Strategisches Bildungsmanagement - Universität St.Gallen
Strategisches Bildungsmanagement - Universität St.Gallen
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<strong><strong>St</strong>rategisches</strong> <strong>Bildungsmanagement</strong><br />
- Entstehung von Bildungsstrategien in Unternehmen<br />
D I S S E R T A T I O N<br />
der <strong>Universität</strong> <strong>St</strong>. <strong>Gallen</strong>,<br />
Hochschule für Wirtschafts-,<br />
Rechts- und Sozialwissenschaften (HSG)<br />
zur Erlangung der Würde einer<br />
Doktorin der Wirtschaftswissenschaften<br />
vorgelegt von<br />
Laetitia Alix Victoria Bünger<br />
von<br />
Zürich<br />
Genehmigt auf Antrag von<br />
Herrn Prof. Dr. Dieter Euler<br />
und<br />
Frau Prof. Dr. Sabine Seufert<br />
Dissertation Nr. 3611<br />
(Difo-Druck GmbH, Bamberg 2009)
Die <strong>Universität</strong> <strong>St</strong>. <strong>Gallen</strong>, Hochschule für Wirtschafts-, Rechts- und<br />
Sozialwissenschaften (HSG), gestattet hiermit die Drucklegung der vorliegenden<br />
Dissertation, ohne damit zu den darin ausgesprochenen Anschauungen <strong>St</strong>ellung zu<br />
nehmen.<br />
<strong>St</strong>. <strong>Gallen</strong>, den 19. Mai 2009<br />
Der Rektor:<br />
Prof. Ernst Mohr, PhD
GELEITWORT<br />
Lange Jahre galt das betriebliche <strong>Bildungsmanagement</strong> in vielen Unternehmen als ein<br />
Bereich, der bestenfalls für Repräsentationszwecke bedeutsam war. In dicken Katalogen<br />
wurde das Angebot an Kursen und Seminaren aufgelistet, das zumeist zwar mit<br />
wohlklingenden Namen versehen, aber nur selten mit den jeweils dominierenden Themen<br />
und Veränderungsprozessen im Unternehmen verbunden war. <strong>Bildungsmanagement</strong> -<br />
sofern dieser Begriff überhaupt verwendet wurde - reduzierte sich auf eine Funktion der<br />
angebotsorientierten Personaladministration. Diese Sichtweise hat sich in den beiden<br />
vergangenen Dekaden deutlich verändert. Heute wird das betriebliche<br />
<strong>Bildungsmanagement</strong> auf seinen Nutzen für die Unterstützung strategischer Initiativen<br />
und Prozesse reflektiert. Im Rahmen eines "strategic alignment" ist es mit der<br />
Entwicklung und Implementierung von Unternehmensstrategien verzahnt. Zugleich wird<br />
das <strong>Bildungsmanagement</strong> im Sinne einer Bereichsstrategie selbst zum Gegenstand<br />
strategischer Aktivitäten.<br />
An dieser <strong>St</strong>elle setzt die Untersuchung von Frau Bünger an. Sie hebt auf die Frage nach<br />
der Entstehung von Bildungsstrategien im Unternehmen ab und fragt insbesondere nach<br />
den Spezifika der <strong>St</strong>rategieentwicklung im Bildungsbereich. Aufgrund des<br />
Neuigkeitsgrads der Problemstellung sowohl in der wirtschaftspädagogischen Theorie als<br />
auch in der Bildungspraxis wählt Frau Bünger einen explorativen Zugang, der auf die<br />
Erfassung und Systematisierung zentraler Erscheinungsformen und Gestaltungsansätze<br />
zielt. Methodologisch lehnt sie sich an hermeneutische Verfahren an, die<br />
forschungspraktisch in spezifische Methoden der qualitativen Sozialforschung münden.<br />
Angeleitet durch die Grundfigur des hermeneutischen Zirkels strebt die Untersuchung<br />
eine schrittweise verfeinerte Theoriebildung an, wobei sich die Iterationsschritte zur<br />
Ausdifferenzierung und Verfeinerung der Theorie sowohl aus theoretischen Reflexionen<br />
als auch aus fallbezogenen empirischen Analysen speisen. In immer neuen Bewegungen<br />
vom (theoretisch erschlossenen) Allgemeinen zum (empirisch erarbeiteten) Besonderen<br />
entwickelt die Autorin schliesslich einen Bezugsrahmen, der den Prozess der<br />
Entwicklung von Bildungsstrategien beschreibt und als heuristische Orientierung anleiten<br />
kann.<br />
Eine <strong>St</strong>ärke der Untersuchung liegt in der Übertragung der generischen Theorie des<br />
strategischen Managements auf das neue Anwendungsfeld des strategischen<br />
<strong>Bildungsmanagement</strong>s. Dieser Transferanspruch ist mit dem Betreten von theoretischem<br />
Neuland verbunden. Für dieses neue Terrain bietet die vorliegende Arbeit eine Vielzahl<br />
von interessanten Zugängen. Nicht das fertige Konzept, sondern der Aufriss von neuen
Perspektiven stehen dabei im Vordergrund. Wenn sich wissenschaftliches Arbeiten nicht<br />
darin erschöpft, abgeschlossene Antworten geben zu wollen, sondern das Nach- und<br />
Weiterdenken des Lesers anzuregen, dann kann die Untersuchung von Frau Bünger als<br />
ein gelungener Beitrag bewertet werden.<br />
<strong>St</strong>. <strong>Gallen</strong>, im Juni 2009 Dieter Euler
VORWORT UND DANKSAGUNG<br />
Vor nun schon sieben Jahren begann mich während meiner <strong>St</strong>udienzeit das Thema<br />
Lernen und deren Organisation in Unternehmen zu interessieren. Dass das Resultat dieser<br />
Faszination eine Dissertation sein würde, hätte damals meine kühnsten Träume<br />
übertroffen.<br />
Der Weg, auf dem ich mich dabei begeben habe, war nicht immer einfach: Verschiedene<br />
Welten, Kulturen, Mindsets, Lebensweisen und Gedanken unter einen Hut zu bringen,<br />
stellte meine Dissertation und mich selbst immer wieder vor neuen Herausforderungen.<br />
All diese verschiedenen Impulse haben nun in meiner Dissertation Form angenommen.<br />
Ein Gedanke war beim Verfassen meiner Arbeit handlungsleitend: Grosses Anliegen war<br />
für mich eine betriebswirtschaftliche Perspektive in die betriebliche Bildungsorganisation<br />
zu bringen, die die Eigenheiten von Lernen berücksichtigt. Das Thema<br />
Lernen faszinierte und fasziniert mich noch heute: Lernen ist Entwicklung und wo<br />
Entwicklung ist, ist Leben. Was gibt es also Sinnstiftenderes als sich mit Fragen zum<br />
Lernen zu befassen?<br />
Am Ziel meiner Reise angelangt, bin ich dankbar: Dankbar für alle Begegnungen und<br />
Wiederbegegnungen von wunderbaren Menschen, die ich durch meine Dissertation<br />
erfahren habe; dankbar, dass ich einen persönlichen Lebenstraum mit der nötigen<br />
Hingabe erfüllen konnte und durfte.<br />
Auf meinem Weg haben mich verschiedene Personen begleitet. Ohne diese wäre das<br />
Verfassen dieser Arbeit nicht möglich gewesen. Ihnen möchte ich aufrichtig danken:<br />
Herrn Prof. Dr. Dieter Euler für die persönliche, fachliche und vertrauensvolle<br />
Betreuung meiner Arbeit.<br />
Frau Prof. Dr. Sabine Seufert für die Annahme des Koreferats.<br />
Herrn Curdin Duschletta für das entgegengebrachte Vertrauen und die Freiheit bei UBS<br />
allem zu folgen, was für meine Arbeit von Relevanz war.<br />
Herrn Andreas <strong>St</strong>öckli und sein Ladies' Team für den ruhigen, strukturierten und<br />
vertrauensvollen Arbeitsalltag.<br />
Meinen Interviewpartnern für die Zeit und Geduld, die sie mir während meiner<br />
Interviews entgegenbrachten.<br />
All diese aufgezählten Personen entfachten, jeder in seiner Art, immer wieder von neuem<br />
das Feuer zum Thema Lernen in mir.
Besonders herzlich danke ich für die wohlwollende Unterstützung<br />
meiner Patin Anne-Marie Hodgskin-Roesle und Frau Francisca Gambaro.<br />
Meine Arbeit widme ich meiner treuesten Wegbegleiterin, meiner Mutter,<br />
Marie-Alix Roesle. Sie glaubte immer an mich und ohne sie hätte ich das für meinen Weg<br />
nötige Vertrauen nie gefunden. Bedingungslos stand sie mir in jeder Situation bei. Ich<br />
danke Ihr von Herzen.<br />
Zürich, Ende Dezember 2008 Laetitia Alix Victoria Bünger
Überblick I<br />
ÜBERBLICK<br />
INHALTSVERZEICHNIS ............................................................................................III<br />
ABBILDUNGSVERZEICHNIS......................................................................................X<br />
TABELLENVERZEICHNIS...................................................................................... XIV<br />
ABKÜRZUNGSVERZEICHNIS .................................................................................XV<br />
ZUSAMMENFASSUNG ............................................................................................XVII<br />
ABSTRACT............................................................................................................... XVIII<br />
I EINFÜHRUNG .........................................................................................................1<br />
1 Ausgangslage und Problemstellung............................................................................1<br />
2 Forschungsdesign........................................................................................................2<br />
II THEORETISCHE GRUNDLAGEN ZUR BETRIEBLICHEN BILDUNG.....14<br />
1 Begriffsklärung .........................................................................................................14<br />
2 Forschungsfokus .......................................................................................................22<br />
3 Ausprägungsformen von Betrieblicher Bildung .......................................................36<br />
III ENTWICKLUNG EINES BEZUGSRAHMENS ZUR ENTSTEHUNG VON<br />
BILDUNGSSTRATEGIEN....................................................................................40<br />
1 Theoretische Grundlagen des Bezugsrahmens .........................................................41<br />
2 Vorgehensmodelle zur Entwicklung eines Bezugsrahmens zur Analyse der<br />
Entstehung von Bildungsstrategien...........................................................................51<br />
3 Analyse der Entstehung von <strong>St</strong>rategien ....................................................................58<br />
4 Bezugsrahmen I: Entstehung von Bildungsstrategien ..............................................96<br />
IV EMPIRISCHE UNTERSUCHUNGEN ..............................................................132<br />
1 Das Unternehmen UBS AG und sein Ausbildungsressort in GWM&BB..............135<br />
2 Fallstudie 1: Positionierung.....................................................................................143<br />
3 Fallstudie 2: Wertschöpfung ...................................................................................173<br />
4 Fallstudie 3: Realisierte <strong>St</strong>rategieimplementierung ................................................190<br />
5 Zusammenführung der Erkenntnisse ......................................................................205
II Überblick<br />
V BEZUGSRAHMEN II: ENTSTEHUNG VON BILDUNGSSTRATEGIEN..207<br />
VI ÜBERLEGUNGEN ZU DEN ERGEBNISSEN FÜR WISSENSCHAFT UND<br />
PRAXIS..................................................................................................................220<br />
1 Reflexion des Forschungsvorgehens.......................................................................220<br />
2 Desiderata für weiterführende Forschungsaktivitäten ............................................223<br />
3 Überlegungen zur Anwendung in der Praxis ..........................................................227<br />
VII SCHLUSSBETRACHTUNG ...............................................................................230<br />
1 Ziele und Ergebnisse dieser Arbeit .........................................................................230<br />
2 Abschliessende Reflexion der Ergebnisse ..............................................................234<br />
3 Abschliessende Gedanken.......................................................................................236<br />
ANHANG...........................................................................................................CCXXXIX<br />
Anhang A:........................................................................................................... CCXXXIX<br />
Anhang B: ...................................................................................................................CCXL<br />
Anhang C: ..................................................................................................................CCXLI<br />
Anhang D:................................................................................................................ CCXLII<br />
QUELLENVERZEICHNIS................................................................................CCXLIII
Inhaltsverzeichnis III<br />
INHALTSVERZEICHNIS<br />
ABBILDUNGSVERZEICHNIS......................................................................................X<br />
TABELLENVERZEICHNIS...................................................................................... XIV<br />
ABKÜRZUNGSVERZEICHNIS .................................................................................XV<br />
ZUSAMMENFASSUNG ............................................................................................XVII<br />
ABSTRACT............................................................................................................... XVIII<br />
I Einführung.................................................................................................................1<br />
1 Ausgangslage und Problemstellung.........................................................................1<br />
2 Forschungsdesign ......................................................................................................2<br />
2.1 Forschungsziel und Forschungsfrage....................................................................2<br />
2.2 Forschungsvorgehen .............................................................................................3<br />
2.2.1 Wissenschaftstheoretisches Grundverständnis ..............................................4<br />
2.2.2 Relevanz der Hermeneutik für die Dissertation.............................................7<br />
2.2.3 Methodologisches Vorgehen..........................................................................9<br />
2.3 Aufbau der Arbeit ...............................................................................................11<br />
II THEORETISCHE GRUNDLAGEN ZUR BETRIEBLICHEN BILDUNG.....14<br />
1 Begriffsklärung........................................................................................................14<br />
2 Forschungsfokus......................................................................................................22<br />
2.1 Betriebliche Bildung und <strong>Bildungsmanagement</strong> ................................................22<br />
2.1.1 Konkretisierung des Begriffs der Betrieblichen Bildung.............................22<br />
2.1.2 Konkretisierung des Begriffs <strong>Bildungsmanagement</strong>....................................24<br />
2.2 Einordung der Forschungsfrage in den wissenschaftlichen Diskurs der<br />
Betrieblichen Bildung .........................................................................................26<br />
2.2.1 Positionierung im Feld der Betrieblichen Bildung......................................26<br />
2.2.2 Positionierung in den Forschungsbeiträgen zur Betrieblichen Bildung .....30<br />
2.3 Konzeptionelle Abgrenzung ...............................................................................34<br />
3 Ausprägungsformen von Betrieblicher Bildung ..................................................36
IV Inhaltsverzeichnis<br />
III ENTWICKLUNG EINES BEZUGSRAHMENS ZUR ENTSTEHUNG VON<br />
BILDUNGSSTRATEGIEN....................................................................................40<br />
1 Theoretische Grundlagen des Bezugsrahmens.....................................................41<br />
1.1 Begriffsbestimmung <strong>St</strong>rategie.............................................................................41<br />
1.2 Gestaltungsebenen von <strong>St</strong>rategien ......................................................................42<br />
1.3 Definition des Begriffs Entstehung einer <strong>St</strong>rategie ............................................45<br />
1.4 Der <strong>St</strong>rategieformierungsprozess........................................................................45<br />
1.5 Der integrative Arbeitsrahmen nach Chakravarthy et al.....................................48<br />
1.6 Implikationen für die Auswahl der Vorgehensmodelle zur Analyse der<br />
Entstehung von Bildungsstrategien.....................................................................50<br />
2 Vorgehensmodelle zur Entwicklung eines Bezugsrahmens zur Analyse der<br />
Entstehung von Bildungsstrategien.......................................................................51<br />
2.1 Der General Management Navigator (GMN) .....................................................52<br />
2.2 Bezugsrahmen Gestaltungsfelder eines innovationsorientierten<br />
<strong>Bildungsmanagement</strong>s ........................................................................................53<br />
2.3 Implikationen der beiden Vorgehensmodelle für die weitere Arbeit..................56<br />
3 Analyse der Entstehung von <strong>St</strong>rategien................................................................58<br />
3.1 Initiierung............................................................................................................58<br />
3.2 Positionierung .....................................................................................................61<br />
3.2.1 Analyse der Einflusskräfte auf das Unternehmen........................................62<br />
3.2.1.1 Ausgangssituation ....................................................................................62<br />
3.2.1.2 Analyse der Einflusskräfte der Umwelt...................................................63<br />
3.2.1.3 Analyse der Einflusskräfte des Unternehmens ........................................65<br />
3.2.1.4 Integrierte Betrachtung ............................................................................66<br />
3.2.2 Generieren von Optionen.............................................................................69<br />
3.2.2.1 Variation der Marktstrategie....................................................................70<br />
3.2.2.2 Substanz der Marktstrategie.....................................................................71<br />
3.2.2.3 Feld der Marktstrategie ............................................................................71<br />
3.2.2.4 <strong>St</strong>il der Marktstrategie..............................................................................72
Inhaltsverzeichnis V<br />
3.2.3 Entscheiden für eine Alternative..................................................................74<br />
3.3 Wertschöpfung ....................................................................................................76<br />
3.3.1 Analyse der Wertschöpfung .........................................................................77<br />
3.3.1.1 Ausgangssituation ....................................................................................77<br />
3.3.1.2 Wertschöpfungsmodell der Branche........................................................78<br />
3.3.1.3 Eigenes Wertschöpfungsmodell...............................................................79<br />
3.3.1.4 Integrierte Betrachtung ............................................................................80<br />
3.3.2 Generieren von Optionen.............................................................................81<br />
3.3.2.1 Konfiguration der Wertschöpfung ...........................................................81<br />
3.3.2.2 Gestaltung der Wertschöpfung ................................................................83<br />
3.3.3 Entscheiden für eine Alternative..................................................................88<br />
3.4 Veränderung........................................................................................................90<br />
3.5 Zusammenfassung...............................................................................................92<br />
4 Bezugsrahmen I: Entstehung von Bildungsstrategien.........................................96<br />
4.1 Initiierung............................................................................................................96<br />
4.2 Positionierung .....................................................................................................97<br />
4.2.1 Analyse der Einflusskräfte auf eine Bildungsorganisation..........................98<br />
4.2.1.1 Ausgangssituation ....................................................................................98<br />
4.2.1.2 Analyse der Einflusskräfte der Umwelt...................................................98<br />
4.2.1.3 Analyse der Einflusskräfte der Bildungsorganisation ...........................105<br />
4.2.1.4 Integrierte Betrachtung ..........................................................................111<br />
4.2.2 Generieren von Optionen...........................................................................112<br />
4.2.2.1 Variation der Marktstrategie..................................................................114<br />
4.2.2.2 Substanz der Marktstrategie...................................................................115<br />
4.2.2.3 Feld der Marktstrategie ..........................................................................115<br />
4.2.2.4 <strong>St</strong>il der Marktstrategie............................................................................116<br />
4.2.3 Entscheiden für eine Alternative................................................................117
VI Inhaltsverzeichnis<br />
4.3 Wertschöpfung ..................................................................................................119<br />
4.3.1 Analyse der Wertschöpfung .......................................................................119<br />
4.3.1.1 Ausgangssituation ..................................................................................120<br />
4.3.1.2 Wertschöpfungsmodell der Branche......................................................120<br />
4.3.1.3 Eigenes Wertschöpfungsmodell.............................................................121<br />
4.3.1.4 Integrierte Betrachtung ..........................................................................122<br />
4.3.2 Generieren von Optionen...........................................................................123<br />
4.3.2.1 Konfiguration der Wertschöpfung .........................................................123<br />
4.3.2.2 Gestaltung der Wertschöpfung ..............................................................123<br />
4.3.3 Entscheiden für eine Alternative................................................................126<br />
4.4 Veränderung......................................................................................................128<br />
4.5 Zusammenfassung.............................................................................................128<br />
IV EMPIRISCHE UNTERSUCHUNGEN ..............................................................132<br />
1 Das Unternehmen UBS AG und sein Ausbildungsressort in GWM&BB .......135<br />
1.1 Die UBS AG und die Unternehmensgruppe GWM&BB .................................135<br />
1.2 Das Ausbildungsressort von UBS GWM&BB .................................................137<br />
1.3 Zusammenhang und Abhängigkeiten zwischen den Fallstudien und dem<br />
Ausbildungsressorts LDC .................................................................................142<br />
2 Fallstudie 1: Positionierung..................................................................................143<br />
2.1 Untersuchungsdesign ........................................................................................143<br />
2.1.1 Datenerhebung und -aufbereitung.............................................................144<br />
2.1.2 Auswertung.................................................................................................146<br />
2.2 Ergebnisse .........................................................................................................149<br />
2.2.1 Analyse der Einflusskräfte auf eine Bildungsorganisation........................150<br />
2.2.1.1 Ausgangssituation ..................................................................................151<br />
2.2.1.2 Analyse der Einflusskräfte der Umwelt.................................................151<br />
2.2.1.3 Analyse der Einflusskräfte der Bildungsorganisation ...........................157<br />
2.2.1.4 Integrierte Betrachtung ..........................................................................162
Inhaltsverzeichnis VII<br />
2.2.2 Weitere Hauptkategorien und Kategorien zur Analyse der<br />
Positionierung............................................................................................163<br />
2.2.3 Zusammenfassung der Analyse der Positionierung...................................163<br />
2.2.4 Generieren von Optionen...........................................................................164<br />
2.2.4.1 Variation der Marktstrategie..................................................................165<br />
2.2.4.2 Substanz der Marktstrategie...................................................................166<br />
2.2.4.3 Feld der Marktstrategie ..........................................................................166<br />
2.2.4.4 <strong>St</strong>il der Marktstrategie............................................................................167<br />
2.2.5 Weitere Kategorien zu den möglichen <strong>St</strong>rategieoptionen..........................168<br />
2.2.6 Zusammenfassung des Generierens von Optionen ....................................169<br />
2.2.7 Entscheiden für eine Alternative................................................................169<br />
2.2.8 Besonderheiten der Betrieblichen Bildung ................................................170<br />
2.3 Zusammenfassende Betrachtung.......................................................................172<br />
3 Fallstudie 2: Wertschöpfung ................................................................................173<br />
3.1 Untersuchungsdesign ........................................................................................173<br />
3.1.1 Datenerhebung und -aufbereitung.............................................................174<br />
3.1.2 Auswertung.................................................................................................175<br />
3.2 Ergebnisse .........................................................................................................177<br />
3.2.1 Analyse der Wertschöpfung einer Bildungsorganisation ..........................178<br />
3.2.1.1 Ausgangssituation ..................................................................................179<br />
3.2.1.2 Wertschöpfungsmodell der Branche......................................................179<br />
3.2.1.3 Eigenes Wertschöpfungsmodell.............................................................180<br />
3.2.1.4 Integrierte Betrachtungsweise................................................................181<br />
3.2.2 Weitere Hauptkategorien und Kategorien zur Analyse der<br />
Wertschöpfung ...........................................................................................182<br />
3.2.3 Zusammenfassung der Analyse der Wertschöpfung ..................................182
VIII Inhaltsverzeichnis<br />
3.2.4 Generieren von Optionen...........................................................................182<br />
3.2.4.1 Konfiguration der Wertschöpfung der Bildungsorganisation................183<br />
3.2.4.2 Gestaltung der Wertschöpfung der Bildungsorganisation.....................184<br />
3.2.5 Weitere Kategorien zu den möglichen <strong>St</strong>rategieoptionen..........................187<br />
3.2.6 Zusammenfassung des Generierens von Optionen ....................................187<br />
3.2.7 Entscheiden für eine Alternative................................................................188<br />
3.2.8 Besonderheiten der Betrieblichen Bildung ................................................188<br />
3.3 Zusammenfassende Betrachtung.......................................................................188<br />
4 Fallstudie 3: Realisierte <strong>St</strong>rategieimplementierung...........................................190<br />
4.1 Untersuchungsdesign ........................................................................................190<br />
4.1.1 Datenerhebung und -aufbereitung.............................................................191<br />
4.1.2 Auswertung.................................................................................................192<br />
4.2 Ergebnisse .........................................................................................................192<br />
4.2.1 Hintergründe zum Projekt UBS Lernpfad..................................................192<br />
4.2.1.1 Ausgangslage: Die Ausbildungszielgruppe und deren Anforderungen an<br />
eine Ausbildung ....................................................................................................192<br />
4.2.1.2 Konzept und Hintergründe des UBS Lernpfades ..................................194<br />
4.2.1.3 Entscheid des LDC zu Gunsten des Projektes .......................................197<br />
4.2.2 Die Implementierungsdimensionen............................................................198<br />
4.2.2.1 Didaktische Dimension..........................................................................198<br />
4.2.2.2 Organisatorische Dimension..................................................................199<br />
4.2.2.3 Sozio-kulturelle Dimension ...................................................................200<br />
4.2.2.4 Technologische Dimension....................................................................200<br />
4.2.2.5 Ökonomische Dimension.......................................................................201<br />
4.3 Zusammenfassende Betrachtung.......................................................................202<br />
5 Zusammenführung der Erkenntnisse .................................................................205
Inhaltsverzeichnis IX<br />
V BEZUGSRAHMEN II: ENTSTEHUNG VON BILDUNGSSTRATEGIEN..207<br />
VI ÜBERLEGUNGEN ZU DEN ERGEBNISSEN FÜR WISSENSCHAFT UND<br />
PRAXIS..................................................................................................................220<br />
1 Reflexion des Forschungsvorgehens....................................................................220<br />
2 Desiderata für weiterführende Forschungsaktivitäten .....................................223<br />
3 Überlegungen zur Anwendung in der Praxis .....................................................227<br />
VII SCHLUSSBETRACHTUNG ...............................................................................230<br />
1 Ziele und Ergebnisse dieser Arbeit......................................................................230<br />
2 Abschliessende Reflexion der Ergebnisse ...........................................................234<br />
3 Abschliessende Gedanken ....................................................................................236<br />
ANHANG...........................................................................................................CCXXXIX<br />
Anhang A:..........................................................................................................CCXXXIX<br />
Anhang B:................................................................................................................. CCXL<br />
Anhang C:................................................................................................................CCXLI<br />
Anhang D:.............................................................................................................. CCXLII<br />
QUELLENVERZEICHNIS................................................................................CCXLIII<br />
CURRICULUM VITAE................................................................................. CCLXXVII
X Abbildungsverzeichnis<br />
ABBILDUNGSVERZEICHNIS<br />
Abbildung 1: Aufbau des Unterkapitels 2.2 ....................................................................3<br />
Abbildung 2: Hermeneutischer Zirkel .............................................................................5<br />
Abbildung 3: Forschungsprozess der Dissertation ..........................................................8<br />
Abbildung 4: Aufbau der Dissertation...........................................................................12<br />
Abbildung 5: Aufbau des Hauptkapitels II ....................................................................14<br />
Abbildung 6: Aufbau des 2. Kapitels.............................................................................22<br />
Abbildung 7: Differenzierung des Bildungsbegriffs nach Euler ...................................25<br />
Abbildung 8: Bezugsrahmen für die Handlungsbereiche des <strong>Bildungsmanagement</strong>s ..27<br />
Abbildung 9: Normative Orientierung des <strong>Bildungsmanagement</strong>s...............................27<br />
Abbildung 10: <strong>St</strong>rategische Entwicklung im <strong>Bildungsmanagement</strong>...............................28<br />
Abbildung 11: Prozesse innerhalb des operativen Vollzugs im <strong>Bildungsmanagement</strong> ..29<br />
Abbildung 12: Aufbau des Hauptkapitels III...................................................................40<br />
Abbildung 13: Aufbau des 6. Kapitels.............................................................................41<br />
Abbildung 14: Wichtige Gestaltungsebenen des <strong>St</strong>rategischen Managements...............43<br />
Abbildung 15: Formierung von <strong>St</strong>rategien ......................................................................46<br />
Abbildung 16: <strong>St</strong>rategieentstehungsprozess der <strong>St</strong>rategischen Planung .........................47<br />
Abbildung 17: Integrierter Arbeitsrahmen für <strong>St</strong>rategische Forschung ..........................48<br />
Abbildung 18: Bezugsrahmen des General Management Navigator (GMN) .................52<br />
Abbildung 19: Bezugsrahmen Gestaltungsfelder eines innovationsorientierten<br />
<strong>Bildungsmanagement</strong>s.............................................................................54<br />
Abbildung 20: Aufbau des 3. und 4. Kapitels..................................................................57<br />
Abbildung 21: Bezugsrahmen zur Gestaltung der Initiierungsarbeit ..............................59<br />
Abbildung 22: Aufbau des Unterkapitels 3.2 ..................................................................62<br />
Abbildung 23: Ressourcenpyramide eines Unternehmens ..............................................66<br />
Abbildung 24: Übersicht über die Analyse der Positionierung bei der Entstehung von<br />
<strong>St</strong>rategien .................................................................................................68<br />
Abbildung 25: Produkt/Markt-Matrix .............................................................................72
Abbildungsverzeichnis XI<br />
Abbildung 26: Optionsrahmen der Positionierungsarbeit für Organisationen ................73<br />
Abbildung 27: Resultate der Positionierung bei der Entstehung von <strong>St</strong>rategien.............75<br />
Abbildung 28: Aufbau des Unterkapitels 3.3 ..................................................................77<br />
Abbildung 29: Übersicht der Analyse der Wertschöpfung bei der Entstehung von<br />
<strong>St</strong>rategien .................................................................................................80<br />
Abbildung 30: Wertschöpfungsmodelle des Orchestrators, des Integrators, des<br />
Schichtenspezialisten und des Pioniers ...................................................82<br />
Abbildung 31: Optionsrahmen der Wertschöpfungsarbeit für Organisationen...............88<br />
Abbildung 32: Resultate der Wertschöpfung bei der Entstehung von <strong>St</strong>rategien ...........90<br />
Abbildung 33: Bezugsrahmen zur Gestaltung der Veränderungsarbeit ..........................91<br />
Abbildung 34: Bezugsrahmen zur Analyse der Entstehung von <strong>St</strong>rategien....................93<br />
Abbildung 35: Aufbau des Unterkapitels 4.2 ..................................................................97<br />
Abbildung 36: Leistungsangebot der Bildungsorganisation in einem Unternehmen....106<br />
Abbildung 37: Ausmass der Verbindung von Lernen mit <strong>St</strong>rategie und<br />
Geschäftsprozessen................................................................................107<br />
Abbildung 38: Globale Koordination/Integration und nationale<br />
Anpassung/Differenzierung...................................................................110<br />
Abbildung 39: Übersicht der Analyse der Positionierung bei der Entstehung von<br />
Bildungsstrategien .................................................................................112<br />
Abbildung 40: Optionsrahmen der Positionierungsarbeit für Bildungsorganisationen.117<br />
Abbildung 41: Resultate der Positionierung bei der Entstehung von Bildungsstrategien...<br />
...............................................................................................................118<br />
Abbildung 42: Aufbau des Unterkapitels 4.3 ................................................................119<br />
Abbildung 43: Exemplarisches Wertschöpfungsmodell für eine Bildungsorganisation.....<br />
...............................................................................................................121<br />
Abbildung 44: Übersicht der Analyse der Wertschöpfung bei der Entstehung von<br />
Bildungsstrategien .................................................................................122<br />
Abbildung 45: Optionsrahmen der Wertschöpfungsarbeit für Bildungsorganisationen .....<br />
...............................................................................................................126
XII Abbildungsverzeichnis<br />
Abbildung 46: Resultate der Wertschöpfung bei der Entstehung von Bildungsstrategien .<br />
...............................................................................................................127<br />
Abbildung 47: Bezugsrahmen zur Analyse der Entstehung von Bildungsstrategien....130<br />
Abbildung 48: Verlauf der empirischen Untersuchungen .............................................134<br />
Abbildung 49: Aufbau des Hauptkapitels IV ................................................................135<br />
Abbildung 50: Überblick über die Geschäftsprioritäten von UBS GWM&BB ............137<br />
Abbildung 51: <strong>St</strong>rategische Geschäftsprioritäten des LDC...........................................139<br />
Abbildung 52: Wertschöpfungsprozess von LDC.........................................................141<br />
Abbildung 53: Abhängigkeiten der drei Fallstudien untereinander ..............................143<br />
Abbildung 54: Ablaufmodell induktiver Kategorienbildung ........................................147<br />
Abbildung 55: Hauptkategorie, Kategorie und Subkategorie der Analyse der<br />
Positionierung ........................................................................................148<br />
Abbildung 56: Kategorien Generieren von Optionen der Positionierung .....................148<br />
Abbildung 57: Weiterentwickelter Bezugsrahmen zur Analyse der Positionierung.....163<br />
Abbildung 58: Weiterentwickelter Bezugsrahmen zum Generieren von Optionen der<br />
Positionierung ........................................................................................169<br />
Abbildung 59: Weiterentwickelter Bezugsrahmen der Positionierung .........................172<br />
Abbildung 60: Hauptkategorie und Kategorien der Analyse der Wertschöpfung.........176<br />
Abbildung 61: Hauptkategorien, Kategorien und Subkategorien Generieren von<br />
Optionen der Wertschöpfung.................................................................177<br />
Abbildung 62: E-Learning Wertschöpfungsmodell von UBS.......................................181<br />
Abbildung 63: Weiterentwickelter Bezugsrahmen zur Analyse der Wertschöpfung....182<br />
Abbildung 64: Weiterentwickelter Bezugsrahmen zum Generieren von Optionen der<br />
Wertschöpfung.......................................................................................187<br />
Abbildung 65: Weiterentwickelter Bezugsrahmen der Wertschöpfung........................189<br />
Abbildung 66: Sicht des Endusers - Einstieg über Edunet in den Lernpfad .................195<br />
Abbildung 67: Konzeption des UBS Lernpfades ..........................................................196<br />
Abbildung 68: Weiterentwickelter Bezugsrahmen zur Analyse der Entstehung von<br />
Bildungsstrategien .................................................................................205
Abbildungsverzeichnis XIII<br />
Abbildung 69: Bezugsrahmen II....................................................................................209<br />
Abbildung 70: Bezugsrahmen Gestaltungsfelder eines innovationsorientierten<br />
<strong>Bildungsmanagement</strong>s...........................................................................211<br />
Abbildung 71: Aufbau des Hauptkapitels VI ................................................................220<br />
Abbildung 72: Aufbau des Hauptkapitels VII ...............................................................230
XIV Tabellenverzeichnis<br />
TABELLENVERZEICHNIS<br />
Tabelle 1: Repräsentative Anspruchsgruppen eines Unternehmens mit ihren Erwartungen<br />
..........................................................................................................................64<br />
Tabelle 2: Anspruchsgruppen einer Bildungsorganisation in einem Unternehmen mit<br />
ihren Erwartungen ..........................................................................................103<br />
Tabelle 3: Analyse der allgemeinen Umwelt für den Bildungsbereich...........................104
Abkürzungsverzeichnis XV<br />
ABKÜRZUNGSVERZEICHNIS<br />
Abb. Abbildung<br />
a.o. ausserordentlich<br />
bspw. beispielsweise<br />
bzw. beziehungsweise<br />
ca. circa<br />
CEO Chief Executive Officer<br />
CHF Schweizer Franken<br />
dt. deutsch<br />
d.h. das heisst<br />
EC Case Executive Committee Case<br />
Ed. Edition<br />
engl. Englisch<br />
etc. et cetera<br />
ev. eventuell<br />
et al. et alii<br />
E&D Education & Development<br />
f. folgend<br />
ff. folgende Seiten<br />
ggf. gegebenenfalls<br />
GMN General Management Navigator<br />
GWM&BB Global Wealth Management & Business Banking<br />
HIL High Impact Learning<br />
HR Human Resources<br />
Hrsg. Herausgeber<br />
HSG Hochschule <strong>St</strong>. <strong>Gallen</strong><br />
HTML Hypertext Markup Language<br />
http Hypertext Transfer Protokoll<br />
Iss. Issue<br />
i.d.R. in der Regel<br />
i.e.S. im engeren Sinn<br />
Ifb Institut für Betriebswirtschaft<br />
i.w.S. im weiteren Sinn<br />
Jg. Jahrgang<br />
Kostenmin. Kostenminimierung<br />
LDC Learning Development Center<br />
Ltd. Limited<br />
LRM Learning Relationship Manager<br />
Mio. Million
XVI Abkürzungsverzeichnis<br />
Mrd. Milliarde<br />
MS&D Market <strong>St</strong>rategy & Development<br />
MTM Management Team Meeting<br />
No. Number<br />
Nr. Nummer<br />
Nutzenopt. Nutzenoptimierung<br />
N.N. No Name<br />
NYSE New York <strong>St</strong>ock Exchange<br />
NZZ Neue Zürcher Zeitung<br />
o. A. ohne Autorenangabe<br />
o. J. ohne Jahr<br />
o. O. ohne Ort<br />
o.S. ohne Seitenangabe<br />
PKB Privat Kunden Basis<br />
PKI Privat Kunden Individual<br />
resp. respektive<br />
scil Swiss Center for Innovations in Learning<br />
SGE <strong>St</strong>rategische Geschäftseinheiten<br />
SGF <strong>St</strong>rategische Geschäftsfelder<br />
SME Subject Matter Expert<br />
sog. sogenannt<br />
SWX Swiss Exchange<br />
S. Seite<br />
T Text<br />
T1 erweitertes Textverständnis<br />
TSE Tokio <strong>St</strong>ock Exchange<br />
u.a. unter anderem<br />
URL Uniform Resource Locator<br />
usw. und so weiter<br />
V Vorverständnis<br />
V1 erweitertes Vorverständnis<br />
Vgl. Vergleiche<br />
Vol. Volume<br />
WBT Web Based Training<br />
www World Wide Web<br />
z.B. zum Beispiel<br />
zit. zitiert<br />
Zs.arbeit Zusammenarbeit<br />
Zs.führung Zusammenführung
Zusammenfassung XVII<br />
ZUSAMMENFASSUNG<br />
Wollen Unternehmen in den sich ständig verändernden Rahmenbedingungen<br />
wettbewerbsfähig bleiben, müssen sie dem Lernen und Wissen strategische Priorität<br />
beimessen. Hierzu kann die Bildungsorganisation mit ihrer Bildungsstrategie im eigenen<br />
Unternehmen entscheidende Impulse geben.<br />
Zielsetzung der Dissertation ist es daher, einen Beitrag zur Theoriebildung in Bezug auf<br />
die Entstehung von Bildungsstrategien in Unternehmen zu leisten. Die vorliegende Arbeit<br />
berücksichtigt die Besonderheiten der Betrieblichen Bildung und arbeitet die<br />
Unterschiede einer Bildungsstrategie im Vergleich zu anderen <strong>St</strong>rategien heraus.<br />
Die Hermeneutik, die Kunstlehre des Verstehens, stellt mit dem hermeneutischen Zirkel<br />
die wissenschaftstheoretische Basis der folgenden Dissertation dar. Die methodologische<br />
Vorgehensweise beruht auf einem induktiven und qualitativen Forschungsdesign, das<br />
sich auf Fallstudien abstützt, die bei der Ausbildungsorganisation der UBS AG in Global<br />
Wealth Management & Business Banking erhoben wurden.<br />
Im Verlaufe der Arbeit konnte gezeigt werden, dass eine Bildungsorganisation einer<br />
Vielzahl von verschiedenen Anspruchsgruppen gegenübersteht. Dabei ist die<br />
Anspruchsgruppe des Kunden, zu denen die Geschäftsleitung, Führungskräfte und alle<br />
weiteren Mitarbeiter gehören, für eine Bildungsorganisation zentral. Dieser<br />
diversifizierten Anspruchsgruppe gerecht zu werden, ist eine grosse Herausforderung und<br />
lässt die <strong>St</strong>rategieentstehung im Bildungsbereich im Vergleich zu anderen <strong>St</strong>rategien so<br />
speziell erscheinen. Demzufolge sind die von der Bildungsorganisation hergestellten<br />
Dienstleistungen konsequent auf eine Marktstrategie (<strong>St</strong>rategie mit Fokus auf den<br />
Kunden) und nicht auf eine Wettbewerbsstrategie (<strong>St</strong>rategie mit Fokus auf den<br />
Wettbewerb) auszurichten.<br />
Ferner ist es Hauptziel der Bildungsorganisation mit den gegeben Ressourcen im<br />
Unternehmen einen möglichst grossen Wert zu schaffen, und nicht dem Kunden eine<br />
Palette möglichst vieler Aus- und Weiterbildungsdienstleistung anzubieten. Was dieser<br />
Wert ist, definiert die Geschäftsleitung und kann über die Anpassungs-, Motivations-,<br />
Identifikations-, Akquisitions-, Image-, Gestaltungs- und Entwicklungsfunktion des<br />
Bildungsbereichs beschrieben werden. Die Wertschöpfung muss auf den gewählten<br />
Wertbeitrag abgestimmt sein. Dabei ist nicht nur der ökonomischen, sondern auch der<br />
didaktischen, organisatorischen, sozio-kulturellen und technologischen Implementierungsdimension<br />
Rechnung zu tragen.
XVIII Abstract<br />
ABSTRACT<br />
To stay competitive in today’s rapidly changing business environment, companies must<br />
make learning and knowledge into major strategic priorities. Corporate education can<br />
make a significant contribution to this strategic agenda.<br />
The objective of this thesis is to contribute to the theory on the formation of corporate<br />
education strategies. The thesis takes into consideration the characteristics of corporate<br />
education and identifies the differences between corporate education strategies and other<br />
types of strategies.<br />
Hermeneutics, the science of interpretation, provides - with its hermeneutical circle - the<br />
theoretical-scientific framework of the thesis. The methodological approach is based on<br />
an inductive and qualitative research design that is carried out through case studies within<br />
the education department of UBS AG Global Wealth Management & Business Banking.<br />
During the course of the research, a number of different stakeholders in corporate<br />
education are identified. Of these stakeholders, the client group consisting of the<br />
executive committee, senior management and all other employees is absolutely central.<br />
Coping with this diversified client group is a substantial challenge and makes the strategy<br />
formation of corporate education so different from other strategies. The produced<br />
services of corporate education thus have to be aligned based on a market strategy<br />
focused on the clients rather than a strategy focused on the competition.<br />
Moreover, the principal objective of corporate education is to create the highest possible<br />
value based on the available resources and not just supply the broadest possible selection<br />
of education services. This value contribution should be defined by the executive<br />
committee and can be described through the accommodation-, motivation-,<br />
identification-, acquisition-, image-, design- and development functions of corporate<br />
education. The complete value chain of corporate education must be adjusted to the<br />
chosen value contribution. In doing so, not only the economical but also the didactical,<br />
organisational, socio-cultural and technological dimensions of the implementation must<br />
be taken into consideration.
Einführung 1<br />
I EINFÜHRUNG<br />
1 AUSGANGSLAGE UND PROBLEMSTELLUNG<br />
Die Rahmenbedingungen, unter denen Unternehmen heute agieren, sind einem immer<br />
schnelleren Wandel unterworfen. Drei Triebkräfte schaffen laufend neue<br />
Herausforderungen: Der globale Wettbewerb und der damit verbundene<br />
Innovationsdruck, die Deregulierung resp. Liberalisierung sowie die rasanten<br />
technologischen Entwicklungen. Bei diesen Herausforderungen wird es für Unternehmen<br />
immer schwieriger, Wettbewerbsvorteile zu schaffen, mit denen ein langfristiger Erfolg<br />
garantiert wird. Auf der Suche nach neuen Kernkompetenzen, die einen langfristigen<br />
Wettbewerbsvorteil ermöglichen, haben Unternehmen heute weltweit die zentrale<br />
Bedeutung von Lernen und Wissen erkannt. Nur wenn es einem Unternehmen gelingt, zu<br />
lernen und zu wissen, ist es fähig, sich an die sich ständig ändernden<br />
Rahmenbedingungen anzupassen und damit den wachsenden Ansprüchen der Zukunft<br />
gerecht zu werden. So weisen internationale <strong>St</strong>udien (z.B. Watson Wyatt Human Capital<br />
Index 1 ) auf einen starken Zusammenhang zwischen den Unternehmensfunktionen, die<br />
Lernen und Wissen fördern, und dem Unternehmenswert hin. 2<br />
Vor diesem Hintergrund ist es nicht erstaunlich, dass Unternehmen im Bereich Aus- und<br />
Weiterbildung langfristig über alle Konjunkturzyklen hinweg expandieren. 3 Dadurch<br />
wird dem Management dieses betrieblichen Gestaltungsbereichs zunehmend Bedeutung<br />
beigemessen. Praktiker wie auch Theoretiker versuchen hier neue, geeignete Ansätze<br />
zum Management der Betrieblichen Bildung zu finden. Daher erscheint es immer<br />
wichtiger, den Gestaltungsbereich der Betrieblichen Bildung im Unternehmen nicht<br />
konzeptlos zu führen. So zeigt die scil-Trendstudie, 4 dass „eine überwältigende Mehrheit<br />
der befragten Unternehmen im <strong>Bildungsmanagement</strong> auf eine mittelfristige Planung (bis<br />
zu zwei Jahren) setzen.“ 5<br />
1 Vgl. Watson Wyatt (2008), o.S.<br />
2 Vgl. Närmann, Samiei Rupp und Sander (2008), o.S.<br />
3 Vgl. Baets und van der Linden (2003), S. 68; Prey et al. (2004), S. 7 ff. und Bersin & Associates (2006), S. 1 ff.<br />
4 „scil führte 2005 zum ersten Mal eine Trendstudie zum Thema „Herausforderungen für das <strong>Bildungsmanagement</strong>“<br />
durch. Im Rahmen der <strong>St</strong>udie wurden über 100 ausgewählte Bildungsverantwortliche in europäischen Unternehmen<br />
angesprochen, wovon sich 50 an der <strong>St</strong>udie beteiligten. (…) Die <strong>St</strong>udie fokussiert auf die sechs Themenbereiche:<br />
<strong>St</strong>rategieentwicklung, Lerndesign-Didaktik, Organisation, Lern- und Lehrkultur, Bildungsökonomie, Technologie.“<br />
Vgl. Diesner, Seufert und Euler (2006), S. 1 ff. und Diesner, Seufert und Euler (2008), 1 ff.<br />
5 Diesner, Seufert und Euler (2006), S. 27.
2 Einführung<br />
Eine <strong>St</strong>rategie ist ein Plan, eine Richtungsanweisung für die laufendenden Handlungen<br />
des Unternehmens in der Zukunft. 6 Dies lässt die Schlussfolgerung zu, dass die befragten<br />
Unternehmen der scil-Trendstudie eine Bildungsstrategie besitzen.<br />
Wie aber entstehen diese Bildungsstrategien? Können dafür die gleichen<br />
Vorgehensverfahren wie bei der Bildung von Unternehmensstrategien angewendet<br />
werden oder gibt es Unterschiede bzw. Besonderheiten?<br />
2 FORSCHUNGSDESIGN<br />
Ausgehend von der vorangegangenen Skizzierung der Problemstellung und der<br />
übergreifenden Leitfrage, wie Bildungsstrategien in Unternehmen entstehen, werden nun<br />
Erkenntnisinteresse und Vorgehen dieser Dissertation präzisiert. Dazu wird die leitende<br />
Forschungsfrage formuliert und das Forschungsvorgehen dargelegt. Zum Abschluss<br />
dieses Kapitels wird der Aufbau der vorliegenden Arbeit aufgezeigt.<br />
2.1 Forschungsziel und Forschungsfrage<br />
Zielsetzung der Dissertation ist es, einen Beitrag zur Theoriebildung in Bezug auf die<br />
Entstehung von Bildungsstrategien in Unternehmen zu leisten. Damit soll die in diesem<br />
Forschungsfeld existierende Lücke geschlossen werden: Bis anhin wurde in der<br />
Wissenschaft inhaltlich selten zwischen Bildungsstrategien und anderen <strong>St</strong>rategien<br />
differenziert. 7 Die vorliegende Arbeit berücksichtigt die Besonderheiten der<br />
Betrieblichen Bildung und arbeitet die Unterschiede einer Bildungsstrategie im Vergleich<br />
zu anderen <strong>St</strong>rategien heraus. Daher basiert sie auf der folgenden erkenntnisleitenden<br />
Fragestellung: Wie entstehen Bildungsstrategien in Unternehmen?<br />
Im Verlauf der Dissertation wird diese Fragestellung aufgrund der Literaturanalyse und<br />
der empirischen Betrachtungen weiter präzisiert. Die Fragestellung der Dissertation<br />
knüpft an die klassische <strong>St</strong>rategieinhaltsforschung an, 8 und 9 weil Bildungsstrategien als<br />
Funktional- oder Issue-<strong>St</strong>rategien prozessual gleich wie andere <strong>St</strong>rategien entstehen. 10<br />
6 Vgl. Mintzberg, Ahlstrand, Lampel (1998), S. 9 f.<br />
7 Für die genaue Beschreibung der Forschungslücke siehe Hauptkapitel II, 2. Kapitel „Forschungsfokus“.<br />
8 Siehe Müller-<strong>St</strong>ewens und Lechner (1998), S. 1ff. und Müller-<strong>St</strong>ewens und Lechner (2003), S. 31 f.<br />
9 Das <strong>St</strong>rategische Management teilt das Feld in zwei Forschungsstränge auf: Der Erste beschäftigt sich mit der<br />
<strong>St</strong>rategieformierung und untersucht, wie sich <strong>St</strong>rategien im Unternehmen tatsächlich bilden (Prozessforschung). Der<br />
zweite Forschungsstrang thematisiert den Zusammenhang zwischen verschiedenen <strong>St</strong>rategien und ihren<br />
Performance-Implikationen (Inhaltsforschung). Er konzentriert sich dabei „exclusively on what strategic positions of<br />
the firm lead to optimal performance under varying environmental contexts.“ Zit. Chakravarthy und Doz (1992), S.<br />
5 in Müller-<strong>St</strong>ewens und Lechner (2003), S. 31.<br />
10 Siehe Hauptkapitel III, Unterkapitel 1.2 „Gestaltungsebenen von <strong>St</strong>rategien“.
Einführung 3<br />
2.2 Forschungsvorgehen<br />
Kant zufolge ist Wissenschaft „eine jede Lehre, wenn sie ein System, ein nach Prinzipien<br />
geordnetes Ganzes der Erkenntnis sein soll.“ 11 Folglich heisst wissenschaftlich zu<br />
arbeiten, systematisch und methodisch nach dem „Warum“ zu fragen und sich nicht mit<br />
Erzählungen bzw. Mythen zufrieden zu geben. Soll nun durch eine Dissertation ein<br />
wissenschaftlicher Beitrag entstehen, so baut dieser zum einen auf bestehenden, als<br />
wissenschaftlich geltenden Theorien auf (in den Worten Kants „auf ein schon<br />
herrschendes System, ein nach Prinzipien geordnetes Ganzes der Erkenntnis“) und<br />
verfolgt zum anderen den Anspruch, neues Wissen/neue Erkenntnisse zu schaffen. 12<br />
Neues Wissen/neue Erkenntnisse können nur dann geschaffen werden, wenn der<br />
Wissenschaftler in seiner Forschungsarbeit stetig nach Objektivität, Reliabilität und<br />
Validität strebt. 13 Dazu muss er seine eigenen Wertmassstäbe reflektieren und offen<br />
darlegen.<br />
Dies zeigt, weshalb die Darstellung und Reflexion des Forschungsvorgehens, auf welche<br />
sich diese Dissertation abstützt, von Bedeutung ist und somit das Ziel der folgenden<br />
Unterkapitel darstellt.<br />
Das nachfolgende Unterkapitel erklärt als Erstes das wissenschaftstheoretische<br />
Grundverständnis der Dissertation. Im zweiten Schritt werden die Implikationen dieses<br />
wissenschaftstheoretischen Grundverständnisses für die Dissertation dargelegt und im<br />
letzten Schritt wird das davon abgeleitete methodologische Vorgehen aufgezeigt. Ein<br />
Überblick der beschriebenen Unterkapitel ist in untenstehender Darstellung zu finden:<br />
Wissenschaftstheoretisches<br />
Grundverständnis<br />
(Kapitel 2.2.1)<br />
11 Poser (2001), S. 11 f.<br />
Darstellung und Reflexion des Forschungsvorgehens<br />
Relevanz der Hermeneutik<br />
für die Dissertation<br />
(Kapitel 2.2.2)<br />
Abbildung 1: Aufbau des Unterkapitels 2.2 14<br />
12 Vgl. Promotionsordnung Doktorstudium der <strong>Universität</strong> <strong>St</strong>. <strong>Gallen</strong> (1994), o.S.<br />
Methodisches Vorgehen<br />
(Kapitel 2.2.3)<br />
13 Eine Erklärung der Bedeutung dieser Begriffe befindet sich im Hauptkapitel II, 1. Kapitel „Begriffsklärung“.<br />
14 Eigene Darstellung.
4 Einführung<br />
2.2.1 Wissenschaftstheoretisches Grundverständnis<br />
Das in dieser Dissertation vertretene wissenschaftstheoretische Grundverständnis folgt<br />
dem Grundgedanken des hermeneutischen Ansatzes. Was ist darunter genau zu<br />
verstehen?<br />
Unter Hermeneutik „sind alle Bemühungen zu verstehen, Grundlagen wissenschaftlicher<br />
Interpretation zur Auslegung von Texten zu erarbeiten.“ 15 Damit ist die Hermeneutik<br />
zunächst nichts anderes als eine Kunstlehre des Verstehens, denn sie macht das Verstehen<br />
zum Untersuchungsgegenstand, indem der Verstehensvorgang untersucht und strukturiert<br />
wird. 16 Dies ist notwendig, denn „Texte, wie alles vom Menschen hervorgebrachte, sind<br />
immer mit subjektiven Bedeutungen, mit Sinn verbunden; eine Analyse der nur<br />
äusserlichen Charakteristika führt nicht weiter, wenn man nicht diesen subjektiven Sinn<br />
interpretativ herauskristallisieren kann.“ 17 Hermeneutisches Verstehen bezieht sich somit<br />
immer auf das Erfassen menschlicher Verhaltensäusserungen und Produkte. 18<br />
Klar unterschieden werden bei der hermeneutischen Denkweise die Begriffe Erklären<br />
und Verstehen: Während man beim Erklären Tatsachen aus Ursachen und Gegebenheiten<br />
von einem Prinzip herzuleiten versucht, zielt Verstehen auf das Erfassen von<br />
Bedeutungen ab. 19 Letzteres ist grundlegendes Ziel der Hermeneutik. Welches<br />
Grundverfahren zur Auslegung von Texten macht sich die Hermeneutik zu eigen?<br />
Bei der Hermeneutik spielt der sog. hermeneutische Zirkel, das Verhältnis von<br />
Voraussetzung und Ergebnis, als Grundverfahren eine zentrale Rolle, denn „anders als<br />
bei der Beobachtung unbelebter Natur kommt man bei der Lektüre von Texten immer<br />
wieder zu neuen und verschiedenen Erkenntnissen.“ 20 Der hermeneutische Zirkel kann<br />
gemäss folgender Abbildung aufgezeigt werden:<br />
15 Mayring (2002), S. 13.<br />
16 Vgl. Lamnek (1988), S. 65.<br />
17 Mayring (2002), S. 14.<br />
18 Vgl. Danner (2006), S. 35.<br />
19 Vgl. Lamnek (1988), S. 72 f.<br />
20 Schülein und Reitze (2005), S. 256.
Einführung 5<br />
… V<br />
T T1 T2 …<br />
V 2<br />
V 1<br />
V = Vorverständnis; T = Textverständnis;<br />
V 1 = erweitertes Vorverständnis; T 1 = erweitertes Textverständnis usw.<br />
Abbildung 2: Hermeneutischer Zirkel 21<br />
Das ursprüngliche, noch so rudimentäre Vorverständnis (V) ist notwendige<br />
Voraussetzung für das Verstehen des Textes (T) und muss zur Auslegung herangezogen<br />
werden. Durch das Verstehen des Textes eignet man sich ein Wissen über das behandelte<br />
Gebiet an, durch welches das ursprüngliche Vorverständnis erweitert und korrigiert wird.<br />
Dank dem erweiterten Vorverständnis (V1) lässt sich der Text wiederum besser<br />
verstehen; das ursprüngliche Textverständnis wird erweitert (T1). Dieser Prozess läuft<br />
entsprechend weiter, so dass der Text - der Intention des Verstehens nach - schliesslich so<br />
verstanden wird, wie dies von seinem Produzenten beabsichtigt wurde. Die Differenz<br />
zwischen dem ursprünglichen und dem erweiterten Textverständnis bzw. dem<br />
Verständnis des Autors wird durch die skizzierte zirkelförmige Bewegung überwunden.<br />
Eine absolute Kongruenz zwischen dem Verstehenden und dem Produzenten des Textes<br />
ist allerdings kaum herzustellen, weshalb die hermeneutische Differenz als<br />
<strong>St</strong>rukturelement des hermeneutischen Verstehens betrachtet werden muss. 22 Durch den<br />
hermeneutischen Zirkel beeinflusst das eigene Vorverständnis immer die Interpretation -<br />
dies ist einer der Grundsätze der Hermeneutik. Die Forderung für ein interpretativ<br />
orientiertes Vorgehen lautet also, dieses Vorverständnis zu Beginn der Analyse<br />
offenzulegen, am Gegenstand weiterzuentwickeln und so den Einfluss des<br />
21<br />
Abbildung nach Lamnek (1988), S. 68.<br />
22<br />
Vgl. Lamnek (1988), S. 69.
6 Einführung<br />
Vorverständnisses überprüfbar zu machen. 23 Dies bedeutet, dass bei wissenschaftlichen<br />
Arbeiten, die hermeneutischen Ansätzen unterliegen, nicht nur der Begründungs-,<br />
sondern auch der Entdeckungszusammenhang transparent dargelegt ist.<br />
Auch wenn die Hermeneutik den Verstehensprozess in Teilschritte zerlegt und dadurch<br />
Irrtumswahrscheinlichkeiten vermindert, bleibt eine Interpretation immer eine<br />
individuelle Leistung und Hermeneutisches Verstehen kann somit dem Anspruch auf<br />
Allgemeingültigkeit nicht gerecht werden. Willkürliche Subjektivität lässt sich jedoch<br />
durch das Offenlegen des Entdeckungszusammenhangs durch den hermeneutischen<br />
Zirkel ausschliessen. Deshalb wird von Hermeneutischer Objektivität gesprochen. 24<br />
Damit aber durch den hermeneutischen Zirkel Verstehen möglich wird und so eine<br />
hermeneutische Objektivität erreicht werden kann, müssen zwei Voraussetzungen erfüllt<br />
sein: Die „Form des Verstehens“ sowie ein „objektiver Geist“ müssen offengelegt<br />
werden. 25<br />
In Bezug auf die Form des Verstehens unterscheidet man zwischen psychologischem und<br />
Sinn-Verstehen sowie zwischen elementarem und höherem Verstehen. 26 Für die<br />
Hermeneutik sind jedoch das psychologische und das elementare Verstehen weniger<br />
bedeutsam. 27<br />
• Beim Sinn-Verstehen handelt es sich um das Verstehen eines Sachverhalts durch die<br />
Beleuchtung und Erfassung des Sinnzusammenhangs, in den dieser eingeordnet<br />
werden muss. Der Sachverhalt ist also in etwas Übergeordnetes eingebettet. Diese<br />
Form des Verstehens ist bedeutsam für die Hermeneutik. Dabei ist aber zu<br />
berücksichtigen, dass auch „objektives“ Sinnverstehen eine Vielzahl an<br />
Interpretationen zulässt, wie die verschiedenen Auslegungen zeigen. Damit stellt sich<br />
die Frage, wie „objektives“ Sinnverstehen erreicht werden kann bzw. ob und wie sich<br />
Diskrepanzen auf der Sinn-Ebene vermeiden oder wenigstens reduzieren lassen.<br />
• Höheres Verstehen liegt dann vor, wenn der Verstehensakt leistbar ist, wenn das zu<br />
Verstehende aus einem grösseren (übergeordneten) Zusammenhang hergeleitet wird.<br />
23 Vgl. Mayring (2002), S. 30.<br />
24 Vgl. Danner (2006), S. 59 f.<br />
25 Vgl. Danner (2006), S. 72 f.<br />
26 Folgende Ausführungen gehen überwiegend auf die Gedanken von W. Dilthey zurück.<br />
27 Vgl. Lamnek (1988), S. 72 ff.
Einführung 7<br />
Verstehen zwischen Menschen ist zudem nur möglich, wenn Gemeinsamkeiten zwischen<br />
den Interaktionspartnern bestehen. 28 Unter objektivem Geist wird etwas Gemeinsames,<br />
ein verbindendes Drittes, verstanden, an dem die konkreten Einzelmenschen mehr oder<br />
weniger alle Anteil haben. 29 „Dabei darf „objektiv“ nicht im Sinne von absolut<br />
verstanden werden. Objektive Gegebenheiten sind nicht als unveränderliche,<br />
allgemeingültige Wahrheiten aufzufassen, sondern als sich vom Subjektiven abgrenzende<br />
Gegebenheiten. Die Frage, inwieweit sich eine Person einer gegebenen objektiven Norm<br />
gegenüber konform verhalten möchte, stellt eine subjektive Entscheidung dar. Die Norm<br />
ist objektiv, weil sie unabhängig von der konkreten Person besteht und Verbindlichkeit<br />
beansprucht. Soziale Normen sind aber relativ, d.h. sie existieren in Abhängigkeit von<br />
Raum und Zeit und unterliegen Wandel und Kritik. Normen berühren aber insoweit das<br />
Absolute, als keine menschliche Gesellschaft ohne Normen vorstellbar ist.“ 30 Demnach<br />
umschreibt der objektive Geist eine bestimmte Kultur in einer bestimmten Zeit,<br />
gleichzeitig ist er aber auch das eine Kultur bestimmende, d.h. das Vorgegebene, das<br />
Verstehen voraussetzt. 31 Dies bedeutet, dass Verstehen ohne Berücksichtigung von Zeit<br />
und Kultur nicht möglich ist. Soll eine objektive Hermeneutik erreicht werden, muss bei<br />
der Interpretation der angenommene objektive Geist dargelegt werden.<br />
Welche Implikationen besitzt das Wissenschaftsbild der Hermeneutik für die bestehende<br />
Dissertation?<br />
2.2.2 Relevanz der Hermeneutik für die Dissertation<br />
Der wissenschaftstheoretische Ansatz der Hermeneutik ist für die Dissertation in<br />
dreifacher Weise von besonderer Bedeutung:<br />
• Inhalt<br />
Es werden in dieser Dissertation nicht Tatsachen aus Ursachen und Gegebenheiten von<br />
einem Prinzip hergeleitet, sondern es wird versucht, im Sinne des hermeneutischen<br />
Verstehens die Bedeutung der Entstehung von Bildungsstrategien zu erfassen.<br />
28<br />
Folgende Ausführungen gehen überwiegend auf die Gedanken von W. Dilthey, F. Schleiermacher, H. Gadamer<br />
zurück.<br />
29 Vgl. Danner (2006), S. 55 ff.<br />
30 Lamnek (1988), S. 82.<br />
31 Vgl. Lamnek (1988), S. 77.
8 Einführung<br />
• Forschungsprozess<br />
Literaturanalyse<br />
Betriebliche Bildung<br />
Literaturanalyse<br />
<strong><strong>St</strong>rategisches</strong> Management<br />
2<br />
Bezugsrahmen I:<br />
3<br />
Entstehung von Bildungsstrategien<br />
6 Hermeneutischer Zirkel 5<br />
Empirie<br />
Fallbeispiele<br />
Vorverständnis<br />
1<br />
4<br />
Abbildung 3: Forschungsprozess der Dissertation 32<br />
Bezugsrahmen II:<br />
7<br />
Entstehung von Bildungsstrategien<br />
Die Literaturanalyse zur Betrieblichen Bildung im 2. Kapitel des nächsten Hauptkapitels<br />
zeigt auf, dass zur Entstehung von Bildungsstrategien in Unternehmen wenige bis keine<br />
Forschungsbeiträge vorhanden sind (Block 1). Die Dissertation kann in diesem Gebiet<br />
somit an wenig Bestehendes anknüpfen. Im Gegensatz dazu existieren im Feld des<br />
<strong>St</strong>rategischen Managements unzählige Forschungsbeiträge, die sich generell mit der<br />
Entstehung von <strong>St</strong>rategien in Unternehmen befassen. Diese Literatur lässt sich nun<br />
gemäss dem hermeneutischen Zirkel zum Aufbau eines Vorverständnisses nutzen (Block<br />
2), so dass ein erster Bezugsrahmen 33 dafür, wie Bildungsstrategien entstehen,<br />
entwickelte werden kann (Block 3). Danach werden Fallbeispiele aus der Empirie<br />
aufgezeigt (Block 4). Das aufgebaute Vorverständnis aus dem Bezugsrahmen I lässt sich<br />
hier bereits zur Auslegung der im spezifischen Unternehmen zur Entstehung von<br />
Bildungsstrategien erhobenen Dokumente verwenden (Pfeil 5). Das ursprünglich<br />
aufgebaute Vorverständnis zur Entstehung von <strong>St</strong>rategien wird so in Bezug auf die<br />
32 Eigene Darstellung.<br />
33 „Unter einem Bezugsrahmen wird ein provisorisches Erklärungsmodell verstanden, das Perspektiven zur<br />
Problemdefinition und Interpretationsmuster zur Deutung von Wahrnehmungen zum Ausdruck bringt und damit den<br />
Forschungsprozess steuern und Orientierungshilfen für die Lösung praktischer Probleme liefern soll.“ Kubicek und<br />
Kieser (1977), S. 18.
Einführung 9<br />
Entstehung von Bildungsstrategien durch die Empirie erweitert und korrigiert (Pfeil 6).<br />
Gemäss dem hermeneutischen Zirkel läuft dieser Prozess weiter, bis der aus dem<br />
generellen <strong>St</strong>rategischen Management entwickelte Bezugsrahmen I durch die Empirie<br />
weiterentwickelt ist und ein abgeleiteter Bezugsrahmen II zur Entstehung von<br />
Bildungsstrategien entsteht (Block 7).<br />
• Forschungsvoraussetzungen<br />
Soll hermeneutisches Verstehen möglich sein, muss, wie im letzten Unterkapitel<br />
aufgezeigt, neben dem Offenlegen des hermeneutischen Zirkels eine Transparenz über<br />
die Form des Verstehens und des objektiven Geistes bestehen.<br />
In Bezug auf die Form des Verstehens ist die Dissertation auf den Ebenen des Sinn-<br />
Verstehens und des höheren Verstehens anzusiedeln. Die Interpretation, also das<br />
eigentliche Verstehen der in der Empirie erhobenen Dokumente, erfolgt über mehrere<br />
Fallbeispiele, die im gleichen Unternehmen erhoben werden. Der Sachverhalt wird somit<br />
in einem Sinnzusammenhang erfasst. Über den hermeneutischen Zirkel, der auf das<br />
Vorverständnis der Literatur zur Betrieblichen Bildung und dem <strong>St</strong>rategischen<br />
Management aufbaut, erfolgt der grössere, übergeordnete Zusammenhang, welcher für<br />
das höhere Verstehen Voraussetzung ist.<br />
Die Forscherin und die Interviewpartner teilen bestehende Normen, Werte und die Kultur<br />
dieses Unternehmens miteinander. 34 Um den objektiven Geist offenzulegen, müssen die<br />
Elemente des Unternehmens, aus denen die Fallstudien entstanden sind, beschrieben<br />
werden. 35 Aus diesem Grund wird für die Entwicklung der beiden Bezugsrahmen und der<br />
Fallbeispiele der Dissertation ein deskriptives Vorgehen gewählt. Nicht zu vergessen ist<br />
dabei, dass normative Momente zwar hermeneutisch zugänglich sind, aber Sachverhalte<br />
nur erhellt und nicht vollständig begründet werden können. Selbst wenn absolute Werte<br />
angenommen werden, bedarf es immer noch der Entscheidung des Einzelnen, bevor diese<br />
Werte für diesen zur leitenden Norm werden. 36<br />
2.2.3 Methodologisches Vorgehen<br />
Basierend auf dem begründeten wissenschaftstheoretischen Grundverständnis der<br />
Hermeneutik und dem daraus abgeleiteten Forschungsprozess als hermeneutischer Zirkel<br />
34 Die Fallstudien bestehen aus explorativ erhobenen Interviews aus einem spezifisch gewählten Unternehmen. Eine<br />
detaillierte Beschreibung der Erhebungsweise findet sich jeweils unter den einzelnen Fallbeispielen, siehe<br />
Hauptkapitel IV, Unterkapitel 2.1, 3.1 und 4.1 „Untersuchungsdesign“ der entsprechenden Fallstudien 1, 2 und 3.<br />
35 Siehe Hauptkapitel IV, Unterkapitel 1.1 „Die UBS AG und die Unternehmensgruppe Global Wealth Management<br />
and Business Banking (GWM&BB)“ und Unterkapitel 1.2 „Das Ausbildungsressort von UBS GWM&BB“.<br />
36 Vgl. Danner (2006), S. 239.
10 Einführung<br />
wird in der Dissertation von einer induktiven Vorgehensweise ausgegangen: Am Anfang<br />
des Forschungsprozesses steht demnach nicht die Postulierung einer Theorie (Hypothese)<br />
und deren Prüfung (z.B. nach Popper durch den Versuch der Falsifikation); vielmehr<br />
wird eine in der Praxis virulente Fragestellung aufgegriffen, die dann zur Theoriebildung<br />
führt.<br />
Die induktive Vorgehensweise bedingt, dass ein qualitatives Forschungsdesign gewählt<br />
wird. 37 Der Einsatz von qualitativen Methoden ist vor allem dann sinnvoll, wenn<br />
quantitative <strong>St</strong>andardverfahren nicht oder nur ungenügend „greifen“, 38 da es sich um<br />
systematische, strukturelle und latente Zusammenhänge handelt, die sich nicht<br />
unmittelbar in empirischen Gegebenheiten zeigen. Die in der Dissertation gestellte<br />
Forschungsfrage zielt genau auf eine solche Art von Forschungsbeitrag ab: Die<br />
wissenschaftliche Arbeit besteht nicht im Überprüfen von Hypothesen, die empirisch<br />
ersichtlich sind, sondern im Verstehen der Art und Weise, wie Bildungsstrategien<br />
entstehen.<br />
Der Untersuchungsplan der folgenden Arbeit basiert auf der Fallstudie. “The essence of a<br />
case study, the central tendency among all types of case study, is that it tries to illuminate<br />
a decision or set of decisions, why they were taken, how they were implemented, and<br />
with what result.” 39 Dieser Zweck der Fallstudie lässt sich gut vereinbaren mit dem<br />
vorhin erklärten Ziel, die Forschungsfrage im Sinne des hermeneutischen Verstehens zu<br />
begreifen, die Bedeutung der Entstehung von Bildungsstrategien zu erfassen.<br />
Als Forschungsstrategie eignen sich Fallstudien ferner besonders dann, wenn folgende<br />
drei Merkmale gegeben sind: 40<br />
• Die Forschung hat geringe oder keine Kontrolle über die Ereignisse.<br />
• Die Grenzen zwischen Phänomen und Kontext sind nicht klar.<br />
• Es handelt sich um ein aktuelles Phänomen.<br />
Alle drei Punkte treffen auf die vorliegende Untersuchung und die hier formulierte<br />
Forschungsfrage zu. Ein qualitativer Forschungsansatz im Rahmen einer Fallstudie<br />
erscheint somit als geeignete <strong>St</strong>rategie für die Erkenntnisgewinnung.<br />
Ziele der Fallstudien in dieser Arbeit sind die folgenden: 41<br />
37 Vgl. Schwaninger (2005), o.S.<br />
38 Vgl. Schwaninger (2005), S. 5 f.<br />
39 Schramm (1971), o.S. Zit. in Yin (2003), S. 12.<br />
40 Vgl. Yin (2003), S. 9 und Mayring (2002), S. 42.<br />
41 Vgl. Yin (2003), S. 152.
Einführung 11<br />
• Fundierender und theoriebildender Charakter<br />
Die Einzelfallstudie dient der Fundierung und Konsolidierung des entwickelten<br />
Bezugsrahmens, der aufzeigt, wie Bildungsstrategien entstehen.<br />
• Illustrativ-interpretierender Charakter<br />
Darüber hinaus hat die Einzelfallstudie zum Zweck, das Phänomen der Entstehung von<br />
Bildungsstrategien in Unternehmen detailliert darzustellen und zu konkretisieren. Dies<br />
beinhaltet eine kritische Reflektion der Ergebnisse der Fallstudie und erfordert auch, dass<br />
diese Ergebnisse in ihren jeweiligen Kontext gestellt werden.<br />
Handlungsleitend bei der Verfolgung dieser beiden Ziele ist ein konvergenter Grundsatz<br />
im Gegensatz zu einem transzendenten: Die Fallstudien sollen den in der Theorie<br />
entwickelten Bezugsrahmen theoriebildend weiterentwickeln sowie weitere<br />
Ausdifferenzierungen ermöglichen und diverse Facetten aufzeigen. Im Hinblick auf die<br />
Offenheit der Resultate für Unvorhergesehenes werden die Fallstudien im Rahmen des<br />
entworfenen Bezugsrahmens aus der Sicht der Theorie der allgemeinen Literatur zum<br />
<strong>St</strong>rategischen Management interpretiert.<br />
Die Fallstudie besitzt Schwächen, die nicht vergessen werden sollten:<br />
• Validität der Forschungsergebnisse (Hat der Forscher wirklich das erfasst, was er<br />
42 und 43<br />
erfassen wollte?)<br />
• Eine Verallgemeinerung der Forschungsergebnisse ist nur bedingt möglich.<br />
Die Grenzen dieser Arbeit ergeben sich durch den gewählten Forschungsansatz und<br />
werden im Hauptkapitel VI, 1. Kapitel ausführlicher behandelt.<br />
2.3 Aufbau der Arbeit<br />
Zielsetzung der Dissertation ist es, einen Beitrag zur Theoriebildung in Bezug auf die<br />
Entstehung von Bildungsstrategien in Unternehmen zu leisten. Basierend auf dem<br />
aufgezeigten Forschungsprozess im letzten Unterkapitel ergibt sich dadurch folgender<br />
Aufbau der Arbeit:<br />
42 Vgl. Yin (2003), S. 34.<br />
43 Wie den Grenzen der Validität des Forschungsansatzes der Fallstudie zu entgegnen versucht wird, ist im<br />
Untersuchungsdesign der entsprechenden Fallstudie beschrieben. Siehe Hauptkapitel IV, Unterkapitel 2.1, 3.1 und<br />
4.1 „Untersuchungsdesign“ der entsprechenden Fallstudien 1, 2 und 3.
12 Einführung<br />
I Einführung<br />
1. Kapitel:<br />
Ausgangslage und Problemstellung<br />
1. Kapitel:<br />
Begriffsklärung<br />
2. Kapitel:<br />
Forschungsdesign<br />
II Theoretische Grundlagen zur Betrieblichen Bildung<br />
Literaturanalyse Betriebliche Bildung<br />
2. Kapitel:<br />
Forschungsfokus<br />
III Entwicklung eines Bezugsrahmens zur Entstehung von Bildungsstrategien<br />
1. Kapitel: Theoretische<br />
Grundlagen des Bezugsrahmens<br />
Literaturanalyse zum <strong>St</strong>rategischen Management<br />
4. Kapitel:<br />
Bezugsrahmen I: Entstehung von Bildungsstrategien<br />
IV Empirische Untersuchungen<br />
2. Kapitel:<br />
Vorgehensmodelle<br />
1. Kapitel:<br />
Das Unternehmen UBS und sein Ausbildungsressort in GWM&BB<br />
2. Kapitel<br />
Fallstudie 1: Positionierung<br />
5. Kapitel<br />
Zusammenführung der Erkenntnisse<br />
V Bezugsrahmen II:<br />
Entstehung von Bildungsstrategien<br />
3. Kapitel:<br />
Fallstudie 2: Wertschöpfung<br />
VI Überlegungen zu den Ergebnissen für Wissenschaft und Praxis<br />
1. Kapitel<br />
Reflexion des Forschungsvorgehens<br />
VI Schlussbetrachtung<br />
1. Kapitel<br />
Ziele und Ergebnisse dieser Arbeit<br />
2. Kapitel: Desiderata für<br />
weiterführende Forschungsaktivitäten<br />
2. Kapitel: Abschliessende<br />
Reflexion der Ergebnisse<br />
Abbildung 4: Aufbau der Dissertation 44<br />
3. Kapitel: Ausprägungsformen<br />
von Betrieblicher Bildung<br />
3. Kapitel:<br />
Analyse der Entstehung von <strong>St</strong>rategien<br />
4. Kapitel: Fallstudie 3:<br />
Realisierte <strong>St</strong>rategieimplementierung<br />
3. Kapitel: Überlegungen<br />
zur Anwendung in der Praxis<br />
3. Kapitel:<br />
Abschliessende Gedanken<br />
Im Hauptkapitel I der Einführung wurden als Erstes die Ausgangslage und die<br />
Problemstellung, aus denen die Forschungsfrage resultiert, aufgezeigt. Darauf aufbauend<br />
wurde das Forschungsdesign, bestehend aus Forschungsziel, -frage und -vorgehen,<br />
vorgestellt.<br />
44 Eigene Darstellung.
Einführung 13<br />
Im Hauptkapitel II werden die theoretischen Grundlagen zur Betrieblichen Bildung<br />
aufbereitet. Ziel dieses Hauptkapitels ist es, die Grundlagen zu erarbeiten, die<br />
erforderlich sind, um der Forschungsfrage nachzugehen. Das Kapitel beruht<br />
hauptsächlich auf der Literaturanalyse zur Betrieblichen Bildung. Dazu wird ein<br />
einheitliches Begriffsverständnis aufgebaut, das ermöglicht, die Forschungsfrage<br />
anschliessend im bestehenden Forschungsdiskurs abzugrenzen. Am Ende dieses Kapitels<br />
werden mögliche Ausprägungsformen von Betrieblicher Bildung aufgezeigt.<br />
Ziel des nächsten Hauptkapitels III ist die Entwicklung eines Bezugsrahmens zur<br />
Entstehung von Bildungsstrategien. Analysiert wird, ob auch andere Theorien oder<br />
Modelle zur Lösung der Forschungsfrage beitragen können (zweite Literaturanalyse).<br />
Deshalb werden die für die Entwicklung des Bezugsrahmens relevanten Theorien aus der<br />
allgemeinen Literatur zum <strong>St</strong>rategischen Management beleuchtet. Darauf aufbauend<br />
werden von der Forscherin zwei Vorgehensmodelle zur Entwicklung eines<br />
Bezugsrahmens zwecks Analyse der Entstehung von Bildungsstrategien vorgeschlagen.<br />
Danach wird die Entstehung von <strong>St</strong>rategien anhand des ausgewählten Vorgehensmodells<br />
analysiert. Durch dieses Kapitel wird die Forschungsfrage konkretisiert. Am Ende dieses<br />
Kapitels entsteht ein erster Bezugsrahmen zur Entstehung von Bildungsstrategien.<br />
Wie sieht nun aber die Unternehmensrealität aus? Ergeben sich aus der Praxis<br />
Ergänzungen für den Bezugsrahmen? Ziel des Hauptkapitels IV ist es, die Entstehung<br />
von Bildungsstrategien in der Unternehmensrealität zu analysieren. Die Ergebnisse dieser<br />
Analyse dienen als Ausgangspunkt dafür, ob bzw. wie der entworfene Bezugsrahmen<br />
theoriebildend weiterzuentwickeln ist. Dieses Hauptkapitel ist wie folgt strukturiert: Das<br />
erste Kapitel stellt das den Fallstudien zugrunde liegende Unternehmen und seine<br />
Ausbildungsorganisation vor. Es folgen die drei Fallstudien, deren Ergebnisse am Ende<br />
des Hauptkapitels zusammengeführt werden.<br />
Hauptkapitel V stellt den aufgrund der Unternehmenspraxis weiterentwickelten<br />
Bezugsrahmen II vor. Die Ergebnisse des vorangegangenen Hauptkapitels werden so in<br />
konsistenter Form aufgezeigt.<br />
Darauf folgt Hauptkapitel VI, das Überlegungen zu den Ergebnissen für Wissenschaft<br />
und Praxis präsentiert. Hierbei wird einerseits das Forschungsvorgehen reflektiert und<br />
andererseits werden die Desiderata für weiterführende Forschungsaktivitäten dargestellt.<br />
Das letzte Kapitel schliesst dieses Hauptkapitel mit vom Bezugsrahmen II abgeleiteten<br />
Handlungsempfehlungen für die Praxis ab.<br />
Ziel des letzten Hauptkapitels Schlussbetrachtung ist es, die Dissertation in einen<br />
übergeordneten Rahmen zu stellen. Dazu werden die Ziele und wesentlichen<br />
Erkenntnisse dieser Arbeit zusammengefasst und in einen grösseren Kontext gestellt.
14 Theoretische Grundlagen zur Betrieblichen Bildung<br />
II THEORETISCHE GRUNDLAGEN ZUR<br />
BETRIEBLICHEN BILDUNG<br />
Ziel dieses Hauptkapitels ist es, die Grundlagen zu erarbeiten, so dass der<br />
Forschungsfrage nachgegangen und ein erster Bezugsrahmen für die Entstehung von<br />
Bildungsstrategien entwickelt werden kann. Dazu wird im 1. Kapitel ein einheitliches<br />
Begriffsverständnis aufgebaut. Das 2. Kapitel positioniert und grenzt die Forschungsfrage<br />
im bestehenden Forschungsdiskurs ab. Das 3. Kapitel zeigt mögliche<br />
Ausprägungsformen von Betrieblicher Bildung auf. Dadurch soll verdeutlicht werden,<br />
wie vielfältig Bildungsstrategien sein können. Folgende Abbildung verdeutlicht den<br />
aufgezeigten Aufbau des Hauptkapitels:<br />
Begriffsklärung<br />
(1. Kapitel)<br />
1 BEGRIFFSKLÄRUNG<br />
Forschungsfokus<br />
(2. Kapitel)<br />
Abbildung 5: Aufbau des Hauptkapitels II 45<br />
Ausprägungsformen von<br />
Betrieblicher Bildung<br />
(3. Kapitel)<br />
Zur Schaffung eines einheitlichen Begriffsverständnisses werden in diesem Kapitel die<br />
wichtigsten Begriffe der Dissertation definiert. Darunter figurieren pädagogischdidaktische,<br />
aber auch wirtschaftliche und wissenschaftstheoretische Definitionen. Die<br />
Begriffe werden deshalb innerhalb der bestehenden Themenfelder alphabetisch geordnet.<br />
Aus Gründen der Übersicht und Vollständigkeit werden sämtliche Begriffe aufgeführt,<br />
auch wenn sie an den betreffenden <strong>St</strong>ellen ausführlich erklärt werden.<br />
Pädagogisch-didaktische Begriffe<br />
Betriebliche Bildung<br />
Betriebliche Weiterbildung<br />
(i.w.S.)<br />
45 Eigene Darstellung.<br />
Betriebliche Bildung ist ein Sammelbegriff für einen<br />
Teil der Lernvorgänge, die sich im Bezugsrahmen<br />
eines Unternehmens ergeben. Sie umfasst alle<br />
zielgerichteten Massnahmen, Instrumente und<br />
Verfahren, die zu Verhaltensänderungen der<br />
Mitarbeiter führen, sei es durch Vermehrung des<br />
Wissens und/oder durch Veränderung von Wissen und<br />
Einstellungen. Der Bildungsbegriff unterscheidet dabei<br />
nicht nach Bildungsstufen, nicht zwischen Aus- und
Theoretische Grundlagen zur Betrieblichen Bildung 15<br />
Betriebliches<br />
<strong>Bildungsmanagement</strong><br />
Weiterbildung, nicht zwischen formalen oder<br />
informellen Lernprozessen und nicht nach Ort und<br />
<strong>St</strong>atus der bildungsvermittelnden Einrichtung. 46<br />
Dabei geht es im Kern um die Frage, wie die<br />
individuellen Handlungskompetenzen von Menschen<br />
mit den <strong>St</strong>rategien, <strong>St</strong>rukturen und Kulturen einer<br />
Organisation in Einklang gebracht werden. 47<br />
Bildungsmassnahme Handlung, Regelung, die etwas Bestimmtes in Bezug<br />
auf die Bildung von Menschen oder des ganzen<br />
Unternehmens bewirken soll. 48<br />
Betriebliche Weiterbildung<br />
Betriebliche Weiterbildung<br />
(i.e.S.)<br />
Bildung und Qualifizierung erwachsener, in<br />
Unternehmen beschäftigter Personen, wobei<br />
Betriebliche Weiterbildung zeitlich klar von der Phase<br />
der Aus- bzw. Grundbildung abzugrenzen ist. 49<br />
E-Learning E-Learning kann begriffen werden als Lernen, das<br />
durch Informations- und Kommunikationstechnologien<br />
(Basis- und Lerntechnologien) respektive mit darauf<br />
aufbauenden (E-Learning)Systemen unterstützt bzw.<br />
ermöglicht wird. 50<br />
Formaler Lernprozess Als formalen Lernprozess bezeichnet man das aktive<br />
Auseinandersetzen mit Lern- und Lebensinhalten mit<br />
dem Ziel des relativ überdauernden Aufbaus oder der<br />
Veränderung von Verhaltensmöglichkeiten im<br />
Verlaufe des Lernprozesses. 51<br />
Handlungskompetenzen Handlungskompetenzen werden definiert als Sach-,<br />
Sozial- und Selbstkompetenzen und betreffen nicht die<br />
Bewältigung singulärer Situationen, sondern, die<br />
Fähigkeit sich innerhalb von Situationstypen flexibel<br />
46 Vgl. Fredrich (2003), S. 114.<br />
47 Vgl. Euler (2004), S. 31 ff.<br />
48 Vgl. Duden (2002), S. 209.<br />
49 Vgl. Diedrich (1988), S. 26; Pawlowsky und Bäumer (1996), S. 8 und Gonon und <strong>St</strong>olz (2004), S. 9.<br />
50 Vgl. Back, Bendel und <strong>St</strong>oller-Schai (2001), S. 35.<br />
51 Vgl. Fredrich (2003), S. 28.
16 Theoretische Grundlagen zur Betrieblichen Bildung<br />
auf spezifische Bedingungen einzustellen und<br />
angemessen zu handeln. 52<br />
Informelles Lernen Informelles Lernen ist definiert als Lernen durch einen<br />
niedrigen Organisationsgrad des Lernkontextes, der<br />
nicht durch eine pädagogische (Lehr-)Lernintention<br />
begleitet ist. Es ist eine Lernart, bei der sich darüber<br />
hinaus i.d.R. ein Lernergebnis einstellt, welches sich<br />
aus Situationsbewältigungen und Problemlösungen<br />
ergibt und insofern nicht von vornherein bewusst<br />
angestrebt wird. 53<br />
Lernen Lernen ist der Erwerb von nicht angeborenen<br />
Weltorientierungen und Handlungs- bzw. Verhaltens-<br />
möglichkeiten. 54<br />
Lernziele Prozesse des Lernens können unterteilt werden in<br />
einzelne Lernziele, die der Lernende in Schritten oder<br />
in Differenzierungen leichter erreichen kann und die<br />
nachprüfbarer sind. 55<br />
Schlüsselkompetenzen,<br />
sog.<br />
Schlüsselqualifikationen<br />
Schlüsselkompetenzen werden als Kompetenzen im<br />
Umgang mit Sachkompetenzen definiert. Sie fassen<br />
Sozial- und Selbstkompetenzen zusammen. 56<br />
Sozialisation Sozialisation bezeichnet den Prozess der<br />
Konstituierung der Persönlichkeit in wechselseitiger<br />
Abhängigkeit von und in kontinuierlicher<br />
Auseinandersetzung mit der gesellschaftlich<br />
vermittelten, sozialen und dinglich-materiellen<br />
Umwelt einerseits und mit der biophysischen <strong>St</strong>ruktur<br />
des Organismus andererseits. Programmatisch wird mit<br />
diesem Begriff zum Ausdruck gebracht, dass das<br />
menschliche Individuum sich permanent durch soziale<br />
und gesellschaftliche Faktoren mitentwickelt und sich<br />
52 Vgl. Euler und Hahn (2004), S. 129.<br />
53 Vgl. Molzberger (2004), S. 70.<br />
54 Vgl. Reinhold, Pollak, Heim (1999), S. 351.<br />
55 Vgl. Reinhold, Pollak, Heim (1999), S. 367.<br />
56 Vgl. Euler und Hahn (2004), S. 198.
Theoretische Grundlagen zur Betrieblichen Bildung 17<br />
in seinem Prozess der sozialen Interaktion<br />
konstituiert. 57<br />
Web-based Training (WBT) Beim WBT werden Lerninhalte auf einem Web-Server<br />
angeboten (und nicht auf einem Datenträger wie CD-<br />
ROM/DVD). Somit sind sie via Web-Browser über das<br />
Internet oder Intranet zugänglich und können<br />
bearbeitet werden. 58<br />
Wirtschaftliche Begriffe<br />
Employability Wird in der deutschen Übersetzung gewöhnlich als<br />
Beschäftigungsfähigkeit bezeichnet und beschreibt die<br />
Fähigkeit einer Person, auf der Grundlage ihrer<br />
Handlungskompetenzen, Wertschöpfungs- und<br />
Leistungsfähigkeit ihre Arbeitskraft anzubieten und<br />
damit in das Erwerbsleben einzutreten, ihre<br />
Arbeitsstelle zu halten oder sich, wenn nötig, eine neue<br />
Erwerbsbeschäftigung zu suchen. 59<br />
Formierung von <strong>St</strong>rategien Ist in dieser Dissertation der Bedeutung von<br />
„Entstehung von <strong>St</strong>rategien“ gleichgesetzt und wird in<br />
die Phasen Formulierung und Implementierung<br />
unterteilt.<br />
Kernkompetenzen, bzw.<br />
Kernfähigkeiten<br />
Knowledge Management<br />
(dt. Wissensmanagement)<br />
57 Vgl. Reinhold, Pollak, Heim (1999), S. 481.<br />
58 Vgl. Back, Bendel und <strong>St</strong>oller-Schai (2001), S. 301 f.<br />
59 Vgl. Blancke, Roth und Schmid (2000), S. 9.<br />
60 Vgl. Hamel (1994), zit. in Bieger (2000), S. 41.<br />
Diese werden definiert als Verbund von Fähigkeiten,<br />
die sich durch zeitliche <strong>St</strong>abilität und<br />
produktübergreifenden Einfluss auszeichnen, bei den<br />
Kunden einen Wert generieren und die nicht leicht<br />
imitierbar oder transferierbar sind. 60<br />
Die Forschungen zum Wissensmanagement gehen<br />
davon aus, dass das Wissen die entscheidende und<br />
einzige wirkliche Ressource ist, die langfristig<br />
Wettbewerbsvorteile generiert. Deshalb ist das
18 Theoretische Grundlagen zur Betrieblichen Bildung<br />
Augenmerk von Unternehmen in ihrer Tätigkeit und<br />
Entscheidungsfindung auf das Wissen zu richten. 61 Das<br />
Wissensmanagement bezweckt einen sinnvollen<br />
Umgang mit Wissen in Organisationseinheiten und<br />
Unternehmen, um dieses bestmöglich nutzen zu<br />
können. 62<br />
Kultur Kognitive Regelwerke und Komponenten, die durch<br />
die Systemmitglieder weitgehend geteilt werden und<br />
zu den Handlungsmustern der Organisation führen. 63<br />
Leitbild Enthält Aussagen zum Unternehmenszweck sowie zu<br />
zentralen Werten, Aktivitätsfeldern und konkreten<br />
Zielen des Unternehmens und ist schriftlich<br />
festgehalten. 64<br />
Lernkultur Lernkulturen sind Rahmungen, die durch Lehr- und<br />
Lern- sowie Kooperations- und<br />
Kommunikationsprozesse immer wieder aufs Neue<br />
hergestellt werden und ihren Gruppenmitgliedern<br />
spezifische Entwicklungsmöglichkeiten bieten, andere<br />
jedoch vorenthalten. 65 Die Gestaltung von<br />
Lernkulturen kann als Schaffung eines<br />
Möglichkeitsraums für selbstorganisierendes Lernen<br />
auf unterschiedlichen Ebenen gesehen werden. In einer<br />
Lernkultur manifestieren sich folglich Einstellungen<br />
und Werte gegenüber Lernen auf individueller,<br />
gruppenbezogener,<br />
gesellschaftlicher Ebene.<br />
organisationaler und<br />
66<br />
Management Gestalten, Lenken und Entwickeln sozialer Systeme. 67<br />
Organisationales Lernen Die gemeinsam geteilten, kognitiven Landkarten eines<br />
Unternehmens repräsentieren dessen organisatorisches<br />
61 Vgl. Mårtensson (2000), o.S.<br />
62 Vgl. Köhne (2004), S. 13.<br />
63 Vgl. Müller-<strong>St</strong>ewens und Lechner (2003), S. 573.<br />
64 Vgl. Müller-<strong>St</strong>ewens und Lechner (2003), S. 239.<br />
65 Vgl. Arnold und Schüssler (1996), S. 4 f.<br />
66 Vgl. Sonntag et al. (2004), o.S.<br />
67 Vgl. Ulrich (1984), S. 84 ff.
Theoretische Grundlagen zur Betrieblichen Bildung 19<br />
Wissen. Dies ist auch das Wissen, das bei<br />
Entscheidungen zur Verfügung steht. Den Prozess,<br />
über den dieses Wissen erzeugt wird, nennt man<br />
organisationales Lernen. 68 Dieses beruht auf<br />
individuellen und kollektiven Lernprozessen, es darf<br />
aber nicht als Summe dieser Lernprozesse angesehen<br />
werden. Der Unterschied zum individuellen Lernen<br />
liegt dabei vor allem in der Wechselwirkung zwischen<br />
den verschiedenen Organisationsmitgliedern und in<br />
deren Beziehung zur Organisation. 69<br />
Personalentwicklung Hat zum Ziel, Mitarbeiter auf allen hierarchischen<br />
<strong>St</strong>ufen für die Bewältigung der gegenwärtigen und<br />
zukünftigen Anforderungen zu qualifizieren. 70<br />
Personalmanagement Umfasst die Gesamtheit aller personenbezogenen<br />
Aufgaben in einem Unternehmen, also die Planung,<br />
Gewinnung, Erhaltung und Förderung des<br />
menschlichen Leistungspotenzials. 71<br />
<strong>St</strong>rategie Wird als die langfristige Verhaltensweise der<br />
Unternehmung gegenüber ihrer Umwelt zwecks<br />
Verwirklichung der langfristigen Ziele definiert. 72 Ein<br />
Plan, eine Richtungsanweisung für die laufenden<br />
Handlungen des Unternehmens in der Zukunft. 73<br />
<strong>St</strong>rategieformulierung und<br />
-implementierung<br />
68 Vgl. Müller-<strong>St</strong>ewens und Lechner (2003), S. 575.<br />
Unterschieden wird in der <strong>St</strong>rategieformierung<br />
zwischen den Phasen Formulierung (deciding what to<br />
do) und Implementierung (achieving results) der<br />
<strong>St</strong>rategieentstehung: While the emphasis of<br />
formulation lies on making strategic decisions,<br />
implementation deals with how to transfer these<br />
69 Detaillierter siehe Arnold (1995), S. 181; Dubs (1995), S. 163 und Fredrich (2003), S. 31.<br />
70 Vgl. Jung (1997), S. 244.<br />
71 Vgl. Sauder und Schmidt (1989), S. 346.<br />
72 Vgl.Gabler (2004), S. 2833.<br />
73 Vgl. Mintzberg, Ahlstrand, Lampel (1998), S. 9 f.
20 Theoretische Grundlagen zur Betrieblichen Bildung<br />
<strong>St</strong>rategische<br />
Geschäftseinheiten (SGE)<br />
<strong>St</strong>rategische Geschäftsfelder<br />
(SGF)<br />
decisions into actions in order to generate some<br />
predefined output. 74<br />
Den SGF (siehe die nächstfolgende Definition) stehen<br />
innerhalb des Unternehmens die strategischen<br />
Geschäftseinheiten (SGE) als Pendant gegenüber.<br />
Diese können die Aufbaustruktur eines Unternehmens<br />
resp. einer Geschäftseinheit repräsentieren, müssen es<br />
jedoch nicht. 75<br />
Repräsentieren einen möglichst isoliert<br />
„funktionierenden“ Ausschnitt aus dem gesamten<br />
Betätigungsfeld des Unternehmens, der eigene<br />
Ertragsaussichten, Chancen und Risiken aufweist und<br />
für den relativ unabhängig eigenständige <strong>St</strong>rategien<br />
entwickelt und realisiert werden können. 76<br />
<strong><strong>St</strong>rategisches</strong> Management Bestrebung, die Entwicklung von Unternehmen zu<br />
gestalten. 77<br />
<strong>St</strong>ruktur Innerer Aufbau, Gefüge, Anordnung der Teile eines<br />
Ganzen im Unternehmen. 78 Alle im betrachteten<br />
System vorhandene Phänomene, die sich durch die<br />
Verknüpfung von Systemelementen als <strong>St</strong>ruktur,<br />
Muster oder Regelsystem im weitesten Sinne<br />
darstellen. 79<br />
Wissen Knowledge is justified true belief. Knowledge is a<br />
construction of reality rather than something that is<br />
true in any abstract or universal way. 80<br />
74 Vgl. Lechner (2005), S. 23.<br />
75 Vgl. Müller-<strong>St</strong>ewens und Lechner (2003), S. 159.<br />
76 Vgl. Müller-<strong>St</strong>ewens und Lechner (2003), S. 159.<br />
77 Vgl. Müller-<strong>St</strong>ewens und Lechner (2003), S. 20.<br />
78 Vgl. Duden (2002), S. 866.<br />
79 Vgl. Müller-<strong>St</strong>ewens und Lechner (2003), S. 572.<br />
80 Vgl. Von Krogh, Ichijo und Nonaka (2000), S. 6.
Theoretische Grundlagen zur Betrieblichen Bildung 21<br />
Wissenschaftstheoretische Begriffe<br />
Bezugsrahmen Unter einem Bezugsrahmen wird ein provisorisches<br />
Erklärungsmodell verstanden, das Perspektiven zur<br />
Problemdefinition und Interpretationsmuster zur<br />
Deutung von Wahrnehmungen zum Ausdruck bringt<br />
und damit den Forschungsprozess steuern und<br />
Orientierungshilfen für die Lösung praktischer<br />
Probleme liefern soll. 81<br />
Objektivität Die Objektivität eines Messinstrumentes beschreibt<br />
den Grad der Unabhängigkeit der Ergebnisse von der<br />
Person, die das Messinstrument anwendet. Es wird<br />
unterschieden zwischen Durchführungsobjektivität,<br />
Auswertungsobjektivität und Interpretations-<br />
objektivität. 82<br />
Reliabilität Der Begriff die Reliabilität stammt aus dem<br />
Englischen Reliability und bedeutet Zuverlässigkeit. 83<br />
In der Sozialforschung wird der Begriff für die<br />
Genauigkeit, die Exaktheit des Vorgehens bei der<br />
Messung verwendet. 84<br />
Validität Hat der Forscher wirklich das erfasst, was er erfassen<br />
wollte? Dies ist die Frage, mit der sich die Validität<br />
auseinandersetzt. 85 Inhalts-, Kriteriums- und<br />
Konstruktionsvalidität können hier differenziert<br />
betrachtet und untersucht werden. 86<br />
81 Vgl. Kubicek und Kieser (1977), S. 18.<br />
82 Vgl. Diekmann (2001), S. 216 und Lamnek (1988), S. 179.<br />
83 Vgl. Brockhaus (2002), S. 239<br />
84 Die Reliabilität ist im Bereich der qualitativen Forschung in verschiedener Hinsicht von höchster Wichtigkeit:<br />
Einerseits muss das Zustandekommen der Daten so dargelegt werden, dass überprüfbar wird, was Aussage des<br />
jeweiligen Subjekts ist und wo die Interpretation durch den Forscher beginnt. Auf der anderen Seite ist das<br />
Vorgehen darzulegen, um die Vergleichbarkeit der Vorgehensweise der verschiedenen Forscher zu erleichtern. Vgl.<br />
Flick (2002), S. 322.<br />
85 Vgl. Mayring (2002), S. 141.<br />
86 Inhaltsvalidität liegt vor, wenn eine Auswahl von Items die zu messenden Eigenschaften in einem hohen Grade<br />
repräsentiert. Bei der Kriteriumsvalidität geht es um die Frage, ob die Messungen des Messinstrumentes den<br />
theoretisch erwarteten Zusammenhang mit einem externen Kriterium, das entweder zum gleichen (konkurrente<br />
Validität) oder zu einem späteren Zeitpunkt (prädiktive Validität) erhoben wird, aufzeigt. Konstruktvalidität<br />
verlangt, dass das von einem Messinstrument erfasste Konstrukt mit möglichst vielen anderen Variablen in<br />
theoretisch begründbaren Zusammenhängen steht. Vgl. Diekmann (2001), S. 224 f.
22 Theoretische Grundlagen zur Betrieblichen Bildung<br />
2 FORSCHUNGSFOKUS<br />
Wo ist die im letzten Hauptkapitel dargestellte Forschungsfrage im bestehenden<br />
Forschungsdiskurs einzuordnen? Die Antwort darauf wird in diesem Kapitel gegeben.<br />
„<strong>St</strong>rategien haben immer ein Bezugsobjekt, das sie zu gestalten beabsichtigen.“ 87 Im<br />
Falle der vorliegenden Forschungsfrage ist dies die Gestaltungsebene der Betrieblichen<br />
Bildung. 88 Aus diesem Grund beschäftigt sich das erste Unterkapitel mit der Frage, was<br />
in dieser Arbeit unter der Gestaltungsebene der Betrieblichen Bildung genau zu verstehen<br />
ist. Zudem wird der dazu naheliegende Begriff <strong>Bildungsmanagement</strong> erklärt. Das zweite<br />
Unterkapitel ordnet die Forschungsfrage einerseits im Feld der Betrieblichen Forschung<br />
ein und zeigt andererseits, welchem Forschungsstrom die Forschungsfrage zu geordnet<br />
werden kann. Im letzten Unterkapitel wird das Management der Betrieblichen Bildung<br />
gegenüber anderen in diesem Zusammenhang verwendeten Konzepten abgegrenzt.<br />
Folgende Abbildung verdeutlicht den beschriebenen Aufbau des Kapitels:<br />
Wo ist die Forschungsfrage im bestehenden Forschungsdiskurs einzuordnen?<br />
Betriebliche Bildung und<br />
<strong>Bildungsmanagement</strong><br />
(Kapitel 2.1)<br />
Einordnung in den wissenschaftlichen<br />
Diskurs der<br />
Betrieblichen Bildung<br />
(Kapitel 2.2)<br />
Abbildung 6: Aufbau des 2. Kapitels 89<br />
2.1 Betriebliche Bildung und <strong>Bildungsmanagement</strong><br />
2.1.1 Konkretisierung des Begriffs der Betrieblichen Bildung<br />
Konzeptionelle Abgrenzung<br />
(Kapitel 2.3)<br />
Ausgangspunkt des Ausdruckes Betriebliche Bildung ist der Begriff der Betrieblichen<br />
Weiterbildung (oft auch Betriebliche Weiterbildung i.e.S. genannt).<br />
Betriebswirtschaftliche Weiterbildung wurde vor allem in den 80er/90er Jahren sehr<br />
unterschiedlich verwendet und war nicht eindeutig definiert, da der Betrieblichen<br />
Weiterbildung ein hohes Mass an Funktionen und Zielen, eine grosse Themenvielfalt und<br />
eine Vielzahl von Trägern zugeschrieben wurde.<br />
87 Müller-<strong>St</strong>ewens und Lechner (2003), S. 34.<br />
88 Siehe Hauptkapitel III, Unterkapitel 1.2 „Gestaltungsebenen von <strong>St</strong>rategien“.<br />
89 Eigene Darstellung.
Theoretische Grundlagen zur Betrieblichen Bildung 23<br />
Ganz allgemein bezeichnet aber die Betriebliche Weiterbildung die Bildung und<br />
Qualifizierung erwachsener, in Unternehmen beschäftigter Personen und ist als solche<br />
zeitlich klar von der Phase der Aus- bzw. Grundbildung abzugrenzen. 90 Entscheidend für<br />
die Abgrenzung des Begriffs ist das Kriterium der Trägerschaft: Von Betrieblicher<br />
Weiterbildung wird dann gesprochen, wenn eine Unternehmung aufgrund ihrer Funktion<br />
als Financier und/oder aufgrund sonstiger Möglichkeiten die Planung, Organisation,<br />
Durchführung und Kontrolle der Weiterbildungsaktivitäten in einem Unternehmen<br />
beeinflusst und im Sinne der übergeordneten Unternehmensziele gestalten kann. 91 Die<br />
Betriebliche Weiterbildung umfasst nur die formalen Lernprozesse des Individuums im<br />
Unternehmen. Informelle Lernprozesse des Individuums sowie Lernen in der<br />
Organisation, sog. Organisationales Lernen, werden hier als berufliche Sozialisation<br />
betrachtet und sind nicht Bestandteil der Betrieblichen Weiterbildung. 92<br />
Basierend auf dem Begriff der Betrieblichen Weiterbildung entwickelte sich die<br />
Betriebliche Bildung. Im Unterschied zur Betrieblichen Weiterbildung ist der Begriff<br />
Betriebliche Bildung (auch Betriebliche Weiterbildung i.w.S. genannt) umfangreicher;<br />
subsumiert er doch beide formalen Bildungsarten: Eine Unterscheidung zwischen<br />
Grundausbildung und Weiterbildung im Unternehmen wird nicht mehr vollzogen. Des<br />
Weiteren bezieht sich Betriebliche Bildung nicht nur auf die Organisation von formalen<br />
Lernprozessen. Massnahmen zur Förderung des informellen Lernens, wie z.B. Aufbau<br />
einer Lernkultur, sind genauso mit eingeschlossen. „Aufgabe von Bildungsmassnahmen<br />
in der Betrieblichen Bildung ist es nämlich, den Lernenden zu helfen, die Inhalte des<br />
objektiven Wissens über die Welt in die <strong>St</strong>rukturen ihres Denkens zu übernehmen.“ 93 Ob<br />
dies durch formale oder informelle Lernprozesse geschieht, ist irrelevant. Demnach<br />
gehören zum System der Betrieblichen Bildung all diejenigen Regelungen, die sich<br />
unmittelbar auf die Rahmenbedingungen für betrieblich initiierte und/oder finanzierte<br />
Lehr-/Lernprozesse beziehen. 94<br />
Zusammenfassend soll die Betriebliche Bildung für die vorliegende Arbeit wie folgt<br />
definiert sein: 95<br />
90<br />
Vgl. Diedrich (1988), S. 26; Pawlowsky und Bäumer (1996), S. 8 und Gonon und <strong>St</strong>olz (2004), S. 9.<br />
91<br />
Vgl. Faulstich (1986), S. 21, zit. in Diedrich (1988), S. 28.<br />
92<br />
Vgl. Diedrich (1988), S. 28.<br />
93<br />
Dubs (1997) S. 73.<br />
94<br />
Vgl. Bäumer (1999), S. 25.<br />
95<br />
Fredrich (2003), S. 114.
24 Theoretische Grundlagen zur Betrieblichen Bildung<br />
„Betriebliche Bildung ist ein Sammelbegriff für einen Teil der Lernvorgänge, die<br />
sich im Bezugsrahmen eines Unternehmens ergeben. Sie umfasst alle zielgerichteten<br />
Massnahmen, Instrumente und Verfahren, die zu Verhaltensänderungen der<br />
Mitarbeiter führen, sei es durch Vermehrung des Wissens und/oder durch<br />
Veränderung von Wissen und Einstellungen. Der Bildungsbegriff unterscheidet<br />
dabei nicht nach Bildungsstufen, nicht zwischen Aus- und Weiterbildung, nicht<br />
zwischen formalen oder informellen Lernprozessen und nicht nach Ort und <strong>St</strong>atus<br />
der bildungsvermittelnden Einrichtung.“<br />
2.1.2 Konkretisierung des Begriffs <strong>Bildungsmanagement</strong><br />
Im Zusammenhang mit dem Begriff Betriebliche Bildung erscheint häufig auch der<br />
Begriff <strong>Bildungsmanagement</strong>.<br />
Das Wort <strong>Bildungsmanagement</strong> lässt sich in die Wortbestandteile Bildung und<br />
Management unterteilen.<br />
Unter der neuzeitlichen Fassung des Bildungsbegriffs, wie er sich im 18. Jahrhundert<br />
etablierte, wird die Hervorbringung der Menschlichkeit des Menschen in eigener<br />
Anstrengung aus sich heraus verstanden. 96 „Bildung ist somit nicht identisch mit<br />
Wissensvermittlung und -aneignung; Bildung besagt Gewinn oder Gewähr der dem<br />
Menschen angemessenen, ihn auszeichnenden Lebensform.“ 97<br />
Mit dem Bildungsbegriff, wie er in unserer heutigen Zeit verwendet wird, haben sich<br />
zahlreiche Autoren auseinandergesetzt. 98 Den verschiedenen Definitionen und<br />
Abgrenzungen ist gemeinsam, dass es bei der Bildung im Wesentlichen um die Formung<br />
der Persönlichkeit geht. 99 Im Hinblick auf den betrieblichen Kontext dieser Arbeit scheint<br />
die Differenzierung des Begriffs in Bildung im engeren und Bildung im weiteren Sinn<br />
nach Euler (1997) geeignet: 100<br />
96 Vgl. Brockhaus (2002), S. 330 f.<br />
97 Brockhaus (2002), S. 330.<br />
98 Für weitere Ausführungen zu diesem Begriff siehe u.a. Ballauff; Blankertz; Gramm; Hansmann und Marozki;<br />
Heitger; Hentig; Henz; Wilhelm. Zit. in Brockhaus (2002), S. 331.<br />
99 Vgl. Grüner (2000), S. 1.<br />
100 Vgl. Euler (1997), S. 85 f.
Theoretische Grundlagen zur Betrieblichen Bildung 25<br />
… Entwicklung der Persönlichkeit:<br />
Bildung (i.e.S.)…<br />
Bildung (i.w.S.) als<br />
Erwerb von Handlungskompetenzen zur…<br />
… im Hinblick auf die Bewältigung<br />
betrieblicher Lebenssituationen<br />
… Erfüllung sozialer Anforderungen:<br />
Qualifizierung…<br />
Abbildung 7: Differenzierung des Bildungsbegriffs nach Euler 101<br />
Bildung im weiteren Sinn umfasst den Erwerb von Handlungskompetenzen sowohl zur<br />
Entwicklung der Persönlichkeit (Entwicklungsorientierung) als auch zur Erfüllung<br />
sozialer Anforderungen (Anforderungsorientierung). „Die Erfüllung sozialer<br />
Anforderungen bezieht sich vor dem Hintergrund dieser Arbeit auf betriebliche<br />
Handlungssysteme und wird unter dem Begriff „Qualifizierung“ gefasst. Qualifizierung<br />
grenzt sich vom klassischen Bildungsbegriff insofern ab, als es hierbei um den Erwerb<br />
solcher Handlungskompetenzen geht, die primär auf die Bewältigung betrieblicher<br />
Anforderungen gerichtet sind.“ 102 Im Gegensatz dazu bezieht sich Bildung im engeren<br />
Sinn auf Handlungskompetenzen, die primär die Entwicklung der individuellen<br />
Persönlichkeit fördern. Im weiteren Verlauf der Arbeit wird der Begriff Bildung im Sinne<br />
von Bildung im weiteren Sinn nach Euler verwendet.<br />
Unter dem Begriff Management versteht man nach Ulrich das Gestalten, Lenken und<br />
Entwickeln sozialer Systeme. 103<br />
Diese definierenden Merkmale der Begriffe Bildung und Management lassen sich nun<br />
auch auf den Begriff <strong>Bildungsmanagement</strong> anwenden:<br />
So kann <strong>Bildungsmanagement</strong> als das Management der Betrieblichen Bildung gesehen<br />
werden. Dabei beschränkt sich der Inhalt der Betrieblichen Bildung nicht nur auf<br />
beruflich relevantes Wissen, sondern schliesst Inhalte zur Förderung menschlichen<br />
Verhaltens in Sach-, Sozial- und Selbstkompetenzen mit ein. Verschiedene Autoren<br />
101 Abbildung nach Euler (1997), S. 87.<br />
102 Diesner (2008), S. 34.<br />
103 Vgl. Ulrich (1984), S. 84 ff. Siehe dazu auch Decker (2000) und Euler (2004).
26 Theoretische Grundlagen zur Betrieblichen Bildung<br />
definieren den Begriff <strong>Bildungsmanagement</strong> in diesem Sinne. 104 Decker definiert bspw.<br />
<strong>Bildungsmanagement</strong> als „das <strong>St</strong>euern und Gestalten von persönlichen, betrieblichen,<br />
von sozialen, kulturellen und organisatorischen Entwicklungs-, Qualifizierungs- und<br />
Lernprozessen.“ 105 In dieser Arbeit wird die Definition von Euler (2004) verwendet: 106<br />
„Beim <strong>Bildungsmanagement</strong> geht es im Kern um die Frage, wie die individuellen<br />
Handlungskompetenzen von Menschen mit den <strong>St</strong>rategien, <strong>St</strong>rukturen und Kulturen<br />
einer Organisation in Einklang gebracht werden.“<br />
2.2 Einordung der Forschungsfrage in den wissenschaftlichen Diskurs<br />
der Betrieblichen Bildung<br />
2.2.1 Positionierung im Feld der Betrieblichen Bildung<br />
Erscheinungsformen von Aus- und Weiterbildung 107 in Unternehmen sowie die dahinter<br />
liegende Organisation sind so vielfältig wie die Unternehmen selbst. Ob ein<br />
Unternehmen bspw. nur Aufgaben in der Weiterbildung seiner Mitarbeiter wahrnimmt<br />
oder sich auch zum Angebot von Ausbildungen verpflichtet fühlt, ob ein eigenständiger<br />
Funktionsbereich für die Betriebliche Bildung besteht oder ob die Verantwortung für<br />
Aus- und Weiterbildung beim direkten Linienvorgesetzten liegt: Die grundsätzlichen<br />
Fragestellungen, mit denen sich Unternehmen im Zusammenhang mit Betrieblicher<br />
Bildung auseinandersetzen müssen, bleiben jedoch dieselben: 108<br />
1. Normative Orientierung: Welche Handlungskompetenzen sollen in einer Organisation<br />
kurz-, mittel- und langfristig verfügbar sein?<br />
2. <strong>St</strong>rategische Entwicklung: In welchem strukturellen und kulturellen Rahmen soll der<br />
Erwerb bzw. die Anwendung der angestrebten Handlungskompetenzen erfolgen?<br />
3. Operativer Vollzug: Welche Prozesse sind im Einzelnen für den Aufbau der<br />
Handlungskompetenzen zu gestalten?<br />
Die Fragen können in den folgenden Bezugsrahmen eingeordnet werden:<br />
104 Siehe Geissler und vom Bruch und Petersen (1994); Merk (1998); Sander (1999) und Grüner (2000).<br />
105 Decker (2000), S. 16.<br />
106 Euler (2004), S. 31.<br />
107 Aus- und Weiterbildung im Unternehmen wird dem Begriff „Betriebliche Bildung“ gleichgesetzt.<br />
108 Vgl. Euler (2004), S. 31 ff. Siehe dazu auch Merk (1998), S. 62 ff.
Theoretische Grundlagen zur Betrieblichen Bildung 27<br />
Normative<br />
Orientierung<br />
<strong>St</strong>rategische<br />
Entwicklung<br />
Operativer<br />
Vollzug<br />
Leitziele /<br />
Programmatik<br />
Organisation<br />
<strong>St</strong>rukturen Kulturen<br />
Personen<br />
Prozesse<br />
Abbildung 8: Bezugsrahmen für die Handlungsbereiche des <strong>Bildungsmanagement</strong>s 109<br />
Was bedeuten diese drei Fragestellungen konkret?<br />
Wie in der nachfolgenden Abbildung 9 ersichtlich, ist das Resultat der Normativen Ebene<br />
ein Leitbild. 110 Dieses konkretisiert, welche Handlungskompetenzen die Mitarbeiter in<br />
die Organisation einbringen sollen. Um dieses Leitbild zu entwickeln, müssen einerseits<br />
die Ansprüche der Mitarbeiter und andererseits die Anforderungen der Organisation<br />
abgestimmt auf den Markt aufgenommen werden.<br />
Ansprüche<br />
der Mitarbeiter<br />
identifizieren<br />
Anforderungen<br />
in der Organisation<br />
bestimmen<br />
Kompetenzspektrum<br />
bestimmen<br />
Leitbild<br />
entwickeln und<br />
kommunizieren<br />
Abbildung 9: Normative Orientierung des <strong>Bildungsmanagement</strong>s 111<br />
109 Abbildung nach Euler (2004), S. 31 ff. und Dulworth und Bordonaro (2005), S. 16.<br />
110 Vgl. Euler (2004), S. 31 ff.<br />
111 Abbildung nach Euler (2004), S. 31 ff.
28 Theoretische Grundlagen zur Betrieblichen Bildung<br />
Auf der <strong>St</strong>rategischen Ebene geht es um die Kernfrage, mit welchen geeigneten<br />
<strong>St</strong>rategien das Leitbild umgesetzt werden kann. 112 Dazu muss eine geeignete <strong>St</strong>rategie<br />
formuliert werden. Deren Implementierung findet im Rahmen der <strong>St</strong>ruktur- und<br />
Kulturgestaltung statt (siehe untere Abbildung 10). „Während sich die strukturellen<br />
Faktoren auf die Analyse und Gestaltung der Aufgaben-, Entscheidungs-,<br />
Verantwortungs-, Budget- und Kommunikationsstrukturen beziehen, erfassen die<br />
kulturellen Faktoren primär die Einstellungen, Macht- und Beziehungsdefinitionen,<br />
emotionale Befindlichkeiten, Vertrauensgrade, Werte sowie die impliziten und<br />
informellen Verhaltensweisen der Personen in einem sozialen System.“ 113<br />
Organisationskultur<br />
gestalten<br />
Umwelt der<br />
Organisationsstruktur<br />
erfassen<br />
Organisationskultur<br />
erfassen<br />
Organisationsstruktur<br />
gestalten<br />
Abbildung 10: <strong>St</strong>rategische Entwicklung im <strong>Bildungsmanagement</strong> 114<br />
Im aufgezeigten Modell zur <strong>St</strong>rategischen Entwicklung des <strong>Bildungsmanagement</strong>s von<br />
Euler ist der in der Literatur zum <strong>St</strong>rategischen Management konstatierte Zusammenhang<br />
zwischen <strong>St</strong>rategie, Kultur und <strong>St</strong>ruktur nicht dargestellt. In der Tat stehen aber <strong>St</strong>rategie,<br />
Kultur und <strong>St</strong>ruktur in einem wechselseitigen Verhältnis: 115 Der Einfluss der<br />
Unternehmenskultur und -struktur auf die <strong>St</strong>rategieentstehung geschieht zum einen<br />
unbewusst, indem sie als eine Art Filter wirken, als eine Form der<br />
Komplexitätsreduktion, da sie das Handeln der <strong>St</strong>rategieentwickler automatisch leiten. 116<br />
Auf der anderen Seite werden Organisationsform und Kultur eines Unternehmens durch<br />
112 Vgl. Merk (1998), S. 86 und Euler (2004), S. 31 ff.<br />
113 Euler (2004), S. 31 ff.<br />
114 Abbildung nach Euler (2004), S. 31 ff.<br />
115 Siehe dazu Chandler (1962); Bugelman (1983) und Bleicher (1993).<br />
116 Vgl. Diesner (2008), S. 201 f.
Theoretische Grundlagen zur Betrieblichen Bildung 29<br />
die jeweilige <strong>St</strong>rategie bestimmt. Kultur und <strong>St</strong>ruktur dienen in diesem Fall als<br />
Instrumente der <strong>St</strong>rategieumsetzung. 117<br />
Einen Überblick über die Prozesse auf Operativer Ebene vermittelt folgende Abbildung:<br />
Integration in die<br />
bestehende<br />
Organisation<br />
Innovationen<br />
implementieren<br />
Bedarf<br />
bestimmen<br />
Massnahmen<br />
planen und<br />
durchführen<br />
Ressourcen kalkulieren,<br />
budgetieren,<br />
finanzieren<br />
Transfer<br />
sichern<br />
Qualität<br />
sichern<br />
Personal auswählen,<br />
führen,<br />
weiterbilden<br />
Abbildung 11: Prozesse innerhalb des operativen Vollzugs im <strong>Bildungsmanagement</strong> 118<br />
Im Zentrum der Abbildung 11 werden die drei Prozesse beschrieben, die das eigentliche<br />
„Kerngeschäft“ der operativen Ebene ausmachen: Die Implementierung erfolgt sich über<br />
die Planung und Durchführung von Bildungsmassnahmen mit konkreten Lernzielen und<br />
Lerninhalten für konkrete Zielgruppen. Grundlegend dafür sind die vorgängige<br />
Bestimmung des Bildungsbedarfs und die integrierte Sicherung des Bildungstransfers in<br />
der Praxisanwendung. 119 „Diese drei Prozesse werden flankiert von fünf<br />
Gestaltungsprozessen, die darauf abzielen, dass das Leistungsprofil der<br />
Bildungsaktivitäten (1) durch professionelles Personal getragen wird, (2) qualitativ<br />
hochwertig und (3) ökonomisch effizient ist, (4) in der Organisation weithin akzeptiert<br />
und (5) durch Innovationen stetig weiterentwickelt wird.“ 120 Die dargestellten Aufgaben,<br />
117 Vgl. Müller-<strong>St</strong>ewens und Lechner (2003), S. 11 und S. 67 f.<br />
118 Abbildung nach Euler (2004), S. 31 ff.<br />
119 Vgl. Merk (1998), S. 148 ff.<br />
120 Euler (2004), S. 31. Siehe dazu auch Meier (2005), S. 1 ff.
30 Theoretische Grundlagen zur Betrieblichen Bildung<br />
denen sich das Unternehmen auf operativer Ebene stellen muss, zeichnen sich durch<br />
einen permanenten Problemlösungsprozess aus. 121<br />
Mit dem aufgezeigten Bezugsrahmen ist das Feld der Betrieblichen Bildung verdeutlicht<br />
worden. Die Forschungsfrage „Wie entstehen Bildungsstrategien in Unternehmen?“ ist<br />
im Feld der Betrieblichen Bildung auf der <strong>St</strong>rategischen Entwicklungsebene einzuordnen.<br />
2.2.2 Positionierung in den Forschungsbeiträgen zur Betrieblichen Bildung<br />
Über alle Konjunkturzyklen hinweg ist zu beobachten, dass sich das Aktivitätsniveau im<br />
Bildungsbereich langfristig erhöht. 122 Damit verbunden ist ein grosser Wandel in den<br />
durch die Betriebliche Bildung zu erreichenden Zielen sowie in ihrer Organisation und<br />
Ausgestaltung. 123 Obwohl die theoretische Durchdringung der Betrieblichen Bildung<br />
immer noch in den Anfängen steckt, reflektiert sich dieser Wandel in den verschiedenen<br />
diesbezüglichen Forschungsströmen. 124<br />
Grundsätzlich sind nach Arnold drei Forschungsdefizite zum Forschungsprogramm der<br />
Betrieblichen Bildung zu unterscheiden: 125<br />
• Forschungsdefizite aus Sicht des Arbeitnehmers<br />
• Forschungsdefizite aus Sicht der Berufsbildungsforschung und<br />
• Forschungsdefizite aus Sicht des Arbeitgebers.<br />
Da aufgrund der in der Dissertation aufgeworfenen Forschungsfrage die Beiträge zur<br />
Behebung der Forschungsdefizite aus Sicht des Arbeitgebers von besonderer Bedeutung<br />
sind, soll nachfolgend nur auf diese näher eingegangen werden. 126<br />
Erste Forschungsbeiträge im Forschungsprogramm der Betrieblichen Bildung aus<br />
Arbeitgebersicht legten ihr Schwergewicht überwiegend auf das Gebiet der<br />
121 Vgl. Anschoff (1995), S. 97 ff.<br />
122 Vgl. Bersin & Associates (2006), S. 1 ff.<br />
123<br />
Für einen Überblick über die historische Entwicklung der Betrieblichen Bildung siehe Pawlowsky und Bäumer<br />
(1996), S. 30.<br />
124 Vgl. Gonon und <strong>St</strong>olz (2004), S. 11.<br />
125<br />
Vgl. Arnold (1995), S. 135 ff.<br />
126<br />
Während Forschungsbeiträge zur Behebung der Forschungsdefizite aus Sicht der Arbeitnehmer vor allem<br />
soziologisch geleitete Untersuchungen - wie z.B. die Verbreitung von Weiterbildungsbeteiligung oder die<br />
kompensatorische Wirkung von Betrieblicher Bildung für benachteiligte Gruppen auf dem Arbeitsmarkt - zum<br />
Gegenstand haben, beschäftigt sich die Berufsbildungsforschung im Kern mit den Bedingungen, Abläufen und<br />
Folgen des Erwerbs fachlicher Qualifikationen sowie mit personalen und sozialen Einstellungen und<br />
Orientierungen, die für den Vollzug beruflich organisierter Arbeitsprozesse bedeutsam erscheinen. Vgl. Dybowski,<br />
Haase und Rauner (1993), S. 126 ff.; Bäumer (1999), S. 3. und Gonon und <strong>St</strong>olz (2004), S. 35 f.
Theoretische Grundlagen zur Betrieblichen Bildung 31<br />
Individualpädagogik. 127 Im Rahmen dieses Forschungsstromes wird die Betriebliche<br />
Bildung als eine der individuellen Persönlichkeitsentwicklung dienende Aktivität<br />
betrachtet.<br />
Die wissenschaftlichen Auseinandersetzungen in diesem Forschungsstrom weisen<br />
folgende Schwerpunkte auf:<br />
• Die Ansätze zur Lehr-/Lernforschung befassen sich mit der Optimierung der Lehr-<br />
/Lernprozesse sowie mit deren „Produkten“ (unterschiedliche Arten von<br />
Qualifikationen). So werden didaktische Prinzipien auf den Bereich der Betrieblichen<br />
Bildung übertragen. 128<br />
• „Die Transferforschung stellt die Frage nach den Bedingungen eines optimalen<br />
Lerntransfers vom Lernfeld in das Funktionsfeld.“ 129 Die dazugehörigen<br />
Forschungsbeiträge spezialisieren sich auf den optimalen Transfer vom Lernfeld in<br />
das betriebliche Umfeld (Transferforschung).<br />
• Forschungsbeiträge zu Schlüsselqualifikationen zeigen Möglichkeiten zu deren<br />
Vermittlung auf und zwar speziell auf die Betriebliche Bildung zugeschnitten.<br />
Heute erhält der Forschungsstrom mit überwiegendem Schwergewicht auf dem Gebiet<br />
der Individualpädagogik durch die neuen Bildungstechnologien einen erneuten<br />
Aufschwung. Da innerhalb dieses Forschungsstromes strukturelle Rahmenbedingungen<br />
im Unternehmen, vor deren Hintergrund die Lernprozesse und -produkte zustande<br />
kommen, weniger präsent sind, entstand ein neuer Forschungsstrom: der systemkonstruktivistisch<br />
pädagogische Forschungsstrom. 130<br />
Dieser rückt die Einbindung des Individuums in die Prozesse der Entwicklung der<br />
Organisation stärker in das Blickfeld. Betriebliche Bildung wird nicht mehr allein als<br />
dyadisches Lehr-Lern-Verhältnis, sondern vielmehr als Teil einer organisatorischen<br />
Aufgabe gesehen. Als system-konstruktivistisch wird dieser Forschungsstrom deshalb<br />
bezeichnet, weil seine Vertreter davon ausgehen, dass Wirklichkeit, und damit Wissen,<br />
kognitiv konstruierte Wirklichkeit ist, die dann erst verbindlich wird, wenn sie von<br />
127 Vgl. Arnold (1995), S. 23 ff.<br />
128 Vgl. Bäumer (1999), S. 2.<br />
129 Bäumer (1999), S. 3.<br />
130 Vgl. Arnold (1995), S. 25.
32 Theoretische Grundlagen zur Betrieblichen Bildung<br />
anderen geteilt wird. 131 Bezogen auf die Betriebliche Bildung ist dies die Wirklichkeit<br />
des spezifischen Unternehmens, in dem Lernen stattfindet.<br />
Der betriebswirtschaftlich-organisatorische Zugang zu diesem Forschungsstrom wird der<br />
Personalmanagementlehre zugerechnet.<br />
Ein kurzer Blick auf die drei Schwerpunkte dieses Forschungsstroms verdeutlicht die<br />
betriebswirtschaftlich-organisatorische Perspektive: 132<br />
• Wissenschaftliche Beiträge zur Normativen Perspektive sind leider selten. 133 Es<br />
handelt sich dabei vielmehr um Untersuchungen mit dem Charakter empirischer<br />
Sammlungen von Einzelaspekten des betrieblichen Bildungsgeschehens auf<br />
strategischer und operativer Ebene. 134<br />
• Weitere Forschungsbeiträge knüpfen an die zuvor aufgezeigte <strong>St</strong>rategische Ebene des<br />
<strong>Bildungsmanagement</strong>s an. Optimale Lernstrukturen und -kulturen für die<br />
Ausbildungsabteilung, aber auch für das gesamte Unternehmen, werden untersucht<br />
und vorgeschlagen. 135 Dominante Themen sind hier die Förderung der<br />
Lernunterstützung durch Vorgesetzte, die Förderung des Wissensaustausches im<br />
Unternehmen und der Einsatz von Führungskräften in Bildungsprozessen. 136<br />
Forschungsbeiträge, die sich mit der Entstehung von Bildungsstrategien befassen,<br />
sind heute immer noch selten, 137 da Bildungsstrategien als Konkretisierung der<br />
Personalentwicklung von Human Resources (HR) gesehen werden und damit die<br />
übergeordnet gewählte HR <strong>St</strong>rategie ausführen. In den 90er Jahren wurden in<br />
Literaturbeiträgen jedoch viele Vorschläge unterbreitet hinsichtlich der möglichen<br />
Funktionen und konkreten Bildungsstrategien für ein Unternehmen. 138 Wie diese<br />
<strong>St</strong>rategien entstehen und weshalb ein Unternehmen eine der vorgeschlagenen<br />
Bildungsstrategien wählen sollte, zeigen die Beiträge allerdings nicht auf.<br />
131 Vgl. Reinhold, Pollak und Heim (1999), S. 166.<br />
132 Für einen weitreichenden Überblick zu den bestehenden Weiterbildungsstudien siehe Bäumer (1999), S. 326 ff.<br />
133 Siehe Diesner (2008) als eine der seltenen Arbeiten zu diesem Forschungsstrom.<br />
134 Vgl. Bäumer (1999), S. 4.<br />
135 Siehe Nuissl et al. (1999).<br />
136 Vgl. Diesner, Seufert und Euler (2006), S. 1 ff.<br />
137<br />
Siehe u.a. Meister (1998); Merk (1998); Dulworth und Bordonaro (2005); Diesner, Seufert und Euler (2006) und<br />
Diesner, Seufert und Euler (2008).<br />
138 Siehe 3. Kapitel “Ausprägungsformen von Betrieblicher Bildung“.
Theoretische Grundlagen zur Betrieblichen Bildung 33<br />
• Bei der operativen Ebene des <strong>Bildungsmanagement</strong>s kommt der Erfolgskontrolle der<br />
Betrieblichen Bildung, vorerst bezogen auf die Lernergebnisse von<br />
Bildungsveranstaltungen, dann aber auch auf den betrieblichen Investitionserfolg von<br />
Bildung, ein besonderes Schwergewicht zu (Bildungscontrolling). 139 Einen weiteren<br />
Forschungsschwerpunkt im Operativen <strong>Bildungsmanagement</strong> bilden Beiträge, welche<br />
die neuen Bildungstechnologien in diesem Feld zu integrieren versuchen. Auch hier<br />
werden die neuen Bildungstechnologien nicht mehr aus individualpädagogischer<br />
Perspektive betrachtet, sondern unter Einbezug der ganzen Organisation.<br />
Die aufgezeigten Forschungsbeiträge in den Gebieten der Individualpädagogik und des<br />
system-konstruktivistisch pädagogischen Forschungsstromes laufen auch heute<br />
nebeneinander her. Basierend auf dem system-konstruktivistisch pädagogischen<br />
Forschungsstrom hat sich jedoch die betriebswirtschaftlich-organisatorische Perspektive<br />
der Betrieblichen Bildung weiterentwickelt: Betriebliche Bildung wird nicht mehr nur<br />
aus der Sicht der Personalmanagementlehre, insbesondere der Personalentwicklung<br />
betrachtet, sondern gerät mehr und mehr ins Blickfeld der gesamtunternehmerischen<br />
strategischen Perspektive - dies losgelöst von der jeweiligen organisatorischen<br />
Einbettung der Betrieblichen Bildung im Unternehmen. Diese gesamtunternehmerische<br />
strategische Perspektive hebt die Gestaltungs- und Entwicklungsfunktion der<br />
strategiegestaltenden Betrieblichen Bildung hervor: 140 Funktion der Betrieblichen<br />
Bildung kann es sein, die Mitarbeiter zu befähigen, die Entwicklung des Unternehmens<br />
aktiv mitzugestalten. 141 Die gestaltende Rolle der Betrieblichen Bildung bezieht sich<br />
dabei nicht nur auf die aktive Veränderung von Unternehmensstrategien, sondern auf die<br />
Initiierung von Projekten, Ideen, Entwürfen sowie auf die Gestaltung bzw. Veränderung<br />
von Prozessen, Abläufen und <strong>St</strong>rukturen im Unternehmen. 142 Das Unternehmen als<br />
lernende Organisation soll so gefördert werden. 143<br />
Die Dissertation ordnet sich auf der strategischen Entwicklungsebene des<br />
<strong>Bildungsmanagement</strong>s in den system-konstruktivistisch pädagogischen Forschungsstrom<br />
ein. Die Entstehung von Bildungsstrategien aller Arten, auch jener mit einer Gestaltungsund<br />
Entwicklungsfunktion im Unternehmen, werden in der Arbeit berücksichtigt. Der zu<br />
139 Vgl. Bäumer (1999), S. 3.<br />
140 Siehe 3. Kapitel “Ausprägungsformen von Betrieblicher Bildung“.<br />
141 Vgl. Pawlowsky und Bäumer (1996), S. 34.<br />
142 Vgl. Pawlowsky und Bäumer (1996), S. 41.<br />
143<br />
Vgl. Fresina (1997), S. 3 ff. Mehr zur lernenden Organisation siehe Unterkapitel 2.3 „Konzeptionelle<br />
Abgrenzung“.
34 Theoretische Grundlagen zur Betrieblichen Bildung<br />
entwickelnde Bezugsrahmen unterscheidet ferner nicht, in welcher Organisationseinheit<br />
des Unternehmens (z.B. HR oder eine andere Einheit), die Bildungsstrategie entsteht.<br />
2.3 Konzeptionelle Abgrenzung<br />
In der unternehmerischen Praxis werden im Zusammenhang mit dem Management der<br />
Betrieblichen Bildung häufig die Konzepte Personalentwicklung, Wissensmanagement<br />
(engl. Knowledge Management) und Lernende Organisation mit einbezogen. Dieses<br />
Unterkapitel soll die Gemeinsamkeiten und Zusammenhänge der verschiedenen<br />
Konzepte aufzeigen sowie deren Unterschiede verdeutlichen.<br />
• <strong>Bildungsmanagement</strong> und Personalentwicklung<br />
Personalentwicklung kann grundsätzlich als ein sehr vielseitiger und daher relativ<br />
unscharf definierter Begriff bezeichnet werden. Entsprechend existiert in der Literatur<br />
eine Vielzahl an Definitionsvarianten. 144 Grundsätzlich wird die Personalentwicklung als<br />
Teilbereich des Personalmanagements 145 betrachtet. 146 Ganz allgemein verfolgt die<br />
Personalentwicklung nach Jung „das Ziel, Mitarbeiter aller hierarchischen <strong>St</strong>ufen für die<br />
Bewältigung der gegenwärtigen und zukünftigen Anforderungen zu qualifizieren.“ 147<br />
Personalentwicklung ist also immer dann erforderlich, wenn „Diskrepanzen zwischen<br />
Fähigkeiten und Anforderungen nicht über Personalbeschaffung beziehungsweise<br />
Personalfreisetzung ausgeglichen werden können oder sollen.“ 148 Im Vergleich zur<br />
Personalentwicklung ist <strong>Bildungsmanagement</strong> insofern umfassender, als dabei sowohl<br />
auf die marktbedingten Interessen des Unternehmens als auch auf den Wunsch der<br />
Mitarbeitenden nach individueller Persönlichkeitsentwicklung geachtet wird. 149<br />
Gemeinsam ist dem <strong>Bildungsmanagement</strong> und der Personalentwicklung, dass sie sich mit<br />
Lernprozessen, die das Aneignen von Handlungskompetenzen fördern sollen, befassen.<br />
• <strong>Bildungsmanagement</strong> und Wissensmanagement (engl. Knowledge Management)<br />
Wissensmanagement hat sich in den letzten Jahren zu einem zentralen Thema in Theorie<br />
und Praxis entwickelt. So erstaunt es nicht, dass die Anzahl an wissenschaftlichen und<br />
144<br />
Zusammenstellungen von Definitionen finden sich z.B. bei Neuenberger (1994), S. 4 ff.; Dittmar (2001), 143 ff.<br />
oder Becker (2002).<br />
145 Bezüglich des Begriffs Personalmanagement besteht es in der Wissenschaft und in der Praxis auch keine<br />
einheitliche Auffassung. Vgl. Schmeisser und Clermont (1999), S. 1. Ganz allgemein umfasst das<br />
Personalmanagement „die Gesamtheit aller personenbezogenen Aufgaben in einem Unternehmen, also die Planung,<br />
Gewinnung, Erhaltung und Förderung des menschlichen Leistungspotentials.“ Sauder und Schmidt (1989), S. 346.<br />
Für weitere Definitionen siehe auch Klimecki und Gmür (1998), S. 47 ff.<br />
146 Vgl. Wunderer und Dick (2000), S. 135.<br />
147 Jung (1997), S. 244.<br />
148 Scholz (2000), S. 505.<br />
149 Siehe Unterkapitel 2.1.2 „Konkretisierung des Begriffs <strong>Bildungsmanagement</strong>“.
Theoretische Grundlagen zur Betrieblichen Bildung 35<br />
praxisorientierten Buchpublikationen, Artikeln und Beiträgen explosionsartig angestiegen<br />
ist. Für den Ausdruck Wissensmanagement ist in der Literatur eine Vielzahl von<br />
Definitionen zu finden. 150 Nach Köhne bspw. bezweckt Wissensmanagement einen<br />
sinnvollen Umgang mit Wissen in Organisationseinheiten und Unternehmen, um dieses<br />
bestmöglich zu nutzen. 151<br />
Das Management von Wissen ist nicht einfach, da Wissen keine objektiv handelbare und<br />
transferierbare Entität ist. 152 Dass Unternehmen ihr Augenmerk in ihrer Tätigkeit und<br />
Entscheidungsfindung auf das Wissen richten, ist damit eine echte Herausforderung: Der<br />
Prozess der Wissensgenerierung, des Wissenstransfers und der Wissensanwendung muss<br />
im Unternehmen unterstützt und vorangetrieben werden, will man dieses Wissen in einer<br />
Vielzahl von Produkten und Leistungen anwenden, weiterentwickeln und auch in neuen<br />
Bereichen nutzen. 153 Was haben nun aber Wissensgenerierung, Wissenstransfer und<br />
Wissensanwendung mit <strong>Bildungsmanagement</strong> in einem Unternehmen zu tun?<br />
Je nach Ausgestaltung erweist sich die Ausbildungseinheit in einem Unternehmen<br />
einerseits als ein wichtiger Treiber für die Förderung des Wissensaustausches zwischen<br />
unterschiedlichen Organisationseinheiten (siehe Aufgaben des <strong>St</strong>rategischen<br />
<strong>Bildungsmanagement</strong>s beim Aufbau einer Lernstruktur und Lernkultur, Abbildung 10). 154<br />
Andererseits kann die Ausbildungseinheit darauf ausgerichtet sein, Wissen - sei es nun<br />
neues oder altes - in anderen Unternehmenseinheiten zu generieren, dorthin zu<br />
transferieren und vor allem auch anzuwenden (z.B. durch einen Ausbildungskurs zu<br />
Handlungskompetenzen). Damit kann das <strong>Bildungsmanagement</strong> Aufgaben des<br />
Knowledge Managements übernehmen.<br />
• <strong>Bildungsmanagement</strong> und Lernende Organisation<br />
Seit Anfang der 90er Jahre steht das Konzept des Organisationalen Lernens im<br />
Mittelpunkt des Interesses. 155 Prägend für den Begriff der Lernenden Organisation war<br />
Senge mit seinem Buch „The Fifth Discipline“. Für ihn ist eine Lernende Organisation<br />
„an organization that is continually expanding its capacity to create its future.“ 156<br />
Organisationales Lernen beruht auf individuellen und kollektiven Lernprozessen, darf<br />
150 Beiträge zur Definition von Wissen und Wissensmanagement siehe u.a. Kongut und Zander (1992); Collins<br />
(1993); von Krogh und Venzin (1995); Probst et al. (1997); Davenport et al. (2001) und Baets und van der Linden<br />
(2003), S. 35 f. Für einen Überblick über das Forschungsfeld „Wissensmanagement“ siehe Köhne (2004), S. 13 ff.<br />
151 Vgl. Köhne (2004), S. 13.<br />
152 Vgl. Spender (1996), S. 5 ff.<br />
153 Vgl. Goshal und Moran (1996); Kongut und Zander (1992), zit. in Köhne (2004), S. 6.<br />
154 Siehe Reinhardt (1998), S. 239.<br />
155 Vgl. Dubs (1995), S. 161.<br />
156 Senge (1990), o.S.
36 Theoretische Grundlagen zur Betrieblichen Bildung<br />
aber nicht als Summe dieser Lernprozesse angesehen werden. 157 Der Unterschied zum<br />
individuellen Lernen liegt vor allem in der Wechselwirkung zwischen den verschiedenen<br />
Organisationsmitgliedern und in deren Beziehung zur Organisation. 158 Sattelberger stellte<br />
als Erster eine Verbindung her zwischen Organisationalem Lernen und Betrieblicher<br />
Bildung. 159 Zu diesem Gedanken konstatiert Dubs (1995):<br />
„Nicht wenige Theoretiker und Praktiker gehen heute so weit, dass sie<br />
glauben, die künftige betriebliche Ausbildung sei schwergewichtig auf<br />
das organisationale Lernen auszurichten, weil diese Form des Lernens<br />
nicht nur am besten geeignet sei, das Transferproblem zu lösen, sondern<br />
vor allem Innovationen am wirksamsten fördere.“ 160<br />
Kritisch folgert Dubs daraus, dass dazu Voraussetzungen notwendig seien, die bislang<br />
161 und 162<br />
weder in Schulen noch in den Unternehmen erfüllt worden seien.<br />
3 AUSPRÄGUNGSFORMEN VON BETRIEBLICHER<br />
BILDUNG<br />
Wie im 2. Kapitel aufgezeigt wird, ergibt sich durch die Kombination der<br />
Entscheidungen auf normativer, strategischer und operativer Ebene für jedes<br />
Unternehmen eine einzigartige Betriebliche Bildung. Dieses Kapitel vermittelt einen<br />
kurzen Überblick über mögliche Ausprägungsformen in Bezug auf die strategische<br />
Entwicklung der Betrieblichen Bildung in Unternehmen. Dadurch soll verdeutlicht<br />
werden, wie vielfältig Bildungsstrategien sind und in welchen Formen sie für die<br />
Betriebliche Bildung einen unternehmensinternen Wertbeitrag schaffen. Die<br />
verschiedenen Arten von unternehmensinternen Wertbeiträgen werden im 4. Kapitel des<br />
Hauptkapitels III anlässlich der Entwicklung des Bezugsrahmens I „Wie<br />
Bildungsstrategien entstehen“ von Bedeutung sein. Die Geschäftsleitung als einer der<br />
wichtigsten „Kunden“ der Bildungsorganisation muss festlegen, welchen Wertbeitrag die<br />
Betriebliche Bildung in der Organisation stiften soll. 163<br />
Die unterschiedlichen Ausprägungsformen von Betrieblicher Bildung lassen sich anhand<br />
ihrer verschiedenen Funktionen gut aufzeigen. Eine Funktion ist eine allgemeine Aussage<br />
über den Zweck eines Gegenstandes bzw. einer Institution. Die Funktion der<br />
157 Eine Übersicht über weitere wesentliche Ansätze geben Pawlowsky (1994), S. 268 und Güldenberg (1998), S.<br />
108 ff., wie auch Argyris und Schön (1999), S. 190 ff.<br />
158 Detaillierter siehe Fredrich (2003), S. 31; Arnold (1995), S. 181 und Dubs (1995), S. 163.<br />
159 Vgl. Sattelberger (1991).<br />
160 Dubs (1995), S. 161.<br />
161 Vgl. Dubs (1995), S. 161.<br />
162 Siehe Hauptkapitel VI, 2. Kapitel „Desiderata für weiterführende Forschungsaktivitäten“.<br />
163 Siehe Hauptkapitel III, Unterkapitel 4.2.1.2 „Analyse der Einflusskräfte der Umwelt“, Der Kunde.
Theoretische Grundlagen zur Betrieblichen Bildung 37<br />
Betrieblichen Bildung gibt Aufschluss über die Frage, welchen Zweck, welche Aufgabe<br />
oder Bedeutung die Betriebliche Bildung im Unternehmen hat. 164 Folgende Betriebliche<br />
Bildungsfunktionen sind möglich: 165<br />
• Die Anpassungsfunktion<br />
Hier werden zwei Unterfunktionen unterschieden:<br />
Rechtzeitige Versorgung mit den benötigten personellen Ressourcen<br />
Durch die Betriebliche Bildung soll das Unternehmen rechtzeitig mit den benötigten<br />
personellen Ressourcen versorgt werden. Es handelt sich hierbei um eine<br />
Optimierungsaufgabe im traditionellen betriebswirtschaftlichen Sinne, da die<br />
Betriebliche Bildung kostenorientiert dazu beitragen soll, Leerkapazitäten und<br />
Überbeschäftigung gleichermassen abzubauen und die Qualifikationen der Mitarbeiter<br />
kontinuierlich an veränderte Arbeitsanforderungen anzupassen. 166<br />
Erhöhte Effizienz der Aus- und Weiterbildungsaktivitäten<br />
Die geplante Betriebliche Bildung soll die Effizienz der Weiterbildungsaktivitäten durch<br />
deren gezielte Koordination und Vernetzung sowie durch die Ausnutzung von Synergien<br />
erhöhen.<br />
• Die Motivations- und Identifikationsfunktion<br />
Durch die Betriebliche Bildung soll die allgemeine Leistungs- und<br />
Identifikationsbereitschaft der Mitarbeiter erhöht werden. Hierbei wird unterschieden<br />
zwischen:<br />
Mitarbeiterqualifikation und Mitarbeiterentwicklung<br />
Die Betriebliche Bildung dient als Instrument, um das intellektuelle Kapital eines<br />
Unternehmens aufzubauen. Dabei sollen die Handlungskompetenzen eines jeden<br />
Mitarbeiters gezielt gefördert werden, wodurch sich dessen Employability und die<br />
individuelle Weiterentwicklungsmöglichkeit erhöhen lassen.<br />
Erhöhung der Attraktivität für hervorragenden Führungsnachwuchs<br />
Die Betriebliche Bildung kann insbesondere die Aufgabe erfüllen, sinnvolle,<br />
ansprechende und den Bedürfnissen des Führungsnachwuchses gerecht werdende<br />
Weiterbildungsprogramme anzubieten. Damit soll sichergestellt werden, dass sowohl die<br />
Leadership- als auch die Managementkompetenzen genügend gefördert werden und dass<br />
164<br />
Vgl. Pawlowsky und Bäumer (1996), S. 31 ff.<br />
165<br />
Vgl. <strong>St</strong>rauss (1999), S. 125 ff.<br />
166<br />
Vgl. Pawlowsky und Bäumer (1996), S. 32.
38 Theoretische Grundlagen zur Betrieblichen Bildung<br />
Anreize für Aufstiegsmöglichkeiten bestehen. Die dahinterliegende Idee besteht darin,<br />
das intellektuelle Kapital, welches das Unternehmen dank leistungsstarken Mitarbeitern<br />
besitzt, zu binden.<br />
Förderung der Corporate Identity<br />
Unternehmensspezifische Normen, Werthaltungen und Zielvorstellungen sowie das<br />
Selbstverständnis der Unternehmung, die Corporate Identity, können durch die<br />
Betriebliche Bildung gefördert werden.<br />
• Die Flexibilisierungsfunktion<br />
Durch Betriebliche Bildung können ferner innerbetriebliche Flexibilitätspotenziale<br />
ausgeschöpft werden. In diesem Zusammenhang lassen sich verschiedene Funktionsziele<br />
differenzieren:<br />
Globale Vernetzung: Nutzung bereichsübergreifender Synergien - Abbau von<br />
Organisationsbarrieren 167<br />
Die Betriebliche Bildung dient als Werkzeug, um das gesamte Unternehmen zu<br />
vernetzen. Auf diese Weise kann ein ganzheitliches Organisationsverständnis über<br />
Abteilungs-, Unternehmens- und Landesgrenzen hinweg geschaffen werden. Dadurch<br />
werden arbeitsplatzübergreifende Qualifikationen und Zusammenhänge gefördert. 168<br />
Förderung der unternehmerischen Flexibilität, Innovations- und Anpassungsfähigkeit<br />
Damit das Unternehmen im sich rasch verändernden Markt seine Wettbewerbsfähigkeit<br />
steigern kann, muss es imstande sein, sich ebenfalls rasch zu verändern, 169 indem es sich<br />
zu einer lernenden Organisation entwickelt. Betriebliche Bildung kann die Funktion<br />
haben, am Aufbau und der Pflege von Lernstrukturen und -kulturen aktiv mitzuwirken. In<br />
diesem Sinne stehen die betrieblichen Bildungsangebote als Garant für Qualität und<br />
Glaubwürdigkeit einer intendierten Lernkultur.<br />
• Die Akquisitions- und Imagefunktion<br />
Hierbei wird der Betrieblichen Bildung die Aufgabe zuteil, für eine positive Darstellung<br />
des Unternehmens nach aussen, gegenüber der Gesellschaft und dem Arbeitsmarkt zu<br />
sorgen. 170 So können im Rahmen der Rekrutierung von High-Potentials interessante<br />
potenzielle Kandidaten für das Unternehmen akquiriert werden.<br />
167<br />
Vgl. Kraemer und Müller (2001), S. 19.<br />
168<br />
Vgl. Deiser (1998), S. 42.<br />
169<br />
Vgl. Kraemer und Müller (2001), S. 19.<br />
170<br />
Vgl. Pawlowsky und Bäumer (1996), S. 33.
Theoretische Grundlagen zur Betrieblichen Bildung 39<br />
• Die Gestaltungs- und Entwicklungsfunktion<br />
Im Rahmen jeder Betrieblichen Bildung muss grundsätzlich entschieden werden, ob sie<br />
als Service Center zur reaktiven Bedienung von auftretenden Trainingsansprüchen<br />
verstanden oder ob sie proaktiv in die <strong>St</strong>rategiegestaltung eingebracht werden soll. 171<br />
Dementsprechend lassen sich zwei unterschiedliche Funktionen ableiten:<br />
<strong>St</strong>rategieerfüllende Betriebliche Bildung<br />
Der Betrieblichen Bildung kommt die Aufgabe zu, die Unternehmensstrategie zu festigen<br />
und weiterzugeben.<br />
<strong>St</strong>rategiegestaltende Betriebliche Bildung<br />
Eine Funktion der Betrieblichen Bildung kann darin bestehen, die Mitarbeiter zu<br />
befähigen, die Entwicklung des Unternehmens aktiv mit zu gestalten. 172 Hilse (2001)<br />
führt diesen Punkt für die Betriebliche Bildung wie folgt aus:<br />
„Im Zuge der Abkehr vom Paradigma der strategischen Planung und der<br />
Hinwendung zu lern- und prozessorientierten <strong>St</strong>rategieansätzen ist der<br />
wichtige Zusammenhang von <strong>St</strong>rategie und Wissen bzw. Lernen in<br />
Organisationen thematisiert: Organisationales Wissen und Expertise gehen<br />
einerseits als zentrale Planungsgrösse in den <strong>St</strong>rategieprozess ein, zum<br />
anderen werden Wissen und Expertise auch während des<br />
<strong>St</strong>rategieprozesses, d.h. zur <strong>St</strong>rategieentwicklung, -umsetzung und<br />
173 und 174<br />
-weiterentwicklung, gebraucht.“<br />
Soweit die wichtigsten möglichen Funktionen der Betrieblichen Bildung im Überblick.<br />
Entsprechend der von der Betrieblichen Bildung verfolgten Funktion ergeben sich<br />
unterschiedliche Zielgruppen bzw. Kunden und Bildungsprodukte. Den möglichen<br />
Funktionen der Betrieblichen Bildung übergeordnet ist, dass sich die spezifischen zur<br />
Realisierung gewählten Massnahmen/Produkte als Investitionen auszahlen müssen.<br />
Damit sind die begrifflichen Grundlagen der Betrieblichen Bildung aufgezeigt.<br />
Orientierungsstruktur ist umrissen und ein einheitliches Begriffsverständnis aufgebaut<br />
worden. Die Forschungsfrage ist im wissenschaftlichen Diskurs der Betrieblichen<br />
Bildung positioniert und die Ausprägungsformen der Betrieblichen Bildung sind<br />
dargestellt worden. Die Grundlagen sind somit gegeben, um einen Bezugsrahmen zur<br />
Entstehung von Bildungsstrategien zu entwickeln.<br />
171 Vgl. scil Congress (2003), o.S. und Bäumer (1999), S. 86.<br />
172 Vgl. Pawlowsky und Bäumer (1996), S. 34.<br />
173 Hilse (2001a), S. 158.<br />
174 Für weiterreichende Ausführungen siehe auch Bank (2004), S. 222.
40 Entwicklung eines Bezugsrahmens zur Entstehung von Bildungsstrategien<br />
III ENTWICKLUNG EINES BEZUGSRAHMENS ZUR<br />
ENTSTEHUNG VON BILDUNGSSTRATEGIEN<br />
Gemäss dem dieser Arbeit zu Grunde liegenden Forschungsprozess, der auf dem<br />
wissenschaftstheoretischen Grundverständnis der Hermeneutik basiert, gilt es nun einen<br />
Bezugsrahmen zu entwickeln, der aufzeigt, wie Bildungsstrategien entstehen. 175 Darin<br />
besteht das Ziel dieses Hauptkapitels.<br />
Der zu entwickelnde Bezugsrahmen soll folgenden Anforderungen genügen: Erstens<br />
sollen die verschiedenen Komponenten, die in der Literatur zur Entstehung von<br />
Bildungsstrategien zu finden sind, in einer geordneten Weise zusammengeführt werden.<br />
Zweitens soll dort, wo keine Konzepte zur Entstehung von Bildungsstrategien vorliegen,<br />
ein strukturierter Ansatz entwickelt werden, damit eine aus dem generellen <strong>St</strong>rategischen<br />
Management deduzierte Theorie zur Entstehung von Bildungsstrategien entwickelt<br />
werden kann.<br />
Dazu werden im 1. Kapitel die theoretischen Grundlagen des Bezugsrahmens erarbeitet.<br />
Hierbei werden für diese Arbeit relevante Theorien aus der allgemeinen Literatur zum<br />
<strong>St</strong>rategischen Management beleuchtet. Darauf aufbauend werden im 2. Kapitel zwei<br />
Vorgehensmodelle zur Entwicklung eines Bezugsrahmens zwecks Analyse der<br />
Entstehung von Bildungsstrategien vorgeschlagen. Im 3. Kapitel wird anhand des<br />
gewählten Vorgehensmodells die Entstehung von <strong>St</strong>rategien allgemein analysiert. Im 4.<br />
Kapitel werden die aus dem 3. Kapitel gewonnenen Erkenntnisse angewendet; ferner<br />
wird ein erster Bezugsrahmen zur Entstehung von Bildungsstrategien entwickelt.<br />
Folgende Abbildung verdeutlicht den beschriebenen Aufbau des Hauptkapitels:<br />
Theoretische Grundlagen<br />
des Bezugsrahmens<br />
(1. Kapitel)<br />
Vorgehensmodelle zur<br />
Entwicklung eines<br />
Bezugsrahmens zur Analyse<br />
der Entstehung von<br />
Bildungsstrategien<br />
(2. Kapitel)<br />
Analyse der Entstehung<br />
von <strong>St</strong>rategien<br />
(3. Kapitel)<br />
Bezugsrahmen I: Entstehung von Bildungsstrategien (4. Kapitel)<br />
Abbildung 12: Aufbau des Hauptkapitels III 176<br />
175 Siehe Hauptkapitel I, Unterkapitel 2.2.2 „Relevanz der Hermeneutik für die Dissertation“.<br />
176 Eigene Darstellung.
Entwicklung eines Bezugsrahmens zur Entstehung von Bildungsstrategien 41<br />
1 THEORETISCHE GRUNDLAGEN DES<br />
BEZUGSRAHMENS<br />
Gilt es die Entstehung einer <strong>St</strong>rategie zu analysieren, so muss in einem ersten Schritt<br />
definiert werden, was eine <strong>St</strong>rategie ist. In einem zweiten Schritt ist für eine einheitliche<br />
Diskussionsbasis das Aufzeigen weiterer Differenzierungsebenen von <strong>St</strong>rategien<br />
notwendig. Weil sich die Arbeit nicht nur mit der Entwicklung, sondern auch mit der<br />
Entstehung von <strong>St</strong>rategien befasst, muss in einem dritten Schritt der Begriff der<br />
Entstehung weiter ausdifferenziert werden. Der vierte Schritt öffnet die Blackbox des<br />
<strong>St</strong>rategieformierungsprozesses und legt die bekanntesten Modelle dar. Der letzte Schritt<br />
zeigt einen integrierten Arbeitsrahmen für <strong>St</strong>rategische Forschung von Chakravarthy et<br />
al. auf, der das weite Feld der strategischen Forschung zu ordnen hilft. Am Ende dieses<br />
Kapitels wird ein Bezug zwischen den theoretischen Ausführungen, dem vorgestellten<br />
Arbeitsrahmen und der Entstehung von Bildungsstrategien hergestellt. Folgende<br />
Abbildung verdeutlicht den beschriebenen Aufbau des Kapitels:<br />
Begriffsbestimmung <strong>St</strong>rategie (Kapitel 1.1)<br />
und ihre Gestaltungsebenen (Kapitel 1.2)<br />
Der <strong>St</strong>rategieformierungsprozess (Kapitel 1.4)<br />
Der integrative Arbeitsrahmen nach Chakravarthy et al. (Kapitel 1.5)<br />
Implikationen für die Auswahl der Vorgehensmodelle zur<br />
Analyse der Entstehung von Bildungsstrategien (Kapitel 1.6)<br />
1.1 Begriffsbestimmung <strong>St</strong>rategie<br />
Abbildung 13: Aufbau des 6. Kapitels 177<br />
Begriffsverständnis<br />
Entstehung (Kapitel 1.3)<br />
„Hinsichtlich des Begriffs der <strong>St</strong>rategie sind in der Literatur zahlreiche Definitionen zu<br />
finden. Klaus spricht in Anlehnung an einen Aufsatz von Koontz gar von einem<br />
„<strong>St</strong>rategie-Theorien-Dschungel“. 178 Trotz verschiedener Versuche, die unterschiedlichen<br />
Arbeiten zur Unternehmens-<strong>St</strong>rategie in Schulen, Modelle oder Ansätze einzuteilen und<br />
zu systematisieren, hat diese Feststellung noch heute Gültigkeit. 179 Gemeinsam ist den<br />
diversen, in der Literatur aufgeführten Begriffsklärungen die Annahme der<br />
Untrennbarkeit von Unternehmung und Umwelt. Dieser Annahme zufolge dient die<br />
177<br />
Eigene Darstellung.<br />
178<br />
Vgl. Andresen (2003), S. 45, zit. in Klaus (1987), o.S.<br />
179<br />
Vgl. Mintzberg, Ahlstrand, Lampel (1998), S. 9 f.
42 Entwicklung eines Bezugsrahmens zur Entstehung von Bildungsstrategien<br />
<strong>St</strong>rategie dem Umgang mit sich wandelnden Umweltbedingungen. Mintzberg, der sich<br />
insbesondere mit der Systematisierung des <strong>St</strong>rategiebegriffs auseinandergesetzt hat,<br />
unterscheidet fünf Aspekte von <strong>St</strong>rategien: 180 Plan (Weg-/Zielbeschreibung), Ploy<br />
(Winkelzüge im Konkurrenzkampf mit Wettbewerbern), Pattern (Muster und<br />
Regelmässigkeiten), Position (Verortung in der Umwelt) und Perspective<br />
(Weltanschauung, Wahrnehmung der Umwelt).<br />
In dieser Arbeit soll der Begriff <strong>St</strong>rategie wie folgt definiert werden: 181<br />
„<strong>St</strong>rategie ist die grundsätzliche, langfristige Verhaltensweise der Unternehmung<br />
gegenüber ihrer Umwelt zur Verwirklichung der langfristigen Ziele.“<br />
Pointiert ausgedrückt, muss eine <strong>St</strong>rategie folgende Frage beantworten können: Wohin<br />
will ein Unternehmen im Wettbewerb gehen und wodurch will es dies tun? 182 Die<br />
<strong>St</strong>rategie ist somit ein Plan, eine Richtungsanweisung für die laufenden Handlungen des<br />
Unternehmens in der Zukunft. 183<br />
Welche Differenzierungsebenen in Bezug auf die <strong>St</strong>rategie sind in der Literatur zu<br />
finden?<br />
1.2 Gestaltungsebenen von <strong>St</strong>rategien<br />
„<strong>St</strong>rategien haben immer ein Bezugsobjekt, das sie zu gestalten beabsichtigen. Je nach<br />
Komplexität des Unternehmens trifft man unterschiedliche Arten solcher<br />
Gestaltungsobjekte an. Gemeinsam ist ihnen, dass sie immer für eine bestimmte<br />
Aggregationsebene stehen, für die eine eigene <strong>St</strong>rategieentstehung sinnvoll erscheint.<br />
Deshalb sind hier die Bezugsobjekte der <strong>St</strong>rategien als Gestaltungsebenen bezeichnet.“ 184<br />
Nach Müller-<strong>St</strong>ewens und Lechner lassen sich folgende Gestaltungsebenen<br />
unterscheiden: 185<br />
180 Vgl. Mintzberg (1987), S. 11 ff.<br />
181 Gabler (2004), S. 2833.<br />
182 Siehe dazu auch Müller-<strong>St</strong>ewens und Lechner (2003), S. 381 und Grant (2004), S. 72.<br />
183 Vgl. Mintzberg, Ahlstrand, Lampel (1998), S. 9 f.<br />
184 Müller-<strong>St</strong>ewens und Lechner (2003), S. 34.<br />
185 Vgl. Müller-<strong>St</strong>ewens und Lechner (2003), S. 34 ff.
Entwicklung eines Bezugsrahmens zur Entstehung von Bildungsstrategien 43<br />
Unternehmens-<strong>St</strong>rategien<br />
Geschäfts-<strong>St</strong>rategien<br />
Netzwerk-<strong>St</strong>rategien<br />
Funktional-<strong>St</strong>rategien Issue-<strong>St</strong>rategien<br />
Ebenenvorteile<br />
Abbildung 14: Wichtige Gestaltungsebenen des <strong>St</strong>rategischen Managements 186<br />
• Unternehmens-<strong>St</strong>rategien<br />
Mittels der Unternehmens-<strong>St</strong>rategie positioniert sich das Gesamtunternehmen nach<br />
aussen, insbesondere gegenüber den Investoren, aber auch gegenüber anderen<br />
<strong>St</strong>akeholdern. Nach innen steht im Umkehrschluss die Positionierung gegenüber den<br />
Geschäften. Typische Fragen zu Unternehmens-<strong>St</strong>rategien setzen sich damit auseinander,<br />
in welchen Geschäften ein Unternehmen überhaupt tätig sein will bzw. kann. 187<br />
• Geschäfts-<strong>St</strong>rategien<br />
Geschäfts-<strong>St</strong>rategien geben auf die Frage Antwort, wodurch man sich in den einzelnen<br />
Geschäften im Wettbewerb und im Markt positionieren will. 188 Eine typische strategische<br />
Frage auf dieser Ebene ist, mit welchen Produkten man in welchen Märkten auftreten<br />
will.<br />
• Funktional-<strong>St</strong>rategien<br />
In jeder Organisation besteht die Notwendigkeit, gleichartige Aktivitäten zu koordinieren<br />
und sie dadurch wirkungsvoller zu betreiben. 189 Für diese gleichartigen Tätigkeiten wird<br />
eine sog. Funktional-<strong>St</strong>rategie formuliert und versucht, diese zu implementieren. Eine<br />
solche Funktional-<strong>St</strong>rategie betrifft das Management der einem Funktionsbereich<br />
zugerechneten Erfolgspotenziale. 190 Die Bedeutung, die man einer einzelnen Funktional-<br />
<strong>St</strong>rategie - bezogen auf das gesamte <strong>St</strong>rategiekonzept eines Unternehmens - beimisst,<br />
186<br />
Abbildung nach Müller-<strong>St</strong>ewens und Lechner (2003), S. 36.<br />
187<br />
Vgl. <strong>St</strong>aehle (1992), S. 653.<br />
188<br />
Vgl. Müller-<strong>St</strong>ewens (2003), o.S.<br />
189<br />
Vgl. Müller-<strong>St</strong>ewens und Lechner (2003), S. 486 und <strong>St</strong>einmann und Schreyögg (2005), S. 171.<br />
190<br />
Mehr zu Elementbestandteilen, Aufgaben und Ausprägungen zu Funktionsstrategien siehe Müller-<strong>St</strong>ewens und<br />
Lechner (2003), S. 476 ff.
44 Entwicklung eines Bezugsrahmens zur Entstehung von Bildungsstrategien<br />
dürfte vom strategischen <strong>St</strong>ellenwert abhängig sein, den man einer bestimmten Aktivität<br />
hinsichtlich des Erzielens von Wettbewerbsvorteilen einräumt. Dabei lassen sich<br />
Funktional-<strong>St</strong>rategien unterteilen in solche, die sich auf die direkten,<br />
leistungswirtschaftlichen Aktivitäten beziehen (wie etwa die Produktions- oder<br />
Marketingstrategie), und in solche, die indirekt den Wertschöpfungsprozess<br />
unterstützende Aktivitäten zum Gegenstand haben (wie etwa die Personal- oder<br />
Finanzierungsstrategie). Eine typische strategische Frage auf dieser Ebene lautet bei der<br />
Forschungs- und Entwicklungsstrategie, in welche Technologien ein Unternehmen<br />
investieren soll.<br />
• Netzwerk-<strong>St</strong>rategien<br />
Nach oben nimmt die Ausdifferenzierung dort zu, wo Unternehmen sich aufgrund ihres<br />
Branchenkontextes zu Unternehmensnetzwerken zusammenschliessen. Gesprochen wird<br />
hier von Netzwerk-<strong>St</strong>rategien wie z.B. Kooperationen, Partnerschaften, Joint Ventures<br />
etc. Eine typische strategische Frage auf dieser Ebene lautet, welche<br />
Wertschöpfungsaktivitäten man zur Ausschöpfung von Synergiepotenzialen gemeinsam<br />
betreiben will.<br />
• Issue-<strong>St</strong>rategien<br />
Als Letztes ist eine Gestaltungsebene anzuführen, die noch nicht offiziell einer<br />
organisatorischen Ebene zuordenbar ist. Gruppen von Mitarbeitern ev. aus<br />
unterschiedlichen organisatorischen Einheiten haben sich einer aktuellen „strategic issue“<br />
angenommen, einer in ihren Konsequenzen meist noch schwer abschätzbaren<br />
Entwicklung, mit der sie bestimmte Chancen und Risiken verbinden. Zu dieser „strategic<br />
issue“ wird eine strategische Initiative erarbeitet, die es nun zu gestalten gilt.<br />
Ziel eines jeden Unternehmens ist es, auf jeder aufgezeigten Gestaltungsebene einen sog.<br />
Ebenenvorteil 191 gegenüber anderen Unternehmen zu erringen. Dieser verspricht dank<br />
überdurchschnittlicher Leistung überdurchschnittliche Renditen. Dabei ist aber Vorsicht<br />
geboten: Wie in der Abbildung 14 ersichtlich, stehen alle <strong>St</strong>rategien in den<br />
unterschiedlichen Gestaltungsebenen in (Wechsel-)Beziehung zueinander. Das heisst,<br />
Manöver, die sich auf eine der Gestaltungsebenen beziehen, haben normalerweise<br />
Rückkopplungseffekte auf die anderen Gestaltungsebenen.<br />
Wo ist nun eine Bildungsstrategie einzuordnen?<br />
Bei der Bildungsstrategie handelt es sich um eine Teilstrategie, die in engem<br />
Zusammenhang mit der Unternehmensstrategie und der Geschäftsstrategie steht und<br />
191<br />
„Ebenenvorteile sind Vorteile, die einem Unternehmen nur auf dieser Gestaltungsebene zur Verfügung stehen.“<br />
Müller-<strong>St</strong>ewens und Lechner (2003), S. 37.
Entwicklung eines Bezugsrahmens zur Entstehung von Bildungsstrategien 45<br />
einen Handlungsrahmen für die operative Bildungsarbeit im Unternehmen schafft. 192<br />
Diese Teilstrategie kann zum betriebswirtschaftlichen Funktionsbereich der Betrieblichen<br />
Bildung gehören und ist dann eine Funktional-<strong>St</strong>rategie. 193 Eine weitere Möglichkeit<br />
besteht darin, Bildungsstrategien in Form von Issue-<strong>St</strong>rategien im Unternehmen<br />
anzusetzen. Unabhängig davon, auf welcher Gestaltungsebene die Bildungsstrategie<br />
eingegliedert wird, trägt sie als Gegenstand indirekt zu den Aktivitäten, die den<br />
Wertschöpfungsprozess unterstützen, bei.<br />
1.3 Definition des Begriffs Entstehung einer <strong>St</strong>rategie<br />
Schlägt man den Begriff Entstehung im Duden nach, so ist dieser mit „bestehen“, „ sein“,<br />
„beginnen“, „geschaffen“, „hervorgerufen werden“ gleichgesetzt. 194 „Entwicklung“ ist<br />
laut Duden „allmählich entstehen“, „sich stufenweise herausbilden“, „etwas in allen<br />
Einzelheiten darlegen“ und „etwas durch seine Einwirkung auf ein höheres Niveau<br />
heben“. 195 Demnach müssen bei einer Analyse der Entwicklung eines Gegenstandes<br />
Einflussfaktoren analysiert werden, durch die man von aussen auf die Entwicklung<br />
einwirkt. Die Analyse der Entstehung eines Gegenstandes ist im Gegensatz dazu<br />
umfassender: Hier spielen sowohl Einflussfaktoren eine Rolle, auf die eingewirkt werden<br />
kann, aber auch Einflussfaktoren, die von Natur aus einfach existieren und auf keinerlei<br />
Einwirkung reagieren.<br />
Diese Arbeit befasst sich mit der Entstehung von Bildungsstrategien. Demnach sollen im<br />
folgenden Modell nicht nur Einflussfaktoren hinsichtlich dessen herausgearbeitet werden,<br />
wie eine Bildungsstrategie aktiv zu entwickeln ist, sondern auch jenen Einflussfaktoren<br />
Rechnung getragen werden, auf die nicht aktiv eingewirkt werden kann. Der Begriff<br />
Formierung von Bildungsstrategien ist in dieser Dissertation der Bedeutung von<br />
„Entstehung von <strong>St</strong>rategien“ gleich zu setzen.<br />
1.4 Der <strong>St</strong>rategieformierungsprozess<br />
Sollen Einflussfaktoren gefunden werden, die bei der Entstehung der <strong>St</strong>rategie wirken, so<br />
muss der <strong>St</strong>rategieprozess aufgebrochen und detailliert betrachtet werden.<br />
Unzählige Forschungsbeiträge zur Entstehung von <strong>St</strong>rategien sind im Bereich des<br />
<strong>St</strong>rategischen Managements zu finden. Präskriptive und deskriptive<br />
<strong>St</strong>rategieprozessmodelle teilen den <strong>St</strong>rategieentstehungsprozess in diverse Komponenten<br />
oder Phasen auf; verschiedene Denkschulen beleuchten ihn immer wieder von einer<br />
192<br />
Vgl. Merk (1998), S. 62.<br />
193<br />
Vgl. Back, Bendel und <strong>St</strong>oller-Schai (2001), S. 75 f. und Bäumer (1999), S. 86.<br />
194<br />
Vgl. Duden (2002), o.S.<br />
195<br />
Vgl. Duden (2002), o.S.
46 Entwicklung eines Bezugsrahmens zur Entstehung von Bildungsstrategien<br />
anderen Seite. 196 Das deskriptive Vorgehen hat zum Ziel, Erklärungsmodelle zur<br />
tatsächlichen Bildung von <strong>St</strong>rategien vorzulegen. Es steht im Gegensatz zum<br />
präskriptiven Vorgehen, bei dem Vorschläge unterbreitet werden, wie bei der Findung<br />
und Umsetzung der <strong>St</strong>rategie vorzugehen ist. Wie im letzten Unterkapitel erläutert, wird<br />
in der vorliegenden Arbeit die Entstehung von Bildungsstrategien analysiert. Dabei<br />
werden sowohl Einflussfaktoren betrachtet, auf die eingewirkt werden kann, als auch<br />
solche, die von Natur aus einfach existieren und auf keinerlei Einwirkung reagieren. Aus<br />
diesem Grunde sind die deskriptiven <strong>St</strong>rategieprozessmodelle für diese Arbeit von<br />
Erkenntnisinteresse.<br />
Eine der bekanntesten deskriptiven Theorien zur Formierung von <strong>St</strong>rategien ist das<br />
Modell von Mintzberg über die emergenten und beabsichtigten <strong>St</strong>rategien, welches in der<br />
Abbildung 15 dargestellt ist. 197<br />
Deliberate<br />
<strong>St</strong>rategy<br />
Intended <strong>St</strong>rategy Realized <strong>St</strong>rategy<br />
Unrealized<br />
<strong>St</strong>rategy<br />
Emergent<br />
<strong>St</strong>rategy<br />
Abbildung 15: Formierung von <strong>St</strong>rategien 198<br />
Mintzberg gelang es, empirisch aufzuzeigen, dass die letztendlich realisierten <strong>St</strong>rategien<br />
in einem Unternehmen oft nicht mit den ursprünglich intendierten übereinstimmen,<br />
sondern mehr oder weniger stark von diesen abweichen. Dabei lassen sich folgende Arten<br />
von <strong>St</strong>rategien unterscheiden: Erstens <strong>St</strong>rategien, die beabsichtigt (intended) und<br />
anschliessend vollständig realisiert (realized) werden. Diese <strong>St</strong>rategien werden als<br />
„deliberate strategies“ bezeichnet. Zweitens treten Situationen auf, in denen <strong>St</strong>rategien<br />
zwar intendiert sind, sich jedoch bei ihrer Umsetzung als nicht durchführbar erweisen<br />
und in der Folge aufgegeben werden. Sie enden als „unrealized strategies“. Drittens gibt<br />
es <strong>St</strong>rategien, die sich zu einem kohärenten, strategischen Muster fügen, ohne dass sie<br />
196<br />
Vgl. Mintzberg, Ahlstrand, Lampel (1998), S. 9 f.<br />
197<br />
Vgl. Mintzberg (1987), S. 11 f.<br />
198<br />
Abbildung nach Müller-<strong>St</strong>ewens und Lechner (2003), S. 69.
Entwicklung eines Bezugsrahmens zur Entstehung von Bildungsstrategien 47<br />
explizit formuliert werden. Einzelne zusammenhangslose Handlungen verdichten sich<br />
über die Zeit zu einer unbeabsichtigten Ordnung. <strong>St</strong>rategien dieses Typus werden<br />
„emergent strategy“ genannt.<br />
Ein weiteres <strong>St</strong>rategieprozessmodell ist das auf dem <strong>St</strong>rategiemodell der Harvard<br />
Business School von Andrews basierende Modell der <strong>St</strong>rategischen Planung in<br />
Abbildung 16. 199 Zwar verfolgt es eine präskriptive Betrachtungsweise, doch wegen<br />
seiner weiten Verbreitung, vor allem auch in der Praxis und seiner damit einhergehenden<br />
Bedeutung für die Erhebungen der empirischen Untersuchungen dieser Arbeit 200 soll es<br />
an dieser <strong>St</strong>elle angeführt werden. Unterschieden wird hier zwischen der Phase der<br />
<strong>St</strong>rategieformulierung (deciding what to do) und und der Phase der<br />
<strong>St</strong>rategieimplementierung (achieving results) der <strong>St</strong>rategieentstehung: „While the<br />
emphasis of formulation lies on making strategic decisions, implementation deals with<br />
how to transfer these decisions into actions in order to generate some predefined<br />
output.“ 201<br />
<strong>St</strong>rategieformulierung<br />
<strong>St</strong>rategieimplementierung<br />
Abbildung 16: <strong>St</strong>rategieentstehungsprozess der <strong>St</strong>rategischen Planung 202<br />
Wird der Argumentationslogik des <strong>St</strong>rategieentstehungsprozesses der <strong>St</strong>rategischen<br />
Planung gefolgt, so wird das <strong>St</strong>rategische Management auf die reaktive Umsetzung der<br />
Vorgaben der <strong>St</strong>rategie reduziert; ihr Einfluss auf die organisatorischen Prozesse, welche<br />
zur Entwicklung der strategischen Pläne führen, wird ausgeblendet. 203 In der Praxis ist<br />
jedoch insofern auch eine umgekehrte Wirkungsrichtung festzustellen, als<br />
Organisationsstruktur und -kultur auf die betreffende zu gestaltende <strong>St</strong>rategie einwirken,<br />
d.h. ein bestimmtes strategisches Verhalten ermöglichen oder eine andere <strong>St</strong>rategie<br />
204 und 205<br />
verhindern, obwohl diese der Situation möglicherweise besser angemessen wäre.<br />
199 Vgl. <strong>St</strong>aehle (1992), S. 603 f.<br />
200 Siehe Anhang B: Interviewleitfaden für die Experteninterviews.<br />
201 Lechner (2005), S. 23.<br />
202 Abbildung nach Andresen (2003), S. 195.<br />
203 „<strong>St</strong>ructure follows <strong>St</strong>rategy“, siehe Chandler (1962), zit. in Andresen (2003), S. 55.<br />
204<br />
„<strong>St</strong>rategy follows <strong>St</strong>ructure“, siehe z.B. Miles und Snow (1978); Mintzberg (1978); Hall und Saias (1980), zit. in<br />
Andresen (2003), S. 58.<br />
205 Siehe auch Hauptkapitel II, Unterkapitel 2.2.1 „Positionierung im Feld der Betrieblichen Bildung“, Bemerkungen<br />
zur <strong>St</strong>rategischen Entwicklung im <strong>Bildungsmanagement</strong>.
48 Entwicklung eines Bezugsrahmens zur Entstehung von Bildungsstrategien<br />
Der <strong>St</strong>rategieformierungsprozess wurde mit den zwei vorgestellten Theorien<br />
aufgebrochen. Dadurch ist eine differenzierte theoretische und empirische<br />
Betrachtungsweise möglich.<br />
1.5 Der integrative Arbeitsrahmen nach Chakravarthy et al.<br />
In diesem Unterkapitel soll der integrative Arbeitsrahmen für <strong>St</strong>rategische Forschung<br />
von Chakravarthy et al. vorgestellt werden. Dieser Arbeitsrahmen soll helfen, „the<br />
contours of a field devoted to shaping, implementing, and changing strategy” 206 zu<br />
definieren. Das Aufzeigen dieses Arbeitsrahmens hat den Zweck, die im nachfolgenden<br />
Kapitel dargestellten Vorgehensmodelle zur Entstehung von Bildungsstrategien ins<br />
grosse Feld der strategischen Forschung einzuordnen und einerseits die Auswahl der<br />
Modelle sowie andererseits die Wahl der Modelle zueinander zu begründen.<br />
Der Arbeitsrahmen nach Chakravarthy et al. besteht aus folgenden vier Dimensionen: 207<br />
<strong>St</strong>rategy<br />
Dynamic<br />
OrganizationalContext<br />
and Decision and<br />
Action Premises<br />
Outcomes of<br />
Decisions<br />
and Actions<br />
Adapting to Changes<br />
in the Business Context<br />
Business<br />
Context<br />
Feedforward<br />
Learning<br />
Innovating<br />
Realizing<br />
PURPOSE<br />
(<strong>St</strong>rategy Dynamic)<br />
ORGANIZATIONAL<br />
CONTEXT<br />
Management<br />
Systems<br />
Informal<br />
Organization<br />
CORE ELEMENTS OF THE<br />
STRATEGY PROCESS<br />
Decisions Actions<br />
Competitive<br />
Position<br />
Decision & Action Premises<br />
Accumulating Protecting<br />
Distincitve<br />
Competencies<br />
Leveraging<br />
Managing<br />
Expectations<br />
Feedback<br />
Learning<br />
Financial<br />
Market<br />
Evaluation<br />
Firm<br />
Performance<br />
Abbildung 17: Integrierter Arbeitsrahmen für <strong>St</strong>rategische Forschung 208<br />
206<br />
Chakravarthy et al. (2003), S. 1.<br />
207<br />
Vgl. Chakravarthy et al. (2003), S. 5 und Lechner (2005), S. 34.<br />
208<br />
Abbildung nach Chakravarthy et al. (2003), S. 5.
Entwicklung eines Bezugsrahmens zur Entstehung von Bildungsstrategien 49<br />
• Adapting to Changes in the Business Context<br />
Die unterste Ebene der Abbildung veranschaulicht, wie eine <strong>St</strong>rategie auf die<br />
Wettbewerbsposition (engl. Competitive Position) und die kennzeichnende Kompetenz<br />
(engl. Distinctive Competencies) einer Unternehmung wirkt. Diese Beziehung wird mit<br />
dem Geschäftskontext (engl. Business Context) und der Unternehmensleistung (engl.<br />
Firm Performance) in Bezug gebracht. Zur Bemessung der Unternehmensleistung spielt<br />
die wirksame Kommunikation des Unternehmens gegenüber den Finanzmärkten (engl.<br />
Financial Market Evaluation) eine entscheidende Rolle.<br />
• Outcomes of Decisions and Actions<br />
Entscheidungen (engl. Decisions) und Handlungen (engl. Actions) werden als die<br />
Kernelemente des <strong>St</strong>rategieprozesses betrachtet. Die Autoren unterstützen, dass<br />
<strong>St</strong>rategien durch emergente und geplante Handlungen entstehen, welche die vorher<br />
getroffenen Entscheidungen implementieren. Die Entscheidungen und Handlungen<br />
werden durch Feedback- und Feedforward-Lernen kontinuierlich revidiert.<br />
<strong>St</strong>rategieformulierung und -implementierung sind eng miteinander verbunden.<br />
Beziehungen bestehen zwischen den Entscheidungen und Handlungen eines<br />
Unternehmens, der Identifikation und Verwirklichung einer Wettbewerbsposition sowie<br />
zwischen der Ansammlung, Beschützung und Hebelkraft der kennzeichnenden<br />
Kompetenzen eines Unternehmens.<br />
• Organizational Context and Decision and Action Premises<br />
Die dritte Dimension des Arbeitsrahmens beleuchtet, wie der Organisationskontext (engl.<br />
Organizational Context) eines Unternehmens die Bedingungen von Entscheidung und<br />
Handlung im Unternehmen beeinflusst. Dabei umfasst der Organisationskontext das<br />
Unternehmensmanagementsystem (engl. Management System) und die informelle<br />
Organisation (engl. Informal Organization). „Management-Systeme dienen der Diagnose,<br />
Planung und Kontrolle betrieblicher Aktivitäten. Sie bilden unternehmensinterne und<br />
externe Vorgänge ab und bereiten die dabei gewonnenen Daten als Informationen, d.h.<br />
als zweckbezogenes Wissen auf.“ 209 Sie zeigen damit die formal bestehende Organisation<br />
auf. Im Gegensatz dazu steht die informelle Organisation: „Informelle Gruppen gründen<br />
auf persönlichen Wünschen und Sympathiegefühlen. In Arbeitssituationen beobachtet<br />
man, dass neben den formellen Gruppenbeziehungen zwischen bestimmten Personen<br />
formal nicht vorgesehene Kontakte auftreten, die zu sehr einflussreichen<br />
209 Müller-<strong>St</strong>ewens und Lechner (2003), S. 456.
50 Entwicklung eines Bezugsrahmens zur Entstehung von Bildungsstrategien<br />
Gruppenbildungen führen können. (…) Informelle Gruppen sind mitunter netzwerkartig<br />
miteinander verbunden, man spricht dann analog von der informellen Organisation.“ 210<br />
• <strong>St</strong>rategy Dynamic<br />
Zeit ist für alle erwähnten Elemente von Bedeutung. Der oberste Teil des Arbeitsrahmens<br />
nimmt auf diese dynamische Wechselwirkung Bezug. Er zeigt das dynamische<br />
Gleichgewicht, welches das Topmanagement des Unternehmens zu halten versucht,<br />
indem es die relevanten <strong>St</strong>rategie-Dynamiken (engl. <strong>St</strong>rategy Dynamic) kontinuierlich<br />
redefiniert.<br />
1.6 Implikationen für die Auswahl der Vorgehensmodelle zur Analyse<br />
der Entstehung von Bildungsstrategien<br />
Bei der Recherche nach einem Vorgehensmodell zur Analyse der Entstehung von<br />
Bildungsstrategien konnten in der Literatur zwei Vorgehensmodelle ausfindig gemacht<br />
werden, die sich dazu eignen. Die beiden Vorgehensmodelle werden im nächsten Kapitel<br />
dargestellt. Weshalb wurden ausgerechnet sie gewählt? Die letzten fünf Unterkapitel<br />
legten dazu die theoretische Basis, da aus ihnen Implikationen für die Auswahl der<br />
beiden Vorgehensmodelle abgeleitet werden können. An dieser <strong>St</strong>elle sollen diese<br />
Implikationen kurz erläutert werden.<br />
Wie bereits einleitend zu Beginn des Hauptkapitels aufgeführt, besteht das Ziel des zu<br />
entwickelnden Bezugsrahmens darin, die in der Literatur zu findenden Komponenten zur<br />
Entstehung von Bildungsstrategien strukturiert zusammenzuführen und dort, wo keine<br />
Literatur vorhanden ist, eine vom generellen <strong>St</strong>rategischen Management deduzierte<br />
Theorie zur Entstehung von Bildungsstrategien zu entwickeln. Dabei haben die im<br />
nächsten Kapitel ausgewählten Vorgehensmodelle die Funktion, die<br />
Zusammenführungen der einzelnen Komponenten aus der Literatur und die neu<br />
entwickelten Konzepte zu strukturieren.<br />
Hinweise dazu, wie diese Vorgehensmodelle strukturiert sein sollen, enthalten die<br />
theoretischen Ausführungen zum <strong>St</strong>rategieformierungsprozess, 211 der auch im<br />
Arbeitsrahmen von Chakravarthy et al. als Kernelement mit der zuvor beschriebenen,<br />
zweiten Dimension „Outcomes of Decisions and Actions“ im Zentrum steht. Emergente<br />
wie auch geplante Handlungen, <strong>St</strong>rategieformulierung und <strong>St</strong>rategieimplementierung<br />
müssen in den Vorgehensmodellen berücksichtigt werden.<br />
210 <strong>St</strong>einmann und Schreyögg (2005), S. 596.<br />
211 Siehe Unterkapitel 1.4 „Der <strong>St</strong>rategieformierungsprozess“.
Entwicklung eines Bezugsrahmens zur Entstehung von Bildungsstrategien 51<br />
Welche Dimensionen die Vorgehensmodelle inhaltlich zu berücksichtigen haben,<br />
vermittelt der Arbeitsrahmen von Chakravarthy et al. Die Dimensionen „Outcomes of<br />
Decisions and Actions“ und „<strong>St</strong>rategy Dynamic“ müssen in den weiteren Ausführungen<br />
des Bezugsrahmens nicht mehr weiter betrachtet werden: Es ist nicht anzunehmen, dass<br />
diese beiden Dimensionen, die erklären, wie <strong>St</strong>rategien prozessual entstehen, weitere<br />
Elemente bei der Entstehung von Bildungsstrategien finden. Als Funktional- oder Issue-<br />
<strong>St</strong>rategien entstehen Bildungsstrategien prozessual gleich wie andere <strong>St</strong>rategien. 212 Dies<br />
ist jedoch bei der inhaltlichen Dimension „Organizational Context and Decision and<br />
Action Premises“ anders. Diese Dimension hat einen grossen Einfluss auf die<br />
Ausgestaltung der Bildungsstrategie. Genau gleich verhält es sich mit der Dimension<br />
„Adapting to Changes in the Business Context“. Die einzelnen Komponenten -<br />
Wettbewerbsposition, kennzeichnende Kompetenz, Geschäftskontext sowie<br />
Unternehmensleistung - und deren Beziehung zueinander bestimmen massgebend, wie<br />
eine Bildungsstrategie schlussendlich aussieht. Beide Dimensionen gehören der sog.<br />
Inhaltsforschung an. 213<br />
Somit kann folgendes Fazit gezogen werden: Da die zwei Dimensionen die Formierung<br />
von Bildungsstrategien prägen, müssen die verschiedenen Elemente der einzelnen<br />
Dimensionen in den Vorgehensmodellen inhaltlich abgedeckt werden. Die Komponente<br />
Evaluation des Finanzmarktes ist jedoch in den weiteren Ausführungen vernachlässigbar,<br />
da auf dem Finanzmarkt die ganze Unternehmensleistung bewertet wird und nicht die<br />
Leistung des unternehmensinternen Bildungsbereichs im Einzelnen.<br />
2 VORGEHENSMODELLE ZUR ENTWICKLUNG EINES<br />
BEZUGSRAHMENS ZUR ANALYSE DER ENTSTEHUNG<br />
VON BILDUNGSSTRATEGIEN<br />
In den folgenden Ausführungen werden der „General Management Navigator“ (GMN)<br />
und der „Bezugsrahmen Gestaltungsfelder eines innovationsorientierten<br />
<strong>Bildungsmanagement</strong>s“ als die zwei ausgewählten Vorgehensmodelle zur Entwicklung<br />
eines Bezugsrahmens zur Analyse der Entstehung von Bildungsstrategien vorgeschlagen.<br />
Wie diese beiden Vorgehensmodelle einerseits mit dem Arbeitsrahmen von Chakravarthy<br />
et al. und andererseits miteinander zusammenhängen, wird am Ende dieses 2. Kapitels<br />
aufgeführt. Die daraus folgenden Implikationen für den weiteren Verlauf der Arbeit<br />
werden damit am Ende des Kapitels deutlich.<br />
212 Siehe Unterkapitel 1.2 „Gestaltungsebenen von <strong>St</strong>rategien“.<br />
213 Siehe Hauptkapitel I, Unterkapitel 2.1 „Forschungsziel und Forschungsfrage“.
52 Entwicklung eines Bezugsrahmens zur Entstehung von Bildungsstrategien<br />
2.1 Der General Management Navigator (GMN)<br />
Mit dem General Management Navigator (GMN) entwickelten die Autoren Müller-<br />
<strong>St</strong>ewens und Lechner einen Bezugsrahmen, der „Führungskräften für die Entwicklung<br />
und Verwirklichung ihrer strategischen Initiativen ein möglichst flexibles Raster für<br />
einen Arbeits- und Problemlösungsprozess anbietet.“ 214 Dabei spielt es keine Rolle, auf<br />
welcher Gestaltungsebene der <strong>St</strong>rategieentstehung bzw. -verwirklichung<br />
(Unternehmens-, Geschäfts-, Funktional-, Netzwerk- oder Issue-<strong>St</strong>rategie) 215 man sich<br />
bewegt. 216<br />
Der Bezugsrahmen umfasst 4+1 Felder: Initiierung, Positionierung, Wertschöpfung,<br />
Veränderung und Performance-Messung (vgl. Abbildung 18). Durch diese Bereiche<br />
werden nicht nur die Arbeitsfelder der <strong>St</strong>rategieentstehung abgedeckt, sondern auch der<br />
Prozess der <strong>St</strong>rategieentstehung wird durch die horizontale Achse abgebildet. Ferner liegt<br />
der Fokus mit der vertikalen Achse von Genese versus Wirksamkeit nicht nur auf der<br />
<strong>St</strong>rategieformulierung, sondern auch auf der Implementierung. Dabei wird aber durch die<br />
Verwendung der Begrifflichkeit Genese versus Wirksamkeit gleichwohl auf die von<br />
Mintzberg beschriebenen, emergenten <strong>St</strong>rategien Rücksicht genommen. 217<br />
Prozess<br />
Wie?<br />
Initiierung<br />
Veränderung<br />
Genese<br />
Performance<br />
Messung<br />
Wirksamkeit<br />
Positionierung<br />
Wertschöpfung<br />
Inhalt<br />
Was?<br />
Abbildung 18: Bezugsrahmen des General Management Navigator (GMN) 218<br />
214 Müller-<strong>St</strong>ewens und Lechner (2003), S. 7.<br />
215 Siehe 1. Kapitel, Unterkapitel 1.2 „Gestaltungsebenen von <strong>St</strong>rategien“.<br />
216 Vgl. Müller-<strong>St</strong>ewens und Lechner (2003), S. 32.<br />
217 Siehe 1. Kapitel, Unterkapitel 1.4 „<strong>St</strong>rategieformierungsprozess“.<br />
218 Abbildung nach Müller-<strong>St</strong>ewens und Lechner (2003), S. 27.
Entwicklung eines Bezugsrahmens zur Entstehung von Bildungsstrategien 53<br />
Ausgangspunkt der <strong>St</strong>rategieentstehung sind strategische Initiativen (Feld 1). 219 Darunter<br />
sind Impulse zu verstehen, die die Entwicklung des Unternehmensbereichs in<br />
signifikanter Weise betreffen. 220 Die zentrale Frage lautet hier: Wie sollen strategische<br />
Initiativen und/oder ihr Kontext gestaltet werden? <strong>St</strong>rategische Initiativen richten sich bei<br />
der Positionierung auf das Aussenverhältnis eines Unternehmens (Feld 2). Kernfrage ist<br />
hier: Wie soll der betreffende Gestaltungsbereich gegenüber seinen Anspruchsgruppen<br />
positioniert werden (Aussenverhältnis)? Die Position eines Unternehmens steht in enger<br />
Verbindung mit seinem Innenleben, d.h. mit seinen Fähigkeiten und wertschöpfenden<br />
Prozessen (Feld 3). Hier wird der Frage nachgegangen, wie die Wertschöpfung des<br />
betreffenden Gestaltungsbereichs organisiert ist (Innenverhältnis). <strong>St</strong>rategische Initiativen<br />
müssen nicht nur lanciert und inhaltlich ausgefüllt werden, sie müssen auch operative<br />
Wirksamkeit entfalten und Veränderungen bewirken (Feld 4). Hier kristallisiert sich die<br />
folgende Frage heraus: Wie sollen strategische Initiativen wirksam werden und den<br />
Gestaltungsbereich bzw. das Unternehmen verändern? Und schliesslich gilt es<br />
strategische Initiativen von ihrer Genese bis zum Erlangen der Wirksamkeit zu<br />
beobachten und deren Auswirkungen zu messen (Feld 5). Hier stellt sich die<br />
Schlüsselfrage: Wie sollen die strategischen Initiativen des Gestaltungsbereiches<br />
beobachtet und beurteilt werden?<br />
2.2 Bezugsrahmen Gestaltungsfelder eines innovationsorientierten<br />
<strong>Bildungsmanagement</strong>s<br />
„Der nachfolgend skizzierte Bezugsrahmen grenzt potenzielle Gestaltungsfelder für die<br />
<strong>St</strong>rategiebildung und Implementierung von Bildungsinnovationen in Organisationen ab.<br />
Es wird davon ausgegangen, dass eine qualitativ hochwertige und nachhaltige<br />
Implementierung von (technologieunterstützten) Bildungsinnovationen in Unternehmen<br />
die kompetente Gestaltung der folgenden Bereiche erfordert:“ 221<br />
219 Vgl. Müller-<strong>St</strong>ewens und Lechner (2003), S. 27 ff.<br />
220 Vgl. Seufert und Meier (2007), S. 4.<br />
221 Diesner, Seufert und Euler (2006), S. 16.
54 Entwicklung eines Bezugsrahmens zur Entstehung von Bildungsstrategien<br />
Organisation<br />
Flexibilität und Effizienz<br />
von <strong>St</strong>rukturen und<br />
Prozessen<br />
Kultur<br />
Innovationsbereitschaft,<br />
Selbstorganisation<br />
<strong>St</strong>rategieentwicklung<br />
Implementierung<br />
Didaktik<br />
Nachhaltiger Lernerfolg<br />
(fachlich, überfachlich)<br />
Technologie<br />
<strong>St</strong>abilität und<br />
problemgerechte<br />
Funktionalität<br />
Effizienz und Effektivität<br />
des Ressourceneinsatzes<br />
Ökonomie<br />
Abbildung 19: Bezugsrahmen Gestaltungsfelder eines innovationsorientierten<br />
<strong>Bildungsmanagement</strong>s 222<br />
Der Bezugsrahmen ist in die <strong>St</strong>rategieentwicklung und in fünf Dimensionen der<br />
Implementierung der entsprechenden Bildungsmassnahme gegliedert. 223 Die<br />
<strong>St</strong>rategieentwicklung bestimmt die Zielsetzung und somit auch die Massstäbe zur<br />
Beurteilung der Faktoren zur nachhaltigen Implementierung. Sie richtet die<br />
Implementierungsaktivitäten aus und gewährleistet gleichzeitig eine Anbindung an die<br />
übergreifenden strategischen Entscheidungen des Unternehmens.<br />
Die Dimensionen der Implementierung lassen sich wie folgt beurteilen: 224<br />
• Didaktische Dimension<br />
Im Mittelpunkt der Implementierungsaktivitäten steht die didaktische Dimension.<br />
Letztlich müssen sich alle Aus- und Weiterbildungsmassnahmen an der Frage messen<br />
222 Abbildung nach Diesner, Seufert und Euler (2006), S. 16.<br />
223 Vgl. Euler und Seufert (2005b), S. 7 ff.<br />
224 Vgl. Diesner, Seufert und Euler (2006), S. 17 ff. und Euler und Seufert (2004), S. 25.
Entwicklung eines Bezugsrahmens zur Entstehung von Bildungsstrategien 55<br />
lassen, inwieweit sie ausgewiesene fachliche und überfachliche Lernziele erreichen, und<br />
dies zudem besser als es mit weniger aufwändigen Lernszenarien möglich wäre.<br />
• Organisatorische Dimension<br />
Diese Dimension zielt auf die Gestaltung der <strong>St</strong>rukturen und Prozesse in<br />
Bildungsorganisationen. Wie lässt sich die für die innovativen Ausbildungsmassnahmen<br />
erforderliche Infrastruktur im Unternehmen organisatorisch verankern? Wie können die<br />
Abläufe transparent, aber auch flexibel definiert werden? Wie sollen Beratungs- und<br />
Qualifizierungsprozesse, Erfahrungsaustausch und Wissensmanagement,<br />
Kommunikationspolitik, Qualitätsmanagement u.a. auf eine stabile Grundlage gestellt<br />
werden?<br />
• Sozio-kulturelle Dimension<br />
Flexibilität und Effizienz formaler Organisationsstrukturen alleine sind nicht ausreichend,<br />
um die kulturellen Veränderungen, die der Einsatz von innovativen und kreativen<br />
Lernformen mit sich führt, zu bewältigen. Die sozio-kulturelle Dimension nimmt die<br />
Herausforderung an, dass die Integration neuer Medien und Lernmethoden in eine<br />
tradierte Praxis mit der Veränderung von Gewohnheiten und Einstellungen verbunden ist.<br />
Als übergreifendes Ziel steht somit die Erhöhung der Innovationsbereitschaft der<br />
Beteiligten im Vordergrund: Wie können die Einstellungen der Akteure bzw.<br />
Innovationsbeteiligten verändert werden und wie lassen sich diese dazu bewegen,<br />
dauerhaft und aus eigener Kraft Innovations- und Diffusionsprozesse in Gang zu setzen?<br />
• Technologische Dimension<br />
Die technologische Dimension fokussiert auf die Frage nach der Bereitstellung einer<br />
problemgerechten technischen Funktionalität. Die für die Umsetzung der<br />
medienunterstützten Lernumgebungen benötigten Funktionen sollen in einer stabilen und<br />
möglichst bedienerfreundlichen Form verfügbar sein. Die <strong>St</strong>abilität der technischen<br />
Infrastruktur ist eine notwendige Grundanforderung für die Diffusion von E-Learning<br />
Aktivitäten.<br />
• Ökonomische Dimension<br />
Diese Dimension greift die Frage nach einem effektiven und effizienten<br />
Ressourceneinsatz auf. Werden ökonomische Gestaltungsaspekte ausser Acht gelassen,<br />
besteht die Gefahr, dass qualitativ ansprechende, auf Dauer finanziell aber nicht tragbare<br />
Lernumgebungen entstehen.
56 Entwicklung eines Bezugsrahmens zur Entstehung von Bildungsstrategien<br />
2.3 Implikationen der beiden Vorgehensmodelle für die weitere Arbeit<br />
Welches der beiden Vorgehensmodelle soll nun für die Entwicklung eines<br />
Bezugsrahmens zur Analyse der Entstehung von Bildungsstrategien ausgewählt werden<br />
und warum?<br />
Ohne Zweifel erfüllen beide Modelle die Funktion der <strong>St</strong>rukturierung des<br />
<strong>St</strong>rategieentstehungsprozesses. Der strukturelle Fokus beim GMN liegt infolge seiner<br />
vertikal verlaufenden Achse von Genese versus Wirksamkeit nicht nur auf der<br />
<strong>St</strong>rategieformulierung, sondern ebenso auf der Implementierung. Die von Mintzberg<br />
beschriebenen, emergenten <strong>St</strong>rategien werden darin gleichwohl berücksichtigt. 225 Beim<br />
Bezugsrahmen für innovationsorientiertes <strong>Bildungsmanagement</strong> liegt der Schwerpunkt<br />
auf der Implementierung. Basierend auf den ausgeführten Implikationen für die Auswahl<br />
der Vorgehensmodelle würde es daher aus struktureller Sicht genügen, den GMN als<br />
Vorgehensmodell für die Entwicklung eines Bezugsrahmens zur Analyse der Entstehung<br />
von Bildungsstrategien zu verwenden.<br />
Inhaltlich entspricht das Feld Positionierung des GMN der Dimension „Adapting to<br />
Changes in the Business Context“ wie auch das Feld Wertschöpfung der Dimension<br />
„Organizational Context and Decision and Action Premises“ des Arbeitsrahmens von<br />
Chakravarthy et al. Somit würden beide abzudeckenden Dimensionen durch den GMN<br />
berücksichtigt. 226 Allerding bezieht sich die Wertschöpfung des GMN vor allem auf die<br />
Implementierung ökonomischer Art: Wie der Ressourceneinsatz effizient und effektiv<br />
gestaltet werden kann, ist hier zentrale Frage. Der Bezugsrahmen für<br />
innovationsorientiertes <strong>Bildungsmanagement</strong> umfasst auch die für die Implementierung<br />
wichtige Dimension des „Organizational Context and Decision and Action Premises“.<br />
Gezeigt wird, dass es bei der Implementierung einer Bildungsstrategie neben dem<br />
ökonomischen Gestaltungsfeld auch noch weitere Gebiete zu berücksichtigen gilt. Damit<br />
legt der Bezugsrahmen für innovationsorientiertes <strong>Bildungsmanagement</strong> das<br />
Schwergewicht nur auf eine nach dem Arbeitsrahmen von Chakravarthy et al. zu<br />
berücksichtigende Dimension, beschäftigt sich aber in dieser Dimension spezifisch mit<br />
der Implementierung von <strong>St</strong>rategien im <strong>Bildungsmanagement</strong>.<br />
Daraus ergibt sich der weitere Verlauf der vorliegenden Arbeit:<br />
225 Siehe Beschreibung im Unterkapitel 2.1 „Der General Management Navigator (GMN)“.<br />
226 Siehe abzudeckende inhaltliche Dimensionen im 1. Kapitel, Unterkapitel 1.6 „Implikationen für die Auswahl der<br />
Vorgehensmodelle zur Analyse der Entstehung von Bildungsstrategien“.
Entwicklung eines Bezugsrahmens zur Entstehung von Bildungsstrategien 57<br />
Prozessphasen bei<br />
der <strong>St</strong>rategieentstehung<br />
Entstehung von<br />
<strong>St</strong>rategien<br />
(Hauptkapitel III,<br />
3. Kapitel)<br />
Entstehung von<br />
Bildungsstrategien<br />
(Hauptkapitel III,<br />
4. Kapitel)<br />
Initiierung Kapitel 3.1 Kapitel 4.1<br />
Positionierung Kapitel 3.2 Kapitel 4.2<br />
Wertschöpfung Kapitel 3.3 Kapitel 4.3<br />
Veränderung Kapitel 3.4 Kapitel 4.4<br />
Emergente<br />
<strong>St</strong>rategien<br />
Bestehen, können aber theoretisch nicht<br />
einzeln herauskristallisiert werden.<br />
Abbildung 20: Aufbau des 3. und 4. Kapitels 227<br />
Weil der GMN beide abzudeckenden Dimensionen des Arbeitsrahmens von<br />
Chakravarthy et al. beinhaltet, wird er als Vorgehensmodell zur Analyse der Entstehung<br />
von Bildungsstrategien ausgewählt. Dabei wird nach der <strong>St</strong>ruktur des GMN - Initiierung,<br />
Positionierung, Wertschöpfung und Veränderung - zuerst die Entstehung von <strong>St</strong>rategien<br />
allgemein aufgezeigt (3. Kapitel). Auf dieser Basis wird anschliessend ein erster<br />
Bezugsrahmen zur Entstehung von Bildungsstrategien entwickelt (4. Kapitel). Der<br />
theoretische Fokus des zu entwickelnden Bezugsrahmens liegt somit einerseits auf der<br />
<strong>St</strong>rategieformulierung und andererseits auf der <strong>St</strong>rategieimplementierung in Bezug auf<br />
das ökonomische Gestaltungsfeld von Bildungsstrategien. Das Feld Performance<br />
Messung des GMN ist nicht Bestandteil dieser Arbeit. Mit dem Bezugsrahmen für<br />
innovationsorientiertes <strong>Bildungsmanagement</strong> existiert bereits ein Bezugsrahmen dafür,<br />
wie Bildungsstrategien zu implementieren sind. Dieser muss daher nicht mehr speziell<br />
entwickelt werden.<br />
Was die Existenz von ungeplanten, emergenten Faktoren bei der <strong>St</strong>rategieentstehung<br />
anbelangt, wird in dieser Arbeit auf das Modell von Mintzberg verwiesen. 228 Zur Analyse<br />
der Entstehung von Bildungsstrategien können diese Faktoren jedoch nicht theoretisch<br />
einzeln herauskristallisiert und betrachtet werden. Bei den empirischen Untersuchungen<br />
hingegen lässt sich ihr Einfluss durch die Darstellung der realisierten<br />
<strong>St</strong>rategieimplementierung indirekt aufzeigen. 229<br />
227 Eigene Darstellung.<br />
228 Siehe 1. Kapitel, Unterkapitel 1.4 „Der <strong>St</strong>rategieformierungsprozess“.<br />
229 Siehe Hauptkapitel IV „Empirische Untersuchungen“.
58 Entwicklung eines Bezugsrahmens zur Entstehung von Bildungsstrategien<br />
3 ANALYSE DER ENTSTEHUNG VON STRATEGIEN<br />
In diesem 3. Kapitel wird anhand des bereits vorgestellten Vorgehensmodells des<br />
GMN 230 die Entstehung von <strong>St</strong>rategien allgemein analysiert. Unterteilt ist das Kapitel in<br />
die Phasen Initiierung, Positionierung, Wertschöpfung und Veränderung. Aus den<br />
einzelnen Vorgehensinhalten werden Fragestellungen abgeleitet. Diese dienen im<br />
nächsten Kapitel, in dem es um die Entstehung von Bildungsstrategien geht, als<br />
Ausgangspunkt.<br />
3.1 Initiierung<br />
Ausgangspunkt der <strong>St</strong>rategieentstehung sind strategische Initiativen. Hierbei stellt sich<br />
die zentrale Frage, auf welche Art und Weise eine strategische Initiative und/oder ihr<br />
Kontext in einer Organisation gestaltet werden soll. 231 Letztendlich geht es darum, „ein<br />
Spannungsfeld aufzubauen: einerseits planerisch und interventionistisch tätig zu sein und<br />
dabei gleichzeitig die nicht planbaren Entwicklungen nicht zu unterschätzen, sondern<br />
eigendynamischen, emergenten Prozessen Raum zu schaffen und sie zu integrieren.“ 232<br />
Müller-<strong>St</strong>ewens und Lechner (2003) formulieren treffend:<br />
„Ein dritter Weg zwischen einer synoptischen Totalplanung und einem<br />
sich evolutionär entfaltenden „muddling through“ ist zu finden.“ 233<br />
Daher soll der folgende Bezugsrahmen die Möglichkeiten aufzeigen, die in der<br />
Initiierungsphase bestehen, um eine strategische Initiative prozessual auszugestalten,<br />
ohne dabei jedoch das Emergenzphänomen aus den Augen zu verlieren.<br />
Betreffend der Gestaltung der Initiierungsphase einer strategischen Initiative lassen sich<br />
nach Müller-<strong>St</strong>ewens und Lechner sechs Dimensionen unterscheiden, wobei die<br />
Dimensionen des Bezugsrahmens jeweils in Form eines Kontinuums präsentiert werden,<br />
an dessen Enden zwei entgegengesetzte Optionen liegen. Der Bezugsrahmen ist in der<br />
nachfolgenden Abbildung im Überblick dargestellt und wird anschliessend<br />
zusammenfassend dargelegt: 234<br />
230 Siehe 2. Kapitel, Unterkapitel 2.1 „Der General Management Navigator (GMN)“.<br />
231 Vgl. Müller-<strong>St</strong>ewens und Lechner (2003), S. 27 ff.<br />
232 Seufert und Meier (2007), S. 7.<br />
233 Müller-<strong>St</strong>ewens und Lechner (2003), S. 78.<br />
234<br />
Vgl. Müller-<strong>St</strong>ewens und Lechner (2003), S. 79 ff. Siehe dazu auch Doppler und Lauterburg (2005), S. 217 ff.<br />
und Inversini (2008), S. 332.
Entwicklung eines Bezugsrahmens zur Entstehung von Bildungsstrategien 59<br />
Ort<br />
Wo?<br />
Beteiligte<br />
Wer?<br />
Timing<br />
Wann?<br />
Mittel<br />
Womit?<br />
Vorgehen<br />
Was?<br />
Zs.arbeit<br />
Wie?<br />
1<br />
2<br />
3<br />
4<br />
5<br />
6<br />
7<br />
8<br />
9<br />
10<br />
11<br />
12<br />
13<br />
14<br />
15<br />
16<br />
17<br />
• Ort (Wo?)<br />
Offenheit<br />
Verantwortlichkeit<br />
Einflussrichtung<br />
Beteiligungsgrad<br />
Perspektivenmix<br />
Fähigkeitenmix<br />
Dauer<br />
Auslöser<br />
Horizont<br />
Ressourceneinsatz<br />
Methodeneinsatz<br />
Arbeitsweise<br />
Darstellungsweise<br />
<strong>St</strong>rukturierungsgrad<br />
Konfliktintensität<br />
Entscheidungsform<br />
Transparenz<br />
gering<br />
zentral<br />
top-down<br />
elitär<br />
zentral<br />
monodisziplinär<br />
kurz<br />
kalenderorientiert<br />
kurzfristig<br />
gering<br />
spärlich<br />
analytisch<br />
quantitativ<br />
fein<br />
niedrig<br />
patriarchalisch<br />
gering<br />
gross<br />
dezentral<br />
bottom-up<br />
breit gestreut<br />
heterogen<br />
interdisziplinär<br />
lang<br />
problemorientiert<br />
langfristig<br />
hoch<br />
reichhaltig<br />
intuitiv<br />
qualitativ<br />
grob<br />
Abbildung 21: Bezugsrahmen zur Gestaltung der Initiierungsarbeit 235<br />
hoch<br />
demokratisch<br />
hoch<br />
Hier wird thematisiert, von wo aus in der Organisation strategische Initiativen entstehen.<br />
Zunächst geht es um die Offenheit des Prozesses, woher die Inhalte einer Initiative<br />
kommen können. Zweitens ist es eine Frage der Verantwortlichkeit: Wird eher zentral<br />
oder dezentral geführt? Direkt damit verbunden ist die Frage der Einflussrichtung, also<br />
ob sich Initiativen z.B. von oben nach unten, von unten nach oben oder als Kombination<br />
in beiden Richtungen gleichzeitig entwickeln.<br />
• Beteiligte (Wer?)<br />
<strong>St</strong>rategische Initiativen können durch Individuen oder Gruppen eines Unternehmens<br />
lanciert werden. Drei Punkte sind dabei von besonderer Relevanz. Erstens der<br />
Beteiligungsgrad: Soll nur eine kleine Gruppe an strategischen Diskursen mitwirken oder<br />
ist es von Vorteil, sich einem breiteren Kreis zu öffnen? Zweitens der Perspektivenmix:<br />
Welche Sichtweisen sollen durch die Beteiligten eingebracht werden? Wird im Endeffekt<br />
Homogenität oder Heterogenität angestrebt? Drittens der Fähigkeitenmix: Soll monooder<br />
interdisziplinär gearbeitet werden? Welche Expertisen sind erforderlich?<br />
235 Abbildung nach Müller-<strong>St</strong>ewens und Lechner (2003), S. 79.
60 Entwicklung eines Bezugsrahmens zur Entstehung von Bildungsstrategien<br />
• Timing (Wann?)<br />
Im Rahmen der zeitlichen Dimension geht es um Dauer, Auslöser und Horizont von<br />
strategischen Initiativen: Wie viel Zeit sollten bspw. ein fixer Planungsprozess oder<br />
unregelmässig stattfindende Projektinitiativen in Anspruch nehmen? 236<br />
• Mittel (Womit?)<br />
Die nächste Dimension betrifft die Mittel, die für strategische Initiativen erforderlich<br />
sind. Welche Ressourcen an Zeit, Geld, Bedeutung und Aufmerksamkeit ist man bereit,<br />
einzusetzen? Und wie viele bzw. welche Methoden sollen zum Einsatz kommen?<br />
• Vorgehen (Was?)<br />
Im Rahmen dieser Dimension sind vor allem drei Punkte zu diskutieren: Erstens ist zu<br />
klären, wie die Arbeitsweise angelegt werden soll. Will man eher analytisch vorgehen<br />
oder lässt man auch intuitive Vorschläge zu? Wie kann man Kreativität fördern und<br />
welche Rolle spielt dabei die jeweilige Sprachform? Zweitens ist die Darstellungsweise<br />
von Relevanz. Verwendet man überwiegend quantitative, meist finanzielle Berichte oder<br />
erachtet man auch qualitative Darstellungsformen und Plausibilitätsargumente für<br />
legitim? Mit der Darstellungsweise verbunden ist drittens der <strong>St</strong>rukturierungsgrad:<br />
Arbeitet man eine Initiative bis in die letzten Einzelheiten aus, oder belässt man es bei<br />
grundlegenden Überlegungen, da man davon ausgeht, dass sich ein höherer<br />
Detaillierungsgrad angesichts der bestehenden Unprognostizierbarkeit nicht rechtfertigen<br />
lässt?<br />
• Zusammenarbeit (Wie?)<br />
Die sechste und letzte Dimension thematisiert die Zusammenarbeit im Rahmen einer<br />
strategischen Initiative. Welche Konfliktintensität erachtet man als wichtig? Welche<br />
Entscheidungsform soll gewählt werden? Und schliesslich hinsichtlich der Transparenz:<br />
Wird über eine strategische Initiative erst einmal vertraulich verhandelt, bis sie relativ<br />
weit fortgeschritten ist?<br />
Diese Fragen leiten gleichermassen die Analyse und die Gestaltung der Initiierung von<br />
strategischen Initiativen. Je nachdem, für was für eine konkrete Initiative man sich<br />
schlussendlich entscheidet, ergibt sich ein bestimmter Initiierungsstil, d.h. eine<br />
spezifische Art und Weise, wie eine Organisation ihre Initiierungsprozesse, also ihre<br />
Gestaltung von <strong>St</strong>rategien betreibt. 237<br />
236 Vgl. Fröhlich Luini (2008), S. 16 f.<br />
237 Vgl. Seufert und Meier (2007), S. 9.
Entwicklung eines Bezugsrahmens zur Entstehung von Bildungsstrategien 61<br />
Damit lautet die zentrale Frage der Initiierung: Wie sollen strategische Initiativen<br />
und/oder ihr Kontext gestaltet werden? Aus den Antworten auf die Fragen wo?, wer?,<br />
wann?, womit?, was? und wie? ergibt sich die Initiierung einer <strong>St</strong>rategie.<br />
3.2 Positionierung<br />
Herzstück eines jeden <strong>St</strong>rategieentstehungsprozesses ist die sog. Positionierung. Bei<br />
diesem Prozessschritt geht es um die Frage, wie sich das Unternehmen bzw. die<br />
entsprechende Unternehmenseinheit gegenüber seinen Anspruchsgruppen (<strong>St</strong>akeholdern)<br />
positionieren soll. 238 <strong>St</strong>akeholder beeinflussen die Organisation insofern, als sie einen<br />
materiellen oder immateriellen Anspruch (engl. <strong>St</strong>ake) an diese haben. 239 Dabei stellt sich<br />
die entsprechende Unternehmenseinheit die Aufgabe, eine vorteilhafte <strong>St</strong>ellung<br />
gegenüber den als relevant erachteten Anspruchsgruppen zu erarbeiten und sich Mittel<br />
und Wege zu überlegen, wie sie dieses Ziel erreichen kann. Resultat der Positionierung<br />
ist die eigentliche Festlegung der künftigen <strong>St</strong>ellung im Markt und des<br />
Leistungsangebotes. 240 Damit wird grundsätzlich bestimmt, welche Ziele die<br />
Unternehmenseinheit verfolgt und in welche Richtung sie sich entwickeln möchte. Die<br />
Positionierung erfolgt entweder über die Anpassung der angebotenen Leistungen an die<br />
Nutzenerwartungen (Bedürfnisse, Wünsche) der Kunden, über die Anpassung der<br />
Nutzenerwartungen der Kunden an die angebotenen Leistungen oder als Kombination<br />
dieser beiden <strong>St</strong>rategien. Ziel ist das Kreieren von innovativen Problemlösungen für<br />
verschiedene Kundengruppen.<br />
Wer sind nun aber die <strong>St</strong>akeholder eines Unternehmens resp. der spezifischen<br />
Unternehmenseinheit? Welche Gestaltungsoptionen ergeben sich aus deren Analyse?<br />
Und aufgrund welcher Kriterien kann entschieden werden, welche Option zu wählen ist?<br />
Das anschliessende Unterkapitel soll diese Fragen beantworten; dazu erfolgt zuerst eine<br />
Analyse der Einflusskräfte auf das Unternehmen, basierend darauf das Generieren von<br />
Optionen und danach das Entscheiden für eine Alternative. 241 Folgende Abbildung<br />
verdeutlicht den aufgezeigten Aufbau des Unterkapitels:<br />
238 Vgl. Müller-<strong>St</strong>ewens und Lechner (2003), S. 141 ff.<br />
239 Vgl. Rowe et al. (1989), S. 78.<br />
240 Vgl. Kuss und Tomczak (2002), S. 155.<br />
241 Der Aufbau lehnt sich wiederum an den General Management Navigator (GMN) von Müller-<strong>St</strong>ewens und<br />
Lechner (2003) an. Doch auch sonst ist in der Literatur zum <strong>St</strong>rategischen Management immer wieder dieser von<br />
Müller-<strong>St</strong>ewens und Lechner verwendete Aufbau zu finden. Siehe u.a. Rowe et al. (1989); Lombriser und Abplanalp<br />
(1997); Lynch (2000) und <strong>St</strong>einmann und Schreyögg (2005).
62 Entwicklung eines Bezugsrahmens zur Entstehung von Bildungsstrategien<br />
Analyse der Einflusskräfte<br />
auf das Unternehmen<br />
(Kapitel 3.2.1)<br />
Generieren von<br />
Optionen<br />
(Kapitel 3.2.2)<br />
Abbildung 22: Aufbau des Unterkapitels 3.2 242<br />
3.2.1 Analyse der Einflusskräfte auf das Unternehmen<br />
Entscheiden für<br />
eine Alternative<br />
(Kapitel 3.2.3)<br />
Will ein Unternehmen die auf es einwirkenden Einflusskräfte analysieren, so hat es in<br />
einem ersten Schritt die Ausgangssituation, im zweiten Schritt die Einflusskräfte der<br />
Umwelt und im dritten Schritt die Einflusskräfte des Unternehmens in Betracht zu<br />
ziehen, um abschliessend eine integrierte Betrachtungsweise der gesamten Einflusskräfte<br />
zu erreichen. 243 Diese <strong>St</strong>ruktur soll für das folgende Unterkapitel der Analyse der<br />
Einflusskräfte übernommen werden.<br />
3.2.1.1 Ausgangssituation<br />
Ein Blick auf das jeweilige Unternehmen legt offen, dass sich hier im Laufe der Zeit ein<br />
bestimmtes Bild über die relevanten Anspruchsgruppen, d.h. über die Akteure, mit denen<br />
das Unternehmen ein spezifisches Interesse verbindet, sowie über die eigenen<br />
Geschäftsaktivitäten entwickelt hat. 244 Dies schlägt sich zumeist auch in den<br />
organisationalen <strong>St</strong>rukturen und Prozessen nieder, aus denen sich die Ausgangssituation<br />
des Unternehmens ermitteln lässt. Dabei wird zwischen den strategischen<br />
Geschäftsfeldern (SGF) und den strategischen Geschäftseinheiten (SGE) unterschieden:<br />
<strong>St</strong>rategische Geschäftsfelder (SGF) repräsentieren einen möglichst isoliert<br />
„funktionierenden“ Ausschnitt aus dem gesamten Betätigungsfeld des Unternehmens, der<br />
eigene Ertragsaussichten, Chancen und Risiken aufweist und für den relativ unabhängig<br />
eigenständige <strong>St</strong>rategien entwickelt und realisiert werden können. Ihnen stehen innerhalb<br />
des Unternehmens die strategischen Geschäftseinheiten (SGE) als Pendant gegenüber.<br />
Diese können die Aufbaustruktur eines Unternehmens resp. einer Geschäftseinheit selber<br />
repräsentieren, müssen es jedoch nicht. Aus der Betrachtung der SGF und SGE lässt sich<br />
schliessen, für welchen Bereich genau eine <strong>St</strong>rategie entsteht und wie es zum<br />
gegenwärtigen Zeitpunkt um den Zustand des Unternehmens gegen aussen und gegen<br />
innen steht.<br />
242 Eigene Darstellung.<br />
243<br />
Siehe Fussnote 241, insbesondere Lombriser und Abplanalp (1997), S. 44 und <strong>St</strong>einmann und Schreyögg (2005),<br />
S. 172.<br />
244 Vgl. Müller-<strong>St</strong>ewens und Lechner (2003), S. 158 f.
Entwicklung eines Bezugsrahmens zur Entstehung von Bildungsstrategien 63<br />
3.2.1.2 Analyse der Einflusskräfte der Umwelt<br />
Egal welche strategische Gestaltungsebene betrachtet wird: Die Herausforderung besteht<br />
immer darin, dass die betreffende <strong>St</strong>euerungseinheit so in ihrem Geschäftsumfeld<br />
positioniert wird, dass daraus möglichst nachhaltige Vorteile für das Unternehmen<br />
entstehen. Dies erfolgt über die Analyse der Einflusskräfte der Umwelt des<br />
Unternehmens. 245 Jedes Geschäftsumfeld wird durch eine Reihe von Einflusskräften<br />
charakterisiert, welche den politischen Kontext des Unternehmens bilden. Diese Kräfte<br />
lassen sich in Form von Anspruchsgruppen (engl. <strong>St</strong>akeholder) „personifizieren“. Diese<br />
<strong>St</strong>akeholder beeinflussen das Unternehmen insofern, als sie einen materiellen oder<br />
immateriellen Anspruch (engl. <strong>St</strong>ake) an die Unternehmung stellen; andererseits werden<br />
sie durch das Handeln des Unternehmens ebenfalls beeinflusst. Deshalb kann das<br />
Unternehmen auch als ein System von <strong>St</strong>akeholdern betrachten werden, zu denen es<br />
Beziehungen aufgebaut hat, die es zu managen gilt. Dazu wird eine sog.<br />
Anspruchsgruppen-Analyse vorgenommen: In einem ersten Schritt gilt es die relevanten<br />
Anspruchsgruppen eines Unternehmens zu identifizieren. Doch sind nicht alle<br />
Anspruchsgruppen für ein Unternehmen von gleicher Bedeutung. Deswegen besteht der<br />
zweite Schritt darin, die Relevanz der Anspruchsgruppen festzustellen. Danach werden<br />
deren Erwartungen sorgfältig herausgearbeitet. Eine Auflistung möglicher repräsentativer<br />
<strong>St</strong>akeholder eines Unternehmens ist in der nachfolgenden Tabelle ersichtlich.<br />
245 Vgl. Müller-<strong>St</strong>ewens und Lechner (2003), S. 171 ff.
64 Entwicklung eines Bezugsrahmens zur Entstehung von Bildungsstrategien<br />
Anspruchsgruppen Erwartungen<br />
Einkommen, Arbeitsplatzsicherheit, <strong>St</strong>atus,<br />
Mitarbeiter<br />
Sozialbeziehungen, Sinn, Identität, Selbstverwirklichung<br />
Kontrolle/Macht, Einkommen/Beteiligung,<br />
Management<br />
Umsatzwachstum/Gewinn, Sicherheit der <strong>St</strong>ellung, Job<br />
Design, <strong>St</strong>atus<br />
Kontrolle/Macht, Delegation von Aufgaben,<br />
Verwaltungsrat Kompetenzen, Verantwortung, Information,<br />
Kompetenz/Leistung, Loyalität, Beziehungen<br />
Kontrolle/Macht, Information, Wertsteigerung,<br />
Aktionäre<br />
Investitionen, <strong>St</strong>euerrate, Dividende, Kursgewinn,<br />
Loyalität<br />
Abnehmermacht, Produktqualität, Preiswürdigkeit,<br />
Kunden<br />
Konditionen, Image, Liefersicherheit, Flexibilität<br />
Lieferanten Macht, Abnahmesicherheit, Image<br />
Banken Bonität, Macht, kalkulierbares Risiko<br />
Arbeitsplätze, Spenden/<strong>St</strong>iftungen, Umweltschutz,<br />
Öffentlichkeit<br />
Einhaltung von normativen Werten<br />
<strong>St</strong>euern/Gebühren, Aufgabenentlastung, Einhaltung von<br />
<strong>St</strong>aat<br />
Rechtsvorschriften, Prosperität der Privatwirtschaft<br />
Tabelle 1: Repräsentative Anspruchsgruppen eines Unternehmens mit ihren<br />
Erwartungen 246<br />
Der letzte Schritt der Anspruchsgruppen-Analyse besteht darin, die Erwartungen der<br />
Anspruchsgruppen zu bewerten und zu überlegen, welche davon das Unternehmen<br />
aufgrund des damit verbundenen Nutzens erfüllen will. Dabei sollte nicht vergessen<br />
werden, dass das <strong>St</strong>akeholder-Management nicht eine Frage der Maximierung, sondern<br />
der Optimierung ist. 247 So zeigt die Anspruchsgruppen-Analyse, gegenüber welchen<br />
Anspruchsgruppen seiner Umwelt sich ein Unternehmen positionieren will und gibt erste<br />
Hinweise darauf, worauf es dabei achten sollte.<br />
Waren die bisherigen Anspruchsgruppen der direkten Aufgabenumwelt eines<br />
Unternehmens zuzurechnen, kann auf einem höheren Abstraktionsgrad zusätzlich noch<br />
eine Analyse der allgemeinen Umwelt vorgenommen werden. 248 Diese Analyse stellt den<br />
letzten Schritt der Analyse der Einflusskräfte auf das Unternehmen dar. Unterschieden<br />
werden die Segmente Ökonomie, Politik und Recht, Sozialkultur und Technologie.<br />
Hierbei wird nach den jeweilig dominierenden Trends in den einzelnen Segmenten<br />
gefahndet, von denen zu erwarten ist, dass sie als zukünftige Rahmenbedingungen einen<br />
246<br />
Tabelle nach Müller-<strong>St</strong>ewens und Lechner (2003), S. 181.<br />
247<br />
Vgl. Rowe et al. (1989), S. 81 ff.<br />
248<br />
Vgl. Müller-<strong>St</strong>ewens und Lechner (2003), S. 205 und <strong>St</strong>einmann und Schreyögg (2005), S. 177.
Entwicklung eines Bezugsrahmens zur Entstehung von Bildungsstrategien 65<br />
starken Einfluss auf das Unternehmen ausüben werden. Direkt werden diese Trends dann<br />
spürbar, wenn sie das Verhalten einzelner Anspruchsgruppen prägen bzw. von diesen<br />
aktiv vorangetrieben werden.<br />
3.2.1.3 Analyse der Einflusskräfte des Unternehmens<br />
Ist die Analyse der Einflusskräfte der Umwelt abgeschlossen, so können erste<br />
Überlegungen zu Zielen, <strong>St</strong>rategien und Massnahmen hinsichtlich dessen gemacht<br />
werden, wie die angestrebte Positionierung des Unternehmens zu den Anspruchsgruppen<br />
vorangetrieben werden soll. Damit aber diese Überlegungen innerhalb des Unternehmens<br />
selber Tragkraft haben, muss eine Analyse der Einflusskräfte des Unternehmens auf das<br />
Unternehmen selber vorgenommen werden. Ziel dieser Analyse ist es, Aufschluss über<br />
den Aufbau, das Zusammenspiel der Einflusskräfte und die Wirkungsweise des<br />
Unternehmens zu gewinnen, um dadurch einschätzen zu können, zu welchen Handlungen<br />
es fähig ist. 249 Wie bei der Analyse der Einflusskräfte der Umwelt gibt es auch hier nicht<br />
nur eine einzige objektiv richtige Vorgehensweise. Die Ausführungen in diesem<br />
Unterkapitel sind daher nur als eine unter anderen Möglichkeiten zu verstehen. 250 Bei der<br />
Analyse der Einflusskräfte des Unternehmens werden drei Analyseschritte unterschieden:<br />
Die Betrachtung seiner Ressourcen, seine organisationalen Fähigkeiten und seine<br />
Kernfähigkeiten.<br />
Der Begriff der Ressource ist umfassend: „Mit ihm wird all das bezeichnet, was einem<br />
Unternehmen zur Verfügung steht und worauf es direkt oder indirekt zugreifen kann.“ 251<br />
Zur Erfassung der bestehenden Ressourcen existieren unzählige Ansätze. Vor allem neue<br />
Konzepte befassen sich damit, wie immaterielle Ressourcen mit einbezogen werden<br />
können. Ein Beispiel für ein umfassendes Konzept ist die Ressourcenpyramide, bei der<br />
von Grund auf zwischen materiellen und immateriellen Ressourcen unterschieden wird<br />
(vgl. Abbildung 23).<br />
249 Vgl. Müller-<strong>St</strong>ewens und Lechner (2003), S. 212.<br />
250 Andere Möglichkeiten siehe u.a. Rowe et al. (1989); Lombriser und Abplanalp (1997) und Lynch (2000).<br />
251 <strong>St</strong>einmann und Schreyögg (2005), S. 207.
66 Entwicklung eines Bezugsrahmens zur Entstehung von Bildungsstrategien<br />
Finanzielle<br />
Ressourcen<br />
Physische<br />
Ressourcen<br />
IT-basierte<br />
Ressourcen<br />
Ressourcen<br />
Materielle Ressourcen Immaterielle Ressourcen<br />
Bestands-<br />
Ressourcen<br />
Human-<br />
Ressourcen<br />
<strong>St</strong>rukturelle<br />
Ressourcen<br />
Abbildung 23: Ressourcenpyramide eines Unternehmens 252<br />
Kulturelle<br />
Ressourcen<br />
Von einer auf die unternehmerischen Ressourcen gerichteten Betrachtungsperspektive bis<br />
zur Konzeption organisationaler Fähigkeiten ist es nur noch ein relativ kleiner, aber<br />
folgenreicher Schritt. 253 Nicht allein die Zerlegung und isolierte Betrachtung einzelner<br />
Ressourcen ist folglich von Bedeutung, sondern vielmehr die Art und Weise, wie<br />
Ressourcen miteinander interagieren bzw. relationiert werden. Organisationale<br />
Fähigkeiten sind als komplexe Interaktions-, Koordinations- und Problemlösungsmuster<br />
zu verstehen, die - oftmals mit spezifischen Gruppierungen und ihrer jeweiligen<br />
Wissensbasis verbunden - in einem langwierigen Entwicklungsprozess aufgebaut und zu<br />
organisationalen Routinen werden. Zur Erfassung dieser organisationalen Fähigkeiten<br />
bestehen in der Literatur zum <strong>St</strong>rategischen Management verschiedene Konzepte. Auf<br />
diese soll aber an dieser <strong>St</strong>elle nicht weiter eingegangen werden. 254<br />
Die Bedeutung von Fähigkeiten für den Aufbau und die Sicherung von<br />
Wettbewerbsvorteilen ist in der <strong>St</strong>rategie- und Organisationsforschung seit Anfang der<br />
90er Jahre verstärkt herausgestellt worden. Dabei entwickelte sich der Ansatz, die<br />
Kernfähigkeiten eines Unternehmens zu betrachten. Kernfähigkeiten sind wertvoll und<br />
selten, gleichzeitig aber auch nicht imitierbar und substituierbar. 255 In den darauf<br />
basierenden Konzepten wird vorgeschlagen, ein Unternehmen weniger als Portfolio<br />
einzelner Geschäftseinheiten zu sehen, sondern vielmehr als Portfolio von Fähigkeiten,<br />
das sich quer durch bestehende Geschäftseinheiten hindurch zieht.<br />
3.2.1.4 Integrierte Betrachtung<br />
Wurden bislang die Einflusskräfte der Umwelt und des Unternehmens relativ isoliert<br />
voneinander betrachtet, so wird im nächsten Schritt der Analyse eine Integration beider<br />
252<br />
Abbildung nach Müller-<strong>St</strong>ewens und Lechner (2003), S. 214.<br />
253<br />
Vgl. Müller-<strong>St</strong>ewens und Lechner (2003), S. 215.<br />
254<br />
Siehe dazu Schreiner (1998); Müller-<strong>St</strong>ewens und Lechner (2003); Davenport, Leibold und Voelpel (2006) und<br />
insbesondere Schreyögg und Conrad (2006).<br />
255 Vgl. Barney (1991), o.S.
Entwicklung eines Bezugsrahmens zur Entstehung von Bildungsstrategien 67<br />
Bereiche vorgenommen. 256 Ziel ist es, die auftretenden Wechselwirkungen zwischen<br />
Umwelt und Unternehmen zu untersuchen und daraus Hinweise bezüglich der<br />
Handlungsmöglichkeiten der Organisation zu erlangen. Nur durch diese integrierte<br />
Betrachtungsweise kristallisieren sich die für das Unternehmen bzw. für die<br />
entsprechenden Unternehmenseinheiten möglichen <strong>St</strong>rategieoptionen heraus. Deshalb<br />
soll in einem weiteren Schritt kurz auf die betriebswirtschaftlichen Verfahren dazu<br />
eingegangen werden, die erläutern, wie eine integrierte Betrachtung der Einflusskräfte zu<br />
erreichen ist.<br />
Leider gibt es keinen bestmöglichen Weg, um eine integrierte Perspektive der<br />
Einflusskräfte der Umwelt und des Unternehmens herzustellen. Die Betriebswirtschaft<br />
kennt verschiedene Konzepte, die das Verhältnis von Unternehmen und Umwelt jeweils<br />
aus einem unterschiedlichen Blickwinkel beleuchten und die es erlauben, iterativ<br />
zwischen beiden Bereichen hin und her zu pendeln. Dies sind die SWOT-Analyse, die<br />
Kernfähigkeiten-Szenario-Analyse, das vernetzte Denken und das spieltheoretische<br />
Verfahren. In der Folge soll jede dieser Methoden in einem Überblick kurz dargestellt<br />
und ihre Schwerpunkte erläutert werden: 257<br />
• SWOT-Analyse<br />
Dieses Analyseverfahren stellt wichtige Einflussfaktoren von Umwelt und Unternehmen<br />
komprimiert und im Überblick dar und ermittelt aus deren Konfrontation eine Vielzahl<br />
strategischer Optionen. 258 Die verschiedenen Einflussfaktoren werden nach <strong>St</strong>rengths<br />
(<strong>St</strong>ärken), Weaknesses (Schwächen), Opportunities (Chancen) und Threats (Gefahren)<br />
gegliedert. Daraus werden konkrete <strong>St</strong>rategieoptionen abgeleitet.<br />
• Kernfähigkeiten-Szenario-Analyse<br />
Diese Methode baut auf den Konzepten der Geschäftsfeldsegmentierung und der<br />
Szenario-Technik auf. 259 In einer zweidimensionalen Matrix werden diese beiden<br />
Konzepte einander gegenübergestellt; anschliessend wird überlegt, über welche<br />
Fähigkeiten die unternehmerische Einheit bereits verfügt und welche sie noch erwerben<br />
sollte.<br />
• Das vernetzte Denken<br />
Eine weitere Methodik, um die Interaktionen zwischen Umwelt und Unternehmen zu<br />
betrachten, bietet das vernetzte Denken, dessen Einsatzfeld der Umgang mit komplexen<br />
256<br />
Vgl. Müller-<strong>St</strong>ewens und Lechner (2003), S. 224 ff.<br />
257<br />
Für eine umfassendere Einsicht in diese Verfahren siehe Müller-<strong>St</strong>ewens und Lechner (2003), S. 224 ff.<br />
258<br />
Vgl. Rowe et al. (1989), o.S. und Lombriser und Abplanalp (1997), S. 186.<br />
259 Vgl. Müller-<strong>St</strong>ewens und Lechner (2003), S. 226.
68 Entwicklung eines Bezugsrahmens zur Entstehung von Bildungsstrategien<br />
Problemsituationen ist. 260 Dabei wird auf eine Gestaltungs- und Lenkungsweise<br />
hingearbeitet, welche nicht auf das System einwirkt, sondern sich mit ihm<br />
auseinandersetzt.<br />
• Das spieltheoretische Verfahren<br />
Die Interaktion zwischen den Bereichen der Umwelt und des Unternehmens wird in<br />
Form von Spielen modelliert. 261 Unterschieden wird bspw. nach der Anzahl der Spieler<br />
und der gespielten Runden. Auf diese Weise soll die Realität möglichst genau<br />
nachgeahmt werden, so dass Aufschluss gewonnen wird über die Gestaltungsoptionen,<br />
die sich aus der Interaktion von Umwelt und Unternehmen ergeben.<br />
Damit sind die Ausführungen zur Analyse der Positionierung aus der Literatur zum<br />
<strong>St</strong>rategischen Management beendet. Die folgende Abbildung gibt nochmals einen kurzen<br />
Überblick darüber, wo die Gestaltungsmerkmale der Analyse bei der Positionierung sind.<br />
Analyse der Einflusskräfte auf das Unternehmen<br />
Ausgangssituation<br />
Analyse der Einflusskräfte der Umwelt Analyse der Einflusskräfte des Unternehmens<br />
Mitarbeiter Ressourcen<br />
Management Organisationale Fähigkeiten<br />
Verwaltungsrat Kernfähigkeiten<br />
Aktionäre<br />
Kunden<br />
Lieferanten<br />
Banken<br />
Öffentlichkeit<br />
<strong>St</strong>aat<br />
Allgemeine Umwelt<br />
Integrierte Betrachtung<br />
Abbildung 24: Übersicht über die Analyse der Positionierung bei der Entstehung von<br />
Folgende Fragen wurden beantwortet:<br />
<strong>St</strong>rategien 262<br />
1. Analyse: Welche Einflusskräfte der Umwelt wirken auf die Organisation?<br />
2. Analyse: Welche Einflusskräfte des Unternehmens selber wirken auf die<br />
Organisation?<br />
260<br />
Vgl. Gomez und Probst (1999), S. 40 f.<br />
261<br />
Vgl. Müller-<strong>St</strong>ewens und Lechner (2003), S. 228.<br />
262 Eigene Darstellung.
Entwicklung eines Bezugsrahmens zur Entstehung von Bildungsstrategien 69<br />
3. Analyse: Wie stellt die Organisation den Bezug zwischen internen und externen<br />
Einflusskräften her?<br />
Die Antworten auf diese Fragen lassen sich wie folgt zusammenfassen:<br />
Die Analyse der Einflusskräfte zeigt auf, dass in der Ausgangslage die SGF und die SGE<br />
zu betrachten sind. Die Analyse der Einflusskräfte der Umwelt kann durch eine sog.<br />
Anspruchsgruppen-Analyse vollzogen werden. Bei der Analyse der Einflusskräfte des<br />
Unternehmens ist es wichtig, Ressourcen, organisationale Fähigkeiten und die<br />
Kernkompetenzen eines Unternehmens zu betrachten. Verschiedene Verfahren aus der<br />
Betriebswirtschaft bieten sich an, um eine integrierte Betrachtung der Innen- und<br />
Aussenperspektive für das Unternehmen vornehmen zu können.<br />
Welches sind die Ergebnisse aus diesen Analyseverfahren, die eine integrierte<br />
Perspektive von Umwelt und Unternehmen anstreben? Die Resultate werden im nächsten<br />
Unterkapitel aufgezeigt.<br />
3.2.2 Generieren von Optionen<br />
Ist durch die Analyse klar geworden, welche vorteilhafte <strong>St</strong>ellung das Unternehmen bzw.<br />
die Unternehmenseinheit gegenüber den als relevant erachteten Anspruchsgruppen<br />
einnehmen will, so besteht der folgende Schritt im Aufzeigen von Mitteln und Wegen,<br />
um eine solche <strong>St</strong>ellung zu erreichen. Somit geht es in diesem Unterkapitel um die<br />
zielorientierte Veränderung der Beziehung zu den Anspruchsgruppen. 263 Die Wege, die<br />
dabei eingeschlagen werden können, sind in der allgemeinen Literatur zum <strong>St</strong>rategischen<br />
Management in Form von <strong>St</strong>rategieoptionen strukturiert.<br />
In der Literatur zum <strong>St</strong>rategischen Management wird zwischen <strong>St</strong>rategieoptionen auf der<br />
Ebene von Geschäftsbereichen und <strong>St</strong>rategieoptionen auf der Ebene des<br />
Gesamtunternehmens unterschieden. 264 Für eine Bildungsorganisation sind die<br />
<strong>St</strong>rategieoptionen auf der Ebene der Geschäftsbereiche von Relevanz, und dies<br />
unabhängig davon, auf welcher Ebene in der Bildungsorganisation die <strong>St</strong>rategie zu<br />
formulieren ist. 265 Aus diesem Grund soll der Fokus in diesem Unterkapitel auf die<br />
<strong>St</strong>rategieoptionen in den Geschäftsbereichen gelegt werden.<br />
Grundsätzlich sind <strong>St</strong>rategieoptionen auf der Ebene der Geschäftsbereiche entweder an<br />
der Anspruchsgruppe der Wettbewerber in einer Branche oder der Kunden im bedienten<br />
Geschäftsfeld ausgerichtet. Wird die Anspruchsgruppe des Wettbewerbers in einer<br />
263 Vgl. Müller-<strong>St</strong>ewens und Lechner (2003), S. 252.<br />
264 Vgl. Lombriser und Abplanalp (1997), S. 235 und Müller-<strong>St</strong>ewens und Lechner (2003), S. 252 ff.<br />
265 Siehe 4. Kapitel „Bezugsrahmen I: Entstehung von Bildungsstrategien“.
70 Entwicklung eines Bezugsrahmens zur Entstehung von Bildungsstrategien<br />
Branche in den Vordergrund gestellt, so spricht man von einer sog.<br />
Wettbewerbsstrategie. Diese lässt sich über folgende Optionen beschreiben: 266<br />
• Schwerpunkt des Wettbewerbs: Womit soll konkurriert werden?<br />
• Ort des Wettbewerbs: Wo soll konkurriert werden?<br />
• Taktiken des Wettbewerbs: Welche Taktiken sollen eingesetzt werden?<br />
• Regeln des Wettbewerbs: Nach welchen Regeln soll konkurriert werden?<br />
<strong>St</strong>eht der Kunde im Mittelpunkt, wird eine sog. Marktstrategie verfolgt. Dabei stehen<br />
mehrere Optionen offen, die sich entlang von vier Dimensionen erfassen lassen: 267<br />
• Variation der Marktstrategie: Inwieweit sind Veränderungen der Marktstrategie<br />
erforderlich?<br />
• Substanz der Marktstrategie: Welcher Nutzen soll geboten werden?<br />
• Feld der Marktstrategie: Welche Marktsegmente und Zielgruppen sollen bearbeitet<br />
werden?<br />
• <strong>St</strong>il der Marktstrategie: Welches Verhalten soll gewählt werden?<br />
Wie sich zeigen wird, sind vor allem die Marktstrategien für das <strong>Bildungsmanagement</strong><br />
von Bedeutung. 268 Aus diesem Grund soll diese Art von <strong>St</strong>rategieoption vertieft<br />
beleuchtet werden.<br />
3.2.2.1 Variation der Marktstrategie<br />
Bei der <strong>St</strong>rategieoption der Variation wird zunächst geprüft, ob die bisherige<br />
Marktposition weiterhin von Vorteil ist oder ob hier Veränderungen vorzunehmen<br />
sind. 269 Der Kunde wählt dasjenige Angebot, dessen wahrgenommene Eigenschaften<br />
seinen Erwartungen am besten entsprechen. Gelingt es einem Unternehmen, die<br />
Wahrnehmung seiner Kunden über die von ihnen als relevant erachteten Faktoren zu<br />
verändern, dann verändert sich konsequenterweise auch die Position des betreffenden<br />
Unternehmens im Markt. Folgende Optionen sind bei der Variation möglich: Erstens,<br />
eine Umpositionierung wird vorgenommen: Hier liegt der Schwerpunkt der Aktivitäten<br />
zwar weiterhin auf den traditionellen Marktsegmenten. Es wird jedoch versucht, diese in<br />
ihren Randbereichen zu erweitern, indem neue Zielgruppen erschlossen werden. Die<br />
zweite Möglichkeit besteht in einer Neupositionierung am Markt. Drittens kann die<br />
266<br />
Vgl. Müller-<strong>St</strong>ewens und Lechner (2003), S. 263 und <strong>St</strong>einmann und Schreyögg (2005), S. 221.<br />
267<br />
Vgl. Thommen (2002), S. 163 und Müller-<strong>St</strong>ewens und Lechner (2003), S. 253.<br />
268<br />
Siehe 4. Kapitel „Bezugsrahmen I: Entstehung von Bildungsstrategien“.<br />
269 Vgl. Bleicher (2004), S. 307.
Entwicklung eines Bezugsrahmens zur Entstehung von Bildungsstrategien 71<br />
Marktposition beibehalten werden, was bedeutet, dass die anvisierten Marktsegmente<br />
unverändert bleiben und keine <strong>St</strong>rategieänderung erfolgt.<br />
3.2.2.2 Substanz der Marktstrategie<br />
Unabhängig davon, welche Vorgehensweise bei der Variation gewählt wird, ist in allen<br />
drei Fällen die Frage zu beantworten, welcher Kundennutzen erreicht werden soll. 270<br />
„Damit wird die Thematik der eigentlichen Substanz einer Marktstrategie angeschnitten.<br />
Die dazugehörige Kernfrage lautet: In welchem Geschäft wollen wir eigentlich sein? Will<br />
ein Unternehmen den anvisierten Kundennutzen verändern, dann kann dies entlang von<br />
zwei zentralen Einflussgrössen geschehen: den subjektiv wahrgenommenen<br />
Leistungsmerkmalen und dem dazu gehörenden Preis. Konzentriert man sich auf die erste<br />
Einflussgrösse, dann wird Kundennutzen durch eine an einer oder mehreren<br />
Leistungsmerkmalen ansetzenden Bedürfnisbefriedigung gestiftet. Der Kunde ist dabei<br />
bereit, für diesen Kundennutzen eine gewisse „Preisprämie“ zu bezahlen. Einer solchen<br />
Präferenzstrategie steht eine Preis-Mengen-<strong>St</strong>rategie gegenüber, die auf die<br />
Einflussgrösse Preis fokussiert. Dem Kunden werden Angebote offeriert, die gegenüber<br />
den Angeboten der Wettbewerber einen Preisvorteil bieten, sich jedoch hinsichtlich der<br />
Leistungsmerkmale kaum oder nur unwesentlich unterscheiden.“ 271<br />
3.2.2.3 Feld der Marktstrategie<br />
Bei der <strong>St</strong>rategieoption Feld geht es darum, dass Marktsegmente und Zielgruppen<br />
innerhalb derjenigen Ebene bestimmt werden, auf welcher die <strong>St</strong>rategie zu entwickeln<br />
ist. 272 „Ein Marktsegment stellt eine übergeordnete Kundengruppe dar, die sich aus<br />
mehreren Zielgruppen zusammensetzt.“ 273 Ein Unternehmen kann dies wiederum über<br />
zwei Haupteinflussgrössen anstreben: Über die Marktabdeckung (Anzahl der<br />
bearbeiteten Segmente) und mit dem Entscheid darüber, ob es mit alten oder neuen<br />
Produkten vorangehen will. Kombiniert man diese Einflussgrössen, so lassen sich neun<br />
Produkt-/Marktstrategien unterscheiden (vgl. Abbildung 25). 274<br />
270 Vgl. Bleicher (2004), S. 313.<br />
271 Müller-<strong>St</strong>ewens und Lechner (2003), S. 254.<br />
272 Vgl. <strong>St</strong>aehle (1992), S. 655.<br />
273 Kotler, Lane Keller und Bliemel (2007), S. 357.<br />
274 Vgl. Merk (1998), S. 99.
72 Entwicklung eines Bezugsrahmens zur Entstehung von Bildungsstrategien<br />
Rückzug<br />
MarktkonstanteProduktverdichtung<br />
Progressive<br />
Produkt-<br />
Verdichtung<br />
Abbau der<br />
Produkte/<br />
Dienste<br />
ProduktkonstanteMarktverdichtung<br />
Marktdurchdringung<br />
Markt-<br />
Entwicklung<br />
Gegenwärtige<br />
angebotene<br />
Produkte/<br />
Dienste<br />
Progressive<br />
Marktverdichtung<br />
Produktentwicklung<br />
Diversifikation<br />
Neue<br />
Produkte/<br />
Dienste<br />
Abbildung 25: Produkt/Markt-Matrix 275<br />
Abbau der<br />
Märkte<br />
Gegenwärtig<br />
bediente<br />
Märkte<br />
Neue<br />
Märkte<br />
In Abhängigkeit davon, ob erwartet wird, dass der Markt im einzelnen Segment wächst<br />
oder schrumpft, empfiehlt es sich, die entsprechende <strong>St</strong>rategieoption auszuwählen. Auf<br />
die einzelnen <strong>St</strong>rategieoptionen soll in dieser Arbeit nicht vertieft eingegangen werden. 276<br />
3.2.2.4 <strong>St</strong>il der Marktstrategie<br />
Wenn vom <strong>St</strong>il einer Marktstrategie die Rede ist, dann geht es um die Frage, wie die<br />
ausgewählten Marktsegmente und Zielgruppen konkret anzusprechen und zu bearbeiten<br />
sind. 277 „Die Massnahmen lassen sich dabei den als Marketing-Mix bezeichneten<br />
Bereichen Preis, Produkt, Distribution und Kommunikation zuordnen und sind zeitlich<br />
aufeinander abzustimmen. Versetzt man sich in die Lage eines Kunden, dann betrachtet<br />
dieser das Angebot eines Unternehmens stets in Relation zu dem Angebot anderer<br />
Anbieter. Es genügt also nicht, sich allein an den Kunden zu orientieren, vielmehr geht es<br />
275 Abbildung nach Müller-<strong>St</strong>ewens und Lechner (2003), S. 257.<br />
276<br />
Ausführungen zu den Produkt-/Marktstrategien siehe Thommen (2002), S. 164 und Müller-<strong>St</strong>ewens und Lechner<br />
(2003), S. 257 ff.<br />
277 Vgl. Kotler, Lane Keller und Bliemel (2007), S. 25.
Entwicklung eines Bezugsrahmens zur Entstehung von Bildungsstrategien 73<br />
dabei immer auch um die Frage, ob man gegenüber der Konkurrenz hier einen<br />
komparativen Vorteil erzielt.“ 278<br />
Damit sind die Ausführungen zum Generieren von Optionen bei der Positionierung aus<br />
der Literatur zum <strong>St</strong>rategischen Management beendet. Untenstehende Abbildung fasst<br />
das Unterkapitel zusammen:<br />
Optionen<br />
Optionen für das<br />
Gesamtunternehmen<br />
Optionen für<br />
Geschäftsbereiche<br />
Wettbewerber<br />
Markt<br />
Schwerpunkt<br />
Ort/Umfang<br />
Taktik<br />
Regeln<br />
Variation<br />
Substanz<br />
Feld<br />
Abbildung 26: Optionsrahmen der Positionierungsarbeit für Organisationen 279<br />
Folgende Frage wurde damit beantwortet:<br />
Generieren von Optionen: Welche Art von Optionen ergeben sich aus der<br />
Analyse/integrierten Betrachtungsweise?<br />
Die Antwort auf diese Frage lässt sich wie folgt zusammenfassen:<br />
Unterschieden wird zwischen <strong>St</strong>rategieoptionen auf der Ebene von Geschäftsbereichen<br />
und <strong>St</strong>rategieoptionen auf der Ebene des Gesamtunternehmens. Grundsätzlich richten<br />
sich <strong>St</strong>rategieoptionen auf der Ebene der Geschäftsbereiche entweder an der<br />
Anspruchsgruppe der Wettbewerber in einer Branche (Wettbewerbsstrategie) oder an der<br />
Anspruchsgruppe der Kunden im bedienten Geschäftsfeld aus (Marktstrategie). Aus der<br />
Wettbewerbsstrategie ergeben sich die Optionen Schwerpunkt, Ort, Taktiken und Regeln.<br />
Die Optionen bei der Marktstrategie sind Variation, Substanz, Feld und <strong>St</strong>il.<br />
278 Müller-<strong>St</strong>ewens und Lechner (2003), S. 262.<br />
279 Eigene Darstellung.<br />
<strong>St</strong>il
74 Entwicklung eines Bezugsrahmens zur Entstehung von Bildungsstrategien<br />
3.2.3 Entscheiden für eine Alternative<br />
An die Generierung von Gestaltungsoptionen schliesst sich deren Bewertung und<br />
Kombination zu einem konsistenten strategischen Programm an. 280 Dazu existiert eine<br />
Vielzahl von Analyse- und Beurteilungsverfahren, die aus unterschiedlichen<br />
Blickwinkeln heraus Entscheidungsunterstützung bieten. Die Wichtigsten sollen an dieser<br />
<strong>St</strong>elle in einer Übersicht vorgestellt werden.<br />
• Angemessenheit<br />
„Geht man davon aus, dass <strong>St</strong>rategien Ziel-Weg-Beschreibungen sind, dann ist zunächst<br />
die Angemessenheit des eingeschlagenen Weges zu prüfen. Die Kernfrage lautet: Handelt<br />
es sich um eine zur Situation passende <strong>St</strong>rategie, die einer überzeugenden Logik<br />
folgt?“ 281<br />
• Zielerreichung<br />
Kernfrage bei diesem Kriterium ist, inwieweit die Ziele des Unternehmens durch eine<br />
bestimmte <strong>St</strong>rategie erreicht werden können. 282 In diesem Punkt ist daher die Höhe des<br />
Zielerreichungsgrades entscheidend. Damit richtet sich die Aufmerksamkeit weniger auf<br />
das Vorgehen beim Einsatz einer <strong>St</strong>rategie, als vielmehr auf deren Ziel.<br />
• Durchführbarkeit<br />
„Sind die beiden ersten Kriterien erfüllt, so wendet sich das Kriterium der<br />
Durchführbarkeit der Frage zu, ob ein Unternehmen auch über die notwendigen<br />
Ressourcen und Fähigkeiten verfügt, um eine <strong>St</strong>rategie in die Tat umzusetzen.“ 283<br />
• Konsistenz<br />
Schlussendlich muss auch noch der Frage nachgegangen werden, ob die einzelnen<br />
Optionen sich widersprechen oder ob sie zusammenpassen. 284<br />
Damit sind die wichtigsten Analyse- und Beurteilungsverfahren zur Bewertung der<br />
Gestaltungsoptionen aufgezeigt worden. Folgende Frage wurde damit beantwortet:<br />
Entscheiden für eine Alternative: Nach welchen Kriterien werden die<br />
Gestaltungsoptionen bewertet?<br />
Die Kriterien Angemessenheit, Zielerreichung, Durchführbarkeit und Konsistenz gelten<br />
als Bewertungskriterien.<br />
280<br />
Vgl. <strong>St</strong>einmann und Schreyögg (2005), S. 263 f.<br />
281<br />
Müller-<strong>St</strong>ewens und Lechner (2003), S. 324.<br />
282<br />
Vgl. Rumelt, Schendel und Teece (1994), S. 94.<br />
283<br />
Müller-<strong>St</strong>ewens und Lechner (2003), S. 324.<br />
284<br />
Vgl. Rumelt, Schendel und Teece (1994), S. 94.
Entwicklung eines Bezugsrahmens zur Entstehung von Bildungsstrategien 75<br />
Untenstehende Abbildung fasst die Resultate der Positionierung bei der Entstehung von<br />
<strong>St</strong>rategien nochmals zusammen:<br />
Analyse<br />
Generieren von<br />
Optionen<br />
Entscheiden für<br />
eine Alternative<br />
Positionierung<br />
Analyse der Einflusskräfte auf das Unternehmen<br />
Ausgangssituation<br />
Analyse der<br />
Analyse der Einflusskräfte<br />
Einflusskräfte der Umwelt des Unternehmens<br />
Mitarbeiter Ressourcen<br />
Management Organisationale Fähigkeiten<br />
Verwaltungsrat Kernfähigkeiten<br />
Aktionäre<br />
Kunden<br />
Lieferanten<br />
Banken<br />
Öffentlichkeit<br />
<strong>St</strong>aat<br />
Allgemeine Umwelt<br />
Integrierte Betrachtung<br />
Wettbewerbsstrategie<br />
Schwerpunkt:<br />
Ort:<br />
Taktiken:<br />
Regeln:<br />
Marktstrategie<br />
Variation:<br />
Substanz:<br />
Feld:<br />
<strong>St</strong>il:<br />
Differenzierung<br />
branchenweit<br />
defensiv<br />
anpassen<br />
alt<br />
Präferenzen<br />
Rückzug<br />
alt<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
Kostenführerschaft<br />
segmentspezifisch<br />
offensiv<br />
verändern<br />
neu<br />
Kosten<br />
Diversifikation<br />
neu<br />
Angemessenheit, Zielerreichung, Durchführbarkeit und Konsistenz<br />
Abbildung 27: Resultate der Positionierung bei der Entstehung von <strong>St</strong>rategien 285<br />
Es folgen nun die Ausführungen aus der Literatur zum <strong>St</strong>rategischen Management über<br />
das Feld der Wertschöpfung.<br />
285 Eigene Darstellung.
76 Entwicklung eines Bezugsrahmens zur Entstehung von Bildungsstrategien<br />
3.3 Wertschöpfung<br />
Die Positionierung eines Unternehmens (vgl. letztes Unterkapitel 3.2) steht in enger<br />
Verbindung mit dessen Innenleben, d.h. mit seinen Fähigkeiten und wertschöpfenden<br />
Prozessen. 286 Im Mittelpunkt stehen hier die Frage nach der Wertschöpfung einer<br />
unternehmerischen Einheit sowie die Benennung der zur Realisierung der angestrebten<br />
Positionierung zu ergreifenden Aktivitäten und erforderlichen Ressourcen. 287 „Dabei ist<br />
mit Wertschöpfung der Prozess des Schaffens von Mehrwert durch Bearbeitung<br />
bezeichnet. Mehrwert lässt sich demzufolge als Resultat einer Eigenleistung verstehen,<br />
die eine Differenz zwischen dem Wert der Abgabeleistungen und der übernommenen<br />
Vorleistungen schafft. Dieser Mehrwert entsteht dadurch, dass im Rahmen der<br />
Bearbeitung bestimmte Fähigkeiten und Ressourcen des Unternehmens zum Einsatz<br />
kommen.“ 288 Im Unterschied zum eben vorgestellten Prozessschritt der Positionierung,<br />
bei dem es um das Aussenverhältnis des Unternehmens geht, befasst sich die<br />
Wertschöpfung mit dem Innenverhältnis. Dieser Prozessschritt stimmt sozusagen das<br />
Innenverhältnis auf das gewählte Aussenverhältnis ab.<br />
Wie gestaltet sich der Prozessschritt der Wertschöpfung?<br />
Gegenüber jedem der als relevant ausgewählten <strong>St</strong>akeholder ist die Entwicklung eines<br />
Konzeptes des Wertschöpfungsprozesses möglich. 289 Mit einem solchen Konzept werden<br />
die Aktivitäten umschrieben, mittels derer die Beziehung zum jeweiligen <strong>St</strong>akeholder<br />
ausgestaltet werden soll - das sog. <strong>St</strong>akeholder Relations Management. In seiner<br />
einfachsten Form geht es dabei um die Wertschöpfungskette, also um den Fluss an<br />
Diensten und Gütern, mit welchem Wert geschaffen wird. 290<br />
Wie aus dem nächsten Kapitel noch klarer hervorgeht, muss sich eine<br />
Bildungsorganisation vor allem an der im Bildungsbereich heterogenen Anspruchsgruppe<br />
des Kunden ausrichten. 291 Deshalb soll in den folgenden Ausführungen die<br />
Wertschöpfungskette gegenüber dem Kunden betrachtet werden. Diese Perspektive ist<br />
unter dem Begriff „Customer Relations Management“, die Ausgestaltung der Beziehung<br />
zum Kunden, zu sehen. Zu diesem Zweck werden die folgenden Ausführungen - analog<br />
zum letzten Unterkapitel - in eine Analysephase der Wertschöpfung, darauf aufbauend in<br />
das Generieren von Optionen zur Wertschöpfung und schliesslich in das Entscheiden für<br />
286<br />
Vgl. Müller-<strong>St</strong>ewens und Lechner (2003), S. 355 ff.<br />
287<br />
Vgl. Seufert und Meier (2007), S. 11.<br />
288<br />
Müller-<strong>St</strong>ewens und Lechner (2003), S. 369.<br />
289<br />
Vgl. Riekhof (1994), S. 132 ff. und Müller-<strong>St</strong>ewens und Lechner (2003), S. 368 f.<br />
290<br />
Vgl. Basu und Wright Nevan (2008), S. 4.<br />
291<br />
Siehe 4. Kapitel „Bezugsrahmen I: Entstehung von Bildungsstrategien“.
Entwicklung eines Bezugsrahmens zur Entstehung von Bildungsstrategien 77<br />
eine Alternative unterteilt. 292 Folgende Abbildung verdeutlicht den aufgezeigten Aufbau<br />
des Unterkapitels:<br />
Analyse der<br />
Wertschöpfung<br />
(Kapitel 3.3.1)<br />
Generieren von<br />
Optionen<br />
(Kapitel 3.3.2)<br />
Abbildung 28: Aufbau des Unterkapitels 3.3 293<br />
Entscheiden für<br />
eine Alternative<br />
(Kapitel 3.3.3)<br />
In den einzelnen Unterkapiteln soll das angewandte Vorgehen der Initiierung und<br />
Positionierung beibehalten werden: Am Ende der einzelnen Vorgehensinhalte werden<br />
Fragestellungen abgeleitet. Diese dienen im nächsten Kapitel, in dem es um die<br />
Entstehung von Bildungsstrategien geht, als Ausgangspunkt.<br />
3.3.1 Analyse der Wertschöpfung<br />
Die Analyse der Wertschöpfung beginnt in einem ersten Schritt wiederum mit der<br />
inhaltlichen Umschreibung der Ausgangssituation: In welchem Geschäft sieht sich das<br />
Unternehmen eigentlich? Für dieses Geschäft wird danach in einem zweiten Schritt die<br />
Wertschöpfungsstruktur mit ihren einzelnen Wertschöpfungspotenzialen analysiert. 294<br />
Dazu gehören die Zerlegung der Wertschöpfung in ihre einzelnen Aktivitäten sowie die<br />
Analyse der dazugehörigen Erfolgsfaktoren und der dafür erforderlichen Fähigkeiten.<br />
Den Ergebnissen daraus werden die <strong>St</strong>ärken und Schwächen der Wertschöpfung des<br />
Unternehmens gegenübergestellt. Eine Integration dieser externen und internen<br />
Sichtweise schliesst die Analyse ab. 295<br />
3.3.1.1 Ausgangssituation<br />
Zur Bestimmung der Ausgangssituation bei einer Wertschöpfungsanalyse gehört die<br />
Frage, für welches Geschäft die Analyse eigentlich durchgeführt wird und für welches<br />
Geschäft man ein Wertschöpfungsprogramm bestimmen will. Je nachdem, wie die<br />
Antwort ausfällt, ergeben sich andere Systemgrenzen, andere relevante Aktivitäten, ein<br />
anderer Ressourcenaufwand. Ist dieser Punkt einmal geklärt, so bedarf es zum<br />
Verständnis dessen, was in diesem Geschäft zu Wertschöpfung, aber auch zu<br />
Wertvernichtung führt, einer geeigneten Form der Darstellung eines<br />
292 Der Aufbau lehnt sich wiederum an den General Management Navigator (GMN) von Müller-<strong>St</strong>ewens und<br />
Lechner (2003) an. Doch auch sonst ist in der Literatur zum <strong>St</strong>rategischen Management immer wieder dieser von<br />
Müller-<strong>St</strong>ewens und Lechner verwendete Aufbau zu finden. Siehe u.a. Esser (1994); Riekhof (1994) und <strong>St</strong>einmann<br />
und Schreyögg (2005).<br />
293 Eigene Darstellung.<br />
294 Vgl. Esser (1994), S. 196 ff.<br />
295 Siehe Fussnote 292.
78 Entwicklung eines Bezugsrahmens zur Entstehung von Bildungsstrategien<br />
Wertschöpfungsmodells. Ein Wertschöpfungsmodell stellt dabei die konsistente Sicht der<br />
zentralen Aktivitäten (oft entlang des Verrichtungsprinzips) sowie deren systemisches<br />
Zusammenwirken dar. 296<br />
3.3.1.2 Wertschöpfungsmodell der Branche<br />
Ist das Wertschöpfungsmodell für ein bestimmtes Geschäft bzw. eine Branche einmal<br />
dargestellt, so gilt es, dieses genauer zu analysieren. Ziel dieser Analyse ist es, zu<br />
erkennen, welche Aktivitäten in einer Branche welchen Wert generieren und wie die<br />
Wettbewerber dieses Potenzial unterschiedlich nutzen. Nur so können schlussendlich<br />
Aussagen dahingehend gemacht werden, wie sich das eigene Wertschöpfungsmodell im<br />
Vergleich zu demjenigen der Branche einordnen lässt.<br />
Die Analyse des Wertschöpfungsmodells einer Branche kann über eine Reihe von<br />
Kernfragen strukturiert werden. 297 Welchen Fragen man letztendlich nachgehen will,<br />
hängt vom Einzelfall ab:<br />
• Welches sind die Aktivitäten, die auf den erzielbaren relativen Mehrwert bezogen von<br />
Interesse sind? Wie viel wird wo verdient?<br />
• Welche Aktivitäten sollten aufgrund ihrer strategischen Bedeutung auf keinen Fall<br />
vernachlässigt werden (z.B. durch Outsourcing)?<br />
• Welche Schlüsselerfolgsfaktoren bestimmen heute bzw. zukünftig den Erfolg in<br />
diesem Geschäft? Welche Ressourcen erweisen sich bezogen auf diese<br />
Erfolgsfaktoren als kritisch? Die Beherrschung welcher Fähigkeiten ist von zentraler<br />
Bedeutung in diesem Geschäft?<br />
• Sind neue Wettbewerber in das Geschäft einer bestimmten Aktivität eingetreten?<br />
Welche potenziellen Vor- und Nachteile bringen sie für den Kunden mit?<br />
• Wie beeinflusst der technologische Fortschritt die Branchenwertschöpfung?<br />
• Wie unterscheiden sich die Wettbewerber hinsichtlich der gewählten<br />
Wertschöpfungstiefe?<br />
• Welche <strong>St</strong>ellhebel stehen zur Verfügung, um die bestehende Wertschöpfung zu<br />
verändern?<br />
• Wo gibt es in der Branche noch Schnittstellenprobleme zwischen den Aktivitäten?<br />
296 Vgl. Bleicher (2004), S. 318 f.<br />
297 Vgl. Müller-<strong>St</strong>ewens und Lechner (2003), S. 377 und Basu und Wright Nevan (2008), S. 61 f.
Entwicklung eines Bezugsrahmens zur Entstehung von Bildungsstrategien 79<br />
• Welche Trends sind in einer bestimmten Branche bezüglich der Entwicklung des<br />
Wertschöpfungsmodells zu beobachten? Welche Gefahren und Gelegenheiten<br />
ergeben sich daraus?<br />
3.3.1.3 Eigenes Wertschöpfungsmodell<br />
Der nächste Schritt besteht in der Analyse der Wertschöpfung des Unternehmens. Hierbei<br />
wird die Konfiguration der Wertkette der betreffenden Unternehmenseinheit selbst<br />
betrachtet. Unter dem Begriff der Konfiguration versteht man die fallspezifische<br />
Ausgestaltung der Wertkette eines Unternehmens auf Basis der<br />
Branchenwertschöpfungsstruktur. 298 Auch hier kann eine Liste von Fragen helfen, die<br />
Analyse zu strukturieren: 299<br />
• Wie ist die Wertkette der unternehmerischen Einheit momentan aufgebaut? Was<br />
charakterisiert die einzelnen Aktivitäten?<br />
• Welche strategische Bedeutung wird den einzelnen Aktivitäten beigemessen?<br />
Welches Differenzierungspotenzial wird damit verbunden?<br />
• Wo liegen die eigenen <strong>St</strong>ärken und Schwächen?<br />
• Wie sind die Konkurrenten im Vergleich zum eigenen Unternehmen bei den<br />
einzelnen Aktivitäten aufgestellt?<br />
• Wie ist das Budget über die einzelnen Wertschöpfungsaktivitäten verteilt? Wie hoch<br />
sind die Kosten für Fremdleistungen und welches sind Kosten für die eigene<br />
Wertschöpfung? Welcher Mehrwert lässt sich durch die einzelnen Aktivitäten<br />
generieren?<br />
• Wie stehen die Kosten der einzelnen Aktivitäten im Verhältnis zu den Gesamtkosten?<br />
Welches sind Treiber der Kosten bei den einzelnen Aktivitäten? Wie effizient ist man<br />
in den einzelnen Aktivitäten im Verhältnis zu den Wettbewerbern aufgestellt? Wie<br />
beeinflussen die Kosten einer Aktivität die Kosten in anderen Aktivitäten?<br />
• Wie ist es um die Konsistenz eines Wertschöpfungsmodells auf Ebene der<br />
Geschäftsbereiche bzw. eines ev. auf der Ebene des Gesamtunternehmens zur<br />
Anwendung kommenden Wertschöpfungsmodells bestellt?<br />
Auch hier bleibt es letztendlich eine Sache der Einschätzung, welchen Fragen im<br />
Vergleich zu anderen mehr Gewicht gegeben werden soll.<br />
298 Vgl. Esser (1994), S. 196 ff.<br />
299 Vgl. Müller-<strong>St</strong>ewens und Lechner (2003), S. 382.
80 Entwicklung eines Bezugsrahmens zur Entstehung von Bildungsstrategien<br />
3.3.1.4 Integrierte Betrachtung<br />
Abschliessend sind in einem letzten Schritt die externe und interne Sichtweise der<br />
Wertschöpfung in einer integrierten Betrachtungsweise zusammenzuführen. 300 Wird<br />
dieser Schritt nicht vollzogen, besteht die Gefahr, dass beide Analysen nebeneinander<br />
stehen bleiben und somit auch keine Konsequenzen aus der Konfrontation der eigenen<br />
Konfiguration mit den Entwicklungen in der Branchenwertschöpfung gezogen werden.<br />
Wiederum stehen dazu die im Kapitel Positionierung aufgezeigten<br />
betriebswirtschaftlichen Verfahren zur Verfügung. 301 Als besonders geeignet für eine<br />
integrierte Betrachtungsweise von Branchenmodellen und dem eigenen<br />
Wertschöpfungsmodell erweist sich die SWOT-Analyse.<br />
Damit sind die Ausführungen zur Analyse der Wertschöpfung aus der Literatur zum<br />
<strong>St</strong>rategischen Management beendet. Die folgende Abbildung gibt nochmals einen kurzen<br />
Überblick darüber, wo die Gestaltungsmerkmale der Analyse bei der Wertschöpfung<br />
sind.<br />
Wertschöpfungsmodell der<br />
Branche<br />
Analyse der Wertschöpfung<br />
Ausgangssituation<br />
Integrierte Betrachtung<br />
Eigenes Wertschöpfungsmodell<br />
Abbildung 29: Übersicht der Analyse der Wertschöpfung bei der Entstehung von<br />
Folgende Fragen wurden beantwortet:<br />
<strong>St</strong>rategien 302<br />
1. Analyse: Wie sieht das Wertschöpfungsmodell der Branche aus?<br />
2. Analyse: Wie sieht das eigene Wertschöpfungsmodell aus?<br />
3. Analyse: Wie stellt die Organisation den Bezug zwischen den beiden<br />
Wertschöpfungsmodellen her?<br />
Die Antworten auf diese Fragen lassen sich wie folgt zusammenfassen:<br />
300 Vgl. Müller-<strong>St</strong>ewens und Lechner (2003), S. 389.<br />
301 Siehe Unterkapitel 3.2.1.4 „Integrierte Betrachtung“.<br />
302 Eigene Darstellung.
Entwicklung eines Bezugsrahmens zur Entstehung von Bildungsstrategien 81<br />
Über die Antworten auf eine Reihe von Teilfragen kann eine Organisation das<br />
Wertschöpfungsmodell der Branche mit ihrem eigenen Wertschöpfungsmodell<br />
vergleichen. Wiederum bieten verschiedene betriebswirtschaftliche Bewertungsverfahren<br />
die Möglichkeit, Aussen- und Innenperspektive miteinander zu vereinen.<br />
Welches sind die Ergebnisse aus diesem Analyseverfahren, die eine integrierte<br />
Perspektive anstreben? Die Resultate werden im nächsten Unterkapitel aufgezeigt.<br />
3.3.2 Generieren von Optionen<br />
Aus der integrierten Betrachtungsweise ergeben sich in Bezug auf die Wertschöpfung<br />
zwei unterschiedliche Kategorien von Optionen: 303 Bei den Optionen zur Konfiguration<br />
der Wertschöpfung geht es um das Zusammenstellen und Abstimmen des<br />
Wertschöpfungsmodells selbst. Die Optionen zu <strong>St</strong>rategien der Wertschöpfung dagegen<br />
hinterfragen das Wertschöpfungsmodell nicht mehr, sondern orientieren sich an der<br />
Gestaltung der Wertschöpfung in Bezug auf deren Verbesserung hinsichtlich Effektivität<br />
und Effizienz. Welche Optionen ergeben sich aus den zwei grundsätzlich verschiedenen<br />
<strong>St</strong>rategieoptionen der Wertschöpfung?<br />
3.3.2.1 Konfiguration der Wertschöpfung<br />
Die Optionen der Konfiguration haben zum Ziel, die Auswahl der Aktivitäten der<br />
eigenen Wertschöpfung, die Bestimmung ihres Zusammenspiels und die Festlegung einer<br />
grundsätzlichen Ausrichtung der Wertschöpfung auszumachen. Dazu stellt sich<br />
grundsätzlich die Frage, welche Typen von Wertschöpfungsmodellen zum Betreiben<br />
eines Geschäftes zur Auswahl stehen. Diese sollen hier kurz vorgestellt werden.<br />
Folgende vier Wertschöpfungsarchitekturen sind zu unterscheiden: 304<br />
303 Vgl. Müller-<strong>St</strong>ewens und Lechner (2003), S. 391 ff.<br />
304<br />
Vgl. Heuskel (1999), S. 58 ff.; Müller-<strong>St</strong>ewens und Lechner (2003), S. 394 und Zentes, Swoboda und Morschett<br />
(2004), S. 180 f.
82 Entwicklung eines Bezugsrahmens zur Entstehung von Bildungsstrategien<br />
Orchestrator Integrator Schichtenspezialist Pionier<br />
Abbildung 30: Wertschöpfungsmodelle des Orchestrators, des Integrators, des<br />
Schichtenspezialisten und des Pioniers 305<br />
• Orchestrator<br />
Als Orchestrator konzentriert sich die unternehmerische Einheit auf einzelne Elemente<br />
der Wertkette und erzeugt durch die geschickte Koordination mit den anderen<br />
Wertschöpfungsstufen Mehrwert. Wie ein Dirigent „orchestriert“ sie das Ganze und<br />
beschränkt sich auf wesentliche Kernstufen.<br />
• Integrator<br />
Organisationen, die als Integratoren fungieren, halten die Wertkette grösstenteils unter<br />
eigener Kontrolle, weisen nahezu keinen Fremdbezug auf und optimieren die<br />
Transaktionskosten zwischen den einzelnen Wertschöpfungsstufen.<br />
• Schichtenspezialist<br />
Wählt eine unternehmerische Einheit den Wertschöpfungstyp des Schichtenspezialisten,<br />
konzentriert sie sich auf eine oder wenige <strong>St</strong>ufen in der Wertkette, löst diese aus dem<br />
Gesamtzusammenhang heraus und bietet diese Wertschöpfungsstufe überall im<br />
Unternehmen an. Dieser „horizontale Hebel“ ermöglicht es, Grössenvorteile oder<br />
Wissensvorteile multiplikativ zu nutzen.<br />
305 Abbildung in Anlehnung an Heuskel (1999), S. 58, 62, 65 und 69.
Entwicklung eines Bezugsrahmens zur Entstehung von Bildungsstrategien 83<br />
• Pionier<br />
Als Pionier, auch „Market Maker“ genannt, versucht die unternehmerische Einheit,<br />
zusätzliche Wertschöpfungsstufen in bestehende Wertketten einzufügen und diese dann<br />
mit einem von ihr geprägten <strong>St</strong>andard zu besetzen. Sie schafft sich einen eigenen Markt,<br />
indem sie meist durch eine nachhaltige Innovation Leistungen offerieren kann, die für<br />
verschiedene Industrien von Nutzen sind.<br />
Damit sind die vier grundsätzlichen Optionen der Konfiguration aufgezeigt. In einem<br />
nächsten Schritt wird überlegt, welche dieser Optionen auch von Bildungseinheiten in<br />
Unternehmen gewählt werden können. 306 Zuvor sollen aber noch die möglichen Optionen<br />
zu <strong>St</strong>rategien der Wertschöpfung betrachtet sein.<br />
3.3.2.2 Gestaltung der Wertschöpfung<br />
Diese Art von Option hat das Ziel, die Wertschöpfung in Bezug auf deren Effektivität<br />
und Effizienz zu verbessern. „Effektivität liegt vor, wenn die richtigen Dinge getan<br />
werden („to do the right things“). Dies impliziert festzulegen, worauf ein<br />
Wertschöpfungsmodell auszurichten ist und welche Aktivitäten und Ressourcen dazu<br />
notwendig sind. (…) Effizienz hingegen ist gegeben, wenn die angestrebten Ziele mit<br />
dem geringstmöglichen Aufwand erreicht werden, d.h., wenn die Dinge richtig getan<br />
werden („to do the things right“).“ 307 Die Dimensionen eines Wertschöpfungsmodells zu<br />
verändern, ist kein einfaches Unterfangen, da dies meist auch eine Veränderung der<br />
organisationalen Fähigkeiten 308 impliziert. Daher ist es realistischer, die in diesem<br />
Kapitel diskutierten Gestaltungsoptionen lediglich als „Hebel“ zu verstehen, mit dessen<br />
Hilfe auf die organisationalen Fähigkeiten einzuwirken versucht wird.<br />
Die <strong>St</strong>rategieoptionen lassen sich in zwei logisch miteinander verbundene Blöcke<br />
unterteilen: in die einzelnen Aktivitätsstrategien und die <strong>St</strong>rategien zu den zum Einsatz<br />
kommenden Ressourcen.<br />
Bei der Verfolgung der Aktivitätsstrategie wird versucht, die Effektivität zu verbessern.<br />
Folgende Optionen stehen mit ihren Dimensionen offen: 309<br />
• Konzeption: Wie komplex soll die Konzeption sein?<br />
• Wertschöpfungstiefe: Welche Wertschöpfungstiefe wird angestrebt?<br />
• Fokus: Soll der Fokus auf Kostenminimierung oder Nutzenoptimierung liegen?<br />
• Neuerungsverhalten: Soll die Innovation des Modells im Mittelpunkt stehen?<br />
306<br />
Siehe 4. Kapitel „Bezugsrahmen I: Entstehung von Bildungsstrategien“.<br />
307<br />
Müller-<strong>St</strong>ewens und Lechner (2003), S. 415.<br />
308<br />
Siehe Unterkapitel 3.2.1.3 „Analyse der Einflusskräfte des Unternehmens“.<br />
309<br />
Vgl. Müller-<strong>St</strong>ewens und Lechner (2003), S. 416 ff. und Bleicher (2004), S. 318 ff.
84 Entwicklung eines Bezugsrahmens zur Entstehung von Bildungsstrategien<br />
Wird eine Ressourcenstrategie verfolgt, ist es Ziel, die Effizienz zu erhöhen. Dieses Ziel<br />
kann entweder über die Zusammensetzung der Ressourcen oder über deren Interaktion in<br />
der Wertschöpfungskette erreicht werden. Folgende Optionen mit ihren Dimensionen<br />
stehen dazu zur Verfügung: 310<br />
• Vielfalt: Wie viel Vielfalt in Bezug auf die Ressourcen wird angestrebt?<br />
• Einsatzspektrum: Wie eng/breit soll das mögliche Einsatzspektrum der Ressourcen<br />
sein?<br />
• Vernetzungsgrad: Auf welche Art und Weise wird der Leistungsprozess mit den<br />
notwendigen Ressourcen verfolgt?<br />
• Auslöser: Von wo und wie gehen Impulse aus, die ein Wertschöpfungsmodell<br />
antreiben?<br />
Da davon ausgegangen wird, dass sich in Bezug auf die Effizienz und die zum Einsatz<br />
kommenden Ressourcen eine Bildungsorganisation nicht von anderen<br />
Organisationseinheiten unterscheidet, wird der Fokus auf die Aktivitätsstrategie gelegt<br />
und vertieft dargestellt. Auf eine detaillierte Betrachtung der Ressourcenstrategie wird<br />
verzichtet.<br />
Konzeption<br />
In der ersten Dimension der Aktivitätsstrategie geht es um die angestrebte Komplexität<br />
der Konzeption des Wertschöpfungsmodells. 311 Hier ist zwischen dem Detaillierungsgrad<br />
und dem Vernetzungsgrad des Wertschöpfungsmodells zu unterscheiden. Bezogen auf<br />
den Detaillierungsgrad stellt sich die Frage, wie viele und welche Aktivitäten zur<br />
Erfassung des Modells erforderlich sind und in welcher Reihenfolge sie anzuordnen sind.<br />
Reicht ein sehr einfaches, die Komplexität des Geschäfts reduzierendes Modell, mit dem<br />
es aber gelingt, die Funktionsdynamik auf den Punkt zu bringen? Oder muss mit einem<br />
sehr ausdifferenzierten, viele Teilaktivitäten umfassenden Modell gearbeitet werden? Die<br />
Art und Weise, wie ein Wertschöpfungsmodell konfiguriert ist, bestimmt sich aber nicht<br />
nur über die Anzahl und Anordnung der einzelnen Aktivitäten, sondern auch über deren<br />
Vernetzung. Wie stark stehen die einzelnen Aktivitäten zueinander in Bezug? Ein hoch<br />
komplexer Vernetzungsgrad führt zu Konsequenzen bei der Interaktion der Ressourcen<br />
mit dem Wertschöpfungsprozess. Demnach bieten sich bei der Konzeption eines<br />
Wertschöpfungsmodells zwei Gestaltungsoptionen an: Auf der einen Seite stehen einfach<br />
konzipierte Wertschöpfungsmodelle mit wenigen Aktivitäten und einem meist linearen,<br />
wenig vernetzten Aufbau. Auf der anderen Seite finden sich Konfigurationen, die eine<br />
310<br />
Vgl. Müller-<strong>St</strong>ewens und Lechner (2003), S. 466.<br />
311<br />
Vgl. Müller-<strong>St</strong>ewens und Lechner (2003), S. 417.
Entwicklung eines Bezugsrahmens zur Entstehung von Bildungsstrategien 85<br />
Vielzahl von komplex miteinander verbundenen Aktivitäten aufweisen und zwischen<br />
Aktivitäten auf verschiedenen Ebenen unterscheiden. 312 Beide Ausprägungen haben ihre<br />
Vor- und Nachteile. So wachsen z.B. einerseits mit zunehmender Entfernung von einer<br />
einfachen Konzeption die Komplexitätskosten. Andererseits wird man dadurch vielleicht<br />
besser der gegebenen inneren Systemlogik gerecht (durch konkretere Massnahmen,<br />
präzisere Vorgehensweisen etc.) und erhöht auf diese Weise die<br />
Umsetzungswahrscheinlichkeit.<br />
Wertschöpfungstiefe<br />
Nachdem die Konzeption des Wertschöpfungsmodells geklärt ist, kann danach gefragt<br />
werden, welche Aktivitäten selbst in Angriff genommen werden und welche auszulagern<br />
sind. 313 Diese Frage wird durch die Festlegung der sog. Wertschöpfungstiefe beantwortet.<br />
<strong>St</strong>ellt das Unternehmen all seine Leistungen selber her, ist die Wertschöpfungstiefe<br />
logischerweise am grössten. Dieser Zustand wird Autarkie genannt. Besteht im Gegenzug<br />
keine Eigenleistung des Unternehmens, so existiert ein reiner Verbund; jedoch keine<br />
Wertschöpfungstiefe. Beide Extremformen, Autarkie und reiner Verbund, sind in der<br />
Unternehmensrealität nicht zu finden. Doch wie ist die optimale Wertschöpfungstiefe<br />
festzulegen? „Weiterhelfen kann hier die Transaktionskostentheorie. Sie postuliert, dass<br />
ökonomische Aktivitäten so organisiert werden, dass die dabei anfallenden<br />
Transaktionskosten minimiert werden. Als Transaktionskosten gelten dabei vor allem<br />
Anbahnungskosten, Vereinbarungskosten, Kontrollkosten, Anpassungskosten. 314 Die<br />
Transaktionskosten variieren nun, je nachdem, welche Organisationsform für eine<br />
Transaktion verwendet wird. Sie sind also die Kosten der Organisation und Abwicklung<br />
eines ökonomischen Austauschprozesses. Wann immer es günstiger ist, Transaktionen<br />
innerhalb einer Unternehmung, d.h. über die Hierarchie statt über den Markt,<br />
durchzuführen, werden sie internalisiert und finden folglich innerhalb der Grenzen eines<br />
Unternehmens statt. Können sie hingegen am Markt billiger abgewickelt werden, so sind<br />
sie nach aussen zu geben. Die optimale Organisationsform wird somit durch die<br />
jeweiligen Transaktionskosten bestimmt. Sie legen die Grenzen zwischen Hierarchie und<br />
315 und 316<br />
Markt fest und damit die optimale Wertschöpfungstiefe eines Unternehmens.“<br />
Da sich Transaktionskosten verändern können, ist auch die optimale Wertschöpfungstiefe<br />
312<br />
Vgl. Holzkämper (2005), S. 72 ff.<br />
313<br />
Vgl. Müller-<strong>St</strong>ewens und Lechner (2003), S. 421; Bleicher (2004), S. 319 und Zentes, Swoboda und Morschett<br />
(2004), S. 241 ff. und 419 ff.<br />
314 Für eine detailliertere Ausführung zu den verschiedenen Arten von Transaktionskosten siehe Müller-<strong>St</strong>ewens und<br />
Lechner (2003), S. 421. Begründet wurde die Transaktionskostentheorie von R. Coase und O. Williamson<br />
(University of Chicago).<br />
315 Müller-<strong>St</strong>ewens und Lechner (2003), S. 421.<br />
316 Vgl. Holzkämper (2005), S. 87.
86 Entwicklung eines Bezugsrahmens zur Entstehung von Bildungsstrategien<br />
keine einmalig festzulegende Grösse. Vielmehr ist immer wieder kritisch zu überprüfen,<br />
ob die Organisationseinheit vielleicht zu wenig oder zu viel tut und ob sie mit den<br />
richtigen Verbundunternehmen zusammenarbeitet. Die Frage nach der richtigen<br />
Wertschöpfungstiefe ist allerdings nicht nur eine Frage der direkt sichtbaren Kosten,<br />
sondern hängt auch von Vertrauen und Kontrolle ab: Welche Wertschöpfungsstufen sind<br />
unter eigener Kontrolle zu sehen, wo wäre eine geteilte Kontrolle vorstellbar und wo ist<br />
Verlass darauf, dass der freie Markt das Unternehmen mit den richtigen Leistungen<br />
versorgt? Gewisse Argumente sprechen dafür, die Wertschöpfungstiefe gering zu halten:<br />
So kann argumentiert werden, dass eine Konzentration auf das, was man besonders gut<br />
kann, am sinnvollsten ist. Ferner können mit einer geringen Wertschöpfungstiefe Dritte<br />
taktisch gebunden werden, so dass das Risiko nicht alleine dem eigenen Unternehmen<br />
zufällt. Schlussendlich bleibt das Unternehmen durch das Funktionieren in einem<br />
Verbund flexibler. Das Festlegen der Wertschöpfungstiefe ist zudem immer auch ein<br />
Indikator für die vertikale Diversifikation. Unter Diversifikation versteht man den Eintritt<br />
des Unternehmens in ein neues Geschäftsfeld. 317 Soll die vertikale Diversifikation erhöht<br />
werden, so geschieht dies über den Einstieg in Aktivitäten, die der bisherigen<br />
Wertschöpfung vorgelagert (Rückwärtsintegration) oder nachgelagert<br />
(Vorwärtsintegration) sind. Bei einer Rückwärtsintegration würden<br />
Wertschöpfungselemente des Lieferanten, bei einer Vorwärtsintegration<br />
Wertschöpfungselemente von Abnehmern übernommen. So können auf natürliche Weise<br />
die Geschäftsgrenzen durch einen grösseren Anteil an der totalen Wertschöpfung einer<br />
Branche zu Lasten anderer Wettbewerber erweitert werden (engl. Value Capture).<br />
Fokus<br />
„Um die für eine <strong>St</strong>rategie notwendige Schlagkraft in der operativen Umsetzung<br />
aufzubringen, empfiehlt es sich, als Nächstes das Wertschöpfungsmodell als Ganzes mit<br />
seinen Hunderten an Teilaktivitäten grundsätzlich an bestimmten handlungsleitenden<br />
Maximen auszurichten. Dazu können zwei verschiedene Dimensionen in Bezug auf die<br />
Ausrichtung unterschieden werden: Kostenminimierung versus Nutzenoptimierung. Bei<br />
einer <strong>St</strong>rategie der Kostenminimierung bestimmen Programme zur Effizienzsteigerung<br />
weitgehend das Handeln. Alle innerhalb des Wertschöpfungsprozesses anfallenden<br />
Aktivitäten werden unter dem Gesamtziel möglicher Rationalisierungseffekte bzw.<br />
Produktivitätsgewinne durchleuchtet. Jede Form der <strong>St</strong>andardisierung ist hier<br />
willkommen. Entscheidungskonflikte bei einzelnen Aktivitäten müssen im Sinne der<br />
Leitidee „Kostenminimierung“ bei der gesamten Leistungserstellung gelöst werden.<br />
Dabei ist auch zu erwarten, dass Leistungsaspekte, welche nur wenige Kunden als<br />
317 Vgl. Lombriser und Abplanalp (1997), S. 281.
Entwicklung eines Bezugsrahmens zur Entstehung von Bildungsstrategien 87<br />
notwendig betrachten, der Rationalisierung zum Opfer fallen. Dies lässt sich vor dem<br />
Hintergrund der Annahme rechtfertigen, dass der Wettbewerb so oder so primär über den<br />
Preis entschieden wird.“ 318 Während bei der Kostenminimierung oft die<br />
Verfahrenstechnologien im Mittelpunkt der Anstrengungen stehen, konzentrieren sich<br />
differenzierende Wertschöpfungsmodelle auf die Generierung von Nutzenvorteilen.<br />
„Massstab der Nutzenoptimierung ist eine höhere Zweckerfüllung der Leistung bezogen<br />
auf die nachfragende Kundengruppe. Diese ist dann erreicht, wenn die eigene<br />
Wertschöpfung zum einen möglichst weitgehend in die Wertschöpfung des Kunden - zur<br />
Erzielung von Kundenzufriedenheit - eingepasst ist, und zum anderen, daraus abgeleitet,<br />
jede Form der Beschaffung von Vorleistungen über Lieferanten bereits daran ausgerichtet<br />
ist.“ 319 Die Nutzenoptimierung steht nicht im Widerspruch zu ehrgeizigen Kostenzielen,<br />
denn eines der anzustrebenden Prozessziele kann durchaus die Effizienz des<br />
Wertschöpfungsmodells sein. Schlussendlich können dem Kunden dadurch auch<br />
Nutzenvorteile weitergegeben werden.<br />
Neuerungsverhalten<br />
Eine weitere Frage bei der Ausrichtung des Wertschöpfungsmodells betrifft das<br />
Neuerungsverhalten der Organisation: Erstens kann sie anstreben, durch Innovation ein<br />
(revolutionäres) neues Wertschöpfungsmodell zu entwerfen. Zweitens kann es Ziel sein,<br />
sich durch Imitation mit seinem Wertschöpfungsmodell (weiterhin) der dominierenden<br />
Branchenlogik anzupassen.<br />
Gewissen Unternehmen ist es als Innovatoren gelungen, mit noch nicht gekannten<br />
Wertschöpfungsmodellen die Logik ihrer Branche zu erneuern, indem sie die alte Logik<br />
entweder abgelöst oder um eine mögliche Erfolgsvariante reichhaltiger gestaltet haben.<br />
Ergebnis war, dass nach neuen Spielregeln gearbeitet wurde, die Wettbewerber, die in der<br />
Branche längst etabliert waren, auf Dauer nicht ignorieren konnten. 320 Verfolgt ein<br />
Unternehmen den Verhaltensgrundsatz der Imitation, so verhält es sich mit der<br />
Übernahme von Veränderungen eher zurückhaltend. 321 Es lässt bewusst andere mit<br />
Neuem experimentieren. Veränderungsinitiativen gehen nur selten von ihm aus. Dies<br />
muss nicht immer von Nachteil sein. Ein Imitator möchte das Risiko, in eine Sackgasse<br />
zu gelangen, bewusst gering halten. Typische Pionierkosten sollen vermieden werden.<br />
Durch Anpassung an den Industriestandard versucht das Unternehmen kostenlos von den<br />
Erfahrungen der Innovatoren zu profitieren, indem es sich bemüht, deren Fehler zu<br />
318<br />
Müller-<strong>St</strong>ewens und Lechner (2003), S. 427.<br />
319<br />
Müller-<strong>St</strong>ewens und Lechner (2003), S. 428.<br />
320<br />
Vgl. Müller-<strong>St</strong>ewens und Lechner (2003), S. 432.<br />
321<br />
Vgl. Lombriser und Abplanalp (1997), S. 259.
88 Entwicklung eines Bezugsrahmens zur Entstehung von Bildungsstrategien<br />
vermeiden, deren Anstrengungen zur Öffnung des Marktes hingegen unentgeltlich zu<br />
nutzen. Daher sind Neuentwicklungen intensiv zu beobachten, zu bewerten und je nach<br />
Gutdünken aufzunehmen.<br />
Damit sollen die Ausführungen zum Generieren von Optionen in der Wertschöpfung aus<br />
der strategischen Managementliteratur beendet sein. Untenstehende Abbildung fasst das<br />
Unterkapitel zusammen:<br />
Optionen<br />
Konfiguration der<br />
Wertschöpfung<br />
Gestaltung der<br />
Wertschöpfung<br />
Aktivitätsstrategie<br />
Ressourcenstrategie<br />
Konzeption<br />
Wertschöpfungstiefe<br />
Fokus<br />
Neuerungsverhalten<br />
Vielfalt<br />
Einsatzspektrum<br />
Vernetzungsgrad<br />
Auslöser<br />
Abbildung 31: Optionsrahmen der Wertschöpfungsarbeit für Organisationen 322<br />
Folgende Fragen wurden beantwortet:<br />
1. Generieren von Optionen: Welche Optionen ergeben sich in Bezug auf die<br />
Konfiguration der Wertschöpfung?<br />
2. Generieren von Optionen: Welche Optionen ergeben sich in Bezug auf die Gestaltung<br />
der Wertschöpfung?<br />
Die Antworten auf diese Fragen lassen sich wie folgt zusammenfassen:<br />
In Bezug auf die Konfiguration der Wertschöpfung ergeben sich die Optionen<br />
Orchestrator, Integrator, Schichtenspezialist und Pionier. Zur Gestaltung der<br />
Wertschöpfung unterscheidet man Optionen in Bezug auf Effektivität<br />
(Aktivitätsstrategie) und Optionen hinsichtlich der Effizienz (Ressourcenstrategie). Die<br />
Aktivitätsstrategie umfasst die Optionen Konzeption, Wertschöpfungstiefe, Fokus und<br />
Neuerungsverhalten.<br />
3.3.3 Entscheiden für eine Alternative<br />
Die letzte Phase beinhaltet wiederum die Bewertung der Optionen sowie deren Auswahl<br />
und Zusammenstellung zu einem strategischen Wertschöpfungsprogramm. Welche<br />
Vorgehensweise auch immer gewählt wird, am Ende der Wertschöpfungsarbeit sollte ein<br />
322 Eigene Darstellung.
Entwicklung eines Bezugsrahmens zur Entstehung von Bildungsstrategien 89<br />
Programm stehen, das sinnvoll abgestimmt ist, egal welche Unternehmenseinheit dies<br />
betrifft.<br />
Welche Kriterien sind nun bei der Auswahl von Gestaltungsoptionen zu beachten? Zur<br />
Beantwortung dieser Frage ist es hilfreich, sich an die Ziele zu erinnern, die für die<br />
Wertschöpfung einer unternehmerischen Einheit von Relevanz sind. Gestaltungsoptionen<br />
sind folglich daraufhin zu überprüfen, ob sie hierzu einen Beitrag leisten. 323 Zu wählen ist<br />
diejenige Option, welche diesbezüglich am meisten verspricht. Prinzipiell ist bei der<br />
Abwägung der Wirkung von Gestaltungsoptionen mit den gleichen Kriterien zu arbeiten,<br />
wie sie bereits bei der Positionierung vorgestellt wurden, nämlich Angemessenheit,<br />
Zielerreichung, Durchführbarkeit und Konsistenz.<br />
Damit wurde die Frage beantwortet:<br />
Entscheiden für eine Alternative: Nach welchen Kriterien werden die<br />
Gestaltungsoptionen bewertet?<br />
Dies sind wiederum Angemessenheit, Zielerreichung, Durchführbarkeit und Konsistenz.<br />
Untenstehende Abbildung fasst die Resultate der Wertschöpfung bei der Entstehung von<br />
<strong>St</strong>rategien nochmals zusammen:<br />
323 Vgl. Müller-<strong>St</strong>ewens und Lechner (2003), S. 525.
90 Entwicklung eines Bezugsrahmens zur Entstehung von Bildungsstrategien<br />
Analyse<br />
Generieren von<br />
Optionen<br />
Entscheiden für<br />
eine Alternative<br />
Wertschöpfung<br />
Analyse der Wertschöpfung<br />
Wertschöpfungsmodell<br />
der<br />
Branche<br />
Ausgangssituation<br />
Eigenes<br />
Wertschöpfungsmodell<br />
Integrierte Betrachtung<br />
Konfiguration der Wertschöpfung<br />
Orchestrator, Integrator,<br />
Schichtenspezialist und Pionier<br />
Gestaltung der Wertschöpfung<br />
Aktivitätsstrategie<br />
Konzeption:<br />
Wertschöpfungstiefe:<br />
Fokus:<br />
Neuerungsverhalten:<br />
Ressourcenstrategie<br />
Vielfalt:<br />
Einsatzspektrum:<br />
Vernetzung:<br />
Auslöser:<br />
einfach<br />
Autarkie<br />
Kostenmin.<br />
Imitation<br />
uniform<br />
generalisiert<br />
isoliert<br />
Push<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
komplex<br />
Verbund<br />
Nutzenopt.<br />
Innovation<br />
divers<br />
spezialisiert<br />
verkoppelt<br />
Pull<br />
Angemessenheit, Zielerreichung, Durchführbarkeit und Konsistenz<br />
Abbildung 32: Resultate der Wertschöpfung bei der Entstehung von <strong>St</strong>rategien 324<br />
3.4 Veränderung<br />
Nachdem es bei den vorherigen Phasen der Positionierung und der Wertschöpfung um<br />
den Inhalt von strategischen Initiativen ging, wird in der Phase der Veränderung der<br />
Fokus darauf gelegt, ob und wie solche Initiativen operative Wirksamkeit erlangen. 325<br />
Zentrale Fragestellung ist hier: Wie sollen strategische Initiativen wirksam werden und<br />
das Unternehmen verändern? Ähnlich wie bei der Gestaltung der Initiierungsarbeit sollen<br />
auch hier die zentralen Fragestellungen strukturiert werden, entlang derer sich die<br />
Entwicklung eines Systems beschreiben lässt bzw. die es zu behandeln gilt. Der<br />
324 Eigene Darstellung.<br />
325 Vgl. Seufert und Meier (2007), S. 12.
Entwicklung eines Bezugsrahmens zur Entstehung von Bildungsstrategien 91<br />
Bezugsrahmen ist in der nachfolgenden Abbildung dargestellt und anschliessend<br />
zusammenfassend dargelegt: 326<br />
Timing<br />
Wann?<br />
Akzente<br />
Was?<br />
Akteure<br />
Wer?<br />
Räume<br />
Wo?<br />
1<br />
2<br />
3<br />
4<br />
5<br />
6<br />
7<br />
8<br />
9<br />
10<br />
11<br />
12<br />
13<br />
14<br />
15<br />
16<br />
Epoche<br />
Zyklus<br />
Welle<br />
Phasen<br />
Taktung<br />
Remodellierung<br />
Reorientierung<br />
Repositionierung<br />
Restrukturierung<br />
Revitalisierung<br />
<strong>St</strong>akeholder<br />
Rollen<br />
Schichten<br />
<strong>St</strong>ruktur<br />
Politik<br />
Kultur<br />
inkremental<br />
kurz<br />
eine<br />
eine<br />
lang<br />
bestätigend<br />
bestätigend<br />
bestätigend<br />
bestätigend<br />
bestätigend<br />
ausgeblendet<br />
wenige<br />
entkoppelt<br />
gering<br />
gering<br />
gering<br />
fundamental<br />
lang<br />
viele<br />
viele<br />
kurz<br />
erneuernd<br />
erneuernd<br />
erneuernd<br />
erneuernd<br />
erneuernd<br />
eingebunden<br />
viele<br />
verkoppelt<br />
hoch<br />
hoch<br />
hoch<br />
Abbildung 33: Bezugsrahmen zur Gestaltung der Veränderungsarbeit 327<br />
• Timing (Wann?)<br />
Mit dem Timing ist die Entwicklungslogik des Systems repräsentiert. Gestaltung heisst<br />
hier die inhaltlich aufeinander aufbauende, zeitliche Sequenzialisierung der Massnahmen<br />
in zugleich ambitionierten, aber lokal auch machbaren Einheiten.<br />
• Akzente (Was?)<br />
Der Ansatz basiert hier auf der Annahme, dass es in Veränderungsprozessen zu einer<br />
dominanten Diskussion kommt, die den Entwicklungsfokus wiedergibt. Nutzt man diese<br />
Auseinandersetzung aktiv, so ermöglicht sie durch das Setzen inhaltlicher Schwerpunkte<br />
eine Konzentration der Kräfte, die dem Wandel zu einer grösseren Durchschlagskraft<br />
verhilft.<br />
• Akteure (Wer?)<br />
Die im System handelnden Akteure stehen für die Entwicklungsdynamik des Systems.<br />
Sie beeinflussen die Energiefelder, die mit den <strong>St</strong>rategien zusammenkommen müssen,<br />
damit die gewünschte Veränderung geschieht.<br />
326<br />
Vgl. Müller-<strong>St</strong>ewens und Lechner (2003), S. 591 ff., Doppler und Lauterburg (2005), S. 217 ff. und Fröhlich<br />
Luini (2008), S. 16 ff.<br />
327 Abbildung nach Müller-<strong>St</strong>ewens und Lechner (2003), S. 592.
92 Entwicklung eines Bezugsrahmens zur Entstehung von Bildungsstrategien<br />
• Gestaltungsräume (Wo?)<br />
Die Räume repräsentieren das Entwicklungsobjekt. Direktes Objekt der Veränderung<br />
sind zwar die Fähigkeiten. Aufgrund ihrer äusserst komplexen, multikausalen<br />
Verwurzelung in der Tiefenstruktur bzw. der Identität der Organisation lassen sie sich<br />
jedoch nicht direkt gestalten. Man kann lediglich versuchen, über die Gestaltung des<br />
organisatorischen Kontextes die geeigneten Rahmenbedingungen bereitzustellen,<br />
innerhalb derer sich die gewünschten Fähigkeiten entfalten können. Deshalb sind der<br />
strukturelle, kulturelle und politische Raum die Objekte, über die indirekt die<br />
Fähigkeitentransformation erreicht werden soll.<br />
Je nachdem, für was für eine konkrete Initiative man sich bei der Beantwortung dieser<br />
Fragen entscheidet, ergibt sich wiederum ein bestimmter Veränderungsstil, d.h. eine<br />
spezifische Art und Weise, wie eine Organisation ihre Veränderungsprozesse, ihre<br />
Gestaltung von <strong>St</strong>rategien betreibt. „Zur Erstellung eines Wandeldesigns müssen diese<br />
vier Komponenten zueinander in Bezug gesetzt werden.“ 328<br />
Damit lautet die zentrale Frage der Veränderung: Wie sollen strategische Initiativen<br />
wirksam werden und die Organisationseinheit bzw. das Unternehmen verändern? Die<br />
Antworten auf die Fragen wann?, was?, wer? und wo? bringen die Veränderung einer<br />
<strong>St</strong>rategie zum Ausdruck.<br />
3.5 Zusammenfassung<br />
Die folgende Abbildung stellt den Bezugsrahmen des GMN zur Analyse der Entstehung<br />
von <strong>St</strong>rategien zusammenfassend dar:<br />
328 Müller-<strong>St</strong>ewens und Lechner (2003), S. 591.
Entwicklung eines Bezugsrahmens zur Entstehung von Bildungsstrategien 93<br />
Formulierung Implementierung<br />
Initiierung Positionierung Wertschöpfung Veränderung<br />
Bezugsrahmen<br />
zur Gestaltung<br />
der Veränderungsarbeit<br />
Analyse<br />
Analyse der Wertschöpfung<br />
Analyse der Einflusskräfte auf das<br />
Unternehmen<br />
Ausgangssituation<br />
Bezugsrahmen<br />
zur Gestaltung<br />
der Initiierungsarbeit<br />
Ausgangssituation<br />
Timing Wann?<br />
Ort Wo?<br />
Akzente Was?<br />
Eigenes<br />
Wertschöpfungsmodell<br />
Wertschöpfungsmodell<br />
der<br />
Branche<br />
Analyse der<br />
Einflusskräfte<br />
des<br />
Unternehmens<br />
Analyse der<br />
Einflusskräfte<br />
der Umwelt<br />
Beteiligte Wer?<br />
Akteure Wer?<br />
Timing Wann?<br />
Integrierte Betrachtung<br />
Räume Wo?<br />
Mitarbeiter Ressourcen<br />
Organisationale<br />
Management<br />
Fähigkeiten<br />
Verwaltungsrat Kernfähigkeiten<br />
Aktionäre<br />
Kunden<br />
Lieferanten<br />
Banken<br />
Mittel Womit?<br />
Vorgehen Was?<br />
Zs. Arbeit Wie?<br />
Öffentlichkeit<br />
<strong>St</strong>aat<br />
Allgemeine<br />
Umwelt<br />
Integrierte Betrachtung<br />
Konfiguration der Wertschöpfung<br />
Orchestrator, Integrator,<br />
Schichtenspezialist und Pionier<br />
Wettbewerbsstrategie<br />
Schwerpunkt: Differenzierung<br />
Ort:<br />
branchenweit<br />
Taktiken:<br />
defensiv<br />
Regeln:<br />
anpassen<br />
Generieren<br />
von Optionen<br />
Kostenführerschaft<br />
segmentspezifisch<br />
offensiv<br />
verändern<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
Gestaltung der Wertschöpfung<br />
Aktivitätsstrategie<br />
Konzeption:<br />
einfach komplex<br />
Wertschöpfungstiefe: Autarkie Verbund<br />
Fokus:<br />
Kostenmin. Nutzenopt.<br />
Neuerungsverhalten: Imitation Innovation<br />
Ressourcenstrategie<br />
Vielfalt:<br />
uniform divers<br />
Einsatzspektrum generalisiert spezialisiert<br />
Vernetzung:<br />
isoliert verkoppelt<br />
Auslöser:<br />
Push Pull<br />
neu<br />
Kosten<br />
Diversifikation<br />
neu<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
alt<br />
Präferenzen<br />
Rückzug<br />
alt<br />
Marktstrategie<br />
Variation:<br />
Substanz:<br />
Feld:<br />
<strong>St</strong>il:<br />
Abbildung 34: Bezugsrahmen zur Analyse der Entstehung von <strong>St</strong>rategien 329<br />
329 Eigene Darstellung.<br />
Angemessenheit, Zielerreichung, Durchführbarkeit und Konsistenz<br />
Entscheiden<br />
für eine<br />
Alternative
94 Entwicklung eines Bezugsrahmens zur Entstehung von Bildungsstrategien<br />
Damit gibt die Analyse der Entstehung von <strong>St</strong>rategien auf folgende Fragen Antwort:<br />
• Initiierung<br />
Wie sollen strategische Initiativen und/oder ihr Kontext gestaltet werden?<br />
• Positionierung<br />
1. Analyse: Welche Einflusskräfte der Umwelt wirken auf die Organisation?<br />
2. Analyse: Welche Einflusskräfte des Unternehmens selber wirken auf die<br />
Organisation?<br />
3. Analyse: Wie stellt die Organisation den Bezug zwischen internen und externen<br />
Einflusskräften her?<br />
4. Generieren von Optionen: Welche Art von Optionen ergeben sich aus der<br />
Analyse/integrierten Betrachtungsweise?<br />
5. Entscheiden für eine Alternative: Nach welchen Kriterien werden die<br />
Gestaltungsoptionen bewertet?<br />
• Wertschöpfung<br />
1. Analyse: Wie sieht das Wertschöpfungsmodell der Branche aus?<br />
2. Analyse: Wie sieht das eigene Wertschöpfungsmodell aus?<br />
3. Analyse: Wie stellt die Organisation den Bezug zwischen den beiden<br />
Wertschöpfungsmodellen her?<br />
4. Generieren von Optionen: Welche Optionen ergeben sich in Bezug auf die<br />
Konfiguration der Wertschöpfung?<br />
5. Generieren von Optionen: Welche Optionen ergeben sich in Bezug auf die Gestaltung<br />
der Wertschöpfung?<br />
6. Entscheiden für eine Alternative: Nach welchen Kriterien werden die<br />
Gestaltungsoptionen bewertet?<br />
• Veränderung<br />
Wie sollen strategische Initiativen wirksam werden und die Organisationseinheit bzw.<br />
das Unternehmen verändern?<br />
Die oben aufgelisteten Fragen sind das Resultat aus dem dargestellten Kapitel und<br />
konkretisieren die Frage „Wie entstehen <strong>St</strong>rategien?“. Da diese Fragen grundsätzlich<br />
auch im <strong>Bildungsmanagement</strong> gestellt werden können, stellen sie eine Konkretisierung<br />
der in dieser Arbeit aufgeworfenen Forschungsfrage dar. Daher bilden sie den
Entwicklung eines Bezugsrahmens zur Entstehung von Bildungsstrategien 95<br />
Ausgangspunkt für das nächste Kapitel, in dem ein Bezugsrahmen für die Entstehung von<br />
Bildungsstrategien entworfen wird.
96 Entwicklung eines Bezugsrahmens zur Entstehung von Bildungsstrategien<br />
4 BEZUGSRAHMEN I: ENTSTEHUNG VON<br />
BILDUNGSSTRATEGIEN<br />
Der Entwurf eines Bezugsrahmens zur Entstehung von Bildungsstrategien soll Ziel dieses<br />
Kapitels sein. Hierzu sollen verschiedene einzelne Komponenten, die in der Literatur zur<br />
Entstehung von Bildungsstrategien zu finden sind, durch das strukturierte Vorgehen des<br />
GMN zusammengeführt werden. Zu jenen Teilaspekten der Bildungsstrategieentstehung,<br />
zu denen keine Konzepte vorliegen, soll aus dem letzten Kapitel zur allgemeinen<br />
<strong>St</strong>rategieentstehung eine deduzierte Theorie zur Entstehung von Bildungsstrategien<br />
entwickelt werden.<br />
Unterteilt ist dieses Kapitel in die Phasen Initiierung, Positionierung, Wertschöpfung und<br />
Veränderung - wie das vorausgegangene 3. Kapitel, dessen Ziel es war, anhand des<br />
Vorgehensmodells des GMN die Entstehung von <strong>St</strong>rategien aufzuzeigen. 330 Aus dieser<br />
Analyse entstanden Fragen, die bei der Analyse der Entstehung von Bildungsstrategien<br />
Hilfe bieten. Zu Beginn der einzelnen Unterkapitel werden die aus der allgemeinen<br />
<strong>St</strong>rategieliteratur entwickelten Fragen gestellt. Sie dienen als Ausgangspunkt, von dem<br />
aus die einzelnen Theorieblöcke des Bezugsrahmens entwickelt werden sollen. Mehrere<br />
dieser Ausgangsfragen haben aufgrund der verwendeten Literatur einen stark<br />
präskriptiven Charakter. Da aber ein deskriptives Vorgehen für diese Arbeit<br />
handlungsleitend ist, werden die Ausgangsfragen deskriptiv gestellt. 331<br />
4.1 Initiierung<br />
Die zentrale Frage der Initiierung ist: Wie sollen strategische Initiativen und/oder ihr<br />
Kontext gestaltet werden? Konkret auf den Bildungsbereich 332 bezogen, lautet die Frage:<br />
Wie sind strategische Initiativen im Bildungsbereich eines Unternehmens gestaltet? 333<br />
Diese Frage läuft also darauf hinaus, wie Bildungsstrategien prozessual initiiert werden<br />
können. Bildungsstrategien sind, wie bereits aufgezeigt, Funktional- oder Issue-<br />
<strong>St</strong>rategien und unterscheiden sich daher in der Entstehung prozessual nicht von anderen<br />
<strong>St</strong>rategien. 334<br />
So gelten auch für den Bildungsbereich die sechs zuvor aufgezeigten Dimensionen in<br />
Form eines Kontinuums, an dessen Enden zwei entgegengesetzte Optionen liegen. Die<br />
330<br />
Siehe 3. Kapitel, „Analyse der Entstehung von <strong>St</strong>rategien“.<br />
331<br />
Siehe Hauptkapitel I, Unterkapitel 2.2.2 „Relevanz der Hermeneutik für die Dissertation“,<br />
Forschungsvoraussetzung.<br />
332 Die Begriffe Bildungsbereich und Bildungsorganisation werden in dieser Arbeit gleichgesetzt.<br />
333 Vgl. Seufert und Meier (2007), S. 4.<br />
334 Siehe 1. Kapitel, Unterkapitel 1.2 „Gestaltungsebenen von <strong>St</strong>rategien“.
Entwicklung eines Bezugsrahmens zur Entstehung von Bildungsstrategien 97<br />
Antworten auf die Fragen wo?, wer?, wann?, womit?, was? und wie? fassen die sechs<br />
Dimensionen, die bei der Initiierung einer <strong>St</strong>rategie bzw. einer Bildungsstrategie<br />
bestehen, zusammen.<br />
4.2 Positionierung<br />
Die Kernfrage, die sich hier stellt, lautet: Welche Möglichkeiten bestehen für den<br />
Bildungsbereich, um sich gegenüber den Anspruchsgruppen zu positionieren<br />
(Aussenverhältnis)? Um dazu eine Antwort zu finden, kann die Ursprungsfrage durch<br />
folgende Teilfragen strukturiert werden: 335<br />
1. Analyse: Welche Einflusskräfte der Umwelt wirken auf die Organisation?<br />
2. Analyse: Welche Einflusskräfte des Unternehmens selber wirken auf die<br />
Organisation?<br />
3. Analyse: Wie stellt die Organisation den Bezug zwischen internen und externen<br />
Einflusskräften her?<br />
4. Generieren von Optionen: Welche Art von Optionen ergeben sich aus der<br />
Analyse/integrierten Betrachtungsweise?<br />
5. Entscheiden für eine Alternative: Nach welchen Kriterien werden die<br />
Gestaltungsoptionen bewertet?<br />
Wie aus der <strong>St</strong>ruktur der Fragen ersichtlich ist, wird das folgende Unterkapitel zur<br />
Beantwortung dieser Fragen - analog zum 3. Kapitel - in die Analyse der Einflusskräfte<br />
auf die Bildungsorganisation und darauf basierend in das Generieren von Optionen<br />
unterteilt, was zum Entscheid für eine Alternative führen soll. 336 Folgende Abbildung<br />
verdeutlicht den beschriebenen Aufbau des Unterkapitels:<br />
Analyse der Einflusskräfte<br />
auf eine Bildungsorganisation<br />
(Kapitel 4.2.1)<br />
Generieren von<br />
Optionen<br />
(Kapitel 4.2.2)<br />
Entscheiden für<br />
eine Alternative<br />
(Kapitel 4.2.3)<br />
Abbildung 35: Aufbau des Unterkapitels 4.2 337<br />
335 Siehe 3. Kapitel, Unterkapitel 3.5 „Zusammenfassung“.<br />
336<br />
Der Aufbau lehnt sich wiederum an den General Management Navigator (GMN) von Müller-<strong>St</strong>ewens und<br />
Lechner (2003) an.<br />
337 Eigene Darstellung.
98 Entwicklung eines Bezugsrahmens zur Entstehung von Bildungsstrategien<br />
4.2.1 Analyse der Einflusskräfte auf eine Bildungsorganisation<br />
Zwecks Analyse der Einflusskräfte auf das Unternehmen war das entsprechende<br />
Unterkapitel im letzten Kapitel unterteilt in die Schritte Analyse der Ausgangssituation,<br />
Analyse der Einflusskräfte der Umwelt und Analyse der Einflusskräfte des<br />
Unternehmens, was abschliessend eine integrierte Betrachtungsweise der Einflusskräfte<br />
ermöglichte. Diese Vorgehensweise ist im Bildungsbereich nicht anders; daher soll deren<br />
<strong>St</strong>ruktur bei den weitergehenden Überlegungen übernommen werden. 338<br />
4.2.1.1 Ausgangssituation<br />
Gegenstand der Analyse der Ausgangssituation einer Bildungsorganisation ist die Frage,<br />
wo im Unternehmen eine <strong>St</strong>rategie für den Aus- oder Weiterbildungsbereich entstehen<br />
soll. Der Bedarf an einer neuen <strong>St</strong>rategie im Bildungsbereich kann sich nämlich auf<br />
verschiedenen Ebenen zeigen: 339 Auf der Ebene des gesamten Bildungsbereichs für das<br />
ganze Unternehmen, auf der Ebene des gesamten Bildungsbereichs für einen oder<br />
mehrere Geschäftsbereiche (z.B. für den Bereich der Führungskräfte des Unternehmens)<br />
oder auch auf der Ebene einer kleineren Organisationseinheit innerhalb des<br />
Bildungsbereichs (z.B. auf der Ebene eines Teams, das für die Entwicklung von<br />
E-Learning zuständig ist). Zunächst gilt es, sich einen Überblick zu verschaffen über die<br />
gegenwärtigen SGF, d.h. über das bestehende Leistungsangebot des Bildungsbereichs,<br />
und über die SGE, d.h. darüber, wie der Bildungsbereich zur Erbringung des<br />
gegenwärtigen Leistungsangebotes aufgestellt ist. Nur so kann klar definiert werden, wo<br />
die neu zu entwickelnde <strong>St</strong>rategie ansetzen soll. Je nachdem, auf welcher Ebene die neue<br />
<strong>St</strong>rategie entstehen soll, ergeben sich für die Bildungsorganisation verschiedene<br />
Anspruchsgruppen bzw. ist die Gewichtung der Anspruchsgruppen unterschiedlich<br />
vorzunehmen.<br />
4.2.1.2 Analyse der Einflusskräfte der Umwelt<br />
Die Analyse der Einflusskräfte der Umwelt, die auf den Bildungsbereich wirken, ist über<br />
die Analyse der relevanten Anspruchsgruppen vorzunehmen. Dabei sind die relevanten<br />
Anspruchsgruppen nicht nur ausserhalb des Unternehmens, sondern vor allem innerhalb<br />
des Unternehmens der betreffenden Bildungsorganisation selber zu finden. Im folgenden<br />
Abschnitt sollen daher alle relevanten <strong>St</strong>akeholder mit ihren möglichen Erwartungen, die<br />
sich für eine Bildungsorganisation ergeben, aufgezeigt sein.<br />
338 Bildungsstrategien als Funktional- oder Issue-<strong>St</strong>rategien entstehen prozessual gleich wie andere <strong>St</strong>rategien.<br />
339 Vgl. Seufert und Meier (2007), S. 4.
Entwicklung eines Bezugsrahmens zur Entstehung von Bildungsstrategien 99<br />
Der Kunde<br />
Grundsätzlich können alle Mitarbeiter des gesamten Unternehmens als interne Kunden<br />
der Bildungsorganisation betrachtet werden, da davon ausgegangen wird, dass alle<br />
Mitarbeiter in den Genuss von Aus- oder Weiterbildung im Unternehmen kommen<br />
möchten. Eine Differenzierung in Sinne einer ersten Segmentierung 340 kann jedoch<br />
vorgenommen werden: einerseits organisatorisch und andererseits vom<br />
Mitarbeiterentwicklungsniveau ausgehend. So bestehen organisatorische Ansprüche von<br />
Kunden des gesamten Unternehmens, vertreten durch die Geschäftsleitung, und<br />
Ansprüche der verschiedenen Geschäftsbereiche, vertreten durch die dazugehörigen<br />
Führungskräfte. Aus der Sicht des Mitarbeiterentwicklungsniveaus ergeben sich<br />
Kundenansprüche durch die Führungskräfte selber, den Nachwuchs sowie durch<br />
Ansprüche der restlichen Mitarbeiter.<br />
Das Gesamtunternehmen, repräsentiert durch seine Geschäftsleitung, ist der eigentliche<br />
Hauptkunde der Bildungsorganisation. Zwar werden die produzierten<br />
Ausbildungsangebote nicht direkt von ihr „konsumiert“, doch setzt sie die wichtigsten<br />
Akzente bei der Positionierung des Bildungsbereichs: Sie bestimmt, was als Beitrag zum<br />
unternehmensinternen Wert gilt. Beispiele für solche unternehmensinterne Wertbeiträge<br />
ergeben sich aus einer Anpassungs-, Motivations-, Identifikations-, Akquisitions-,<br />
Image-, Gestaltungs- und Entwicklungsfunktion des Bildungsbereichs. 341 Häufig ist die<br />
Definition des unternehmensinternen Wertbeitrages an die Unternehmensstrategie<br />
geknüpft. In diesem Zusammenhang bleibt vielfach offen, inwieweit die Geschäftsleitung<br />
der Bildungsorganisation erlaubt, eigenständige Akzente zu setzen oder sie deren<br />
Kompetenzen auf den Vollzug der Unternehmens- bzw. der Geschäftsstrategie<br />
begrenzt. 342 Da die Geschäftsleitung meistens auch als der grösste Geldgeber fungiert, ist<br />
sie direkt am Erfolg des Bildungsbereichs interessiert.<br />
Viel heterogener als die vorher aufgeführten Ansprüche des gesamten Unternehmens an<br />
den Bildungsbereich sind die Ansprüche aus einem oder mehreren Geschäftsbereichen<br />
des Unternehmens, vertreten durch die dafür zuständigen Führungskräfte. In den meisten<br />
Fällen begrüssen gute Führungskräfte eine ständige Aus- oder Weiterbildung in<br />
irgendeiner Form, denn dies wertet ihren Bereich auf und lässt ihn noch effizienter<br />
werden. Dass eine Ausbildungsmassnahme das richtige Mittel dazu ist, wird von ihnen<br />
erst gar nicht in Frage gestellt. Oft konkurrenzieren die Führungskräfte der verschiedenen<br />
340 „Eine Segmentierung kommt immer dann zur Anwendung, wenn man sich verspricht, ein komplexes<br />
Analyseobjekt durch dessen Zerlegung besser verstehen und gezielter bearbeiten zu können.“ Müller-<strong>St</strong>ewens und<br />
Lechner (2003), S. 169.<br />
341 Siehe Hauptkapitel II, 3. Kapitel „Ausprägungsformen von Betrieblicher Bildung“.<br />
342 Vgl. Diesner, Seufert und Euler (2006), o.S.
100 Entwicklung eines Bezugsrahmens zur Entstehung von Bildungsstrategien<br />
Geschäftsbereiche untereinander, um möglichst viele Ausbildungsgelder bzw. direkte<br />
Ausbildungsleistungen zu erhalten. Die Bildungsorganisation muss hier klar Prioritäten<br />
setzen. Dazu ist gegebenenfalls eine weitere Segmentierung der Geschäftsbereiche nötig:<br />
Die Organisationsstruktur der Geschäftsbereiche bietet dazu Hilfe. Durch dieses<br />
Vorgehen kann die Bildungsorganisation frei über Ort und Höhe ihres Engagements in<br />
den einzelnen Organisationssegmenten entscheiden. 343 Bezüglich der Entscheidung<br />
darüber, wo die Bildungsorganisation investieren will, ist letztlich ausschlaggebend, dass<br />
sie die Prioritäten stets zu Gunsten der externen, also der eigentlichen Endkunden des<br />
Unternehmens setzt, wobei dieser Entscheid natürlich im Einklang mit der <strong>St</strong>rategie des<br />
Gesamtunternehmens bzw. des Geschäftsbereiches stehen muss.<br />
Werden die <strong>St</strong>akeholder in Bezug auf das Mitarbeiterentwicklungsniveau betrachtet, so<br />
ergeben sich aus dieser Perspektive als Erstes die Ansprüche der gesamten<br />
Führungskräfte des Unternehmens. Sie erwarten, dass sie vom Bildungsbereich für ihre<br />
Führungsfunktion das entsprechende Rüstzeug erhalten und dementsprechend gecoacht<br />
und vernetzt werden. Ähnlich verhält es sich mit den Ansprüchen des Nachwuchses.<br />
Damit sind alle Mitarbeiter gemeint, die relativ jung in das Unternehmen eintreten und<br />
zwar arbeiten, gleichzeitig aber ein Ausbildungsprogramm im Unternehmen absolvieren,<br />
bspw. Lehrlinge oder Hochschulabsolventen. Ihre Ansprüche lassen sich wie folgt<br />
zusammenfassen: Sie möchten in jungen Jahren fachlich, aber auch in Bezug auf Sozialund<br />
Selbstkompetenzen geschult werden, damit sie ihre Arbeit professionell und<br />
effizienter verrichten können. Wichtig ist ihnen ferner, dass die ihnen angebotene<br />
Ausbildung nicht nur intern, sondern bei einem späteren <strong>St</strong>ellenwechsel auch ausserhalb<br />
des Unternehmens anerkannt wird, dies ev. sogar durch eine Zertifizierung. Doch sind<br />
auch die Ansprüche der restlichen Mitarbeiter, die sich nicht in diese zwei genannten<br />
Kategorien einordnen lassen, nicht zu unterschätzen: Abgesehen von ihrem Anspruch auf<br />
eine adäquate fachliche Ausbildung (welche über die Ansprüche der Führungskräfte der<br />
Geschäftsbereiche eingefordert wird) wollen auch sie sich so weiterentwickeln, dass sie<br />
ihre Arbeit professioneller und effizienter gestalten können. Die Ansprüche reichen vom<br />
Besuch eines Präsentationstechnikseminars bis hin zur IT-Ausbildung, damit sie<br />
imstande sind, besser mit den entsprechenden IT-Komponenten im Alltag umzugehen.<br />
Neben allen aufgeführten Mitarbeitern, die an Aus- und Weiterbildung Erwartungen<br />
stellen und die als interne Kunden bezeichnet werden können, sind die externen Kunden<br />
des Unternehmens nicht zu vernachlässigen, denn auch sie haben immer häufiger<br />
Erwartungen an den internen Bildungsbereich. Diese Erwartungen lassen sich als<br />
Customer Education bezeichnen und umfassen Aus- und Weiterbildung in Bezug auf die<br />
343 Vgl. Dulworth und Bordonaro (2005), S. 169 ff.
Entwicklung eines Bezugsrahmens zur Entstehung von Bildungsstrategien 101<br />
verkauften Produkte und Dienstleistungen des Unternehmens. In Zeiten, in denen sich<br />
Produkte mehr und mehr gleichen, kann sich Customer Education als eine kreative Form<br />
der Kundenbeziehung herausstellen. Beispiel ist hier eine Produkteschulung zu einer neu<br />
herausgegebenen Software. Ob dies als Aufgabe des internen Bildungsbereichs zu<br />
betrachten ist, ist eine Frage der Abgrenzung im Unternehmen.<br />
Andere für die Ausbildung relevante Funktionseinheiten im Unternehmen<br />
Als Teil des Unternehmens muss sich der Bildungsbereich mit den Funktionseinheiten<br />
Human Resources und IT in Bezug auf deren Ansprüche absprechen und sich auf sie<br />
abstimmen. 344<br />
Mitarbeiterentwicklung im Sinne der Aus- bzw. Weiterbildung sämtlicher Mitarbeiter des<br />
Unternehmens ist aus Sicht der Human Resources der grösste Anspruch an den<br />
Bildungsbereich. Dabei soll dieser wirklich nur die spezifischen<br />
Ausbildungsmassnahmen zur Personalentwicklung ggf. zusätzlich dazu noch deren<br />
Zertifizierung übernehmen. Nomination der Auszubildenden, Inzentivieren durch Entgelt<br />
oder Beförderung ist Sache der Human Resources.<br />
Die IT-Abteilung eines Unternehmens hat die Aufgabe, die vom Bildungsbereich<br />
gewählten Ausbildungssysteme zu unterstützen. An eine Bildungsorganisation stellt sie<br />
den berechtigten Anspruch, dass die zur gewählten <strong>St</strong>rategie gehörenden technischen<br />
Komponenten in die IT-Infrastruktur integrierbar sind.<br />
Wettbewerber<br />
Gilt es, für das gesamte Unternehmen oder für einen Geschäftsbereich eine <strong>St</strong>rategie zu<br />
entwickeln, so spielen bei dessen Positionierung die Wettbewerber eine zentrale Rolle.<br />
Bei einer Bildungsorganisation fällt dieser Aspekt jedoch weniger ins Gewicht, da ihr<br />
keine direkten Konkurrenten gegenüberstehen. Mit zwei Arten von Konkurrenten hat sie<br />
es aber dennoch zu tun: Erstens mit denjenigen Wettbewerbern, deren gesamtes oder<br />
Teile ihres Bildungsangebotes in Bezug auf Kosten, Zeit oder Qualität besser<br />
abschneidet. Ein Beispiel dazu ist der punktuelle Einkauf von E-Learning Komponenten,<br />
die das Unternehmen eigentlich auch selber produzieren könnte. Diese Wettbewerber gilt<br />
es nicht etwa zu konkurrenzieren, sondern vielmehr bewusst zu nutzen. Zweitens sind die<br />
Bildungsorganisationen in den Konkurrenzunternehmen der gleichen Branche als<br />
Wettbewerber in Betracht zu ziehen. Auch hier gilt es diese Bildungsorganisationen nicht<br />
zu konkurrenzieren, denn sie haben unabhängig von der eigenen Bildungsorganisation<br />
ihre Daseinsberechtigung im Konkurrenzunternehmen.<br />
344 Siehe Hacker (2007), S. 46 ff.
102 Entwicklung eines Bezugsrahmens zur Entstehung von Bildungsstrategien<br />
Weitere Anspruchsgruppen<br />
Eine weitere wichtige Anspruchsgruppe im Bildungsbereich sind die Lieferanten, dies<br />
unabhängig davon, ob sie nur Technologie oder ganze Bildungsmassnahmen anbieten<br />
resp. die Inhalte für die Ausbildung liefern. Beispiele dazu sind Trainer oder<br />
<strong>Universität</strong>en, die ihre Dienste dem Unternehmen zur Verfügung stellen. Ihr Anspruch an<br />
die Bildungsorganisation besteht in einer gewissen Abnehmersicherheit und einem<br />
Image, das sie pflegen.<br />
Ein weiterer möglicher <strong>St</strong>akeholder kann zudem der <strong>St</strong>aat selber sein. Dieser richtet an<br />
den Bildungsbereich den Anspruch, dass die vom Unternehmen aufgenommenen<br />
Lehrlinge durch einen Praxisausbildner eingeführt, ausgebildet, betreut und beurteilt<br />
werden. 345 Bietet der Bildungsbereich ein solches Angebot an, so erwartet der <strong>St</strong>aat, dass<br />
dieses Angebot gewissen Qualitätsstandards entspricht.<br />
Die für eine Bildungsorganisation möglichen, relevanten <strong>St</strong>akeholder sind in der<br />
nachfolgenden Tabelle mit ihrem Erwartungsspektrum zusammengefasst. Die Tabelle<br />
zeigt eine Typologie der möglichen Erwartungen auf.<br />
Anspruchsgruppen Mögliche Erwartungen<br />
Kunde<br />
Geschäftsleitung • Definiert den unternehmensinternen Wertbeitrag des<br />
Bildungsbereichs und ist bestrebt diesen optimal zu<br />
erfüllen<br />
• Verknüpfung der Bildungsorganisation mit der<br />
Gesamtstrategie des Unternehmens<br />
• Erfolg der Bildungsorganisation<br />
Führungskräfte der<br />
Geschäftsbereiche<br />
• Aus- und Weiterbildungsleistung, damit der<br />
Geschäftsbereich noch effizienter wird<br />
• Festlegen der Prioritäten der möglichen Aus- und<br />
Weiterbildungsleistungen<br />
• Verknüpfung der Bildungsorganisation mit der<br />
betreffenden Geschäftsstrategie<br />
Führungskräfte • Erhalt des Rüstzeugs, Coaching und Vernetzung für die<br />
Führungsfunktion<br />
Nachwuchs • Fachliche Ausbildung<br />
• Ausbildung in Sozial- und Selbstkompetenzen<br />
• Anerkennung der Ausbildung intern und extern<br />
345 Vgl. kvschweiz (2008), o.S.
Entwicklung eines Bezugsrahmens zur Entstehung von Bildungsstrategien 103<br />
Restliche<br />
Mitarbeiter<br />
• Fachliche Aus- und Weiterbildung<br />
• Aus- und Weiterbildung in Professionalität und Effizienz<br />
Kunden extern • Aus- und Weiterbildung in Bezug auf die an sie verkauften<br />
Produkte und Dienstleistungen<br />
Andere<br />
Funktionseinheiten<br />
im Unternehmen<br />
Human Resources • Entwicklung sämtlicher Mitarbeiter<br />
IT Abteilung • Integration der ausgewählten technischen<br />
Bildungskomponenten in die IT Infrastruktur<br />
Wettbewerber<br />
Wettbewerber in<br />
Komponenten des<br />
Bildungsangebotes<br />
Wettbewerber in einer<br />
anderen Bildungs-<br />
organisation<br />
Weitere<br />
Anspruchsgruppen<br />
• Nutzung ihrer Angebote<br />
• Lernen voneinander<br />
• Beobachten und Lernen von einander<br />
Lieferanten • Abnehmersicherheit und Image<br />
<strong>St</strong>aat • Einhaltung eines Qualitätsstandards<br />
Tabelle 2: Anspruchsgruppen und ihre Erwartungen an die Bildungsorganisation in<br />
einem Unternehmen 346<br />
Allgemeine Umwelt<br />
Wie schon im 3. Kapitel zur allgemeinen <strong>St</strong>rategieentstehung dargestellt, kann neben der<br />
Betrachtung der Anspruchsgruppen mit einem direkten Einfluss auf das Unternehmen auf<br />
einem höheren Abstraktionsgrad auch eine Analyse der allgemeinen Umwelt<br />
vorgenommen werden. 347 Diese Analyse stellt den letzten Schritt in der Analyse der<br />
Einflusskräfte auf das Unternehmen dar. Die für den Bildungsbereich im Unternehmen<br />
wichtigen Trends sind nachfolgend im Überblick zusammengeführt:<br />
346 Eigene Darstellung.<br />
347 Vgl. Müller-<strong>St</strong>ewens und Lechner (2003), S. 205 und <strong>St</strong>einmann und Schreyögg (2005), S. 177.
104 Entwicklung eines Bezugsrahmens zur Entstehung von Bildungsstrategien<br />
Ökonomisches Segment Die allgemeine wirtschaftliche Lage, in der sich das<br />
Gesamtunternehmen befindet, hat einen massgebenden<br />
Einfluss auf den Bildungsbereich des Unternehmens. Ausund<br />
Weiterbildung produzieren Kosten und diese müssen<br />
durch Gewinne des Unternehmens getragen werden.<br />
Politisch-rechtliches<br />
Segment<br />
Sozio-kulturelles<br />
Segment<br />
Technologisches<br />
Segment<br />
Unternehmen und ihre Branchen müssen sich mehr und mehr<br />
rechtlichen Regulierungen beugen und sich rechtfertigen. 348<br />
Dies bedeutet, dass auch ein gewaltiger Aufklärungsbedarf<br />
aller Mitarbeiter in einem Unternehmen entsteht. Häufig hat<br />
der Bildungsbereich hier eine tragende Rolle zu übernehmen.<br />
Durch die zunehmend ältere Bevölkerung in den<br />
Industrieländern bleiben Mitarbeiter länger im<br />
Unternehmen. 349 Da sich Wissen zudem immer schneller<br />
verändert, ergibt sich daraus ein ansteigender Bedarf an<br />
Weiterbildung.<br />
Auch die Lerntechnologien entwickeln sich in einem<br />
rasenden Tempo. Der Bildungsbereich muss diesbezüglich<br />
mit diesem technologischen Wandel Schritt halten können.<br />
Tabelle 3: Analyse der allgemeinen Umwelt für den Bildungsbereich 350<br />
Damit sind die für den Bildungsbereich im Unternehmen relevanten Einflusskräfte der<br />
Umwelt dargestellt. Der letzte Schritt der Anspruchsgruppen-Analyse besteht darin, die<br />
Erwartungen der Anspruchsgruppen zu bewerten und sich zu überlegen, welche<br />
Erwartungen das Unternehmen aufgrund des damit für es verbundenen Nutzens erfüllen<br />
will. Wie schon aufgezeigt, handelt es sich bei der Bewertung der Ansprüche der<br />
<strong>St</strong>akeholder nicht um eine Frage der Maximierung, sondern um der Optimierung. 351 Je<br />
nachdem, auf welcher Ebene die Bildungsstrategie entstehen soll, ist die Bewertung der<br />
aufgeführten Anspruchsgruppen unterschiedlich vorzunehmen. Wie später noch<br />
ersichtlich werden wird, ist bei der Bewertung die Anspruchsgruppe des Kunden<br />
zentral. 352<br />
348 „Im Zuge des Ratings von Unternehmen, wie es etwa Basel II fordert, wird der Nachweis einer systematischen<br />
und nachhaltigen Qualifizierung zu erbringen sein.“ Vgl. Närmann, Samiei Rupp und Sander (2008), o.S.<br />
349 Vgl. Diesner, Seufert und Euler (2008), S. 3.<br />
350 Eigene Darstellung.<br />
351 Vgl. Müller-<strong>St</strong>ewens und Lechner (2003), S. 177.<br />
352 Siehe Unterkapitel 4.2.2 „Generieren von Optionen“.
Entwicklung eines Bezugsrahmens zur Entstehung von Bildungsstrategien 105<br />
Ist die Analyse der Einflusskräfte der Umwelt abgeschlossen, so können auch hier erste<br />
Überlegungen zu Zielen, <strong>St</strong>rategien und Massnahmen hinsichtlich des Vorgehens<br />
gemacht werden, wie die beschlossene Positionierung gegenüber den Anspruchsgruppen<br />
vorangetrieben werden soll. Auch hier muss überlegt sein, ob das Unternehmen das<br />
Potenzial hat, sich so zu verändern, dass es den Erwartungen der ausgewählten<br />
Anspruchsgruppen gerecht werden kann. Zur Beurteilung dieses Veränderungspotenzials<br />
muss auch hier eine Analyse der Einflusskräfte der Bildungsorganisation vorgenommen<br />
werden.<br />
4.2.1.3 Analyse der Einflusskräfte der Bildungsorganisation<br />
Die im 3. Kapitel vorgenommene Analyse der Einflusskräfte des Unternehmens bestand<br />
aus einer Betrachtung der Ressourcen, der organisationalen Fähigkeiten und der<br />
Kernkompetenzen eines Unternehmens. Eine losgelöste Betrachtung dieser drei Elemente<br />
erscheint für eine einzelne Abteilung wie die des Bildungsbereichs schwierig. Aus<br />
diesem Grund wird zur Analyse der vorhandenen Ressourcen das bestehende<br />
Bildungsangebot im Unternehmen betrachtet. Abhängig von ihrem Reifegrad ist eine<br />
Bildungsorganisation zu unterschiedlichen Handlungen fähig. Um Aufschluss über die<br />
organisationalen Fähigkeiten und Kernkompetenzen des Bildungsbereichs zu erhalten,<br />
wird deshalb dessen Reifegrad betrachtet. Immer häufiger wird auch eine gewisse<br />
Internationalität der Bildungsorganisation im Unternehmen angestrebt. Deshalb ist es bei<br />
der Analyse der Einflusskräfte der Bildungsorganisation von Vorteil, hinsichtlich der<br />
entstehenden Bildungsstrategie auf der Ebene des gesamten Unternehmens oder einzelner<br />
Geschäftsbereiche die <strong>St</strong>euerungsformen internationaler Unternehmen zu kennen.<br />
Analyse des bestehenden Bildungsangebotes im Unternehmen<br />
Besteht eine Vorstellung davon, wie sich der Bildungsbereich gegenüber seinen<br />
<strong>St</strong>akeholdern positionieren will, so ist eine Betrachtung seines bisher bestehenden<br />
Leistungsangebots sinnvoll. Nur so ist es möglich, festzustellen, ob sich die angebotene<br />
Leistung in Richtung der zu erfüllenden Erwartungen von Seiten der <strong>St</strong>akeholder<br />
entwickeln lässt. Um sich einen Überblick über das Leistungsangebot des<br />
Bildungsbereichs zu verschaffen, bietet es sich an, das Angebot über die Dimensionen<br />
Zielgruppe und zu fördernde Kompetenz zu strukturieren (vgl. Abbildung 36). Meistens<br />
spiegelt die <strong>St</strong>rukturierung der SGF dieses Leistungsangebot wider.
106 Entwicklung eines Bezugsrahmens zur Entstehung von Bildungsstrategien<br />
Führungskräfte<br />
Nachwuchs<br />
Alle<br />
Mitarbeiter<br />
Extern<br />
Zielgruppe<br />
Sachkompetenzen Sozialkompetenzen<br />
Selbstkompetenzen<br />
Kompetenzen<br />
Abbildung 36: Leistungsangebot der Bildungsorganisation in einem Unternehmen 353<br />
Durch diese Art der <strong>St</strong>rukturierung wird sehr schnell klar, an welchen <strong>St</strong>ellen der<br />
Bildungsbereich Ressourcen bindet und welche Leistungen vom Bildungsbereich im<br />
Moment der Analyse zu erwarten sind. Im aufzuzeigenden Leistungsspektrum soll nicht<br />
vergessen bleiben, dass die meisten Bildungsbereiche nicht nur ein Leistungsangebot<br />
haben, sondern auch nachfrageorientiert spezifische Aus- bzw. Weiterbildungsinitiativen<br />
durchführen. Dieses Leistungspaket des Bildungsbereichs ist ebenfalls in die Betrachtung<br />
mit einzubeziehen. Zudem ist ein weiteres Produkt in der Analyse des momentan<br />
bestehenden Leistungsangebotes im Bildungsbereich nicht zu vergessen: Aufbau und<br />
Förderung einer Lernkultur. Die Gestaltung von Lernkulturen kann als Schaffung eines<br />
Möglichkeitsraums für selbstorganisierendes Lernen auf unterschiedlichen Ebenen<br />
gesehen werden. In einer Lernkultur manifestieren sich folglich Einstellungen und Werte<br />
gegenüber Lernen auf individueller, gruppenbezogener, organisationaler und<br />
gesellschaftlicher Ebene. 354<br />
Analyse des Reifegrades der Bildungsorganisation<br />
Abhängig davon, welcher Reifegrad einer Bildungsorganisation zugeschrieben wird, ist<br />
sie zu unterschiedlichen Handlungen fähig. Dabei ist der Begriff der Reife dem Grad der<br />
Entwicklung der Organisationseinheit gleich zu stellen. In der Literatur finden sich<br />
verschiedene Modelle zur Evaluierung des Reifegrades des Bildungsbereichs. 355 Das<br />
Modell von Deiser stellt das umfassendste dar und soll aus diesem Grund für diese Arbeit<br />
353<br />
Eigene Darstellung in Anlehnung an <strong>St</strong>rauss (1999), S. 132.<br />
354<br />
Vgl. Sonntag et al. (2004), o.S.<br />
355<br />
Vgl. Heuser und Sattelberger (2002); Dulworth und Bordonaro (2005) und Närmann, Samiei Rupp, Sander<br />
(2008).
Entwicklung eines Bezugsrahmens zur Entstehung von Bildungsstrategien 107<br />
herangezogen werden. 356 Zur Evaluation des Reifegrades des Bildungsbereichs eines<br />
Unternehmens wird hier das Ausmass der Verbindung von Lernen mit <strong>St</strong>rategie und<br />
Geschäftsprozessen herangezogen.<br />
Das Modell lässt sich in fünf <strong>St</strong>ufen aufteilen: 357<br />
Fokus auf individuelle Skills<br />
niedrig<br />
1<br />
Inhalte von Textbüchern,<br />
allgemeines<br />
Verhaltenstraining<br />
2<br />
Inhalte speziell für das<br />
Klientensystem entwickelt;<br />
Verhaltensarbeit<br />
mit Real-life-Teams<br />
Fokus auf organisatorischen Wandel<br />
Transzendieren der<br />
Grenzen zwischen Training<br />
und Workshop. Fokus auf<br />
implementing change<br />
Verbindung mit <strong>St</strong>rategie und Geschäftsprozessen<br />
3<br />
Fokus auf strategischem Wandel<br />
4<br />
Transzendieren der<br />
Grenzen zwischen<br />
Training, Workshop und<br />
Projektarbeit. Fokus auf<br />
creating and<br />
managing strategic change<br />
5<br />
Transzendieren der Grenzen<br />
zwischen interner<br />
Kompetenzentwicklung und<br />
der Optimierung der<br />
Spielregeln des Geschäfts,<br />
gemeinsamer Kunden,<br />
Lieferanten, Allianzen, etc.<br />
3 3<br />
2 2 2<br />
1 1 1 1<br />
Abbildung 37: Ausmass der Verbindung von Lernen mit <strong>St</strong>rategie und<br />
• <strong>St</strong>ufe 1: <strong>St</strong>andardisiertes Lernen<br />
Geschäftsprozessen 358<br />
Hier erfolgt Lernen nach dem traditionellen seminaristischen Modell von<br />
Wissensvermittlung bzw. Verhaltenstraining. Da die Inhalte standardisiert sind, spielt es<br />
356<br />
Vgl. Deiser (1998), S. 44.<br />
357<br />
Vgl. Deiser (1998), S. 45 ff.<br />
358<br />
Abbildung nach Deiser (1998), S. 46.<br />
4<br />
hoch
108 Entwicklung eines Bezugsrahmens zur Entstehung von Bildungsstrategien<br />
kaum eine Rolle, ob die Seminare unternehmensintern oder überbetrieblich stattfinden.<br />
Die Verbindung zum jeweiligen Unternehmenskontext findet nicht oder nur zufällig statt.<br />
Die Übersetzung des Wissens in organisationsspezifisches Handeln (Transfer) wird nicht<br />
geleistet bzw. ist Sache der Teilnehmer.<br />
• <strong>St</strong>ufe 2: Massgeschneidertes Lernen<br />
In <strong>St</strong>ufe 2 werden die Inhalte und das Design der Lernveranstaltungen speziell auf die<br />
spezifischen Bedürfnisse der Organisation abgestimmt. Um dies zu gewährleisten, finden<br />
Lernveranstaltungen in der Regel unternehmensintern statt. Verhaltenslernen erfolgt im<br />
Rahmen von realen Teams, die dadurch allgemein arbeitsfähiger werden und so die<br />
Früchte ihrer Lernerfahrungen in ihrer Arbeit unmittelbar umsetzen können. Oft sind<br />
Lernaktivitäten der <strong>St</strong>ufe 2 auch in ein übergeordnetes Personalentwicklungsprogramm<br />
eingebunden und/oder lose mit Organisationsentwicklungsaktivitäten verknüpft.<br />
• <strong>St</strong>ufe 3: Verknüpfung mit internen Change-Initiativen<br />
Auf dieser <strong>St</strong>ufe wird Lernen systematisch mit der Implementation des organisatorischen<br />
Wandels verknüpft. Die Lernveranstaltungen gehen über den Charakter von reinen<br />
„Trainingsseminaren“ hinaus und werden zu Workshops, bei denen sich die vom Wandel<br />
betroffenen Mitarbeiter begegnen und die Gelegenheit erhalten, an den durch den Wandel<br />
aufgeworfenen, relevanten Themen zu arbeiten. Neben dem Individual- und<br />
Gruppenlernen findet auf dieser <strong>St</strong>ufe oft auch bereits systematisches<br />
Organisationslernen statt: Kognitive und soziale Lernprozesse werden nicht nur direkt<br />
von den Implementationsanforderungen abgeleitet, sondern die im Rahmen der<br />
Workshop-Serien gewonnenen Erfahrungen und Einsichten werden auch aktiv an die<br />
Organisation rückgekoppelt. Dies erfordert die Einrichtung einer grösseren<br />
„Lernorganisation“, die bewusst strukturelle Mechanismen für die <strong>St</strong>euerung der<br />
Feedforward- und Feedbackprozesse vorsieht. Konkret bedeutet dies u.a. auch die<br />
Einbeziehung des Linienmanagements in das Design und das Monitoring der<br />
Lernaktivitäten.<br />
• <strong>St</strong>ufe 4: Verknüpfung mit strategischen Geschäftsinitiativen<br />
In dieser <strong>St</strong>ufe ist die Lernarchitektur nicht nur darauf ausgelegt, strukturellen und<br />
kulturellen Wandel zu implementieren, sondern darüber hinaus auch konkrete Business-<br />
Probleme des Unternehmens zu lösen. Lernprozesse finden in Form von Projekten statt,<br />
die nach didaktischen Gesichtspunkten strukturiert sind. Auf dieser <strong>St</strong>ufe fliessen Lernen<br />
und Tun praktisch ineinander über - das managerielle Alltagshandeln wird harmonisch in<br />
die Lernorganisation eingebunden. Naturgemäss verlangt diese <strong>St</strong>ufe auch eine<br />
Aufhebung der Trennung zwischen Ausbildungsfunktion und Linie. Das<br />
Linienmanagement wird zum Designer und Controller der Lernorganisation.
Entwicklung eines Bezugsrahmens zur Entstehung von Bildungsstrategien 109<br />
• <strong>St</strong>ufe 5: Verknüpfung mit organisationsübergreifendem Partnering<br />
In einer letzten <strong>St</strong>ufe geht es schliesslich nicht mehr nur um die interne<br />
Kompetenzentwicklung des Unternehmens, sondern um das strategische Management der<br />
Branchenspielregeln unter Einbindung von Kunden, Lieferanten, Allianzen usw. Die<br />
Lernarchitektur bezieht die relevanten <strong>St</strong>akeholder des organisationsübergreifenden<br />
Netzwerkes aktiv mit ein.<br />
Die fünf genannten <strong>St</strong>ufen schliessen einander nicht aus, sondern bauen logisch<br />
aufeinander auf, wobei jede neue <strong>St</strong>ufe Elemente der vorhergehenden <strong>St</strong>ufe enthält.<br />
Während sich die ersten beiden <strong>St</strong>ufen - im Sinne eines traditionellen Lernverständnisses<br />
- im Wesentlichen auf die Qualifikation von Individuen und die Arbeitsfähigkeit von<br />
bestehenden Teams beschränken, ermöglichen die darauf folgenden <strong>St</strong>ufen<br />
Organisationslernen oder gar proaktives strategisches Organisationshandeln.<br />
Analyse der <strong>St</strong>euerungsformen internationaler Unternehmen<br />
Auch der Bildungsbereich im Unternehmen folgt dem Trend einer zunehmenden<br />
Globalisierung. 359 Falls die <strong>St</strong>rategie auf der Ebene des gesamten Unternehmens oder<br />
einzelner Geschäftsbereiche entstehen soll, spielt es für die entsprechende<br />
Bildungsorganisation eine Rolle, welche Internationalisierungsstrategie vom<br />
Unternehmen angestrebt wird, denn dann gilt es nämlich i.d.R., diese <strong>St</strong>rategie für den<br />
Bildungsbereich zu übernehmen. Bartlett und Ghoshal haben zu den verschiedenen<br />
möglichen Internationalisierungsstrategien ein Modell entwickelt. 360 Dieses soll zur<br />
Orientierung aufgezeigt werden.<br />
Bartlett/Ghoshal nehmen in ihrem Modell eine Unterscheidung in vier<br />
Entwicklungsstadien der Internationalisierung von Unternehmen vor: multinational,<br />
international, global und transnational. Die Unternehmen wählen in den vier<br />
Entwicklungsstadien eine aufeinander abgestimmte Internationalisierungsstrategie,<br />
anhand welcher Verhalten in den jeweiligen Entwicklungsstufen und der Übergang<br />
zwischen den <strong>St</strong>adien gesteuert wird. 361<br />
Die genannten vier Entwicklungsstufen lassen sich wie folgt darstellen und<br />
beschreiben: 362<br />
359 Vgl. Meister (2004), S. 62.<br />
360 Vgl. Bartlett und Ghoshal (1998), zit. in Müller-<strong>St</strong>ewens und Lechner (2003), S. 313.<br />
361 Vgl. Andresen (2003), S. 180.<br />
362 Vgl. Andresen (2003), S. 181 ff.
110 Entwicklung eines Bezugsrahmens zur Entstehung von Bildungsstrategien<br />
hoch<br />
Globale Koordination/Integration<br />
niedrig<br />
niedrig<br />
Globale<br />
<strong>St</strong>rategie<br />
Internationale<br />
<strong>St</strong>rategie<br />
Nationale Anpassung/Differenzierung<br />
Transnationale<br />
<strong>St</strong>rategie<br />
Multinationale<br />
<strong>St</strong>rategie<br />
Abbildung 38: Globale Koordination/Integration und nationale<br />
• Multinationale <strong>St</strong>rategie<br />
Anpassung/Differenzierung 363<br />
hoch<br />
In der multinationalen Phase wird das Ausmass der nationalen Unterschiede zwischen<br />
den <strong>St</strong>andorten hinsichtlich der Märkte, Kundenbedürfnisse, Kultur usw. als so gross<br />
erachtet, dass eine hohe Differenzierung angestrebt wird. Dementsprechend besteht die<br />
Internationalisierungsstrategie aus einer Reihe von Landesstrategien und einer<br />
dezentralen Entscheidungsfindung.<br />
• Internationale <strong>St</strong>rategie<br />
Internationale Unternehmen streben danach, sowohl die globale Effizienz zu steigern als<br />
auch sich nationalen Unterschieden anzupassen, jedoch jeweils in geringerem Masse als<br />
multinationale bzw. globale Unternehmen. Um dies zu erreichen, greifen die einzelnen<br />
Landesgesellschaften auf zentrale <strong>St</strong>rategien, Produkte, Technologien etc. zurück,<br />
adaptieren diese aber im Rahmen der Vorgaben an die jeweiligen <strong>St</strong>andortverhältnisse<br />
und lokalen Marktbedürfnisse. Viele strategische Entscheidungen werden dezentral<br />
getroffen, aber von der Muttergesellschaft kontrolliert.<br />
363 Abbildung in Anlehnung an Müller-<strong>St</strong>ewens und Lechner (2003), S. 313.
Entwicklung eines Bezugsrahmens zur Entstehung von Bildungsstrategien 111<br />
• Globale <strong>St</strong>rategie<br />
Globale Unternehmen sehen die Welt als einen einzigen integrierten Markt, der mehr<br />
Ähnlichkeiten als Unterschiede aufweist. 364 Entsprechend wird wenig bis nicht auf lokale<br />
Marktbesonderheiten und -bedürfnisse eingegangen, sondern vielmehr eine<br />
<strong>St</strong>andardisierung jener Produkte oder Dienstleistungen verfolgt, die weltweit vertrieben<br />
werden. Aktivitäten wie z.B. die Entwicklung einer <strong>St</strong>rategie werden von der<br />
Unternehmenszentrale vorgegeben und kontrolliert. 365<br />
• Transnationale <strong>St</strong>rategie<br />
Transnationale Unternehmen streben angesichts der ihnen begegnenden, komplexen<br />
Umweltanforderungen danach, gleichzeitig eine nationale Differenzierung sowie globale<br />
Koordination und Integration zu erreichen. Um diese entgegengesetzten Ziele<br />
gleichzeitig erreichen zu können, muss die integrierte, weltweite <strong>St</strong>rategie insofern<br />
flexibel sein, als jede strategische Entscheidung in Abstimmung mit den<br />
Tochtergesellschaften und abhängig von deren spezifischer Entwicklung getroffen wird.<br />
4.2.1.4 Integrierte Betrachtung<br />
Auch hier besteht der letzte Schritt in einer integrierten Betrachtung der Einflusskräfte<br />
der Umwelt und der Bildungsorganisation. Es liegen keine Hinweise darauf vor, dass im<br />
Bildungsbereich diesbezüglich anders vorzugehen ist als in anderen Bereichen. Deshalb<br />
können auch hier die aus der Betriebswirtschaft bekannten Verfahren angewendet<br />
werden: Die SWOT-Analyse, die Kernfähigkeiten-Szenario-Analyse, das vernetzte<br />
Denken und das spieltheoretische Verfahren.<br />
Die Analyse der Einflusskräfte auf eine Bildungsorganisation ist damit abgeschlossen.<br />
Die folgende Abbildung gibt nochmals einen kurzen Überblick über die<br />
Gestaltungsmerkmale der Analyse bei der Positionierung.<br />
364 Vgl. Hilb (2002), S. 5 f.<br />
365 Vgl. Lombriser und Abplanalp (1997), S. 275.
112 Entwicklung eines Bezugsrahmens zur Entstehung von Bildungsstrategien<br />
Analyse der Einflusskräfte auf eine Bildungsorganisation<br />
Ausgangssituation<br />
Analyse der Einflusskräfte der Umwelt Analyse der Einflusskräfte der Bildungsorganisation<br />
Kunde Analyse des bestehenden Bildungsangebotes<br />
Andere Funktionseinheiten im Unternehmen Analyse des Reifegrades der Bildungsorganisation<br />
Analyse der <strong>St</strong>euerungsformen internationaler<br />
Wettbewerber<br />
Unternehmen<br />
Weitere Anspruchsgruppen<br />
Allgemeine Umwelt<br />
Integrierte Betrachtung<br />
Abbildung 39: Übersicht der Analyse der Positionierung bei der Entstehung von<br />
Bildungsstrategien 366<br />
Die Analyse der Einflusskräfte auf eine Bildungsorganisation macht deutlich, dass in der<br />
Ausgangslage zu definieren ist, auf welcher Ebene im Bildungsbereich des<br />
Unternehmens die <strong>St</strong>rategie entsteht. Darauf aufbauend lassen sich Einflusskräfte aus der<br />
Umwelt und der Bildungsorganisation ausfindig machen. Die integrierte<br />
Betrachtungsweise führt wiederum Innen- und Aussenperspektive zusammen.<br />
Welche Arten von Optionen ergeben sich aus der Analyse für den Bildungsbereich?<br />
4.2.2 Generieren von Optionen<br />
Wie bereits aufgezeigt, richten sich <strong>St</strong>rategieoptionen auf der Ebene der<br />
Geschäftsbereiche grundsätzlich entweder an der Anspruchsgruppe der Wettbewerber in<br />
einer Branche oder der Kunden im bedienten Geschäftsfeld aus. Macht eine Orientierung<br />
der <strong>St</strong>rategieoptionen an der Anspruchsgruppe des Wettbewerbers oder des Kunden im<br />
Bildungsbereich Sinn?<br />
Orientierung der <strong>St</strong>rategie an den Wettbewerbern der Bildungsorganisation<br />
Wie schon bei der Analyse der Einflusskräfte der Umwelt aufgezeigt, stehen der<br />
Bildungsorganisation zwei Arten von Wettbewerbern gegenüber: Der Wettbewerber, der<br />
Komponenten des Aus- und Weiterbildungsangebotes des Unternehmens besser macht<br />
als der Bildungsbereich selber, und der Wettbewerber in Form von<br />
Bildungsorganisationen in Konkurrenzunternehmen der gleichen Branche. Eine<br />
Orientierung der <strong>St</strong>rategie der Bildungsorganisation an diesen zwei Arten von<br />
Wettbewerbern wäre jedoch fatal:<br />
Doch kann es nicht das Ziel der Bildungsorganisation sein, das Leistungsangebot des<br />
Marktes in allen Bereichen oder auch nur in Teilbereichen zu übertreffen. Wäre dies der<br />
366 Eigene Darstellung.
Entwicklung eines Bezugsrahmens zur Entstehung von Bildungsstrategien 113<br />
Fall, könnte sich die Bildungsorganisation direkt selbstständig machen, ihr<br />
Leistungsangebot auf dem Markt anbieten und ihre Wettbewerber konkurrenzieren. Das<br />
Mutterunternehmen würde seine Leistungen direkt bei diesem Spin-off-Bildungsanbieter<br />
beziehen. Dieses Szenario macht aber wenig Sinn: Die Daseinsberechtigung einer<br />
Bildungsorganisation in einem Unternehmen besteht darin, dass die Einheit<br />
unternehmensintern Werte schafft, die ein Bildungsanbieter ausserhalb des<br />
Unternehmens nicht schaffen kann. Deshalb macht es für eine Bildungsorganisation<br />
keinen Sinn, bezüglich dieser Art von Konkurrenz eine Wettbewerbsstrategie zu<br />
verfolgen.<br />
Bildungsorganisationen in Konkurrenzunternehmen der gleichen Branche<br />
konkurrenzieren zu wollen, würde ebenfalls wenig Sinn machen, denn auch sie haben<br />
unabhängig von der eigenen Bildungsorganisation ihre Daseinsberechtigung im<br />
Konkurrenzunternehmen. Bezüglich dieser Art von Wettbewerbern fährt die<br />
Bildungsorganisation eine Dualstrategie: Einerseits lernt sie von den<br />
Bildungsorganisationen der Konkurrenz, indem sie zu erkennen versucht, was diese<br />
besser machen. Gegebenenfalls sind Ausbildungsteile, welche in den Unternehmen<br />
branchenbedingt gleich sein müssen, auszutauschen oder sogar zu koordinieren.<br />
Geeignete Beispiele dafür sind die Lehrlings- oder Compliance-Ausbildungen. Auf der<br />
anderen Seite ist nicht aus den Augen zu verlieren, wie die Bildungsorganisation der<br />
Konkurrenz die Aus- und Weiterbildung positioniert: Wenn nämlich das<br />
Konkurrenzunternehmen die Aus- und Weiterbildung auf dem externen Markt so<br />
positioniert, dass dem gesamten Unternehmen dadurch ein Wettbewerbsvorteil zufällt, so<br />
hat dies für die eigene Gesamtorganisation verheerende Folgen. Dazu ein Beispiel aus<br />
Asien: Der Arbeitsmarkt ist dort völlig ausgetrocknet. Diejenige Bildungsorganisation,<br />
die es als Erste schafft, in der betreffenden Branche einen Aus- und<br />
Weiterbildungscampus zu eröffnen und dies mit einer staatlich anerkannten<br />
Ausbildungszertifizierung verknüpft, wird die besten Arbeitskräfte an das Unternehmen<br />
ziehen und binden können. Dadurch entsteht für das betreffende Unternehmen ein kaum<br />
einzuholender Wettbewerbsvorteil.<br />
Zusammenfassend kann somit folgendes Fazit gezogen werden: Eine Orientierung der<br />
<strong>St</strong>rategie der Bildungsorganisation an den Wettbewerbern ist kaum sinnvoll. Trotzdem<br />
darf die Bildungsorganisation vor allem die <strong>St</strong>rategien von Bildungsorganisationen in<br />
Konkurrenzunternehmen der gleichen Branche nicht völlig aus den Augen verlieren.<br />
Orientierung der <strong>St</strong>rategie an den Kunden der Bildungsorganisation<br />
Macht die Verfolgung einer eigenen Wettbewerbsstrategie keinen Sinn, so besteht als<br />
alternative <strong>St</strong>rategieoption die Möglichkeit, sich durch eine Marktstrategie an der<br />
Anspruchsgruppe des Kunden auszurichten. Eine Marktstrategie zu wählen, macht für
114 Entwicklung eines Bezugsrahmens zur Entstehung von Bildungsstrategien<br />
eine Bildungsorganisation im Unternehmen eindeutig Sinn, ist es doch das Hauptziel der<br />
Bildungsorganisation, im Unternehmen selber Wert zu schaffen. Was nun aber diesen<br />
Wert ausmacht, definiert als eigentlicher „Hauptkunde“ die Geschäftsleitung. Wie bereits<br />
bei der Analyse der Einflusskräfte der Umwelt aufgezeigt, stehen der<br />
Bildungsorganisation noch weitere Arten von Kunden gegenüber: Nicht nur die<br />
Geschäftsleitung, sondern auch Führungskräfte und Mitarbeiter sind dazuzuzählen. Eine<br />
Marktstrategie zu verfolgen, die all diesen verschiedenen Kunden gerecht wird, ist die<br />
grosse Herausforderung und macht die <strong>St</strong>rategieentstehung im Bildungsbereich so<br />
speziell. Daher soll in der Folge - basierend auf der Literatur zum <strong>St</strong>rategischen<br />
Management - vertieft auf die möglichen <strong>St</strong>rategieoptionen einer Marktstrategie<br />
eingegangen werden, wobei zu überlegen ist, wie diese <strong>St</strong>rategien von der<br />
Bildungsorganisation gestaltet werden sollen.<br />
4.2.2.1 Variation der Marktstrategie<br />
Wie ist die <strong>St</strong>rategieoption der Variation für eine Bildungsorganisation im Unternehmen<br />
zu beurteilen?<br />
Bei der gewählten <strong>St</strong>rategieoption der Variation liegt das Unternehmensziel darin, durch<br />
die verschiedenen Marktsegmente eine möglichst grosse Anzahl von Kunden<br />
anzusprechen. Je mehr Kunden das Produkt des Unternehmens erwerben, desto mehr<br />
verdient das Unternehmen schliesslich. Damit hat diese <strong>St</strong>rategie eine<br />
Maximierungsfunktion.<br />
Im Bildungsbereich ist dies anders: Wie schon aufgezeigt, steht eine<br />
Bildungsorganisation einer Vielzahl von unterschiedlichen Kunden gegenüber und<br />
möchte diesen allen möglichst gerecht werden. Allerdings besteht das Ziel einer<br />
Bildungsorganisation nicht darin, allen Mitarbeitern, also möglichst allen Kunden, Ausbzw.<br />
Weiterbildung anzubieten, sondern vielmehr, den „richtigen“ Mitarbeitern (durch<br />
welche die grösste Hebelwirkung für das Unternehmen erreicht werden kann),<br />
Leistungen in Form von Aus- oder Weiterbildung zu offerieren. Die Geschäftsleitung<br />
bestimmt, was als Hebelwirkung definiert wird. 367 Damit liegt hier eine<br />
Optimierungsfunktion vor und keine Maximierungsfunktion. Für eine<br />
Bildungsorganisation ist es somit elementar, sich auf dem internen Markt zu<br />
positionieren und anzugeben, welche Leistungen sie in welcher Qualität für das<br />
Unternehmen bietet und was sie nicht anbietet. Entschliesst sich die Bildungsorganisation<br />
bewusst, gewisse Leistungen nicht zu erbringen, so wird im Unternehmen zusätzlich<br />
367 Z.B. „Business Impact“ oder Umsetzung der Gesamtstrategie. Für weitere Funkionen siehe Hauptkapitel II, 3.<br />
Kapitel „Ausprägungsformen von Betrieblicher Bildung“.
Entwicklung eines Bezugsrahmens zur Entstehung von Bildungsstrategien 115<br />
ausgehandelt, unter welchen Bedingungen die Kunden diese Leistungen direkt auf dem<br />
externen Markt als Ganzes einkaufen dürfen oder unter welchen Voraussetzungen nicht.<br />
Damit kann bezüglich der <strong>St</strong>rategieoption der Variation der Schluss gezogen werden,<br />
dass in einer Bildungsorganisation grundsätzlich die gleichen Optionen hinsichtlich der<br />
<strong>St</strong>rategieentstehung bestehen - sprich Marktposition beibehalten, Umpositionierung und<br />
Neupositionierung - wie für die direkt am Markt mitwirkenden Unternehmen. Die Motive<br />
für die gewählte Marktposition sind hingegen grundsätzlich anders gelagert.<br />
4.2.2.2 Substanz der Marktstrategie<br />
Wie ist die <strong>St</strong>rategieoption der Substanz für eine Bildungsorganisation im Unternehmen<br />
zu beurteilen?<br />
Wählt eine Bildungsorganisation als Merkmal ihrer angebotenen Leistung die<br />
Einflussgrösse des Preises, so hat dies aus verschiedenen Gründen, egal für welchen<br />
internen Kunden das Leistungsangebot konzipiert wird, nicht die gleiche Signalwirkung<br />
wie auf dem externen Markt. Die Gründe dazu sollen erläutert werden: Erstens wird in<br />
Unternehmen sehr häufig die erstellte Aus- bzw. Weiterbildungsleistung nicht von der<br />
Person bezahlt, der sie zu Gute kommt. Würde nun die Bildungsorganisation ihre<br />
Leistung über den Preis definieren, so könnte sie den Bedürfniserwartungen des<br />
zahlenden Kunden vielleicht entsprechen. Der Kunde, der das Leistungsangebot der<br />
Bildungsorganisation in Anspruch nimmt, wäre jedoch völlig unbefriedigt. Zweitens<br />
werden die Ausbildungsleistungen im Unternehmen sehr häufig nicht verrechnet oder<br />
durch eine interne Verrechnung verbucht. Diese Besonderheit führt dazu, dass der<br />
bezahlende Kunde viel weniger preissensitiv ist als er es auf dem externen Markt wäre.<br />
Erscheinen dem zahlenden Kunden die Aus- bzw. Weiterbildungskosten zu hoch, so<br />
stehen ihm zwei Möglichkeiten offen: Entweder verzichtet er auf die<br />
Bildungsmassnahme oder er kauft sie, wenn der Markt die Leistung anbietet und die<br />
Unternehmenspolitik es erlaubt, direkt auf dem externen Markt ein.<br />
Aus den erklärten Gründen verfolgt eine Bildungsorganisation i.d.R. keine einseitige<br />
Preisstrategie, sondern vielmehr eine Präferenzstrategie. Dabei sind die Kosten für das zu<br />
erstellende Leistungsangebot nicht aus den Augen zu verlieren; ihre Höhe muss immer<br />
durch einen zu erbringenden Mehrwert im Vergleich zum Angebot des Marktes<br />
gerechtfertigt sein.<br />
4.2.2.3 Feld der Marktstrategie<br />
Ergeben sich für die Bildungsorganisation im Unternehmen die gleichen neun<br />
<strong>St</strong>rategieoptionen? 368<br />
368 Siehe 3. Kapitel, Unterkapitel 3.2.2.3 „Feld der Marktstrategie“.
116 Entwicklung eines Bezugsrahmens zur Entstehung von Bildungsstrategien<br />
Unabhängig davon, für welche Ebene eine Bildungsstrategie formuliert wird, bedient die<br />
Bildungsorganisation auch Märkte. Diese Märkte sind zwar unternehmensintern, lassen<br />
sich jedoch in Marktsegmente und Zielgruppen unterteilen. Auch bei der<br />
Bildungsorganisation stellt sich hierzu die Frage, ob die anvisierten Marktsegmente mit<br />
neuen oder alten Produkten zu bedienen sind. Insofern gelten damit die neun<br />
vorgestellten <strong>St</strong>rategieoptionen grundsätzlich auch für die Bildungsorganisation. Was ist<br />
nun aber bei der <strong>St</strong>rategieentstehung für Aus- und Weiterbildung bei dieser<br />
<strong>St</strong>rategieoption speziell?<br />
Der unternehmensinterne Markt ist bezüglich der Aus- und Weiterbildungsbedürfnisse<br />
seiner Kunden meistens sehr heterogen, so dass häufig die Schwierigkeit besteht,<br />
überhaupt eine geeignete Marktsegmentierung vornehmen zu können. Gelingt eine<br />
Marktsegmentierung durch die Unterteilung in Zielgruppen, so stellt sich die Frage, wie<br />
stark die Aus- bzw. Weiterbildungsprodukte auf die entsprechende Zielgruppe<br />
zugeschnitten werden sollen. Während bei einem Unternehmen auf dem externen Markt<br />
diese Entscheidung durch das Szenario mit dem höchst möglichen Gewinn<br />
vorangetrieben wird, wird diese Frage im Bildungsbereich durch Ressourcenrestriktionen<br />
bestimmt.<br />
Somit kann auch hieraus geschlossen werden, dass sich die für den Bildungsbereich<br />
grundsätzlichen neun <strong>St</strong>rategieoptionen ergeben. Wiederum hängt die Entscheidung<br />
darüber, welche Produkt/Marktstrategie gewählt werden soll, von anderen Motiven ab.<br />
Ein Unternehmen, das einen externen Markt bedient, entscheidet sich für diejenige<br />
<strong>St</strong>rategie, welche den höchst möglichen Gewinn verspricht. Die Bildungsorganisation<br />
hingegen wird bei ihrem Entscheid durch den Gedanken geleitet, wo sie in Anbetracht<br />
der gegebenen Ressourcenrestriktion die grössten Hebeleffekte für das Unternehmen<br />
erzeugen kann.<br />
4.2.2.4 <strong>St</strong>il der Marktstrategie<br />
Auch für den Bildungsbereich lässt sich für eine Aus- bzw. Weiterbildungsmassnahme<br />
ohne Schwierigkeiten ein geeigneter Marketing-Mix erstellen: So könnte man sich<br />
beispielhaft vorstellen, dass jedem Lernenden für die Bildungsmassnahme ein<br />
unternehmensintern verbuchter Preis in Rechnung gestellt wird. Das Produkt würde aus<br />
verschiedenen modularen Ausbildungsteilen bestehen, die teils auch in anderen<br />
Ausbildungsangeboten verwendet werden. Unterschieden würden Module, welche auf<br />
E-Learning basieren und Module, die Präsenzunterricht beinhalten. Die Distribution<br />
würde teils am Arbeitsplatz, teils in einem Seminarraum des Ausbildungszentrums des<br />
Unternehmens erfolgen. Was die Kommunikation betrifft, würden die einzelnen<br />
Teilnehmer zur Bildungsmassnahme nominiert werden. Ein konkretes Beispiel dafür:<br />
Zukünftigen Führungspersönlichkeiten wird die Möglichkeit gegeben, einen
Entwicklung eines Bezugsrahmens zur Entstehung von Bildungsstrategien 117<br />
Führungskurs zu besuchen. Zuerst werden die theoretischen Grundlagen des<br />
Führungsverhaltens durch E-Learning Methoden vermittelt; danach wird im<br />
Präsenzkursteil über das eigene Führungsverhalten reflektiert.<br />
Dieses Beispiel zeigt, dass ein geeigneter Marketing-Mix für eine erfolgreiche<br />
Bildungsmassnahme wichtig ist. Der interne Kunde hat aber keine Möglichkeiten, auf<br />
eine Alternative zurückzugreifen, wenn er sich durch den gewählten Marketing-Mix nicht<br />
angesprochen fühlt. Deshalb ist der Marketing-Mix im Bildungsbereich für eine<br />
Bildungsmassnahme zwar für den Erfolg entscheidend, besitzt aber einen geringen<br />
Einfluss darauf, ob der Kunde das Produkt wählt oder nicht. Dies steht im Gegensatz zum<br />
Kunden auf dem externen Markt: Dieser verfügt über die Wahlmöglichkeiten zwischen<br />
verschiedenen Alternativen, so dass letztlich der richtige Marketing-Mix für die Wahl des<br />
Produktes entscheidend sein kann. Damit nimmt der Marketing-Mix bezüglich der<br />
<strong>St</strong>rategieoptionen im Bildungsbereich eine untergeordnete Rolle ein.<br />
Die abschliessende Abbildung vermittelt einen Überblick über die diskutierten<br />
<strong>St</strong>rategieoptionen im Bildungsbereich.<br />
Optionen<br />
Optionen für das<br />
Gesamtunternehmen<br />
Optionen für<br />
Geschäftsbereiche<br />
Wettbewerber<br />
Markt<br />
Variation: alt neu<br />
Substanz: Präferenzen<br />
Feld: Rückzug Diversifikation<br />
<strong>St</strong>il: alt neu<br />
Abbildung 40: Optionsrahmen der Positionierungsarbeit für Bildungsorganisationen 369<br />
In diesem Unterkapitel hat sich heraus kristallisiert, dass für eine Bildungsorganisation<br />
die Marktstrategien der Variation, Substanz, Feld und <strong>St</strong>il von Bedeutung sind.<br />
4.2.3 Entscheiden für eine Alternative<br />
Es bestehen keine Hinweise darauf, dass die Analyse- und Beurteilungsverfahren für ein<br />
konsistentes strategisches Programm im Bildungsbereich anders sind als für einen<br />
anderen betriebswirtschaftlich geführten Bereich im Unternehmen.<br />
Die Resultate der Positionierung für den Bildungsbereich können wie folgt<br />
zusammengefasst werden:<br />
369 Darstellung in Anlehnung an Müller-<strong>St</strong>ewens und Lechner (2003), S. 274.
118 Entwicklung eines Bezugsrahmens zur Entstehung von Bildungsstrategien<br />
Analyse<br />
Generieren von<br />
Optionen<br />
Entscheiden für<br />
eine Alternative<br />
Positionierung<br />
Analyse der Einflusskräfte auf eine Bildungsorganisation<br />
Analyse der Einflusskräfte<br />
der Umwelt<br />
Kunde<br />
Andere Funktionseinheiten<br />
Wettbewerber<br />
Weitere Anspruchsgruppen<br />
Allgemeine Umwelt<br />
Variation:<br />
Substanz:<br />
Feld:<br />
<strong>St</strong>il:<br />
Ausgangssituation<br />
Analyse der Einflusskräfte des<br />
Unternehmens<br />
Analyse des bestehenden<br />
Bildungsangebotes<br />
Analyse des Reifegrades der<br />
Bildungsorganisation<br />
Analyse der <strong>St</strong>euerungsformen<br />
internationaler Unternehmen<br />
Integrierte Betrachtung<br />
alt neu<br />
Präferenzen<br />
Rückzug Diversifikation<br />
alt neu<br />
Angemessenheit, Zielerreichung, Durchführbarkeit und Konsistenz<br />
Abbildung 41: Resultate der Positionierung bei der Entstehung von Bildungsstrategien 370<br />
Das Vorgehen beim Analyseverfahren der Positionierung erweist sich für den<br />
Bildungsbereich gleich wie für andere Funktionsbereiche im Unternehmen. Inhaltlich hat<br />
sich herausgestellt, dass die Anspruchsgruppe des Kunden für den Bildungsbereich<br />
zentral ist. Dementsprechend sind die möglichen <strong>St</strong>rategieoptionen mit einer<br />
Marktstrategie auf den Kunden auszurichten. Dabei ergeben sich, bei den Dimensionen<br />
Variation, Feld und <strong>St</strong>il grundsätzlich die gleichen <strong>St</strong>rategieoptionen wie bei anderen<br />
Marktstrategien. Die Motive, die zur Wahl einer bestimmten Option führen, sind im<br />
Bildungsbereich jedoch unterschiedlich. Nur die Option Substanz erweist sich als<br />
unzulänglich, da im Bildungsbereich einzig die Gestaltungsoption Präferenz im<br />
Gegensatz zu Preis Sinn macht. Das Kapitel Positionierung hat demnach theoretisch<br />
370 Eigene Darstellung.
Entwicklung eines Bezugsrahmens zur Entstehung von Bildungsstrategien 119<br />
aufgezeigt, welche Möglichkeiten im Bildungsbereich bestehen, um sich gegenüber<br />
seinen Anspruchsgruppen zu positionieren (Aussenverhältnis).<br />
4.3 Wertschöpfung<br />
Die Kernfrage, die sich hier stellt, lautet: Welche Möglichkeiten bestehen für den<br />
Bildungsbereich, um die Wertschöpfung (Innenverhältnis) zu organisieren? Um dazu<br />
eine Antwort zu finden, kann die Ursprungsfrage durch folgende Teilfragen strukturiert<br />
werden: 371<br />
1. Analyse: Wie sieht das Wertschöpfungsmodell der Branche aus?<br />
2. Analyse: Wie sieht das eigene Wertschöpfungsmodell aus?<br />
3. Analyse: Wie stellt die Organisation den Bezug zwischen den beiden<br />
Wertschöpfungsmodellen her?<br />
4. Generieren von Optionen: Welche Optionen ergeben sich in Bezug auf die<br />
Konfiguration der Wertschöpfung?<br />
5. Generieren von Optionen: Welche Optionen ergeben sich in Bezug auf die Gestaltung<br />
der Wertschöpfung?<br />
6. Entscheiden für eine Alternative: Nach welchen Kriterien werden die<br />
Gestaltungsoptionen bewertet?<br />
Wie aus der <strong>St</strong>ruktur der Fragen ersichtlich ist, wird das folgende Unterkapitel zu deren<br />
Beantwortung - analog wie das 3. Kapitel - in eine Analyse der Wertschöpfung und<br />
darauf basierend in das Generieren von Optionen unterteilt, was zum Entscheid für eine<br />
Alternative führen soll. 372 Folgende Abbildung verdeutlicht den beschriebenen Aufbau<br />
des Unterkapitels:<br />
Analyse der<br />
Wertschöpfung<br />
(Kapitel 4.3.1)<br />
4.3.1 Analyse der Wertschöpfung<br />
Generieren von<br />
Optionen<br />
(Kapitel 4.3.2)<br />
Abbildung 42: Aufbau des Unterkapitels 4.3 373<br />
Entscheiden für<br />
eine Alternative<br />
(Kapitel 4.3.3)<br />
Wie ist die Analyse der Wertschöpfung für den Bildungsbereich zu beurteilen?<br />
371 Siehe 3. Kapitel, Unterkapitel 3.5 „Zusammenfassung“.<br />
372<br />
Der Aufbau lehnt sich wiederum an den General Management Navigator (GMN) von Müller-<strong>St</strong>ewens und<br />
Lechner (2003) an.<br />
373 Eigene Darstellung.
120 Entwicklung eines Bezugsrahmens zur Entstehung von Bildungsstrategien<br />
Die aufgeführte Vorgehensweise ist bei Bildungsorganisationen nicht anders und soll<br />
daher auch hier strukturgebend für die weitergehenden Überlegungen sein.<br />
4.3.1.1 Ausgangssituation<br />
In welchem Geschäft sieht sich eine Bildungsorganisation? 374 Zur Beantwortung dieser<br />
Frage ist abermals entscheidend, auf welcher Ebene im Unternehmen die <strong>St</strong>rategie für<br />
den Bildungsbereich zu implementieren ist: Soll die Wertschöpfung auf der Ebene des<br />
gesamten Bildungsbereichs für das gesamte Unternehmen, auf der Ebene des<br />
Bildungsbereichs für eine oder mehrere Geschäftsbereiche oder aber auf der Ebene einer<br />
kleineren Organisationseinheit innerhalb des Bildungsbereichs betrachtet werden? Je<br />
nachdem, auf welcher Ebene die neue <strong>St</strong>rategie entsteht und damit welcher<br />
Wertschöpfungsbereich analysiert werden muss, ergeben sich für die<br />
Bildungsorganisation verschiedene Wertschöpfungsmodelle bzw. ist die Gewichtung des<br />
Wertschöpfungsmodells unterschiedlich vorzunehmen.<br />
Zur Beantwortung der Ursprungsfrage, in welchem Geschäft sich die<br />
Bildungsorganisation sieht, ist nebst der Berücksichtigung der Unternehmensebene, auf<br />
der die <strong>St</strong>rategie umgesetzt werden soll, auch die Frage nach dem Zweck/Sinn der<br />
Bildungsorganisation im Unternehmen (entschieden in der Positionierung durch die<br />
Geschäftsführung) im Auge zu behalten.<br />
4.3.1.2 Wertschöpfungsmodell der Branche<br />
In einem zweiten Schritt wird nun die Wertschöpfungsstruktur mit ihren einzelnen<br />
Wertschöpfungspotenzialen analysiert (Aussensicht). Diese Analyse erfolgt über die<br />
Betrachtung des exemplarischen Wertschöpfungsmodells einer Bildungsorganisation der<br />
gleichen Branche. Dabei ist zu beachten, dass laut Hilse (2001) die Bildungsindustrie in<br />
Bezug auf die Wertschöpfung im Begriff ist, sich zu verändern:<br />
„Während bislang der gesamte Prozess der Wissenswertschöpfung, d.h.<br />
die Entwicklung, Aufbereitung, Speicherung und Vermittlung von<br />
Wissen, in den Händen einzelner Bildungsinstitutionen lag, zum Beispiel<br />
in den Händen von Schulen oder <strong>Universität</strong>en, beginnen sich nun die<br />
einzelnen Wertschöpfungsstufen voneinander abzulösen. Sie werden<br />
mehr und mehr von Spezialisten betrieben, die mit ihren jeweiligen<br />
Kompetenzen den resultierenden Wissens- und Lernangeboten einen<br />
zusätzlichen Nutzen hinzufügen.“ 375<br />
Nachfolgend soll ein exemplarisches Wertschöpfungsmodell für eine<br />
Bildungsorganisation dargestellt und aufgezeigt werden.<br />
374 Vgl. Esser (1994), S. 196 ff. und Müller-<strong>St</strong>ewens und Lechner (2003), S. 373 ff.<br />
375 Hilse (2001a), S. 152.
Entwicklung eines Bezugsrahmens zur Entstehung von Bildungsstrategien 121<br />
Bedürfnisanalyse<br />
Projektentwurf<br />
Produktion<br />
Realisierung<br />
Maintenance<br />
Abbildung 43: Exemplarisches Wertschöpfungsmodell für eine Bildungsorganisation 376<br />
Zu Beginn wird anhand einer Bedürfnisanalyse evaluiert, welche Bedürfnisse die<br />
Ausbildungsmassnahme genau abdecken soll. Darauf aufbauend wird ein<br />
Ausbildungskonzept entworfen. Ist dieses Ausbildungskonzept von den verschiedenen<br />
zuständigen Organisationsgremien angenommen worden, so folgt die Produktion und<br />
damit die Realisation der Ausbildungsmassnahme. Im letzten Wertschöpfungselement<br />
Maintenance wird dafür gesorgt, dass die Ausbildungsmassnahme mit ihren<br />
Wissensinhalten weiterhin aktuell bleibt, so dass sie auch künftig verwendet werden<br />
kann.<br />
Die Analyse des Wertschöpfungsmodells für Bildungsorganisationen einer Branche lässt<br />
sich über die gleichen, zuvor aufgezeigten Kernfragen strukturieren. 377 Wie schon<br />
aufgezeigt, steht für eine Bildungsorganisation im Unternehmen der Kunde und nicht der<br />
Wettbewerber als zentrale Orientierungsfigur im Vordergrund. Auch bei der Analyse des<br />
Wertschöpfungsmodells wird deshalb jenen Analysefragen nachgegangen, die den<br />
Kunden in den Vordergrund stellen. Dies steht im Gegensatz zu den herkömmlichen<br />
Analysen von Wertschöpfungsmodellen einer Branche: Zentral ist hier, welche<br />
Aktivitäten der Mitbewerber dem Kunden anbietet und wie sich die eigene Organisation<br />
in dieser Hinsicht vom Konkurrenten unterscheidet.<br />
4.3.1.3 Eigenes Wertschöpfungsmodell<br />
Der nächste Schritt besteht in der Analyse der Wertschöpfung des Unternehmens<br />
(Innensicht). Hierbei wird die Konfiguration der Wertkette der Bildungsorganisation<br />
betrachtet. Die Analyse der Konfiguration der Wertkette einer Bildungsorganisation kann<br />
wie bei der Aussensicht über die gleichen bereits aufgezeigten Fragen strukturiert<br />
werden. 378<br />
Wiederum ist es bei der Beantwortung dieser Fragen wichtig, dass das Schwergewicht<br />
auf den Kunden und nicht auf den Wettbewerber der Bildungsorganisation gelegt wird.<br />
Natürlich macht es Sinn, die eigene Wertkette in Bezug auf Konfiguration und Kosten<br />
376<br />
Eigene Darstellung.<br />
377<br />
Siehe 3. Kapitel, Unterkapitel 3.3.1.2 „Wertschöpfungsmodell der Branche“.<br />
378<br />
Siehe 3. Kapitel, Unterkapitel 3.3.1.3 „Eigenes Wertschöpfungsmodell“.
122 Entwicklung eines Bezugsrahmens zur Entstehung von Bildungsstrategien<br />
mit der Wertkette der Branche bzw. mit dem „besten“ Konkurrenten in der Branche zu<br />
vergleichen (Benchmarking). Daraus ergeben sich Anhaltspunkte hinsichtlich der<br />
Charakteristika des eigenen Wertschöpfungsmodells. Allerdings ist die Wertkette einer<br />
jeden Bildungsorganisation einmalig, so dass sich ihr Sinn einzig über den in der<br />
Positionierung beabsichtigten Zweck der Bildungsorganisation bewerten lässt.<br />
4.3.1.4 Integrierte Betrachtung<br />
Abschliessend sind auch in Bezug auf die Bildungsorganisation die externe und interne<br />
Sichtweise der Wertschöpfung in einer integrierten Betrachtungsweise<br />
zusammenzuführen. 379 Das Verfahren hierzu unterscheidet sich nicht von den bereits<br />
aufgezeigten Verfahren aus der allgemeinen Betriebswirtschaft. Aus diesem Grund soll<br />
auf diesen Punkt hier nicht ausführlicher eingegangen werden.<br />
Die Analyse der Wertschöpfung ist damit abgeschlossen. Die folgende Abbildung<br />
vermittelt nochmals einen kurzen Überblick über die Gestaltungsmerkmale der Analyse<br />
bei der Wertschöpfung.<br />
Analyse der Wertschöpfung einer Bildungsorganisation<br />
Wertschöpfungsmodell der<br />
Branche<br />
Ausgangssituation<br />
Integrierte Betrachtung<br />
Eigenes Wertschöpfungsmodell<br />
Abbildung 44: Übersicht der Analyse der Wertschöpfung bei der Entstehung von<br />
Bildungsstrategien 380<br />
Wiederum muss in der Ausgangssituation bestimmt werden, auf welcher<br />
Unternehmensebene die <strong>St</strong>rategie für den Bildungsbereich zu implementieren ist. Dabei<br />
ist wichtig, dass der Fokus des Wertschöpfungsmodells nicht auf den Wettbewerber,<br />
sondern auf den Kunden der Bildungsorganisation gerichtet ist. Aus dem Vergleich des<br />
eigenen Wertschöpfungsmodells mit demjenigen der Branche resultieren in der<br />
integrierten Betrachtung erste Anhaltspunkte über mögliche Optionen.<br />
Welche Optionen ergeben sich in Bezug auf die Konfiguration der Wertschöpfung einer<br />
Bildungsorganisation? Und welche Optionen bestehen hinsichtlich der Gestaltung der<br />
Wertschöpfung der Bildungsorganisation?<br />
379 Vgl. Müller-<strong>St</strong>ewens und Lechner (2003), S. 389.<br />
380 Eigene Darstellung.
Entwicklung eines Bezugsrahmens zur Entstehung von Bildungsstrategien 123<br />
4.3.2 Generieren von Optionen<br />
Für die Bildungsorganisation gilt es, bei der Konfiguration und der Gestaltung der<br />
Wertschöpfung das für das Gesamtunternehmen in Bezug auf die Wertschöpfung<br />
optimale Bündel an Entscheidungen zu treffen.<br />
4.3.2.1 Konfiguration der Wertschöpfung<br />
Da Bildungsorganisationen ihre Produkte nicht auf einen externen Markt ausserhalb des<br />
Unternehmens ausrichten, sind in Bezug auf die Konfiguration der Wertschöpfung als<br />
Ganzes zwei Optionen und für ein Subteam in der Bildungsorganisation eine weitere<br />
Option vorstellbar: Entweder wählt die Bildungsorganisation den Wertschöpfungstyp des<br />
Orchestrators oder denjenigen des Integrators. Das Subteam in der Bildungsorganisation<br />
kann zusätzlich dazu auch den Wertschöpfungstyp des Schichtenspezialisten auswählen,<br />
indem es seine Dienstleistungen auch anderen Geschäftsbereichen im Unternehmen<br />
anbietet. Je nachdem, welcher Konfigurationstyp von der entsprechenden<br />
Organisationseinheit gewählt wird, wird sie die zum Betreiben des Konfigurationstyps<br />
entsprechenden Kompetenzen aufbauen.<br />
Grundsätzlich kann zusammengefasst werden, dass sich die möglichen Optionen in<br />
Bezug auf die Konfiguration des Wertschöpfungsmodells für Bildungsorganisationen<br />
nicht wesentlich von den Optionen für andere Geschäftsbereiche unterscheiden. Einzig<br />
das Wertschöpfungsmodell des Pioniers kommt nicht zur Anwendung, da die<br />
Bildungsorganisation kein Produkt auf einem externen Markt anbietet.<br />
Die Motive, die zur Wahl der jeweiligen Option führen, sind jedoch in den gewöhnlichen<br />
Geschäftsbereichen und den Bildungsorganisationen unterschiedlich: Beide<br />
Unternehmenseinheiten dürften diejenige Option wählen, die den grösst möglichen<br />
Mehrwert erzeugt. Mehrwert wird in einem Geschäftsbereich anhand von generierten<br />
Wettbewerbsvorteilen gemessen. Bei einer Bildungsorganisation ist dies anders: Die<br />
Bewertung des Mehrwerts basiert nicht auf dem Generieren von Wettbewerbsvorteilen<br />
für die Bildungsorganisation (diese steht nicht in direkter Konkurrenz), sondern erfolgt<br />
aufgrund der Erfüllung des in der Positionierung beabsichtigten Zwecks des gesamten<br />
Bildungsbereichs. Ob durch die Bildungsorganisation für das gesamte Unternehmen<br />
Wettbewerbsvorteile erzielt werden, hängt somit massgeblich vom formulierten Zweck<br />
des Bildungsbereichs ab.<br />
4.3.2.2 Gestaltung der Wertschöpfung<br />
Wie sind die Optionen, welche Bildungsorganisationen zur Gestaltung ihrer<br />
Wertschöpfung zur Verfügung stehen, zu beurteilen? Nachfolgend soll die Bedeutung der<br />
Aktivitätsstrategie für eine Bildungsorganisation detaillierter betrachtet werden, bestimmt<br />
sie doch schlussendlich die massgebliche Ausgestaltung der Wertschöpfungskette.
124 Entwicklung eines Bezugsrahmens zur Entstehung von Bildungsstrategien<br />
Konzeption<br />
Die beiden in der Konzeption aufgezeigten Gestaltungsoptionen einfach und komplex<br />
bestehen auch bei der Gestaltung der Wertschöpfung einer Bildungsorganisation. Sind für<br />
eine Bildungsorganisation alle mehrwertstiftenden Elemente zu erfassen, so kann die<br />
Wertschöpfungskette sehr detailliert und komplex konstruiert werden. Auch in Bezug auf<br />
den Vernetzungsgrad besitzt eine Bildungsorganisation eine Vielzahl von Verbindungen,<br />
die einen Teil der Wertschöpfung ausmachen. Beispiele dafür sind Subject Matter<br />
Experts (Mitarbeiter, die einer Arbeit im Unternehmen nachgehen, aber ihr Wissen neben<br />
ihrer täglichen Arbeit der Bildungsorganisation zur Verfügung stellen, indem sie z.B. als<br />
Fachexperten in einer Ausbildungsmassnahme mitwirken), Übersetzungsdienst,<br />
IT-Experten, HR-Experten, Kommunikationsexperten oder Business Partner, die<br />
ausserhalb der Bildungsorganisation für eine gute Akzeptanz der Bildungsmassnahme in<br />
der Linie sorgen. Genauso lässt sich die Wertschöpfungskette einer Bildungsorganisation<br />
in einer sehr einfachen Form ohne Vernetzung darstellen. Ein Beispiel dazu ist in<br />
Abbildung 43 zu finden.<br />
Wertschöpfungstiefe<br />
Die Frage der optimalen Wertschöpfungstiefe gehört für Bildungsorganisationen<br />
gleichermassen zum täglichen Geschäft wie für andere Geschäftsbereiche. Die in Bezug<br />
auf die Wertschöpfungstiefe anzutreffenden Ausprägungsformen von Bildungsorganisationen<br />
reichen gleichwohl von fast vollständiger Autarkie bis hin zur höchst<br />
möglichen Form des Verbundes. Aktuell ist zu beobachten, wie im Aus- und<br />
Weiterbildungsmarkt geradezu eine Vielzahl von neuen Unternehmen entsteht, die ihre<br />
Dienste Bildungsorganisationen in Unternehmen anbieten. 381 Der Trend auf der<br />
Gegenseite besteht somit darin, Aus- und Weiterbildungswertschöpfungselemente<br />
auszulagern. 382<br />
Über die Motive dazu kann nur spekuliert werden. Es scheint aber keine Gründe zu<br />
geben, weshalb die aus der allgemeinen Managementlehre bekannten Gründe für eine<br />
niedrige Wertschöpfungstiefe bei Bildungsorganisationen anders sein sollten als bei<br />
anderen Geschäftseinheiten. 383 Auch der Trend einer vertikalen Diversifikation nach<br />
vorne bzw. nach hinten der eigenen Wertschöpfungskette ist bei Bildungsorganisationen<br />
zu beobachten: So produzieren sie häufig die von ihnen eingesetzten E-Learning<br />
Programme selber (Rückwärtsintegration) und lassen eigene Mitarbeiter als Trainer vor<br />
den Auszubildenden auftreten (Vorwärtsintegration).<br />
381<br />
Vgl. Hilse (2001c), S. 6.<br />
382<br />
Vgl. Habermann und Lohaus (2004), S. 24.<br />
383<br />
Siehe 3. Kapitel, Unterkapitel 3.3.2.2 „Gestaltung der Wertschöpfung“, Wertschöpfungstiefe.
Entwicklung eines Bezugsrahmens zur Entstehung von Bildungsstrategien 125<br />
Fokus<br />
Auch im Bildungsbereich sind die zwei grundsätzlich verschiedenen Handlungsmaximen<br />
Kostenminimierung versus Nutzenoptimierung anzutreffen: Da Bildungsorganisationen<br />
im Unternehmen vor allem Kosten generieren und keine Neugelder schaffen, werden sie<br />
immer wieder Kostenminimierungsprogrammen unterworfen. Obwohl die einzelne<br />
Ausbildungsmassnahme, wie in der Positionierung aufgezeigt, nur in geringem Mass<br />
preissensitiv ist, erteilen Gesamtunternehmen an ihre Bildungsorganisation sehr häufig<br />
den Auftrag, die Kosten zu reduzieren, damit das Unternehmen als Ganzes die Preise für<br />
seine Produkte senken kann. Aus diesem Grund wird in Bildungsorganisationen heute<br />
versucht, die Kosten stark über eine <strong>St</strong>andardisierung des Aus- und<br />
Weiterbildungsprogrammes zu reduzieren. Doch auch der Maxime der<br />
Nutzenoptimierung begegnet man in Bildungsorganisationen nicht selten:<br />
Bildungsmassnahmen werden stark an den durch die Geschäftsleitung festgelegten<br />
Zweck des Bildungsbereichs gekoppelt. Der Zweck des Bildungsbereichs liegt<br />
letztendlich im Nutzen für den Kunden.<br />
Neuerungsverhalten<br />
Auch wenn Bildungsorganisationen in Unternehmen nicht direkt im Wettbewerb mit<br />
anderen Bildungsorganisationen stehen, sind auch hier die zwei Optionen Innovation und<br />
Imitation auszumachen. Verfolgen Bildungsorganisationen die Option der Innovation, so<br />
werden dabei häufig die neusten, momentan existierenden Ausbildungstechnologien<br />
(E-Learning) angewendet. Bei der extremsten Form der Imitation übernehmen<br />
Bildungsorganisationen Lerninhalte und Methoden von einem anderen Aus- und<br />
Weiterbildungsprogramm. 384 Grundsätzlich kann festgestellt werden, dass unabhängig<br />
davon, welche der beiden erwähnten Dimensionen bevorzugt wird,<br />
Bildungsorganisationen nur sehr selten aufgrund dieses Entscheids einen<br />
Wettbewerbsvorteil generieren können.<br />
Zu der aufgezeigten Aktivitätsstrategie kann zusammenfassend festgehalten werden, dass<br />
die in diesem Zusammenhang sich ergebenden Optionen für Bildungsorganisationen<br />
genau gleich gelten wie für andere Organisationseinheiten. Da davon ausgegangen wird,<br />
dass sich eine Bildungsorganisation in Bezug auf die Effizienz und die zum Einsatz<br />
kommenden Ressourcen nicht von anderen Organisationseinheiten unterscheidet, wurde<br />
der Fokus auf die Aktivitätsstrategie gelegt. Auf eine detaillierte Betrachtung der<br />
Ressourcenstrategie wird verzichtet.<br />
384 Vgl. Hilse (2001c), S. 6.
126 Entwicklung eines Bezugsrahmens zur Entstehung von Bildungsstrategien<br />
Die abschliessende Abbildung stellt einen Überblick über die diskutierten<br />
<strong>St</strong>rategieoptionen im Bildungsbereich dar.<br />
Optionen<br />
Konfigurationder<br />
Wertschöpfung<br />
Gestaltung der<br />
Wertschöpfung<br />
Orchestrator<br />
Integrator<br />
Schichtenspezialist<br />
Aktivitätsstrategie<br />
Ressourcenstrategie<br />
Konzeption: einfach komplex<br />
Wertschöpfungstiefe: Autarkie Verbund<br />
Fokus: Kostenmin. Nutzenopt.<br />
Neuerungsverhalten: Imitation Innovation<br />
Abbildung 45: Optionsrahmen der Wertschöpfungsarbeit für Bildungsorganisationen 385<br />
Bei der Konfiguration des Wertschöpfungsmodells bieten sich die Optionen Orchestrator,<br />
Integrator oder Schichtenspezialist an. Bei der Gestaltung der Wertschöpfung ist die<br />
Aktivitätsstrategie von Bedeutung. Daraus ergeben sich die Optionen Konzeption,<br />
Wertschöpfungstiefe, Fokus und Neuerungsverhalten.<br />
4.3.3 Entscheiden für eine Alternative<br />
Die letzte Phase beinhaltet wiederum die Bewertung der Optionen sowie deren Auswahl<br />
und Zusammenstellung zu einem strategischen Wertschöpfungsprogramm im<br />
Bildungsbereich. Welche Kriterien sind nun bei der Auswahl von Gestaltungsoptionen im<br />
Bildungsbereich zu beachten? 386<br />
Auch hier sind die Analyse- und Beurteilungsverfahren für ein konsistentes strategisches<br />
Programm nicht anders als für einen anderen betriebswirtschaftlich geführten Bereich im<br />
Unternehmen. Es ergeben sich die bereits vorgestellten Kriterien Angemessenheit,<br />
Zielerreichung, Durchführbarkeit und Konsistenz.<br />
Die Resultate der Wertschöpfung für den Bildungsbereich lassen sich wie folgt<br />
zusammenfassen:<br />
385 Darstellung in Anlehnung an Müller-<strong>St</strong>ewens und Lechner (2003), S. 274.<br />
386 Vgl. Müller-<strong>St</strong>ewens und Lechner (2003), S. 525.
Entwicklung eines Bezugsrahmens zur Entstehung von Bildungsstrategien 127<br />
Analyse<br />
Generieren von<br />
Optionen<br />
Entscheiden für<br />
eine Alternative<br />
Wertschöpfung<br />
Konfiguration der Wertschöpfung<br />
Orchestrator, Integrator und<br />
Schichtenspezialist<br />
Gestaltung der Wertschöpfung<br />
Aktivitätsstrategie<br />
Konzeption:<br />
Wertschöpfungstiefe:<br />
Fokus:<br />
Neuerungsverhalten:<br />
Ressourcenstrategie<br />
Vielfalt:<br />
Einsatzspektrum:<br />
Vernetzung:<br />
Auslöser:<br />
Analyse der Wertschöpfung einer<br />
Bildungsorganisation<br />
Wertschöpfungsmodell<br />
der<br />
Branche<br />
Ausgangssituation<br />
Eigenes<br />
Wertschöpfungsmodell<br />
Integrierte Betrachtung<br />
einfach<br />
Autarkie<br />
Kostenmin.<br />
Imitation<br />
uniform<br />
generalisiert<br />
isoliert<br />
Push<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
komplex<br />
Verbund<br />
Nutzenopt.<br />
Innovation<br />
divers<br />
spezialisiert<br />
verkoppelt<br />
Pull<br />
Angemessenheit, Zielerreichung, Durchführbarkeit und Konsistenz<br />
Abbildung 46: Resultate der Wertschöpfung bei der Entstehung von Bildungsstrategien 387<br />
Welche Vorgehensweise auch immer gewählt wird, am Ende der Wertschöpfungsarbeit<br />
sollte ein Programm stehen, das sinnvoll abgestimmt ist. Eine Erinnerung an die Ziele,<br />
die für die Wertschöpfung einer Bildungsorganisation von Relevanz sind, ist hilfreich.<br />
Diese Ziele werden in der Positionierung durch die Geschäftsleitung bestimmt. 388<br />
Beispiele dafür sind diverse Funktionen im Bildungsbereich, u.a. Anpassung, Motivation,<br />
Identifikation, Akquisition, Image, Gestaltung und Entwicklung. 389 Die<br />
Gestaltungsoptionen sind folglich daraufhin zu überprüfen, ob sie hierzu einen Beitrag<br />
leisten. Zu wählen ist diejenige Option, welche diesbezüglich am meisten verspricht.<br />
387 Eigene Darstellung.<br />
388 Siehe Unterkapitel 4.2.1.2 „Analyse der Einflusskräfte der Umwelt“, Der Kunde.<br />
389 Siehe Hauptkapitel II, 3. Kapitel „Ausprägungsformen von Betrieblicher Bildung“.
128 Entwicklung eines Bezugsrahmens zur Entstehung von Bildungsstrategien<br />
Die Analyse der Wertschöpfung für Bildungsstrategien verläuft gleich wie die Analyse<br />
der Wertschöpfung für sonstige <strong>St</strong>rategien. Damit kristallisiert sich am Ende des Kapitels<br />
Wertschöpfung heraus, dass die möglichen Optionen in Bezug auf die Konfiguration des<br />
Wertschöpfungsmodells und die Optionen der <strong>St</strong>rategien zur Wertschöpfung für<br />
Bildungsorganisationen kaum anders sind als die in anderen Geschäftsbereichen<br />
bestehenden Optionen. Einzig das Wertschöpfungsmodell des Pioniers gelangt im<br />
Bildungsbereich nicht zur Anwendung. Die Motive, die zur Wahl der jeweiligen Option<br />
führen, sind jedoch unterschiedlich, vor allem in Bezug auf die Konfiguration des<br />
Wertschöpfungsmodells: Gewählt wird diejenige Option, welche hinsichtlich der<br />
Erfüllung des in der Positionierung beabsichtigten Zwecks des gesamten<br />
Bildungsbereichs den grössten Mehrwert erbringt.<br />
Damit ist eine aus dem generellen <strong>St</strong>rategischen Management deduzierte Theorie zur<br />
Wertschöpfung im Bildungsbereich aufgezeigt worden. Das Kapitel Wertschöpfung hat<br />
in diesem Sinn theoretisch beantwortet, welche Möglichkeiten für den Bildungsbereich<br />
bestehen, um die Wertschöpfung (Innenverhältnis) zu organisieren.<br />
4.4 Veränderung<br />
Die zentrale Frage der Veränderung ist: Wie sollen strategische Initiativen wirksam<br />
werden und die Organisationseinheit bzw. das Unternehmen verändern? Konkret auf den<br />
Bildungsbereich bezogen lautet die Frage: Wie wirken strategische Initiativen und<br />
verändern den Bildungsbereich?<br />
Diese Fragestellung sucht, ähnlich wie das Feld Initiierung, nach der Antwort darauf, wie<br />
durch Bildungsstrategien Veränderungen herbeigeführt werden können.<br />
Bildungsstrategien sind, wie bereits aufgezeigt, Funktional- oder Issue-<strong>St</strong>rategien und<br />
unterscheiden sich daher in der Entstehung prozessual nicht von anderen <strong>St</strong>rategien. 390<br />
So gelten auch für den Bildungsbereich die vier zuvor aufgezeigten Dimensionen in<br />
Form eines Kontinuums, an dessen Enden zwei entgegengesetzte Optionen liegen. Die<br />
Antworten auf die Fragen wann?, was?, wer? und wo? fassen die vier Dimensionen, die<br />
bei der Veränderung einer <strong>St</strong>rategie bzw. einer Bildungsstrategie bestehen, zusammen.<br />
4.5 Zusammenfassung<br />
In diesem Kapitel wurde ein aus der allgemeinen Literatur zum <strong>St</strong>rategischen<br />
Management deduzierter Bezugsrahmen entwickelt, der aufzeigt, wie Bildungsstrategien<br />
entstehen. Die theoretischen Grundlagen dazu wurden im 1. Kapitel erarbeitet. Hierbei<br />
wurden für diese Arbeit relevante Theorien aus der allgemeinen Literatur zum<br />
390 Siehe 1. Kapitel, Unterkapitel 1.2 „Gestaltungsebenen von <strong>St</strong>rategien“.
Entwicklung eines Bezugsrahmens zur Entstehung von Bildungsstrategien 129<br />
<strong>St</strong>rategischen Management beleuchtet. Darauf aufbauend wurden im 2. Kapitel zwei<br />
Vorgehensmodelle zwecks Entwicklung eines Bezugsrahmens zur Analyse der<br />
Entstehung von Bildungsstrategien vorgeschlagen. Im 3. Kapitel wurde anhand des<br />
gewählten Vorgehensmodells die Entstehung von <strong>St</strong>rategien allgemein analysiert. Im 4.<br />
Kapitel wurden die aus dem dritten Kapitel gewonnenen Erkenntnisse angewendet und<br />
ein Bezugsrahmen zur Entstehung von Bildungsstrategien erarbeitet.<br />
Die folgende Abbildung stellt den Bezugsrahmen zur Analyse der Entstehung von<br />
Bildungsstrategien dar und fasst ihn zusammen:
130 Entwicklung eines Bezugsrahmens zur Entstehung von Bildungsstrategien<br />
Formulierung Implementierung<br />
Initiierung Positionierung Wertschöpfung Veränderung<br />
Bezugsrahmen<br />
zur Gestaltung<br />
der Veränderungsarbeit<br />
Analyse<br />
Analyse der Wertschöpfung einer<br />
Bildungsorganisation<br />
Analyse der Einflusskräfte auf eine<br />
Bildungsorganisation<br />
Bezugsrahmen<br />
zur Gestaltung<br />
der Initiierungsarbeit<br />
Ausgangssituation<br />
Ausgangssituation<br />
Timing Wann?<br />
Ort Wo?<br />
Akzente Was?<br />
Eigenes<br />
Wertschöpfungsmodell<br />
Wertschöpfungsmodell<br />
der<br />
Branche<br />
Analyse der<br />
Einflusskräfte des<br />
Unternehmens<br />
Analyse der<br />
Einflusskräfte der<br />
Umwelt<br />
Beteiligte Wer?<br />
Akteure Wer?<br />
Integrierte Betrachtung<br />
Analyse des<br />
bestehenden<br />
Bildungsangebotes<br />
Kunde<br />
Timing Wann?<br />
Räume Wo?<br />
Mittel Womit?<br />
Analyse des Reifegrades<br />
der<br />
Bildungsorganisation<br />
Andere<br />
Funktionseinheiten<br />
Vorgehen Was?<br />
Analyse der<br />
<strong>St</strong>euerungsformen<br />
internationaler<br />
Unternehmen<br />
Zs. Arbeit Wie?<br />
Wettbewerber<br />
Weitere<br />
Anspruchsgruppen<br />
Allgemeine Umwelt<br />
Integrierte Betrachtung<br />
Konfiguration der Wertschöpfung<br />
Orchestrator, Integrator und<br />
Schichtenspezialist<br />
alt neu<br />
Präferenzen<br />
Rückzug Diversifikation<br />
alt neu<br />
Variation:<br />
Substanz:<br />
Feld:<br />
<strong>St</strong>il:<br />
Generieren<br />
von Optionen<br />
Gestaltung der Wertschöpfung<br />
Aktivitätsstrategie<br />
Konzeption:<br />
einfach komplex<br />
Wertschöpfungstiefe: Autarkie Verbund<br />
Fokus:<br />
Kostenmin. Nutzenopt.<br />
Neuerungsverhalten: Imitation Innovation<br />
Ressourcenstrategie<br />
Vielfalt:<br />
uniform divers<br />
Einsatzspektrum: generalisiert spezialisiert<br />
Vernetzung:<br />
isoliert verkoppelt<br />
Auslöser:<br />
Push Pull<br />
Angemessenheit, Zielerreichung, Durchführbarkeit und Konsistenz<br />
Entscheiden<br />
für eine<br />
Alternative<br />
Abbildung 47: Bezugsrahmen zur Analyse der Entstehung von Bildungsstrategien 391<br />
391 Eigene Darstellung.
Entwicklung eines Bezugsrahmens zur Entstehung von Bildungsstrategien 131<br />
Der aus der allgemeinen Literatur zum <strong>St</strong>rategischen Management deduzierte<br />
Bezugsrahmen zeigt auf, dass die Gestaltung der Felder Initiierung und Veränderung im<br />
Bildungsbereich der allgemeinen <strong>St</strong>rategieentstehung entspricht. Somit legt der<br />
Bezugsrahmen seine Ausgestaltung vor allem in der Positionierung und in der<br />
Wertschöpfung einer Bildungsorganisation fest.<br />
Die Felder Positionierung wie auch Wertschöpfung des Bezugsrahmens sind in die<br />
Phasen Analyse, Generieren von Optionen und Entscheiden für eine Alternative<br />
unterteilt. Im Feld der Positionierung finden sich bei der Analyse eine sehr heterogene<br />
Vielzahl von Kunden, die es durch eine für den Bildungsbereich leicht angepasste<br />
Marktstrategie zu befriedigen gilt. Das Feld Wertschöpfung zeigt bei der Analyse ein<br />
exemplarisches Wertschöpfungsmodell für den Bildungsbereich auf. Daraus lassen sich<br />
zwei Arten von Optionen ableiten: Einerseits bestehen verschiedene Möglichkeiten in der<br />
Konfiguration und andererseits in der Gestaltung der Wertschöpfung. Hier unterscheiden<br />
sich die Optionen für den Bildungsbereich nicht von den Optionen für andere<br />
Organisationsbereiche. Die Motive für die Wahl einer Option sind hingegen<br />
unterschiedlich. Gewählt wird diejenige Option, die in Bezug auf die Erfüllung des in der<br />
Positionierung beabsichtigten Zwecks des gesamten Bildungsbereichs den grössten<br />
Mehrwert verspricht. Die Kriterien der Angemessenheit, Zielerreichung,<br />
Durchführbarkeit und Konsistenz erleichtern es, in Anbetracht der verschiedenen<br />
Optionen die richtige Entscheidung zu treffen. Damit sind die beiden Kernfragen<br />
theoretisch beantwortet: einerseits die zentrale Frage der Positionierung, also nach den im<br />
Bildungsbereich bestehenden Möglichkeiten sich gegenüber seinen Anspruchsgruppen zu<br />
positionieren (Aussenverhältnis) und andererseits die Frage der Wertschöpfung, d.h. nach<br />
Möglichkeiten, die Wertschöpfung im Bildungsbereich zu organisieren (Innenverhältnis).<br />
Da, wie zusammengefasst, der Bezugsrahmen seine Ausgestaltung in der Positionierung<br />
und in der Wertschöpfung einer Bildungsorganisation findet, ergibt sich daraus, dass für<br />
die folgenden empirischen Betrachtungen nur die Felder Positionierung und<br />
Wertschöpfung detaillierter zu analysieren sind.
132 Empirische Untersuchungen<br />
IV EMPIRISCHE UNTERSUCHUNGEN<br />
Ziel des letzten Hauptkapitels war es, einen aus der allgemeinen Literatur zum<br />
<strong>St</strong>rategischen Management deduzierten Bezugsrahmen zu entwickeln, der aufzeigt, wie<br />
Bildungsstrategien entstehen. Wie sieht aber die Unternehmensrealität aus? Bestätigt sie<br />
diesen entworfenen Bezugsrahmen? Ergeben sich aus der Praxis Ergänzungen für den<br />
Bezugsrahmen? Gemäss dem aufgezeigten Forschungsprozess ist es Ziel dieses<br />
Hauptkapitels, die Entstehung von Bildungsstrategien in der Unternehmensrealität zu<br />
analysieren. 392 Die Ergebnisse dieser Analyse dienen als Ausgangspunkt dafür, ob bzw.<br />
wie der entworfene Bezugsrahmen theoriebildend weiterzuentwickeln ist.<br />
Wie in der Einleitung dieser Arbeit bereits aufgezeigt und begründet wurde, soll die<br />
Unternehmensrealität bezüglich der Entstehung von Bildungsstrategien anhand des<br />
Forschungsansatzes der Fallstudie analysiert werden. 393 Ausgangspunkt für die<br />
Fallstudien sind die im entworfenen Bezugsrahmen des letzten Hauptkapitels<br />
entwickelten Fragen:<br />
• Positionierung<br />
1. Analyse: Welche Einflusskräfte der Umwelt wirken auf die Organisation?<br />
2. Analyse: Welche Einflusskräfte des Unternehmens selber wirken auf die<br />
Organisation?<br />
3. Analyse: Wie stellt die Organisation den Bezug zwischen internen und externen<br />
Einflusskräften her?<br />
4. Generieren von Optionen: Welche Art von Optionen ergeben sich aus der<br />
Analyse/integrierten Betrachtungsweise?<br />
5. Entscheiden für eine Alternative: Nach welchen Kriterien werden die<br />
Gestaltungsoptionen bewertet?<br />
• Wertschöpfung<br />
1. Analyse: Wie sieht das Wertschöpfungsmodell der Branche aus?<br />
2. Analyse: Wie sieht das eigene Wertschöpfungsmodell aus?<br />
3. Analyse: Wie stellt die Organisation den Bezug zwischen den beiden<br />
Wertschöpfungsmodellen her?<br />
392 Siehe Hauptkapitel I, Unterkapitel 2.2.2 „Relevanz der Hermeneutik für die Dissertation“, Forschungsprozess.<br />
393 Siehe Hauptkapitel I, Unterkapitel 2.2.3 „Methodologisches Vorgehen“.
Empirische Untersuchungen 133<br />
4. Generieren von Optionen: Welche Optionen ergeben sich in Bezug auf die<br />
Konfiguration der Wertschöpfung?<br />
5. Generieren von Optionen: Welche Optionen ergeben sich in Bezug auf die Gestaltung<br />
der Wertschöpfung?<br />
6. Entscheiden für eine Alternative: Nach welchen Kriterien werden die<br />
Gestaltungsoptionen bewertet?<br />
Explizit soll in dieser Arbeit auch den ungeplanten, emergenten Faktoren bei der<br />
<strong>St</strong>rategieentstehung, auf die nicht aktiv eingewirkt werden kann, Rechnung getragen<br />
werden. 394 Aus diesem Grund soll in der Empirie speziell auf die realisierte <strong>St</strong>rategie als<br />
Teil der <strong>St</strong>rategieentstehung eingegangen werden. Der im letzten Hauptkapitel<br />
vorgestellte Bezugsrahmen Gestaltungsfelder eines innovationsorientierten<br />
<strong>Bildungsmanagement</strong>s 395 hat gezeigt, dass es für eine erfolgreiche Implementierung einer<br />
Bildungsstrategie fünf Gestaltungsfelder umzusetzen gilt: nämlich die didaktische, die<br />
organisatorische, die sozio-kulturelle, die technologische und die ökonomische<br />
Dimension. Dieser Bezugsrahmen ermöglicht somit das Aufzeigen der realisierten<br />
<strong>St</strong>rategie einer Bildungsorganisation, wobei die emergenten Faktoren zwar nicht einzeln<br />
herauskristallisiert werden, aber durch das Aufzeigen der verwirklichten <strong>St</strong>rategie auf<br />
natürliche Weise mit einfliessen. Innerhalb des Bezugsrahmens Gestaltungsfelder eines<br />
innovationsorientierten <strong>Bildungsmanagement</strong>s werden folgende Ausgangsfragen an die<br />
396 und 397<br />
Adresse der Empirie aufgeworfen:<br />
• Realisierte <strong>St</strong>rategieimplementierung<br />
1. Didaktische Dimension: Inwieweit werden die ausgewiesenen fachlichen und<br />
überfachlichen Lernziele erreicht, und dies zudem besser, als es mit weniger<br />
aufwändigen Lernszenarien möglich wäre?<br />
2. Organisatorische Dimension: Wie kann die für die innovativen<br />
Ausbildungsmassnahmen erforderliche Infrastruktur im Unternehmen organisatorisch<br />
verankert werden?<br />
3. Sozio-kulturelle Dimension: Wie können die Einstellungen der Akteure bzw.<br />
Innovationsbeteiligten verändert werden und wie können diese dazu bewegt werden,<br />
dauerhaft Innovations- und Diffusionsprozesse aus eigener Kraft in Gang zu setzen?<br />
394 Siehe Hauptkapitel III, Unterkapitel 1.3 „Definition des Begriffs Entstehung einer <strong>St</strong>rategie“ und 1.4 „Der<br />
<strong>St</strong>rategieformierungsprozess“, Modell Mintzberg „Formierung von <strong>St</strong>rategien“.<br />
395 Vgl. Diesner, Seufert und Euler (2006), S. 16.<br />
396 Vgl. Diesner, Seufert und Euler (2006), S. 17 ff.<br />
397<br />
Siehe Hauptkapitel III, Unterkapitel 2.2 „Bezugsrahmen Gestaltungsfelder eines innovationsorientierten<br />
<strong>Bildungsmanagement</strong>s“.
134 Empirische Untersuchungen<br />
4. Technologische Dimension: Wie können problemgerechte technische<br />
Funktionalitäten bereitgestellt werden?<br />
5. Ökonomische Dimension: In welchem Verhältnis stehen Kosten und Nutzen? <strong>St</strong>ehen<br />
Kosten für die Eigenentwicklung von Plattformen, aufwändige Multimedia-<br />
Produktionen im Verhältnis zum (didaktischen) Nutzen (Ressourceneffizienz)?<br />
Welche konkreten Ziele werden mit dem Projekt verfolgt? Sind diese Ziele strategisch<br />
im Unternehmen verankert? Inwiefern werden diese Ziele erreicht (Grad der<br />
Zielerreichung) (Ressourceneffektivität)?<br />
Damit ergibt sich der weitere Verlauf der vorliegenden Arbeit:<br />
Prozessphasen bei<br />
der <strong>St</strong>rategieentstehung<br />
Entstehung von<br />
<strong>St</strong>rategien<br />
(Hauptkapitel III,<br />
3. Kapitel)<br />
Entstehung von<br />
Bildungsstrategien<br />
(Hauptkapitel III,<br />
4. Kapitel)<br />
Initiierung Kapitel 3.1 Kapitel 4.1<br />
Empirische<br />
Untersuchungen<br />
(Hauptkapitel IV)<br />
Wird nicht mehr betrachtet,<br />
weil Bildungsstrategien<br />
prozessual gleich wie<br />
andere <strong>St</strong>rategien entstehen<br />
Positionierung Kapitel 3.2 Kapitel 4.2 2. Kapitel<br />
Wertschöpfung Kapitel 3.3 Kapitel 4.3 3. Kapitel<br />
Veränderung Kapitel 3.4 Kapitel 4.4<br />
Emergente<br />
<strong>St</strong>rategien<br />
Bestehen, können aber theoretisch nicht einzeln<br />
herauskristallisiert werden<br />
Abbildung 48: Verlauf der empirischen Untersuchungen 398<br />
Wird nicht mehr betrachtet,<br />
weil Bildungsstrategien<br />
prozessual gleich wie<br />
andere <strong>St</strong>rategien entstehen<br />
4. Kapitel<br />
Um die aufgezeigten Frageblöcke der Positionierung, Wertschöpfung und realisierten<br />
<strong>St</strong>rategieimplementierung beantworten zu können, werden im 2., 3. und 4. Kapitel drei<br />
verschiedene Fallstudien im gleichen Unternehmen aufgezeigt. Zwischen den drei<br />
Fallstudien bestehen Querverbindungen und Abhängigkeiten, sie weisen jedoch aus<br />
erhebungstechnischen Gründen einen unterschiedlichen Fallbezug auf. 399 Die beiden<br />
ersten Fallstudien haben zum Ziel je, einen der aufgezeigten Frageblöcke darzustellen, zu<br />
fundieren und aus der Unternehmensrealität heraus theoriebildend weiterzuentwickeln. 400<br />
Die dritte Fallstudie besitzt nur einen illustrativ-beschreibenden Charakter.<br />
Handlungsleitender Grundsatz bei der Verfolgung der anvisierten Ziele ist ein<br />
398<br />
Eigene Darstellung, siehe auch Abbildung 20.<br />
399<br />
Die Abhängigkeiten werden im nächsten Unterkapitel dargestellt.<br />
400<br />
Allgemeine Ziele und handlungsleitender Grundsatz der Fallstudien siehe Hauptkapitel I, Unterkapitel 2.2.3<br />
„Methodologisches Vorgehen“.
Empirische Untersuchungen 135<br />
konvergenter: In Hinblick auf die Offenheit der Resultate für Unvorhergesehenes werden<br />
diese im Rahmen des entworfenen Bezugsrahmens aufgrund der Erkenntnisse aus der<br />
allgemeinen strategischen Managementliteratur interpretiert.<br />
Die drei Fallstudien sind in gleicher Weise strukturiert: Bei jeder Fallstudie wird in einem<br />
ersten Unterkapitel das Untersuchungsdesign dargestellt, bestehend aus der<br />
Datenerhebung, -aufbereitung und -auswertung. Das zweite Unterkapitel zeigt die aus der<br />
Auswertung gewonnenem Ergebnisse auf, die im dritten Unterkapitel zusammengefasst<br />
werden. Nach den drei Fallstudien werden die Ergebnisse in einem weiteren Kapitel<br />
fallübergreifend beleuchtet. Zuvor wird in diesem Hauptkapitel in einem ersten Schritt<br />
der grössere Kontext der Fallstudien aufgezeigt: Vorgestellt wird das Unternehmen UBS<br />
AG, speziell die Unternehmensgruppe Global Wealth Management and Business<br />
Banking (GWM&BB) mit ihrem Ausbildungsressort, in welchem die Fallstudien erhoben<br />
wurden. Der Zusammenhang zwischen den Fallstudien innerhalb des Ausbildungsressorts<br />
selber wird am Ende dieses Kapitels verdeutlicht. Folgende Abbildung verdeutlicht den<br />
aufgezeigten Aufbau des Hauptkapitels:<br />
Fallstudie 1 (2. Kapitel)<br />
Untersuchungsdesign (Kapitel 2.1)<br />
Ergebnisse (Kapitel 2.2)<br />
Zusammenfassende<br />
Betrachtung (Kapitel 2.3)<br />
Das Unternehmen UBS AG und sein Ausbildungsressort in GWM&BB (1. Kapitel)<br />
Fallstudie 2 (3. Kapitel)<br />
Untersuchungsdesign (Kapitel 3.1)<br />
Ergebnisse (Kapitel 3.2)<br />
Zusammenfassende<br />
Betrachtung (Kapitel 3.3)<br />
Zusammenführung der Erkenntnisse (5. Kapitel)<br />
Abbildung 49: Aufbau des Hauptkapitels IV 401<br />
1 DAS UNTERNEHMEN UBS AG UND SEIN<br />
AUSBILDUNGSRESSORT IN GWM&BB 402<br />
Fallstudie 3 (4. Kapitel)<br />
Untersuchungsdesign (Kapitel 4.1)<br />
Ergebnisse (Kapitel 4.2)<br />
Zusammenfassende<br />
Betrachtung (Kapitel 4.3)<br />
1.1 Die UBS AG und die Unternehmensgruppe GWM&BB<br />
UBS ist als Bank eines der führenden Finanzinstitute auf der ganzen Welt. 403 Die Bank<br />
verfolgt eine globale Geschäftsstrategie, die auf Wachstum ausgerichtet ist. Als<br />
integriertes Unternehmen greift sie auf die Ressourcen und das Know-how all ihrer<br />
401<br />
Eigene Darstellung.<br />
402<br />
Die nachfolgenden Ausführungen beziehen sich auf die <strong>St</strong>rukturen der UBS von März 2006 bis Oktober 2007.<br />
Reorganisationen nach diesem Zeitraum sind nicht mehr berücksichtigt.<br />
403 Vgl. UBS AG (2008b), o.S.
136 Empirische Untersuchungen<br />
Geschäftseinheiten zurück und schafft so Mehrwert für ihre Kunden. UBS ist die global<br />
führende Anbieterin im Wealth-Management-Geschäft. Sie gehört zu den wichtigsten<br />
Investmentbanken und Wertschriftenhäusern und den grössten Vermögensverwaltern<br />
weltweit. Im Privat- und Firmenkundengeschäft in der Schweiz ist UBS Marktführerin.<br />
Per 31.12.2006 verwaltete das Unternehmen ein Vermögen von 2,989 Mrd. CHF und<br />
erzielte einen Reingewinn von 12,257 Mio. CHF. UBS beschäftigt weltweit über 80‘000<br />
Mitarbeiter. Das Unternehmen mit Hauptsitz in Zürich und Basel ist in über 50 Ländern<br />
und an allen bedeutenden internationalen Finanzplätzen tätig. Die Aktien der UBS AG<br />
sind an der SWX Swiss Exchange sowie an den Börsen in New York (NYSE) und Tokio<br />
(TSE) notiert. UBS ist in drei Unternehmensgruppen - UBS Global Wealth Management<br />
and Business Banking, UBS Investmentbanking, UBS Asset Management und in das<br />
Corporate Center gegliedert. Die Unternehmenskultur ist dem Willen zur Leistung, zum<br />
Lernen und zum Erfolg verpflichtet. 404 Die Vision von UBS ist es, das beste globale<br />
Finanzdienstleistungsunternehmen zu sein.<br />
Ein speziell attraktives Geschäft ist das Wealth Management, dessen Dienstleistungen auf<br />
wohlhabende und sehr vermögende Kunden auf der ganzen Welt ausgerichtet sind. 405<br />
UBS verfolgt in diesem Geschäftsbereich das Ziel, Kunden, wo auch immer sie mit der<br />
Bank in Kontakt treten, eine einheitliche, auf hoher Qualität basierende<br />
Beratungsleistung zu bieten. Daher steht der Kundenberater im Zentrum. Eine sorgfältige<br />
Selektion sowie die Entwicklung und Unterstützung der zuständigen Kundenberater<br />
spielen eine massgebliche Rolle, wenn es darum geht, langfristige persönliche<br />
Beziehungen der Kunden zu UBS zu fördern. 406<br />
Die Geschäftsprioritäten von UBS GWM&BB können folgendermassen aufgezeigt<br />
werden:<br />
404 Vgl. UBS AG (2008c), o.S.<br />
405 Vgl. Eichenberger Müller (2007), S. 8.<br />
406 Vgl. UBS AG (2008d), S. 33.
Empirische Untersuchungen 137<br />
Wir werden weiterwachsen, indem wir uns auf unsere Prioritäten konzentrieren<br />
Perfecting our client<br />
experience<br />
Growth orientation<br />
Leadership<br />
Industry leadership<br />
in efficiency<br />
Talent development<br />
Riskmanagement<br />
Die konsequente Umsetzung ist unsere Herausforderung<br />
Abbildung 50: Überblick über die Geschäftsprioritäten von UBS GWM&BB 407<br />
Die Abbildung veranschaulicht die Wachstumsstrategie von UBS GWM&BB, die zum<br />
Ziel hat, das Wachstum von innen heraus zu fördern. Dieses Wachstum soll durch<br />
verschiedene <strong>St</strong>andbeine gestärkt werden: Mit „Perfecting our Client Experience“ soll die<br />
eigentliche Kernkompetenz, nämlich die Dienstleistungsqualität in allen Bereichen der<br />
Kundenberatung, nachhaltig verbessert werden. Dies soll die <strong>St</strong>eigerung der Erträge<br />
sichern. „Leadership in Efficiency“ stellt die Schaffung eines soliden Fundaments für<br />
weiteres Wachstum und künftige Investitionen dar. „Risikomanagement“ dient dem<br />
Schutz und Erhalt des Images von UBS. Diese drei <strong>St</strong>andbeine sind mit einer soliden<br />
Führungsstärke und Talentförderung verknüpft. Zum Ziel haben sie die Rekrutierung und<br />
den Erhalt bester Mitarbeiter, welche die UBS braucht, um weiterhin erfolgreich zu sein.<br />
1.2 Das Ausbildungsressort von UBS GWM&BB 408<br />
In Anbetracht der aufgezeigten Wachstumsstrategie von UBS GWM&BB fallen der Ausund<br />
Weiterbildungsabteilung dieses Geschäftsbereiches zentrale Aufgaben zu:<br />
„Unsere Vision ist es, die Organisation entlang der Geschäftsprioritäten<br />
zu entwickeln und dabei eine Führungs- und Lernkultur zu unterstützen,<br />
die Wachstum voran treibt und fördert,“ 409<br />
steht deshalb auf der Intranet Seite des Ausbildungsressorts Education & Development<br />
(E&D) 2006. So erstaunt es nicht, dass UBS einen dreistelligen Millionenbetrag in die<br />
Aus- und Weiterbildung ihrer Mitarbeiter investiert, rund 140 Mio. CHF davon in der<br />
407<br />
Abbildung nach UBS AG (2007c), S. 3.<br />
408<br />
Alle Informationen basieren auf den gesammelten Unterlagen (siehe Quellenverzeichnis) und besuchten<br />
Informationsveranstaltungen (siehe Anhang C) im Zeitraum März 2006 bis Oktober 2007. Reorganisationen nach<br />
diesem Zeitraum sind nicht mehr berücksichtigt.<br />
409 UBS AG (2006c), o.S.
138 Empirische Untersuchungen<br />
Schweiz und über 200 Mio. CHF für den Konzern weltweit. 410 Im Ausbildungsressort<br />
von GWM&BB arbeiten ca. 250 Learning Professionals.<br />
Anlässlich des jährlichen Senior Management Meetings im März 2006, unterstrich<br />
Marcel Rohner, damaliger CEO der Geschäftsgruppe GWM&BB, abermals die wichtige<br />
Funktion des Aus- und Weiterbildungsressorts in Bezug auf die Geschäftsstrategie mit<br />
folgender Vision:<br />
„We want to become known as the firm with the highest education and training<br />
standards. This will retain and attract the best talent needed for further<br />
growth.“ 411<br />
Basierend auf dieser neuen Vision wurde im August 2006 von Seiten E&D der Executive<br />
Committee Case (EC Case) der Geschäftsleitung vorgestellt. Der EC Case beinhaltet<br />
einen <strong>St</strong>rategievorschlag zur Neuausrichtung des Aus- und Weiterbildungsressorts,<br />
basierend auf der Vision von Rohner. Nach Gutheissen des EC Case durch die<br />
Geschäftsleitung wurde sodann die Initiative E&D 2010, das Umsetzungsprojekt der<br />
neuen Ausbildungsstrategie, ins Leben gerufen. 412 Zur Bedeutung dieser<br />
Schlüsselinitiative äusserte sich Duschletta, Leiter des Aus- und Weiterbildungsressorts,<br />
wie folgt:<br />
„Die Erwartungen an uns und unsere entsprechenden Aktivitäten sind<br />
sehr hoch. Wir gestalten damit die Art und Weise, wie Lernen und<br />
Ausbildung innerhalb unserer Business Group inskünftig passieren wird,<br />
schärfen die Zukunft von E&D und unseren strategischen Einfluss wie<br />
auch die Zusammenarbeit mit unseren Partnern.“ 413<br />
Eines der Resultate von E&D 2010 war eine Reorganisation des Ressorts; u.a. wurde auf<br />
den 1. Februar 2007 E&D zum Learning & Development Center (LDC) umbenannt. 414<br />
Da alle drei folgenden Fallstudien auf der neuen LDC <strong>St</strong>rategie und deren Prozessen<br />
basieren, sollen an dieser <strong>St</strong>elle die eigentlichen Resultate des EC Case und von E&D<br />
2010 aufgezeigt werden. Sie werden in Abbildung 51 zusammengefasst dargestellt:<br />
410 Vgl. Wienröder (2007), o.S.<br />
411 Rohner (2006) zit. in Duschletta (2006b), S. 3.<br />
412 Vgl. Duschletta (2006a), o.S.<br />
413 Duschletta (2006a), o.S.<br />
414 Vgl. UBS AG (2006a), o.S.
Empirische Untersuchungen 139<br />
Business<br />
Impact<br />
Execution<br />
Leadership<br />
Client<br />
Experience<br />
Next<br />
Generation<br />
Abbildung 51: <strong>St</strong>rategische Geschäftsprioritäten des LDC 415<br />
Challenging<br />
Business Partner<br />
High Impact<br />
Learning<br />
Efficiency,<br />
Excellence &<br />
Speed<br />
„Wir müssen den Mut haben, die Bereiche in den Mittelpunkt zu stellen,<br />
die für die Bank die grösste Bedeutung haben,“ 416<br />
meinte Duschletta zur neuen <strong>St</strong>rategie. Deshalb ist das Angebot kleiner und<br />
überschaubarer, dafür aber besser auf die <strong>St</strong>rategie der Unternehmensgruppe<br />
ausgerichtet: „Leadership“, „Client Experience“ und „Next Generation“ sind je in einer<br />
Abteilung zusammengefasst. Leadership unterstützt eine wachstumsorientierte<br />
Führungskultur, indem es für Führungskräfte und Schlüsseltalente<br />
Kompetenzentwicklungsmassnahmen offeriert, die diese für die heutigen und<br />
zukünftigen Herausforderungen benötigen. Client Experience fokussiert auf die<br />
Gestaltung und Lieferung von Lernerfahrungen, die es den UBS Kundenberatern<br />
ermöglichen sollen, sich zu den Besten in der Wealth Management Industrie zu<br />
entwickeln. Next Generation kreiert und liefert Bildungsprogramme für junge Talente<br />
und Berufseinsteiger, um deren Beitrag zu maximieren und ihr Karrierepotenzial<br />
auszuschöpfen. 417<br />
„Das heisst aber nicht, dass wir uns künftig ausschliesslich mit der<br />
Ausbildung von Führungskräften, Kundenberatern und<br />
Nachwuchskräften beschäftigen - die Aufgabengebiete der drei neuen<br />
Bereiche sind deutlich weiter gefasst,“ 418<br />
meint Duschletta weiter. Zudem ist es nicht Ziel, eine möglichst hohe Zahl von<br />
Trainingstagen zu produzieren. Was zählt, ist der Effekt, den die Ausbildung erzielt<br />
415<br />
Abbildung nach Duschletta (2006b), S. 3.<br />
416<br />
Duschletta zit. in Kohler (2007), o.S.<br />
417<br />
Vgl. UBS AG (2007d), S. 27.<br />
418<br />
Duschletta zit. in Kohler (2007), o.S.
140 Empirische Untersuchungen<br />
(Business Impact). 419 Deshalb bewegt sich LDC weg von einem Trainings- und hin zu<br />
einem Lernprozess, der vom Einzelnen mehr Selbstverantwortung verlangt, ihn aber auch<br />
besser voranbringt. Dieser Business Impact soll neben der inhaltlichen Fokussierung auf<br />
die Aus- und Weiterbildungsschwerpunkte für Führungskräfte, Kundenberater und<br />
Nachwuchskräfte mit folgenden Punkten erreicht werden: 420<br />
• Challenging Business Partner<br />
Die Geschäftspartner von LDC anerkennen LDC als aufmerksam, verantwortlich und der<br />
Konsequenzen seines Handelns bewusst. LDC will seinen Partnern umfassende und<br />
funktionierende Lösungen bieten, die Impact erzeugen.<br />
• High Impact Learning (HIL)<br />
Ziel ist es, Ausbildungen anzubieten, die Wirkung erzeugen. Daher bringt LDC die<br />
Ausbildung näher an den Arbeitsplatz und fördert den Transfer des Gelernten in den<br />
Arbeitsalltag. Dazu setzt LDC Top Performer und Experten (Subject Matter Experts) als<br />
Ausbilder ein.<br />
• Efficiency, Excellence & Speed<br />
LDC bietet schnelle und möglichst einfache Prozesse sowie eine effektive <strong>St</strong>euerung,<br />
wobei stets eine effektive und einwandfreie Ausführung angestrebt wird.<br />
Die Ziele, die mit der neuen LDC <strong>St</strong>rategie einhergehen, können wie folgt<br />
zusammengefasst werden: Das LDC will den Fokus auf die Themen mit der grössten<br />
strategischen Relevanz erhöhen, die Beziehung zu den Geschäftspartnern intensivieren,<br />
die Effektivität des Lernens erhöhen und die Ausbildungsprogramme durch optimal<br />
gesteuerte Prozesse beschleunigen sowie effizienter gestalten. 421 Dabei macht die<br />
Namensänderung in LDC deutlich, dass stärker als bisher auf einen kontinuierlichen<br />
Lernprozess gesetzt wird und die LDC Aktivitäten auch als Branding-Faktor positioniert<br />
werden sollen. 422 Im Rahmen einer globalen Ausrichtung konzentriert sich LDC auf ein<br />
sog. „Balanced Organizational Model“. 423 Die globalen Ressourcen werden wirksam<br />
genutzt, wobei die regionale Verantwortung im Vordergrund steht. So besteht für Asien<br />
der Wealth Management Campus in Singapur und in Weehawken in den USA ein Ausund<br />
Weiterbildungsressort. 424 <strong>St</strong>ändig wird geprüft, was an Ideen und Prozessen jeweils<br />
419 Mehr zu Business Impact siehe 2. Kapitel, Unterkapitel 2.2.4 „Generieren von Optionen“.<br />
420<br />
Vgl. UBS AG (2007b), S. 6.<br />
421<br />
Vgl. Heer (2007a), o.S.<br />
422<br />
Vgl. Kohler (2007), o.S.<br />
423<br />
Vgl. UBS AG (2007b), S. 6.<br />
424<br />
Vgl. UBS AG (2006b), o.S.
Empirische Untersuchungen 141<br />
auf andere Regionen übertragbar ist. 425 Alle drei Ausbildungsstätten sind in den<br />
GWM&BB <strong>St</strong>rukturen dezentral aufgehängt.<br />
Um die Dienstleistungen von LDC effizient und systematisch erbringen zu können,<br />
wurden vier Hauptprozesse definiert (vgl. Abbildung 52). Die Teil- und Unterprozesse<br />
innerhalb dieser vier Hauptprozesse sind aufeinander abgestimmt: 426<br />
<strong>St</strong>rategic Portfolio<br />
Planning<br />
• <strong>St</strong>rategic Portfolio Planning<br />
Request Management<br />
Learning Solution<br />
Development<br />
Abbildung 52: Wertschöpfungsprozess von LDC 427<br />
Lifecycle<br />
Management/<br />
Maintenance<br />
Die Geschäftsbereiche von GWM&BB planen jeweils gegen Ende Jahr ihre Aktivitäten<br />
für das kommende Jahr. Basierend auf dieser Planung setzt LDC zusammen mit den<br />
Geschäftsbereichen die Ausbildungsprioritäten fest. Dieser Prozessschritt ist somit dazu<br />
da, die strategischen Unternehmensbedürfnisse zu identifizieren bzw. sich danach<br />
auszurichten.<br />
• Request Management<br />
Im Verlaufe des Jahres eintreffende Anfragen nach Ausbildungsmassnahmen werden im<br />
Request Handling bearbeitet. In diesem Prozess wird sichergestellt, dass die Anfragen<br />
effizient behandelt, aufgrund der strategischen Prioritäten, der Wirksamkeit und der zur<br />
Verfügung stehenden Ressourcen (Arbeitskraft und Geld) priorisiert und verbindlich<br />
vereinbart werden.<br />
• Learning Solution Development<br />
Mit dem Learning Solution Development Prozess entwickelt LDC seine<br />
Ausbildungslösungen strukturiert, einheitlich und auf hohem Niveau. Auf diese Weise<br />
stellt LDC sicher, dass alle Ausbildungslösungen eine hohe Wirksamkeit haben (High<br />
Impact Learning). Dieser Prozessschritt untergliedert sich weiter in eine Analysephase,<br />
eine Phase des Grob- und Feinkonzeptes, eine Entwicklungs- und Lieferphase und eine<br />
Evaluationsphase.<br />
425 Vgl. Heer (2007b), o.S.<br />
426 Vgl. UBS AG (2007b), S. 4.<br />
427 Abbildung nach UBS AG (2007b), S. 4.
142 Empirische Untersuchungen<br />
• Lifecycle Management/Maintenance<br />
Anhand des Lifecycle Management/Maintenance Prozesses überwacht und verbessert<br />
LDC permanent die Lieferqualität und die Leistungen laufender Programme.<br />
Abhängig von den vorgestellten Prozessen wurde eine Reihe von Funktionen innerhalb<br />
von LDC bestimmt. Eine am ganzen Wertschöpfungsprozess beteiligte und deshalb<br />
zentrale Funktion von LDC ist der Learning Relationship Manager (LRM). 428 Er ist<br />
Dreh- und Angelpunkt zwischen LDC und Business, also den Geschäftsbereichen von<br />
GWM&BB. Der LRM evaluiert gemeinsam mit den Geschäftsbereichen den Bedarf an<br />
Ausbildungsprogrammen, um die Umsetzung der strategischen Prioritäten des<br />
Geschäftsbereiches möglichst effektiv und effizient zu unterstützen. Der LRM nimmt die<br />
durchgehende Verantwortung für alle Ausbildungsaktivitäten aus Business Perspektive<br />
wahr.<br />
Welcher Zusammenhang besteht nun zwischen dem Ausbildungsressort LDC von UBS<br />
GWM&BB und dieser Dissertation? Das nachfolgende Kapitel soll diese Frage erläutern.<br />
1.3 Zusammenhang und Abhängigkeiten zwischen den Fallstudien und<br />
dem Ausbildungsressorts LDC<br />
Die nun folgenden drei Fallstudien sind alle bei der UBS AG im Ausbildungsressort LDC<br />
der Geschäftsgruppe GWM&BB entstanden. Die Abhängigkeiten der Fallstudien<br />
untereinander sollen an dieser <strong>St</strong>elle kurz aufgezeigt werden: In der ersten Fallstudie<br />
wird die Entstehung der UBS LDC <strong>St</strong>rategie, also der EC Case, im Jahr 2006 analysiert.<br />
Der Fokus liegt dabei auf der Positionierung. Die Wertschöpfung ist nur insofern<br />
dargestellt, als sie der zweiten Fallstudie als Grundlage dient. Innerhalb dieser<br />
aufgezeigten Aus- und Weiterbildungsstrategie müssen sich die Untereinheiten des LDC<br />
konstituieren und abhängig davon wiederum ihre eigene <strong>St</strong>rategie definieren. Dies gilt<br />
auch für die Untereinheit „E-Learning Solutions“, die im gesamten LDC dann zum Zuge<br />
kommt, wenn eine Bildungsinitiative mit E-Learning konzipiert werden soll. Die<br />
Entstehung der E-Learning <strong>St</strong>rategie in diesem Team ist Inhalt der zweiten Fallstudie.<br />
Der Fokus liegt hierbei jedoch auf der Wertschöpfung; die Positionierung wird zwar kurz<br />
dargestellt, aber nicht analysiert. Die empirischen Betrachtungen sollen, wie bereits<br />
argumentiert, auch die Verwirklichung der <strong>St</strong>rategie beinhalten. Dies wird in der dritten<br />
Fallstudie anhand eines konkreten E-Learning Projektes aufgezeigt. Die dritte Fallstudie<br />
stellt somit die Verwirklichung der E-Learning <strong>St</strong>rategie dar, gleichzeitig aber auch die<br />
Verwirklichung der LDC <strong>St</strong>rategie, weil die E-Learning <strong>St</strong>rategie im LDC eingebettet ist.<br />
Folgende Abbildung stellt die beschriebenen Abhängigkeiten dar:<br />
428 Vgl. UBS AG (2007b), S. 5.
Empirische Untersuchungen 143<br />
LDC <strong>St</strong>rategie<br />
Positionierung<br />
Fallstudie 1<br />
(2. Kapitel)<br />
Wertschöpfung<br />
E-Learning <strong>St</strong>rategie<br />
Positionierung Wertschöpfung<br />
Fallstudie 2<br />
(3. Kapitel)<br />
Realisierte<br />
<strong>St</strong>rategieimplementierung<br />
Fallstudie 3<br />
(4. Kapitel)<br />
Abbildung 53: Abhängigkeiten der drei Fallstudien untereinander 429<br />
2 FALLSTUDIE 1: POSITIONIERUNG<br />
Jede Fallstudie sollte sich, um ihre wissenschaftliche Verwendbarkeit zu gewährleisten,<br />
nach einem groben Vorgehensplan richten. 430 Dieser beinhaltet folgende Schritte: 1. Die<br />
Fragestellung der Fallanalyse muss formuliert sein. 2. Was soll als Fall gelten?<br />
Angesprochen wird hier die Falldefinition. 3. Die Methoden zur Fallerhebung müssen<br />
bestimmt werden; ferner muss dargestellt werden, wie 4. das erhobene Material<br />
aufbereitet wird und 5. muss die Auswertung verdeutlicht werden. Die folgenden zwei<br />
Unterkapitel sollen die aufgezeigten Schritte erläutern.<br />
2.1 Untersuchungsdesign<br />
Ziel dieser Fallstudie ist es, in der Unternehmensrealität die Positionierung als Teil des<br />
<strong>St</strong>rategieentstehungsprozesses bei Bildungsstrategien vertieft zu analysieren und<br />
theoriebildend weiterzuentwickeln. Dazu sind, wie einleitend zu Beginn des<br />
Hauptkapitels bereits aufgezeigt worden ist, Fragen aus dem entworfenen Bezugsrahmen<br />
entwickelt worden. Dies sind die Fragestellungen der Fallanalyse:<br />
1. Analyse: Welche Einflusskräfte der Umwelt wirken auf die Organisation?<br />
2. Analyse: Welche Einflusskräfte des Unternehmens selber wirken auf die<br />
Organisation?<br />
429 Eigene Darstellung.<br />
430 Vgl. Mayring (2002), S. 43; Yin (2003), S. 21 und Gläser und Laudel (2004), S. 59 ff.
144 Empirische Untersuchungen<br />
3. Analyse: Wie stellt die Organisation den Bezug zwischen internen und externen<br />
Einflusskräften her?<br />
4. Generieren von Optionen: Welche Art von Optionen ergeben sich aus der<br />
Analyse/integrierten Betrachtungsweise?<br />
5. Entscheiden für eine Alternative: Nach welchen Kriterien werden die<br />
Gestaltungsoptionen bewertet?<br />
Was soll nun als Falldefinition gelten? Wie bereits erwähnt, soll die Entstehung der UBS<br />
LDC <strong>St</strong>rategie im Jahr 2006 analysiert werden. Die Positionierung der LDC <strong>St</strong>rategie<br />
fand im bereits erwähnten EC Case statt. 431 Aus diesem Grund gilt die Entstehung des EC<br />
Case als Falldefinition.<br />
2.1.1 Datenerhebung und -aufbereitung<br />
Zur <strong>St</strong>rategieänderung des Ausbildungsressorts von UBS GWM&BB führten dessen<br />
Führungskräfte eine grosse Anzahl von Informationsveranstaltungen durch. Zwecks<br />
Datenerhebung zum EC Case wurden diese im Zeitraum von Juni 2006 bis Mai 2007<br />
(1 Jahr) von der Autorin protokolliert (vgl. Anhang C: Verzeichnis der protokollierten<br />
Informationsveranstaltungen zur LDC <strong>St</strong>rategie). 432<br />
Ferner führte die Autorin im Zeitraum von Januar 2007 bis Dezember 2007 (1 Jahr)<br />
leitfadengestützte Interviews mit 12 an der Entstehung der LDC <strong>St</strong>rategie beteiligten<br />
Mitarbeitern durch (vgl. Anhang A: Verzeichnis der Befragten der<br />
Experteninterviews). 433<br />
Ausgewählt wurden die Interviewpartner aufgrund ihrer Mitarbeit an den verschiedenen<br />
Vor- und Hauptprojekten zur Entstehung der LDC <strong>St</strong>rategie: Zum<br />
<strong>St</strong>rategieentstehungsprozess befragt wurden alle drei Projektleiter der einzelnen<br />
<strong>St</strong>reams 434 sowie drei Leiter der aufgrund der <strong>St</strong>rategieentstehung neu gegründeten LDC<br />
Organisation. Ferner wurden fünf zentrale Know-how-Träger des LDC<br />
<strong>St</strong>rategieentstehungsprozesses interviewt. Des Weiteren konnte schliesslich auch der<br />
Leiter des LDC, Duschletta, für ein Interview gewonnen werden. Die Interviewpartner<br />
beleuchten den Entstehungsprozess der LDC <strong>St</strong>rategie aus unterschiedlichen<br />
Perspektiven, einerseits aufgrund ihrer persönlichen Einstellungen, andererseits aber auch<br />
431 Zur Abgrenzung, dass der EC Case der Positionierung entspricht, siehe die Resultate der Experteninterviews im<br />
Unterkapitel 2.2 „Ergebnisse“ dieser Fallstudie.<br />
432 In alle protokollierten Informationsveranstaltungen kann bei Bedarf bei der Autorin Einsicht genommen werden.<br />
433 In alle transkribierten Interviews kann bei Bedarf bei der Autorin Einsicht genommen werden.<br />
434 Das <strong>St</strong>rategieimplementierungsprojekt E&D 2010 wurde in drei <strong>St</strong>reams „Client Experience“, „Learning Impact“<br />
und „Learning and Development Center“ projektorientiert organisiert.
Empirische Untersuchungen 145<br />
dadurch, dass sie verschiedene Aufgaben im Projekt der <strong>St</strong>rategieentstehung<br />
wahrgenommen haben.<br />
Zur Erhebung selber wurde das Mittel des problemzentrierten Interviews gewählt, denn<br />
„das problemzentrierte Interview wählt den sprachlichen Zugang, um seine Fragestellung<br />
auf dem Hintergrund subjektiver Bedeutungen, vom Subjekt selbst formuliert, zu<br />
eruieren.“ 435 Damit werden Tatsachen aus den Wissens- und Erfahrungsbeständen der<br />
Befragten erfasst. 436 Der Interviewleitfaden (vgl. Anhang B: Interviewleitfaden für die<br />
Experteninterviews) entstand auf der Basis des Vorverständnisses aus der<br />
Literaturanalyse und des entworfenen Bezugsrahmens. Die Fragen umfassten folgende<br />
thematischen Aspekte:<br />
• Bedarf einer <strong>St</strong>rategie<br />
Treiber für eine neue <strong>St</strong>rategie<br />
• Unterteilung <strong>St</strong>rategieformulierung (Positionierung) - <strong>St</strong>rategieimplementierung<br />
(Wertschöpfung)<br />
Erkennen dieser Unterteilung im Projekt<br />
• Aufgaben und Verantwortlichkeiten<br />
Mitarbeit an den einzelnen Vor- und Hauptprojekten<br />
• Einflussfaktoren bei der <strong>St</strong>rategieformulierung<br />
Aufzeigen der verschiedenen Aspekte<br />
• Besonderheiten bei der <strong>St</strong>rategieentstehung in Bildungsorganisationen<br />
Aufzeigen der verschiedenen Aspekte<br />
Die problemzentrierten Interviews wurden innerhalb von 30 bis 60 Minuten in offener,<br />
aber dennoch strukturierter Form durchgeführt. 437 Diese Interviewform lässt den<br />
Befragten möglichst frei zu Wort kommen und erlaubt ein offenes, dennoch<br />
zielgerichtetes Gespräch. Dabei ist das Interview auf eine bestimmte Problemstellung<br />
zentriert, in welche die Interviewerin einführt und auf die sie immer wieder<br />
zurückkommt. Somit bestimmt der Interviewpartner den Verlauf des Gesprächs in weiten<br />
Teilen selbst, was wiederum in hohem Mass ermöglicht, den Erfahrungsbereich des<br />
Befragten zu erkunden und dessen Meinungsstruktur zu erfassen.<br />
435 Mayring (2002), S. 69.<br />
436 Vgl. Pfadenhauer (2002), o.S.<br />
437 Vgl. Mayring (2002), S. 66.
146 Empirische Untersuchungen<br />
Die einzelnen Interviews wurden während der Gesprächsführung digital erfasst, im<br />
Anschluss transkribiert und schlussendlich zusammengefasst. Um allfällige<br />
Missverständnisse zu beseitigen, wurde die schriftliche Fassung der Interviews den<br />
einzelnen Interviewpartnern nochmals zur Validierung vorgelegt.<br />
2.1.2 Auswertung<br />
Nach dem Protokollieren der Informationsveranstaltungen und der Durchführung der<br />
problemzentrierten Interviews mussten diese ausgewertet werden. Dies erfolgte nach der<br />
Methode der qualitativen Inhaltsanalyse. Dabei werden Texte systematisch analysiert,<br />
indem das Material schrittweise theorie- und materialgeleitet zu einem Kategoriensystem<br />
verarbeitet wird. 438 Genau dies war Ziel der Auswertung: Anhand der aufgezeigten<br />
Fragen sollten einerseits die im Bezugsrahmen aufgezeigten Kategorien in der<br />
Fallanalyse erkannt und andererseits, wenn nötig, theoriebildend ergänzt werden.<br />
Die Auswertungsmittel der qualitativen Inhaltsanalyse sind die Grundformen<br />
Zusammenfassung, Explikation und <strong>St</strong>rukturierung. 439 Das Ziel ist es, dadurch „das<br />
Material so zu reduzieren, dass die wesentlichen Inhalte erhalten bleiben, durch<br />
Abstraktion einen überschaubaren Korpus zu schaffen, der immer noch ein Abbild des<br />
Grundmaterials ist.“ 440 „Wenn das erste Mal eine zur Kategoriendefinition passende<br />
Textstelle gefunden wird, wird dafür eine Kategorie konstruiert. (…) Wird im weiteren<br />
Analyseverlauf wieder eine dazu passende Textstelle gefunden, so wird sie dieser<br />
Kategorie ebenfalls zugeordnet (Subsumtion). Wenn die neue Textstelle die allgemeine<br />
Kategoriendefinition erfüllt, aber zu den bereits induktiv gebildeten Kategorien nicht<br />
passt, so wird eine neue Kategorie induktiv, aus dem spezifischen Material heraus<br />
formuliert.“ 441<br />
Das Ablaufmodell induktiver Kategorienbildung lässt sich wie folgt veranschaulichen:<br />
438 Vgl. Gläser und Laudel (1999), S. 4 und Gläser und Laudel (2004), S. 191 ff.<br />
439 Detaillierteres Vorgehen der qualitativen Inhaltsanalyse siehe Gläser und Laudel (1999), S. 4 ff.; Mayring (2002),<br />
S. 115 f. und Gläser und Laudel (2004), S. 191 ff.<br />
440 Mayring (2002), S. 114 f.<br />
441 Mayring (2002), S. 117.
Empirische Untersuchungen 147<br />
Gegenstand der Analyse<br />
Fragestellung, Theorie<br />
Festlegen eines Selektionskriteriums<br />
Kategoriendefinition<br />
Zeilenweiser Materialdurchgang:<br />
Kategoriendefinition<br />
Subsumtion oder neue Kategorienformulierung<br />
Revision der Kategorien nach 10 – 50% des Materials<br />
Endgültiger Materialdurchgang<br />
Interpretation, Auswertung<br />
Abbildung 54: Ablaufmodell induktiver Kategorienbildung 442<br />
Die Auswertung bei der Methode der qualitativen Inhaltsanalyse erfolgte mit Hilfe des<br />
Excelprogrammes.<br />
Welche konkreten Kategorien wurden für die Auswertung herangezogen? Und unter<br />
welchen Bedingungen konnte eine neue Kategorie gebildet werden?<br />
Der im letzten Kapitel verwendete Bezugsrahmen lieferte für die Auswertung die<br />
benötigten Kategorien: Es wurde davon ausgegangen, dass das Vorgehen zur<br />
<strong>St</strong>rategieentstehung bei Bildungsstrategien gleich verläuft. Deshalb galten die<br />
<strong>St</strong>rukturprozessschritte Analyse, Generieren von Optionen und Entscheiden für eine<br />
Alternative als Grundstruktur, um die verschiedenen Kategorien zu ordnen. 443 Die<br />
Kategorien konnten verschiedene Ebenen beinhalten: Hauptkategorie, Kategorie und<br />
Subkategorie (vgl. Abbildung 55 und 56).<br />
442 Abbildung nach Mayring (2002), S. 116.<br />
443 Siehe Hauptkapitel III, 4. Kapitel „Bezugsrahmen I: Entstehung von Bildungsstrategien“.
148 Empirische Untersuchungen<br />
Analyse der Einflusskräfte auf eine Bildungsorganisation<br />
Ausgangssituation<br />
Analyse der Einflusskräfte der Umwelt Analyse der Einflusskräfte der Bildungsorganisation<br />
Kunde Analyse des bestehenden Bildungsangebotes<br />
Andere Funktionseinheiten im Unternehmen Analyse des Reifegrades der Bildungsorganisation<br />
Analyse der <strong>St</strong>euerungsformen internationaler<br />
Wettbewerber<br />
Unternehmen<br />
Weitere Anspruchsgruppen<br />
Allgemeine Umwelt<br />
Integrierte Betrachtung<br />
Hauptkategorie<br />
Kategorie<br />
Kategorie<br />
Subkategorie<br />
Kategorie<br />
Abbildung 55: Hauptkategorie, Kategorie und Subkategorie der Analyse der<br />
Positionierung 444<br />
Bei der Analyse ergab sich die Hauptkategorie ‚Analyse der Einflusskräfte auf eine<br />
Bildungsorganisation‘. Diese Hauptkategorie konnte in die Kategorien<br />
‚Ausgangssituation‘, ‚Analyse der Einflusskräfte der Umwelt‘, ‚Analyse der<br />
Einflusskräfte der Bildungsorganisation‘ und ‚Integrierte Betrachtung‘ unterteilt werden.<br />
Die Kategorie ‚Analyse der Einflusskräfte der Umwelt‘ unterschied wiederum die<br />
Subkategorien Kunde, Andere Funktionseinheiten, Wettbewerber, Weitere<br />
Anspruchsgruppen und Allgemeine Umwelt. Die Kategorie ‚Analyse der Einflusskräfte<br />
der Bildungsorganisation‘ differenzierte die Subkategorien Analyse des bestehenden<br />
Bildungsangebotes, Analyse des Reifegrades der Bildungsorganisation und Analyse der<br />
<strong>St</strong>euerungsformen internationaler Unternehmen.<br />
Beim nächsten <strong>St</strong>rukturprozessschritt Generieren von Optionen konnten folgende<br />
Kategorien bezeichnet werden: Variation, Substanz, Feld und <strong>St</strong>il (vgl. Abbildung 56).<br />
Variation<br />
Substanz<br />
Feld<br />
<strong>St</strong>il<br />
Kategorie<br />
Kategorie<br />
Kategorie<br />
Kategorie<br />
Abbildung 56: Kategorien Generieren von Optionen der Positionierung 445<br />
Entscheiden für eine Alternative wies die Kategorien Angemessenheit, Zielerreichung,<br />
Durchführbarkeit und Konsistenz auf. Was unter den einzelnen aufgezählten Kategorien<br />
444 Eigene Darstellung.<br />
445 Eigene Darstellung.
Empirische Untersuchungen 149<br />
zu verstehen ist, lässt sich aus dem Bezugsrahmen im vorherigen Hauptkapitel<br />
entnehmen. 446<br />
Wurde innerhalb der aufgezeigten Kategorienstruktur eine neue Hauptkategorie bzw.<br />
Kategorie oder Subkategorie gegründet, musste diese genau definiert werden. Allgemein<br />
können Aussagen nur dann eine Kategorienart begründen, wenn sich aus ihnen in<br />
aggregierter Form ein Überbegriff ableiten lässt.<br />
2.2 Ergebnisse<br />
Jedes Interview mit den 12 Experten wurde mit den zwei gleichen Einstiegsfragen<br />
eingeleitet: Die erste Frage bezog sich auf die in der Theorie der Literatur zum<br />
<strong>St</strong>rategischen Management grundsätzlich vorzufindende Unterscheidung zwischen der<br />
<strong>St</strong>rategieformulierung (Positionierung) und der <strong>St</strong>rategieimplementierung<br />
(Wertschöpfung). 447 Konkret wurde die interviewte Person danach gefragt, ob sie diese<br />
theoretische Unterscheidung im Falle der Bildungsstrategieentstehung bei UBS<br />
wiedererkennen könne. Die zweite Frage schloss sich an die erste an und wollte in<br />
Erfahrung bringen, wo in diesem <strong>St</strong>rategieentstehungsprozess der EC Case einzuordnen<br />
sei.<br />
Ziel dieser zwei Einstiegsfragen war die Überprüfung der Validität des EC Case als<br />
Prozessphase der Positionierung im <strong>St</strong>rategieentstehungsprozess: Eine Analyse des EC<br />
Case würde schlussendlich nur dann Sinn machen, wenn dieser die in der Theorie<br />
erkannte Phase der Positionierung in einem hohen Grade repräsentiert<br />
(Inhaltsvalidität). 448<br />
Grundsätzlich erkannten alle Interviewpartner im Bildungsstrategieentstehungsprozess<br />
der UBS die beiden Phasen der <strong>St</strong>rategieformulierung und <strong>St</strong>rategieimplementierung<br />
wieder. Die meisten Befragten wiesen jedoch in den Interviews darauf hin, dass die<br />
Grenzen zwischen diesen beiden Phasen in der Praxis fliessend verliefen, so dass z.B.<br />
Teile der <strong>St</strong>rategie schon implementiert würden, obwohl sie noch nicht in allen Bereichen<br />
und Facetten ausformuliert seien. Dies bestätigt theoretisch auch das Modell von<br />
Mintzberg und ist der Grund, weshalb in der vorgelegten Dissertation von den Phasen<br />
„Positionierung“ und „Wertschöpfung“ und nicht von „Formulierung“ und<br />
„Implementierung“ gesprochen wird. 449<br />
446<br />
Siehe Hauptkapitel III, 3. Kapitel „Analyse der Entstehung von <strong>St</strong>rategien“ und 4. Kapitel „Bezugsrahmen I:<br />
Entstehung von Bildungsstrategien“.<br />
447 Siehe Hauptkapitel III, Unterkapitel 1.4 „Der <strong>St</strong>rategieformierungsprozess“, <strong>St</strong>rategische Planung.<br />
448 Vgl. <strong>St</strong>ier (1999), S. 57 und siehe Hauptkapitel VI, 1. Kapitel „Reflexion des Forschungsvorgehens“.<br />
449 Siehe Hauptkapitel III, Unterkapitel 2.1 „Der General Management Navigator“.
150 Empirische Untersuchungen<br />
Nicht ganz so einheitlich sind die Antworten zur Einordnung des EC Case im<br />
<strong>St</strong>rategieentstehungsprozess ausgefallen:<br />
Viele der Interviewpartner sehen den EC Case als Visionspapier:<br />
„Der EC Case ist eindeutig ein strategischer Milestone, denn damit<br />
wurde der Auftrag für E&D noch einmal abgeholt; unser Mandat wurde<br />
damit geschärft/priorisiert und wir haben damit den Zugang zu den<br />
Gremien mit den richtigen Entscheidungsträgern auf den richtigen<br />
Levels erhalten.“ 450<br />
Auf die Frage, was im EC Case noch fehle, damit von einer <strong>St</strong>rategie gesprochen werden<br />
könne, meinten die Interviewpartner einheitlich: 451<br />
„Wichtige strategische Fragen, wie z.B. „Wie sieht das Business-Modell<br />
aus?“ oder „Wie wollen wir es wirklich machen?“ sind noch nicht<br />
geklärt.“ 452<br />
Angesprochen sind hier vor allem die Fragen in Bezug auf das Generieren von Optionen<br />
bei der Positionierung.<br />
Ein anderer Teil der befragten Personen ordnet jedoch den EC Case als die formulierte<br />
<strong>St</strong>rategie ein. 453 So auch Duschletta, Leiter des LDC, der den EC Case als „Global<br />
WM&BB Education <strong>St</strong>rategy 2010“ sieht. 454 Die folgenden Projekte unter dem Namen<br />
E&D 2010 bzw. LDC 07 nennt Duschletta demnach „Implementierungsprojekte“. 455<br />
Aus den Resultaten zu den ersten beiden Fragen der durchgeführten Interviews kann<br />
somit geschlossen werden, dass der EC Case zu einem grossen Teil die Positionierung im<br />
<strong>St</strong>rategieentstehungsprozess repräsentiert und dass es somit Sinn macht, dessen<br />
Entstehung genauer zu analysieren. Dort wo der EC Case zu „visionär“ erscheint (beim<br />
<strong>St</strong>rukturprozessschritt Generieren von Optionen), behielt sich die Autorin in den<br />
Interviews vor, sich auf Ergebnisse von Arbeitsgruppen nach dem EC Case zu beziehen.<br />
2.2.1 Analyse der Einflusskräfte auf eine Bildungsorganisation<br />
Gleich dem Bezugsrahmen beginnt der erste <strong>St</strong>rukturprozessschritt der Analyse bei der<br />
Positionierung mit der Hauptkategorie ,Analyse der Einflusskräfte auf eine<br />
Bildungsorganisation‘. Im folgenden Unterkapitel sollen diese Hauptkategorie mit ihren<br />
zugehörigen Kategorien und Subkategorien überprüft und ggf. ergänzt werden. Darauf<br />
450<br />
Interview mit M. Utz.<br />
451<br />
Vgl. Interview mit u.a C. Heini, B. Koye, M. Utz und A. Wagner.<br />
452<br />
Interview mit. M. Utz.<br />
453<br />
Vgl. Interview mit u.a. M. Gauch, L. Honisch und R. Imhasly.<br />
454<br />
Vgl. Duschletta (2006c), S. 1.<br />
455<br />
Vgl. UBS AG (2006a), S. 2.
Empirische Untersuchungen 151<br />
folgt ein zusätzliches Unterkapitel, welches den Zusatz weiterer Hauptkategorien und<br />
Kategorien diskutiert. In einem weiteren Unterkapitel werden die Erkenntnisse der<br />
Analyse zusammengefasst. Darauf folgt der nächste <strong>St</strong>rukturprozessschritt das<br />
Generieren von Optionen.<br />
2.2.1.1 Ausgangssituation<br />
Unschwer lässt sich erkennen, dass es sich beim EC Case um eine <strong>St</strong>rategieentstehung<br />
für den gesamten Bildungsbereich der Geschäftsgruppe UBS GWM&BB handelt. Diese<br />
Tatsache spiegeln die in den Interviews aufgeführten Treiber wider, weshalb nach einer<br />
neuen <strong>St</strong>rategie gesucht wird:<br />
Ausgangspunkt war, dass der Grad der Zufriedenheit der E&D Partner 456 sehr tief ausfiel.<br />
Es bestand also dringender Handlungsbedarf: 457<br />
• Das Angebot war für die E&D Partner zu wenig deutlich wahrnehmbar.<br />
• Innerhalb von E&D fehlten Instrumente, um zu bestimmen, wie viele Ressourcen in<br />
welchen Projekten zu welcher Zeit gebunden waren. So wurden ausserhalb von E&D<br />
Zusagen gemacht, die nicht eingehalten werden konnten. Innerhalb von E&D hatten<br />
die Mitarbeiter in Bezug auf die Arbeit das Gefühl, gleich einem Hamster im Laufrad<br />
gehalten zu werden.<br />
• Es wurden Vorwürfe erhoben, dass E&D zu wenig nah an der <strong>St</strong>rategie von UBS<br />
ausgerichtet sei.<br />
• Der UBS CEO mass dem Lernen in der Bank viel Gewicht bei. Das war einer der<br />
wichtigsten Punkte für den Veränderungsprozess.<br />
Die einzelnen genannten Treiber aus den Interviews verdeutlichen klar, dass die<br />
Erwartungen verschiedener Anspruchsgruppen (<strong>St</strong>akeholder) innerhalb und ausserhalb<br />
des Bildungsbereichs bisher nicht erfüllt wurden. Aus diesem Grund macht die nächste<br />
Kategorie aus dem Bezugsrahmen Sinn: Die ‚Analyse der Einflusskräfte der Umwelt‘,<br />
die auf den Bildungsbereich einwirken, ist über die Analyse der relevanten<br />
Anspruchsgruppen vorzunehmen.<br />
2.2.1.2 Analyse der Einflusskräfte der Umwelt<br />
Das Ziel der Kategorie ‚Analyse der Einflusskräfte der Umwelt‘ besteht nicht nur darin,<br />
die verschiedenen relevanten Anspruchsgruppen aufzuzeigen, sondern zugleich auch die<br />
Bewertung der Anspruchsgruppen und deren Begründung durch das Ausbildungsressort<br />
456 Mit dem Begriff „Partner“ sind in der LDC Organisation die internen Kunden der Bildungsorganisation<br />
bezeichnet. Die internen Kunden bestehen aus den Repräsentanten der Geschäftsbereiche, die ihre<br />
Ausbildungsbedürfnisse beim LDC anmelden.<br />
457 Vgl. Interview mit C. Heini, B. Koye und A. Wagner.
152 Empirische Untersuchungen<br />
der UBS vorzunehmen. Schlussendlich wird das LDC diejenigen Erwartungen der<br />
Anspruchsgruppen erfüllen, welche den grössten Nutzen für das Gesamtunternehmen<br />
generieren. Gleich dem aufgezeigten Bezugsrahmen sind vorerst folgende<br />
<strong>St</strong>akeholdersubkategorien zu überprüfen: Kunde, Andere Funktionseinheiten,<br />
Wettbewerber, Weitere Anspruchsgruppen und Allgemeine Umwelt. Es wird sich zeigen,<br />
ob eine weitere Subkategorie für eine zusätzliche <strong>St</strong>akeholdergruppe zu kreieren ist.<br />
Kunde<br />
Die Auswertung dieser Kategorie bestätigt die im Bezugsrahmen getroffenen Aussagen<br />
vollumfänglich: Grundsätzlich können alle Mitarbeiter als interne Kunden des<br />
Ausbildungsressorts betrachtet werden. Das Ausbildungsressort nimmt dabei eine<br />
Mitarbeiterentwicklungsfunktion wahr. 458 Die beschriebene Differenzierung im Sinne<br />
einer ersten Segmentierung kann auch hier bei der Entstehung des EC Case bereits<br />
wahrgenommen werden: Es bestehen organisatorische Ansprüche von Seiten der<br />
Geschäftsleitung wie auch Ansprüche der Führungskräfte aus den verschiedenen<br />
Geschäftsbereichen der Geschäftsgruppe. Ferner ist eine Segmentierung nach dem<br />
Mitarbeiterentwicklungsniveau zu erkennen; auch hier werden Ansprüche der<br />
Führungskräfte, des Nachwuchses und der restlichen Mitarbeiter geltend gemacht.<br />
Welchen Ansprüchen wird nun die Priorität eingeräumt und warum?<br />
Das Ausbildungsressort von UBS GWM&BB misst den Forderungen der obersten<br />
Geschäftsleitung „We want to be known as the firm with the highest training and<br />
education standard. This will retain … for further growth“ 459 höchste Priorität bei. So<br />
gaben fast alle Interviewpartner an, sie hätten sich bei der Ausgestaltung der neuen<br />
<strong>St</strong>rategie von dieser Vision leiten lassen. 460 Trotz dieses Befundes muss kritisch<br />
hinterfragt werden, inwieweit diese Vision der Geschäftsleitung tatsächlich für die<br />
Interviewpartner handlungsleitend war, bleibt die Vision doch sehr allgemein und erklärt<br />
nicht einmal ansatzweise, wie der höchste Trainings- und Ausbildungsstandard zu<br />
erreichen ist.<br />
Im Entstehungsprozess des EC Case war zudem die Anlehnung der Bildungsstrategie an<br />
die Businessstrategie der Geschäftsgruppe von grosser Wichtigkeit:<br />
„Die Bildungsstrategie muss einen Beitrag zu unserer<br />
Wachstumsstrategie leisten. Damit stellte sich generell für E&D die<br />
Frage, wie mit Lernen ein Beitrag zur Wachstumsstrategie erzielt werden<br />
458 Vgl. Interview mit M. Schacke.<br />
459 Vgl. Rohner (2006) zit. in Duschletta (2006b), S. 5.<br />
460 Vgl. u.a. C. Duschletta, M. Gauch, L. Honisch, R. Imhasly, M. Utz, A. Wagner und R. Weber.
Empirische Untersuchungen 153<br />
kann. Im Design sämtlicher Prozesse war diese strategische Ausrichtung<br />
die Basis.“ 461<br />
Im Gegensatz zur Vision ist der Bezug der Organisationsmitglieder zur<br />
Wachstumsstrategie viel grösser, denn diese hält fest, wie konkret ein Beitrag dazu<br />
gemacht werden kann. 462 Dieser Bezug wird sich auch im Fallbeispiel 3 noch zeigen. Es<br />
kann geschlossen werden, dass die Anlehnung der Bildungsstrategie an die<br />
Businessstrategie der Geschäftsgruppe effektiv für die Erarbeitung des EC Case<br />
handlungsleitend war.<br />
Welchen Ansprüchen der Führungskräfte aus welchen Geschäftsbereichen sollte das UBS<br />
Ausbildungsressort nachgehen?<br />
Der zentrale Baustein des EC Case bestand in der Festlegung der „Client Experience“<br />
Ausbildung als dem strategischen Fokus des UBS Ausbildungsressorts:<br />
„Client Experience steht als Philosophie und für den Beratungsansatz<br />
unserer Bank. Client Experience entsteht beim Kunden, wenn der<br />
Kundenberater sich richtig verhält.“ 463<br />
„Verhält sich der Kundenberater in der betreffenden Situation mit dem<br />
Kunden richtig, ist der Mehrwert grösser, den er für die Bank erzielt.<br />
Deshalb ist der Kundenberater für uns die zentrale Person, die für unser<br />
Unternehmen den Unterschied ausmachen wird. In Bezug auf<br />
Ausbildung ergeben sich für den Kundenberater folgende Fragen: Was<br />
braucht ein Kundenberater genau, um „top“ zu sein? Wie kann er sich<br />
als UBS Kundenberater vom Markt positiv abheben? Und: Wo wollen<br />
wir jeden Kundenberater hinbringen? Wo wollen wir die Besten<br />
hinbringen? Diese Fragen haben einen grossen Einfluss darauf, wie wir<br />
uns organisieren. Wo wir nicht mehr nur liefern - das haben wir schon<br />
immer - sondern <strong>St</strong>andards, <strong>St</strong>andards of Exellence definieren.“ 464<br />
Mit der strategischen Wahl, sich auf die Client Experience Ausbildung zu konzentrieren,<br />
gab man keinem Geschäftsbereich innerhalb der Bank den Vorzug, sondern legte sich für<br />
etwas fest, das dem grössten Teil der Geschäftsbereiche gemeinsam ist.<br />
Somit kann geschlossen werden, dass eine organisatorische Segmentierung, wie sie im<br />
Bezugsrahmen aufgezeigt wurde, im UBS Ausbildungsressort einen hohen Einfluss auf<br />
die Gestaltung der Anspruchsgruppe des Kunden hat. Doch auch eine Segmentierung<br />
nach Mitarbeiterentwicklungsniveau prägte die Ausgestaltung des EC Case: Neben der<br />
Client Experience Ausbildung repräsentieren die beiden Bereiche „Next Generation“<br />
461 Interview mit R. Imhasly.<br />
462 Siehe 1. Kapitel, Unterkapitel 1.1 „Die UBS AG und die Unternehmensgruppe GWM&BB“.<br />
463 Interview mit R. Weber.<br />
464 Interview mit J. Joos.
154 Empirische Untersuchungen<br />
(Ausbildung für den Nachwuchs) und „Leadership“ (Ausbildung für Führungskräfte) die<br />
weiteren inhaltlichen <strong>St</strong>andblöcke des EC Case.<br />
Einzig der im Bezugsrahmen genannte externe Kunde scheint bei der Positionierung des<br />
UBS Ausbildungsressorts von geringer Bedeutung zu sein: Aus- und Weiterbildungen für<br />
den externen Kunden werden in keinerlei Weise erwähnt. Wurde dieser einfach<br />
vergessen? Eine mögliche Erklärung ist, dass Ausbildungsverantwortliche dieses Gebiet<br />
nicht zu ihrem Zuständigkeitsbereich zählen. Auf der anderen Seite ist den Mitarbeitern,<br />
welche die Kundenbeziehungen pflegen, noch zu wenig bewusst, dass ein Teil des<br />
Kundenkontaktes ausbildungstechnisch professionell geführt werden könnte.<br />
Nichtsdestotrotz spielen in der momentanen Ausbildungsgestaltung die Ansprüche des<br />
externen Kunden insofern eine Rolle, als die Frage, was er von seinem Kundenberater<br />
erwartet, die Client Experience Ausbildung massgebend prägt. 465<br />
Andere Funktionseinheiten<br />
Die verschiedenen Interviewpartner beleuchteten die Abhängigkeiten des<br />
Ausbildungsressorts von den unterschiedlichen Funktionseinheiten und zeichneten diese<br />
als Anspruchsgruppen mit ihren Erwartungen auf: So besteht eine Schnittstelle zu Risk &<br />
Compliance, der Funktionseinheit, die für die rechtliche Einhaltung von Vorschriften in<br />
der Bank zuständig ist. 466 Diese erwartet, dass LDC regulatorische Anforderungen, z.B.<br />
in Bezug auf Prüfungsreglemente oder auf das Nichtweitergeben von Prüfungsresultaten<br />
des Mitarbeiters an dessen Vorgesetzten aus Gründen des Persönlichkeitsschutzes,<br />
einhält. Eine weitere Schnittstelle besteht zur IT-Abteilung, welche die Lernplattform<br />
unterhält. 467 Fragen, z.B. wie ein Zertifikatswesen gehandhabt wird, stehen im<br />
Vordergrund. Von weiterer grosser Bedeutung ist die Abhängigkeit des<br />
Ausbildungsressorts von der Human Resources Abteilung. 468 Gemeinsam mit dieser<br />
Abteilung müssen Karrierepfade entwickelt werden (z.B. der Karrierepfad für eine Client<br />
Experience Ausbildung), bei denen Ausbildungsmodule eng mit Inzentives und<br />
Promotion verzahnt sind. Schlussendlich stellt die Linie selbst eine weitere<br />
Anspruchsgruppe dar, indem sie nicht zulässt, dass z.B. zertifizierte Kundenberater<br />
zurückgeschickt werden. Die Linie will mitbestimmen, wen sie befördert und wen<br />
nicht. 469<br />
465 Vgl. Interview mit R. Weber.<br />
466 Vgl. Interview mit R. Weber.<br />
467 Vgl. Interview mit M. Utz.<br />
468 Vgl. Interview mit M. Gauch.<br />
469 Vgl. Interview mit M. Gauch.
Empirische Untersuchungen 155<br />
Im Vergleich zum entworfenen Bezugsrahmen führen die Interviewpartner damit zwei<br />
neue Anspruchsgruppen auf: einerseits Risk & Compliance und andererseits die Linie.<br />
Diese beiden Funktionseinheiten sind somit Ergänzungen des Bezugsrahmens innerhalb<br />
der Subkategorie Andere Funktionseinheiten. Wie ist die neue Bedeutung dieser beiden<br />
Anspruchsgruppen zu erklären?<br />
Dazu ergeben sich folgende Erklärungsansätze:<br />
Die Funktionseinheit Risk & Compliance könnte als Partner für die Aus- und<br />
Weiterbildung deswegen immer wichtiger werden, weil in Zukunft mit einer Zunahme<br />
der regulatorischen Bestimmungen in allen Branchen, u.a. auch in der<br />
Ausbildungsbranche, zu rechnen ist. 470 Bei der Erfüllung der regulatorischen<br />
Vorschriften in Bezug auf Ausbildung kann Risk & Compliance der<br />
Ausbildungsabteilung erstklassige Expertisen bieten.<br />
Das zunehmende Gewicht der Funktionseinheit Line könnte mit der vom UBS<br />
Ausbildungsressort gewählten <strong>St</strong>rategie erklärt werden, High Impact Learning (HIL) zu<br />
fördern: 471 Ausbildung erfolgt näher am Arbeitsplatz und es soll ein grösserer Transfer<br />
des Gelernten in den Arbeitsalltag stattfinden. Dabei nimmt die Linie mit der<br />
Ausbildungseinheit eine tragende Funktion als Partner ein. Ausbildungen, bei denen<br />
Lernende einseitig vom Ausbildungsressort geschult werden und danach ohne weiter<br />
reichende Massnahmen an die Linie „zurückgeschickt“ werden, sollten bald der<br />
Vergangenheit angehören. Der Trend, Ausbildungen mit mehr HIL zu betreiben, ist auch<br />
in anderen Unternehmen festzustellen. 472 Ob die Linie dort ebenfalls an Bedeutung<br />
gewinnt, müsste in einer weiteren Forschungsarbeit ausserhalb des Unternehmens UBS<br />
untersucht werden. 473<br />
Wettbewerber<br />
Auch die Annahmen des Bezugsrahmens in Bezug auf die <strong>St</strong>akeholdergruppe der<br />
Wettbewerber bestätigen sich weitgehend. So nehmen die Interviewpartner<br />
Wettbewerber, wenn sie diese überhaupt erkennen, vor allem in Form von<br />
Bildungsorganisationen in anderen Unternehmen wahr. 474 So wurde bei der Entwicklung<br />
des EC Case bewusst ein Benchmarking gegenüber anderen Unternehmen und deren<br />
470 Siehe Hauptkapitel III, Unterkapitel 4.2.1.2 „Analyse der Einflusskräfte der Umwelt“, politisch-rechtliches<br />
Segment bei der Analyse der allgemeinen Umwelt für den Bildungsbereich.<br />
471<br />
Was genau unter dem Begriff High Impact Learning (HIL) zu verstehen ist, siehe 1. Kapitel, Unterkapitel 1.2<br />
„Das Ausbildungsressort von UBS GWM&BB“.<br />
472 Siehe scil Congress (2008) und Diesner, Seufert und Euler (2008), S. 2.<br />
473 Siehe Hauptkapitel VI, 2. Kapitel „Desiderata für weiterführende Forschungsaktivitäten“.<br />
474 Vgl. Interview C. Duschletta, C. Heini, L. Honisch, R. Imhasly und B. Koye.
156 Empirische Untersuchungen<br />
Bildungsorganisationen durchgeführt mit dem Ziel, eine <strong>St</strong>rategie zu entwickeln, die für<br />
das Senior Management anschlussfähig ist. 475<br />
Eine Erklärung für diese Beobachtung ist einerseits im entworfenen Bezugsrahmen unter<br />
„Wettbewerber“ zu finden. Andererseits könnte hinterfragt werden, was die<br />
„Anschlussfähigkeit einer <strong>St</strong>rategie“ bedeutet. Hierbei geht es darum, mit der zu<br />
wählenden <strong>St</strong>rategie der Betrieblichen Bildung das Rad nicht völlig neu zu erfinden,<br />
sondern dem allgemeinen Trend zu folgen, der sich in den verschiedenen<br />
Unternehmungen und ihrer Betrieblichen Bildung abzeichnet. Dabei ist zu bemerken,<br />
dass der Konkurrenzgedanke hier nicht dominant ist. Gründe dazu könnten in der Wahl<br />
der Option, eine Markt- und keine Wettbewerbsstrategie zu verfolgen, zu finden sein. 476<br />
Weitere Anspruchsgruppen<br />
Gerade wenn Ausbildungen innerhalb der Bank mit einer nach aussen anerkannten<br />
Zertifizierungsarchitektur aufgebaut werden bzw. bereits bestehen, kommt der<br />
Anspruchsgruppe des <strong>St</strong>aates eine weitere Bedeutung zu. So muss z.B. beim Bau der<br />
Fördergefässe von JUNA, 477 dem Nachlehrförderungsprogramm von UBS, genau<br />
überlegt werden, wie diese mit den Lerngefässen der Fachhochschulen verzahnt sind. 478<br />
Der <strong>St</strong>aat erwartet von UBS, dass sie dabei die von ihm vorgegebenen<br />
Ausbildungsqualitätsstandards erfüllt. Werden diese vorgeschriebenen Qualitätsstandards<br />
in der angebotenen Ausbildung von UBS nicht erreicht, behält der <strong>St</strong>aat sich gegenüber<br />
UBS vor, die Zertifizierung der Ausbildungsprogramme, die Fachhochschulreife zu<br />
erreichen, zu entziehen.<br />
Ansonsten wurden von den Interviewpartnern keine weiteren, für sie wichtigen<br />
Anspruchsgruppen erwähnt, auch nicht die im Bezugsrahmen erwähnte<br />
<strong>St</strong>akeholdergruppe der Zulieferer von Bildungsorganisationen. Dieses Ergebnis mag<br />
erstaunen. Ist dies mit der Marktmacht von UBS als Verhandlungspartner gegenüber<br />
einer Vielzahl von ähnlichen Ausbildungszulieferern zu erklären?<br />
Allgemeine Umwelt<br />
Auf der höchsten Aggregationsebene, in der Umweltanalyse, wurde von allen<br />
Interviewpartnern in erster Linie die Wichtigkeit des ökonomischen Segmentes<br />
hervorgehoben. Dabei wurde betont, es sei entscheidend, wie es einerseits dem<br />
475<br />
Vgl. Interview mit C. Duschletta.<br />
476<br />
Siehe Hauptkapitel III, Unterkapitel 4.2.2 „Generieren von Optionen“.<br />
477<br />
Im Anschluss an das JUNA Programm erhält der Absolvent bei guten Leistungen die Möglichkeit,<br />
berufsbegleitend die höhere Fachschule in Banking and Finance oder eine Fachhochschule zu besuchen. Das JUNA<br />
Programm ermöglicht somit das Erreichen der Fachhochschulreife. Vgl. UBS AG (2007a), S. 2.<br />
478 Vgl. Interview mit M. Schacke.
Empirische Untersuchungen 157<br />
Unternehmen selber gehe, und andererseits, wie die allgemeine wirtschaftliche Lage<br />
sei. 479 So wäre ein Gutheissen eines EC Case durch die oberste Führungsebene unter<br />
schlechten wirtschaftlichen Verhältnissen nie möglich gewesen, da dessen Umsetzung<br />
mit beträchtlichen Kosten verbunden ist. Dieses Segment übt deshalb im Vergleich zu<br />
den anderen erwähnten Segmenten des Bezugsrahmens den grössten Einfluss auf die<br />
<strong>St</strong>rategieentstehung aus.<br />
Kurz zusammengefasst: Die Anspruchsgruppen-Analyse hat gezeigt, gegenüber welchen<br />
Anspruchsgruppen ausserhalb des eigenen Bildungsbereichs sich ein Unternehmen wie<br />
UBS positionieren muss. Im Vergleich zu dem im letzten Kapitel entworfenen<br />
Bezugsrahmen sind alle Kategorien in der Subkategorie Weitere Anspruchsgruppen<br />
bestätigt worden - mit Ausnahme der Kategorie der Zulieferer. In der Subkategorie<br />
Andere Funktionseinheiten wurden die Funktionseinheiten Risk & Compliance sowie<br />
Linie ergänzt. Es gibt keine Hinweise darauf, dass zusätzliche Subkategorien in Form<br />
von weiteren relevanten <strong>St</strong>akeholdern ergänzt werden müssten.<br />
2.2.1.3 Analyse der Einflusskräfte der Bildungsorganisation<br />
Grossen Einfluss auf die Inhalte des EC Case hatten nicht nur die Anspruchsgruppen<br />
ausserhalb des Bildungsbereichs mit ihren verschiedenen Erwartungen, sondern auch die<br />
Frage, was das Ausbildungsressort der UBS selber zu leisten fähig ist, fiel ins Gewicht.<br />
Aus diesem Grund macht die nächste Kategorie des Bezugsrahmens weiterhin Sinn: Eine<br />
Analyse der Einflusskräfte innerhalb des Bildungsbereichs mit den Subkategorien<br />
Analyse des bestehenden Bildungsangebotes, Analyse des Reifegrades der<br />
Bildungsorganisation und Analyse der <strong>St</strong>euerungsformen internationaler Unternehmen<br />
sind empirisch zu bestätigen bzw. zu ergänzen.<br />
Analyse des bestehenden Bildungsangebotes im Unternehmen<br />
Die Resultate der Interviews zu dieser Subkategorie sind zwar in der Form sehr<br />
unterschiedlich, aber vom Vorgehen her durchaus beständig: Was den EC Case und<br />
damit die Positionierung der neuen LDC <strong>St</strong>rategie betrifft, gingen die Interviewpartner<br />
trotz sehr unterschiedlicher Perspektiven und verschiedener inhaltlicher Fokusse alle<br />
gleich vor: Analysiert wurde zuerst das Angebot zum momentanen Zeitpunkt, dann<br />
wurde der Frage nachgegangen, wie es zu diesem Angebot kam, daraufhin erforscht, wie<br />
die Partner des LDC das momentane Angebot wahrnehmen, und zuletzt wurde überlegt,<br />
wie das Angebot sein sollte.<br />
479 Vgl. Interview mit J. Joos und B. Koye.
158 Empirische Untersuchungen<br />
Das Angebot zum Zeitpunkt der Entstehung des EC Case wurde von fast allen<br />
Interviewpartnern als nicht stringent, heterogen und unklar ausgerichtet beschrieben. 480<br />
Das UBS Ausbildungsressort bot damals einen historisch gewachsenen<br />
Ausbildungskatalog an und führte gleichzeitig als „Delivery Organisation“<br />
nachfrageorientiert alles aus, was die Linie bzw. die Partner von LDC forderten. 481 In<br />
einigen Bereichen - wie z.B. Leadership (Führungskräfteausbildung) oder Risk &<br />
Compliance (Rechtliche Aus- und Weiterbildung für alle Mitarbeiter der<br />
Geschäftsgruppe) - bestand jedoch eine klare Richtung mit einem übersichtlichen,<br />
strategisch ausgerichteten Angebot. Massnahmen zur Förderung einer Lernkultur<br />
bestanden keine.<br />
Wie das bestehende Angebot zustande kam, ist einfach zu erklären: Früher wurden nach<br />
dem Giesskannenprinzip Ausbildungskataloge entwickelt, die über die Jahre anwuchsen.<br />
Von Jahr zu Jahr wurde jeweils von neuem überlegt, ob die einzelnen Angebote für die<br />
Bank noch zweckdienlich seien. 482 Da man nachfrageorientiert handelte, wurden zudem<br />
diejenigen Aus- und Weiterbildungsbedürfnisse befriedigt, bei denen die entsprechenden<br />
Business Partner den grössten Druck auf LDC ausüben konnten. Die erwähnten<br />
Angebote mit einer klar strategischen Ausrichtung wurden deshalb so organisiert, weil<br />
von aussen klare strategische Vorgaben bestanden, die das UBS Ausbildungsressort zu<br />
erfüllen hatte. 483 So galten für Risk und Compliance Ausbildungen von der<br />
Bankiervereinigung klare inhaltliche Vorgaben, zu denen sich die Bank verpflichtet hatte.<br />
Nach dieser Analyse war es demnach nicht mehr verwunderlich, dass die Partner von<br />
LDC das momentane Aus- und Weiterbildungsangebot gar nicht erkannten oder als sehr<br />
unstrukturiert wahrnahmen. 484<br />
Wie sollte aber das übergeordnete Angebot in Zukunft aussehen?<br />
„Übergeordnetes Ziel sowohl für die angebots- wie auch die<br />
nachfrageorientierte Ausbildung sollte es sein, sich zu einer<br />
Organisation zu entwickeln, die eine klare Ausrichtung hat, welche die<br />
Partner unterstützt, die aber klare Ansprüche hat, nur Sachen zu liefern,<br />
die einen klaren Impact 485 im Unternehmen generieren.“ 486<br />
480 Vgl. Interview mit M. Gauch, L. Honisch, R. Imhasly, J. Joos, B. Koye, M. Utz, A. Wagner und R. Weber.<br />
481 Vgl. Interview mit C. Duschletta und C. Heini.<br />
482 Vgl. Interview mit A. Wagner.<br />
483 Vgl. Interview mit C. Heini.<br />
484 Vgl. Interview mit M. Gauch.<br />
485 Mehr zu Business Impact siehe Unterkapitel 2.2.4 „Generieren von Optionen“.<br />
486 Interview mit C. Duschletta.
Empirische Untersuchungen 159<br />
Angebotsorientiert sollte vor allem die Client Experience Ausbildung nach einem klaren<br />
Entwicklungspfad für den Kundenberater strukturiert werden. In Bezug auf die<br />
Lernkultur sollte eine Kultur geschaffen werden, die den Transfer des Gelernten in den<br />
Arbeitsalltag fördert.<br />
Die dargestellte übergeordnete Ausgestaltung des Angebotes durch den Leiter des LDC<br />
ist kein Zufall: Mit der Investition in den LDC soll für die Bank eine möglichst grosse<br />
Hebelwirkung in Form von Business Impact erzeugt werden. Diese Hebelwirkung ist<br />
allerdings nur gering, wenn alles angeboten und überall jeder Wunsch erfüllt wird. Die<br />
Gefahr, dass sich das Ausbildungsressort verzettelt, ist gross. Somit gilt es, ein klares<br />
Profil für eine Ausbildungsorganisation zu erarbeiten. Diese grundsätzlichen Gedanken<br />
müssten sich u.a. auch Ausbildungsorganisationen in anderen Unternehmen machen. Aus<br />
diesem Grund müsste diesem Punkt in einer weiteren Forschungsarbeit unbedingt noch<br />
nachgegangen werden. 487<br />
Analyse des Reifegrades der Bildungsorganisation<br />
Alle Interviewpartner äusserten sich in irgendeiner Form zu dieser Subkategorie. Häufig<br />
wird beschrieben, in welchem Reifestadium sich das UBS Ausbildungsressort zum<br />
Zeitpunkt der Befragung befand und wie es sich darauf basierend weiterentwickeln<br />
müsste. Für diesen Entwicklungsweg werden die unterschiedlichsten Voraussetzungen<br />
genannt. Alle Interviewpartner sind jedoch überzeugt, dass die vom EC Case anvisierten<br />
Leistungen nur dann erbracht werden können, wenn es der Organisation gelingt, sich zu<br />
verändern. Damit ist die Existenz dieser Subkategorie für die Positionierung mit<br />
Sicherheit bestätigt.<br />
Zum Reifestadium, in dem sich das UBS Ausbildungsressort zum Zeitpunkt der<br />
Befragung befand, und wie es sich entwickeln müsste, kann folgende Beschreibung von<br />
Duschletta, Leiter des LDC, herangezogen werden:<br />
„Seitdem ich mich im Feld „Training“ bewege, ist vermutlich zuerst<br />
implizit und dann reflektiert immer mehr explizit eine Überzeugung<br />
gewachsen, dass eben tatsächlich Lernen viel, viel mehr ist als pures<br />
Training. Ich habe realisiert, dass wir hervorragend darin sind,<br />
Trainingsmassnahmen und ganze Programme, nicht nur einzelne<br />
Seminärchen, sondern auch ganze integrierte, holistische<br />
Programmreihen, basierend auf einem realen Bedürfnis, aufzubauen.<br />
Leider war es sehr oft so, dass das Training für den individuellen<br />
Teilnehmer limitiert war. Damit wird das Potenzial, über den einzelnen<br />
Teilnehmer heraus Wirkung in der Organisation zu erzeugen, nur<br />
beschränkt genutzt. Ich verspürte einen intrinsischen Drang, Lernen<br />
weiter zu treiben: von Training zu Learning, von Class Room zu<br />
487 Siehe Hauptkapitel VI, 2. Kapitel „Desiderata für weiterführende Forschungsaktivitäten“.
160 Empirische Untersuchungen<br />
integrierten Prozessen mit Arbeitsplatzintegration, von delegierten<br />
Ausbildungen zu mitgeownten Ausbildungen durch Business und<br />
Linienmanagerinvolvement. Das war der Ursprungspunkt des späteren<br />
Projekts, wo der EC Case den Grundstein legte.“ 488<br />
Aus den Ausführungen kann geschlossen werden, dass sich das UBS Ausbildungsressort<br />
nach dem Modell von Deiser von der <strong>St</strong>ufe 2 „Massgeschneidertes Lernen“ zur <strong>St</strong>ufe 3<br />
„Verknüpfungen mit internen Change-Initiativen“ weiterentwickeln müsste. Diese<br />
Veränderung setzt gemäss den Interviewpartnern voraus, dass folgende Voraussetzungen<br />
erfüllt sind: 489<br />
• Nähe der Bildungsorganisation zur gesamten Organisation, d.h. Business Orientierung<br />
• Anerkennung des UBS Ausbildungsressorts durch Vertreter des Business als Ausund<br />
Weiterbildungsexperten<br />
• Gute Mischung von Fachleuten: einerseits Inhaltsexperten aus dem Business und<br />
andererseits Ausbildungsexperten mit Entscheidungskompetenz<br />
• Leadership Attention und Sponsoren<br />
• Professionalisierunsgrad in der Ausbildungsorganisation muss vorhanden sein<br />
• Prozessorganisiertes Vorgehen der Ausbildungseinheit mit entsprechender<br />
Infrastruktur, Kompetenz der Mitarbeiter und Verankerung in der Organisation selber<br />
Die aufgezeigten Voraussetzungen hängen nicht nur von der Reife der<br />
Bildungsorganisation ab, sondern auch davon, wie das Unternehmen der Aus- und<br />
Weiterbildung gegenübersteht. Diese Perspektive ist somit bei der Subkategorie Analyse<br />
des Reifegrades der Bildungsorganisation unbedingt mit einzubeziehen.<br />
Analyse der <strong>St</strong>euerungsformen internationaler Unternehmen<br />
Auch diese Subkategorie bestätigte sich: Es gab keinen Interviewpartner, der zu dieser<br />
Subkategorie keinen Bezug nahm. Aufgezeigt wurden die einzelnen Länderstrategien in<br />
Asien und Amerika. Darauf aufbauend wurde überlegt, wie sich Europa im Vergleich<br />
dazu positionieren sollte. Gemeinsamkeiten, Anschlussfähigkeiten und Unterschiede<br />
zwischen den einzelnen Regionen wurden gründlich diskutiert. 490 Somit hatte diese<br />
Subkategorie massgebenden Einfluss darauf, wie schlussendlich die Positionierung in<br />
Europa vorgenommen wurde. Die Wichtigkeit dieser Subkategorie für das UBS<br />
488 Interview mit C. Duschletta.<br />
489 Vgl. Interview mit L. Honisch, R. Imhasly und A. Wagner.<br />
490 Vgl. Interview mit R. Imhasly, J. Joos und A. Wagner.
Empirische Untersuchungen 161<br />
Ausbildungsressort ist sicherlich damit zu erklären, dass der Branding-Faktor eines<br />
Learning and Development Centers zentrales <strong>St</strong>andbein des EC Case war. 491<br />
Nach dem vorgestellten Modell von Bartlett und Ghoshal verfolgt die UBS mit seinen<br />
Ausbildungseinheiten in Asien, Amerika und Europa eine multinationale <strong>St</strong>rategie mit<br />
der Tendenz, diese in eine transnationale <strong>St</strong>rategie zu verwandeln. 492 Angenommen wird,<br />
dass dieses Vorgehen vorerst nicht abhängig ist von der Frage, wie Ausbildung zu<br />
organisieren ist. Vielmehr hängt diese Beobachtung mit der länderspezifischen<br />
Organisation der UBS zusammen und mit der Art und Weise, wie sie die entsprechenden<br />
Märkte bearbeiten möchte. Erst neuerdings wird im Zusammenhang mit dem EC Case<br />
überlegt, wie die Ausbildungseinheiten im In- und Ausland zusammenhängend<br />
aufeinander ausgerichtet und auf einer übergeordneten Ebene koordiniert werden können.<br />
Es ist anzunehmen, dass dies wiederum mit dem Reifegrad der Organisation<br />
zusammenhängt.<br />
Analyse der Bildungsstrategie anderer Unternehmensgruppen<br />
Im Verlaufe der Auswertung ergab sich in der Kategorie ‚Analyse der Einflusskräfte der<br />
Bildungsorganisation‘ eine weitere Subkategorie: Analyse der Bildungsstrategie anderer<br />
Unternehmensgruppen. Was ist darunter zu verstehen?<br />
Mehrere Interviewpartner wiesen darauf hin, 493 dass bei der Positionierung einer<br />
Bildungsstrategie auf Ebene der Geschäftsgruppe, wie dies bei diesem Beispiel der Fall<br />
ist, auch die Bildungsstrategien der weiteren Geschäftsgruppen von Bedeutung sein<br />
können. So sei in Bezug auf UBS die Positionierung der <strong>St</strong>rategie des UBS<br />
Ausbildungsressorts GWM&BB völlig unabhängig von den anderen<br />
Unternehmensgruppen erfolgt; je länger je mehr müsse man sich in Zukunft aber auch<br />
mit den Bildungsstrategien des UBS Investmentbanking und des UBS Asset Management<br />
auseinandersetzen. 494 Zur Bestätigung dieser Aussagen stehen jedoch keine<br />
ausreichenden Erhebungen zur Verfügung. Ist sie mit gewinnbringenden Synergien<br />
zwischen den einzelnen Unternehmensgruppen zu begründen? Ein Beispiel dafür wäre<br />
das Betreiben einer gemeinsamen Lernplattform: Es macht wenig Sinn, dass jede<br />
Unternehmensgruppe - so gross sie auch sein mag - eine unterschiedliche Lernplattform<br />
betreibt, da dies einen Austausch der Inhalte verunmöglicht.<br />
Daher ist an dieser <strong>St</strong>elle eine neue Subkategorie entstanden.<br />
491 Siehe 1. Kapitel, Unterkapitel 1.2 „Das Ausbildungsressort von UBS GWM&BB“.<br />
492 Vgl. Interview R. Imhasly, J. Joos und A. Wagner.<br />
493 Vgl. Interview mit R. Imhasly, J. Joos und R. Weber.<br />
494 Vgl. Interview mit J. Joos.
162 Empirische Untersuchungen<br />
Zusammengefasst lässt sich die Kategorie ‚Analyse der Einflusskräfte der<br />
Bildungsorganisation‘ wie folgt erläutert: Die Subkategorie Analyse des bestehenden<br />
Bildungsangebotes hat sich bestätigt. Vom Vorgehen her wird allerdings nicht nur das<br />
momentane Angebot betrachtet, sondern auch überlegt, wie dieses Angebot zustande<br />
kam. Danach wird erforscht, wie die Kunden das momentane Angebot wahrnehmen, und<br />
zuletzt überlegt, wie das Angebot sein sollte und warum. Auch die Subkategorie Analyse<br />
des Reifegrades der Bildungsorganisation hat sich als zutreffend erwiesen: Einerseits ist<br />
es wichtig zu wissen, in welchem Reifestadium sich die Ausbildungseinheit befindet und<br />
wohin sie sich entwickeln soll. Dazu müssen aber andererseits gewisse Voraussetzungen<br />
erfüllt sein. Diese wiederum hängen nicht nur von der Reife der Bildungsorganisation<br />
selber ab, sondern auch davon, wie das Unternehmen der Aus- und Weiterbildung<br />
gegenübersteht. Die Subkategorie Analyse der <strong>St</strong>euerungsformen internationaler<br />
Unternehmen erwies sich ebenfalls als sinnvoll. Eine weitere Subkategorie wurde am<br />
Ende dieser Kategorie ermittelt: die Analyse der Bildungsstrategie anderer<br />
Unternehmensgruppen.<br />
2.2.1.4 Integrierte Betrachtung<br />
Das Ziel der nächsten Kategorie besteht darin, eine integrierte Betrachtungsweise der<br />
Kategorien Umwelt und Bildungsorganisation zu erreichen, so dass sich für die<br />
Bildungsorganisation mögliche <strong>St</strong>rategieoptionen herauskristallisieren können.<br />
Dieses Vorgehen lässt sich beim EC Case durch die Interviewpartner und die<br />
Auswertung der besuchten Informationsveranstaltungen bestätigen. Der EC Case sollte<br />
kein Sammelsurium von Einzelelementen bleiben. 495 Wie wurde aber eine integrierte<br />
Betrachtungsweise im Falle des EC Case erreicht? Es war nicht möglich, dieses<br />
Vorgehen aus dem zur Verfügung stehenden Auswertungsmaterial zu eruieren. Damit<br />
bleibt dahingestellt, ob dieser Schritt systematisch vollzogen wurde oder nicht. Laut<br />
Duschletta, dem Leiter des LDC, basiert gerade dieser Prozessschritt auch auf den<br />
individuellen Überzeugungen des Verantwortlichen für Lernen im Unternehmen:<br />
„Ich glaube zudem, dass die Frage, was richtig oder falsch in der<br />
Ausbildung ist, trotz allem Research eine individuelle, persönliche<br />
Prägung hat. Lernende sind unterschiedlich und es hat Wertigkeiten<br />
darin, die mit den Unternehmenswerten übereinstimmen müssen. Hier<br />
bringt der Verantwortliche für das Lernen einen Anteil von persönlicher<br />
Färbung in eine Organisation rein. Er muss von einem Weg überzeugt<br />
sein, den man gehen muss, auch wenn es sich nicht immer evident<br />
beweisen lässt.“ 496<br />
495 Vgl. Interview mit R. Imhasly.<br />
496 Interview mit C. Duschletta.
Empirische Untersuchungen 163<br />
Wie gross ist der Einfluss der persönlichen Prägung des Ausbildungsverantwortlichen in<br />
der Ausbildungsorganisation wirklich? Diese Frage lässt sich aufgrund der Erhebungen<br />
ebenfalls nicht schlüssig beantworten.<br />
Ergeben sich aus der Auswertung noch weitere Kategorien oder gar Hauptkategorien?<br />
Dies soll Gegenstand des nächsten Unterkapitels sein.<br />
2.2.2 Weitere Hauptkategorien und Kategorien zur Analyse der Positionierung<br />
Aus der Auswertung ergeben sich keine Hinweise darauf, dass eine zusätzliche<br />
Hauptkategorie oder eine Kategorie zu den bereits bestehenden hinzugefügt werden<br />
sollten. 497<br />
2.2.3 Zusammenfassung der Analyse der Positionierung<br />
Die folgende Abbildung fasst die Ergebnisse zusammen:<br />
Analyse der Einflusskräfte auf eine Bildungsorganisation<br />
Ausgangssituation<br />
Analyse der Einflusskräfte der Umwelt Analyse der Einflusskräfte der Bildungsorganisation<br />
Kunde Analyse des bestehenden Bildungsangebotes<br />
Andere Funktionseinheiten im Unternehmen Analyse des Reifegrades der Bildungsorganisation<br />
Wettbewerber<br />
Analyse der <strong>St</strong>euerungsformen internationaler<br />
Unternehmen<br />
Weitere Anspruchsgruppen<br />
Allgemeine Umwelt<br />
Analyse der Bildungsstrategie anderer<br />
Unternehmensgruppen<br />
Integrierte Betrachtung<br />
Abbildung 57: Weiterentwickelter Bezugsrahmen zur Analyse der Positionierung 498<br />
Durch die Auswertungsmethode der qualitativen Inhaltsanalyse ist es gelungen, den<br />
<strong>St</strong>rukturprozessschritt der Analyse aus dem im letzten Kapitel präsentierten<br />
Bezugsrahmen weiterzuentwickeln. Die Ergebnisse können wie folgt zusammengefasst<br />
werden: Weder Hauptkategorien noch Kategorien wurden zugefügt oder gestrichen. Die<br />
Kategorie ,Integrierte Betrachtung‘ wurde jedoch inhaltlich geringfügig ergänzt, indem<br />
unterstrichen wurde, dass die persönliche Überzeugung des Ausbildungsverantwortlichen<br />
hier von besonderer Bedeutung sei. Das Bild der Subkategorien stellt<br />
sich wie folgt dar: In der Kategorie Umwelt wurden keine Subkategorien ergänzt; doch<br />
manche Subkategorien erhielten eine andere Ausrichtung: Es stellte sich heraus, dass die<br />
Subkategorie Kunde zentral ist. Schlüsselfrage ist hier, ob es eine Segmentierung gibt,<br />
die die verschiedenen Geschäftsbereiche übergeordnet verbindet. In der Subkategorie<br />
497 Vgl. alle Erhebungsnotizen (siehe Anhang A und C).<br />
498 Eigene Darstellung.
164 Empirische Untersuchungen<br />
Andere Funktionseinheiten wurden die Bereiche Risk & Compliance und Linie ergänzt,<br />
während die Zulieferer in der Subkategorie Weitere Anspruchsgruppen gestrichen<br />
werden konnten. Bei der Kategorie Bildungsorganisation wurden alle drei bestehenden<br />
Subkategorien bestätigt, wobei die ersten zwei inhaltlich erweitert wurden. Zudem wurde<br />
eine neue Subkategorie geschaffen: Analyse der Bildungsstrategie anderer<br />
Unternehmensgruppen.<br />
2.2.4 Generieren von Optionen<br />
Inhalt dieses <strong>St</strong>rukturprozessschrittes ist die zielorientierte Veränderung der Beziehung<br />
zu den Anspruchsgruppen. Mit der Argumentation, dass es für eine Bildungsorganisation<br />
nur Sinn macht, eine Marktstrategie zu verfolgen, kristallisierten sich im letzten<br />
Hauptkapitel vier <strong>St</strong>rategieoptionen für den Bezugsrahmen heraus. Wie sind diese nun<br />
aus der Unternehmenspraxis heraus zu beurteilen? Werden sie als Kategorien bestätigt,<br />
gestrichen oder ergänzt? Macht es wirklich keinen Sinn, eine Wettbewerbsstrategie zu<br />
fahren? Die Antworten auf diese Fragen sollen Inhalt dieses Unterkapitels sein.<br />
Wie bereits im Bezugsrahmen aufgezeigt, besteht bei einer Bildungsorganisation das<br />
Hauptziel nicht darin, dem Kunden eine möglichst vielseitige Palette von Aus- und<br />
Weiterbildungsdienstleistungen zu „verkaufen“. Es ist vielmehr das Ziel, mit den<br />
gegebenen Ressourcen einen möglichst grossen Wert im Unternehmen zu schaffen. In<br />
der Unternehmenspraxis wird dieses Ziel mit der Formulierung „Erzeugen von Business<br />
Impact“ umschrieben. 499 Die Auswertungen sowohl der Interviews wie auch der<br />
Informationsveranstaltungen zeigten immer wieder auf, dass das Erzeugen von Business<br />
Impact das höchste geforderte Ziel ist. 500 Die Erzielung eines möglichst hohen Business<br />
Impact kann jedoch nur durch eine konsequente Ausrichtung der Bildungsorganisation<br />
auf den Kunden (und nicht auf den Wettbewerber) erreicht werden. 501 So Duschletta,<br />
Leiter des LDC:<br />
„Ziel kann es nicht sein „alles zu tun“, sondern sich darauf zu<br />
konzentrieren, die richtigen Dinge zu tun. Selbstverständlich sollte man<br />
dabei kundenfreundlich und zuverlässig sein, aber Sachen sollten auch<br />
zurückgestossen werden können. Dazu braucht man einen<br />
Bezugsrahmen, wo man eine Bedarfsmeldung positionieren kann.<br />
Ansonsten wird man ein Serviceprovider und dann fährt man eine reine<br />
Wettbewerbsstrategie: Dabei geht es dann darum, schneller und<br />
499 Siehe 1. Kapitel, Unterkapitel 1.2 „Das Ausbildungsressort von UBS GWM&BB“.<br />
500 Vgl. Interview mit M. Gauch, R. Imhasly, B. Koye, D. Pacozzi, A. Wagner und R. Weber.<br />
501 Siehe Hauptkapitel III, Unterkapitel 4.2.2 „Generieren von Optionen“.
Empirische Untersuchungen 165<br />
günstiger produzieren zu können als andere. Und dies können alle<br />
anderen auch.“ 502<br />
Diese Argumentation zeigt, dass einzig eine Marktstrategie für eine Bildungsorganisation<br />
der richtige Weg sein kann.<br />
Wie sind die <strong>St</strong>rategieoptionen einer Marktstrategie in der Unternehmensrealität der<br />
Bildungsorganisation zu beurteilen?<br />
2.2.4.1 Variation der Marktstrategie<br />
Bei der <strong>St</strong>rategieoption der Variation geht es, wie im Bezugsrahmen schon aufgezeigt,<br />
um die Frage, inwieweit eine Veränderung der Marktstrategie erforderlich ist. Drei<br />
Optionen stehen zur Verfügung: Beibehaltung der Marktposition, Umpositionierung oder<br />
Neupositionierung auf dem Markt. 503<br />
Zahlreiche Textpassagen aus den Interviews konnten dieser Kategorie zugeordnet<br />
werden. 504 Beschrieben wurde die Ausgangssituation der UBS Bildungsorganisation: Das<br />
Ausbildungsressort war bestrebt, sämtlichen Wünschen aller Kunden Genüge zu<br />
leisten. 505 Bestanden Ressourcenengpässe, entwickelte sich insofern eine Priorisierung,<br />
als diejenigen Kunden zum Zuge kamen, denen es gelang, den grössten Druck auf die<br />
Bildungsorganisation auszuüben. Ziel des EC Case war es, eine klare Neupositionierung<br />
nach den Kundensegmenten Leadership, Next Generation und Client Experience<br />
vorzunehmen.<br />
„Es galt, unsere Prioritäten zu umreissen und klar zu werden, wie wir<br />
uns im Gefüge verstehen. Dies war wichtig, denn es ist das absolute<br />
Fundament, ohne das es nicht geht, um E&D neu zu positionieren. (...)<br />
Ansonsten werden wir unglaubwürdig mit dem, was wir liefern bzw. sind<br />
nicht eingebettet in einen Gesamtzusammenhang.“ 506<br />
Somit kann bezüglich der <strong>St</strong>rategieoption der Variation der Schluss gezogen werden,<br />
dass hinsichtlich der <strong>St</strong>rategieentstehung einer Bildungsorganisation grundsätzlich die<br />
gleichen Optionen bestehen, sprich, die Marktposition beibehalten, umpositionieren und<br />
neu positionieren. Die Motive für die gewählte Marktposition sind aber grundsätzlich<br />
anders gelagert als bei einem direkt am Markt wirkenden Unternehmen: Ziel der<br />
Bildungsorganisation ist es, einen möglichst grossen Business Impact zu generieren und<br />
nicht, seinen Kunden möglichst viel Aus- und Weiterbildungsdienstleistungen zu<br />
offerieren. Damit hat sich die Kategorie Variation des Bezugsrahmens bestätigt.<br />
502<br />
Interview mit C. Duschletta.<br />
503<br />
Vgl. Müller-<strong>St</strong>ewens und Lechner (2003), S. 243.<br />
504<br />
Vgl. Interview mit u.a. M. Gauch, L. Honisch, B. Koye, D. Pacozzi, M. Schacke, M. Utz und A. Wagner.<br />
505 Vgl. Interview mit B. Koye.<br />
506 Interview mit M. Utz.
166 Empirische Untersuchungen<br />
2.2.4.2 Substanz der Marktstrategie<br />
Die zentrale Frage bei dieser <strong>St</strong>rategieoption lautet, welcher Kundennutzen angeboten<br />
werden soll: Ist eine Präferenz oder eine Preis-Mengen-<strong>St</strong>rategie für<br />
Ausbildungsleistungen zu wählen? Im Bezugsrahmen werden Gründe dafür aufgezeigt,<br />
weshalb es für eine Bildungsorganisation keinen Sinn macht, eine einseitige<br />
Preisstrategie zu fahren. 507 Dann würde die Option zwischen zwei <strong>St</strong>rategien wählen zu<br />
können, wegfallen; einzig eine Präferenzstrategie würde sich als richtiger Weg erweisen.<br />
Interessanterweise wurde an keiner einzigen <strong>St</strong>elle, weder in den geführten Interviews,<br />
noch in den beobachteten Informationsveranstaltungen, über diese Art von<br />
<strong>St</strong>rategieoption reflektiert. 508 Damit dürften sich die im Bezugsrahmen angeführten<br />
Annahmen und Erklärungen als richtig erweisen. Durch weitere gezielte Forschung<br />
müssten die Gründe für eine reine Präferenzstrategie noch genauer eruiert werden. Mit<br />
Sicherheit lässt sich jedoch bestätigen, dass diese <strong>St</strong>rategieoption in der<br />
Unternehmenspraxis der Bildungsorganisation nicht existiert. Aus diesem Grund kann<br />
die Kategorie Substanz gestrichen werden.<br />
2.2.4.3 Feld der Marktstrategie<br />
Der Bezugsrahmen im letzten Hauptkapitel zeigte auf, dass bei der <strong>St</strong>rategieoption Feld<br />
Marktsegmente und Zielgruppen innerhalb der Ebene bestimmt werden, auf welcher die<br />
<strong>St</strong>rategie zu entwickeln ist. Dies kann über zwei Haupteinflussgrössen geschehen: über<br />
die Marktabdeckung (Anzahl der bearbeiteten Segmente) und mit dem Entscheid darüber,<br />
ob diese mit alten oder neuen Produkten verfolgt werden soll. Der Bezugsrahmen zeigte<br />
des Weiteren auf, dass die sich daraus ergebenen <strong>St</strong>rategieoptionen im Bildungsbereich<br />
ebenso anzutreffen sind wie in anderen Unternehmen. Im Bildungsbereich sind allerdings<br />
andere Motive für die Wahl der <strong>St</strong>rategieoptionen ausschlaggebend als bei externen<br />
Unternehmen: Die Bildungsorganisation ist bei ihrem Entscheid vom Gedanken geleitet,<br />
wo sie mit der gegebenen Ressourcenrestriktion die grössten Hebeleffekte, also Business<br />
Impact, für das Unternehmen erzeugen kann.<br />
In der Unternehmensrealität der Bildungsorganisation bezeugen zahlreiche<br />
Interviewstellen 509 wie auch zu diesem Thema geführte Informationsveranstaltungen, 510<br />
dass diese Kategorie von <strong>St</strong>rategieoptionen von zentraler Bedeutung für die<br />
Positionierung einer Bildungsorganisation ist. Im EC Case und dem ihm nachgelagerten<br />
Implementierungsprojekt beschäftigte vor allem die Frage, wie das Marktsegment der<br />
507<br />
Siehe Hauptkapitel III, Unterkapitel 4.2.2.2 „Substanz der Marktstrategie“.<br />
508<br />
Vgl. alle Erhebungsnotizen (siehe Anhang A und C).<br />
509<br />
Vgl. Interview mit u.a. C. Duschletta, C. Heini, A. Wagner und R. Weber.<br />
510 Vgl. Erhebungsnotizen vom 21. und 29. November 2006, 15. Dezember 2006 und 2. Februar 2007.
Empirische Untersuchungen 167<br />
Client Experience einerseits zu segmentieren und andererseits mit neuen Bildungsprodukten<br />
auszustatten ist. Somit lautete die entscheidende Frage hier:<br />
„Wie schaut das Curriculum für den Kundenberater und für den Desk<br />
Head 511 aus? Was sind die Inhalte, auf die wir fokussieren, was ist<br />
standardisierbar, was muss customized werden, pro Region, pro<br />
Business Area 512 oder pro Segment? 513 (…) Wir sind jetzt so weit, dass<br />
wir die Gemeinsamkeiten definieren. Ziel ist es, ein Framework für ein<br />
Curriculum und für die Zertifizierung zu schaffen, wozu wir alle ja sagen<br />
können. Wenn wir an diesem Punkt sind, haben wir Transparenz über die<br />
Regionen und die Segmente, so dass wir dann den Inhalt regional<br />
abfüllen.“ 514<br />
In Bezug auf die Bildungsprodukte wurde für das Segment Client Experience<br />
entschieden, dass das Curriculum aus drei unterschiedlichen Zertifizierungsstufen<br />
bestehen soll, wobei die erste <strong>St</strong>ufe auf selbstständigem Lernen, basierend auf neuen<br />
innovativen E-Learning Produkten, beruhen soll.<br />
Damit ist auch diese Kategorie des Bezugsrahmens vollumfänglich bestätigt.<br />
Schlüsselfrage bei der Segmentierung bleibt stets, was die Geschäftsbereiche inhaltlich<br />
auf übergeordneter Ebene verbindet.<br />
2.2.4.4 <strong>St</strong>il der Marktstrategie<br />
Beim <strong>St</strong>il einer Marktstrategie geht es um die Frage, wie die ausgewählten<br />
Marktsegmente und Zielgruppen konkret anzusprechen und zu bearbeiten sind. Der<br />
Bezugsrahmen hat aufgezeigt, dass ein geeigneter Marketing-Mix für eine<br />
Bildungsmassnahme zwar erfolgsentscheidend ist, jedoch keinen Einfluss darauf hat, ob<br />
der Kunde das Produkt wählt oder nicht. Wie sieht die Unternehmensrealität der<br />
Bildungsorganisation aus?<br />
Erstaunlicherweise fand sich weder in einem der Interviews noch in der Auswertung der<br />
Informationsveranstaltungen auch nur eine einzige Textpassage, die sich dieser Kategorie<br />
hätte zuordnen lassen. 515 Es ist anzunehmen, dass sich diese <strong>St</strong>rategieoption wegen ihrer<br />
untergeordneten Bedeutung, wie bereits im Bezugsrahmen argumentiert, erst bei der<br />
Wertschöpfung abzeichnet. Damit kann diese Art von Kategorie bei der<br />
Weiterentwicklung des Bezugsrahmens gestrichen werden.<br />
511 Der Desk Head ist der Teamleiter eines Kundenberaterteams bei UBS.<br />
512<br />
Der Geschäftsbereich GWM&BB ist nach Business Areas organisiert. Business Areas fassen mehrere Regionen<br />
zusammen.<br />
513<br />
Innerhalb der Business Areas besteht eine weitere Kundensegmentierung, welche die Kunden nach zu<br />
betreuendem Vermögen einteilt.<br />
514 Interview mit R. Weber.<br />
515 Vgl. alle Erhebungsnotizen (siehe Anhang A und C).
168 Empirische Untersuchungen<br />
2.2.5 Weitere Kategorien zu den möglichen <strong>St</strong>rategieoptionen<br />
Können die aufgeführten Kategorien der <strong>St</strong>rategieoptionen des Bezugsrahmens mit<br />
weiteren Kategorien ergänzt werden?<br />
Im Bezugsrahmen wie auch in den Ergebnissen zur Positionierung wurde unter der<br />
Subkategorie Analyse des bestehenden Bildungsangebots aufgezeigt, dass zum<br />
Leistungsspektrum der Bildungsorganisation sowohl angebots- und nachfrageorientierte<br />
Aus- und Weiterbildungsdienstleistungen als auch Aufbau und Förderung einer<br />
Lernkultur gehören. 516 Wie bereits dargestellt, beinhaltet die Gestaltung von Lernkulturen<br />
die Schaffung eines Möglichkeitsraums für selbstorganisierendes Lernen auf<br />
unterschiedlichen Ebenen. In einer Lernkultur manifestieren sich folglich Einstellungen<br />
und Werte gegenüber Lernen auf individueller, gruppenbezogener, organisationaler und<br />
gesellschaftlicher Ebene. 517 Beziehen sich die bis anhin vorgestellten Kategorien<br />
ausschliesslich auf die Aus- und Weiterbildungsprodukte, so befasst sich keine der<br />
<strong>St</strong>rategieoptionen damit, dass die Lernkultur entweder so belassen werden kann, wie sie<br />
momentan ist (alt) oder aber verändert werden kann (neu). Somit erweist sich eine neue<br />
Kategorie „Lernkultur alt oder neu“ als sinnvoll.<br />
Sowohl die Interviews 518 wie auch die Auswertungen der Informationsveranstaltungen 519<br />
lassen das Begründen dieser neuen Kategorie sinnvoll erscheinen: Zentrales Thema im<br />
EC Case war die Frage, wie der Transfer des anlässlich einer jeden angebotenen Ausbzw.<br />
Weiterbildungsdienstleistung Gelernten in den Arbeitsalltag verbessert werden<br />
kann. Als Antwort darauf wurde eine Änderung der Lernkultur vorgeschlagen: Einerseits<br />
sollte der traditionelle Kurs aufgebrochen werden, 520 indem das Gewicht von der<br />
Präsenzphase des Kurses in die Vorbereitung und in die Nachbereitung des Kurses<br />
verlagern würde. Voraussetzung dafür wäre, die gesamte Bank zur Einsicht zu bringen,<br />
dass Freiräume erforderlich sind, damit Lernen auch in der Nicht-Präsenzphase erfolgen<br />
kann. Andererseits sollte ein Netzwerk von Subject Matter Experts aufgebaut werden. 521<br />
Diese Fachexperten sollen den Transfer des Gelernten in den Arbeitsalltag zusätzlich<br />
fördern. Bei diesen beiden vorgeschlagenen Massnahmen handelt es sich um Initiativen<br />
zur Veränderung der Lernkultur, da damit, gemäss der Definition von Lernkultur, mehr<br />
Freiraum für selbstorganisiertes Lernen geschaffen wird. Dieser Freiraum kann auf<br />
516 Siehe Hauptkapitel III, Unterkapitel 4.2.1.3 „Analyse der Einflusskräfte der Bildungsorganisation“, Analyse des<br />
bestehenden Bildungsangebotes im Unternehmen.<br />
517 Vgl. Sonntag et al. (2004), o.S.<br />
518 Vgl. Interview mit u.a. C. Duschletta, M. Gauch, C. Heini, L. Honisch, R. Imhasly, A. Wagner und R. Weber.<br />
519 Vgl. Erhebungsnotizen vom 22. September 2006 sowie 2. Februar 2007.<br />
520 Vgl. Interview mit M. Gauch.<br />
521 Vgl. Interview mit M. Gauch, C. Heini, R. Imhasly und A. Wagner.
Empirische Untersuchungen 169<br />
unterschiedlicher Ebene wahrgenommen werden: Individuell, weil mit diesen beiden<br />
Massnahmen der einzelne Mitarbeiter mehr Verantwortung für sein eigenes Lernen<br />
erhält; gruppenbezogen, weil Subject Matter Experts nicht einzelne Individuen, sondern<br />
Gruppen von Mitarbeitern mit ihrem Transfer in den Arbeitsalltag ansprechen sollen und<br />
schliesslich organisational, weil die ganze Organisation ihre Einstellung, wann gelernt<br />
wird und wann nicht, ändern muss.<br />
2.2.6 Zusammenfassung des Generierens von Optionen<br />
Die folgende Abbildung fasst die Ergebnisse zusammen:<br />
Variation: alt<br />
Feld: Rückzug<br />
Lernkultur: alt<br />
<br />
<br />
<br />
neu<br />
Diversifikation<br />
neu<br />
Abbildung 58: Weiterentwickelter Bezugsrahmen zum Generieren von Optionen der<br />
Positionierung 522<br />
Die Weiterentwicklung des Bezugsrahmens für diesen <strong>St</strong>rukturprozessschritt gestaltet<br />
sich wie folgt: Hauptmotiv für die Wahl der <strong>St</strong>rategieoption in der entsprechenden<br />
Kategorie ist nicht das „Verkaufen“ von möglichst vielen Aus- und<br />
Weiterbildungsdienstleistungen im Unternehmen, sondern das Erzeugen eines möglichst<br />
hohen Business Impact. Dazu haben sich drei verschiedene Kategorien als<br />
<strong>St</strong>rategieoptionen bestätigt. Zwei davon, Variation und Feld, können unter dem Aspekt<br />
der Effektivität (to do the right things), also der richtigen Auswahl der zu bedienenden<br />
Kunden, zusammengefasst werden. 523 Unter dem Aspekt der Effizienz (do the things<br />
right), also eine stärkere Wirkung im Ziel, hat sich die Einführung einer neuen Kategorie<br />
als sinnvoll erwiesen: Über die <strong>St</strong>rategieoption Beibehaltung (alt) oder Veränderung<br />
(neu) der Lernkultur kann ein wesentlicher Beitrag zum Business Impact erreicht<br />
werden. 524 Die Kategorien Substanz und <strong>St</strong>il haben sich in der Unternehmensrealität der<br />
Bildungsorganisation nicht als bestätigt erwiesen. Annahmen für die Gründe hierfür<br />
wurden getroffen.<br />
2.2.7 Entscheiden für eine Alternative<br />
An den <strong>St</strong>rukturprozessschritt des Generierens von Optionen schliesst sich deren<br />
Bewertung und Kombination zu einem konsistenten strategischen Programm an. Die im<br />
522<br />
Eigene Darstellung.<br />
523<br />
Vgl. Interview mit L. Honisch und A. Wagner.<br />
524 Vgl. Interview mit R. Imhasly.
170 Empirische Untersuchungen<br />
Bezugsrahmen ausgewählten Analyse- und Beurteilungsverfahren beinhalten die<br />
Kategorien Angemessenheit, Zielerreichung, Durchführbarkeit und Konsistenz.<br />
Wie bereits im Bezugsrahmen angenommen, ergeben sich aus der<br />
Bildungsunternehmenspraxis keine Hinweise darauf, dass sich diese Kategorien von<br />
anderen <strong>St</strong>rategieentscheidungen unterscheiden. 525<br />
2.2.8 Besonderheiten der Betrieblichen Bildung<br />
Während der Interviews gaben die Interviewpartner immer wieder konkrete Hinweise<br />
darauf, was das Arbeiten im betrieblichen Bildungsbereich so speziell erscheinen lässt.<br />
Diese Hinweise wurden nicht speziell der Positionierung oder der Wertschöpfung von<br />
Bildungsstrategien zugeordnet, sondern erfolgten mehr aus Gründen des Verständnisses.<br />
Bei der Auswertung konnten die verschiedenen Hinweise zu Kategorien verdichtet<br />
werden. Der Vollständigkeit halber sollen die auf diese Weise gebildeten Kategorien in<br />
diesem Unterkapitel aufgezeigt werden.<br />
Einfluss auf effektives Lernen<br />
Fast alle Interviewpartner weisen darauf hin, 526 dass eine Ausbildungseinheit noch so<br />
grosse Anstrengungen unternehmen könne, Lernen in der Organisation zu fördern;<br />
schlussendlich habe diese Ausbildungseinheit nur einen geringen Einfluss darauf, ob das<br />
Individuum effektiv lernt. Die Gründe dafür sind unterschiedlich. 527 Ob der Mensch im<br />
Unternehmen lernt, ist von vielen externen Faktoren abhängig, welche das<br />
Ausbildungsressort nur bedingt beeinflussen kann:<br />
„Was macht der Vorgesetzte? Was machen seine Peers? Was sagt der<br />
Markt? Der Kunde? Wie sieht sein Arbeitsplatz aus? Ganz banale<br />
Sachen… es gibt so viele Einflussfaktoren, die das Lernen des<br />
Mitarbeiters beeinflussen.“ 528<br />
Doch auch individuelle Faktoren bestimmen mit, ob der Mitarbeiter in der Organisation<br />
bereit ist zu lernen: Soll wirkliches Lernen geschehen, so müssen Inhalte des objektiven<br />
Wissens über die Welt in die <strong>St</strong>rukturen des individuellen Denkens übernommen<br />
werden. 529 Ob bzw. inwieweit dieser Prozess beim Individuum stattfindet, hängt u.a. stark<br />
von dessen Motivation ab, aber auch vom Freiraum, der ihm zur Verfügung steht, vom<br />
Vertrauen, das ihm entgegengebracht wird und insbesondere von den Lerngewohnheiten,<br />
die es zu gestalten gilt. Nur das Individuum, welches lernen soll, kann im Endeffekt diese<br />
525<br />
Vgl. alle Erhebungsnotizen (siehe Anhang A und C).<br />
526<br />
Vgl. Interview mit u.a. C. Duschletta, L. Honisch, A. Wagner und R. Weber.<br />
527 Vgl. Dubs (1995), S. 161 und S. 164 und Seufert (2008), o.S.<br />
528 Interview mit R. Weber.<br />
529 Vgl. Dubs (1997), S. 73.
Empirische Untersuchungen 171<br />
Faktoren beeinflussen. Mit dem Aufbau und der Förderung einer Lernkultur versucht<br />
eine Ausbildungsorganisation, auf die externen und individuellen Faktoren dennoch<br />
Einfluss zu nehmen.<br />
Messbarkeit in der Betrieblichen Bildung<br />
Sowohl in der Wissenschaft als auch in der Praxis ist inzwischen bekannt, wie sich durch<br />
Lernen Business Impact erzeugen lässt. 530 Trotzdem erweist es sich im Bildungsbereich<br />
als schwierig, den aufgrund einer Bildungsmassnahme oder eines<br />
Bildungsstrategiewechsels erzeugten Business Impact zu messen. Zahlreiche Autoren<br />
und Wissenschaftler schlagen zwar Modelle zur Bemessung von Leistungen der<br />
Betrieblichen Bildung vor, 531 doch die Grundproblematik bleibt immer dieselbe: Nie lässt<br />
sich die Erhöhung von Business Impact im Unternehmen alleine auf die Aus- oder<br />
Weiterbildung als den ausschlaggebenden Faktor zurückführen. 532<br />
Expertendasein im Bildungsbereich<br />
Viele Interviewpartner bemerken, dass sich ein Expertendasein im Aus- und<br />
Weiterbildungsbereich gegenüber den Geschäftspartnern ausserhalb des<br />
Ausbildungsressorts sich als schwierig gestalten würde. Die Gründe dafür können<br />
vielfältig sein:<br />
„Jeder ist in die Schule gegangen und deshalb hat jeder das Gefühl zu<br />
wissen, wie Ausbildung funktioniert - schliesslich ist Ausbildung keine<br />
Rocket Science.“ 533<br />
Eine weitere Erklärung dafür ist, dass Aus- und Weiterbildung immer über die zu<br />
schulenden Inhalte geschieht. Experten im Bildungsbereich des Unternehmens verfügen<br />
zwar über eine grosse Expertise in Ausbildungsfragen, haben aber häufig nur allgemeine<br />
Kenntnisse über die zu schulenden Inhalte. Dies führt zu einer Art Verlust an<br />
Wissensautorität gegenüber den Geschäftspartnern; sind sich diese doch von ihrer<br />
früheren Schulzeit her gewohnt, dass ein Ausbildungsverantwortlicher auch fachlich alles<br />
weiss.<br />
530 Vgl. Interview mit A. Wagner. Siehe auch Bentley (1990); Analoui (1993); Sims (1999); Piezzi (2002);<br />
Kirkpatrick (2005) und Jetter, Kirbach und Wottawa (2005).<br />
531 Siehe u.a. Hummel (2001); Paschmann (2004); Ehlers und Schenkel (2005); Gust und Weiss (2005); Lang<br />
(2006); Philips und Schirmer (2005) und Schöni (2006).<br />
532 Vgl. Interview mit L. Honisch, D. Pacozzi, M. Utz und A. Wagner.<br />
533 Interview mit L. Honisch.
172 Empirische Untersuchungen<br />
2.3 Zusammenfassende Betrachtung<br />
Die folgende Abbildung stellt den aufgrund der Unternehmensrealität weiterentwickelten<br />
Bezugsrahmen der Positionierung zur Entstehung von Bildungsstrategien<br />
zusammenfassend dar:<br />
Analyse<br />
Generieren von<br />
Optionen<br />
Entscheiden für<br />
eine Alternative<br />
Positionierung<br />
Analyse der Einflusskräfte auf eine Bildungsorganisation<br />
Analyse der Einflusskräfte<br />
der Umwelt<br />
Kunde<br />
Andere Funktionseinheiten<br />
Wettbewerber<br />
Weitere Anspruchsgruppen<br />
Allgemeine Umwelt<br />
Variation: alt<br />
Feld: Rückzug<br />
Lernkultur: alt<br />
Ausgangssituation<br />
Analyse der Einflusskräfte des<br />
Unternehmens<br />
Analyse des bestehenden<br />
Bildungsangebotes<br />
Analyse des Reifegrades der<br />
Bildungsorganisation<br />
Analyse der <strong>St</strong>euerungsformen<br />
internationaler Unternehmen<br />
Analyse der Bildungsstrategie<br />
anderer Unternehmensgruppen<br />
Integrierte Betrachtung<br />
<br />
<br />
<br />
neu<br />
Diversifikation<br />
neu<br />
Angemessenheit, Zielerreichung, Durchführbarkeit und Konsistenz<br />
Abbildung 59: Weiterentwickelter Bezugsrahmen der Positionierung 534<br />
Damit sind die eingangs gestellten Fragen der Fallanalyse beantwortet:<br />
1. Analyse: Welche Einflusskräfte der Umwelt wirken auf die Organisation?<br />
Antwort: Der Kunde, Andere Funktionseinheiten, Wettbewerber, Weitere<br />
Anspruchsgruppen und die Allgemeine Umwelt.<br />
534 Eigene Darstellung.
Empirische Untersuchungen 173<br />
2. Analyse: Welche Einflusskräfte des Unternehmens selber wirken auf die<br />
Organisation?<br />
Antwort: Das bestehende Bildungsangebot, der Reifegrad der Bildungsorganisation,<br />
die <strong>St</strong>euerungsformen internationaler Unternehmen und die Bildungsstrategien<br />
anderer Unternehmensgruppen.<br />
3. Analyse: Wie stellt die Organisation den Bezug zwischen internen und externen<br />
Einflusskräften her?<br />
Antwort: Gleich wie bei anderen <strong>St</strong>rategieentstehungsprozessen. Die persönliche<br />
Überzeugung des Ausbildungsverantwortlichen ist hier jedoch von besonderer<br />
Bedeutung.<br />
4. Generieren von Optionen: Welche Art von Optionen ergeben sich aus der<br />
Analyse/integrierten Betrachtungsweise?<br />
Antwort: Die Optionen Variation, Feld und Beibehaltung oder Veränderung der<br />
Lernkultur.<br />
5. Entscheiden für eine Alternative: Nach welchen Kriterien werden die<br />
Gestaltungsoptionen bewertet?<br />
Antwort: Nach den Kriterien Angemessenheit, Zielerreichung, Durchführbarkeit und<br />
Konsistenz.<br />
3 FALLSTUDIE 2: WERTSCHÖPFUNG<br />
Die folgende Fallstudie richtet sich nach dem gleichen Vorgehensplan wie die erste. 535<br />
Dies umfasst wiederum die Schritte: 1. Fragestellung der Fallanalyse, 2. Falldefinition,<br />
3. Methoden zur Fallerhebung, 4. Vorgehen zur Materialaufbereitung und<br />
5. Auswertungsverfahren. Die folgenden zwei Unterkapitel sollen die aufgezeigten<br />
Schritte erläutern.<br />
3.1 Untersuchungsdesign<br />
Ziel der folgenden Fallstudie ist es, in der Unternehmensrealität die Wertschöpfung als<br />
Teil des <strong>St</strong>rategieentstehungsprozesses bei Bildungsstrategien vertieft zu analysieren und<br />
theoriebildend weiterzuentwickeln. Dazu sind, wie einleitend zu Beginn des<br />
Hauptkapitels bereits aufgezeigt worden ist, Fragen aus dem entworfenen Bezugsrahmen<br />
entwickelt worden. Dies sind die Fragestellungen der Fallanalyse:<br />
1. Analyse: Wie sieht das Wertschöpfungsmodell der Branche aus?<br />
535 Vgl. Mayring (2002), S. 43; Yin (2003), S. 21 und Gläser und Laudel (2004), S. 59 ff.
174 Empirische Untersuchungen<br />
2. Analyse: Wie sieht das eigene Wertschöpfungsmodell aus?<br />
3. Analyse: Wie stellt die Organisation den Bezug zwischen den beiden<br />
Wertschöpfungsmodellen her?<br />
4. Generieren von Optionen: Welche Optionen ergeben sich in Bezug auf die<br />
Konfiguration der Wertschöpfung?<br />
5. Generieren von Optionen: Welche Optionen ergeben sich in Bezug auf die Gestaltung<br />
der Wertschöpfung?<br />
6. Entscheiden für eine Alternative: Nach welchen Kriterien werden die<br />
Gestaltungsoptionen bewertet?<br />
Was soll als Falldefinition gelten? Wie bereits erwähnt, soll die Entstehung der<br />
E-Learning <strong>St</strong>rategie des Teams „E-Learning Solutions“ im UBS Ausbildungsressort von<br />
GWM&BB im Jahr 2007 Inhalt des Falles sein. Der Fokus liegt hierbei aber nur auf der<br />
Wertschöpfung; die Positionierung wird, soweit wie nötig, kurz dargestellt, aber nicht<br />
analysiert.<br />
Da der UBS Auftrag an das Team „E-Learning Solutions“, eine E-Learning <strong>St</strong>rategie zu<br />
entwickeln, das Schwergewicht auf die Implementierung, also der Wertschöpfung der<br />
E-Learning <strong>St</strong>rategie setzte, repräsentiert diese Fallanalyse die Wertschöpfung der<br />
Bildungsstrategieentstehung.<br />
3.1.1 Datenerhebung und -aufbereitung<br />
Zum Ausarbeiten der E-Learning <strong>St</strong>rategie wurde im UBS Ausbildungsressort eine<br />
mehrköpfige interdisziplinäre Arbeitsgruppe ins Leben gerufen. Im Zeitraum September<br />
2007 bis November 2007 (3 Monate) fanden mit dieser Arbeitsgruppe eine Vielzahl von<br />
Workshops zum Thema statt. Am 13. November 2007 wurden die Ergebnisse der<br />
Workshops im Management Team Meeting (MTM) vorgestellt. 536 Resultat dieser Sitzung<br />
war der Auftrag, Kommunikationsmassnahmen zu lancieren und einen Business Case für<br />
die Erwägung von neuen E-Learning Technologien zu starten. 537<br />
Untersuchungsgegenstand sind daher die Inhalte der einzelnen Workshops zur<br />
Wertschöpfung der E-Learning <strong>St</strong>rategie. Um die Vorgänge in diesen Workshops<br />
aufzunehmen, wählte die Autorin das Erhebungsverfahren der teilnehmenden<br />
Beobachtung. „Hierbei steht der Beobachter nicht passiv-registrierend ausserhalb seines<br />
Gestaltungsbereiches, sondern nimmt selbst Teil an der sozialen Situation, in welche der<br />
Gegenstand eingebettet ist. Er steht in direkter persönlicher Beziehung mit den<br />
536 Das MTM konzentriert sich auf LDC-strategische Aufgaben/Projekte und abteilungsübergreifenden Themen.<br />
537 Vgl. Erhebungsnotizen vom 13. November 2007.
Empirische Untersuchungen 175<br />
Beobachteten; er sammelt Daten, während er an deren natürlichen Lebenssituation<br />
partizipiert. Man verspricht sich davon, näher am Gegenstand zu sein, mehr die<br />
Innenperspektive erheben zu können.“ 538 Eine Liste der von der Autorin protokollierten<br />
Workshops ist im Anhang zu finden (vgl. Anhang D: Verzeichnis der protokollierten<br />
Workshops zur E-Learning <strong>St</strong>rategie). 539<br />
Zur Aufbereitung wurden die Erhebungsnotizen zu zusammenfassenden Protokollen<br />
verarbeitet. Damit wird das Material vereinheitlicht und dessen allgemeines Niveau<br />
schrittweise erhöht. 540<br />
3.1.2 Auswertung<br />
Auch in dieser Fallstudie fand die Auswertung nach der Methode der qualitativen<br />
Inhaltsanalyse statt. Gleich der ersten Fallstudie war es Ziel der Auswertung, anhand der<br />
aufgezeigten Fragen einerseits die im Bezugsrahmen aufgezeigten Kategorien in der<br />
Fallanalyse zu erkennen, und andererseits, wenn nötig, theoriebildend zu ergänzen. Die<br />
qualitative Inhaltsanalyse stellt dazu die zielführendste Methode dar. Wiederum erfolgte<br />
die Auswertung mit Hilfe des Excelprogrammes.<br />
Auch hier stellten sich zu Beginn der Auswertung die gleichen Ausgangsfragen: Welche<br />
konkreten Kategorien sollen für die Auswertung herangezogen werden? Und unter<br />
welchen Bedingungen kann eine neue Kategorie gegründet werden?<br />
Der im letzten Hauptkapitel verwendete Bezugsrahmen lieferte die benötigten Kategorien<br />
für die Auswertung: Es wurde davon ausgegangen, dass das Vorgehen zur<br />
<strong>St</strong>rategieentstehung bei Bildungsstrategien gleich verläuft. Deshalb galten wiederum die<br />
<strong>St</strong>rukturprozessschritte Analyse, Generieren von Optionen und Entscheiden für eine<br />
Alternative als Grundstruktur, um die verschiedenen Kategorien zu ordnen. Die<br />
Kategorien konnten verschiedene Ebenen besitzen: Hauptkategorie, Kategorie und<br />
Subkategorie (vgl. Abbildung 60 und 61).<br />
538 Mayring (2002), S. 80.<br />
539 In alle protokollierten Workshops kann bei Bedarf bei der Autorin Einsicht genommen werden.<br />
540 Vgl. Mayring (2002), S. 94.
176 Empirische Untersuchungen<br />
Analyse der Wertschöpfung einer<br />
Bildungsorganisation<br />
Wertschöpfungsmodell<br />
der<br />
Branche<br />
Ausgangssituation<br />
Eigenes<br />
Wertschöpfungsmodell<br />
Integrierte Betrachtung<br />
Hauptkategorie<br />
Kategorie<br />
Kategorie<br />
Kategorie<br />
Abbildung 60: Hauptkategorie und Kategorien der Analyse der Wertschöpfung 541<br />
Bei der Analyse ergab sich die Hauptkategorie ‚Analyse der Wertschöpfung einer<br />
Bildungsorganisation‘. Diese Hauptkategorie konnte in die Kategorien<br />
‚Ausgangssituation‘, ‚Wertschöpfungsmodell der Branche‘, ‚Eigenes<br />
Wertschöpfungsmodell‘ und ‚Integrierte Betrachtung‘ unterteilt werden.<br />
Beim nächsten <strong>St</strong>rukturprozessschritt Generieren von Optionen konnten die beiden<br />
folgenden Hauptkategorien ausgemacht werden (vgl. Abbildung 61): ‚Konfiguration der<br />
Wertschöpfung‘ und ‚Gestaltung der Wertschöpfung‘. Die erste Hauptkategorie<br />
beinhaltet die Kategorien ‚Orchestrator‘, ‚Integrator‘ und ‚Schichtenspezialist‘. Die<br />
zweite Hauptkategorie konnte wiederum in die Kategorien ‚Aktivitätsstrategie‘ und<br />
‚Ressourcenstrategie‘ unterteilt werden. Die Kategorie ,Aktivitätsstrategie‘ besass die<br />
Subkategorien Konzeption, Wertschöpfungstiefe, Fokus und Neuerungsverhalten.<br />
541 Eigene Darstellung.
Empirische Untersuchungen 177<br />
Konfiguration der Wertschöpfung<br />
Orchestrator<br />
Integrator<br />
Schichtenspezialist<br />
Gestaltung der Wertschöpfung<br />
Aktivitätsstrategie Ressourcenstrategie<br />
Konzeption<br />
Wertschöpfungstiefe<br />
Fokus<br />
Neuerungsverhalten<br />
Hauptkategorie<br />
Kategorie<br />
Kategorie<br />
Kategorie<br />
Hauptkategorie<br />
Kategorie<br />
Subkategorie<br />
Subkategorie<br />
Subkategorie<br />
Subkategorie<br />
Abbildung 61: Hauptkategorien, Kategorien und Subkategorien Generieren von Optionen<br />
der Wertschöpfung 542<br />
Entscheiden für eine Alternative wies die Kategorien Angemessenheit, Zielerreichung,<br />
Durchführbarkeit und Konsistenz auf. Was unter den einzelnen aufgezählten Kategorien<br />
zu verstehen ist, lässt sich dem Bezugsrahmen im vorherigen Hauptkapitel entnehmen. 543<br />
Wurde innerhalb der aufgezeigten Kategorienstruktur eine neue Hauptkategorie bzw.<br />
Kategorie oder Subkategorie gegründet, musste diese genau definiert werden. Allgemein<br />
können Aussagen nur dann eine Kategorienart begründen, wenn sich aus ihnen in<br />
aggregierter Form ein Überbegriff ableiten lässt.<br />
3.2 Ergebnisse<br />
Die folgenden Ergebnisse beziehen sich auf die Wertschöpfung der Entstehung der<br />
E-Learning <strong>St</strong>rategie. Um die Auswertungsergebnisse aus ihrem Zusammenhang heraus<br />
zu verstehen, soll an dieser <strong>St</strong>elle die aus der Positionierung entstandene formulierte<br />
E-Learning <strong>St</strong>rategie dargestellt werden.<br />
Die formulierte E-Learning <strong>St</strong>rategie des UBS Ausbildungsressorts weist zwei<br />
Hauptkomponenten auf: 544 Die erste Hauptkomponente der <strong>St</strong>rategie zeigt auf, an<br />
welchen Eckpfeiler der übergeordneten LDC <strong>St</strong>rategie sie anknüpft und wozu sie einen<br />
542<br />
Eigene Darstellung.<br />
543<br />
Siehe Hauptkapitel III, 3. Kapitel „Analyse der Entstehung von <strong>St</strong>rategien“ und 4. Kapitel „Bezugsrahmen I:<br />
Entstehung von Bildungsstrategien“.<br />
544 Vgl. Erhebungsnotizen vom 13. November 2007.
178 Empirische Untersuchungen<br />
Beitrag leistet; die zweite Hauptkomponente der <strong>St</strong>rategie stellt dar, wohin sich das<br />
E-Learning des UBS Ausbildungsressorts in den nächsten Jahren entwickeln soll.<br />
So soll die E-Learning <strong>St</strong>rategie speziell die strategischen Säulen HIL, Effizienz und<br />
Geschwindigkeit der übergeordneten LDC <strong>St</strong>rategie fördern. 545 und 546 Bis zum heutigen<br />
Tag werden zahlreiche verschiedene sog. E-Channels für die Konzeption von Aus- und<br />
Weiterbildungsmassnahmen verwendet: Dazu gehören Web Based Trainings (WBT’s),<br />
E-Lectures 547 und E-Tests. Ein E-Channel ist die Art und Weise, wie dem Lernenden bei<br />
UBS Lerninhalte präsentiert und verteilt werden. 548 Die Gesamtheit aller vorhandenen E-<br />
Channels von UBS bildet die sog. „Learning Delivery E-Channel Architecture“. Die<br />
definierte <strong>St</strong>rategie gibt nun an, dass die bestehende Learning Delivery E-Channel<br />
Architecture mittelfristig besser genutzt werden sollte, indem alte wie auch neue<br />
Ausbildungsinitiativen der UBS vermehrt mit E-Channels ausgestaltet werden.<br />
Langfristig wird das Ziel angestrebt, die bestehende Architektur um sinnvolle weitere<br />
E-Channels zu erweitern, wie z.B. dem E-Channel Virtual Classroom. 549<br />
Dieser <strong>St</strong>rategiebeitrag soll sowohl mittel- wie auch langfristig anhand von<br />
standardisierten Prozessen innerhalb des UBS Ausbildungsressorts stattfinden. 550 Wie<br />
sind diese Prozesse auszugestalten? Die Wertschöpfung befasst sich mit dem<br />
Innenverhältnis des Unternehmens und stimmt dieses sozusagen auf das gewählte<br />
Aussenverhältnis ab. So wird es Ziel der Wertschöpfung sein, diese standardisierten<br />
Prozesse aufzuzeigen.<br />
3.2.1 Analyse der Wertschöpfung einer Bildungsorganisation<br />
Gleich dem Bezugsrahmen beginnt der erste <strong>St</strong>rukturprozessschritt der Analyse der<br />
Wertschöpfung mit der Hauptkategorie ,Analyse der Wertschöpfung einer<br />
Bildungsorganisation‘. Im folgenden Unterkapitel sollen diese Hauptkategorie mit ihren<br />
zugehörigen Kategorien überprüft und ggf. ergänzt werden. Darauf folgt ein zusätzliches<br />
Unterkapitel, welches den Zusatz weiterer Hauptkategorien und Kategorien diskutiert. In<br />
einem weiterem Unterkapitel werden die Erkenntnisse der Analyse zusammengefasst.<br />
Darauf folgt der nächste <strong>St</strong>rukturprozessschritt Generieren von Optionen.<br />
545<br />
Vgl. Schöni (2007), S. 4 f.<br />
546<br />
Siehe 1. Kapitel, Unterkapitel 1.2 „Das Ausbildungsressort von UBS GWM&BB“.<br />
547<br />
E-Lecture ist ein E-Learning Channel, der erlaubt, eine PowerPoint-Präsentation mit Audio, Video und<br />
Annotation zu verbinden. Vgl. Schöni (2007), S. 11.<br />
548 Vgl. Korner (2007b), S. 1.<br />
549 Der E-Channel Virtual Classroom erlaubt ein Lernen, bei dem Lehrperson und Lernende zeitlich und örtlich<br />
getrennt sind. Dabei stellt die Lehrperson Kursinhalte durch ein Kursmanagementsystem zur Verfügung. Vgl.<br />
Schöni (2007), S. 12.<br />
550 Vgl. Erhebungsnotizen vom 11. und 20. September 2007.
Empirische Untersuchungen 179<br />
3.2.1.1 Ausgangssituation<br />
Auf welcher Ebene im Unternehmen ist die E-Learning <strong>St</strong>rategie für den Bildungsbereich<br />
zu implementieren? Dies ist nach dem entwickelten Bezugsrahmen die Frage, mit<br />
welcher sich die Ausgangssituation beschäftigt.<br />
Aufgabe des interdisziplinären Teams war es, eine E-Learning <strong>St</strong>rategie für das gesamte<br />
UBS Ausbildungsressort zu entwickeln. 551 Diese ordnet sich allerdings der höheren LDC<br />
<strong>St</strong>rategie unter und ist eine <strong>St</strong>rategieentstehung auf Ebene des Teams „E-Learning<br />
Solutions“ innerhalb der LDC Bildungsorganisation. 552<br />
Diese Tatsache war für die Diskussionen zwischen den einzelnen Mitgliedern der<br />
Arbeitsgruppe von grosser Wichtigkeit, denn immer wieder musste der Bezug zur nächst<br />
höheren LDC <strong>St</strong>rategie klar aufgezeigt werden. Dadurch konnte der Frage nachgegangen<br />
werden, als was sich das Team im Gesamtgefüge der Ausbildungsorganisation sah.<br />
Damit ist die Bedeutung dieser Kategorie als gegeben zu betrachten.<br />
3.2.1.2 Wertschöpfungsmodell der Branche<br />
Nach dem entworfenen Bezugsrahmen besteht die nächste Kategorie darin, die<br />
Wertschöpfungsstruktur mit ihren einzelnen Wertschöpfungspotenzialen zu analysieren.<br />
Diese Analyse erfolgt über die Betrachtung des exemplarischen Wertschöpfungsmodells<br />
einer Bildungsorganisation der gleichen Branche.<br />
Dieses Vorgehen bestätigte sich in der Unternehmenspraxis der UBS jedoch nicht: In den<br />
durchgeführten Workshops zur Entstehung der E-Learning <strong>St</strong>rategie befasste sich die<br />
Arbeitsgruppe kein einziges Mal damit, wie das Wertschöpfungsmodell in Bezug auf<br />
E-Learning einer Bildungsorganisation der gleichen Branche aussehen könnte. 553 Wurde<br />
die Betrachtung dieser Perspektive in den Workshops einfach vergessen oder bewusst<br />
ausgeklammert? Basierend auf den protokollierten Erhebungsnotizen kann keine<br />
schlüssige Antwort auf diese Frage gegeben werden. Es ist anzunehmen, dass das<br />
Wertschöpfungsmodell einer Bildungsorganisation der gleichen Branche deshalb nicht<br />
interessiert, weil die Organisationen nicht in direktem Wettbewerb zueinander stehen.<br />
Dies bestätigen auch die erste Fallanalyse sowie der entworfene Bezugsrahmen: Für eine<br />
Bildungsorganisation macht es nur Sinn, eine Marktstrategie zu fahren. 554<br />
Wettbewerbsstrategien dagegen sind für Bildungsorganisationen nicht geeignet. 555 Aus<br />
diesem Grund ist diese Kategorie zu streichen. Inwieweit dieses Forschungsergebnis auch<br />
551<br />
Vgl. Erhebungsnotizen vom 4. September 2007.<br />
552<br />
Vgl. Erhebungsnotizen vom 11. und 20. September 2007.<br />
553<br />
Vgl. alle Erhebungsnotizen (siehe Anhang D).<br />
554<br />
Siehe 2. Kapitel, Unterkapitel 2.2.4 „Generieren von Optionen“.<br />
555<br />
Begründung siehe Hauptkapitel III, Unterkapitel 4.2.2 „Generieren von Optionen“ bei der Positionierung.
180 Empirische Untersuchungen<br />
ausserhalb des UBS Kontextes gilt, müsste in einer weiteren Forschungsarbeit überprüft<br />
werden. 556<br />
3.2.1.3 Eigenes Wertschöpfungsmodell<br />
Ganz anders als bei der letzten Kategorie verliefen die Diskussionen der Arbeitsgruppe<br />
zu dieser Kategorie: Fast in jedem stattfindenden Workshop wurde über das eigene<br />
E-Learning Wertschöpfungsmodell diskutiert. 557 Gesprächsthema war zu Beginn das Ziel,<br />
eine eigene Wertkette aufzuzeigen und zu charakterisieren. Schnell wurde dadurch klar,<br />
worin das Team „E-Learning Solutions“ seine Kernkompetenzen aufbauen musste.<br />
Sobald die Wertkette zur E-Learning <strong>St</strong>rategie bestand, stellte sich die Frage, wo im<br />
übergeordneten Prozess des LDC diese anknüpfen muss. Des Weiteren beruht die<br />
Wertkette ja auf der bestehenden Learning Delivery E-Channel Architecture. Würde sich<br />
die Wertkette verändern, falls die Architektur durch weitere E-Channels erweitert werden<br />
sollte? Ziel war es, eine von E-Channel unabhängige Wertkette festzulegen.<br />
Waren die zentralen Schritte in der Wertkette erst einmal charakterisiert und deren<br />
Abhängigkeiten festgelegt, drehten sich die Diskussionen darum, wie ein standardisierter<br />
E-Learning Produktions- und Unterhaltungsprozess zu erreichen sei. Treiber für das<br />
Aussehen der Wertkette war eine möglichst schlanke Abwicklung von Kundenanfragen.<br />
Kostentreiber und finanzielle Gesichtspunkte in der Wertschöpfungskette selber waren<br />
kein Gesprächsthema - eine Eigenheit, die erstaunlich ist. Diesem Phänomen müsste in<br />
einer weiteren Forschungsarbeit ausserhalb des UBS Kontextes nachgegangen werden. 558<br />
Wiederum sind die Gründe für diese Beobachtung aus den protokollierten<br />
Erhebungsnotizen nicht ersichtlich. Es kann von zwei Erklärungen ausgegangen werden:<br />
Erstens werden bei UBS die intern entstehenden Kosten der einzelnen Abteilungen nicht<br />
untereinander verrechnet. Ein Team wird somit nicht auf Basis der intern anfallenden<br />
Kosten beurteilt, sondern über die interne Kundenzufriedenheit. Aus diesem Grund liegt<br />
das Hauptaugenmerk darauf, die geschaffene Wertkette auf diese Zielgrösse<br />
auszurichten. Zweitens werden die anfallenden Kosten auch nicht mit einer<br />
Konkurrenzorganisation verglichen. Damit besteht kein Anreiz, diese zu minimieren.<br />
Das eigene Wertschöpfungsmodell lässt sich kurz darstellen und beschreiben:<br />
556 Siehe Hauptkapitel VI, 2. Kapitel „Desiderata für weiterführende Forschungsaktivitäten“.<br />
557 Vgl. Erhebungsnotizen vom 25. und 28. September 2007 sowie vom 4., 10., 17. und 31. Oktober 2007.<br />
558 Siehe Hauptkapitel VI, 2. Kapitel „Desiderata für weiterführende Forschungsaktivitäten“.
Empirische Untersuchungen 181<br />
LDC<br />
Process<br />
<strong>St</strong>rategic Portfolio<br />
Planning<br />
E-Channel<br />
Process<br />
Request Management<br />
Select the E-channel<br />
in the method mix<br />
<strong>St</strong>andard Delivery<br />
E-Channel<br />
Architecture<br />
Learning Solution<br />
Development<br />
Design<br />
the Echannel<br />
Pilot<br />
and<br />
Rollout<br />
Lifecycle<br />
Management/<br />
Maintenance<br />
Change Requests<br />
Abbildung 62: E-Learning Wertschöpfungsmodell von UBS 559<br />
Aufgrund einer Aus- bzw. Weiterbildungsnachfrage besteht der erste Schritt darin, aus<br />
der gegebenen Learning Delivery E-Channel Architecture den passenden E-Channel<br />
auszuwählen. Dieser ist im richtigen Methodenvorschlag einzubetten. Wird das<br />
vorgeschlagene Ausbildungskonzept im übergeordneten LDC Prozess für gut befunden,<br />
geht es darum, die Lerninhalte mit dem entsprechend gewählten E-Channel lerngerecht<br />
auszugestalten und die Ausbildung danach durchzuführen und zu verbreiten. Diese<br />
Prozessschritte unternimmt das Team „E-Learning Solutions“ nicht alleine, sondern mit<br />
ausgewählten Partnern aus der LDC Organisation. Der letzte Prozessschritt besteht im<br />
Sammeln der Änderungsvorschläge für die konzipierte Ausbildung, damit der<br />
Unterhaltungsprozess sichergestellt werden kann. Eingebettet ist diese E-Learning<br />
Wertkette in den übergeordneten LDC Prozess. „Gefüttert“ wird die E-Learning<br />
Wertkette von der Learning Delivery E-Channel Architecture. Diese Architektur wird<br />
wiederum in einem standardisierten Prozess laufend auf mögliche Erweiterungen<br />
überprüft. 560<br />
Somit ist diese Kategorie vollumfänglich bestätigt.<br />
3.2.1.4 Integrierte Betrachtungsweise<br />
Der nächste und letzte Prozessschritt der Analyse der Wertschöpfung besteht darin, die<br />
externe und interne Sichtweise der Wertschöpfung in einer integrierten<br />
Betrachtungsweise zusammenzuführen.<br />
559 Abbildung nach Korner (2007a), S. 11.<br />
560 Vgl. Erhebungsnotizen vom 17. Oktober 2007.
182 Empirische Untersuchungen<br />
Wie bereits aufgezeigt, wurde die externe Sichtweise gar nicht eingenommen. Deswegen<br />
ist es auch nicht erstaunlich, dass dieser Prozessschritt in keinerlei Weise von der<br />
Arbeitsgruppe vollzogen wurde. 561 Damit ist auch diese Kategorie wegzulassen.<br />
3.2.2 Weitere Hauptkategorien und Kategorien zur Analyse der Wertschöpfung<br />
Aus der Auswertung ergeben sich keine Hinweise darauf, dass eine zusätzlich<br />
Hauptkategorie oder eine weitere Kategorie zu den bereits bestehenden hinzugefügt<br />
werden sollte. 562<br />
3.2.3 Zusammenfassung der Analyse der Wertschöpfung<br />
Die folgende Abbildung fasst die Ergebnisse zusammen:<br />
Analyse der Wertschöpfung einer<br />
Bildungsorganisation<br />
Ausgangssituation<br />
Eigenes<br />
Wertschöpfungsmodell<br />
Abbildung 63: Weiterentwickelter Bezugsrahmen zur Analyse der Wertschöpfung 563<br />
Durch die Auswertungsmethode der qualitativen Inhaltsanalyse ist es gelungen, den<br />
<strong>St</strong>rukturprozessschritt der Analyse aus dem im letzten Hauptkapitel entwickelten<br />
Bezugsrahmen weiterzuentwickeln. Die Ergebnisse können wie folgt zusammengefasst<br />
werden: Weder Hauptkategorien noch Kategorien wurden hinzugefügt oder inhaltlich<br />
verändert. Eindeutig konnten aber die Kategorien ‚Wertschöpfungsmodell der Branche‘<br />
und ‚Integrierte Betrachtungsweise‘ gestrichen werden. Eine Aussensicht wird somit in<br />
der Analyse der Wertschöpfung nicht eingenommen.<br />
3.2.4 Generieren von Optionen<br />
Wie im Bezugsrahmen bereits vorgestellt, ergeben sich aus der Analyse der<br />
Wertschöpfung zwei unterschiedliche Hauptkategorien von Optionen: Bei den Optionen<br />
zur Konfiguration der Wertschöpfung geht es um das Zusammenstellen und Abstimmen<br />
des Wertschöpfungsmodells selber. 564 Die Optionen zu <strong>St</strong>rategien der Wertschöpfung<br />
hinterfragen das Wertschöpfungsmodell nicht mehr, sondern orientieren sich an der<br />
561<br />
Vgl. alle Erhebungsnotizen (siehe Anhang D).<br />
562<br />
Vgl. alle Erhebungsnotizen (siehe Anhang D).<br />
563<br />
Eigene Darstellung.<br />
564<br />
Vgl. Müller-<strong>St</strong>ewens und Lechner (2003), S. 391.
Empirische Untersuchungen 183<br />
Gestaltung der Wertschöpfung in Bezug auf deren Verbesserung in Effektivität und<br />
Effizienz. Ergeben sich in der Unternehmenspraxis der Bildungsorganisation ebenfalls<br />
diese beiden Arten von Hauptkategorien?<br />
3.2.4.1 Konfiguration der Wertschöpfung der Bildungsorganisation<br />
Aufgrund des im letzten Unterkapitel vorgestellten E-Learning Wertschöpfungsmodells<br />
der UBS 565 ist anzunehmen, dass das Team „E-Learning Solutions“ als reiner Integrator<br />
funktioniert: So scheinen die einzelnen Wertschöpfungselemente des<br />
Wertschöpfungsmodells keinen Fremdbezug aufzuweisen und vollständig unter eigener<br />
Kontrolle zu stehen. Die Auswertungen der Workshops weisen jedoch ein anderes Bild<br />
auf: 566 Abhängig davon, welcher E-Channel im ersten Wertschöpfungselement für die<br />
anstehende Ausbildungsinitiative gewählt wird, kann das Design des E-Channels<br />
entweder in völliger Eigenproduktion, wie z.B. bei E-Tests, in völliger Fremdproduktion,<br />
wie z.B. bei E-Lectures oder aber teils in Eigen- und teils in Fremdproduktion, wie z.B.<br />
bei einem Web Based Training (WBT), erfolgen. Die nachfolgenden Schritte „Pilot und<br />
Rollout“ und „Change Requests“ werden wieder im Team „E-Learning Solutions“<br />
abgewickelt. Daraus kann geschlossen werden, dass das Team - abhängig davon, welcher<br />
E-Channel gewählt wird - entweder als Orchestrator oder als Integrator funktioniert. Ist<br />
auch ein Wertschöpfungsmodell als Schichtenspezialist für dieses Team vorstellbar?<br />
Im Laufe der Gespräche in den Workshops stellte sich klar heraus, dass sich die Team-<br />
Mitglieder als E-Learning Spezialisten in der gesamten Bank verstehen. 567 Jedesmal,<br />
wenn eine Ausbildung mit E-Learning Komponenten konzipiert werden soll, kommt<br />
dieses Team in irgendeiner Form zum Zuge. Die Aufträge sind aber nicht nur auf die<br />
Geschäftsgruppe GWM&BB beschränkt. Besteht eine genügend grosse Kapazität,<br />
können durchaus auch Aufträge aus anderen Geschäftsgruppen, wie dem<br />
Investmentbanking oder dem Asset Management, angenommen werden. In der<br />
Wertschöpfungskette der erwähnten Geschäftsgruppen stellt damit das Team<br />
„E-Learning Solutions“ einen Schichtenspezialisten dar: In der Konzeption einer<br />
Ausbildung mit E-Learning erbringt das Team für das Wertschöpfungselement des<br />
E-Learning den erforderten Mehrwert.<br />
Mit dieser Auswertung ist die Hauptkategorie Konfiguration der Wertschöpfung des<br />
Bezugsrahmens mit ihren Kategorien in allen Details bestätigt worden: Aufgezeigt<br />
wurde, dass die Optionen des Orchestrators, Integrators und Schichtenspezialisten<br />
möglich sind.<br />
565<br />
Siehe Darstellung eigenes Wertschöpfungsmodell, Abbildung 62.<br />
566<br />
Vgl. Erhebungsnotizen vom 11. und 20. September 2007 sowie 10. Oktober 2007.<br />
567<br />
Vgl. Erhebungsnotizen vom 4. und 28. September 2007, sowie vom 24. Oktober 2007.
184 Empirische Untersuchungen<br />
3.2.4.2 Gestaltung der Wertschöpfung der Bildungsorganisation<br />
Laut Bezugsrahmen hinterfragt diese Hauptkategorie von Optionen das<br />
Wertschöpfungsmodell nicht mehr, sondern orientiert sich an der Gestaltung der<br />
Wertschöpfung in Bezug auf deren Verbesserung in Effektivität und Effizienz. 568 Die<br />
Kategorie ‚Aktivitätsstrategie‘ mit ihren Subkategorien Konzeption,<br />
Wertschöpfungstiefe, Fokus und Neuerungsverhalten strukturiert die möglichen Optionen<br />
der Wertschöpfung im Bildungsbereich. Da im Bezugsrahmen angenommen wurde, dass<br />
sich eine Bildungsorganisation in Bezug auf die zum Einsatz kommenden Ressourcen<br />
nicht von anderen Organisationseinheiten unterscheidet, wurde auf eine genauere<br />
Betrachtung dieser Art von <strong>St</strong>rategieoption verzichtet. Wie sieht die<br />
Unternehmensrealität der Bildungsorganisation aus?<br />
Die Auswertungen aus den einzelnen Workshops zeigen deutlich auf, dass die Gestaltung<br />
der Wertschöpfung in Bezug auf deren Verbesserung in Effektivität und Effizienz ein<br />
zentrales Diskussionsthema war. 569 Hierbei wurde vor allem die Kategorie<br />
,Aktivitätsstrategie‘ in ihren Grundzügen betrachtet. Die Kategorie ,Ressourcenstrategie‘<br />
wurde zwar immer wieder thematisiert, doch weil diese Art von Option in den Händen<br />
der Führungskräfte liegt und nicht in den Kompetenzbereich der Workshopteilnehmer<br />
fällt, wurde dieses Thema immer wieder bewusst ausgeklammert. Es liegen keine<br />
Hinweise darauf vor, dass diese Art von <strong>St</strong>rategieoption beim UBS Ausbildungsressort<br />
anders als bei anderen UBS Organisationseinheiten gehandhabt wird.<br />
Konzeption<br />
War es beim <strong>St</strong>rukturprozessschritt der Analyse gelungen, das eigene<br />
Wertschöpfungsmodell nach einem bestimmten Detaillierungs- und Vernetzungsgrad zu<br />
entwerfen, stellte sich beim <strong>St</strong>rukturprozessschritt des Generierens von Optionen - je<br />
nach Betrachtungsperspektive und Diskussionsbasis - die Frage, ob die Konzeption<br />
einfacher oder komplexer als bis anhin aufgezeigt werden sollte: Diskutierten die<br />
Workshopteilnehmer über die übergeordneten Anknüpfungsprozesse der gesamten LDC<br />
Organisation, wurde das eigene Wertschöpfungsmodell einfacher; debattierte man über<br />
die Vor- und Nachteile der einzelnen Channels in Bezug auf die Produktion, so zeigte<br />
sich die Tendenz, das eigene Wertschöpfungsmodell komplexer und in allen Details<br />
darzustellen. 570<br />
Damit stellt sich diese Subkategorie als gegeben heraus.<br />
568 Vgl. Müller-<strong>St</strong>ewens und Lechner (2003), S. 391.<br />
569 Vgl. Erhebungsnotizen vom 25. und 28. September 2007 sowie vom 4. und 17. Oktober 2007.<br />
570 Vgl. Erhebungsnotizen vom 28. September 2007.
Empirische Untersuchungen 185<br />
Wertschöpfungstiefe<br />
Wie schon bei der Konfiguration der Wertschöpfung angedeutet, wird die Produktion der<br />
Lerninhalte - abhängig von der Wahl des E-Channels - entweder selbst, teils-teils oder<br />
fremd produziert. Doch welche Kriterien sind für die Vergabe der Produktion nach<br />
aussen entscheidend? Bestätigt sich die im Bezugsrahmen dargestellte<br />
Transaktionskostentheorie?<br />
Die Auswertungen zeigen auf, dass nur im Wertschöpfungselement „Design the<br />
E-Channel“ 571 , also bei der eigentlichen Produktion der Lerninhalte, über eine<br />
unterschiedliche Wertschöpfungstiefe nachgedacht wurde. 572 Die anderen<br />
Wertschöpfungselemente schreibt jeder Experte der Arbeitsgruppe dem Team<br />
„E-Learning Solutions“ zu. Für dasjenige Wertschöpfungselement, bei dem über eine<br />
unterschiedliche Wertschöpfungstiefe nachgedacht wird, kristallisierten sich dennoch<br />
klare Gründe für eine Vergabe der Produktion heraus: Kosten, Ressourcenengpässe,<br />
rechtliche Aspekte und Technologie-Know-how sind die meist genannten Kriterien für<br />
die Arbeit des Teams im Verbund mit anderen Partnern. 573<br />
Damit erweist sich die Transaktionskostentheorie im Umfeld des UBS<br />
Ausbildungsressorts als nicht völlig erwiesen: Auf die entstehenden Kosten wird zwar<br />
geachtet, sie stehen aber nicht als einzige Optimierungsgrösse im Raum. Wiederum liesse<br />
sich diese Eigenheit einerseits mit der internen Leistungsverrechnung von UBS erklären.<br />
Andererseits könnten die Gründe dafür gemäss verschiedenen Gesprächspartnern auch<br />
mit der kulturellen Eigenheit von UBS in Zusammenhang stehen, alles selber zu<br />
produzieren zu wollen. 574 Der Frage, ob diese Beobachtung auch in anderen<br />
Ausbildungseinheiten anzutreffen ist, müsste in weiteren Forschungsarbeiten in anderen<br />
Unternehmen vertieft nachgegangen werden. 575 Dennoch zeigt sich, dass die<br />
Subkategorie der Wertschöpfungstiefe ihre Gültigkeit hat. Wie im Bezugsrahmen<br />
angenommen, gehört das Abwägen dieser Optionen, Autarkie oder Verbund, zum<br />
täglichen Geschäft einer Bildungsorganisation.<br />
Fokus<br />
Kostenminimierung oder Nutzenoptimierung des eigenen Wertschöpfungsmodells? Auch<br />
diesen Optionen wurde in der Erarbeitung der Implementierung der E-Learning <strong>St</strong>rategie<br />
571 Siehe Darstellung eigenes Wertschöpfungsmodell, Abbildung 62.<br />
572 Vgl. Erhebungsnotizen vom 28. September 2007, sowie vom 4. und 17. Oktober 2007.<br />
573 Vgl. Schmid (2008), S. B11.<br />
574 Vgl. Interview mit L. Honisch und A. Wagner und Erhebungsnotizen vom 2. Oktober 2007.<br />
575 Siehe Hauptkapitel VI, 2. Kapitel „Desiderata für weiterführende Forschungsaktivitäten“.
186 Empirische Untersuchungen<br />
viel Beachtung geschenkt. 576 Immer wieder wurde auf der einen Seite darüber diskutiert,<br />
inwieweit die Lerninhalte auf die entsprechende Zielgruppe zugeschnitten werden sollten<br />
und ob dies zu den dafür anfallenden Kosten im Verhältnis stehe. Die strategische<br />
Vorgabe, Lerninhalte zu 80% zu standardisieren und zu 20% zielgruppenspezifisch<br />
zuzuschneiden, diente in den Diskussionen als Leitlinie. 577 Auf der anderen Seite<br />
bemühten sich alle Workshopteilnehmer, den Produktionsprozess der Erstellung von<br />
E-Learning mehr und mehr zu standardisieren, so dass Kosten eingespart wurden und<br />
verhältnismässig billig produziert werden konnte. Als Beispiel dafür ist die Verwendung<br />
von sog. E-Learning „Frameworks“ zu nennen, eine Art E-Learning Template. 578 Beim<br />
<strong>St</strong>art eines Projektes muss mithilfe dessen der gewählte E-Channel nicht immer wieder<br />
von vorne programmiert werden, da gewisse <strong>St</strong>andardeinstellungen fixiert sind.<br />
Nichtsdestotrotz legt das UBS Ausbildungsressort das Schwergewicht mehrheitlich auf<br />
die Nutzenoptimierung des eigenen Wertschöpfungsmodells, denn im Urteil der<br />
verschiedenen Lösungsoptionen wird häufig zu Gunsten des Nutzens des internen<br />
Kunden entschieden. Auch hier ist eine mögliche Erklärung im internen<br />
Leistungsverrechnungsmodell der UBS zu suchen.<br />
Damit erweist sich diese Subkategorie mit ihren Optionen in den Diskussionen zur<br />
Wertschöpfung als zentral.<br />
Neuerungsverhalten<br />
Auch in Bezug auf das Neuerungsverhalten erweisen sich in der Unternehmenspraxis der<br />
LDC Organisation die zwei unterschiedlichen <strong>St</strong>rategieoptionen Innovation und Imitation<br />
als sinnvoll. Immer wieder kam es zu Diskussionen über die bestehenden Learning<br />
Delivery E-Channel Architecture und darüber, wie diese am besten erweitert werden<br />
sollte. 579 Nach dem Kriterium der Sozialform (Self-Learning, Instructor-Led und<br />
Collaborative) 580 wurde eine Art Landkarte der verschiedenen bestehenden E-Channels<br />
gezeichnet. Dabei stellte sich heraus, dass bei UBS im Bereich Collaborative noch fast<br />
keine E-Channels bestehen. Sollte man sich hierfür auf alt „bewährte“, am Markt<br />
getestete E-Channels konzentrieren oder sich als Pionier verhalten und etwas völlig<br />
Neues versuchen? Diese Fragen bewogen das MTM dazu, einen Business Case in<br />
576 Vgl. Erhebungsnotizen vom 25. und 28. September 2007 sowie vom 4. und 17. Oktober 2007.<br />
577 Vgl. Erhebungsnotizen 11. September 2007.<br />
578 Vgl. Erhebungsnotizen 17. Oktober 2007.<br />
579 Vgl. Erhebungsnotizen vom 11. und 20. September 2007 sowie vom 17. Oktober 2007.<br />
580 Prinzipiell können Lernumgebungen über verschiedene Grundbausteine arrangiert werden. Einer davon ist die<br />
Sozialform des Lernens. Das Lernen kann sich entweder individualistisch (Self-Learning), eingebunden in einem<br />
Team mit einem Instruktor (Instruktor-Led) oder in einem grösseren Plenum (Collaborative) vollziehen. Vgl. Euler<br />
(2002), S. 8 und Schöni (2007), S. 9.
Empirische Untersuchungen 187<br />
Auftrag zu geben. 581 Auch wenn die Ergebnisse dieses Auftrages noch ausstehen, 582 ist<br />
anzunehmen, dass sich UBS anlässlich der Wahl eines neuen E-Channels für die<br />
Learning Delivery E-Channel Architecture für ein imitierendes Verhalten aussprechen<br />
wird. Dies ist mit der eher konservativen kulturellen Ausprägung von UBS zu<br />
begründen. 583<br />
3.2.5 Weitere Kategorien zu den möglichen <strong>St</strong>rategieoptionen<br />
Aus den Auswertungen ergeben sich keine Hinweise darauf, dass eine weitere<br />
Hauptkategorie, eine weitere Kategorie oder eine weitere Subkategorie ergänzt werden<br />
könnte. 584<br />
3.2.6 Zusammenfassung des Generierens von Optionen<br />
Die folgende Abbildung fasst die Ergebnisse zusammen:<br />
Konfiguration der Wertschöpfung<br />
Orchestrator, Integrator und<br />
Schichtenspezialist<br />
Gestaltung der Wertschöpfung<br />
Aktivitätsstrategie<br />
Konzeption:<br />
Wertschöpfungstiefe:<br />
Fokus:<br />
Neuerungsverhalten:<br />
Ressourcenstrategie<br />
Vielfalt:<br />
Einsatzspektrum:<br />
Vernetzung:<br />
Auslöser:<br />
einfach<br />
Autarkie<br />
Kostenmin.<br />
Imitation<br />
uniform<br />
generalisiert<br />
isoliert<br />
Push<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
komplex<br />
Verbund<br />
Nutzenopt.<br />
Innovation<br />
divers<br />
spezialisiert<br />
verkoppelt<br />
Pull<br />
Abbildung 64: Weiterentwickelter Bezugsrahmen zum Generieren von Optionen der<br />
Wertschöpfung 585<br />
Zum <strong>St</strong>rukturprozessschritt Generieren von Optionen kann zusammengefasst werden,<br />
dass sich die in diesem Zusammenhang aus dem Bezugsrahmen ergebenden Optionen für<br />
eine Bildungsorganisation bestätigt haben. Eine zusätzliche Option konnte nicht<br />
identifiziert werden.<br />
581<br />
Vgl. Erhebungsnotizen vom 24. und 31. Oktober 2007 sowie vom 13. November 2007.<br />
582<br />
Aus erhebungstechnischen Gründen ist der Business Case nicht Inhalt der Erhebungen für die vorliegende Arbeit.<br />
583<br />
Vgl. Interview mit L. Honisch.<br />
584<br />
Vgl. alle Erhebungsnotizen (siehe Anhang D).<br />
585 Eigene Darstellung.
188 Empirische Untersuchungen<br />
3.2.7 Entscheiden für eine Alternative<br />
Die letzte Phase beinhaltet die Bewertung der Optionen sowie deren Auswahl und<br />
Zusammenstellung zu einem strategischen Wertschöpfungsprogramm. Die im<br />
Bezugsrahmen ausgewählten Analyse- und Beurteilungsverfahren beinhalten auch hier<br />
die Kategorien Angemessenheit, Zielerreichung, Durchführbarkeit und Konsistenz. 586<br />
Wie bereits im Bezugsrahmen angenommen, ergeben sich aus der<br />
Bildungsunternehmenspraxis keine Hinweise darauf, dass sich diese Kategorien von<br />
anderen <strong>St</strong>rategieentscheidungen unterscheiden. 587<br />
3.2.8 Besonderheiten der Betrieblichen Bildung<br />
Siehe Kapitel 2.2.8 der Fallstudie 1.<br />
3.3 Zusammenfassende Betrachtung<br />
Die folgende Abbildung soll den aufgrund der Unternehmensrealität weiterentwickelten<br />
Bezugsrahmen der Wertschöpfung zur Entstehung von Bildungsstrategien darstellen und<br />
zusammenfassen:<br />
586 Siehe Hauptkapitel III, Unterkapitel 4.3.3 „Entscheiden für eine Alternative“.<br />
587 Vgl. alle Erhebungsnotizen (siehe Anhang D).
Empirische Untersuchungen 189<br />
Analyse<br />
Generieren von<br />
Optionen<br />
Entscheiden für<br />
eine Alternative<br />
Wertschöpfung<br />
Konfiguration der Wertschöpfung<br />
Orchestrator, Integrator und<br />
Schichtenspezialist<br />
Gestaltung der Wertschöpfung<br />
Aktivitätsspezialist<br />
Konzeption:<br />
Wertschöpfungstiefe:<br />
Fokus:<br />
Neuerungsverhalten:<br />
Ressourcenstrategie<br />
Vielfalt:<br />
Einsatzspektrum:<br />
Vernetzung:<br />
Auslöser:<br />
Analyse der Wertschöpfung einer<br />
Bildungsorganisation<br />
Ausgangssituation<br />
einfach<br />
Autarkie<br />
Kostenmin.<br />
Imitation<br />
uniform<br />
generalisiert<br />
isoliert<br />
Push<br />
Eigenes<br />
Wertschöpfungsmodell<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
komplex<br />
Verbund<br />
Nutzenopt.<br />
Innovation<br />
divers<br />
spezialisiert<br />
verkoppelt<br />
Pull<br />
Angemessenheit, Zielerreichung, Durchführbarkeit und Konsistenz<br />
Abbildung 65: Weiterentwickelter Bezugsrahmen der Wertschöpfung 588<br />
Damit sind die eingangs gestellten Fragen der Fallanalyse beantwortet:<br />
1. Analyse: Wie sieht das Wertschöpfungsmodell der Branche aus?<br />
Antwort: Dieses ist für die Wertschöpfung der Bildungsorganisation nicht von<br />
Bedeutung.<br />
2. Analyse: Wie sieht das eigene Wertschöpfungsmodell aus?<br />
Antwort: Es ist je nach Ausbildungseinheit von Fall zu Fall verschieden.<br />
3. Analyse: Wie stellt die Organisation den Bezug zwischen den beiden<br />
Wertschöpfungsmodellen her?<br />
588 Eigene Darstellung.
190 Empirische Untersuchungen<br />
Antwort: Da das Wertschöpfungsmodell der Branche keinerlei Bedeutung hat, muss<br />
zwischen den beiden Perspektiven gar kein Bezug hergestellt werden.<br />
4. Generieren von Optionen: Welche Optionen ergeben sich in Bezug auf die<br />
Konfiguration der Wertschöpfung?<br />
Antwort: Die Optionen des Integrators, des Orchestrators und des<br />
Schichtenspezialisten.<br />
5. Generieren von Optionen: Welche Optionen ergeben sich in Bezug auf die Gestaltung<br />
der Wertschöpfung?<br />
Antwort: Unterschieden werden die Optionen Aktivitätsstrategie und<br />
Ressourcenstrategie. Die Aktivitätsstrategie beinhaltet die Optionen Konzeption,<br />
Wertschöpfungstiefe, Fokus und Neuerungsverhalten. Die Optionen der<br />
Ressourcenstrategie sind Vielfalt, Einsatzspektrum, Vernetzungsgrad und Auslöser.<br />
6. Entscheiden für eine Alternative: Nach welchen Kriterien werden die<br />
Gestaltungsoptionen bewertet?<br />
Antwort: Nach den Kriterien Angemessenheit, Zielerreichung, Durchführbarkeit und<br />
Konsistenz.<br />
4 FALLSTUDIE 3: REALISIERTE<br />
STRATEGIEIMPLEMENTIERUNG<br />
Die folgende Fallstudie richtet sich ebenfalls nach dem Vorgehensplan der letzten beiden<br />
Fallstudien. 589 Dies umfasst wiederum die Schritte: 1. Fragestellung der Fallanalyse,<br />
2. Falldefinition, 3. Methoden zur Fallerhebung, 4. Vorgehen zur Materialaufbereitung<br />
und 5. Auswertungsverfahren. Die folgenden zwei Unterkapitel sollen die aufgezeigten<br />
Schritte erläutern.<br />
4.1 Untersuchungsdesign<br />
Ziel der folgenden Fallstudie ist es, die Verwirklichung der <strong>St</strong>rategie (realisierte<br />
<strong>St</strong>rategieimplementierung) in der Unternehmensrealität als Teil des<br />
<strong>St</strong>rategieentstehungsprozesses bei Bildungsstrategien vertieft aufzuzeigen. Damit hat<br />
diese Fallstudie einen illustrativen Charakter. Dieses Ziel wird in der Absicht verfolgt, in<br />
dieser Arbeit explizit auch den ungeplanten, emergenten Faktoren der<br />
<strong>St</strong>rategieentstehung, auf die nicht aktiv eingewirkt werden kann, Rechnung zu tragen. 590<br />
589 Vgl. Mayring (2002), S. 43; Yin (2003), S. 21 und Gläser und Laudel (2004), S. 59 ff.<br />
590 Siehe Hauptkapitel III, Unterkapitel 2.3 „Implikationen der beiden Vorgehensmodelle für die weitere Arbeit“.
Empirische Untersuchungen 191<br />
Der im letzten Hauptkapitel aufgezeigte Bezugsrahmen für innovationsorientiertes<br />
<strong>Bildungsmanagement</strong> liefert dazu die strukturelle Grundlage. 591<br />
Dazu sind, wie zu Beginn des letzten Hauptkapitels bereits aufgezeigt, Fragen aus dem<br />
Bezugsrahmen an die Empirie gestellt worden. Die Fragestellungen zu dieser Fallanalyse<br />
lauten: 592<br />
1. Didaktische Dimension: Inwieweit werden die ausgewiesenen fachlichen und<br />
überfachlichen Lernziele erreicht, und dies zudem besser, als es mit weniger<br />
aufwändigen Lernszenarien möglich wäre?<br />
2. Organisatorische Dimension: Wie kann die für die innovativen<br />
Ausbildungsmassnahmen erforderliche Infrastruktur im Unternehmen organisatorisch<br />
verankert werden?<br />
3. Sozio-kulturelle Dimension: Wie können die Einstellungen der Akteure bzw.<br />
Innovationsbeteiligten verändert werden und wie können diese dazu bewegt werden,<br />
dauerhaft Innovations- und Diffusionsprozesse aus eigener Kraft in Gang zu setzen?<br />
4. Technologische Dimension: Wie können problemgerechte technische<br />
Funktionalitäten bereitgestellt werden?<br />
5. Ökonomische Dimension: In welchem Verhältnis stehen Kosten und Nutzen? <strong>St</strong>ehen<br />
Kosten für die Eigenentwicklung von Plattformen, aufwändige Multimedia-<br />
Produktionen im Verhältnis zum (didaktischen) Nutzen (Ressourceneffizienz)?<br />
Welche konkreten Ziele werden mit dem Projekt verfolgt? Inwiefern werden diese<br />
Ziele erreicht (Ressourceneffektivität)?<br />
Was soll als Falldefinition gelten? Wie bereits erwähnt, soll die Verwirklichung der<br />
aufgezeigten LDC <strong>St</strong>rategie und gleichzeitig der E-Learning <strong>St</strong>rategie anhand eines<br />
konkreten E-Learning Projektes dargestellt werden. Damit dient das konkrete Projekt als<br />
Mittel zum Zweck: Das Projekt zeigt eine mögliche Verwirklichung der beiden<br />
<strong>St</strong>rategien konkret auf. Das Projekt „UBS Lernpfad“ soll als Falldefinition gelten.<br />
4.1.1 Datenerhebung und -aufbereitung<br />
Im November 2004 entschied das UBS Ausbildungsressort von GWM&BB, den Auftrag<br />
zum Ausbildungsprojekt „UBS Lernpfad“ anzunehmen und zu realisieren. Vom<br />
November 2004 bis zum Oktober 2007 (3 Jahre) sammelte die Autorin alle zu diesem<br />
591<br />
Siehe Hauptkapitel III, Unterkapitel 2.2 „Bezugsrahmen Gestaltungsfelder eines innovationsorientierten<br />
<strong>Bildungsmanagement</strong>s“.<br />
592 Vgl. Diesner, Seufert und Euler (2006), S. 17 ff.
192 Empirische Untersuchungen<br />
Projekt existierenden Unterlagen. 593 Die Unterlagen wurden damit zum grössten Teil<br />
nicht selber erhoben, sondern von unterschiedlicher Seite zusammengetragen. Als<br />
Aufbereitungsmittel dienten häufig PowerPoint-Präsentationen, Protokolle und von den<br />
Projektleitern verfasste Projektberichte. Somit basiert die hier vorgestellte<br />
Einzelfallanalyse auf einer Dokumentenanalyse.<br />
4.1.2 Auswertung<br />
Auch in dieser Fallstudie erfolgte die Auswertung nach der Methode der qualitativen<br />
Inhaltsanalyse und hatte zum Ziel anhand der aufgezeigten Fragen die Kategorien des<br />
Bezugsrahmens in der Fallanalyse zu erkennen. Der Bezugsrahmen für<br />
innovationsorientiertes <strong>Bildungsmanagement</strong> ist von verschiedener Seite empirisch<br />
bestätigt worden. 594 Daher soll er in dieser Fallanalyse nicht etwa theoriebildend<br />
weiterentwickelt, sondern dessen Anwendung illustrativ-interpretierend aufgezeigt<br />
werden. Wiederum erfolgte die Auswertung bei der Methode der qualitativen<br />
Inhaltsanalyse mit Hilfe des Excelprogrammes.<br />
Auch hier stellte sich zu Beginn der Auswertung die gleiche Ausgangsfrage: Welche<br />
konkreten Kategorien sollen für die Auswertung herangezogen werden?<br />
Der im letzten Hauptkapitel verwendete Bezugsrahmen lieferte für die Auswertung die<br />
benötigten Kategorien: nämlich die Dimensionen Didaktik‚ Organisation, Kultur‚<br />
Technologie und Ökonomie.<br />
4.2 Ergebnisse<br />
Die folgenden Ergebnisse beziehen sich auf die Verwirklichung der LDC und der<br />
E-Learning <strong>St</strong>rategie. Zum besseren Verständnis dieser Auswertungsergebnisse in ihrem<br />
Zusammenhang, sollen an dieser <strong>St</strong>elle Hintergründe zum Projekt UBS Lernpfad<br />
dargestellt werden.<br />
4.2.1 Hintergründe zum Projekt UBS Lernpfad<br />
4.2.1.1 Ausgangslage: Die Ausbildungszielgruppe und deren Anforderungen an eine<br />
Ausbildung<br />
Für die Ausbildung des UBS Lernpfades wurden die Mitarbeiter des Segmentes Privat<br />
Kunden Basis (PKB) identifiziert. 595 Im Segment PKB werden in der Schweiz ca. 1.8<br />
593 In alle gesammelten Unterlagen kann bei Bedarf bei der Autorin Einsicht genommen werden.<br />
594 Vgl. Diesner, Seufert und Euler (2006), S. 11 f.<br />
595 Vgl. Wagner und Utz (2004a), o.S.
Empirische Untersuchungen 193<br />
Mio. Kunden mit einem Vermögen von bis zu 50‘000 CHF betreut. 596 Damit stellt dieses<br />
Banksegment mit seinen ca. 1‘500 Kundenberatern ein wichtiges <strong>St</strong>andbein für den<br />
Geschäftsbereich Privat- und Firmenkunden der UBS dar. Das Angebot im PKB umfasst<br />
alle Produkte zum Bezug von Bargeld, zur reibungslosen Abwicklung von Zahlungen, für<br />
die Vorsorge, für Sparer und für alle Einsteiger in die fünf Anlagebereiche. Das Segment<br />
erbringt damit zahlreiche Dienstleistungen für andere Kundensegmente. Etwa jeder vierte<br />
Schweizer ist UBS Kunde im Segment PKB.<br />
Häufig findet der erste Kontakt mit einem Kunden in diesem Segment statt. Aus diesem<br />
Grund sind die Kundenberater dieses Segmentes für den ersten Eindruck von UBS beim<br />
Kunden verantwortlich: Das Segment wird als Visitenkarte von UBS in der Schweiz<br />
bezeichnet. Nicht zu unterschätzen ist zudem das enorme Potenzial dieser Art von<br />
Kunden, können sie doch über kurz oder lang ins Privat Kunden Individual Segment<br />
(PKI) überführt werden. 597 Dieses Potenzial gilt es von den Mitarbeitern zu erkennen und<br />
dem Kunden entsprechend seinem Bedürfnis und seinen Möglichkeiten eine Lösung<br />
anzubieten. Qualifizierte Mitarbeiter durchlaufen das PKB Segment als Ausbildungsstätte<br />
auf ihrem Weg an die Kundenfront.<br />
Um eine hohe Dienstleistungsqualität für UBS Kunden bieten zu können, müssen die<br />
Mitarbeiter dieser Zielgruppe verschiedene Kompetenzen besitzen: Gefragt sind Sozialsowie<br />
Sachkompetenzen. 598 Was die Sozialkompetenzen anbelangt, muss der Mitarbeiter<br />
fähig sein, dem Kunden ein Erlebnisgefühl 599 zu vermitteln. 600 Zugleich benötigt er<br />
Kompetenzen, um das Potenzial eines Kunden zu erkennen. Aufbauend auf diesen<br />
Kompetenzen wird vom Mitarbeiter erwartet, dass er umfassende Sachkompetenzen über<br />
eine Grosszahl von Produkten und Prozessen von UBS besitzt. Bei weitergehenden<br />
Fragen des Kunden muss der Mitarbeiter zudem entweder wissen, wo diese Fragen<br />
abzuklären sind oder an welche Ansprechperson der Kunde weitergeleitet werden kann.<br />
Die Herausforderung, für die aufgezeigte Zielgruppe eine Ausbildung zu konzipieren und<br />
durchzuführen, besteht auf verschiedenen Ebenen: 601<br />
• Das PKB Segment ist häufig Durchgangsstation für Mitarbeiter auf der Karriereleiter<br />
bei UBS. Deshalb besteht in dieser Zielgruppe eine hohe Mitarbeiterfluktuationsrate.<br />
596<br />
Vgl. UBS AG (2008a), o.S.<br />
597<br />
Bei UBS wird je nach Kundenvermögen zwischen verschiedenen Kundensegmenten unterschieden: PKB <<br />
Vermögen von CHF 50'000, PKI > Vermögen von CHF 50'000 bis 250‘000.<br />
598 Vgl. Euler und Hahn (2004), S. 129.<br />
599<br />
UBS verfolgt im Wealth Management das Ziel, Kunden, wo auch immer sie mit UBS in Kontakt treten, ein<br />
einheitliches, positives Erlebnis zu bieten.<br />
600 Vgl. Bünger und Salzmann (2004), S. 4 f.<br />
601 Vgl. Wagner und Utz (2004a), o.S.
194 Empirische Untersuchungen<br />
Daher muss die Ausbildung neu einzuführende Mitarbeiter ansprechen und somit ein<br />
Grundlagenwissen abdecken. Auf der anderen Seite besteht in der Finanzbranche eine<br />
zunehmende Entwicklungsdynamik, so dass Wissen über Produkte, Prozesse, Tools<br />
und Methoden schnell veraltet. Aus diesem Grund müssen Mitarbeiter, die schon<br />
längere Zeit arbeiten, bestehendes Wissen umlernen bzw. ihr Wissen aktualisieren.<br />
Auch dazu sollte der Lernpfad geeignet sein.<br />
• Bis jetzt bestehen keine objektiven Prüfungen, um Wissenslücken von Mitarbeitern zu<br />
lokalisieren. Lernerfolgskontrollen stehen bis anhin auch nicht zur Verfügung.<br />
• Die Ausbildung soll vereinheitlicht werden.<br />
• Effizienz, Zeitersparnis und Entlastung des Ausbildungsverantwortlichen gehören zu<br />
den Zielen.<br />
• Das Angebot einer flexiblen und praxisnahen Ausbildung, welche die Qualität der<br />
Beratungsdienstleitung nachhaltig verbessert, müsste erfüllt sein.<br />
• Die Nutzung von Auslastungslücken ist ein weiteres Ziel.<br />
4.2.1.2 Konzept und Hintergründe des UBS Lernpfades<br />
Damit UBS den aufgezeigten Herausforderungen ohne Mühe begegnen kann, wurde der<br />
Lernpfad als flexibles und bedarfsgerechtes Ausbildungsangebot geschaffen. Was<br />
bedeutet dies konkret?<br />
Der Lernende betritt durch das Einstiegsportal Edunet, welches sich im Intranet der UBS<br />
befindet, den Lernpfad. Dort findet er, wie in der nachstehenden Abbildung abgebildet,<br />
verschiedene Lerninhalte, die in Themen, Module und Kategorien gegliedert sind. Auf<br />
der linken Seite befindet sich die Anleitung dazu, wie der Lernpfad zu benutzen ist.<br />
Möchte der Lernende die Sprache wechseln, so kann er den Lernpfad durch Anklicken<br />
des entsprechenden Knopfes auf Französisch oder Italienisch einsehen.
Empirische Untersuchungen 195<br />
Abbildung 66: Sicht des Endusers - Einstieg über Edunet in den Lernpfad
196 Empirische Untersuchungen<br />
Hinter der Eintrittsseite des Lernpfades steht folgendes Konzept: 602<br />
Individuelle<br />
<strong>St</strong>andortbestimmungen<br />
Austausch mit Kollegen<br />
Auf dem Web verfügbare Contents<br />
(Links/Dokumente/WBTs u.s.w.<br />
Didaktische Verknüpfung der Lerninhalte<br />
= Lernleitfaden<br />
Betreuung durch einen Coach<br />
Abbildung 67: Konzeption des UBS Lernpfades<br />
Abschliessendes<br />
Assessment mit<br />
Zertifikat<br />
Zuerst helfen individuelle <strong>St</strong>andortbestimmungen dem Lernenden, seine Wissenslücken<br />
zu identifizieren. Der Lernende hat die Möglichkeit, eine solche <strong>St</strong>andortbestimmung auf<br />
der Ebene eines Moduls, einer Kategorie oder des ganzen Lernpfades vorzunehmen. Die<br />
Ergebnisse dienen ausschliesslich zur eigenen Positionierung und können von anderen<br />
nicht eingesehen werden. Der Lernende soll auf der Basis dieser Ergebnisse<br />
herausfinden, welche Lerninhalte er bearbeiten muss.<br />
Sind dem Lernenden seine Wissenslücken bekannt, kann er diese gezielt und individuell<br />
anhand eines oder mehrerer Lernleitfäden schliessen. Der Lernleitfaden ordnet Links,<br />
Dokumente und WBT didaktisch an 603 und soll den Lernenden in seinem Lernprozess zur<br />
Bearbeitung der Inhalte unterstützen. 604 Zudem enthält der Lernleitfaden Vorschläge für<br />
die Vorgehensweise zur Bearbeitung der Themen, konkrete Lerntipps, Übungsaufgaben<br />
und Angaben dazu, wie viel Zeit für die Bearbeitung des betreffenden Moduls<br />
eingerechnet werden muss. Bei inhaltlichen Fragen aller Art während der Bearbeitung<br />
eines der Lernleitfäden kann der Lernende sich an seinen Coach wenden. Von Vorteil ist<br />
des Weiteren, wenn der Lernende sich mit seinen Kollegen austauscht.<br />
Hat der Lernende den Eindruck, seine Wissenslücke geschlossen zu haben, kann er<br />
seinen Lernerfolg wiederum anhand eines abschliessenden Assessements überprüfen. 605<br />
Dieses Assessement zeigt ihm, ob er die Lerninhalte verstanden hat. Ist dieser Test<br />
602 Vgl. Wagner und Utz (2004b), o.S.<br />
603 Vgl. Bünger (2004), o.S.<br />
604 Vgl. Herzig (2004), o.S.<br />
605 Vgl. Zwyssig-Gonzenbach (2004), o.S.
Empirische Untersuchungen 197<br />
bestanden, erhält der Lernende einen Learning History Eintrag 606 und ein Zertifikat.<br />
Ansonsten kann er ggf. einen weiteren Lernleitfaden bearbeiten.<br />
4.2.1.3 Entscheid des LDC zu Gunsten des Projektes<br />
Die Legitimität zur Annahme des UBS Lernpfades seitens LDC leitet sich von den<br />
Geschäftsprioritäten der Bank, 607 der LDC <strong>St</strong>rategie 608 und der E-Learning <strong>St</strong>rategie 609<br />
ab:<br />
Inhaltlich bekräftigt der Ausbildungsantrag eines der vorher aufgezeigten <strong>St</strong>andbeine zur<br />
Umsetzung der Wachstumsstrategie von UBS GWM&BB: Ziel des<br />
Ausbildungskonzeptes ist es, Sozial- und vor allem Sachkompetenzen der Mitarbeiter zu<br />
erhöhen. Damit soll die Dienstleistungsqualität gesteigert werden. So wird eine bessere<br />
Kundenberatung erreicht, die das innere Wachstum der Bank fördert.<br />
Das Ausbildungskonzept kann auch mühelos in die LDC <strong>St</strong>rategie eingebettet werden:<br />
Von den Ausbildungsinhalten her ist der UBS Lernpfad in die strategischen<br />
Schwerpunkte „Client Experience“ und „Next Generation“ einzuordnen. Das<br />
Ausbildungskonzept soll sowohl neuen wie auch bestehenden Mitarbeitern im PKB<br />
Segment helfen, sich in ihrer Dienstleistungsqualität aus- und weiterzubilden. Zudem<br />
können auf diese Weise junge Talente, welche das Segment als<br />
Durchgangsausbildungsstation durchlaufen, besser gefördert werden. Auch knüpft der<br />
UBS Lernpfad durch seine Ausgestaltung eng an HIL 610 an: Das Lernen wird eindeutig<br />
an den Arbeitsplatz verschoben, da damit auf Präsenzschulungen verzichtet werden kann.<br />
Der Transfer des Gelernten soll durch einen Coach unterstützt werden.<br />
Der UBS Lernpfad wurde zudem als E-Learning Ausbildung ausgestaltet. Verwendet<br />
werden bereits bestehende E-Channels aus der Learning Delivery E-Channel<br />
Architecture. Somit ist auch die E-Learning <strong>St</strong>rategie des UBS Ausbildungsressorts<br />
verwirklicht.<br />
Damit ist die Dimension <strong>St</strong>rategieentwicklung des im letzten Hauptkapitel vorgestellten<br />
Bezugsrahmens „Gestaltungsfelder eines innovationsorientierten <strong>Bildungsmanagement</strong>s“<br />
nach Euler und Seufert für den UBS Lernpfad als festgelegt zu betrachten. Die<br />
<strong>St</strong>rategieentwicklung bestimmt die Zielsetzung und somit auch die Massstäbe zur<br />
606 UBS führt von jedem Mitarbeiter eine sog. elektronische Learning History. In dieser sind sämtliche<br />
Ausbildungen, die der Mitarbeiter in seiner UBS Karriere durchlaufen hat, zusammengetragen.<br />
607 Siehe 1. Kapitel, Unterkapitel 1.1 „Die UBS AG und die Unternehmensgruppe GWM&BB“.<br />
608 Siehe 1. Kapitel, Unterkapitel 1.2 „Das Ausbildungsressort von UBS GWM&BB“.<br />
609 Siehe 3. Kapitel, Unterkapitel 3.2 „Ergebnisse“.<br />
610 Siehe 1. Kapitel, Unterkapitel 1.2 „Das Ausbildungsressort von UBS GWM&BB“.
198 Empirische Untersuchungen<br />
Beurteilung der Faktoren zur nachhaltigen Implementierung. 611 Wie sind die<br />
Implementierungsdimensionen der Bildungsmassnahme UBS Lernpfad ausgestaltet<br />
worden? Das folgende Unterkapitel soll über diese Frage Aufschluss geben.<br />
4.2.2 Die Implementierungsdimensionen<br />
Wie bereits aufgezeigt, besteht das Ziel der Auswertung darin, die Kategorien des<br />
Bezugsrahmens in der Fallanalyse zu erkennen. Dazu werden die folgenden<br />
Implementierungsdimensionen des Bezugsrahmens als Kategorien verwendet: Didaktik,<br />
Organisation, Kultur, Technologie und Ökonomie.<br />
4.2.2.1 Didaktische Dimension<br />
Die didaktische Realisierung des UBS Lernpfades stellt den Schlüssel zum Erfolg des<br />
Ausbildungskonzeptes dar: Nur wenn es durch ein didaktisches Konzept gelingt, dass<br />
verschiedene Lernformen/-methoden zum Einsatz kommen, die Möglichkeit zum<br />
Austausch und zur Reflexion über das neu erworbene Wissen besteht und der<br />
Praxisbezug gewährleistet ist, wird anhand des UBS Lernpfades nachhaltig gelernt<br />
werden können. Der Lernerfolg muss mit der E-Learning Lösung zudem besser erreicht<br />
werden, als dies mit weniger aufwändigen Lernszenarien möglich wäre.<br />
Wie bereits aufgezeigt, besteht das didaktische Konzept des UBS Lernpfades aus den<br />
Elementen <strong>St</strong>andortbestimmung, Lernleitfaden, Assessement und Austausch mit<br />
Kollegen/Coach. 612 Diese Ausgestaltung mit den unterschiedlichen didaktischen<br />
Elementen bringt auf verschiedenen Ebenen eine hohe Flexibilität mit sich: 613<br />
• Persönliche zeitliche Präferenzen und der individuell unterschiedliche<br />
Vertiefungsgrad können vom Lernenden selber bestimmt werden.<br />
• Verschiedene Lernformen/-methoden kommen zum Einsatz. Damit wird eine grosse<br />
Anzahl von unterschiedlichen Lerntypen angesprochen.<br />
• Durch die Gestaltung der Lernleitfäden anhand von Hyperlinks kann sich der<br />
Lernende einerseits die fachlichen Inhalte erarbeiten und gleichzeitig auf einfache<br />
Weise lernen, wo und in welchen Datenbanken der Bank die gesuchten und<br />
relevanten Informationen zu finden sind.<br />
• Des Weiteren kann der Lernende die Lernleitfäden jederzeit als Nachschlagewerk<br />
benutzen. Im Gegensatz zu einem traditionellen Lernmedium, wie z.B. einem Buch,<br />
ist die Lernquelle immer auf dem aktuellsten <strong>St</strong>and.<br />
611<br />
Vgl. Diesner, Seufert und Euler (2006), S. 17 f.<br />
612<br />
Vgl. Bünger (2004), o.S. und siehe Konzeption des UBS Lernpfades, Abbildung 67.<br />
613 Vgl. Wagner und Utz (2004b), o.S.
Empirische Untersuchungen 199<br />
Ob der didaktische Effekt bei Anwendung dieses E-Learning Konzepts am Arbeitsplatz<br />
höher ausfällt als bei einem traditionellen Ausbildungskonzept, lässt sich nicht schlüssig<br />
beantworten, da eine entsprechende Vergleichsbasis fehlt. Die Anwendbarkeit des<br />
Gelernten am Arbeitsplatz ist aber abgeleitet von der Evaluation 614 umso grösser, je mehr<br />
auch Coachs/Ausbildungsverantwortliche den Praxistransfer didaktisch zu realisieren<br />
verstehen. 615 Durch den UBS Lernpfad erhält der Auszubildende auf jeden Fall mehr Zeit<br />
für den Austausch, die Reflexion und den Praxistransfer.<br />
4.2.2.2 Organisatorische Dimension<br />
Soll ein E-Learning Ausbildungskonzept wie dasjenige des UBS Lernpfades realisiert<br />
werden, so ist dies nicht eine Organisationsfrage eines „Single Event“, sondern erfordert<br />
nur schon dadurch, dass dieses Ausbildungskonzept mit seinen Inhalten immer auf dem<br />
aktuellsten <strong>St</strong>and bleiben muss, ein prozessorientiertes Vorgehen. 616<br />
Zu Beginn des Projektes im November 2004 war daher der UBS Lernpfad<br />
organisatorisch im Team „<strong>St</strong>rategic Education Initiatives“ angesiedelt. Aufgabe dieses<br />
Teams war es, strategische Ausbildungsinitiativen, so wie dies der UBS Lernpfad<br />
darstellt, vorwärtszutreiben und zu realisieren. Bewährten sich einst nach ausführlicher<br />
Evaluation die Ausbildungskonzepte, wurden die erfolgreichen Ausbildungsmassnahmen<br />
an Organisationseinheiten weitergeleitet, die deren laufenden Einsatz und nicht mehr die<br />
Konzeption selber garantierten. So gelangte der UBS Lernpfad nach einer positiven<br />
Evaluation im Sommer 2005 in die Organisationseinheit „E-Learning Solutions“, wo er<br />
noch heute unterhalten wird. 617<br />
Für den Unterhalt des Ausbildungskonzeptes war von Seiten des UBS<br />
Ausbildungsressorts eine langfristige Zusage erforderlich, eine solche Ausbildung als<br />
<strong>St</strong>andardangebot zur Verfügung zu stellen. Mit dieser Zusage war eine effiziente<br />
Gestaltung der Unterhaltsprozesse des UBS Lernpfades verbunden. 618 In sog.<br />
Maintenancephasen verpflichtete sich das UBS Ausbildungsressort, zweimal jährlich die<br />
Inhalte auf den aktuellsten <strong>St</strong>and zu bringen. Gleichzeitig wird in diesen<br />
Maintenancephasen überprüft, ob eine Anpassung der inhaltlichen <strong>St</strong>rukturen erforderlich<br />
ist. Damit besteht für den Lernpfad eine gewisse Flexibilität, die Inhalte an die<br />
Ausbildungsbedürfnisse anzupassen. Bewährte Prozesse in der Zusammenarbeit mit<br />
Auftraggebern, Autoren, Übersetzungsdiensten, Fachverantwortlichen und dem<br />
614<br />
Nach dem Pilotprojekt wurde eine Evaluation vorgenommen.<br />
615<br />
Vgl. Bünger und Wagner (2005), S. 11.<br />
616<br />
Vgl. Interview mit A. Wagner.<br />
617<br />
Vgl. Bünger (2007), o.S.<br />
618<br />
Vgl. Zwyssig-Gonzenbach, Weisert und Bünger (2005), o.S.
200 Empirische Untersuchungen<br />
„E-Learning Solution Team“ haben sich in der Zwischenzeit für eine Maintenancephase<br />
etabliert.<br />
4.2.2.3 Sozio-kulturelle Dimension<br />
Der Einsatz von E-Learning kann zur Veränderung von Gewohnheiten und Einstellungen<br />
der Lehrenden und Lernenden führen. Diese Veränderungen mussten auch im UBS<br />
Lernpfad gezielt angegangen werden:<br />
Sobald die Ausbildungsinitiative UBS Lernpfad fertig entwickelt war, wurde sie den<br />
Lehrenden und Lernenden sofort zur Verfügung gestellt. Auf eine Einführung, in welcher<br />
der Lernpfad den Menschen, die damit arbeiten sollten, vorgestellt wurde, wurde<br />
verzichtet. 619 Erst der Evaluationsbericht brachte allfällige sozio-kulturelle<br />
Veränderungen und damit verbundene Probleme an den Tag. 620 So fühlten sich einerseits<br />
die Lernenden mit der neuen Ausbildung häufig alleine gelassen. Der Wunsch nach mehr<br />
Interaktion war eines ihrer Hauptanliegen. Andererseits hatten diejenigen Teamleiter und<br />
Coachs, welche früher als Ausbildungsverantwortliche fungierten hatten, grosse Mühe,<br />
mit dem nunmehr veränderten Rollenverständnis umzugehen. Der Anteil an fachlicher<br />
Ausbildung hatte sich für sie um einiges reduziert. Fortan waren sie nicht mehr nur für<br />
die reine Wissensvermittlung zuständig, sondern auch für den Praxistransfer des Wissens<br />
und für die Vermittlung von Motivation.<br />
Basierend auf den Ergebnissen des Evaluationsberichtes wurden zur grösseren Akzeptanz<br />
der sozio-kulturellen Veränderungen, welche der UBS Lernpfad bewirkte, sowohl für die<br />
Lernenden wie auch für die Lehrenden Massnahmen ergriffen. 621 Gezielt wurde für die<br />
Lernenden eine Art „Gebrauchsanweisung“ für den UBS Lernpfad entwickelt. Zusätzlich<br />
wurde eine Mailbox eingerichtet, an welche fachliche Fragen, Anregungen und<br />
Feedbacks gerichtet werden konnten. Für die Coachs/Teamleiter wurden didaktische<br />
Schulungen organisiert, 622 durch die ihnen das veränderte Rollenverständnis bewusst<br />
vermittelt wurde. Ferner wurden ihnen Vorschläge unterbreitet, wie mit der neuen<br />
Ausbildungsmethode umzugehen sei, aber auch deren Vor- und Nachteile aufgezeigt.<br />
4.2.2.4 Technologische Dimension<br />
Bei der technischen Realisierung bestand eine der grössten Herausforderungen darin, das<br />
Ausbildungskonzept in die vorhandene technische Infrastruktur von UBS zu<br />
619 Vgl. Bünger (2007), o.S.<br />
620 Vgl. Bünger und Wagner (2005), S. 21.<br />
621 Vgl. Bünger (2007), o.S.<br />
622 Vgl. Isenegger (2006), o.S.
Empirische Untersuchungen 201<br />
integrieren. 623 Nur durch eine erfolgreiche Kompatibilität war garantiert, dass Lernende<br />
an unterschiedlichen <strong>St</strong>andorten den UBS Lernpfad nutzen konnten und dass dieser auch<br />
technisch funktionierte. Gleichzeitig galt es, trotz technischer Umsetzungsgegebenheiten<br />
die Einfachheit und Usability des Ausbildungskonzeptes zu gewährleisten.<br />
Aus diesem Grund wurden sämtliche didaktischen Ausbildungselemente des UBS<br />
Lernpfades wie <strong>St</strong>andortbestimmungen, Lernleitfaden und Assessement so konzipiert,<br />
dass sie in die Lernplattform MyCampus von UBS eingebaut werden konnten. Dazu war<br />
von den am Projekt beteiligten Personen nicht nur didaktisches Wissen erforderlich,<br />
sondern auch detaillierte Kenntnisse bezüglich der Funktionalitäten von MyCampus. Da<br />
sich die Lernplattform jedoch nicht als hinreichend bedienerfreundlich erwies, wurde für<br />
den Zugang des Lernenden zum UBS Lernpfad das Edunet gewählt. 624 Das Edunet ist<br />
eine HTML basierte Seite, die <strong>St</strong>andortbestimmungen, Lernleitfäden und Assessements<br />
auf eine einfache Weise darstellt. 625 Anhand von Links wird auf die entsprechenden<br />
benötigten Elemente in MyCampus verwiesen. Der Lernende bearbeitet somit die<br />
Elemente auf MyCampus, besitzt aber die einfache Optik auf die einzelnen didaktischen<br />
Elemente des Edunet.<br />
4.2.2.5 Ökonomische Dimension<br />
Die ökonomischen Effekte, die aus dem Lernpfad resultieren, können in drei<br />
verschiedene Gruppen eingeteilt werden: in die ökonomischen Effekte bei der Erstellung,<br />
der Verwendung und der möglichen Ausbreitung/Skalierbarkeit des UBS Lernpfades.<br />
Der UBS Lernpfad verursachte, wie alle E-Learning Projekte, erhebliche<br />
Anfangsinvestitionen: 626 In der 6 Monate dauernden Konzeptionsphase waren über 20<br />
Personen am Projekt beteiligt. Insgesamt wurden 340 Personentage zur Realisierung des<br />
Projektes verwendet. Die Arbeiten reichten von der Projektverantwortlichkeit über das<br />
Entwerfen der Lernleitfäden und Fragen bis hin zu den technischen Aspekten des<br />
E-Testings und allen Übersetzungen in die verschiedenen Sprachen. Für den ständigen<br />
Unterhalt wurde eine 50%-<strong>St</strong>elle geschaffen. Zu bemerken ist, dass die<br />
Anfangsinvestitionen für die E-Learning Komponenten der Ausbildungsinitiative höher<br />
waren als bei einem traditionellen Ausbildungsprojekt.<br />
Bei der Verwendung des UBS Lernpfades waren jedoch grosse Kostenersparnisse zu<br />
verzeichnen: 627<br />
623<br />
Vgl. Utz und Isenegger (2004), o.S.<br />
624<br />
Siehe Sicht des Endusers, Abbildung 66.<br />
625<br />
Vgl. Bünger (2007), o.S.<br />
626<br />
Vgl. Bünger und Wagner (2005), S. 4.<br />
627<br />
Vgl. Krücker (2006), o.S. und Bünger (2007), o.S.
202 Empirische Untersuchungen<br />
• Durch die E-Learning Ausgestaltung der Ausbildungsinitiative ist eine unkomplizierte<br />
Modularität geschaffen worden. Daher eignet sich der UBS Lernpfad sowohl zur<br />
Ausbildung neuer als auch bestehender Mitarbeiter, welche wiederum<br />
unterschiedliche Wissenslücken aufweisen. Daraus resultiert ein beträchtlicher<br />
ökonomischer Effekt in Form von Kostenersparnissen, denn trotz heterogener<br />
Ausbildungskenntnisse müssen nicht verschiedene Ausbildungen angeboten werden.<br />
• Die Ausbreitung des UBS Lernpfades auf weitere Mitarbeiter ist problemlos möglich.<br />
Die Anfangsinvestitionen für dieses Projekt wurden als Fixkosten getätigt und werden<br />
auch bei einem vergrösserten Benutzerkreis nicht steigen.<br />
• Wie aufgezeigt wurde, ist es beim UBS Lernpfad möglich, unterschiedliche bereits<br />
vorhandene Informationsquellen in die Ausbildung mit einzubeziehen. Daraus können<br />
effizient Ressourcensynergien geschaffen werden.<br />
• Ob dank der E-Learning Komponente des UBS Lernpfades die Ausbildungsdauer<br />
verkürzt wird, was zu Einsparungen führen würde, ist nicht schlüssig zu sagen. Die<br />
Evaluation verdeutlichte jedoch eine eindeutige Entlastung der<br />
Ausbildungsverantwortlichen.<br />
Auch eine Weiterentwicklung des UBS Lernpfades für einen anderen Benutzerkreis<br />
ausserhalb des PKB Segmentes ist unkompliziert möglich. Da durch die Modularität<br />
nicht alle Inhalte neu geschaffen werden müssen, können auch hier erhebliche<br />
Kostenersparnisse bei geringen zusätzlichen Weiterentwicklungskosten realisiert<br />
werden. 628<br />
Insgesamt kann somit geschlossen werden, dass die Ressourcen für das Projekt UBS<br />
Lernpfad effizient und am richtigen Ort (Effektivität) eingesetzt wurden. 629<br />
4.3 Zusammenfassende Betrachtung<br />
Die Implementierungsdimensionen Didaktik, Organisation, Kultur, Technologie und<br />
Ökonomie sind im konkreten E-Learning Projekt UBS Lernpfad alle wiedererkannt<br />
worden: Es stellte sich heraus, dass die didaktische Dimension der Schlüssel zum Erfolg<br />
bei der Realisierung des Projektes ist. Nur wenn es mit Hilfe eines geeigneten<br />
didaktisches Konzepts gelingt, verschiedene Lernformen/-methoden zum Einsatz zu<br />
bringen, wenn die Möglichkeit zum Austausch und zur Reflexion über das neu erworbene<br />
Wissen besteht und der Praxisbezug gewährleistet ist, kann anhand des UBS Lernpfades<br />
nachhaltig gelernt werden. Die organisatorische Dimension begründete, warum für ein<br />
628<br />
Vgl. Krücker (2006), o.S.<br />
629<br />
Vgl. Bünger und Wagner (2005), S. 4.
Empirische Untersuchungen 203<br />
Ausbildungskonzept in der Art des UBS Lernpfades ein prozessorientiertes Vorgehen<br />
unabdingbar ist. Danach wurden die sozio-kulturellen Veränderungen, die der Lernpfad<br />
für Lehrende und Lernende mit sich brachte, aufgezeigt. Ergriffene Massnahmen zur<br />
grösseren Akzeptanz der sozio-kulturellen Veränderungen wurden danach dargestellt.<br />
Bezüglich der technischen Realisierung bestand eine der grössten Herausforderungen<br />
darin, das Ausbildungskonzept bei gleichzeitiger Gewährleistung von Einfachheit und<br />
Usability in die vorhandene technische Infrastruktur von UBS zu integrieren. Zum<br />
Schluss konnten ökonomische Effekte bei der Erstellung, der Verwendung und der<br />
möglichen Ausbreitung/Skalierbarkeit des UBS Lernpfades ausgemacht werden.<br />
Damit ist in der Unternehmensrealität die Verwirklichung der <strong>St</strong>rategie (realisierte<br />
<strong>St</strong>rategieimplementierung), hier die Verwirklichung der LDC <strong>St</strong>rategie und gleichzeitig<br />
der E-Learning <strong>St</strong>rategie, als Teil des <strong>St</strong>rategieentstehungsprozesses bei<br />
Bildungsstrategien mit der Fallstudie drei vertieft aufgezeigt worden. Ungeplanten,<br />
emergenten Faktoren bei der <strong>St</strong>rategieentstehung, auf die nicht aktiv eingewirkt werden<br />
kann, wurde durch die Illustration der Fallstudie drei Rechnung getragen, indem sie zwar<br />
nicht einzeln herauskristallisiert wurden, aber beim Aufzeigen der Verwirklichung der<br />
LDC und der E-Learning <strong>St</strong>rategie auf natürliche Weise mit einfliessen.<br />
Das detaillierte Aufzeigen der emergenten Faktoren ist deshalb nicht möglich, da sich<br />
diese bei der Verwirklichung der <strong>St</strong>rategie auf Grundlage des Zusammenspiels der<br />
verschiedenen Einflussfaktoren der <strong>St</strong>rategieentstehung spontan ergeben. 630 Dabei lassen<br />
sich die emergenten Elemente nicht offensichtlich auf Eigenschaften zurückführen, die<br />
diese isoliert aufweisen. Als solche kommt es aber dadurch zur so nicht beabsichtigten<br />
Entstehung von Ordnung und Bedeutung. Damit kann sich eine realisierte <strong>St</strong>rategie im<br />
Verlaufe der Zeit dank der emergenten Faktoren verändern, obschon die Einflussfaktoren<br />
der <strong>St</strong>rategieentstehung die gleichen bleiben. Die emergenten <strong>St</strong>rategien sind damit<br />
Ausdruck des Wandels, der sich als fortlaufender tagtäglicher Prozess in der<br />
Bildungsorganisation vollzieht. Sie können jedoch nicht in einem bestimmten Moment<br />
als Ereignis oder als Ausnahme erfasst werden, sondern sind im <strong>St</strong>rom von Interaktionen,<br />
im Fluss von situativen Initiativen, mit der die Organisation täglich konfrontiert ist, zu<br />
sehen. 631<br />
Die Berücksichtigung von emergenten <strong>St</strong>rategien im <strong>St</strong>rategieentstehungsprozess ist<br />
deshalb wichtig, weil damit der Kritik nachgegangen wird, in der Organisationsforschung<br />
auch Wandel zu berücksichtigen, der sich durch dessen Fliesseigenschaft, Verbreitung,<br />
offenes Ende und Unteilbarkeit auszeichnet.<br />
630<br />
Vgl. Müller-<strong>St</strong>ewens und Lechner (2003), S. 70 f.<br />
631<br />
Vgl. Chia und Tsoukas (2002), S. 567 f.
204 Empirische Untersuchungen<br />
Die eingangs gestellten Fragen der Fallanalyse sind beantwortet:<br />
1. Didaktische Dimension: Inwieweit werden die ausgewiesenen fachlichen und<br />
überfachlichen Lernziele erreicht, und dies zudem besser, als es mit weniger<br />
aufwändigen Lernszenarien möglich wäre?<br />
Antwort: Durch das didaktische Konzept des UBS Lernpfades mit den Elementen<br />
<strong>St</strong>andortbestimmung, Lernleitfaden, Assessement und Austausch mit Kollegen/Coach<br />
lassen sich fachliche und überfachliche Lernziele verwirklichen.<br />
2. Organisatorische Dimension: Wie kann die für die innovativen<br />
Ausbildungsmassnahmen erforderliche Infrastruktur im Unternehmen organisatorisch<br />
verankert werden?<br />
Antwort: Durch die Zusicherung eines jährlich zweimal erfolgenden Unterhaltes der<br />
Inhalte durch die UBS ist das Projekt fest bei einem dafür zuständigen Team<br />
verankert.<br />
3. Sozio-kulturelle Dimension: Wie können die Einstellungen der Akteure bzw.<br />
Innovationsbeteiligten verändert werden und wie können diese dazu bewegt werden,<br />
dauerhaft Innovations- und Diffusionsprozesse aus eigener Kraft in Gang zu setzen?<br />
Antwort: Durch Ergreifen von gezielten Massnahmen, die den UBS Lernpfad sowohl<br />
dem Lernenden, wie auch dem Lehrenden näher bringen.<br />
4. Technologische Dimension: Wie können problemgerechte technische<br />
Funktionalitäten bereitgestellt werden?<br />
Antwort: Durch das Integrieren des UBS Lernpfades in die bestehende technische<br />
Infrastruktur von UBS bei gleichzeitigem Versuch, Einfachheit und Usability<br />
beizubehalten.<br />
5. Ökonomische Dimension: In welchem Verhältnis stehen Kosten und Nutzen? <strong>St</strong>ehen<br />
Kosten für die Eigenentwicklung von Plattformen, aufwändige Multimedia-<br />
Produktionen im Verhältnis zum (didaktischen) Nutzen (Ressourceneffizienz)?<br />
Welche konkreten Ziele werden mit dem Projekt verfolgt? Inwiefern werden diese<br />
Ziele erreicht (Grad der Zielerreichung) (Ressourceneffektivität)?<br />
Antwort: Durch den UBS Lernpfad kristallisieren sich verschiedene ökonomische<br />
Effekte heraus: Diese treten bei der Erstellung, Verwendung und möglichen<br />
Ausbreitung des Lernpfades auf. Insgesamt kann ein positiver ökonomischer Effekt<br />
ausgemacht werden.
Empirische Untersuchungen 205<br />
5 ZUSAMMENFÜHRUNG DER ERKENNTNISSE<br />
Die folgende Abbildung soll den aufgrund der Unternehmensrealität überarbeiteten<br />
Bezugsrahmen zur Analyse der Entstehung von Bildungsstrategien darstellen und<br />
zusammenfassen:<br />
Analyse<br />
Generieren<br />
von Optionen<br />
Entscheiden<br />
für eine<br />
Alternative<br />
Positionierung Wertschöpfung<br />
Analyse der Einflusskräfte auf eine<br />
Bildungsorganisation<br />
Ausgangssituation<br />
Analyse der<br />
Einflusskräfte der<br />
Umwelt<br />
Kunde<br />
Andere<br />
Funktionseinheiten<br />
Wettbewerber<br />
Weitere<br />
Anspruchsgruppen<br />
Analyse der<br />
Einflusskräfte des<br />
Unternehmens<br />
Analyse des<br />
bestehenden<br />
Bildungsangebotes<br />
Analyse des Reifegrades<br />
der<br />
Bildungsorganisation<br />
Analyse der<br />
<strong>St</strong>euerungsformen<br />
internationaler<br />
Unternehmen<br />
Analyse der<br />
Bildungsstrategie<br />
anderer<br />
Unternehmensgruppen<br />
Allgemeine Umwelt<br />
Integrierte Betrachtung<br />
Variation: alt neu<br />
Feld: Rückzug Diversifikation<br />
Lernkultur: alt neu<br />
Analyse der Wertschöpfung einer<br />
Bildungsorganisation<br />
Ausgangssituation<br />
Eigenes<br />
Wertschöpfungsmodell<br />
Konfiguration der Wertschöpfung<br />
Orchestrator, Integrator und<br />
Schichtenspezialist<br />
Gestaltung der Wertschöpfung<br />
Aktivitätsstrategie<br />
Konzeption:<br />
Wertschöpfungstiefe:<br />
Fokus:<br />
Neuerungsverhalten:<br />
Ressourcenstrategie<br />
Vielfalt:<br />
Einsatzspektrum:<br />
Vernetzung:<br />
Auslöser:<br />
einfach<br />
Autarkie<br />
Kostenmin.<br />
Imitation<br />
uniform<br />
generalisiert<br />
isoliert<br />
Push<br />
Angemessenheit, Zielerreichung, Durchführbarkeit und Konsistenz<br />
• Einflussbereich auf effektives Lernen<br />
• Messbarkeit<br />
• Expertendasein im Bildungsbereich<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
komplex<br />
Verbund<br />
Nutzenopt.<br />
Innovation<br />
divers<br />
spezialisiert<br />
verkoppelt<br />
Pull<br />
Abbildung 68: Weiterentwickelter Bezugsrahmen zur Analyse der Entstehung von<br />
632 Eigene Darstellung.<br />
Bildungsstrategien 632
206 Empirische Untersuchungen<br />
Der <strong>St</strong>rukturprozessschritt Analyse im Bezugsrahmen für die Positionierung wurde<br />
inhaltlich vertieft und genauer ausgerichtet; die Grundstruktur blieb jedoch abgesehen<br />
von der neu gegründeten Subkategorie Analyse der Bildungsstrategie anderer<br />
Unternehmensgruppen die gleiche wie im entworfenen Bezugsrahmen. Dies steht im<br />
Gegensatz zum nächsten <strong>St</strong>rukturprozessschritt Generieren von Optionen der<br />
Positionierung. Der Bezugsrahmen wurde dahingehend verändert, dass sich die Optionen<br />
Variation und Feld als bestätigt erwiesen; die beiden anderen Optionen Substanz und <strong>St</strong>il<br />
jedoch nicht. Zudem erwies sich die Einführung einer weiteren <strong>St</strong>rategieoption als<br />
sinnvoll: Beibehaltung (alt) oder Veränderung (neu) der Lernkultur.<br />
Im <strong>St</strong>rukturprozessschritt der Analyse im Bezugsrahmen der Wertschöpfung konnten<br />
keine Hauptkategorien und Kategorien zugefügt oder inhaltlich verändert werden.<br />
Eindeutig liessen sich aber die Kategorien ‚Wertschöpfungsmodell der Branche‘ und<br />
‚Integrierte Betrachtung‘ streichen. Zum <strong>St</strong>rukturprozessschritt Generieren von Optionen<br />
kann zusammenfassend festgehalten werden, dass sich die Optionen für eine<br />
Bildungsorganisation, die sich in diesem Zusammenhang aus dem Bezugsrahmen<br />
ergaben, bestätigt haben. So konnte keine zusätzliche Option identifiziert werden.<br />
Das Umfeld der Positionierung wie auch der Wertschöpfung bei der <strong>St</strong>rategieentstehung<br />
bei Bildungsstrategien zeichnet sich durch die Kategorien ‚Einflussbereich auf effektives<br />
Lernen‘, ‚Messbarkeit in der betrieblichen Bildung‘ und ‚Expertendasein im<br />
Bildungsbereich‘ aus.<br />
Ferner stellte die dritte Fallstudie die Implementierungsdimensionen Didaktik,<br />
Organisation, Kultur, Technologie und Ökonomie des Bezugsrahmens für<br />
innovationsorientiertes <strong>Bildungsmanagement</strong> dar. Damit ist das Ziel erreicht, in dieser<br />
Arbeit explizit auch den ungeplanten, emergenten Faktoren der <strong>St</strong>rategieentstehung, auf<br />
die nicht aktiv eingewirkt werden kann, Rechnung zu tragen. Die ungeplanten,<br />
emergenten Faktoren wurden zwar nicht einzeln herauskristallisiert, flossen aber durch<br />
das Aufzeigen der verwirklichten <strong>St</strong>rategie (realisierte <strong>St</strong>rategieimplementierung) auf<br />
natürliche Weise mit ein.
Bezugsrahmen II: Entstehung von Bildungsstrategien 207<br />
V BEZUGSRAHMEN II: ENTSTEHUNG VON<br />
BILDUNGSSTRATEGIEN<br />
Zielsetzung der Dissertation ist es, einen Beitrag zur Theoriebildung in Bezug auf die<br />
Entstehung von Bildungsstrategien zu leisten. Dazu wurden gemäss dem dieser Arbeit zu<br />
Grunde liegenden Forschungsprozess, der auf dem wissenschaftstheoretischen<br />
Grundverständnis der Hermeneutik basiert, 633 im Hauptkapitel II zuerst die Grundlagen<br />
geschaffen, damit der Forschungsfrage nachgegangen werden konnte. Darauf folgte im<br />
Hauptkapitel III, basierend auf der allgemeinen Literatur zum <strong>St</strong>rategischen<br />
Management, der Entwurf eines Bezugsrahmens dazu, wie Bildungsstrategien entstehen.<br />
Im Hauptkapitel IV wurde die Entstehung von Bildungsstrategien in der<br />
Unternehmensrealität analysiert. Auf der Grundlage dieser Ergebnisse konnte der<br />
entworfene Bezugsrahmen theoriebildend weiterentwickelt werden. Ziel dieses<br />
Hauptkapitels V ist es nunmehr, die Ergebnisse der letzten Kapitel in konsistenter Form<br />
als Bezugsrahmen II vorzustellen.<br />
Dazu wird in einem ersten Schritt die Konkretisierung der Forschungsfrage aufgezeigt.<br />
Darauf aufbauend werden im zweiten Schritt der Bezugsrahmen II und der damit<br />
zusammenhängende Bezugsrahmen Gestaltungsfelder eines innovationsorientierten<br />
<strong>Bildungsmanagement</strong>s grafisch dargestellt. Die <strong>St</strong>ruktur des Bezugsrahmens II wird an<br />
dieser <strong>St</strong>elle verdeutlicht. Im dritten und letzten Schritt wird auf die einzelnen Elemente<br />
des Bezugsrahmens II Bezug genommen.<br />
Im Verlauf der Arbeit wurde die Forschungsfrage „Wie entstehen Bildungsstrategien?“<br />
durch mehrere Teilfragen konkretisiert. Diese lauten:<br />
• Initiierung<br />
Wie sind strategische Initiativen im Bildungsbereich eines Unternehmens gestaltet?<br />
• Positionierung<br />
1. Analyse: Welche Einflusskräfte der Umwelt wirken auf die Organisation?<br />
2. Analyse: Welche Einflusskräfte des Unternehmens selber wirken auf die<br />
Organisation?<br />
3. Analyse: Wie stellt die Organisation den Bezug zwischen internen und externen<br />
Einflusskräften her?<br />
4. Generieren von Optionen: Welche Art von Optionen ergeben sich aus der<br />
Analyse/integrierten Betrachtungsweise?<br />
633 Siehe Hauptkapitel I, Unterkapitel 2.2.2 „Relevanz der Hermeneutik für die Dissertation“.
208 Bezugsrahmen II: Entstehung von Bildungsstrategien<br />
5. Entscheiden für eine Alternative: Nach welchen Kriterien werden die<br />
Gestaltungsoptionen bewertet?<br />
• Wertschöpfung<br />
1. Analyse: Wie sieht das eigene Wertschöpfungsmodell aus?<br />
2. und 3. erwiesen sich als von der Empirie nicht bestätigt. Deshalb können diese Fragen<br />
gestrichen werden.<br />
4. Generieren von Optionen: Welche Optionen ergeben sich in Bezug auf die<br />
Konfiguration der Wertschöpfung?<br />
5. Generieren von Optionen: Welche Optionen ergeben sich in Bezug auf die Gestaltung<br />
der Wertschöpfung?<br />
6. Entscheiden für eine Alternative: Nach welchen Kriterien werden die<br />
Gestaltungsoptionen bewertet?<br />
• Veränderung<br />
Wie wirken strategische Initiativen und verändern den Bildungsbereich?<br />
Die Antworten auf diese Teilfragen werden im Bezugsrahmen II beschrieben. Der<br />
Bezugsrahmen II lässt sich grafisch wie folgt präsentieren:
Bezugsrahmen II: Entstehung von Bildungsstrategien 209<br />
Formulierung Implementierung<br />
Initiierung Positionierung Wertschöpfung Veränderung<br />
Bezugsrahmen<br />
zur Gestaltung<br />
der Veränderungsarbeit<br />
Analyse<br />
Bezugsrahmen<br />
zur Gestaltung<br />
der Initiierungsarbeit<br />
Timing Wann?<br />
Ort Wo?<br />
Akzente Was?<br />
Analyse der Wertschöpfung einer<br />
Bildungsorganisation<br />
Ausgangssituation<br />
Eigenes<br />
Wertschöpfungsmodell<br />
Analyse der Einflusskräfte auf eine<br />
Bildungsorganisation<br />
Ausgangssituation<br />
Analyse der<br />
Einflusskräfte des<br />
Unternehmens<br />
Analyse der<br />
Einflusskräfte der<br />
Umwelt<br />
634 Eigene Darstellung.<br />
Beteiligte Wer?<br />
Akteure Wer?<br />
Analyse des<br />
bestehenden<br />
Kunde<br />
Timing Wann?<br />
Bildungsangebotes<br />
Räume Wo?<br />
Mittel Womit?<br />
Analyse des Reifegrads<br />
der<br />
Bildungsorganisation<br />
Andere<br />
Funktionseinheiten<br />
Vorgehen Was?<br />
Analyse der<br />
<strong>St</strong>euerungsformen<br />
internationaler<br />
Unternehmen<br />
Analyse der<br />
Bildungsstrategie<br />
anderer<br />
Unternehmensgruppen<br />
Zs. Arbeit Wie?<br />
Wettbewerber<br />
Weitere<br />
Anspruchsgruppen<br />
Allgemeine Umwelt<br />
Integrierte Betrachtung<br />
Konfiguration der Wertschöpfung<br />
Orchestrator, Integrator und<br />
Schichtenspezialist<br />
neu<br />
Diversifikation<br />
neu<br />
<br />
<br />
<br />
alt<br />
Rückzug<br />
alt<br />
Variation:<br />
Feld:<br />
Lernkultur:<br />
Generieren<br />
von Optionen<br />
komplex<br />
Verbund<br />
Nutzenopt.<br />
Innovation<br />
Abbildung 69: Bezugsrahmen II 634<br />
divers<br />
spezialisiert<br />
verkoppelt<br />
Pull<br />
Gestaltung der Wertschöpfung<br />
Aktivitätsstrategie<br />
Konzeption:<br />
einfach <br />
Wertschöpfungstiefe: Autarkie <br />
Fokus:<br />
Kostenmin. <br />
Neuerungsverhalten: Imitation <br />
Ressourcenstrategie<br />
Vielfalt:<br />
uniform <br />
Einsatzspektrum generalisiert <br />
Vernetzung:<br />
isoliert <br />
Auslöser:<br />
Push <br />
Angemessenheit, Zielerreichung, Durchführbarkeit und Konsistenz<br />
Entscheiden<br />
für eine<br />
Alternative<br />
• Einflussbereich auf effektives Lernen<br />
• Messbarkeit<br />
• Expertendasein im Bildungsbereich
210 Bezugsrahmen II: Entstehung von Bildungsstrategien<br />
Die <strong>St</strong>ruktur der linken Spalte (Analyse, Generieren von Optionen und Entscheiden für<br />
eine Alternative) des Bezugsrahmens II ergibt sich aus dem allgemeinen Vorgehen dazu,<br />
wie <strong>St</strong>rategien entstehen werden. 635<br />
Die Felder Initiierung und Veränderung können vom Bezugsrahmen I genau gleich<br />
übernommen werden, denn Bildungsstrategien als Funktional- oder Issue-<strong>St</strong>rategien<br />
entstehen prozessual gleich, wie andere <strong>St</strong>rategien. Sie wurden in diesem Sinne nicht<br />
theoriebildend weiterentwickelt.<br />
Dies steht im Gegensatz zu den Feldern Positionierung und Wertschöpfung: Ihre<br />
Ausgestaltung präzisiert die Unterschiede zwischen einer Bildungsstrategie und anderen<br />
<strong>St</strong>rategien.<br />
Der Bezugsrahmen II legt bei der „Wertschöpfung“ sein Schwergewicht vor allem auf<br />
das ökonomische Gestaltungsfeld. Bei der Recherche der Literatur für diese Arbeit stellte<br />
sich jedoch heraus, dass es für die Wertschöpfung (Implementierung) einer<br />
Bildungsstrategie bereits einen Bezugsrahmen gibt. 636 Dieser zeigt auf, dass es bei der<br />
Implementierung einer Bildungsstrategie neben dem ökonomischen Gestaltungsfeld auch<br />
noch andere Felder gibt, die es zu gestalten gilt. Aus diesem Grund wurde dieser<br />
Bezugsrahmen als Ergänzung zum Bezugsrahmen II, wie Bildungsstrategien entstehen,<br />
verwendet.<br />
Der Bezugsrahmen eines innovationsorientierten <strong>Bildungsmanagement</strong>s kann durch<br />
folgende Teilfragen umschrieben werden:<br />
1. Didaktische Dimension: Inwieweit werden die ausgewiesenen fachlichen und<br />
überfachlichen Lernziele erreicht, und dies zudem besser, als es mit weniger<br />
aufwändigen Lernszenarien möglich wäre?<br />
2. Organisatorische Dimension: Wie kann die für die innovativen<br />
Ausbildungsmassnahmen erforderliche Infrastruktur im Unternehmen organisatorisch<br />
verankert werden?<br />
3. Sozio-kulturelle Dimension: Wie können die Einstellungen der Akteure bzw.<br />
Innovationsbeteiligten verändert werden und wie können diese dazu bewegt werden,<br />
dauerhaft Innovations- und Diffusionsprozesse aus eigener Kraft in Gang zu setzen?<br />
4. Technologische Dimension: Wie können problemgerechte technischen<br />
Funktionalitäten bereitgestellt werden?<br />
635 Siehe Hauptkapitel III, 3. Kapitel „Analyse der Entstehung von <strong>St</strong>rategien“.<br />
636<br />
Siehe Hauptkapitel III, Unterkapitel 2.2 „Bezugsrahmen Gestaltungsfelder eines innovationsorientierten<br />
<strong>Bildungsmanagement</strong>s“.
Bezugsrahmen II: Entstehung von Bildungsstrategien 211<br />
5. Ökonomische Dimension: In welchem Verhältnis stehen Kosten und Nutzen? <strong>St</strong>ehen<br />
Kosten für die Eigenentwicklung von Plattformen, aufwändige Multimedia-<br />
Produktionen im Verhältnis zum (didaktischen) Nutzen (Ressourceneffizienz)?<br />
Welche konkreten Ziele werden mit dem Projekt verfolgt? Inwiefern werden diese<br />
Ziele erreicht (Grad der Zielerreichung) (Ressourceneffektivität)?<br />
Grafisch lässt sich der Bezugsrahmen eines innovationsorientierten<br />
<strong>Bildungsmanagement</strong>s wie folgt darstellen:<br />
Organisation<br />
Flexibilität und Effizienz<br />
von <strong>St</strong>rukturen und<br />
Prozessen<br />
Kultur<br />
Innovationsbereitschaft,<br />
Selbstorganisation<br />
<strong>St</strong>rategieentwicklung<br />
Implementierung<br />
Didaktik<br />
Nachhaltiger Lernerfolg<br />
(fachlich, überfachlich)<br />
Technologie<br />
<strong>St</strong>abilität und<br />
problemgerechte<br />
Funktionalität<br />
Effizienz und Effektivität<br />
des Ressourceneinsatzes<br />
Ökonomie<br />
Abbildung 70: Bezugsrahmen Gestaltungsfelder eines innovationsorientierten<br />
<strong>Bildungsmanagement</strong>s 637<br />
Wie gestalten sich nun die konkreten <strong>St</strong>rukturprozessschritte des Bezugsrahmens II?<br />
637 Abbildung nach Diesner, Seufert und Euler (2006), S. 16.
212 Bezugsrahmen II: Entstehung von Bildungsstrategien<br />
• Initiierung<br />
Die Antworten auf die Fragen wo?, wer?, wann?, womit?, was? und wie? fassen die 6<br />
Dimensionen, die bei der Initiierung einer <strong>St</strong>rategie bzw. einer Bildungsstrategie<br />
bestehen, zusammen.<br />
• Positionierung<br />
Resultat der Positionierung ist die eigentliche Festlegung der künftigen <strong>St</strong>ellung im<br />
Markt und des Leistungsangebotes. 638 Damit wird grundsätzlich bestimmt, welche Ziele<br />
die Bildungsorganisation verfolgt und in welche Richtung sie sich entwickeln möchte. 639<br />
Analyse der Positionierung<br />
Um zu diesem Resultat zu kommen, muss der <strong>St</strong>rukturprozessschritt der Analyse in der<br />
Positionierung vollzogen werden. Dieser lässt sich wie folgt zusammenfassen:<br />
Gegenstand der Analyse der Ausgangssituation einer Bildungsorganisation ist die Frage,<br />
wo im Unternehmen eine <strong>St</strong>rategie für den Aus- oder Weiterbildungsbereich entsteht.<br />
Danach kann die gewählte Ausbildungsorganisationseinheit bestimmen, welche<br />
Einflusskräfte ausserhalb und innerhalb der Organisation auf sie selbst wirken.<br />
Mögliche Anspruchsgruppen von Bildungsorganisationen sind der Kunde, Andere<br />
Funktionseinheiten, Wettbewerber und Weitere Anspruchsgruppen. Es hat sich<br />
herausgestellt, dass für eine Bildungsorganisation die Kunden die zentrale<br />
Anspruchsgruppe sind. Zu ihr zählen nicht nur die Geschäftsleitung, sondern auch<br />
Führungskräfte und sämtliche anderen Mitarbeiter. All diesen verschiedenen Kunden<br />
gerecht zu werden, ist eine grosse Herausforderung und lässt die <strong>St</strong>rategieentstehung im<br />
Bildungsbereich so speziell erscheinen. Des Weiteren zeigte sich, dass die Linie in der<br />
Subkategorie Andere Funktionseinheiten zunehmend an Bedeutung gewinnt. Die<br />
Erklärung dafür liegt darin, dass Ausbildung näher am Arbeitsplatz erfolgen und ein<br />
grösserer Transfer des Gelernten in den Arbeitsalltag stattfinden soll. Dabei nimmt die<br />
Linie als Partner für die Ausbildungsorganisation eine tragende Funktion ein. Die<br />
Anspruchsgruppe der Wettbewerber hingegen ist für die Bildungsorganisation von<br />
geringer Bedeutung: Wettbewerber, die sich in bestimmten Teilen oder Komponenten des<br />
Bildungsangebotes bezüglich Kosten, Zeit oder Qualität als besser herausgestellt haben,<br />
macht sich die Bildungsorganisation zu Nutze. Wettbewerber in Form von<br />
Bildungsorganisationen in den Konkurrenzunternehmen der gleichen Branche haben ihre<br />
Daseinsberechtigung unabhängig von der eigenen Bildungsorganisation. Die eigene<br />
Ausbildungsorganisation versucht, wann immer möglich von dieser Art von Konkurrenz<br />
638 Vgl. Kuss und Tomczak (2002), S. 155.<br />
639 Vgl. Seufert und Meier (2007), S. 4.
Bezugsrahmen II: Entstehung von Bildungsstrategien 213<br />
zu lernen, konkurrenziert sie aber nicht. Je nachdem, auf welcher Organisationsebene die<br />
Bildungsstrategie entsteht, wird die Bewertung der aufgeführten Anspruchsgruppen<br />
unterschiedlich vorgenommen.<br />
Waren die bisherigen Anspruchsgruppen der direkten Aufgabenumwelt der<br />
Bildungsorganisation zuzurechnen, ist es für eine Bildungsorganisation sinnvoll, auf<br />
einem höheren Abstraktionsgrad noch eine Analyse der Allgemeinen Umwelt<br />
vorzunehmen. Hierbei wird nach den jeweiligen dominierenden Trends gefahndet, von<br />
denen zu erwarten ist, dass sie als zukünftige Rahmenbedingungen einen starken Einfluss<br />
auf die Bildungsorganisation ausüben werden. Die allgemeine wirtschaftliche Lage, in<br />
welcher sich das Gesamtunternehmen befindet, hat hierbei einen massgebenden Einfluss<br />
auf die Bildungsorganisation des Unternehmens: Die produzierten Kosten der Aus- und<br />
Weiterbildung müssen schliesslich durch die Gewinne des Unternehmens getragen<br />
werden.<br />
Die zuvor aufgezeigte Analyse der Allgemeinen Umwelt stellt den letzten Schritt in der<br />
Analyse der Einflusskräfte auf die Bildungsorganisation dar. Ist die Analyse der<br />
Einflusskräfte der Umwelt abgeschlossen, so macht sich die entsprechende<br />
Ausbildungsorganisation erste Überlegungen zu Zielen, <strong>St</strong>rategien und Massnahmen<br />
hinsichtlich der Art und Weise, wie die vorgesehene Positionierung bei den<br />
Anspruchsgruppen voran getrieben werden kann. An dieser <strong>St</strong>elle muss überlegt werden,<br />
ob die Bildungsorganisation das Potenzial besitzt, sich so zu verändern, dass sie den<br />
Erwartungen der ausgewählten Anspruchsgruppen gerecht werden kann.<br />
Zur Beurteilung dieses Veränderungspotenzials muss eine Analyse der Einflusskräfte der<br />
Bildungsorganisation selber vorgenommen werden. Diese gestaltet sich über die Analyse<br />
des bestehenden Bildungsangebots, die Analyse des Reifegrades der<br />
Bildungsorganisation, die Analyse der <strong>St</strong>euerungsformen internationaler Unternehmen<br />
und der Analyse der Bildungsstrategien anderer Unternehmensgruppen. Die Ergebnisse<br />
hängen aber auch davon ab, wie das gesamte Unternehmen dem Aus- und<br />
Weiterbildungsbereich gegenübersteht. So definiert die Bildungsorganisation wohl meist<br />
nicht selber, welche Internationalisierungsstrategie nach dem Modell von Bartlett und<br />
Ghoshal verfolgt werden soll. Vielmehr hängt die gewählte <strong>St</strong>rategie von der<br />
länderspezifischen Organisation des gesamten Unternehmens ab, sowie von der Art und<br />
Weise, wie sie die entsprechenden Märkte bearbeiten möchte.<br />
Am Ende des <strong>St</strong>rukturprozessschrittes der Analyse ist es für die Ausbildungsorganisation<br />
wichtig, den Schritt der integrierten Betrachtungsweise zu vollziehen. Dieser erfolgt<br />
grundsätzlich durch die gleichen Bewertungsmethoden wie bei der Entstehung anderer<br />
<strong>St</strong>rategien. Die persönliche Überzeugung des Ausbildungsverantwortlichen ist hier<br />
jedoch von besonderer Bedeutung, da sie als Wertigkeit in die Bewertung mit einfliesst.
214 Bezugsrahmen II: Entstehung von Bildungsstrategien<br />
Welche Optionen ergeben sich aufgrund der Analyse für eine Bildungsorganisation?<br />
Generieren von Optionen der Positionierung<br />
Der nächste <strong>St</strong>rukturprozessschritt, Generieren von Optionen der Positionierung des<br />
Bezugsrahmens II, kann wie folgt zusammengefasst werden: Hauptziel der<br />
Bildungsorganisation ist es, mit den gegebenen Ressourcen im Unternehmen einen<br />
möglichst grossen Wert zu schaffen und nicht, dem Kunden eine Palette möglichst vieler<br />
Aus- und Weiterbildungsdienstleistungen zu „verkaufen“. Was dieser Wert ist, definiert<br />
die Geschäftsleitung. Beispiele für solche unternehmensinterne Wertbeiträge können über<br />
die Anpassungs-, Motivations-, Identifikations-, Akquisitions-, Image-, Gestaltungs- und<br />
die Entwicklungsfunktion des Bildungsbereichs beschrieben werden. 640 Für die<br />
Zielsetzung, im Unternehmen Wert zu schaffen, wäre eine Orientierung an den<br />
Wettbewerbern fatal: Die Daseinsberechtigung für die Bildungsorganisation im<br />
Unternehmen wäre dann gar nicht mehr gegeben. Also macht eine Marktstrategie, die<br />
sich an der Anspruchsgruppe des Kunden orientiert, Sinn. Daraus ergeben sich für den<br />
Bildungsbereich verschiedene <strong>St</strong>rategieoptionen: Die <strong>St</strong>rategieoption der Variation gibt<br />
Antwort auf die Frage, inwieweit Veränderungen der Marktstrategie erforderlich sind.<br />
Die Optionen Beibehalten, Umpositionieren und Neupositionieren gelten für den<br />
Bildungsbereich gleichermassen wie für andere Unternehmensbereiche. Auch die Option<br />
Feld, die darüber entscheidet, welche Marktsegmente und Zielgruppen zu bearbeitet sind,<br />
ist im Bildungsbereich vorzufinden. Hierbei lautet die Schlüsselfrage, ob eine<br />
Segmentierung besteht, welche die verschiedenen Geschäftsbereiche auf übergeordneter<br />
Ebene verbindet. Das Spezielle im Bildungsbereich ist, dass eine intern erstellte Ausbzw.<br />
Weiterbildungsleistung oft nicht von derjenigen Person bezahlt wird, der sie zugute<br />
kommt. Dadurch ist die bezahlende Person bei einem bestimmten Preis zu Abschlägen in<br />
der Ausbildungsqualität bereit. Die „konsumierende“ Person der Aus- bzw.<br />
Weiterbildungsleistung wird jedoch dadurch enttäuscht, denn sie erwartet diesbezüglich<br />
stets eine möglichst hohe Qualität. Daher stellt sich die Option Substanz als nichtig<br />
heraus, da im Bildungsbereich nur die Handlungsalternative „Präferenz“ im Gegensatz zu<br />
„Preis“ Sinn macht. Des Weiteren zeigt sich, dass der <strong>St</strong>rategieoption <strong>St</strong>il im<br />
Bildungsbereich eine untergeordnete Bedeutung zukommt. Dies ist damit zu begründen,<br />
dass ein Aus- bzw. Weiterbildungsangebot nicht aufgrund seiner äusseren Ausgestaltung<br />
gewählt wird. Die Ergebnisse zeigen zudem, dass zum Leistungsspektrum der<br />
Bildungsorganisation sowohl angebots- und nachfrageorientierte Aus- und<br />
Weiterbildungsdienstleistungen als auch Aufbau und Förderung einer Lernkultur gehört.<br />
Beziehen sich die bis anhin vorgestellten Optionen immer auf die Aus- und<br />
640 Siehe Hauptkapitel II, 3. Kapitel „Ausprägungsformen von Betrieblicher Bildung“.
Bezugsrahmen II: Entstehung von Bildungsstrategien 215<br />
Weiterbildungsprodukte, befasst sich keine der <strong>St</strong>rategieoptionen damit, dass die<br />
Lernkultur so belassen werden kann, wie sie momentan ist (alt) oder dass sie verändert<br />
werden kann (neu). Somit erweist sich eine neue <strong>St</strong>rategieoption „Lernkultur alt oder<br />
neu“ als sinnvolle Ergänzung zu den möglichen Optionen im Bildungsbereich.<br />
Entscheiden für eine Alternative in der Positionierung<br />
An den <strong>St</strong>rukturprozessschritt des Generierens von Optionen schliesst sich dessen<br />
Bewertung und Kombination zu einem konsistenten strategischen Programm an. Die<br />
Analyse- und Beurteilungsverfahren im Bezugsrahmen II entsprechen denjenigen in<br />
anderen betriebswirtschaftlich geführten Bereichen des Unternehmens. Daraus ergeben<br />
sich die Kriterien Angemessenheit, Zielerreichung, Durchführbarkeit und Konsistenz.<br />
Soweit die Ausführungen zur Positionierung des Bezugsrahmens II. Die Positionierung<br />
hat in diesem Sinn theoretisch aufgezeigt, welche Möglichkeiten im Bildungsbereich<br />
bestehen, um sich gegenüber seinen Anspruchsgruppen zu positionieren<br />
(Aussenverhältnis).<br />
• Wertschöpfung<br />
Die Positionierung eines Unternehmens steht in enger Verbindung mit dessen<br />
Innenleben, d.h. seinen Fähigkeiten und wertschöpfenden Prozessen. 641 Im Mittelpunkt<br />
steht hier die Frage nach der Wertschöpfung einer unternehmerischen Einheit sowie die<br />
Benennung der zur Realisierung der angestrebten Positionierung zu ergreifenden<br />
Aktivitäten und erforderlichen Ressourcen. 642<br />
Analyse der Wertschöpfung<br />
Als Erstes muss die Ausbildungsorganisation nunmehr den <strong>St</strong>rukturprozessschritt der<br />
Analyse in der Wertschöpfung vollziehen. Dieser lässt sich wie folgt zusammenfassen:<br />
In der Ausgangssituation der Analyse wird von der Bildungsorganisation bestimmt, in<br />
welchem Geschäft sie sich eigentlich sieht. Für dieses Geschäft wird dann in einem<br />
zweiten Schritt die Wertschöpfungsstruktur mit ihren einzelnen<br />
Wertschöpfungspotenzialen analysiert. Dazu gehört die Zerlegung der Wertschöpfung in<br />
ihre einzelnen Aktivitäten sowie die Analyse der dazugehörigen Erfolgsfaktoren und<br />
dafür erforderlichen Fähigkeiten.<br />
In der Unternehmenspraxis zeigte sich, dass sich die Bildungsorganisation, im Gegensatz<br />
zum herkömmlichen Analyseverfahren der Wertschöpfung, wenig dafür interessiert, wie<br />
das Wertschöpfungsmodell eines bestimmten Geschäftes in der gleichen Branche<br />
641<br />
Vgl. Müller-<strong>St</strong>ewens und Lechner (2003), S. 355 ff.<br />
642<br />
Vgl. Seufert und Meier (2007), S. 11.
216 Bezugsrahmen II: Entstehung von Bildungsstrategien<br />
aussieht. Einzig das eigene Wertschöpfungsmodell ist von grossem Interesse. Wurde die<br />
Betrachtung dieser Perspektive in der untersuchten Unternehmenspraxis einfach<br />
vergessen? Es ist anzunehmen, dass das Wertschöpfungsmodell einer<br />
Bildungsorganisation der gleichen Branche deshalb nicht interessiert, weil die<br />
Organisationen nicht in direktem Wettbewerb zueinander stehen.<br />
Wie lässt sich das eigene Wertschöpfungsmodell der betreffenden<br />
Ausbildungsorganisation beschreiben? Durch Bestimmen der zentralen Schritte in der<br />
Wertkette und das Festlegen der wichtigsten Abhängigkeiten charakterisiert die<br />
Ausbildungsorganisation ihr eigenes Wertschöpfungsmodell. In der Unternehmenspraxis<br />
zeigte sich, dass der Treiber für das Aussehen der Wertkette eine möglichst schlanke<br />
Abwicklung von Kundenanfragen war. Kostentreiber und finanzielle Gesichtspunkte in<br />
der Wertschöpfungskette selber waren hingegen nicht von allzu grosser Bedeutung. Diese<br />
Eigenheit ist erstaunlich und müsste in einer weiteren Forschungsarbeit ausserhalb des<br />
gewählten Unternehmenskontextes beobachtet werden. 643 Klar jedoch ist, dass jede<br />
Wertkette einer jeden Bildungsorganisation einmalig ist und ihr Sinn sich einzig über den<br />
in der Positionierung beabsichtigten Zweck der Bildungsorganisation bewerten lässt.<br />
Da eine externe Sichtweise von der Bildungsorganisation gar nicht erfolgt, kann eine<br />
integrierte Betrachtung bei der Analyse der Wertschöpfung nicht eingenommen werden.<br />
Welche Optionen ergeben sich für eine Bildungsorganisation aufgrund der Analyse?<br />
Generieren von Optionen der Wertschöpfung<br />
Der nächste <strong>St</strong>rukturprozessschritt Generieren von Optionen der Wertschöpfung des<br />
Bezugsrahmens II kann wie folgt zusammengefasst werden: Es sind zwei<br />
unterschiedliche Hauptkategorien von Optionen auszumachen: Bei den Optionen zur<br />
Konfiguration der Wertschöpfung geht es um das Zusammenstellen und Abstimmen des<br />
Wertschöpfungsmodells selber. Die Optionen zu den <strong>St</strong>rategien der Wertschöpfung<br />
hinterfragen das Wertschöpfungsmodell nicht mehr, sondern orientieren sich an der<br />
Gestaltung der Wertschöpfung in Bezug auf deren Verbesserung in Effektivität und<br />
Effizienz. Konkret ergeben sich für die Konfiguration der Wertschöpfung die Optionen<br />
Integrator, Orchestrator und Schichtenspezialist und für die Gestaltung der<br />
Wertschöpfung die Optionen der Aktivitätsstrategie und der Ressourcenstrategie. Da<br />
davon ausgegangen wird, dass sich eine Bildungsorganisation in Bezug auf die Effizienz<br />
und die zum Einsatz kommenden Ressourcen nicht von anderen Organisationseinheiten<br />
unterscheidet, wurde der Fokus in dieser Arbeit auf die Aktivitätsstrategie gelegt, auch<br />
wenn die Optionen zur Ressourcenstrategie zum Bezugsrahmen II mit dazu gehören. Zu<br />
643 Siehe Hauptkapitel VI, 2. Kapitel „Desiderata für weiterführende Forschungsaktivitäten“.
Bezugsrahmen II: Entstehung von Bildungsstrategien 217<br />
den Optionen der Aktivitätsstrategie kann zusammengefasst Folgendes konstatiert<br />
werden: Für eine Bildungsorganisation ergeben sich genau die gleichen Optionen wie für<br />
andere Organisationseinheiten: nämlich Konzeption, Wertschöpfungstiefe, Fokus und<br />
Neuerungsverhalten. Das Abwägen hinsichtlich der aufgezählten Optionen gehört zum<br />
täglichen Geschäft des Bildungsbereichs.<br />
Die Motive, die zur Wahl der jeweiligen Option führen, sind jedoch bei den<br />
Bildungsorganisationen und den gewöhnlichen Geschäftsbereichen unterschiedlich:<br />
Beide Unternehmenseinheiten werden diejenige Option wählen, die den grösstmöglichen<br />
Mehrwert erzeugt. Der Mehrwert wird für einen Geschäftsbereich anhand von<br />
generierten Wettbewerbsvorteilen gemessen. Bei einer Bildungsorganisation ist dies<br />
anders: Die Bewertung des Mehrwerts basiert nicht auf dem Generieren von<br />
Wettbewerbsvorteilen für die Bildungsorganisation (denn diese steht nicht in<br />
Konkurrenz), sondern das Generieren von Mehrwert wird über die Erfüllung des in der<br />
Positionierung beabsichtigten Zwecks des gesamten Bildungsbereichs gemessen. Ob<br />
durch die Bildungsorganisation für das gesamte Unternehmen Wettbewerbsvorteile<br />
erzielt werden, hängt somit massgeblich vom formulierten Zweck des Bildungsbereichs<br />
ab.<br />
Entscheiden für eine Alternative in der Wertschöpfung<br />
Die letzte Phase beinhaltet die Bewertung der Optionen sowie deren Auswahl und<br />
Zusammenstellung zu einem strategischen Wertschöpfungsprogramm. Auch hier sind die<br />
Analyse- und Beurteilungsverfahren für ein konsistentes strategisches Programm nicht<br />
anders als für einen anderen betriebswirtschaftlich geführten Bereich im Unternehmen.<br />
Wiederum ergeben sich die Kriterien Angemessenheit, Zielerreichung, Durchführbarkeit<br />
und Konsistenz.<br />
Damit lautet die zentrale Frage der Wertschöpfung, welche Möglichkeiten für den<br />
Bildungsbereich bestehen, um die Wertschöpfung des Bildungsbereichs (Innenverhältnis)<br />
zu organisieren, theoretisch beantwortet.<br />
• Veränderung<br />
Auch hier lassen sich die vier Dimensionen, die bei der Veränderung einer <strong>St</strong>rategie bzw.<br />
einer Bildungsstrategie bestehen, anhand der Antworten auf die Fragen wann?, was?,<br />
wer? und wo? zusammenfassen.
218 Bezugsrahmen II: Entstehung von Bildungsstrategien<br />
• Besonderheiten der Betrieblichen Bildung<br />
Bei den Untersuchungen zur Unternehmenspraxis zeigten sich konkrete Hinweise darauf,<br />
was das Arbeiten im betrieblichen Bildungsbereich so besonders erscheinen lässt. Diese<br />
Hinweise können nicht speziell der Initiierung, Positionierung, Wertschöpfung oder<br />
Veränderung von Bildungsstrategien zugeordnet werden; sie stellen vielmehr den<br />
Kontext dar, in welchem die Bildungsstrategieentstehung (Bezugsrahmen II) eingebettet<br />
ist. 644<br />
Einflussbereich auf effektives Lernen<br />
Unabhängig von der Qualität der <strong>St</strong>rategieentstehung im Bildungsbereich, lässt sich die<br />
Wirkungsweise der <strong>St</strong>rategie - d.h. ob im Unternehmen wirklich gelernt wird - von der<br />
Bildungsorganisation selber kaum beeinflussen. Die Gründe dafür liegen bei externen<br />
und individuellen Faktoren des Lernenden: Arbeitsplatzgestaltung, Einstellung des<br />
Vorgesetzten zu Lernen, Motivation und Lerngewohnheiten des Individuums sind<br />
Beispiele dazu.<br />
Messbarkeit in der Betrieblichen Bildung<br />
Eine weitere Eigenheit im Bildungsbereich ist die Schwierigkeit, den aufgrund einer<br />
Bildungsmassnahme bzw. eines Bildungsstrategiewechsels erzeugten Effekt zu messen.<br />
Die Grundproblematik besteht darin, dass sich der durch die Aus- bzw. Weiterbildung<br />
erzielte Effekt im Unternehmen selten alleine auf die Aus- bzw. Weiterbildung<br />
zurückführen lässt.<br />
Expertendasein im Bildungsbereich<br />
Des Weiteren hat sich herausgestellt, dass sich ein Expertendasein im<br />
unternehmensinternen Bildungsbereich gegenüber den Geschäftspartnern ausserhalb der<br />
Bildungsorganisation als schwierig gestaltet. Dieses Phänomen müsste noch genauer<br />
erforscht werden. 645 Auf jeden Fall ist diesem Umstand bei der<br />
Bildungsstrategieentstehung Rechnung zu tragen, da hierfür im Gegensatz zur<br />
<strong>St</strong>rategieentstehung in anderen Unternehmenseinheiten verhältnismässig viel Energie in<br />
Form von Überzeugungsarbeit geleistet werden muss.<br />
Mit diesen letzten Ausführungen ist der entwickelte Bezugsrahmen II zur Frage, wie<br />
Bildungsstrategien entstehen, abgeschlossen. Der Bezugsrahmen präzisiert die<br />
Besonderheiten bei der Entstehung von Bildungsstrategien. Damit erfüllt er das eingangs<br />
dieser Arbeit erklärte Ziel, zwischen Bildungsstrategien und anderen <strong>St</strong>rategien zu<br />
644<br />
Siehe Klammer um den Bezugsrahmen II, Abbildung 69.<br />
645<br />
Für allfällige Erklärungen zu diesem Phänomen siehe Hauptkapitel IV, Unterkapitel 2.2.8 „Besonderheiten der<br />
Betrieblichen Bildung“.
Bezugsrahmen II: Entstehung von Bildungsstrategien 219<br />
differenzieren. Zum Schluss ist noch Folgendes zu erwähnen: Soll die Entstehung einer<br />
Bildungsstrategie beobachtet werden, so sind bei der <strong>St</strong>rategieentstehung ungeplante,<br />
emergente Faktoren, auf die nicht aktiv eingewirkt werden kann, unbedingt mit zu<br />
berücksichtigen. 646 Dies kann nur über die Beschreibung der tatsächlich, realisierten<br />
Bildungsstrategieimplementierung erreicht werden.<br />
646 Siehe Hauptkapitel III, Unterkapitel 1.4 „Der <strong>St</strong>rategieformierungsprozess“.
220 Überlegungen zu den Ergebnissen für Wissenschaft und Praxis<br />
VI ÜBERLEGUNGEN ZU DEN ERGEBNISSEN FÜR<br />
WISSENSCHAFT UND PRAXIS<br />
Im letzten Hauptkapitel wurden die herausgearbeiteten Ergebnisse dieser Arbeit in Form<br />
des Bezugsrahmens II dargestellt. Wie ist nun aber die Qualität dieser Ergebnisse zu<br />
beurteilen? Wo sollen weitere Forschungsaktivitäten anknüpfen? Und welche<br />
Handlungsempfehlungen lassen sich aus den im Bezugsrahmen II aufgezeigten<br />
Resultaten für die berufliche Praxis in einer Bildungsorganisation eines Unternehmens<br />
ableiten?<br />
Ziel dieses Kapitels ist es, diese Fragen zu beantworten und damit weitere Überlegungen<br />
zu den Ergebnissen für Wissenschaft und Praxis aufzuzeigen. Um die Frage nach der<br />
Qualität der Forschungsergebnisse zu beurteilen, wird im 1. Kapitel das<br />
Forschungsvorgehen hinterfragt. Das 2. Kapitel zeigt, das Forschungsdesiderat auf und<br />
das 3. Kapitel stellt die aus dieser Arbeit resultierende mögliche Handlungsempfehlungen<br />
für die Praxis dar. Folgende Abbildung verdeutlicht den beschriebenen Aufbau des<br />
Hauptkapitels:<br />
Reflexion des<br />
Forschungsvorgehens<br />
(1. Kapitel)<br />
Desiderata für weiterführende<br />
Forschungsaktivitäten<br />
(2. Kapitel)<br />
Abbildung 71: Aufbau des Hauptkapitels VI 647<br />
Überlegungen zur<br />
Anwendung in der Praxis<br />
(3. Kapitel)<br />
1 REFLEXION DES FORSCHUNGSVORGEHENS<br />
Wie im Einführungskapitel unter „Methodologisches Vorgehen“ bereits erwähnt, hat die<br />
Fallstudie mit ihrem qualitativen Forschungsansatz auch ihre Schwächen. 648 Zur<br />
Vermeidung von Fehlerquellen bei Fallstudien finden sich in der wissenschaftlichen<br />
Literatur zahlreiche Handlungsanleitungen, die angeben, wie bei der Erhebung und<br />
Auswertung der Fallstudie vorzugehen ist. 649 Diesen Handlungsanleitungen wurde bei<br />
den Fallstudien dieser Arbeit so weit es ging Rechnung getragen. Trotzdem blieben<br />
infolge des gewählten Forschungsdesigns einige Schwächen bestehen. Diese haben sich<br />
nicht vermeiden lassen und bringen für die Arbeit auch grundlegende positive Aspekte<br />
mit sich, auf die nicht verzichtet werden wollte. In diesem Kapitel sollen die Schwächen<br />
der Arbeit, gleichzeitig aber auch ihre damit verbundenen <strong>St</strong>ärken aufgezeigt sein. Dazu<br />
647<br />
Eigene Darstellung.<br />
648<br />
Siehe u.a. Bromley (1986); Diekmann (2001) und Yin (2003).<br />
649<br />
Siehe Mayring (2002), S. 144 ff. und Yin (2003), S. 34 f.
Überlegungen zu den Ergebnissen für Wissenschaft und Praxis 221<br />
wird zuerst in einem ersten Schritt über die klassischen wissenschaftlichen Gütekriterien<br />
Objektivität, Reliabilität und Validität in Bezug auf diese Arbeit reflektiert. In einem<br />
zweiten Schritt wird über die Eigenheiten des verwendeten Forschungsdesigns diskutiert.<br />
Der Begriff Objektivität wird allzu leicht assoziiert mit dem Bestreben Wahrheit, reine<br />
Erkenntnis etc. in der Forschung zu finden. 650 Die Verfolgung dieses Zieles ist in den<br />
Sozialwissenschaften und insbesondere in der Hermeneutik nicht leistbar. 651 Aus diesem<br />
Grund wird der Objektivitätsbegriff in der Hermeneutik anders verwendet: 652 Objektivität<br />
wird „im Sinn der Angemessenheit einer Erkenntnis an ihren Gegenstand“ verstanden,<br />
die intersubjektiv überprüft werden kann. Was ist darunter zu verstehen?<br />
„Die Feststellung der Angemessenheit als Objektivität ergibt sich aus dem Objekt und<br />
vom Objekt her, womit die Zirkelhaftigkeit offenkundig wird.“ 653 Intersubjektiv ist etwas<br />
dann nachvollziehbar, wenn der Interpret die Gründe erkennt, die unter den gegebenen<br />
Bedingungen des Autors die infrage stehende Äusserung/Handlung als rational<br />
konsensfähig erscheinen lassen.<br />
Wie ist die Objektivität dieser Arbeit zu beurteilen?<br />
Die Angemessenheit einer Erkenntnis an ihren Gegenstand wird für eine aussenstehende<br />
Person durch das Offenlegen des hermeneutischen Zirkels verdeutlicht. In dieser Arbeit<br />
wurde dies durch die stufenweise Entwicklung des Bezugsrahmens zur Entstehung von<br />
Bildungsstrategien gemäss dem aufgezeigten Forschungsprozess erreicht. 654<br />
Intersubjektivität wurde einerseits auf der Auswertungs- und andererseits auf der<br />
Interpretationsebene angestrebt: Bei der Auswertung bestanden klare Kriterien, wann<br />
Textpassagen des erhobenen Materials einer bestehenden Kategorie zugeordnet werden<br />
konnten. Auch waren eindeutige Bestimmungen festgelegt, wann eine neue Kategorie<br />
gegründet werden konnte. In Bezug auf Interpretationen von Textpassagen bemühte sich<br />
die Forscherin um eine höchst mögliche Transparenz: Durch die Ausführungen zu den<br />
Forschungsvoraussetzungen wurde Klarheit in Bezug auf die „Form des Verstehens“<br />
geschaffen. 655 Ein „objektiver Geist“ ergab sich aus den Beschreibungen zum<br />
Unternehmen, in welchem die Fallstudien erhoben wurden. 656 Wo immer Interpretationen<br />
650<br />
Vgl. Lamnek (1988), S. 178 ff.<br />
651<br />
„Folgt man Dilthey, so ist der Prozess des Verstehens unendlich, niemals abgeschlossen; endgültiges Verstehen<br />
ist ausgeschlossen. Dadurch wird auch das Ziel der Hermeneutik, Objektivität und Allgemeingültigkeit, zu einem<br />
Ideal, zu einem zwar erhobenen, aber letztlich nicht einlösbaren Anspruch.“ Lamnek (1988), 181.<br />
652 Vgl. Lamnek (1988), S. 182.<br />
653 Lamnek (1988), S. 182.<br />
654 Siehe Hauptkapitel I, Unterkapitel 2.2.2 „Relevanz der Hermeneutik für die Dissertation“.<br />
655 Siehe Hauptkapitel I, Unterkapitel 2.2.2 „Relevanz der Hermeneutik für die Dissertation“.<br />
656 Siehe Hauptkapitel IV, Unterkapitel 1.2 „Das Ausbildungsressort von UBS GWM&BB“.
222 Überlegungen zu den Ergebnissen für Wissenschaft und Praxis<br />
der Forscherin einflossen, wurde diese als Interpretation einerseits vermerkt und<br />
andererseits ihr Zustandekommen so gründlich wie möglich aufgezeigt.<br />
Die Reliabilität betrifft die Genauigkeit, die Exaktheit des Vorgehens der Messung. 657<br />
Um diesem Gütekriterium zu entsprechen, wurden die erhobenen Interviews den<br />
Interviewpartnern jeweils zum Gegenlesen zugestellt. Damit ist gewährleistet, dass bei<br />
der Erhebung genau das erfasst wurde, was der Interviewpartner meinte. Im Gegensatz<br />
dazu konnten die aufgezeichneten Protokolle nicht gegengelesen werden, was sicherlich<br />
eine der Schwächen dieser Arbeit darstellt.<br />
Doch auch bei der Auswertung zeigten sich Schwächen in Bezug auf die Reliabilität:<br />
Zwar wurde streng nach dem Vorgehen der qualitativen Inhaltsanalyse ausgewertet, 658<br />
doch da Sinnzusammenhänge weder direkt zugänglich noch mit empirischen Methoden<br />
zu erfassen sind, bedarf es spezifischer Interpretationsleistungen, um sie zu erschliessen.<br />
Das Problem der Relativität und Vielfalt von Interpretationen bleibt immer erhalten. 659<br />
Aus diesem Grund wurde wo immer möglich versucht, dem Verfahren der Triangulation<br />
gerecht zu werden. „Triangulation meint, dass man versucht, für die Fragestellung<br />
unterschiedliche Lösungswege zu finden und die Ergebnisse zu vergleichen.“ 660 So<br />
stützen sich die Ergebnisse zur Forschungsfrage einerseits auf unterschiedliche<br />
Theorieansätze, andererseits aber auch auf verschiedene Datenquellen, sprich Interviews,<br />
sowie auf protokollierte Informationsveranstaltungen.<br />
Hat die Forscherin wirklich das erfasst, was sie erfassen wollte? Dies ist die Frage, mit<br />
der sich die Validität auseinandersetzt. 661 Ohne vertieft auf die verschiedenen<br />
Validitätsarten einzugehen, 662 ist festzuhalten, dass beim Forschungsansatz der<br />
Fallanalyse grundsätzlich immer das Problem der Validität besteht. 663 Aus diesem Grund<br />
wurde in allen drei Fallstudien im Untersuchungsdesign besonders Gewicht darauf<br />
gelegt, zu erklären, inwiefern die entsprechenden Fallstudien die zuvor entwickelten<br />
Theorieblöcke repräsentieren.<br />
Welche weiteren Schwächen sind im Hinblick auf das gewählte Forschungsdesign<br />
auszumachen?<br />
657<br />
Vgl. Mayring (2002), S. 141.<br />
658<br />
Siehe Hauptkapitel IV, Unterkapitel 2.1.2, 3.1.2 und 4.1.2 „Auswertung“ der entsprechenden Fallstudien 1, 2 und<br />
3.<br />
659 Vgl. Schülein und Reitze (2005), S. 122.<br />
660 Mayring (2002), S. 147.<br />
661 Vgl. Mayring (2002), S. 141.<br />
662<br />
Unterschieden werden Inhalts-, Kriteriums- und Konstruktvalidität. Siehe dazu Hauptkapitel II, 3. Kapitel<br />
„Begriffsklärung“.<br />
663 Vgl. Yin (2003), S. 34.
Überlegungen zu den Ergebnissen für Wissenschaft und Praxis 223<br />
Generell liegt bei der Fallstudie das Problem vor, dass eine Verallgemeinerung der<br />
Forschungsergebnisse nur bedingt möglich ist. Dies ist damit zu begründen, dass die<br />
Fallstudien jeweils in einem bestimmten Kontext erhoben werden, der häufig eine<br />
notwendige Bedingung für die Resultate darstellt und damit nicht einfach weggelassen<br />
werden darf. Auch in vorliegenden Arbeit ist dies der Fall: Inwieweit die<br />
Forschungsergebnisse ausserhalb des UBS Kontextes ebenfalls Geltung haben, müsste in<br />
einer weiteren Arbeit zunächst überprüft werden. 664 Aufgrund des Neuigkeitsgehaltes<br />
dieser Arbeit liefert sie dank dem dafür gewählten Forschungsdesign erste Anhaltspunkte<br />
hinsichtlich Konstanten bei der Entstehung von Bildungsstrategien und zwar unabhängig<br />
vom jeweiligen Unternehmenskontext.<br />
Des Weiteren ist es fraglich, ob einzig basierend auf der Erhebung von zwei<br />
theoriebildenden Fallstudien ein allgemeiner Schluss gezogen werden darf. Gerade in der<br />
zweiten Fallstudie wird teilweise aufgrund von Aussagen eines Teams theoriebildend<br />
gearbeitet. Zudem decken die Fallstudien unterschiedliche Theorieblöcke ab und können<br />
nicht miteinander verglichen werden. Doch auch hier erscheint das Forschungsvorgehen<br />
durch den Neuigkeitsgehalt der Arbeit gerechtfertigt: Zwar ist eine Verallgemeinerung<br />
der Fallstudien theoriebildender Art in dieser Arbeit als kritisch zu beurteilen - die<br />
Theoriebildung müsste wiederum anhand einer weiteren Arbeit in anderen Unternehmen<br />
überprüft werden 665 - doch weisen die Fallstudien eine Ausdifferenzierung sowie einen<br />
Detaillierungsgrad und eine Vielfalt von Perspektiven bezüglich der Forschungsfrage auf,<br />
die in anderen Arbeiten noch nicht vorzufinden sind. Gerade das Kapitel 2.2.8<br />
„Besonderheiten der Betrieblichen Bildung“ der ersten Fallstudie zeigt, dass die<br />
Perspektiven durchaus miteinander verglichen werden können und dass ein gemeinsames<br />
Muster zu erkennen ist.<br />
2 DESIDERATA FÜR WEITERFÜHRENDE FORSCHUNGS-<br />
AKTIVITÄTEN<br />
Zielsetzung dieser Dissertation war es, einen Beitrag zur Theoriebildung bezüglich der<br />
Entstehung von Bildungsstrategien zu leisten. Auf dieser Zielsetzung baute der auf der<br />
Hermeneutik basierende Forschungsprozess auf. Bei der Verfolgung des<br />
Forschungsvorgehens ergaben sich Fragen bzw. konnten Phänomene beobachtet werden,<br />
die Ansatzpunkte für weitere Forschungsaktivitäten bieten: Erforschung von<br />
Erklärungszusammenhängen im Rahmen empirisch-analytischer Forschungsdesigns,<br />
deskriptiv-quantitative Vermessung von Phänomenen und Analyse weiterführender<br />
664 Siehe nächstes 2. Kapitel „Desiderata für weiterführende Forschungsaktivitäten“.<br />
665 Siehe nächstes 2. Kapitel „Desiderata für weiterführende Forschungsaktivitäten“.
224 Überlegungen zu den Ergebnissen für Wissenschaft und Praxis<br />
Forschungsfragen. 666 Auf diese drei möglichen Handlungswege soll an dieser <strong>St</strong>elle<br />
vertieft eingegangen werden.<br />
Erforschung von Erklärungszusammenhängen im Rahmen empirisch-analytischer<br />
Forschungsdesigns<br />
Weiterführende Forschungsaktivitäten bieten sich in diesem Zusammenhang auf zwei<br />
unterschiedlichen Ebenen an: Zum einen werden die Forschungsresultate dieser Arbeit<br />
stark von den Eigenheiten von UBS beeinflusst. 667 Zu überprüfen wäre demnach, wie<br />
sich die Ergebnisse in einem anderen Unternehmen gestalten. Des Weiteren zeigten sich<br />
in dieser Arbeit viele <strong>St</strong>ellen, die Erklärungsspielraum offen lassen. Durch eine gezielte<br />
weitere Forschung könnten diesbezüglich Erklärungszusammenhänge erschlossen<br />
werden. Die zwei Ebenen können wie folgt detaillierter ausgedrückt werden:<br />
Die Eigenheiten von UBS im Zusammenhang mit ihrer Bildungsorganisation LDC lassen<br />
sich wie folgt zusammenfassen: Aus dem empirisch erhobenen Material, auf welchem die<br />
Fallstudien basieren, kann geschlossen werden, dass UBS bzw. die Bildungsorganisation<br />
der UBS, in Bezug auf die Kultur eine tendenziell konservative Haltung einnimmt. 668 So<br />
verhält sie sich gegenüber allem Neuen eher zurückhaltend. Dazu gehört, dass sie einen<br />
grossen Teil der Leistungen, die sie zu ihrer eigenen Leistungserstellung benötigt, lieber<br />
selber herstellt als nach aussen vergibt. In diesem Zusammenhang ist es wichtig zu<br />
erwähnen, dass keine interne Verrechnung der intern erstellten Leistungen erfolgt. So<br />
steht im Ausbildungsbereich zurzeit nicht die Kostenfrage als Optimierungsgrösse im<br />
Vordergrund, sondern die Zufriedenheit der internen Kunden. Eine weitere Eigenart von<br />
UBS ist ihre Grösse: Mit rund 80‘000 Mitarbeitern weltweit stellt die Gesellschaft kein<br />
kleines Unternehmen dar. Zudem wurden alle drei Fallstudien in einem Zeitraum<br />
erhoben, in dem gute ökonomische Rahmenbedingungen herrschten und UBS als stabiles<br />
und gesundes Unternehmen galt. Inwieweit haben diese aufgezeigten Eigenheiten von<br />
UBS bei der Gestaltung des Bezugsrahmens II eine Rolle gespielt? Diese Frage müsste<br />
unbedingt in einer weiteren Forschungstätigkeit untersucht werden und zwar in einem<br />
Kontext, in dem die aufgezeigten Eigenarten von UBS nicht gelten.<br />
Exemplarisch sollen hier einige der <strong>St</strong>ellen, die in der Arbeit Erklärungsspielraum offen<br />
lassen, aufgezeigt werden. Zukünftige Forschungsaktivitäten könnten an den folgenden<br />
Fragen anknüpfen:<br />
666 Vgl. Diesner (2008), S. 437.<br />
667 Siehe 1. Kapitel „Reflexion des Forschungsvorgehens“.<br />
668<br />
Siehe Hauptkapitel IV, Unterkapitel 3.2.4.2 „Gestaltung der Wertschöpfung der Bildungsorganisation“,<br />
Wertschöpfungstiefe und Neuerungsverhalten.
Überlegungen zu den Ergebnissen für Wissenschaft und Praxis 225<br />
• In der Analyse der Anspruchsgruppe Andere Funktionseinheit zeigt sich, dass die<br />
Linie an wachsender Bedeutung gewinnt. 669 Wie ist dieser Trend zu erklären?<br />
Ergeben sich in anderen Unternehmen die gleichen bzw. ähnliche Erkenntnisse?<br />
• Bei der Analyse des übergeordneten Angebotes kommt die Autorin zu dem Schluss,<br />
dass die Ausgestaltung des Angebotes in einer Bildungsorganisation kein Zufall ist:<br />
Handlungsleitend ist hier, ein möglichst klares Angebotsprofil aufzuweisen, das sich<br />
an den übergeordneten Zielen der Bildungsorganisation orientiert. 670 Sind diese<br />
Grundgedanken auch in den Ausbildungsorganisationen anderer Unternehmen<br />
auszumachen? Oder hat sich deren Ausbildungsangebot aufgrund von Wachstum<br />
mehr oder weniger zufällig entwickelt?<br />
• Es war nicht möglich, das Vorgehen der integrierten Betrachtungsweise aus dem zur<br />
Verfügung stehenden Auswertungsmaterial zu eruieren. 671 Wird dieser Schritt in einer<br />
Bildungsorganisation systematisch vollzogen?<br />
• Wie gross ist der Einfluss des Ausbildungsverantwortlichen, durch dessen persönliche<br />
Prägung, in der Ausbildungsorganisation wirklich?<br />
• Kostentreiber und finanzielle Gesichtspunkte in der eigenen Wertschöpfungskette<br />
wurden nur am Rande diskutiert. 672 Wie ist diese Eigenheit zu erklären? Zeichnet sich<br />
in anderen Unternehmen ein ähnliches Forschungsergebnis ab?<br />
Deskriptiv-quantitative Vermessung von Phänomenen<br />
Bei quantitativer Forschung besteht die Herausforderung darin, Häufigkeit und<br />
Repräsentativität zu eruieren, anstatt wie bei qualitativer Forschung Typisches und<br />
Verallgemeinerbarkeit, zu ermitteln. 673 Dazu wird am Anfang des Forschungsprozesses<br />
einer Theorie (Hypothese) postuliert und danach überprüft. Wie bereits am Anfang dieser<br />
Arbeit aufgezeigt, bestanden zur Forschungsfrage wenige bis keine<br />
Forschungsbeiträge. 674 Aus diesem Grund konnte auch keine Hypothese aufgestellt<br />
werden, wie es eine quantitative Forschung eigentlich verlangt hätte. Aufgrund der<br />
Ergebnisse dieser Arbeit ist nun aber die Ausgangslage für eine quantitative Forschung<br />
anders: Aus dem entworfenen Bezugsrahmen liessen sich eine Reihe quantitativer<br />
Hypothesen bilden, die in einem nächsten Schritt in einer Vielzahl von Unternehmen<br />
669 Siehe Hauptkapitel IV, 2. Kapitel „Fallstudie 1: Positionierung“.<br />
670 Siehe Hauptkapitel IV, 2. Kapitel „Fallstudie 1: Positionierung“.<br />
671 Siehe Hauptkapitel IV, 2. Kapitel „Fallstudie 1: Positionierung“.<br />
672 Siehe Hauptkapitel IV, 3. Kapitel „Fallstudie 2: Wertschöpfung“.<br />
673 Vgl. Schwaninger (2005), o.S.<br />
674 Siehe Hauptkapitel II, 2. Kapitel „Forschungsfokus“.
226 Überlegungen zu den Ergebnissen für Wissenschaft und Praxis<br />
getestet werden könnten. Die Resultate würden Aufschluss darüber geben, wie<br />
repräsentativ die Ausgestaltung des Bezugsrahmens II für andere Unternehmen ist.<br />
Eine weitere interessante quantitative Untersuchungsaktivität bestünde darin, eine<br />
Klassifikation von Bildungsstrategien über Firmen hinweg zu bilden und darauf deren<br />
Implikationen auf die Performance von Unternehmen oder Geschäftsbereiche zu testen.<br />
Analyse weiterführender Forschungsfragen<br />
Die Verfolgung der Forschungsfrage in dieser Arbeit hat im Feld des strategischen<br />
<strong>Bildungsmanagement</strong>s eine Reihe weiterer interessanter Forschungsfragen ergeben:<br />
• Spannungsfeld <strong>St</strong>rategie - <strong>St</strong>ruktur - Kultur im <strong>Bildungsmanagement</strong>: 675 Welche<br />
Gestaltungsoptionen ergeben sich aufgrund der <strong>St</strong>rategie für <strong>St</strong>ruktur und Kultur im<br />
Bildungsbereich?<br />
• Welche Möglichkeiten bestehen, um die Bildungsstrategie an die übergeordnete<br />
Unternehmens- bzw. Geschäftsgruppenstrategie zu koppeln (engl. „<strong>St</strong>rategy<br />
alignment“)?<br />
• Welche Einflussfaktoren begünstigen organisationales Lernen? Wie muss sich eine<br />
Bildungsorganisation verändern, damit sie organisationales Lernen begünstigt?<br />
• Wie kann eine Bildungsorganisation dazu beitragen, dass das Gelernte im<br />
Arbeitsalltag des einzelnen ausgebildeten Mitarbeiters angewendet wird?<br />
• Bildungsorganisationen sind einem steten Wandel unterworfen. Daher wäre es<br />
wünschenswert, eine Bildungsstrategie schneller zu verwirklichen, sprich unmittelbar<br />
zu implementieren? Welche Möglichkeiten bestehen, um dies zu bewerkstelligen?<br />
• Wie könnte der Einfluss auf die Umsetzung der Bildungsstrategie ausserhalb der<br />
Bildungsorganisation erhöht werden? 676<br />
Soviel zu den Desiderata für weitere Forschungsaktivitäten in der Wissenschaft. Wie<br />
steht es mit der Praxis der Betrieblichen Bildung in Bezug auf diese Arbeit? Diese Frage<br />
zu beantworten ist Ziel des nächsten Kapitels.<br />
675 Siehe Hauptkapitel II, Unterkapitel 2.2.1 „Positionierung im Feld der Betrieblichen Bildung“.<br />
676<br />
Siehe Hauptkapitel V „Bezugsrahmen II: Entstehung von Bildungsstrategien“, „Besonderheiten im<br />
Bildungsbereich“.
Überlegungen zu den Ergebnissen für Wissenschaft und Praxis 227<br />
3 ÜBERLEGUNGEN ZUR ANWENDUNG IN DER PRAXIS<br />
Zu Beginn der Arbeit wurde konstatiert, dass das Aktivitätsniveau von Unternehmen in<br />
der Aus- und Weiterbildung über alle Konjunkturzyklen hinweg langfristig steigt. 677<br />
Demzufolge wird dem Management dieses betrieblichen Gestaltungsbereiches<br />
zunehmend Bedeutung beigemessen. Deshalb suchen Praktiker wie auch Theoretiker<br />
neue, geeignete Ansätze zum Management der Betrieblichen Bildung. Vor diesem<br />
Hintergrund wurde in dieser Arbeit ein Bezugsrahmen zur Entstehung von<br />
Bildungsstrategien entworfen. Unter Bezugsrahmen ist hier ein provisorisches<br />
Erklärungsmodell zu verstehen, das Perspektiven zur Problemdefinition und<br />
Interpretationsmuster zur Deutung von Wahrnehmungen zum Ausdruck bringt. Auf diese<br />
Weise soll der Bezugsrahmen den Forschungsprozess steuern und Orientierungshilfe für<br />
die Lösung praktischer Probleme liefern. 678 Diese Definition des Bezugsrahmens lässt<br />
deutlich werden, dass damit nicht nur Theoretiker, sondern auch Praktiker angesprochen<br />
werden sollen. Was bringt also der entworfene Bezugsrahmen dem Praktiker bzw. der<br />
Bildungsorganisation in einem Unternehmen und welche Handlungsempfehlungen lassen<br />
sich aus dem Bezugsrahmen I und II ableiten? 679<br />
Soll in der beruflichen Praxis eine konkrete Bildungsstrategie entwickelt werden, kann<br />
der entworfene Bezugsrahmen zum einen als prozessuale <strong>St</strong>rukturierungshilfe dienen.<br />
Allerdings müssen die Felder Initiierung, Positionierung, Wertschöpfung und<br />
Veränderung nicht zwangsläufig in dieser Reihenfolge eingehalten werden, da - je nach<br />
Anlass, Zweck, Situation etc., aus denen die <strong>St</strong>rategieinitiative erwachsen ist - auch<br />
anderweitige Abläufe denkbar sind. 680 Jedoch darf keines dieser Felder für die<br />
Entwicklung einer Bildungsstrategie ausgelassen werden. Zum anderen bieten die in<br />
dieser Arbeit dargestellten Felder Positionierung und Wertschöpfung sowie der<br />
Bezugsrahmen Gestaltungsfelder eines innovationsorientierten <strong>Bildungsmanagement</strong>s<br />
dem Praktiker Orientierungshilfe. Dank einerseits den entworfenen und andererseits den<br />
dargestellten Bezugsrahmen weiss er, in welchem Feld an Analysen, Optionen und<br />
Entscheidungen er sich bei der Ausgestaltung seiner Bildungsstrategie bewegen wird.<br />
Konkret lassen sich aus dieser Orientierungshilfe folgende Handlungsempfehlungen<br />
ableiten:<br />
677 Vgl. Baets und van der Linden (2003), S. 68; Prey et al. (2004), S. 7 ff. und Bersin & Associates (2006), S. 1 ff.<br />
678 Vgl. Kubicek und Kieser (1977), S. 18.<br />
679 Bewusst wird in diesem Kapitel die deskriptive Betrachtung, wie Bildungsstrategien entstehen, verlassen und für<br />
den Praktiker, der konkret eine Bildungsstrategie entwickeln muss, eine präskriptive Perspektive eingenommen.<br />
680 Vgl. Müller-<strong>St</strong>ewens und Lechner (2003), S. 39 f. Siehe in dieser Quelle insbesondere Abbildung 1-6 auf S. 40.
228 Überlegungen zu den Ergebnissen für Wissenschaft und Praxis<br />
• In einer Bildungsorganisation besteht das Ziel nicht darin, allen Mitarbeitern, also den<br />
Kunden, möglichst viele Aus- und Weiterbildungsdienstleistungen zu „verkaufen“,<br />
sondern mit den gegebenen Ressourcen im Unternehmen einen möglichst grossen<br />
Wert zu schaffen. Was diesen Wert ausmacht, muss zusammen mit der<br />
Geschäftsleitung herausgearbeitet werden. In dieser Arbeit wurden verschiedene<br />
Möglichkeiten aufgezeigt, was als unternehmensinterner Wert betrachtet werden<br />
kann. 681 Wichtig für eine Ausbildungsorganisation ist - nachdem festlegt wurde,<br />
worin deren unternehmensinterner Beitrag der Bildungsorganisation bestehen soll -<br />
diesen Beitrag sowohl in der Bildungsorganisation selber wie auch ausserhalb der<br />
Bildungsorganisation zu kommunizieren. Schliesslich soll intern jeder wissen, an der<br />
Erfüllung welchen Erfolges er gemessen wird, und extern, welcher Beitrag von der<br />
Bildungsorganisation erwartet werden kann.<br />
• Ist klar, wie der Erfolg einer Bildungsorganisation definiert ist, muss sie darauf<br />
aufbauend mit ihren Leistungen ein klares Profil entwickeln. Nur so kann sie mit den<br />
zur Verfügung stehenden Investitionen eine grösstmögliche Hebelwirkung erzeugen.<br />
Geschieht dies nicht und erfüllt sie damit jeden von der Organisation<br />
ausgesprochenen Wunsch, ist die Gefahr gross, dass sie sich verzettelt oder aber, dass<br />
ihr Erwartungen entgegengebracht werden, die sie gar nicht erfüllen kann.<br />
• Die Segmentierung der Mitarbeiter in Zielgruppen ist nicht einfach, da grundsätzlich<br />
alle Mitarbeiter in den Genuss von Aus- und Weiterbildung kommen möchten. 682 Auf<br />
der Suche nach einer sinnvollen Segmentierungsmöglichkeit ist die Frage, welche<br />
Kompetenzen die verschiedenen Geschäftsbereiche übergeordnet verbinden, für den<br />
Praktiker eine wertvolle Hilfe. In diesem Zusammenhang muss er bewusst wählen, ob<br />
er lieber in Sach- und/oder in Sozialkompetenzen der Mitarbeiter investieren will.<br />
• Abhängig davon, wen er im Unternehmen zum Aus- und Weiterbildungsbedürfnis<br />
befragt, erhält der Praktiker vielfältige Antworten. Deshalb ist diese Art der<br />
Befragung nicht die zielführende Methode, um den „Ausbildungspuls“ des<br />
Unternehmens zu spüren. Eine Möglichkeit, diesem Problem aus dem Weg zu gehen,<br />
wäre der Einsatz je eines Ausbildungsverantwortlichen pro Geschäftsbereich, der die<br />
Aufgabe hätte, die Ausbildungsbedürfnisse seines Bereiches zu ermitteln und in<br />
aggregierter Form an die Bildungsorganisation heranzutragen. Damit würde<br />
sichergestellt, dass am richtigen Ort in die Ausbildung investiert wird. Zudem könnte<br />
dadurch der Gefahr der Verzettelung der Bildungsorganisation entgegengewirkt<br />
werden.<br />
681<br />
Siehe Hauptkapitel II, 3. Kapitel „Ausprägungsformen von Betrieblicher Bildung“.<br />
682<br />
Siehe Hauptkapitel III, Unterkapitel 4.2.1.2 „Analyse der Einflusskräfte der Umwelt“.
Überlegungen zu den Ergebnissen für Wissenschaft und Praxis 229<br />
• Bei der Gestaltung der Wertschöpfung ist immer wieder zu überprüfen, ob noch nicht<br />
erkannte Synergiepotenziale genutzt werden können: Z.B. über die Nutzung von<br />
Lerntechnologien über Kulturgrenzen hinweg, über das Betreiben einer gemeinsamen<br />
Lernplattform für Geschäftsgruppen im Unternehmen oder über die Nutzung von<br />
Ausbildungsprogrammen, die branchenübergreifend gleich gestaltet sind. 683<br />
• Eine Bildungsorganisation sollte zudem viel Energie darauf verwenden, um<br />
Massnahmen zur Förderung des Gelernten im Arbeitsalltag in den Weg zu leiten.<br />
Solche Ausbildungsmassnahmen steigern die Effizienz der Bildungsorganisation<br />
massgeblich, indem das Preis-Leistungs-Verhältnis dadurch erhöht wird.<br />
• Bei der Entwicklung des Bezugsrahmens kristallisierten sich Besonderheiten der<br />
Betrieblichen Bildung heraus. 684 Diese Besonderheiten können vom Praktiker bewusst<br />
genutzt werden, um Non-Learning-Professionals das <strong>Bildungsmanagement</strong> im<br />
Unternehmen näherzubringen und zu erklären. Dies ist wichtig, denn in einer<br />
Bildungsorganisation bewegen sich tendenziell viele Quereinsteiger sowie<br />
Fachspezialisten, die mit dem Lernen als Fachgebiet zu wenig vertraut sind.<br />
• Die wichtigste Handlungsempfehlung aus dem entworfenen Bezugsrahmen und dem<br />
aufgezeigten Bezugsrahmen für Gestaltungsfelder eines innovationsorientierten<br />
<strong>Bildungsmanagement</strong>s ist jedoch, die richtige Balance zu finden. 685 Diese muss auf<br />
verschiedenen Ebenen angestrebt werden: Im richtigen Spannungsfeld zwischen<br />
<strong>St</strong>rategieformulierung und -implementierung, bei der Bewertung der<br />
Anspruchsgruppen, insbesondere der Kunden, 686 dann aber auch bezüglich der<br />
Einschätzung der Zielvorstellungen der Bildungsorganisation und der Art und Weise,<br />
wie sich diese in die angestrebte Richtung entwickeln kann (Bewertung der Umweltund<br />
Organisationsanalyse), ferner in einem Wertschöpfungsprogramm, das konsistent<br />
aufgebaut ist, und schliesslich im Gleichgewicht bei der Implementierungsgestaltung<br />
der Dimensionen Didaktik, Organisation, Kultur, Technologie und Ökonomie.<br />
683<br />
Ein Beispiel dazu wäre die Nutzung einer gemeinsamen Lernplattform in der gleichen Branche. Siehe Wachter<br />
(2008), S. B11.<br />
684 Siehe Hauptkapitel IV, 2. Kapitel „Fallstudie 1: Positionierung“.<br />
685 Siehe auch scil Congress (2008).<br />
686<br />
Siehe Hauptkapitel V „Bezugsrahmen II: Entstehung von Bildungsstrategien“, insbesondere Anspruchsgruppe<br />
des Kunden.
230 Schlussbetrachtung<br />
VII SCHLUSSBETRACHTUNG<br />
Ziel dieses Hauptkapitels ist es, diese Dissertation in einen übergeordneten Rahmen zu<br />
stellen. Dazu werden im 1. Kapitel die Ziele und wesentlichen Erkenntnisse der Arbeit<br />
zusammengefasst und in einen übergeordneten Kontext gestellt. Im 2. Kapitel werden die<br />
Ergebnisse reflektiert. Das 3. und letzte Kapitel schliesst diese Arbeit mit Gedanken zu<br />
Vor- und Nachteilen der Betrieblichen Bildung ab. Folgende Abbildung verdeutlicht den<br />
beschriebenen Aufbau des Hauptkapitels:<br />
Ziele und Ergebnisse<br />
dieser Arbeit<br />
(1. Kapitel)<br />
Abschliessende Reflexion<br />
der Ergebnisse<br />
(2. Kapitel)<br />
Abschliessende<br />
Gedanken<br />
(3. Kapitel)<br />
Abbildung 72: Aufbau des Hauptkapitels VII 687<br />
1 ZIELE UND ERGEBNISSE DIESER ARBEIT<br />
Vor dem Hintergrund, dass die Aus- und Weiterbildung in Unternehmen zunehmend an<br />
Bedeutung gewinnt, wurde in dieser Arbeit ein Bezugsrahmen entworfen, der aufzeigt,<br />
wie Bildungsstrategien entstehen. Damit sollte die Forschungsfrage „Wie entstehen<br />
Bildungsstrategien in Unternehmen?“ beantwortet werden. Die Fragestellung der<br />
Dissertation knüpft an die klassische <strong>St</strong>rategieinhaltsforschung an. Dies, weil<br />
Bildungsstrategien als Funktional- oder Issue-<strong>St</strong>rategien prozessual gleich wie andere<br />
<strong>St</strong>rategien entstehen. 688<br />
Bis anhin wurde in der Wissenschaft inhaltlich kaum zwischen Bildungsstrategien und<br />
anderen <strong>St</strong>rategien differenziert. 689 Die vorliegende Arbeit berücksichtigt die<br />
Besonderheiten der Betrieblichen Bildung und präzisiert die Unterschiede zwischen einer<br />
Bildungsstrategie und anderen <strong>St</strong>rategien. Die aus der Forschungsfrage resultierenden<br />
Ergebnisse sind somit nicht nur als Beitrag zur Wissenschaft zu betrachten; 690 sondern<br />
lassen sich auch in der Praxis umsetzen. 691 Speziell jenen Personen, die mit dem<br />
betrieblichen Umfeld der Aus- und Weiterbildung zu tun haben, aber keine<br />
Lernspezialisten (Non-Learning-Professionals) sind, kann der entwickelte Bezugsrahmen<br />
helfen, das Umfeld, in dem sie arbeiten, besser zu verstehen.<br />
687 Eigene Darstellung.<br />
688 Siehe Hauptkapitel III, Unterkapitel 1.2 „Gestaltungsebenen von <strong>St</strong>rategien“.<br />
689 Für die genaue Beschreibung der Forschungslücke siehe Hauptkapitel II, 2. Kapitel „Forschungsfokus“.<br />
690 Siehe Hauptkapitel V „Bezugsrahmen II: Entstehung von Bildungsstrategien“.<br />
691 Siehe Hauptkapitel VI, 3. Kapitel „Überlegung zur Anwendung in der Praxis“.
Schlussbetrachtung 231<br />
Im Verlauf der Dissertation wurde die Forschungsfrage über die folgenden Schritte<br />
konkretisiert:<br />
• Initiierung<br />
Wie sind strategische Initiativen im Bildungsbereich eines Unternehmens gestaltet?<br />
• Positionierung<br />
Welche Möglichkeiten bestehen für den Bildungsbereich, um sich gegenüber seinen<br />
Anspruchsgruppen zu positionieren (Aussenverhältnis)?<br />
• Wertschöpfung<br />
Welche Möglichkeiten bestehen für den Bildungsbereich, um die Wertschöpfung des<br />
Bildungsbereichs (Innenverhältnis) zu organisieren?<br />
• Veränderung<br />
Wie wirken strategische Initiativen und verändern den Bildungsbereich?<br />
• Realisierte <strong>St</strong>rategieimplementierung<br />
Welche anderen Gestaltungsfelder neben dem ökonomischen bestehen, um die in der<br />
Positionierung festgelegten Ziele für eine Bildungsorganisation zu realisieren?<br />
Wie können die Schlussfolgerungen der Arbeit übergeordnet zusammengefasst werden?<br />
Die Ergebnisse dieser Arbeit sind mit einem Markt und seinen Mechanismen zu<br />
vergleichen:<br />
Auf der einen Seite befindet sich ein Anbieter von Bildungsprodukten im Unternehmen.<br />
Die Bildungsorganisation des Unternehmens nimmt diese Funktion stellvertretend für<br />
diesen Anbieter wahr. Es ist nicht das Hauptziel, dem Kunden möglichst viele Aus- und<br />
Weiterbildungsdienstleistungen zu „verkaufen“, sondern mit den gegebenen Ressourcen<br />
einen möglichst grossen Wert im Unternehmen zu schaffen. Was dieser Wert ist,<br />
definiert die Geschäftsleitung. Bei Erreichung dieses Zieles muss es ihr grundsätzlich<br />
gelingen, die individuellen Handlungskompetenzen von Menschen mit den <strong>St</strong>rategien,<br />
<strong>St</strong>rukturen und Kulturen ihrer Organisation in Einklang zu bringen. 692<br />
Auf der anderen Seite finden sich im Unternehmen Nachfrager für das Bildungsangebot.<br />
Diese Nachfrager bzw. Kunden sind zunächst grundsätzlich alle Mitarbeiter des<br />
Unternehmens, da davon ausgegangen wird, dass sie alle in den Genuss von Aus- und<br />
Weiterbildung kommen möchten. Es sind jedoch zwei Gruppen von Nachfragern zu<br />
unterscheiden: einerseits die für die Aus- bzw. Weiterbildungsdienstleistung „zahlenden<br />
692 Vgl. Euler (2004), S. 31 ff.
232 Schlussbetrachtung<br />
Personen“, häufig vertreten durch die Geschäftsleitung bzw. die Führungskräfte eines<br />
Geschäftsbereiches, und andererseits die „konsumierenden Personen“ der Aus- bzw.<br />
Weiterbildungsdienstleistung; also die einzelnen Mitarbeiter bzw. ein ganzes Team.<br />
Die Produkte, die angebots- sowie nachfrageorientiert hergestellt werden, sind zum einen<br />
Aus- und Weiterbildungsdienstleistungen und zum anderen Leistungen, die dem Aufbau<br />
und der Förderung einer Lernkultur dienen.<br />
Der Marktmechanismus funktioniert für den beschriebenen Markt jedoch aus zwei<br />
Gründen nicht:<br />
Erstens wird die intern erstellte Aus- bzw. Weiterbildungsleistung oft nicht von der<br />
Person bezahlt, der sie zu Gute kommt. Dadurch ist die zahlende Person bei einem<br />
bestimmten Preis zu Abschlägen in der Ausbildungsqualität bereit. Die „konsumierende“<br />
Person der Aus- bzw. Weiterbildungsleistung wird jedoch dadurch enttäuscht, denn sie<br />
erwartet immer eine möglichst hohe Qualität der Aus- bzw. Weiterbildungsleistung. Der<br />
Preis als Signalfunktion für Menge bzw. Qualität funktioniert daher nicht: Zu einem<br />
bestimmten Preis wird eine bestimmte Menge an Aus- und<br />
Weiterbildungsdienstleistungen in einer bestimmten Qualität angeboten. Diese entspricht<br />
zwar der Nachfrage des „zahlenden“ Kunden, jedoch nicht der Nachfrage des<br />
„konsumierenden“ Kunden. Für den Anbieter, also die Bildungsorganisation, hat dies<br />
zwei Konsequenzen: Zum einen muss die Organisation jedes Aus- bzw.<br />
Weiterbildungsprodukt zwar in einem vernünftigen Kosten-Ertrags-Verhältnis<br />
produzieren, die Qualität des Produktes muss aber dennoch immer so hoch wie möglich<br />
sein, damit der „konsumierende“ Nachfrager nicht enttäuscht wird. Zum anderen muss<br />
die Bildungsorganisation ein klares Profil entwickeln: Was will sie anbieten und was<br />
nicht? Zu welcher Qualität? Das spezifische Angebot sollte im Interesse eines sinnvollen<br />
Expectationmanagements klar nach aussen kommuniziert werden.<br />
Zweitens funktioniert der Marktmechanismus im Bildungsbereich innerhalb des<br />
Unternehmens aus Wettbewerbsgründen nicht. Denn als Anbieter ist die<br />
Bildungsorganisation sozusagen keinem Wettbewerb ausgesetzt: Wettbewerber, die in<br />
Teilen oder Komponenten des Bildungsangebotes in Bezug auf Kosten, Zeit oder<br />
Qualität besser abschneiden, macht sich die Bildungsorganisation zunutze. Wettbewerber<br />
in Form von Bildungsorganisationen in den Konkurrenzunternehmen der gleichen<br />
Branche haben unabhängig von der eigenen Bildungsorganisation ihre<br />
Daseinsberechtigung. Die eigene Ausbildungsorganisation versucht, wann immer<br />
möglich von dieser Art von Konkurrenz zu lernen, sie konkurrenziert sie aber nicht.<br />
Die Ergebnisse aus dem entwickelten Bezugsrahmen lassen noch weitere Aussagen über<br />
die Nachfrager und den Anbieter im Unternehmen zu:
Schlussbetrachtung 233<br />
Eine Eigenheit im unternehmensinternen Bildungsbereich ist die Schwierigkeit auf der<br />
Nachfrageseite, den aufgrund einer Bildungsmassnahme bzw. eines<br />
Bildungsstrategiewechsels erzeugten Nutzen zu messen. Diese Besonderheit führt dazu,<br />
dass der Markt aus dieser Sicht zu einem Teil intransparent bleibt.<br />
Auf der Angebotsseite ist die Bildungsorganisation bei der Verfolgung der zuvor<br />
aufgezeigten Ziele gewissen Restriktionen unterworfen:<br />
Da die Bildungsorganisation als solche durch die erstellte Leistung keine eigentlichen<br />
Gewinne zu verzeichnen hat und die produzierten Kosten der Aus- und Weiterbildung<br />
somit durch die Gewinne des Unternehmens getragen werden müssen, hängt sie<br />
weitgehend von der allgemeinen wirtschaftlichen Lage ab, in der sich das<br />
Gesamtunternehmen gerade befindet.<br />
Ferner gilt es zu bedenken, dass sich der Erfolg der Aus- und Weiterbildungsdienstleistungsprodukte<br />
durch die Umsetzung des erlernten Wissens in den Arbeitsalltag<br />
einstellt. Dabei haben andere Funktionseinheiten wie z.B. die Linie oder HR als Partner<br />
der Bildungsorganisation einen massgebenden Einfluss. Der Erfolg der<br />
Bildungsorganisation ist somit nicht nur von ihrer eigenen Aktivität abhängig.<br />
Ist einmal bestimmt, welche Aus- und Weiterbildungsdienstleistungsprodukte die<br />
Bildungsorganisation anbieten will, muss diese in einem zweiten Schritt beurteilen, ob sie<br />
auch imstande ist, das betreffende Angebot zur Verfügung zu stellen. Dabei zählen nicht<br />
nur die eigenen Fähigkeiten - vielmehr stellt sich auch die grundsätzliche Frage, wie das<br />
gesamte Unternehmen dem Aus- und Weiterbildungsbereich gegenüber steht.<br />
Soviel zu den Restriktionen, mit denen sich der Anbieter im Bildungsbereich des<br />
Unternehmens konfrontiert sieht. Was die Produktion der ausgewählten Aus- und<br />
Weiterbildungsdienstleistungsprodukte betrifft, ergeben sich aus ökonomischer Sicht die<br />
gleichen Optionen in Bezug auf Effektivität und Effizienz wie bei der Produktion in<br />
anderen Geschäftsbereichen. Im Bildungsbereich kommt aber zusätzlich noch hinzu, dass<br />
didaktischen, organisatorischen, kulturellen und technologischen Aspekten Rechnung<br />
getragen werden muss. In den anderen Geschäftsbereichen und Bildungsorganisationen<br />
sind es jedoch unterschiedliche Motive, die zur Wahl der jeweiligen Option führen: Jede<br />
Unternehmenseinheit wird diejenige Option wählen, die für sie den grösstmöglichen<br />
Mehrwert erzeugt. In einem Geschäftsbereich wird Mehrwert anhand von generierten<br />
Wettbewerbsvorteilen gemessen. Bei einer Bildungsorganisation ist dies anders: Hier<br />
basiert die Bewertung des Mehrwerts nicht auf dem Generieren von<br />
Wettbewerbsvorteilen (die Bildungsorganisation steht nicht in Konkurrenz), sondern das<br />
Generieren von Mehrwert wird über die Erfüllung des in der Positionierung<br />
beabsichtigten Zwecks des gesamten Bildungsbereichs gemessen.
234 Schlussbetrachtung<br />
2 ABSCHLIESSENDE REFLEXION DER ERGEBNISSE<br />
Ein Vergleich der Ergebnisse dieser Arbeit mit einem Markt und seinen<br />
Marktmechanismen? Eine Optimierungsfunktion beim Abwägen der Erfüllung der<br />
Anspruchsgruppenerwartungen? Optionen in der Betrieblichen Bildung, die sich in<br />
Bezug auf Effizienz und Effektivität gestalten lassen? Dies sind betriebswirtschaftliche<br />
Fragen, die in dieser Arbeit aufgeworfen werden. Ist in dieser Arbeit daraus ein Beitrag<br />
zur „Ökonomisierung der Bildung“ hervorgegangen?<br />
Die letzte Frage spiegelt den heutigen Zeitgeist wider; ist doch in den letzten Jahren in<br />
Gesellschaft und Politik ein kritischer Diskurs zur „Ökonomisierung der Bildung“<br />
entstanden. 693 Darin wird Bildung meist als eine Art bedrohte Gattung dargestellt, die<br />
Gefahr läuft, durch die Zugriffe einer expansiven kapitalistischen <strong>St</strong>rategie ihre innere<br />
Substanz zu verlieren. 694 Dabei soll der Bildungsbegriff, bei dem es im Wesentlichen um<br />
die Formung der Persönlichkeit geht, 695 aufgrund von ökonomischen Kriterien unterhöhlt<br />
werden. Der Vorwurf richtet sich vor allem an Schulen und <strong>Universität</strong>en und betrifft<br />
insbesondere deren Organisation und Bildungsangebote. Diese Institutionen haben<br />
nämlich einen Bildungsauftrag, dessen Erfüllung nach Ansicht der Kritiker nur schwer<br />
mit ökonomischen Kriterien zu vereinbaren ist. Doch auch gegenüber manch einer<br />
betrieblichen Bildungsinstitution wird solcherlei Kritik laut. 696 Dies, obwohl das<br />
Unternehmen als privat-rechtliche Institution ja den Zweck seiner Betrieblichen Bildung<br />
selber bestimmt.<br />
Demgegenüber steht eine nicht zu leugnende Realität in der Entwicklung der<br />
Ausbildungsbranche. So ist zu lesen: „Die Ausbildungsbranche, insbesondere die höhere<br />
Ausbildung, hat eine rosige Zukunft. Die kommenden Märkte werden Indien und China<br />
sein. In China trimmen sich derzeit 10‘000 MBA-<strong>St</strong>udenten pro Jahr, in zehn Jahren<br />
sollen es nach offiziellen Vorstellungen 1,4 Millionen sein.“ 697 Und: „Tatsächlich<br />
besagen manche Einschätzungen, dass der Bildungsbereich zu einem der grössten<br />
Anwendungsbereiche des E-Business werden wird.“ 698 Auch hinsichtlich der<br />
Betrieblichen Bildung sind eindrückliche Beispiele für diesen Trend zu finden: Die<br />
University des Unternehmens von McDonald’s in der Nähe von Chicago ist über<br />
10‘000 m 2 gross, verfügt über 22 Sprachsimulationssysteme zur Übersetzung und hat in<br />
693<br />
Siehe u.a. Lohmann (2001); Bank Julius Bär (2005a); Bank Julius Bär (2005b) und Witsch (2008).<br />
694<br />
Vgl. Witsch (2008), o.S.<br />
695<br />
Siehe Hauptkapitel II, Unterkapitel 2.1.2 „Konkretisierung des Begriffs <strong>Bildungsmanagement</strong>“.<br />
696<br />
Vgl. Lohmann (2001), S. 3 f.; Hoffmann et al. (2001); Lassnigg (2003), S. 8 f. und Faschingeder et al. (2005).<br />
697<br />
Bank Julius Bär (2004), S. 4.<br />
698<br />
Hilse (2001a), S. 152.
Schlussbetrachtung 235<br />
den ersten 40 Jahren seit ihrer Gründung 65'000 Manager ausgebildet. 699 Damit nahm die<br />
<strong>Universität</strong> für sich in Anspruch im Jahr 2001, über das grössere Trainingscenter als die<br />
Armee der Vereinigten <strong>St</strong>aaten zu haben. Ein weiteres Beispiel für diese<br />
Entwicklungstendenzen ist die folgende Aussage des Leiters der Business School der<br />
Credit Suisse:<br />
„Wir können es uns nicht leisten, nicht in unsere Mitarbeitenden zu<br />
investieren.“ 700<br />
Diese Belege zeigen, dass der Diskurs über „Ökonomisierung von Bildung“ hinfällig ist,<br />
da es sich dabei bereits um eine Tatsache handelt. 701<br />
Die erwähnten aktuellen Entwicklungstendenzen im Bildungsbereich zeigen, dass es<br />
sinnlos ist, der Entwicklung einer Ökonomisierung der Bildung entgegenzustehen.<br />
Vielmehr sollte Energie dafür verwendet werden, unter ökonomischen Gesichtspunkten<br />
geeignete, qualitativ hochstehende Konzepte für das Bildungswesen zu entwickeln. Der<br />
ökonomische Fokus im Bildungswesen ist nur ein Teilaspekt; er grenzt den<br />
übergeordneten Blick für die Bedeutung der Bildung in keinerlei Weise aus. In der<br />
Absicht, ökonomischen Gesichtspunkten, aber auch den Besonderheiten von Bildung<br />
Rechnung zu tragen, sind in dieser Arbeit die Ergebnisse zur Entstehung von<br />
Bildungsstrategien in Unternehmen entstanden.<br />
An dieser <strong>St</strong>elle soll noch eine weitere übergeordnete Fragestellung aufgezeigt werden:<br />
Die Frage, wie sich die Entstehung von <strong>St</strong>rategien im unternehmerischen<br />
Funktionsbereich der Betrieblichen Bildung von anderen Funktionsbereichen im<br />
Unternehmen unterscheidet, ist in dieser Arbeit beantwortet worden. Im Raum steht aber<br />
weiterhin die Frage, ob die entwickelten Konzepte auch für andere gewinnbringende<br />
Bildungsinstitutionen wie z.B. solche, die Executive-Ausbildungen anbieten, ihre<br />
Gültigkeit haben? Und wenn nein, warum nicht?<br />
Beiden Organisationen gemeinsam ist, dass sie für ein gewinnorientiertes Unternehmen<br />
arbeiten. Eine weitere Gemeinsamkeit stellt die Tatsache dar, dass es bei beiden<br />
Organisationen überwiegend um die Aus- und Weiterbildung von Erwachsenen geht.<br />
Dies bedeutet, dass beide Organisationen insbesondere auch den Zielen des Individuums<br />
beim Lernen Rechnung tragen müssen - dies nur schon aus motivationalen Gründen. Ein<br />
Charakteristikum der Betrieblichen Bildung besteht darin, dass diese individuellen Ziele -<br />
wie im Unterkapitel „Positionierung im Feld der Betrieblichen Bildung“ auf der<br />
699<br />
Vgl. Jarvis (2001), S. 112.<br />
700<br />
Küng (2008), S. 6.<br />
701<br />
Siehe mehr dazu in Kraemer und Müller (2001), dort speziell in Hilse (2001a), S. 152 ff.; Loebe und Severing<br />
(2001) und Bok (2003).
236 Schlussbetrachtung<br />
normativen Ebene aufgezeigt wurde 702 - mit den <strong>St</strong>rategien, <strong>St</strong>rukturen und Kulturen<br />
einer Organisation in Einklang gebracht werden müssen. Dies ist bei anderen<br />
gewinnbringenden Bildungsinstitutionen nicht der Fall: Bei diesen steht einzig das<br />
Individuum mit seinen Aus- und Weiterbildungsbedürfnissen als Kunde im Vordergrund.<br />
Aus diesem Grund bestehen bezüglich der Positionierung der Bildungsstrategie zwischen<br />
den beiden Organisationsformen fundamentale Unterschiede.<br />
Doch auch hinsichtlich der Wertschöpfung bzw. Implementierung einer Bildungsstrategie<br />
in der Betrieblichen Bildung im Unternehmen sind im Vergleich zu anderen<br />
gewinnbringenden Bildungsinstitutionen Unterschiede festzustellen:<br />
Kennzeichnend für viele Unternehmen ist, wie eingangs in der Problemstellung<br />
beschrieben, 703 der rasante Wandel, der sich in den immer schneller sich verändernden<br />
Rahmenbedingungen äussert. Natürlich sind andere gewinnbringende<br />
Bildungsinstitutionen ebenfalls von diesem Wandel betroffen; trotzdem können sie einer<br />
gewissen Branchenlogik folgen. Bei der Betrieblichen Bildung ist dies wiederum anders:<br />
Da die Betriebliche Bildung als Funktionsbereich des gesamten Unternehmens von<br />
diesem abhängig ist, ist sie einem ständigen Wandel betreffend Zielgruppen,<br />
Investitionen und Arbeitsressourcen unterworfen. Damit nimmt die Komplexität der<br />
Betrieblichen Bildung rasch zu und es bleibt oft wenig Zeit, die zuvor formulierte<br />
Bildungsstrategie auch wirklich umzusetzen. So erhielt bspw. das Ausbildungsressort der<br />
UBS durch den EC Case 704 im August 2006 das Mandat, eine neue Bildungsstrategie zu<br />
entwickeln; doch schon im November 2007 stellte sich heraus, dass aufgrund der<br />
Reorganisation der gesamten Bank bereits ausgearbeitete Teile der Bildungsstrategie gar<br />
nicht vollständig implementiert werden konnten. Demzufolge mussten an der vorher<br />
formulierten Bildungsstrategie grössere Anpassungen vorgenommen werden.<br />
3 ABSCHLIESSENDE GEDANKEN<br />
Bei all den strategischen Ausführungen zur Wichtigkeit der Betrieblichen Bildung soll<br />
zum Abschluss dieser Arbeit nicht ausser Acht gelassen sein, dass die Aus- und<br />
Weiterbildung im Unternehmen erhebliche Kosten verursacht. Allein schon durch die<br />
Tatsache, dass die Mitarbeitenden infolge der Aus- und Weiterbildung nicht ihrer<br />
täglichen Arbeit nachgehen können, führt zu hohen Opportunitätskosten. Unabhängig<br />
vom verfolgten Zweck der Aus- und Weiterbildungsorganisation im Unternehmen<br />
müssen sich daher die Bildungsbemühungen im Unternehmen auszahlen, obwohl sie<br />
702<br />
Siehe Hauptkapitel II, Unterkapitel 2.2.1 „Positionierung im Feld der Betrieblichen Bildung“.<br />
703<br />
Siehe Hauptkapitel I, 1. Kapitel „Ausgangslage und Problemstellung“.<br />
704<br />
Siehe Hauptkapitel IV, Unterkapitel 1.2 „Das Ausbildungsressort von UBS GWM&BB“.
Schlussbetrachtung 237<br />
quantitativ nicht genau messbar sind. 705 Den Kostenargumenten ist gegenüberzustellen,<br />
dass sich sinnvolle Investitionen in die Betriebliche Bildung langfristig immer lohnen:<br />
Diese ist schliesslich nicht nur das vielzitierte Mittel, um sich den immer schneller sich<br />
verändernden Rahmenbedingungen anpassen zu können, 706 sie zieht auch qualitativ gut<br />
ausgebildete Arbeitskräfte an, da diese in den Angeboten Entfaltungsmöglichkeiten<br />
sehen. Des Weiteren stellen gerade in Unternehmen, die wissensintensive<br />
Dienstleistungen anbieten (engl. Professional Services Firms), die Mitarbeitenden den<br />
grössten Wert im Unternehmen dar, denn sie sind das eigentliche Produkt dieser<br />
Unternehmen. 707 Dass hier Investition in Mitarbeitende durch Betriebliche Bildung eine<br />
Investition in die Zukunft ist, versteht sich von selbst. Nicht zuletzt bietet die<br />
Betrieblichen Bildung auch die Möglichkeit, Mitarbeitende mit ganz spezifisch<br />
unternehmensbezogenen Problemlösungen vertraut zu machen; eine Aufgabe, die weder<br />
Berufsschulen noch <strong>Universität</strong>en in dieser Art und Weise zu erfüllen vermögen. 708<br />
Lernen im Unternehmen wird unabhängig von der betrieblichen Bildungsorganisation<br />
mehr und mehr direkt mit der Arbeit verschmelzen. So konstatiert Hilse (2001):<br />
„Dies bedeutet, dass sich die klassische Zweiteilung des Lebenslaufes in<br />
Ausbildung und nachfolgend Beruf zugunsten eines Modells verändert,<br />
nach dem sich kurze Phasen des Lernens und der Wissensaufnahme mit<br />
Phasen des Arbeitens abwechseln. Die grösser werdende Gruppe der<br />
„Wissensarbeiter“, deren Produkte das pure Wissen und die Expertise<br />
selbst sind (z.B. Finanzdienstleister, Unternehmensberater,<br />
Industrieforscher), können gar nicht mehr zwischen Arbeit und Lernen<br />
differenzieren. Beide Aktivitäten verschmelzen vollkommen miteinander<br />
und müssen möglichst „just-in-time“ vom eigenen Arbeitsplatz aus bzw.<br />
während eines laufenden Projektes erledigt werden können.“ 709<br />
Ob die Bildungsorganisation im Unternehmen zur Verzahnung von Lernen und Arbeiten<br />
einen wertvollen Beitrag leisten kann, hängt massgeblich von der Bildungsstrategie ab.<br />
Grundlegend dafür sind fundierte Kenntnisse darüber, wie Bildungsstrategien entstehen.<br />
In der Absicht, zu diesem letzten Punkt einen Beitrag zu leisten, ist die vorliegende<br />
Arbeit verfasst worden.<br />
Trotz des Enthusiasmus darüber, was Betriebliche Bildung alles bewirken kann, soll<br />
kritisch hinterfragt werden, dass die Betriebliche Bildung eines Unternehmens immer<br />
problemorientiert, zweckgebunden und utilitär ist. Die Qualität einer<br />
Bildungsorganisation im Unternehmen lässt sich demnach daran messen, bis zu welchem<br />
705 Siehe Hauptkapitel IV, Unterkapitel 2.2.8 „Besonderheiten der Betrieblichen Bildung“.<br />
706 Siehe Hauptkapitel I, 1. Kapitel „Ausgangslage und Problemstellung“.<br />
707<br />
Siehe auch scil Congress (2008).<br />
708<br />
Siehe NZZ (2004), B1 ff. und Bank Julius Bär (2004), S. 3 ff.<br />
709 Hilse (2001a), S. 151.
238 Schlussbetrachtung<br />
Grad diese Organisation die Ziele, die zu ihrem Aufbau bewogen haben, zu erfüllen<br />
imstande ist. Dadurch wird Lernen im Unternehmen immer einer gewissen Systemlogik<br />
unterworfen sein. Im persönlichen wie auch im unternehmerischen Alltag kann diese<br />
Tatsache von Nachteil sein. Deshalb ist es wichtig, dass sich auch Akteure in den<br />
Bildungsmarkt einbringen, bei welchen Bildung und intellektuelles Kapital als freies,<br />
unmittelbar zweckfreies und diversifiziertes Gut entstehen. Den <strong>Universität</strong>en fällt dabei<br />
eine Schlüsselrolle zu.
Anhang CCXXXIX<br />
ANHANG<br />
ANHANG A:<br />
VERZEICHNIS DER BEFRAGTEN DER<br />
EXPERTENINTERVIEWS<br />
Unternehmen Befragter und Funktion<br />
UBS AG<br />
UBS AG<br />
UBS AG<br />
UBS AG<br />
UBS AG<br />
UBS AG<br />
UBS AG<br />
UBS AG<br />
UBS AG<br />
UBS AG<br />
UBS AG<br />
UBS AG<br />
Curdin Duschletta<br />
(Leiter Learning Development Center)<br />
Michel Gauch<br />
(Mitarbeiter im <strong>St</strong>ream Client Experience und Learning<br />
Impact)<br />
Dr. Claude Heini<br />
(Leiter Leadership)<br />
Laura Honisch<br />
(Projektleiterin <strong>St</strong>ream Learning Impact)<br />
Reto Imhasly<br />
(Mitarbeiter im EC Case)<br />
José Joos<br />
(Projektleiter Globale Integrationsprojekte für Ausbildung)<br />
Dr. Bernhard Koye<br />
(Leiter Education and Development Offering)<br />
Dalmazio Pacozzi<br />
(Leiter Consulting & External Education)<br />
Matthias Schacke<br />
(Leiter Next Generation)<br />
Michael Utz<br />
(Leiter Project & Portfolio Management)<br />
Dr. Anja Wagner<br />
(Projektleiterin <strong>St</strong>ream Learning Development Center)<br />
René Weber<br />
(Projektleiter <strong>St</strong>ream Client Experience)
CCXL Anhang<br />
ANHANG B:<br />
INTERVIEWLEITFADEN FÜR DIE<br />
EXPERTENINTERVIEWS<br />
Bedarf einer <strong>St</strong>rategie<br />
1. Welches waren die Treiber für eine neue <strong>St</strong>rategie?<br />
Unterteilung <strong>St</strong>rategieformulierung - <strong>St</strong>rategieimplementierung<br />
2. Theorien zur <strong>St</strong>rategieentstehung unterscheiden die Phasen Formulierung und<br />
Implementierung der <strong>St</strong>rategie.<br />
3. Sehen Sie eine ähnliche Unterscheidung im EC Case Projekt?<br />
4. Wann wären Sie mit der <strong>St</strong>rategieformulierung zufrieden? Welche Elemente müssten<br />
abgedeckt sein?<br />
5. Wann wären Sie mit der <strong>St</strong>rategieimplementierung zufrieden? Welche Elemente<br />
müssten abgedeckt sein?<br />
Aufgaben und -verantwortlichkeiten<br />
6. Bei welchen Projekten im <strong>St</strong>rategieformierungsprozess waren Sie involviert?<br />
Einflussfaktoren bei der <strong>St</strong>rategieformulierung<br />
7. Bei der Mitarbeit zur <strong>St</strong>rategieformulierung - welche Aspekte waren Ihnen wichtig<br />
mit einzubeziehen?<br />
8. Was war von aussen gegeben und wo hatten Sie Handlungsspielraum?<br />
9. Welche Aspekte haben Ihnen bei der <strong>St</strong>rategieformulierung gefehlt?<br />
Besonderheiten der <strong>St</strong>rategieentstehung in Bildungsorganisationen<br />
10. Was hat diesen <strong>St</strong>rategiefindungsprozess anders als andere <strong>St</strong>rategieprozesse<br />
gemacht?<br />
11. Was macht den <strong>St</strong>rategieentstehungsprozess für eine Ausbildungseinheit speziell?
Anhang CCXLI<br />
ANHANG C:<br />
VERZEICHNIS DER PROTOKOLLIERTEN<br />
INFORMATIONSVERANSTALTUNGEN ZUR LDC<br />
STRATEGIE IM ZEITRAUM JUNI 2006 BIS MAI 2007<br />
Datum Name der Informationsveranstaltung<br />
30. Juni 2006 E&D Forum<br />
31. August 2006<br />
Walk in<br />
E&D 2010<br />
1. September 2006 E&D Forum<br />
22. September 2006<br />
21. November 2006 E&D Forum<br />
29. November 2006<br />
15. Dezember 2006<br />
2. Februar 2007<br />
16. Februar 2007<br />
2. April 2007<br />
15. Mai 2007<br />
<strong>St</strong>ream Learning Impact<br />
Workshop Brainstorming & Main Tasks<br />
Learning & Development Center<br />
Info Fair<br />
Learning & Development 07 -<br />
Learning, Performing, Growing<br />
Global Education & Development<br />
Learning & Development Center -<br />
Positioned for Business Impact<br />
Town Hall Meeting<br />
Market <strong>St</strong>rategy & Development<br />
Town Hall Meeting<br />
LDC Chief Operating Officer (COO)<br />
Town Hall Meeting<br />
Learning & Development Center<br />
Town Hall Meeting
CCXLII Anhang<br />
ANHANG D:<br />
VERZEICHNIS DER PROTOKOLLIERTEN WORKSHOPS<br />
ZUR E-LEARNING STRATEGIE AUGUST 2007 BIS<br />
NOVEMBER 2007<br />
Datum Themenkreis des E-Learning Workshops<br />
4. September 2007 Kick-off Method Mix Task Force<br />
11. September 2007<br />
20. September 2007<br />
Besprechung der momentanen Situation:<br />
Learning Delivery Channels Architecture<br />
Besprechung der Entwicklung:<br />
Learning Delivery Channels Architecture<br />
25. September 2007 Elemente der E-Learning <strong>St</strong>rategy<br />
28. September 2007 <strong>St</strong>rategy & Value Proposition<br />
2. Oktober 2007 E-Learning Best Practices aus den USA<br />
4. Oktober 2007 Weiterentwicklung der E-Channel <strong>St</strong>rategy<br />
10. Oktober 2007 Weiterentwicklung der E-Channel <strong>St</strong>rategy<br />
17. Oktober 2007 Entscheidungskriterien für die <strong>St</strong>andardarchitektur<br />
24. Oktober 2007 Final Sign-off: Vorstellung der Ergebnisse<br />
31. Oktober 2007 Update E-Learning <strong>St</strong>rategy und Architektur<br />
13. November 2007<br />
Management Team Meeting (MTM):<br />
Präsentation der E-Learning <strong>St</strong>rategy
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29.8.2007.<br />
WITSCH, M. (2008)<br />
„Ökonomisierung von Bildung und Privatisierung von Bildungspolitik -<br />
Pädagogische An- und Einsprüche”, NachDenkSeiten - Die kritische Website, Beitrag<br />
Nr. 3036, 4.3.2008, online verfügbar unter<br />
http://www.nachdenkseiten.de/?p=3036#more-3036, letzter Zugriff am 9.7.2008.<br />
WITTHAUS, U. UND WITTWER, W. (1997)<br />
Vision einer Lernenden Organisation - Herausforderung für die betriebliche Bildung,<br />
Bertelsmann Verlag, Bielefeld, 1997.<br />
WUNDERER, R. UND DICK, P. (2000)<br />
Personalmanagement - Quo vadis? Analysen und Prognosen zu Entwicklungstrends<br />
bis 2010, Luchterhand, Neuwied, 2000.<br />
YEUNG, K. ET AL. (1999)<br />
Generating and Generalizing Ideas with Impact, Oxford University Press, New York,<br />
1999.
CCLXXVI Quellenverzeichnis<br />
YIN, R. (2003)<br />
Case <strong>St</strong>udy Research: Design and Methods, 3rd Edition, Applied Social Research<br />
Methods Series - SAGE Publications, Thousand Oaks, London - New Delhi, 2003.<br />
ZACK, M. (1999)<br />
„Developing a Knowledge <strong>St</strong>rategy”, California Management Review, Vol. 41, No. 3,<br />
2003, S. 125 - 145.<br />
ZENTES, J., SWOBODA, B. UND MORSCHETT, D. (2004)<br />
Internationales Wertschöpfungsmanagement, Vahlens Handbücher der Wirtschafts-<br />
und Sozialwissenschaften, Franz Vahlen Verlag, München, 2004.<br />
ZIMMER, G. (2005)<br />
„Gestaltung einer <strong>St</strong>rategie zum Aufbau virtueller <strong>St</strong>udienangebote”, in Euler, D. und<br />
Seufert, S. (Hrsg.), E-Learning in Hochschulen und Bildungszentren, Oldenburg<br />
Wissenschaftsverlag, München, 2005, S. 87 - 104.<br />
ZWYSSIG - GONZENBACH, U. (2004)<br />
Konzeptentwurf CSC Lernpfad: E-Testing Konzept, UBS AG, Dezember 2004.<br />
ZWYSSIG - GONZENBACH, U., WEISERT, I. UND BÜNGER, L. (2005)<br />
Prozesse der Maintenancephasen im CSC Lernpfad, UBS AG, Dezember 2005.
Curriculum Vitae CCLXXVII<br />
CURRICULUM VITAE<br />
Laetitia Alix Victoria Bünger<br />
Geburtsdatum: 4. August 1978<br />
Nationalitäten: Schweiz und Deutschland<br />
Ausbildung<br />
2004 – 2009 <strong>Universität</strong> <strong>St</strong>. <strong>Gallen</strong> (HSG), Schweiz<br />
Doktorat Wirtschaftswissenschaften<br />
1998 – 2004 <strong>Universität</strong> <strong>St</strong>. <strong>Gallen</strong> (HSG), Schweiz<br />
<strong>St</strong>udium Betriebswirtschaftslehre, Vertiefung Wirtschaftspädagogik:<br />
lic.oec. HSG et dipl.Hdl.<br />
1998 Freies Gymnasium Zürich, Schweiz<br />
Matura Typus E<br />
Berufserfahrung<br />
2004 – Zurzeit UBS AG, Zürich<br />
Aus- und Weiterbildungsspezialistin mit Fokus auf E-Learning<br />
2001 – 2004 HEKS, Hilfswerk Evangelische Kirche Schweiz, <strong>St</strong>. <strong>Gallen</strong><br />
Hilfswerkvertreterin bei Flüchtlingsanhörungen der Kantone<br />
<strong>St</strong>. <strong>Gallen</strong> und Appenzell<br />
2003 Schweizer Schule Barcelona, Barcelona<br />
Unterrichtspraktikum<br />
2001 Gerling Ltd., London<br />
Praktikum im Rückversicherungsgeschäft<br />
1998 PBBG Gérance et Gestion Immobilières S.A., Lausanne<br />
Praktikum in der Buchhaltungsabteilung<br />
Sprachen<br />
Muttersprachen Deutsch und Französisch<br />
Fliessend Englisch<br />
Grundkenntnisse Spanisch