5. Schadursachen im Gartenbau, in Baumschulen und im ... - Isip
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<strong>5.</strong> <strong>Schadursachen</strong> <strong>im</strong> <strong>Gartenbau</strong>, <strong>in</strong> <strong>Baumschulen</strong> <strong>und</strong> <strong>im</strong> Öffentlichen Grün<br />
Das Jahr 2010 war durch <strong>im</strong>mense Witterungsextrema<br />
geprägt, woraus <strong>in</strong> vielen Kulturen mehr<br />
oder weniger starke Kulturschäden bzw. Ernteausfälle<br />
resultierten die zu hohen f<strong>in</strong>anziellen<br />
Belastungen <strong>in</strong> den Betrieben führten.<br />
Bereits zu Jahresbeg<strong>in</strong>n stellte der kalte <strong>und</strong> vor<br />
allem schneereiche W<strong>in</strong>ter die Gewächshausbetriebe<br />
vor große Probleme. Neben extrem hohen<br />
Heizkosten – e<strong>in</strong>gebaute Energieschirme mussten<br />
geöffnet bleiben, um den Schnee von den<br />
Dächern abzutauen - kam es verbreitet durch<br />
die Schneelast zu Glasbruch <strong>und</strong> Schäden an<br />
der Gewächshauskonstruktion. Bei Folienzelten<br />
gab die Konstruktion teilweise völlig nach. In der<br />
Folge entstanden an den Kulturen <strong>in</strong> belegten<br />
Häusern Frostschäden. Zudem verzögerten sich<br />
geplante Pflanzarbeiten, weil notwendige Reparaturen<br />
nicht rechtzeitig abgeschlossen werden<br />
konnten.<br />
Der April begann mit zügiger Vegetationsentwicklung.<br />
Ergiebige Niederschläge <strong>und</strong> lange<br />
Feuchteperioden bee<strong>in</strong>trächtigten ab Ende April<br />
<strong>5.</strong>1. Pflanzenschutz <strong>im</strong> Obstbau<br />
Aufgr<strong>und</strong> der kühlen Witterung zur Blütezeit <strong>im</strong><br />
April waren <strong>im</strong> Kernobst für den Feuerbranderreger<br />
ke<strong>in</strong>e Infektionsbed<strong>in</strong>gungen gegeben.<br />
Die unbeständige Frühjahrswitterung ab 20.04.<br />
begünstigte zahlreiche pilzliche Schaderreger.<br />
Durch ergiebige Niederschläge bed<strong>in</strong>gte, wiederholte<br />
Infektionsbed<strong>in</strong>gungen erforderten Behandlungsmaßnahmen<br />
gegen den Schorfpilz <strong>in</strong><br />
sehr engen Behandlungs<strong>in</strong>tervallen. Nachdem<br />
die Pr<strong>im</strong>ärsaison aufgr<strong>und</strong> hoher Behandlungs<strong>in</strong>tensitäten<br />
zufriedenstellend mit weitestgehender<br />
Befallsfreiheit überstanden war, führte die<br />
extrem feuchte Witterungslage <strong>im</strong> August dann<br />
doch zu teilweise massiven Spätschorf-Infektionen.<br />
Alle <strong>in</strong> dieser Zeitspanne nicht fortlaufend<br />
behandelten Bestände zeigten Ende August e<strong>in</strong>e<br />
beg<strong>in</strong>nende Symptom-Ausbildung <strong>in</strong> stärkerem<br />
Umfang, welche bis <strong>in</strong>s Lager h<strong>in</strong>e<strong>in</strong> E<strong>in</strong>fluss<br />
hatte.<br />
Mehltau konnte trotz merklicher Frostgrade gut<br />
überw<strong>in</strong>tern <strong>und</strong> Initial<strong>in</strong>fektionen <strong>im</strong> April reichten<br />
aus, um <strong>in</strong> anfälligen Sorten für anhaltenden<br />
Befallsdruck zu sorgen.<br />
Das Problem des Obstbaumkrebses bleibt <strong>in</strong><br />
vielen Beständen weiterh<strong>in</strong> aktuell, wobei sich<br />
Befall auch <strong>in</strong> zahlreichen jüngeren Apfelanlagen,<br />
bed<strong>in</strong>gt durch den E<strong>in</strong>satz der schwach<br />
wachsenden Unterlage M 9, zeigt.<br />
Jahresbericht 2010<br />
Pflanzenschutz <strong>im</strong> <strong>Gartenbau</strong><br />
<strong>und</strong> <strong>im</strong> Mai die Obstblüte <strong>und</strong> sorgten für ungünstige<br />
Startbed<strong>in</strong>gungen für zahlreiche Gemüsekulturen.<br />
Flächen waren aufgr<strong>und</strong> überdurchschnittlicher<br />
Niederschläge zeitweise nicht oder<br />
nur e<strong>in</strong>geschränkt befahrbar. Regional traten<br />
heftige Hagelereignisse auf, die teilweise zu beträchtlichen<br />
Schäden führten.<br />
Der Juni <strong>und</strong> Juli waren trocken <strong>und</strong> warm.<br />
Im August führten erneut hohe Niederschläge<br />
zu extremer Vernässung <strong>und</strong> teilweise auch<br />
zur Überflutung von Anbauflächen. Im Zeitraum<br />
August bis November kam es <strong>in</strong> vielen <strong>Gartenbau</strong>kulturen<br />
<strong>in</strong>folge hoher Niederschlagsmengen<br />
(> 400 mm) zu beachtlichen Ernteausfällen, da<br />
Felder überflutet bzw. nicht befahrbar waren. Die<br />
Witterungsextrema führten zudem zur Verwässerung<br />
<strong>und</strong> zum vorzeitigen Platzen von Ernteprodukten<br />
z.B. bei Pflaumen, Äpfeln <strong>und</strong> Kohl.<br />
E<strong>in</strong> zeitiger W<strong>in</strong>tere<strong>in</strong>bruch Ende November<br />
sorgte lokal für ersten merklichen Bodenfrost,<br />
aber auch für ersten ergiebigen Schnee.<br />
Abb. 54: Massenvermehrung Blutlaus an<br />
Apfel<br />
67
Pflanzenschutz <strong>im</strong> <strong>Gartenbau</strong><br />
Die Frühjahrsschädl<strong>in</strong>ge <strong>im</strong> Kernobst wie Sägewespen<br />
<strong>und</strong> Fruchtstecher waren mit den<br />
vorhandenen Pflanzenschutzstrategien bei sorgfältiger<br />
Bestandesüberwachung <strong>in</strong> den meisten<br />
Beständen gut zu regulieren. In e<strong>in</strong>zelnen Anlagen<br />
führte der Apfelblütenstecherbefall zu<br />
merklichen Schäden, welche sich nach der Blüte<br />
aufgr<strong>und</strong> der schlechten Befruchtung überdurchschnittlich<br />
auf den Fruchtansatz auswirkten.<br />
Das Apfelwicklerauftreten war aufgr<strong>und</strong> der zur<br />
Verfügung stehenden breiteren <strong>und</strong> sicher wirkenden<br />
PSM-Palette <strong>in</strong> den meisten Beständen<br />
ohne Probleme zu regulieren. Tendenziell leicht<br />
zunehmend tritt der Apfelschalenwickler auf.<br />
Günstige Bed<strong>in</strong>gungen bestanden <strong>im</strong> Sommer<br />
für die Vermehrung von Blutläusen. Der zeitige<br />
E<strong>in</strong>satz von Movento 150 OD verursachte<br />
ke<strong>in</strong>e phytotoxischen Reaktionen, der Bekämpfungserfolg<br />
dieses Produktes war jedoch nicht<br />
<strong>in</strong> allen Anlagen zufriedenstellend. Lokal kam es<br />
bei Blutläusen <strong>im</strong> Herbst nochmals zu e<strong>in</strong>er Massenvermehrung.<br />
Die wenigen Befallsflächen mit Besiedlung durch<br />
San-José-Schildlaus erforderten e<strong>in</strong>en zeitige<br />
Ölbehandlung <strong>und</strong> weitere Maßnahmen gegen<br />
die Sommergeneration. Trotz gezielter Bekämpfungsmaßnahmen<br />
<strong>und</strong> des Vorhandense<strong>in</strong>s von<br />
Schlupfwespen als natürliche Gegenspieler reichen<br />
die verbleibenden Tiere aus, um schadensrelevante<br />
Populationsdichten über den Sommer<br />
neu zu bilden. Die Verfügbarkeit von Pflanzenschutzmitteln<br />
zur nachhaltigen Bekämpfung war<br />
auch <strong>in</strong> diesem Jahr nicht abgesichert.<br />
Auffällig war <strong>im</strong> Jahr 2010 das Auftreten der<br />
Ahornschmierlaus Phenacoccus aceris. In<br />
mehreren Beständen konnten Individuen dieser<br />
Schmierlausart nachgewiesen werden. Lokal<br />
war <strong>in</strong> der Folge e<strong>in</strong>e verstärkte Rußtaubildung<br />
zu verzeichnen.<br />
Während der heißen Sommerphase gab es opt<strong>im</strong>ale<br />
Vermehrungsbed<strong>in</strong>gungen für Sp<strong>in</strong>nmilben<br />
<strong>im</strong> Kernobst. In verschiedenen Apfelanlagen<br />
konnten sich stärkere Populationen etablieren.<br />
In Süß- <strong>und</strong> Sauerkirschbeständen waren <strong>in</strong><br />
diesem Jahr heftige Infektionen durch Pseudomonas<br />
spp. zu verzeichnen. Nicht nur als anfällig<br />
e<strong>in</strong>gestufte Sorten zeigten ausgeprägte<br />
Symptome, die Nachwirkungen waren noch <strong>im</strong><br />
Herbst als Gummifluss sichtbar, wobei e<strong>in</strong>ige<br />
neuere Süßkirschsorten aus dem kanadischen<br />
<strong>und</strong> italienischen Sort<strong>im</strong>ent besonders betroffen<br />
s<strong>in</strong>d. Mit E<strong>in</strong>setzen trockener Witterung kamen<br />
die Infektionen der jungen Blattetagen zum stehen.<br />
Aufgr<strong>und</strong> des <strong>in</strong> den Beständen verblie-<br />
68 Jahresbericht 2010<br />
Abb. 55: Kelchbesiedlung zur Ernte<br />
durch Ahornschmierlaus an Apfel<br />
Abb. 56: Eisack der Ahornschmierlaus<br />
an e<strong>in</strong>em Apfel- Blatt<br />
benen hohen Inokulums werden <strong>im</strong> Folgejahr<br />
erhöhte Aufwendungen zur Bekämpfung dieser<br />
Bakterienkrankheit erforderlich se<strong>in</strong>.<br />
Aufgr<strong>und</strong> der extrem langgestreckten Blütezeit<br />
des Ste<strong>in</strong>obstes mussten erhöhte Aufwendungen<br />
für die Bekämpfung von Monilia abgesichert<br />
werden. In unbehandelten Beständen von<br />
anfälligen Sauerkirschsorten kam es an vielen<br />
Standorten zu 90- 100 % Blüten<strong>in</strong>fektion. Trotz<br />
<strong>in</strong>tensiver Bekämpfungsmaßnahmen waren <strong>in</strong><br />
vielen Sauerkirschbeständen <strong>im</strong> Erwerbsobstbau<br />
Infektionen durch Blüten-Monilia nicht völlig<br />
zu verh<strong>in</strong>dern. Zudem zeigten sich Anfang Juni<br />
die Auswirkungen der ungünstigen Befruchtungsbed<strong>in</strong>gungen<br />
als starker Rötelfruchtfall.<br />
Ebenfalls günstige Infektionsbed<strong>in</strong>gungen waren<br />
für den pilzlichen Erreger der Narrentaschen-<br />
Krankheit <strong>in</strong> Pflaumen gegeben.<br />
In Sauerkirschen führte lokal das Auftreten der<br />
Kirschblütenmotte zu stärken Schäden, deren<br />
Bekämpfung gegenwärtig e<strong>in</strong>e Indikationslücke<br />
darstellt. Sowohl <strong>in</strong> Süß- als auch <strong>in</strong> Sauerkirschen<br />
kam es an e<strong>in</strong>zelnen Sorten zu Problemen<br />
mit Vermadung durch die Kirschfruchtfliege.<br />
Lokal spielte die ger<strong>in</strong>ge Behangdichte, die<br />
ungleichmäßige Abreife über e<strong>in</strong>en langen Zeitraum<br />
<strong>in</strong>folge der verzögerten Blüte, die Aussetzung<br />
von Bekämpfungsmaßnahmen aufgr<strong>und</strong><br />
von Hagelschäden <strong>und</strong> M<strong>in</strong>derbehang <strong>und</strong> die
opt<strong>im</strong>ale Witterung für die Fliegenentwicklung <strong>im</strong><br />
Juni/ Juli e<strong>in</strong>e wichtige Rolle. Zudem bereitet die<br />
Term<strong>in</strong>ierung von Bekämpfungsmaßnahmen <strong>in</strong><br />
Sortengemischen Probleme, welche durch den<br />
E<strong>in</strong>satz von Mospilan SG <strong>und</strong> die nicht vorhandene<br />
Adultenwirkung zunehmen.<br />
In Sauerkirschen ist lokal die Amerikanische<br />
Kirschfruchtfliege nachzuweisen, sortenspezifisch<br />
musste e<strong>in</strong>e Vermadung durch diese Fliegen-Art<br />
festgestellt werden.<br />
An Pflaumen der Sorte ‚Hauszwetsche’ verur-<br />
Abb. 57: Johannisbeere - Blattgallmücke<br />
Dasyneura tetensi<br />
Die Erdbeerkulturen erforderten <strong>in</strong> der Phase<br />
von Blüte <strong>und</strong> Fruchtbildung gezielte Behandlungen<br />
zur Verh<strong>in</strong>derung von Verlusten durch<br />
Botrytis. Gezielte Maßnahmen wurden auf vielen<br />
Flächen gegen Sp<strong>in</strong>nmilben <strong>und</strong> Schnecken<br />
erforderlich. Dem verzögerten Erntebeg<strong>in</strong>n<br />
folgte mit dem warmen Wetter <strong>im</strong> Juni e<strong>in</strong>e zu<br />
schnelle Abreife. Die häufigen Niederschläge<br />
ab August hatten <strong>in</strong> vielen Beständen e<strong>in</strong>e anhaltend<br />
hohe Bodenfeuchte <strong>und</strong> damit günstige<br />
Bed<strong>in</strong>gungen für Infektionen durch bodenbürtige<br />
pilzliche Erreger zur Folge, deren Auswirkungen<br />
erst <strong>im</strong> kommenden Jahr sichtbar werden dürften.<br />
Durch die verbreitet hohen Schneeauflagen von<br />
Januar bis März gab es <strong>in</strong> vielen Baumobstbeständen<br />
merkliche Schäden durch Wildverbiss<br />
Jahresbericht 2010<br />
Pflanzenschutz <strong>im</strong> <strong>Gartenbau</strong><br />
sachte an e<strong>in</strong>igen Standorten die Pflaumenbeutelgallmilbe<br />
Phytoptus s<strong>im</strong>ilis Fruchtschäden.<br />
Der Befallsdruck durch Sp<strong>in</strong>nmilben hat <strong>im</strong><br />
Ste<strong>in</strong>obst tendenziell zugenommen.<br />
Im spät zu erntenden Strauchbeerenobst war<br />
aufgr<strong>und</strong> der feuchten Augustwitterung hoher<br />
Befallsdruck durch Botrytis gegeben.<br />
An mehreren Orten trat an Roten Johannisbeeren<br />
die Johannisbeer-Blattgallmücke Dasyneura<br />
tetensi auf.<br />
Abb. 58: Fruchtbefall durch Pflaumenbeutel-<br />
gallmilbe Phytoptus s<strong>im</strong>ilis<br />
<strong>in</strong>folge des allgeme<strong>in</strong> hohen Wildbesatzes <strong>und</strong><br />
der Nichterreichbarkeit von alternativen Futterquellen<br />
für die Tiere.<br />
Der lange W<strong>in</strong>ter 2009/ 2010 mit anhaltender<br />
Schneedecke begünstigte das Schadmausauftreten<br />
zu Beg<strong>in</strong>n des Jahres. Nicht durchgefrorener<br />
Boden förderte oberflächennahe<br />
Aktivitäten, wo ke<strong>in</strong>e rechtzeitige Mäuseabwehr<br />
erfolgte. Im Verlauf des Jahres sorgte die zeitweise<br />
sehr feuchte Witterung verbreitet für e<strong>in</strong>en<br />
allgeme<strong>in</strong>en Rückgang von Schadmäusen<br />
an feuchteren Standorten, während auf höher<br />
gelegenen Bereichen lokal weiterh<strong>in</strong> stärkerer<br />
Befallsdruck zu verzeichnen war.<br />
Der zeitige W<strong>in</strong>tere<strong>in</strong>bruch Ende November bot<br />
erneut Bed<strong>in</strong>gungen für verstärkten Schadfraß<br />
von Reh- <strong>und</strong> Niederwild sowie von Mäusen unter<br />
e<strong>in</strong>er ausgeprägten Schneedecke.<br />
69
Pflanzenschutz <strong>im</strong> <strong>Gartenbau</strong><br />
<strong>5.</strong>2. Pflanzenschutz <strong>im</strong> Gemüsebau<br />
Die Spargelernte begann durchschnittlich 10<br />
Tage später als <strong>in</strong> vergangenen Jahren. Anhaltend<br />
kühle <strong>und</strong> sonnensche<strong>in</strong>arme Witterung<br />
während der Hauptstechperiode führte zu ca.<br />
20 bis 30% M<strong>in</strong>derertrag gegenüber Normaljahren.<br />
Sehr auffällig war <strong>im</strong> Monat August der<br />
hohe Anteil von Stangen mit nichtparasitärer<br />
Triebspitzenwelke - vermutlich durch Kalziummangel<br />
(siehe Bild) - <strong>in</strong>folge witterungsbed<strong>in</strong>gt<br />
gehemmter Transpiration.<br />
Die Spargelfliege (Erstauftreten 08.04.) zeigte<br />
wie <strong>in</strong> den Vorjahren e<strong>in</strong>en örtlich sehr differenzierten<br />
Befall. Dies bestätigten auch die<br />
zum Ende der Vegetationsperiode durchgeführten<br />
Schnittkontrollen. Starke Flugaktivitäten<br />
zeigte sie <strong>im</strong> Zeitraum von Mitte April bis zum<br />
Ende der 1. Maidekade. Im Kle<strong>in</strong>anbau wurden<br />
<strong>im</strong> gleichen Zeitraum hohe Befallsdichten von<br />
Spargelkäfern (EA 19.04.) <strong>und</strong> -hähnchen (EA<br />
22.04.) ermittelt. E<strong>in</strong> nochmaliger Befallsanstieg<br />
<strong>und</strong> regionale Bekämpfungsnotwendigkeit war<br />
<strong>im</strong> Monat August zu verzeichnen. Vergleichsweise<br />
frühzeitig kam es <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Bestand von<br />
Ab der 3. Aprildekade wurde mit der Gurkenpflanzung<br />
begonnen. Bei anhaltend feuchtkühler<br />
Mai-Witterung stagnierte trotz Vliesabdeckung<br />
die Entwicklung. Es traten verstärkt<br />
Pflanzenausfälle durch pilzliche Stängelgr<strong>und</strong>erkrankungen<br />
<strong>und</strong> Wurzelfliegen auf. Dies erforderte<br />
großflächiges Nachpflanzen bzw. –drillen,<br />
<strong>in</strong> deren Folge sehr ungleichmäßig entwickelte<br />
Bestände heranwuchsen.<br />
Im Juni zeigten die Gurken e<strong>in</strong> zügiges Wachstum,<br />
jedoch konnte der Rückstand aus dem Vormonat<br />
nicht aufgeholt werden. Die Gurkenernte<br />
begann <strong>in</strong> der letzten Junidekade <strong>und</strong> damit<br />
etwa 2 Wochen später als <strong>in</strong> den Vorjahren. Bei<br />
sommerlichen Temperaturen traten ab 09. Juni<br />
erste Sp<strong>in</strong>nmilbenherde <strong>in</strong> den Beständen auf.<br />
Im Monat Juli erfolgte e<strong>in</strong>e massive Ausbreitung,<br />
die erst mit dem Witterungsumschwung <strong>im</strong> Monat<br />
August abgebremst wurde. Es waren mehrmalige<br />
Akarizidspritzungen notwendig. Wanzen<br />
traten vergleichsweise spät auf (EA 02.07.) <strong>und</strong><br />
konnten gut unter Kontrolle gehalten werden.<br />
Erstbefall durch Eckige Blattflecken wurden<br />
am 08. Juni <strong>und</strong> der Falsche Mehltau <strong>in</strong> der 1.<br />
Julidekade festgestellt. Zu e<strong>in</strong>er stärkeren Ausbreitung<br />
beider Erreger, aber v. a. von Eckigen<br />
Blattflecken, kam es ab Anfang August. Häufige<br />
Niederschläge erforderten enge Spritzabstände.<br />
70 Jahresbericht 2010<br />
Grünspargel zum Auftreten der Stemphylium-<br />
Laubkrankheit (20.0<strong>5.</strong>). E<strong>in</strong>e stärkere Befallsausbreitung<br />
erfolgte jedoch erst ab August.<br />
Erschwerend kam h<strong>in</strong>zu, dass sich die Term<strong>in</strong>isierung<br />
notwendiger Fungizidmaßnahmen aufgr<strong>und</strong><br />
häufiger Niederschläge sehr schwierig<br />
gestaltete. Gleiches gilt für Grausch<strong>im</strong>mel (EA<br />
26.07.). Spargelrost (EA 09.08.) war analog zu<br />
den Vorjahren nur lokal von Bedeutung.<br />
Abb. 59: Nicht parasitäre Triebspitzenwelke an<br />
Spargel<br />
Auf den meist völlig vernässten Böden gestaltete<br />
sich die Ernte sehr schwierig, die Bestände<br />
litten unter der extremen Feuchtigkeit, so dass<br />
die Ernte früher beendet wurde <strong>und</strong> die Erträge<br />
deutlich unter denen der Vorjahre blieben.<br />
Nach e<strong>in</strong>er temperaturbed<strong>in</strong>gt zögerlichen Jungendentwicklung<br />
wuchsen i. d. R. gute Möhrenbestände<br />
heran. Die erneut erteilte befristete<br />
Vertriebsgenehmigung von Afalon 450 SC ermöglichte<br />
die sichere Regulierung dikotyler Unkräuter.<br />
Bei teils extrem hohen Temperaturen <strong>und</strong> ger<strong>in</strong>ger<br />
Luftfeuchtigkeit <strong>im</strong> Monat Juli waren ke<strong>in</strong>e<br />
Aktivitäten der Möhrenfliege zu verzeichnen.<br />
Erst <strong>in</strong> der letzten Septemberdekade stieg die<br />
Eiablage deutlich an, was aufgr<strong>und</strong> der fortgeschrittenen<br />
Entwicklung nur noch für sehr späte<br />
Ernteterm<strong>in</strong>e relevant war. Bei anhaltend feuchter<br />
Witterung kam es <strong>im</strong> August v. a. <strong>in</strong> der Region<br />
Teltow-Fläm<strong>in</strong>g zur starken Ausbreitung von<br />
Alternaria- Blattflecken (EA 02.08.). Der Befall<br />
durch Cercospora-Blattflecken <strong>und</strong> Echten<br />
Mehltau war von untergeordneter Bedeutung,<br />
weil die Erreger bei den gegen Alternaria notwendigen<br />
Fungizidmaßnahmen mit erfasst wurden.
Infolge der <strong>im</strong> April <strong>im</strong> Bereich Oderbruch noch<br />
stark vernässten Böden zog sich die Aussaat<br />
von Erbsen bis weit <strong>in</strong> den Monat Mai h<strong>in</strong>e<strong>in</strong>.<br />
Bei anhaltend feucht-kühler Frühjahrswitterung<br />
waren die Bestände bereits <strong>in</strong> der Jugendphase<br />
durch Falschen Mehltau gefährdet. Zum Monatsende<br />
war auf fast allen Schlägen z. T. starker<br />
Befall zu verzeichnen. Maßnahmen gegen<br />
die Grüne Erbsenblattlaus (EA 21.0<strong>5.</strong>) waren<br />
auf allen Schlägen notwendig. Der Flugverlauf<br />
des Erbsenwicklers (EA 31.0<strong>5.</strong>) war lokal sehr<br />
differenziert, aber <strong>in</strong>sgesamt schwächer als <strong>in</strong><br />
den Vorjahren.<br />
In Kohlgemüse wurden erste Eiablagen der<br />
Kle<strong>in</strong>en Kohlfliege am 27. April festgestellt.<br />
Analog zur Möhrenfliege war die Eiablagedichte<br />
über alle Generationen h<strong>in</strong>weg durchweg<br />
schwächer als <strong>im</strong> Durchschnitt der vergangenen<br />
Jahre. Sofern bereits vorbeugend behandelte<br />
Kohljungpflanzen gepflanzt wurden, waren nach<br />
dem Anwachsen <strong>im</strong> Feldbestand größtenteils<br />
ke<strong>in</strong>e Maßnahmen mehr erforderlich.<br />
Auch die Aktivität von Rüsselkäfern bewegte<br />
sich auf e<strong>in</strong>em vergleichsweise niedrigen Niveau.<br />
Nach der Abblüte von W<strong>in</strong>terraps nahmen<br />
Anfang Juni die Befallsdichten von Altkäfern des<br />
Rapsglanzkäfers deutlich zu. Insektizidmaßnahmen<br />
waren v. a. <strong>in</strong> Kohlrabi notwendig. Der<br />
Zuflug von Jungkäfern begann 2 Wochen später<br />
als <strong>in</strong> den Vorjahren (30.06.) <strong>und</strong> war allgeme<strong>in</strong><br />
schwächer als erwartet. Schadfraß durch<br />
Schmetterl<strong>in</strong>gsraupen war trotz teilweise<br />
starker Flugaktivitäten nur auf Teilflächen von<br />
Abb. 60: Nässeschäden <strong>in</strong> Buschbohnen<br />
Jahresbericht 2010<br />
Pflanzenschutz <strong>im</strong> <strong>Gartenbau</strong><br />
Bedeutung. Am 09. Juni wurden erste adulte<br />
Kohlmottenschildläuse sowie erste Kolonien<br />
der Mehligen Kohlblattlaus festgestellt. Im Juli<br />
kam es auf Teilflächen zur Massenvermehrung.<br />
Da auch die Nachttemperaturen häufig nicht unter<br />
20 °C absanken, war die Durchführung der<br />
Insektizidmaßnamen sehr problematisch. Erst<br />
bei feucht-unbeständiger Witterung <strong>im</strong> August<br />
konnte e<strong>in</strong>e deutliche Befallsreduktion erreicht<br />
werden. Dies begünstigte jedoch die Ausbreitung<br />
pilzlicher Erreger, so dass <strong>im</strong> Zeitraum Mitte<br />
August bis Mitte September v. a. Maßnahmen<br />
gegen Grausch<strong>im</strong>mel-Kopffäule <strong>und</strong> Alternaria<br />
notwendig waren.<br />
Der Anbau von Buschbohnen gestaltete sich<br />
über alle Sätze h<strong>in</strong>weg schwierig. In frühen Sätzen<br />
sorgte die anhaltend feucht-kühle Witterung<br />
<strong>im</strong> Mai für Auflaufprobleme. Im Juli kam es bei<br />
den teilweise extrem hohen Temperaturen zum<br />
Abwurf der Blüten. Nach erfolgter Abkühlung<br />
wurden erneut Blüten angesetzt. Dadurch wuchsen<br />
sehr ungleichmäßig entwickelte Bestände<br />
heran, was zu Qualitätsproblemen führte. Übermäßige<br />
Feuchtigkeit <strong>in</strong> den darauf folgenden Wochen<br />
führte zur starken Befallsausbreitung von<br />
Grausch<strong>im</strong>mel <strong>und</strong> Sclerot<strong>in</strong>ia (EA 06.08.; VA<br />
18.08.). Die meisten Bestände wurden zwe<strong>im</strong>al<br />
mit Fungiziden behandelt. Da sich <strong>im</strong> September<br />
die extrem feuchte Witterung weiter fortsetzte,<br />
konnten <strong>im</strong> Hauptanbaugebiet Oderbruch mehr<br />
als 50% der Flächen aufgr<strong>und</strong> völlig vernässter<br />
Böden <strong>und</strong> deren Folgeschäden nicht beerntet<br />
werden.<br />
71
Pflanzenschutz <strong>im</strong> <strong>Gartenbau</strong><br />
<strong>5.</strong>2.1. Falscher Mehltau (Peronospora far<strong>in</strong>osa) an Sp<strong>in</strong>at<br />
Der Anbau von Sp<strong>in</strong>at erfolgt ausschließlich <strong>in</strong><br />
der Region Oderbruch. Mit dem Aufbau der Tiefkühlverarbeitung<br />
am Standort Manschnow Mitte<br />
der 1990-er Jahre nahm der Anbau <strong>in</strong>nerhalb<br />
kurzer Zeit stark zu. Die Anbauflächen schwankten<br />
<strong>im</strong> Zeitraum 1996 bis 2006 zwischen 100<br />
<strong>und</strong> 250 Hektar. Seit 2007 g<strong>in</strong>g der Anbau jedoch<br />
kont<strong>in</strong>uierlich zurück. 2010 wurden nur<br />
noch 40 Hektar mit Sp<strong>in</strong>at bestellt. Gründe für<br />
den rückläufigen Anbau liegen teilweise <strong>in</strong> der<br />
Anbautechnologie. E<strong>in</strong> fe<strong>in</strong>krümliges Saatbett<br />
ohne Kluten auf schweren aluvialen Oderbruch-<br />
Abb. 61: Überw<strong>in</strong>terungssp<strong>in</strong>at <strong>im</strong> Oderbruch<br />
Tab.25: Entwicklung der Sp<strong>in</strong>atanbaufläche von 2001 bis 2009<br />
Freilandgemüse<br />
gesamt (ha)<br />
davon<br />
Sp<strong>in</strong>at (ha)<br />
72 Jahresbericht 2010<br />
böden herzurichten, ist schwierig. Davon s<strong>in</strong>d<br />
aber e<strong>in</strong> gleichmäßiger Auflauf der Saat <strong>und</strong> der<br />
Erfolg der Unkrautbekämpfung abhängig. H<strong>in</strong>zu<br />
kamen wachsende phytosanitäre Probleme, <strong>in</strong>sbesondere<br />
durch pilzliche Blattkrankheiten.<br />
Außerdem gestalteten sich die Absatzbed<strong>in</strong>gungen<br />
des Sp<strong>in</strong>ats bei der Tiefkühlkost GmbH<br />
„Frenzel Oderland“ seit Jahren schwierig. Weiter<br />
verschärft wurde die Situation durch gesunkene<br />
f<strong>in</strong>anzielle Förderung der Kontrollieretn Integrierten<br />
Gemüseproduktion.<br />
2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009<br />
<strong>5.</strong>731 6.236 6.804 6.699 6.864 6.888 6.724 6.356 6.156<br />
210 137 166 190 253 182 87 50 42
Aus phytopatologischer Sicht ist der Falsche<br />
Mehltau die wirtschaftlich bedeutendste Krankheit<br />
<strong>im</strong> Sp<strong>in</strong>atanbau. Temperatur, Blattfeuchte<br />
<strong>und</strong> das Entwicklungsstadium der Kultur haben<br />
maßgeblichen E<strong>in</strong>fluss auf das Befallsgeschehen.<br />
Günstige Bed<strong>in</strong>gungen für den Pilz liegen<br />
bei e<strong>in</strong>er Temperatur von 5 – 15°C vor, e<strong>in</strong>e<br />
Entwicklung ist aber <strong>im</strong> Bereich von 3 bis 28 °C<br />
möglich. Das Opt<strong>im</strong>um für e<strong>in</strong>e Infektion liegt bei<br />
10 °C <strong>und</strong> e<strong>in</strong>er relativen Feuchte von 95% <strong>in</strong><br />
Blattnähe für 8 – 10 St<strong>und</strong>en.<br />
E<strong>in</strong>e max<strong>im</strong>ale Sporenke<strong>im</strong>ung h<strong>in</strong>gegen f<strong>in</strong>det<br />
bei 15°C <strong>und</strong> 5 – 7 St<strong>und</strong>en Blattnässe statt. Bei<br />
über 20°C s<strong>in</strong>d Infektionen relativ ger<strong>in</strong>g, auch<br />
wenn Blattnässe vorhanden ist.<br />
Pflanzen mit 2 bis 5 Blättern reagieren bei den<br />
oben genannten opt<strong>im</strong>alen Bed<strong>in</strong>gungen stärker<br />
auf Infektionen, als Pflanzen mit mehr als 5 Blättern.<br />
Ab Bestandesschluss begünstigt das Mikrokl<strong>im</strong>a<br />
<strong>im</strong> Sp<strong>in</strong>at e<strong>in</strong>en Befall sehr stark.<br />
Verbreitungswege der Pilzsporen s<strong>in</strong>d durch<br />
W<strong>in</strong>d <strong>und</strong> Regen <strong>und</strong> auch durch vorhandene<br />
Sp<strong>in</strong>atbestände gegeben, vor allem, wenn diese<br />
über den W<strong>in</strong>ter stehen bleiben. Oosporen<br />
können <strong>im</strong> Boden mehrere Jahre überdauern<br />
<strong>und</strong> mit Bearbeitungsmaßnahmen an die Bodenoberfläche<br />
gelangen. Bei opt<strong>im</strong>alen Infektionsbed<strong>in</strong>gungen<br />
s<strong>in</strong>d bereits nach 4 Tagen<br />
erste Symptome <strong>im</strong> Bestand zu erkennen. Sie<br />
äußern sich auf der Blattoberseite als hellgelbe,<br />
leicht aufgewölbte Blattflecken. Blattunterseits<br />
ist e<strong>in</strong> grauviolettes Pilzgeflecht sichtbar. H<strong>in</strong>sichtlich<br />
der Sicherung e<strong>in</strong>er guten Produktqualität<br />
ist der Anbau von Sorten mit hoher Resistenz<br />
gegenüber Falschem Mehltau erforderlich.<br />
Die Nutzung der Eigenschaft e<strong>in</strong>er best<strong>im</strong>mten<br />
Resistenz befähigt die Pflanze <strong>im</strong> Vergleich zu<br />
anfälligeren Pflanzen unter ähnlichen Umweltbed<strong>in</strong>gungen<br />
<strong>und</strong> Belastungen auf Schädl<strong>in</strong>ge <strong>und</strong><br />
Krankheitserreger zu reagieren <strong>und</strong> deren Schädigung<br />
stark zu begrenzen. Es ist jedoch nicht<br />
auszuschließen, dass bei hohem Druck durch<br />
Schädl<strong>in</strong>ge <strong>und</strong> Krankheitserreger - <strong>im</strong> Fall des<br />
Falschen Mehltaus durch Bildung neuer Rassen<br />
- die Sortenresistenz gebrochen wird.<br />
Weisen <strong>im</strong> Fall von Sp<strong>in</strong>at nur E<strong>in</strong>zelpflanzen <strong>im</strong><br />
Feldbestand e<strong>in</strong>en Befall auf, kann trotz hoher<br />
Saatgutre<strong>in</strong>heit e<strong>in</strong> Anteil von Inzuchtmaterial <strong>in</strong><br />
resistenten Partien vorhanden se<strong>in</strong>. Dies wird bis<br />
zu e<strong>in</strong>em Anteil von 5 % toleriert.<br />
Der Falsche Mehltau, Peronospora far<strong>in</strong>osa (Abkürzung<br />
Pf) wurde 1924 <strong>in</strong> Deutschland erstmals<br />
an Sp<strong>in</strong>at diagnostiziert. Diese 1. Rasse ist erst<br />
1958, nach 34 Jahren, durch e<strong>in</strong>e 2. ergänzt<br />
Jahresbericht 2010<br />
Pflanzenschutz <strong>im</strong> <strong>Gartenbau</strong><br />
Abb. 62: Symptome durch Falschen Mehltau<br />
worden. Nach weiteren 18 Jahren, <strong>im</strong> Jahr 1976,<br />
wurde die Rasse 3 entdeckt. Anschließend bildeten<br />
sich <strong>in</strong> <strong>im</strong>mer kürzeren Zeitabständen neue<br />
Rassen <strong>in</strong> Deutschland heraus (siehe Tabelle 1).<br />
Zu Beg<strong>in</strong>n des Sp<strong>in</strong>atanbaus <strong>im</strong> Oderbruch Mitte<br />
der 90-er Jahre boten 4- bis 5- fach resistente<br />
Sorten ausreichenden Schutz vor Falschem<br />
Mehltau. Mit gestiegener Anbaukonzentration<br />
wurden ab dem Jahr 2000 zunehmend 7-fach<br />
resistente Sorten gedrillt. Im Herbst 2000 wurde<br />
erstmals an der 7-fach resistenten Sorte<br />
’Elpalma’ der Erreger festgestellt. Der nächste<br />
Nachweis erfolgte <strong>im</strong> Frühjahr 2005 an Überw<strong>in</strong>terungssp<strong>in</strong>at<br />
der Sorten ’Pengu<strong>in</strong>’ <strong>und</strong> ’Bison’.<br />
Der Befall trat <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Betrieb auf <strong>und</strong> war ke<strong>in</strong>esfalls<br />
flächendeckend. Im Folgejahr weitete<br />
sich der Schaderreger stark aus. In mehreren<br />
Betrieben des Oderbruchs waren 7- fach resistente<br />
Sorten befallen. Im Frühjahr 2007 wurden<br />
erstmals an e<strong>in</strong>er 10-fach resistenten Sorte Befallssymptome<br />
festgestellt. Es handelte sich um<br />
die Sorte mit der Nummer 1421, nachfolgend als<br />
Sorte ’Tonga’ benannt. E<strong>in</strong> Nachweis der Rasse<br />
erfolgte nicht. 2008 war bereits Rasse 11 <strong>in</strong> den<br />
Beständen zu f<strong>in</strong>den. Von allen 1 – 10-fach resistenten<br />
angebauten Sorten <strong>im</strong> Oderbruch wurden<br />
Resistenzuntersuchungen durch Saatgutfirmen<br />
durchgeführt <strong>und</strong> die Rasse 11 labordiagnostisch<br />
bestätigt. Rasse 11 befällt seit 2008 alle 1<br />
– 10-fach resistenten Sorten <strong>und</strong> wird seitdem<br />
als sehr aggressiv e<strong>in</strong>geschätzt. Der Befall trat<br />
weitestgehend flächendeckend <strong>im</strong> Oderbruch<br />
auf. E<strong>in</strong>e Übersicht über den zeitlichen Verlauf<br />
des Auftretens neuer Rassen <strong>und</strong> Resistenzbrüche<br />
an <strong>in</strong> der Region angebauten Sp<strong>in</strong>atsorten<br />
zeigen die nächsten Tabellen.<br />
73
Pflanzenschutz <strong>im</strong> <strong>Gartenbau</strong><br />
Tab.26: Zeitliche Entwicklung Falscher Mehltau-Rassen<br />
(schwarz Erstauftreten <strong>in</strong> BRD, blau Erstauftreten <strong>im</strong> Oderbruch)<br />
Jahr Rasse Anzahl Jahre bis zum Resistenzbruch<br />
1924 Pf 1<br />
1958 Pf 2 34 Jahre<br />
1976 Pf 3 18 Jahre<br />
1989 Pf 4 13 Jahre<br />
1996 – 1998, -2000 Pf 5, 6 7 – 9 Jahre, 11 Jahre<br />
1998, 2000 - 2005 Pf 7 1 – 2 Jahre, 1 – 5 Jahre<br />
2003 – 2004, 2006 Pf 8 5 – 6 Jahre, 1 Jahr<br />
2007 Pf ?<br />
2008 Pf 11 2 Jahre<br />
2010 Pf 11 ? <strong>in</strong> BRD vere<strong>in</strong>zelt neues Isolat (Rasse?) aufgetreten<br />
Tab.27: Erstauftreten von Falschen Mehltau an Pf-resistenten Sorten <strong>im</strong> Oderbruch<br />
Resistenzniveau (Pf) Sorte (Züchter) Erstbefall<br />
1 - 4,<br />
1 - 5<br />
1 - 7<br />
1 - 7<br />
1 - 10<br />
1 - 11<br />
Ballet (SVS)<br />
Bolero (SVS)<br />
Laska (SVS)<br />
74 Jahresbericht 2010<br />
bis 2000<br />
Elpalma (S&G) Herbst 2000<br />
Bison (RZ)<br />
Pengu<strong>in</strong> (RZ)<br />
Alouette (SVS)<br />
Blackhawk (SVS)<br />
Boe<strong>in</strong>g (SVS)<br />
Cheetah (RZ)<br />
Grappa (SVS)<br />
Tornado (SVS)<br />
Rh<strong>in</strong>o (RZ)<br />
Zansibar (SVS)<br />
Frühjahr 2005<br />
Herbst 2006<br />
RS 1421 (Tonga) (SVS) Frühjahr 2007?<br />
1387 (Wallis) (SVS)<br />
Bik<strong>in</strong>i (SVS)<br />
Herbst 2008<br />
Marabu (RZ)<br />
IBIZA (SVS) Herbst 2009<br />
Bahamas (SVS)<br />
RS 1393 Seychelles (SVS)<br />
RS 3314 Wallis (SVS)<br />
Frühjahr 2010 ?
Im Frühjahr 2010 war starker Befall auf e<strong>in</strong>em<br />
Praxis-Überw<strong>in</strong>terungsschlag der 1- 10-fach resistente<br />
Sorte ’Bik<strong>in</strong>i’ sowie <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em überw<strong>in</strong>ternden<br />
Sortenversuch zu beobachten. Im Vergleich<br />
standen 1–10- <strong>und</strong> 1–11-fach resistente<br />
Sorten. Drei der sieben angebauten 1–10-fach<br />
resistenten Sorten zeigten hohe visuelle Befallswerte<br />
mit Falschem Mehltau (siehe Tabelle<br />
3). Aber auch bei 1- 11- fach resistenten Sorten<br />
wurden Befallshäufigkeiten von 1 – 5% bonitiert.<br />
Von allen befallenen Sorten wurden Proben zur<br />
Rassenbest<strong>im</strong>mung an das Julius-Kühn-Institut<br />
geschickt. Aufgr<strong>und</strong> e<strong>in</strong>er zu schwachen Sporulation<br />
war e<strong>in</strong>e Rassenanalyse nicht erfolgreich.<br />
Im Herbstanbau 2010 blieb der Falsche Mehltau<br />
<strong>im</strong> Oderbruch ohne Bedeutung. Es standen<br />
1–10, aber überwiegend 1–11-fach resistente<br />
Sorten <strong>im</strong> Anbau.<br />
E<strong>in</strong>e vorbeugende Fungizidbehandlung mit<br />
dem Wirkstoff D<strong>im</strong>ethomorph sicherte e<strong>in</strong>en<br />
mehltaufreien Bestand.<br />
Nach Informationen der Firma Monsanto, Abteilung<br />
Sem<strong>in</strong>is Gemüsesamen, best<strong>im</strong>mte auch<br />
<strong>in</strong> 2010 deutschlandweit die Rasse 11 das Befallsgeschehen.<br />
Weiteren Aussagen der Züchtungsfirmen<br />
zufolge, wurde <strong>in</strong> Europa 2010 vere<strong>in</strong>zelt<br />
e<strong>in</strong> neues Isolat gef<strong>und</strong>en, wogegen alle<br />
Pf 1 – 11 Sorten jedoch resistent se<strong>in</strong> sollen.<br />
Die vorliegenden Ergebnisse lassen schlussfolgern,<br />
dass derzeit <strong>in</strong> der Region Oderbruch<br />
an Sp<strong>in</strong>at die Rasse Pf 11 auftritt. Aus der <strong>in</strong>sgesamt<br />
sehr schwachen Befallsausprägung<br />
an den 1 – 11-fach resistenten Sorten entnehmen<br />
wir, dass es sich bei den dort befallenen<br />
Pflanzen möglicherweise um Inzuchtmaterial<br />
gehandelt hat. Unerklärlich ist jedoch, warum<br />
auch e<strong>in</strong>ige der 1 – 10-fach resistenten Sorten<br />
befallsfrei blieben.<br />
Da der Pilz <strong>in</strong> kurzen Zeitabständen mittels<br />
neuer Rassen die vorhandenen Resistenzen<br />
brechen kann, wird die Nachfrage der Sp<strong>in</strong>atanbauer<br />
nach hochresistenten Sorten weiter<br />
anhalten. Nur sie können den wirtschaftlichen<br />
Anbau der Sp<strong>in</strong>atproduzenten sichern. Hochresistente<br />
Sorten müssen daher möglichst lange<br />
für den Anbau erhalten bleiben.<br />
Dabei ist der Nutzen vorbeugender Maßnahmen<br />
zur Ges<strong>und</strong>erhaltung der Bestände nicht<br />
zu unterschätzen. Mehrere Verfahrensweisen<br />
s<strong>in</strong>d bei der Anwendung <strong>im</strong> Komplex zu betrachten.<br />
Gr<strong>und</strong>sätzlich s<strong>in</strong>d abgeerntete Sp<strong>in</strong>atbestände<br />
unverzüglich unterzupflügen, um<br />
die Ausbreitung dieses Pilzes sowie anderer<br />
Erreger zu unterbrechen <strong>und</strong> e<strong>in</strong> Übergreifen<br />
auf benachbarte Bestände zu verh<strong>in</strong>dern. Wei-<br />
Jahresbericht 2010<br />
Pflanzenschutz <strong>im</strong> <strong>Gartenbau</strong><br />
sen Bestände, die zur Überw<strong>in</strong>terung vorgesehen<br />
s<strong>in</strong>d, bereits <strong>im</strong> Herbst Symptome auf, s<strong>in</strong>d<br />
diese umzubrechen. Generell sollten Sp<strong>in</strong>atflächen<br />
<strong>in</strong> möglichst weitem räumlichen Abstand<br />
vone<strong>in</strong>ander gedrillt werden. Da der Pilz mittels<br />
Oosporen <strong>im</strong> Boden m<strong>in</strong>destens 2 Jahre überdauern<br />
kann, s<strong>in</strong>d m<strong>in</strong>destens 3-jährige Anbaupausen<br />
e<strong>in</strong>zuhalten.<br />
E<strong>in</strong> nicht zu unterschätzender Aspekt bei der<br />
Verbreitung des Sporenmaterials von Bestand<br />
zu Bestand liegt <strong>in</strong> der Nutzung der Gerätetechnik.<br />
Durch Drill- <strong>und</strong> Düngemasch<strong>in</strong>en, Pflanzenschutzspritzen<br />
<strong>und</strong> Erntemasch<strong>in</strong>en kann<br />
Falscher Mehltau schnell verbreitet werden.<br />
Deshalb ist auch auf den sauberen Zustand der<br />
Geräte zu achten. Besonders bei der geme<strong>in</strong>samen<br />
Nutzung von Erntemasch<strong>in</strong>en durch mehrere<br />
Anbauer lassen sich Falsche Mehltaupilze<br />
schnell von e<strong>in</strong>em zum anderen Unternehmen<br />
verschleppen. Schaderregerfreie Bestände s<strong>in</strong>d<br />
aus diesem Gr<strong>und</strong> zuerst zu beernten.<br />
Selbst be<strong>im</strong> Betreten der Schläge ist u. a. über<br />
Hände <strong>und</strong> Kleidung e<strong>in</strong>e Verbreitung möglich.<br />
Dem kann vorgebeugt werden, <strong>in</strong>dem zum<strong>in</strong>dest<br />
Schuh- oder Stiefelschutzfolien sowie E<strong>in</strong>weghandschuhe<br />
getragen werden.<br />
Neben der Durchsetzung der genannten Hygienemaßnahmen<br />
kann e<strong>in</strong> vorbeugender<br />
E<strong>in</strong>satz von Fungiziden die Etablierung neuer<br />
Mehltaurassen unterb<strong>in</strong>den oder zum<strong>in</strong>dest<br />
h<strong>in</strong>auszögern. Derzeit s<strong>in</strong>d zur Bekämpfung die<br />
Fungizide Forum (D<strong>im</strong>ethomorph) <strong>und</strong> Ridomil<br />
Gold Combi (Folpet, Metalaxyl-M) nach §18 a<br />
Pflanzenschutzgesetz ausgewiesen.<br />
Entsprechend se<strong>in</strong>er biologischen Ansprüche<br />
(Temperaturen zwischen 5 – 15 °C + Feuchtigkeit)<br />
tritt der Falsche Mehltau meist <strong>im</strong> Herbst<br />
bzw. <strong>im</strong> Frühjahr nach der Überw<strong>in</strong>terung auf.<br />
Die oben aufgeführten Fungizide benötigen für<br />
ihre volle Wirksamkeit e<strong>in</strong> Temperaturm<strong>in</strong><strong>im</strong>um<br />
von > 10°C. Hier liegt <strong>im</strong> Spätherbst <strong>und</strong> zeitigen<br />
Frühjahr der begrenzende Faktor für ihren<br />
E<strong>in</strong>satz <strong>und</strong> hat u. U. Wirkungse<strong>in</strong>schränkungen<br />
zur Folge. Erfahrungen der letzten Jahre zeigten,<br />
dass deren E<strong>in</strong>satz möglichst frühzeitig,<br />
d. h. spätestens bei ersten Befallssymptomen<br />
erfolgen muss. Dies setzt seitens der Betriebe<br />
e<strong>in</strong>e <strong>in</strong>tensive Bestandesüberwachung voraus.<br />
Die Ges<strong>und</strong>erhaltung der Sp<strong>in</strong>atbestände <strong>und</strong><br />
die damit verb<strong>und</strong>ene Schonung resistenter<br />
Sorten wird langfristig nur möglich se<strong>in</strong>, wenn<br />
sich neben direkten Fungizidanwendungen<br />
auch zunehmend die E<strong>in</strong>haltung vorbeugender,<br />
pflanzenhygienischer Maßnahmen <strong>in</strong> den Praxisbetrieben<br />
durchsetzt.<br />
75
Pflanzenschutz <strong>im</strong> <strong>Gartenbau</strong><br />
Tab.28: Sortenversuch LELF, Ref. 42 2009/2010, Standort Golzow (Bonitur vom 19.04.10)<br />
Sorte (Züchter) Resistenz (Pf) Befall (%)<br />
Cook (SVS) 1 - 11 0<br />
Wallis (SVS) 1 - 11 1<br />
Rh<strong>in</strong>o (RZ) 1 – 7, 9,11 0<br />
Seychelles (SVS) 1 - 11 5<br />
Kauai (SVS) 1 - 11 0<br />
Bahamas (SVS) 1 - 11 5<br />
Boa (RZ) 1 – 9, 11 0<br />
Buffalo (RZ) 1 - 10 0<br />
Marabu (RZ) 1 - 10 3<br />
Silverwhale (RZ) 1 – 9, 11 0<br />
Toucan (RZ) 1 - 10 0<br />
El Forte (S&G) 1 - 10 80<br />
Revere F1 (Bejo) 1 - 10 0<br />
Request (Bejo) 1 - 10 80<br />
Regatta F1 (Bejo) 1 - 10 40<br />
Züchter : SVS…SEMINIS VEGETABLE SEEDS, RZ… RIJK Zwaan, Bejo… Bejo Samen, S&G…<br />
Syngenta Seeds.<br />
<strong>5.</strong>3. Pflanzenschutz <strong>in</strong> <strong>Baumschulen</strong> <strong>und</strong> <strong>im</strong> Öffentlichen Grün<br />
Schäden durch Erfrierungen an empf<strong>in</strong>dlichen<br />
<strong>und</strong> nicht gleichmäßig ausgereiften Gehölzen<br />
zeigten sich nach dem W<strong>in</strong>ter, gefolgt von Infektionen<br />
durch verschiedene Schwächeparasiten.<br />
Infolge des starken E<strong>in</strong>satzes von Auftausalzen<br />
an Verkehrswegen kam es <strong>im</strong> Frühjahr verbreitet<br />
zu Natriumchlorid-Schäden <strong>in</strong> angrenzenden<br />
Gehölzbeständen mit dauerhaften Bee<strong>in</strong>trächtigungen.<br />
Die heterogenen Temperatur- <strong>und</strong> Wasserverhältnisse<br />
stellten vor allem für zahlreiche Koniferen<br />
e<strong>in</strong>e Stressquelle dar.<br />
An Prunus-Arten konnten sich Infektionen durch<br />
Pseudomonas spp. ausbreiten. Der Feuerbranderreger<br />
war lediglich an e<strong>in</strong>em Altbefallsstandort<br />
Weißdorn sowie an e<strong>in</strong>er 4-jährigen<br />
Pflanzung von Weißdorn <strong>in</strong> der freien Landschaft<br />
nachzuweisen. Opt<strong>im</strong>ale Bed<strong>in</strong>gungen<br />
gab es <strong>in</strong>folge der unbeständigen Maiwitterung<br />
für zahlreiche Blattfleckenerreger. In extremen<br />
Ausmaß kam es zu Infektionen durch verschiedene<br />
Wacholder- bzw. Gitterrostarten.<br />
Begünstigt wurden zudem Monilia <strong>und</strong> der an<br />
Buchsbaum <strong>im</strong>mer stärker auftretende Erreger<br />
des Buchsbaumsterbens Cyl<strong>in</strong>drocladium buxicola.<br />
Häufig traten Misch<strong>in</strong>fektionen mit Volu-<br />
76 Jahresbericht 2010<br />
tella buxi (Buchsbaumkrebs), Fusarium-Arten<br />
oder Phomopsis-Arten <strong>und</strong> anderen Blatt- <strong>und</strong><br />
Triebmykosen auf.<br />
Großräumig zeigte sich Ende Mai an Platanen<br />
Befall durch Apiognomonia veneta, den Erreger<br />
der Triebwelke der Platane. Die <strong>im</strong> Juli durchtreibenden<br />
Bäume zeigten e<strong>in</strong>e „Flaschenbürstentracht“.<br />
Abb. 63: Platane - Triebwelke Apiognomonia<br />
veneta
Das Chalara-Triebsterben (Chalara frax<strong>in</strong>ea)<br />
der Eschen war landesweit, verstärkt aber <strong>im</strong><br />
Norden, nachweisbar. Befallene Jung-Gehölze<br />
reagierten häufig mit Absterben der Stammverlängerung.<br />
Verticillium-Welke (Verticillium dahliae)<br />
zeigte sich vor allem an Ahorn-Arten (Acer<br />
pseudoplatanus, A. campestris), auch an L<strong>in</strong>de,<br />
Buchsbaum, Eichenarten u.a. Echte-Mehltau-<br />
Infektionen unter anderem an Rosen, Eichen,<br />
Ahorn, Liguster traten ca. 10 Tage später als <strong>in</strong><br />
den Vorjahren, jedoch mit unveränderter Heftigkeit<br />
auf. Die häufigen Niederschlags- <strong>und</strong><br />
Nebelereignisse <strong>im</strong> Mai förderten den starken<br />
Befallsaufbau.<br />
Die Niederschlagsmengen <strong>im</strong> August <strong>und</strong> September<br />
haben die Gefährdung gegenüber Infektionen<br />
durch Phytophthora-Arten (P. alni, P.<br />
citricola, P. cactorum u.a.) an Nadel- <strong>und</strong> Laubgehölzen<br />
stark ansteigen lassen, visuell sichtbar<br />
werden diese erst <strong>im</strong> kommenden Jahr.<br />
Der <strong>im</strong> Jahr 2009 erstmals beobachtete Buchsbaumzünsler<br />
(Cydal<strong>im</strong>a perspectalis) wurde an<br />
dem bekannten Standort mit gezielten Aktionen<br />
e<strong>in</strong>gedämmt. Das Befallsgebiet hat sich allerd<strong>in</strong>gs<br />
<strong>im</strong> Radius von ca. 5 km <strong>in</strong> Hauptw<strong>in</strong>drichtung<br />
ausgedehnt.<br />
Die Andromeda-Netzwanze, e<strong>in</strong> 2009 erstmals<br />
<strong>in</strong> Brandenburg beobachteter Schädl<strong>in</strong>g, konnte<br />
erneut <strong>in</strong> 2 <strong>Baumschulen</strong> an Lavendelheide beobachtet<br />
werden, wobei aus anderen Regionen<br />
zugeführte Ware als Ausgangsquelle angenommen<br />
werden kann. Trotz guter Bekämpfung <strong>in</strong><br />
der Baumschule wurde offensichtlich mit befallener<br />
Ware dieser Schädl<strong>in</strong>g weiter verbreitet.<br />
Die Rosskastanienm<strong>in</strong>iermotte begann relativ<br />
spät (19.04. – 30.04.) mit der Falteraktivität.<br />
Die gegenüber den Vorjahren entstandene witterungsbed<strong>in</strong>gte<br />
Verspätung von ca. 7 bis 10<br />
Tagen hielt bis zum Juli an. Der Befall an Standorten<br />
mit ungeh<strong>in</strong>derter Populationsentwicklung<br />
war landesweit <strong>im</strong> September / Oktober sehr<br />
stark.<br />
Der Ungleiche Holzbohrer (Xyleborus dispar)<br />
wurde mehrmals <strong>im</strong> Land an jüngeren Platanen<br />
<strong>in</strong> Parks, Hausgärten (Dachplatane) <strong>und</strong><br />
<strong>im</strong> Baumschulbestand <strong>in</strong> Verb<strong>in</strong>dung mit witterungsbed<strong>in</strong>gten<br />
Stressmomenten an exsudierenden<br />
R<strong>in</strong>denrissen an Stamm <strong>und</strong> Stammverlängerung<br />
nachgewiesen.<br />
Jahresbericht 2010<br />
Die Zypressen-Borkenkäfer (Phloeos<strong>in</strong>us bicolor,<br />
P. thujae) haben ansche<strong>in</strong>end durch den wiederholten<br />
extremkalten W<strong>in</strong>ter e<strong>in</strong>en Rückgang<br />
der Population erfahren. 2010 wurden lediglich<br />
2 F<strong>und</strong>e bekannt, während <strong>in</strong> den Vorjahren seit<br />
2001 e<strong>in</strong>e ständige Zunahme der E<strong>in</strong>zelnachweise<br />
<strong>und</strong> Ausdehnung der Befallsareale zu vermerken<br />
war.<br />
Der Eichenprozessionssp<strong>in</strong>ner hat 2010 die<br />
größte Ausdehnung des Brandenburger Befallsgebietes<br />
<strong>und</strong> die höchste Anzahl bekannter Befallsstandorte<br />
außerhalb der Wald- bzw. Forstflächen<br />
erreicht. Westlich der L<strong>in</strong>ie Zepernick<br />
– Berl<strong>in</strong> – Genshagen – Baruth liegt das akute<br />
Befallsgebiet. Deutlich zunehmender Falterflug<br />
ist bis zur Oder/Neiße festgestellt worden, jedoch<br />
ohne erkennbare Fraßschäden, Gesp<strong>in</strong>stballen<br />
<strong>und</strong> Raupenprozessionen. Die durchgeführten<br />
Gegenmaßnahmen mit Insektiziden<br />
zeigten unterschiedliche Wirksamkeit. Während<br />
der Eiablageperiode <strong>im</strong> August waren weniger<br />
als die Hälfte der Tage ohne starke Niederschläge,<br />
womit wiederum günstige Bed<strong>in</strong>gungen für<br />
die Eiablage bestanden.<br />
Abb. 64: Gesp<strong>in</strong>st mit Häutungsresten<br />
<strong>und</strong> Larven des Eichenprozessionssp<strong>in</strong>ners<br />
Pflanzenschutz <strong>im</strong> <strong>Gartenbau</strong><br />
Goldafter traten <strong>in</strong> den südlichen <strong>und</strong> östlichen<br />
Landkreisen als Blattschädl<strong>in</strong>g an Allee- <strong>und</strong><br />
Landschaftsgehölzen auf <strong>und</strong> verursachten<br />
Licht- bis Kahlfraß. Auffällig ist bei den starken<br />
Goldafter-Schadfällen e<strong>in</strong> offensichtlich defizitärer<br />
Status der Hauptprädatoren der Raupen:<br />
brütende S<strong>in</strong>gvögel <strong>und</strong> andere Fe<strong>in</strong>de nachtaktiver<br />
Insekten.<br />
77
Pflanzenschutz <strong>im</strong> <strong>Gartenbau</strong><br />
<strong>5.</strong>4. Pflanzenschutz <strong>im</strong> Zierpflanzenbau<br />
Das w<strong>in</strong>terliche Wetter führte zu beachtlichen<br />
Kosten für den Betrieb von Gewächshäusern,<br />
aber auch zu Frosttrocknisschäden <strong>und</strong> Wachstumsstörungen<br />
an Kalthauskulturen.<br />
Im März, der zum Teil zu warm <strong>und</strong> zu feucht<br />
war, zeigten Pr<strong>im</strong>eln e<strong>in</strong>iger Sorten abiotisch<br />
bed<strong>in</strong>gte doppelte Blüten<strong>in</strong>duktion.<br />
In zwei Betrieben wurde Befall mit Tospo-Viren<br />
an Pericallis (TSWV) <strong>und</strong> an Lobelien (INSV)<br />
nachgewiesen.<br />
Wiederholt wurde bei der Anzucht von Beet- <strong>und</strong><br />
Balkonpflanzen an Pelargonien Befall durch<br />
Xanthomonas campestris pv. pelargonii<br />
nachgewiesen.<br />
In den Violen-Beständen, die <strong>im</strong> Herbst ke<strong>in</strong>e<br />
präventiven Fungizidbehandlungen gegen Falschen<br />
Mehltau erhalten hatten, war <strong>im</strong> Frühjahr<br />
e<strong>in</strong> massiver Befall zu verzeichnen. Dieser<br />
Schadpilz erreichte <strong>im</strong> November erneut e<strong>in</strong> bekämpfungswürdiges<br />
Auftreten.<br />
Der Monat Mai war zu kalt, zu nass <strong>und</strong> zu dunkel,<br />
die Tag-Nacht- Temperaturschwankungen<br />
förderten den Botrytis- Befall <strong>in</strong> diversen Kulturen,<br />
zudem gab es Ausfälle durch bodenbürtige<br />
Pilze. Starke Botrytis<strong>in</strong>fektionen waren erneut<br />
von August bis Oktober zu verzeichnen.<br />
Im Jahr 2010 wurde ke<strong>in</strong> Auftreten von Weißem<br />
Chrysanthemenrost festgestellt.<br />
An Cyclamen wurde Colletotrichum nachgewiesen.<br />
Die aggressive Weichhautmilbenart Polyphagotarsonemus<br />
latus verursachte Schäden an<br />
Begonien <strong>und</strong> Impatiens, <strong>in</strong> Cyclamen-Beständen<br />
war sie vorhanden.<br />
Der Blütenfraß von Jungkäfern des Rapsglanzkäfers<br />
führte zu Schäden an diversen Stauden<br />
<strong>und</strong> Rosen.<br />
Im Frühjahr traten Blattläuse <strong>in</strong> Gewächshäusern<br />
<strong>in</strong> bekämpfungswürdigem Umfang auf. In<br />
Po<strong>in</strong>settien <strong>und</strong> Cyclamen blieb Befall durch<br />
Thripse <strong>und</strong> Weiße Fliege ger<strong>in</strong>g.<br />
78 Jahresbericht 2010<br />
Abb. 65: Pericallis – Schadbild des Tomaten-<br />
Bronzeflecken-Virus (TSWV)<br />
Abb. 66: Lobelien – Schadbild des Impatiens-<br />
Flecken-Virus (INSV)<br />
Abb. 67: Begonie – Befall mit Weichhautmilbe<br />
Polyphagotarsonemus latus<br />
Abb. 68: Impatiens – Befall mit Weichhautmilbe<br />
Polyphagotarsonemus latus
6. Maßnahmen des Biologischen Pflanzenschutzes<br />
Registriert wurde die mit Nützl<strong>in</strong>gen oder anderen<br />
biologischen <strong>und</strong> nicht chemischen Verfahren<br />
behandelte Anbaufläche - hier bezeichnet als<br />
Behandlungsfläche.<br />
Die zusammengestellten Behandlungsflächen<br />
entsprechen <strong>im</strong> Geschützten Anbau e<strong>in</strong>er realen<br />
Anbaufläche von 36,52 ha (davon 28,52 ha Gemüse,<br />
5,50 ha Zierpflanzen <strong>und</strong> 2,50 ha Erdbeeren).<br />
Im Freiland beträgt die erfasste Anbaufläche<br />
259,02 ha (davon 208 ha Obstbau, 50,72 ha<br />
<strong>im</strong> Öffentlichen Grün <strong>und</strong> 0,3 ha <strong>im</strong> ökologischen<br />
Ackerbau).<br />
Im Geschützten Anbau (Unter-Glas-Bereich)<br />
erfolgten Maßnahmen des biologischen Pflanzenschutzes<br />
vorrangig <strong>in</strong> Gurken <strong>und</strong> Tomaten,<br />
wobei der E<strong>in</strong>satz von Hummeln <strong>in</strong> Tomaten zur<br />
Verbesserung der Bestäubung auf 20,80 ha flächenmäßig<br />
an 1. Stelle steht.<br />
Die Ausbr<strong>in</strong>gung der Raubwanze Macrolophus<br />
calig<strong>in</strong>osus <strong>und</strong> Macrolophus pygmaeus sowie<br />
die Freilassung der Schlupfwespe Encarsia<br />
formosa zur Bekämpfung der Weißen Fliege<br />
(Trialeurodes vaporariorum) wurden mit e<strong>in</strong>er<br />
E<strong>in</strong>satzfläche von mehr als 20 ha erfasst.<br />
Auf wesentlich kle<strong>in</strong>eren Flächen wurden die<br />
Raubmilben Amblyseius cucumeris <strong>und</strong> Amblyseius<br />
swirskii gegen Thrips <strong>und</strong> Amblyseius<br />
californicus <strong>und</strong> Phytoseiulus pers<strong>im</strong>ilis gegen<br />
Sp<strong>in</strong>nmilben frei gelassen. Weitere Nützl<strong>in</strong>ge<br />
kamen gegen Blattläuse <strong>in</strong> Tomaten zur Anwendung.<br />
Die Behandlungsflächen s<strong>in</strong>d <strong>im</strong> Vergleich zum<br />
Vorjahr bei Tomaten um über 26 ha gestiegen,<br />
bei Gurken dagegen um r<strong>und</strong> 45 ha zurückgegangen.<br />
Dies ist hauptsächlich durch den Anbauwechsel<br />
<strong>in</strong> e<strong>in</strong>er 10-Hektar-Anlage von Gurken<br />
auf Tomaten begründet. Dazu kommt, dass<br />
be<strong>im</strong> Anbau von Gurken die Kultur <strong>in</strong> Früh- <strong>und</strong><br />
Spätkultur wechselt <strong>und</strong> somit für die erfassten<br />
Jahresbericht 2010<br />
Biologischer Pflanzenschutz<br />
Abb. 69: Hummele<strong>in</strong>satz zur Verbesserung der<br />
Befruchtung be<strong>im</strong> Tomatenanbau <strong>im</strong> Gewächshaus<br />
Abb. 70: E<strong>in</strong>satz der Schlupfwespe Encarsia<br />
formosa gegen die Weiße Fliege Trialeurodes<br />
vaporariorum<br />
Maßnahmen als neue Fläche registriert wird. Andererseits<br />
ist der E<strong>in</strong>satz von Nützl<strong>in</strong>gen, welche<br />
nicht prophylaktisch von Kulturbeg<strong>in</strong>n an e<strong>in</strong>gesetzt<br />
werden, stark vom variierenden Schaderreger-<br />
Aufkommen abhängig.<br />
Bei der Gewächshausgurke kam die Schlupfwespe<br />
Encarsia formosa auf der Fläche von<br />
9,82 ha gegen die Weiße Fliege zum E<strong>in</strong>satz,<br />
gefolgt von den Raubmilben Amblyseius swirskii<br />
auf ca. 7 ha, Amblyseius cucumeris auf ca. 6 ha<br />
hauptsächlich gegen Thrips sowie den Schlupfwespen<br />
Lysiphlebus testaceipes auf ca. 5,4 ha<br />
<strong>und</strong> Aphidius colemanii auf ca. 4,8 ha <strong>und</strong> der<br />
Florfliege Chrysoperla carnea auf ca. 1,1 ha gegen<br />
Blattläuse.<br />
79
Biologischer Pflanzenschutz<br />
Abb. 71: Mit Nutzorganismen behandelte Gr<strong>und</strong>fläche <strong>im</strong> Unter-Glas-Bereich 2010<br />
Gegenüber dem Vorjahr ist die E<strong>in</strong>satzfläche<br />
<strong>im</strong> Zierpflanzenbau von Nutzorganismen mit<br />
ca. 15 ha um ca. 2,7 ha ger<strong>in</strong>ger als <strong>im</strong> Vorjahr.<br />
Es kommt hier e<strong>in</strong> größeres Artenspektrum von<br />
Nutzorganismen zur Anwendung, da die Vielfalt<br />
der Pflanzenarten vor allen D<strong>in</strong>gen <strong>in</strong> den<br />
Indoor-Objekten sehr groß ist, ebenso die der<br />
auftretenden Schaderreger. Nicht alle e<strong>in</strong>geschleppten<br />
Schadorganismen können mit biologischen<br />
Mitteln bekämpft werden.<br />
Die <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Freizeitobjekt aufgetretene neue<br />
Weiße Fliege-Art wurde durch die Schlupfwespe<br />
Encarsia hispida, die zur Bekämpfung der<br />
Weißen-Fliege-Art Crenidorsum aroidephagus<br />
e<strong>in</strong>gesetzt wurde, zum Teil parasitiert. Leider<br />
konnte die Art trotz Bemühungen über das Julius-Kühn-Institut<br />
bislang noch nicht best<strong>im</strong>mt<br />
werden.<br />
Flächenmäßig am größten war der E<strong>in</strong>satz von<br />
entomopathogenen Nematoden (Ste<strong>in</strong>ernematiden)<br />
zur Bekämpfung des Schadschmetterl<strong>in</strong>gs<br />
<strong>und</strong> Quarantäne-Objekts Bananentriebbohrer<br />
(Opogona sacchari) <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Tropenhalle mit<br />
1,7 ha, auf ca. 1 ha gegen Trauermückenlarven<br />
<strong>in</strong> Euphorbien <strong>und</strong> Cyclamen <strong>und</strong> auf Teilflächen<br />
gegen Stabheuschrecken.<br />
Gegen Sp<strong>in</strong>nmilben wurden die Raubmilben<br />
Amblyseius californicus auf (ca.1,6 ha) <strong>und</strong><br />
Phytoseiulus pers<strong>im</strong>ilis (ca.1,5 ha) <strong>und</strong> gegen<br />
Thrips, Weiße Fliege <strong>und</strong> Sp<strong>in</strong>nmilben wurden<br />
80 Jahresbericht 2010<br />
die Raubmilben-Arten Amblyseius swirskii (ca.<br />
2,0 ha) sowie Amblyseius cucumeris (ca. 1,8 ha)<br />
ausgebracht.<br />
Abb. 72: Im Bereich der Innnenraumbegrünung<br />
ausgebrachte Raubmilben – Amblyseius spec.
Be<strong>im</strong> Erdbeeranbau unter Glas spielt nur die<br />
Verbesserung der Bestäubung durch den E<strong>in</strong>satz<br />
von Hummeln e<strong>in</strong>e Rolle, da sich die Bed<strong>in</strong>gungen<br />
für die Entwicklung <strong>und</strong> die Ausbreitung<br />
der Nützl<strong>in</strong>ge <strong>in</strong> den meisten Anlagen als unbefriedigend<br />
herausgestellt haben <strong>und</strong> der Arbeitsaufwand<br />
für die Anbauer größtenteils nicht zu<br />
bewältigen ist. Der Hummele<strong>in</strong>satz erfolgte auf<br />
2,5 ha <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Betrieb.<br />
Im Freiland- Gemüsebau wurde ke<strong>in</strong> Nützl<strong>in</strong>gse<strong>in</strong>satz<br />
registriert. Dagegen erfolgte <strong>im</strong><br />
Öffentlichen Grün e<strong>in</strong>e biologische Bekämpfung<br />
an L<strong>in</strong>den auf e<strong>in</strong>er Fläche von ca. 3,6 ha gegen<br />
Schwammsp<strong>in</strong>ner- Raupen <strong>und</strong> an Eichen<br />
auf verschiedenen Flächen <strong>in</strong>sgesamt auf ca.<br />
Jahresbericht 2010<br />
47,1 ha gegen die Larven des Eichenprozessionssp<strong>in</strong>ners<br />
mit Bacillus thur<strong>in</strong>giensis (kurstaki)<br />
– Präparaten.<br />
Im Obstbau wurde auf e<strong>in</strong>er Fläche von 203 ha<br />
die Verwirrung gegen Apfelwickler durchgeführt.<br />
Auf 5 ha Apfelanbaufläche kamen Granuloseviren<br />
jeweils gegen Schalenwickler <strong>und</strong> gegen Apfelwickler<br />
zur Anwendung.<br />
Die ei-parasitäre Schlupfwespe Trichogramma<br />
brassicae wurde auf 0,3 ha <strong>in</strong> Zuckermais gegen<br />
Maiszünsler e<strong>in</strong>gesetzt.<br />
Insgesamt beläuft sich die erfasste Behandlungsfläche<br />
<strong>im</strong> Freiland auf 264 ha.<br />
Abb. 73: Entwicklung des Nützl<strong>in</strong>gse<strong>in</strong>satzes unter Glas <strong>im</strong> Land Brandenburg<br />
Biologischer Pflanzenschutz<br />
81
Pflanzenges<strong>und</strong>heitskontrolle<br />
7. Pflanzenges<strong>und</strong>heitskontrolle –<br />
Schutz der Pflanzen vor gefährlichen Schadorganismen<br />
Pflanzenges<strong>und</strong>heitliche Maßnahmen sichern<br />
die nachhaltige Pflanzenproduktion, schützen<br />
Pflanzen <strong>in</strong> ihren Lebensräumen <strong>und</strong> damit die<br />
Umwelt <strong>und</strong> den Verbraucher <strong>und</strong> tragen zur M<strong>in</strong><strong>im</strong>ierung<br />
des E<strong>in</strong>satzes von Pflanzenschutzmitteln<br />
bei.<br />
Ziel ist es, zu verh<strong>in</strong>dern, dass Quarantäneschadorganismen<br />
<strong>und</strong> <strong>in</strong>vasive gebietsfremde<br />
Arten aus befallenen Gebieten e<strong>in</strong>geschleppt<br />
oder verbreitet werden bzw. nach e<strong>in</strong>er unerwünschten<br />
E<strong>in</strong>schleppung Gegenmaßnahmen<br />
zur Tilgung oder Begrenzung e<strong>in</strong>es Befalls zu<br />
ergreifen.<br />
7.1. Importe<br />
Pflanzen <strong>und</strong> Pflanzenerzeugnisse aus Drittländern<br />
werden gr<strong>und</strong>sätzlich <strong>in</strong> der Grenze<strong>in</strong>lassstelle<br />
Schönefeld-Flughafen phytosanitär untersucht.<br />
Unter best<strong>im</strong>mten Bed<strong>in</strong>gungen kann die<br />
Ware auch am Empfangsort <strong>in</strong>nerhalb des Landes<br />
kontrolliert werden.<br />
Im Jahr 2010 wurden 1.032 Importsendungen<br />
phytosanitär abgefertigt. Überwiegend wurden<br />
Früchte, Pflanzen <strong>und</strong> Verpackungsmaterial aus<br />
Drittländern e<strong>in</strong>geführt. Haupt<strong>im</strong>portländer waren<br />
<strong>in</strong> diesem Jahr Thailand <strong>und</strong> Israel. 291 Partien<br />
der e<strong>in</strong>geführten Sendungen entsprachen<br />
nicht den gesetzlichen Anforderungen, <strong>in</strong> 145<br />
Fällen wurde die Vernichtung angeordnet.<br />
Da Verpackungsholz e<strong>in</strong>en hohen Risikofaktor<br />
für die Übertragung des Asiatischen Laubholz-<br />
Abb. 74: Anzahl Importsendungen<br />
82 Jahresbericht 2010<br />
Die Aufgabenbereiche der Inspektoren der Pflanzenges<strong>und</strong>heitskontrolle<br />
umfassen die:<br />
• Verh<strong>in</strong>derung der E<strong>in</strong>schleppung <strong>und</strong><br />
Verbreitung von Quarantäneschaderregern<br />
<strong>und</strong> <strong>in</strong>vasiven Arten durch Importe<br />
• Überwachung der Produktion <strong>und</strong> des<br />
Handels von Pflanzen <strong>und</strong> Pflanzenerzeugnissen<br />
<strong>in</strong>nerhalb der Europäischen Union<br />
• Überwachung <strong>und</strong> Bekämpfung von Quarantäneschaderregern<br />
<strong>im</strong> Land Brandenburg<br />
bockkäfers Anoplophora glabripennis <strong>und</strong> des<br />
Kiefernholznematoden Bursaphelenchus xylophilus<br />
darstellt, wird von der EU <strong>und</strong> vielen Drittländern<br />
die Behandlung des Verpackungsholzes<br />
gemäß des Internationalen Standards ISPM 15,<br />
e<strong>in</strong>schließlich der entsprechenden Kennzeichnung,<br />
gefordert. In 3 Fällen wurde die Vernichtung<br />
von Verpackungsholz angeordnet, da es<br />
nicht entsprechend ISPM 15 gekennzeichnet<br />
oder behandelt war.<br />
Die unmittelbare Umgebung der Importstandorte<br />
wird regelmäßig auf durch den Kiefernholznematoden<br />
geschädigte Bäume <strong>und</strong> auf Symptome<br />
des Laubholzbockkäfers kontrolliert. Verdachtsfälle<br />
haben sich <strong>im</strong> Berichtszeitraum nicht bestätigt.
7.2. Export<br />
Die phytosanitäre Exportbearbeitung von<br />
Pflanzen zum Anpflanzen, Handelsprodukten<br />
mit pflanzlicher Herkunft bzw. Erde erfolgt auf<br />
Gr<strong>und</strong>lage der E<strong>in</strong>fuhrvorschriften der Drittländer.<br />
Im Berichtszeitraum wurden 1.465 Sendungen,<br />
bestehend aus 6.580 Pflanzen sowie<br />
Abb. 75: Anzahl Exportsendungen<br />
7.3. Innergeme<strong>in</strong>schaftliches Verbr<strong>in</strong>gen von Pflanzen<br />
Durch den EU-weiten Handel mit Pflanzen <strong>und</strong><br />
Pflanzenerzeugnissen besteht die Gefahr, dass<br />
gefährliche Schaderreger unerkannt über große<br />
Entfernungen <strong>und</strong> weite Gebiete verbreitet werden<br />
können. Um den Handel nur mit ges<strong>und</strong>en<br />
Pflanzen <strong>und</strong> Saatgut zu gewährleisten, müssen<br />
für best<strong>im</strong>mte risikobehaftete Pflanzenarten<br />
Pflanzenpässe ausgestellt werden, die die Freiheit<br />
der betreffenden Sendung von Quarantäneschaderregern<br />
dokumentieren. Produzenten<br />
dieser Pflanzenarten, Händler, Importeure sowie<br />
Holzbehandler oder Verpackungsholzbetriebe<br />
i.S.d. ISPM 15 werden be<strong>im</strong> Pflanzenschutzdienst<br />
registriert <strong>und</strong> unterliegen regelmäßige<br />
Kontrollen.Gemäß Pflanzenbeschauverordnung<br />
(PBVO) s<strong>in</strong>d <strong>im</strong> amtlichen Verzeichnis des Landes<br />
Brandenburg 268 Betriebe registriert. In<br />
diesen Betrieben wurden <strong>im</strong> Berichtszeitraum<br />
Jahresbericht 2010<br />
Pflanzenges<strong>und</strong>heitskontrolle<br />
54.218,97 t pflanzlichen Produkten, kontrolliert<br />
<strong>und</strong> Pflanzenges<strong>und</strong>heitszeugnisse für 67 Empfangsländer<br />
ausgestellt.<br />
Hauptexportländer waren Ukra<strong>in</strong>e, Russland,<br />
Kroatien, Ch<strong>in</strong>a <strong>und</strong> die USA.<br />
<strong>in</strong>sgesamt 317 Betriebskontrollen durchgeführt.<br />
Im Ergebnis der jährlichen M<strong>in</strong>destkontrolle erhielten<br />
66 Betriebe die Genehmigung zum selbständigen<br />
Ausstellen von Pflanzenpässen. In die<br />
Betriebskontrollen wurden die Monitor<strong>in</strong>gs zu<br />
speziellen Schaderregern e<strong>in</strong>bezogen.<br />
Im S<strong>in</strong>ne der Anbaumaterialverordnung<br />
(AGOZV) s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> Brandenburg 21 Betriebe registriert.<br />
Die Kartoffelbestände der registrierten Betriebe<br />
werden regelmäßig auf Kartoffelnematoden<br />
Globodera rostochiensis, G. pallida, Bakterielle<br />
R<strong>in</strong>gfäule der Kartoffel Clavibacter michiganensis,<br />
Schle<strong>im</strong>krankheit der Kartoffel Ralstonia<br />
solanacearum <strong>und</strong> Kartoffelkrebs Synchitrium<br />
endobioticum untersucht. 561 Proben<br />
von Pflanzkartoffeln <strong>und</strong> Speise/ Wirtschaftskartoffeln<br />
wurden <strong>in</strong> 43 Betrieben von den Ins-<br />
83
Pflanzenges<strong>und</strong>heitskontrolle<br />
pektoren der Pflanzenges<strong>und</strong>heitskontrolle <strong>und</strong><br />
der Saatbau<strong>in</strong>spektion gezogen. E<strong>in</strong> Befall mit<br />
der Schle<strong>im</strong>krankheit der Kartoffel Ralstonia solanacearum<br />
sowie mit Kartoffelkrebs Synchitrium<br />
endobioticum wurde nicht festgestellt. Um<br />
die Gefährdung der Kartoffelproduktion aus den<br />
84 Jahresbericht 2010<br />
Abfallprodukten von Stärkefabriken auszuschließen,<br />
wurden die Reststoffe sowie die öffentlichen<br />
Gewässer der Umgebung auf Quarantäneschadorganismen<br />
(QSO) regelmäßig beprobt.<br />
Die Untersuchung ergab <strong>in</strong> jedem Fall e<strong>in</strong>en negativen<br />
Bef<strong>und</strong>.<br />
7.4. Amtliche Erhebungen, Auftreten <strong>und</strong> Bekämpfung von Quarantäneschaderregern<br />
Im Rahmen der gesetzlich vorgeschriebenen<br />
amtlichen Überwachungsmaßnahmen wurden<br />
Monitor<strong>in</strong>gs zu 26 speziellen Schaderregern,<br />
die als Quarantäneschadorganismen e<strong>in</strong>gestuft<br />
s<strong>in</strong>d, durchgeführt. Es erfolgten 1.302 Kontrollen,<br />
u. a. auch Umgebungs-, Fallen- bzw. Handelskontrollen.<br />
E<strong>in</strong> Schwerpunkt war auch 2010 das Monitor<strong>in</strong>g<br />
auf Befall mit dem Citrusbockkäfer (Anoplophora<br />
ch<strong>in</strong>ensis). Aufgr<strong>und</strong> diverser Meldungen<br />
aus der Bevölkerung wurden neben den allgeme<strong>in</strong>en<br />
Umgebungskontrollen spezielle Standorte<br />
<strong>in</strong>tensiv <strong>in</strong>spiziert. Bisher wurde <strong>in</strong> Brandenburg<br />
ke<strong>in</strong> Befall festgestellt. Aufgr<strong>und</strong> erster<br />
Feststellungen <strong>in</strong> Deutschland <strong>und</strong> der hohen<br />
Wirtspflanzenanzahl wird das Monitor<strong>in</strong>g 2011<br />
weiterh<strong>in</strong> verstärkt durchgeführt.<br />
Zum Auftreten von Feuerbrand (Erw<strong>in</strong>ia amylovora)<br />
wurden 28 Kontrollen durchgeführt. In zwei<br />
Fällen wurde labordiagnostisch an Crataegus<br />
der Erreger des Feuerbrandes bestätigt. Gezielte<br />
Schnittmaßnahmen bzw. die Vernichtung der<br />
befallenen Pflanzen wurden angeordnet.<br />
Zur Überwachung des Auftretens von Potato<br />
sp<strong>in</strong>dle tuber viroid (PSTVd) an Solanaceen<br />
wurden 43 Proben von Petunia <strong>und</strong> Callibrachoa<br />
mittels PCR getestet. Das Monitor<strong>in</strong>g zum Auftreten<br />
von Potato sp<strong>in</strong>dle tuber viroid erbrachte<br />
an Zierpflanzen <strong>und</strong> Tomaten <strong>im</strong> Land Brandenburg<br />
ke<strong>in</strong>en Befall.<br />
Bei E<strong>in</strong>fuhrkontrollen wurden Potato sp<strong>in</strong>dle tuber<br />
viroid an zwei Sendungen Petunia <strong>und</strong> e<strong>in</strong>er<br />
Sendung Callibrachoa aus Israel festgestellt <strong>und</strong><br />
entsprechende Maßnahmen veranlasst.<br />
Auch <strong>in</strong> der Forschung wird auf <strong>in</strong>ternationale<br />
Zusammenarbeit gesetzt. Forschungsobjekte<br />
s<strong>in</strong>d zunehmend Schadorganismen, Pflanzen<br />
<strong>und</strong> sonstige Gegenstände (z. B. Erden), die für<br />
die Pflanzenges<strong>und</strong>heit e<strong>in</strong> Risiko darstellen <strong>und</strong><br />
daher entweder dem E<strong>in</strong>fuhrverbot oder strengen<br />
Vorsichtsmaßnahmen unterliegen. Das Arbeiten<br />
mit solchen Objekten <strong>und</strong> die E<strong>in</strong>fuhr bzw.<br />
das Verbr<strong>in</strong>gen müssen genehmigt <strong>und</strong> kontrolliert<br />
werden. 2010 wurden 53 Ermächtigungen<br />
zur E<strong>in</strong>fuhr bzw. zum Verbr<strong>in</strong>gen zu Versuchs-,<br />
Forschungs- <strong>und</strong> Züchtungszwecken erteilt.<br />
Zur Beurteilung des Befallsrisikos mit dem Kiefernholznematoden<br />
Bursaphelenchus xylophilus<br />
wurden Holz- <strong>und</strong> Hackschnitzelproben aus<br />
Forstrevieren, Sägewerken <strong>und</strong> Risikostandorten<br />
gezogen <strong>und</strong> untersucht. Befallsnachweise<br />
ergaben sich dabei für das Land Brandenburg<br />
nicht. Mit jährlich 15 Fangbäumen an Risikostandorten<br />
wurde das Vorkommen des Vektors<br />
Monochamus spp. sowie dessen Trägerschaft<br />
mit Bursaphelenchus spp. überwacht.<br />
Im Rahmen des EU-weiten Monitor<strong>in</strong>gs zum<br />
Auftreten von Pep<strong>in</strong>o mosaic virus an Tomaten<br />
wurden die Bestände <strong>in</strong> Jungpflanzen- <strong>und</strong><br />
Produktionsbetrieben kontrolliert. Die Testung<br />
der Tomatenpflanzen ergab ke<strong>in</strong>e H<strong>in</strong>weise auf<br />
e<strong>in</strong>en Befall mit dem Virus. In zwei Fällen wurden<br />
Symptome an Früchten festgestellt <strong>und</strong> der<br />
Ursprung des Befalls rückverfolgt.<br />
Monitor<strong>in</strong>gs zum Auftreten von Phytophthora<br />
ramorum wurden an relevanten Standorten<br />
von Rhododendron, Viburnum <strong>und</strong> Camellia<br />
weitergeführt. Ke<strong>in</strong>e der <strong>in</strong> Brandenburg produzierten<br />
Pflanzen war mit dem Erreger <strong>in</strong>fiziert. In<br />
Handelskontrollen wurde Befall an aus anderen<br />
B<strong>und</strong>esländern zugeführten Pflanzen festgestellt.<br />
Die Anzahl der B<strong>und</strong>esländer, <strong>in</strong> denen der Käfer<br />
des Westliche Maiswurzelbohrer (Diabrotica<br />
virgifera) <strong>in</strong> Maisbeständen nachgewiesen<br />
wurde, hat sich 2010 auf vier erhöht. Im Rahmen<br />
e<strong>in</strong>es Monitor<strong>in</strong>gs wurden <strong>im</strong> Land Brandenburg<br />
94 Fallen an 57 Standorten aufgestellt <strong>und</strong><br />
14-tägig kontrolliert. Die Überwachung konzentrierte<br />
sich auf Risikogebiete (Flughafen Schönefeld,<br />
Grenznähe Polen, <strong>in</strong>tensive Maisanbaugebiete<br />
mit Selbstfolge bzw. enger Fruchtfolge<br />
von Mais, Hauptverkehrswege aus Richtung der<br />
Befallsgebiete). Die Gefahr der Verbreitung ist<br />
sehr hoch, da der Maiswurzelbohrer <strong>in</strong> mehreren<br />
europäischen Staaten, <strong>in</strong>sbesondere auch<br />
<strong>im</strong> Nachbarland Polen vorkommt. Durch den<br />
Anbau von Mais zur Biogaserzeugung n<strong>im</strong>mt<br />
mit der jährlich steigenden Anbaufläche <strong>in</strong> Bran-
denburg auch das Risiko e<strong>in</strong>es Befalls zu. Um<br />
sofort nach Befallsfeststellung alle notwendigen<br />
Maßnahmen zur Vernichtung <strong>und</strong> Ausrottung<br />
e<strong>in</strong>leiten zu können, wurde e<strong>in</strong> umfangreicher<br />
Maßnahmeplan zur Bekämpfung des Maiswurzelbohrers<br />
für alle Beteiligten erstellt. Dieser best<strong>im</strong>mt<br />
die Vorgehensweise, Maßnahmen <strong>und</strong><br />
Verantwortlichkeiten. E<strong>in</strong> Befall wurde 2010 nicht<br />
festgestellt.<br />
Das Auftreten neuer Schaderreger <strong>in</strong> der EU <strong>und</strong><br />
deren Risiko von wirtschaftlichen <strong>und</strong> Umweltschäden<br />
erforderten neue gesetzliche Regelungen.<br />
Das Auftreten der Esskastaniengallwespe<br />
Dryocosmus kuriphilus wurde entsprechend<br />
Entscheidung 2006/464/EG überwacht <strong>und</strong> ke<strong>in</strong><br />
Befall festgestellt. Ebenfalls wurde ke<strong>in</strong> Befall<br />
mit dem Pechkrebs der Kiefer Giberella circ<strong>in</strong>ata,<br />
geregelt durch Entscheidung 2007/433/EG,<br />
gef<strong>und</strong>en. Betriebe, die Wirtspflanzen des Potato<br />
sp<strong>in</strong>dle tuber viroid produzieren oder handeln,<br />
7.<strong>5.</strong> Apfeltriebsucht <strong>und</strong> Birnenverfall<br />
– e<strong>in</strong> Risiko für <strong>Baumschulen</strong> <strong>und</strong> Obstproduzenten<br />
In e<strong>in</strong>em Reisermuttergarten <strong>in</strong> Deutschland<br />
wurden 2010 Apfeltriebsucht (Apple proliferation<br />
mycoplasm) <strong>und</strong> Birnenverfall (Pear decl<strong>in</strong>e<br />
mycoplasm) festgestellt. Befallsverdächtige Reiser<br />
wurden auch <strong>in</strong> Empfangsbetriebe <strong>in</strong> Brandenburg<br />
geliefert <strong>und</strong> dort zu Baumschulware<br />
7.<strong>5.</strong>1. Apfeltriebsucht<br />
Im Apfelanbau gehört die Apfeltriebsucht zu den<br />
wirtschaftlich bedeutendsten Krankheiten. In<br />
den 50er Jahren des 20. Jahrh<strong>und</strong>erts wurde sie<br />
zum ersten Mal beschrieben. Da am Beg<strong>in</strong>n der<br />
Produktionskette das Auftreten besonders verheerende<br />
Folgen haben kann, erfordert es von<br />
<strong>Baumschulen</strong> <strong>und</strong> Obst produzierenden Betrieben<br />
besondere Aufmerksamkeit.<br />
Alle Sorten können befallen werden, jedoch <strong>in</strong><br />
der Ausprägung der Krankheit verschieden stark.<br />
Die Verr<strong>in</strong>gerung der Fruchtgröße, Gewichtsverlust<br />
<strong>und</strong> die m<strong>in</strong>dere Qualität der Früchte<br />
sowie die Verr<strong>in</strong>gerung der Vitalität der Bäume<br />
<strong>und</strong> zunehmende Anfälligkeit für pulverförmigen<br />
Jahresbericht 2010<br />
Pflanzenges<strong>und</strong>heitskontrolle<br />
wurden entsprechend Entscheidung 2007/410/<br />
EG überwacht. Befall wurde an <strong>im</strong>portierter<br />
Ware aus Drittländern sowie Zufuhren aus anderen<br />
B<strong>und</strong>esländern diagnostiziert. Aufmerksamkeit<br />
erfordert auch der Indomalaiische Palmenrüssler<br />
Rhynchophorus ferrug<strong>in</strong>eus, der durch<br />
Entscheidung 2007/365/EG geregelt ist <strong>und</strong> <strong>in</strong><br />
se<strong>in</strong>en Befallsgebieten Bestände mehrerer Palmenarten<br />
zum Absterben br<strong>in</strong>gt.<br />
Zu neuen Schaderregern, die <strong>in</strong> der „Alertliste“<br />
der EPPO gelistet s<strong>in</strong>d, werden <strong>im</strong> Rahmen von<br />
Risikoanalysen Monitor<strong>in</strong>gs zur Ermittlung des<br />
Befallsausmaßes, des Schadpotentials sowie<br />
der Prüfung auf gesetzliche Regelungen durchgeführt,<br />
z.B. Xanthomonas axonopodis an Euphorbien,<br />
Cyl<strong>in</strong>drocladium buxicola <strong>und</strong> Diaphania<br />
perspectalis an Buchsbaum oder Fusarium<br />
foetens an Begonien.<br />
veredelt. In den betreffenen <strong>Baumschulen</strong> wurden<br />
die Bestände kontrolliert <strong>und</strong> Bekämpfungsmaßnahmen<br />
angeordnet, um e<strong>in</strong>e Ausbreitung<br />
durch Baumschulware zu verh<strong>in</strong>dern. Apfel- <strong>und</strong><br />
Birnbäume aus den Reiserlieferungen vergangener<br />
Jahre werden weiterh<strong>in</strong> überwacht.<br />
Mehltau (Podosphaera leucotricha) s<strong>in</strong>d die Folgen.<br />
Apple proliferation phytoplasma ist deshalb gemäß<br />
§ 13a (1) Pflanzenbeschauverordnung (PBVO)<br />
e<strong>in</strong> Quarantäneschadorganismus, dessen E<strong>in</strong>schleppung<br />
<strong>und</strong> Ausbreitung <strong>in</strong> die bzw. <strong>in</strong> den<br />
Mitgliedsstaaten verboten ist. E<strong>in</strong> Befall oder<br />
Befallsverdacht ist gemäß § 1a der Pflanzenbeschauverordnung<br />
meldepflichtig.<br />
Die Krankheit kommt bisher nur <strong>in</strong> Europa vor.<br />
Betroffen s<strong>in</strong>d vor allem Mittel-, Ost- <strong>und</strong> Südeuropa.<br />
E<strong>in</strong>e weitere Ausbreitung kann zu erheblichen<br />
Ertragse<strong>in</strong>bußen <strong>im</strong> gesamten europäischen<br />
<strong>und</strong> mediterranen Apfelanbau führen.<br />
85
Pflanzenges<strong>und</strong>heitskontrolle<br />
Übertragungswege<br />
Die Möglichkeit der E<strong>in</strong>schleppung von <strong>in</strong>fiziertem<br />
Pflanzenmaterial ist relativ hoch. Pflanzen<br />
können latent befallen se<strong>in</strong> <strong>und</strong> zeigen daher<br />
über mehrere Jahre ke<strong>in</strong>e Symptome. Die Übertragung<br />
der Krankheit ist durch Edelreiser <strong>und</strong><br />
Unterlagen möglich. Wurzelverwachsungen <strong>in</strong><br />
engbepflanzten Anlagen zählen ebenso zu e<strong>in</strong>er<br />
möglichen Übertragungsquelle.<br />
Phloem-blattsaugende Insekten (Psylliden) verbreiten<br />
als Vektoren die Krankheit auf natürlichem<br />
Wege. Cacopsylla picta (=costalis) <strong>und</strong><br />
Cacopsylla melanoneura s<strong>in</strong>d die wichtigsten<br />
Überträger. Psylliden können den Erreger effizient<br />
von Baum zu Baum weitergeben <strong>und</strong> so die<br />
Krankheit flächenmäßig <strong>in</strong> den Anlagen übertragen.<br />
E<strong>in</strong>e Übertragung durch Samen <strong>und</strong> Pollen<br />
wird ausgeschlossen.<br />
Abb. 76: Symptom Hexenbesen<br />
(Foto: E. Mar<strong>in</strong>g, Thür<strong>in</strong>ger Landesanstalt<br />
für Landwirtschaft)<br />
7.<strong>5.</strong>2. Birnenverfall<br />
Pear decl<strong>in</strong>e mycoplasm (Pear decl<strong>in</strong>e phytoplasma)<br />
ist gemäß § 13a (1) Pflanzenbeschauverordnung<br />
(PBVO) e<strong>in</strong> Quarantäneschadorganismus,<br />
dessen E<strong>in</strong>schleppung <strong>und</strong> Ausbreitung<br />
<strong>in</strong> die bzw. <strong>in</strong> den Mitgliedsstaaten verboten ist.<br />
E<strong>in</strong> Befall oder Befallsverdacht ist gemäß § 1a<br />
der Pflanzenbeschauverordnung meldepflichtig.<br />
Er kommt besonders <strong>in</strong> den mittel- <strong>und</strong> ost-/<br />
süd-ost-europäischen Ländern vor. Weitere Ver-<br />
86 Jahresbericht 2010<br />
Bekämpfung<br />
Die Forschungsaktivitäten s<strong>in</strong>d meist auf die<br />
Züchtung resistenter Sorten konzentriert. Derzeit<br />
s<strong>in</strong>d resistente Unterlagen der effizienteste<br />
Weg, um die Krankheit e<strong>in</strong>zudämmen bzw. die<br />
Ausbreitung zu vermeiden. Ebenso ist die Verwendung<br />
ges<strong>und</strong>en Pflanzenmaterials e<strong>in</strong>e vorbeugende<br />
Maßnahme.<br />
Da die Vektoren (Psylliden) nur <strong>in</strong> ger<strong>in</strong>ger Anzahl<br />
auftreten <strong>und</strong> zu deren Bekämpfung ke<strong>in</strong>e<br />
Pflanzenschutzmittel zugelassen s<strong>in</strong>d, ist es<br />
kaum möglich, die natürliche Ausbreitung der<br />
Krankheit zu verh<strong>in</strong>dern.<br />
Gemäß § 5 der Pflanzenbeschauverordnung<br />
(PBVO) i.V.m. Anhang IV Teil A Kapitel I Nummer<br />
22.2 der Richtl<strong>in</strong>ie 2000/29/EG) müssen<br />
Pflanzen von Malus zum Anpflanzen best<strong>im</strong>mt<br />
mit Herkunft aus Nicht-EU-Ländern, bzw. lt. §<br />
13b der PBVO i.V.m. Anhang IV Teil A Kapitel II<br />
Nummer 15 der RL 2000/29/EG) <strong>in</strong>nerhalb der<br />
Europäischen Geme<strong>in</strong>schaft erzeugtes Pflanzgut<br />
von Malus, aus befallsfreien Gebieten stammen<br />
oder als frei von Apple proliferation phytoplasma<br />
getestet worden se<strong>in</strong>. Darüber h<strong>in</strong>aus<br />
s<strong>in</strong>d weitere Anforderungen <strong>in</strong> diesen Anhängen<br />
aufgeführt. Weiterh<strong>in</strong> ist entscheidend, ob die<br />
Pflanzen aus Samen angezogen oder vegetativ<br />
vermehrt wurden.<br />
Wird an Bäumen e<strong>in</strong>e Infektion festgestellt, müssen<br />
diese umgehend gerodet werden. Die regelmäßige<br />
Kontrolle von Neuanpflanzungen wird<br />
dr<strong>in</strong>gend empfohlen. Neuanpflanzungen auf Befallsflächen<br />
s<strong>in</strong>d zu vermeiden. Bei Nachpflanzungen<br />
ist darauf zu achten, möglichst alle alten<br />
Wurzeln zu entfernen.<br />
breitungsgebiete s<strong>in</strong>d die B<strong>und</strong>esstaaten an der<br />
Pazifikküste der USA <strong>und</strong> Kanadas. Vere<strong>in</strong>zelt<br />
wurde er <strong>in</strong> Deutschland schon festgestellt.<br />
Der Hauptwirt dieser Krankheit ist Birne (Pyrus<br />
L.). Es kann aber auch Quitte (Cydonia Mill.) befallen<br />
werden.<br />
E<strong>in</strong> Symptom des Birnenverfalls ist die Ausbildung<br />
kle<strong>in</strong>er Früchte, e<strong>in</strong>hergehend mit Qualitätsverlust.<br />
Die Schäden reichen von Ertrags-
e<strong>in</strong>bußen bis zum vorzeitigen Absterben der<br />
Bäume. Die Krankheit ist <strong>im</strong> Birnenanbau Europas<br />
von wirtschaftlicher Bedeutung.<br />
Übertragungswege<br />
Die natürliche Ausbreitung erfolgt durch E<strong>in</strong>wanderung<br />
von phloem-/blattsaugenden Insekten<br />
(Blattflöhe: Cacopsylla pyricola, C. pyri, C. pyrisuga)<br />
als Vektoren, aber das ist <strong>in</strong> der Regel nur<br />
über e<strong>in</strong>e kurze Distanz möglich, z. B. von Baum<br />
zu Baum, von Obstplantage zu Obstplantage<br />
oder über wilde Wirtspflanzen.<br />
Über größere Entfernungen, auch über Ländergrenzen,<br />
breitet sich die Krankheit über <strong>in</strong>fizierte<br />
Birnbäume, Pfropfholz, Edelreiser <strong>und</strong> Unterlagen<br />
aus, möglicherweise auch durch Verschleppung<br />
der Vektoren.<br />
Bekämpfung<br />
Resistente Unterlagen s<strong>in</strong>d der effizienteste<br />
Weg, um die Krankheit e<strong>in</strong>zudämmen bzw. die<br />
Ausbreitung zu vermeiden. Ebenso ist die Verwendung<br />
ges<strong>und</strong>en, kontrollierten <strong>und</strong> zertifizierten<br />
Pflanzenmaterials e<strong>in</strong>e vorbeugende Maßnahme.<br />
Zugekaufte Edelreiser <strong>und</strong> Unterlagen<br />
sollten auf latenten Befall untersucht werden.<br />
Da die Vektoren (Psylliden) nur <strong>in</strong> ger<strong>in</strong>ger Anzahl<br />
auftreten <strong>und</strong> zu deren Bekämpfung ke<strong>in</strong>e<br />
Pflanzenschutzmittel zugelassen s<strong>in</strong>d, ist es<br />
kaum möglich die natürliche Ausbreitung der<br />
Krankheit zu verh<strong>in</strong>dern.<br />
Gemäß § 5 der Pflanzenbeschauverordnung<br />
(PBVO) i.V.m. Anhang IV Teil A Kapitel I Nummer<br />
20 der Richtl<strong>in</strong>ie 2000/29/EG) müssen Pflanzen<br />
von Cydonia Mill. <strong>und</strong> Pyrus L,. zum Anpflanzen<br />
Jahresbericht 2010<br />
Abb. 77: Birnenverfall, vorzeitige<br />
Laubfärbung<br />
(Foto: E. Mar<strong>in</strong>g, Thür<strong>in</strong>ger Landesanstalt<br />
für Landwirtschaft)<br />
best<strong>im</strong>mt, mit Herkunft aus Nicht-EU-Ländern,<br />
bzw. lt. § 13b der PBVO i.V.m. Anhang IV Teil A<br />
Kapitel II Nummer 13 der RL 2000/29/EG) <strong>in</strong>nerhalb<br />
der Europäischen Geme<strong>in</strong>schaft erzeugtes<br />
Pflanzgut von Cydonia Mill. <strong>und</strong> Pyrus L., diesen<br />
Anforderungen entsprechen. Weiterh<strong>in</strong> ist entscheidend,<br />
ob die Pflanzen aus Samen angezogen<br />
oder vegetativ vermehrt wurden.<br />
Wird an Bäumen e<strong>in</strong>e Infektion festgestellt, müssen<br />
diese umgehend gerodet werden. Die regelmäßige<br />
Kontrolle von Neuanpflanzungen wird<br />
dr<strong>in</strong>gend empfohlen. Neuanpflanzungen auf Befallsflächen<br />
s<strong>in</strong>d zu vermeiden. Bei Nachpflanzungen<br />
ist darauf zu achten, möglichst alle alten<br />
Wurzeln zu entfernen.<br />
7.6. Gefahr für Wirtschaft <strong>und</strong> Umwelt durch neue Schaderreger an Gehölzen<br />
7.6.1. Der Citrusbockkäfer (Anoplophora ch<strong>in</strong>ensis)<br />
Wie Beobachtungen <strong>in</strong> vergangenen Jahren <strong>in</strong><br />
Deutschland <strong>und</strong> anderen EU-Staaten sowie aktuelle<br />
Informationen zur Befallssituation bei e<strong>in</strong>geführten<br />
Acer-Sendungen aus Ch<strong>in</strong>a zeigen, ist<br />
die E<strong>in</strong>schleppung <strong>und</strong> Etablierung asiatischer<br />
Bockkäferarten e<strong>in</strong>e reale Gefahr.<br />
In den letzten Jahren wurde an mehreren Sendungen<br />
von Acer-Pflanzen aus Ch<strong>in</strong>a bei der<br />
E<strong>in</strong>fuhr <strong>in</strong> die Niederlande Befall mit A. ch<strong>in</strong>ensis<br />
festgestellt, die Partien wurden vernichtet.<br />
Der Citrusbockkäfer gelangte bereits vor dem<br />
Jahr 2000, vermutlich mit Bonsaipflanzen, nach<br />
Norditalien <strong>und</strong> hat dort zu Befall <strong>in</strong> <strong>Baumschulen</strong><br />
geführt, der nicht mehr ausgerottet werden<br />
konnte. Baumschulprodukte aus Italien (z.B. <strong>in</strong><br />
Pflanzenges<strong>und</strong>heitskontrolle<br />
Töpfen oder Ballen ab 2-4 cm Stammdurchmesser<br />
e<strong>in</strong>schl. Bonsai, aber auch Formgehölze <strong>und</strong><br />
Großbäume) stellen deshalb e<strong>in</strong> besonderes Risiko<br />
dar. Weitere Quarantänefälle traten <strong>in</strong> Großbritannien,<br />
den Niederlanden, Frankreich, Polen<br />
<strong>und</strong> der Schweiz auf. Im Juni 2008 wurde e<strong>in</strong> Befall<br />
von Anoplophora ch<strong>in</strong>ensis an Pflanzen von<br />
Acer palmatum, die von e<strong>in</strong>em großen Lebensmitteldiscounter<br />
<strong>in</strong> Deutschland vertrieben wurden,<br />
festgestellt. Befallene Pflanzen wurden <strong>in</strong><br />
Bayern <strong>und</strong> NRW gef<strong>und</strong>en. Generell ist die Verbreitung<br />
mit befallener Ware wesentlich schneller,<br />
weiter <strong>und</strong> <strong>in</strong>tensiver <strong>und</strong> somit gefährlicher<br />
als e<strong>in</strong>e Ausbreitung aufgr<strong>und</strong> des natürlichen<br />
Flugvermögens der Schädl<strong>in</strong>ge.<br />
87
Pflanzenges<strong>und</strong>heitskontrolle<br />
In se<strong>in</strong>er ursprünglichen He<strong>im</strong>at schädigt A. ch<strong>in</strong>ensis<br />
e<strong>in</strong>e Vielzahl von Baumarten, besonders<br />
stark Zitrusbäume. In Italien wurde v.a. Befall an<br />
Acer-Arten registriert, ferner an Platanus, Betula,<br />
Carp<strong>in</strong>us, Fagus sowie an Aesculus, Corylus,<br />
Cotoneaster, Crataegus, Lagerstroemia, Malus,<br />
Populus, Prunus, Rosa, Quercus <strong>und</strong> Ulmus.<br />
Weitere Quellen nennen für andere Verbreitungsgebiete<br />
auch Camellia, Castanea, Eriobotrya,<br />
Frax<strong>in</strong>us, Hibiscus, Ilex, Juglans, Morus,<br />
Phot<strong>in</strong>ia, Pyracantha, Pyrus, Rubus, Salix <strong>und</strong><br />
Stranvaesia.<br />
Die Citrusbockkäfer s<strong>in</strong>d auffällig groß (bis ca. 4<br />
cm), haben lange Fühler <strong>und</strong> glänzend schwarze<br />
Flügeldecken mit unregelmäßiger heller Fleckung.<br />
Sie ersche<strong>in</strong>en <strong>im</strong> Zeitraum April bis August<br />
(Höhepunkt Mitte Juni) <strong>und</strong> s<strong>in</strong>d tagaktiv.<br />
Zunächst nagen sie an den Blättern, Blattstielen<br />
<strong>und</strong> der zarten R<strong>in</strong>de von Zweigen bevorzugter<br />
Wirtspflanzen. Die Eier werden e<strong>in</strong>zeln an der<br />
Stammbasis oder an freiliegenden Wurzeln <strong>in</strong><br />
Gruben unter die R<strong>in</strong>de abgelegt. Die Larven<br />
schlüpfen nach 1-3 Wochen <strong>und</strong> fressen zunächst<br />
<strong>im</strong> Inneren der R<strong>in</strong>de, später <strong>im</strong> Holz, wo<br />
sie große unregelmäßige Bohrgänge mit groben<br />
Nagespänen h<strong>in</strong>terlassen <strong>und</strong> auch die Verpuppung<br />
erfolgt. Der Entwicklungszyklus dauert je<br />
nach Kl<strong>im</strong>averhältnissen bis zu zwei Jahre. Die<br />
geschlüpften Käfer verlassen durch Ausbohrlöcher<br />
die befallenen Gehölze.<br />
Äußerlich ist Pflanzen e<strong>in</strong> Larvenbefall zunächst<br />
oft nicht anzusehen. Bei fortgeschrittenem Fraß<br />
<strong>und</strong> bei hoher Befalls<strong>in</strong>tensität kommt es zu Welke,<br />
Blattfall oder Wuchsm<strong>in</strong>derung <strong>in</strong>folge Wasser-<br />
<strong>und</strong> Nährstoffmangel durch Zerstörung der<br />
Leitungsbahnen oder zu Bruch an den Pflanzen,<br />
weil die Bohrgänge <strong>im</strong> Holz dessen Festigkeit<br />
m<strong>in</strong>dern. Ferner können sek<strong>und</strong>äre Schäden<br />
durch andere Pflanzenpathogene e<strong>in</strong>treten.<br />
Intensive <strong>und</strong> wiederholte Kontrollen s<strong>in</strong>d vor<br />
allem bei Pflanzenmaterial notwendig, das aufgr<strong>und</strong><br />
se<strong>in</strong>er Herkunft potentiell gefährdet se<strong>in</strong><br />
könnte. Bei Bezug über Zwischenhändler ist<br />
gezielt nach dem Ursprungsort zu fragen. Zur<br />
Kontrolle müssen die Proben ggf. mechanisch<br />
zerkle<strong>in</strong>ert werden, um das Innere der Pflanzen<br />
zu untersuchen. Ferner ist auf die o.g. Schadsymptome,<br />
e<strong>in</strong>schl. eventuell vorhandener Ausbohrlöcher,<br />
zu achten. Es ist zu beachten, dass<br />
auch die Verpackungen, <strong>in</strong> denen die Pflanzen<br />
geliefert wurden, mit lebenden Larven, Puppen<br />
oder Käfern kontam<strong>in</strong>iert se<strong>in</strong> können.<br />
88 Jahresbericht 2010<br />
Besondere Gefahren <strong>und</strong> Risiken <strong>im</strong> Zusammenhang<br />
mit e<strong>in</strong>er E<strong>in</strong>schleppung des Citrusbockkäfers<br />
resultieren u.a. aus folgenden Gegebenheiten:<br />
• Der Schädl<strong>in</strong>g kann sich unter geeigneten<br />
Kl<strong>im</strong>abed<strong>in</strong>gungen <strong>in</strong> neuen Gebieten außerhalb<br />
se<strong>in</strong>er natürlichen He<strong>im</strong>at etablieren<br />
<strong>und</strong> von dort weiter verschleppt werden bzw.<br />
sich von dort aktiv durch Flug weiter verbreiten.<br />
E<strong>in</strong> Anfangsbefall ist schwer zu entdecken.<br />
• Er befällt völlig vitale Bäume <strong>und</strong> kann sie<br />
zum Absterben br<strong>in</strong>gen.<br />
• Die Anzahl geeigneter Wirtspflanzen ist sehr<br />
hoch <strong>und</strong> betrifft Laubgehölze, e<strong>in</strong>schl. Zierformen<br />
<strong>und</strong> Obstbäume.<br />
• Das Auftreten <strong>in</strong> <strong>Baumschulen</strong> verursacht<br />
hohe ökonomische Schäden <strong>und</strong> kann zu<br />
dem e<strong>in</strong>e <strong>in</strong>tensive <strong>und</strong> schnelle Weiterverbreitung<br />
nach sich ziehen.<br />
Es ist deshalb notwendig, jegliche E<strong>in</strong>schleppung<br />
oder Anfangsbefall sofort zu entdecken<br />
<strong>und</strong> auszurotten.<br />
Die Bockkäferarten Anoplophora ch<strong>in</strong>ensis (Citrusbockkäfer),<br />
A. glabripennis (Asiatischer Laubholzbockkäfer)<br />
sowie die weitere Art A. ch<strong>in</strong>ensis<br />
form „malasiaca“ s<strong>in</strong>d Quarantäneschadorganismen<br />
entsprechend Pflanzenbeschauverordnung.<br />
Abb. 78: Citrusbockkäfer (A. ch<strong>in</strong>ensis)<br />
(Quelle: EPPO)
7.6.2. Der Asiatische Laubholzbockkäfer (Anoplophora glabripennis)<br />
Der Asiatische Laubholzbockkäfer wurde<br />
erstmals 2004 <strong>in</strong> Bayern festgestellt. Vornehmlich<br />
waren die Käferf<strong>und</strong>e <strong>in</strong> der Umgebung von<br />
Firmen, die ch<strong>in</strong>esische Baumaterialien aus<br />
Granit umschlagen. Er stammt, wie der Citrusbockkäfer,<br />
aus der Familie der Cerambicydae<br />
<strong>und</strong> ähnelt diesem <strong>in</strong> Aussehen, Lebensweise<br />
sowie h<strong>in</strong>sichtlich Schadbild <strong>und</strong> Schadwirkung.<br />
Verpackungsholz ist für ihn e<strong>in</strong> wichtiger Übertragungsweg<br />
bei der E<strong>in</strong>schleppung <strong>und</strong> Ausbreitung.<br />
Es besteht die Gefahr e<strong>in</strong>er starken<br />
Schädigung bis h<strong>in</strong> zur Vernichtung unserer<br />
Wälder bzw. des öffentlichen Grüns.<br />
Deshalb wurden vor fünf Jahren weltweit anerkannte<br />
Maßnahmen festgelegt, die das Risiko<br />
der Ausbreitung wesentlich reduzieren.<br />
Mit der E<strong>in</strong>führung des Internationalen Standards<br />
für Phytosanitäre Maßnahmen ISPM 15<br />
gelten für den Export <strong>in</strong> viele Länder besondere<br />
Vorschriften für die Behandlung von Verpackungsmaterial<br />
aus Rohholz.<br />
Verpackungsmaterial aus Holz, neu oder gebraucht,<br />
das be<strong>im</strong> Transport von Waren e<strong>in</strong>gesetzt<br />
wird, können Paletten, Kabeltrommeln,<br />
Kisten aller Art, Kanthölzer, Stützbalken, Lastenträger<br />
oder Stauholz se<strong>in</strong>.<br />
Bislang gibt es nur noch e<strong>in</strong>e anerkannte Maßnahme<br />
zur Behandlung des Rohholzes -die Hitzebehandlung<br />
(HT).<br />
Der E<strong>in</strong>satz von Methylbromid zur Begasung ist<br />
seit September 2006 <strong>in</strong> Deutschland verboten.<br />
E<strong>in</strong> Ersatzmittel ist derzeit nicht zugelassen.<br />
Verpackungsmaterial aus Drittländern h<strong>in</strong>gegen<br />
kann durchaus mit Methylbromid behandelt se<strong>in</strong>.<br />
7.7. Neue gesetzliche Regelungen<br />
Im Oktober 2010 trat die „Verordnung zur Bekämpfung<br />
des Kartoffelkrebses <strong>und</strong> der Kartoffelzystennematoden“<br />
<strong>in</strong> Kraft. Sie dient der<br />
Umsetzung der Richtl<strong>in</strong>ie 2007/33/EG <strong>und</strong> der<br />
EU-weiten Feststellung der Verbreitung der<br />
Kartoffelzystennematoden (Globodera rostochiensis,<br />
Globodera pallida) <strong>und</strong> schreibt<br />
deren Bekämpfung vor. Dazu s<strong>in</strong>d Erhebungen<br />
(Monitor<strong>in</strong>gs) erforderlich, die das Referat<br />
Pflanzenges<strong>und</strong>heitskontrolle <strong>in</strong> Brandenburg<br />
durchführt. Vorgeschrieben ist, dass 0,5 % der<br />
gesamten Speise- <strong>und</strong> Wirtschaftskartoffelfläche<br />
<strong>in</strong> Brandenburg beprobt werden. Die Ergebnisse<br />
der Untersuchungen der Bodenprobenauf<br />
Kartoffelzystennematoden werden <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em<br />
amtlichen Verzeichnis erfasst. Wird Befall festgestellt,<br />
ist durch die Pflanzenges<strong>und</strong>heitskon-<br />
Jahresbericht 2010<br />
Pflanzenges<strong>und</strong>heitskontrolle<br />
Bei der Hitzebehandlung des Holzes muss <strong>im</strong><br />
Holzkern für 30 M<strong>in</strong>uten e<strong>in</strong>e Temperatur von<br />
56 °C erreicht werden, um vorhandene Schaderreger<br />
sicher abzutöten.<br />
Nach der Behandlung wird das Holz markiert.<br />
Diese Markierung besteht aus dem Symbol e<strong>in</strong>es<br />
Holzstapels mit IPPC – Aufdruck sowie e<strong>in</strong>em<br />
Nummerncode. Anhand dieses Codes kann<br />
der Behandler bzw. Erzeuger dieser Holzverpackung<br />
identifiziert werden.<br />
Betriebe, die Verpackungsmaterial behandeln<br />
bzw. behandeltes Holz zu Verpackungen verarbeiten,<br />
müssen be<strong>im</strong> zuständigen Pflanzenschutzdienst<br />
des Landes e<strong>in</strong>en Antrag zur Registrierung<br />
ihres Betriebes stellen. Daraufh<strong>in</strong> wird<br />
der Betrieb durch den Pflanzenschutzdienst auf<br />
die Erfüllung der Vorraussetzungen e<strong>in</strong>er sachgemäßen<br />
Holzbehandlung kontrolliert <strong>und</strong> erhält<br />
nach erfolgreicher Prüfung e<strong>in</strong>e Registriernummer,<br />
die <strong>im</strong> o. g. Nummerncode enthalten ist.<br />
Bei dieser Prüfung werden unter anderem der<br />
Zu- u. Verkauf von Holzverpackungen, die getrennte<br />
Lagerung von behandelter <strong>und</strong> unbehandelter<br />
Ware sowie die Dokumentation der<br />
Behandlung kontrolliert. Die technische Überprüfung<br />
der Wärmekammern <strong>in</strong> den Betrieben<br />
müssen autorisierte Firmen, wie z.B. der TÜV<br />
übernehmen.<br />
Mit diesem Verfahren wird sichergestellt, dass<br />
nur schaderregerfreies Verpackungsholz für den<br />
Export <strong>in</strong> Drittländer verwendet wird. Ebenso<br />
darf nur Verpackungsholz, das den Anforderungen<br />
des ISPM entspricht, aus Drittländern e<strong>in</strong>geführt<br />
werden.<br />
trolle e<strong>in</strong> Bekämpfungsprogramm zu erarbeiten.<br />
E<strong>in</strong>e große Gefahr der Verbreitung des Kartoffelzystennematoden<br />
entsteht <strong>in</strong> Verarbeitungsbetrieben<br />
von Kartoffeln. Anfallende Resterden<br />
<strong>und</strong> Abprodukte aus dieser Verarbeitung können<br />
Kartoffelzystennematoden aus unterschiedlichen<br />
Ursprungsgebieten enthalten. Es besteht<br />
die Gefahr der E<strong>in</strong>schleppung von Rassen <strong>und</strong><br />
Pathotypen, die <strong>in</strong> Brandenburg noch nicht vorkommen<br />
<strong>und</strong> deren Bekämpfung sehr schwierig<br />
ist, u. a. auch der Weiße Kartoffelnematode<br />
Globodera pallida. Regelungen <strong>und</strong> phytosanitäre<br />
Maßnahmen werden erarbeitet, um e<strong>in</strong>e<br />
Verbreitung mit Resterden <strong>und</strong> Abprodukten auf<br />
Ackerflächen <strong>und</strong> folgend Schäden an Kartoffelbeständen<br />
auf diesen Flächen zu verh<strong>in</strong>dern.<br />
89
Pflanzenges<strong>und</strong>heitskontrolle<br />
7.8. EU-Tra<strong>in</strong><strong>in</strong>gskurse Pflanzenges<strong>und</strong>heit zu Internen Kontrollen <strong>und</strong><br />
zum <strong>in</strong>nergeme<strong>in</strong>schaftlichen Verbr<strong>in</strong>gen<br />
Interne Kontrollen der Pflanzenges<strong>und</strong>heit be<strong>in</strong>halten<br />
die Inspektion von Pflanzen, Pflanzenerzeugnissen<br />
<strong>und</strong> anderen Gegenständen vor <strong>und</strong><br />
während des <strong>in</strong>nergeme<strong>in</strong>schaftlichen Verbr<strong>in</strong>gens.<br />
Daraus folgend werden bei Nichte<strong>in</strong>haltung<br />
der gesetzlichen Anforderungen amtliche<br />
Maßnahmen angeordnet bzw. vollzogen.<br />
In Artikel 6 der Verordnung (EG) Nr. 882/2004<br />
wird von der „zuständigen Behörde“ gefordert,<br />
dass das Kontrollpersonal (u. a. <strong>im</strong> Bereich der<br />
Pflanzenges<strong>und</strong>heit) e<strong>in</strong>e se<strong>in</strong>em Aufgabenbereich<br />
angemessene Ausbildung bzw. Schulung<br />
erhält, sich <strong>in</strong> se<strong>in</strong>em Aufgabenbereich regelmäßig<br />
weiterbildet <strong>und</strong> zu e<strong>in</strong>er multidiszipl<strong>in</strong>ären<br />
Zusammenarbeit befähigt ist. Basierend auf dem<br />
Beschluss der EU-Kommission 2008/287/EG f<strong>in</strong>den<br />
seit 2008 jährlich auf EU-Ebene Tra<strong>in</strong><strong>in</strong>gskurse<br />
auf dem Gebiet der Pflanzenges<strong>und</strong>heitskontrolle<br />
statt. Im Programm "Better tra<strong>in</strong><strong>in</strong>g for<br />
safer food" s<strong>in</strong>d die Ausbildungstools für die Bereiche<br />
Lebensmittelsicherheit, Tierges<strong>und</strong>heit,<br />
Tierschutz <strong>und</strong> Pflanzenges<strong>und</strong>heit beschrieben.<br />
Speziell für die Pflanzenges<strong>und</strong>heit werden<br />
Tra<strong>in</strong><strong>in</strong>gskurse zu Importkontrollen, Kontrollen<br />
<strong>im</strong> Innergeme<strong>in</strong>schaftlichem Verbr<strong>in</strong>gen, Quarantänemaßnahmen<br />
bei Kartoffeln, Holzverpackungen<br />
gemäß ISPM 15 sowie zu Bekämp-<br />
90 Jahresbericht 2010<br />
fungs- <strong>und</strong> Notfallmaßnahmen bei aktuellen<br />
Quarantäneschadorganismen (z. B. Anoplophora<br />
glabripennis bzw. ch<strong>in</strong>ensis <strong>und</strong> (Bursaphelenchus<br />
xylophilus) angeboten.<br />
An e<strong>in</strong>em Tra<strong>in</strong><strong>in</strong>gskurs <strong>in</strong> Mailand, der phytosanitäre<br />
Notmaßnahmen bei Auftreten gefährlicher<br />
Quarantäneschadorganismen an Gehölzen<br />
<strong>in</strong> der Forst, <strong>im</strong> öffentlichem Grün <strong>und</strong> <strong>in</strong> <strong>Baumschulen</strong><br />
thematisierte, nahm e<strong>in</strong> Mitarbeiter der<br />
Pflanzenges<strong>und</strong>heitskontrolle teil. Wichtig ist<br />
auf e<strong>in</strong> solches Auftreten, z. B von Anoplophora<br />
ch<strong>in</strong>ensis oder Anoplophora glabripennis vorbereitet<br />
zu se<strong>in</strong> <strong>und</strong> mit e<strong>in</strong>em Maßnahmeplan<br />
die ersten Bekämpfungsmaßnahmen rechtzeitig<br />
e<strong>in</strong>zuleiten. Gr<strong>und</strong>lage ist e<strong>in</strong>e umfassende<br />
Kenntnis der Gesetzeslage <strong>und</strong> f<strong>und</strong>iertes Wissen<br />
zum betreffenden Schaderreger. Beides<br />
wurde <strong>in</strong>tensiv <strong>in</strong> diesem Tra<strong>in</strong><strong>in</strong>gskurs vermittelt.<br />
Es gilt, aus den Erfahrungen der Länder,<br />
die bereits Befall hatten, zu lernen <strong>und</strong> Probleme<br />
länderübergreifend beraten zu können. E<strong>in</strong> Netzwerk<br />
unterstützt harmonisierte Bekämpfungsmaßnahmen.<br />
In e<strong>in</strong>er Baumschule wurde am<br />
praktischen Beispiel e<strong>in</strong> Befall mit Anoplophora<br />
ch<strong>in</strong>ensis kennengelernt <strong>und</strong> Bekämpfungsstrategien<br />
erarbeitet.<br />
Abb. 79: gespannte Aufmerksamkeit <strong>im</strong> Klassenraum
7.9. BER – Flughafen Berl<strong>in</strong> Brandenburg<br />
Am 3. Juni 2012 wird der neue Berl<strong>in</strong> Brandenburg<br />
Airport Willy Brandt (BER) eröffnet. Mit der<br />
Inbetriebnahme des neuen Flughafens werden<br />
die Flughäfen Tegel, Tempelhof <strong>und</strong> Schönefeld<br />
geschlossen. Damit wird <strong>in</strong> Zukunft der gesamte<br />
Luftverkehr der bisherigen Flughäfen auf dem<br />
Flughafen Berl<strong>in</strong> Brandenburg konzentriert se<strong>in</strong>.<br />
Die Zunahme des Frachtaufkommens, die steigenden<br />
Passagierzahlen <strong>im</strong> Reiseverkehr <strong>und</strong><br />
auch die Globalisierung <strong>in</strong>sbesondere <strong>in</strong> Richtung<br />
des asiatischen <strong>und</strong> amerikanischen Kont<strong>in</strong>ents<br />
führen zu e<strong>in</strong>em signifikanten Anstieg<br />
des Risikos der E<strong>in</strong>schleppung von Quarantäneschadorganismen<br />
<strong>und</strong> <strong>in</strong>vasiven gebietsfremden<br />
Arten <strong>und</strong> damit auch zu Gefahren für die<br />
Umwelt <strong>und</strong> den Verbraucher. Diese Entwicklung<br />
hat enorme Auswirkungen auf die künftige<br />
Tätigkeit der Pflanzenges<strong>und</strong>heitskontrolle.<br />
Um dieser Tendenz Rechnung zu tragen <strong>und</strong><br />
auch künftig die phytosanitäre Importabfertigung<br />
von Pflanzen, Pflanzenerzeugnissen <strong>und</strong> sonstigen<br />
Gegenständen <strong>in</strong> hoher Qualität zu gewährleisten<br />
sowie e<strong>in</strong>e E<strong>in</strong>schleppung oder Ausbreitung<br />
von Schadorganismen <strong>und</strong> Krankheiten zu<br />
verh<strong>in</strong>dern, muss die bestehende Grenze<strong>in</strong>lassstelle<br />
personell, materiell <strong>und</strong> strukturell erweitert<br />
werden. Das LELF ist seit dem Jahr 2005<br />
<strong>in</strong> die Planungen der Flughafengesellschaft für<br />
die Räumlichkeiten der Pflanzenges<strong>und</strong>heits-<br />
Berl<strong>in</strong>-Brandenburg<br />
Airport<br />
„Willy Brandt“<br />
Frachtabfertigung Nord<br />
Passagierterm<strong>in</strong>al<br />
Abb. 80: Lageplan Airport Berl<strong>in</strong>- Brandenburg<br />
Jahresbericht 2010<br />
kontrolle <strong>im</strong> Term<strong>in</strong>algebäude <strong>und</strong> <strong>im</strong> AirCargo<br />
Center Berl<strong>in</strong> e<strong>in</strong>bezogen.<br />
Auf 2 Informationsveranstaltungen <strong>im</strong> September<br />
2010 wurden <strong>in</strong>teressierten Mitarbeitern des<br />
Landesbetriebes Forst Brandenburg die Arbeit<br />
<strong>und</strong> Aufgaben der Pflanzenges<strong>und</strong>heitskontrolle<br />
anhand von Schwerpunktthemen <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Ausstellung,<br />
Vorträgen <strong>und</strong> Kurzfilmen vorgestellt.<br />
An praktischen Beispielen, wie die Erläuterung<br />
der phytosanitären Importkontrolle von Verpackungsholz,<br />
Darstellung von Monitor<strong>in</strong>gs <strong>im</strong><br />
Land Brandenburg <strong>und</strong> Präsentation der Arbeit<br />
des Diagnose- Labors für phytopathologische<br />
Spezialuntersuchungen mit Anschauungsmaterialien,<br />
wurden diese den Teilnehmern plastisch<br />
demonstriert.<br />
Außerdem wurden personelle <strong>und</strong> organisatorische<br />
Voraussetzungen <strong>und</strong> Abläufe zu Qualifizierungsmaßnamen<br />
für die Mitarbeiter erläutert.<br />
Im Ergebnis dieser Veranstaltung bek<strong>und</strong>eten<br />
e<strong>in</strong>ige Teilnehmer Interesse, zukünftig Ihre Tätigkeit<br />
bei der Pflanzenges<strong>und</strong>heitskontrolle <strong>in</strong><br />
der Grenze<strong>in</strong>lassstelle Schönefeld-Flughafen<br />
aufzunehmen.<br />
Für den engagierten E<strong>in</strong>satz bei der umfangreichen<br />
Planung, Organisation <strong>und</strong> gelungenen<br />
Durchführung dieser Informationsveranstaltung<br />
enwird an dieser Stelle allen Beteiligten gedankt.<br />
Cargo Center midfield<br />
Pflanzenges<strong>und</strong>heitskontrolle<br />
91