor-Fernüberwachung<br />
(KFÜ).<br />
Darüber hinaus arbeitet die Abteilung bei<br />
der Weiterentwicklung von internationalen<br />
<strong>Strahlenschutz</strong>normen und -konzepten<br />
mit, wie beispielsweise bei Anleitungen zur<br />
allgemeinen Umweltüberwachung durch<br />
die IAEA oder bei der Aus- und Weiterbildung<br />
im <strong>Strahlenschutz</strong> in Zusammenar-<br />
<strong>Inhalt</strong><br />
beit mit EU- und UN-Organisationen. Eine<br />
weitere Aufgabe ist die fachliche Koordinierung<br />
der wissenschaftlichen Begleitung<br />
von F+E Vorhaben des BMU/BfS.<br />
Schließlich erfolgt in dieser Abteilung die<br />
Koordination, Organisation und Durchführung<br />
des institutsinternen <strong>Strahlenschutz</strong>es.<br />
Diese Aufgaben werden in sechs Fachgebieten<br />
bearbeitet:<br />
Die im Fachgebiet Allgemeine und<br />
grundsätzliche Angelegenheiten des<br />
<strong>Strahlenschutz</strong>es, Forschungsbetreuung<br />
bearbeiteten Aufgaben gliedern sich<br />
wie folgt:<br />
– Schwerpunkte bei den Grundsatzfragen<br />
des <strong>Strahlenschutz</strong>es sind die Weiterentwicklung<br />
von <strong>Strahlenschutz</strong>normen<br />
und -konzepten.<br />
– Die Förderung der Forschung und Entwicklung<br />
auf dem Gebiet des <strong>Strahlenschutz</strong>es<br />
beinhaltet die Erfassung des<br />
aktuellen Ressort-Forschungsbedarfs<br />
und die Abschätzung von zukünftigen<br />
Entwicklungen auf dem Gebiet des<br />
<strong>Strahlenschutz</strong>es und deren Auswirkungen<br />
auf künftigen Handlungsbedarf.<br />
– Die fachliche Koordinierung der wissenschaftlichen<br />
Begleitung von<br />
F+E Vorhaben umfaßt die Planung,<br />
Bewertung, Ablaufverfolgung, Steuerung<br />
und Erfolgskontrolle der Ressortforschung<br />
des BMU/BfS im Bereich<br />
<strong>Strahlenschutz</strong>.<br />
– Die Zusammenarbeit mit der Europäischen<br />
Kommission, sowie mit verschiedenen<br />
UN-Organisationen umfaßt<br />
z. B. im Bereich der Aus- und Weiterbildung<br />
im <strong>Strahlenschutz</strong> die Organisation<br />
von internationalen Trainingskursen<br />
und die Erstellung von entsprechenden<br />
Kursmaterialien.<br />
Hauptaufgaben des Fachgebiets Leitstelle<br />
Inkorporationsüberwachung sind<br />
– die Koordinierung der Aufgaben der<br />
Leitstelle Inkorporationsüberwachung<br />
des BfS, die von fünf Fachgebieten des<br />
BfS gebildet wird,<br />
– die Durchführung von Qualitätssichungsmaßnahmen<br />
bei den Inkorpora-<br />
S 5
<strong>Fachbereich</strong> <strong>Strahlenhygiene</strong> Institut <strong>für</strong> <strong>Strahlenhygiene</strong><br />
Bericht des Instituts<br />
S 6<br />
tionsmeßstellen in der Bundesrepublik<br />
Deutschland (Ganz- und Teilkörpermeßanlagen,Ausscheidungsmeßstellen)<br />
mittels Ringversuchen,<br />
– der Betrieb von Ganzkörper- und Lungenzähler<br />
zum Nachweis inkorporierter<br />
radioaktiver Stoffe im Menschen, auch<br />
im Rahmen der zuständigen Meßstelle<br />
<strong>für</strong> den Freistaat Bayern und<br />
– die Bewertung von Meßergebnissen<br />
aus der Inkorporationsüberwachung<br />
sowohl in Hinblick auf die Dosisbestimmung<br />
als auch auf die Zuarbeit zum<br />
<strong>Strahlenschutz</strong>register.<br />
Dabei werden folgende Einzelthemen bearbeitet:<br />
– Messung und Bewertung von inkorporierten<br />
radioaktiven Stoffen bei Personen<br />
aus der Bevölkerung, insbesondere<br />
zur Abschätzung der Folgedosis<br />
durch die Zufuhr von Radionukliden<br />
aus dem Tschernobyl-Fallout.<br />
– Überprüfung der Kalibrierung der<br />
Ganz- und Teilkörpermeßanlagen in<br />
der Bundesrepublik Deutschland sowie<br />
Zusammenfassung der Daten der<br />
Inkorporationsüberwachung im Rahmen<br />
der Aufgabe als Leitstelle <strong>für</strong> die<br />
Inkorporationsüberwachung.<br />
– Umsetzung der fachlichen Forderungen<br />
des gesetzlichen <strong>Strahlenschutz</strong>es<br />
in Richtlinien und Vorschriften im Bereich<br />
der Inkorporationsüberwachung.<br />
– Bewertung der Verfahren zur Dosisermittlung<br />
bei den Meßstellen und Weiterentwicklung<br />
von Meßmethoden zur<br />
Bestimmung der internen Dosis aus inkorporierten<br />
Radionukliden.<br />
Für die Strahlenexposition durch die Ableitung<br />
radioaktiver Stoffe bei bestimmungsgemäßem<br />
Betrieb kerntechnischer<br />
Anlagen gelten in der Bundesrepublik<br />
Deutschland die in der <strong>Strahlenschutz</strong>verordnung<br />
festgelegten Dosisgrenzwerte.<br />
Aus den bilanzierten Ableitungen der einzelnen<br />
Radionuklide läßt sich anhand von<br />
Modellrechnungen die jährliche Strahlenexposition<br />
in der Umgebung einer Anlage<br />
bestimmen und so die Einhaltung der<br />
Grenzwerte überprüfen. Diese und weitere<br />
Aufgaben werden vom Fachgebiet Schutz<br />
der Bevölkerung bearbeitet:<br />
– Ermittlung der Strahlenexposition der<br />
Bevölkerung durch Umweltradioaktivität<br />
aus künstlichen Quellen, insbesondere<br />
in der Umgebung kerntechnischer<br />
Anlagen.<br />
– Bewertung anlagenbezogener Emissionen<br />
und Immissionen hinsichtlich<br />
<strong>für</strong> die Bevölkerung geltender <strong>Strahlenschutz</strong>normen.<br />
– Abschätzung der Strahlenexposition<br />
im Nahbereich kerntechnischer Anlagen<br />
bei erhöhten Emissionen unter Anwendung<br />
fortgeschrittener Ausbreitungsmodelle.<br />
Das Fachgebiet Radioökologie befaßt<br />
sich mit dem Verhalten von Radionukliden<br />
in der Umwelt unter besonderer Berücksichtigung<br />
des Transfers zum Menschen<br />
und hat folgende Schwerpunkte gesetzt:<br />
– Methoden und Meßverfahren der allgemeinen<br />
Überwachung der Umweltradioaktivität.<br />
– Durchführung und Auswertung von<br />
Feldmessungen über den Transfer von<br />
Radionukliden innerhalb der Nahrungskette.<br />
– Entwicklung und Analyse von radioökologischen<br />
Modellen zur prognostischen<br />
Abschätzung der Strahlenexposition<br />
durch in die Umwelt emittierte<br />
Radionuklide.<br />
– Funktion als Leitstelle <strong>für</strong> Tabak, Bedarfsgegenstände,<br />
Arzneimittel und<br />
deren Ausgangsprodukte.<br />
– Fachliche Bewertung und Weiterentwicklung<br />
des radioökologischen Störfallmodells<br />
PARK, das im Zusammenhang<br />
mit dem Integrierten Meß- und<br />
Informationssystem zur Überwachung<br />
der Umweltradioaktivität (IMIS) erstellt<br />
wurde.<br />
Das Fachgebiet <strong>Strahlenschutz</strong>fragen<br />
bei radioaktiven Abfällen und Reststoffen<br />
befaßt sich mit aktuellen und langfristigen<br />
<strong>Strahlenschutz</strong>problemen beim<br />
Umgang, bei der Behandlung und der<br />
Beseitigung bzw. Wiederverwertung von<br />
schwach radioaktiv kontaminierten Abfällen<br />
bzw. Reststoffen.<br />
<strong>Inhalt</strong><br />
– Da insbesondere bei künftigen Stillegungen<br />
von Kernkraftwerken große<br />
Mengen schwach kontaminierter Abfälle<br />
anfallen, besteht Bedarf an gesetzlicher,<br />
bundeseinheitlicher Regelung.<br />
Diese sieht die Festlegung von Freigabewerten<br />
vor, die die bisherige Regelung<br />
in der <strong>Strahlenschutz</strong>verordnung<br />
ersetzen soll. Derartige Freigabewerte<br />
wurden <strong>für</strong> die konventionelle Deponierung<br />
und Verbrennung von schwach<br />
radioaktiv kontaminierten Abfällen errechnet.<br />
Die Freigabewerte ermöglichen<br />
eine Entsorgung, aus der <strong>für</strong> die<br />
Bevölkerung allenfalls eine geringfügige<br />
Strahlenexposition resultiert. Die<br />
Freigabewerte wurden in der Praxis bereits<br />
probeweise angewandt. Basierend<br />
auf den daraus gewonnenen Erfahrungen<br />
und unter Berücksichtigung<br />
neuer Dosisfaktoren wurden die Berechnungen<br />
fortgeschrieben.<br />
– Neben den <strong>Strahlenschutz</strong>fragen, die<br />
sich aus dem genehmigten Umgang<br />
mit radioaktiven Stoffen ergeben, werden<br />
auch Probleme bearbeitet, die sich<br />
aus Unfällen ergeben können, bei denen<br />
die Umwelt großflächig kontaminiert<br />
werden kann. Für diese Interventionsfälle<br />
werden Konzepte zur<br />
Entsorgung großer Abfallmengen entwickelt.<br />
Diese Konzepte werden auf<br />
ihre Machbarkeit hin untersucht, d. h.<br />
auf die technisch-organisatorische<br />
Realisierung unter Berücksichtigung<br />
der dabei möglichen Strahlenexpositionen<br />
und der anfallenden Kosten. Die<br />
Konzepte sollen eine Entscheidungshilfe<br />
bieten, inwieweit die kontaminierten<br />
Stoffe alternativ genutzt oder behandelt<br />
werden können.<br />
Die Hauptaufgaben des Fachgebiets Radiochemie<br />
liegen auf folgenden Gebieten:<br />
– Dosisrekonstruktion: <strong>für</strong> die nachträgliche<br />
Dosisermittlung bei einer externen<br />
Strahlenexposition aufgrund von Strahlenunfällen<br />
werden Untersuchungen<br />
mit Hilfe der Chemilumineszenz und<br />
Thermolumineszenz an Umgebungsbzw.<br />
Baumaterialien (Zucker, Zuckeraustauschstoffe,<br />
Ziegel, Kacheln usw.)<br />
durchgeführt.<br />
– Inkorporationsüberwachung: im Rahmen<br />
der Leitstelle Inkorporationsüber-
<strong>Fachbereich</strong> <strong>Strahlenhygiene</strong> Institut <strong>für</strong> <strong>Strahlenhygiene</strong><br />
Bericht des Instituts<br />
wachung des BfS werden Aufgaben<br />
zur Qualitätssicherung (Ringversuche<br />
usw.), zu Überwachunsprogrammen<br />
sowie zur Ermittlung von Forschungsund<br />
Regelungsbedarf auf diesem Gebiet<br />
wahrgenommen.<br />
– Betrieblicher <strong>Strahlenschutz</strong>: Koordination,<br />
Organisation und Durchführung<br />
des <strong>Strahlenschutz</strong>es im ISH sowie insbesondere<br />
<strong>für</strong> den institutseigenen<br />
Kontrollbereich „Radioaktivität“.<br />
Abteilung S 4<br />
Überwachung der Umweltradioaktvitität,<br />
Zentralstelle des Bundes (ZdB)<br />
Die zentrale Aufgabe der Abteilung sind<br />
der Betrieb und die Weiterentwicklung des<br />
Integrierten Meß- und Informationssystems<br />
zur Überwachung der Umweltradioaktivität<br />
(IMIS). Die in das IMIS eingehenden<br />
Radioaktivitätsdaten werden<br />
zusammengefaßt, bewertet und dokumentiert.<br />
Im Falle einer großräumigen radioaktiven<br />
Kontamination unterstützt die<br />
ZdB das Bundesministerium <strong>für</strong> Umwelt,<br />
Naturschutz und Reaktorsicherheit (BMU)<br />
bei der Erstellung und Beurteilung der<br />
Kontaminationslage in Deutschland. Im<br />
Ereignisfall erfaßt die Abteilung die radiologische<br />
Situation und schlägt, falls notwendig,<br />
Maßnahmen zur Reduzierung der<br />
Strahlenbelastung der Bevölkerung unter<br />
Einsatz des IMIS und des Programms zur<br />
Abschätzung radiologischer Konsequenzen<br />
(PARK) vor. Mit PARK läßt sich u. a.<br />
die mögliche Strahlenexposition aus Prognosen<br />
und Messungen abschätzen bzw.<br />
berechnen. Zur ständigen Wahrnehmung<br />
dieser Aufgaben ist eine jederzeit erreichbare<br />
Bereitschaft eingerichtet.<br />
Weiterhin ist die Abteilung zuständig <strong>für</strong><br />
die Berichterstattung über Umweltradioaktivität<br />
und Strahlenexposition nach § 5<br />
<strong>Strahlenschutz</strong>vorsorgegesetz (StrVG)<br />
und Artikel 36 EURATOM-Vertrag.<br />
Ebenso bearbeitet die Abteilung Fragen<br />
des anlagenexternen Notfallschutzes und<br />
koordiniert die Zusammenarbeit der Leitstellen.<br />
Im Bereich Informationstechnik (IT) werden<br />
permanent Schulungen <strong>für</strong> die Bereiche<br />
IMIS-IT (Länder- und Bundesbehörden)<br />
und IT-ISH koordiniert und<br />
durchgeführt.<br />
Die Abteilung betreut das Netzwerk des<br />
ISH.<br />
Aufgaben des Fachgebiets Grundsatzangelegenheiten<br />
der <strong>Strahlenschutz</strong>vorsorge,<br />
Auswertung der Daten zur Überwachung<br />
der Umweltradioaktivität sind:<br />
– Organisation und Schulung der IMIS-<br />
Rufbereitschaft.<br />
– Festlegung von Verfahren und Handlungsabläufen<br />
innerhalb des IMIS im<br />
Ereignisfall.<br />
– Weiterentwicklung von radioökologischen<br />
Echtzeitmodellen <strong>für</strong> radiologische<br />
Ereignisfälle (PARK).<br />
– Lagebewertung und Maßnahmenvorschläge<br />
aufgrund von Daten nach<br />
StrVG.<br />
– Durchführung und Auswertung von<br />
Übungen innerhalb des IMIS.<br />
Aufgaben des Fachgebiets Fachliche<br />
Koordinierung der Leitstellen, Anwendungsorientierte<br />
Anforderungen an das<br />
IT-System, Internationaler Informationsaustausch<br />
sind:<br />
– Fachliche Koordinierung der als Leitstellen<br />
fungierenden Bundesbehörden.<br />
– Erstellung von Grundlagen zum IMIS<br />
(z. B. Intensivmeßprogramm <strong>für</strong> die<br />
Überwachung der Umweltradioaktivität<br />
in Lebensmitteln, Futtermitteln, Trinkwasser<br />
usw.).<br />
– Mitarbeit und Koordinierung der Qualitätssicherungsprogramme<br />
(u. a. „Meßanleitung<br />
<strong>für</strong> die Überwachung der Radioaktivität“).<br />
– Koordinierung und Integration des<br />
IMIS-kompatiblen Datenaustausches<br />
von § 3-StrVG- und REI-Messungen.<br />
– Festlegung und Fortschreibung der anwendungsorientierten<br />
Anforderungen<br />
an das IMIS-IT-System.<br />
– Koordinierung und Auswertung von<br />
IMIS-Übungen u. a. im Bereich der Lebensmittelmessungen.<br />
<strong>Inhalt</strong><br />
– Internationaler Informationsaustausch<br />
bezüglich der Meßwertermittlung und<br />
Datenerfassung.<br />
Das Fachgebiet Berichterstattung über<br />
Umweltradioaktivität und Strahlenbelastung<br />
erstellt folgende Berichte und koordiniert<br />
die dazu erforderlichen Arbeiten<br />
von beteiligten Autoren und Institutionen:<br />
– Bericht der Bundesregierung an den<br />
Deutschen Bundestag und Bundesrat<br />
und Bericht des BMU <strong>für</strong> die Öffentlichkeit<br />
über Umweltradioaktivität und<br />
Strahlenbelastung (Parlamentsbericht<br />
und Jahresbericht).<br />
– BfS-Schrift „Umweltradioaktivität in der<br />
Bundesrepublik Deutschland – Daten<br />
und Bewertung“ in Zusammenarbeit<br />
mit den Leitstellen des Bundes. Diese<br />
Publikation ist auch Grundlage <strong>für</strong> das<br />
Kapitel „<strong>Strahlenschutz</strong>“ im Bericht des<br />
UBA „Daten zur Umwelt“.<br />
Darüber hinaus werden die Daten <strong>für</strong> den<br />
Bericht der Europäischen Union „Environmental<br />
Radioactivity in the European<br />
Community“ auf der Grundlage von Artikel<br />
35 und 36 des EURATOM-Vertrages zusammengestellt.<br />
Aufgaben des Fachgebiets Notfallschutz<br />
sind:<br />
– Erarbeitung von Entscheidungsgrundlagen<br />
<strong>für</strong> Notfallschutzmaßnahmen.<br />
– Fortschreibung des Maßnahmenkataloges.<br />
– Mitarbeit bei der Durchführung sowie<br />
Teilnahme an Notfallschutzübungen.<br />
– Mitarbeit bei der Beurteilung von zu ergreifenden<br />
Maßnahmen bei erhöhter<br />
Umweltradioaktivität.<br />
– Unterstützung des BMU bei der Erfüllung<br />
nationaler und internationaler Aufgaben.<br />
Aufgaben des Fachgebiets Systemtechnik<br />
sind:<br />
– Systemmanagement und Betrieb der<br />
IMIS- und PARK-Rechner in Neuherberg.<br />
– Planung der Weiterentwicklung von<br />
IMIS unter Aspekten der Datenverarbeitung.<br />
S 7
<strong>Fachbereich</strong> <strong>Strahlenhygiene</strong> Institut <strong>für</strong> <strong>Strahlenhygiene</strong><br />
Bericht des Instituts<br />
– Verbesserung der Sicherheit in IMIS,<br />
d. h. in bezug auf Verfügbarkeit, Integrität<br />
und Vertraulichkeit der gespeicherten<br />
Daten.<br />
– Verantwortlicher <strong>für</strong> den IT-Bereich im<br />
Rahmen der Arbeitsgruppe IMIS-IT. Die<br />
Arbeitsgruppe koordiniert alle Tätigkeiten<br />
im BfS in bezug auf die Weiterentwicklung<br />
des IMIS, auch auf internationaler<br />
Ebene.<br />
– Realisierung der 2. Phase von IRIS-<br />
Rußland: Zur Zeit werden Meßwerte<br />
der Gammadosisleistung aus der Umgebung<br />
zweier russischer Kernkraftwerke<br />
erfaßt und im Austausch mit Daten<br />
aus IMIS übertragen.<br />
Aufgaben des Fachgebiets Netzkoordination,<br />
Dezentrale Systeme sind:<br />
– Planung der Konfiguration und Installation<br />
dezentraler IMIS-Systeme.<br />
– Optimierung und Beschleunigung des<br />
Datendurchsatzes und Maßnahmen<br />
zur Sicherheit der Datenübertragung.<br />
– Bereitstellung und Betrieb von Tools <strong>für</strong><br />
Datensicherung, Überwachung von<br />
Betriebszuständen, Updating von Software<br />
und Stammdaten.<br />
– Beratung der Benutzer, Bediener und<br />
Betreiber der dezentralen IMIS-Systeme,<br />
Hilfe bei Fehlermeldungen.<br />
Aufgaben des Fachgebiets Datenbankverwaltung<br />
und Schulungen sind:<br />
– Planung, Organisation und Durchführung<br />
der Schulungen IMIS-IT und IT-<br />
ISH.<br />
– Verwaltung und Pflege der Datenbanksysteme<br />
im IMIS.<br />
– Beratung und Unterstützung der Anwender<br />
der IMIS-IT- und IT-ISH-Systeme.<br />
– Vorgaben <strong>für</strong> den allgemeinen Informations-<br />
und Datenaustausch.<br />
– Koordination im Bereich der allgemeinen<br />
IT des ISH und Administration des<br />
BfS-Netzes.<br />
Aufgaben des Fachgebiets Systemanalyse<br />
und Programmierung sind:<br />
S 8<br />
– Weiterentwicklung und Pflege von<br />
IMIS- und PARK-Software.<br />
– Entwicklung, Pflege und Konzeption<br />
von Programmen zur Datenauswertung<br />
und -darstellung <strong>für</strong> IMIS und<br />
PARK (Stichwort „beliebige Darstellungen“).<br />
– Pflege geographischer Hintergrundinformationen<br />
und Erstellung von Karten<br />
aller Art.<br />
Aufgaben des Fachgebiets Stammdatenpflege<br />
und Betreuung dezentraler IMIS-<br />
Systeme sind:<br />
– Pflege der Stamm- und Betriebsdaten<br />
von IMIS-IT.<br />
– Anwenderunterstützung in Fragen der<br />
Stamm- und Betriebsdaten von IMIS-IT.<br />
– Betreuung der dezentralen IMIS-Systeme<br />
in den neuen Bundesländern sowie<br />
in Berlin, Schleswig-Holstein, Hamburg<br />
und Bremen (Ländersysteme und Leitstellen).<br />
– Integration von Hubschraubermessungen<br />
sowie von § 7-StrVG- und REI-Daten<br />
in IMIS.<br />
– Unterstützung des BMU bei der IMIS-<br />
Systemverwaltung, bei der Qualitätssicherung<br />
von IMIS-IT und der Entwicklung<br />
beliebiger Darstellungen.<br />
– Betreuung der Anbindung ländereigener<br />
Informationssysteme an IMIS.<br />
Arbeitsschwerpunkte<br />
des <strong>Fachbereich</strong>s S<br />
Zytogenetische Untersuchungen an<br />
ehemaligen Wismut-Bergarbeitern<br />
Symmetrische Translokationen können<br />
mittels Fluoreszenz-in-situ-Hybridisierung-<br />
Technik (FISH) identifiziert werden. Sie<br />
scheinen <strong>für</strong> eine retrospektive biologische<br />
Dosimetrie bei lange zurückliegenden<br />
oder chronischen Expositionen geeignet<br />
zu sein.<br />
<strong>Inhalt</strong><br />
Bei ehemaligen Wismut-Bergarbeitern, die<br />
der ionisierenden Strahlung des Radons<br />
ausgesetzt waren, soll diese Technik angewendet<br />
werden, um Informationen über<br />
die Aussagekraft der Translokationen als<br />
Indikator <strong>für</strong> eine retrospektive Dosisrekonstruktion<br />
zu erhalten. In Zusammenarbeit<br />
mit dem Hauptverband der gewerblichen<br />
Berufsgenossenschaften (HVBG)<br />
wurden 3 Gruppen von je 10 Bergarbeitern<br />
zusammengestellt, die sich in der Expositionshöhe<br />
unterscheiden.<br />
Mit diesen Arbeiten soll speziell die Persistenz<br />
von Translokationen, die Verteilung<br />
der Translokationen auf die Zellen und die<br />
Beteiligung einzelner Chromosomen an<br />
Translokationen untersucht werden. Die<br />
zytogenetischen Befunde sollen mit den<br />
Ergebnissen der physikalischen Dosimetrie<br />
zusammengeführt werden.<br />
EU-Forschungsvorhaben ‘“Evolution of<br />
genetic damage in relation to cell-cycle<br />
control: A molecular analysis of mechanisms<br />
relevant for low dose effects’’<br />
Das Fachgebiet Nuklearbiologie/Strahlenbiochemie<br />
koordiniert das von der Europäischen<br />
Kommission geförderte Forschungsvorhaben<br />
‘‘Evolution of genetic<br />
damage in relation to cell-cycle control:<br />
A molecular analysis of mechanisms relevant<br />
for low dose effects’’ an dem 5 Partner<br />
aus 4 Ländern beteiligt sind. Die experimentellen<br />
Untersuchungen wurden<br />
Anfang 1997 begonnen und werden über<br />
einen Zeitraum von 3 Jahren durchgeführt.<br />
Das Vorhaben hat zum Ziel, die Mechanismen<br />
verstehen zu lernen, wie die strahleninduzierten<br />
Veränderungen des Zellzyklus<br />
die Umwandlung des primären Strahlenschadens<br />
in vererbbare zelluläre<br />
Veränderungen, die sich in Form von<br />
reproduktivem Zelltod, chromosomalen<br />
Aberrationen, Mutationen, malignen<br />
Transformationen, Störungen der Embryonalentwicklung<br />
und der Differenzierung<br />
somatischer Zellen in Erwachsenen ausprägt,<br />
beeinflußt. Alle diese Aspekte spielen<br />
eine zentrale Rolle in der Bewertung<br />
des Risikos kleiner Strahlendosen.
<strong>Fachbereich</strong> <strong>Strahlenhygiene</strong> Institut <strong>für</strong> <strong>Strahlenhygiene</strong><br />
Bericht des Instituts<br />
Deutsche Bergarbeiter-Studie – Kohortenstudie<br />
an ehemaligen Uranerzbergarbeitern<br />
der Wismut SDAG<br />
Zur Vorbereitung einer Kohortenstudie an<br />
ehemaligen Wismut-Beschäftigten zur Bestimmung<br />
des Lungenkrebsrisikos in Abhängigkeit<br />
von der Strahlenexposition,<br />
insbesondere durch Radon, sowie unter<br />
Berücksichtigung der Risikofaktoren Rauchen,<br />
Staub und Arsen wurde zwischen<br />
dem BfS und dem Hauptverband der Berufsgenossenschaften<br />
(HVBG) ein Vertrag<br />
geschlossen, der bis zum 31. Dezember<br />
1997 die Lieferung von 60.000 Datensätzen<br />
vorsieht. Die Datenerhebung ist abgeschlossen.<br />
Die Kohortenstudie wird sich nahtlos daran<br />
anschließen und teilweise noch mit<br />
qualitätssichernden Maßnahmen überlappen.<br />
Referenzdosiswerte<br />
nach Richtlinie 97/43/EURATOM<br />
Die in diesem Jahr erlassene europäische<br />
Richtlinie zum Gesundheitsschutz der Patienten<br />
bei der medizinischen Exposition<br />
sieht vor, daß in der diagnostischen Radiologie<br />
und Nuklearmedizin diagnostische<br />
Referenzwerte erarbeitet und zur Qualitätssicherung<br />
eingeführt werden. Zur Vorbereitung<br />
dieser Aufgabe wurden im ISH<br />
zwei Fachgespräche unter Beteiligung<br />
ausgewiesener Experten durchgeführt<br />
und gemeinsam mit der Kommission der<br />
Europäischen Union eine Arbeitstagung in<br />
Luxemburg veranstaltet. Ziel ist ein Bericht<br />
an BMA und BMU, der neben grundsätzlichen<br />
Überlegungen auch Zahlenmaterial<br />
enthalten soll und die zuständigen Bundesministerien<br />
unterstützen soll. Bei der<br />
Umsetzung der Richtlinien in deutsches<br />
Recht bis Mai 2000 werden Referenzwerte<br />
in die deutschen Verordnungen Eingang<br />
finden – so in die Röntgenverordnung und<br />
in die <strong>Strahlenschutz</strong>verordnung.<br />
UV-Meßnetz<br />
In dem vom BfS und Umweltbundesamt<br />
gemeinsam betriebenen Meßnetz zur Erfassung<br />
der bodennahen solaren UV-<br />
Strahlung in Deutschland, konnte der Bereich<br />
der Qualitätskontrolle/Sicherung weiter<br />
verbessert werden. Dazu gehörte der<br />
Aufbau einer automatisierten Systemüberwachung,<br />
eine verbesserte Kalibrierung<br />
und die Teilnahme an einem nationalen<br />
Meßgerätevergleich. Die Drei-Tages-UV-<br />
Prognose, die der Bevölkerung Auskunft<br />
über die Belastung des Menschen durch<br />
die sonnenbedingte UV-Strahlung gibt,<br />
wurde ergänzt mit einer täglichen aktuellen<br />
Berichterstattung der an 8 Standorten<br />
gemessenen UV-Strahlung.<br />
Interne Dosimetrie<br />
in Nuklearmedizinin und <strong>Strahlenschutz</strong><br />
Im Fachgebiet Nuklearmedizin wurde damit<br />
begonnen, biokinetische und dosimetrische<br />
Modelle zur Berechnung der Dosis<br />
<strong>für</strong> den Fötus bei Aktivitätszufuhr durch die<br />
Mutter zu implementieren, in Stellungnahmen<br />
<strong>für</strong> die SSK wurden mögliche Strahlenexpositionen<br />
berechnet, die von Patienten<br />
in der diagnostischen und<br />
therapeutischen Nuklearmedizin ausgehen,<br />
desweiteren wurde abgeschätzt, welche<br />
Werte die Dosis <strong>für</strong> verschiedene Organe<br />
annehmen können, wenn in Zukunft<br />
die Aktivitätszufuhr nur über die effektive<br />
Dosis begrenzt wird. Im Rahmen der Zusammenarbeit<br />
mit ICRP erfolgten umfangreiche<br />
Überprüfungen der geplanten<br />
ICRP-CD-ROM mit Dosiskoeffizienten einschließlich<br />
der zugrundeliegenden Daten.<br />
Kommission zur Förderung<br />
der wissenschaftlichen NIR-Forschung<br />
Im Rahmen der Mitarbeit in der zwischenzeitlich<br />
gegründeten Kommission zur Förderung<br />
der wissenschaftlichen Forschung<br />
auf dem Gebiet der nichtionisierenden<br />
Strahlung wurden grundsätzliche Bewertungskriterien<br />
zur Auswahl solcher Untersuchungen<br />
entwickelt, die zu einer Bewertung<br />
des Einflusses zivilisationsbedingter<br />
niederfrequenter elektrischer und magnetischer<br />
Felder beitragen können. Die Bewertungskriterien<br />
befaßten sich mit der<br />
Relevanz der Fragestellung der Untersuchung,<br />
mit der Durchführung, Qualität und<br />
Nachvollziehbarkeit der Untersuchung sowie<br />
mit den Ergebnissen, der Reprodu-<br />
<strong>Inhalt</strong><br />
zierbarkeit und der Konsistenz der Untersuchung.<br />
Entsprechende Bewertungen<br />
müssen sowohl bei experimentellen In-vitro-<br />
und In-vivo-Arbeiten, Untersuchungen<br />
am Menschen als auch <strong>für</strong> epidemiologische<br />
Studien und theoretischer Arbeiten<br />
erfolgen. Diese Bewertungskriterien sollen<br />
als Leitfaden <strong>für</strong> eine der wichtigen Amtsaufgaben<br />
des BfS dienen, die aktuellen<br />
Forschungsergebnisse nicht nur zu dokumentieren,<br />
sondern auch kritisch zu bewerten.<br />
Der Transfer<br />
von Radionukliden in die Muttermilch<br />
Inkorporiert eine stillende Mutter Radionuklide,<br />
gehen diese teilweise in die Muttermilch<br />
über und werden so dem Säugling<br />
beim Stillen zugeführt. Bei der Ableitung<br />
von Grenz- oder Richtwerten <strong>für</strong> Radionuklide<br />
in Lebensmitteln, an strahlenschutzüberwachten<br />
Arbeitsplätzen oder<br />
im medizinischen Bereich blieb dieser Expositionspfad<br />
eines Säuglings bisher weitgehend<br />
unberücksichtigt. Ziel der Studie<br />
„Transfer von Radionukliden in die Muttermilch”<br />
war es, den Transfer inkorporierter<br />
Radionuklide in die Muttermilch zu quantifizieren<br />
und einfache Modelle zur Abschätzung<br />
der Strahlenbelastung eines Säuglings<br />
durch Ingestion von Muttermilch zu<br />
entwickeln. Die Studie konzentrierte sich<br />
schwerpunktmäßig auf folgende Themenkreise:<br />
– Ingestion radioaktiv belasteter Nahrungsmittel<br />
durch eine stillende Mutter:<br />
Abschätzung der potentiellen Strahlenexposition<br />
eines Säuglings auf der<br />
Grundlage der von der Europäischen<br />
Kommission verabschiedeten Grenzwerte<br />
<strong>für</strong> die Aktivitätskonzentration in<br />
Nahrungsmitteln.<br />
– Inhalation von Radionukliden an strahlenschutzüberwachten<br />
Arbeitsplätzen<br />
durch stillende Mütter: Ableitung von<br />
Grenzwerten <strong>für</strong> die Aktivitätskonzentration<br />
von Radionukliden in der Atemluft.<br />
– Applikation von Radiopharmaka bei<br />
stillenden Müttern: Empfehlungen, ob<br />
und wie lange eine Stillpause nach Applikation<br />
von Radiopharmaka erforderlich<br />
ist.<br />
S 9
<strong>Fachbereich</strong> <strong>Strahlenhygiene</strong> Institut <strong>für</strong> <strong>Strahlenhygiene</strong><br />
Bericht des Instituts<br />
– Iodblockade der Schilddrüse durch<br />
stabiles Iod bei unfallbedingten Freisetzungen<br />
von Radioiod: Kritische Betrachtung<br />
der Iodblockade eines Säuglings,<br />
insbesondere im Hinblick auf<br />
stabiles Iod, das dem Säugling im Falle<br />
einer Iodblockade bei der Mutter durch<br />
Stillen zugeführt wird.<br />
Die Ergebnisse dieser vom BMU initiierten<br />
Studie gehen in die gegenwärtige Novellierung<br />
der gesetzlichen Regelungen im<br />
Bereich des <strong>Strahlenschutz</strong>es ein. Darüber<br />
hinaus bilden sie eine Diskussionsgrundlage<br />
<strong>für</strong> neu eingerichtete Arbeitsgruppen<br />
der ICRP, die sich mit der<br />
Strahlenexposition von Säuglingen beschäftigen.<br />
Erweiterung der<br />
IMIS-Anwendung in Osteuropa (IRIS)<br />
Im Zuge der internationalen Erweiterung<br />
der IMIS-Anwendung erfolgte eine Implementierung<br />
dieses Meßsystems mit Polen,<br />
der Slowakei und Rußland. Der bereits im<br />
letzten Jahr begonnene Aufbau des IRIS in<br />
Polen wurde im September 1997 abgeschlossen.<br />
Beim IRIS in Rußland wurden zusätzlich zu<br />
den Daten aus einem Umkreis von 30 km<br />
um die Kernkraftwerke Smolensk und Novoworonesch<br />
die Daten der Ortdosisleistung<br />
von 12 Meßstellen in der Region<br />
Moskau einbezogen. Die Ausdehnung auf<br />
die Kernkraftwerke Kola und Sosnovy Bor<br />
S 10<br />
sind ebenso wie der Umstieg auf eine aktuelle<br />
Systemplattform <strong>für</strong> die nächste<br />
Ausbaustudie in der ersten Jahreshälfte<br />
1998 vorgesehen.<br />
IMIS-Migration<br />
Die Migration befindet sich derzeit in der<br />
Planungsphase, die von einem Gutachtergremium<br />
beim BMU begleitet wird. Zur<br />
Unterstützung dieser Arbeiten wurde ein<br />
Prototyp aufgebaut, dessen erste Ausbaustufe<br />
aus einem Datenbankserver bei der<br />
ZdB und je einem Klient bei BMU, ZdB-<br />
München, ZdB-Berlin und IAR besteht. Damit<br />
konnten die Telekommunikation über<br />
ISDN und die Eignung des Visualisierungstools<br />
„ARCView“ getestet werden.<br />
Die Stufe 1 des Prototyptests wurde Mitte<br />
1997 abgeschlossen. Es ergaben sich keine<br />
Erkenntnisse, die der beabsichtigten<br />
Systemarchitektur widersprochen hätten.<br />
Seit Mitte des Jahres ist eine zweite Stufe<br />
des Prototyps in Betrieb. Diese Stufe ist<br />
durch die Hinzunahme eines zweiten Datenbankservers<br />
beim IAR gekennzeichnet.<br />
Damit kann ein Datenfluß unter realistischen<br />
Bedingungen am Beispiel der<br />
Ortdosisleistung getestet werden. Damit<br />
werden derzeit die verschiedenen Replikationsverfahren,<br />
die das beizubehaltende<br />
Datenbanksystem ORACLE anbietet, auf<br />
ihre Verwendbarkeit <strong>für</strong> IMIS, insbesondere<br />
im Hinblick auf das Zeitverhalten, getestet.<br />
Schulung<br />
<strong>Inhalt</strong><br />
Die Schulungsmaßnahmen <strong>für</strong> die IMIS-<br />
Nutzung umfassen Grund- und weiterführende<br />
Kurse in ULTRIX und ORACLE,<br />
IMIS-Kurse <strong>für</strong> Systemverwalter/-benutzer<br />
sowie <strong>für</strong> Anwender und Radiologen, Kurse<br />
in Mosaic, XV und HTML sowie IT-Sicherheitskurse.<br />
Als schulungsbegleitende Maßnahme tagte<br />
die IMIS-Benutzergruppe als ständige<br />
Einrichtung zum gegenseitigen Informations-<br />
und Erfahrungsaustausch, zur Information<br />
über die technische Entwicklung<br />
und deren möglichen Anwendung im<br />
IMIS-System oder zur Klärung von Bedienungsfehlern.<br />
Über das Schulungsangebot hinaus wurden<br />
Anwender bei individuellen Fragestellungen<br />
betreut. Systemverwalter wurden<br />
bei der Fehlerbehebung, bei der Datenbanknutzung<br />
und bei dezentralen Systemen<br />
unterstützt. Für die IMIS-Nutzer aller<br />
IMIS-IT-Systeme erfolgte eine Beratung zu<br />
Fragen der IMIS-Anwendungssoftware,<br />
sowie <strong>für</strong> die ORACLE-Nutzer zur Anwendung<br />
der ORACLE-Produkte. Desweiteren<br />
erhielten die Nutzer Unterstützung bei der<br />
individuellen Auswertung des Datenbestandes<br />
entsprechend der landesspezifischen<br />
Erfordernisse.<br />
Im Rahmen der internationalen Erweiterung<br />
von IMIS erfolgte die Schulung von<br />
IRIS-Nutzern.