Reisebericht Kuba-2013
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Unsere Reise nach <strong>Kuba</strong> – Havanna, Zigarren und Ché –<br />
Ende Januar diesen Jahres fanden sich 30 reisefreudige DWA-ler auf dem Flughafen in<br />
Frankfurt/Main ein, um gen Westen in die Karibik, genauer: nach <strong>Kuba</strong> zu fliegen. Innerhalb von<br />
14 Tagen wollten sie sich Eindrücke von Land und Leuten, von dortiger Kultur und<br />
Gesellschaft beschaffen; zunächst spürten sie nach einem 11-Stunden-Flug die angenehm<br />
sommerlichen Temperaturen auf dem Flughafen von Havanna und hofften für sich, damit ihren<br />
Winter verkürzt zu haben.<br />
Havanna – Stadt der Säulen und der Salsa: Am ersten Morgen erkunden wir die kubanischen<br />
Hauptstadt weitgehend zu Fuß und gelangen in die historische Altstadt zwischen dem<br />
„Capitolio“ und dem „Canal de Entrada“, der den Hafen Havannas mit dem Golf von Mexiko<br />
verbindet. Dabei macht uns, die einiges über das schöne Havanna, die Perle Mittelamerika,<br />
gelesen haben, betroffen, dass die karibische Metropole jetzt im Kern stärker verwittert und<br />
heruntergekommen ist als man erwartet hat. Morbiden Charme kann man es nicht mehr<br />
nennen, wenn die vormals wunderschönen Stadtvillen ihre großartigen Balkone und Fassaden<br />
durch Zerfall verloren haben und an der beliebten Uferpromenade „Malecón“ der Putz von den<br />
Kolonnaden fällt. In den stark verwitterten Häusern haben es sich aber die Habaneros<br />
irgendwie wohnlich gemacht und versuchen, mit Musik, als Erdnussverkäufer oder als kolonial<br />
kostümiertes Zigarre rauchendes Fotomotiv die begehrte Touristenwährung CUC, den „Peso<br />
convertible“, zu ergattern, um so dem realen, karibischen Sozialismus Herr zu werden. Dieser<br />
zeigt sich in überdimensionierten Konturen der Revolutionsgrößen auf dem riesigen, sterilen<br />
Revolutionsplatz so ganz im Gegensatz zur vergangenen Schönheit der Stadt.<br />
Havanna und Hemingway: Havanna, die ehemalige Lasterhöhle der Karibik und Treffpunkt der<br />
Mafia, wie die Stadt auch benannt wird, ist heute ohne Hemingway nicht mehr denkbar. Seine<br />
wunderschöne Finca am Rande der Stadt, in San Francisco de Paula, das Fischerdorf Cojimar,<br />
der Schauplatz von „Der alte Mann und das Meer“, seine Bars „La Terraza“ und „Floridita“<br />
werden besucht und seine Cocktails „Don Gregorio“ und „Papa“, ein „Daiquiri“, gehören zum<br />
Pflichtprogramm!<br />
Tabak und Rum: Die Rundreise durch das westliche <strong>Kuba</strong> beginnt mit einer Fahrt in das<br />
Tabakland bei der Provinzhauptstadt Pinar del Rio, wo uns bei einem Tabakbauern, einem<br />
Veguero, Einblicke in Tabakproduktion und Zigarren-Manufaktur gewährt werden. In der<br />
märchenhaften Landschaft dort im „Valle de Viñales“ ragen bizarre Kalksteinhügel (Mogotes)<br />
steil und grün überwuchert aus dem rostroten Erdreich auf; in ihrem Innern sind sie von tiefen<br />
Tropfsteinhöhlen durchzogen. Zwischen ihnen breiten sich Bananenstauden und Bambushaine<br />
aus, in denen die Secadero-Hütten zum Trocknen der geernteten Tabakblätter eingebettet<br />
liegen.<br />
Weltkulturerbe und Botanischer Garten: Vom hervorragend renovierten Fort „Forteleza de San<br />
Carlos de la Cabana“ im Osten Havannas genießen wir einen imposanten Blick auf die<br />
Millionenstadt und verabschieden uns Richtung Ost-Südost nach Cienfuegos. Ein Stück dieser<br />
Strecke erlebt die Reisegruppe in einem Salonwagen des nahezu hundert Jahre alten,<br />
elektrischen Hershey-Zugs, mit dem früher Zuckerrohr von den Plantagen abtransportiert<br />
wurde, jetzt aber Touristen mit Salsa-Klängen und “Mojitos“ durch die brach gefallenen<br />
Zuckerrohrfelder, Ausdruck sozialistischer Endzeit, geschaukelt werden, wenn Strom in der<br />
Leitung ist.<br />
Die Stadt Cienfuegos, die Perle des Südens mit ihrer Bucht, begeistert mit ihrem malerischen<br />
Altstadtkern und den neoklassischen und Art-nouveau-Fassaden, dem „Parque Marti“, dem<br />
„Teatro Tomás Terry“ und ihrer Sauberkeit. Zu Recht ein Stück Weltkulturerbe. Ein<br />
ausführlicher Besuch des „Járdin Botánico Soledad“, dem in Lateinamerika sehr bedeutenden<br />
Botanischen Garten bei Cienfuegos, füllt einen weiteren Reisetag deutlich aus.<br />
Trinidad und Rio Melodioso: Von der anscheinend im 19. Jahrhundert verbliebenen,<br />
kopfsteingepflasterten Kolonialstadt Trinidad aus, ebenfalls UNESCO-Weltkulturerbe,<br />
erreichen wir mit schweren Militär-Lastkraftwagen das in rund 800 Meter Höhe gelegene
Naturschutzgebiet „Copes de Collantes“ mit dem Rio Melodioso auf der „Sierra del<br />
Escambray“. Eine junge Biologin, die in der früheren DDR hervorragend Deutsch gelernt hatte,<br />
führt uns sachkundig und humorvoll an Wasserfällen vorbei durch den kaum berührten<br />
kubanischen Urwald. Dabei haben wir schon den Eindruck von ein bisschen Abenteuer-Urlaub;<br />
danach konnten wir uns im karibischen Meer erfrischen.<br />
Santa Clara, Ché und Varadero: Am folgenden Reisetag wollten wir von Trinidad aus Varadero<br />
am Golf von Mexiko erreichen, ließen den Tag aber mit einer imposanten Autopanne beginnen,<br />
verbrachten die Zeit, bis eine karibische Lösung oder das kubanische<br />
Improvisationsmanagement gegriffen hatte, mit Blicken in die Landschaft und Gläser des<br />
Bodeguita. Dann aber erreichten wir Santa Clara, wo Ché Guevara 1958 der entscheidende<br />
Schlag der kubanischen Revolution gegen das Batista-Regime gelang. Monumente und ein<br />
gigantische Denkmal dokumentieren hier, welche Verehrung dem Idol der Revolution von<br />
Staats wegen noch heute entgegen gebracht wird.<br />
Mit Feliz, unserem einheimischen Reisebegleiter, war ausgemacht worden, dass am letzten Tag<br />
unserer gemeinsamen Reise auch die reale Politik und das Leben mit dem kubanischen<br />
Sozialismus diskutiert werden sollte. Leider hatten wir viel Verspätung und kamen deshalb<br />
auch erst im Dunklen in Varadero an. Im Dunklen verschwand auch unser Feliz und überließ<br />
uns eben diesem bei dem Thema „Kommunismus und Castro“. So rätselte jeder von uns am<br />
Strand, bei Sonne und Wasser an den restlichen Tagen in Varadero, wie lange das kubanische<br />
Volk sein Leben noch scheinbar unbekümmert improvisierend meistern kann, wie lange es<br />
noch die Doppelwährung aus CUC und Peso gibt und ob der reale karibische Sozialismus noch<br />
Chancen hat, lange zu bestehen.<br />
Viel Erlebtes und Gesehenes wäre noch zu beschreiben, aber manches kann natürlich auch im<br />
Reiseführer <strong>Kuba</strong> nachgelesen werden.<br />
Sven Lüthje