Magazin 197710
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Interview mit dem B und esmin ister fu r Verkeh r und fu r d as Post - und Fernmeldewesen , K u rt Gscheid le<br />
" Die Stärkeren für mehr Rücksicht<br />
auf die Schwachen gewinnen"<br />
Der aktuelle Stand: Verkehrssicherheit, Notruf, Auto-Notfu nk, Rettungswage n der 80 er Ja hre<br />
ZS-MAGAZIN:<br />
Die Verkehrssicherheit und Unfallverhutung<br />
auf den Straßen ist seit vielen<br />
Jahren ein wesentliches Anliegen des<br />
Bundesverkehrsmin isteriums. Herr<br />
Minister, wie beurteilen Sie die aktuelle<br />
Situation in diesem Bereich? Können<br />
die Unfallziffern und damit auch<br />
die Zahlen der Verletzten und Unfallopfer<br />
gesenkt werden?<br />
Bundesminister Gscheldle:<br />
Die Zahl der Verletzten und Getöteten<br />
im Straßenverkehr kann gesenkt werden.<br />
Bei den tödlich Verunglückten<br />
haben wir diese Entwicklung seit dem<br />
Jahre 1970. Damals mußten wir 19193<br />
Unfalltote beklagen. Im vergangenen<br />
Jahr waren es 14820, also ein Rückgang<br />
um fast ein Viertel bei einer<br />
gleichzeitigen Zunahme des Bestandes<br />
an Kraftfahrzeugen von 18 auf über<br />
24 Millionen, also um über ein Drittel.<br />
Leider ist diese Entwicklung nicht<br />
in allen Bereichen ebenso günstig.<br />
So ist die Zahl der Unfälle mit Personenschaden<br />
von 1970 bis 1976 nur<br />
um 4,7 % zurückgegangen und die<br />
Verletzten haben um 9,6 % abgenommen.<br />
Angesichts der Zunahme des<br />
Kraftfahrzeugbestandes um über 6 Millionen<br />
Fahrzeuge - das ist der gesamte<br />
Bestand von 1955 - im gleichen<br />
Ze itraum kann sich auch dieses Ergebnis<br />
noch sehen lassen.<br />
Im 1. Halbjahr 1977 hat sich diese<br />
22<br />
verhältnismäßig günstige Entwicklung<br />
zumindest bei den Unfällen mit tödlichem<br />
Ausgang fortgesetzt. Gegenüber<br />
dem Vorjahr hatten wir bei insgesamt<br />
8,1 % mehr Straßenunfällen 1,2 %<br />
Getötete weniger zu beklagen. Gleichzeitig<br />
mußten wir allerdings eine Zunahme<br />
der Verletztenzahl um 7 %<br />
registrieren. Hier scheint sich die Zunahme<br />
allein des Pkw-Bestandes um<br />
rd. 6 % seit Mitte 1976 auszuwirken.<br />
Ernste Sorge bereitet mir bei dieser<br />
Entwicklung der rasche Anstieg der<br />
Unfälle bei den motorisierten Zweirädern.<br />
Hier steigt die Unfallhäufigkeit<br />
- wenn auch unterschiedlich bei den<br />
Mofa-, Moped- und Kraftradfahrern<br />
- schneller als der Bestand dieser<br />
Fahrzeuge. Gerade auf diesem Gebiet<br />
sind deshalb im Einvernehmen mit<br />
den Bundesländern Gegenmaßnahmen<br />
in Aussicht genommen. Dazu gehören<br />
ggf. Maßnahmen im Bereich des Fahrerlaubnisrechts<br />
wie auch gezielte Aufklärungsaktionen.<br />
ZS-MAGAZIN:<br />
Schnelle Hilfe bei Pannen und Unfällen<br />
ist neben anderen Maßnahmen<br />
der aktiven und passiven Verkehrssicherheit<br />
das vorrangige Gebot, um<br />
unsere Straßen noch sicherer zu<br />
machen.<br />
In der Autobahnmeisterei Weilerswist<br />
- Autobahn Köln-Koblenz - ist vor<br />
wenigen Wochen der Versuch mit<br />
einem automatischen Standortanzeiger<br />
für Notrufsäulen abgeschlossen<br />
worden. Was erhofft sich ihr Haus<br />
von dieser Neuerung, die vermutlich<br />
generell im Bundesgebiet eingeführt<br />
werden soll?<br />
Bundesminister Gscheldle:<br />
Die neue Autobahn-Notrufsäule unterscheidet<br />
sich äußerlich nicht von den<br />
bisherigen. Sie bringt für den hilfesuchenden<br />
Verkehrsteilnehmer jedoch<br />
folgende Verbesserungen:<br />
1. Beim Anheben der Sprechklappe<br />
der Notrufsäule ertönt das vom Telefon<br />
her bekannte Freizeichen. Jeder<br />
Verkehrsteilnehmer weiß dann, daß<br />
die Anlage funktioniert und sein Ruf<br />
bei der Autobahnmeisterei ankommt.<br />
Er kann dann abwarten bis der Telefonist<br />
sich meldet.<br />
2. Gleichzeitig wird in der Autobahnmeisterei<br />
auf einem Streckentableau<br />
der Standort dieser Notrufsäule sowie<br />
mittels Leuchtdioden zusätzlich der<br />
genaue Strecken-km und die Fahrbahnseite<br />
angezeigt. Der Telefonist<br />
kann also auch dann sofort Hilfe vermitteln,<br />
wenn er sich aus irgendeinem<br />
Grunde mit dem Anrufer nicht verständigen<br />
kann, sei es, weil der Verkehrsteilnehmer<br />
nicht deutsch spricht<br />
oder z. B. nach einem Unfall zu aufgeregt<br />
ist.<br />
3. Die Sprachwiedergabe - also Lautstärke<br />
und Deutlichkeit - ist gegenüber<br />
den alten Notrufsäulen erheblich<br />
verbessert.<br />
4. Die bei der Autobahnmeisterei eingehenden<br />
Notrufe können dank der<br />
neuen Technik sofort zur nächstgelegenen<br />
Polizeistation durchgestellt<br />
werden.<br />
Die Umstellung der zur Zeit an den<br />
Bundesautobahnen stehenden rund<br />
7000 Notrufsäulen ist beschlossen<br />
und wird bis etwa 1980 mit einem<br />
Kostenaufwand von rd . 14 Millionen<br />
DM durchgeführt sein. Ich bin überzeugt,<br />
daß dann an den deutschen<br />
Autobahnen noch schneller und sicherer<br />
als bisher Hilfe im Notfall herbeigeholt<br />
werden kann.<br />
ZS-MAGAZIN:<br />
Die Notrufsäulen an den Bundesautobahnen<br />
sind eine bewährte Einrichtung.<br />
Gibt es Vorstellungen zu einer<br />
Verringerung der Entfernung zwischen<br />
den einzelnen Notruf telefonen an den<br />
Autobahnen oder ist eine solche Maßnahme<br />
finanziell zu aufwendig?<br />
Bundesminister Gscheldle:<br />
Nach den geltenden Richtlinien sollen<br />
Notrufsäulen im Abstand von höchstens<br />
2 km aufgestellt werden. Diese<br />
Entfernungen werden in der Praxis<br />
meist unterschritten, da auch an Parkplätzen,<br />
AnSChlußstellen. vor größeren<br />
Brücken usw. Notrufsäulen aufgestellt<br />
werden, Oie tatsächliche Entternung<br />
liegt daher im Durchschnitt bei etwa<br />
1.6 km . Der Weg zur nächsten Notruf-