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PDF Download - b:sl Beruf-Schulleitung

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<strong>Beruf</strong>: <strong>Schulleitung</strong><br />

: Titelthema<br />

2. Jahrgang Februar 2008 5,20 €<br />

Eigenverantwortliche Schule - Der Spagat<br />

zwischen Politikerwunsch und Schulwirklichkeit<br />

Herausgegeben vom ASD - Allgemeiner <strong>Schulleitung</strong>sverband Deutschland e.V.


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:Inhalt<br />

Aus den Ländern:<br />

Das war 2007<br />

Eine Jahresrückschau aus Sicht der <strong>Schulleitung</strong>en____Seite 4<br />

Grundlagen:<br />

Quo vadis <strong>Schulleitung</strong>?<br />

Warum immer weniger Lehrer Schulleiter werden wollen<br />

_________________________________________________Seite 6<br />

Wünsche:<br />

Was wünschen sich Schüler von <strong>Schulleitung</strong>? Und umgekehrt<br />

_________________________________________________Seite 8<br />

Thema:<br />

Titelthema: Eigenverantwortliche Schule_____________ Seite 9<br />

Im Portrait:<br />

Die Bertelsmann-Stiftung_________________________ Seite 15<br />

Interview:<br />

Neue Medien im Klassenzimmer – Eine Revolution?__Seite 17<br />

Thema:<br />

Geschmacklose Schulverpflegung?<br />

Gutes Essen ist in. Doch was an manchen Schulen<br />

aufgetischt wird, verdirbt leicht den Appetit_________ Seite 18<br />

Rubriken:<br />

Technik:<br />

Wirtschaftliche Drucklösungen speziell für Schulen___Seite 22<br />

Internationales:<br />

<strong>Schulleitung</strong> im internationalen Kontext____________ Seite 23<br />

Lektüre für <strong>Schulleitung</strong>en______________________Seite 25<br />

Recht, Urteile___________________________________Seite 26<br />

Aus-, Fort- und Weiterbildung___________________Seite 27<br />

Schulwettbewerbe______________________________Seite 28<br />

Über den Tellerrand____________________________ Seite 29<br />

Die Letzte: Die Ansprechpartner, Impressum________Seite 30<br />

Titelfotos © Fotolia<br />

Sehr geehrte Leserinnen und Leser!<br />

:Vorwort<br />

In Händen halten Sie die zweite Ausgabe des Fachmagazins b:<strong>sl</strong> (<strong>Beruf</strong>:<br />

<strong>Schulleitung</strong>). Nach der ersten Ausgabe, in der wir uns die Frage stellten,<br />

ob ein weiteres bundesweites Magazin für <strong>Schulleitung</strong>en Sinn machen<br />

würde, können wir diese Frage nun getrost mit „Ja“ beantworten.<br />

Viele Anrufe, Briefe, Telefaxe und E-Mails erreichten die Redaktion, die<br />

uns zu unserer Arbeit beglückwünschten und uns zum Weitermachen<br />

ermutigten.<br />

Oft wurde allerdings auch die Frage gestellt, ob mit dem Erhalt dieses<br />

Magazins die <strong>Schulleitung</strong> eine finanzielle Verpflichtung eingegangen<br />

sei. Schließlich sei der Schuletat knapp bemessen, und für diese Art von<br />

Information der <strong>Schulleitung</strong> sei kein Geld mehr da.<br />

Vorab: Wir können Sie beruhigen. Wenn Sie b:<strong>sl</strong> auf Ihrem Schreibtisch<br />

vorfinden, dann ist dies eine Serviceleistung des ASD und seiner Landesverbände.<br />

Viele Landesverbände spendieren ihren Mitgliedern dieses<br />

Magazin als Informations- und Weiterbildungsmedium. Wenn Sie<br />

keinem Landesverband des ASD angehören, dann haben Sie b:<strong>sl</strong> quasi<br />

als unverbindliche und kostenlose Informationsdienstleistung erhalten.<br />

Ein Abonnement ist damit nicht verbunden. (Allerdings auch nicht die<br />

Verpflichtung unsererseits, Sie weiterhin zu beliefern.)<br />

Übrigens – und darauf sei an dieser Stelle ausdrücklich hingewiesen –<br />

die Landesverbände des ASD sind, gerade in den neuen Bunde<strong>sl</strong>ändern,<br />

für jede helfende Hand und jeden denkenden Kopf dankbar. Wenn Sie<br />

sich also neben Ihrer sowieso schon anspruchsvollen Tätigkeit noch<br />

vorstellen können, etwas für die Verbesserung der Position von <strong>Schulleitung</strong><br />

zu tun, fühlen Sie sich jetzt besonders angesprochen und aufgefordert.<br />

Auf der letzten Seite dieses Magazins sind die Ansprechpartner<br />

der Landesverbände aufgeführt. Hier nimmt man gerne Ihr Angebot<br />

zur Mithilfe und – natürlich – auch Ihren Antrag auf Mitgliedschaft an.<br />

Die Stärke einer Interessensvertretung wächst mit der Anzahl ihrer Mitglieder!<br />

Bereits über 10.000 Schulleiter, Konrektoren und <strong>Schulleitung</strong>s-<br />

Stellvertreter sowie entsprechende Pensionäre haben sich über die Landesverbände<br />

des ASD zusammengeschlossen und treten bei Politik und<br />

Verwaltung so mit einer starken Stimme auf. Die Ergebnisse dieses Eintretens<br />

zur Verbesserung der Position der <strong>Schulleitung</strong> können Sie zu<br />

einem (kleinen) Teil aus den Berichten aus den Bunde<strong>sl</strong>ändern auf den<br />

nächsten beiden Seiten dieses Magazins verfolgen.<br />

Nun sei der Vorrede genug. Ich wünsche Ihnen eine interessante und anregende<br />

Lektüre und freue mich auf viele Leserzuschriften, die ausdrücklich<br />

erwünscht sind, am liebsten per E-Mail an b<strong>sl</strong>@fuenffreunde.de<br />

Ihr Walter Rossow<br />

Vorsitzender des ASD<br />

3


:Aus den Ländern<br />

Vieles ist im Umbruch, vieles bewegt sich aber auch gar<br />

nicht. Die nachfolgende Rückschau auf das Jahr 2007<br />

erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Aber sie<br />

gibt einen guten Überblick über die Lage im Land.<br />

Von Sabine Kauffeld<br />

Baden-Württemberg<br />

Baden-Württemberg verzeichnet Spitzenwerte bei der Betreuung im<br />

frühkindlichen Bereich. 92 Prozent aller 3- bis 4-jährigen Kinder im<br />

„Schwabenländle“ besuchen derzeit eine Bildungseinrichtung. Der<br />

Bundesdurchschnitt liegt bei 78,8 Prozent. Mehrere Neuerungen, wie<br />

das Bildungshaus für 3- bis 10-Jährige, in dem sich Kindergarten und<br />

Grundschule zu einem pädagogischen Verbund weiterentwickeln sollen,<br />

wurden ins Leben gerufen. Auch eine erneute Verwaltungsreform<br />

für die Schulaufsicht ist in der Diskussion und in der Vorbereitung.<br />

Eine klare Konzeption für die Schulentwicklung unter den veränderten<br />

Bedingungen ist allerdings zur Zeit nicht erkennbar. Vor dem Jahr<br />

2009 wird sich auch keine Verbesserung der situativen Bedingungen<br />

für die Schulleiterinnen und Schulleiter ergeben (Erklärung des bildungspolitischen<br />

Sprechers der CDU).<br />

Bayern<br />

4.154 Lehrkräfte wurden zum Schuljahr 2007/2008 eingestellt, davon<br />

779 für die Grundschule und 320 für die Hauptschule, ferner 168 Fachlehrer<br />

und 46 Förderlehrer für die Volksschulen insgesamt. Seit November<br />

2007 wurden für die Volksschulen weitere 150 Bewerber als<br />

„Mobile Reserve“ beschäftigt. Die Anzahl der gebundenen Ganztagsschulen<br />

wurde um 100 erweitert, die der gebundenen Ganztagsgrundschulen<br />

um 30.<br />

Bis zum Schuljahr 2012/2013 will Bayern die gebundenen Ganztagshauptschulen<br />

bedarfsgerecht und flächendeckend überall anbieten, wo<br />

der Sachaufwandsträger einen Antrag stellt.<br />

Im Rahmen der Hauptschulinitiative - die Hauptschule soll eine stark<br />

berufsorientierten Schule werden - entwickeln gegenwärtig 23 Schulen<br />

Modelle, um die Inhalte der Fächer Mathematik und Deutsch, Musik<br />

und Kunst sowie Soziales Lernen in Module aufzuteilen. Im neuen<br />

Schuljahr wird Englisch in die Modulbildung einbezogen.<br />

Berlin<br />

Berlin hat mit dem Schuljahr 2007/08 die <strong>Schulleitung</strong>en vor die Entscheidung<br />

gestellt, alternativ zum bisherigen Verfahren der zentralen<br />

Steuerung die Möglichkeit der Personalkostenbudgetierung zu nutzen.<br />

3.622 Schulen (82 Prozent) haben sich für dieses Verfahren entschie-<br />

4<br />

Das war 2007<br />

Eine Jahresrückschau aus Sicht der <strong>Schulleitung</strong>en<br />

den, bei der die <strong>Schulleitung</strong> selbst bei krankheitsbedingten Ausfällen<br />

von Lehrkräften kurzfristig Vertretungskräfte befristet einstellt. Dafür<br />

erhalten diese Schulen jeweils ein Personalbudget von 3 Prozent ihres<br />

anerkannten Unterrichtsbedarfs. Weiter hat der Bildungssenator eine<br />

„Sammelverordnung zur Entbürokratisierung“ verabschiedet. Beispiel:<br />

„Aufbewahrungspflicht für Klassenarbeiten. Klassenarbeiten müssen<br />

nicht mehr in der Schule aufbewahrt werden, sondern können auch<br />

Eltern in die Hand gegeben werden.“<br />

Hessen<br />

Das hessische Kultusministerium hat in Zusammenarbeit mit dem IHS<br />

(Interessenverband Hessischer <strong>Schulleitung</strong>en) ein <strong>Beruf</strong>sbild <strong>Schulleitung</strong><br />

entwickelt und verabschiedet, das ein hohes Maß an Überstimmung<br />

mit dem vom Verband vorgeschlagenen <strong>Beruf</strong>sbild aufweist. Ein<br />

Weg in die richtige Richtung! Allerdings gab es auch herbe Rückschläge:<br />

Das 20 Mio. teuere Schulverwaltungssystem LUSD ist fehlerhaft, untauglich<br />

und raubt den Verwaltungsmitarbeitern an den Schulen ein<br />

unverschämt hohes Maß an Arbeitszeit. Im Sommer diesen Jahres soll<br />

mit LUSD 2008 ein neues System mit gutem Laufzeitverhalten und verbesserter<br />

Handhabung installiert werden. Bleibt abzuwarten, ob es hält,<br />

was es verspricht.<br />

Mecklenburg-Vorpommern<br />

Die mit dem Schuljahr 2002/03 begonnene Einführung der „Regionalen<br />

Schule“ ist beendet. Regionale Schulen sind eine Kombination aus herkömmlichen<br />

Haupt- und Realschulen. Dadurch wurden aus drei Schularten<br />

(Hauptschule, Realschule, Gymnasium) zwei (Regionale Schule,<br />

Gymnasium). Ziel dieser Reform war unter anderem die Stärkung der<br />

Kernfächer (Deutsch, Mathematik, Fremdsprache), die verbesserte <strong>Beruf</strong>sorientierung<br />

und die sozialen Kompetenzen der Schüler. Nach dieser<br />

Mammutaufgabe für <strong>Schulleitung</strong>en kündigt sich nun die nächste<br />

an: Das Konzept der selbständigen Schule soll ab diesem Jahr eingeführt<br />

und bis 2009 abgeschlossen sein. Eine umfassende Diskussionsgrundlage<br />

ist im Internet unter www.bildung-mv.de abzurufen.<br />

Nordrhein-Westfalen<br />

Beim neuen Wahlverfahren von <strong>Schulleitung</strong>en durch die Schulkonferenz<br />

gibt es große Schwierigkeiten. Die Vorschriften des Schulgesetzes<br />

kollidieren mit Vorschriften des Beamtenrechts. Auf breiter Front<br />

herrscht große Rechtsunsicherheit.. Da die Schulkonferenz die Schulleiterin/den<br />

Schulleiter wählt, gibt es den sog. „Unterbringungs- oder<br />

Versorgungsfall“ nicht mehr. Das bedeutet, dass sich <strong>Schulleitung</strong>en bei<br />

der Zusammenlegung von Schulen auf freie Stellen bewerben müssen.


Das ist dann problematisch, wenn Schulleiterinnen/Schulleiter nach<br />

über 20 Jahren Tätigkeit im Amt ein vollständiges Bewerbungsverfahren<br />

durchlaufen müssen. Die Qualitätssicherung läuft in NRW zügig<br />

an. Allerdings fehlen bei einigen Schulformen ausgebildete Inspektoren<br />

bzw. ist die Anzahl der Inspektoren zu gering. Es wird darüber nachgedacht,<br />

den oben erwähnten „Unterbringungsfällen“ nahezulegen, sich<br />

fortbilden zu lassen, um die offenen Stellen als Inspektoren ausfüllen<br />

zu können.<br />

Annegret<br />

Kramp-Karrenbauer<br />

Saarland<br />

Annegret-Kramp-Karrenbauer, die bisherige<br />

Innenministerin wurde im vergangenen Jahr<br />

zur Ministerin für das neu zugeschnittene<br />

Ministerium für Bildung, Familie, Frauen<br />

und Kultur des Saarlandes ernannt. Damit ist<br />

sie turnusgemäß auch Präsidentin der Kultusministerkonferenz.<br />

Als ein Schwerpunktthema<br />

ihrer kommenden Präsidentschaft nannte<br />

die Ministerin die frühkindliche Bildung.<br />

Dabei möchte sie die Zusammenarbeit zwischen<br />

Familien-, Jugend- und Bildungspoli-<br />

tik weiter intensivieren und regt deshalb eine enge Zusammenarbeit mit<br />

den anderen betroffenen Fachkonferenzen an.<br />

Sachsen-Anhalt<br />

Nach der Schulaufsichtsreform vor zwei Jahren steht eine erneut eine<br />

Veränderng vor der Türe: Die Fortbildungsreferate werden ausgegliedert,<br />

Ausbildungsseminare werden in eine Art Qualitätsagentur unter<br />

dem Dach des Landesinstitutes for Fort- und Weiterbildung umstrukturiert.<br />

Schulfachliche Referate sollen regionalisiert, kommunalisiert<br />

und den Landräten unterstellt werden. Wie ein Stück aus dem Tollhaus<br />

kam den Schulleitern vor, dass im Winter keine Reisekosten mehr erstattet<br />

wurden. Aus haushaltstechnischen Erfordernissen konnten diese<br />

erst im kommenden Haushaltsjahr ausgezahlt werden. Dies bedeutete,<br />

dass faktisch keine Dienstreisen mehr genehmigt wurden.<br />

Schleswig-Holstein<br />

Im Mai wurde mit einem Erlass eine alte Forderung des SLVSH erfüllt.<br />

Erstmalig bekommen <strong>Schulleitung</strong>en keine Arbeitszeitermäßigung für<br />

ihre Leitungszeit neben dem Unterricht. Der Erlass spricht von Leitungszeit<br />

und akzeptiert damit den Rollenwechsel vom hauptamtlichen<br />

Lehrer, der zusätzlich Schule leitet, zur eigenständigen <strong>Schulleitung</strong>.<br />

Überall dort, wo Regional- und Gemeinschaftsschulen entstehen, kann<br />

es bei der Neubesetzung der Leitungsstellen zu Interessenskonflikten<br />

kommen. Das Ministerium lies verlauten, dass derjenige mit der höheren<br />

Besoldungsgruppe immer den Erstzugriff auf die neue Leitungsstelle<br />

hat. Dies sei geltendes Beamtenrecht und nicht änderbar.<br />

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:Grundlagen<br />

Zum Autor:<br />

Walter Rossow, Jahrgang<br />

1947, hat seine Schulleiter-Karriere<br />

1983 mit der<br />

Leitung einer Hauptschule<br />

in Moorrege (Schleswig-<br />

Holstein) begonnen. Zurzeit<br />

leitet er die Geschwister-<br />

Scholl-Schule (Grund- und<br />

Hauptschule) in Barmstedt.<br />

Seit 1991 engagiert er sich<br />

in der Interessensvertretung<br />

der <strong>Schulleitung</strong>en. Im Jahr<br />

2006 übernahm er den Vorsitz<br />

des Vorstandes des ASD<br />

Allgemeiner <strong>Schulleitung</strong>sverband<br />

Deutschland e.V.<br />

6<br />

Quo vadis <strong>Schulleitung</strong>?<br />

Immer weniger Lehrer sind bereit, die<br />

Position des Schulleiters zu übernehmen.<br />

Der nachfolgende Artikel beleuchtet die<br />

Ursachen und zeigt Wege zur Abhilfe.<br />

In fast allen Bunde<strong>sl</strong>ändern wird es immer schwerer<br />

werden, freie Schulleiterstellen mit qualifizierten<br />

und engagierten Schulleiterinnen und Schulleitern<br />

zu besetzen. Ich will das einmal an der Situation, wie<br />

sie sich in meinem Bunde<strong>sl</strong>and Schleswig-Holstein<br />

darstellt, genauer erklären. Allein die Zahlen der<br />

Jahre 2004 und 2005 machen deutlich, in welchem<br />

Dilemma man steckt: 2004 wurden in Schleswig-<br />

Holstein 51 Schulleiterstellen besetzt. In 50 Fällen<br />

gab es Mehrfachausschreibungen, davon 37 Zweit-,<br />

elf Dritt- und zwei Viertausschreibungen. Im Jahre<br />

2005 sind 43 Schulleiterstellen besetzt worden. In 29<br />

Fällen gab es Mehrfachausschreibungen: 21 Zweit-,<br />

fünf Dritt- und bis jetzt schon drei Viertausschreibungen.<br />

Man braucht nur wenig Phantasie, um zu<br />

sehen, was in den folgenden Jahren bis 2010 auf uns<br />

in Schleswig-Holstein zukommt, wenn mindestens<br />

270 Schulleiterstellen neu besetzt werden müssen<br />

– und das sind nur die Stellen, deren Stelleninhaber<br />

auch bis zum 65. Lebensjahr arbeiten werden. Außerdem<br />

sind mit dieser Zahl nicht die vielen Kolleginnen<br />

und Kollegen erfasst, die Stellvertreterstellen<br />

frei machen werden, so dass man getrost von der<br />

doppelten Anzahl von Führungspositionen ausgehen<br />

kann, die in diesem Zeitraum zu besetzen sind!<br />

Da hilft es auch nichts, dass man durch ein neues<br />

Schulgesetz Haupt- und Realschulen zusammenlegt<br />

und damit natürlich <strong>Schulleitung</strong>sstellen einspart.<br />

Dieses ist nur ein Pyrrhussieg, der spätestens 2015<br />

in eine riesige Niederlage führt, wenn der demografische<br />

Wandel auch bei <strong>Schulleitung</strong>en zugeschlägt.<br />

Wie gesagt, was ich hier exemplarisch an meinem<br />

Bunde<strong>sl</strong>and vorgestellt habe, gilt für fast alle Bunde<strong>sl</strong>änder<br />

Deutschlands.<br />

Es ist also dringend geboten darüber nachzudenken,<br />

wie man den <strong>Beruf</strong> der Schulleiterin bzw. des<br />

Schulleiters, wie auch den des Stellvertreters bzw.<br />

der Stellvertreterin, so attraktiv machen kann, dass<br />

Von Walter Rossow, Vorstand des ASD<br />

sich auch ohne Zweit-, Dritt- oder gar Viertauschreibungen<br />

genug geeignete Lehrerinnen und Lehrer<br />

für die Übernahme einer solchen Führungsaufgabe<br />

interessieren. Hier hilft es sicherlich auch nicht,<br />

wenn selbsternannte Bildungsexperten der Parteien<br />

meinen, dass die vielen Mehrfachausschreibungen<br />

nur ein Indiz für die intensive Vorauswahl durch die<br />

Ministerien darstellen. Hier irren sie und ich glaube<br />

– nein, ich bin mir sogar sicher – sie wissen das<br />

auch!<br />

Es ist längst überfällig, dass sich die Ministerinnen<br />

und Minister sowie ihre Staatssekretäre und die<br />

vielen so genannten Bildungspolitiker in unserem<br />

Lande Gedanken darüber machen, wie man der<br />

drohenden Gefahr, <strong>Schulleitung</strong>sstellen auch nach<br />

Mehrfachausschreibungen nicht mehr besetzen zu<br />

können, entgegen wirken kann.<br />

Erster Schritt: Die Anerkennung des<br />

<strong>Beruf</strong>sbildes <strong>Schulleitung</strong><br />

Vielleicht kann ich mit einigen (wenn auch altbekannten)<br />

Vorschlägen helfen: Meiner Meinung nach<br />

ist es dringend geboten, dass in einem ersten Schritt<br />

die Anerkennung des <strong>Beruf</strong>sbildes <strong>Schulleitung</strong> erfolgt.<br />

Es muß deutlich gemacht werden, dass diejenigen,<br />

die eine <strong>Schulleitung</strong>saufgabe übernehmen,<br />

nicht nur einige Verwaltungsaufgaben dazu bekommen,<br />

sondern dass sie einen neuen <strong>Beruf</strong> ausüben<br />

werden. Dieser Tatbestand wird umso bedeutender,<br />

je mehr der Gesetzgeber die Selbstständigkeit bzw.<br />

Eigenverantwortlichkeit der Schulen vorantreibt.<br />

Die selbstständige Schule verändert das Anforderungs-<br />

und Kompetenzprofil der Schulleiterin und<br />

des Schulleiters. Diese gestalten an ihren Schulen<br />

die Entwicklung von einer bürokratisch geleiteten<br />

Verwaltungseinheit zu einer lebendigen Organisation.<br />

Die zentralen <strong>Schulleitung</strong>sanforderungen<br />

liegen in den Handlungs- und Verantwortungsfeldern<br />

Führung, Management, Schulentwicklung und<br />

Personalentwicklung, Zusammenarbeit mit anderen<br />

Institutionen und Qualitätsentwicklung. Sie setzen<br />

Persönlichkeit, Sozialkompetenz und Sachkompe-


tenz voraus. Eine starke Schulleiterin, ein starker Schulleiter ist Bedingung<br />

für eine erfolgreiche Schule. Dieses alles (und sicherlich noch vieles<br />

mehr) muss dokumentiert werden in einem eigenständigen <strong>Beruf</strong>sbild<br />

„<strong>Schulleitung</strong>“, das uneingeschränkt auch für die ständige Vertreterin<br />

und den ständigen Vertreter gelten muss und das der gestiegenen Verantwortung<br />

Rechnung trägt!<br />

Mehr Verantwortung bedeutet aber auch, uns mehr Instrumentarien<br />

zur Um- und Durchsetzung dienstlich notwendiger Entscheidungen zu<br />

geben. Das veränderte <strong>Beruf</strong>sbild – wenn auch noch nicht festgeschrieben<br />

– erfordert rechtliche und politische Konsequenzen; denn Gesamtverantwortung<br />

und Entscheidungsbefugnisse passen in der gegenwärtigen<br />

„Rechtsfigur“ Schulleiterin bzw. Schulleiter nicht zueinander und<br />

schließen die Gesamtverantwortungsübernahme eigentlich aus. Die<br />

Leitung einer mit erweiterten Selbstgestaltungsrechten ausgestatteten<br />

Schule verlangt nach adäquaten Entscheidungs- und Durchsetzungsmöglichkeiten.<br />

Der Umfang der staatlichen Regelungsdichte und die<br />

zahlreichen Weisungsketten geben eine Lenkungsfähigkeit im Schulbereich<br />

vor, die in der Einzelschule das Funktionieren über kollegiale<br />

Abstimmungsverfahren zu erreichen glaubt, was aber nicht funktioniert<br />

und auch nicht funktionieren kann. Schulleiterin und Schulleiter formulieren<br />

klare Ziele für die Zukunft der eigenen Schule und treffen verantwortliche<br />

Entscheidungen für ihre Umsetzung. Ihre Führung zielt<br />

auf das Zusammenwirken aller in der Schule Tätigen, um die bestmögliche<br />

Förderung jeder Schülerin bzw. jedes Schülers in Bildung und Erziehung<br />

zu erreichen. Umfassende Befugnisse im Personalmanagement<br />

sind deshalb unabdingbare Voraussetzung für effektive Führung. Seit<br />

Jahren fordern der ASD und seine Landesverbände deshalb die Schulleiterin<br />

bzw. den Schulleiter als Dienstvorgesetzten in einer demokratisch<br />

geführten Schule.<br />

In einem weiteren Schritt muss – auch wenn es zugegebenermaßen<br />

in den letzten Jahren auf diesem Gebiet Fortschritte gegeben hat – die<br />

Aus- und Weiterbildung junger Schulleiterinnen und Schulleiter wie<br />

auch ihrer Stellvertreter den laufend steigenden Anforderungen angepasst<br />

werden. Der <strong>Beruf</strong> Schulleiter erfordert eine qualifizierte Ausbildung<br />

– und zwar vor Amtsantritt! Voraussetzung für die Zulassung zur<br />

Ausbildung ist natürlich die Feststellung der Eignung durch die dienstliche<br />

Beurteilung der Führungseigenschaften der Bewerberin bzw. des<br />

Bewerbers. Ich will an dieser Stelle gerne noch einmal auf einen schon<br />

vor Jahren gemachten Vorschlag des ASD zurückkommen: Die Grundausbildung<br />

für Schulleiterinnen bzw. Schulleiter findet schulformunabhängig<br />

und länderübergreifend in einer Akademie für pädagogische<br />

Führungskräfte statt. Praxisnahe und schulformbezogene Bausteine<br />

erweitern die Ausbildung. Das Auswahlverfahren erfolgt aufgrund der<br />

Qualifizierungsnachweise und ist für alle Beteiligten transparent. Die<br />

Fortentwicklung von Schule verlangt eine ständige Weiterbildung der<br />

Schulleiterin und des Schulleiters, die ebenso an der o. g. Akademie<br />

abgeleistet werden sollte. Dabei darf ein für Fortbildung anfallender<br />

möglicher Unterrichtsausfall überhaupt keine Rolle spielen, denn dieses<br />

passt nicht in das Bild eines modernen Managements. Vielleicht wäre<br />

hier der Blick über den Zaun zur Wirtschaft hilfreich – bis heute habe<br />

ich bei vielen Gesprächen, die ich mit führenden Vertretern der Wirtschaft<br />

habe führen können, keinerlei Verständnis für eine solche Einstellung<br />

gefunden!<br />

Führung braucht Zeit<br />

Bleibt abschließend eine fundamentale Forderung des ASD – die Forderung<br />

nach Zeit, und zwar Zeit für Führungsaufgaben und damit für Führungsarbeit.<br />

Wir brauchen endlich eine eigene Arbeitszeitverordnung<br />

für <strong>Schulleitung</strong>, bei der es um die Leitungszeit geht und nicht um den<br />

Anteil des zu erteilenden Unterrichts! Bis heute werden Schulleiterinen<br />

bzw. Schulleiter und ihre Stellvertreter immer noch der <strong>Beruf</strong>sgruppe<br />

der Lehrer zugerechnet. Dieses spiegelt sich z. B. in den allermeisten<br />

Ländern in den wenigen Entscheidungsbefugnissen und der hohen Unterrichtsverpflichtung<br />

wieder, aber es entspricht in keiner Weise dem<br />

schon so oft angesprochenen <strong>Beruf</strong>sbild. Bei vielen der mit Visionen<br />

„verwöhnten“ Schulleiterinnen und Schulleiter klingt das sicherlich wie<br />

ein frommer Wunsch, aber schon seit Jahren liegt in allen Kultusministerien<br />

ein Vorschlag des ASD für die Berechnung der Arbeitszeit<br />

von <strong>Schulleitung</strong> vor, der in der Broschüre des ASD „<strong>Schulleitung</strong> in<br />

Deutschland 2005 – Ein <strong>Beruf</strong>sbild in Weiterentwicklung“ abgedruckt<br />

ist und von allen im ASD vertretenen Landesverbänden mitgetragen<br />

wird! Auch wenn es in etlichen Bunde<strong>sl</strong>ändern gelungen ist, dass im<br />

Zusammenhang mit der Arbeitszeit von <strong>Schulleitung</strong> nicht mehr von<br />

Ermäßigungs- oder Abminderungsstunden gesprochen wird und man<br />

ganz offiziell den Begriff Leitungszeit übernommen hat, so bedeutet<br />

das lediglich eine sprachliche Kosmetik – mehr aber auch nicht! Man<br />

kann nicht von Schulleiterungen modernes Management verlangen und<br />

gleichzeitig deren Hauptarbeit als Nebentätigkeit abqualifizieren! Es ist<br />

an der Zeit, dass wir in dieser Kernfrage, bei der es um die Qualität<br />

von <strong>Schulleitung</strong> geht, endlich den Durchbruch schaffen. Dabei ist klar<br />

herauszustellen, dass Leitungstätigkeit nicht abhängig ist von der Schulart<br />

und deshalb eine unterschiedliche Zuweisung von Leitungszeit in<br />

der heutigen Zeit absolut nicht mehr angemessen ist! Diese vier Punkte<br />

müssen angegangen werden, wenn wir nicht in den nächsten Jahren das<br />

oben angesprochene Dilemma erleben wollen. Dieses wird sicherlich<br />

auch nicht durch die Zusammenlegung mehrerer Schulen unter einer<br />

<strong>Schulleitung</strong> in den Griff zu kriegen sein. Eine solche Praxis würde sich<br />

eher kontraproduktiv auswirken.<br />

Abschließend will ich sehr deutlich sagen, dass die Länder – vor allem<br />

die neuen Bunde<strong>sl</strong>änder – nicht nur die selbstverständliche Loyalitätspflicht<br />

der Kolleginnen und Kollegen ihrem Arbeitgeber gegenüber<br />

einfordern können, sondern sie selbst ihre Loyalitätspflicht ihren Bediensteten<br />

gegenüber endlich erfüllen müssen. Dazu gehört, dass alle in<br />

<strong>Schulleitung</strong> Tätigen vom ersten Tag an das ihnen zustehende und ihrer<br />

täglichen Arbeit entsprechende Gehalt bekommen.<br />

7


:Wunschzettel<br />

8<br />

Wünsche zum neuen Jahr<br />

Was wünschen sich Schüler von der <strong>Schulleitung</strong>? Und umgekehrt? Wir<br />

wollten es genau wissen und haben die Regenbogenschule in Berlin-<br />

Neukölln besucht. Die Wünsche der Grundschüler sind zum Teil sehr<br />

konkret: Keine Hausaufgaben mehr, einen schöneren Schulhof mit Klettergerüst<br />

und Labyrinth. Verständlich aus Sicht der jungen Menschen.<br />

Aber wir haben auch Wunschzettel erhalten, auf denen stand, dass sich<br />

die Schüler keine Gewalt und keine Beschimpfungen mehr wünschen.<br />

Da wurden wir ganz ruhig und mussten schlucken. Als wir dann die<br />

Schulleiterin nach Ihren Wünschen fragten, bekamen wir eine noch<br />

handfestere Antwort als der Wunsch nach einem schönen Schulhof:<br />

„Wünschen ist einfach nicht die Haltung, die ich zu meiner Arbeit habe.<br />

Was notwendig ist in einer Schule wie der Regenbogen-Schule, ist Ideen<br />

und Kreativität haben und MACHEN, nicht wünschen. Wege suchen,<br />

kommunizieren, ständig im Gespräch bleiben mit allen, den Schüler/innen,<br />

den Lehrer/innen, den Eltern, dem Schulrat, Menschen im Schulsenat,<br />

den Organisationen in der Nachbarschaft der Schule, der Presse,<br />

Künstlern... Wünschen ist passiv. In der Schule muss man aktiv sein, sich<br />

bewegen, Menschen bewegen, Dinge anstoßen, Ziele haben; an der Verwirklichung<br />

dieser Ziele arbeiten. Die Schüler/innen sollen Wünsche haben,<br />

das ist gut, sie sollen ihre Schule mitgestalten. Dafür ist es wichtig<br />

Träume, Ideen, Wünsche zu haben. Dann können wir mit ihnen und ihren<br />

Eltern gemeinsam über Realisierung nachdenken.“


Auch wenn es in Deutschland wie ein nachhaltiger und hartnäckiger<br />

Schock wirkte: Für ein hoch entwickeltes Industrieland sind unsere<br />

Schulen – so wie es scheint - nicht gut genug. Mittelmäßige Leistungen,<br />

zu geringe persönliche Förderung. Doch nicht nur die Schüler sind<br />

die Leidtragenden. Die sieben 2001 von der Kultusministerkonferenz<br />

beschlossenen Handlungsfelder sind also die Basis für die Chance eines<br />

schulpolitischen Rucks, der zwar nicht die gesamte Republik in<br />

ihren Grundfesten erschütterte, aber zu unterschiedlichsten föderalen<br />

Schwingungen führte und noch führen wird. So gehen zum Beispiel<br />

einige Bunde<strong>sl</strong>änder sukzessive dazu über, Grundlagen für eine eigenverantwortliche<br />

Steuerung von Schule zu schaffen. Dieser grundsätzliche<br />

Wandel der Bildungspolitik verläuft jedoch weder einheitlich, noch<br />

auch nur nominell in wirklich die gleiche Richtung. Manchmal ist schon<br />

übereifrig von einem Paradigmenwechsel die Rede, den andere europäischen<br />

Länder längst vollzogen haben. Gemeint ist die Abkehr von der<br />

reinen Inputsteuerung zu einer Steuerung, die an Resultaten orientiert<br />

ist und zugleich die Ergebnisse nutzen kann, den Input zu verbessern.<br />

Mindestens das lässt sich als der gemeinsame Nenner in der Kultusministerkonferenz<br />

erkennen.<br />

Jede Schule hat ihren eigenen Weg<br />

Die Umsetzung ist - wie gesagt - verschieden, was unter dem Gesichtspunkt<br />

des Wettbewerbs zwischen den Bunde<strong>sl</strong>ändern auch von Vorteil<br />

sein könnte. Ob wir diesen Wettbewerb brauchen oder ob er nicht eher<br />

kontraproduktiv ist, sei dahin gestellt. Außerdem: es gibt schließlich<br />

nicht nur den einen, wahren Weg, auf dem eine Verbesserung der Qualität<br />

erreicht wird. Jede Schule kann sich zu ihrem Vorteil entwickeln<br />

und ihre Qualität spürbar verbessern. Letztlich steht dieser Grundsatz<br />

hinter der Idee der eigenverantwortlichen Schule. Sie ist eine Handlungseinheit,<br />

steuert ihre Geschicke selbst und übernimmt dafür im<br />

Rahmen ihrer Zuständigkeiten auch Verantwortung. Damit das nicht<br />

abstrakt bleibt, steht Verantwortung in einem engen Zusammenhang<br />

mit interner Evaluation und Qualitätssicherung.<br />

Auf der anderen Seite gibt es aber auch nicht beliebig viele Möglichkeiten<br />

der Systemsteuerung. Es gibt keine Erhöhung der Autonomie<br />

ohne sichtbare Verbesserung der Kontrolle, ohne die transparente ex-<br />

:Titelthema<br />

Eigenverantwortliche Schule<br />

Freiheit, so befand George Bernard Shaw, bedeutet Verantwortung. Das sei wohl auch der Grund, warum sich die<br />

meisten vor ihr fürchten. Hat die Kultusministerkonferenz auf ihrer 296. Plenarsitzung am 5. und 6. Dezember<br />

2001, als sie erste Konsequenzen aus den Ergebnissen der PISA-Studie gezogen und konkrete Maßnahmen zur Verbesserung<br />

der schulischen Bildung in Deutschland beschlossen hat, den Schulleiterinnen und Schulleitern in diesem<br />

Sinne das Fürchten gelernt?<br />

Von Heidi Müller<br />

terne Evaluation der Ergebnisse. Doch das Wort „Kontrolle“ ist unter<br />

Lehrkräften geradezu verpönt. Was vielen deutschen Lehrkräften noch<br />

als Zumutung erscheint, ist in anderen Ländern eher als professioneller<br />

Gewinn erfahren worden. Die größere Autonomie geht nun mal mit erhöhter<br />

Transparenz nach innen wie nach außen einher.<br />

Die Idee einer permanenten Entwicklung ist der deutschen Schule eher<br />

fremd. Das gleiche gilt für die Frage nach der Effizienz des Mitteleinsatzes<br />

oder der Rechenschaft<strong>sl</strong>egung gegenüber dem Schulträger und<br />

der Öffentlichkeit. Als Bildungsanstalt der Vergangenheit kann sie aber<br />

nicht überleben, sie muss sich auf die stark gewandelten gesellschaftlichen<br />

Verhältnisse einstellen. Das schreit nach neuen Formen des Unterrichts<br />

und nach einer neuen Organisation von Schule.<br />

Im Modellvorhaben eigenverantwortliche Schule geht es nicht darum<br />

zu erproben, ob schulische Eigenverantwortung sich als richtiger Weg<br />

erweist, sondern wie sie gelingen kann, welche Hindernisse und Stolpersteine<br />

erkannt und aus dem Weg zu räumen sind, wie staatliche<br />

Verantwortung für das Bildungssystem neu zu beschreiben und organisieren<br />

ist und wie die Öffnung der Schulen zu einer systematischen<br />

und umfassenden Zusammenarbeit mit außerschulischen Partnern verwirklicht<br />

werden kann.<br />

Eigenverantwortung von Schulen ist kein Selbstzweck. Schulen brauchen<br />

Gestaltungsfreiheit, um ihren Bildungs- und Erziehungsauftrag zu<br />

erfüllen. Eigenverantwortung ist für viele der Schulgesetze in den einzelnen<br />

Bunde<strong>sl</strong>ändern ein wesentlicher Bestandteil. Sie dient dazu, zum<br />

einen die Qualität schulischer Arbeit bei Unterricht und Erziehung und<br />

damit den Lernerfolg der Schülerinnen und Schüler zu verbessern, zum<br />

anderen eine höhere Effektivität und Effizienz bei dem Einsatz der Mittel<br />

zu erreichen, indem die Schulen sie selbst bewirtschaften können.<br />

Auf dem Weg vom Pädagogen zum Top-Manager?<br />

Veränderungen bringen immer auch Verunsicherungen mit sich. Viele<br />

Schulleiterinnen und Schulleiter fragen sich, was mit den Veränderungen<br />

der Schulgesetze und der damit verbundenen Eigenverantwortung<br />

noch alles an neuen Aufgaben auf sie zukommt. <strong>Schulleitung</strong> auf dem<br />

Weg vom Pädagogen zum Top-Manager?<br />

Für die Leitung von Schulen wäre es dringend notwendig, in diesem A<br />

9


Kontext moderne Formen von Führung und Leitung einzuführen. Moment<br />

mal: Auch der Begriff „Leitung“ gerät in Schulen allzu gerne in den<br />

Verdacht ungerechtfertigter Autorität. Die <strong>Schulleitung</strong> als Primus inter<br />

pares - könnte dies nicht eine Verkennung von angemessener Leitung<br />

und Führung sein? Die richtige Balance zwischen Führungsanspruch<br />

und Kollegialität zu finden, so dass die <strong>Schulleitung</strong> respektiert wird<br />

und Einigkeit über die Richtung der Entwicklung besteht, ist nämlich<br />

weder einfach noch leicht.<br />

Führung einer Schule, das bedeutet zunächst, mit allen Beteiligten ein<br />

gemeinsames Ziel zu entwickeln und darauf zu achten, dass es auch erreicht<br />

wird. Leitung einer Schule, das verlangt das Wahrnehmen aller<br />

Vorgänge, das Beobachten von einzelnen Personen, die Verantwortung<br />

für Hilfestellung oder für Kritik. Leitung heißt, die Verantwortung für<br />

die Funktionsfähigkeit des Ganzen, für die Qualität schulischen Arbeitens<br />

wahrzunehmen und alles dafür zu tun, dass alle gemeinsam daran<br />

mitwirken.<br />

Eine solche <strong>Schulleitung</strong> muss daher die Verantwortung für das Personal<br />

und eine eindeutige Rolle als Vorgesetzter haben. Darum muss<br />

Schulleiterinnen und Schulleitern das Instrument der Personalführung<br />

zur Verfügung stehen. Es gibt keine gute Qualitätsentwicklung, ohne<br />

dass klare Leitungsstrukturen bestehen.<br />

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und Fortbildung<br />

Um diese Chance zu nutzen, bedarf es einer besonders intensiven Vorbereitung<br />

der Schulleiterinnen und Schulleiter auf ihre neue Herausforderung,<br />

bei der es neben Planung, Organisation und Teamentwicklung<br />

vor allem um das Schulmanagement geht. Das Führungspersonal muss<br />

fachlich und vor allem kommunikativ und sozialpsychologisch hoch<br />

qualifiziert sein.<br />

Mit dem fast schon anachronistisch anmutenden „Unterricht erteilen“<br />

hat das nur noch sehr wenig zu tun. Die Aufgaben der <strong>Schulleitung</strong> sind<br />

anspruchsvoller als in vielen anderen <strong>Beruf</strong>en und die Führungsmittel<br />

sind relativ gering. Allerdings ist ihr Einfluss auf die Entwicklung von<br />

Einzelschulen ernorm. Unter Fachleuten gelten Schulleiterinnen und<br />

Schulleiter als Schlüsselpersonen für die Qualität von Schulen.<br />

Worin besteht die Wirksamkeit von <strong>Schulleitung</strong> in der Schule? Wodurch<br />

kann sie Einfluss auf das Kollegium gewinnen? Wo liegt ihre<br />

Macht?<br />

Prof. Heinz S. Rosenbusch, u. a. Leiter der Forschungsstelle für Schulentwicklung<br />

und Schulmanagement und Mitglied im nationalen PISA-<br />

Konsortium, unterscheidet dabei fünf Aspekte: Amtsmacht (hierarchische<br />

Macht), Expertenmacht (höhere Erfahrung, umfangreicheres<br />

Wissen), Definitionsmacht (Interpretation von Vorschriften und Regeln),<br />

Sanktionsmacht und kommunikative Macht (die Möglichkeit,<br />

mit jeder und jedem jederzeit zu reden). Wobei hier alle übrigen Aspekte<br />

der Macht zusammenflössen. Die kommunikative Macht sei auch<br />

die entscheidende. Es sei, laut Rosenbusch, schon erstaunlich, wenn ein<br />

deutsches Kultusministerium 1997 <strong>Schulleitung</strong> als qualifizierte Lehrerarbeit<br />

bezeichnete, während die Fachwelt sie schon als eigenen <strong>Beruf</strong><br />

erkennt. Umfangreiche internationale empirische Untersuchungen weisen<br />

nach, dass sich Schulen verändern können, wenn die <strong>Schulleitung</strong><br />

neu besetzt wird. Blühende Schulen können zu Anstalten der Lustlosigkeit,<br />

Frustration und Aggression degenerieren, vernachlässigte Schulen<br />

können sich zu Stätten des Optimismus, des Zusammenhalts und der<br />

Leistungsbereitschaft entwickeln.<br />

Der Psychologe Uwe Schaarschmid fand heraus, dass sich gute <strong>Schulleitung</strong><br />

unmittelbar positiv auf die Fehlzeiten von Lehrkräften und die<br />

Zahl der Frühpensionierungen auswirkt. Zudem wirke sich die Qualität<br />

der <strong>Schulleitung</strong> auch mittelbar aus, indem deren Verhalten als<br />

Vorbild diene und die Mitglieder des Kollegiums ihrerseits ein gutes<br />

Unterrichts- und Teamklima entwickelten, das wiederum der sozialen<br />

Unterstützung förderlich sei.<br />

Kurzum: Es gibt keine erfolgreiche Schulreform und damit keine erfolgreiche<br />

Schule ohne die Unterstützung von Schulleiterinnen und<br />

Schulleitern.<br />

Damit nun die Qualität der schulischen Arbeit, insbesondere des Un-


terrichts verbessert werden kann, muss den Schulen ermöglicht werden,<br />

die Entscheidungen weitgehend vor Ort zu treffen. An der einzelnen<br />

Schule spielt die Musik. Hier wird Schule konkret.<br />

Allerdings geschieht diese Entwicklung verschiedener Schulen weder<br />

gleich schnell noch im Ergebnis identisch. Schulen sind individuelle<br />

Größen, sind einmalig. Sie habe ihre eigene Geschichte und entwickeln<br />

sich aus ihren lokalen Gegebenheiten heraus. Keine Schule kann die<br />

Entwicklung einer anderen einfach kopieren, kein Prozess lässt sich abkürzen.<br />

Ziele können nur mit flexiblen Zeitplänen erreicht werden, die<br />

sich neuen Lagen anpassen können. Und selbst die Ziele können sich im<br />

Prozess verändern.<br />

Eigenverantwortliches Handeln betrifft Schulorganisation, Personalentwicklung<br />

und Qualitätsmanagement. Dies betrifft die Einstellung von<br />

Lehrerinnen und Lehrern ebenso wie Schulmitwirkung, die Organisation<br />

des Unterrichts und den Einsatz der finanziellen Mittel.<br />

Eigenverantwortung in der Organisation<br />

von Unterricht<br />

Mit einer erhöhten Eigenverantwortung in der Organisation des Unterrichts<br />

haben die Schulen die Möglichkeit, ihren Unterricht gezielter auf<br />

die Bedingungen vor Ort, vor allem auf die Lern- und Förderbedürfnisse<br />

ihrer Schülerinnen und Schüler abzustimmen.<br />

Seit dem 1. August 2006 gibt es beispielsweise in Hessen eine Jahresstundentafel.<br />

Dem Unterricht liegt nicht mehr eine starr vorgeschriebene<br />

Wochenstundentafel zugrunde. Es gibt nicht mehr die Vorschrift,<br />

dass in einer Woche nicht mehr und nicht weniger als zwei Stunden Biologie,<br />

nicht mehr und nicht weniger als vier Stunden Deutsch und Englisch<br />

gelehrt werden müssen, sondern die Schule erhält die Möglichkeit,<br />

ihre Zeit selbstständig einzuteilen. Auch bei der Unterrichtsvertretung<br />

entscheiden die Schulen eigenverantwortlich.<br />

Eigenständigkeit in der Personalauswahl<br />

Eigenverantwortung im Personalwesen heißt vor allem, dass die Schulen<br />

– und speziell die <strong>Schulleitung</strong>en – künftig mehr Freiheit in der<br />

Personalauswahl erhalten. In Hessen können die Schulleiter/-innen seit<br />

dem Sommer 2006 selbst entscheiden, ob sie die ihnen zur Verfügung<br />

stehenden Stellen jeweils über eine Stellenausschreibung oder die Rangliste<br />

besetzen möchten. Die staatlichen Schulämter unterstützen die<br />

Schulen bei den Besetzungsverfahren in organisatorischer und rechtlicher<br />

Hinsicht. Bei Stellenausschreibungen formulieren die Schulleiter/innen<br />

die Anforderungsprofile und entscheiden zusammen mit den<br />

<strong>Schulleitung</strong>smitgliedern über die Personalauswahl. Derzeit werden<br />

etwa 50 Prozent aller Stellen auf dem Ausschreibungsweg vergeben, ein<br />

Ausbau auf 100 Prozent ist geplant. Deswegen hat die größere Freiheit<br />

und Eigenverantwortung im Personalwesen auch wesentliche Auswirkungen<br />

auf die Rolle der Schulleiterinnen und Schulleiter in den Lehrer-<br />

kollegien. Der Erziehungswissenschaftler Rolf Dubs von der Universität<br />

St. Gallen betont, dass eine eigenständige Schule nur dann erfolgreich<br />

sein kann, wenn sie zugleich auch eine geleitete Schule ist. Er hebt damit<br />

zu Recht die Bedeutung der Schulleiterinnen und Schulleiter hervor.<br />

Eigenverantwortung im Schulbudget<br />

Die Personalkostenbudgetierung<br />

Beispiel Berlin: 622 Berliner Schulen (82 Prozent) wollen ab dem Schuljahr<br />

2007/2008 an der Personalkostenbudgetierung (PKB) teilnehmen,<br />

d. h. die Organisation, Planung und Einstellung von Lehrkräften zur<br />

Vertretung selbst organisieren.<br />

Die Bildungsverwaltung bietet allen öffentlichen Schulen drei Prozent<br />

ihres anerkannten Unterrichtsbedarfs in Form von Geldern an, um die<br />

Vertretungen selbst zu organisieren. Mit diesem zusätzlichen Budget gewinnen<br />

die Schulen neuen Handlungsspielraum. Bei krankheitsbedingten<br />

Ausfällen von Lehrkräften haben die Schulen die Möglichkeit, kurzfristig<br />

Vertretungskräfte befristet einzustellen und damit den Unterricht<br />

an ihrer Schule abzusichern. Sie entscheiden selbst, ob und wen sie als<br />

Ersatz für eine vorübergehend ausfallende Lehrkraft befristet einstellen.<br />

Außerdem ist es möglich, die Stunden von beschäftigten Lehrkräften<br />

mit reduzierter Arbeitszeit befristet aufzustocken.<br />

Die Schulen können selbst einen Pool an Vertretungskräften einrichten,<br />

sich mit anderen Schulen zusammenschließen oder auf den zentralen<br />

Pool zurückgreifen. Die Ausstattung der Berliner Schulen wird neu geregelt:<br />

Alle Schulen werden zu Beginn des Schuljahres mit Personal in<br />

Höhe von 100 Prozent des anerkannten Unterrichtsbedarfs ausgestattet.<br />

Genau dieses Nachfragepotenzial hat die private Bewerberplattform<br />

„LehrCare“ in Berlin erkannt. „Wir bieten seit Oktober 2007 eine eigene<br />

Plattform für Vertretungs- und Projektkräfte, aber auch die Vermittlung<br />

von Voll- und Teilzeitkräften an“, sagt Jörg Köbke, Gründer und<br />

Betreiber der Plattform. Inzwischen seien allein in Berlin 320 Profile<br />

online, die Erweiterung des Angebots auf weitere Bunde<strong>sl</strong>änder ist in<br />

diesem Jahr angelaufen. Dabei steht für Köbke, der selbst Lehrer ist,<br />

der Service im Vordergrund: Anders als im Pool der Senatsverwaltung<br />

werde die Plattform ständig aktualisiert. „Wir erinnern User, deren Verfügbarkeitsdaten<br />

abgelaufen sind, diese zu aktualisieren“, sagt Köbke.<br />

Außerdem gäbe es die Möglichkeit, über Feedbackformulare und auch<br />

telefonisch jederzeit mit LehrCare Kontakt aufzunehmen. „So lässt sich<br />

flexibel auf Anfragen reagieren.“ Demnächst stehe sogar der erste Workshop<br />

für Vertretungskräfte an. Diese Dienstleistung ist nicht kostenlos.<br />

Schulleiter können sich zwar zunächst online über das Angebot in ihrer<br />

Region informieren und auch Detailinformationen zu den aufgeführten<br />

Bewerber abrufen, spätestens aber wenn sie potentielle Vertretungskräfte<br />

kontaktieren wollen, müssen sie ein Abonnement buchen. Unbegrenzte<br />

Zugriffsrechte für einen Monat kosten dann 235,62 Euro. Für A<br />

11


drei Monate werden 439,11 Euro, für sechs Monate 593,81 Euro fällig.<br />

Ein Jahresabo schlägt mit 690,20 Euro zu Buche.<br />

„Große Nachfrage herrscht vor allem bei den privaten Schulen“, sagt<br />

Köbke. Diese könnten nicht auf den Vertretungspool der Senatsverwaltung<br />

für Bildung, Wissenschaft und Forschung zurückgreifen. Staatliche<br />

Schulen hätten sich vor allem wegen der Kosten bi<strong>sl</strong>ang eher zurückhaltend<br />

gezeigt. „Dabei stehen genügend motivierte und qualifizierte Kräfte<br />

auf unserer Plattform bereit.“<br />

Die Sachmittelbudgetierung<br />

Beispiel Berlin: Alle Sachmittel werden den Schulen im Rahmen der<br />

Schulvereinbarung durch den zuständigen Schulträger als Gesamtbudget<br />

zur Verfügung gestellt. Die Schulleiter/innen entscheiden damit über<br />

die Verwendung der Mittel; die Bewirtschaftung erfolgt - ohne inhaltliche<br />

Kontrollfunktion - in der Regel in den Haushaltswirtschaftsstellen<br />

der Schulträger. Einige große berufliche Schulen verfügen über eigene<br />

technische und personelle Ausstattung zur Bewirtschaftung ihres Budgets.<br />

Die Einzelschule darf ihr Gesamtbudget nicht überschreiten, innerhalb<br />

ihres Budgets ist sie jedoch nicht an die jeweiligen Titel, einschließlich<br />

der Lernmittel, gebunden.<br />

Vom Einzelkämpfer zum Teammitglied<br />

Eigenverantwortliche Schule fängt bei der Eigenverantwortung der<br />

<strong>Schulleitung</strong> und der Lehrerinnen und Lehrer an. „Die Kolleginnen und<br />

Kollegen müssen lernen, sich von Einzelkämpfern zu Teammitgliedern<br />

zu entwickeln. Fortbildungen gerade im Bereich der Teamentwicklungen<br />

sind dringend notwendig“, wissen Gisela Grimme und Susanne<br />

Hopfmeister, Schulleiterin und Koordinatorin an der Elisabeth-Selbert-<br />

Schule in Hameln, aus Erfahrung. Die Schule erprobt bereits seit 2003<br />

unfangreiche Eigenständigkeit. Das Land Niedersachsen ist einer der<br />

Vorreiter der eigenverantwortlichen Schule.<br />

Einen entscheidenden Einfluss auf die Bereitschaft des Lehrerkollegiums,<br />

Verantwortung zu übernehmen, haben die Führungskräfte einer Schule.<br />

Sie sind verantwortlich dafür, dass Leitbild und Schulprogramm erarbeitet<br />

und umgesetzt sowie eine effektive Organisation aufgebaut werden<br />

und das Personal-, Partner- und Ressourcenmanagement funktioniert.<br />

„Gute Führungskräfte gehen zudem als Vorbilder voran“, sagt Hermann<br />

Städtler, Rektor der Fridtjof-Nansen-Grundschule in Hannover und<br />

Landesprojektleiter „Bewegte Schule - Niedersachsen“. Seiner Meinung<br />

nach kann dieser Prozess nur gelingen wenn die Führungskräfte<br />

• persönlich die Vision, die Mission und die Werte vorleben und für<br />

diese eintreten,<br />

• sich ebenfalls persönlich an Verbesserungsaktivitäten beteiligen,<br />

• Selbstverantwortung und Kreativität bzw. Innovationen der<br />

Kolleginnen und Kollegen sowie deren Beteiligung fördern und zum<br />

eigenständigen Handeln ermächtigen,


• Lernprozesse im Kollegium anregen und unterstützen,<br />

• gezielt und begründet Prioritäten für Verbesserungsmaßnahmen<br />

setzen,<br />

• auf die Bedürfnisse und Erwartungen aller Mitglieder der<br />

Schulgemeinschaft eingehen,<br />

• den Einsatz der Kolleginnen und Kollegen mit der schulischen<br />

Zielsetzung abstimmen,<br />

• die Mitarbeiter am Personalmanagement beteiligen,<br />

• in einen ständigen Dialog mit ihren Mitarbeitern treten,<br />

• eine auf die Schule zugeschnittene und effektive Organisation<br />

gemeinsam mit den Beteiligten entwickeln,<br />

• für die Arbeit von Teams und Einzelnen angemessene Zeitfenster<br />

zur Verfügung stellen, die Leistung anerkennen und angemessen<br />

belohnen und<br />

• ihre Fürsorgepflicht gegenüber den Kolleginnen und Kollegen<br />

wahrnehmen.<br />

Langeweile dürfte da nicht so schnell aufkommen.<br />

Verändertes <strong>Beruf</strong>sbild<br />

Das <strong>Beruf</strong>sbild <strong>Schulleitung</strong> ändert sich mit der Eigenverantwortlichkeit<br />

von Schule. Die Gestaltungs- und Handlungsspielräume, aber auch die<br />

Verantwortlichkeiten von <strong>Schulleitung</strong> – und damit ihre Verantwortung<br />

1. Leitbild und Schulprogramm<br />

Eigenveranwortliche Schulen geben sich ein Leitbild und entwickeln<br />

ihr Schulprogramm weiter, um die Qualitätsentwicklung von Unterricht<br />

und Schulleben bewusster zu gestalten.<br />

2. Unterricht<br />

Die Schulen entwickeln ihren Unterricht auf Grund gewonnener Erkenntnisse<br />

systematisch weiter. Sie entscheiden weitgehend selbst, wie<br />

gelehrt und gelernt wird. Dabei berücksichtigen sie die jeweilige schulische<br />

Situation und die besonderen Rahmenbedingungen der eigenen<br />

Schülerschaft.<br />

3. Vorbereitung auf das <strong>Beruf</strong><strong>sl</strong>eben<br />

Gemeinsam mit Partnern aus Wirtschaft und Gesellschaft befähigen<br />

die Schulen ihre Schülerinnen und Schüler, sich kontinuierlich auf die<br />

Herausforderungen des <strong>Beruf</strong><strong>sl</strong>ebens vorzubereiten, damit die Übergänge<br />

zwischen Schule, Studium und <strong>Beruf</strong> gelingen.<br />

für die Qualität des Unterrichts – werden größer. „Schulleiterinnen und<br />

Schulleiter werden Manager von Möglichkeiten“, sagte die hessische Kultusministerin<br />

Karin Wolff in ihrer Regierungserklärung vom 24. Januar<br />

2006.<br />

„Das bedeutet selbstverständlich auch, dass wir ein neues und verändertes<br />

<strong>Schulleitung</strong>sbild haben werden. „<strong>Schulleitung</strong>“ bedeutet für den<br />

gelernten Pädagogen im Grunde eine zusätzliche, sogar neue <strong>Beruf</strong>sbeschreibung,<br />

die eine eigene <strong>Beruf</strong>squalifizierung und eine entsprechende<br />

Arbeitszeitregelung erforderlich machen.<br />

Wenn die Führungskräfte gemeinsam mit ihren Kolleginnen und Kollegen<br />

den Wandel zur Eigenverantwortlichkeit und damit zur Übernahme<br />

von mehr Verantwortung meistern wollen, müssen sie glaubhaft<br />

vermitteln, dass der Verantwortungszuwachs Handlungsspielräume<br />

schafft und eine Chance nicht nur für die schulische, sondern auch für<br />

die persönliche Weiterentwicklung darstellt, im Sinne von „wir sind für<br />

das, was wir tun, selbst verantwortlich“. Aber auch für das, was wir nicht<br />

tun. Ein neues Bewusstsein stellt sich nicht von heute auf morgen ein.<br />

Es muss wachsen.<br />

Wie umfangreich die Vorhaben in den einzelnen Bunde<strong>sl</strong>ändern auch<br />

sein mögen: Veränderungen in einem System gelingen nur, wenn die<br />

Menschen, die darin arbeiten, den Prozess verstehen, kritisch begleiten,<br />

aber auch aktiv mitarbeiten.<br />

Die eigenverantwortliche Schule - zwölf Merkmale<br />

Literatur:<br />

Bernd Busemann / Dr. Jürgen Oelkers / Prof. Dr. Heinz S. Rosenbusch, Eigenverantwortliche<br />

Schule - ein Leitfaden, Konzepte, Wege, Akteure, 1. Auflage 2007, 300 Seiten,<br />

kartoniert, Luchterhand, ISBN 978-3-472-07062-7<br />

(Quelle: www.svs.hamburg.de)<br />

ternes Management und lassen sich bei ihrer pädagogischen Arbeit<br />

von externen Spezialisten beraten, um die Qualität ihrer Arbeit kontinuierlich<br />

zu verbessern.<br />

5. Personalentwicklung<br />

Die Schulen wählen zunehmend eigenständig ihr Personal aus; dort<br />

wird es eine gezielte Personalentwicklung geben.<br />

6. Bildungsstandards<br />

Die erwarteten Ergebnisse schulischer Bildungsarbeit sind in Bildungsstandards<br />

formuliert. Mit Hilfe von extern gesteuerten Tests<br />

werden die Lernstände der Schülerinnen und Schüler überprüft. So<br />

gewinnen die Schulen auch gesicherte Erkenntnisse über die Arbeitsqualität<br />

ihrer Lehrkräfte.<br />

4. Management und Beratung<br />

7. Ziel- und Leistungsvereinbarungen<br />

Die eigenverantwortliche Schule wird durch die zuständige Behörde<br />

über Ziel- und Leistungsvereinbarungen gesteuert. Auf dieser Grundlage<br />

hat die Schule Rechenschaft abzulegen - gegenüber der Behörde<br />

Eigenverantwortliche Schulen entwickeln ein professionelles schulin- und den am Schulleben beteiligten Gruppen.<br />

A<br />

13


8. Schulinspektion<br />

Eine Schulinspektion überprüft und bewertet schulische Entwicklungen<br />

und Leistungen. Sie berichtet der Schule und der Behörde über die<br />

Ergebnisse. Die Schule wird beraten, wie sie ihre Ergebnisse optimieren<br />

kann.<br />

9. Ressourcen<br />

Die Behörde definiert den pädagogischen, finanziellen und personellen<br />

Rahmen und unterstützt die Schulen in ihrer Arbeit.<br />

10. Transparenz und Best Practice<br />

Die besten Ergebnisse schulischer Arbeit werden öffentlich gemacht,<br />

damit sich alle an den Erfolgen anderer Schulen orientieren und so von<br />

den Besten lernen können.<br />

11. Verantwortung<br />

Die Lehrerinnen und Lehrer tragen Verantwortung für ihre Schülerinnen<br />

und Schüler, sie fördern und fordern sie und integrieren sie so in<br />

die Lerngruppe.<br />

12. Schritt für Schritt<br />

Die Entwicklung zur eigenverantwortlichen Schule wird schrittweise<br />

unter Berücksichtigung der besonderen Bedingungen jeder einzelnen<br />

Schule vollzogen.<br />

Wittenberger Thesen 2007<br />

der Konferenz der Schulaufsicht in der Bundesrepublik Deutschland KSD<br />

Die Konferenz der Schulaufsicht in der Bundesrepublik Deutschland<br />

(KSD) e.V. ist der Dachverband der Schülrätevereinigungen der Bunde<strong>sl</strong>änder.<br />

Die KSD betreibt die Zusammenarbeit mit Schulaufsichtsbeamten<br />

aller Schulformen in den Bunde<strong>sl</strong>änder. Anläßlich der Delegiertenversammlung<br />

im September 2007 wurden folgende „Wittenberger<br />

Thesen“ von der KSD verabschiedet:<br />

1. Unverständig und schlecht handeln diejenigen, die die Selbstständigkeit<br />

oder Eigenverantwortung von Schulen zum Selbstzweck erheben.<br />

2. Unverständig wäre, die Begriffe Selbstständigkeit oder Eigenverantwortung<br />

von Schulen nicht zu definieren. Begriffswirrwarr ist Teufelswerk.<br />

Eigenverantwortung sei von nun an unser Wort.<br />

3. Das ist gewiss, dass es für Eigenverantwortung von Schulen einen<br />

verbindlichen Rahmen und verbindliche Ziele geben muss. Denn es<br />

gibt keine grenzenlose Eigenverantwortung.<br />

4. Der wahre Schatz wachsender Eigenverantwortung von Schulen<br />

liegt in der Verbesserung der schulischen Arbeit bezogen auf Leistungsfähigkeit<br />

und verantwortliches Handeln von Schülern.<br />

5. Es ist unstrittig, dass Schulen den Erfolg ihrer Arbeit systematisch<br />

und umfassend überprüfen müssen.<br />

6. Es ist nicht zu bezweifeln, dass die Schulen zuvörderst selbst die<br />

Verantwortung für die Verbesserung ihrer Arbeit tragen.<br />

7. Man muss die Verantwortlichen lehren, regelmäßig und systematisch<br />

Rechenschaft abzulegen.<br />

8. Nur die Unbesonnenen verzichten auf Verläs<strong>sl</strong>ichkeit und Stetigkeit.<br />

Qualitätsentwicklung braucht Zeit.<br />

9. Unverantwortlich handelt, wer annimmt, dass Eigenverantwor-<br />

tung von Schulen von allen Handelnden automatisch verantwortlich<br />

wahrgenommen wird.<br />

10. Unverantwortlich und schlecht handeln diejenigen, die die Verteilung<br />

der guten Lehrkräfte dem freien Markt überlassen und die das<br />

Problem der Schlechten und Unwilligen weiterhin verdrängen.<br />

11. Es ist nicht bewiesen, dass mehr Ressourcen automatisch zu verbesserter<br />

Qualität von schulischer Leistung führen. Auf die Wirksamkeit<br />

der Mittel für die Schüler kommt es an.<br />

12. Das ist gewiss, dass zur Eigenverantwortung von Schulen auch<br />

eine dementsprechende Schulaufsicht gehört.<br />

13. Sicher ist, dass eigenverantwortliche Schulen eine starke Schulaufsicht<br />

benötigen. Dabei darf das Handeln der Schulen nicht durch die<br />

Schulaufsicht ersetzt werden.<br />

14. Engführende Regelungen und Gängelungen waren und sind von<br />

Übel.<br />

15. Die Erfahrung lehrt, dass Schulaufsicht ohne die Möglichkeit zum<br />

Eingreifen ihrer Aufgabe nicht gerecht werden kann.<br />

16. Es darf nicht bezweifelt werden, dass die Schulaufsicht eingreift,<br />

wenn Schulen ihre Aufgaben nicht erfüllen.<br />

17. Sicher ist, dass Ergebnisse von Evaluation in einen kontinuierlichen<br />

Verbesserungsprozess münden müssen, der von der Schulaufsicht<br />

vor Ort auf der Basis von Zielvereinbarungen beratend und unterstützend<br />

begleitet wird.<br />

Gegeben zu Wittenberg, den 29. September 2007


Die leuchtenden Augen einer grauhaarigen alten Dame<br />

im Seniorenheim, das zaghafte Lächeln eines Obdachlosen,<br />

das überschwängliche Schulterklopfen eines behinderten<br />

Jugendlichen – sie alle sagen Dankeschön. Ihr<br />

Dank für eine gute Tat. Die vorgelesene Geschichte, das<br />

Auftischen einer Mahlzeit, das gemeinsam erzielte Tor.<br />

Vollbracht von Jugendlichen, die durch ihr Handeln begonnen<br />

haben, ihre Welt zu verbessern. Und letztendlich<br />

etwas für sich selbst getan haben.<br />

Von Heidi Müller<br />

Nach Auffassung der Bertelsmann Stiftung aus Güter<strong>sl</strong>oh sollen Kinder<br />

und Jugendliche gezielter und früher an gemeinnützige Aufgaben herangeführt<br />

werden. Die 1977 von Reinhard Mohn gegründete gemeinnützige<br />

Einrichtung setzt sich in den Bereichen Bildung, Wirtschaft<br />

und Soziales, Gesundheit und Internationale Verständigung ein und<br />

will durch ihr Engagement alle Bürgerinnen und Bürger ermutigen, sich<br />

ebenfalls für das Gemeinwohl zu engagieren. Ihren mit 150.000 Euro<br />

dotierten Carl Bertelsmann-Preis 2007 hat die Stiftung dem Thema<br />

„Gesellschaftliches Engagement als Bildungsziel“ gewidmet.<br />

Im Rahmen einer internationalen Recherche hat die Stiftung nach politischen<br />

Strategien und Handlungskonzepten gesucht, mit denen junge<br />

Menschen dazu motiviert werden können, sich für die Gemeinschaft<br />

einzusetzen. „Zwar zeigen repräsentative Studien, dass sich 36 Prozent<br />

der Jugendlichen zwischen 14 und 24 Jahren gesellschaftlich engagieren“,<br />

sagte Vorstandsmitglied Dr. Brigitte Mohn. „Damit ist aber nur auf<br />

den ersten Blick alles in bester Ordnung, denn die Untersuchungen belegen,<br />

dass das Potenzial bei Weitem nicht ausgeschöpft ist: Ein weiteres<br />

Drittel der Jugendlichen würde sich engagieren, wenn die Rahmenbedingungen<br />

günstiger wären.“<br />

Von der Bereitschaft, sich aktiv in die Gestaltung des Gemeinwesens<br />

einzubringen, profitierten Kinder und Jugendliche in hohem Maße<br />

selbst. Der Carl Bertelsmann-Preis 2007 habe gezeigt, dass die frühe<br />

Förderung von gesellschaftlichem Engagement in Kindertagesstätten<br />

und Schulen Treiber für gesellschaftliche Innovationen sei. Kinder und<br />

Jugendliche bauten Selbstvertrauen auf, lernten, Projekte zu organisieren<br />

oder mit anderen teamorientiert zusammen zu arbeiten. Vor diesem<br />

Hintergrund sei es Besorgnis erregend, dass gesellschaftliches Engagement<br />

von jungen Menschen immer noch ein Mittelstandsphänomen<br />

sei. Nur 21 Prozent der Jugendlichen mit einem niedrigen Bildungsabschluss<br />

engagierten sich. Im Vergleich dazu setzten sich doppelt so<br />

viele Jugendliche (43 Prozent) mit einem hohen Bildungsniveau für die<br />

Gesellschaft ein.<br />

:Portrait<br />

Bertelsmann Stiftung<br />

Vorbilder bilden - Gesellschaftliches Engagement als Bildungsziel<br />

Schüler der Plumstead School planen wohltätige Aktionen.<br />

Giving Nation ist das Programm für die Sekundärschulen bei der<br />

britischen Citizenship Foundation, Gewinnerin des Carl Bertelsmann-Preises<br />

2007.<br />

(c) Foto Dominik Gigler/ Bertelsmann Stiftung<br />

Die Bertelsmann Stiftung plädiert daher für die systematische Vermittlung<br />

freiwilligen Engagements im Unterricht. Wohl wissend, dass viel<br />

Mut dazu gehört, sich auf pädagogische Innovationen einzulassen. In<br />

Deutschland sei es immer noch schwierig, diesen Weg zu gehen. Das<br />

traditionelle Lernen für Tests habe wieder Konjunktur, obwohl kooperatives,<br />

erfahrungsbasiertes Lernen die erfolgreicheren pädagogischen<br />

Ansätze seien. „Nur wenn Kinder in der Schule erfahren, wie viel Spaß<br />

und Freude es macht, anderen Menschen oder der Gemeinschaft zu<br />

helfen, können wir dieses bi<strong>sl</strong>ang unerschlossene Potenzial ausschöpfen“,<br />

sagte Brigitte Mohn.<br />

Bei der internationalen Suche nach Vorbildern für gesellschaftliches<br />

Engagement wurden folgende Thesen entwickelt:<br />

1. Betrachtet man den Stand der deutschen Engagementerziehung in<br />

Schulen, ist das Ergebnis mit dem PISA-Schock zu vergleichen: Deutsche<br />

Schüler werden nur schlecht auf eine aktive Rolle in unserer Gesellschaft<br />

vorbereitet.<br />

2. Die staatlichen Lernorte in Deutschland sind nur unbefriedigend mit<br />

der Welt außerhalb der Schulmauern verbunden. Solange sie sich nicht<br />

zur Gesellschaft hin öffnen und mit ihr vernetzen, werden sie keine<br />

Orte sein, an denen von früh an verantwortliche Bürger heranwachsen<br />

können. Der Übergang zur Gangstagsschule ist eine große Chance für<br />

gesellschaftliche Kreativität und Innovation in Deutschland.<br />

3. Bei der Forderung nach gesellschaftlichen Engagement als Bildungs-A<br />

15


ziel geht es um einen neuen politischen Rahmen, in dem partnerschaftliches<br />

Lernen und Engagement wachsen können.<br />

Am Beispiel der Schulen zeige sich, ob es gelingt, in Deutschland Reformen<br />

intelligent und kooperativ durchzusetzen. Statt in „top-down“-<br />

Prozessen Lösungen zu verordnen, die im abgeschotteten Subsystem<br />

Schule umgesetzt werden sollen, zeigt die Analyse zum Carl Bertelsmann-Preis,<br />

dass zeitgemäße Beteiligungsstrategien an den Schnittstellen<br />

zwischen Schulen und außerschulischen Akteuren zu finden sind,<br />

für die Anreize und Freuräume zu schaffen sind. Ganz getreu nach<br />

Laotse: „Sage es mir, und ich werde es vergessen. Zeige es mir, und ich<br />

werde mich erinnern. Beteilige mich, und ich wird es verstehen“.<br />

Vor diesem Hintergrund startete die Bertelsmann Stiftung im Juni 2007<br />

eine Kampagne unter dem Motto „Vorbilder bilden - Gesellschaftliches<br />

Engagement als Bildungsziel“. Mit diesem Appell richtet sich die Stiftung<br />

vorrangig an zwei Zielgruppen: Politische Entscheider und junge<br />

Menschen. Die Politik soll dazu aufgefordert werden, allen Kindern<br />

und Jugendlichen gesellschaftliches Engagement zu ermöglichen, indem<br />

sie entsprechende Rahmenbedingungen schafft. Die heranwachsende<br />

Generation soll über die Kampagne motiviert werden, sich selbst<br />

zu engagieren und damit zum Vorbild für andere zu werden.<br />

Um das gesellschaftliche Engagement von Kindern und Jugendlichen<br />

16<br />

nachhaltig zu fördern, wurden u. a. folgende Handlungsempfehlungen<br />

ausgesprochen: Das Recht auf Engagement müsse institutionell im Bildungsauftrag<br />

der Kindertagesstätte bzw. Schule verankert werden. Es<br />

müsse ein umfassender Bildungsbegriff, der über das kognitive Wissen<br />

hinaus auch soziale Kompetenzen umfasse, entwickelt werden. Auf<br />

Landesebene seien günstige Voraussetzungen für Kooperationen zwischen<br />

Bildungsinstitutionen und gemeinnützigen Organisationen zu<br />

schaffen. Erzieher und Lehrer sollten in der Ausbildung auf die Aufgabe<br />

der Förderung gesellschaftlichen Engagements vorbereitet werden.<br />

Und letztendlich: Gesellschaftliches Engagement bedarf der Anerkennung,<br />

der öffentlichen Wertschätzung.<br />

Im Rahmen der Recherchen für den Carl Bertelsmann-Preis 2007 hat<br />

die internationale Expertengruppe überall auf der Welt beispielhafte<br />

Programme zum Thema „Vorbilder bilden“ gefunden. Die Vielfalt und<br />

hohe Qualität der nominierten Programme haben dazu geführt, dass<br />

der Vorstand der Bertelsmann Stiftung als Jury sich für eine Teilung<br />

des Preises entschieden hat. Der Carl Bertelsmann-Preis 2007 ging an<br />

die Citizenship Foundation aus Großbritannien für deren Programme<br />

G-Nation, Go-Givers und Youth Act. Einen Sonderpreis erhielt das<br />

„Themenorientierte Projekt: Soziales Engagement“ (TOP SE) aus Baden-Württemberg.<br />

Vergabe des Sonderpreises an den badenwürttembergischen<br />

Bildungsplan TOP SE:<br />

Dr. Brigitte Mohn, Mitglied des Vorstands der<br />

Bertelsmann Stiftung, übergibt den Sonderpreis<br />

an Kultusminister Helmut Rau.<br />

Foto: Thomas Kunsch / Bertelsmann Stiftung<br />

Weitere Informationen finden Sie unter www.bertelsmann-stiftung.de


Was ist die Lernumgebung des 21. Jahrhunderts? Ein<br />

Interview mit Thomas Daniel, Leiter der Kartographie<br />

der Stiefel Group Europe, verantwortlich für die Entwicklung<br />

der geographischen Lehrmedien der Unternehmensgruppe<br />

b:<strong>sl</strong> Herr Daniel, warum braucht es eine neue Lernumgebung?<br />

Daniel: Die Pädagogik hat seit jeher die Mittel und Möglichkeiten der<br />

jeweiligen Zeit zur Vermittlung von Lehrinhalten genutzt. Zu keiner<br />

anderen Zeit der Menschheitsentwicklung war Information so leicht<br />

verfügbar wie heute. Allerdings werden die Menschen inzwischen mit<br />

Informationen überflutet. Eine gewissenhafte Selektion in Verbindung<br />

mit einer effektiven Präsentation ist die Grundlage für eine in praktische<br />

Handlungen und Anwendungen umsetzbare Informationsaufnahme.<br />

b:<strong>sl</strong> Was bedeutet das für uns heute?<br />

Daniel: Wir müssen uns fragen, welches Medium zur Veranschaulichung<br />

und Präsentation im Einzelfall jeweils am besten geeignet ist.<br />

Eine dauerhafte und solide Informationsaufnahme ist dann gewährleistet,<br />

wenn mehrere unserer Sinne gleichzeitig angesprochen und zur<br />

Informationsverarbeitung aufgefordert werden. Dies ist beispielsweise<br />

der Fall, wenn man zur Lösung interaktiver Aufgabenstellungen zeitgleich<br />

abstrakte Informationen visuell erfassen und interpretieren soll.<br />

b:<strong>sl</strong> Führt das zu einer Revolution in unseren Klassenzimmern?<br />

Daniel: Nein, der Einsatz neuer Medien im Schulunterricht allein<br />

kann sicher nicht als Revolution bezeichnet werden. Eine ausgewogene,<br />

aufeinander abgestimmte und überlegte Verknüpfung herkömmlicher<br />

und neuer Medien kann unserer Erfahrung nach aber das Lernen<br />

überraschend angenehm und effektiv vereinfachen. Konkret bedeutet<br />

das, dass Lernziele schneller und trotzdem nachhaltiger als bisher erreicht<br />

werden.<br />

b:<strong>sl</strong> Was bedeutet das nach Ihrer Ansicht für die Lehrmittel der Zukunft?<br />

Daniel: Unsere „Lernumgebung des 21. Jahrhunderts“ ist ein Konzept,<br />

das aus unserer über fünfundzwanzigjährigen Erfahrung als einer<br />

der großen Lehrmittelhersteller in Europa hervorgegangen ist. Damit<br />

haben wir ein pädagogisches Werkzeug entwickelt und erprobt, in dem<br />

analoges Lehrmaterial wie Wandkarten und Schreibunterlagen gezielt<br />

mit Lernprogrammen kombiniert werden. Damit haben wir den Lernprozess<br />

merklich verbessert und vereinfacht, fördern darüber hinaus<br />

sogar wichtige Grundeigenschaften wie Konzentrations- und Kooperationsfähigkeit<br />

nachhaltig. Aufgrund unserer guten Erfahrungen mit<br />

diesen aufeinander abgestimmten Medien und Lehrmitteln sehen wir<br />

:Interview<br />

Neue Medien im Klassenzimmer:<br />

Eine Revolution?<br />

Thomas Daniel, Leiter der Kartographie der Stiefel Group Europe<br />

und verantwortlich für die Entwicklung die geographischen Lehrmedien.<br />

diese Art Lehrmittelentwicklung als dauerhaft zukunftsgerichtet an.<br />

b:<strong>sl</strong> Ist das auch der Grund, warum Sie eine neue, aktive Schultafel<br />

anbieten?<br />

Daniel: Ja, das steht damit in Zusammenhang. Es handelt sich um<br />

eine besondere, interaktive Präsentationsfläche für Unterrichts- und<br />

Arbeitsräume, dem Stiefel Activboard. Gibt man den Schülern analoges<br />

Material an die Hand und lenkt die Aufmerksamkeit der Schüler<br />

im Rahmen einer interaktiven Aufgabenstellung auf das Board, so findet<br />

gemeinschaftliches Lernen statt. Unseren Untersuchungen zufolge<br />

wird bei fast allen Kindern einer Schulklasse (bis zu 97%) die Konzentration<br />

wesentlich erhöht und das Langzeitgedächtnis erreicht.<br />

Das Konzept der „Lernumgebung des 21. Jahrhunderts“ bietet also eine<br />

Basis, auf der moderne Medien in den Unterricht integriert werden<br />

können. Darüber hinaus bietet sie Lehrern zusätzlich Raum, auf Schüler<br />

individueller eingehen zu können und deren soziale Kompetenzen<br />

verstärkt zu fördern. Dies ist die Richtung, in der sich die Lernmittel in<br />

den nächsten Jahren entwickeln werden.<br />

B:<strong>sl</strong> Herr Daniel, vielen Dank für das Gespräch.<br />

(Das Interview führte Sabine Kauffeld)<br />

Die Stiefel Group Europe ist auf der didacta Stuttgart 2008 (Halle 1, Stand GA 75 und<br />

Halle 5, Stand 5A 89) vertreten. Weitere Informationen: www.stiefel-online.com<br />

17


:Schulessen<br />

Was haben wir nicht alles in der Schule gelernt: In einem<br />

gesunden Körper wohnt - Gott sei Dank! - auch ein<br />

gesunder Geist und ein leerer Bauch studiert nun mal<br />

nicht gern. Ein mit Fastfood vollgestopfter Bauch allerdings<br />

auch nicht. Recht hat er, in beiden Fällen. Appetitverderbende<br />

Nachrichten machen die Runde: Unsere<br />

Kinder werden immer dicker, neben den Arterien verfetten<br />

auch langsam die geistigen Depots. Das Essensangebot<br />

an den Schulen - Pommes rot-weiß gefällig? - lässt<br />

einen gedanklich sofort mit dem Verein der Essensverweigerer<br />

sympathisieren.<br />

Was läuft da schief? Gute Küche ist doch in aller Munde. Das Fernsehen<br />

ist voll mit all den Bioleks und Lafers dieser Welt. Und auch der<br />

schlechteste Gastgeber der deutschen TV-Geschichte, J.B. Kerner, steckt<br />

voller Überschwang seine Finger in vitaminreiche von filigranen Hän-<br />

18<br />

Geschmacklose Schulverpflegung?<br />

Gesund und lecker – so wünschen sich Schüler ihre Schulverpflegung.<br />

Gutes Essen ist in. Doch was an manchen<br />

Schulen aufgetischt wird, verdirbt leicht den Appetit<br />

Von Heidi Müller<br />

den gezauberte kulinarische Kost. Die Deutschen haben das gute Essen<br />

entdeckt und schicken sich an, (es) zu genießen. Kochen ist in. Immer<br />

mehr Jugendliche träumen in Deutschland davon, Küchenchef zu werden,<br />

so lässig wie ihre Idole Tim Mälzer, Jamie Oliver oder die Ratte<br />

Remy aus dem derzeit die Kinocharts anführenden Zeichentrickfilm<br />

Ratatouille. Doch warum macht diese erfreuliche Entwicklung der<br />

Wertschätzung von Nahrungsmitteln – „Genuss ist geil.“ – vor vielen<br />

Schule halt? Die Schule ist doch der ideale Ort, an dem sich Kinder und<br />

Jugendliche relativ leicht für das Thema Ernährung erreichen lassen.<br />

Eine vollwertige Schulverpflegung bietet Kindern und Jugendlichen<br />

die Chance, „gesunde Ernährung“ nicht nur theoretisch zu erlernen,<br />

sondern auch praktisch zu erleben. Hier gart eine große Herausforderung<br />

vor sich hin. Wenn Schulleiter und Eltern eine bessere Note für<br />

die deutsche Schulverpflegung erzielen wollen, ist Verantwortungsbewusstsein,<br />

eine gehörige Portion Kraft, eine Prise Kreativität und mehrere<br />

Einheiten Unternehmergeist vonnöten.


Weder Gaumenfreude noch gesund<br />

Was derzeit in deutschen Schulen aufgetischt wird, ist nicht gerade eine<br />

Gaumenfreude und gesund erst recht nicht. Vor allem Snacks und Softdrinks<br />

werden an den bundesweit geschätzten 10.000 aufgestellten Automaten<br />

angeboten. Auch das Angebot der Schulkioske lässt bei Ernährungsberatern<br />

den Blutdruck in gefährliche Bereiche hochschnellen. Doch<br />

gerade Limonaden und Süßigkeiten machten bis zu einem Drittel des Gesamtumsatzes<br />

der Schul-Cafeterien und -kioske aus. Wie FOCUS-SCHU-<br />

LE berichtet, gaben in einer Umfrage des Deutschen Philologenverbandes<br />

77,5 Prozent der befragten Schulleiter zu, Einfluss auf die Pachtverträge zu<br />

haben. Die Schulleiter als wichtiger Schlüssel auf dem Weg zur gesunden<br />

Ernährung? Die Hüter des guten Geschmacks? Noch stehen auf dem sich<br />

selbst wiederkäuenden Schulspeiseplan: Süßigkeiten und formgepresste<br />

Fertignahrung. Mahlzeit! Ein ernährungswissenschaftliches Debakel,<br />

wenn wir davon ausgehen müssen, dass jedes vierte Kind ohne Frühstück<br />

zur Schule kommt, die gesunde Schulmilch kaum noch gefragt ist und<br />

eben jedes sechste Kind übergewichtig ist.<br />

Grund genug, die derzeitige Situation der Schulverpflegung einmal etwas<br />

genauer zu beleuchten: Welche Vorgaben und Empfehlungen gibt es zur<br />

Schulverpflegung in den einzelnen Bunde<strong>sl</strong>ändern? Wie werden diese<br />

umgesetzt? Wie sollte und könnte eine optimale Verpflegung in der Schule<br />

aussehen? Mit welchen Maßnahmen ließe sich dies erreichen?<br />

Bundesweite Qualitätsstandards<br />

Im Rahmen der Kampagne „Besser Essen. Mehr Bewegen. KINDER-<br />

LEICHT“ des Bundesministeriums für Ernährung, Landwirtschaft und<br />

Verbraucherschutz wurde die Deutsche Gesellschaft für Ernährung<br />

(DGE) beauftragt, Schulen bei der Ausgestaltung der Schulverpflegung zu<br />

unterstützen. Vor diesem Hintergrund erarbeitete das Projekt „Schule +<br />

Essen = Note 1“ die ersten bundesweiten Qualitätsstandards für die Schulverpflegung,<br />

die im September 2007 veröffentlicht wurden. Sie stellen präzise<br />

und überprüfbare Anforderungen an die Schulverpflegung und dienen<br />

zur ständigen Überprüfung von Qualität. Hierfür liefern Checklisten<br />

die entsprechende Basis - vom ausführlich dargstellten Speiseplan über<br />

die sensorische Qualität (!) des Essens bis zur Gestaltung des Essensraum.<br />

„Was wir nicht frühzeitig in der Bildung leisten, kommt uns später teuer zu<br />

stehen“, sagt Prof. Dr. Ines Heindl, Institut für Ernährungs- und Verbraucherbildung<br />

der Universität Flensburg. Aus geschmacklich anregenden<br />

und dabei ausschließlich gesundheitsförderlichen Essensangeboten sollten<br />

die Kinder und Jugendlichen selbst wählen können. Idealerweise sind<br />

in Schulen fachliche Botschaften, z. B. im Unterricht und alltägliche Erlebnisse<br />

von Lebensmittelangebot und -auswahl aufeinander abgestimmt.<br />

Die Essatmosphäre ist fröhlich, gemütlich und stressfrei. Beim Essen<br />

wird Zeit zum Genießen gelassen und es gibt Anreize für viel Bewegung.<br />

Qualitätsstandards und die Sicherstellung ihrer Umsetzung seinen dabei<br />

Voraussetzungen eines optimalen Verpflegungsangebotes als Vorbild für<br />

Weitere Informationen finden Sie hier:<br />

www.vzbv.de<br />

nachhaltige Ernährungs- und Verbraucherbildung.<br />

Zustände wie im Paradies?<br />

Der Verbraucherzentrale-Bundesverband<br />

(vzbv) in Berlin und die Verbraucherzentralen<br />

haben die Bunde<strong>sl</strong>änder aufgefordert,<br />

eine gesunde Schulverpflegung<br />

verpflichtend im Schulgesetz zu verankern.<br />

„Es darf nicht dem Engagement des<br />

Schulleiters überlassen werden, ob die<br />

Schülerinnen und Schüler gesund ernährt<br />

werden“, so vzbv-Ernährungsreferentin<br />

Angelika Michel-Drees. Bundesverband<br />

und Verbraucherzentralen fordern die<br />

Umsetzung bundesweiter Qualitätsstandards<br />

sowie Zuschüsse für bedürftige<br />

Familien zur Teilnahme an der Schulverpflegung.<br />

Der Blick über die nationalen Tellergrenzen<br />

macht Appetit. In Schottland,<br />

Großbritannien und Frankreich sind verbindliche<br />

Standards zur Schulverpflegung<br />

vorgeschrieben, die zur Einhaltung von<br />

Nährwertempfehlungen verpflichten. In<br />

Dr. Hoppe Bio-Catering aus<br />

Kassel wurde zum zweiten<br />

Mal von der Fachzeitschrift<br />

„Catering inside“ für sein<br />

innovatives und gesundes<br />

Schulverpflegungskonzept<br />

ausgezeichnet.<br />

Schweden und Finnland steht für alle Kinder das Essen kostenlos zur Verfügung.<br />

In diesen beiden Ländern und in Frankreich ist der Verkauf von<br />

Limonaden und Softdrinks an Schulen untersagt. In Portugal steht jeder<br />

Schule eine Gesundheitsassistentin zur Seite.<br />

Schulessen ist ein Milliardengeschäft<br />

20 der größten 45 Catering-Unternehmen beliefern die Schulkantinen.<br />

Bereits zum zweiten Mal wurde Dr. Hoppe Bio-Catering aus Kassel für<br />

sein innovatives und gesundes Schulverpflegungskonzept von der Fachzeitschrift<br />

„Catering inside“ zum Caterer des Jahres 2007 ausgezeichnet.<br />

In seinem Verpflegungssystem bietet der Caterer bis zu sieben Themeninseln,<br />

an denen die junge Kundschaft spontan auswählen kann. Vom<br />

frischen Wokgericht, das live in der Schulkantine zubereitet wird, über<br />

Tagesgerichte, Salat- und Nudelbar, Snackstation bis zum Dessertstand,<br />

ergänzt durch eine Getränkestation, reicht das Angebot, das zu 100% aus<br />

ökologischen Zutaten besteht. „Mit dem Free-Flow-Mensasystem löst Dr.<br />

Hoppe Bio-Catering ein Kernproblem der Schulverpflegung“, und zwar<br />

den Teilnehmerschwund ab dem Beginn der Pubertät. Mit seinem neuen<br />

Angebot hat er den Trend umgekehrt. Der Ansturm sei enorm, auch und<br />

vor allem aufs Salatbuffet mit bis zu sechs Sorten Rohkost und verschiedenen<br />

Dressing. „Früher war es uncool, mittags in die Mensa zu gehen,<br />

heute ist es uncool, nicht dabei zu sein“, zitiert Dr. Hoppe die Beobachtungen<br />

der Pädagogen.<br />

Wäre doch cool, wenn solch ein Beispiel Schule machen könnte. A<br />

19


:Schulessen<br />

Föderale Speisekarte<br />

In den sechzehn Bunde<strong>sl</strong>ändern sind die Rechtsgrundlagen<br />

zur Festlegung des Warenangebots an Schulkiosken,<br />

Automaten und zur Mittagsversorgung verschieden.<br />

Grundsätzlicher Tenor: Die Schulträger sind für die<br />

Schulverpflegung zuständig und verantwortlich.<br />

Baden-Württemberg<br />

Der Schulträger ist für die Mittagsversorgung und den Getränkeverkauf<br />

zuständig. Die Gesamtlehrerkonferenz kann im Einvernehmen mit der<br />

Schulkonferenz Einfluss auf das Warenangebot nehmen. Darüber hinaus<br />

unterstützt das Ministerium für Ernährung und Ländlichen Raum<br />

seit mehr als zwei Jahrzehnten Schulen im Rahmen der Landesinitiative<br />

BeKi – Bewusste Kinderernährung.<br />

Bayern<br />

Die Entscheidung über den Pausenverkauf obliegt dem Schulleiter. Eine<br />

Arbeitsgruppe der Staatsministerien für Unterricht und Kultus und für<br />

Umwelt, Gesundheit und Verbraucherschutz wird einen „bayerischen<br />

Weg zur optimierten Schulverpflegung“ entwickeln. Im Bayerischen<br />

20<br />

Schulgesetz ist verankert, dass das „Schulforum“ über die Art der Pausenverpflegung<br />

entscheidet.<br />

Berlin<br />

In der Schule sollen vorwiegend Lebensmittel angeboten werden, die<br />

eine ausgewogene Ernährung ermöglichen. Dabei gehören Fragen der<br />

Ernährung auch zu den Lerninhalten der Schule. Bevorzugt werden<br />

sollen biologisch angebaute Produkte. Die Auswahl aus den „zulässigen<br />

Speisen“ trifft die Schulkonferenz. Im Berliner Schulgesetz steht im Rahmen<br />

der Ganztagsbetreuung: „An Grundschulen und an Schulen mit<br />

sonderpädagogischem Förderschwerpunkt (Primarstufe) soll ein Mittagessen<br />

angeboten werden.“ Die „Vernetzungsstelle Schulverpflegung<br />

Berlin“ hat mit der Senatsverwaltung für Bildung, Jugend und Sport und<br />

der AOK Berlin Qualitätskriterien erarbeitet. Nach Information der Vernetzungsstelle<br />

zahlt das Land Berlin einen flächendeckenden Zuschuss<br />

für das Mittagessen bis zur sechsten Klasse.<br />

Brandenburg<br />

Am Schulkiosk ist nur der Verkauf von solchen Lebensmitteln gestattet,<br />

die zu einer gesundheitsfördernden Ernährung beitragen. Die Entscheidung<br />

über das Warenangebot trifft die Schulkonferenz. Der Schulleiter<br />

hat diese Entscheidung gegenüber dem Schulträger durchzusetzen. Die<br />

Schulträger haben dafür zu sorgen, dass die Schülerinnen und Schüler<br />

der allgemein bildenden Schulen bis Klasse 10 und der Ganztagsschulen<br />

an den Schultagen eine warme Mittagsmahlzeit und Trinkmilch zu angemessenen<br />

Preisen erhalten. Neu ist das Mitwirkungsrecht der Schulen<br />

am Schulspeisungsangebot. 2006 wurde das bereits in Berlin praktizierte<br />

Projekt „Bio-Brotbox“ auf Brandenburg ausgeweitet.<br />

Bremen<br />

Der Verkauf von Softdrinks, Süßigkeiten und Backwaren mit hohem<br />

Zuckergehalt ist verboten. Für Ganztagsschulen ist eine warme Mittagsmahlzeit<br />

vorgesehen. Sozial und gesundheitlich bedürftige Schüler von<br />

Grundschulen werden bei der Mittagsverpflegung finanziell unterstützt<br />

und erhalten die Schulmilch kostenlos.<br />

Hamburg<br />

Die Hamburger Bildungspolitik orientiert sich an dem Leitbild der<br />

selbstverantworteten Schule. Jede Schule entscheidet selbst über ihr Lebensmittelangebot.<br />

Hessen<br />

Das Warenangebot legt die Schulkonferenz in Abstimmung mit dem<br />

Schulträger fest. Es sollte Vollkornbackwaren, Obst, Gemüse, Wasser und<br />

Schorlen enthalten. Unterstützt vom Bundesministerium für Ernährung,<br />

Landwirtschaft und Verbraucherschutz wird von der Verbraucherzentrale<br />

Hessen mit dem Institut für ländliche Strukturforschung der Universität<br />

Frankfurt/Main das Modellprojekt FrankFOOD durchgeführt. Von


2005 bis 2007 erhielten drei Modell-Ganztagsschulen regionale Lebensmittel<br />

aus konventionellem und Bio-Anbau.<br />

Mecklenburg-Vorpommern<br />

In Mecklenburg-Vorpommern liegt die Verantwortung für die Essensversorgung,<br />

die Aufstellung von Automaten und den Betrieb von Cafeterien<br />

bei den Schulen und deren Schulträgern. Das Schulgesetz schreibt<br />

vor, dass Schülern ein Mittagessen und Schulmilch angeboten werden<br />

und Gesundheitserziehung im Unterricht berücksichtigt werden soll.<br />

Eine präventive und zielorientierte Aufklärung zugunsten einer gesunden<br />

Lebensweise wird Schwerpunkt der Schulpolitik des Landes in den<br />

nächsten Jahren sein.<br />

Niedersachsen<br />

Im Rahmen der „Eigenverantwortlichkeit“ entscheiden die Schulen<br />

selbst, was auf den Tisch kommt.<br />

Nordrhein-Westfalen<br />

Das Betreiben eines Kiosks ist Sache der Schulträger. Gefördert wird vom<br />

Ministerium für Umwelt und Naturschutz, Landwirtschaft und Verbraucherschutz<br />

das Projekt „Schule isst gesund“, das von der Verbraucherzentrale<br />

Nordrhein-Westfalen durchgeführt wird. Zunächst in fünf Städten<br />

werden vorrangig Ganztagsgrundschulen bei der Einführung der<br />

Mittagsverpflegung beraten und unterstützt. Die Konzepte und Umsetzungsmöglichkeiten<br />

werden in Absprache mit den Schulen, Schulträgern<br />

und Eltern entwickelt und realisiert.<br />

Rheinland-Pfalz<br />

Mittagessen soll in Rheinland-Pfalz sozial verträglich sein. Ein Sozialfonds<br />

in Höhe von einer Millionen Euro wurde geschaffen, wodurch<br />

Kinder aus bedürftigen Familien für einen Euro mittags essen können.<br />

Art und Umfang von Speisen und Getränken wird nach Anhörung von<br />

Schülersprecher und Schulelternbeirat und Schulträger durch den Schulleiter<br />

geregelt. Die Mittagsverpflegung an rheinland-pfälzischen Ganztagsschulen<br />

ist Angelegenheit der Schulträger.<br />

Saarland<br />

Die Schulen sollen - auch was die Verpflegung betrifft - in die Selbständigkeit<br />

entlassen werden.<br />

Sachsen<br />

<strong>Schulleitung</strong>en und Schulträger entscheiden, was am Schulkiosk angeboten<br />

wird, vorzugsweise unter Einbeziehung der Schulkonferenz. Die<br />

Landesvereinigung übernimmt für Gesundheitsförderung eine aktive<br />

Rolle bei der Vernetzung der Schulen untereinander und mit verschiedenen<br />

Kooperationspartnern. Sie versteht die Gesundheitsförderung als<br />

Aufgabe aller Fächer und der ganzen Schulen, dabei sollen alle Beteiligten<br />

zur Mitgestaltung angeregt werden.<br />

Sachsen-Anhalt<br />

Art und Umfang des Angebots von Speisen und Getränken könne durch<br />

die Schule unter Beteiligung der Gesamtkonferenz festgelegt werden.<br />

Laut Schulgesetz sollen die Schulträger „im Benehmen mit dem Schülerrat<br />

und dem Schulelternrat“ an Schultagen „eine warme Vollwertmahlzeit“<br />

anbieten. Dabei sei ein sozial angemessener Preis zu gewährleisten.<br />

Schleswig-Holstein<br />

Laut Verbraucherzentrale Schleswig-Holstein sei derzeit „viel in Bewegung<br />

und Planung“. An der Zertifizierung von Schulen im Sinne einer<br />

„Gesunden Schule“ werde gearbeitet. Ein Teilzertifikat „Ernährung“ sei<br />

angedacht.<br />

Thüringen<br />

Nach dem Thüringer Schulgesetz entscheidet die Schulkonferenz über<br />

die Pausenverpflegung „unter Berücksichtigung der Grundsätze einer<br />

gesunden Ernährung“. Der Schulträger ist für die regelmäßige Versorgung<br />

der Schüler mit Mittagessen verantwortlich, sofern eine Mittagsversorgung<br />

für den ordnungsgemäßen Schulbetrieb erforderlich ist.<br />

Quelle: Verbraucherzentrale Bundesverband; Tafel-Freuden? Das Essen<br />

an deutschen Schulen, Dossier zur Situation der Schulverpflegung in<br />

Deutschland, Berlin, Januar 2007<br />

21


:Technik<br />

„Wir drucken zwar hauptsächlich in schwarz/weiß, aber hilfreich wäre<br />

es schon, wenn wir auch mal farbig drucken könnten. Aber, die Druckkosten...“,<br />

so oder so ähnlich lauten die gängigen Aussagen, wenn es<br />

um die Anschaffung eines neuen Drucksystems in Schulen geht. Diese<br />

Ansichten untermauern den derzeitigen Trend: Es wird zwar immer<br />

noch überwiegend in s/w gedruckt, aber der Bedarf nach Farbe in den<br />

Dokumenten steigt stetig. Dem ist auch leicht zu folgen, denn farbige<br />

Textpassagen oder Überschriften erhöhen die Lesbarkeit und den Lern-<br />

und Merkeffekt des Dokuments. Aber, wie gesagt...die Druckkosten.<br />

Nicht nur der Bildungssektor ist daher auf der Suche nach Lösungen<br />

für den kostengünstigen Schwarz/weiß- und Farbdruck. Aber bitte,<br />

ohne sich auch gleich zwei Systeme anschaffen zu müssen. Eine mögliche<br />

Lösung bieten zum Beispiel die Digitaldrucksysteme von RISO,<br />

einem Hersteller von Digitaldrucksystemen, der sich schon seit Jahrzehnten<br />

auf den Bildungsbereich spezialisiert hat und hier einen guten<br />

Ruf genießt. Denn Schulen und andere Bildungseinrichtungen schätzen<br />

an den RISO-Systemen insbesondere deren umweltfreundliche<br />

Drucktechnik sowie die Zuverlässigkeit, Flexibilität und nicht zuletzt<br />

die einfache Bedienbarkeit.<br />

22<br />

Hohe Folgekosten? Fehlanzeige<br />

Mit dem neuen RISO-Printer HC5500 hat RISO jetzt ein Drucksystem<br />

konzipiert, das schwarz/weiß druckt, gleichzeitig aber auch einen<br />

kostengünstigen Farbdruck ermöglicht: die Kosten für eine Farbseite<br />

liegen annähernd auf dem niedrigen Niveau einer schwarz/weiß Seite.<br />

Überhaupt die Kosten, ein wichtiges Thema beim Drucken: RISO-<br />

Printer kommen ohne so kostenintensive Verschleißteile wie Trommel,<br />

Entwickler und Fixiereinheit aus. Das bedeutet, der Anwender kann<br />

bei den Folgekosten mit einer konstanten Größe kalkulieren, denn die<br />

RISO-Systeme sind extrem wartungsarm. Doch der RISO HC5500<br />

druckt nicht nur rasant günstig, sondern auch rasant schnell. Adieu<br />

Warteschlange! Vorbei sind die Zeiten, als man alle zehn Minuten um<br />

die Ecke guckte, ob Kollege Müller endlich mit seinen 200 Ausdrucken<br />

fertig ist. Für diese Seitenanzahl braucht Herr Müller am neuen Drucker<br />

noch nicht einmal mehr zwei Minuten Druckzeit.<br />

Risographie - Produktiv und<br />

umweltfreundlich seit über 50 Jahren<br />

Neben hoher Produktivität, Flexibilität bei den Papiermedien und ho-<br />

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RISO (Deutschland) GmbH,<br />

Langenhorner Chaussee 44a, 22335 Hamburg.<br />

Marketing@Risoprinter.de<br />

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Der HC5500 ist mit seinem festen Vorlagenglas auch für die<br />

Vervielfältigung aus Büchern geeignet.<br />

her Wirtschaftlichkeit sind RISO-Printer auch außergewöhnlich umweltfreundlich.<br />

Sie kommen ohne belastende Chemikalien oder Toner<br />

aus, erzeugen keine Wärme beim Drucken, gesundheitsgefährdende<br />

Ozonbildung fällt bei diesen Printern ebenfalls weg. Auch Tonerstaubemissionen<br />

wird man hier vergeblich suchen: RISO-Printer drucken<br />

mit Tinte auf Sojaöl-Basis, eine umweltschonende und auch preisgünstige<br />

Druckfarbe. Und: RISO-Printer werden gemäß den Anforderungen<br />

des ENERGY STAR-Programms der Europäischen Gemeinschaft<br />

für Strom sparende Bürogeräte hergestellt.<br />

Der Stromverbrauch des HC5500 ist vorbildlich. Er verbraucht trotz<br />

seiner hohen Produktivität 63% weniger Strom als vergleichbare Systeme<br />

mit Tonertechnik. Und weniger Stromverbrauch bedeutet weniger<br />

Energiekosten und dadurch auch weniger CO2-Emissionen. Und noch<br />

ein Umweltaspekt: Der HC5500 zeichnet sich auch durch besonders<br />

robuste Maschinenkomponenten aus, die für eine besonders lange<br />

Laufzeit ausgelegt sind und so weniger Service-Einsätze anfallen. Das<br />

schont das Budget und die Umwelt.


Die Vielfalt in der Einheit macht Europa so<br />

einzigartig und gleichzeitig so schwierig. Neben<br />

der Sprachenvielfalt und den Systemunterschieden<br />

als vermeintliche Barrieren, lassen<br />

sich aber mehr und mehr Gemeinsamkeiten<br />

feststellen oder zumindest Tendenzen und Annäherungen<br />

auf dem Weg dahin erkennen:<br />

• So wie in einer größer werdenden Europäischen<br />

Union die Regionen immer mehr an<br />

Bedeutung gewinnen, so geht der Trend bei<br />

Schulen von zentralen zu dezentralen bzw.<br />

regionalen Strukturen.<br />

• Fast alle Länder Europas führen ihre Schulen<br />

in integrierter Form, um die Chancengleichheit<br />

und damit die Konkurrenzfähigkeit<br />

in der globalisierten Weltwirtschaft zu<br />

erhöhen.<br />

• Mehr und mehr werden Schulen autonom<br />

und bedürfen eines neuen Leitbildes von<br />

<strong>Schulleitung</strong>.<br />

Diese Entwicklung muss begleitet werden durch<br />

eine Angleichung der Curricula, die Entwicklung<br />

europäischer Standards und vergleichbare<br />

Bedingungen für Abschlussprüfungen, verbunden<br />

mit der gegenseitigen Anerkennung<br />

aller Abschlüsse. In diesem Prozess werden<br />

Schulleiterinnen und Schulleiter zu den zentralen<br />

Figuren der Schulentwicklung regional,<br />

aber auch national und international. So wie<br />

die Position der <strong>Schulleitung</strong> in den einzelnen<br />

europäischen Ländern geregelt wird, zeigt sich<br />

allerdings ein erheblicher Handlungsbedarf.<br />

Unterschiedliche Stellung<br />

des Schulleiters<br />

Die Stellung des Schulleiters in Europa ist uneinheitlich<br />

definiert. Zwischen den Extremen:<br />

Schulen ohne <strong>Schulleitung</strong> wie in Frankreichs<br />

oder Luxemburgs Grundschulen und den Niederlanden<br />

oder Großbritannien, wo Schulleiter<br />

in relativ autonomer Stellung und mit Ge-<br />

samtbudget für<br />

mehrere Schulen,<br />

Schulzentren oder<br />

Schulverbünden<br />

zuständig sind,<br />

gibt es viele unt<br />

e r s c h i e d l i c h e<br />

Ausprägungen.<br />

So werden z.B.<br />

Dr. Burkhard Mielke<br />

in Portugal die<br />

Schulleiter alle<br />

drei Jahre aus dem Kollegium bestimmt, woanders<br />

werden Schulleiter auf Zeit gewählt<br />

oder sind Lebenszeitbeamte. Oft gibt es große<br />

Disparitäten zwischen den einzelnen Schulen<br />

wie z.B. in den deutschen Ländern, wo die<br />

Bandbreite vor allem in den Flächenstaaten<br />

von Zwergschulen bis zu <strong>Beruf</strong>skollegs mit<br />

mehreren tausend Schülern reicht. Zentrale,<br />

dezentrale oder föderalistische Systeme schaffen<br />

besondere Bedingungen und schaffen unterschiedliche<br />

Leitbilder von <strong>Schulleitung</strong>.<br />

Im letzten Arbeitspapier von ESHA, der Europäischen<br />

Schulleitervereinigung mit Schulleiterinnen<br />

und Schulleitern aller Schulformen aus<br />

34 Ländern Europas, wurden folgende Forderungen<br />

zur Vereinheitlichung der Arbeitsbedingungen<br />

von <strong>Schulleitung</strong> aufgestellt:<br />

• <strong>Schulleitung</strong> sollte respektiert und anerkannt<br />

werden als ein <strong>Beruf</strong> mit hoher gesellschaftlicher<br />

Verantwortlichkeit.<br />

• Der <strong>Beruf</strong> der Schulleiterin/des Schulleiters<br />

verlangt klar definierte Kriterien und Qualifikationsmerkmale<br />

und muss mit einem Diplom<br />

für <strong>Schulleitung</strong> abgeschlossen werden,<br />

um die Professionalität und die Vergleichbarkeit<br />

für den <strong>Beruf</strong> zu unterstreichen.<br />

• Schulleiter in selbständigen Schulen brauchen<br />

die Hoheit über das Personal, das Budget,<br />

die Kapitalisierung und die Kontrolle des<br />

Curriculums.<br />

• <strong>Schulleitung</strong> auf nationaler und internati-<br />

:Internationales<br />

<strong>Schulleitung</strong> im internationalen Kontext<br />

Wege zu einem europäischen Leitbild von <strong>Schulleitung</strong><br />

Von Dr. Burkhard Mielke, Präsident von ESHA, European School Heads Association<br />

onaler Ebene braucht dringend Formen der<br />

Zusammenarbeit, um Bildung und Erziehung<br />

insgesamt zu verbessern und den Austausch<br />

von Elementen guter Praxis und Ressourcen<br />

zum Nutzen der Schüler zu ermöglichen.<br />

Selbstständigkeit<br />

und Verantwortung<br />

Selbstständigkeit, Leistung, Verantwortlichkeit<br />

(Autonomy, Achievement und Accountability)<br />

sind die Schlüsselbegriffe modernen Schulmanagements.<br />

Sie werden von den europäischen<br />

<strong>Schulleitung</strong>en bejaht und als Grundlage ihrer<br />

Arbeit akzeptiert. Selbstständige oder halbselbstständige<br />

Schulen unterscheiden sich stark<br />

von zentralistischen und hierarchischen Schulformen.<br />

Konsens herrscht zu den folgenden<br />

Essentials autonomer Schulen:<br />

• Selbstständige Schulen sind gut – aber sie<br />

müssen auch die Verantwortung für die Ergebnisse<br />

ihrer Arbeit tragen.<br />

• Zielsetzungen sind gut, aber Schulen müssen<br />

Evaluation akzeptieren, um zu sehen, ob<br />

sie auf dem richtigen Weg sind, um ihre Ziele<br />

zu erreichen.<br />

• Es ist gut, über einen Etat zu verfügen<br />

– aber Schulen müssen wissen, dass sie damit<br />

auch viel Verantwortung tragen, die nicht<br />

vernachlässigt werden darf.<br />

Die Lissabon-Kriterien als<br />

Grundlage für Schulführung<br />

Die Ziele „Leben<strong>sl</strong>anges Lernen, Schlüsselqualifikationen,<br />

Mobilität, Gleichheit und Effizienz“<br />

werden von Europäischem Rat und Europa-Parlament<br />

seit der Konferenz von Lissabon<br />

kommuniziert. Um Gerechtigkeit und Effizienz<br />

in der europäischen Bildung<strong>sl</strong>andschaft anstreben<br />

zu können ist leben<strong>sl</strong>anges Lernen die<br />

wichtigste Grundlage. Als Schulleiter müssen<br />

23<br />

A


wir aber auch die folgenden Punkte hervorheben:<br />

• Sprachkompetenz (Muttersprache und<br />

Fremdsprachen) ist für uns die essentielle und<br />

fundamentale Bedingung, um an Lernprozessen<br />

teilhaben zu können und dem Bedarf an<br />

sozialer und regionaler Mobilität in Europa<br />

entsprechen zu können. Deshalb brauchen<br />

wir – zusätzlich zu anderen Instrumenten –<br />

mehr Austauschprogramme für Schüler und<br />

Erwachsene, zu denen auch Schulleiter und<br />

Lehrer gehören.<br />

• Wir müssen Prioritäten setzen. Und die<br />

beste Investition in die Zukunft ist es, mit<br />

Bildung so früh anzufangen wie möglich und<br />

zusätzlich Ressourcen für den Grundschul-<br />

und Vorschulbereich bereitzustellen.<br />

• Für den Bereich der weiterführenden Bildung<br />

müssen wir neue Wege finden, um Ungleichheiten<br />

abzubauen. Heute können nur<br />

diejenigen ihre Ausbildung fortsetzen, die die<br />

Schule mit einem Abschluss verlassen. Wir<br />

wissen was es für Schüler bedeutet, die Schule<br />

nicht zu schaffen und welche Folgen dies nach<br />

sich zieht. Das können wir nicht akzeptieren,<br />

weil wir alle jungen Menschen als qualifizierte<br />

Mitglieder unserer Gesellschaft brauchen,<br />

um im Wettbewerb bestehen zu können.<br />

• In allen Bildungsstufen müssen wir die<br />

europäische Dimension berücksichtigen, um<br />

unser gemeinsames Ziel von einer prosperierenden,<br />

friedlichen und demokratischen europäischen<br />

Gemeinschaft zu verwirklichen.<br />

• Wir müssen in allen Altersstufen lernen,<br />

Europäer zu werden. Schulleiter in Europa,<br />

egal, wo sie arbeiten, müssen verstehen, dass<br />

sie mit ihrer Gemeinde, ihrer Region, ihrem<br />

Land und mit Europa verbunden sind.<br />

Moralische Dimensionen von Führungsverhalten<br />

im Bildungsbereich<br />

Europa braucht Schulleiter und Lehrer, die den<br />

Weg weisen und die Veränderungen bewirken<br />

für eine bessere Zukunft in einer demokratischen<br />

und vereinten Europäischen Gemeinschaft.<br />

Hierauf müssen Schulleiterinnen und<br />

Schulleiter vorbereitet werden. ESHA hat hier-<br />

24<br />

zu das ESLN-Projekt entwickelt, um ein Programm<br />

aufzulegen, das unseren Schulleitern<br />

hilft, ihre Schulen zu leiten und die verschiedenen<br />

nationalen Trainingsprogramme für<br />

Schulleiter mit der europäischen Dimension zu<br />

verknüpfen.<br />

Drei Leitlinien sind wichtig,<br />

um ein Schulleiter in Europa<br />

zu werden und zu sein:<br />

• Wir arbeiten unter der Voraussetzung,<br />

dass Führungsverhalten grundsätzlich moralisch<br />

sein muss und dass es im europäischen<br />

Bildungsbereich spezielle moralische Anforderungen<br />

gibt. In den meisten Bildungssystemen<br />

wird die ethische Dimension als<br />

selbstverständlich angesehen. Das Projekt hat<br />

eine Debatte darüber entfacht, welche moralischen<br />

Grundlagen im Bereich Bildung im Europa<br />

des 21. Jahrhunderts richtig und wichtig<br />

sind.<br />

• In Deutschland hat dieses Thema bisher<br />

keine Resonanz in der bildungspolitischen<br />

Diskussion gefunden.<br />

• Bildung hat viel mit Werten zu tun – und<br />

eine Person zu bilden bzw. auszubilden ist<br />

auch der Versucht, ihr volles Potenzial zu<br />

entwickeln. Neben akademischen Leistungen<br />

versuchen alle Schulen, soziales und moralisches<br />

Verhalten und Verständnis bei ihren<br />

Schülern zu entwickeln.<br />

Deshalb müssen sich Schulleiter damit auseinandersetzen,<br />

dass ihre Art der Führung einen<br />

wesentlichen Einfluss auf die moralischen<br />

Grundlagen der Schulausbildung hat, nicht nur<br />

mit dem, was sie sagen, sondern auch mit dem,<br />

was sie tun und vorleben.<br />

Schulleiter müssen auch Seismographen antidemokratischer<br />

Entwicklungen sein. Längst<br />

ist unser politisches System nicht so stabil, dass<br />

wir seiner sicher sein können. Staatliche Einflussnahmen<br />

auf Curricula und Gesinnung des<br />

pädagogischen Personals, die die Grundwerte<br />

der Europäischen Union verletzen, müssen<br />

frühzeitig erkannt und zurückgewiesen werden.<br />

Bildung ist in erster Linie eine moralische<br />

Tätigkeit. Deshalb trägt Führung im Bildungswesen<br />

eine moralische Dimension in sich.<br />

Professionelle Entwicklung aus einer<br />

europäischen Sichtweise<br />

Wenn wir einig sind, dass Bildung in erster Linie<br />

auf moralischen Grundlagen beruht und<br />

dass Führung im Bildungsbereich eine moralische<br />

Dimension hat, dann bedarf es zweitens<br />

als Grundlage für Schulleiter grundsätzlicher<br />

Kenntnisse über professionelles Lernen und<br />

Entwicklung. Aus unserer Erfahrung können<br />

wir definitiv sagen, dass sich die professionelle<br />

Entwicklung von Lehrern und <strong>Schulleitung</strong><br />

innerhalb der Europäischen Bildungssysteme<br />

stark unterscheidet. Dies ist eines der Gebiete<br />

mit dem höchsten Maß an Eindeutigkeit und<br />

Unterschiedlichkeit zugleich.<br />

Wenn wir die moralische Dimension von<br />

Führung im Bildungswesen akzeptieren und<br />

professionelles Lernen und Entwicklung anerkennen,<br />

ist es eine logische Folge, dass wir in<br />

vielen Bereichen eine Veränderung brauchen,<br />

um Führung im Bildungssektor für eine neue<br />

europäische Gemeinschaft zu entwickeln. Wir<br />

müssen die Notwendigkeit der Veränderung<br />

anerkennen und die Veränderung als Prozess<br />

verstehen, der Schulleiter als Leiter (leader) der<br />

Veränderung, nicht als Manager von Veränderung<br />

versteht. Veränderungen in Organisationen<br />

sind die Reaktion auf eine Vielzahl von<br />

Kräften und Herausforderungen. Der Druck<br />

zur Veränderung im Bildungswesen bedeutet,<br />

die Veränderungen in der Gesellschaft – sozialer<br />

oder wirtschaftlicher Natur – und die Veränderung<br />

der Weltordnung wahrzunehmen.<br />

Fazit<br />

Schulleiterinnen und Schulleiter müssen eine<br />

Kultur schaffen, die Veränderungen fördert.<br />

Wir müssen anerkennen, dass wir unseren<br />

Führungsstil verändern müssen: Statt Veränderung<br />

zu managen, müssen wir sie leiten.<br />

Grundsätzlich müssen wir wissen, dass nicht<br />

Organisationen sich verändern, sondern die<br />

Menschen in ihnen.<br />

Nähere Informationen zu ESHA unter www.ESHA.org<br />

Die ESHA-Koordinatorin des ASD, Frau Rös<strong>sl</strong>er, erreichen Sie per eMail unter<br />

margretroes<strong>sl</strong>er@web.de


Lehren und Lernen<br />

Lehren und Lernen<br />

ist eine unabhängige<br />

„Zeitschrift<br />

für Schule und<br />

Innovation aus<br />

Baden-Württemberg“,<br />

die – derzeit<br />

im 34. Jahrgang<br />

– im Neckar-Verlag<br />

Villingen- Schwenningen<br />

erscheint.<br />

In einem hochkarätig<br />

besetzten Redaktionsbeirat entscheiden<br />

ein Dutzend Pädagogen aus Wissenschaft und<br />

Schule halbjährlich über die Themen der einzelnen<br />

Hefte, so z. B. Abenteuer Lesen (Leseförderung),<br />

Schulporträts innovativer Schulen,<br />

Ganztagesschule, Übergang Schule/<strong>Beruf</strong>,<br />

Evaluation, Fächerverbünde. Daneben werden<br />

in den Rubriken „Panorama“, „Für Sie gelesen“<br />

und „Zwischenruf “ gerade aktuelle Fragen aufgegriffen<br />

und zu ihnen Stellung bezogen. Die<br />

monatlich erscheinende Zeitschrift erreicht viele<br />

Schulen in Baden-Württemberg und könnte<br />

auch in allen anderen Bunde<strong>sl</strong>ändern ein wichtiger<br />

Beitrag zur aktuellen pädagogischen Diskussion<br />

sein.<br />

Monatlich erscheinende Zeitschrift, DIN A4, geheftet,<br />

jährlicher Abo-Preis 39 €. Bestellug und<br />

weitere Infos: www.neckar-verlag.de<br />

Gerechtes Sprechen<br />

Gelungene Kommunikation erleichtert das Leben.<br />

Eine klare Sprache und gekonntes Zuhören<br />

sind zudem wichtige Führungsinstrumente.<br />

Cornelia Schinzilarz hat diese Entwicklung erkannt<br />

und das Kommunikationsmodell Gerechtes<br />

Sprechen entwickelt. Gerechtes Sprechen ist<br />

ein geradlinies Kommunikationsmodell, das<br />

unser Sprechen eindeutig, individuell und respektvoll<br />

macht und durch das wir lernen, auf<br />

die eigenen und die fremden Ressourcen hinzuhören.<br />

Die Autorin sensibilisiert mit einer<br />

gelungenen Kombination aus Theorie und Praxis<br />

dafür, Sprache und Zuhören gekonnt einzusetzen.<br />

Mithilfe von zahlreichen Beispielen und<br />

Übungen zeigt sie, wie Schritt für Schritt der<br />

Weg ins Gerechte Sprechen gefunden wird.<br />

Cornelia Schinzilarz, „Gerechtes Sprechen“, 2008,<br />

ca. 256 Seiten, gebunden, Format: 13,7 x 21,2<br />

cm, erscheint am 17.3.2008 im Beltz Verlag.<br />

ISBN 978-3-407-36454-8<br />

Anti-Mobbing-Buch<br />

Mobbing an Schulen ist zum ersten und gleichzeitig<br />

alltäglichen Problem geworden. Das<br />

Anti-Mobbing-Buch ist praxisorientiert: Hier<br />

schreibt ein Lehrer das Buch, das er selbst gebraucht<br />

hätte, als er das erste Mal mit Mobbing<br />

konfrontiert war. Inzwischen hat er die<br />

verschiedenen Ansätze zur Bekämpfung von<br />

Mobbing gesichtet und zu einem Konzept kombiniert,<br />

das er erfolgreich in Fortbildungsmaßnahmen<br />

vermittelt. Dieses Konzept besteht aus<br />

verschiedenen Modulen für die persönliche,<br />

die Klassen- und die Schulebene. Die Maßnahmen<br />

können individuell an die konkreten<br />

Verhältnisse vor Ort angepasst werden; zahlreiche<br />

Übungen und Arbeitsblätter erleichtern<br />

die Umsetzung. Alle Kopiervorlagen stehen per<br />

Internet-<strong>Download</strong> auch als Word-Dokument<br />

zur Verfügung und können so leicht für die eigenen<br />

Bedürfnisse verändert werden.<br />

Mustafa Jannan, „Das Anti-Mobbing-Buch“<br />

- Gewalt an der Schule - vorbeugen, erkennen,<br />

handeln, ca. 192 Seiten, broschiert, erschienen bei<br />

BeltzPraxis, 19,90 €, ISBN: 978-3-407-62593-9<br />

Transfer-21: Bildung<br />

für eine nachhaltige<br />

Entwicklung<br />

Schülerinnen und Schüler, die zukünftig Wirtschaft,<br />

Politik und Kultur mitbestimmen, sind<br />

heute vor schwierige Aufgaben gestellt. Wie<br />

werden sie umgehen mit den Herausforde-<br />

:Lektüre<br />

rungen der Globalisierung, der Klimaveränderung,<br />

den sozialen Spannungen vor der eigenen<br />

Haustür, aber auch der Armut in den Ländern<br />

des Südens? Eine Antwort bietet die Bildung für<br />

nachhaltige Entwicklung. Mit der Orientierung<br />

der Bildung am Leitbild der nachhaltigen Entwicklung<br />

werden neue Wege begangen, um die<br />

Lernenden auf das Leben und Wirtschaften im<br />

21. Jahrhundert vorzubereiten. Das Programm<br />

Transfer-21 konkretisiert den Beitrag, den die<br />

Bildung für nachhaltige Entwicklung für ein<br />

zukunftsfähiges Lernen in der Schule leisten<br />

kann. In dem vor diesem Hintergrund geplanten<br />

und durchgeführten Unterricht werden<br />

Fähigkeiten der Lernenden gefördert, die zur<br />

Bewältigung zukünftiger Herausforderungen<br />

nötig sind. Außerdem stehen Inhalte im Vordergrund,<br />

die für zukünftige Generationen von<br />

Bedeutung sein werden. Anforderungen der<br />

aktuellen Rahmenlehrpläne werden genauso<br />

berücksichtigt wie neuere Ergebnisse der Lehr-<br />

und Lernforschung. Zahlreiche Materialien -<br />

auch für <strong>Schulleitung</strong>en - stellt Transfer-21 zur<br />

Verfügung.<br />

Beispielhaft sei<br />

hier die Broschüre„Schulprogramm<br />

Bildung<br />

für nachhaltige<br />

Entwick lung“<br />

vorgestellt. Sie<br />

dient als Anregung<br />

und Einstiegshilfe<br />

in die<br />

Schulprogrammarbeit<br />

im Sinne<br />

einer Bildung für nachhaltige Entwicklung. Die<br />

Gliederung orientiert sich am gängigen Aufbau<br />

von Schulprogrammen. Sie benennt jeweils die<br />

zu beschreibenden inhaltlichen Aussagen in<br />

allgemeiner Form und zeigt dazu in Form von<br />

Leitfragen und Hinweisen Elemente einer Bildung<br />

für nachhaltige Entwicklung, die in den<br />

jeweiligen Kontext passen würde.<br />

Diese und mehr Materialien und Informationen<br />

können kostenlos unter www.Transfer-24.de angefordert<br />

werden.<br />

25


:Recht<br />

Die Seite „Recht“ entsteht in Kooperation mit<br />

der Berliner Rechtsanwaltskanzlei BDHSW<br />

Rechtsanwälte.<br />

Der Autor, Michael Schinagl, ist Rechtsanwalt<br />

mit Schwerpunkt Medienrecht und<br />

Fachanwalt für Arbeitsrecht.<br />

BDHSW Rechtsanwälte<br />

Zimmerstraße 69<br />

10117 Berlin<br />

Tel. (030) 201447 0<br />

Fax (030) 201447 11<br />

www.fach-anwalt.de<br />

Vergabe von Führungs-<br />

positionen an Beamte<br />

auf Zeit verfassungswidrig<br />

Wird einem Beamten auf Lebenszeit ein Führungsamt<br />

übertragen, so darf dieses nicht für<br />

eine Dauer von zehn Jahren lediglich auf Zeit<br />

übertragen werden. Eine entsprechende gesetzliche<br />

Regelung ist verfassungswidrig. Nach<br />

einer Bestimmung des nordrhein-westfälischen<br />

Beamtenrechts werden Führungsämter zunächst<br />

im Beamtenverhältnis auf Zeit vergeben;<br />

während dieser Zeit ruht das Beamtenverhältnis<br />

auf Lebenszeit. Erst nach zwei Amtszeiten<br />

von zusammen zehn Jahren darf dem Inhaber<br />

des Führungsamtes dieses Amt auf Lebenszeit<br />

übertragen werden. Diese landesgesetzliche<br />

Bestimmung verstößt gegen den hergebrachten<br />

Grundsatz, wonach Ämter auf Lebenszeit<br />

übertragen werden. Dieser Grundsatz hat Verfassungsrang<br />

(Art. 33 Abs. 5 GG). Ihm kommt<br />

maßgebende Bedeutung für die Erfüllung der<br />

dem <strong>Beruf</strong>sbeamtentum vom Grundgesetz zugewiesenen<br />

Aufgaben zu, eine stabile, an Recht<br />

und Gesetz orientierte Verwaltung im politischen<br />

Kräftespiel sicherzustellen. Durch die<br />

26<br />

Urteile und Entscheidungen<br />

Übertragung des Amtes auf Lebenszeit soll der<br />

Beamte vor sachwidriger Beeinflussung und das<br />

Beamtentum insgesamt gegen Ämterpatronage<br />

geschützt werden. Beamte dürfen nach ihrer <strong>Beruf</strong>ung<br />

in ein Führungsamt nicht zehn Jahre lang<br />

der Möglichkeit unsachlicher oder politischer<br />

Pressionen und einem Druck zu Willfährigkeit<br />

und Anpassung ausgesetzt werden, indem man<br />

sie im Umgewissen darüber lässt, ob sie das Amt<br />

auf Dauer behalten werden oder wieder in ihr<br />

altes, niedriger besoldetes Amt zurückkehren<br />

müssen. Die Gründe, die den Landesgesetzgeber<br />

zur Schaffung dieser gegen das Lebenszeitprinzip<br />

verstoßenden Regelungen veranlasst<br />

haben, hält das Bundesverwaltungsgericht nicht<br />

für tragfähig. Es hat daher die Verfahren ausgesetzt<br />

und die Frage der Gültigkeit der Regelung<br />

dem Bundesverfassungsgericht zur Prüfung<br />

vorgelegt. BVerwG 2 C 21.06, 2 C 26.06 und 2 C<br />

29.07 - Beschluss vom 27. September 2007<br />

Diskriminierung von Frauen<br />

bei Überstundenvergütung<br />

für Beamte<br />

Wird die Überstundenvergütung für Beamte so<br />

gestaltet, dass teilzeitbeschäftigte Beamte weniger<br />

Vergütung erhalten als vollzeitbeschäftigte<br />

Beamte, so stellt dies eine Ungleichbehandlung<br />

dar. Dies hat der Europäische Gerichtshof<br />

in einer neuen Entscheidung (Aktenzeichen<br />

C-300/06 über www.curia.europa.eu) vom<br />

6.12.2007 mitgeteilt. Eine deutsche Lehrerin<br />

in Teilzeit hatte Überstunden in solchem Umfang<br />

geleistet, dass dies einer Vollbeschäftigung<br />

gleichkam. Dennoch erhielt sie weniger Gehalt,<br />

als ihre vollzeitbeschäftigten Kollegen, die keine<br />

Überstunden geleistet hatten. Das Bundesverwaltungsgericht<br />

wird noch prüfen müssen, ob<br />

mehr Frauen in Teilzeit arbeiten und ob diese<br />

Ungleichbehandlung ohne sachliche Rechtfertigung<br />

erfolgt. Beide Fragen werden vermutlich<br />

mit „Ja“ beantwortet werden müssen. In<br />

diesem Fall könnten die teilzeitbeschäftigten<br />

von Rechtsanwalt Michael Schinagl<br />

Lehrer(innen) eine erhebliche Gehaltsnachzahlung<br />

verlangen. Die gerade erweiterte Gestaltungsfreiheit<br />

bei der Verwendung des Schuletats<br />

für Schulleiter wird dadurch gefährdet.<br />

Zulässigkeit der<br />

„Lehrerbenotung“<br />

von 2. Instanz bestätigt<br />

In der letzten Ausgabe von b:<strong>sl</strong> haben wir auf<br />

eine Entscheidung hingewiesen, wonach die<br />

Benotung von Lehrern durch Schüler in einem<br />

Internet-Portal zulässig ist. Das Oberlandesgericht<br />

Köln hat zu diesem Forum in zweiter<br />

Instanz nun bestätigt (Urteil vom 27.11.2007<br />

- 15 U 142/07), dass die Namennennung von<br />

Lehrern und die Verknüpfung mit Bewertungen<br />

dem Schutz der Meinungsfreiheit nach Art.<br />

5 Grundgesetz unterliegt. Es handele sich um<br />

nicht dem Wahrheitsbeweis zugängliche Äußerungen.<br />

Auch Bewertungen wie „cool“, „sexy“<br />

oder „peinlich“ überschreiten die Grenze zur<br />

Schmähkritik nicht. Allerdings wollen die klagenden<br />

Lehrer dies nicht auf sich sitzen lassen<br />

und haben weitere Rechtsbehelfe angekündigt.<br />

Weiterhin gilt, dass persönliche Daten von Lehrern<br />

nicht ohne deren Einwilligung von der<br />

<strong>Schulleitung</strong> veröffentlicht werden sollten.<br />

Öffentliches Singen erlaubt<br />

Bekanntlich dient das Singen der seelischen<br />

Erbauung, doch ist das auch legal? Ein Gericht<br />

musste die Frage kürzlich beantworten und kam<br />

zu dem Schluss: „Das Singen von Liedern, auch<br />

des Deutschlandliedes, auf einer hochoffiziellen<br />

Feier einer studentischen Vereinigung verletzt<br />

keine Urheberrechte.“ Das Urteil des Amtsgerichts<br />

Köln (vom 27.9.2007, Aktenzeichen 137<br />

C 293/07) verdeutlichte, dass dies auch dann<br />

gilt, wenn der Gesang von Klavierspiel begleitet<br />

wird. Es handele sich um ein, „dem Werkgenuss<br />

dienendes Singen und Musizieren“. Dieses ist<br />

urheberrechtsfrei, auch wenn Dritte anwesend<br />

sind.


Management in Schule<br />

In diesem Intensiv-Kurs wird nicht nur Theoriewissen<br />

weitergegeben. Die wichtigsten<br />

Werkzeuge für ein erfolgreiches Leitungshandeln<br />

werden vermittelt: Methoden der professionellen<br />

Zeit- und Selbstmanagements,<br />

Kommunikationsstrategien, Methoden der Personalführung<br />

und Personalentwicklung, Methoden<br />

für Qualitätsmanagement und Evaluation,<br />

Methoden des Changemanagements und<br />

der Motivation. Die Qualifizierung setzt sich<br />

aus zwei 4- bzw. 3-tägigen Präsenzblöcken (zu<br />

Beginn und am Ende) sowie einer 14-wöchigen<br />

Online-Phase zusammen. Während der moderierten<br />

Online-Phase beträgt der wöchentliche<br />

Lernaufwand 2–3 Stunden. Es gibt monatliche<br />

Schnupperkurse, deren Daten Sie der Homepage<br />

des Anbieters entnehmen können.<br />

Veranstalter: Cornelsen-Akademie Ort: Berlin<br />

Termin: 23.-26.10.2008, 14 Tage Online-Phase,<br />

Abschlusstreffen: 06.-02.2009. Kosten: 2.380,- €.<br />

Weitere Infos: www.cornelsen.de<br />

Selbstmanagement durch<br />

Zeitmanagement<br />

Sie engagieren sich in der Schule, möchten so<br />

viel wie möglich bewirken und haben dennoch<br />

nicht unendlich Zeit zur Verfügung. Wir können<br />

Zeit nicht „managen“, sondern nur uns<br />

selbst und unsere Zeitprobleme. In der Veranstaltung<br />

lernen Sie ein Konzept zum ganzheitlichen<br />

Zeitmanagement kennen. Dazu gehören<br />

pragmatische Ansätze, um zu einen (selbst-)bewussten<br />

Umgang mit der Zeit zu gelangen: eine<br />

Reduzierung der Belastungen und eine maßvolle<br />

Einteilung der Zeit nach eigenen Wünschen,<br />

Bedürfnissen und Prioritäten. Neben<br />

Kurzvorträgen und Diskussionen erwarten Sie<br />

praktische Übungen in Einzel- und Gruppenarbeiten.<br />

Veranstalter: Institut für Qualitätsentwicklung<br />

an Schulen in Schleswig-Holstein, Ort: Bordesholm<br />

Termin: 31.5.2008 (9.00 bis 17.00 Uhr)<br />

Kosten: keine.<br />

Weitere Infos: www. www.secure-lernnetz.de<br />

Schulmanagement und<br />

Qualitätsentwicklung<br />

Der Masterstudiengang Schulmanagement<br />

und Qualitätsentwicklung ist berufsbegleitend<br />

konzipiert, so dass eine enge Verzahnung von<br />

Theorie und Praxis erfolgt. Expertenvorträge,<br />

vertiefende Diskurse, Selbststudium, Übungen<br />

und Trainings werden miteinander kombiniert.<br />

Die Teilnehmer sollen das Studium aktiv mitgestalten,<br />

eigene Erfahrungen einbringen und<br />

reflektieren. Das vier Semester umfassende<br />

Weiterbildungs- /Fernstudium beinhaltet die<br />

Vermittlung wissenschaftlicher Grundlagen für<br />

pädagogische Führungstätigkeit, relevante Methoden<br />

und Ergebnisse der empirischen Schul-<br />

und Unterrichtsforschung sowie professioneller<br />

Kompetenzen in den Bereichen Qualitätsmanagement,<br />

Personalführung und Kommunikation<br />

und Management von Organisationen.<br />

Veranstalter: Christian-Albrechts-Universität zu<br />

Kiel, Ort: Kiel, Termin: Semesterbeginn Winter-<br />

oder Sommersemester. Kosten: Die Studiengebühren<br />

betragen 630 € pro Semester, zusätzlich<br />

fällt ein Semesterbeitrag in Höhe von zurzeit<br />

95,25 € an. Weitere Infos: www.zsb.uni-kiel.de<br />

Lebensraum<br />

Ganztagsschule<br />

Der Lehrgang ist für Interessenten der Neueinrichtung<br />

einer Ganztagsschule konzipiert und<br />

nicht als Erfahrungsaustausch schon bestehender<br />

Ganztagsschulen.<br />

Nach Lehrgangsabschluss ist die Einrichtung<br />

eines elektronischen Materialangebots über die<br />

Homepage der Akademie geplant (passwortgeschützter<br />

Zugang). Ziel:<br />

Kenntnis der aktuellen Modelle, Verfahren und<br />

Kriterien beim Aufbau von Ganztagsschulen<br />

- Erfahrungsaustausch mit bereits laufenden<br />

Ganztagsschulen (Hospitationsbesuche)<br />

Programm:<br />

- Ganztagsschule aus der Sicht eines innovativen<br />

Schulträgers<br />

- Ganztagsschule erfolgreich beantragen und<br />

installieren<br />

- Hospitationsbesuche im Raum Heilbronn<br />

:Weiterbildung<br />

- Live-Begegnung mit alten Hasen einer Ganztagsschule<br />

mit jungem Elan<br />

Veranstalter: Landesakad. für Fortbildung u.<br />

Personalentwicklung - Schwäbisch Hall (Comburg).<br />

Termin: 27. – 29.2.2008.<br />

Weitere Infos: www.lehrerfortbildung-bw.de<br />

Kritische Situationen bei<br />

der Leitung von Konferenzen<br />

und Sitzungen<br />

Sitzungen und Konferenzen gehören zum Alltag<br />

von <strong>Schulleitung</strong>en. Was aber, wenn in einer<br />

Moderation nicht alles so glatt läuft? Was,<br />

wenn die Diskussionsteilnehmer/innen nicht<br />

aktiv und engagiert mitdiskutieren wollen? Wie<br />

umgehen mit dem Widerstand Einzelner oder<br />

dicker Luft in der gesamten Gruppe? In diesem<br />

Seminar erarbeiten Sie Strategien, um mit<br />

störenden Phänomenen adäquat umgehen zu<br />

können. Voraussetzung: Erfahrung in Moderation<br />

oder Präsentation.<br />

Veranstaltung: Bildungswerk und Akademie des<br />

BLLV. Termin: 23./24.02.2008. Ort: Geschäftsstelle<br />

des BLLV, München Kosten: € 117,- / Mitglieder<br />

€ 97,-<br />

Der Inspektor war da<br />

In diesem Seminar wird mit Arbeitsformen<br />

von Qualitätsentwicklungsmodellen gearbeitet,<br />

die dem Anspruch von (TQM Total Quality<br />

Management) entsprechen und gleichzeitig<br />

eine Grundstruktur für das künftige Vorgehen<br />

bei der Schulentwicklung bereitstellen, womit<br />

aktuellen Veränderungen in der Schule, Evaluationsergebnissen<br />

und den Inspektionsergebnissen<br />

Rechnung getragen werden kann. Ziel<br />

des Seminars ist das im Konsens entwickelte<br />

aktuelle Schulprogramm mit dem Leitbild der<br />

Schule, den Zielen und konkreten Maßnahmen<br />

der Entwicklungsschwerpunkte für die folgenden<br />

Jahre.<br />

Veranstalter: Bildungswerk der Niedersächsischen<br />

Wirtschaft. Ort: Oldenburg. Termin: 9.4.<br />

– 10.4.08, Kosten: 150,00 €. Mitglieder des SLVN<br />

erhalten auf Antrag beim SLVN nach dem Seminar<br />

einen Zuschuss von 30,00 €.<br />

27


:Wettbewerbe<br />

Schulwettbewerb des Bundespräsidenten zur<br />

Entwicklungspolitik. In der Runde 2007/2008<br />

ist das Thema für die Klassen 5-13 „Globalisierung<br />

- Zusammenleben gestalten“ und für<br />

die Klassen 1-4 „Wir sind Kinder einer Welt“.<br />

Können die Kinder überall in die Schule gehen?<br />

Haben Kinder in Afrika auch die Grippe? Und<br />

woher kommt eigentlich meine Jeans? Wie<br />

kann man Globalisierung gemeinsam gestalten?<br />

Der Fantasie sind keine Grenzen gesetzt:<br />

Projektberichte, CD-ROMs, Videos, Plakate,<br />

Songs, Theaterstücke, Werbekampagnen, Schülerzeitungen,<br />

Kunstobjekte... Alles ist erlaubt!<br />

Alle Klassen, Kurse, Arbeits- und Schülergruppen<br />

können in unterschiedlichen Kategorien<br />

teilnehmen.<br />

Teilnehmerkreis: Keine Einschränkung. Einsendeschluss:<br />

5. April 2008. Weitere Informationen:<br />

www.eineweltfueralle.de<br />

Bundeswettbewerb<br />

Mathematik<br />

Der Bundeswettbewerb Mathematik ist ein<br />

mathematischer Schülerwettbewerb für alle an<br />

Mathematik Interessierten. Er besteht aus zwei<br />

Hausaufgabenrunden und einer abschließenden<br />

dritten Runde, die aus einem mathematischen<br />

Fachgespräch besteht. Der Wettbewerb<br />

richtet sich an Schülerinnen und Schüler, die<br />

eine zur allgemeinen Hochschulreife führende<br />

Schule besuchen. Mit interessanten und anspruchsvollen<br />

Aufgaben möchte er sie anregen,<br />

sich eine Zeit lang intensiv mit Mathematik<br />

zu beschäftigen. Neben dem mathematischen<br />

Schulwissen muss man zur Teilnahme vor allem<br />

auch etwas Ausdauer mitbringen.<br />

Teilnehmerkreis: Schülerinnen und Schüler, die<br />

eine zur allgemeinen Hochschulreife führende<br />

Schule besuchen. Einsendeschluss: 1. März 2008.<br />

Weitere Informationen: www.bundeswettbewerb-mathematik.de<br />

28<br />

Wir sind<br />

alle eine Welt<br />

Durchstarter<br />

Ab dem Schuljahr 2008/2009 werden Schülerinnen<br />

und Schüler als „Durchstarter“ ausgezeichnet,<br />

die auf den Hauptschulabschluss<br />

hinarbeiten und die in Teamarbeit und mit<br />

ihren Lehrkräften selbstständig, kreativ und<br />

verantwortlich Projekte durchführen. Wichtig<br />

ist dabei, dass die Projekte Praxisbezug zur<br />

Wirtschaft haben und am Ende zu konkreten<br />

Produkten oder Dienstleistungen führen. Drei<br />

patente Projektpartner haben sich dabei zusammen<br />

geschlossen: Die Stiftung Industrieforschung<br />

finanziert die „Durchstarter“, das Institut<br />

der deutschen Wirtschaft Köln übernimmt<br />

die organisatorische und inhaltliche Betreuung<br />

des bundesweiten Wettbewerbs und das Leipziger<br />

Technologiezentrum für Jugendliche GaraGe<br />

lädt die zehn besten Teams nach Leipzig<br />

ein und vermittelt dort den Schülerinnen und<br />

Schülern zusätzliche Fertigkeiten, z. B. Präsentations-<br />

und Kommunikationstechniken. Bevor<br />

der Wettbewerb „Durchstarter“ im kommenden<br />

Schuljahr bundesweit ausgeschrieben wird,<br />

will der Veranstalter das Konzept im Rahmen<br />

einer Pilotphase überprüfen. Hierzu sind Schulen<br />

mit einem Hauptschulzweig aus den Bunde<strong>sl</strong>ändern<br />

Baden-Württemberg, Nordrhein-<br />

Westfalen sowie aus Sachsen eingeladen, sich<br />

mit praxisorientierten Schülerprojekten zu bewerben,<br />

in denen Schüler aktiv mitwirken.<br />

Weitere Informationen:<br />

www.diedurchstarter.de<br />

Der Leserabe auf<br />

Abenteuer-Reise<br />

Der Leserabe ruft zu neuen Abenteuern: Ab<br />

jetzt können Lehrkräfte in Grund- und Förderschulen<br />

ihre Klassen für die neue Runde<br />

des Leseförder-Projektes der Stiftung Lesen<br />

in Zusammenarbeit mit dem Ravensburger<br />

Buchverlag und Pelikan anmelden. Mit seinem<br />

gezielten Leselernkonzept und fantasievollen<br />

Unterrichtsideen animierte das Projekt schon<br />

im vergangenen Jahr rund 6.000 Klassen zum<br />

Mitmachen. Auch das Thema 2008 – „Der Le-<br />

Der Leserabe<br />

serabe auf Abenteuer-Reise“ – bietet Lese- und<br />

Schreibanfängern viele Gelegenheiten, ihr neues<br />

Können auszuprobieren, zu üben und weiter<br />

zu entwickeln. Bei zwei Wettbewerben – dem<br />

Geschichten-Spiel „Der Leserabe auf Abenteuer-Reise“<br />

und dem Schreibwettbewerb „Der<br />

Leserabe schreibt ein Buch“ – haben sie außerdem<br />

die Möglichkeit, Preise rund ums Lesen<br />

und Schreiben zu gewinnen. Teilnehmerkreis:<br />

Schülerinnen und Schüler der Grund- und<br />

Förderschulen. Einsendeschluss: Die Anmeldung<br />

zum Geschichten-Spiel ist sofort möglich.<br />

Einsendeschluss für das Lösungswort ist am 20.<br />

Juni 2008. Für den Schreibwettbewerb ist keine<br />

Anmeldung erforderlich. Beiträge können<br />

ebenfalls bis zum 20. Juni 2008 an die Stiftung<br />

Lesen geschickt werden.<br />

Weitere Informationen:<br />

www.stiftunglesen/leserabe.de<br />

Tag der Artenvielfalt<br />

Zur größten Feldforschungsaktion Mitteleuropas,<br />

dem GEO-Tag der Artenvielfalt, ruft<br />

die Zeitschrift GEO Schülerinnen und Schüler<br />

aller Altersklassen dazu auf, ein „Stück Natur“<br />

vor der eigenen Haustür möglichst genau zu<br />

untersuchen und die Ergebnisse anschließend<br />

zu dokumentieren: Der Fantasie sind dabei<br />

keine Grenzen gesetzt. Eingereicht werden<br />

können Textmappen, Installationen von Fundstücken,<br />

Bilder, Fotos, Videos und Internet-<br />

Präsentationen. Teilnehmen können Gruppen<br />

von Schülerinnen und Schülern jeden Alters<br />

- Klassen, Bio-AG`s, Leistungskurse oder kleinere<br />

und größere Schülergruppen verschiedener<br />

Klassen.<br />

Einsendeschluss: 10.07.2008.<br />

Weitere Informationen: www.geo.de


Mit Herrn Direktor war gut Erdbeeren-Essen<br />

Ben Wagin über pädagogische Hingabe und Discounter-Schulen<br />

Von Heidi Müller<br />

Ben Wagin – Baumpate, Friedensengel,<br />

Aktionskünstler, Umweltaktivist,<br />

Theaterregisseur, Lehrer, Mensch,<br />

Gewissen.<br />

Es war doch nur ein Scherz. Als kleiner Junge hatte er den Nachmittag<br />

auf dem Dachboden der Schule zugebracht. Dort hielt er sich gerne auf.<br />

Auf dem alten Speicher züchteten die Schüler Seidenraupen. Die Maulbeerbäume<br />

standen ganz in der Nähe. Dann auf einmal sei ihm die Idee<br />

gekommen, einen vollen Eimer kalten Wassers die Treppe herunter zu<br />

kippen – dorthin, wo immer einige Schüler saßen und ein Schwätzchen<br />

hielten. Dass der Herr Direktor justament die Treppe, um nach den<br />

Zuchterfolgen zu schauen, konnte er ja nicht ahnen. Das ganze Wasser<br />

habe er abbekommen, der Herr Direktor. Niemand von seinen Mitschülern<br />

habe ihn verpetzt. Doch seine Tat gärte ihn ihm. „Ich bin dann zum<br />

Direktor und habe mich gestellt. Er lächelte nur sanft und fragt mich,<br />

ob ich mit ihm frische Erdbeeren essen möchte.“ Dieses Erlebnis habe<br />

sich einzementiert. Ben Wagin, der Mann mit den rauen Händen und<br />

der zarten Seele, hat unterschiedliche Menschlichkeit in seiner Schulzeit<br />

erfahren. „Ein Lehrer brachte im Herbst eine Handvoll Blätter mit. Jeder<br />

bekam eines, sollte es malen. Ich habe die ganze Zeit nur mit dem Blatt<br />

gespielt – und mein Papier blieb leer.“ Der Lehrer habe das unbefleckte<br />

Corpus delicti den Mitschülern gezeigt, und alle haben sie ihn ausgelacht.<br />

„Dann habe ich schnell in einem Zug ein Blatt gemalt – und wieder<br />

haben alle nur gelacht.“ Ausgelacht zu werden ist sicherlich kein schönes<br />

Kindheitserlebnis, aber ein Schlüsselerlebnis war es allemal – für einen<br />

stetigen engagierten hingebungsvollen Weg zum Gedenken des Baumes.<br />

Ben Wagin ist der Mann mit der Ginkgoblatt-Kappe. Über 50.000 Ginkobäume<br />

hat er gepflanzt, eher mehr, vier Millionen Sonnenblumen ge-<br />

:Über den Tellerrand<br />

sät, eher mehr. Sonnenboten für ein wertschätzendes friedvolles Leben.<br />

Gepflanzt und gepflegt in Schulen, Gemeinden und privaten Initiativen.<br />

Ben Wagins Projekte sind so vielfältig wie Bäume Blätter haben. Die Einbeziehung<br />

der Berliner Mauer am Schiffbauerdamm ins „Parlament der<br />

Bäume“ ist sein Herzensprojekt. Ein blühendes Mahnmal gegen Krieg<br />

und Gewalt. Den ehemaligen Güterbahnhof neben dem Berliner Museum<br />

für Verkehr und Technik verwandelte der mit dem Bundesverdienstkreuz-Gekürte<br />

in den Anhalter Garten und weitere seiner niemals<br />

enden wollenden Energie hat er in seine farbenfrohe Ausstellung auf<br />

dem ehemaligen AEG-Werksgelände der TU Berlin in Berlin-Wedding<br />

kanalisiert.<br />

„BÄUME BLAUE RÄUME SODASS LEBEN WERDE“, „ALLES STAUB<br />

ALLES“, „DER BAUM BIST DU - SIND WIR“. Botschaften zwischen<br />

Holzspänen, Kiefernzapfen und weiteren Früchten des Waldes. Eine<br />

Auseinandersetzung mit dem Krei<strong>sl</strong>auf des Werdens und Vergehens.<br />

Auch in seine aktuelle Ausstellung hat Ben Wagin gerne Schüler eingeladen.<br />

Grundschüler, denn die seien noch neugierig und offen für Natürlichkeit.<br />

Sehr gefreut hatte er sich über die Kinder, die von heute auf morgen<br />

bei ihm auftauchten und dort gedankenverloren spielten. „Bis ich<br />

plötzlich mitbekam, dass die Schlingel die Schule geschwänzt hatten.“<br />

Die Schulverwaltung des Bezirks reagierte prompt. „Plötzlich besuchten<br />

mich auch andere Schulklassen. Der Bezirk hatte extra einen Lehrer dazu<br />

freigestellt.“ Einen Lehrer, um den Kindern Sehhilfe zu leisten. Schau<br />

hin, der Baum bist du. Viele der Kinder haben das auch erkannt, aber<br />

dann würden sie wieder verstopft und verfettet – von den Giften des Alltags.<br />

Tsunamis von Bildern, Beschallungen, Angeboten, „Geiz-ist-geil-„<br />

und „Wir-hassen-teuer“-Psalmen.<br />

Wie soll da ein Schulleiter Hilfestellung geben? Der sei doch vollkommen<br />

überfordert. Der Schulleiter müsse sehr viel Kraft aufbringen, um<br />

sein pädagogisches Team immer wieder neu neugierig zu machen, zu<br />

emotionalisieren. Die Lehrer stünden in Zeiten der für jedermann zugänglichen<br />

Informationsflut auch ganz schön doof da mit ihrem Wissen.<br />

„Bildung ist eine unglaublich wackelige Angelegenheit“, sinniert Ben<br />

Wagin. „Wenn du Wissen in einer geforderten genormten Breite vermitteln<br />

musst, dann kann nur Aldi-Schule dabei rauskommen.“<br />

Welche Schule wünscht sich Ben Wagin? „Ich würde die erste Unterrichtsstunde<br />

dafür benutzen, dass die Kinder ihre Erfahrungen der letzten<br />

24 Stunden lo<strong>sl</strong>assen können, weg von der Straße, vom Elternhaus,<br />

vom Bus, von den Träumen. Ja, ich würde sie nach ihren Träumen der<br />

vergangenen Nacht fragen. Fragt da jemals ein Lehrer nach?“<br />

Und: „Würde heute ein Schulleiter mit mir Erdbeeren essen?“<br />

29


:Die Landesverbände<br />

Baden-Württemberg<br />

VSL Vereinigung von Schulleiterinnen und Schulleitern in Baden-<br />

Württemberg e.v.<br />

Helmut Kottman, Breitfeldstraße 20, 73113 Ottenbach,<br />

Tel: (07165) 8922,<br />

E-Mail: kottmann@v<strong>sl</strong>-bw.de, www.v<strong>sl</strong>-bw.de<br />

Bayern<br />

Bayerischer <strong>Schulleitung</strong>sverband e.V.<br />

Ingeborg Pfaffi nger, Aurikelstr. 8a, 86179 Augsburg,<br />

Tel: (0821) 883202, Fax: (0821) 607472,<br />

E-Mail: IPBS@aol.com, www.bsv-bayern.info<br />

Berlin<br />

Interessenverband Berliner <strong>Schulleitung</strong>en e.V.<br />

Gerd Knoppick, Invalidenstraße 123, 10115 Berlin,<br />

Tel: (030) 5436049, Fax: (030) 54983625,<br />

E-Mail: g.knoppick@ibs-verband.de, www.ibs-verband.de<br />

Brandenburg<br />

Interessenverband Brandenburger <strong>Schulleitung</strong>en e.V.<br />

Hannelore Prüver, Europaschule Grundschule Mitte, Friedrich-Engels-<br />

Straße 3 / 4, 16225 Eberswalde,<br />

Tel: (03334) 22541, Fax: (03334) 380137,<br />

E-Mail: europaschule@grundschule-mitte.de<br />

Hamburg<br />

VHS - Verband Hamburger <strong>Schulleitung</strong>en e.V.<br />

Klaus Wendtland, Schule Königstraße, Struenseestraße 20 / 32,<br />

22767 Hamburg,<br />

Tel: (040) 428890-0, Fax: (040) 428890-250,<br />

E-Mail: klauswendtland@web. de<br />

Hessen<br />

Interessenverband Hessischer Schulleiterinnen und Schulleiter e.V.<br />

Über die Homepage des Verbandes www.ihs-hessen.de fi nden Sie direkt<br />

den zuständigen Ansprechpartner in Ihrem Kreis!<br />

Hans-Walter Krämer, Ludwig-Erhard-Schule, Hans-Böckler-Straße 1,<br />

65199 Wiesbaden,<br />

Tel: (0611) 318785 Fax: (0611) 314923<br />

E-Mail: ludwig-erhard-schule@wiesbaden.de, www.ihs-hessen.de<br />

Mecklenburg-Vorpommern<br />

<strong>Schulleitung</strong>sverband Mecklenburg-Vorpommern<br />

Dr. Joachim Hoff mann, Ostsee-Schule, Bruno-Tesch-Straße 31,<br />

30<br />

Hier fi nden Sie Kontakt<br />

Die Landesverbände des ASD stehen Ihnen für Informationen zur Verfügungund freuen sich<br />

über Ihre aktive Mitarbeit. Nachfolgend fi nden Sie die Kontaktdaten für Ihr Bunde<strong>sl</strong>and:<br />

23968 Wismar,<br />

Tel: (03841) 6366752, Fax: (03841) 632775,<br />

E-Mail: Dr.J.Hoff mann@t-online.de, www.<strong>sl</strong>vm.de<br />

Niedersachsen<br />

Interessenvertretung der <strong>Schulleitung</strong>en in Niedersachsen e.V.<br />

Bödeker Str. 7, 30161 Hannover,<br />

Tel: (0511) 6005635, Fax: (0511) 6 00 56 36,<br />

E-Mail über das Kontaktformular des SLVN auf dessen Homepage www.<br />

<strong>sl</strong>vn.de<br />

Nordrhein-Westfalen<br />

<strong>Schulleitung</strong>svereinigung Nordrhein-Westfalen e.v.<br />

Geschäft sstelle der SLV NRW, Wolfgang Gruhn, Zirkonstraße 3,<br />

33739 Bielefeld,<br />

Tel: und Fax: (05206) 8047,<br />

E-Mail: buero@<strong>sl</strong>v-nrw.de, www.<strong>sl</strong>v-nrw.de<br />

Rheinland-Pfalz<br />

<strong>Schulleitung</strong>sverband Rheinland-Pfalz e.v.<br />

Christl Pfi rrmann, Am Gartenberg 347, 76149 Karlsruhe,<br />

Tel: (0721) 7819987, E-Mail: SVR.Info@svr-rlp.de, www.svr-rlp.de<br />

Saarland<br />

Vereinigung Saarländischer Schulleiter e.V.<br />

Volker Ruppert, Erweiterte Realschule Homburg 1, Virchowstraße 7,<br />

66424 Homburg,<br />

Tel: (06841) 92330, Fax: (06841) 923326,<br />

E-Mail: robert-Bosch-Schule@web.de<br />

Sachsen<br />

Sächsischer <strong>Schulleitung</strong>sverband e.V.<br />

Lutz Jacob, Pestalozzi-MS-Meißen, Pestalozzistraße 3, 01662 Meißen,<br />

Tel: (03521) 732440, Fax: (03521) 711646<br />

Sachsen-Anhalt<br />

<strong>Schulleitung</strong>sverband Sachsen-Anhalt<br />

Horst-Dieter Radtke, Friedensstraße 48, 38489 Beetzendorf,<br />

Tel: (03907) 712410, Fax: (03907) 910584,<br />

E-Mail: radtke.bee@t-online.de, www.<strong>sl</strong>v-st.de<br />

Schleswig-Holstein<br />

Schulleiterverband Schleswig-Holstein e.V.<br />

Klaus-Ingo Marquardt, Pommernweg 33, 24582 Wattenbek,<br />

Tel: (04322) 2362, Fax: (04322) 888922, E-Mail: kimarquardt@<strong>sl</strong>vsh.de,<br />

www.<strong>sl</strong>vsh.de<br />

Impressum: b:<strong>sl</strong> - <strong>Beruf</strong> <strong>Schulleitung</strong>, ISSN Nr. 977-1865-3391<br />

Herausgeber: ASD Allgemeiner <strong>Schulleitung</strong>sverband Deutschland e. V.<br />

Saßnitzer Str. 5, 14199 Berlin. Vorsitzender: Walter Rossow (V.i.S.d.P)<br />

Verlag: Fünf Freunde: Tomas Graul, Thilo Haase, Sabine Kauffeld; Zimmerstraße 69, 10117 Berlin,<br />

Telefon: (030) 20 45 48 84, Telefax: (030) 20 45 51 34, eMail: b<strong>sl</strong>@fuenffreunde.de<br />

Redaktion: R&M Verlag GmbH, Heidi Müller, Baseler Straße 108, 12205 Berlin, Telefon: (030) 850 794 24<br />

Bezugspreise: Einzelheft 5,20 €; zzgl. 0,95 € Versandkosten. Jahresvorzugspreis: 18,00 €<br />

(inkl. Versandkosten) jeweils inkl. Mwst. Abonnementskündigungen sind mit einer Frist von<br />

21 Tagen zum Ende des berechneten Bezugszeitraums möglich. Im Fall höherer Gewalt<br />

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