ARGOS® - Intelligent local measurement stations for ... - schule.at
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ARGOS ® - die intelligenten, örtlichen Messstellen<br />
für die kontinuierliche Erfassung des Fahrzeugzustandes<br />
In Anbetracht des freien Netzzugangs ist es für den Infrastrukturbetreiber wichtig<br />
den Zustand der Züge (Achslasten, Laufeigenschaften, Rad<strong>for</strong>mabweichungen),<br />
während der Fahrt , ohne fahrzeugseitige Einrichtungen, zu erfassen. Im Jahr<br />
1998 startete die Österreichische Bundesbahn (ÖBB) die Forschung im Bereich<br />
der intelligenten örtlichen Messstellen. Das Hauptziel der örtlichen ARGOS ®<br />
Messstellen ist es, den dynamischen Laufzustand der Züge bei<br />
Betriebsgeschwindigkeit infrastrukturseitig mit der notwendigen Exaktheit und<br />
Zuverlässigkeit zu messen.<br />
Überblick<br />
Im liberalisierten europäischen Markt des Schienenverkehrs ist jedes<br />
Eisenbahnverkehrsunternehmen zur Nutzung der n<strong>at</strong>ionalen sowie lokalen Bahnnetze<br />
berechtigt. Der Besitzer/Betreiber der Infrastruktur h<strong>at</strong> die Verantwortung für den<br />
einwandfreien Zustand der Infrastruktur. Der Fahrzeugbetreiber h<strong>at</strong> eine definierte in<br />
Normen festgelegte Qualität seiner Fahrzeuge einzuhalten. Fahrzeugbesitzer und<br />
Infrastrukturbetreiber haben jedoch entgegengesetzte Interessen. Der<br />
Fahrzeugbetreiber möchte soviel Ladung wie nur möglich mit möglichst kostengünstigen<br />
Fahrzeugen transportieren. Kostengünstige Fahrzeuge haben oftmals ungünstige<br />
Laufeigenschaften, die sich nachteilig auf die Infrastrukturerhaltungskosten auswirken.<br />
Ziel des Infrastrukturbetreibers ist es, das Infrastrukturbenützungsentgelt (IBE) gemäß<br />
der t<strong>at</strong>sächlichen Belastung der Infrastruktur (gleisfreundlichkeit, Lärmemission etc.)<br />
abzurechnen. Der Infrastrukturbetreiber h<strong>at</strong> eine Vielzahl von Kunden, welche sein<br />
Schienennetzwerk nutzen. Wenn er für jeden einzelnen Waggon, abhängig von der<br />
t<strong>at</strong>sächlichen Belastung des Netzes, die Abrechnung vornimmt, ist dies nur durch den<br />
Eins<strong>at</strong>z autom<strong>at</strong>ischer örtlicher Messstellen ökonomisch sinnvoll durchführbar. Die<br />
Abrechnung in dieser Form ist sowohl für die Infrastrukturbenützer als auch für den<br />
Infrastrukturbetreiber die gerechteste Art der Abrechnung.<br />
2. Örtliche Messst<strong>at</strong>ionen, System ARGOS ®<br />
Die örtlichen Messstellen von ARGOS ® ermöglichen ein kontinuierliches Überwachen<br />
des Fahrzeugzustandes sowie der Oberbaubelastung. Dadurch kann eine<br />
kontinuierliche und vollständige Überwachung des Qualitätsniveaus der Fahrzeuge<br />
erfolgen. ARGOS ® wurde mit dem Ziel entwickelt, Messgenauigkeit auf höchstem<br />
Niveau zu liefern. Die hohe Genauigkeit ist für den rechtssicheren Nachweis der<br />
gemessenen Werte unbedingt er<strong>for</strong>derlich!<br />
Die Messausrüstung sowie der Messprozess behindern den normalen Bahnverkehr in<br />
keinster Weise. Mit ARGOS ® ausgerüstete Streckenabschnitte können, so wie das<br />
restliche Streckengleis, gestopft, geschliffen, und reprofiliert werden.<br />
Die zu messenden Fahrzeuge bedürfen keiner zusätzlichen Gerätebestückung mit<br />
Transpondern oä. Selbstverständlich können optional Fahrzeugerkennungsysteme<br />
(Transponder) in das System eingebunden werden.
Abhängig vom Bedarf bietet ARGOS ® vier unterschiedliche Systeme:<br />
Level 1: Fahrweg Entgleisungsdetektion<br />
Level 2: Autom<strong>at</strong>ische Zugüberwachung (Q-Belastung, Rad<strong>for</strong>mabweichungen)<br />
Level 3: Autom<strong>at</strong>ische Zugüberwachung mit Entgleisungssicherheits-Messstelle (Q- und<br />
Y-Belastung, Fahrzeuglauf, Rad<strong>for</strong>mabweichungen, Lärm, Fahrzeugzulassung)<br />
Level 4: Messgleisbogen nach EN 14363<br />
Abb.1: Übersicht über Funktionen des ARGOS ® Systems<br />
Abb.1b: Messgrößen
2.1 Level 1: Entgleisungsdetektion<br />
In der Vergangenheit ereigneten sich Unfälle durch die Entgleisung einzelner Achsen,<br />
welche sich über längere Strecken außerhalb des Gleises mitgezogen wurden. An<br />
Risikopunkten wie Tunnel, Brücken, Weichen, etc. entgleiste in der Folge ein großer Teil<br />
des Zuges. Dies kann die Ursache für schwere Unfälle sein. Selbst, wenn es nicht zu<br />
einem Unfall kam, wurden lange Streckenabschnitte durch die entgleisten Räder<br />
beschädigt.<br />
Ereignet sich dies auf einem Streckenabschnitt mit fester Fahrbahn, so sind die<br />
Folgekosten aufgrund der aufwendigeren Sanierung erheblich höher. Da es dem<br />
Triebfahrzeugführer unmöglich ist, einzelne entgleiste Achsen zu erkennen, ist ein<br />
technisches Überwachungssystem für gefährdete Streckenabschnitte notwendig<br />
Das ARGOS ® Level 1 System erfasst entgleiste Fahrzeuge und gibt die In<strong>for</strong>m<strong>at</strong>ion an<br />
eine Signaleinrichtung weiter. Der außergewöhnliche Vorteil des ARGOS ® Level 1<br />
Systems ist seine Fähigkeit, den gesamten Bereich zwischen den beiden Schienen zu<br />
überwachen. Dies bedeutet, dass eine Entgleisung sogar in solchen Fällen erkannt wird,<br />
bei denen ein Rad knapp neben der Schiene über die Befestigungselemente läuft.<br />
Das System besteht typischerweise aus vier in Reihe geschalteten Sensoren, die an<br />
den Gleisschwellen befestigt sind, um auch springende entgleiste Achsen zu erkennen<br />
(ein Problem welches bei hohen Geschwindigkeiten auftritt). Ausführliche Versuche<br />
haben gezeigt, dass das System bei Geschwindigkeiten von 300 km/h und darüber<br />
hinaus einwandfrei funktioniert. Wie alle ARGOS ® Produkte ist auch dieses System<br />
äußerst wartungsfreundlich. Alle Gleisbefestigungselemente sind auch ohne Demontage<br />
des Level 1 Sensors einseh- und wartbar. Auch Stopfen ist ohne den Ausbau des<br />
Sensors möglich.<br />
Level 1 ist auf Holz-, Beton- und Stahlschwellen sowie auf fester Fahrbahn einsetzbar.<br />
Der Level 1 Sensor besteht aus industriebewährten Kraft-Messgebern, welche mit<br />
speziell ausge<strong>for</strong>mten Blechen verbunden sind. Durch seine einfache und mechanisch<br />
robuste Konstruktion und die logische Verknüpfung aller Sensorelemente gibt es kein<br />
Risiko für einen Fehlalarm. ARGOS ® Level 1 ist ein einfaches betriebssicheres und<br />
kostengünstiges System, welches eine sichere Detektion von entgleisten Achsen vor<br />
Risikopunkten wie Tunnel, Brücken, Weichen, etc. gewährleistet.<br />
Abb.2: ARGOS ® Level 1
Abb.3: ARGOS ® Level 1 nach einer Entgleisungsdetektion<br />
2.2 Level 2 Q-Kraft und Radmängel<br />
Mit ARGOS ® Level 2 ist es möglich, Unregelmäßigkeiten der Fahrzeuge und Radmängel<br />
(Rad<strong>for</strong>mabweichungen) durch Messung der Radaufstandskraft (quasi-st<strong>at</strong>ische und<br />
dynamische Kraft) zu erkennen. Bei Eins<strong>at</strong>z dieser zuverlässigen Messstellen in der<br />
Fahrzeugzustandskontrolle können weit mehr Unzulänglichkeiten am Fahrzeug erkannt<br />
werden, als bei der herkömmlichen Zugbeobachtung.
Abb.4: ARGOS ® Level 2 auf Holzschwellen<br />
2.3. Level 3: Y/Q Messung<br />
Zusätzlich zu Level 2, misst die Level 3 Ausführung auch die horizontalen (Y) Kräfte<br />
siehe Abb.1b. Es werden kontinuierlich die dynamischen horizontalen und vertikalen<br />
Kräfte erfasst.<br />
Durch frühzeitiges Erkennen von Unregelmäßigkeiten an Fahrzeugen durch die<br />
Messung der Radkräfte und Rad<strong>for</strong>men können Entgleisungen präventiv verhindert<br />
werden. Ebenso wie Level 2 liefern die Level 3 Messst<strong>at</strong>ionen langzeitstabile<br />
Messergebnisse innerhalb von längstens 120 Sekunden. Sie bedürfen keiner<br />
Fundamentierung und behindern die Wartung der Strecke nicht.<br />
2.3a Level 3a: Y/Q im Bogen<br />
Die ARGOS ® Level 3a Messstelle bietet eine umfassende Lösung für Bögen. Sie<br />
ermöglicht eine zuverlässige Erkennung von Risikofaktoren von Entgleisungen und<br />
Kostenfaktoren bei Überlastungen aufgrund von Y- und Q-Kraft, Entgleisungskoeffizent,<br />
Beladezustand, Zugbildung, Bogenlauf (Stellverhalten der Räder), Ausdrehmoment und<br />
Wankeigenschaften des Fahrzeugs. Dank der hohen Genauigkeit wird Level 3a auch für<br />
Zulassungsverfahren von Fahrzeugen eingesetzt
Abb.6: ARGOS ® Level 3a auf befestigter Fahrbahn<br />
2.3b Level 3b: Y/Q für die Gerade<br />
ARGOS ® Level 3b wird hauptsächlich für die Erkennung von instabilem Fahrzeuglauf<br />
auf geraden Strecken eingesetzt. Die Y-Kraft wird kontinuierlich über eine Distanz von<br />
etwa 45 m gemessen. Dies erlaubt die exakte Klassifizierung des Laufverhaltens.<br />
Zusätzlich wird die Lärmesmission der Fahrzeuge gemessen und bewertet.<br />
Üblicherweise ist der mit dieser Anlage messbare instabile Fahrzeuglauf ein Problem,<br />
welches bei Güterwagen auftritt. Ebenso wie Level 2 und 3a, erfasst Level 3b die Q- und<br />
Y-Kraft, Beladezustand, Zugbildung und Radmängel.
Abb.8: ARGOS ® Level 3b auf Betonschwellen<br />
2.4 Level 4: Messgleisbogen nach EN 14363<br />
Lauftechnische Untersuchungen von Fahrzeugen (wie zum Beispiel radial stellende<br />
Fahrzeuge, wie sie auch bei 25 t Achslast in Zukunft verstärkt auf den Markt kommen),<br />
können in Messgleisbögen mit Einzelmessstellen zu nicht reproduzierbaren<br />
Messergebnissen führen. Bei den bisher üblichen Einzelmessstellen ist es nicht möglich,<br />
die wechselseitige Beeinflussung der Achsen von mehrachsigen Fahrzeugen zu<br />
erkennen und zu berücksichtigen.<br />
Mit Hilfe umfangreicher theoretischer und praktischer Forschungsarbeiten konnte ein<br />
System entwickelt werden, welches kontinuierlich Y- und Q-Kräfte in einer bisher nicht<br />
erreichbaren Genauigkeit bestimmen kann. Aufgrund der praktischen messtechnischen<br />
Erfahrung und dem bahntechnischen Know-how ist mit ARGOS ® Level 4 eine innov<strong>at</strong>ive<br />
und für den Schienenfahrzeugproduzenten und für die Zulassungsstellen eine<br />
unverzichtbare Lösung entstanden.<br />
3. Genauigkeit<br />
ARGOS ® Level 2 und 3 wurden entwickelt, um Messgenauigkeit auf höchster Ebene zu<br />
bieten. Je höher die nachgewiesene Genauigkeit der gemessenen Werte, desto höher<br />
ist die Akzeptanz bei den Fahrzeugbetreibern und Zulassungsstellen. Zudem ist für eine<br />
Vielzahl von genormten Grenzwerten eine sehr hohe Genauigkeit er<strong>for</strong>derlich, um diese<br />
überhaupt technisch richtig überwachen zu können.
Abb.9: Anwendbarkeit gemessener Werte<br />
Die von den örtlichen Messstellen gemessenen Werte werden in der Regel zur<br />
Feststellung von Grenzwertüberschreitungen verwendet. Die obenstehende Grafik zeigt<br />
das Grundproblem hierbei. Nur wenn die gemessenen Werte zuzüglich bzw. abzüglich<br />
der Toleranzklasse der örtlichen Messstelle, über oder unter dem Erlaubten des<br />
Grenzbereichs liegen, dann ist eine Aussage über die Grenzwerteinhaltung eindeutig<br />
möglich (Fall 3 und 4). In den Fällen 1 und 2 ist es nicht möglich eine Aussage über die<br />
Einhaltung der zugelassenen Toleranzbereiche zu treffen. Nur wenn die Toleranz des<br />
Messinstruments mindestens 3 mal besser als der erlaubte Grenzwertbereich ist, ist es<br />
möglich eine Angabe innerhalb des Grenzwert-Toleranzbandes zu machen. Wenn also<br />
eine technische Toleranz von 3 % überwacht werden muss, und das Messsystem eine<br />
Toleranz von 2% oder mehr h<strong>at</strong>, ist das Messsystem wertlos, da keine Aussage über die<br />
Grenzwerteinhaltung getroffen werden kann. Für eine technische Toleranz von 3%<br />
braucht das Messinstrument eine Genauigkeit von mindestens 1%!
Abb.5: Q-Kraft Abweichung eines Zuges mit 7 Waggons über 12 Messzyklen<br />
4. Rad<strong>for</strong>mfehler<br />
ARGOS ® kann auch Rad<strong>for</strong>mfehler (Rundheitsabweichungen über den Umfang) mit<br />
höchster Präzision erfassen. Alle Arten von Abweichung sind klassifizierbar und<br />
quantifizierbar (Flachstellen, Abpl<strong>at</strong>tungen, Aufschweißungen, Polygonisierung,<br />
Exzentrizität, usw.). Es besteht auch die Möglichkeit die gemessene Abweichung von<br />
der idealen Radrundheit über den gesamten Radumfang zu visualisieren, siehe Abb.7.
Abb.7: Messung der Radmängel und Abweichung von der idealen Radrundheit über den gesamten<br />
Radumfang gemessen mit dem ARGOS ® System
5. Zusammenfassung<br />
ARGOS ® Level 1 ist das ideale System zur Feststellung von entgleisten Achsen vor<br />
Risikopunkten im Streckennetz um Folgeschäden nach einer Entgleisung zu minimieren<br />
bzw. zu begrenzen.<br />
ARGOS ® Level 2 kann hochpräzise D<strong>at</strong>en über den Fahrzeugzustand (Achslasten und<br />
Beladungsfehler) unmittelbar nach der Überfahrt des Fahrzeuges liefern.<br />
ARGOS ® Level 3 kann durch die Y/Q Messung zusätzlich Unfälle präventiv verhindern<br />
und hochpräzise D<strong>at</strong>en über die Rad/Schiene-Wechselwirkung spätestens eine Minute<br />
nach der Messung liefern.<br />
Auf Wunsch können mit ARGOS ® Level 2 und 3 auch Rad<strong>for</strong>mfehler präzise erkannt<br />
werden.<br />
Die Lebenszykluskosten der Infrastruktur steigen stark an, wenn die Belastung durch die<br />
Fahrzeuge nicht den bei der Konstruktion der Strecken zugrunde gelegten Belastungen<br />
entsprechen. Flachstellen beispielsweise, können die Instandhaltungskosten bis zu 20<br />
% erhöhen. Dasselbe trifft für grenzwertüberschreitende st<strong>at</strong>ische und dynamische<br />
Kräfte zu. Daher ist es wichtig, diese mit ARGOS ® Level 2 und 3 Anlagen zu<br />
überwachen.<br />
ARGOS ® örtliche Messstellen liefern die Grundlagend<strong>at</strong>en für die gerechte Festlegung<br />
des Infrastrukturbenutzungsentgeltes.<br />
Unregelmäßigkeiten und Rad<strong>for</strong>mfehler sind die Hauptgründe für Lärmemission und<br />
Bodenerschütterung. Mit ARGOS ® örtlichen Messstellen ist es möglich, Fahrzeuge mit<br />
schlechten Lauf- und Radflächenqualitäten, aber auch mit hoher Lärmemission zu<br />
erkennen.<br />
ARGOS ® D<strong>at</strong>en können auch für eine optimale Wartungsstr<strong>at</strong>egie der<br />
Schienenfahrzeuge eingesetzt werden. ARGOS ® macht es möglich, Schäden an<br />
einzelnen Fahrzeugen zu erkennen und den Schädigungsverlauf zu verfolgen, um so<br />
ein optimales Planen von Wartungsarbeiten zu ermöglichen. Vor allem im Bereich der<br />
Güterzüge können Instandhaltungskosten durch Überwachung der t<strong>at</strong>sächlich<br />
transportierten Lasten und des technischen Zustandes optimiert werden.<br />
ARGOS ® Level 2 und 3 liefern Messergebnisse gemäß einschlägiger Normen und<br />
können zur Unterstützung der örtlichen TSI Spot-Untersuchungen eingesetzt werden.<br />
Die Zuverlässigkeit und Präzision der ARGOS ® Systeme ermöglichen eine Steigerung<br />
des Sicherheitslevels, Verringerung der Umweltbelastung durch Lärm und<br />
Erschütterungen, gerechtere Berechnung der Infrastrukturbenützungsgebühr für die<br />
Nutzer und Kostensenkung für die Netz- und die Fahrzeugbetreiber.