06.10.2013 Aufrufe

Jahrbuch des Geschichtsvereins für das Herzogtum Braunschweig ...

Jahrbuch des Geschichtsvereins für das Herzogtum Braunschweig ...

Jahrbuch des Geschichtsvereins für das Herzogtum Braunschweig ...

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

Digitale Bibliothek <strong>Braunschweig</strong><br />

JOHANN ANTON LEISEWITZ ALS REFORMATOR DER ARMENPFLEGE usw. 33<br />

arbeitsanstalt gänzlich zu streichen sei, so muss er doch sowohl diesen Posten<br />

beträchtlich vermindern als auch einige andre Kürzungen vornehmen. Andrerseits<br />

aber bringt er jetzt die trotz Rodemeyers Kassandrarufen nach wie vor<br />

erwartete Steigerung der freiwilligen Beiträge <strong>des</strong> Publikums mit 2000 TIm.<br />

direkt in Ansatz, so <strong>das</strong>s die neue Endsumme von 22 353 Tlrn. doch nur um<br />

J 539 Tlr. hinter der anfangs herausgerechneten von 23892 Tlrn. zurückbleibt.<br />

Da nun dieser Verminderung der Einnahmen eine solche der Ausgaben von<br />

540 TIm. gegenübersteht, so ist <strong>das</strong> Defizit gar nur um fast genau 1000 Tlr.,<br />

von 2844 auf 3843 Tlr., gestiegen.<br />

An diesen rein rechnerischen Teil schliesst sich eine sehr genaue Prüfung<br />

<strong>des</strong> Rodemeyerschen Vorschlages auf Einführung einer Armensteuer. Dass<br />

der Herzog trotz der Deklaration vom 29. Juli 1742 eine Steuer der Art ausschreiben<br />

könne, meint auch Leisewitz. Indem der Lan<strong>des</strong>herr sich verpflichtet<br />

habe die freiwilligen Beiträge nicht zum Fusse einer Armensteuer zu<br />

machen, habe er sich noch keineswegs <strong>des</strong> Rechtes begeben, Armensteuern<br />

nach einem andern Fusse auszuschreiben. Dagegen wird Rodemeyers Folgerung,<br />

die Deklaration sei überhaupt hinfällig, weil <strong>das</strong> Publikum in seiner<br />

Wohltätigkeit nachgelassen habe, sowohl an sich nicht <strong>für</strong> bündig erachtet,<br />

als auch die Richtigkeit der Voraussetzung, auf der sie beruht, entschieden<br />

bestritten. Leisewitz berechnet, <strong>das</strong>s die wöchentlichen Sammlungen im Jahre<br />

1800 nur 233 Tlr. weniger eingebracht hätten als '745, und meint, diese<br />

geringe Differenz erkläre sich vielleicht schon daraus, <strong>das</strong>s neuerdings beim<br />

Sammeln erweislich nachlässiger verfahren werde als früher.<br />

Nach dieser kleinen Plänkelei geht er zu nachdrücklichem Angriff auf der<br />

ganzen Linie ober. Dabei kämpft er mit allgemeinen Gründen so gut wie<br />

mit solchen, die aus der Eigenart der braunschweigischen Verhältnisse hergenommen<br />

sind, jene im wesentlichen psychologischer, diese vorwiegend<br />

finanzieller Natur.<br />

"Zuvörderst - so führt er aus - lässt sich mit Zuverlässigkeit voraussagen,<br />

<strong>das</strong>s die Einführung einer Armensteuer in dem Publico <strong>das</strong> lebhafteste Misvergnügen<br />

erregen und die Armen Anstalt allgemein verhasst machen wUrde.<br />

Dieses muss natürlicher Weise der Fall seyn, da nicht nur jede neue Auflage<br />

eine unangenehme Sensation macht, sondern die Armensteuer wenigstens in<br />

den Augen der meisten Einwohner noch <strong>das</strong> EigenthUmliche hat, <strong>das</strong>s sie<br />

nicht zur Bestreitung allgemeiner Bedürfnisse <strong>des</strong> Staats oder der Stadt, sondern<br />

von einem Theile der Einwohner zum Unterhalte eines andern Theils<br />

derselben aufgebracht werden soll, wozu denn noch der kränkende und auf<br />

keine Art zu verbergende Vorwurf einer Hartherzigkeit kommt, welche die<br />

sonst so milde Regierung in die Nothwendigkeit setzt, eine so allgemein an-<br />

Brauo8chw. <strong>Jahrbuch</strong> IV. 3<br />

http://www.digibib.tu-bs.de/?docid=00042092

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!