freischwimmer - Entwicklung, Erprobung und Bewertung - KOBRA ...
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Interpretation des Gesehenen eine eigene Vorstellung der Dinge, die als erster gestaltender Prozess<br />
verstanden werden kann. Das Sehen wird zum Erkenntnisinstrument, über das bloße Auffinden von Vorgegebenem<br />
hinaus. Diese Erkenntnis erlaubt den Studierenden bzw. fordert Veränderung <strong>und</strong> damit die<br />
<strong>Entwicklung</strong> eigener Vorhaben, die im Sinne des Projektgedankens das Zentrum des Lernens bilden.<br />
Die Reflexion der ersten Erfahrungen in <strong>und</strong> mit der Lehre sowie die rückblickenden Interviews mit den<br />
beteiligten Studenten machen deutlich, dass das Kennenlernen <strong>und</strong> Erproben unterschiedlichster Herangehensweisen,<br />
Entwurfsstrategien <strong>und</strong> -methoden ihren individuellen Einsatz erst möglich macht.<br />
Das Entwerfen ist eine Denkweise, ein bewusstes sich Hinwenden zu etwas Unbekanntem. Das meint<br />
nicht, dass das Bekannte verleugnet oder verworfen wird, es geht eher um ein Abstrahieren oder<br />
Umformulieren des Vorgef<strong>und</strong>enen, um das Neue im Vorhandenen zu finden. Das ausschlaggebende<br />
Lernziel ist, Leidenschaft für die eigenen Entwurfsvorhaben zu entwickeln. Dieses Lernziel ist verb<strong>und</strong>en<br />
mit dem Erfolg – wie auch immer Erfolg individuell gemessen wird. Ohne sich die Entwurfsvorhaben<br />
zu eigen zu machen, bleibt die Motivation immer fremdbestimmt.<br />
Das Entwurfsprojekt als zentralen Lernort zu nutzen, hat sich in vielfacher Weise bestätigt. Für den<br />
Erwerb eines architektonischen Gr<strong>und</strong>verständnisses <strong>und</strong> das Anschieben kreativer Prozesse unter<br />
verschiedenen Voraussetzungen <strong>und</strong> mit unterschiedlichen Schwerpunktsetzungen ist das Projekt ein<br />
idealer Lernort. Die Vielschichtigkeit der beschriebenen Bearbeitungsformen, wie der Einsatz von inten-<br />
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Zusammenfassung <strong>und</strong> Fazit<br />
siven Arbeitsphasen <strong>und</strong> Zwischenpräsentationen, Stegreifentwürfen <strong>und</strong><br />
Maßstabssprüngen, sind beim Lernen am Gegenstand sehr gut einzusetzen. Die<br />
Gefahr besteht allerdings darin, dass in breit angelegten Projekten nur an der<br />
Oberfläche operiert <strong>und</strong> somit ein geringes Qualitätsniveau erreicht wird. Ein<br />
weiterer allgemeiner Kritikpunkt an Projekten ist, dass in größeren Bearbeitungsteams<br />
nur den persönlichen Neigungen entsprechende Gebiete von den Studierenden<br />
abgedeckt werden. Die Frage, ob Studierende durch egalisierte Prüfungsleistungen<br />
mehr <strong>und</strong> nachhaltig lernen, sei dahingestellt.<br />
Die Rahmenbedingungen der Entwurfsprojekte werden im Hauptstudium <strong>und</strong> natürlich<br />
später im Berufsfeld realer, vor allem aber komplexer – darauf muss im<br />
Gr<strong>und</strong>studium vorbereitet werden. Dem städtebaulichen Kontext, dem landschaftlichen<br />
Bezug <strong>und</strong> der Detaillierung, also dem größeren <strong>und</strong> dem kleineren<br />
Maßstab um die eigentliche Aufgabe herum, wird in höheren Semestern zunehmend<br />
eine größere Aufmerksamkeit gewidmet. Fachingenieure werden miteinbezogen,<br />
die obligatorische Teamarbeit wird interdisziplinär ausgeweitet. Die<br />
Teilnahme an Wettbewerben wird gefördert sowie die öffentlichen Zwischen<strong>und</strong><br />
Endpräsentationen mit eingeladenen Gastkritikern werden ausgeweitet, um<br />
einerseits das Spektrum der Betrachtungs- <strong>und</strong> <strong>Bewertung</strong>sweisen zu erweitern