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Mein erstes Jahr bei der D.O.G.

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Die Daheimgebliebene: Cattlianthe Susanniae (Guarianthe skinneri forma alba × Cattleya warneri forma alba)<br />

<strong>Mein</strong> 1. <strong>Jahr</strong><br />

<strong>bei</strong> <strong>der</strong> D.O.G.<br />

Ein ganz unwissenschaftlicher Erlebnisbericht<br />

Key words: Mitglied <strong>bei</strong> <strong>der</strong> D.O.G., 1. <strong>Jahr</strong>, Erfahrungsbericht<br />

(M.E.)<br />

Summary: The author reports about her experience during her first year as a<br />

member of the D.O.G. She tells about little episodes in a very amusing manner.<br />

Kerstin Hubka, Schieferstr. 3a,<br />

65582 Diez,<br />

ist leidenschaftlicheOrchideenfreundin<br />

und<br />

seit Januar 2012<br />

in <strong>der</strong> D.O.G.-<br />

Gruppe Hessen-<br />

Nassau aktiv.<br />

Die Abbildungen sind von <strong>der</strong> Autorin<br />

und ihrem 19-jährigen Sohn Janik.<br />

Vor 5 <strong>Jahr</strong>en ermöglichte mir mein<br />

Umzug in ein Haus mit beheiztem Wintergarten<br />

und automatischer Beschattung,<br />

meiner Liebe zu den Orchideen<br />

noch intensiver nachzugehen und<br />

meinen Horizont weit über die Gattung<br />

Phalaenopsis hinaus zu erweitern. Voller<br />

Begeisterung erstand ich auf einer<br />

Ausstellung im Frankfurter Palmengarten<br />

meine erste Cattleya und staunte<br />

wie ein kleines Kind, als mir <strong>der</strong> erfahrene<br />

Pflanzenfachmann gegen das<br />

Licht zwei dunkle Schatten am Grunde<br />

einer hellgrünen Blütenscheide zeigte.<br />

Das sollten mal die Blüten werden? So<br />

ganz an<strong>der</strong>s als <strong>bei</strong> meinen Stubenorchideen?<br />

Großartig – die Faszination<br />

Cattleyen hatte mich in ihren Bann gezogen,<br />

und sie zählen auch heute noch<br />

zu meinen Lieblingen.<br />

Die schöne Salzburger »Vogelscheuche«


Die Orchidee 64(4), 2013 <strong>Mein</strong> 1. <strong>Jahr</strong> <strong>bei</strong> <strong>der</strong> D.O.G.<br />

191<br />

Schon als Kind haben Pflanzen für<br />

mich eine beson<strong>der</strong>e Bedeutung gehabt.<br />

In <strong>der</strong> Großstadt Hannover geboren,<br />

lebte ich meine Begeisterung<br />

mit aufgequollenen Torfballen aus, die<br />

in mehreren Plastikgewächshäusern<br />

fortan alle Südfenster <strong>der</strong> Altbauwohnung<br />

komplett belagerten und tatsächlich<br />

mediterrane Pflanzen und Kakteen<br />

hervorbrachten. Eine beson<strong>der</strong>e Leidenschaft<br />

hatte ich bereits im Grundschulalter:<br />

Ich musste immer Pflanzen<br />

»retten«. Ich kannte jeden Supermarkt,<br />

wo auf untersten Paletten halb abgestorbene<br />

Pflanzen mit roten, reduzierten<br />

Preisen standen. Je kranker, desto<br />

besser, und das Verblüffende war: Ich<br />

bekam sie meistens wie<strong>der</strong> hin.<br />

Nun hatte ich also einen Wintergarten,<br />

14 m 2 mit großen Schiebetüren, einer<br />

Zentralheizung und einer Markise, die<br />

pflichtbewusst nach Wind-, Sonnen-<br />

und Regenmesser ein- und ausfuhr.<br />

<strong>Mein</strong>e erste Vanda entdeckte ich in<br />

Salzburg in einem Blumenladen. Dort<br />

hing sie in gigantischer Größe – so etwas<br />

Großes hatte ich bis dahin noch<br />

nie gesehen. Sie sollte 130 € kosten!<br />

<strong>Mein</strong> Herz hing an ihr, ich bekam sie für<br />

35 € (sie war schließlich völlig verblüht)<br />

und gab sie dann mühsam verpackt <strong>bei</strong><br />

<strong>der</strong> Post auf, da ich nicht wusste, ob<br />

es am Flughafen eventuell Probleme<br />

geben würde. Ach, was freute ich mich<br />

auf das Paket – und es kam und kam<br />

und kam nicht... Nicht nur ich, auch<br />

meine Umwelt – durch mich – wurde<br />

langsam verrückt, bis es dann nach<br />

endlosen 10 Tagen endlich ankam. Da<br />

erkannte ich die Pflanze kaum wie<strong>der</strong>,<br />

so ausgetrocknet sah sie aus. Ich legte<br />

sie in meine Badewanne und freute<br />

mich, als ich sah, dass Bläschen aufstiegen<br />

– sicherlich in Indiz für Vitalität.<br />

Ihre Schönheit musste sie zwar lassen,<br />

ähnelt sie seither doch eher einer Vogelscheuche,<br />

aber sie blüht seit 5 <strong>Jahr</strong>en<br />

zuverlässig in strahlendem Blau gut<br />

zweimal im <strong>Jahr</strong>.<br />

Im November 2011 las ich von einer<br />

Orchideenausstellung in Nie<strong>der</strong>nhausen.<br />

Da es von mir aus nicht weit entfernt<br />

war, beschloss ich hinzufahren<br />

Wintergartenimpressionen<br />

und musste an <strong>der</strong> Kasse erst einmal<br />

stehen bleiben – so schön sah es dort<br />

aus! Die Schaustände waren unglaublich<br />

aufwändig mit viel Dekorationsmaterial<br />

und Liebe hergerichtet. Die mussten<br />

Tage daran gear<strong>bei</strong>tet haben, um all<br />

die herrlichen Pflanzen so prachtvoll zu<br />

präsentieren. An einem weiteren Stand<br />

wurde gezeigt, wie man richtig umtopft,<br />

und unter einem Zelt standen mehrere<br />

sehr nette Damen mit Sektgläsern in <strong>der</strong><br />

Hand und erzählten mir, dass es wohl so<br />

etwas wie einen Orchideenverein gäbe.<br />

Das interessierte mich. Und tolle Fachzeitungen<br />

gab es auch noch dazu, wenn<br />

man hier Mitglied werden würde. Einmal<br />

im Monat traf man sich – ich wusste<br />

zwar nicht so genau, zu was, aber ich<br />

gestehe, dass ich alleine wegen <strong>der</strong> tol-<br />

len Zeitschrift beschloss, dort ab Januar<br />

2012 mal Mitglied zu werden. Austreten<br />

kann ich ja immer noch, wenn es mir<br />

nicht gefällt, dachte ich.<br />

So fieberte ich nun meinem ersten Treffen<br />

<strong>der</strong> D.O.G.-Gruppe Hessen-Nassau<br />

im Januar in Nie<strong>der</strong>nhausen entgegen,<br />

hatte aber vorher schon schriftlichen<br />

Kontakt zum Gruppenleiter, den<br />

ich auf diesem Wege schon etwas über<br />

mein Cymbidium, das nie blüht, fragen<br />

konnte. Er schrieb dann auch, dass ich<br />

ruhig Pflanzen, zu denen ich Fragen<br />

hätte o<strong>der</strong> die krank wären, mitbringen<br />

könnte zu den Treffen. Da meine Frage<br />

ja beantwortet war, brachte ich KEINE<br />

Pflanze mit, was ich sehr schnell bereuen<br />

sollte.


192<br />

Hobbyfotograf Janik setzt die Pflanzen ins rechte Licht.<br />

Dendrobium farmeri in voller Blüte<br />

<strong>Mein</strong> 1. <strong>Jahr</strong> <strong>bei</strong> <strong>der</strong> D.O.G. Die Orchidee 64(4), 2013<br />

Wie »die Neue« in <strong>der</strong> Schulklasse<br />

erschien ich zum ersten Treffen, das<br />

Samstag um drei Uhr stattfand. Ich<br />

war pünktlich, merkte aber gleich,<br />

dass man sich hier wohl deutlich früher<br />

trifft. Auf all den vielen Tischen<br />

standen unzählige, blühende Pflanzen<br />

– und die sahen so gar nicht krank aus.<br />

Hatten diese Leute alle Fragen? Kam<br />

man hier zu einer Fragestunde zusammen?<br />

Ich stellte mich <strong>bei</strong>m Gruppenleiter<br />

vor, setzte mich und schon ging‘s<br />

los. Er begrüßte alle Anwesenden und<br />

mich als neues Mitglied ganz beson<strong>der</strong>s.<br />

Das gefiel mir. Dann sagte er:<br />

“Kommen wir nun zur Vorstellung <strong>der</strong><br />

Pflanzen.“ Die Besitzer <strong>der</strong> Pflanzen<br />

standen nacheinan<strong>der</strong> auf und – ja,<br />

sie stellten sie halt vor, stolz und meist<br />

ohne Fragen. Fragen hatten höchstens<br />

die an<strong>der</strong>en Mitglie<strong>der</strong>, und für kurze<br />

Zeit fühlte ich mich an ein Kochstudio<br />

erinnert: “Ja, schön ist die, aber<br />

da musst du noch eine labiata reingemischt<br />

haben, sonst käme es nicht zu<br />

<strong>der</strong> Form <strong>der</strong> Lippe, ja und ein wenig<br />

intermedia musst du auch drin haben,<br />

sonst wäre die Petale (die Pedale???)<br />

an<strong>der</strong>s. Ah ja, hier wurden offensichtlich<br />

Rezepturen erklärt und vorgestellt.<br />

Können diese Menschen etwa selbst<br />

züchten? An<strong>der</strong>e stellten einfach so<br />

ihre Pflanzen vor, weil sie halt gerade<br />

blühen und geteilte Freude nun mal<br />

doppelte ist.<br />

Auf einmal regte sich etwas in mir, das<br />

mich zunehmend unruhiger werden<br />

ließ. Hier zeigte man Pflanzen, Cattleyen,<br />

wun<strong>der</strong>schöne, zum Teil mit<br />

mehreren Blüten, und die Leute applaudierten<br />

begeistert. Keiner außer<br />

mir konnte wissen, dass ich Zuhause<br />

eine Cattleya mit 31(!), geschrieben:<br />

einunddreißig, Blüten hatte. Während<br />

die Pflanzenvorstellung weiterging,<br />

fuhr ich in Gedanken nach Hause und<br />

wie<strong>der</strong> zurück. Zusammen wäre ich<br />

über eine Stunde auf <strong>der</strong> Autobahn gewesen.<br />

Deshalb beschloss ich, es nicht<br />

zu tun und mich nur ganz leise ein wenig<br />

sehr zu ärgern.<br />

Anschließend wurden alle Pflanzen<br />

weggeräumt und ein Mann von außerhalb<br />

hielt einen Vortrag mit vielen schönen<br />

Dias. So lief das also, und <strong>bei</strong> <strong>der</strong><br />

zweiten Sitzung brachte ich neben ei-


Die Orchidee 64(4), 2013 <strong>Mein</strong> 1. <strong>Jahr</strong> <strong>bei</strong> <strong>der</strong> D.O.G.<br />

193<br />

nigen Pflanzen zumindest ein Foto <strong>der</strong><br />

Schönheit mit.<br />

Ein beson<strong>der</strong>es Highlight des <strong>Jahr</strong>es<br />

war die Versteigerung im April. Man<br />

spendete eigene Pflanzen, schuf sich<br />

so selbst Platz für Neues und <strong>der</strong><br />

Gruppe eine Finanzspritze für die Referenten.<br />

Drei volle Stunden wurde ein<br />

Exemplar nach dem an<strong>der</strong>en hochgehalten<br />

und zum Verkauf angeboten.<br />

Schon lange sind mir drei Stunden<br />

nicht mehr so schnell vergangen wie<br />

an diesem Nachmittag.<br />

So freute ich mich Monat für Monat<br />

auf die Sitzungen, konnte regelmäßig<br />

Pflanzen von Auflösungen »retten« und<br />

aufpäppeln und wun<strong>der</strong>te mich immer<br />

wie<strong>der</strong>, dass doch tatsächlich viele,<br />

sehr viele Männer hier den grünen Daumen<br />

und Spaß an diesem Hobby haben.<br />

Da gibt es einen, <strong>der</strong> weiß wirklich<br />

ALLES, spricht botanisch fließend Latein.<br />

Den fragen sogar die Referenten,<br />

aber meine Frage, ob er Botaniker sei,<br />

verneinte er lachend. Unglaublich!<br />

Eine Riesenfreude war es für mich,<br />

von einem älteren Mitglied in seine<br />

Gewächshäuser in Idstein eingeladen<br />

zu werden. Dachte ich bislang, meine<br />

Salzburg-Vanda wäre groß, so musste<br />

ich einsehen, dass sie doch ein Zwerg<br />

war gegen die Exemplare des netten<br />

Herrn. Die nebeneinan<strong>der</strong> aufgehängten<br />

Vandeen bildeten eine meterhohe<br />

Wand, schön, gesund, kräftig. In seinem<br />

zweiten Gewächshaus standen<br />

Hun<strong>der</strong>te Tontöpfe mit verschiedensten<br />

Orchideen und jede hatte so ihre<br />

Geschichte. Begeistert und mit zwei<br />

Neuzugängen fuhr ich heim.<br />

Auf <strong>der</strong> Weihnachtsfeier demonstrierte<br />

mir genau dieses Mitglied mithilfe eines<br />

Kulis an seiner Cattleya, wie man bestäubt.<br />

Als ich meinte: “So einfach ist<br />

das“, sagte er: “Was so eine Hummel<br />

hinbekommt, schaffen wir wohl auch.“<br />

Viel gelernt habe ich in dem vergangenen<br />

<strong>Jahr</strong>. Das merkte ich daran, dass<br />

ich <strong>bei</strong> <strong>der</strong> diesjährigen Versteigerung<br />

mit den meisten Namen <strong>der</strong> Pflanzen<br />

etwas anfangen konnte – und wenn<br />

nicht, half mir schnell mein schlaues<br />

Handy <strong>bei</strong>m Nachgooglen weiter.<br />

Cattleya C. G. Roebling (Cattleya gaskelliana × Cattleya purpurata)<br />

Cymbidium-Hybride, gekauft als Cymbidium Yellow Tiger<br />

Cattleya purpurata

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