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Südkorea ist ein bedeutender Kunde auf dem ... - Korea Verband

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<strong>Südkorea</strong>s wichtigste Rüstungsprogramme<br />

Der Alptraum von „Akte X“<br />

Von Martin Broek<br />

<strong>Südkorea</strong> <strong>ist</strong> <strong>ein</strong> <strong>bedeutender</strong> <strong>Kunde</strong> <strong>auf</strong> <strong>dem</strong> internationalen Waffenmarkt. Im Zeitraum von<br />

1994-98 errang es die fünfte Position unter den bedeutendsten Waffenkäufern, und das,<br />

obwohl die Währungskrise von 1997 zu <strong>ein</strong>em Einbruch im Verteidigungsbudget führte und<br />

Neuanschaffungen verschoben wurden. Die USA hatten während der Finanzkrise <strong>Südkorea</strong><br />

dringend geraten, die Militärausgaben nicht zu reduzieren und so „<strong>ein</strong> falsches Signal“ an<br />

Nordkorea zu senden. Heute <strong>ist</strong> <strong>Südkorea</strong> nach Taiwan, Saudi Arabien und der Türkei<br />

viertgrößter Empfänger wichtiger konventioneller Waffen. 1<br />

Als Präsident Kim Dae-jung als Reaktion <strong>auf</strong> die Wirtschaftskrise in Erwägung zog, die<br />

Verteidigungsausgaben zu senken, wurde er vom damaligen US-Verteidigungsmin<strong>ist</strong>er<br />

William Cohen davon mit den Worten abgehalten: „Wir hoffen, dass das Volk von <strong>Südkorea</strong><br />

das gleich Maß an Engagement beibehält.“ 2 So kam es dann auch. Der Ausbau der Streitkräfte<br />

und die „Sonnensch<strong>ein</strong>politik“ gehen Hand in Hand. Die Gründe dafür sind sowohl extern als<br />

auch intern, wobei es bei Letzterem um das Sichern politischer Unterstützung seitens des<br />

Militärs geht. Obwohl es populär <strong>ist</strong>, die Militärangelegenheiten <strong>Südkorea</strong>s <strong>auf</strong> Nordkorea zu<br />

konzentrieren, <strong>ist</strong> dies nur <strong>ein</strong> Teil der Seouler Militärpolitik.<br />

Ostasien <strong>ist</strong> <strong>ein</strong>es der gefährlichsten Pulverfässer in der Welt. Programme zum Waffenk<strong>auf</strong> in<br />

<strong>Südkorea</strong> sowie in den Nachbarländern Japan, Taiwan und China spielen deshalb auch immer<br />

<strong>ein</strong>e Rolle im regionalen Kräfteverhältnis. Nach Angaben des Stockholm International Peace<br />

Research Institute (SIPRI) ging im Zeitraum von 1995-99 nahezu <strong>ein</strong> Drittel des gesamten<br />

Handels mit wichtigen konventionellen Waffen in diese vier Staaten.<br />

Die gegenwärtigen Ank<strong>auf</strong>programme <strong>Südkorea</strong>s sind die größten seit Gründung der<br />

südkoreanischen Streitkräfte. Die vier wichtigsten Programme sind alle mit X kodiert:<br />

FX-Kampfflugzeuge<br />

AHX-Angriffshubschrauber<br />

SAMX-Boden-Luft-Raketen<br />

EX Frühwarnflugzeuge.<br />

Darüber hinaus gibt es noch den KDX-Zerstörer. „Ich habe jede Nacht Alpträume von der<br />

„Akte X“ und dabei bricht mir der kalte Schweiß aus.“ 3 sagte <strong>ein</strong> hochrangiger Beamter in der<br />

Ank<strong>auf</strong>abteilung des südkoreanischen Verteidigungsmin<strong>ist</strong>eriums.<br />

Kampfflugzeuge<br />

Das größte Anschaffungsprogramm sieht den K<strong>auf</strong> neuer Kampfflieger vor: 40 Flugzeuge im<br />

Wert von 3,2 Mrd. US$. Die Konkurrenz zwischen denen, die der <strong>Korea</strong> Air Force diese<br />

neuen Flugzeuge verk<strong>auf</strong>en wollen, <strong>ist</strong> groß. Dazu gehören Bo<strong>ein</strong>g aus den USA, Dassault<br />

aus Frankreich, European Fighter Aircraft Consortium und Sukhoi aus Russland. Im März<br />

diesen Jahres wurde bekannt, dass der Kommandierende der US-Streitkräfte in <strong>Korea</strong> im<br />

Zusammenhang mit <strong>dem</strong> Verk<strong>auf</strong> der F-15 von Bo<strong>ein</strong>g <strong>ein</strong> Treffen zwischen <strong>ein</strong>em US<br />

Senator und <strong>dem</strong> südkoreanischen Verteidigungsmin<strong>ist</strong>er arrangiert hatte. Dassault Aviation<br />

hat Hilfe für das Digital Innovation Center for Aerospace an der Seoul National University


gele<strong>ist</strong>et. Dassault <strong>dem</strong>entiert jedoch, dass diese Spende mit der Konkurrenz um die<br />

Auftragserteilung zusammenhängt. 4<br />

Im April hat die südkoreanische Regierung beschlossen, die Entscheidung über den Ank<strong>auf</strong><br />

für zwei Monate bis zum September <strong>auf</strong>zuschieben. Die Entscheidung <strong>ist</strong> aus mehreren<br />

Gründen schwierig: Zum <strong>ein</strong>en kommt Widerstand von denjenigen, die immer noch glauben,<br />

<strong>Südkorea</strong> könne s<strong>ein</strong>e eigene Verteidigungsindustrie <strong>auf</strong>bauen, <strong>ein</strong>schließlich der Kapazitäten<br />

zur Produktion verschiedenster Waffensysteme, darunter Kampfflugzeuge. Sie hegen diese<br />

Hoffnung trotz der internationalen Überkapazitäten <strong>auf</strong> <strong>dem</strong> Rüstungsmarkt, die nahezu<br />

k<strong>ein</strong>en Raum für neue Anbieter lassen.<br />

Der Aufbau <strong>ein</strong>er <strong>ein</strong>heimischen Verteidigungsindustrie wird durch Ausgleichsdeals im<br />

Zusammenhang mit den Waffenkäufen unterstützt. So stellte Yu Sam-nam von der<br />

regierenden Millenium Democratic Party (MDP) fest: „Das Min<strong>ist</strong>erium muss die Aufnahme<br />

<strong>ein</strong>er lizenzierten Produktion für die Entwicklung der lokalen Luftfahrtindustrie in Betracht<br />

ziehen.“ 5 In diesem Sinne <strong>ist</strong> die Entscheidung eng verbunden mit der Zukunft der<br />

koreanischen Luftfahrtindustrie. Wenn <strong>ein</strong>e Entscheidung ohne Einbeziehung der<br />

<strong>ein</strong>heimischen Luftfahrtindustrie getroffen wird, würden die Position der <strong>Korea</strong>n Aviation<br />

Industries (KAI) geschwächt und die Aussichten geschmälert, dass diese Hilfe aus <strong>dem</strong><br />

Ausland bei Finanzierung, Organisation und Technologie erhält. Die Regierung hatte jedoch<br />

bis Ende April k<strong>ein</strong>en Ausgleichsdealplan. 6<br />

Eines der Kampfflugzeuge wird von Bo<strong>ein</strong>g angeboten, das zusammen mit der englischen<br />

BAE Systems <strong>ein</strong> Konsortium für das letzte Angebot zur Zusammenarbeit mit KAI bildet. Die<br />

letzten Meldungen besagen, dass KAI das Angebot von Bo<strong>ein</strong>g und BAE Systems für nicht<br />

akzeptabel hielt. 7 Der Ank<strong>auf</strong> von F-15 von Bo<strong>ein</strong>g könnte der KAI <strong>ein</strong>igen neuen<br />

Verhandlungsspielraum geben. Aber auch das Angebot von Dassault schafft Möglichkeiten<br />

für KAI. Dassault bietet unbeschränkten Technologietransfer nach <strong>Südkorea</strong>, <strong>ein</strong>schließlich<br />

des source codes, des Schlüsselelements für die Herstellung des Flugzeugs. 8 Es <strong>ist</strong> nicht<br />

anzunehmen, dass die USA je <strong>ein</strong>e derartige Weitergabe ihres militärischen Wissens zulassen<br />

würden, auch nicht beim Verk<strong>auf</strong> von Kampfflugzeugen an <strong>ein</strong>en engen Verbündeten wie<br />

<strong>Südkorea</strong>.<br />

KAI wird von Unternehmen mit guten Kontakten zu Entscheidungsträgern wie Samsung<br />

Techwin, Daewoo Industries und Hyundai Space & Aircraft gebildet. KAI hat <strong>Südkorea</strong><br />

bereits „erfolgreich“ <strong>auf</strong> den Weg geschickt, 20 F-20 Kampfflugzeuge „ökonomisch und<br />

militärisch sinnlos“ zu erwerben.<br />

Vom Standpunkt der KAI wird <strong>ein</strong>e K<strong>auf</strong>entscheidung ohne Ausgleichsdeals auch schwer<br />

s<strong>ein</strong> wegen der dabei verlorengehenden Arbeitsplätze. Zugleich kann jedoch nicht bestritten<br />

werden, dass das Aufrechterhalten von Produktionslinien sehr kostenintensiv <strong>ist</strong>, ohne<br />

gesunde wirtschaftliche Perspektiven zu bieten. Kurzfr<strong>ist</strong>iger Gewinn wird <strong>ein</strong>en ständigen<br />

Geldzufluss in diese Industriebereiche erfordern. Hier <strong>ist</strong> festzustellen, dass k<strong>ein</strong> Land <strong>ein</strong>e<br />

eigene Verteidigungsindustrie hat, die ohne hohe Subventionen auskommt. Angesichts der<br />

hohen Kapitalintensität der Verteidigungsindustrie <strong>ist</strong> die Geldzuweisung an diese Industrie<br />

langfr<strong>ist</strong>ig kontraproduktiv bei der Schaffung von Arbeitsplätzen. Die Subventionen der<br />

Regierung können auch für andere Investitionen genutzt werden, die sich <strong>auf</strong> Nischen-Märkte<br />

oder innovative, Arbeitsplätze schaffende Programme konzentrieren.<br />

Kang Chang-sung von der oppositionellen Grand National Party und andere stellen das<br />

gesamte Programm der Verbesserung der Streitkräfte in Frage: „Es <strong>ist</strong> unsinnig, wenn das


Min<strong>ist</strong>erium in <strong>ein</strong>er Zeit der Vertiefung der Wirtschaftskrise mit <strong>dem</strong> Waffenk<strong>auf</strong>programm<br />

vorangeht, das über 7,6 Mrd. US$ kosten würde, 1/10 des jährlichen Staatsbudgets.“ 9<br />

Helikopter<br />

Auch der Ank<strong>auf</strong> von Angriffshelikoptern steht unter Kritik. Angriffshelikopter werden gegen<br />

schwere Waffen und, ausgestattet mit der entsprechenden Technologie, für die Überwachung<br />

aus der Luft <strong>ein</strong>gesetzt. Anbieter sind Bell und Bo<strong>ein</strong>g aus den USA und Kamov aus<br />

Russland. Nach Aussagen von Chang Young-dal von der MDP soll das Projekt <strong>auf</strong>geschoben<br />

werden. Die Argumente für den Aufschub des Ank<strong>auf</strong>s der Helikopter gehen soweit, den<br />

militärischen Wert des Ank<strong>auf</strong>s insgesamt in Frage zu stellen, da die Helikopter nicht in<br />

bergigem Gelände operieren können. Wahrsch<strong>ein</strong>lich <strong>ist</strong> dies jedoch nicht das schwierigste<br />

Gegenargument, mit <strong>dem</strong> sich <strong>ein</strong>e neu geschaffene Abteilung der koreanischen Armee,<br />

Public Relations and Planning (PRP), aus<strong>ein</strong>andersetzen muss. Diese Abteilung <strong>ist</strong> gebildet<br />

wurden, um die Stimmen gegen das riesige Anschaffungsprogramm zu besänftigen. 10 Eine<br />

Entscheidung über den Gewinner der Ausschreibung wird, wenn überhaupt, erst nach der<br />

Seouler Airshow, die vom 15.-21. Oktober stattfindet, erwartet.<br />

Russland <strong>ist</strong> bei der Ausschreibung von zwei Programmen beteiligt, bei Helikoptern und den<br />

Kampfflugzeugen. Kamov verk<strong>auf</strong>te bereits 36 s<strong>ein</strong>er Helikopter an <strong>ein</strong>e zivile Einrichtung in<br />

<strong>Südkorea</strong>. 11 Dabei nimmt Russland <strong>ein</strong>e eigenartige Position <strong>ein</strong>. Einerseits bietet es <strong>Südkorea</strong><br />

modernste Waffen an, die noch nicht <strong>ein</strong>mal von den russischen Streitkräften selbst verwendet<br />

werden, da sich diese die teuren Waffen nicht le<strong>ist</strong>en können. Andererseits hat Russland<br />

kürzlich die militärischen Beziehungen zu Nordkorea wieder<strong>auf</strong>genommen und Ersatzteile<br />

und Reparaturle<strong>ist</strong>ungen für die in der Vergangenheit von P’yòngyang gek<strong>auf</strong>ten russischen<br />

Waffen angeboten. Offizielle in Seoul haben dazu geäußert, dass die wieder<strong>auf</strong>genommenen<br />

militärischen Kontakte zwischen Russland und Nordkorea die Beziehungen zwischen<br />

Russland und <strong>Südkorea</strong> nicht belasten würden, da Russland k<strong>ein</strong>e strategischen oder hoch<br />

entwickelten Waffen an Nordkorea liefert. 12 Andere stellen dagegen fest, dass dies<br />

Auswirkungen <strong>auf</strong> die russisch-südkoreanischen Beziehungen und künftige Waffenverkäufe<br />

haben werde. 13 Russland hat nur geringe Chancen, die Kampfflugzeuge und Helikopter an<br />

Seoul zu verk<strong>auf</strong>en und hat sich an Nordkorea gewandt und Waffen im Wert von 700 Mrd.<br />

Won angeboten. Einige argumentieren, dass Nordkorea dadurch bessere Flugzeuge erhalte,<br />

als <strong>Südkorea</strong> zur Zeit besitzt. Dabei wird die MIG-29 der F-16 gegenüber gestellt. Bei <strong>ein</strong>em<br />

Nahkampfgefecht im Krieg der NATO gegen Serbien gelang es allerdings zwei F-16<br />

Flugzeugen, zwei MIG-29 abzuschießen. Aber dieses Ereignis vergisst man gewöhnlich zu<br />

erwähnen, wenn die Gefahr der MIG-29 und der nordkoreanischen Streitkräfte schwarz<br />

gemalt wird. 14 Wie <strong>dem</strong> auch sei, <strong>Südkorea</strong> sch<strong>ein</strong>t nicht gegen den Deal zwischen Russland<br />

und Nordkorea Sturm zu l<strong>auf</strong>en und begrüßt den Einfluss Russlands bei der Wieder<strong>auf</strong>nahme<br />

der gestoppten innerkoreanischen Gespräche. Für Russland sind die Beziehungen zu beiden<br />

Seiten Teil <strong>ein</strong>er Politik mit <strong>dem</strong> Ziel, in koreanischen Angelegenheiten <strong>ein</strong>e größere<br />

Mitsprache zu haben. Der Raum dafür wurde durch die derbe Politik der Bush-Admin<strong>ist</strong>ration<br />

gegenüber Nordkorea geschaffen.<br />

Raketen<br />

Zwei erwartete Aufträge für Raketenkäufe waren für die Zeitung Donga-Ilbo in Seoul Grund<br />

genug zu schreiben, dass Nachbarstaaten <strong>Südkorea</strong>s die Pläne des südkoreanischen<br />

Verteidigungsmin<strong>ist</strong>eriums mit Missfallen betrachten, da diese Pläne zu <strong>ein</strong>er Kapazität<br />

führen würden, die für die unteren Schichten <strong>ein</strong>es regionalen Raketenabwehrsystems<br />

(Theatre Missile Defense, TMD) genutzt werden könnte. 15 Eine weitere Raketenentwicklung<br />

würde jedoch die Alarmglocken in der Region noch mehr läuten lassen.


Anfang des Jahres hat Seoul erklärt, es würde <strong>ein</strong> eigenes Weltraumprogramm starten. In<br />

diesem Jahr wird <strong>Südkorea</strong> <strong>dem</strong> Missile Technology Control Regime (MTCR) beitreten und<br />

erhält damit Zugang zur Raketentechnologie der MTCR-Mitglieder. Damit wird <strong>ein</strong>e<br />

Entwicklung des letzten Jahres fortgesetzt, als die USA <strong>Südkorea</strong> grünes Licht für die<br />

Entwicklung von Raketen mit <strong>ein</strong>er Reichweite von bis zu 300 km gegeben haben. <strong>Südkorea</strong>s<br />

Mitgliedschaft im MTCR hat große Auswirkungen <strong>auf</strong> die Sicherheit in der Region. In <strong>ein</strong>em<br />

Bericht heißt es dazu: „<strong>Südkorea</strong>s später Eintritt in das Wettrennen um den Zugang zum<br />

Weltraum, das in Nordostasien momentan stattfindet, heizt den kommerziellen Wettbewerb<br />

an und kann zur weiteren Verbreitung von Raketentechnologie in der Region führen.<br />

Ironischerweise könnte das Problem nicht so sehr Nordkorea, sondern vielmehr <strong>Südkorea</strong><br />

s<strong>ein</strong>.“ 16 Nordkorea schwieg, als das Programm verkündet wurde, da sowohl Nord- als auch<br />

<strong>Südkorea</strong> an <strong>dem</strong> Programm interessiert sind. Nordkorea könnte dadurch die notwendige<br />

Hilfe für den Start kommerzieller Satelliten erhalten. Wenn Nord- und <strong>Südkorea</strong> bei der<br />

Weltraumtechnologie zusammenarbeiten, führt dies in anderen Ländern der Region sicherlich<br />

zu Besorgnis. Japan z.B. wird misstrauisch reagieren und eigene Raketen entwickeln, was<br />

<strong>ein</strong>e Kettenreaktion in der Region auslösen könnte.<br />

Mitte April hat Raytheon, der führende USA-Raketengigant, öffentlich erklärt, dass sie formal<br />

Verhandlungen mit <strong>Südkorea</strong> über den Verk<strong>auf</strong> von Patriot-Raketen der zweiten Generation<br />

(PAC 2) und von Bodenausrüstungen für die dritte Generation führen. Der K<strong>auf</strong> durch<br />

<strong>Südkorea</strong> wird in diesem Jahr erwartet. 17 Die PAC-2-Raketen wurden während des zweiten<br />

Golfkriegs (1990-91) von den USA und Israel zur Verteidigung gegen die irakischen Scud-<br />

Raketen <strong>ein</strong>gesetzt. Scud-Raketen und Raketenteile fielen <strong>auf</strong> israelische Städte und<br />

Unterkünfte der US-Truppen in Saudi Arabien. Inzwischen wurde die Flugabwehrrakete<br />

PAC-2 für den Einsatz gegen taktische ball<strong>ist</strong>ische Raketen modifiziert und diese neue PAC-3<br />

gehört zu den landgestützten Raketen für TMD-Aufgaben. <strong>Südkorea</strong> k<strong>auf</strong>t k<strong>ein</strong>e PAC-3, aber<br />

es macht <strong>ein</strong>en Anfang mit <strong>dem</strong> K<strong>auf</strong> der Bodenausrüstungen.<br />

Ende April hat die südkoreanische Regierung die USA um den Verk<strong>auf</strong> von drei vertikalen<br />

Raketen-Abschussvorrichtungen für Standardraketen (SM-2) gebeten. Bei diesen Raketen<br />

handelt es sich um Flugabwehrraketen, die gegen anfliegende Raketen und Flugzeuge<br />

<strong>ein</strong>gesetzt werden. Sofort kamen Gerüchte <strong>auf</strong>, dass <strong>Südkorea</strong> damit <strong>dem</strong> Druck der USA<br />

nachgegeben habe, sich an <strong>dem</strong> amerikanischen TMD-Programm für Ostasien zu beteiligen.<br />

Ein Sprecher des Verteidigungsmin<strong>ist</strong>eriums hat dann auch schnell bestritten, dass diese<br />

Abschussvorrichtungen für diese Aufgaben verwendet werden könnten.<br />

Verteidigungsmin<strong>ist</strong>er Chun Yong-taek sagte: “<strong>Korea</strong> <strong>ist</strong> weder wirtschaftlich noch<br />

technologisch stark genug, um an diesem Raketen-Abwehrprogramm teilzunehmen.“ 18<br />

Wichtiger als dieses bloße Dementi <strong>ist</strong>, dass China nach Ansicht <strong>Südkorea</strong>s gebraucht werde<br />

für die Sonnensch<strong>ein</strong>politik, und dass <strong>Südkorea</strong> die chinesische Unterstützung verlieren<br />

werde, wenn es sich an der von den USA geführten TMD-Initiative beteiligen würde. Die<br />

anderen Argumente sind nicht überzeugend. Für die Teilnahme an <strong>dem</strong> Programm <strong>ist</strong> das<br />

Technologieniveau nicht der ausschlaggebende Punkt. Das wäre nur der Fall, wenn <strong>Südkorea</strong><br />

sich an der Entwicklung der TMD-Technologie beteiligen wollte. Andererseits <strong>ist</strong> die jüngste<br />

Version der SM-2, die so genannte SM-2 Block IVA, genau die Rakete, die <strong>Südkorea</strong><br />

erwerben möchte. 19 Die SM-2 Block IVA kann ball<strong>ist</strong>ische Kurzstreckenraketen in der<br />

Atmosphäre abwehren und wird <strong>ein</strong>e Komponente des Programms Navy Area Wide der US-<br />

Marine s<strong>ein</strong>. Offizielle in <strong>Südkorea</strong> diskutieren die Ausrüstung der KDX-Zerstörer mit diesen<br />

Raketen. Allerdings hat sich <strong>Südkorea</strong> entschieden, holländische und britische<br />

Radartechnologie zu erwerben, die für die Nutzung im Rahmen des TMD-Programms nicht<br />

le<strong>ist</strong>ungsfähig genug sind. Sollte sich <strong>Südkorea</strong> tatsächlich an der seegestützten regionalen<br />

Raketenabwehr beteiligen wollen, müsste diese Technologie durch US-amerikanische Aegis


oder holländische APAR Radartechnologie ersetzt werden. Eine Entscheidung darüber <strong>ist</strong><br />

aber nicht so bald zu erwarten angesichts der enormen Geldsummen, die bereits für die oben<br />

erwähnten Programme <strong>auf</strong>gewandt werden, und angesichts der Beziehungen zu China.<br />

Opposition<br />

Sowohl die südkoreanische Armee als auch die Luftwaffe und die Marine werden alle in<br />

großem Umfang gestärkt. Die Opposition in <strong>Südkorea</strong> <strong>ist</strong> sicherlich selbst am besten in der<br />

Lage, Einrichtungen wie die Abteilung Public Relations and Planning mit fundierten<br />

Gegenargumenten zu konfrontieren. In ihren Widerstand gegen die Beschaffungsprogramme<br />

könnte die Opposition auch Gruppen aus den Ländern <strong>ein</strong>beziehen, aus denen die Waffen<br />

oder Teile stammen. Die Globalisierung der Rüstungsindustrie, die in den NATO-Ländern<br />

und <strong>ein</strong>igen der engsten Verbündeten schnell voranschreitet, eröffnet auch Möglichkeiten für<br />

<strong>ein</strong>e globalisierte Mobilisierung des Widerstands. Die verschiedenen Teile der Flugzeuge,<br />

Schiffe und Raketen werden alle von <strong>ein</strong>er Vielzahl von Unternehmen in unterschiedlichen<br />

Ländern produziert. Sie sind so genannte „World Weapons“ 20 . In allen diesen Staaten gibt es<br />

Gruppen, die gegen den riesigen Strom von Waffen <strong>ein</strong>treten. Es gibt gute Argument für<br />

diesen Widerstand.<br />

Für Gruppen in der EU, die gegen den Waffenhandel <strong>ein</strong>treten, <strong>ist</strong> es wichtig festzustellen,<br />

dass die EU den Dialogprozess <strong>auf</strong> der koreanischen Halbinsel ebenso wie die Engagement-<br />

Politik von Kim Dae-jung weiter unterstützen wird. Darüber hinaus hat die Europäische<br />

Kommission erklärt, dass sie Anstrengungen zur Reduzierung der Spannungen <strong>auf</strong> der<br />

koreanischen Halbinsel unterstützt. 21 Auch wenn die EU <strong>ein</strong>e andere Politik zu Frieden und<br />

Stabilität <strong>auf</strong> der koreanischen Halbinsel als die USA <strong>ein</strong>nimmt, so <strong>ist</strong> aber doch festzustellen,<br />

dass auch europäische Unternehmen <strong>ein</strong>e wichtige Rolle beim Streben nach Profit aus<br />

umfangreichen Waffenverkäufen spielen.<br />

Der „real<strong>ist</strong>ische Sicherheitsansatz“, <strong>auf</strong> <strong>dem</strong> diese Rüstungssprogramme basieren, muss mit<br />

der real<strong>ist</strong>ischen Vision von human security und Budget-Prioritäten sowie <strong>dem</strong> Druck für<br />

diplomatische Lösungen konfrontiert werden. Schließlich sind die Menschen gefährdet durch<br />

<strong>ein</strong>en Mangel an Ressourcen, Umweltzerstörung und die Auswirkungen, die militärische<br />

Operationen <strong>auf</strong> ihr tägliches Leben haben. Alle codes of conduct für Waffenexporte enthalten<br />

<strong>ein</strong>e Klausel zu Spannungsregionen. <strong>Südkorea</strong> liegt in <strong>ein</strong>er der gefährlichsten<br />

Spannungsregionen. Waffenexporte in solche Regionen vermindern die Spannungen nicht,<br />

sondern verstärken sie. Dies <strong>ist</strong> <strong>ein</strong> weiteres Argument im Fall von <strong>Südkorea</strong>.<br />

Projekte Kosten<br />

Neue Kampfflugzeuge (FX) 4,3 Billion Won<br />

(US$ 3,4 Mrd.)<br />

Angriffshelikopter (AHX) 2,1 Billion Won<br />

Boden-Luft-Raketen- (SAMX) 2,4 Billion Won<br />

Frühwarnflugzeuge 1,8 Billion Won<br />

KDX-III Zerstörer 885 Mrd. Won


Anmerkungen<br />

1<br />

SIPRI Yearbook 2000<br />

2<br />

„South <strong>Korea</strong> Proposes 4% Cut”, Jane ’s Defence Weekly, 18.2.98<br />

3<br />

Yi Ch’ol-hui, “Are there problems for ROK military’s 10 trillion weapons procurement project?” Tong-a Ilbo, 8.4.2001<br />

4<br />

“Dassualt confident of winning F-X deal”; <strong>Korea</strong> Times, 17.5.2001<br />

5<br />

“Min<strong>ist</strong>ry to delay new fighter selection till September”, <strong>Korea</strong>n Information Service (KIS) 18.4.2001<br />

6<br />

“<strong>Korea</strong> requests vertical launch systems, spare parts for U.S.-built weapons”, US Defense Security Corporation Agency<br />

(DSCA), 23.4.2001<br />

7<br />

“Business news”, The <strong>Korea</strong> Herald, 27.9.2000<br />

8<br />

“Dassault confident of winning F-X deal”, <strong>Korea</strong> Times, 17.5.2001<br />

9<br />

KIS, 18.4.2001, Fn. 5<br />

10<br />

Tong-a Ilbo, 8.4.2001, Fn. 3<br />

11<br />

“KumAPP to start building Ka-32 helicopters for the ROK Min<strong>ist</strong>ry of Defence”, ITAR-TASS, 11.4.2001<br />

12<br />

Hwang Jang-jin, “Russia’s defense deal with N. <strong>Korea</strong> not viewed as threat to ties with S. <strong>Korea</strong>”, The <strong>Korea</strong> Herald<br />

30.4.2001<br />

13<br />

“Russian government source on resuming arms sale to North <strong>Korea</strong>”, Tokyo Kyodo News Service, 19.4.2001 und Simon<br />

Saradzhyan, “North <strong>Korea</strong>, Russia sign accord for weapon modernisation”, Defense News, 27.4.2001<br />

14<br />

Chu Song-min, “Helped by Russia, North <strong>Korea</strong> Takes Steps to Become ‘Military Arms Powerhouse’”, Seoul Sisa Journal<br />

17.5.2001, übers. von FBIS, siehe auch: Stratfor.com. Dort wird argumentiert, dass Russland k<strong>ein</strong>e Rolle übernehmen wird<br />

um das militärische Gleichgewicht zu Gunsten Nordkoreas zu verändern. Es wird auch <strong>ein</strong> real<strong>ist</strong>ischeres Bild der<br />

Kapazitäten Nordkoreas gegeben.<br />

15<br />

Yi Ch’ol-hui, “Neighbouring nations are nervous wondering if it is related to TMD”, Tong-a Ilbo, 10.4.2001<br />

16 “Unintended consequences: proliferation in South <strong>Korea</strong>”, Stratfor.com 6.3.2001.<br />

17 John Liang, “Raytheon exec: South <strong>Korea</strong> likely to order Patriot Missiles by year’s end”, Inside Defense.com, 19.4.2001<br />

18 Sohn Suk-joo, “<strong>Korea</strong> to seek US ship to air missile launchers”, <strong>Korea</strong> Times, 1.5.2001<br />

19 Im vergangenen Jahr hat <strong>Südkorea</strong> SM-2 Block IIIA Raketen bestellt. Siehe: “Proposed Foreign Military Sale to South<br />

<strong>Korea</strong>”, US Min<strong>ist</strong>ry of Defence, 19.7.2000<br />

20 Die Bezeichnung “World Weapons” geht zurück <strong>auf</strong> den Artikel von Markusen “The Rise of World Weapons”, Foreign<br />

Policy, Frühjahr 2000, S. 40-51<br />

21 Kim Ji-ho, “Swedish premier, N,K leader to discuss peace process”, The <strong>Korea</strong> Herald, 2.5.2001; “President Kim to meet<br />

EU leaders today”, The <strong>Korea</strong> Herald, 4.5.2001; Shin Yong-bae, “EU to continue backing inter –<strong>Korea</strong>n talks,” The <strong>Korea</strong><br />

Herald, 10.1.2001; “Editorial: Europe and two <strong>Korea</strong>s”, The <strong>Korea</strong> Herald, 4.5.2001<br />

Martin Broek arbeitet für die Campagne tegen Wapenhandel in Amsterdam, Niederlande.<br />

E-mail: amokmar@antenna.nl


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