PDF Download - b:sl Beruf-Schulleitung
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<strong>Beruf</strong>: <strong>Schulleitung</strong><br />
: Titelthema<br />
2. Jahrgang Februar 2008 5,20 €<br />
Eigenverantwortliche Schule - Der Spagat<br />
zwischen Politikerwunsch und Schulwirklichkeit<br />
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:Inhalt<br />
Aus den Ländern:<br />
Das war 2007<br />
Eine Jahresrückschau aus Sicht der <strong>Schulleitung</strong>en____Seite 4<br />
Grundlagen:<br />
Quo vadis <strong>Schulleitung</strong>?<br />
Warum immer weniger Lehrer Schulleiter werden wollen<br />
_________________________________________________Seite 6<br />
Wünsche:<br />
Was wünschen sich Schüler von <strong>Schulleitung</strong>? Und umgekehrt<br />
_________________________________________________Seite 8<br />
Thema:<br />
Titelthema: Eigenverantwortliche Schule_____________ Seite 9<br />
Im Portrait:<br />
Die Bertelsmann-Stiftung_________________________ Seite 15<br />
Interview:<br />
Neue Medien im Klassenzimmer – Eine Revolution?__Seite 17<br />
Thema:<br />
Geschmacklose Schulverpflegung?<br />
Gutes Essen ist in. Doch was an manchen Schulen<br />
aufgetischt wird, verdirbt leicht den Appetit_________ Seite 18<br />
Rubriken:<br />
Technik:<br />
Wirtschaftliche Drucklösungen speziell für Schulen___Seite 22<br />
Internationales:<br />
<strong>Schulleitung</strong> im internationalen Kontext____________ Seite 23<br />
Lektüre für <strong>Schulleitung</strong>en______________________Seite 25<br />
Recht, Urteile___________________________________Seite 26<br />
Aus-, Fort- und Weiterbildung___________________Seite 27<br />
Schulwettbewerbe______________________________Seite 28<br />
Über den Tellerrand____________________________ Seite 29<br />
Die Letzte: Die Ansprechpartner, Impressum________Seite 30<br />
Titelfotos © Fotolia<br />
Sehr geehrte Leserinnen und Leser!<br />
:Vorwort<br />
In Händen halten Sie die zweite Ausgabe des Fachmagazins b:<strong>sl</strong> (<strong>Beruf</strong>:<br />
<strong>Schulleitung</strong>). Nach der ersten Ausgabe, in der wir uns die Frage stellten,<br />
ob ein weiteres bundesweites Magazin für <strong>Schulleitung</strong>en Sinn machen<br />
würde, können wir diese Frage nun getrost mit „Ja“ beantworten.<br />
Viele Anrufe, Briefe, Telefaxe und E-Mails erreichten die Redaktion, die<br />
uns zu unserer Arbeit beglückwünschten und uns zum Weitermachen<br />
ermutigten.<br />
Oft wurde allerdings auch die Frage gestellt, ob mit dem Erhalt dieses<br />
Magazins die <strong>Schulleitung</strong> eine finanzielle Verpflichtung eingegangen<br />
sei. Schließlich sei der Schuletat knapp bemessen, und für diese Art von<br />
Information der <strong>Schulleitung</strong> sei kein Geld mehr da.<br />
Vorab: Wir können Sie beruhigen. Wenn Sie b:<strong>sl</strong> auf Ihrem Schreibtisch<br />
vorfinden, dann ist dies eine Serviceleistung des ASD und seiner Landesverbände.<br />
Viele Landesverbände spendieren ihren Mitgliedern dieses<br />
Magazin als Informations- und Weiterbildungsmedium. Wenn Sie<br />
keinem Landesverband des ASD angehören, dann haben Sie b:<strong>sl</strong> quasi<br />
als unverbindliche und kostenlose Informationsdienstleistung erhalten.<br />
Ein Abonnement ist damit nicht verbunden. (Allerdings auch nicht die<br />
Verpflichtung unsererseits, Sie weiterhin zu beliefern.)<br />
Übrigens – und darauf sei an dieser Stelle ausdrücklich hingewiesen –<br />
die Landesverbände des ASD sind, gerade in den neuen Bunde<strong>sl</strong>ändern,<br />
für jede helfende Hand und jeden denkenden Kopf dankbar. Wenn Sie<br />
sich also neben Ihrer sowieso schon anspruchsvollen Tätigkeit noch<br />
vorstellen können, etwas für die Verbesserung der Position von <strong>Schulleitung</strong><br />
zu tun, fühlen Sie sich jetzt besonders angesprochen und aufgefordert.<br />
Auf der letzten Seite dieses Magazins sind die Ansprechpartner<br />
der Landesverbände aufgeführt. Hier nimmt man gerne Ihr Angebot<br />
zur Mithilfe und – natürlich – auch Ihren Antrag auf Mitgliedschaft an.<br />
Die Stärke einer Interessensvertretung wächst mit der Anzahl ihrer Mitglieder!<br />
Bereits über 10.000 Schulleiter, Konrektoren und <strong>Schulleitung</strong>s-<br />
Stellvertreter sowie entsprechende Pensionäre haben sich über die Landesverbände<br />
des ASD zusammengeschlossen und treten bei Politik und<br />
Verwaltung so mit einer starken Stimme auf. Die Ergebnisse dieses Eintretens<br />
zur Verbesserung der Position der <strong>Schulleitung</strong> können Sie zu<br />
einem (kleinen) Teil aus den Berichten aus den Bunde<strong>sl</strong>ändern auf den<br />
nächsten beiden Seiten dieses Magazins verfolgen.<br />
Nun sei der Vorrede genug. Ich wünsche Ihnen eine interessante und anregende<br />
Lektüre und freue mich auf viele Leserzuschriften, die ausdrücklich<br />
erwünscht sind, am liebsten per E-Mail an b<strong>sl</strong>@fuenffreunde.de<br />
Ihr Walter Rossow<br />
Vorsitzender des ASD<br />
3
:Aus den Ländern<br />
Vieles ist im Umbruch, vieles bewegt sich aber auch gar<br />
nicht. Die nachfolgende Rückschau auf das Jahr 2007<br />
erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Aber sie<br />
gibt einen guten Überblick über die Lage im Land.<br />
Von Sabine Kauffeld<br />
Baden-Württemberg<br />
Baden-Württemberg verzeichnet Spitzenwerte bei der Betreuung im<br />
frühkindlichen Bereich. 92 Prozent aller 3- bis 4-jährigen Kinder im<br />
„Schwabenländle“ besuchen derzeit eine Bildungseinrichtung. Der<br />
Bundesdurchschnitt liegt bei 78,8 Prozent. Mehrere Neuerungen, wie<br />
das Bildungshaus für 3- bis 10-Jährige, in dem sich Kindergarten und<br />
Grundschule zu einem pädagogischen Verbund weiterentwickeln sollen,<br />
wurden ins Leben gerufen. Auch eine erneute Verwaltungsreform<br />
für die Schulaufsicht ist in der Diskussion und in der Vorbereitung.<br />
Eine klare Konzeption für die Schulentwicklung unter den veränderten<br />
Bedingungen ist allerdings zur Zeit nicht erkennbar. Vor dem Jahr<br />
2009 wird sich auch keine Verbesserung der situativen Bedingungen<br />
für die Schulleiterinnen und Schulleiter ergeben (Erklärung des bildungspolitischen<br />
Sprechers der CDU).<br />
Bayern<br />
4.154 Lehrkräfte wurden zum Schuljahr 2007/2008 eingestellt, davon<br />
779 für die Grundschule und 320 für die Hauptschule, ferner 168 Fachlehrer<br />
und 46 Förderlehrer für die Volksschulen insgesamt. Seit November<br />
2007 wurden für die Volksschulen weitere 150 Bewerber als<br />
„Mobile Reserve“ beschäftigt. Die Anzahl der gebundenen Ganztagsschulen<br />
wurde um 100 erweitert, die der gebundenen Ganztagsgrundschulen<br />
um 30.<br />
Bis zum Schuljahr 2012/2013 will Bayern die gebundenen Ganztagshauptschulen<br />
bedarfsgerecht und flächendeckend überall anbieten, wo<br />
der Sachaufwandsträger einen Antrag stellt.<br />
Im Rahmen der Hauptschulinitiative - die Hauptschule soll eine stark<br />
berufsorientierten Schule werden - entwickeln gegenwärtig 23 Schulen<br />
Modelle, um die Inhalte der Fächer Mathematik und Deutsch, Musik<br />
und Kunst sowie Soziales Lernen in Module aufzuteilen. Im neuen<br />
Schuljahr wird Englisch in die Modulbildung einbezogen.<br />
Berlin<br />
Berlin hat mit dem Schuljahr 2007/08 die <strong>Schulleitung</strong>en vor die Entscheidung<br />
gestellt, alternativ zum bisherigen Verfahren der zentralen<br />
Steuerung die Möglichkeit der Personalkostenbudgetierung zu nutzen.<br />
3.622 Schulen (82 Prozent) haben sich für dieses Verfahren entschie-<br />
4<br />
Das war 2007<br />
Eine Jahresrückschau aus Sicht der <strong>Schulleitung</strong>en<br />
den, bei der die <strong>Schulleitung</strong> selbst bei krankheitsbedingten Ausfällen<br />
von Lehrkräften kurzfristig Vertretungskräfte befristet einstellt. Dafür<br />
erhalten diese Schulen jeweils ein Personalbudget von 3 Prozent ihres<br />
anerkannten Unterrichtsbedarfs. Weiter hat der Bildungssenator eine<br />
„Sammelverordnung zur Entbürokratisierung“ verabschiedet. Beispiel:<br />
„Aufbewahrungspflicht für Klassenarbeiten. Klassenarbeiten müssen<br />
nicht mehr in der Schule aufbewahrt werden, sondern können auch<br />
Eltern in die Hand gegeben werden.“<br />
Hessen<br />
Das hessische Kultusministerium hat in Zusammenarbeit mit dem IHS<br />
(Interessenverband Hessischer <strong>Schulleitung</strong>en) ein <strong>Beruf</strong>sbild <strong>Schulleitung</strong><br />
entwickelt und verabschiedet, das ein hohes Maß an Überstimmung<br />
mit dem vom Verband vorgeschlagenen <strong>Beruf</strong>sbild aufweist. Ein<br />
Weg in die richtige Richtung! Allerdings gab es auch herbe Rückschläge:<br />
Das 20 Mio. teuere Schulverwaltungssystem LUSD ist fehlerhaft, untauglich<br />
und raubt den Verwaltungsmitarbeitern an den Schulen ein<br />
unverschämt hohes Maß an Arbeitszeit. Im Sommer diesen Jahres soll<br />
mit LUSD 2008 ein neues System mit gutem Laufzeitverhalten und verbesserter<br />
Handhabung installiert werden. Bleibt abzuwarten, ob es hält,<br />
was es verspricht.<br />
Mecklenburg-Vorpommern<br />
Die mit dem Schuljahr 2002/03 begonnene Einführung der „Regionalen<br />
Schule“ ist beendet. Regionale Schulen sind eine Kombination aus herkömmlichen<br />
Haupt- und Realschulen. Dadurch wurden aus drei Schularten<br />
(Hauptschule, Realschule, Gymnasium) zwei (Regionale Schule,<br />
Gymnasium). Ziel dieser Reform war unter anderem die Stärkung der<br />
Kernfächer (Deutsch, Mathematik, Fremdsprache), die verbesserte <strong>Beruf</strong>sorientierung<br />
und die sozialen Kompetenzen der Schüler. Nach dieser<br />
Mammutaufgabe für <strong>Schulleitung</strong>en kündigt sich nun die nächste<br />
an: Das Konzept der selbständigen Schule soll ab diesem Jahr eingeführt<br />
und bis 2009 abgeschlossen sein. Eine umfassende Diskussionsgrundlage<br />
ist im Internet unter www.bildung-mv.de abzurufen.<br />
Nordrhein-Westfalen<br />
Beim neuen Wahlverfahren von <strong>Schulleitung</strong>en durch die Schulkonferenz<br />
gibt es große Schwierigkeiten. Die Vorschriften des Schulgesetzes<br />
kollidieren mit Vorschriften des Beamtenrechts. Auf breiter Front<br />
herrscht große Rechtsunsicherheit.. Da die Schulkonferenz die Schulleiterin/den<br />
Schulleiter wählt, gibt es den sog. „Unterbringungs- oder<br />
Versorgungsfall“ nicht mehr. Das bedeutet, dass sich <strong>Schulleitung</strong>en bei<br />
der Zusammenlegung von Schulen auf freie Stellen bewerben müssen.
Das ist dann problematisch, wenn Schulleiterinnen/Schulleiter nach<br />
über 20 Jahren Tätigkeit im Amt ein vollständiges Bewerbungsverfahren<br />
durchlaufen müssen. Die Qualitätssicherung läuft in NRW zügig<br />
an. Allerdings fehlen bei einigen Schulformen ausgebildete Inspektoren<br />
bzw. ist die Anzahl der Inspektoren zu gering. Es wird darüber nachgedacht,<br />
den oben erwähnten „Unterbringungsfällen“ nahezulegen, sich<br />
fortbilden zu lassen, um die offenen Stellen als Inspektoren ausfüllen<br />
zu können.<br />
Annegret<br />
Kramp-Karrenbauer<br />
Saarland<br />
Annegret-Kramp-Karrenbauer, die bisherige<br />
Innenministerin wurde im vergangenen Jahr<br />
zur Ministerin für das neu zugeschnittene<br />
Ministerium für Bildung, Familie, Frauen<br />
und Kultur des Saarlandes ernannt. Damit ist<br />
sie turnusgemäß auch Präsidentin der Kultusministerkonferenz.<br />
Als ein Schwerpunktthema<br />
ihrer kommenden Präsidentschaft nannte<br />
die Ministerin die frühkindliche Bildung.<br />
Dabei möchte sie die Zusammenarbeit zwischen<br />
Familien-, Jugend- und Bildungspoli-<br />
tik weiter intensivieren und regt deshalb eine enge Zusammenarbeit mit<br />
den anderen betroffenen Fachkonferenzen an.<br />
Sachsen-Anhalt<br />
Nach der Schulaufsichtsreform vor zwei Jahren steht eine erneut eine<br />
Veränderng vor der Türe: Die Fortbildungsreferate werden ausgegliedert,<br />
Ausbildungsseminare werden in eine Art Qualitätsagentur unter<br />
dem Dach des Landesinstitutes for Fort- und Weiterbildung umstrukturiert.<br />
Schulfachliche Referate sollen regionalisiert, kommunalisiert<br />
und den Landräten unterstellt werden. Wie ein Stück aus dem Tollhaus<br />
kam den Schulleitern vor, dass im Winter keine Reisekosten mehr erstattet<br />
wurden. Aus haushaltstechnischen Erfordernissen konnten diese<br />
erst im kommenden Haushaltsjahr ausgezahlt werden. Dies bedeutete,<br />
dass faktisch keine Dienstreisen mehr genehmigt wurden.<br />
Schleswig-Holstein<br />
Im Mai wurde mit einem Erlass eine alte Forderung des SLVSH erfüllt.<br />
Erstmalig bekommen <strong>Schulleitung</strong>en keine Arbeitszeitermäßigung für<br />
ihre Leitungszeit neben dem Unterricht. Der Erlass spricht von Leitungszeit<br />
und akzeptiert damit den Rollenwechsel vom hauptamtlichen<br />
Lehrer, der zusätzlich Schule leitet, zur eigenständigen <strong>Schulleitung</strong>.<br />
Überall dort, wo Regional- und Gemeinschaftsschulen entstehen, kann<br />
es bei der Neubesetzung der Leitungsstellen zu Interessenskonflikten<br />
kommen. Das Ministerium lies verlauten, dass derjenige mit der höheren<br />
Besoldungsgruppe immer den Erstzugriff auf die neue Leitungsstelle<br />
hat. Dies sei geltendes Beamtenrecht und nicht änderbar.<br />
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Zum Autor:<br />
Walter Rossow, Jahrgang<br />
1947, hat seine Schulleiter-Karriere<br />
1983 mit der<br />
Leitung einer Hauptschule<br />
in Moorrege (Schleswig-<br />
Holstein) begonnen. Zurzeit<br />
leitet er die Geschwister-<br />
Scholl-Schule (Grund- und<br />
Hauptschule) in Barmstedt.<br />
Seit 1991 engagiert er sich<br />
in der Interessensvertretung<br />
der <strong>Schulleitung</strong>en. Im Jahr<br />
2006 übernahm er den Vorsitz<br />
des Vorstandes des ASD<br />
Allgemeiner <strong>Schulleitung</strong>sverband<br />
Deutschland e.V.<br />
6<br />
Quo vadis <strong>Schulleitung</strong>?<br />
Immer weniger Lehrer sind bereit, die<br />
Position des Schulleiters zu übernehmen.<br />
Der nachfolgende Artikel beleuchtet die<br />
Ursachen und zeigt Wege zur Abhilfe.<br />
In fast allen Bunde<strong>sl</strong>ändern wird es immer schwerer<br />
werden, freie Schulleiterstellen mit qualifizierten<br />
und engagierten Schulleiterinnen und Schulleitern<br />
zu besetzen. Ich will das einmal an der Situation, wie<br />
sie sich in meinem Bunde<strong>sl</strong>and Schleswig-Holstein<br />
darstellt, genauer erklären. Allein die Zahlen der<br />
Jahre 2004 und 2005 machen deutlich, in welchem<br />
Dilemma man steckt: 2004 wurden in Schleswig-<br />
Holstein 51 Schulleiterstellen besetzt. In 50 Fällen<br />
gab es Mehrfachausschreibungen, davon 37 Zweit-,<br />
elf Dritt- und zwei Viertausschreibungen. Im Jahre<br />
2005 sind 43 Schulleiterstellen besetzt worden. In 29<br />
Fällen gab es Mehrfachausschreibungen: 21 Zweit-,<br />
fünf Dritt- und bis jetzt schon drei Viertausschreibungen.<br />
Man braucht nur wenig Phantasie, um zu<br />
sehen, was in den folgenden Jahren bis 2010 auf uns<br />
in Schleswig-Holstein zukommt, wenn mindestens<br />
270 Schulleiterstellen neu besetzt werden müssen<br />
– und das sind nur die Stellen, deren Stelleninhaber<br />
auch bis zum 65. Lebensjahr arbeiten werden. Außerdem<br />
sind mit dieser Zahl nicht die vielen Kolleginnen<br />
und Kollegen erfasst, die Stellvertreterstellen<br />
frei machen werden, so dass man getrost von der<br />
doppelten Anzahl von Führungspositionen ausgehen<br />
kann, die in diesem Zeitraum zu besetzen sind!<br />
Da hilft es auch nichts, dass man durch ein neues<br />
Schulgesetz Haupt- und Realschulen zusammenlegt<br />
und damit natürlich <strong>Schulleitung</strong>sstellen einspart.<br />
Dieses ist nur ein Pyrrhussieg, der spätestens 2015<br />
in eine riesige Niederlage führt, wenn der demografische<br />
Wandel auch bei <strong>Schulleitung</strong>en zugeschlägt.<br />
Wie gesagt, was ich hier exemplarisch an meinem<br />
Bunde<strong>sl</strong>and vorgestellt habe, gilt für fast alle Bunde<strong>sl</strong>änder<br />
Deutschlands.<br />
Es ist also dringend geboten darüber nachzudenken,<br />
wie man den <strong>Beruf</strong> der Schulleiterin bzw. des<br />
Schulleiters, wie auch den des Stellvertreters bzw.<br />
der Stellvertreterin, so attraktiv machen kann, dass<br />
Von Walter Rossow, Vorstand des ASD<br />
sich auch ohne Zweit-, Dritt- oder gar Viertauschreibungen<br />
genug geeignete Lehrerinnen und Lehrer<br />
für die Übernahme einer solchen Führungsaufgabe<br />
interessieren. Hier hilft es sicherlich auch nicht,<br />
wenn selbsternannte Bildungsexperten der Parteien<br />
meinen, dass die vielen Mehrfachausschreibungen<br />
nur ein Indiz für die intensive Vorauswahl durch die<br />
Ministerien darstellen. Hier irren sie und ich glaube<br />
– nein, ich bin mir sogar sicher – sie wissen das<br />
auch!<br />
Es ist längst überfällig, dass sich die Ministerinnen<br />
und Minister sowie ihre Staatssekretäre und die<br />
vielen so genannten Bildungspolitiker in unserem<br />
Lande Gedanken darüber machen, wie man der<br />
drohenden Gefahr, <strong>Schulleitung</strong>sstellen auch nach<br />
Mehrfachausschreibungen nicht mehr besetzen zu<br />
können, entgegen wirken kann.<br />
Erster Schritt: Die Anerkennung des<br />
<strong>Beruf</strong>sbildes <strong>Schulleitung</strong><br />
Vielleicht kann ich mit einigen (wenn auch altbekannten)<br />
Vorschlägen helfen: Meiner Meinung nach<br />
ist es dringend geboten, dass in einem ersten Schritt<br />
die Anerkennung des <strong>Beruf</strong>sbildes <strong>Schulleitung</strong> erfolgt.<br />
Es muß deutlich gemacht werden, dass diejenigen,<br />
die eine <strong>Schulleitung</strong>saufgabe übernehmen,<br />
nicht nur einige Verwaltungsaufgaben dazu bekommen,<br />
sondern dass sie einen neuen <strong>Beruf</strong> ausüben<br />
werden. Dieser Tatbestand wird umso bedeutender,<br />
je mehr der Gesetzgeber die Selbstständigkeit bzw.<br />
Eigenverantwortlichkeit der Schulen vorantreibt.<br />
Die selbstständige Schule verändert das Anforderungs-<br />
und Kompetenzprofil der Schulleiterin und<br />
des Schulleiters. Diese gestalten an ihren Schulen<br />
die Entwicklung von einer bürokratisch geleiteten<br />
Verwaltungseinheit zu einer lebendigen Organisation.<br />
Die zentralen <strong>Schulleitung</strong>sanforderungen<br />
liegen in den Handlungs- und Verantwortungsfeldern<br />
Führung, Management, Schulentwicklung und<br />
Personalentwicklung, Zusammenarbeit mit anderen<br />
Institutionen und Qualitätsentwicklung. Sie setzen<br />
Persönlichkeit, Sozialkompetenz und Sachkompe-
tenz voraus. Eine starke Schulleiterin, ein starker Schulleiter ist Bedingung<br />
für eine erfolgreiche Schule. Dieses alles (und sicherlich noch vieles<br />
mehr) muss dokumentiert werden in einem eigenständigen <strong>Beruf</strong>sbild<br />
„<strong>Schulleitung</strong>“, das uneingeschränkt auch für die ständige Vertreterin<br />
und den ständigen Vertreter gelten muss und das der gestiegenen Verantwortung<br />
Rechnung trägt!<br />
Mehr Verantwortung bedeutet aber auch, uns mehr Instrumentarien<br />
zur Um- und Durchsetzung dienstlich notwendiger Entscheidungen zu<br />
geben. Das veränderte <strong>Beruf</strong>sbild – wenn auch noch nicht festgeschrieben<br />
– erfordert rechtliche und politische Konsequenzen; denn Gesamtverantwortung<br />
und Entscheidungsbefugnisse passen in der gegenwärtigen<br />
„Rechtsfigur“ Schulleiterin bzw. Schulleiter nicht zueinander und<br />
schließen die Gesamtverantwortungsübernahme eigentlich aus. Die<br />
Leitung einer mit erweiterten Selbstgestaltungsrechten ausgestatteten<br />
Schule verlangt nach adäquaten Entscheidungs- und Durchsetzungsmöglichkeiten.<br />
Der Umfang der staatlichen Regelungsdichte und die<br />
zahlreichen Weisungsketten geben eine Lenkungsfähigkeit im Schulbereich<br />
vor, die in der Einzelschule das Funktionieren über kollegiale<br />
Abstimmungsverfahren zu erreichen glaubt, was aber nicht funktioniert<br />
und auch nicht funktionieren kann. Schulleiterin und Schulleiter formulieren<br />
klare Ziele für die Zukunft der eigenen Schule und treffen verantwortliche<br />
Entscheidungen für ihre Umsetzung. Ihre Führung zielt<br />
auf das Zusammenwirken aller in der Schule Tätigen, um die bestmögliche<br />
Förderung jeder Schülerin bzw. jedes Schülers in Bildung und Erziehung<br />
zu erreichen. Umfassende Befugnisse im Personalmanagement<br />
sind deshalb unabdingbare Voraussetzung für effektive Führung. Seit<br />
Jahren fordern der ASD und seine Landesverbände deshalb die Schulleiterin<br />
bzw. den Schulleiter als Dienstvorgesetzten in einer demokratisch<br />
geführten Schule.<br />
In einem weiteren Schritt muss – auch wenn es zugegebenermaßen<br />
in den letzten Jahren auf diesem Gebiet Fortschritte gegeben hat – die<br />
Aus- und Weiterbildung junger Schulleiterinnen und Schulleiter wie<br />
auch ihrer Stellvertreter den laufend steigenden Anforderungen angepasst<br />
werden. Der <strong>Beruf</strong> Schulleiter erfordert eine qualifizierte Ausbildung<br />
– und zwar vor Amtsantritt! Voraussetzung für die Zulassung zur<br />
Ausbildung ist natürlich die Feststellung der Eignung durch die dienstliche<br />
Beurteilung der Führungseigenschaften der Bewerberin bzw. des<br />
Bewerbers. Ich will an dieser Stelle gerne noch einmal auf einen schon<br />
vor Jahren gemachten Vorschlag des ASD zurückkommen: Die Grundausbildung<br />
für Schulleiterinnen bzw. Schulleiter findet schulformunabhängig<br />
und länderübergreifend in einer Akademie für pädagogische<br />
Führungskräfte statt. Praxisnahe und schulformbezogene Bausteine<br />
erweitern die Ausbildung. Das Auswahlverfahren erfolgt aufgrund der<br />
Qualifizierungsnachweise und ist für alle Beteiligten transparent. Die<br />
Fortentwicklung von Schule verlangt eine ständige Weiterbildung der<br />
Schulleiterin und des Schulleiters, die ebenso an der o. g. Akademie<br />
abgeleistet werden sollte. Dabei darf ein für Fortbildung anfallender<br />
möglicher Unterrichtsausfall überhaupt keine Rolle spielen, denn dieses<br />
passt nicht in das Bild eines modernen Managements. Vielleicht wäre<br />
hier der Blick über den Zaun zur Wirtschaft hilfreich – bis heute habe<br />
ich bei vielen Gesprächen, die ich mit führenden Vertretern der Wirtschaft<br />
habe führen können, keinerlei Verständnis für eine solche Einstellung<br />
gefunden!<br />
Führung braucht Zeit<br />
Bleibt abschließend eine fundamentale Forderung des ASD – die Forderung<br />
nach Zeit, und zwar Zeit für Führungsaufgaben und damit für Führungsarbeit.<br />
Wir brauchen endlich eine eigene Arbeitszeitverordnung<br />
für <strong>Schulleitung</strong>, bei der es um die Leitungszeit geht und nicht um den<br />
Anteil des zu erteilenden Unterrichts! Bis heute werden Schulleiterinen<br />
bzw. Schulleiter und ihre Stellvertreter immer noch der <strong>Beruf</strong>sgruppe<br />
der Lehrer zugerechnet. Dieses spiegelt sich z. B. in den allermeisten<br />
Ländern in den wenigen Entscheidungsbefugnissen und der hohen Unterrichtsverpflichtung<br />
wieder, aber es entspricht in keiner Weise dem<br />
schon so oft angesprochenen <strong>Beruf</strong>sbild. Bei vielen der mit Visionen<br />
„verwöhnten“ Schulleiterinnen und Schulleiter klingt das sicherlich wie<br />
ein frommer Wunsch, aber schon seit Jahren liegt in allen Kultusministerien<br />
ein Vorschlag des ASD für die Berechnung der Arbeitszeit<br />
von <strong>Schulleitung</strong> vor, der in der Broschüre des ASD „<strong>Schulleitung</strong> in<br />
Deutschland 2005 – Ein <strong>Beruf</strong>sbild in Weiterentwicklung“ abgedruckt<br />
ist und von allen im ASD vertretenen Landesverbänden mitgetragen<br />
wird! Auch wenn es in etlichen Bunde<strong>sl</strong>ändern gelungen ist, dass im<br />
Zusammenhang mit der Arbeitszeit von <strong>Schulleitung</strong> nicht mehr von<br />
Ermäßigungs- oder Abminderungsstunden gesprochen wird und man<br />
ganz offiziell den Begriff Leitungszeit übernommen hat, so bedeutet<br />
das lediglich eine sprachliche Kosmetik – mehr aber auch nicht! Man<br />
kann nicht von Schulleiterungen modernes Management verlangen und<br />
gleichzeitig deren Hauptarbeit als Nebentätigkeit abqualifizieren! Es ist<br />
an der Zeit, dass wir in dieser Kernfrage, bei der es um die Qualität<br />
von <strong>Schulleitung</strong> geht, endlich den Durchbruch schaffen. Dabei ist klar<br />
herauszustellen, dass Leitungstätigkeit nicht abhängig ist von der Schulart<br />
und deshalb eine unterschiedliche Zuweisung von Leitungszeit in<br />
der heutigen Zeit absolut nicht mehr angemessen ist! Diese vier Punkte<br />
müssen angegangen werden, wenn wir nicht in den nächsten Jahren das<br />
oben angesprochene Dilemma erleben wollen. Dieses wird sicherlich<br />
auch nicht durch die Zusammenlegung mehrerer Schulen unter einer<br />
<strong>Schulleitung</strong> in den Griff zu kriegen sein. Eine solche Praxis würde sich<br />
eher kontraproduktiv auswirken.<br />
Abschließend will ich sehr deutlich sagen, dass die Länder – vor allem<br />
die neuen Bunde<strong>sl</strong>änder – nicht nur die selbstverständliche Loyalitätspflicht<br />
der Kolleginnen und Kollegen ihrem Arbeitgeber gegenüber<br />
einfordern können, sondern sie selbst ihre Loyalitätspflicht ihren Bediensteten<br />
gegenüber endlich erfüllen müssen. Dazu gehört, dass alle in<br />
<strong>Schulleitung</strong> Tätigen vom ersten Tag an das ihnen zustehende und ihrer<br />
täglichen Arbeit entsprechende Gehalt bekommen.<br />
7
:Wunschzettel<br />
8<br />
Wünsche zum neuen Jahr<br />
Was wünschen sich Schüler von der <strong>Schulleitung</strong>? Und umgekehrt? Wir<br />
wollten es genau wissen und haben die Regenbogenschule in Berlin-<br />
Neukölln besucht. Die Wünsche der Grundschüler sind zum Teil sehr<br />
konkret: Keine Hausaufgaben mehr, einen schöneren Schulhof mit Klettergerüst<br />
und Labyrinth. Verständlich aus Sicht der jungen Menschen.<br />
Aber wir haben auch Wunschzettel erhalten, auf denen stand, dass sich<br />
die Schüler keine Gewalt und keine Beschimpfungen mehr wünschen.<br />
Da wurden wir ganz ruhig und mussten schlucken. Als wir dann die<br />
Schulleiterin nach Ihren Wünschen fragten, bekamen wir eine noch<br />
handfestere Antwort als der Wunsch nach einem schönen Schulhof:<br />
„Wünschen ist einfach nicht die Haltung, die ich zu meiner Arbeit habe.<br />
Was notwendig ist in einer Schule wie der Regenbogen-Schule, ist Ideen<br />
und Kreativität haben und MACHEN, nicht wünschen. Wege suchen,<br />
kommunizieren, ständig im Gespräch bleiben mit allen, den Schüler/innen,<br />
den Lehrer/innen, den Eltern, dem Schulrat, Menschen im Schulsenat,<br />
den Organisationen in der Nachbarschaft der Schule, der Presse,<br />
Künstlern... Wünschen ist passiv. In der Schule muss man aktiv sein, sich<br />
bewegen, Menschen bewegen, Dinge anstoßen, Ziele haben; an der Verwirklichung<br />
dieser Ziele arbeiten. Die Schüler/innen sollen Wünsche haben,<br />
das ist gut, sie sollen ihre Schule mitgestalten. Dafür ist es wichtig<br />
Träume, Ideen, Wünsche zu haben. Dann können wir mit ihnen und ihren<br />
Eltern gemeinsam über Realisierung nachdenken.“
Auch wenn es in Deutschland wie ein nachhaltiger und hartnäckiger<br />
Schock wirkte: Für ein hoch entwickeltes Industrieland sind unsere<br />
Schulen – so wie es scheint - nicht gut genug. Mittelmäßige Leistungen,<br />
zu geringe persönliche Förderung. Doch nicht nur die Schüler sind<br />
die Leidtragenden. Die sieben 2001 von der Kultusministerkonferenz<br />
beschlossenen Handlungsfelder sind also die Basis für die Chance eines<br />
schulpolitischen Rucks, der zwar nicht die gesamte Republik in<br />
ihren Grundfesten erschütterte, aber zu unterschiedlichsten föderalen<br />
Schwingungen führte und noch führen wird. So gehen zum Beispiel<br />
einige Bunde<strong>sl</strong>änder sukzessive dazu über, Grundlagen für eine eigenverantwortliche<br />
Steuerung von Schule zu schaffen. Dieser grundsätzliche<br />
Wandel der Bildungspolitik verläuft jedoch weder einheitlich, noch<br />
auch nur nominell in wirklich die gleiche Richtung. Manchmal ist schon<br />
übereifrig von einem Paradigmenwechsel die Rede, den andere europäischen<br />
Länder längst vollzogen haben. Gemeint ist die Abkehr von der<br />
reinen Inputsteuerung zu einer Steuerung, die an Resultaten orientiert<br />
ist und zugleich die Ergebnisse nutzen kann, den Input zu verbessern.<br />
Mindestens das lässt sich als der gemeinsame Nenner in der Kultusministerkonferenz<br />
erkennen.<br />
Jede Schule hat ihren eigenen Weg<br />
Die Umsetzung ist - wie gesagt - verschieden, was unter dem Gesichtspunkt<br />
des Wettbewerbs zwischen den Bunde<strong>sl</strong>ändern auch von Vorteil<br />
sein könnte. Ob wir diesen Wettbewerb brauchen oder ob er nicht eher<br />
kontraproduktiv ist, sei dahin gestellt. Außerdem: es gibt schließlich<br />
nicht nur den einen, wahren Weg, auf dem eine Verbesserung der Qualität<br />
erreicht wird. Jede Schule kann sich zu ihrem Vorteil entwickeln<br />
und ihre Qualität spürbar verbessern. Letztlich steht dieser Grundsatz<br />
hinter der Idee der eigenverantwortlichen Schule. Sie ist eine Handlungseinheit,<br />
steuert ihre Geschicke selbst und übernimmt dafür im<br />
Rahmen ihrer Zuständigkeiten auch Verantwortung. Damit das nicht<br />
abstrakt bleibt, steht Verantwortung in einem engen Zusammenhang<br />
mit interner Evaluation und Qualitätssicherung.<br />
Auf der anderen Seite gibt es aber auch nicht beliebig viele Möglichkeiten<br />
der Systemsteuerung. Es gibt keine Erhöhung der Autonomie<br />
ohne sichtbare Verbesserung der Kontrolle, ohne die transparente ex-<br />
:Titelthema<br />
Eigenverantwortliche Schule<br />
Freiheit, so befand George Bernard Shaw, bedeutet Verantwortung. Das sei wohl auch der Grund, warum sich die<br />
meisten vor ihr fürchten. Hat die Kultusministerkonferenz auf ihrer 296. Plenarsitzung am 5. und 6. Dezember<br />
2001, als sie erste Konsequenzen aus den Ergebnissen der PISA-Studie gezogen und konkrete Maßnahmen zur Verbesserung<br />
der schulischen Bildung in Deutschland beschlossen hat, den Schulleiterinnen und Schulleitern in diesem<br />
Sinne das Fürchten gelernt?<br />
Von Heidi Müller<br />
terne Evaluation der Ergebnisse. Doch das Wort „Kontrolle“ ist unter<br />
Lehrkräften geradezu verpönt. Was vielen deutschen Lehrkräften noch<br />
als Zumutung erscheint, ist in anderen Ländern eher als professioneller<br />
Gewinn erfahren worden. Die größere Autonomie geht nun mal mit erhöhter<br />
Transparenz nach innen wie nach außen einher.<br />
Die Idee einer permanenten Entwicklung ist der deutschen Schule eher<br />
fremd. Das gleiche gilt für die Frage nach der Effizienz des Mitteleinsatzes<br />
oder der Rechenschaft<strong>sl</strong>egung gegenüber dem Schulträger und<br />
der Öffentlichkeit. Als Bildungsanstalt der Vergangenheit kann sie aber<br />
nicht überleben, sie muss sich auf die stark gewandelten gesellschaftlichen<br />
Verhältnisse einstellen. Das schreit nach neuen Formen des Unterrichts<br />
und nach einer neuen Organisation von Schule.<br />
Im Modellvorhaben eigenverantwortliche Schule geht es nicht darum<br />
zu erproben, ob schulische Eigenverantwortung sich als richtiger Weg<br />
erweist, sondern wie sie gelingen kann, welche Hindernisse und Stolpersteine<br />
erkannt und aus dem Weg zu räumen sind, wie staatliche<br />
Verantwortung für das Bildungssystem neu zu beschreiben und organisieren<br />
ist und wie die Öffnung der Schulen zu einer systematischen<br />
und umfassenden Zusammenarbeit mit außerschulischen Partnern verwirklicht<br />
werden kann.<br />
Eigenverantwortung von Schulen ist kein Selbstzweck. Schulen brauchen<br />
Gestaltungsfreiheit, um ihren Bildungs- und Erziehungsauftrag zu<br />
erfüllen. Eigenverantwortung ist für viele der Schulgesetze in den einzelnen<br />
Bunde<strong>sl</strong>ändern ein wesentlicher Bestandteil. Sie dient dazu, zum<br />
einen die Qualität schulischer Arbeit bei Unterricht und Erziehung und<br />
damit den Lernerfolg der Schülerinnen und Schüler zu verbessern, zum<br />
anderen eine höhere Effektivität und Effizienz bei dem Einsatz der Mittel<br />
zu erreichen, indem die Schulen sie selbst bewirtschaften können.<br />
Auf dem Weg vom Pädagogen zum Top-Manager?<br />
Veränderungen bringen immer auch Verunsicherungen mit sich. Viele<br />
Schulleiterinnen und Schulleiter fragen sich, was mit den Veränderungen<br />
der Schulgesetze und der damit verbundenen Eigenverantwortung<br />
noch alles an neuen Aufgaben auf sie zukommt. <strong>Schulleitung</strong> auf dem<br />
Weg vom Pädagogen zum Top-Manager?<br />
Für die Leitung von Schulen wäre es dringend notwendig, in diesem A<br />
9
Kontext moderne Formen von Führung und Leitung einzuführen. Moment<br />
mal: Auch der Begriff „Leitung“ gerät in Schulen allzu gerne in den<br />
Verdacht ungerechtfertigter Autorität. Die <strong>Schulleitung</strong> als Primus inter<br />
pares - könnte dies nicht eine Verkennung von angemessener Leitung<br />
und Führung sein? Die richtige Balance zwischen Führungsanspruch<br />
und Kollegialität zu finden, so dass die <strong>Schulleitung</strong> respektiert wird<br />
und Einigkeit über die Richtung der Entwicklung besteht, ist nämlich<br />
weder einfach noch leicht.<br />
Führung einer Schule, das bedeutet zunächst, mit allen Beteiligten ein<br />
gemeinsames Ziel zu entwickeln und darauf zu achten, dass es auch erreicht<br />
wird. Leitung einer Schule, das verlangt das Wahrnehmen aller<br />
Vorgänge, das Beobachten von einzelnen Personen, die Verantwortung<br />
für Hilfestellung oder für Kritik. Leitung heißt, die Verantwortung für<br />
die Funktionsfähigkeit des Ganzen, für die Qualität schulischen Arbeitens<br />
wahrzunehmen und alles dafür zu tun, dass alle gemeinsam daran<br />
mitwirken.<br />
Eine solche <strong>Schulleitung</strong> muss daher die Verantwortung für das Personal<br />
und eine eindeutige Rolle als Vorgesetzter haben. Darum muss<br />
Schulleiterinnen und Schulleitern das Instrument der Personalführung<br />
zur Verfügung stehen. Es gibt keine gute Qualitätsentwicklung, ohne<br />
dass klare Leitungsstrukturen bestehen.<br />
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Voraussetzung: intensive Vorbereitung<br />
und Fortbildung<br />
Um diese Chance zu nutzen, bedarf es einer besonders intensiven Vorbereitung<br />
der Schulleiterinnen und Schulleiter auf ihre neue Herausforderung,<br />
bei der es neben Planung, Organisation und Teamentwicklung<br />
vor allem um das Schulmanagement geht. Das Führungspersonal muss<br />
fachlich und vor allem kommunikativ und sozialpsychologisch hoch<br />
qualifiziert sein.<br />
Mit dem fast schon anachronistisch anmutenden „Unterricht erteilen“<br />
hat das nur noch sehr wenig zu tun. Die Aufgaben der <strong>Schulleitung</strong> sind<br />
anspruchsvoller als in vielen anderen <strong>Beruf</strong>en und die Führungsmittel<br />
sind relativ gering. Allerdings ist ihr Einfluss auf die Entwicklung von<br />
Einzelschulen ernorm. Unter Fachleuten gelten Schulleiterinnen und<br />
Schulleiter als Schlüsselpersonen für die Qualität von Schulen.<br />
Worin besteht die Wirksamkeit von <strong>Schulleitung</strong> in der Schule? Wodurch<br />
kann sie Einfluss auf das Kollegium gewinnen? Wo liegt ihre<br />
Macht?<br />
Prof. Heinz S. Rosenbusch, u. a. Leiter der Forschungsstelle für Schulentwicklung<br />
und Schulmanagement und Mitglied im nationalen PISA-<br />
Konsortium, unterscheidet dabei fünf Aspekte: Amtsmacht (hierarchische<br />
Macht), Expertenmacht (höhere Erfahrung, umfangreicheres<br />
Wissen), Definitionsmacht (Interpretation von Vorschriften und Regeln),<br />
Sanktionsmacht und kommunikative Macht (die Möglichkeit,<br />
mit jeder und jedem jederzeit zu reden). Wobei hier alle übrigen Aspekte<br />
der Macht zusammenflössen. Die kommunikative Macht sei auch<br />
die entscheidende. Es sei, laut Rosenbusch, schon erstaunlich, wenn ein<br />
deutsches Kultusministerium 1997 <strong>Schulleitung</strong> als qualifizierte Lehrerarbeit<br />
bezeichnete, während die Fachwelt sie schon als eigenen <strong>Beruf</strong><br />
erkennt. Umfangreiche internationale empirische Untersuchungen weisen<br />
nach, dass sich Schulen verändern können, wenn die <strong>Schulleitung</strong><br />
neu besetzt wird. Blühende Schulen können zu Anstalten der Lustlosigkeit,<br />
Frustration und Aggression degenerieren, vernachlässigte Schulen<br />
können sich zu Stätten des Optimismus, des Zusammenhalts und der<br />
Leistungsbereitschaft entwickeln.<br />
Der Psychologe Uwe Schaarschmid fand heraus, dass sich gute <strong>Schulleitung</strong><br />
unmittelbar positiv auf die Fehlzeiten von Lehrkräften und die<br />
Zahl der Frühpensionierungen auswirkt. Zudem wirke sich die Qualität<br />
der <strong>Schulleitung</strong> auch mittelbar aus, indem deren Verhalten als<br />
Vorbild diene und die Mitglieder des Kollegiums ihrerseits ein gutes<br />
Unterrichts- und Teamklima entwickelten, das wiederum der sozialen<br />
Unterstützung förderlich sei.<br />
Kurzum: Es gibt keine erfolgreiche Schulreform und damit keine erfolgreiche<br />
Schule ohne die Unterstützung von Schulleiterinnen und<br />
Schulleitern.<br />
Damit nun die Qualität der schulischen Arbeit, insbesondere des Un-
terrichts verbessert werden kann, muss den Schulen ermöglicht werden,<br />
die Entscheidungen weitgehend vor Ort zu treffen. An der einzelnen<br />
Schule spielt die Musik. Hier wird Schule konkret.<br />
Allerdings geschieht diese Entwicklung verschiedener Schulen weder<br />
gleich schnell noch im Ergebnis identisch. Schulen sind individuelle<br />
Größen, sind einmalig. Sie habe ihre eigene Geschichte und entwickeln<br />
sich aus ihren lokalen Gegebenheiten heraus. Keine Schule kann die<br />
Entwicklung einer anderen einfach kopieren, kein Prozess lässt sich abkürzen.<br />
Ziele können nur mit flexiblen Zeitplänen erreicht werden, die<br />
sich neuen Lagen anpassen können. Und selbst die Ziele können sich im<br />
Prozess verändern.<br />
Eigenverantwortliches Handeln betrifft Schulorganisation, Personalentwicklung<br />
und Qualitätsmanagement. Dies betrifft die Einstellung von<br />
Lehrerinnen und Lehrern ebenso wie Schulmitwirkung, die Organisation<br />
des Unterrichts und den Einsatz der finanziellen Mittel.<br />
Eigenverantwortung in der Organisation<br />
von Unterricht<br />
Mit einer erhöhten Eigenverantwortung in der Organisation des Unterrichts<br />
haben die Schulen die Möglichkeit, ihren Unterricht gezielter auf<br />
die Bedingungen vor Ort, vor allem auf die Lern- und Förderbedürfnisse<br />
ihrer Schülerinnen und Schüler abzustimmen.<br />
Seit dem 1. August 2006 gibt es beispielsweise in Hessen eine Jahresstundentafel.<br />
Dem Unterricht liegt nicht mehr eine starr vorgeschriebene<br />
Wochenstundentafel zugrunde. Es gibt nicht mehr die Vorschrift,<br />
dass in einer Woche nicht mehr und nicht weniger als zwei Stunden Biologie,<br />
nicht mehr und nicht weniger als vier Stunden Deutsch und Englisch<br />
gelehrt werden müssen, sondern die Schule erhält die Möglichkeit,<br />
ihre Zeit selbstständig einzuteilen. Auch bei der Unterrichtsvertretung<br />
entscheiden die Schulen eigenverantwortlich.<br />
Eigenständigkeit in der Personalauswahl<br />
Eigenverantwortung im Personalwesen heißt vor allem, dass die Schulen<br />
– und speziell die <strong>Schulleitung</strong>en – künftig mehr Freiheit in der<br />
Personalauswahl erhalten. In Hessen können die Schulleiter/-innen seit<br />
dem Sommer 2006 selbst entscheiden, ob sie die ihnen zur Verfügung<br />
stehenden Stellen jeweils über eine Stellenausschreibung oder die Rangliste<br />
besetzen möchten. Die staatlichen Schulämter unterstützen die<br />
Schulen bei den Besetzungsverfahren in organisatorischer und rechtlicher<br />
Hinsicht. Bei Stellenausschreibungen formulieren die Schulleiter/innen<br />
die Anforderungsprofile und entscheiden zusammen mit den<br />
<strong>Schulleitung</strong>smitgliedern über die Personalauswahl. Derzeit werden<br />
etwa 50 Prozent aller Stellen auf dem Ausschreibungsweg vergeben, ein<br />
Ausbau auf 100 Prozent ist geplant. Deswegen hat die größere Freiheit<br />
und Eigenverantwortung im Personalwesen auch wesentliche Auswirkungen<br />
auf die Rolle der Schulleiterinnen und Schulleiter in den Lehrer-<br />
kollegien. Der Erziehungswissenschaftler Rolf Dubs von der Universität<br />
St. Gallen betont, dass eine eigenständige Schule nur dann erfolgreich<br />
sein kann, wenn sie zugleich auch eine geleitete Schule ist. Er hebt damit<br />
zu Recht die Bedeutung der Schulleiterinnen und Schulleiter hervor.<br />
Eigenverantwortung im Schulbudget<br />
Die Personalkostenbudgetierung<br />
Beispiel Berlin: 622 Berliner Schulen (82 Prozent) wollen ab dem Schuljahr<br />
2007/2008 an der Personalkostenbudgetierung (PKB) teilnehmen,<br />
d. h. die Organisation, Planung und Einstellung von Lehrkräften zur<br />
Vertretung selbst organisieren.<br />
Die Bildungsverwaltung bietet allen öffentlichen Schulen drei Prozent<br />
ihres anerkannten Unterrichtsbedarfs in Form von Geldern an, um die<br />
Vertretungen selbst zu organisieren. Mit diesem zusätzlichen Budget gewinnen<br />
die Schulen neuen Handlungsspielraum. Bei krankheitsbedingten<br />
Ausfällen von Lehrkräften haben die Schulen die Möglichkeit, kurzfristig<br />
Vertretungskräfte befristet einzustellen und damit den Unterricht<br />
an ihrer Schule abzusichern. Sie entscheiden selbst, ob und wen sie als<br />
Ersatz für eine vorübergehend ausfallende Lehrkraft befristet einstellen.<br />
Außerdem ist es möglich, die Stunden von beschäftigten Lehrkräften<br />
mit reduzierter Arbeitszeit befristet aufzustocken.<br />
Die Schulen können selbst einen Pool an Vertretungskräften einrichten,<br />
sich mit anderen Schulen zusammenschließen oder auf den zentralen<br />
Pool zurückgreifen. Die Ausstattung der Berliner Schulen wird neu geregelt:<br />
Alle Schulen werden zu Beginn des Schuljahres mit Personal in<br />
Höhe von 100 Prozent des anerkannten Unterrichtsbedarfs ausgestattet.<br />
Genau dieses Nachfragepotenzial hat die private Bewerberplattform<br />
„LehrCare“ in Berlin erkannt. „Wir bieten seit Oktober 2007 eine eigene<br />
Plattform für Vertretungs- und Projektkräfte, aber auch die Vermittlung<br />
von Voll- und Teilzeitkräften an“, sagt Jörg Köbke, Gründer und<br />
Betreiber der Plattform. Inzwischen seien allein in Berlin 320 Profile<br />
online, die Erweiterung des Angebots auf weitere Bunde<strong>sl</strong>änder ist in<br />
diesem Jahr angelaufen. Dabei steht für Köbke, der selbst Lehrer ist,<br />
der Service im Vordergrund: Anders als im Pool der Senatsverwaltung<br />
werde die Plattform ständig aktualisiert. „Wir erinnern User, deren Verfügbarkeitsdaten<br />
abgelaufen sind, diese zu aktualisieren“, sagt Köbke.<br />
Außerdem gäbe es die Möglichkeit, über Feedbackformulare und auch<br />
telefonisch jederzeit mit LehrCare Kontakt aufzunehmen. „So lässt sich<br />
flexibel auf Anfragen reagieren.“ Demnächst stehe sogar der erste Workshop<br />
für Vertretungskräfte an. Diese Dienstleistung ist nicht kostenlos.<br />
Schulleiter können sich zwar zunächst online über das Angebot in ihrer<br />
Region informieren und auch Detailinformationen zu den aufgeführten<br />
Bewerber abrufen, spätestens aber wenn sie potentielle Vertretungskräfte<br />
kontaktieren wollen, müssen sie ein Abonnement buchen. Unbegrenzte<br />
Zugriffsrechte für einen Monat kosten dann 235,62 Euro. Für A<br />
11
drei Monate werden 439,11 Euro, für sechs Monate 593,81 Euro fällig.<br />
Ein Jahresabo schlägt mit 690,20 Euro zu Buche.<br />
„Große Nachfrage herrscht vor allem bei den privaten Schulen“, sagt<br />
Köbke. Diese könnten nicht auf den Vertretungspool der Senatsverwaltung<br />
für Bildung, Wissenschaft und Forschung zurückgreifen. Staatliche<br />
Schulen hätten sich vor allem wegen der Kosten bi<strong>sl</strong>ang eher zurückhaltend<br />
gezeigt. „Dabei stehen genügend motivierte und qualifizierte Kräfte<br />
auf unserer Plattform bereit.“<br />
Die Sachmittelbudgetierung<br />
Beispiel Berlin: Alle Sachmittel werden den Schulen im Rahmen der<br />
Schulvereinbarung durch den zuständigen Schulträger als Gesamtbudget<br />
zur Verfügung gestellt. Die Schulleiter/innen entscheiden damit über<br />
die Verwendung der Mittel; die Bewirtschaftung erfolgt - ohne inhaltliche<br />
Kontrollfunktion - in der Regel in den Haushaltswirtschaftsstellen<br />
der Schulträger. Einige große berufliche Schulen verfügen über eigene<br />
technische und personelle Ausstattung zur Bewirtschaftung ihres Budgets.<br />
Die Einzelschule darf ihr Gesamtbudget nicht überschreiten, innerhalb<br />
ihres Budgets ist sie jedoch nicht an die jeweiligen Titel, einschließlich<br />
der Lernmittel, gebunden.<br />
Vom Einzelkämpfer zum Teammitglied<br />
Eigenverantwortliche Schule fängt bei der Eigenverantwortung der<br />
<strong>Schulleitung</strong> und der Lehrerinnen und Lehrer an. „Die Kolleginnen und<br />
Kollegen müssen lernen, sich von Einzelkämpfern zu Teammitgliedern<br />
zu entwickeln. Fortbildungen gerade im Bereich der Teamentwicklungen<br />
sind dringend notwendig“, wissen Gisela Grimme und Susanne<br />
Hopfmeister, Schulleiterin und Koordinatorin an der Elisabeth-Selbert-<br />
Schule in Hameln, aus Erfahrung. Die Schule erprobt bereits seit 2003<br />
unfangreiche Eigenständigkeit. Das Land Niedersachsen ist einer der<br />
Vorreiter der eigenverantwortlichen Schule.<br />
Einen entscheidenden Einfluss auf die Bereitschaft des Lehrerkollegiums,<br />
Verantwortung zu übernehmen, haben die Führungskräfte einer Schule.<br />
Sie sind verantwortlich dafür, dass Leitbild und Schulprogramm erarbeitet<br />
und umgesetzt sowie eine effektive Organisation aufgebaut werden<br />
und das Personal-, Partner- und Ressourcenmanagement funktioniert.<br />
„Gute Führungskräfte gehen zudem als Vorbilder voran“, sagt Hermann<br />
Städtler, Rektor der Fridtjof-Nansen-Grundschule in Hannover und<br />
Landesprojektleiter „Bewegte Schule - Niedersachsen“. Seiner Meinung<br />
nach kann dieser Prozess nur gelingen wenn die Führungskräfte<br />
• persönlich die Vision, die Mission und die Werte vorleben und für<br />
diese eintreten,<br />
• sich ebenfalls persönlich an Verbesserungsaktivitäten beteiligen,<br />
• Selbstverantwortung und Kreativität bzw. Innovationen der<br />
Kolleginnen und Kollegen sowie deren Beteiligung fördern und zum<br />
eigenständigen Handeln ermächtigen,
• Lernprozesse im Kollegium anregen und unterstützen,<br />
• gezielt und begründet Prioritäten für Verbesserungsmaßnahmen<br />
setzen,<br />
• auf die Bedürfnisse und Erwartungen aller Mitglieder der<br />
Schulgemeinschaft eingehen,<br />
• den Einsatz der Kolleginnen und Kollegen mit der schulischen<br />
Zielsetzung abstimmen,<br />
• die Mitarbeiter am Personalmanagement beteiligen,<br />
• in einen ständigen Dialog mit ihren Mitarbeitern treten,<br />
• eine auf die Schule zugeschnittene und effektive Organisation<br />
gemeinsam mit den Beteiligten entwickeln,<br />
• für die Arbeit von Teams und Einzelnen angemessene Zeitfenster<br />
zur Verfügung stellen, die Leistung anerkennen und angemessen<br />
belohnen und<br />
• ihre Fürsorgepflicht gegenüber den Kolleginnen und Kollegen<br />
wahrnehmen.<br />
Langeweile dürfte da nicht so schnell aufkommen.<br />
Verändertes <strong>Beruf</strong>sbild<br />
Das <strong>Beruf</strong>sbild <strong>Schulleitung</strong> ändert sich mit der Eigenverantwortlichkeit<br />
von Schule. Die Gestaltungs- und Handlungsspielräume, aber auch die<br />
Verantwortlichkeiten von <strong>Schulleitung</strong> – und damit ihre Verantwortung<br />
1. Leitbild und Schulprogramm<br />
Eigenveranwortliche Schulen geben sich ein Leitbild und entwickeln<br />
ihr Schulprogramm weiter, um die Qualitätsentwicklung von Unterricht<br />
und Schulleben bewusster zu gestalten.<br />
2. Unterricht<br />
Die Schulen entwickeln ihren Unterricht auf Grund gewonnener Erkenntnisse<br />
systematisch weiter. Sie entscheiden weitgehend selbst, wie<br />
gelehrt und gelernt wird. Dabei berücksichtigen sie die jeweilige schulische<br />
Situation und die besonderen Rahmenbedingungen der eigenen<br />
Schülerschaft.<br />
3. Vorbereitung auf das <strong>Beruf</strong><strong>sl</strong>eben<br />
Gemeinsam mit Partnern aus Wirtschaft und Gesellschaft befähigen<br />
die Schulen ihre Schülerinnen und Schüler, sich kontinuierlich auf die<br />
Herausforderungen des <strong>Beruf</strong><strong>sl</strong>ebens vorzubereiten, damit die Übergänge<br />
zwischen Schule, Studium und <strong>Beruf</strong> gelingen.<br />
für die Qualität des Unterrichts – werden größer. „Schulleiterinnen und<br />
Schulleiter werden Manager von Möglichkeiten“, sagte die hessische Kultusministerin<br />
Karin Wolff in ihrer Regierungserklärung vom 24. Januar<br />
2006.<br />
„Das bedeutet selbstverständlich auch, dass wir ein neues und verändertes<br />
<strong>Schulleitung</strong>sbild haben werden. „<strong>Schulleitung</strong>“ bedeutet für den<br />
gelernten Pädagogen im Grunde eine zusätzliche, sogar neue <strong>Beruf</strong>sbeschreibung,<br />
die eine eigene <strong>Beruf</strong>squalifizierung und eine entsprechende<br />
Arbeitszeitregelung erforderlich machen.<br />
Wenn die Führungskräfte gemeinsam mit ihren Kolleginnen und Kollegen<br />
den Wandel zur Eigenverantwortlichkeit und damit zur Übernahme<br />
von mehr Verantwortung meistern wollen, müssen sie glaubhaft<br />
vermitteln, dass der Verantwortungszuwachs Handlungsspielräume<br />
schafft und eine Chance nicht nur für die schulische, sondern auch für<br />
die persönliche Weiterentwicklung darstellt, im Sinne von „wir sind für<br />
das, was wir tun, selbst verantwortlich“. Aber auch für das, was wir nicht<br />
tun. Ein neues Bewusstsein stellt sich nicht von heute auf morgen ein.<br />
Es muss wachsen.<br />
Wie umfangreich die Vorhaben in den einzelnen Bunde<strong>sl</strong>ändern auch<br />
sein mögen: Veränderungen in einem System gelingen nur, wenn die<br />
Menschen, die darin arbeiten, den Prozess verstehen, kritisch begleiten,<br />
aber auch aktiv mitarbeiten.<br />
Die eigenverantwortliche Schule - zwölf Merkmale<br />
Literatur:<br />
Bernd Busemann / Dr. Jürgen Oelkers / Prof. Dr. Heinz S. Rosenbusch, Eigenverantwortliche<br />
Schule - ein Leitfaden, Konzepte, Wege, Akteure, 1. Auflage 2007, 300 Seiten,<br />
kartoniert, Luchterhand, ISBN 978-3-472-07062-7<br />
(Quelle: www.svs.hamburg.de)<br />
ternes Management und lassen sich bei ihrer pädagogischen Arbeit<br />
von externen Spezialisten beraten, um die Qualität ihrer Arbeit kontinuierlich<br />
zu verbessern.<br />
5. Personalentwicklung<br />
Die Schulen wählen zunehmend eigenständig ihr Personal aus; dort<br />
wird es eine gezielte Personalentwicklung geben.<br />
6. Bildungsstandards<br />
Die erwarteten Ergebnisse schulischer Bildungsarbeit sind in Bildungsstandards<br />
formuliert. Mit Hilfe von extern gesteuerten Tests<br />
werden die Lernstände der Schülerinnen und Schüler überprüft. So<br />
gewinnen die Schulen auch gesicherte Erkenntnisse über die Arbeitsqualität<br />
ihrer Lehrkräfte.<br />
4. Management und Beratung<br />
7. Ziel- und Leistungsvereinbarungen<br />
Die eigenverantwortliche Schule wird durch die zuständige Behörde<br />
über Ziel- und Leistungsvereinbarungen gesteuert. Auf dieser Grundlage<br />
hat die Schule Rechenschaft abzulegen - gegenüber der Behörde<br />
Eigenverantwortliche Schulen entwickeln ein professionelles schulin- und den am Schulleben beteiligten Gruppen.<br />
A<br />
13
8. Schulinspektion<br />
Eine Schulinspektion überprüft und bewertet schulische Entwicklungen<br />
und Leistungen. Sie berichtet der Schule und der Behörde über die<br />
Ergebnisse. Die Schule wird beraten, wie sie ihre Ergebnisse optimieren<br />
kann.<br />
9. Ressourcen<br />
Die Behörde definiert den pädagogischen, finanziellen und personellen<br />
Rahmen und unterstützt die Schulen in ihrer Arbeit.<br />
10. Transparenz und Best Practice<br />
Die besten Ergebnisse schulischer Arbeit werden öffentlich gemacht,<br />
damit sich alle an den Erfolgen anderer Schulen orientieren und so von<br />
den Besten lernen können.<br />
11. Verantwortung<br />
Die Lehrerinnen und Lehrer tragen Verantwortung für ihre Schülerinnen<br />
und Schüler, sie fördern und fordern sie und integrieren sie so in<br />
die Lerngruppe.<br />
12. Schritt für Schritt<br />
Die Entwicklung zur eigenverantwortlichen Schule wird schrittweise<br />
unter Berücksichtigung der besonderen Bedingungen jeder einzelnen<br />
Schule vollzogen.<br />
Wittenberger Thesen 2007<br />
der Konferenz der Schulaufsicht in der Bundesrepublik Deutschland KSD<br />
Die Konferenz der Schulaufsicht in der Bundesrepublik Deutschland<br />
(KSD) e.V. ist der Dachverband der Schülrätevereinigungen der Bunde<strong>sl</strong>änder.<br />
Die KSD betreibt die Zusammenarbeit mit Schulaufsichtsbeamten<br />
aller Schulformen in den Bunde<strong>sl</strong>änder. Anläßlich der Delegiertenversammlung<br />
im September 2007 wurden folgende „Wittenberger<br />
Thesen“ von der KSD verabschiedet:<br />
1. Unverständig und schlecht handeln diejenigen, die die Selbstständigkeit<br />
oder Eigenverantwortung von Schulen zum Selbstzweck erheben.<br />
2. Unverständig wäre, die Begriffe Selbstständigkeit oder Eigenverantwortung<br />
von Schulen nicht zu definieren. Begriffswirrwarr ist Teufelswerk.<br />
Eigenverantwortung sei von nun an unser Wort.<br />
3. Das ist gewiss, dass es für Eigenverantwortung von Schulen einen<br />
verbindlichen Rahmen und verbindliche Ziele geben muss. Denn es<br />
gibt keine grenzenlose Eigenverantwortung.<br />
4. Der wahre Schatz wachsender Eigenverantwortung von Schulen<br />
liegt in der Verbesserung der schulischen Arbeit bezogen auf Leistungsfähigkeit<br />
und verantwortliches Handeln von Schülern.<br />
5. Es ist unstrittig, dass Schulen den Erfolg ihrer Arbeit systematisch<br />
und umfassend überprüfen müssen.<br />
6. Es ist nicht zu bezweifeln, dass die Schulen zuvörderst selbst die<br />
Verantwortung für die Verbesserung ihrer Arbeit tragen.<br />
7. Man muss die Verantwortlichen lehren, regelmäßig und systematisch<br />
Rechenschaft abzulegen.<br />
8. Nur die Unbesonnenen verzichten auf Verläs<strong>sl</strong>ichkeit und Stetigkeit.<br />
Qualitätsentwicklung braucht Zeit.<br />
9. Unverantwortlich handelt, wer annimmt, dass Eigenverantwor-<br />
tung von Schulen von allen Handelnden automatisch verantwortlich<br />
wahrgenommen wird.<br />
10. Unverantwortlich und schlecht handeln diejenigen, die die Verteilung<br />
der guten Lehrkräfte dem freien Markt überlassen und die das<br />
Problem der Schlechten und Unwilligen weiterhin verdrängen.<br />
11. Es ist nicht bewiesen, dass mehr Ressourcen automatisch zu verbesserter<br />
Qualität von schulischer Leistung führen. Auf die Wirksamkeit<br />
der Mittel für die Schüler kommt es an.<br />
12. Das ist gewiss, dass zur Eigenverantwortung von Schulen auch<br />
eine dementsprechende Schulaufsicht gehört.<br />
13. Sicher ist, dass eigenverantwortliche Schulen eine starke Schulaufsicht<br />
benötigen. Dabei darf das Handeln der Schulen nicht durch die<br />
Schulaufsicht ersetzt werden.<br />
14. Engführende Regelungen und Gängelungen waren und sind von<br />
Übel.<br />
15. Die Erfahrung lehrt, dass Schulaufsicht ohne die Möglichkeit zum<br />
Eingreifen ihrer Aufgabe nicht gerecht werden kann.<br />
16. Es darf nicht bezweifelt werden, dass die Schulaufsicht eingreift,<br />
wenn Schulen ihre Aufgaben nicht erfüllen.<br />
17. Sicher ist, dass Ergebnisse von Evaluation in einen kontinuierlichen<br />
Verbesserungsprozess münden müssen, der von der Schulaufsicht<br />
vor Ort auf der Basis von Zielvereinbarungen beratend und unterstützend<br />
begleitet wird.<br />
Gegeben zu Wittenberg, den 29. September 2007
Die leuchtenden Augen einer grauhaarigen alten Dame<br />
im Seniorenheim, das zaghafte Lächeln eines Obdachlosen,<br />
das überschwängliche Schulterklopfen eines behinderten<br />
Jugendlichen – sie alle sagen Dankeschön. Ihr<br />
Dank für eine gute Tat. Die vorgelesene Geschichte, das<br />
Auftischen einer Mahlzeit, das gemeinsam erzielte Tor.<br />
Vollbracht von Jugendlichen, die durch ihr Handeln begonnen<br />
haben, ihre Welt zu verbessern. Und letztendlich<br />
etwas für sich selbst getan haben.<br />
Von Heidi Müller<br />
Nach Auffassung der Bertelsmann Stiftung aus Güter<strong>sl</strong>oh sollen Kinder<br />
und Jugendliche gezielter und früher an gemeinnützige Aufgaben herangeführt<br />
werden. Die 1977 von Reinhard Mohn gegründete gemeinnützige<br />
Einrichtung setzt sich in den Bereichen Bildung, Wirtschaft<br />
und Soziales, Gesundheit und Internationale Verständigung ein und<br />
will durch ihr Engagement alle Bürgerinnen und Bürger ermutigen, sich<br />
ebenfalls für das Gemeinwohl zu engagieren. Ihren mit 150.000 Euro<br />
dotierten Carl Bertelsmann-Preis 2007 hat die Stiftung dem Thema<br />
„Gesellschaftliches Engagement als Bildungsziel“ gewidmet.<br />
Im Rahmen einer internationalen Recherche hat die Stiftung nach politischen<br />
Strategien und Handlungskonzepten gesucht, mit denen junge<br />
Menschen dazu motiviert werden können, sich für die Gemeinschaft<br />
einzusetzen. „Zwar zeigen repräsentative Studien, dass sich 36 Prozent<br />
der Jugendlichen zwischen 14 und 24 Jahren gesellschaftlich engagieren“,<br />
sagte Vorstandsmitglied Dr. Brigitte Mohn. „Damit ist aber nur auf<br />
den ersten Blick alles in bester Ordnung, denn die Untersuchungen belegen,<br />
dass das Potenzial bei Weitem nicht ausgeschöpft ist: Ein weiteres<br />
Drittel der Jugendlichen würde sich engagieren, wenn die Rahmenbedingungen<br />
günstiger wären.“<br />
Von der Bereitschaft, sich aktiv in die Gestaltung des Gemeinwesens<br />
einzubringen, profitierten Kinder und Jugendliche in hohem Maße<br />
selbst. Der Carl Bertelsmann-Preis 2007 habe gezeigt, dass die frühe<br />
Förderung von gesellschaftlichem Engagement in Kindertagesstätten<br />
und Schulen Treiber für gesellschaftliche Innovationen sei. Kinder und<br />
Jugendliche bauten Selbstvertrauen auf, lernten, Projekte zu organisieren<br />
oder mit anderen teamorientiert zusammen zu arbeiten. Vor diesem<br />
Hintergrund sei es Besorgnis erregend, dass gesellschaftliches Engagement<br />
von jungen Menschen immer noch ein Mittelstandsphänomen<br />
sei. Nur 21 Prozent der Jugendlichen mit einem niedrigen Bildungsabschluss<br />
engagierten sich. Im Vergleich dazu setzten sich doppelt so<br />
viele Jugendliche (43 Prozent) mit einem hohen Bildungsniveau für die<br />
Gesellschaft ein.<br />
:Portrait<br />
Bertelsmann Stiftung<br />
Vorbilder bilden - Gesellschaftliches Engagement als Bildungsziel<br />
Schüler der Plumstead School planen wohltätige Aktionen.<br />
Giving Nation ist das Programm für die Sekundärschulen bei der<br />
britischen Citizenship Foundation, Gewinnerin des Carl Bertelsmann-Preises<br />
2007.<br />
(c) Foto Dominik Gigler/ Bertelsmann Stiftung<br />
Die Bertelsmann Stiftung plädiert daher für die systematische Vermittlung<br />
freiwilligen Engagements im Unterricht. Wohl wissend, dass viel<br />
Mut dazu gehört, sich auf pädagogische Innovationen einzulassen. In<br />
Deutschland sei es immer noch schwierig, diesen Weg zu gehen. Das<br />
traditionelle Lernen für Tests habe wieder Konjunktur, obwohl kooperatives,<br />
erfahrungsbasiertes Lernen die erfolgreicheren pädagogischen<br />
Ansätze seien. „Nur wenn Kinder in der Schule erfahren, wie viel Spaß<br />
und Freude es macht, anderen Menschen oder der Gemeinschaft zu<br />
helfen, können wir dieses bi<strong>sl</strong>ang unerschlossene Potenzial ausschöpfen“,<br />
sagte Brigitte Mohn.<br />
Bei der internationalen Suche nach Vorbildern für gesellschaftliches<br />
Engagement wurden folgende Thesen entwickelt:<br />
1. Betrachtet man den Stand der deutschen Engagementerziehung in<br />
Schulen, ist das Ergebnis mit dem PISA-Schock zu vergleichen: Deutsche<br />
Schüler werden nur schlecht auf eine aktive Rolle in unserer Gesellschaft<br />
vorbereitet.<br />
2. Die staatlichen Lernorte in Deutschland sind nur unbefriedigend mit<br />
der Welt außerhalb der Schulmauern verbunden. Solange sie sich nicht<br />
zur Gesellschaft hin öffnen und mit ihr vernetzen, werden sie keine<br />
Orte sein, an denen von früh an verantwortliche Bürger heranwachsen<br />
können. Der Übergang zur Gangstagsschule ist eine große Chance für<br />
gesellschaftliche Kreativität und Innovation in Deutschland.<br />
3. Bei der Forderung nach gesellschaftlichen Engagement als Bildungs-A<br />
15
ziel geht es um einen neuen politischen Rahmen, in dem partnerschaftliches<br />
Lernen und Engagement wachsen können.<br />
Am Beispiel der Schulen zeige sich, ob es gelingt, in Deutschland Reformen<br />
intelligent und kooperativ durchzusetzen. Statt in „top-down“-<br />
Prozessen Lösungen zu verordnen, die im abgeschotteten Subsystem<br />
Schule umgesetzt werden sollen, zeigt die Analyse zum Carl Bertelsmann-Preis,<br />
dass zeitgemäße Beteiligungsstrategien an den Schnittstellen<br />
zwischen Schulen und außerschulischen Akteuren zu finden sind,<br />
für die Anreize und Freuräume zu schaffen sind. Ganz getreu nach<br />
Laotse: „Sage es mir, und ich werde es vergessen. Zeige es mir, und ich<br />
werde mich erinnern. Beteilige mich, und ich wird es verstehen“.<br />
Vor diesem Hintergrund startete die Bertelsmann Stiftung im Juni 2007<br />
eine Kampagne unter dem Motto „Vorbilder bilden - Gesellschaftliches<br />
Engagement als Bildungsziel“. Mit diesem Appell richtet sich die Stiftung<br />
vorrangig an zwei Zielgruppen: Politische Entscheider und junge<br />
Menschen. Die Politik soll dazu aufgefordert werden, allen Kindern<br />
und Jugendlichen gesellschaftliches Engagement zu ermöglichen, indem<br />
sie entsprechende Rahmenbedingungen schafft. Die heranwachsende<br />
Generation soll über die Kampagne motiviert werden, sich selbst<br />
zu engagieren und damit zum Vorbild für andere zu werden.<br />
Um das gesellschaftliche Engagement von Kindern und Jugendlichen<br />
16<br />
nachhaltig zu fördern, wurden u. a. folgende Handlungsempfehlungen<br />
ausgesprochen: Das Recht auf Engagement müsse institutionell im Bildungsauftrag<br />
der Kindertagesstätte bzw. Schule verankert werden. Es<br />
müsse ein umfassender Bildungsbegriff, der über das kognitive Wissen<br />
hinaus auch soziale Kompetenzen umfasse, entwickelt werden. Auf<br />
Landesebene seien günstige Voraussetzungen für Kooperationen zwischen<br />
Bildungsinstitutionen und gemeinnützigen Organisationen zu<br />
schaffen. Erzieher und Lehrer sollten in der Ausbildung auf die Aufgabe<br />
der Förderung gesellschaftlichen Engagements vorbereitet werden.<br />
Und letztendlich: Gesellschaftliches Engagement bedarf der Anerkennung,<br />
der öffentlichen Wertschätzung.<br />
Im Rahmen der Recherchen für den Carl Bertelsmann-Preis 2007 hat<br />
die internationale Expertengruppe überall auf der Welt beispielhafte<br />
Programme zum Thema „Vorbilder bilden“ gefunden. Die Vielfalt und<br />
hohe Qualität der nominierten Programme haben dazu geführt, dass<br />
der Vorstand der Bertelsmann Stiftung als Jury sich für eine Teilung<br />
des Preises entschieden hat. Der Carl Bertelsmann-Preis 2007 ging an<br />
die Citizenship Foundation aus Großbritannien für deren Programme<br />
G-Nation, Go-Givers und Youth Act. Einen Sonderpreis erhielt das<br />
„Themenorientierte Projekt: Soziales Engagement“ (TOP SE) aus Baden-Württemberg.<br />
Vergabe des Sonderpreises an den badenwürttembergischen<br />
Bildungsplan TOP SE:<br />
Dr. Brigitte Mohn, Mitglied des Vorstands der<br />
Bertelsmann Stiftung, übergibt den Sonderpreis<br />
an Kultusminister Helmut Rau.<br />
Foto: Thomas Kunsch / Bertelsmann Stiftung<br />
Weitere Informationen finden Sie unter www.bertelsmann-stiftung.de
Was ist die Lernumgebung des 21. Jahrhunderts? Ein<br />
Interview mit Thomas Daniel, Leiter der Kartographie<br />
der Stiefel Group Europe, verantwortlich für die Entwicklung<br />
der geographischen Lehrmedien der Unternehmensgruppe<br />
b:<strong>sl</strong> Herr Daniel, warum braucht es eine neue Lernumgebung?<br />
Daniel: Die Pädagogik hat seit jeher die Mittel und Möglichkeiten der<br />
jeweiligen Zeit zur Vermittlung von Lehrinhalten genutzt. Zu keiner<br />
anderen Zeit der Menschheitsentwicklung war Information so leicht<br />
verfügbar wie heute. Allerdings werden die Menschen inzwischen mit<br />
Informationen überflutet. Eine gewissenhafte Selektion in Verbindung<br />
mit einer effektiven Präsentation ist die Grundlage für eine in praktische<br />
Handlungen und Anwendungen umsetzbare Informationsaufnahme.<br />
b:<strong>sl</strong> Was bedeutet das für uns heute?<br />
Daniel: Wir müssen uns fragen, welches Medium zur Veranschaulichung<br />
und Präsentation im Einzelfall jeweils am besten geeignet ist.<br />
Eine dauerhafte und solide Informationsaufnahme ist dann gewährleistet,<br />
wenn mehrere unserer Sinne gleichzeitig angesprochen und zur<br />
Informationsverarbeitung aufgefordert werden. Dies ist beispielsweise<br />
der Fall, wenn man zur Lösung interaktiver Aufgabenstellungen zeitgleich<br />
abstrakte Informationen visuell erfassen und interpretieren soll.<br />
b:<strong>sl</strong> Führt das zu einer Revolution in unseren Klassenzimmern?<br />
Daniel: Nein, der Einsatz neuer Medien im Schulunterricht allein<br />
kann sicher nicht als Revolution bezeichnet werden. Eine ausgewogene,<br />
aufeinander abgestimmte und überlegte Verknüpfung herkömmlicher<br />
und neuer Medien kann unserer Erfahrung nach aber das Lernen<br />
überraschend angenehm und effektiv vereinfachen. Konkret bedeutet<br />
das, dass Lernziele schneller und trotzdem nachhaltiger als bisher erreicht<br />
werden.<br />
b:<strong>sl</strong> Was bedeutet das nach Ihrer Ansicht für die Lehrmittel der Zukunft?<br />
Daniel: Unsere „Lernumgebung des 21. Jahrhunderts“ ist ein Konzept,<br />
das aus unserer über fünfundzwanzigjährigen Erfahrung als einer<br />
der großen Lehrmittelhersteller in Europa hervorgegangen ist. Damit<br />
haben wir ein pädagogisches Werkzeug entwickelt und erprobt, in dem<br />
analoges Lehrmaterial wie Wandkarten und Schreibunterlagen gezielt<br />
mit Lernprogrammen kombiniert werden. Damit haben wir den Lernprozess<br />
merklich verbessert und vereinfacht, fördern darüber hinaus<br />
sogar wichtige Grundeigenschaften wie Konzentrations- und Kooperationsfähigkeit<br />
nachhaltig. Aufgrund unserer guten Erfahrungen mit<br />
diesen aufeinander abgestimmten Medien und Lehrmitteln sehen wir<br />
:Interview<br />
Neue Medien im Klassenzimmer:<br />
Eine Revolution?<br />
Thomas Daniel, Leiter der Kartographie der Stiefel Group Europe<br />
und verantwortlich für die Entwicklung die geographischen Lehrmedien.<br />
diese Art Lehrmittelentwicklung als dauerhaft zukunftsgerichtet an.<br />
b:<strong>sl</strong> Ist das auch der Grund, warum Sie eine neue, aktive Schultafel<br />
anbieten?<br />
Daniel: Ja, das steht damit in Zusammenhang. Es handelt sich um<br />
eine besondere, interaktive Präsentationsfläche für Unterrichts- und<br />
Arbeitsräume, dem Stiefel Activboard. Gibt man den Schülern analoges<br />
Material an die Hand und lenkt die Aufmerksamkeit der Schüler<br />
im Rahmen einer interaktiven Aufgabenstellung auf das Board, so findet<br />
gemeinschaftliches Lernen statt. Unseren Untersuchungen zufolge<br />
wird bei fast allen Kindern einer Schulklasse (bis zu 97%) die Konzentration<br />
wesentlich erhöht und das Langzeitgedächtnis erreicht.<br />
Das Konzept der „Lernumgebung des 21. Jahrhunderts“ bietet also eine<br />
Basis, auf der moderne Medien in den Unterricht integriert werden<br />
können. Darüber hinaus bietet sie Lehrern zusätzlich Raum, auf Schüler<br />
individueller eingehen zu können und deren soziale Kompetenzen<br />
verstärkt zu fördern. Dies ist die Richtung, in der sich die Lernmittel in<br />
den nächsten Jahren entwickeln werden.<br />
B:<strong>sl</strong> Herr Daniel, vielen Dank für das Gespräch.<br />
(Das Interview führte Sabine Kauffeld)<br />
Die Stiefel Group Europe ist auf der didacta Stuttgart 2008 (Halle 1, Stand GA 75 und<br />
Halle 5, Stand 5A 89) vertreten. Weitere Informationen: www.stiefel-online.com<br />
17
:Schulessen<br />
Was haben wir nicht alles in der Schule gelernt: In einem<br />
gesunden Körper wohnt - Gott sei Dank! - auch ein<br />
gesunder Geist und ein leerer Bauch studiert nun mal<br />
nicht gern. Ein mit Fastfood vollgestopfter Bauch allerdings<br />
auch nicht. Recht hat er, in beiden Fällen. Appetitverderbende<br />
Nachrichten machen die Runde: Unsere<br />
Kinder werden immer dicker, neben den Arterien verfetten<br />
auch langsam die geistigen Depots. Das Essensangebot<br />
an den Schulen - Pommes rot-weiß gefällig? - lässt<br />
einen gedanklich sofort mit dem Verein der Essensverweigerer<br />
sympathisieren.<br />
Was läuft da schief? Gute Küche ist doch in aller Munde. Das Fernsehen<br />
ist voll mit all den Bioleks und Lafers dieser Welt. Und auch der<br />
schlechteste Gastgeber der deutschen TV-Geschichte, J.B. Kerner, steckt<br />
voller Überschwang seine Finger in vitaminreiche von filigranen Hän-<br />
18<br />
Geschmacklose Schulverpflegung?<br />
Gesund und lecker – so wünschen sich Schüler ihre Schulverpflegung.<br />
Gutes Essen ist in. Doch was an manchen<br />
Schulen aufgetischt wird, verdirbt leicht den Appetit<br />
Von Heidi Müller<br />
den gezauberte kulinarische Kost. Die Deutschen haben das gute Essen<br />
entdeckt und schicken sich an, (es) zu genießen. Kochen ist in. Immer<br />
mehr Jugendliche träumen in Deutschland davon, Küchenchef zu werden,<br />
so lässig wie ihre Idole Tim Mälzer, Jamie Oliver oder die Ratte<br />
Remy aus dem derzeit die Kinocharts anführenden Zeichentrickfilm<br />
Ratatouille. Doch warum macht diese erfreuliche Entwicklung der<br />
Wertschätzung von Nahrungsmitteln – „Genuss ist geil.“ – vor vielen<br />
Schule halt? Die Schule ist doch der ideale Ort, an dem sich Kinder und<br />
Jugendliche relativ leicht für das Thema Ernährung erreichen lassen.<br />
Eine vollwertige Schulverpflegung bietet Kindern und Jugendlichen<br />
die Chance, „gesunde Ernährung“ nicht nur theoretisch zu erlernen,<br />
sondern auch praktisch zu erleben. Hier gart eine große Herausforderung<br />
vor sich hin. Wenn Schulleiter und Eltern eine bessere Note für<br />
die deutsche Schulverpflegung erzielen wollen, ist Verantwortungsbewusstsein,<br />
eine gehörige Portion Kraft, eine Prise Kreativität und mehrere<br />
Einheiten Unternehmergeist vonnöten.
Weder Gaumenfreude noch gesund<br />
Was derzeit in deutschen Schulen aufgetischt wird, ist nicht gerade eine<br />
Gaumenfreude und gesund erst recht nicht. Vor allem Snacks und Softdrinks<br />
werden an den bundesweit geschätzten 10.000 aufgestellten Automaten<br />
angeboten. Auch das Angebot der Schulkioske lässt bei Ernährungsberatern<br />
den Blutdruck in gefährliche Bereiche hochschnellen. Doch<br />
gerade Limonaden und Süßigkeiten machten bis zu einem Drittel des Gesamtumsatzes<br />
der Schul-Cafeterien und -kioske aus. Wie FOCUS-SCHU-<br />
LE berichtet, gaben in einer Umfrage des Deutschen Philologenverbandes<br />
77,5 Prozent der befragten Schulleiter zu, Einfluss auf die Pachtverträge zu<br />
haben. Die Schulleiter als wichtiger Schlüssel auf dem Weg zur gesunden<br />
Ernährung? Die Hüter des guten Geschmacks? Noch stehen auf dem sich<br />
selbst wiederkäuenden Schulspeiseplan: Süßigkeiten und formgepresste<br />
Fertignahrung. Mahlzeit! Ein ernährungswissenschaftliches Debakel,<br />
wenn wir davon ausgehen müssen, dass jedes vierte Kind ohne Frühstück<br />
zur Schule kommt, die gesunde Schulmilch kaum noch gefragt ist und<br />
eben jedes sechste Kind übergewichtig ist.<br />
Grund genug, die derzeitige Situation der Schulverpflegung einmal etwas<br />
genauer zu beleuchten: Welche Vorgaben und Empfehlungen gibt es zur<br />
Schulverpflegung in den einzelnen Bunde<strong>sl</strong>ändern? Wie werden diese<br />
umgesetzt? Wie sollte und könnte eine optimale Verpflegung in der Schule<br />
aussehen? Mit welchen Maßnahmen ließe sich dies erreichen?<br />
Bundesweite Qualitätsstandards<br />
Im Rahmen der Kampagne „Besser Essen. Mehr Bewegen. KINDER-<br />
LEICHT“ des Bundesministeriums für Ernährung, Landwirtschaft und<br />
Verbraucherschutz wurde die Deutsche Gesellschaft für Ernährung<br />
(DGE) beauftragt, Schulen bei der Ausgestaltung der Schulverpflegung zu<br />
unterstützen. Vor diesem Hintergrund erarbeitete das Projekt „Schule +<br />
Essen = Note 1“ die ersten bundesweiten Qualitätsstandards für die Schulverpflegung,<br />
die im September 2007 veröffentlicht wurden. Sie stellen präzise<br />
und überprüfbare Anforderungen an die Schulverpflegung und dienen<br />
zur ständigen Überprüfung von Qualität. Hierfür liefern Checklisten<br />
die entsprechende Basis - vom ausführlich dargstellten Speiseplan über<br />
die sensorische Qualität (!) des Essens bis zur Gestaltung des Essensraum.<br />
„Was wir nicht frühzeitig in der Bildung leisten, kommt uns später teuer zu<br />
stehen“, sagt Prof. Dr. Ines Heindl, Institut für Ernährungs- und Verbraucherbildung<br />
der Universität Flensburg. Aus geschmacklich anregenden<br />
und dabei ausschließlich gesundheitsförderlichen Essensangeboten sollten<br />
die Kinder und Jugendlichen selbst wählen können. Idealerweise sind<br />
in Schulen fachliche Botschaften, z. B. im Unterricht und alltägliche Erlebnisse<br />
von Lebensmittelangebot und -auswahl aufeinander abgestimmt.<br />
Die Essatmosphäre ist fröhlich, gemütlich und stressfrei. Beim Essen<br />
wird Zeit zum Genießen gelassen und es gibt Anreize für viel Bewegung.<br />
Qualitätsstandards und die Sicherstellung ihrer Umsetzung seinen dabei<br />
Voraussetzungen eines optimalen Verpflegungsangebotes als Vorbild für<br />
Weitere Informationen finden Sie hier:<br />
www.vzbv.de<br />
nachhaltige Ernährungs- und Verbraucherbildung.<br />
Zustände wie im Paradies?<br />
Der Verbraucherzentrale-Bundesverband<br />
(vzbv) in Berlin und die Verbraucherzentralen<br />
haben die Bunde<strong>sl</strong>änder aufgefordert,<br />
eine gesunde Schulverpflegung<br />
verpflichtend im Schulgesetz zu verankern.<br />
„Es darf nicht dem Engagement des<br />
Schulleiters überlassen werden, ob die<br />
Schülerinnen und Schüler gesund ernährt<br />
werden“, so vzbv-Ernährungsreferentin<br />
Angelika Michel-Drees. Bundesverband<br />
und Verbraucherzentralen fordern die<br />
Umsetzung bundesweiter Qualitätsstandards<br />
sowie Zuschüsse für bedürftige<br />
Familien zur Teilnahme an der Schulverpflegung.<br />
Der Blick über die nationalen Tellergrenzen<br />
macht Appetit. In Schottland,<br />
Großbritannien und Frankreich sind verbindliche<br />
Standards zur Schulverpflegung<br />
vorgeschrieben, die zur Einhaltung von<br />
Nährwertempfehlungen verpflichten. In<br />
Dr. Hoppe Bio-Catering aus<br />
Kassel wurde zum zweiten<br />
Mal von der Fachzeitschrift<br />
„Catering inside“ für sein<br />
innovatives und gesundes<br />
Schulverpflegungskonzept<br />
ausgezeichnet.<br />
Schweden und Finnland steht für alle Kinder das Essen kostenlos zur Verfügung.<br />
In diesen beiden Ländern und in Frankreich ist der Verkauf von<br />
Limonaden und Softdrinks an Schulen untersagt. In Portugal steht jeder<br />
Schule eine Gesundheitsassistentin zur Seite.<br />
Schulessen ist ein Milliardengeschäft<br />
20 der größten 45 Catering-Unternehmen beliefern die Schulkantinen.<br />
Bereits zum zweiten Mal wurde Dr. Hoppe Bio-Catering aus Kassel für<br />
sein innovatives und gesundes Schulverpflegungskonzept von der Fachzeitschrift<br />
„Catering inside“ zum Caterer des Jahres 2007 ausgezeichnet.<br />
In seinem Verpflegungssystem bietet der Caterer bis zu sieben Themeninseln,<br />
an denen die junge Kundschaft spontan auswählen kann. Vom<br />
frischen Wokgericht, das live in der Schulkantine zubereitet wird, über<br />
Tagesgerichte, Salat- und Nudelbar, Snackstation bis zum Dessertstand,<br />
ergänzt durch eine Getränkestation, reicht das Angebot, das zu 100% aus<br />
ökologischen Zutaten besteht. „Mit dem Free-Flow-Mensasystem löst Dr.<br />
Hoppe Bio-Catering ein Kernproblem der Schulverpflegung“, und zwar<br />
den Teilnehmerschwund ab dem Beginn der Pubertät. Mit seinem neuen<br />
Angebot hat er den Trend umgekehrt. Der Ansturm sei enorm, auch und<br />
vor allem aufs Salatbuffet mit bis zu sechs Sorten Rohkost und verschiedenen<br />
Dressing. „Früher war es uncool, mittags in die Mensa zu gehen,<br />
heute ist es uncool, nicht dabei zu sein“, zitiert Dr. Hoppe die Beobachtungen<br />
der Pädagogen.<br />
Wäre doch cool, wenn solch ein Beispiel Schule machen könnte. A<br />
19
:Schulessen<br />
Föderale Speisekarte<br />
In den sechzehn Bunde<strong>sl</strong>ändern sind die Rechtsgrundlagen<br />
zur Festlegung des Warenangebots an Schulkiosken,<br />
Automaten und zur Mittagsversorgung verschieden.<br />
Grundsätzlicher Tenor: Die Schulträger sind für die<br />
Schulverpflegung zuständig und verantwortlich.<br />
Baden-Württemberg<br />
Der Schulträger ist für die Mittagsversorgung und den Getränkeverkauf<br />
zuständig. Die Gesamtlehrerkonferenz kann im Einvernehmen mit der<br />
Schulkonferenz Einfluss auf das Warenangebot nehmen. Darüber hinaus<br />
unterstützt das Ministerium für Ernährung und Ländlichen Raum<br />
seit mehr als zwei Jahrzehnten Schulen im Rahmen der Landesinitiative<br />
BeKi – Bewusste Kinderernährung.<br />
Bayern<br />
Die Entscheidung über den Pausenverkauf obliegt dem Schulleiter. Eine<br />
Arbeitsgruppe der Staatsministerien für Unterricht und Kultus und für<br />
Umwelt, Gesundheit und Verbraucherschutz wird einen „bayerischen<br />
Weg zur optimierten Schulverpflegung“ entwickeln. Im Bayerischen<br />
20<br />
Schulgesetz ist verankert, dass das „Schulforum“ über die Art der Pausenverpflegung<br />
entscheidet.<br />
Berlin<br />
In der Schule sollen vorwiegend Lebensmittel angeboten werden, die<br />
eine ausgewogene Ernährung ermöglichen. Dabei gehören Fragen der<br />
Ernährung auch zu den Lerninhalten der Schule. Bevorzugt werden<br />
sollen biologisch angebaute Produkte. Die Auswahl aus den „zulässigen<br />
Speisen“ trifft die Schulkonferenz. Im Berliner Schulgesetz steht im Rahmen<br />
der Ganztagsbetreuung: „An Grundschulen und an Schulen mit<br />
sonderpädagogischem Förderschwerpunkt (Primarstufe) soll ein Mittagessen<br />
angeboten werden.“ Die „Vernetzungsstelle Schulverpflegung<br />
Berlin“ hat mit der Senatsverwaltung für Bildung, Jugend und Sport und<br />
der AOK Berlin Qualitätskriterien erarbeitet. Nach Information der Vernetzungsstelle<br />
zahlt das Land Berlin einen flächendeckenden Zuschuss<br />
für das Mittagessen bis zur sechsten Klasse.<br />
Brandenburg<br />
Am Schulkiosk ist nur der Verkauf von solchen Lebensmitteln gestattet,<br />
die zu einer gesundheitsfördernden Ernährung beitragen. Die Entscheidung<br />
über das Warenangebot trifft die Schulkonferenz. Der Schulleiter<br />
hat diese Entscheidung gegenüber dem Schulträger durchzusetzen. Die<br />
Schulträger haben dafür zu sorgen, dass die Schülerinnen und Schüler<br />
der allgemein bildenden Schulen bis Klasse 10 und der Ganztagsschulen<br />
an den Schultagen eine warme Mittagsmahlzeit und Trinkmilch zu angemessenen<br />
Preisen erhalten. Neu ist das Mitwirkungsrecht der Schulen<br />
am Schulspeisungsangebot. 2006 wurde das bereits in Berlin praktizierte<br />
Projekt „Bio-Brotbox“ auf Brandenburg ausgeweitet.<br />
Bremen<br />
Der Verkauf von Softdrinks, Süßigkeiten und Backwaren mit hohem<br />
Zuckergehalt ist verboten. Für Ganztagsschulen ist eine warme Mittagsmahlzeit<br />
vorgesehen. Sozial und gesundheitlich bedürftige Schüler von<br />
Grundschulen werden bei der Mittagsverpflegung finanziell unterstützt<br />
und erhalten die Schulmilch kostenlos.<br />
Hamburg<br />
Die Hamburger Bildungspolitik orientiert sich an dem Leitbild der<br />
selbstverantworteten Schule. Jede Schule entscheidet selbst über ihr Lebensmittelangebot.<br />
Hessen<br />
Das Warenangebot legt die Schulkonferenz in Abstimmung mit dem<br />
Schulträger fest. Es sollte Vollkornbackwaren, Obst, Gemüse, Wasser und<br />
Schorlen enthalten. Unterstützt vom Bundesministerium für Ernährung,<br />
Landwirtschaft und Verbraucherschutz wird von der Verbraucherzentrale<br />
Hessen mit dem Institut für ländliche Strukturforschung der Universität<br />
Frankfurt/Main das Modellprojekt FrankFOOD durchgeführt. Von
2005 bis 2007 erhielten drei Modell-Ganztagsschulen regionale Lebensmittel<br />
aus konventionellem und Bio-Anbau.<br />
Mecklenburg-Vorpommern<br />
In Mecklenburg-Vorpommern liegt die Verantwortung für die Essensversorgung,<br />
die Aufstellung von Automaten und den Betrieb von Cafeterien<br />
bei den Schulen und deren Schulträgern. Das Schulgesetz schreibt<br />
vor, dass Schülern ein Mittagessen und Schulmilch angeboten werden<br />
und Gesundheitserziehung im Unterricht berücksichtigt werden soll.<br />
Eine präventive und zielorientierte Aufklärung zugunsten einer gesunden<br />
Lebensweise wird Schwerpunkt der Schulpolitik des Landes in den<br />
nächsten Jahren sein.<br />
Niedersachsen<br />
Im Rahmen der „Eigenverantwortlichkeit“ entscheiden die Schulen<br />
selbst, was auf den Tisch kommt.<br />
Nordrhein-Westfalen<br />
Das Betreiben eines Kiosks ist Sache der Schulträger. Gefördert wird vom<br />
Ministerium für Umwelt und Naturschutz, Landwirtschaft und Verbraucherschutz<br />
das Projekt „Schule isst gesund“, das von der Verbraucherzentrale<br />
Nordrhein-Westfalen durchgeführt wird. Zunächst in fünf Städten<br />
werden vorrangig Ganztagsgrundschulen bei der Einführung der<br />
Mittagsverpflegung beraten und unterstützt. Die Konzepte und Umsetzungsmöglichkeiten<br />
werden in Absprache mit den Schulen, Schulträgern<br />
und Eltern entwickelt und realisiert.<br />
Rheinland-Pfalz<br />
Mittagessen soll in Rheinland-Pfalz sozial verträglich sein. Ein Sozialfonds<br />
in Höhe von einer Millionen Euro wurde geschaffen, wodurch<br />
Kinder aus bedürftigen Familien für einen Euro mittags essen können.<br />
Art und Umfang von Speisen und Getränken wird nach Anhörung von<br />
Schülersprecher und Schulelternbeirat und Schulträger durch den Schulleiter<br />
geregelt. Die Mittagsverpflegung an rheinland-pfälzischen Ganztagsschulen<br />
ist Angelegenheit der Schulträger.<br />
Saarland<br />
Die Schulen sollen - auch was die Verpflegung betrifft - in die Selbständigkeit<br />
entlassen werden.<br />
Sachsen<br />
<strong>Schulleitung</strong>en und Schulträger entscheiden, was am Schulkiosk angeboten<br />
wird, vorzugsweise unter Einbeziehung der Schulkonferenz. Die<br />
Landesvereinigung übernimmt für Gesundheitsförderung eine aktive<br />
Rolle bei der Vernetzung der Schulen untereinander und mit verschiedenen<br />
Kooperationspartnern. Sie versteht die Gesundheitsförderung als<br />
Aufgabe aller Fächer und der ganzen Schulen, dabei sollen alle Beteiligten<br />
zur Mitgestaltung angeregt werden.<br />
Sachsen-Anhalt<br />
Art und Umfang des Angebots von Speisen und Getränken könne durch<br />
die Schule unter Beteiligung der Gesamtkonferenz festgelegt werden.<br />
Laut Schulgesetz sollen die Schulträger „im Benehmen mit dem Schülerrat<br />
und dem Schulelternrat“ an Schultagen „eine warme Vollwertmahlzeit“<br />
anbieten. Dabei sei ein sozial angemessener Preis zu gewährleisten.<br />
Schleswig-Holstein<br />
Laut Verbraucherzentrale Schleswig-Holstein sei derzeit „viel in Bewegung<br />
und Planung“. An der Zertifizierung von Schulen im Sinne einer<br />
„Gesunden Schule“ werde gearbeitet. Ein Teilzertifikat „Ernährung“ sei<br />
angedacht.<br />
Thüringen<br />
Nach dem Thüringer Schulgesetz entscheidet die Schulkonferenz über<br />
die Pausenverpflegung „unter Berücksichtigung der Grundsätze einer<br />
gesunden Ernährung“. Der Schulträger ist für die regelmäßige Versorgung<br />
der Schüler mit Mittagessen verantwortlich, sofern eine Mittagsversorgung<br />
für den ordnungsgemäßen Schulbetrieb erforderlich ist.<br />
Quelle: Verbraucherzentrale Bundesverband; Tafel-Freuden? Das Essen<br />
an deutschen Schulen, Dossier zur Situation der Schulverpflegung in<br />
Deutschland, Berlin, Januar 2007<br />
21
:Technik<br />
„Wir drucken zwar hauptsächlich in schwarz/weiß, aber hilfreich wäre<br />
es schon, wenn wir auch mal farbig drucken könnten. Aber, die Druckkosten...“,<br />
so oder so ähnlich lauten die gängigen Aussagen, wenn es<br />
um die Anschaffung eines neuen Drucksystems in Schulen geht. Diese<br />
Ansichten untermauern den derzeitigen Trend: Es wird zwar immer<br />
noch überwiegend in s/w gedruckt, aber der Bedarf nach Farbe in den<br />
Dokumenten steigt stetig. Dem ist auch leicht zu folgen, denn farbige<br />
Textpassagen oder Überschriften erhöhen die Lesbarkeit und den Lern-<br />
und Merkeffekt des Dokuments. Aber, wie gesagt...die Druckkosten.<br />
Nicht nur der Bildungssektor ist daher auf der Suche nach Lösungen<br />
für den kostengünstigen Schwarz/weiß- und Farbdruck. Aber bitte,<br />
ohne sich auch gleich zwei Systeme anschaffen zu müssen. Eine mögliche<br />
Lösung bieten zum Beispiel die Digitaldrucksysteme von RISO,<br />
einem Hersteller von Digitaldrucksystemen, der sich schon seit Jahrzehnten<br />
auf den Bildungsbereich spezialisiert hat und hier einen guten<br />
Ruf genießt. Denn Schulen und andere Bildungseinrichtungen schätzen<br />
an den RISO-Systemen insbesondere deren umweltfreundliche<br />
Drucktechnik sowie die Zuverlässigkeit, Flexibilität und nicht zuletzt<br />
die einfache Bedienbarkeit.<br />
22<br />
Hohe Folgekosten? Fehlanzeige<br />
Mit dem neuen RISO-Printer HC5500 hat RISO jetzt ein Drucksystem<br />
konzipiert, das schwarz/weiß druckt, gleichzeitig aber auch einen<br />
kostengünstigen Farbdruck ermöglicht: die Kosten für eine Farbseite<br />
liegen annähernd auf dem niedrigen Niveau einer schwarz/weiß Seite.<br />
Überhaupt die Kosten, ein wichtiges Thema beim Drucken: RISO-<br />
Printer kommen ohne so kostenintensive Verschleißteile wie Trommel,<br />
Entwickler und Fixiereinheit aus. Das bedeutet, der Anwender kann<br />
bei den Folgekosten mit einer konstanten Größe kalkulieren, denn die<br />
RISO-Systeme sind extrem wartungsarm. Doch der RISO HC5500<br />
druckt nicht nur rasant günstig, sondern auch rasant schnell. Adieu<br />
Warteschlange! Vorbei sind die Zeiten, als man alle zehn Minuten um<br />
die Ecke guckte, ob Kollege Müller endlich mit seinen 200 Ausdrucken<br />
fertig ist. Für diese Seitenanzahl braucht Herr Müller am neuen Drucker<br />
noch nicht einmal mehr zwei Minuten Druckzeit.<br />
Risographie - Produktiv und<br />
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her Wirtschaftlichkeit sind RISO-Printer auch außergewöhnlich umweltfreundlich.<br />
Sie kommen ohne belastende Chemikalien oder Toner<br />
aus, erzeugen keine Wärme beim Drucken, gesundheitsgefährdende<br />
Ozonbildung fällt bei diesen Printern ebenfalls weg. Auch Tonerstaubemissionen<br />
wird man hier vergeblich suchen: RISO-Printer drucken<br />
mit Tinte auf Sojaöl-Basis, eine umweltschonende und auch preisgünstige<br />
Druckfarbe. Und: RISO-Printer werden gemäß den Anforderungen<br />
des ENERGY STAR-Programms der Europäischen Gemeinschaft<br />
für Strom sparende Bürogeräte hergestellt.<br />
Der Stromverbrauch des HC5500 ist vorbildlich. Er verbraucht trotz<br />
seiner hohen Produktivität 63% weniger Strom als vergleichbare Systeme<br />
mit Tonertechnik. Und weniger Stromverbrauch bedeutet weniger<br />
Energiekosten und dadurch auch weniger CO2-Emissionen. Und noch<br />
ein Umweltaspekt: Der HC5500 zeichnet sich auch durch besonders<br />
robuste Maschinenkomponenten aus, die für eine besonders lange<br />
Laufzeit ausgelegt sind und so weniger Service-Einsätze anfallen. Das<br />
schont das Budget und die Umwelt.
Die Vielfalt in der Einheit macht Europa so<br />
einzigartig und gleichzeitig so schwierig. Neben<br />
der Sprachenvielfalt und den Systemunterschieden<br />
als vermeintliche Barrieren, lassen<br />
sich aber mehr und mehr Gemeinsamkeiten<br />
feststellen oder zumindest Tendenzen und Annäherungen<br />
auf dem Weg dahin erkennen:<br />
• So wie in einer größer werdenden Europäischen<br />
Union die Regionen immer mehr an<br />
Bedeutung gewinnen, so geht der Trend bei<br />
Schulen von zentralen zu dezentralen bzw.<br />
regionalen Strukturen.<br />
• Fast alle Länder Europas führen ihre Schulen<br />
in integrierter Form, um die Chancengleichheit<br />
und damit die Konkurrenzfähigkeit<br />
in der globalisierten Weltwirtschaft zu<br />
erhöhen.<br />
• Mehr und mehr werden Schulen autonom<br />
und bedürfen eines neuen Leitbildes von<br />
<strong>Schulleitung</strong>.<br />
Diese Entwicklung muss begleitet werden durch<br />
eine Angleichung der Curricula, die Entwicklung<br />
europäischer Standards und vergleichbare<br />
Bedingungen für Abschlussprüfungen, verbunden<br />
mit der gegenseitigen Anerkennung<br />
aller Abschlüsse. In diesem Prozess werden<br />
Schulleiterinnen und Schulleiter zu den zentralen<br />
Figuren der Schulentwicklung regional,<br />
aber auch national und international. So wie<br />
die Position der <strong>Schulleitung</strong> in den einzelnen<br />
europäischen Ländern geregelt wird, zeigt sich<br />
allerdings ein erheblicher Handlungsbedarf.<br />
Unterschiedliche Stellung<br />
des Schulleiters<br />
Die Stellung des Schulleiters in Europa ist uneinheitlich<br />
definiert. Zwischen den Extremen:<br />
Schulen ohne <strong>Schulleitung</strong> wie in Frankreichs<br />
oder Luxemburgs Grundschulen und den Niederlanden<br />
oder Großbritannien, wo Schulleiter<br />
in relativ autonomer Stellung und mit Ge-<br />
samtbudget für<br />
mehrere Schulen,<br />
Schulzentren oder<br />
Schulverbünden<br />
zuständig sind,<br />
gibt es viele unt<br />
e r s c h i e d l i c h e<br />
Ausprägungen.<br />
So werden z.B.<br />
Dr. Burkhard Mielke<br />
in Portugal die<br />
Schulleiter alle<br />
drei Jahre aus dem Kollegium bestimmt, woanders<br />
werden Schulleiter auf Zeit gewählt<br />
oder sind Lebenszeitbeamte. Oft gibt es große<br />
Disparitäten zwischen den einzelnen Schulen<br />
wie z.B. in den deutschen Ländern, wo die<br />
Bandbreite vor allem in den Flächenstaaten<br />
von Zwergschulen bis zu <strong>Beruf</strong>skollegs mit<br />
mehreren tausend Schülern reicht. Zentrale,<br />
dezentrale oder föderalistische Systeme schaffen<br />
besondere Bedingungen und schaffen unterschiedliche<br />
Leitbilder von <strong>Schulleitung</strong>.<br />
Im letzten Arbeitspapier von ESHA, der Europäischen<br />
Schulleitervereinigung mit Schulleiterinnen<br />
und Schulleitern aller Schulformen aus<br />
34 Ländern Europas, wurden folgende Forderungen<br />
zur Vereinheitlichung der Arbeitsbedingungen<br />
von <strong>Schulleitung</strong> aufgestellt:<br />
• <strong>Schulleitung</strong> sollte respektiert und anerkannt<br />
werden als ein <strong>Beruf</strong> mit hoher gesellschaftlicher<br />
Verantwortlichkeit.<br />
• Der <strong>Beruf</strong> der Schulleiterin/des Schulleiters<br />
verlangt klar definierte Kriterien und Qualifikationsmerkmale<br />
und muss mit einem Diplom<br />
für <strong>Schulleitung</strong> abgeschlossen werden,<br />
um die Professionalität und die Vergleichbarkeit<br />
für den <strong>Beruf</strong> zu unterstreichen.<br />
• Schulleiter in selbständigen Schulen brauchen<br />
die Hoheit über das Personal, das Budget,<br />
die Kapitalisierung und die Kontrolle des<br />
Curriculums.<br />
• <strong>Schulleitung</strong> auf nationaler und internati-<br />
:Internationales<br />
<strong>Schulleitung</strong> im internationalen Kontext<br />
Wege zu einem europäischen Leitbild von <strong>Schulleitung</strong><br />
Von Dr. Burkhard Mielke, Präsident von ESHA, European School Heads Association<br />
onaler Ebene braucht dringend Formen der<br />
Zusammenarbeit, um Bildung und Erziehung<br />
insgesamt zu verbessern und den Austausch<br />
von Elementen guter Praxis und Ressourcen<br />
zum Nutzen der Schüler zu ermöglichen.<br />
Selbstständigkeit<br />
und Verantwortung<br />
Selbstständigkeit, Leistung, Verantwortlichkeit<br />
(Autonomy, Achievement und Accountability)<br />
sind die Schlüsselbegriffe modernen Schulmanagements.<br />
Sie werden von den europäischen<br />
<strong>Schulleitung</strong>en bejaht und als Grundlage ihrer<br />
Arbeit akzeptiert. Selbstständige oder halbselbstständige<br />
Schulen unterscheiden sich stark<br />
von zentralistischen und hierarchischen Schulformen.<br />
Konsens herrscht zu den folgenden<br />
Essentials autonomer Schulen:<br />
• Selbstständige Schulen sind gut – aber sie<br />
müssen auch die Verantwortung für die Ergebnisse<br />
ihrer Arbeit tragen.<br />
• Zielsetzungen sind gut, aber Schulen müssen<br />
Evaluation akzeptieren, um zu sehen, ob<br />
sie auf dem richtigen Weg sind, um ihre Ziele<br />
zu erreichen.<br />
• Es ist gut, über einen Etat zu verfügen<br />
– aber Schulen müssen wissen, dass sie damit<br />
auch viel Verantwortung tragen, die nicht<br />
vernachlässigt werden darf.<br />
Die Lissabon-Kriterien als<br />
Grundlage für Schulführung<br />
Die Ziele „Leben<strong>sl</strong>anges Lernen, Schlüsselqualifikationen,<br />
Mobilität, Gleichheit und Effizienz“<br />
werden von Europäischem Rat und Europa-Parlament<br />
seit der Konferenz von Lissabon<br />
kommuniziert. Um Gerechtigkeit und Effizienz<br />
in der europäischen Bildung<strong>sl</strong>andschaft anstreben<br />
zu können ist leben<strong>sl</strong>anges Lernen die<br />
wichtigste Grundlage. Als Schulleiter müssen<br />
23<br />
A
wir aber auch die folgenden Punkte hervorheben:<br />
• Sprachkompetenz (Muttersprache und<br />
Fremdsprachen) ist für uns die essentielle und<br />
fundamentale Bedingung, um an Lernprozessen<br />
teilhaben zu können und dem Bedarf an<br />
sozialer und regionaler Mobilität in Europa<br />
entsprechen zu können. Deshalb brauchen<br />
wir – zusätzlich zu anderen Instrumenten –<br />
mehr Austauschprogramme für Schüler und<br />
Erwachsene, zu denen auch Schulleiter und<br />
Lehrer gehören.<br />
• Wir müssen Prioritäten setzen. Und die<br />
beste Investition in die Zukunft ist es, mit<br />
Bildung so früh anzufangen wie möglich und<br />
zusätzlich Ressourcen für den Grundschul-<br />
und Vorschulbereich bereitzustellen.<br />
• Für den Bereich der weiterführenden Bildung<br />
müssen wir neue Wege finden, um Ungleichheiten<br />
abzubauen. Heute können nur<br />
diejenigen ihre Ausbildung fortsetzen, die die<br />
Schule mit einem Abschluss verlassen. Wir<br />
wissen was es für Schüler bedeutet, die Schule<br />
nicht zu schaffen und welche Folgen dies nach<br />
sich zieht. Das können wir nicht akzeptieren,<br />
weil wir alle jungen Menschen als qualifizierte<br />
Mitglieder unserer Gesellschaft brauchen,<br />
um im Wettbewerb bestehen zu können.<br />
• In allen Bildungsstufen müssen wir die<br />
europäische Dimension berücksichtigen, um<br />
unser gemeinsames Ziel von einer prosperierenden,<br />
friedlichen und demokratischen europäischen<br />
Gemeinschaft zu verwirklichen.<br />
• Wir müssen in allen Altersstufen lernen,<br />
Europäer zu werden. Schulleiter in Europa,<br />
egal, wo sie arbeiten, müssen verstehen, dass<br />
sie mit ihrer Gemeinde, ihrer Region, ihrem<br />
Land und mit Europa verbunden sind.<br />
Moralische Dimensionen von Führungsverhalten<br />
im Bildungsbereich<br />
Europa braucht Schulleiter und Lehrer, die den<br />
Weg weisen und die Veränderungen bewirken<br />
für eine bessere Zukunft in einer demokratischen<br />
und vereinten Europäischen Gemeinschaft.<br />
Hierauf müssen Schulleiterinnen und<br />
Schulleiter vorbereitet werden. ESHA hat hier-<br />
24<br />
zu das ESLN-Projekt entwickelt, um ein Programm<br />
aufzulegen, das unseren Schulleitern<br />
hilft, ihre Schulen zu leiten und die verschiedenen<br />
nationalen Trainingsprogramme für<br />
Schulleiter mit der europäischen Dimension zu<br />
verknüpfen.<br />
Drei Leitlinien sind wichtig,<br />
um ein Schulleiter in Europa<br />
zu werden und zu sein:<br />
• Wir arbeiten unter der Voraussetzung,<br />
dass Führungsverhalten grundsätzlich moralisch<br />
sein muss und dass es im europäischen<br />
Bildungsbereich spezielle moralische Anforderungen<br />
gibt. In den meisten Bildungssystemen<br />
wird die ethische Dimension als<br />
selbstverständlich angesehen. Das Projekt hat<br />
eine Debatte darüber entfacht, welche moralischen<br />
Grundlagen im Bereich Bildung im Europa<br />
des 21. Jahrhunderts richtig und wichtig<br />
sind.<br />
• In Deutschland hat dieses Thema bisher<br />
keine Resonanz in der bildungspolitischen<br />
Diskussion gefunden.<br />
• Bildung hat viel mit Werten zu tun – und<br />
eine Person zu bilden bzw. auszubilden ist<br />
auch der Versucht, ihr volles Potenzial zu<br />
entwickeln. Neben akademischen Leistungen<br />
versuchen alle Schulen, soziales und moralisches<br />
Verhalten und Verständnis bei ihren<br />
Schülern zu entwickeln.<br />
Deshalb müssen sich Schulleiter damit auseinandersetzen,<br />
dass ihre Art der Führung einen<br />
wesentlichen Einfluss auf die moralischen<br />
Grundlagen der Schulausbildung hat, nicht nur<br />
mit dem, was sie sagen, sondern auch mit dem,<br />
was sie tun und vorleben.<br />
Schulleiter müssen auch Seismographen antidemokratischer<br />
Entwicklungen sein. Längst<br />
ist unser politisches System nicht so stabil, dass<br />
wir seiner sicher sein können. Staatliche Einflussnahmen<br />
auf Curricula und Gesinnung des<br />
pädagogischen Personals, die die Grundwerte<br />
der Europäischen Union verletzen, müssen<br />
frühzeitig erkannt und zurückgewiesen werden.<br />
Bildung ist in erster Linie eine moralische<br />
Tätigkeit. Deshalb trägt Führung im Bildungswesen<br />
eine moralische Dimension in sich.<br />
Professionelle Entwicklung aus einer<br />
europäischen Sichtweise<br />
Wenn wir einig sind, dass Bildung in erster Linie<br />
auf moralischen Grundlagen beruht und<br />
dass Führung im Bildungsbereich eine moralische<br />
Dimension hat, dann bedarf es zweitens<br />
als Grundlage für Schulleiter grundsätzlicher<br />
Kenntnisse über professionelles Lernen und<br />
Entwicklung. Aus unserer Erfahrung können<br />
wir definitiv sagen, dass sich die professionelle<br />
Entwicklung von Lehrern und <strong>Schulleitung</strong><br />
innerhalb der Europäischen Bildungssysteme<br />
stark unterscheidet. Dies ist eines der Gebiete<br />
mit dem höchsten Maß an Eindeutigkeit und<br />
Unterschiedlichkeit zugleich.<br />
Wenn wir die moralische Dimension von<br />
Führung im Bildungswesen akzeptieren und<br />
professionelles Lernen und Entwicklung anerkennen,<br />
ist es eine logische Folge, dass wir in<br />
vielen Bereichen eine Veränderung brauchen,<br />
um Führung im Bildungssektor für eine neue<br />
europäische Gemeinschaft zu entwickeln. Wir<br />
müssen die Notwendigkeit der Veränderung<br />
anerkennen und die Veränderung als Prozess<br />
verstehen, der Schulleiter als Leiter (leader) der<br />
Veränderung, nicht als Manager von Veränderung<br />
versteht. Veränderungen in Organisationen<br />
sind die Reaktion auf eine Vielzahl von<br />
Kräften und Herausforderungen. Der Druck<br />
zur Veränderung im Bildungswesen bedeutet,<br />
die Veränderungen in der Gesellschaft – sozialer<br />
oder wirtschaftlicher Natur – und die Veränderung<br />
der Weltordnung wahrzunehmen.<br />
Fazit<br />
Schulleiterinnen und Schulleiter müssen eine<br />
Kultur schaffen, die Veränderungen fördert.<br />
Wir müssen anerkennen, dass wir unseren<br />
Führungsstil verändern müssen: Statt Veränderung<br />
zu managen, müssen wir sie leiten.<br />
Grundsätzlich müssen wir wissen, dass nicht<br />
Organisationen sich verändern, sondern die<br />
Menschen in ihnen.<br />
Nähere Informationen zu ESHA unter www.ESHA.org<br />
Die ESHA-Koordinatorin des ASD, Frau Rös<strong>sl</strong>er, erreichen Sie per eMail unter<br />
margretroes<strong>sl</strong>er@web.de
Lehren und Lernen<br />
Lehren und Lernen<br />
ist eine unabhängige<br />
„Zeitschrift<br />
für Schule und<br />
Innovation aus<br />
Baden-Württemberg“,<br />
die – derzeit<br />
im 34. Jahrgang<br />
– im Neckar-Verlag<br />
Villingen- Schwenningen<br />
erscheint.<br />
In einem hochkarätig<br />
besetzten Redaktionsbeirat entscheiden<br />
ein Dutzend Pädagogen aus Wissenschaft und<br />
Schule halbjährlich über die Themen der einzelnen<br />
Hefte, so z. B. Abenteuer Lesen (Leseförderung),<br />
Schulporträts innovativer Schulen,<br />
Ganztagesschule, Übergang Schule/<strong>Beruf</strong>,<br />
Evaluation, Fächerverbünde. Daneben werden<br />
in den Rubriken „Panorama“, „Für Sie gelesen“<br />
und „Zwischenruf “ gerade aktuelle Fragen aufgegriffen<br />
und zu ihnen Stellung bezogen. Die<br />
monatlich erscheinende Zeitschrift erreicht viele<br />
Schulen in Baden-Württemberg und könnte<br />
auch in allen anderen Bunde<strong>sl</strong>ändern ein wichtiger<br />
Beitrag zur aktuellen pädagogischen Diskussion<br />
sein.<br />
Monatlich erscheinende Zeitschrift, DIN A4, geheftet,<br />
jährlicher Abo-Preis 39 €. Bestellug und<br />
weitere Infos: www.neckar-verlag.de<br />
Gerechtes Sprechen<br />
Gelungene Kommunikation erleichtert das Leben.<br />
Eine klare Sprache und gekonntes Zuhören<br />
sind zudem wichtige Führungsinstrumente.<br />
Cornelia Schinzilarz hat diese Entwicklung erkannt<br />
und das Kommunikationsmodell Gerechtes<br />
Sprechen entwickelt. Gerechtes Sprechen ist<br />
ein geradlinies Kommunikationsmodell, das<br />
unser Sprechen eindeutig, individuell und respektvoll<br />
macht und durch das wir lernen, auf<br />
die eigenen und die fremden Ressourcen hinzuhören.<br />
Die Autorin sensibilisiert mit einer<br />
gelungenen Kombination aus Theorie und Praxis<br />
dafür, Sprache und Zuhören gekonnt einzusetzen.<br />
Mithilfe von zahlreichen Beispielen und<br />
Übungen zeigt sie, wie Schritt für Schritt der<br />
Weg ins Gerechte Sprechen gefunden wird.<br />
Cornelia Schinzilarz, „Gerechtes Sprechen“, 2008,<br />
ca. 256 Seiten, gebunden, Format: 13,7 x 21,2<br />
cm, erscheint am 17.3.2008 im Beltz Verlag.<br />
ISBN 978-3-407-36454-8<br />
Anti-Mobbing-Buch<br />
Mobbing an Schulen ist zum ersten und gleichzeitig<br />
alltäglichen Problem geworden. Das<br />
Anti-Mobbing-Buch ist praxisorientiert: Hier<br />
schreibt ein Lehrer das Buch, das er selbst gebraucht<br />
hätte, als er das erste Mal mit Mobbing<br />
konfrontiert war. Inzwischen hat er die<br />
verschiedenen Ansätze zur Bekämpfung von<br />
Mobbing gesichtet und zu einem Konzept kombiniert,<br />
das er erfolgreich in Fortbildungsmaßnahmen<br />
vermittelt. Dieses Konzept besteht aus<br />
verschiedenen Modulen für die persönliche,<br />
die Klassen- und die Schulebene. Die Maßnahmen<br />
können individuell an die konkreten<br />
Verhältnisse vor Ort angepasst werden; zahlreiche<br />
Übungen und Arbeitsblätter erleichtern<br />
die Umsetzung. Alle Kopiervorlagen stehen per<br />
Internet-<strong>Download</strong> auch als Word-Dokument<br />
zur Verfügung und können so leicht für die eigenen<br />
Bedürfnisse verändert werden.<br />
Mustafa Jannan, „Das Anti-Mobbing-Buch“<br />
- Gewalt an der Schule - vorbeugen, erkennen,<br />
handeln, ca. 192 Seiten, broschiert, erschienen bei<br />
BeltzPraxis, 19,90 €, ISBN: 978-3-407-62593-9<br />
Transfer-21: Bildung<br />
für eine nachhaltige<br />
Entwicklung<br />
Schülerinnen und Schüler, die zukünftig Wirtschaft,<br />
Politik und Kultur mitbestimmen, sind<br />
heute vor schwierige Aufgaben gestellt. Wie<br />
werden sie umgehen mit den Herausforde-<br />
:Lektüre<br />
rungen der Globalisierung, der Klimaveränderung,<br />
den sozialen Spannungen vor der eigenen<br />
Haustür, aber auch der Armut in den Ländern<br />
des Südens? Eine Antwort bietet die Bildung für<br />
nachhaltige Entwicklung. Mit der Orientierung<br />
der Bildung am Leitbild der nachhaltigen Entwicklung<br />
werden neue Wege begangen, um die<br />
Lernenden auf das Leben und Wirtschaften im<br />
21. Jahrhundert vorzubereiten. Das Programm<br />
Transfer-21 konkretisiert den Beitrag, den die<br />
Bildung für nachhaltige Entwicklung für ein<br />
zukunftsfähiges Lernen in der Schule leisten<br />
kann. In dem vor diesem Hintergrund geplanten<br />
und durchgeführten Unterricht werden<br />
Fähigkeiten der Lernenden gefördert, die zur<br />
Bewältigung zukünftiger Herausforderungen<br />
nötig sind. Außerdem stehen Inhalte im Vordergrund,<br />
die für zukünftige Generationen von<br />
Bedeutung sein werden. Anforderungen der<br />
aktuellen Rahmenlehrpläne werden genauso<br />
berücksichtigt wie neuere Ergebnisse der Lehr-<br />
und Lernforschung. Zahlreiche Materialien -<br />
auch für <strong>Schulleitung</strong>en - stellt Transfer-21 zur<br />
Verfügung.<br />
Beispielhaft sei<br />
hier die Broschüre„Schulprogramm<br />
Bildung<br />
für nachhaltige<br />
Entwick lung“<br />
vorgestellt. Sie<br />
dient als Anregung<br />
und Einstiegshilfe<br />
in die<br />
Schulprogrammarbeit<br />
im Sinne<br />
einer Bildung für nachhaltige Entwicklung. Die<br />
Gliederung orientiert sich am gängigen Aufbau<br />
von Schulprogrammen. Sie benennt jeweils die<br />
zu beschreibenden inhaltlichen Aussagen in<br />
allgemeiner Form und zeigt dazu in Form von<br />
Leitfragen und Hinweisen Elemente einer Bildung<br />
für nachhaltige Entwicklung, die in den<br />
jeweiligen Kontext passen würde.<br />
Diese und mehr Materialien und Informationen<br />
können kostenlos unter www.Transfer-24.de angefordert<br />
werden.<br />
25
:Recht<br />
Die Seite „Recht“ entsteht in Kooperation mit<br />
der Berliner Rechtsanwaltskanzlei BDHSW<br />
Rechtsanwälte.<br />
Der Autor, Michael Schinagl, ist Rechtsanwalt<br />
mit Schwerpunkt Medienrecht und<br />
Fachanwalt für Arbeitsrecht.<br />
BDHSW Rechtsanwälte<br />
Zimmerstraße 69<br />
10117 Berlin<br />
Tel. (030) 201447 0<br />
Fax (030) 201447 11<br />
www.fach-anwalt.de<br />
Vergabe von Führungs-<br />
positionen an Beamte<br />
auf Zeit verfassungswidrig<br />
Wird einem Beamten auf Lebenszeit ein Führungsamt<br />
übertragen, so darf dieses nicht für<br />
eine Dauer von zehn Jahren lediglich auf Zeit<br />
übertragen werden. Eine entsprechende gesetzliche<br />
Regelung ist verfassungswidrig. Nach<br />
einer Bestimmung des nordrhein-westfälischen<br />
Beamtenrechts werden Führungsämter zunächst<br />
im Beamtenverhältnis auf Zeit vergeben;<br />
während dieser Zeit ruht das Beamtenverhältnis<br />
auf Lebenszeit. Erst nach zwei Amtszeiten<br />
von zusammen zehn Jahren darf dem Inhaber<br />
des Führungsamtes dieses Amt auf Lebenszeit<br />
übertragen werden. Diese landesgesetzliche<br />
Bestimmung verstößt gegen den hergebrachten<br />
Grundsatz, wonach Ämter auf Lebenszeit<br />
übertragen werden. Dieser Grundsatz hat Verfassungsrang<br />
(Art. 33 Abs. 5 GG). Ihm kommt<br />
maßgebende Bedeutung für die Erfüllung der<br />
dem <strong>Beruf</strong>sbeamtentum vom Grundgesetz zugewiesenen<br />
Aufgaben zu, eine stabile, an Recht<br />
und Gesetz orientierte Verwaltung im politischen<br />
Kräftespiel sicherzustellen. Durch die<br />
26<br />
Urteile und Entscheidungen<br />
Übertragung des Amtes auf Lebenszeit soll der<br />
Beamte vor sachwidriger Beeinflussung und das<br />
Beamtentum insgesamt gegen Ämterpatronage<br />
geschützt werden. Beamte dürfen nach ihrer <strong>Beruf</strong>ung<br />
in ein Führungsamt nicht zehn Jahre lang<br />
der Möglichkeit unsachlicher oder politischer<br />
Pressionen und einem Druck zu Willfährigkeit<br />
und Anpassung ausgesetzt werden, indem man<br />
sie im Umgewissen darüber lässt, ob sie das Amt<br />
auf Dauer behalten werden oder wieder in ihr<br />
altes, niedriger besoldetes Amt zurückkehren<br />
müssen. Die Gründe, die den Landesgesetzgeber<br />
zur Schaffung dieser gegen das Lebenszeitprinzip<br />
verstoßenden Regelungen veranlasst<br />
haben, hält das Bundesverwaltungsgericht nicht<br />
für tragfähig. Es hat daher die Verfahren ausgesetzt<br />
und die Frage der Gültigkeit der Regelung<br />
dem Bundesverfassungsgericht zur Prüfung<br />
vorgelegt. BVerwG 2 C 21.06, 2 C 26.06 und 2 C<br />
29.07 - Beschluss vom 27. September 2007<br />
Diskriminierung von Frauen<br />
bei Überstundenvergütung<br />
für Beamte<br />
Wird die Überstundenvergütung für Beamte so<br />
gestaltet, dass teilzeitbeschäftigte Beamte weniger<br />
Vergütung erhalten als vollzeitbeschäftigte<br />
Beamte, so stellt dies eine Ungleichbehandlung<br />
dar. Dies hat der Europäische Gerichtshof<br />
in einer neuen Entscheidung (Aktenzeichen<br />
C-300/06 über www.curia.europa.eu) vom<br />
6.12.2007 mitgeteilt. Eine deutsche Lehrerin<br />
in Teilzeit hatte Überstunden in solchem Umfang<br />
geleistet, dass dies einer Vollbeschäftigung<br />
gleichkam. Dennoch erhielt sie weniger Gehalt,<br />
als ihre vollzeitbeschäftigten Kollegen, die keine<br />
Überstunden geleistet hatten. Das Bundesverwaltungsgericht<br />
wird noch prüfen müssen, ob<br />
mehr Frauen in Teilzeit arbeiten und ob diese<br />
Ungleichbehandlung ohne sachliche Rechtfertigung<br />
erfolgt. Beide Fragen werden vermutlich<br />
mit „Ja“ beantwortet werden müssen. In<br />
diesem Fall könnten die teilzeitbeschäftigten<br />
von Rechtsanwalt Michael Schinagl<br />
Lehrer(innen) eine erhebliche Gehaltsnachzahlung<br />
verlangen. Die gerade erweiterte Gestaltungsfreiheit<br />
bei der Verwendung des Schuletats<br />
für Schulleiter wird dadurch gefährdet.<br />
Zulässigkeit der<br />
„Lehrerbenotung“<br />
von 2. Instanz bestätigt<br />
In der letzten Ausgabe von b:<strong>sl</strong> haben wir auf<br />
eine Entscheidung hingewiesen, wonach die<br />
Benotung von Lehrern durch Schüler in einem<br />
Internet-Portal zulässig ist. Das Oberlandesgericht<br />
Köln hat zu diesem Forum in zweiter<br />
Instanz nun bestätigt (Urteil vom 27.11.2007<br />
- 15 U 142/07), dass die Namennennung von<br />
Lehrern und die Verknüpfung mit Bewertungen<br />
dem Schutz der Meinungsfreiheit nach Art.<br />
5 Grundgesetz unterliegt. Es handele sich um<br />
nicht dem Wahrheitsbeweis zugängliche Äußerungen.<br />
Auch Bewertungen wie „cool“, „sexy“<br />
oder „peinlich“ überschreiten die Grenze zur<br />
Schmähkritik nicht. Allerdings wollen die klagenden<br />
Lehrer dies nicht auf sich sitzen lassen<br />
und haben weitere Rechtsbehelfe angekündigt.<br />
Weiterhin gilt, dass persönliche Daten von Lehrern<br />
nicht ohne deren Einwilligung von der<br />
<strong>Schulleitung</strong> veröffentlicht werden sollten.<br />
Öffentliches Singen erlaubt<br />
Bekanntlich dient das Singen der seelischen<br />
Erbauung, doch ist das auch legal? Ein Gericht<br />
musste die Frage kürzlich beantworten und kam<br />
zu dem Schluss: „Das Singen von Liedern, auch<br />
des Deutschlandliedes, auf einer hochoffiziellen<br />
Feier einer studentischen Vereinigung verletzt<br />
keine Urheberrechte.“ Das Urteil des Amtsgerichts<br />
Köln (vom 27.9.2007, Aktenzeichen 137<br />
C 293/07) verdeutlichte, dass dies auch dann<br />
gilt, wenn der Gesang von Klavierspiel begleitet<br />
wird. Es handele sich um ein, „dem Werkgenuss<br />
dienendes Singen und Musizieren“. Dieses ist<br />
urheberrechtsfrei, auch wenn Dritte anwesend<br />
sind.
Management in Schule<br />
In diesem Intensiv-Kurs wird nicht nur Theoriewissen<br />
weitergegeben. Die wichtigsten<br />
Werkzeuge für ein erfolgreiches Leitungshandeln<br />
werden vermittelt: Methoden der professionellen<br />
Zeit- und Selbstmanagements,<br />
Kommunikationsstrategien, Methoden der Personalführung<br />
und Personalentwicklung, Methoden<br />
für Qualitätsmanagement und Evaluation,<br />
Methoden des Changemanagements und<br />
der Motivation. Die Qualifizierung setzt sich<br />
aus zwei 4- bzw. 3-tägigen Präsenzblöcken (zu<br />
Beginn und am Ende) sowie einer 14-wöchigen<br />
Online-Phase zusammen. Während der moderierten<br />
Online-Phase beträgt der wöchentliche<br />
Lernaufwand 2–3 Stunden. Es gibt monatliche<br />
Schnupperkurse, deren Daten Sie der Homepage<br />
des Anbieters entnehmen können.<br />
Veranstalter: Cornelsen-Akademie Ort: Berlin<br />
Termin: 23.-26.10.2008, 14 Tage Online-Phase,<br />
Abschlusstreffen: 06.-02.2009. Kosten: 2.380,- €.<br />
Weitere Infos: www.cornelsen.de<br />
Selbstmanagement durch<br />
Zeitmanagement<br />
Sie engagieren sich in der Schule, möchten so<br />
viel wie möglich bewirken und haben dennoch<br />
nicht unendlich Zeit zur Verfügung. Wir können<br />
Zeit nicht „managen“, sondern nur uns<br />
selbst und unsere Zeitprobleme. In der Veranstaltung<br />
lernen Sie ein Konzept zum ganzheitlichen<br />
Zeitmanagement kennen. Dazu gehören<br />
pragmatische Ansätze, um zu einen (selbst-)bewussten<br />
Umgang mit der Zeit zu gelangen: eine<br />
Reduzierung der Belastungen und eine maßvolle<br />
Einteilung der Zeit nach eigenen Wünschen,<br />
Bedürfnissen und Prioritäten. Neben<br />
Kurzvorträgen und Diskussionen erwarten Sie<br />
praktische Übungen in Einzel- und Gruppenarbeiten.<br />
Veranstalter: Institut für Qualitätsentwicklung<br />
an Schulen in Schleswig-Holstein, Ort: Bordesholm<br />
Termin: 31.5.2008 (9.00 bis 17.00 Uhr)<br />
Kosten: keine.<br />
Weitere Infos: www. www.secure-lernnetz.de<br />
Schulmanagement und<br />
Qualitätsentwicklung<br />
Der Masterstudiengang Schulmanagement<br />
und Qualitätsentwicklung ist berufsbegleitend<br />
konzipiert, so dass eine enge Verzahnung von<br />
Theorie und Praxis erfolgt. Expertenvorträge,<br />
vertiefende Diskurse, Selbststudium, Übungen<br />
und Trainings werden miteinander kombiniert.<br />
Die Teilnehmer sollen das Studium aktiv mitgestalten,<br />
eigene Erfahrungen einbringen und<br />
reflektieren. Das vier Semester umfassende<br />
Weiterbildungs- /Fernstudium beinhaltet die<br />
Vermittlung wissenschaftlicher Grundlagen für<br />
pädagogische Führungstätigkeit, relevante Methoden<br />
und Ergebnisse der empirischen Schul-<br />
und Unterrichtsforschung sowie professioneller<br />
Kompetenzen in den Bereichen Qualitätsmanagement,<br />
Personalführung und Kommunikation<br />
und Management von Organisationen.<br />
Veranstalter: Christian-Albrechts-Universität zu<br />
Kiel, Ort: Kiel, Termin: Semesterbeginn Winter-<br />
oder Sommersemester. Kosten: Die Studiengebühren<br />
betragen 630 € pro Semester, zusätzlich<br />
fällt ein Semesterbeitrag in Höhe von zurzeit<br />
95,25 € an. Weitere Infos: www.zsb.uni-kiel.de<br />
Lebensraum<br />
Ganztagsschule<br />
Der Lehrgang ist für Interessenten der Neueinrichtung<br />
einer Ganztagsschule konzipiert und<br />
nicht als Erfahrungsaustausch schon bestehender<br />
Ganztagsschulen.<br />
Nach Lehrgangsabschluss ist die Einrichtung<br />
eines elektronischen Materialangebots über die<br />
Homepage der Akademie geplant (passwortgeschützter<br />
Zugang). Ziel:<br />
Kenntnis der aktuellen Modelle, Verfahren und<br />
Kriterien beim Aufbau von Ganztagsschulen<br />
- Erfahrungsaustausch mit bereits laufenden<br />
Ganztagsschulen (Hospitationsbesuche)<br />
Programm:<br />
- Ganztagsschule aus der Sicht eines innovativen<br />
Schulträgers<br />
- Ganztagsschule erfolgreich beantragen und<br />
installieren<br />
- Hospitationsbesuche im Raum Heilbronn<br />
:Weiterbildung<br />
- Live-Begegnung mit alten Hasen einer Ganztagsschule<br />
mit jungem Elan<br />
Veranstalter: Landesakad. für Fortbildung u.<br />
Personalentwicklung - Schwäbisch Hall (Comburg).<br />
Termin: 27. – 29.2.2008.<br />
Weitere Infos: www.lehrerfortbildung-bw.de<br />
Kritische Situationen bei<br />
der Leitung von Konferenzen<br />
und Sitzungen<br />
Sitzungen und Konferenzen gehören zum Alltag<br />
von <strong>Schulleitung</strong>en. Was aber, wenn in einer<br />
Moderation nicht alles so glatt läuft? Was,<br />
wenn die Diskussionsteilnehmer/innen nicht<br />
aktiv und engagiert mitdiskutieren wollen? Wie<br />
umgehen mit dem Widerstand Einzelner oder<br />
dicker Luft in der gesamten Gruppe? In diesem<br />
Seminar erarbeiten Sie Strategien, um mit<br />
störenden Phänomenen adäquat umgehen zu<br />
können. Voraussetzung: Erfahrung in Moderation<br />
oder Präsentation.<br />
Veranstaltung: Bildungswerk und Akademie des<br />
BLLV. Termin: 23./24.02.2008. Ort: Geschäftsstelle<br />
des BLLV, München Kosten: € 117,- / Mitglieder<br />
€ 97,-<br />
Der Inspektor war da<br />
In diesem Seminar wird mit Arbeitsformen<br />
von Qualitätsentwicklungsmodellen gearbeitet,<br />
die dem Anspruch von (TQM Total Quality<br />
Management) entsprechen und gleichzeitig<br />
eine Grundstruktur für das künftige Vorgehen<br />
bei der Schulentwicklung bereitstellen, womit<br />
aktuellen Veränderungen in der Schule, Evaluationsergebnissen<br />
und den Inspektionsergebnissen<br />
Rechnung getragen werden kann. Ziel<br />
des Seminars ist das im Konsens entwickelte<br />
aktuelle Schulprogramm mit dem Leitbild der<br />
Schule, den Zielen und konkreten Maßnahmen<br />
der Entwicklungsschwerpunkte für die folgenden<br />
Jahre.<br />
Veranstalter: Bildungswerk der Niedersächsischen<br />
Wirtschaft. Ort: Oldenburg. Termin: 9.4.<br />
– 10.4.08, Kosten: 150,00 €. Mitglieder des SLVN<br />
erhalten auf Antrag beim SLVN nach dem Seminar<br />
einen Zuschuss von 30,00 €.<br />
27
:Wettbewerbe<br />
Schulwettbewerb des Bundespräsidenten zur<br />
Entwicklungspolitik. In der Runde 2007/2008<br />
ist das Thema für die Klassen 5-13 „Globalisierung<br />
- Zusammenleben gestalten“ und für<br />
die Klassen 1-4 „Wir sind Kinder einer Welt“.<br />
Können die Kinder überall in die Schule gehen?<br />
Haben Kinder in Afrika auch die Grippe? Und<br />
woher kommt eigentlich meine Jeans? Wie<br />
kann man Globalisierung gemeinsam gestalten?<br />
Der Fantasie sind keine Grenzen gesetzt:<br />
Projektberichte, CD-ROMs, Videos, Plakate,<br />
Songs, Theaterstücke, Werbekampagnen, Schülerzeitungen,<br />
Kunstobjekte... Alles ist erlaubt!<br />
Alle Klassen, Kurse, Arbeits- und Schülergruppen<br />
können in unterschiedlichen Kategorien<br />
teilnehmen.<br />
Teilnehmerkreis: Keine Einschränkung. Einsendeschluss:<br />
5. April 2008. Weitere Informationen:<br />
www.eineweltfueralle.de<br />
Bundeswettbewerb<br />
Mathematik<br />
Der Bundeswettbewerb Mathematik ist ein<br />
mathematischer Schülerwettbewerb für alle an<br />
Mathematik Interessierten. Er besteht aus zwei<br />
Hausaufgabenrunden und einer abschließenden<br />
dritten Runde, die aus einem mathematischen<br />
Fachgespräch besteht. Der Wettbewerb<br />
richtet sich an Schülerinnen und Schüler, die<br />
eine zur allgemeinen Hochschulreife führende<br />
Schule besuchen. Mit interessanten und anspruchsvollen<br />
Aufgaben möchte er sie anregen,<br />
sich eine Zeit lang intensiv mit Mathematik<br />
zu beschäftigen. Neben dem mathematischen<br />
Schulwissen muss man zur Teilnahme vor allem<br />
auch etwas Ausdauer mitbringen.<br />
Teilnehmerkreis: Schülerinnen und Schüler, die<br />
eine zur allgemeinen Hochschulreife führende<br />
Schule besuchen. Einsendeschluss: 1. März 2008.<br />
Weitere Informationen: www.bundeswettbewerb-mathematik.de<br />
28<br />
Wir sind<br />
alle eine Welt<br />
Durchstarter<br />
Ab dem Schuljahr 2008/2009 werden Schülerinnen<br />
und Schüler als „Durchstarter“ ausgezeichnet,<br />
die auf den Hauptschulabschluss<br />
hinarbeiten und die in Teamarbeit und mit<br />
ihren Lehrkräften selbstständig, kreativ und<br />
verantwortlich Projekte durchführen. Wichtig<br />
ist dabei, dass die Projekte Praxisbezug zur<br />
Wirtschaft haben und am Ende zu konkreten<br />
Produkten oder Dienstleistungen führen. Drei<br />
patente Projektpartner haben sich dabei zusammen<br />
geschlossen: Die Stiftung Industrieforschung<br />
finanziert die „Durchstarter“, das Institut<br />
der deutschen Wirtschaft Köln übernimmt<br />
die organisatorische und inhaltliche Betreuung<br />
des bundesweiten Wettbewerbs und das Leipziger<br />
Technologiezentrum für Jugendliche GaraGe<br />
lädt die zehn besten Teams nach Leipzig<br />
ein und vermittelt dort den Schülerinnen und<br />
Schülern zusätzliche Fertigkeiten, z. B. Präsentations-<br />
und Kommunikationstechniken. Bevor<br />
der Wettbewerb „Durchstarter“ im kommenden<br />
Schuljahr bundesweit ausgeschrieben wird,<br />
will der Veranstalter das Konzept im Rahmen<br />
einer Pilotphase überprüfen. Hierzu sind Schulen<br />
mit einem Hauptschulzweig aus den Bunde<strong>sl</strong>ändern<br />
Baden-Württemberg, Nordrhein-<br />
Westfalen sowie aus Sachsen eingeladen, sich<br />
mit praxisorientierten Schülerprojekten zu bewerben,<br />
in denen Schüler aktiv mitwirken.<br />
Weitere Informationen:<br />
www.diedurchstarter.de<br />
Der Leserabe auf<br />
Abenteuer-Reise<br />
Der Leserabe ruft zu neuen Abenteuern: Ab<br />
jetzt können Lehrkräfte in Grund- und Förderschulen<br />
ihre Klassen für die neue Runde<br />
des Leseförder-Projektes der Stiftung Lesen<br />
in Zusammenarbeit mit dem Ravensburger<br />
Buchverlag und Pelikan anmelden. Mit seinem<br />
gezielten Leselernkonzept und fantasievollen<br />
Unterrichtsideen animierte das Projekt schon<br />
im vergangenen Jahr rund 6.000 Klassen zum<br />
Mitmachen. Auch das Thema 2008 – „Der Le-<br />
Der Leserabe<br />
serabe auf Abenteuer-Reise“ – bietet Lese- und<br />
Schreibanfängern viele Gelegenheiten, ihr neues<br />
Können auszuprobieren, zu üben und weiter<br />
zu entwickeln. Bei zwei Wettbewerben – dem<br />
Geschichten-Spiel „Der Leserabe auf Abenteuer-Reise“<br />
und dem Schreibwettbewerb „Der<br />
Leserabe schreibt ein Buch“ – haben sie außerdem<br />
die Möglichkeit, Preise rund ums Lesen<br />
und Schreiben zu gewinnen. Teilnehmerkreis:<br />
Schülerinnen und Schüler der Grund- und<br />
Förderschulen. Einsendeschluss: Die Anmeldung<br />
zum Geschichten-Spiel ist sofort möglich.<br />
Einsendeschluss für das Lösungswort ist am 20.<br />
Juni 2008. Für den Schreibwettbewerb ist keine<br />
Anmeldung erforderlich. Beiträge können<br />
ebenfalls bis zum 20. Juni 2008 an die Stiftung<br />
Lesen geschickt werden.<br />
Weitere Informationen:<br />
www.stiftunglesen/leserabe.de<br />
Tag der Artenvielfalt<br />
Zur größten Feldforschungsaktion Mitteleuropas,<br />
dem GEO-Tag der Artenvielfalt, ruft<br />
die Zeitschrift GEO Schülerinnen und Schüler<br />
aller Altersklassen dazu auf, ein „Stück Natur“<br />
vor der eigenen Haustür möglichst genau zu<br />
untersuchen und die Ergebnisse anschließend<br />
zu dokumentieren: Der Fantasie sind dabei<br />
keine Grenzen gesetzt. Eingereicht werden<br />
können Textmappen, Installationen von Fundstücken,<br />
Bilder, Fotos, Videos und Internet-<br />
Präsentationen. Teilnehmen können Gruppen<br />
von Schülerinnen und Schülern jeden Alters<br />
- Klassen, Bio-AG`s, Leistungskurse oder kleinere<br />
und größere Schülergruppen verschiedener<br />
Klassen.<br />
Einsendeschluss: 10.07.2008.<br />
Weitere Informationen: www.geo.de
Mit Herrn Direktor war gut Erdbeeren-Essen<br />
Ben Wagin über pädagogische Hingabe und Discounter-Schulen<br />
Von Heidi Müller<br />
Ben Wagin – Baumpate, Friedensengel,<br />
Aktionskünstler, Umweltaktivist,<br />
Theaterregisseur, Lehrer, Mensch,<br />
Gewissen.<br />
Es war doch nur ein Scherz. Als kleiner Junge hatte er den Nachmittag<br />
auf dem Dachboden der Schule zugebracht. Dort hielt er sich gerne auf.<br />
Auf dem alten Speicher züchteten die Schüler Seidenraupen. Die Maulbeerbäume<br />
standen ganz in der Nähe. Dann auf einmal sei ihm die Idee<br />
gekommen, einen vollen Eimer kalten Wassers die Treppe herunter zu<br />
kippen – dorthin, wo immer einige Schüler saßen und ein Schwätzchen<br />
hielten. Dass der Herr Direktor justament die Treppe, um nach den<br />
Zuchterfolgen zu schauen, konnte er ja nicht ahnen. Das ganze Wasser<br />
habe er abbekommen, der Herr Direktor. Niemand von seinen Mitschülern<br />
habe ihn verpetzt. Doch seine Tat gärte ihn ihm. „Ich bin dann zum<br />
Direktor und habe mich gestellt. Er lächelte nur sanft und fragt mich,<br />
ob ich mit ihm frische Erdbeeren essen möchte.“ Dieses Erlebnis habe<br />
sich einzementiert. Ben Wagin, der Mann mit den rauen Händen und<br />
der zarten Seele, hat unterschiedliche Menschlichkeit in seiner Schulzeit<br />
erfahren. „Ein Lehrer brachte im Herbst eine Handvoll Blätter mit. Jeder<br />
bekam eines, sollte es malen. Ich habe die ganze Zeit nur mit dem Blatt<br />
gespielt – und mein Papier blieb leer.“ Der Lehrer habe das unbefleckte<br />
Corpus delicti den Mitschülern gezeigt, und alle haben sie ihn ausgelacht.<br />
„Dann habe ich schnell in einem Zug ein Blatt gemalt – und wieder<br />
haben alle nur gelacht.“ Ausgelacht zu werden ist sicherlich kein schönes<br />
Kindheitserlebnis, aber ein Schlüsselerlebnis war es allemal – für einen<br />
stetigen engagierten hingebungsvollen Weg zum Gedenken des Baumes.<br />
Ben Wagin ist der Mann mit der Ginkgoblatt-Kappe. Über 50.000 Ginkobäume<br />
hat er gepflanzt, eher mehr, vier Millionen Sonnenblumen ge-<br />
:Über den Tellerrand<br />
sät, eher mehr. Sonnenboten für ein wertschätzendes friedvolles Leben.<br />
Gepflanzt und gepflegt in Schulen, Gemeinden und privaten Initiativen.<br />
Ben Wagins Projekte sind so vielfältig wie Bäume Blätter haben. Die Einbeziehung<br />
der Berliner Mauer am Schiffbauerdamm ins „Parlament der<br />
Bäume“ ist sein Herzensprojekt. Ein blühendes Mahnmal gegen Krieg<br />
und Gewalt. Den ehemaligen Güterbahnhof neben dem Berliner Museum<br />
für Verkehr und Technik verwandelte der mit dem Bundesverdienstkreuz-Gekürte<br />
in den Anhalter Garten und weitere seiner niemals<br />
enden wollenden Energie hat er in seine farbenfrohe Ausstellung auf<br />
dem ehemaligen AEG-Werksgelände der TU Berlin in Berlin-Wedding<br />
kanalisiert.<br />
„BÄUME BLAUE RÄUME SODASS LEBEN WERDE“, „ALLES STAUB<br />
ALLES“, „DER BAUM BIST DU - SIND WIR“. Botschaften zwischen<br />
Holzspänen, Kiefernzapfen und weiteren Früchten des Waldes. Eine<br />
Auseinandersetzung mit dem Krei<strong>sl</strong>auf des Werdens und Vergehens.<br />
Auch in seine aktuelle Ausstellung hat Ben Wagin gerne Schüler eingeladen.<br />
Grundschüler, denn die seien noch neugierig und offen für Natürlichkeit.<br />
Sehr gefreut hatte er sich über die Kinder, die von heute auf morgen<br />
bei ihm auftauchten und dort gedankenverloren spielten. „Bis ich<br />
plötzlich mitbekam, dass die Schlingel die Schule geschwänzt hatten.“<br />
Die Schulverwaltung des Bezirks reagierte prompt. „Plötzlich besuchten<br />
mich auch andere Schulklassen. Der Bezirk hatte extra einen Lehrer dazu<br />
freigestellt.“ Einen Lehrer, um den Kindern Sehhilfe zu leisten. Schau<br />
hin, der Baum bist du. Viele der Kinder haben das auch erkannt, aber<br />
dann würden sie wieder verstopft und verfettet – von den Giften des Alltags.<br />
Tsunamis von Bildern, Beschallungen, Angeboten, „Geiz-ist-geil-„<br />
und „Wir-hassen-teuer“-Psalmen.<br />
Wie soll da ein Schulleiter Hilfestellung geben? Der sei doch vollkommen<br />
überfordert. Der Schulleiter müsse sehr viel Kraft aufbringen, um<br />
sein pädagogisches Team immer wieder neu neugierig zu machen, zu<br />
emotionalisieren. Die Lehrer stünden in Zeiten der für jedermann zugänglichen<br />
Informationsflut auch ganz schön doof da mit ihrem Wissen.<br />
„Bildung ist eine unglaublich wackelige Angelegenheit“, sinniert Ben<br />
Wagin. „Wenn du Wissen in einer geforderten genormten Breite vermitteln<br />
musst, dann kann nur Aldi-Schule dabei rauskommen.“<br />
Welche Schule wünscht sich Ben Wagin? „Ich würde die erste Unterrichtsstunde<br />
dafür benutzen, dass die Kinder ihre Erfahrungen der letzten<br />
24 Stunden lo<strong>sl</strong>assen können, weg von der Straße, vom Elternhaus,<br />
vom Bus, von den Träumen. Ja, ich würde sie nach ihren Träumen der<br />
vergangenen Nacht fragen. Fragt da jemals ein Lehrer nach?“<br />
Und: „Würde heute ein Schulleiter mit mir Erdbeeren essen?“<br />
29
:Die Landesverbände<br />
Baden-Württemberg<br />
VSL Vereinigung von Schulleiterinnen und Schulleitern in Baden-<br />
Württemberg e.v.<br />
Helmut Kottman, Breitfeldstraße 20, 73113 Ottenbach,<br />
Tel: (07165) 8922,<br />
E-Mail: kottmann@v<strong>sl</strong>-bw.de, www.v<strong>sl</strong>-bw.de<br />
Bayern<br />
Bayerischer <strong>Schulleitung</strong>sverband e.V.<br />
Ingeborg Pfaffi nger, Aurikelstr. 8a, 86179 Augsburg,<br />
Tel: (0821) 883202, Fax: (0821) 607472,<br />
E-Mail: IPBS@aol.com, www.bsv-bayern.info<br />
Berlin<br />
Interessenverband Berliner <strong>Schulleitung</strong>en e.V.<br />
Gerd Knoppick, Invalidenstraße 123, 10115 Berlin,<br />
Tel: (030) 5436049, Fax: (030) 54983625,<br />
E-Mail: g.knoppick@ibs-verband.de, www.ibs-verband.de<br />
Brandenburg<br />
Interessenverband Brandenburger <strong>Schulleitung</strong>en e.V.<br />
Hannelore Prüver, Europaschule Grundschule Mitte, Friedrich-Engels-<br />
Straße 3 / 4, 16225 Eberswalde,<br />
Tel: (03334) 22541, Fax: (03334) 380137,<br />
E-Mail: europaschule@grundschule-mitte.de<br />
Hamburg<br />
VHS - Verband Hamburger <strong>Schulleitung</strong>en e.V.<br />
Klaus Wendtland, Schule Königstraße, Struenseestraße 20 / 32,<br />
22767 Hamburg,<br />
Tel: (040) 428890-0, Fax: (040) 428890-250,<br />
E-Mail: klauswendtland@web. de<br />
Hessen<br />
Interessenverband Hessischer Schulleiterinnen und Schulleiter e.V.<br />
Über die Homepage des Verbandes www.ihs-hessen.de fi nden Sie direkt<br />
den zuständigen Ansprechpartner in Ihrem Kreis!<br />
Hans-Walter Krämer, Ludwig-Erhard-Schule, Hans-Böckler-Straße 1,<br />
65199 Wiesbaden,<br />
Tel: (0611) 318785 Fax: (0611) 314923<br />
E-Mail: ludwig-erhard-schule@wiesbaden.de, www.ihs-hessen.de<br />
Mecklenburg-Vorpommern<br />
<strong>Schulleitung</strong>sverband Mecklenburg-Vorpommern<br />
Dr. Joachim Hoff mann, Ostsee-Schule, Bruno-Tesch-Straße 31,<br />
30<br />
Hier fi nden Sie Kontakt<br />
Die Landesverbände des ASD stehen Ihnen für Informationen zur Verfügungund freuen sich<br />
über Ihre aktive Mitarbeit. Nachfolgend fi nden Sie die Kontaktdaten für Ihr Bunde<strong>sl</strong>and:<br />
23968 Wismar,<br />
Tel: (03841) 6366752, Fax: (03841) 632775,<br />
E-Mail: Dr.J.Hoff mann@t-online.de, www.<strong>sl</strong>vm.de<br />
Niedersachsen<br />
Interessenvertretung der <strong>Schulleitung</strong>en in Niedersachsen e.V.<br />
Bödeker Str. 7, 30161 Hannover,<br />
Tel: (0511) 6005635, Fax: (0511) 6 00 56 36,<br />
E-Mail über das Kontaktformular des SLVN auf dessen Homepage www.<br />
<strong>sl</strong>vn.de<br />
Nordrhein-Westfalen<br />
<strong>Schulleitung</strong>svereinigung Nordrhein-Westfalen e.v.<br />
Geschäft sstelle der SLV NRW, Wolfgang Gruhn, Zirkonstraße 3,<br />
33739 Bielefeld,<br />
Tel: und Fax: (05206) 8047,<br />
E-Mail: buero@<strong>sl</strong>v-nrw.de, www.<strong>sl</strong>v-nrw.de<br />
Rheinland-Pfalz<br />
<strong>Schulleitung</strong>sverband Rheinland-Pfalz e.v.<br />
Christl Pfi rrmann, Am Gartenberg 347, 76149 Karlsruhe,<br />
Tel: (0721) 7819987, E-Mail: SVR.Info@svr-rlp.de, www.svr-rlp.de<br />
Saarland<br />
Vereinigung Saarländischer Schulleiter e.V.<br />
Volker Ruppert, Erweiterte Realschule Homburg 1, Virchowstraße 7,<br />
66424 Homburg,<br />
Tel: (06841) 92330, Fax: (06841) 923326,<br />
E-Mail: robert-Bosch-Schule@web.de<br />
Sachsen<br />
Sächsischer <strong>Schulleitung</strong>sverband e.V.<br />
Lutz Jacob, Pestalozzi-MS-Meißen, Pestalozzistraße 3, 01662 Meißen,<br />
Tel: (03521) 732440, Fax: (03521) 711646<br />
Sachsen-Anhalt<br />
<strong>Schulleitung</strong>sverband Sachsen-Anhalt<br />
Horst-Dieter Radtke, Friedensstraße 48, 38489 Beetzendorf,<br />
Tel: (03907) 712410, Fax: (03907) 910584,<br />
E-Mail: radtke.bee@t-online.de, www.<strong>sl</strong>v-st.de<br />
Schleswig-Holstein<br />
Schulleiterverband Schleswig-Holstein e.V.<br />
Klaus-Ingo Marquardt, Pommernweg 33, 24582 Wattenbek,<br />
Tel: (04322) 2362, Fax: (04322) 888922, E-Mail: kimarquardt@<strong>sl</strong>vsh.de,<br />
www.<strong>sl</strong>vsh.de<br />
Impressum: b:<strong>sl</strong> - <strong>Beruf</strong> <strong>Schulleitung</strong>, ISSN Nr. 977-1865-3391<br />
Herausgeber: ASD Allgemeiner <strong>Schulleitung</strong>sverband Deutschland e. V.<br />
Saßnitzer Str. 5, 14199 Berlin. Vorsitzender: Walter Rossow (V.i.S.d.P)<br />
Verlag: Fünf Freunde: Tomas Graul, Thilo Haase, Sabine Kauffeld; Zimmerstraße 69, 10117 Berlin,<br />
Telefon: (030) 20 45 48 84, Telefax: (030) 20 45 51 34, eMail: b<strong>sl</strong>@fuenffreunde.de<br />
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