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E-Portfolio Die digitale Sammelmappe - Guides - Educa

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E-<strong>Portfolio</strong><br />

<strong>Die</strong> <strong>digitale</strong><br />

<strong>Sammelmappe</strong><br />

Schule und ICT


Impressum<br />

Herausgeber educa.ch<br />

Autor Ralph Kugler, Pädagogische Hochschule St. Gallen<br />

Fotos büro z {grafik design}, Bern<br />

© educa.ch CC BY-NC-ND (creativecommons.org)<br />

Mai 2009, aktualisiert November 2011


Definition 5<br />

Begriff 6<br />

<strong>Portfolio</strong>-Definition 6<br />

E-<strong>Portfolio</strong> 7<br />

<strong>Portfolio</strong>-Prozess 8<br />

Funktionen eines <strong>Portfolio</strong>s 9<br />

Fünf Kerngedanken 9<br />

Funktionen eines E-<strong>Portfolio</strong>s 12<br />

Mehrwert eines E-<strong>Portfolio</strong>s 14<br />

Schulung von Computergrundkenntnissen 14<br />

Reflexion des eigenen Lernprozesses 15<br />

Verlinkung mit eigenem Werdegang 15<br />

Dialog unter Lernenden 16<br />

Förderung des kooperativen Lernens 16<br />

Multimediale Präsentation 17<br />

Langfristige Verwendung der Inhalte 17<br />

«Aktive Typographie» 18<br />

Charakteristik selbstgesteuerten Lernens 18<br />

<strong>Portfolio</strong>-Bewirtschaftung dank RSS Feed 19<br />

Zielsetzungen eines E-<strong>Portfolio</strong>s 21<br />

Wichtigste pädagogische Zielsetzungen 21<br />

Wichtigste technische Zielsetzungen 22<br />

Spezifisch technische Zielsetzungen an eine E-<strong>Portfolio</strong>-Plattform 22<br />

Benutzerfreundlichkeit/Usability 22<br />

Möglichkeiten der individuellen Gestaltung von Artikeln 22<br />

Kommunikationsmöglichkeiten 23<br />

Kontrolle und Zugriff 23<br />

Konfigurier-, Integrier- und Anpassbarkeit 23<br />

Alternative E-<strong>Portfolio</strong>-Lösungen 24<br />

educanet²-Blog 24<br />

PHR – Lernportfolio mit Blog und Handy 26<br />

<strong>Die</strong>ser Guide verfügt über eine Internetseite auf educa.ch. Hier finden Sie sowohl das vorliegende<br />

PDF, das Sie dort auch online einsehen können, wie auch Zusatzinformationen<br />

und Links auf Unterrichtsmaterial, die regelmässig aktualisiert werden. Das PDF ist mit dem<br />

Datum seiner Publikation und einer eventuellen Aktualisierung versehen und gibt den Informationsstand<br />

dieses Datums wieder.<br />

Internetseite


4<br />

Seit über fünfzehn Jahren nutzen amerikanische und<br />

kanadische Lehrerinnen und Lehrer E-<strong>Portfolio</strong>s für<br />

ihren Unterricht. Inzwischen breitet sich das E-<strong>Portfolio</strong><br />

nach und nach auch im europäischen Bildungswesen<br />

aus – immer mehr deutschsprachige Lehrpersonen<br />

beginnen, E-<strong>Portfolio</strong>s in ihrem Unterricht<br />

einzusetzen. Dabei treten eine Reihe von Fragen auf:<br />

Welche E-<strong>Portfolio</strong>-Plattform soll man wählen? Welche<br />

Vorgehensweise muss man einhalten, um ein E-<strong>Portfolio</strong><br />

zusammen zu stellen und dann im Internet<br />

zu publizieren? Welche Fragen pädagogischer Natur<br />

stellen sich dabei? Unterstützt ein E-<strong>Portfolio</strong> den<br />

Lernenden bei seinem Studium, oder dient es der<br />

Lehrperson als Evaluationsinstrument?


Definition<br />

<strong>Die</strong> Vielfalt aktueller <strong>Portfolio</strong>begriffe lässt erahnen,<br />

dass die Einsatzmöglichkeiten sehr unterschiedlich<br />

sind und dadurch auch die Definitionen. <strong>Die</strong> grosse<br />

Anzahl so genannter «Bindestrich-<strong>Portfolio</strong>s» haben<br />

auch im deutschsprachigen Raum zur Folge, dass die<br />

Konzepte unter dem Überbegriff <strong>Portfolio</strong> sehr unterschiedlich<br />

sind, was zusätzlich zur Verwirrung beiträgt.<br />

Kompetenz-<strong>Portfolio</strong><br />

Abschluss-<strong>Portfolio</strong><br />

Sprachen-<strong>Portfolio</strong><br />

Vorzeige-<strong>Portfolio</strong><br />

Lehr-<strong>Portfolio</strong><br />

Karriere-<strong>Portfolio</strong><br />

Entwicklungsportfolio Individual-<strong>Portfolio</strong><br />

Medien-<strong>Portfolio</strong><br />

Beurteilungportfolio<br />

Showcase-<strong>Portfolio</strong><br />

Künstler-<strong>Portfolio</strong><br />

Abbildung 1: <strong>Portfolio</strong>-Begriffe<br />

<strong>Portfolio</strong><br />

E-<strong>Portfolio</strong><br />

Bewerbungsportfolio<br />

Prozess-<strong>Portfolio</strong><br />

Arbeitsportfolio<br />

Projekt-<strong>Portfolio</strong><br />

Kurs-<strong>Portfolio</strong><br />

Talent-<strong>Portfolio</strong><br />

5


6<br />

Begriff<br />

Der Begriff «<strong>Portfolio</strong>» gewinnt zurzeit in der Schule<br />

zunehmend an Popularität. Doch auch wenn gelegentlich<br />

bereits von einer «<strong>Portfolio</strong>manie» gesprochen<br />

wird, darf das nicht darüber hinwegtäuschen,<br />

dass in der Regel nur wenig Klarheit darüber besteht,<br />

was sich hinter dieser Etikette im pädagogischen Bereich<br />

eigentlich verbirgt. 1<br />

Der Begriff «<strong>Portfolio</strong>» ist aus den beiden lateinischen<br />

Wörtern «portare = tragen» und «folium = Blatt»<br />

zusammengesetzt. Ursprünglich war ein <strong>Portfolio</strong> daher<br />

eine Mappe mit losen Blättern bzw. Arbeiten, wie<br />

sie z. B. von Künstlern für die Sammlung ihrer Bilder<br />

oder Texte angelegt wurde. Sie konnten mit diesen<br />

Mappen ihre Arbeiten, ihre Entwicklung, ihre Arbeitstechniken<br />

bzw. ihren Stil dokumentieren. Künstler und<br />

Architekten nutzen heute noch solche persönlichen<br />

Bewerbungsmappen.<br />

<strong>Portfolio</strong>-Definition<br />

Im Jahre 1990 wurde an einem Workshop mit den<br />

<strong>Portfolio</strong>spezialisten Pearl und Leon Paulson eine<br />

<strong>Portfolio</strong>-Definition erarbeitet, welche in der Zeitschrift<br />

«<strong>Educa</strong>tional Leadership» unter dem Titel «What makes<br />

a portfolio a portfolio?» veröffentlicht wurde.<br />

«Ein <strong>Portfolio</strong> ist eine zielgerichtete Sammlung von<br />

Arbeiten, welche die individuellen Bemühungen, Fortschritte<br />

und Leistungen der/des Lernenden auf einem<br />

oder mehreren Gebieten zeigt. <strong>Die</strong> Sammlung muss<br />

die Beteiligung der/des Lernenden an der Auswahl<br />

der Inhalte, Kriterien für die Auswahl, der Festlegung<br />

der Beurteilungskriterien sowie Hinweise auf die<br />

Selbstreflexion der/des Lernenden einschliessen.» 2<br />

1 Häcker, T. (2003): <strong>Portfolio</strong> als Entwicklungsinstrument<br />

2 Paulson, F. L., Paulson, P. R., Meyer, C. A. (1991):<br />

What makes a <strong>Portfolio</strong> a <strong>Portfolio</strong>?. <strong>Educa</strong>tional Leadership (PDF)


<strong>Die</strong>se Definition hat den Vorteil, dass sie verschiedene<br />

Arten der Umsetzung zulässt und trotzdem<br />

nicht beliebig wird.<br />

Eine andere Definition aus dem Bildungsbereich<br />

lautet: «Ein <strong>Portfolio</strong> ist eine dynamische, zielgerichtete<br />

und systematische Sammlung von Arbeiten, die<br />

Bemühungen, Fortschritte und Leistungen des Lernenden<br />

in einem oder mehreren Lernbereichen darstellen<br />

und reflektieren». 3<br />

E-<strong>Portfolio</strong><br />

Das «E» vor dem «<strong>Portfolio</strong>» steht für «electronic» und<br />

lässt auf das Medium schliessen, auf dem es sich befindet<br />

bzw. erstellt wurde. Es handelt sich beim E-<br />

<strong>Portfolio</strong> also um eine <strong>digitale</strong> <strong>Sammelmappe</strong>. <strong>Die</strong><br />

amerikanische Expertin Helen Barrett definiert das<br />

elektronische <strong>Portfolio</strong> wie folgt:<br />

«Ein elektronisches <strong>Portfolio</strong> nutzt elektronische<br />

Technologien, die es dem <strong>Portfolio</strong>-Entwickler erlauben,<br />

<strong>Portfolio</strong>-Dokumente, die aus verschiedenen<br />

Medientypen (Audio, Video, Grafik, Text) bestehen, zu<br />

sammeln und zu organisieren. Ein standardbasiertes<br />

<strong>Portfolio</strong> nutzt eine Datenbank oder Hypertext-Links,<br />

um die Beziehungen zwischen Standards oder Zielen,<br />

Dokumenten und Reflektionen klar aufzuzeigen». 4<br />

3 Wiedenhorn, T.: Das <strong>Portfolio</strong>-Konzept in der Sekundar stufe, Individualisiertes<br />

Lernen organisieren. Verlag an der Ruhr<br />

4 Barrert, H. (2000): Create Your Own Electronic <strong>Portfolio</strong>.<br />

Learning & Leading with Technology<br />

7


8<br />

<strong>Portfolio</strong>-Prozess<br />

Nach Hilzensauer und Hornung-Prähauser werden im<br />

Prozess der Erstellung und Pflege eines E-<strong>Portfolio</strong>s<br />

fünf Schritte (nicht zwingend in der angegebenen<br />

Reihenfolge) durchlaufen, die zumindest in der Initialphase<br />

mit der Festlegung von Zielsetzung und Kontext<br />

beginnen. 5<br />

Bewerten und<br />

evaluieren<br />

von Lernprozessen<br />

Präsentieren<br />

(Publizieren) der<br />

E-<strong>Portfolio</strong>-Artefakte<br />

Abbildung 2: <strong>Portfolio</strong>-Prozess<br />

Klärung, Zielsetzung<br />

& Kontext für die<br />

E-<strong>Portfolio</strong>-Arbeit<br />

Sammeln, auswählen<br />

& verknüpfen<br />

von Artefakten mit<br />

den Lernzielen<br />

Reektieren und<br />

steuern des<br />

Lernprozesses<br />

5 Hilzensauer, W., Hornung-Prähauser, V.: e<strong>Portfolio</strong> – Methode<br />

und Werkzeug für Kometenzbasiertes Lernen.<br />

Salzburg Research Forschungsgesellschaft (PDF)


Funktionen eines<br />

<strong>Portfolio</strong>s<br />

<strong>Die</strong> Vielfalt der <strong>Portfolio</strong>begriffe löst immer wieder<br />

Grundsatzdiskussionen aus, ob man noch von einem<br />

<strong>Portfolio</strong> sprechen kann oder eben nicht. Was darunter<br />

genau zu verstehen ist, bestimmt in erster Linie der<br />

Verwendungszweck und daraus resultierend die Funktionen,<br />

welche es zu erfüllen hat. <strong>Die</strong> unterschiedlichen<br />

<strong>Portfolio</strong>-Begriffe in der Grafik (vgl. Abb. 1) lassen<br />

zum Teil erahnen, welche Aufgaben und<br />

Funktionen damit erreicht werden wollen (Qualifikation,<br />

Chrono logie, Medium, Zeitrahmen, Unterrichtsform,<br />

etc.).<br />

Fünf Kerngedanken<br />

Versucht man den Begriff <strong>Portfolio</strong> zu präzisieren,<br />

kann es angesichts der Vielzahl von <strong>Portfolio</strong>-Varianten<br />

und -Begriffen offenbar nur darum gehen, einige<br />

Kerngedanken herauszustellen, die den unterschiedlichen<br />

<strong>Portfolio</strong>-Formen gemeinsam sind, ohne jedoch<br />

die Stärken des Konzeptes, seine Offenheit, unnötig<br />

einzuschränken. 6<br />

Im Folgenden werden fünf wesentliche Kerngedanken<br />

präzisiert.<br />

6 Häcker, T. (2004): <strong>Portfolio</strong> – Ein Entwicklungsinstrument<br />

für selbstbestimmtes Lernen. Eine explorative Studie zur<br />

Arbeit mit <strong>Portfolio</strong>s in der Sekundarstufe 1. Heidelberg: Unveröffentlichte<br />

Habilitationsschrift<br />

9


10<br />

Kompetenzdarstellung<br />

<strong>Portfolio</strong>s enthalten Arbeiten, Gedanken und Meinungen,<br />

welche die Lernenden für präsentabel halten.<br />

Das eigene Können wird über ausgewählte Leistungsprodukte<br />

dargestellt. Anders als bei tradierten Leistungskontrollen<br />

sind die Lernenden in der Lage, selbst<br />

zu entscheiden, was sie präsentieren wollen und können<br />

so aktiv ihre Kompetenzen darstellen.<br />

Reflexion<br />

Durch die Rückschau denken die Lernenden über ihre<br />

Lernerfolge, -wege, -probleme und -ziele nach. Durch<br />

eine regelmässige Zwischenbilanz wird der weitere<br />

Weg gegebenenfalls adaptiert, daher könnte man auch<br />

von einer formativen (Selbst-) Beurteilung sprechen.<br />

Prozess des Lernens<br />

Durch das zielgerichtete Sammeln entsteht eine<br />

chronologische Abfolge von Überlegungen, Arbeiten<br />

oder Ansichten. Sie gestatten dem Lernenden und<br />

dem Betreuer, die Lernprodukte und den Lernprozess<br />

gemeinsam in den Blick zu nehmen und zu beurteilen.<br />

Der Prozess gewinnt an Gewicht gegenüber dem<br />

Lernprodukt und ermöglicht mitunter eine Leistungsbeurteilung<br />

für einen laufenden Lernprozess.<br />

Leistungsbewertung<br />

Wie bereits unter dem Punkt «Prozess des Lernens»<br />

erwähnt, lässt es die Einsicht in den Lern-Prozess zu,<br />

diesen in die Leistungsbeurteilung miteinzubeziehen,<br />

was eine angemessenere Leistungsbeurteilung zulassen<br />

könnte. Durch die selbstbestimmte Auswahl<br />

der präsentierten Arbeiten im <strong>Portfolio</strong>, wird durch die<br />

stärkere Schülerorientierung ein lernförderliches Klima<br />

geschaffen. Das <strong>Portfolio</strong> kann als alternatives Beurteilungsinstrument<br />

oder als ergänzende Methode zur<br />

Leistungsbeurteilung verstanden werden, da eben<br />

auch eine weitere Schlüsselkompetenz wie die Selbständigkeit<br />

ersichtlich wird.


Individualisierung<br />

Durch die grosse Mitbestimmung der Inhalte lässt die<br />

<strong>Portfolio</strong>arbeit auch einen hohen Grad an Individualität<br />

zu, wodurch die Fähigkeit zur Selbststeuerung des<br />

Lernens erworben wird. <strong>Die</strong> Lernenden erhalten die<br />

Möglichkeit, ihre Lernwege selbst zu bestimmen, ihre<br />

Prozesse selbst zu planen, eigenständig zu steuern<br />

und zu reflektieren. <strong>Die</strong>ses Konzept passt daher sehr<br />

gut in die neue Lehr-Lernkultur des selbstbestimmten<br />

Lernens, des offenen Unterrichtes, des individuellen<br />

Lerntempos und der Zeit- und teils auch Ortsunabhängigkeit<br />

des einzelnen Lerners.<br />

11


12<br />

Funktionen eines<br />

E-<strong>Portfolio</strong>s<br />

<strong>Die</strong> Entscheidung für ein E-<strong>Portfolio</strong> oder ein Print-<br />

<strong>Portfolio</strong> ist abhängig vom Verwendungszweck. Es<br />

gibt sehr wohl gute Gründe für den Einsatz eines traditionellen<br />

<strong>Portfolio</strong>s. In der Publikation «E-<strong>Portfolio</strong>,<br />

Methode und Werkzeuge für kompetenzbasiertes Lernen»<br />

7<br />

werden Möglichkeiten aufgelistet, welche ein papierbasiertes<br />

<strong>Portfolio</strong> nicht bieten würde:<br />

– die Präsentation von Wissen und Entwicklungsschritten<br />

in allen Multimedia-Ausdrucksformen und<br />

damit das Ansprechen aller Sinneskanäle (Text,<br />

Ton, Bild, Video, Animationen)<br />

– die Verknüpfung von E-<strong>Portfolio</strong>-Inhalten mit Lernzielen<br />

bzw. Bewertungskriterien (durch Hyperlinks)<br />

– die umfangreiche Speicherung, Sicherung und<br />

Duplizierbarkeit<br />

– das orts- und zeitungebundene Einbinden von<br />

Feedback-Gesprächen über erreichte Ziele bzw.<br />

Zwischenschritte mit institutionellen <strong>Portfolio</strong>-<br />

Begleiter(innen), aber auch mit Gleichgesinnten,<br />

Freunden(innen) und Erziehungsberechtigten<br />

(durch Kommunikationstools)<br />

– das von Lernenden selbständige Erstellen von<br />

E-<strong>Portfolio</strong>s mit neuen Webtechnologien, welches<br />

den verantwortungsvollen Umgang mit Informationen<br />

und Copyright im Web und die hochwertige<br />

Fähigkeit des multimedialen Web-Publizierens<br />

(Media Literacy) fördert.<br />

7 Hilzensauer, W., Hornung-Prähauser, V.: e<strong>Portfolio</strong> – Methode<br />

und Werkzeug für Kometenzbasiertes Lernen.<br />

Salzburg Research Forschungsgesellschaft (PDF)


14<br />

Mehrwert eines<br />

E-<strong>Portfolio</strong>s<br />

Bei allen neuen Errungenschaften, welche uns das<br />

Internet oder allgemein die Technik bringt, darf oder<br />

soll man die Frage stellen dürfen: Was ist der Mehrwert<br />

dieser Neuerungen? Was kann ich damit machen,<br />

was ich nicht schon vorher konnte? <strong>Die</strong> Frage<br />

nach dem Verhältnis von Aufwand und Ertrag wird<br />

auch zusehends in Bildungsinstituten gestellt und<br />

ist nicht mehr nur eine Frage von Wirtschaftsunternehmen.<br />

In der Folge sind wesentliche Vorteile eines<br />

elektronischen gegenüber eines papierbasierten <strong>Portfolio</strong>s<br />

aufgeführt. 8<br />

Schulung von Computergrundkenntnissen<br />

Wie bereits unter dem Kapitel «Funktionen eines<br />

E-<strong>Portfolio</strong>s» erwähnt, lassen sich mit dem Erstellen<br />

von elektronischen <strong>Portfolio</strong>s Computergrundkenntnisse<br />

schulen. <strong>Die</strong>ses inzidentelle (beiläufige) Lernen<br />

darf gerade in der Volksschule nicht unterschätzt werden,<br />

da in vielen Kantonen die Medienkompetenzen<br />

integrativ im Regelunterricht geschult werden müssen.<br />

Für die lebenslangen Lerner und Lernerinnen geht es<br />

darüber hinaus aber auch darum, das Lerntagebuch<br />

und im Speziellen das E-<strong>Portfolio</strong> als bewährtes Lerninstrument<br />

zu erkennen, welches sie auch auf ihrem<br />

zukünftigen Lernweg begleiten könnte.<br />

8 Kugler, R.: Mehrwert eines e<strong>Portfolio</strong>s, Projektarbeit im<br />

Nachdiplomkurs eLearning des Instituts für Kommunikationsforschung,<br />

IKF Luzern, Schweiz


Reflexion des eigenen Lernprozesses<br />

Durch den Einsatz eines E-<strong>Portfolio</strong>s kann die persönliche<br />

Auseinandersetzung mit Lerninhalten und -zielen<br />

auf einer Ebene gefordert werden, wie sie im lehrerzentrierten-kursorischen<br />

Unterricht nur schwer möglich<br />

ist. Das <strong>Portfolio</strong> ist besonders geeignet, wenn es<br />

darum geht, sich mit eigenen Erfahrungen und Einstellungen<br />

kritisch auseinanderzusetzen und den eigenen<br />

Lernprozess zu reflektieren. Das didaktische<br />

Prinzip könnte etwas salopp bezeichnet werden als<br />

«from Teaching to Learning». Der Vorteil eines<br />

E-<strong>Portfolio</strong>s gegenüber einem papier-basierten <strong>Portfolio</strong><br />

ist, dass der Lernprozess über eine lange Dauer<br />

reflektiert werden kann. <strong>Die</strong> Lernprozesse können<br />

über die ganze Dauer eines oder mehrerer Schuljahre<br />

dokumentiert und reflektiert werden. <strong>Die</strong>s lässt eine<br />

Sichtweise zu, welche den Umfang eines herkömmlichen<br />

<strong>Portfolio</strong>s übersteigen würde.<br />

Verlinkung mit eigenem Werdegang<br />

Zusätzlich lässt es die hypermediale Verweisstruktur<br />

zu, Links zur eigenen Entwicklung zu setzen. Mit dieser<br />

Hypertext-Technik, welche so nur beim E-<strong>Portfolio</strong><br />

möglich ist, kann sich der Lernende mit sich selber<br />

verlinken. Es ist ihm ohne Aufwand möglich, Verweise<br />

zu früheren Einträgen, Problemen, Erkenntnissen,<br />

Arbeiten und Zielen zu knüpfen und so die Reflexion<br />

über eine ganze Ausbildung/Schulzeit zu tätigen. <strong>Die</strong><br />

Anordnung der Beiträge bleibt in der chronologischen<br />

Reihenfolge (Ordnung) erhalten, die Verlinkung lässt<br />

aber eine nicht sequentielle Rückschau oder gar<br />

Arbeitsweise zu.<br />

15


16<br />

Dialog unter Lernenden<br />

<strong>Die</strong> Verlinkung kann aber zusätzlich auch zum Internet<br />

und so zu anderen Mitschülerinnen und Mitschülern<br />

genutzt werden. <strong>Die</strong>s lässt einen Dialog unter Lernenden<br />

zu, welcher bei geschriebenen <strong>Portfolio</strong>s nicht<br />

möglich ist, da diese weniger gegenseitig gelesen oder<br />

gar kommentiert werden. <strong>Die</strong> Einträge habe dadurch<br />

eine unmittelbare Wirkung. Diskussionen können über<br />

Themen geführt werden, wenn diese noch heiss beziehungsweise<br />

aktuell sind. Im öffentlichen Teil des<br />

E-<strong>Portfolio</strong>s könnten analog dem Blog auch Fragen<br />

an Mitschülerinnen und Lehrpersonen gestellt werden.<br />

<strong>Die</strong> Antworten und evtl. die vorgeschlagenen Lösungen<br />

bleiben in dieser <strong>digitale</strong>n Form erhalten und können<br />

so auch anderen zur Verfügung gestellt werden.<br />

Der Wissenstransfer spielt so in einer ganzen Klasse<br />

oder Semesterzug und das E-<strong>Portfolio</strong> jedes einzelnen<br />

wird in der Summe zum virtuellen Wissensraum.<br />

Förderung des kooperativen Lernens<br />

Das E-<strong>Portfolio</strong> ist somit eine Lernform, welche kooperatives<br />

Lernen ermöglicht und auch fördern kann.<br />

Kommunikation und Austausch mit anderen über<br />

Lern prozesse, Hürden, Erfahrungen, (Selbst-)Kritik<br />

und Verbesserungsvorschläge sowie persönliche Anmerkungen<br />

sind erwünscht oder gar gefordert. <strong>Die</strong><br />

Diskus sion mit Lehrenden, Experten oder Mitstudierenden<br />

über den Prozess des Lern- und Wissenserwerbs<br />

ist ein zentraler Bestandteil im Lernen aus konstruktivistischer<br />

Sicht. Sich als Experten einbringen,<br />

das Lernen von und mit anderen in wechselnden<br />

Gruppen, Fehler und Umwege machen zu dürfen, sein<br />

eigenes Lernen zu beobachten, sind Aspekte, welche<br />

der Lernende in dieser Sichtweise des Lernens<br />

machen darf und soll.


Multimediale Präsentation<br />

Das E-<strong>Portfolio</strong> lässt es zu, sein Wissen und seine<br />

Ent wicklungsschritte in allen multimedialen Ausdrucksformen<br />

zu präsentieren. Multimediale Technologie<br />

bzw. die Digitalisierung ist das zentrale Glied aller<br />

Medien und Kommunikationstechniken. «Durch die<br />

Digitalisierung kann jede mediale Information auf einem<br />

System verarbeitet werden: Es entstehen Multimediasysteme<br />

und neue interaktive Medien, bei denen<br />

das Zusammenwachsen von Medien-,<br />

Computer- und Kommunikationstechnik besonders<br />

deutlich sichtbar wird». 9 Mediale Datentypen wie Bild,<br />

Ton, Grafik und Video können die tatsächlichen Umsetzungen<br />

und Arbeiten in einer Art und Weise dokumentieren,<br />

wie sie in einem textbasierten <strong>Portfolio</strong><br />

nicht möglich sind.<br />

Langfristige Verwendung der Inhalte<br />

Das Bereitstellen der Artefakte in der <strong>digitale</strong>n Form<br />

fördert das langfristige Verwenden von Inhalten. <strong>Die</strong><br />

Einträge lassen sich digitalisiert auch leichter transportieren.<br />

Das gesamte E-<strong>Portfolio</strong> lässt sich so in<br />

ein neues E-<strong>Portfolio</strong> einer anderen Institution importieren.<br />

<strong>Die</strong>se Möglichkeit der Transformation ist mitunter<br />

ein wichtiges Kriterium bei der Wahl einer E-<strong>Portfolio</strong>-Plattform.<br />

<strong>Die</strong> technischen Voraussetzungen<br />

einer solchen Plattform sollten eine Schnittstelle bieten,<br />

welche von anderen Plattformen unterstützt wird.<br />

Für die Bewerbung am Ende der Schulzeit oder des<br />

Studiums können die Einträge z.B. zur Bewerbungsmappe<br />

zusammengestellt werden, indem einzelne<br />

Artefakte in das nachfolgende System implementiert<br />

werden.<br />

9 Kerres, M. (2001): Multimediale und telemediale<br />

Lernumgebungen<br />

17


18<br />

«Aktive Typographie»<br />

<strong>Die</strong> digitalisierten Druckwerke sind im E-<strong>Portfolio</strong><br />

keine passiven Typographien, sondern sind als manipulierbare<br />

Objekte zu verstehen. Objektorientierte Interaktivität<br />

und Responsivität verbindet sich zu einem<br />

Konzept, welches Keil-Slawki 10 als «Aktive Typographie»<br />

bezeichnen. «Aktive Typographie kennzeichnet<br />

somit eine Medienqualität, die neu ist, da im Gegensatz<br />

zu den analogen Medien zum ersten Mal in unserer<br />

Kulturgeschichte das Objekt der Wahrnehmung<br />

auch zugleich das Objekt der technisch zugänglichen<br />

Manipulation wird. Noch wichtiger aber ist, dass diese<br />

Manipulation zugleich verteilt und kooperativ erfolgen<br />

kann, sodass eine direkte Interaktion zwischen Autor<br />

und Leser möglich wird, da die mit analogen Medien<br />

notwendigerweise verbundenen Medienbrüche aufgehoben<br />

werden können» 11 .<br />

Charakteristik selbstgesteuerten Lernens<br />

Auch virtuelle Lerngemeinschaften leben von menschlichen<br />

Beziehungen. Es stellt sich also mitunter die<br />

Herausforderung, wie Lerngruppen ihre Aktivität auch<br />

im Netz fortsetzen und ergänzen können. Eine E-<strong>Portfolio</strong>-Plattform<br />

könnte Dokumente in Ordnern zusammenfassen<br />

und strukturieren. Der Raum ist so eine<br />

Sammelstelle, welche der Lehrperson eine einfache<br />

Möglichkeit zur Strukturierung von Information für<br />

die zu betreuende Gruppe bietet. Das E-<strong>Portfolio</strong> im<br />

10 Kerres, M. & Keil-Slawik, R. (Hrsg.): Hochschulen im<br />

<strong>digitale</strong>n Zeitalter: Innovationspotenziale und Strukturwandel.<br />

education quality forum 2004. Waxmann: Münster, 2005,<br />

S. 13–28 (PDF)<br />

11 Berntzen, D., Gehl, M., Hempel, M.: Zukunftswerkstatt Lehrerbildung.<br />

ZfL-Verlang (S. 16)


öffentlichen Bereich könnte auch die Funktion einer<br />

Bibliothek, Datenbank übernehmen und wäre, angereichert<br />

mit entsprechenden Tools, auch Forum und<br />

Treffpunkt. Es würde Lernende zusammenführen und<br />

könnte die Kommunikation in einer Gruppe Lernender<br />

koordinieren.<br />

<strong>Die</strong> Kombination aus Lernen vor Ort und im virtuellen<br />

Raum wird als «Blended-Learning» bezeichnet, ein<br />

Synonym für den im deutschen Sprachgebrauch verwendeten<br />

Begriff «hybrides Lernen». Ob die Kombination<br />

aus beiden Möglichkeiten effizienter ist und dadurch<br />

ein Mehrwert gegenüber einem normalen<br />

<strong>Portfolio</strong> entsteht, kann nur vermutet werden. Durch<br />

das Angebot des virtuellen Raumes, den in diesem<br />

Fall das E-<strong>Portfolio</strong> bieten würde, ist das synchrone<br />

Lernen im Klassenzimmer vor Ort nicht mehr das einzige,<br />

sondern dem Lernenden wird mit dem virtuellen<br />

Klassenzimmer ein Lernraum zur Verfügung gestellt,<br />

welcher auch asynchron genutzt werden kann. Das<br />

Aufbrechen des gleichgetakteten Lernens durch die<br />

Möglichkeiten des virtuellen Raumes kommt der Charakteristik<br />

des selbstgesteuerten Lernens entgegen.<br />

Der individuell organisierte, aktive Prozess des Lernens<br />

wird durch die Zeit- und Ortsunabhängigkeit,<br />

durch individuelles Lerntempo und persönliche Lerngewohnheiten<br />

begünstigt.<br />

<strong>Portfolio</strong>-Bewirtschaftung dank RSS Feed<br />

Mit der Funktion eines RSS Feed kann die Lehrperson<br />

sich automatisch generierte Meldungen zukommen<br />

lassen, die sie über neue Einträge und Kommentare<br />

informieren, ohne das sie die Seiten selbst ansurfen<br />

muss. <strong>Die</strong>s ermöglicht eine effiziente Bewirtschaftung<br />

von mehreren E-<strong>Portfolio</strong>s gleichzeitig. RSS in E-<strong>Portfolio</strong>s<br />

oder Weblogs wird von Farmer/Barlett-Bragg<br />

als entscheidende Neuerung angesehen: «RSS has<br />

allowed for the instruction of an entirely new mode of<br />

19


20<br />

communication and interaction with information artefacts»<br />

12 . Da der Autor selber entscheiden kann, was<br />

über einen Feed gemeldet werden soll, haben Lerner<br />

(Autor) und Lehrperson die Kontrolle über den Austauschprozess.<br />

<strong>Die</strong>s erleichtert die Kommunikation<br />

wesentlich. Farmer/Bartlett-Bragg machen RSS mitunter<br />

für den Erfolg von Blogs im Bildungswesen verantwortlich.<br />

12 Farmer, J., Barlett-Bragg, A.: Blogs@Anywhere:<br />

High fidelity online communication


Zielsetzungen eines<br />

E-<strong>Portfolio</strong>s<br />

Das kanadische E-<strong>Portfolio</strong>-Projekt hat 2002<br />

eine Liste mit pädagogischen und technischen Zielsetzungen<br />

eines E-<strong>Portfolio</strong>s für Unterrichtszwecke<br />

erarbeitet.<br />

Wichtigste pädagogische Zielsetzungen<br />

– dem Lernenden die Möglichkeit zu geben, seinen<br />

schulischen Werdegang mit Hilfe eines Dokuments<br />

zu belegen<br />

– den Lernenden bei der Verarbeitung des Gelernten<br />

zu unterstützen<br />

– den Lernenden bei der Nutzung der neuen<br />

Technologien zu unterstützen<br />

– eine Auszeit für den Lernenden zu schaffen, in der<br />

er sich Gedanken macht über das Gelernte und<br />

seine eigenen Stärken und Schwächen in sozialer<br />

und fachlicher Hinsicht<br />

– dem Lernenden Verantwortung zuzuweisen und<br />

damit seine Selbständigkeit zu fördern<br />

– dem in einem technischen Programm eingeschriebenen<br />

Lernenden die Jobsuche zu erleichtern<br />

– der wachsenden Nachfrage der Universitäten nach<br />

der Führung eines <strong>Portfolio</strong>s nachzukommen<br />

– virtuelle Räume zu schaffen, in denen die Arbeiten<br />

von verschiedenen Lernenden ausgestellt sind, um<br />

gemeinsam bekannte Gebiete zu erforschen.<br />

21


22<br />

Wichtigste technische Zielsetzungen<br />

– Lehrpersonen und Lernenden die bestmöglichen<br />

infrastrukturellen Voraussetzungen für ihre Arbeit<br />

zu liefern;<br />

– eine, den finanziellen Voraussetzungen der Schule<br />

angemessene, Infrastruktur zu entwickeln;<br />

– Lernenden aus anderen Institutionen via Internet<br />

Zutritt zum E-<strong>Portfolio</strong> zu gewähren.<br />

Spezifisch technische Zielsetzungen<br />

an eine E-<strong>Portfolio</strong>-Plattform<br />

<strong>Die</strong> folgende Auflistung ist ein Erweiterung von möglichen<br />

Anforderungen an eine E-<strong>Portfolio</strong>-Plattform und<br />

hat nicht den Anspruch vollständig zu sein. <strong>Die</strong> Ansprüche<br />

lassen sich aus dem Verwendungszweck ableiten<br />

und steigen je nach Wertung der Art des kommunikativen<br />

Austausches des Autors und des Lesers<br />

oder z.B. der Integrität von multimedialen Inhalten.<br />

Im Zusatz E-<strong>Portfolio</strong>-Plattformen auf der Internetseite<br />

des <strong>Guides</strong> werden verschiedene Systeme vorgestellt.<br />

Benutzerfreundlichkeit/Usability<br />

– System soll intuitiv bedienbar sein (Wie schätzen<br />

die Lernenden die Usability des Systems ein?)<br />

– Suchfunktionen und Hilfetexte sind vorhanden<br />

Möglichkeiten der individuellen Gestaltung<br />

von Artikeln<br />

– WYSIWYG-Editor ist vorhanden<br />

– Dateien (z.B. pdf oder doc) können an die Artikel<br />

angehängt werden<br />

– Kategorien können angelegt und den Artikeln<br />

zugeordnet werden


Kommunikationsmöglichkeiten<br />

– das Kommentieren und Bewerten von Artikeln<br />

ist möglich<br />

– Möglichkeit, Artikel untereinander zu verlinken<br />

– RSS-Feed ist integriert<br />

– Chat als zusätzliche Kommunikationsmöglichkeit<br />

ist implementiert<br />

Kontrolle und Zugriff<br />

– Website muss dauerhaft verfügbar sein, um die<br />

Nachhaltigkeit des E-<strong>Portfolio</strong>s zu garantieren<br />

(Nutzungsbedingungen der Website aufmerksam<br />

durchlesen!)<br />

– für ein Weblog können mehrere Autoren zugelassen<br />

werden<br />

– Mandantenfähigkeit<br />

– Filtersystem für ungewünschte Artikel und<br />

Kommentare ist implementiert<br />

– Spamer können ausgesperrt werden<br />

Konfigurier-, Integrier- und Anpassbarkeit<br />

– Werkzeuge sind auch ohne Programmierkenntnisse<br />

konfigurierbar<br />

– es können zusätzliche PlugIns installiert werden<br />

– das System unterstützt Templates, Corporate<br />

Design<br />

23


24<br />

Alternative<br />

E-<strong>Portfolio</strong>-Lösungen<br />

Neben den bisher besprochenen E-<strong>Portfolio</strong>-Plattformen<br />

gibt es aber auch andere Möglichkeiten, E-<strong>Portfolio</strong>s<br />

herzustellen. Das können sowohl Lösungen auf<br />

Arbeits- und Lernplattformen sein – per Blog oder<br />

Wiki – wie auch mit mobilen Geräten, z.B. dem Handy.<br />

educanet²-Blog<br />

educanet² ist eine Plattform für Information, Kommunikation<br />

und Kooperation im Rahmen von verschiedenen<br />

Lehr-/Lernszenarien innerhalb einer einzigen<br />

oder zwischen mehreren virtuellen oder realen<br />

Bildungsinstitutionen. <strong>Die</strong> Plattform vereint eine Vielzahl<br />

von geschlossenen und selbst verwalteten Institutionen<br />

bzw. Schulen zu einer einzigen grossen<br />

Lehr-/Lern-Community. Darüber hinaus bietet die<br />

Plattform eine reichhaltige Palette von Werkzeugen<br />

(Wiki, Webpagegenerator, Blog, Onlinekurse, Dateienaustausch,<br />

etc.), welche vom Administrator wahlweise<br />

in ihrem ganzen Umfang oder in einer spezifischen<br />

Auswahl zur Ver fügung gestellt werden können. 13<br />

<strong>Die</strong> Blog-Funktion auf educanet² bietet sich zur<br />

Herstellung eines Schülerinnen- und Schüler-<strong>Portfolio</strong>s<br />

an, da so ein E-<strong>Portfolio</strong> in passwortgeschütztem<br />

Raum leicht untereinander oder innerhalb der Gruppen<br />

ausgetauscht werden kann. 14<br />

13 Hofmann, M., Kugler, R.: E-Learning Konzept.<br />

Pädagogische Hochschule St. Gallen (PDF)<br />

14 educanet²-Blog (PDF)


Good Practice Studie<br />

Christian Fantoli und Josiane Chevalley-Roy, Lehrpersonen-Ausbilder<br />

an der PH Lausanne, haben sich<br />

mit dem Gebrauch eines <strong>Portfolio</strong>s im Rahmen der<br />

Lehrpersonen-Ausbildung zur Integration von ICT in<br />

den praktischen Unterricht beschäftigt. 15 Als Werkzeug<br />

haben sie die Blog-Funktion von educanet² für<br />

das E-<strong>Portfolio</strong> gewählt. Ihr Interesse galt dem Vorteil<br />

der Nutzung eines E-<strong>Portfolio</strong>s im Gegensatz zu einer<br />

traditionellen Evaluation. Der Bericht in Französisch<br />

gibt Auskunft über die praktischen Aspekte des Experiments.<br />

PHR – Lernportfolio mit Blog und Handy<br />

<strong>Die</strong> Pädagogische Hochschule St. Gallen PHSG, ehemals<br />

PHR, machte 2006 einen Versuch: <strong>Die</strong> Studenten<br />

des ersten Semesters müssen ein Lernreisebuch<br />

führen und die eigenen Lernfortschritte und die Erfahrungen,<br />

welche sie während der Ausbildung machen,<br />

in einem Lernportfolio zusammenfassen.<br />

Mit einer Versuchsklasse wurde nun geprüft, welchen<br />

Nutzen moderne Internetanwendungen in der<br />

Lehrer-Ausbildung haben können. In der Klasse führten<br />

12 von 24 Studenten ein elektronisches <strong>Portfolio</strong><br />

mit einem Blog der Firma Kaywa, welcher sich via Internet<br />

als auch vom Handy aus benützen lässt. Sechs<br />

Studenten der Gruppe «Mobile» arbeiteten auch mit<br />

dem Handy. Als Vergleichsgruppe führten die anderen<br />

zwölf Studierenden ihr Lernportfolio konventionell auf<br />

Papier. «<strong>Die</strong> Blog-Teilnehmer meldeten sich freiwillig<br />

und mussten keine PC-Freaks sein», sagt Projektleiter<br />

Martin Hofmann, der die Studie mit zwei Dozenten<br />

durchführte.<br />

15 Fantoli, C., Chevalley-Roy, J.: <strong>Portfolio</strong> électronique<br />

en formation d’enseignants. HEP Vaud (PDF)<br />

25


26<br />

Förderung eigenständigen Lernens<br />

<strong>Die</strong> Blogs der Studenten konnten laufend beobachtet<br />

werden, und Andrea Christen, Dozentin, war erfreut<br />

über deren Qualität.<br />

Wissensaufbau basiere darauf, dass Inhalte wiederholt<br />

und in eigene Worte gefasst werden, dies geschehe<br />

mit Blogs sehr intensiv, sagt Andrea Christen.<br />

Eine sprachliche Verluderung wegen des Bloggens<br />

sei nicht festzustellen. Handy und Internet erweiterten<br />

dank der Mobilität den Lernraum, sagt Martin Hofmann.<br />

Er glaubt, dass deshalb das eigenständige Lernen<br />

gefördert werde. Aber das Bloggen soll weiterhin<br />

nur ein Ergänzungs-Tool bleiben. 16<br />

16 Christen, A., Hofmann, M.: <strong>Portfolio</strong>arbeit.<br />

Pädagogische Hochschule Rorschach


educa.ch<br />

Schweizer Medieninstitut für Bildung und Kultur<br />

Erlachstrasse 21 | Postfach 612 | CH-3000 Bern 9<br />

Telefon: +41 (0)31 300 55 00<br />

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