03.10.2013 Aufrufe

IOEW SR 063 Oekonomisch oekologische Bewertung Pro..., Seiten ...

IOEW SR 063 Oekonomisch oekologische Bewertung Pro..., Seiten ...

IOEW SR 063 Oekonomisch oekologische Bewertung Pro..., Seiten ...

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

29 Binnenschiffahrt im Aufbruch?<br />

wieviel Lkw-Ladungen oder Eisenbahnwaggons auf ein einziges Binnenschiff geladen werden<br />

könnten, sind nicht viel mehr als Zahlenspiele: Betrachtet man allein die Transportkapazität,<br />

dann stimmt diese Rechnung natürlich. Die entscheidende Frage ist aber, wie es zu einer Verlagerung<br />

dieser Gütermengen kommen soll. Hier stellt sich die Frage nach der Affinität des Verkehrsmittels<br />

zu bestimmten Gütergruppen, die Frage nach den Anforderungen der Verlader an<br />

die Transportqualität, die Frage der Transportrelationen usw.<br />

Die Binnenschiffahrt steht aufgrund ihrer Orientierung mit der Bahn in Konkurrenz, da sie<br />

beide ihre Domäne im Bereich der Massengüter haben. In den Fällen, in denen Kanäle parallel<br />

zu Eisenbahnstrecken gebaut oder ausgebaut werden, wird damit zunächst einmal zwischen diesen<br />

beiden die Konkurrenz verstärkt. Entsprechend wird in einem zweiten Schritt argumentiert,<br />

daß Binnenschiff könne Kapazitäten bei der Bahn freimachen, damit diese dann wiederum<br />

Transporte vom Lkw abziehen könnte. Dies setzt aber voraus, daß die Bahn von entsprechenden<br />

Kapazitätsengpässen überhaupt betroffen ist Denn nur dann wird sie nicht "um jeden Preis"<br />

versuchen, ihr Aufkommen zu halten. Bisherige Erfahrungen zeigen eher gegenteiliges Verhalten<br />

- beide versuchen durch einen relativ starken Preiskampf, Ladung zu gewinnen bzw. zu<br />

halten. 32<br />

Die verladende Wirtschaft hat, wie schon erwähnt, an die Transportleistung bestimmte qualitative<br />

Anforderungen. Wie empirische Studien zeigen, gehört hierzu u.a. der Transportpreis.<br />

Doch ist dieser allein selten ausschlaggebend. Weitere für die Verlader wichtige Kriterien sind<br />

Schnelligkeit, Flexibilität, Zuverlässigkeit und Sicherheit. 33 Werden vorwiegend Güter mit hohen<br />

qualitativen Anforderungen wie z.B. Schnelligkeit, Flexibilität und hohem logistischem Anforderungsprofil<br />

versand, die nur einen geringen spezifischen Anteil an den Transportkosten<br />

haben, dann ist die Preisrelevanz für die Transportmittelwahl gering. Für das Ziel der Transportverlagerung<br />

ist es daher wichtig zu sehen, welche Güter in welchen Mengen transportiert<br />

werden. Nur wenn die jeweiligen Güterströme betrachtet werden, lassen sich auch Aussagen<br />

über ein etwaiges Verlagerungspotential machen. Wird auf einer Relation ein hoher Anteil von<br />

Massengütern transportiert, dann kann durch den Ausbau einer Wasserstraße - der in der Regel<br />

eine Verringerung der Transportkosten der Binnenschiffahrt bedeutet - eine Verlagerung erreicht<br />

werden. Die alleinige Verringerung der Transportkosten kann dann für die Verlader der<br />

Grund sein, das Transportmittel zu wechseln. Bei den Gütern, bei denen neben den Transportkosten<br />

auch noch andere Kriterien entscheidend sind, reicht die alleinige Verringerung der<br />

Transportkosten nicht aus. Eine Verkehrspolitik, die sich auf den Ausbau der Infrastrukturen<br />

beschränkt, wird hier keine große Verlagerungswirkungen erzielen.<br />

Kessel + Partner 34 weisen in der Güterverkehrsprognose darauf hin, daß sie aufgrund der<br />

Ausbaumaßnahmen bei den Binnenwasserstraßen keine modalen Effekte erwarten. Die Senkung<br />

der Transportkosten in der Binnenschiffahrt wird neben der Liberalisierung der Transportmärkte<br />

32 Audi hier muß vom Rhein abgesehen werden, da die parallel verlaufenden Bahnstrecken tatsächlich an ihrer Kapazitätsgrenze<br />

angekommen sind.<br />

33 vgl. hierzu Wittenbring 1992, S. 27ff.<br />

34 Kessel + Partner 1991, S. 64

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!