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12 19 Baumaschinen (Page 12) - Bauverlag

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<strong>Baumaschinen</strong><br />

Satellitengesteuerte<br />

Baggerautomaten?<br />

H. H. Cohrs, Grube/Holstein<br />

In den vergangenen 40 Jahren<br />

durchliefen <strong>Baumaschinen</strong><br />

vehemente Veränderungen,<br />

mehr als im gesamten Zeitraum<br />

zuvor – wird dies so<br />

bleiben? Werden die <strong>Baumaschinen</strong><br />

des neuen Jahrhunderts<br />

den uns vertrauten<br />

noch ähneln oder gänzlich<br />

neue Maschinenkonzepte das<br />

Baustellenbild grundlegend<br />

wandeln?<br />

Seit nunmehr 163 Jahren begleiten<br />

uns von Dampf- und Motorkraft angetriebene<br />

<strong>Baumaschinen</strong>, und mit<br />

einiger Sicherheit werden sie auch im<br />

anbrechenden Jahrhundert und gar<br />

neuen Jahrtausend wertvolle Dienste<br />

für uns leisten. In den vergangenen<br />

30 oder 40 Jahren durchfuhren <strong>Baumaschinen</strong><br />

vehementen Veränderungen<br />

aller Art, mehr als im gesamten<br />

Zeitraum davor – wird dies so bleiben?<br />

Werden <strong>Baumaschinen</strong> des neuen<br />

Jahrhunderts den uns vertrauten<br />

noch ähneln oder gänzlich neue Maschinenkonzepte<br />

das Bild unserer<br />

Baustellen grundlegend wandeln?<br />

Unsere Welt verändert sich rasant,<br />

und zunächst scheint dies auch auf<br />

<strong>Baumaschinen</strong> zuzutreffen. Doch bei<br />

genauerer Betrachtung hat sich gar<br />

nicht so viel gewandelt: Bagger füllen<br />

nach wie vor ihre Tief- oder Hochlöffel,<br />

Seilbagger werden weiterhin<br />

benötigt und sind keineswegs ausgestorben,<br />

Radlader schieben ihre<br />

Schaufeln ins Haufwerk oder arbeiten,<br />

wie schon in den 50er Jahren<br />

längst bekannt – mit zahlreichen<br />

Anbauausrüstungen, Planierraupen<br />

<strong>12</strong> <strong>12</strong>/99<br />

mühen sich hinter dem Schild ab,<br />

Walzen rollen im Zeitlupentempo hin<br />

und her.<br />

Zwar gibt es einige mehr oder weniger<br />

neue Maschinengattungen wie<br />

Teleskopmaschinen, Kaltfräsen, Minibagger<br />

und Betonverteilermasten,<br />

dennoch haben die wichtigsten Veränderungen<br />

bei der überwiegenden<br />

Zahl unserer <strong>Baumaschinen</strong> an anderer<br />

Stelle stattgefunden – hinter ihren<br />

Werkzeugen, nämlich im Innenleben,<br />

an der Elektronik, der Hydraulik, dem<br />

Antriebsstrang und auch an den Rädern<br />

oder Raupenketten. Doch die Basiskonzepte<br />

der meisten Maschinen<br />

erschienen ideal und blieben vertraut.<br />

Nun sind Technik und Fortschritt<br />

jedoch in den letzten Jahren auf nahezu<br />

beängstigende Weise in Schwung<br />

gekommen – so stark, daß sich sogar<br />

die Realität zunehmend verwischt.<br />

Gebäude, Brücken, Bauvorhaben,<br />

ganze Landschaften werden ebenso<br />

wie Fahrzeuge, Maschinen, Komponenten<br />

im Handumdrehen am Computer<br />

entworfen und mittels pfiffiger<br />

3-D-Programme oder gar virtueller<br />

Realität begutachtet.<br />

Aufgrund der uns nun nahezu endlos<br />

erscheinenden Vielfalt von Möglichkeiten<br />

werden sich <strong>Baumaschinen</strong><br />

noch schneller als bisher verändern.<br />

Wir werden Vertrautes schneller<br />

als je zuvor hinter uns lassen müssen<br />

– und sollten mehr als je zuvor allzu<br />

rasanten Neuheiten gegenüber eine<br />

gesunde Skepsis zeigen. Denn wie die<br />

Vergangenheit zeigte, überleben<br />

längst nicht alle Neuentwicklungen<br />

die Prototypphase.<br />

„Baumaschine 2000“<br />

Wie weit in der Zukunft schien in<br />

den 50er und 60er Jahren das magische<br />

Jahr 2000 zu sein, nun steht es<br />

vor der Tür. Damals lag die Jahrtau-<br />

1 Bis zu 60 km/h schnelle Gummiraupen erbringen ungeahnte Vortriebskräfte,<br />

so daß beispielsweise Scraper, hier ein Caterpillar-Entwurf mit mittigem Schürfkübel,<br />

eine Renaissance erfahren könnten


<strong>Baumaschinen</strong><br />

2 Während bei der Konstruktion moderner <strong>Baumaschinen</strong> virtuelle Realität schon<br />

die Baustellenwirklichkeit ersetzen kann, ist noch längst keine Elektronik in der<br />

Lage, die Fahrer von <strong>Baumaschinen</strong> wirksam zu ersetzen<br />

sendwende noch in sicherer Entfernung,<br />

so daß Prognosen und wagemutige<br />

Entwürfe zu praktisch jedem<br />

Thema in munterer Folge aufgestellt<br />

wurden.<br />

<strong>19</strong>55 war der sowjetische 25-t-Muldenkipper<br />

MAZ-525 als erstes Fahrzeug<br />

überhaupt für eine atomare Antriebsversion<br />

vorgesehen. Der Amerikaner<br />

R. G. LeTourneau plante Ende<br />

der 50er Jahre atomgetriebene Geländetransporter<br />

und Bergbaufahrzeuge.<br />

Weserhütte präsentierte anläßlich<br />

des <strong>12</strong>5jährigen Jubiläums im Jahre<br />

<strong>19</strong>69 den Entwurf eines hypermodernen<br />

Baggers, selbstverständlich mit<br />

der Typbezeichnung HW 2000.<br />

Zu viele der Jahr 2000-Entwürfe<br />

sind nicht eingetreten, stattdessen<br />

haben wir andere, damals gänzlich<br />

unerwartete Veränderungen erlebt<br />

wie beispielsweise Elektronik und<br />

Computertechnik sowie gesteigertes<br />

Umweltbewußtsein. Niemand möchte<br />

sich blamieren, und so tauchen Pläne<br />

und Entwürfe für die <strong>Baumaschinen</strong><br />

der Jahrzehnte ab 2020 oder 2030.<br />

Globale Märkte<br />

Noch etwas läßt die Zukunft unsicher<br />

erscheinen: Die Welt ist kleiner<br />

geworden, die Märkte sind internatio-<br />

14 <strong>12</strong>/99<br />

nal und werden von global operierenden<br />

Firmen, den „Global Players“, beherrscht.<br />

Den Produktnamen von<br />

<strong>Baumaschinen</strong> wird zwar eine immense<br />

Bedeutung beigemessen, ihre<br />

eigentliche Herkunft wird dagegen<br />

zunehmend unbedeutender.<br />

Amerikanische New Holland- und<br />

Fiatallis-Bagger werden von O&K gebaut,<br />

ebenso Kleinlader für Fiat-Hitachi,<br />

Bagger für den schwedischen<br />

Volvo-Konzern von Samsung, Knicklenker<br />

für den japanischen Hersteller<br />

Komatsu von dem norwegischen Unternehmen<br />

Moxy und Kleinbaumaschinen<br />

von der italienischen FAI,<br />

Muldenkipper für Liebherr vom ehemals<br />

amerikanischen Hersteller Wiseda,<br />

das japanische Unternehmen Kobelco<br />

baut Minibagger für Case und<br />

Fermec, Hitachi fertigt Hydraulikbagger<br />

für John Deere und das afrikanische<br />

Unternehmen Bell Knicklenker,<br />

Sumitomo Bagger für Case – die Reihe<br />

ließe sich nahezu endlos fortsetzen.<br />

Besonders unübersichtlich wird<br />

das „Badge Engineering“, das Verkleiden<br />

eigener Produkte mit fremden<br />

Herstellernamen und -farben, bei Minibaggern<br />

und Kompaktladern – hier<br />

kennt sich niemand mehr aus, die<br />

Herkunft ist (fast) egal, nur der Produktname<br />

zählt. So konzentriert sich<br />

bei wenigen Herstellern die Fertigungskapazität<br />

und -erfahrung für<br />

den gesamten Weltmarkt.<br />

Man gelangt hier, ebenfalls an der<br />

Jahrhundertwende, zu einem stark<br />

veränderten Kundenbild: Das eigentliche<br />

Produkt, die Baumaschine,<br />

spielt eine immer untergeordnetere<br />

Rolle. Zunehmend wichtiger werden<br />

dagegen das Herstellerimage, die<br />

weltweite „Corporate Identity“, aber<br />

auch die Servicequalität, die Betreuung,<br />

Beratung und Finanzierung.<br />

Hinter all diesen Punkten steckt bei<br />

den <strong>Baumaschinen</strong> des neuen Jahrhunderts<br />

die ganze „Power“, Kraft,<br />

Leistung der weltweit operierenden<br />

Anbieterkonzerne.<br />

Das bringt Anonymität mit sich,<br />

aber auch reichhaltige Vorteile: Der<br />

<strong>Baumaschinen</strong>käufer oder -anmieter<br />

erhält nicht mehr eine allein in die<br />

Welt gestellte Maschine, sondern zusätzlich<br />

ein ganzes Paket von Dienstleistungen.<br />

Damit tritt die <strong>Baumaschinen</strong>technik<br />

für den Bauunternehmer<br />

und Maschinenbetreiber, von<br />

Leistungs- und Komfortparametern<br />

einmal abgesehen, weit in den Hintergrund.<br />

Sie wird Sache des Dienstleisters<br />

und Herstellers.<br />

Funktionsprinzipien<br />

Weite Blicke in die Vergangenheit<br />

lassen vermuten, daß sich an den<br />

grundlegenden Funktionsprinzipien<br />

unserer <strong>Baumaschinen</strong> in den nächsten<br />

Jahrzehnten kaum noch etwas<br />

ändern wird. Walzen walzen, Bagger<br />

haben Ausleger, Radlader Hubarme,<br />

Krane heben mit Seilen und Haken,<br />

Räder oder Raupen bringen Vortriebskraft<br />

auf den Boden.<br />

Trotzdem werden Detailveränderungen<br />

auftauchen. Aus anderen<br />

Technikbereichen übernommene<br />

Ideen und Konzepte werden zu geringfügigen<br />

Wandlungen der vertrauten<br />

<strong>Baumaschinen</strong>bilder führen. Dies<br />

mögen beispielsweise sich automatisch<br />

verschiebende Gegengewichte<br />

sein, um energieverschlingende Totmassen<br />

einzusparen, oder auch<br />

neuartige Gummiraupen, die auf<br />

Baustellen bessere Dienste leisten als<br />

liebgewonnene Stahlraupen oder<br />

Radfahrwerke.


Das „Mobile Track“-System von<br />

Caterpillar wurde zwar ursprünglich<br />

für die Landwirtschaft entwickelt und<br />

wird dort schon so erfolgreich bei<br />

Traktoren und Mähdreschern genutzt,<br />

daß John Deere mit einem ähnlichen<br />

Gummiraupenkonzept nachzog,<br />

eignet sich aber auch vorzüglich<br />

für unterschiedliche Baueinsätze.<br />

Starke Veränderungen werden<br />

auch <strong>Baumaschinen</strong>antriebe erfahren,<br />

womit längst nicht nur umweltfreundlichere<br />

Dieselmotoren gemeint<br />

sind. Der italienische Hersteller Venieri<br />

entwickelte einen elektrisch getriebenen<br />

Baggerlader, Vögele einen<br />

dieselelektrischen Straßenfertiger.<br />

Stichworte bei <strong>Baumaschinen</strong> werden<br />

Hybridantriebe, „intelligente“<br />

Bremsen, Energierückgewinnung<br />

(beispielsweise bei Bagger-Schwenkwerken<br />

und beim Absenken von Ausleger<br />

oder Hubarm) sowie sogenannte<br />

Powersplit-Getriebe sein, welche<br />

die Vorteile hydrostatischer Antriebe<br />

mit denen mechanischer vereinen<br />

und dabei Nachteile, wie den schlechten<br />

Wirkungsgrad der Hydrostatik,<br />

umgehen.<br />

Bewegungslose Fahrer<br />

Die ersten Baggerführer mußten<br />

noch um die letzte Jahrhundertwende<br />

ihre Arbeit im Stehen, ungeschützt<br />

vor der Witterung, neben heißen<br />

3 So könnte ein Bagger im Jahr 2000 aussehen, vermutete<br />

man bei Weserhütte <strong>19</strong>69 und hätte nicht im Traum daran<br />

gedacht, daß sich das Äußere in den letzten 30 Jahren nur<br />

unwesentlich änderte<br />

Dampfmaschinen und gefährlichen<br />

Kettenwinden verrichten. Sitze, Fahrerstände<br />

und -kabinen, Fenster, Sitzpolster,<br />

Heizung, bequemere Hebel<br />

und Knöpfe, Servolenkung und verstellbare<br />

Lenkräder folgten. Ergonomie<br />

und Komfort derzeitiger <strong>Baumaschinen</strong><br />

scheinen im Vergleich zu<br />

früher wunderbar zu sein, und viele<br />

Fahrer sind mehr als froh und dankbar<br />

dafür.<br />

Doch es gibt auch Hürden: Auf dem<br />

Bau ist die schnelle und am wenigsten<br />

umständliche Verständigung mit anderen<br />

Arbeitern unverzichtbare, alltägliche<br />

Praxis. Dies führt dazu, daß<br />

<strong>Baumaschinen</strong>, die mit Klimaanlage,<br />

unter leichtem Überdruck staubfreier<br />

Kabine und aufwendiger Schallisolierung<br />

stets, tagein, tagaus, mit offener<br />

Kabinentür arbeiten – Klimaanlage<br />

und Überdruck sind dabei sinnlos. Jeder<br />

kennt dies bei zahllosen Baggern,<br />

Radladern, Kleinmaschinen, Gradern,<br />

Planierraupen.<br />

Der Fahrer setzt sich also, trotz<br />

allem Komfort, weiterhin und freiwillig<br />

mehr Lärm, mehr Staub und Dreck,<br />

mehr Wärme oder Kälte aus – nur um<br />

mit seinen Kollegen kommunizieren<br />

zu können. Hier entfernt sich die moderne<br />

<strong>Baumaschinen</strong>technik vom<br />

praktizierten Baustellenleben zusehends,<br />

und hier sind die ersten<br />

Fehlansätze allzu theoretischer „Grüner-Tisch-Ergonomie“<br />

zu erkennen.<br />

<strong>Baumaschinen</strong><br />

Weitere Fehlansätze beklagen einige<br />

Fahrer und Maschinenführer<br />

schon jetzt: Das Herumwuchten an<br />

langen Hebeln, das Drehen und Wenden<br />

des Oberkörpers, Hin- und Herreichen<br />

der Hände war bei der Bedienung<br />

früherer <strong>Baumaschinen</strong> sicherlich<br />

unbequem und ermüdend. Doch<br />

wie wird nun bedient? Der Fahrer ist<br />

in seinem Komfortsitz, bei dem sämtliche<br />

Bedienelemente in die Armlehnen<br />

integriert sind und mit Joystick<br />

und Fingertasten betätigt werden, fast<br />

zur Bewegungslosigkeit verdammt.<br />

Jeder Schreibtischarbeiter im Büro,<br />

jeder Lkw-, Bus- und Taxifahrer, der<br />

am Lenkrad kurbelt, bewegt sich<br />

mehr als die Bediener moderner <strong>Baumaschinen</strong>.<br />

Zwischen dem Einsteigen<br />

morgens und dem Aussteigen zum<br />

Feierabend hat ein <strong>Baumaschinen</strong>fahrer<br />

weniger Bewegung als bei allen<br />

anderen Beschäftigungen – sogar beim<br />

Fernsehen wird sich hin und wieder<br />

anders hingesetzt oder gar der Kühlschrank<br />

besucht – im modernen Komfortsitz<br />

geht das leider nicht. Der wahre,<br />

gesunde Höhepunkt von Komfort, Bequemlichkeit<br />

und Ergonomie scheint<br />

somit auch an der Jahrhundertwende<br />

noch längst nicht erreicht zu sein.<br />

Teilautomatisierungen<br />

Das Innenleben unserer <strong>Baumaschinen</strong><br />

wird „automatischer“: Auto-<br />

4 Nicht alles Neue muß gut sein: Die futuristische Idee, viele<br />

wichtige Betriebsanzeigen im sich stets bewegenden Lenkrad<br />

eines Radladers anzuordnen, erwies sich als unpraktisch – das<br />

Anzeigefeld war zu unruhig<br />

<strong>12</strong>/99<br />

15


<strong>Baumaschinen</strong><br />

5 Werden <strong>Baumaschinen</strong> neue Fahrwerke erhalten? Der US-Hersteller ASV<br />

entwickelte für seine kleineren Lade- und Planierraupen ein außergewöhnliches,<br />

Raupenfahrwerk mit gefederten Mehrfachlaufrollen, hochgesetztem Turas und<br />

Gummiraupen<br />

matikgetriebe, lastabhängig gesteuerte<br />

Hydrostatik und Hydraulik, miteinander<br />

kommunizierende Motoren,<br />

Getriebe und Hydrauliksysteme erleichtern<br />

dem Fahrer die Bedienung,<br />

sparen Kraftstoff und verhindern Bedienfehler.<br />

Doch all dies darf keineswegs<br />

mit einer durchgreifenden<br />

<strong>Baumaschinen</strong>automatisierung verwechselt<br />

werden, von der wir auch im<br />

magischen Jahr 2000 noch weit entfernt<br />

sind.<br />

Sehr viel schwieriger als die rein<br />

„technische“ Automatisierung bestimmter<br />

Baugruppen im <strong>Baumaschinen</strong>innern<br />

gestaltet sich nämlich<br />

schon die Automatisierung ganzer<br />

Arbeitsabläufe und -bewegungen. In<br />

den letzten 15 Jahren wurden hierzu<br />

mancherlei Versuche unternommen,<br />

hauptsächlich bei relativ konstant<br />

einzusetzenden Bergbaubaggern,<br />

bislang jedoch ohne nennenswerte<br />

Erfolge.<br />

Bezeichnend für die großen Hürden<br />

bei der <strong>Baumaschinen</strong>automatisierung<br />

ist, daß anläßlich eines Symposiums<br />

während der Bauma <strong>19</strong>98<br />

über Roboter auf Baustellen zwar etliche<br />

Themen Roboter im Mauerwerksund<br />

Hochbau behandelten, jedoch<br />

nur ein Thema den gesamten Bereich<br />

Erd-, Tief- und Straßenbau abdeckte.<br />

Weil es dabei um die Perspektiven<br />

bei automatisierten Deckenfertigern<br />

16 <strong>12</strong>/99<br />

ging, wurde um den gesamten Bereich<br />

Erd- und Tiefbau stillschweigend<br />

ein großer, weiter Bogen gezogen.<br />

Viele Hersteller bemühen sich,<br />

mehr Elektronik in <strong>Baumaschinen</strong><br />

nutzen zu können. Dazu gehören automatische<br />

Radschlupfkontrollen für<br />

Radlader, Muldenkipper, Grader und,<br />

in abgewandelter Form, für die Raupenfahrwerke<br />

von Kettendozern. Ansätze<br />

zur Automatisierung bieten<br />

auch die sich wiederholenden Ladespiele<br />

und Arbeitsbewegungen von<br />

Baggern. Schon Ende der 70er Jahre<br />

entwickelte der russische Baggerhersteller<br />

Uralmasch eine als Option erhältliche<br />

Computerkontrolle zur beliebigen<br />

Wiederholung bestimmter<br />

Arbeitsbewegungen für schwere<br />

Bergbau-Seilbagger.<br />

Beim ähnlichen, <strong>19</strong>86 vorgestellten<br />

„Computer Aided Loading“ (CAL) von<br />

O&K veranlaßte ein Bordcomputer,<br />

nach Vorgabe eines Ladespiels durch<br />

den Baggerführer beliebig oft die<br />

Schritte „Füllen von Schaufel oder<br />

Löffel, Schwenken zum Entleeren,<br />

Zurückschwenken zur Wand“ zu wiederholen.<br />

Für den Hydraulikbagger<br />

EX 3500 entwickelte Hitachi die Systeme<br />

„Automatic Memory Digging“ und<br />

„Dumping Repeat“ an, mit denen<br />

sämtliche Grab- und Ladevorgänge<br />

beliebig oft automatisch wiederholt<br />

werden konnten.<br />

Längst wurden diese Automatiksysteme<br />

sowohl von Hitachi als auch<br />

von O&K wieder vom Markt genommen,<br />

denn die Eigenheiten der diskontinuierlichen<br />

Arbeitsweise von<br />

Baggern wirkten sich problematisch<br />

aus: Rückt der Bagger ein wenig vor,<br />

wird der zu beladende Lkw oder Muldenkipper<br />

geringfügig anders positioniert,<br />

treten unerwartete Gesteinslinsen<br />

oder Hindernisse auf, muß der<br />

Baggerführer sofort wieder auf die automatisierten<br />

Einzelschritte verzichten<br />

und den Ladezyklus erneut vorgeben.<br />

Bei anderen <strong>Baumaschinen</strong> findet<br />

man ebenfalls sich stets wiederholende<br />

Arbeitsabläufe und -bewegungen,<br />

so bei Radladern, Planierraupen, Walzen,<br />

Kaltfräsen, Deckenfertigern.<br />

Warum lassen sich derart monotone<br />

Maschinenbewegungen nicht automatisieren?<br />

Diese Monotonie hat es<br />

jedoch in sich, denn sie ist in Wirklichkeit<br />

keine: Fast jedes Arbeitsspiel unterscheidet<br />

sich vom anderen, jeder<br />

Bewegungs- und Funktionsablauf ist<br />

in Kleinigkeiten anders als der vorhergehende.<br />

Zukunftsträchtig schien die Verbindung<br />

von automatischen Schildbewegungen<br />

bei Kettendozern mit<br />

einer automatischen Vorschubregelung.<br />

In den Vereinigten Staaten entwickelte<br />

das Southwest Research Institute<br />

ein teilautomatisiertes System.<br />

Dabei wurden in der Schildanlenkung<br />

die Schubkraft und am Heck mit<br />

Dopplerradar die vom Kettenschlupf<br />

unabhängige, tatsächliche Vortriebsgeschwindigkeit<br />

gemessen und von<br />

einem Bordcomputer zu einem Leistungsoptimum<br />

kombiniert. Leider<br />

kam das System nicht über das Prototypstadium<br />

hinaus.<br />

Der Walzenhersteller Hamm präsentierte<br />

vor einigen Jahren die interessante<br />

Zukunftsstudie „IQ – die Walze<br />

mit Intelligenz“. Zielsetzung dieses<br />

Projektes war eine „mitdenkende“<br />

Walze, die sich bedeutende Verdichtungsparameter<br />

entsprechend Zustand<br />

und Eigenschaft des Bodens automatisch<br />

selbst einstellt. Die prozessorgesteuerte<br />

Walze übernahm Entscheidungen,<br />

erfaßte während des<br />

Verdichtens kontinuierlich alle relevanten<br />

Werte des Bodens und dessen


Zustand und stellte sich automatisch<br />

auf die optimale<br />

Kombination aus Frequenz,<br />

Amplitude und Geschwindigkeit<br />

ein.<br />

Vögele entwickelte <strong>19</strong>94<br />

einen dieselelektrisch angetriebenen<br />

Fertiger, der <strong>19</strong>96<br />

in Zusammenarbeit mit dem<br />

Europäischen Zentrum für<br />

Mechatronik als „RoadRobot“<br />

zum ersten vollautomatischen<br />

Straßenfertiger der<br />

Welt weiterentwickelt wurde.<br />

Die Prozeßgruppen Mischguttransport,<br />

Nivellierung,<br />

Navigation und Bohleneinstellung<br />

waren dazu automatisiert.<br />

Richtungsweisend mögen<br />

auch Bagger mit einer Tiefenkontrolle<br />

sein, die laserunabhängig<br />

funktioniert, beispielsweise mittels<br />

Sensoren und Winkelgebern. Die Referenzhöhe<br />

liefert dabei nicht ein Laserstrahl,<br />

sondern der Maschinenkörper.<br />

Ein solches System, bei dem Sensoren<br />

und ein Lasertracker mit einer<br />

Steuerbox und einem Bedienerdisplay<br />

verbunden sind, wurde für Bagger<br />

von mehr als <strong>12</strong> t Gewicht entwickelt.<br />

Das System namens TS5 ermöglicht<br />

die automatische Steuerung<br />

von Tiefe und Neigungswinkel eines<br />

Schnittes. TS5 geht über die reine Tiefenkontrolle<br />

hinaus und bietet dem<br />

Baggerführer spezielle Betriebsarten,<br />

um verschiedenen Einsatzprofilen<br />

gerecht zu werden: Aushübe in gleichmäßiger<br />

Tiefe und Neigung, Profilieren<br />

von Böschungen, Schütten von<br />

Füllstoffen und Schichten beliebiger<br />

Dicke.<br />

Auf dem Display sind viele Informationen<br />

ersichtlich, auch die Auslegergeometrie<br />

und Löffelposition.<br />

Dank der Displayfunktionen kann der<br />

Baggerführer die Arbeit seines „Autopiloten“<br />

verfolgen, der immerhin in<br />

einem Toleranzbereich von 5 mm<br />

baggert, Gräben aushebt oder Böschungen<br />

zieht. Durch TS5 dürften<br />

Hydraulikbagger einen deutlichen<br />

Schritt in die Zukunft unternommen<br />

haben. Die neue Steuerungselektronik<br />

mag darauf hinweisen, wie Bagger<br />

im Jahre 2020 serienmäßig ausgestattet<br />

sein könnten.<br />

6 Moderne Komfortfahrersitze mit in den Armlehnen integrierten<br />

Joysticks und Fingertasten zwingen Fahrer täglich für<br />

8 oder 10 h zur Körpererstarrung – das Ziel aller Ergonomie?<br />

<strong>Baumaschinen</strong> kommunizieren<br />

mit der Umwelt<br />

Gravierendere Veränderungen als<br />

im Inneren der <strong>Baumaschinen</strong> finden<br />

derzeit draußen, in ihrem Umfeld,<br />

statt. Wir befinden uns mitten in einer<br />

weiteren Trendwende oder Revolution<br />

der Technik: <strong>Baumaschinen</strong><br />

„kommunizieren“ mit ihrer Umwelt.<br />

Sie erhalten mittels Ultraschall, Laser,<br />

Infrarot, Datenfunk, Satellit oder aufwendiger<br />

Sensorik Informationen<br />

über ihr momentanes Umfeld, die<br />

Bordrechner im Soll-Ist-Vergleich zu<br />

automatischen Steuerungsbewegungen<br />

der Arbeitswerkzeuge umwandeln.<br />

Nie zuvor war so etwas auch nur<br />

annähernd möglich. Der Verfasser ist<br />

überzeugt, daß sich hier die weitaus<br />

umfassendste Änderung fast aller<br />

<strong>Baumaschinen</strong>einsätze abzeichnet.<br />

Denn mit ihrem Baustellenumfeld<br />

„kommunizierende“ Maschinen müssen<br />

nicht mehr „blind“, auf Gutdünken,<br />

Schätzungen und Erfahrungen<br />

basierend, bedient werden, sondern<br />

werden präzise gemäß der momentanen<br />

Einsatzgegebenheiten gesteuert.<br />

Dies trifft beispielsweise auf eine<br />

innovative 3-D-Steuerung von Wirth<br />

und Spectra Precision für Grader und<br />

Kettendozer zu. Hierbei liest vor Einsatzbeginn<br />

ein Steuerrechner eine<br />

Diskette mit den Koordinaten von<br />

mehreren Trassenkilometern ein. Die<br />

<strong>Baumaschinen</strong><br />

im Rechner gespeicherten<br />

Sollhöhen werden unentwegt<br />

im Soll-Ist-Vergleich<br />

mit der momentanen Scharoder<br />

Schildhöhe abgestimmt,<br />

wobei der Rechner<br />

auch die Hydraulik steuert<br />

und somit vollautomatisch<br />

die Höhe und Neigung einstellt.<br />

Eine am Baustellenrand<br />

aufgebaute Totalstation, ein<br />

zielverfolgender Computertachymeter,<br />

richtet sich auf<br />

einem Stativ stets automatisch<br />

auf die vorbeifahrende<br />

Baumaschine. Oberhalb von<br />

Schar oder Schild wird ein<br />

gummigelagerter, robuster<br />

Halter montiert, an dessen<br />

Spitze sich ein aktives 360°-<br />

Prisma als Zielreflektor befindet. Dieses<br />

Prisma sendet ein Infrarot-Signal<br />

aus, auf dessen Frequenz die Station<br />

abgestimmt ist.<br />

Ein durchgreifender Wandel zeichnet<br />

sich dank GPS (Global Positioning<br />

System = Satellitennavigation) im<br />

Bauwesen ab. Bislang erhielt der Fahrer<br />

einer Baumaschine keine direkten<br />

Informationen über maßgebliche<br />

Einsatzparameter – damit sind keinesfalls<br />

die Betriebsdaten der Baumaschine<br />

gemeint. Deshalb sind die Fahrer<br />

der meisten <strong>Baumaschinen</strong> gezwungen,<br />

die Bedienung „im Blindflug“<br />

vorzunehmen: Wie viele Kubikmeter<br />

schon an welcher Stelle abgetragen<br />

und an anderer Stelle aufgeschüttet<br />

sind, wo noch soundsoviel<br />

Kubikmeter zu bewegen und aufzuschütten<br />

sind, ob ausreichend tief gearbeitet<br />

wurde, ob die Hangneigungen<br />

stimmen – über all dies erfährt der<br />

Fahrer während der Bedienung gar<br />

nichts. Durch GPS kann nun aber bei<br />

jeder beliebigen Baumaschine jederzeit<br />

die Position auf den Zentimeter<br />

genau erfaßt werden. Vorteilhaft dabei<br />

ist, daß die Positionsbestimmung<br />

nicht nur auf der zweidimensionalen<br />

Erdoberfläche, sondern auch in der<br />

dritten Dimension, also bei der momentanen<br />

Arbeitshöhe oder -tiefe, erfolgen<br />

kann.<br />

Beim zukunftsträchtigen CAES<br />

(Computer Aided Earthmoving System<br />

= computergestütztes Erdbewe-<br />

<strong>12</strong>/99<br />

17


<strong>Baumaschinen</strong><br />

gungssystem) von Caterpillar werden<br />

durch GPS ermittelte Positionsdaten<br />

einer Baumaschine automatisch in<br />

einen Bordcomputer übertragen. Der<br />

Fahrer der mit CAES ausgerüsteten<br />

Baumaschine sieht bei der Bedienung<br />

auf einem Monitor, an welchen Stellen<br />

Aushub vorzunehmen ist und wo<br />

Füllmaterial fehlt. Die (noch) zu hohen<br />

Flächen werden rot angezeigt, die<br />

(noch) zu tiefen blau und die bereits<br />

korrekten Flächen grün. Die Position<br />

der Baumaschine ist auf der Arbeitsfläche<br />

sowohl in Seitenansicht als<br />

auch in Draufsicht ersichtlich. Die<br />

Fahr- und Arbeitsbewegungen sind<br />

wie bei einem Computerspiel in Echtzeit<br />

auf dem Monitor zu verfolgen.<br />

Da unmittelbar nach Arbeitsende<br />

das gewünschte Endprofil vorhanden<br />

ist, muß nicht auf die Prüfmessung<br />

gewartet werden. Deshalb kann sofort<br />

mit Folgearbeiten begonnen werden,<br />

und die Baumaschine wird frei für andere<br />

Einsätze oder für den Abtransport<br />

zu einer neuen Baustelle.<br />

Schlechte Sichtverhältnisse wegen<br />

Dunkelheit, Nebel oder Staub beeinträchtigen<br />

die Bedienung nicht mehr.<br />

Das zeitintensive Vermessen erübrigt<br />

sich in vielen Fällen, ebenso das umständliche<br />

Setzen von Markierungen<br />

und Vermessungszeichen.<br />

GPS bietet ungeahnte Perspektiven<br />

im Spezialtiefbau, der wegen des Einmessens<br />

der Koordinaten für Ramm-,<br />

Bohr- und Ortbetonpfähle, für geradlinig<br />

oder in Radien verlaufende<br />

Spund- oder Schlitzwände einen<br />

großen Meßaufwand verlangt. Prädestiniert<br />

für GPS-gesteuerte <strong>Baumaschinen</strong><br />

sind auch lineare Baustellenverläufe<br />

wie beim Gleis-, Straßenund<br />

Grabenbau. GPS bietet vielversprechende<br />

Möglichkeiten beim Walzeneinsatz,<br />

beispielsweise bei der<br />

flächendeckenden Verdichtungskontrolle<br />

(FDVK). Auf einfache Weise ist<br />

jederzeit zu erkennen, wo sich die<br />

Walze auf einer Verdichtungsfläche<br />

momentan befindet.<br />

Eine große Zukunft hat die Datenerfassung<br />

und -dokumentation GPSgesteuerter<br />

<strong>Baumaschinen</strong> und<br />

-geräte, denn GPS-Daten lassen sich<br />

mittels Disketten, Steckkarten, PC-<br />

Schnittstellen oder auch in Echtzeit<br />

über Datenfunk abrufen, speichern<br />

und übertragen. Sollte sich GPS tatsächlich<br />

in den kommenden Jahren<br />

auf breiter Ebene kommerziell durchsetzen,<br />

wird dies die maßgebende<br />

<strong>Baumaschinen</strong>steuerung des anbrechenden<br />

neuen Jahrhunderts werden.<br />

Automatisierung<br />

7 <strong>Baumaschinen</strong> lassen sich auch noch in einfachen Details<br />

weitreichend verbessern: Die sogenannte Formel-1-Lenkung<br />

ist das erste eigens für Radlader konzipierte Lenksystem und<br />

erspart dem Fahrer zigtausendfaches Lenkradkurbeln<br />

18 <strong>12</strong>/99<br />

„Automation wird auch vor <strong>Baumaschinen</strong><br />

nicht Halt machen.“ Ja?<br />

Stellen wir uns einen x-beliebigen,<br />

aber vollautomatischen Turmdreh-<br />

kran vor, also ohne jegliche Fernbedienung,<br />

der mit seiner Hakenflasche<br />

jede Last in logistischer Reihenfolge<br />

automatisch ansteuert und präzise an<br />

der erforderlichen Stelle auf einem<br />

Rohbau absetzt – dies tagein, tagaus<br />

auf einer Großbaustelle wie dem Potsdamer<br />

Platz. Ein guter Witz? Oder ein<br />

schlechter? Automatische <strong>Baumaschinen</strong><br />

stecken nicht in den Kinderschuhen,<br />

sondern nicht einmal in<br />

Windeln. Die zu bewältigenden Hürden<br />

sind gigantisch und unterscheiden<br />

sich von Baumaschine zu Baumaschine,<br />

von Bauvorhaben zu Bauvorhaben<br />

immens – zu sehr, um von einfachen<br />

Computern und Sensoren<br />

ausreichend erfaßt und umgesetzt<br />

werden zu können.<br />

Muldenkipper befahren häufig<br />

über längere Zeiträume unverändert<br />

bleibende Routen. Daher tauchten<br />

schon in den 50er Jahren Gedanken<br />

zum vollautomatischen Betrieb von<br />

Muldenkippern auf. <strong>19</strong>80 wurde das<br />

vom Hersteller Unit Rig entwickelte<br />

System „Automatic Truck Control“<br />

(ATC) mit fünf je 156 t ladenden Muldenkippern<br />

in New Mexico getestet.<br />

ATC übernahm fast alle bislang vom<br />

Fahrer ausgeführten Funktionen.<br />

Die Anlage arbeitete ähnlich wie<br />

die „Fahrerlosen Transportsysteme“<br />

(FTS) in zahlreichen Industrie- und<br />

Lagerbetrieben, nämlich mit Führungskabel,<br />

Blockkontrollen und<br />

8 <strong>Baumaschinen</strong> erhalten künftig Informationen über ihr Baustellenumfeld,<br />

denn mittels Diskette lassen sich Koordinaten<br />

des Baugeländes in einen Steuerrechner eingeben, der im<br />

Soll-Ist-Vergleich die Schar- oder Schildhöhe steuert


Zentraleinheit. Antennen am Muldenkipper<br />

nahmen vom vergrabenen<br />

Führungskabel ausgestrahlte Steuersignale<br />

auf und sorgten für die genaue<br />

Führung des Fahrzeuges über dem<br />

Kabel.<br />

Obwohl FTS-Anwendungen in der<br />

Industrie längst etabliert sind, gestaltete<br />

sich das Konzept bei Muldenkippern<br />

problematischer – und dies im<br />

Tagebau mit relativ konstanten Fahrstrecken<br />

gegenüber dem Baustellenbetrieb<br />

mit stets wechselnden Fahrwegen!<br />

ATC kam über den Testeinsatz<br />

nicht hinaus. Zu unterschiedlich, zu<br />

unwägbar, zu kompliziert sind sogar<br />

die Einsatz- und Betriebsparameter<br />

der Muldenkipper. Gegenwärtig unternehmen<br />

Caterpillar und Modular<br />

Mining Versuche mit GPS-gesteuerten,<br />

fahrerlosen Muldenkippern.<br />

Einen Beitrag zur Entwicklung vollautomatischer<br />

Bagger leistete die<br />

University of Lancaster in Zusammenarbeit<br />

mit Trimble. Bei einem modifizierten<br />

Minibagger namens LU-<br />

CIE (Lancaster University Computerised<br />

Intelligent Excavator) wurde der<br />

Baggerführer durch drei ultrakompakteHochleistungs-Computersysteme<br />

ersetzt. Lucie wird über ein Trimble-Navigationssystem<br />

mit einer Genauigkeit<br />

von +/– 25 mm geführt. Als<br />

Basis und Referenzstation für das Navigationssystem<br />

fungiert ein Modellfahrzeug<br />

auf Raupenfahrwerk, das<br />

sich über unebenes Baugelände bewegt,<br />

ständig seine Positionsdaten<br />

aktualisiert und sofort hält, sollte der<br />

Kontakt zu den GPS-Satelliten abbrechen.<br />

Neben GPS verfügt das Referenzfahrzeug<br />

über Magnetkompaß und<br />

optische Sicherheitssensoren. Zur<br />

Steuerung der eigentlichen Baggerfunktionen<br />

wurde die Originalhydraulik<br />

von Lucie durch elektrohydraulische<br />

Proportionalventile ersetzt.<br />

Ein Scanner-Laser mit 25 m<br />

Reichweite soll vor eventuellen Kollisionen<br />

des Baggerauslegers schützen.<br />

Für Personen und Gegenstände sind<br />

zwei wählbare Sicherheitszonen vorhanden.<br />

Je einer der drei Kompaktcomputer<br />

übernimmt bei Lucie die eigentliche<br />

Steuerung der Baggerfunktionen, die<br />

Aktivitäts- und Navigationsplanung<br />

sowie sämtliche<br />

Sicherheitsaspekte.<br />

Untersucht werden<br />

bei Lucie zudem<br />

die Eingabemöglichkeiten<br />

von<br />

CAD-Baustellenzeichungen<br />

und<br />

die Optimierung<br />

von Boden- und<br />

Baugrundsensoren<br />

für Ausleger, Stiel<br />

und Löffel.<br />

<strong>19</strong>69 schrieb<br />

Prof. Dr.-Ing. Günter<br />

Kühn, ein bedeutenderFachmann<br />

für den maschinellenErdbau,<br />

in einer<br />

Jubiläumsschrift<br />

sehr weitblickend:<br />

„Das Lösen und<br />

Laden von Erde<br />

und Fels wird sich<br />

trotz aller Fortschritte<br />

der Technik<br />

kaum automatisieren<br />

lassen. Es<br />

wird auch im Jahre<br />

2000 und darüber<br />

hinaus noch immer<br />

eine Kunst<br />

und eine Wissenschaft<br />

bleiben und<br />

damit ohne aktives<br />

Mitwirken des<br />

Menschen nicht<br />

möglich sein.“<br />

„Denkbar wäre, daß gerade der<br />

Bagger einmal so etwas wie eine therapeutische<br />

Medizin in der Hand des<br />

Psychosomatikers wird, eine Maschine,<br />

die dem am Überangebot der<br />

Technik verzweifelnden Menschen<br />

das Bewußtsein seiner Fähigkeiten<br />

und damit seines ‘Gebrauchtwerdens’<br />

zurückgeben kann. Wenn alles andere<br />

längst nach Programm und automatisch<br />

geht und vielleicht sogar die<br />

Menschen schon mit eingebauten<br />

künstlichen Herzen herumlaufen und<br />

die Krankenhäuser nur noch ,Baugruppen‘<br />

im menschlichen Organismus<br />

austauschen – wird auf jedem<br />

Bagger immer noch ein Mensch sitzen!<br />

Der Umgang mit Erde und Fels<br />

verträgt kein Programm.“<br />

<strong>Baumaschinen</strong><br />

9 Zunehmend werden <strong>Baumaschinen</strong> mit ihrem Umfeld<br />

„kommunizieren“: Hier richtet sich ein am Trassenrand<br />

stehender zielverfolgender Computertachymeter stets<br />

automatisch auf die vorbeifahrende Baumaschine, einen<br />

O&K-Grader<br />

Ein Drittel Jahrhundert später und<br />

trotz aller Computertechnik, haben<br />

diese Worte eine erstaunliche Aktualität:<br />

<strong>Baumaschinen</strong> bleiben Außenseiter,<br />

denn sie entziehen sich hartnäckig<br />

einer durchgreifenden Automation.<br />

Sie bleiben – trotz aller Elektronik<br />

und Teilautomatisierungen –<br />

nichts anderes als Werkzeuge in der<br />

Hand des Menschen. Wichtiger werden<br />

wird im kommenden Jahrhundert<br />

aber der Einsatz dieser Werkzeuge<br />

– hoffentlich zu unser aller Wohl<br />

und nicht allzu sehr gegen Natur und<br />

Umwelt.<br />

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