07.10.2013 Aufrufe

Strategisches Bildungsmanagement - Universität St.Gallen

Strategisches Bildungsmanagement - Universität St.Gallen

Strategisches Bildungsmanagement - Universität St.Gallen

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

<strong><strong>St</strong>rategisches</strong> <strong>Bildungsmanagement</strong><br />

- Entstehung von Bildungsstrategien in Unternehmen<br />

D I S S E R T A T I O N<br />

der <strong>Universität</strong> <strong>St</strong>. <strong>Gallen</strong>,<br />

Hochschule für Wirtschafts-,<br />

Rechts- und Sozialwissenschaften (HSG)<br />

zur Erlangung der Würde einer<br />

Doktorin der Wirtschaftswissenschaften<br />

vorgelegt von<br />

Laetitia Alix Victoria Bünger<br />

von<br />

Zürich<br />

Genehmigt auf Antrag von<br />

Herrn Prof. Dr. Dieter Euler<br />

und<br />

Frau Prof. Dr. Sabine Seufert<br />

Dissertation Nr. 3611<br />

(Difo-Druck GmbH, Bamberg 2009)


Die <strong>Universität</strong> <strong>St</strong>. <strong>Gallen</strong>, Hochschule für Wirtschafts-, Rechts- und<br />

Sozialwissenschaften (HSG), gestattet hiermit die Drucklegung der vorliegenden<br />

Dissertation, ohne damit zu den darin ausgesprochenen Anschauungen <strong>St</strong>ellung zu<br />

nehmen.<br />

<strong>St</strong>. <strong>Gallen</strong>, den 19. Mai 2009<br />

Der Rektor:<br />

Prof. Ernst Mohr, PhD


GELEITWORT<br />

Lange Jahre galt das betriebliche <strong>Bildungsmanagement</strong> in vielen Unternehmen als ein<br />

Bereich, der bestenfalls für Repräsentationszwecke bedeutsam war. In dicken Katalogen<br />

wurde das Angebot an Kursen und Seminaren aufgelistet, das zumeist zwar mit<br />

wohlklingenden Namen versehen, aber nur selten mit den jeweils dominierenden Themen<br />

und Veränderungsprozessen im Unternehmen verbunden war. <strong>Bildungsmanagement</strong> -<br />

sofern dieser Begriff überhaupt verwendet wurde - reduzierte sich auf eine Funktion der<br />

angebotsorientierten Personaladministration. Diese Sichtweise hat sich in den beiden<br />

vergangenen Dekaden deutlich verändert. Heute wird das betriebliche<br />

<strong>Bildungsmanagement</strong> auf seinen Nutzen für die Unterstützung strategischer Initiativen<br />

und Prozesse reflektiert. Im Rahmen eines "strategic alignment" ist es mit der<br />

Entwicklung und Implementierung von Unternehmensstrategien verzahnt. Zugleich wird<br />

das <strong>Bildungsmanagement</strong> im Sinne einer Bereichsstrategie selbst zum Gegenstand<br />

strategischer Aktivitäten.<br />

An dieser <strong>St</strong>elle setzt die Untersuchung von Frau Bünger an. Sie hebt auf die Frage nach<br />

der Entstehung von Bildungsstrategien im Unternehmen ab und fragt insbesondere nach<br />

den Spezifika der <strong>St</strong>rategieentwicklung im Bildungsbereich. Aufgrund des<br />

Neuigkeitsgrads der Problemstellung sowohl in der wirtschaftspädagogischen Theorie als<br />

auch in der Bildungspraxis wählt Frau Bünger einen explorativen Zugang, der auf die<br />

Erfassung und Systematisierung zentraler Erscheinungsformen und Gestaltungsansätze<br />

zielt. Methodologisch lehnt sie sich an hermeneutische Verfahren an, die<br />

forschungspraktisch in spezifische Methoden der qualitativen Sozialforschung münden.<br />

Angeleitet durch die Grundfigur des hermeneutischen Zirkels strebt die Untersuchung<br />

eine schrittweise verfeinerte Theoriebildung an, wobei sich die Iterationsschritte zur<br />

Ausdifferenzierung und Verfeinerung der Theorie sowohl aus theoretischen Reflexionen<br />

als auch aus fallbezogenen empirischen Analysen speisen. In immer neuen Bewegungen<br />

vom (theoretisch erschlossenen) Allgemeinen zum (empirisch erarbeiteten) Besonderen<br />

entwickelt die Autorin schliesslich einen Bezugsrahmen, der den Prozess der<br />

Entwicklung von Bildungsstrategien beschreibt und als heuristische Orientierung anleiten<br />

kann.<br />

Eine <strong>St</strong>ärke der Untersuchung liegt in der Übertragung der generischen Theorie des<br />

strategischen Managements auf das neue Anwendungsfeld des strategischen<br />

<strong>Bildungsmanagement</strong>s. Dieser Transferanspruch ist mit dem Betreten von theoretischem<br />

Neuland verbunden. Für dieses neue Terrain bietet die vorliegende Arbeit eine Vielzahl<br />

von interessanten Zugängen. Nicht das fertige Konzept, sondern der Aufriss von neuen


Perspektiven stehen dabei im Vordergrund. Wenn sich wissenschaftliches Arbeiten nicht<br />

darin erschöpft, abgeschlossene Antworten geben zu wollen, sondern das Nach- und<br />

Weiterdenken des Lesers anzuregen, dann kann die Untersuchung von Frau Bünger als<br />

ein gelungener Beitrag bewertet werden.<br />

<strong>St</strong>. <strong>Gallen</strong>, im Juni 2009 Dieter Euler


VORWORT UND DANKSAGUNG<br />

Vor nun schon sieben Jahren begann mich während meiner <strong>St</strong>udienzeit das Thema<br />

Lernen und deren Organisation in Unternehmen zu interessieren. Dass das Resultat dieser<br />

Faszination eine Dissertation sein würde, hätte damals meine kühnsten Träume<br />

übertroffen.<br />

Der Weg, auf dem ich mich dabei begeben habe, war nicht immer einfach: Verschiedene<br />

Welten, Kulturen, Mindsets, Lebensweisen und Gedanken unter einen Hut zu bringen,<br />

stellte meine Dissertation und mich selbst immer wieder vor neuen Herausforderungen.<br />

All diese verschiedenen Impulse haben nun in meiner Dissertation Form angenommen.<br />

Ein Gedanke war beim Verfassen meiner Arbeit handlungsleitend: Grosses Anliegen war<br />

für mich eine betriebswirtschaftliche Perspektive in die betriebliche Bildungsorganisation<br />

zu bringen, die die Eigenheiten von Lernen berücksichtigt. Das Thema<br />

Lernen faszinierte und fasziniert mich noch heute: Lernen ist Entwicklung und wo<br />

Entwicklung ist, ist Leben. Was gibt es also Sinnstiftenderes als sich mit Fragen zum<br />

Lernen zu befassen?<br />

Am Ziel meiner Reise angelangt, bin ich dankbar: Dankbar für alle Begegnungen und<br />

Wiederbegegnungen von wunderbaren Menschen, die ich durch meine Dissertation<br />

erfahren habe; dankbar, dass ich einen persönlichen Lebenstraum mit der nötigen<br />

Hingabe erfüllen konnte und durfte.<br />

Auf meinem Weg haben mich verschiedene Personen begleitet. Ohne diese wäre das<br />

Verfassen dieser Arbeit nicht möglich gewesen. Ihnen möchte ich aufrichtig danken:<br />

Herrn Prof. Dr. Dieter Euler für die persönliche, fachliche und vertrauensvolle<br />

Betreuung meiner Arbeit.<br />

Frau Prof. Dr. Sabine Seufert für die Annahme des Koreferats.<br />

Herrn Curdin Duschletta für das entgegengebrachte Vertrauen und die Freiheit bei UBS<br />

allem zu folgen, was für meine Arbeit von Relevanz war.<br />

Herrn Andreas <strong>St</strong>öckli und sein Ladies' Team für den ruhigen, strukturierten und<br />

vertrauensvollen Arbeitsalltag.<br />

Meinen Interviewpartnern für die Zeit und Geduld, die sie mir während meiner<br />

Interviews entgegenbrachten.<br />

All diese aufgezählten Personen entfachten, jeder in seiner Art, immer wieder von neuem<br />

das Feuer zum Thema Lernen in mir.


Besonders herzlich danke ich für die wohlwollende Unterstützung<br />

meiner Patin Anne-Marie Hodgskin-Roesle und Frau Francisca Gambaro.<br />

Meine Arbeit widme ich meiner treuesten Wegbegleiterin, meiner Mutter,<br />

Marie-Alix Roesle. Sie glaubte immer an mich und ohne sie hätte ich das für meinen Weg<br />

nötige Vertrauen nie gefunden. Bedingungslos stand sie mir in jeder Situation bei. Ich<br />

danke Ihr von Herzen.<br />

Zürich, Ende Dezember 2008 Laetitia Alix Victoria Bünger


Überblick I<br />

ÜBERBLICK<br />

INHALTSVERZEICHNIS ............................................................................................III<br />

ABBILDUNGSVERZEICHNIS......................................................................................X<br />

TABELLENVERZEICHNIS...................................................................................... XIV<br />

ABKÜRZUNGSVERZEICHNIS .................................................................................XV<br />

ZUSAMMENFASSUNG ............................................................................................XVII<br />

ABSTRACT............................................................................................................... XVIII<br />

I EINFÜHRUNG .........................................................................................................1<br />

1 Ausgangslage und Problemstellung............................................................................1<br />

2 Forschungsdesign........................................................................................................2<br />

II THEORETISCHE GRUNDLAGEN ZUR BETRIEBLICHEN BILDUNG.....14<br />

1 Begriffsklärung .........................................................................................................14<br />

2 Forschungsfokus .......................................................................................................22<br />

3 Ausprägungsformen von Betrieblicher Bildung .......................................................36<br />

III ENTWICKLUNG EINES BEZUGSRAHMENS ZUR ENTSTEHUNG VON<br />

BILDUNGSSTRATEGIEN....................................................................................40<br />

1 Theoretische Grundlagen des Bezugsrahmens .........................................................41<br />

2 Vorgehensmodelle zur Entwicklung eines Bezugsrahmens zur Analyse der<br />

Entstehung von Bildungsstrategien...........................................................................51<br />

3 Analyse der Entstehung von <strong>St</strong>rategien ....................................................................58<br />

4 Bezugsrahmen I: Entstehung von Bildungsstrategien ..............................................96<br />

IV EMPIRISCHE UNTERSUCHUNGEN ..............................................................132<br />

1 Das Unternehmen UBS AG und sein Ausbildungsressort in GWM&BB..............135<br />

2 Fallstudie 1: Positionierung.....................................................................................143<br />

3 Fallstudie 2: Wertschöpfung ...................................................................................173<br />

4 Fallstudie 3: Realisierte <strong>St</strong>rategieimplementierung ................................................190<br />

5 Zusammenführung der Erkenntnisse ......................................................................205


II Überblick<br />

V BEZUGSRAHMEN II: ENTSTEHUNG VON BILDUNGSSTRATEGIEN..207<br />

VI ÜBERLEGUNGEN ZU DEN ERGEBNISSEN FÜR WISSENSCHAFT UND<br />

PRAXIS..................................................................................................................220<br />

1 Reflexion des Forschungsvorgehens.......................................................................220<br />

2 Desiderata für weiterführende Forschungsaktivitäten ............................................223<br />

3 Überlegungen zur Anwendung in der Praxis ..........................................................227<br />

VII SCHLUSSBETRACHTUNG ...............................................................................230<br />

1 Ziele und Ergebnisse dieser Arbeit .........................................................................230<br />

2 Abschliessende Reflexion der Ergebnisse ..............................................................234<br />

3 Abschliessende Gedanken.......................................................................................236<br />

ANHANG...........................................................................................................CCXXXIX<br />

Anhang A:........................................................................................................... CCXXXIX<br />

Anhang B: ...................................................................................................................CCXL<br />

Anhang C: ..................................................................................................................CCXLI<br />

Anhang D:................................................................................................................ CCXLII<br />

QUELLENVERZEICHNIS................................................................................CCXLIII


Inhaltsverzeichnis III<br />

INHALTSVERZEICHNIS<br />

ABBILDUNGSVERZEICHNIS......................................................................................X<br />

TABELLENVERZEICHNIS...................................................................................... XIV<br />

ABKÜRZUNGSVERZEICHNIS .................................................................................XV<br />

ZUSAMMENFASSUNG ............................................................................................XVII<br />

ABSTRACT............................................................................................................... XVIII<br />

I Einführung.................................................................................................................1<br />

1 Ausgangslage und Problemstellung.........................................................................1<br />

2 Forschungsdesign ......................................................................................................2<br />

2.1 Forschungsziel und Forschungsfrage....................................................................2<br />

2.2 Forschungsvorgehen .............................................................................................3<br />

2.2.1 Wissenschaftstheoretisches Grundverständnis ..............................................4<br />

2.2.2 Relevanz der Hermeneutik für die Dissertation.............................................7<br />

2.2.3 Methodologisches Vorgehen..........................................................................9<br />

2.3 Aufbau der Arbeit ...............................................................................................11<br />

II THEORETISCHE GRUNDLAGEN ZUR BETRIEBLICHEN BILDUNG.....14<br />

1 Begriffsklärung........................................................................................................14<br />

2 Forschungsfokus......................................................................................................22<br />

2.1 Betriebliche Bildung und <strong>Bildungsmanagement</strong> ................................................22<br />

2.1.1 Konkretisierung des Begriffs der Betrieblichen Bildung.............................22<br />

2.1.2 Konkretisierung des Begriffs <strong>Bildungsmanagement</strong>....................................24<br />

2.2 Einordung der Forschungsfrage in den wissenschaftlichen Diskurs der<br />

Betrieblichen Bildung .........................................................................................26<br />

2.2.1 Positionierung im Feld der Betrieblichen Bildung......................................26<br />

2.2.2 Positionierung in den Forschungsbeiträgen zur Betrieblichen Bildung .....30<br />

2.3 Konzeptionelle Abgrenzung ...............................................................................34<br />

3 Ausprägungsformen von Betrieblicher Bildung ..................................................36


IV Inhaltsverzeichnis<br />

III ENTWICKLUNG EINES BEZUGSRAHMENS ZUR ENTSTEHUNG VON<br />

BILDUNGSSTRATEGIEN....................................................................................40<br />

1 Theoretische Grundlagen des Bezugsrahmens.....................................................41<br />

1.1 Begriffsbestimmung <strong>St</strong>rategie.............................................................................41<br />

1.2 Gestaltungsebenen von <strong>St</strong>rategien ......................................................................42<br />

1.3 Definition des Begriffs Entstehung einer <strong>St</strong>rategie ............................................45<br />

1.4 Der <strong>St</strong>rategieformierungsprozess........................................................................45<br />

1.5 Der integrative Arbeitsrahmen nach Chakravarthy et al.....................................48<br />

1.6 Implikationen für die Auswahl der Vorgehensmodelle zur Analyse der<br />

Entstehung von Bildungsstrategien.....................................................................50<br />

2 Vorgehensmodelle zur Entwicklung eines Bezugsrahmens zur Analyse der<br />

Entstehung von Bildungsstrategien.......................................................................51<br />

2.1 Der General Management Navigator (GMN) .....................................................52<br />

2.2 Bezugsrahmen Gestaltungsfelder eines innovationsorientierten<br />

<strong>Bildungsmanagement</strong>s ........................................................................................53<br />

2.3 Implikationen der beiden Vorgehensmodelle für die weitere Arbeit..................56<br />

3 Analyse der Entstehung von <strong>St</strong>rategien................................................................58<br />

3.1 Initiierung............................................................................................................58<br />

3.2 Positionierung .....................................................................................................61<br />

3.2.1 Analyse der Einflusskräfte auf das Unternehmen........................................62<br />

3.2.1.1 Ausgangssituation ....................................................................................62<br />

3.2.1.2 Analyse der Einflusskräfte der Umwelt...................................................63<br />

3.2.1.3 Analyse der Einflusskräfte des Unternehmens ........................................65<br />

3.2.1.4 Integrierte Betrachtung ............................................................................66<br />

3.2.2 Generieren von Optionen.............................................................................69<br />

3.2.2.1 Variation der Marktstrategie....................................................................70<br />

3.2.2.2 Substanz der Marktstrategie.....................................................................71<br />

3.2.2.3 Feld der Marktstrategie ............................................................................71<br />

3.2.2.4 <strong>St</strong>il der Marktstrategie..............................................................................72


Inhaltsverzeichnis V<br />

3.2.3 Entscheiden für eine Alternative..................................................................74<br />

3.3 Wertschöpfung ....................................................................................................76<br />

3.3.1 Analyse der Wertschöpfung .........................................................................77<br />

3.3.1.1 Ausgangssituation ....................................................................................77<br />

3.3.1.2 Wertschöpfungsmodell der Branche........................................................78<br />

3.3.1.3 Eigenes Wertschöpfungsmodell...............................................................79<br />

3.3.1.4 Integrierte Betrachtung ............................................................................80<br />

3.3.2 Generieren von Optionen.............................................................................81<br />

3.3.2.1 Konfiguration der Wertschöpfung ...........................................................81<br />

3.3.2.2 Gestaltung der Wertschöpfung ................................................................83<br />

3.3.3 Entscheiden für eine Alternative..................................................................88<br />

3.4 Veränderung........................................................................................................90<br />

3.5 Zusammenfassung...............................................................................................92<br />

4 Bezugsrahmen I: Entstehung von Bildungsstrategien.........................................96<br />

4.1 Initiierung............................................................................................................96<br />

4.2 Positionierung .....................................................................................................97<br />

4.2.1 Analyse der Einflusskräfte auf eine Bildungsorganisation..........................98<br />

4.2.1.1 Ausgangssituation ....................................................................................98<br />

4.2.1.2 Analyse der Einflusskräfte der Umwelt...................................................98<br />

4.2.1.3 Analyse der Einflusskräfte der Bildungsorganisation ...........................105<br />

4.2.1.4 Integrierte Betrachtung ..........................................................................111<br />

4.2.2 Generieren von Optionen...........................................................................112<br />

4.2.2.1 Variation der Marktstrategie..................................................................114<br />

4.2.2.2 Substanz der Marktstrategie...................................................................115<br />

4.2.2.3 Feld der Marktstrategie ..........................................................................115<br />

4.2.2.4 <strong>St</strong>il der Marktstrategie............................................................................116<br />

4.2.3 Entscheiden für eine Alternative................................................................117


VI Inhaltsverzeichnis<br />

4.3 Wertschöpfung ..................................................................................................119<br />

4.3.1 Analyse der Wertschöpfung .......................................................................119<br />

4.3.1.1 Ausgangssituation ..................................................................................120<br />

4.3.1.2 Wertschöpfungsmodell der Branche......................................................120<br />

4.3.1.3 Eigenes Wertschöpfungsmodell.............................................................121<br />

4.3.1.4 Integrierte Betrachtung ..........................................................................122<br />

4.3.2 Generieren von Optionen...........................................................................123<br />

4.3.2.1 Konfiguration der Wertschöpfung .........................................................123<br />

4.3.2.2 Gestaltung der Wertschöpfung ..............................................................123<br />

4.3.3 Entscheiden für eine Alternative................................................................126<br />

4.4 Veränderung......................................................................................................128<br />

4.5 Zusammenfassung.............................................................................................128<br />

IV EMPIRISCHE UNTERSUCHUNGEN ..............................................................132<br />

1 Das Unternehmen UBS AG und sein Ausbildungsressort in GWM&BB .......135<br />

1.1 Die UBS AG und die Unternehmensgruppe GWM&BB .................................135<br />

1.2 Das Ausbildungsressort von UBS GWM&BB .................................................137<br />

1.3 Zusammenhang und Abhängigkeiten zwischen den Fallstudien und dem<br />

Ausbildungsressorts LDC .................................................................................142<br />

2 Fallstudie 1: Positionierung..................................................................................143<br />

2.1 Untersuchungsdesign ........................................................................................143<br />

2.1.1 Datenerhebung und -aufbereitung.............................................................144<br />

2.1.2 Auswertung.................................................................................................146<br />

2.2 Ergebnisse .........................................................................................................149<br />

2.2.1 Analyse der Einflusskräfte auf eine Bildungsorganisation........................150<br />

2.2.1.1 Ausgangssituation ..................................................................................151<br />

2.2.1.2 Analyse der Einflusskräfte der Umwelt.................................................151<br />

2.2.1.3 Analyse der Einflusskräfte der Bildungsorganisation ...........................157<br />

2.2.1.4 Integrierte Betrachtung ..........................................................................162


Inhaltsverzeichnis VII<br />

2.2.2 Weitere Hauptkategorien und Kategorien zur Analyse der<br />

Positionierung............................................................................................163<br />

2.2.3 Zusammenfassung der Analyse der Positionierung...................................163<br />

2.2.4 Generieren von Optionen...........................................................................164<br />

2.2.4.1 Variation der Marktstrategie..................................................................165<br />

2.2.4.2 Substanz der Marktstrategie...................................................................166<br />

2.2.4.3 Feld der Marktstrategie ..........................................................................166<br />

2.2.4.4 <strong>St</strong>il der Marktstrategie............................................................................167<br />

2.2.5 Weitere Kategorien zu den möglichen <strong>St</strong>rategieoptionen..........................168<br />

2.2.6 Zusammenfassung des Generierens von Optionen ....................................169<br />

2.2.7 Entscheiden für eine Alternative................................................................169<br />

2.2.8 Besonderheiten der Betrieblichen Bildung ................................................170<br />

2.3 Zusammenfassende Betrachtung.......................................................................172<br />

3 Fallstudie 2: Wertschöpfung ................................................................................173<br />

3.1 Untersuchungsdesign ........................................................................................173<br />

3.1.1 Datenerhebung und -aufbereitung.............................................................174<br />

3.1.2 Auswertung.................................................................................................175<br />

3.2 Ergebnisse .........................................................................................................177<br />

3.2.1 Analyse der Wertschöpfung einer Bildungsorganisation ..........................178<br />

3.2.1.1 Ausgangssituation ..................................................................................179<br />

3.2.1.2 Wertschöpfungsmodell der Branche......................................................179<br />

3.2.1.3 Eigenes Wertschöpfungsmodell.............................................................180<br />

3.2.1.4 Integrierte Betrachtungsweise................................................................181<br />

3.2.2 Weitere Hauptkategorien und Kategorien zur Analyse der<br />

Wertschöpfung ...........................................................................................182<br />

3.2.3 Zusammenfassung der Analyse der Wertschöpfung ..................................182


VIII Inhaltsverzeichnis<br />

3.2.4 Generieren von Optionen...........................................................................182<br />

3.2.4.1 Konfiguration der Wertschöpfung der Bildungsorganisation................183<br />

3.2.4.2 Gestaltung der Wertschöpfung der Bildungsorganisation.....................184<br />

3.2.5 Weitere Kategorien zu den möglichen <strong>St</strong>rategieoptionen..........................187<br />

3.2.6 Zusammenfassung des Generierens von Optionen ....................................187<br />

3.2.7 Entscheiden für eine Alternative................................................................188<br />

3.2.8 Besonderheiten der Betrieblichen Bildung ................................................188<br />

3.3 Zusammenfassende Betrachtung.......................................................................188<br />

4 Fallstudie 3: Realisierte <strong>St</strong>rategieimplementierung...........................................190<br />

4.1 Untersuchungsdesign ........................................................................................190<br />

4.1.1 Datenerhebung und -aufbereitung.............................................................191<br />

4.1.2 Auswertung.................................................................................................192<br />

4.2 Ergebnisse .........................................................................................................192<br />

4.2.1 Hintergründe zum Projekt UBS Lernpfad..................................................192<br />

4.2.1.1 Ausgangslage: Die Ausbildungszielgruppe und deren Anforderungen an<br />

eine Ausbildung ....................................................................................................192<br />

4.2.1.2 Konzept und Hintergründe des UBS Lernpfades ..................................194<br />

4.2.1.3 Entscheid des LDC zu Gunsten des Projektes .......................................197<br />

4.2.2 Die Implementierungsdimensionen............................................................198<br />

4.2.2.1 Didaktische Dimension..........................................................................198<br />

4.2.2.2 Organisatorische Dimension..................................................................199<br />

4.2.2.3 Sozio-kulturelle Dimension ...................................................................200<br />

4.2.2.4 Technologische Dimension....................................................................200<br />

4.2.2.5 Ökonomische Dimension.......................................................................201<br />

4.3 Zusammenfassende Betrachtung.......................................................................202<br />

5 Zusammenführung der Erkenntnisse .................................................................205


Inhaltsverzeichnis IX<br />

V BEZUGSRAHMEN II: ENTSTEHUNG VON BILDUNGSSTRATEGIEN..207<br />

VI ÜBERLEGUNGEN ZU DEN ERGEBNISSEN FÜR WISSENSCHAFT UND<br />

PRAXIS..................................................................................................................220<br />

1 Reflexion des Forschungsvorgehens....................................................................220<br />

2 Desiderata für weiterführende Forschungsaktivitäten .....................................223<br />

3 Überlegungen zur Anwendung in der Praxis .....................................................227<br />

VII SCHLUSSBETRACHTUNG ...............................................................................230<br />

1 Ziele und Ergebnisse dieser Arbeit......................................................................230<br />

2 Abschliessende Reflexion der Ergebnisse ...........................................................234<br />

3 Abschliessende Gedanken ....................................................................................236<br />

ANHANG...........................................................................................................CCXXXIX<br />

Anhang A:..........................................................................................................CCXXXIX<br />

Anhang B:................................................................................................................. CCXL<br />

Anhang C:................................................................................................................CCXLI<br />

Anhang D:.............................................................................................................. CCXLII<br />

QUELLENVERZEICHNIS................................................................................CCXLIII<br />

CURRICULUM VITAE................................................................................. CCLXXVII


X Abbildungsverzeichnis<br />

ABBILDUNGSVERZEICHNIS<br />

Abbildung 1: Aufbau des Unterkapitels 2.2 ....................................................................3<br />

Abbildung 2: Hermeneutischer Zirkel .............................................................................5<br />

Abbildung 3: Forschungsprozess der Dissertation ..........................................................8<br />

Abbildung 4: Aufbau der Dissertation...........................................................................12<br />

Abbildung 5: Aufbau des Hauptkapitels II ....................................................................14<br />

Abbildung 6: Aufbau des 2. Kapitels.............................................................................22<br />

Abbildung 7: Differenzierung des Bildungsbegriffs nach Euler ...................................25<br />

Abbildung 8: Bezugsrahmen für die Handlungsbereiche des <strong>Bildungsmanagement</strong>s ..27<br />

Abbildung 9: Normative Orientierung des <strong>Bildungsmanagement</strong>s...............................27<br />

Abbildung 10: <strong>St</strong>rategische Entwicklung im <strong>Bildungsmanagement</strong>...............................28<br />

Abbildung 11: Prozesse innerhalb des operativen Vollzugs im <strong>Bildungsmanagement</strong> ..29<br />

Abbildung 12: Aufbau des Hauptkapitels III...................................................................40<br />

Abbildung 13: Aufbau des 6. Kapitels.............................................................................41<br />

Abbildung 14: Wichtige Gestaltungsebenen des <strong>St</strong>rategischen Managements...............43<br />

Abbildung 15: Formierung von <strong>St</strong>rategien ......................................................................46<br />

Abbildung 16: <strong>St</strong>rategieentstehungsprozess der <strong>St</strong>rategischen Planung .........................47<br />

Abbildung 17: Integrierter Arbeitsrahmen für <strong>St</strong>rategische Forschung ..........................48<br />

Abbildung 18: Bezugsrahmen des General Management Navigator (GMN) .................52<br />

Abbildung 19: Bezugsrahmen Gestaltungsfelder eines innovationsorientierten<br />

<strong>Bildungsmanagement</strong>s.............................................................................54<br />

Abbildung 20: Aufbau des 3. und 4. Kapitels..................................................................57<br />

Abbildung 21: Bezugsrahmen zur Gestaltung der Initiierungsarbeit ..............................59<br />

Abbildung 22: Aufbau des Unterkapitels 3.2 ..................................................................62<br />

Abbildung 23: Ressourcenpyramide eines Unternehmens ..............................................66<br />

Abbildung 24: Übersicht über die Analyse der Positionierung bei der Entstehung von<br />

<strong>St</strong>rategien .................................................................................................68<br />

Abbildung 25: Produkt/Markt-Matrix .............................................................................72


Abbildungsverzeichnis XI<br />

Abbildung 26: Optionsrahmen der Positionierungsarbeit für Organisationen ................73<br />

Abbildung 27: Resultate der Positionierung bei der Entstehung von <strong>St</strong>rategien.............75<br />

Abbildung 28: Aufbau des Unterkapitels 3.3 ..................................................................77<br />

Abbildung 29: Übersicht der Analyse der Wertschöpfung bei der Entstehung von<br />

<strong>St</strong>rategien .................................................................................................80<br />

Abbildung 30: Wertschöpfungsmodelle des Orchestrators, des Integrators, des<br />

Schichtenspezialisten und des Pioniers ...................................................82<br />

Abbildung 31: Optionsrahmen der Wertschöpfungsarbeit für Organisationen...............88<br />

Abbildung 32: Resultate der Wertschöpfung bei der Entstehung von <strong>St</strong>rategien ...........90<br />

Abbildung 33: Bezugsrahmen zur Gestaltung der Veränderungsarbeit ..........................91<br />

Abbildung 34: Bezugsrahmen zur Analyse der Entstehung von <strong>St</strong>rategien....................93<br />

Abbildung 35: Aufbau des Unterkapitels 4.2 ..................................................................97<br />

Abbildung 36: Leistungsangebot der Bildungsorganisation in einem Unternehmen....106<br />

Abbildung 37: Ausmass der Verbindung von Lernen mit <strong>St</strong>rategie und<br />

Geschäftsprozessen................................................................................107<br />

Abbildung 38: Globale Koordination/Integration und nationale<br />

Anpassung/Differenzierung...................................................................110<br />

Abbildung 39: Übersicht der Analyse der Positionierung bei der Entstehung von<br />

Bildungsstrategien .................................................................................112<br />

Abbildung 40: Optionsrahmen der Positionierungsarbeit für Bildungsorganisationen.117<br />

Abbildung 41: Resultate der Positionierung bei der Entstehung von Bildungsstrategien...<br />

...............................................................................................................118<br />

Abbildung 42: Aufbau des Unterkapitels 4.3 ................................................................119<br />

Abbildung 43: Exemplarisches Wertschöpfungsmodell für eine Bildungsorganisation.....<br />

...............................................................................................................121<br />

Abbildung 44: Übersicht der Analyse der Wertschöpfung bei der Entstehung von<br />

Bildungsstrategien .................................................................................122<br />

Abbildung 45: Optionsrahmen der Wertschöpfungsarbeit für Bildungsorganisationen .....<br />

...............................................................................................................126


XII Abbildungsverzeichnis<br />

Abbildung 46: Resultate der Wertschöpfung bei der Entstehung von Bildungsstrategien .<br />

...............................................................................................................127<br />

Abbildung 47: Bezugsrahmen zur Analyse der Entstehung von Bildungsstrategien....130<br />

Abbildung 48: Verlauf der empirischen Untersuchungen .............................................134<br />

Abbildung 49: Aufbau des Hauptkapitels IV ................................................................135<br />

Abbildung 50: Überblick über die Geschäftsprioritäten von UBS GWM&BB ............137<br />

Abbildung 51: <strong>St</strong>rategische Geschäftsprioritäten des LDC...........................................139<br />

Abbildung 52: Wertschöpfungsprozess von LDC.........................................................141<br />

Abbildung 53: Abhängigkeiten der drei Fallstudien untereinander ..............................143<br />

Abbildung 54: Ablaufmodell induktiver Kategorienbildung ........................................147<br />

Abbildung 55: Hauptkategorie, Kategorie und Subkategorie der Analyse der<br />

Positionierung ........................................................................................148<br />

Abbildung 56: Kategorien Generieren von Optionen der Positionierung .....................148<br />

Abbildung 57: Weiterentwickelter Bezugsrahmen zur Analyse der Positionierung.....163<br />

Abbildung 58: Weiterentwickelter Bezugsrahmen zum Generieren von Optionen der<br />

Positionierung ........................................................................................169<br />

Abbildung 59: Weiterentwickelter Bezugsrahmen der Positionierung .........................172<br />

Abbildung 60: Hauptkategorie und Kategorien der Analyse der Wertschöpfung.........176<br />

Abbildung 61: Hauptkategorien, Kategorien und Subkategorien Generieren von<br />

Optionen der Wertschöpfung.................................................................177<br />

Abbildung 62: E-Learning Wertschöpfungsmodell von UBS.......................................181<br />

Abbildung 63: Weiterentwickelter Bezugsrahmen zur Analyse der Wertschöpfung....182<br />

Abbildung 64: Weiterentwickelter Bezugsrahmen zum Generieren von Optionen der<br />

Wertschöpfung.......................................................................................187<br />

Abbildung 65: Weiterentwickelter Bezugsrahmen der Wertschöpfung........................189<br />

Abbildung 66: Sicht des Endusers - Einstieg über Edunet in den Lernpfad .................195<br />

Abbildung 67: Konzeption des UBS Lernpfades ..........................................................196<br />

Abbildung 68: Weiterentwickelter Bezugsrahmen zur Analyse der Entstehung von<br />

Bildungsstrategien .................................................................................205


Abbildungsverzeichnis XIII<br />

Abbildung 69: Bezugsrahmen II....................................................................................209<br />

Abbildung 70: Bezugsrahmen Gestaltungsfelder eines innovationsorientierten<br />

<strong>Bildungsmanagement</strong>s...........................................................................211<br />

Abbildung 71: Aufbau des Hauptkapitels VI ................................................................220<br />

Abbildung 72: Aufbau des Hauptkapitels VII ...............................................................230


XIV Tabellenverzeichnis<br />

TABELLENVERZEICHNIS<br />

Tabelle 1: Repräsentative Anspruchsgruppen eines Unternehmens mit ihren Erwartungen<br />

..........................................................................................................................64<br />

Tabelle 2: Anspruchsgruppen einer Bildungsorganisation in einem Unternehmen mit<br />

ihren Erwartungen ..........................................................................................103<br />

Tabelle 3: Analyse der allgemeinen Umwelt für den Bildungsbereich...........................104


Abkürzungsverzeichnis XV<br />

ABKÜRZUNGSVERZEICHNIS<br />

Abb. Abbildung<br />

a.o. ausserordentlich<br />

bspw. beispielsweise<br />

bzw. beziehungsweise<br />

ca. circa<br />

CEO Chief Executive Officer<br />

CHF Schweizer Franken<br />

dt. deutsch<br />

d.h. das heisst<br />

EC Case Executive Committee Case<br />

Ed. Edition<br />

engl. Englisch<br />

etc. et cetera<br />

ev. eventuell<br />

et al. et alii<br />

E&D Education & Development<br />

f. folgend<br />

ff. folgende Seiten<br />

ggf. gegebenenfalls<br />

GMN General Management Navigator<br />

GWM&BB Global Wealth Management & Business Banking<br />

HIL High Impact Learning<br />

HR Human Resources<br />

Hrsg. Herausgeber<br />

HSG Hochschule <strong>St</strong>. <strong>Gallen</strong><br />

HTML Hypertext Markup Language<br />

http Hypertext Transfer Protokoll<br />

Iss. Issue<br />

i.d.R. in der Regel<br />

i.e.S. im engeren Sinn<br />

Ifb Institut für Betriebswirtschaft<br />

i.w.S. im weiteren Sinn<br />

Jg. Jahrgang<br />

Kostenmin. Kostenminimierung<br />

LDC Learning Development Center<br />

Ltd. Limited<br />

LRM Learning Relationship Manager<br />

Mio. Million


XVI Abkürzungsverzeichnis<br />

Mrd. Milliarde<br />

MS&D Market <strong>St</strong>rategy & Development<br />

MTM Management Team Meeting<br />

No. Number<br />

Nr. Nummer<br />

Nutzenopt. Nutzenoptimierung<br />

N.N. No Name<br />

NYSE New York <strong>St</strong>ock Exchange<br />

NZZ Neue Zürcher Zeitung<br />

o. A. ohne Autorenangabe<br />

o. J. ohne Jahr<br />

o. O. ohne Ort<br />

o.S. ohne Seitenangabe<br />

PKB Privat Kunden Basis<br />

PKI Privat Kunden Individual<br />

resp. respektive<br />

scil Swiss Center for Innovations in Learning<br />

SGE <strong>St</strong>rategische Geschäftseinheiten<br />

SGF <strong>St</strong>rategische Geschäftsfelder<br />

SME Subject Matter Expert<br />

sog. sogenannt<br />

SWX Swiss Exchange<br />

S. Seite<br />

T Text<br />

T1 erweitertes Textverständnis<br />

TSE Tokio <strong>St</strong>ock Exchange<br />

u.a. unter anderem<br />

URL Uniform Resource Locator<br />

usw. und so weiter<br />

V Vorverständnis<br />

V1 erweitertes Vorverständnis<br />

Vgl. Vergleiche<br />

Vol. Volume<br />

WBT Web Based Training<br />

www World Wide Web<br />

z.B. zum Beispiel<br />

zit. zitiert<br />

Zs.arbeit Zusammenarbeit<br />

Zs.führung Zusammenführung


Zusammenfassung XVII<br />

ZUSAMMENFASSUNG<br />

Wollen Unternehmen in den sich ständig verändernden Rahmenbedingungen<br />

wettbewerbsfähig bleiben, müssen sie dem Lernen und Wissen strategische Priorität<br />

beimessen. Hierzu kann die Bildungsorganisation mit ihrer Bildungsstrategie im eigenen<br />

Unternehmen entscheidende Impulse geben.<br />

Zielsetzung der Dissertation ist es daher, einen Beitrag zur Theoriebildung in Bezug auf<br />

die Entstehung von Bildungsstrategien in Unternehmen zu leisten. Die vorliegende Arbeit<br />

berücksichtigt die Besonderheiten der Betrieblichen Bildung und arbeitet die<br />

Unterschiede einer Bildungsstrategie im Vergleich zu anderen <strong>St</strong>rategien heraus.<br />

Die Hermeneutik, die Kunstlehre des Verstehens, stellt mit dem hermeneutischen Zirkel<br />

die wissenschaftstheoretische Basis der folgenden Dissertation dar. Die methodologische<br />

Vorgehensweise beruht auf einem induktiven und qualitativen Forschungsdesign, das<br />

sich auf Fallstudien abstützt, die bei der Ausbildungsorganisation der UBS AG in Global<br />

Wealth Management & Business Banking erhoben wurden.<br />

Im Verlaufe der Arbeit konnte gezeigt werden, dass eine Bildungsorganisation einer<br />

Vielzahl von verschiedenen Anspruchsgruppen gegenübersteht. Dabei ist die<br />

Anspruchsgruppe des Kunden, zu denen die Geschäftsleitung, Führungskräfte und alle<br />

weiteren Mitarbeiter gehören, für eine Bildungsorganisation zentral. Dieser<br />

diversifizierten Anspruchsgruppe gerecht zu werden, ist eine grosse Herausforderung und<br />

lässt die <strong>St</strong>rategieentstehung im Bildungsbereich im Vergleich zu anderen <strong>St</strong>rategien so<br />

speziell erscheinen. Demzufolge sind die von der Bildungsorganisation hergestellten<br />

Dienstleistungen konsequent auf eine Marktstrategie (<strong>St</strong>rategie mit Fokus auf den<br />

Kunden) und nicht auf eine Wettbewerbsstrategie (<strong>St</strong>rategie mit Fokus auf den<br />

Wettbewerb) auszurichten.<br />

Ferner ist es Hauptziel der Bildungsorganisation mit den gegeben Ressourcen im<br />

Unternehmen einen möglichst grossen Wert zu schaffen, und nicht dem Kunden eine<br />

Palette möglichst vieler Aus- und Weiterbildungsdienstleistung anzubieten. Was dieser<br />

Wert ist, definiert die Geschäftsleitung und kann über die Anpassungs-, Motivations-,<br />

Identifikations-, Akquisitions-, Image-, Gestaltungs- und Entwicklungsfunktion des<br />

Bildungsbereichs beschrieben werden. Die Wertschöpfung muss auf den gewählten<br />

Wertbeitrag abgestimmt sein. Dabei ist nicht nur der ökonomischen, sondern auch der<br />

didaktischen, organisatorischen, sozio-kulturellen und technologischen Implementierungsdimension<br />

Rechnung zu tragen.


XVIII Abstract<br />

ABSTRACT<br />

To stay competitive in today’s rapidly changing business environment, companies must<br />

make learning and knowledge into major strategic priorities. Corporate education can<br />

make a significant contribution to this strategic agenda.<br />

The objective of this thesis is to contribute to the theory on the formation of corporate<br />

education strategies. The thesis takes into consideration the characteristics of corporate<br />

education and identifies the differences between corporate education strategies and other<br />

types of strategies.<br />

Hermeneutics, the science of interpretation, provides - with its hermeneutical circle - the<br />

theoretical-scientific framework of the thesis. The methodological approach is based on<br />

an inductive and qualitative research design that is carried out through case studies within<br />

the education department of UBS AG Global Wealth Management & Business Banking.<br />

During the course of the research, a number of different stakeholders in corporate<br />

education are identified. Of these stakeholders, the client group consisting of the<br />

executive committee, senior management and all other employees is absolutely central.<br />

Coping with this diversified client group is a substantial challenge and makes the strategy<br />

formation of corporate education so different from other strategies. The produced<br />

services of corporate education thus have to be aligned based on a market strategy<br />

focused on the clients rather than a strategy focused on the competition.<br />

Moreover, the principal objective of corporate education is to create the highest possible<br />

value based on the available resources and not just supply the broadest possible selection<br />

of education services. This value contribution should be defined by the executive<br />

committee and can be described through the accommodation-, motivation-,<br />

identification-, acquisition-, image-, design- and development functions of corporate<br />

education. The complete value chain of corporate education must be adjusted to the<br />

chosen value contribution. In doing so, not only the economical but also the didactical,<br />

organisational, socio-cultural and technological dimensions of the implementation must<br />

be taken into consideration.


Einführung 1<br />

I EINFÜHRUNG<br />

1 AUSGANGSLAGE UND PROBLEMSTELLUNG<br />

Die Rahmenbedingungen, unter denen Unternehmen heute agieren, sind einem immer<br />

schnelleren Wandel unterworfen. Drei Triebkräfte schaffen laufend neue<br />

Herausforderungen: Der globale Wettbewerb und der damit verbundene<br />

Innovationsdruck, die Deregulierung resp. Liberalisierung sowie die rasanten<br />

technologischen Entwicklungen. Bei diesen Herausforderungen wird es für Unternehmen<br />

immer schwieriger, Wettbewerbsvorteile zu schaffen, mit denen ein langfristiger Erfolg<br />

garantiert wird. Auf der Suche nach neuen Kernkompetenzen, die einen langfristigen<br />

Wettbewerbsvorteil ermöglichen, haben Unternehmen heute weltweit die zentrale<br />

Bedeutung von Lernen und Wissen erkannt. Nur wenn es einem Unternehmen gelingt, zu<br />

lernen und zu wissen, ist es fähig, sich an die sich ständig ändernden<br />

Rahmenbedingungen anzupassen und damit den wachsenden Ansprüchen der Zukunft<br />

gerecht zu werden. So weisen internationale <strong>St</strong>udien (z.B. Watson Wyatt Human Capital<br />

Index 1 ) auf einen starken Zusammenhang zwischen den Unternehmensfunktionen, die<br />

Lernen und Wissen fördern, und dem Unternehmenswert hin. 2<br />

Vor diesem Hintergrund ist es nicht erstaunlich, dass Unternehmen im Bereich Aus- und<br />

Weiterbildung langfristig über alle Konjunkturzyklen hinweg expandieren. 3 Dadurch<br />

wird dem Management dieses betrieblichen Gestaltungsbereichs zunehmend Bedeutung<br />

beigemessen. Praktiker wie auch Theoretiker versuchen hier neue, geeignete Ansätze<br />

zum Management der Betrieblichen Bildung zu finden. Daher erscheint es immer<br />

wichtiger, den Gestaltungsbereich der Betrieblichen Bildung im Unternehmen nicht<br />

konzeptlos zu führen. So zeigt die scil-Trendstudie, 4 dass „eine überwältigende Mehrheit<br />

der befragten Unternehmen im <strong>Bildungsmanagement</strong> auf eine mittelfristige Planung (bis<br />

zu zwei Jahren) setzen.“ 5<br />

1 Vgl. Watson Wyatt (2008), o.S.<br />

2 Vgl. Närmann, Samiei Rupp und Sander (2008), o.S.<br />

3 Vgl. Baets und van der Linden (2003), S. 68; Prey et al. (2004), S. 7 ff. und Bersin & Associates (2006), S. 1 ff.<br />

4 „scil führte 2005 zum ersten Mal eine Trendstudie zum Thema „Herausforderungen für das <strong>Bildungsmanagement</strong>“<br />

durch. Im Rahmen der <strong>St</strong>udie wurden über 100 ausgewählte Bildungsverantwortliche in europäischen Unternehmen<br />

angesprochen, wovon sich 50 an der <strong>St</strong>udie beteiligten. (…) Die <strong>St</strong>udie fokussiert auf die sechs Themenbereiche:<br />

<strong>St</strong>rategieentwicklung, Lerndesign-Didaktik, Organisation, Lern- und Lehrkultur, Bildungsökonomie, Technologie.“<br />

Vgl. Diesner, Seufert und Euler (2006), S. 1 ff. und Diesner, Seufert und Euler (2008), 1 ff.<br />

5 Diesner, Seufert und Euler (2006), S. 27.


2 Einführung<br />

Eine <strong>St</strong>rategie ist ein Plan, eine Richtungsanweisung für die laufendenden Handlungen<br />

des Unternehmens in der Zukunft. 6 Dies lässt die Schlussfolgerung zu, dass die befragten<br />

Unternehmen der scil-Trendstudie eine Bildungsstrategie besitzen.<br />

Wie aber entstehen diese Bildungsstrategien? Können dafür die gleichen<br />

Vorgehensverfahren wie bei der Bildung von Unternehmensstrategien angewendet<br />

werden oder gibt es Unterschiede bzw. Besonderheiten?<br />

2 FORSCHUNGSDESIGN<br />

Ausgehend von der vorangegangenen Skizzierung der Problemstellung und der<br />

übergreifenden Leitfrage, wie Bildungsstrategien in Unternehmen entstehen, werden nun<br />

Erkenntnisinteresse und Vorgehen dieser Dissertation präzisiert. Dazu wird die leitende<br />

Forschungsfrage formuliert und das Forschungsvorgehen dargelegt. Zum Abschluss<br />

dieses Kapitels wird der Aufbau der vorliegenden Arbeit aufgezeigt.<br />

2.1 Forschungsziel und Forschungsfrage<br />

Zielsetzung der Dissertation ist es, einen Beitrag zur Theoriebildung in Bezug auf die<br />

Entstehung von Bildungsstrategien in Unternehmen zu leisten. Damit soll die in diesem<br />

Forschungsfeld existierende Lücke geschlossen werden: Bis anhin wurde in der<br />

Wissenschaft inhaltlich selten zwischen Bildungsstrategien und anderen <strong>St</strong>rategien<br />

differenziert. 7 Die vorliegende Arbeit berücksichtigt die Besonderheiten der<br />

Betrieblichen Bildung und arbeitet die Unterschiede einer Bildungsstrategie im Vergleich<br />

zu anderen <strong>St</strong>rategien heraus. Daher basiert sie auf der folgenden erkenntnisleitenden<br />

Fragestellung: Wie entstehen Bildungsstrategien in Unternehmen?<br />

Im Verlauf der Dissertation wird diese Fragestellung aufgrund der Literaturanalyse und<br />

der empirischen Betrachtungen weiter präzisiert. Die Fragestellung der Dissertation<br />

knüpft an die klassische <strong>St</strong>rategieinhaltsforschung an, 8 und 9 weil Bildungsstrategien als<br />

Funktional- oder Issue-<strong>St</strong>rategien prozessual gleich wie andere <strong>St</strong>rategien entstehen. 10<br />

6 Vgl. Mintzberg, Ahlstrand, Lampel (1998), S. 9 f.<br />

7 Für die genaue Beschreibung der Forschungslücke siehe Hauptkapitel II, 2. Kapitel „Forschungsfokus“.<br />

8 Siehe Müller-<strong>St</strong>ewens und Lechner (1998), S. 1ff. und Müller-<strong>St</strong>ewens und Lechner (2003), S. 31 f.<br />

9 Das <strong>St</strong>rategische Management teilt das Feld in zwei Forschungsstränge auf: Der Erste beschäftigt sich mit der<br />

<strong>St</strong>rategieformierung und untersucht, wie sich <strong>St</strong>rategien im Unternehmen tatsächlich bilden (Prozessforschung). Der<br />

zweite Forschungsstrang thematisiert den Zusammenhang zwischen verschiedenen <strong>St</strong>rategien und ihren<br />

Performance-Implikationen (Inhaltsforschung). Er konzentriert sich dabei „exclusively on what strategic positions of<br />

the firm lead to optimal performance under varying environmental contexts.“ Zit. Chakravarthy und Doz (1992), S.<br />

5 in Müller-<strong>St</strong>ewens und Lechner (2003), S. 31.<br />

10 Siehe Hauptkapitel III, Unterkapitel 1.2 „Gestaltungsebenen von <strong>St</strong>rategien“.


Einführung 3<br />

2.2 Forschungsvorgehen<br />

Kant zufolge ist Wissenschaft „eine jede Lehre, wenn sie ein System, ein nach Prinzipien<br />

geordnetes Ganzes der Erkenntnis sein soll.“ 11 Folglich heisst wissenschaftlich zu<br />

arbeiten, systematisch und methodisch nach dem „Warum“ zu fragen und sich nicht mit<br />

Erzählungen bzw. Mythen zufrieden zu geben. Soll nun durch eine Dissertation ein<br />

wissenschaftlicher Beitrag entstehen, so baut dieser zum einen auf bestehenden, als<br />

wissenschaftlich geltenden Theorien auf (in den Worten Kants „auf ein schon<br />

herrschendes System, ein nach Prinzipien geordnetes Ganzes der Erkenntnis“) und<br />

verfolgt zum anderen den Anspruch, neues Wissen/neue Erkenntnisse zu schaffen. 12<br />

Neues Wissen/neue Erkenntnisse können nur dann geschaffen werden, wenn der<br />

Wissenschaftler in seiner Forschungsarbeit stetig nach Objektivität, Reliabilität und<br />

Validität strebt. 13 Dazu muss er seine eigenen Wertmassstäbe reflektieren und offen<br />

darlegen.<br />

Dies zeigt, weshalb die Darstellung und Reflexion des Forschungsvorgehens, auf welche<br />

sich diese Dissertation abstützt, von Bedeutung ist und somit das Ziel der folgenden<br />

Unterkapitel darstellt.<br />

Das nachfolgende Unterkapitel erklärt als Erstes das wissenschaftstheoretische<br />

Grundverständnis der Dissertation. Im zweiten Schritt werden die Implikationen dieses<br />

wissenschaftstheoretischen Grundverständnisses für die Dissertation dargelegt und im<br />

letzten Schritt wird das davon abgeleitete methodologische Vorgehen aufgezeigt. Ein<br />

Überblick der beschriebenen Unterkapitel ist in untenstehender Darstellung zu finden:<br />

Wissenschaftstheoretisches<br />

Grundverständnis<br />

(Kapitel 2.2.1)<br />

11 Poser (2001), S. 11 f.<br />

Darstellung und Reflexion des Forschungsvorgehens<br />

Relevanz der Hermeneutik<br />

für die Dissertation<br />

(Kapitel 2.2.2)<br />

Abbildung 1: Aufbau des Unterkapitels 2.2 14<br />

12 Vgl. Promotionsordnung Doktorstudium der <strong>Universität</strong> <strong>St</strong>. <strong>Gallen</strong> (1994), o.S.<br />

Methodisches Vorgehen<br />

(Kapitel 2.2.3)<br />

13 Eine Erklärung der Bedeutung dieser Begriffe befindet sich im Hauptkapitel II, 1. Kapitel „Begriffsklärung“.<br />

14 Eigene Darstellung.


4 Einführung<br />

2.2.1 Wissenschaftstheoretisches Grundverständnis<br />

Das in dieser Dissertation vertretene wissenschaftstheoretische Grundverständnis folgt<br />

dem Grundgedanken des hermeneutischen Ansatzes. Was ist darunter genau zu<br />

verstehen?<br />

Unter Hermeneutik „sind alle Bemühungen zu verstehen, Grundlagen wissenschaftlicher<br />

Interpretation zur Auslegung von Texten zu erarbeiten.“ 15 Damit ist die Hermeneutik<br />

zunächst nichts anderes als eine Kunstlehre des Verstehens, denn sie macht das Verstehen<br />

zum Untersuchungsgegenstand, indem der Verstehensvorgang untersucht und strukturiert<br />

wird. 16 Dies ist notwendig, denn „Texte, wie alles vom Menschen hervorgebrachte, sind<br />

immer mit subjektiven Bedeutungen, mit Sinn verbunden; eine Analyse der nur<br />

äusserlichen Charakteristika führt nicht weiter, wenn man nicht diesen subjektiven Sinn<br />

interpretativ herauskristallisieren kann.“ 17 Hermeneutisches Verstehen bezieht sich somit<br />

immer auf das Erfassen menschlicher Verhaltensäusserungen und Produkte. 18<br />

Klar unterschieden werden bei der hermeneutischen Denkweise die Begriffe Erklären<br />

und Verstehen: Während man beim Erklären Tatsachen aus Ursachen und Gegebenheiten<br />

von einem Prinzip herzuleiten versucht, zielt Verstehen auf das Erfassen von<br />

Bedeutungen ab. 19 Letzteres ist grundlegendes Ziel der Hermeneutik. Welches<br />

Grundverfahren zur Auslegung von Texten macht sich die Hermeneutik zu eigen?<br />

Bei der Hermeneutik spielt der sog. hermeneutische Zirkel, das Verhältnis von<br />

Voraussetzung und Ergebnis, als Grundverfahren eine zentrale Rolle, denn „anders als<br />

bei der Beobachtung unbelebter Natur kommt man bei der Lektüre von Texten immer<br />

wieder zu neuen und verschiedenen Erkenntnissen.“ 20 Der hermeneutische Zirkel kann<br />

gemäss folgender Abbildung aufgezeigt werden:<br />

15 Mayring (2002), S. 13.<br />

16 Vgl. Lamnek (1988), S. 65.<br />

17 Mayring (2002), S. 14.<br />

18 Vgl. Danner (2006), S. 35.<br />

19 Vgl. Lamnek (1988), S. 72 f.<br />

20 Schülein und Reitze (2005), S. 256.


Einführung 5<br />

… V<br />

T T1 T2 …<br />

V 2<br />

V 1<br />

V = Vorverständnis; T = Textverständnis;<br />

V 1 = erweitertes Vorverständnis; T 1 = erweitertes Textverständnis usw.<br />

Abbildung 2: Hermeneutischer Zirkel 21<br />

Das ursprüngliche, noch so rudimentäre Vorverständnis (V) ist notwendige<br />

Voraussetzung für das Verstehen des Textes (T) und muss zur Auslegung herangezogen<br />

werden. Durch das Verstehen des Textes eignet man sich ein Wissen über das behandelte<br />

Gebiet an, durch welches das ursprüngliche Vorverständnis erweitert und korrigiert wird.<br />

Dank dem erweiterten Vorverständnis (V1) lässt sich der Text wiederum besser<br />

verstehen; das ursprüngliche Textverständnis wird erweitert (T1). Dieser Prozess läuft<br />

entsprechend weiter, so dass der Text - der Intention des Verstehens nach - schliesslich so<br />

verstanden wird, wie dies von seinem Produzenten beabsichtigt wurde. Die Differenz<br />

zwischen dem ursprünglichen und dem erweiterten Textverständnis bzw. dem<br />

Verständnis des Autors wird durch die skizzierte zirkelförmige Bewegung überwunden.<br />

Eine absolute Kongruenz zwischen dem Verstehenden und dem Produzenten des Textes<br />

ist allerdings kaum herzustellen, weshalb die hermeneutische Differenz als<br />

<strong>St</strong>rukturelement des hermeneutischen Verstehens betrachtet werden muss. 22 Durch den<br />

hermeneutischen Zirkel beeinflusst das eigene Vorverständnis immer die Interpretation -<br />

dies ist einer der Grundsätze der Hermeneutik. Die Forderung für ein interpretativ<br />

orientiertes Vorgehen lautet also, dieses Vorverständnis zu Beginn der Analyse<br />

offenzulegen, am Gegenstand weiterzuentwickeln und so den Einfluss des<br />

21<br />

Abbildung nach Lamnek (1988), S. 68.<br />

22<br />

Vgl. Lamnek (1988), S. 69.


6 Einführung<br />

Vorverständnisses überprüfbar zu machen. 23 Dies bedeutet, dass bei wissenschaftlichen<br />

Arbeiten, die hermeneutischen Ansätzen unterliegen, nicht nur der Begründungs-,<br />

sondern auch der Entdeckungszusammenhang transparent dargelegt ist.<br />

Auch wenn die Hermeneutik den Verstehensprozess in Teilschritte zerlegt und dadurch<br />

Irrtumswahrscheinlichkeiten vermindert, bleibt eine Interpretation immer eine<br />

individuelle Leistung und Hermeneutisches Verstehen kann somit dem Anspruch auf<br />

Allgemeingültigkeit nicht gerecht werden. Willkürliche Subjektivität lässt sich jedoch<br />

durch das Offenlegen des Entdeckungszusammenhangs durch den hermeneutischen<br />

Zirkel ausschliessen. Deshalb wird von Hermeneutischer Objektivität gesprochen. 24<br />

Damit aber durch den hermeneutischen Zirkel Verstehen möglich wird und so eine<br />

hermeneutische Objektivität erreicht werden kann, müssen zwei Voraussetzungen erfüllt<br />

sein: Die „Form des Verstehens“ sowie ein „objektiver Geist“ müssen offengelegt<br />

werden. 25<br />

In Bezug auf die Form des Verstehens unterscheidet man zwischen psychologischem und<br />

Sinn-Verstehen sowie zwischen elementarem und höherem Verstehen. 26 Für die<br />

Hermeneutik sind jedoch das psychologische und das elementare Verstehen weniger<br />

bedeutsam. 27<br />

• Beim Sinn-Verstehen handelt es sich um das Verstehen eines Sachverhalts durch die<br />

Beleuchtung und Erfassung des Sinnzusammenhangs, in den dieser eingeordnet<br />

werden muss. Der Sachverhalt ist also in etwas Übergeordnetes eingebettet. Diese<br />

Form des Verstehens ist bedeutsam für die Hermeneutik. Dabei ist aber zu<br />

berücksichtigen, dass auch „objektives“ Sinnverstehen eine Vielzahl an<br />

Interpretationen zulässt, wie die verschiedenen Auslegungen zeigen. Damit stellt sich<br />

die Frage, wie „objektives“ Sinnverstehen erreicht werden kann bzw. ob und wie sich<br />

Diskrepanzen auf der Sinn-Ebene vermeiden oder wenigstens reduzieren lassen.<br />

• Höheres Verstehen liegt dann vor, wenn der Verstehensakt leistbar ist, wenn das zu<br />

Verstehende aus einem grösseren (übergeordneten) Zusammenhang hergeleitet wird.<br />

23 Vgl. Mayring (2002), S. 30.<br />

24 Vgl. Danner (2006), S. 59 f.<br />

25 Vgl. Danner (2006), S. 72 f.<br />

26 Folgende Ausführungen gehen überwiegend auf die Gedanken von W. Dilthey zurück.<br />

27 Vgl. Lamnek (1988), S. 72 ff.


Einführung 7<br />

Verstehen zwischen Menschen ist zudem nur möglich, wenn Gemeinsamkeiten zwischen<br />

den Interaktionspartnern bestehen. 28 Unter objektivem Geist wird etwas Gemeinsames,<br />

ein verbindendes Drittes, verstanden, an dem die konkreten Einzelmenschen mehr oder<br />

weniger alle Anteil haben. 29 „Dabei darf „objektiv“ nicht im Sinne von absolut<br />

verstanden werden. Objektive Gegebenheiten sind nicht als unveränderliche,<br />

allgemeingültige Wahrheiten aufzufassen, sondern als sich vom Subjektiven abgrenzende<br />

Gegebenheiten. Die Frage, inwieweit sich eine Person einer gegebenen objektiven Norm<br />

gegenüber konform verhalten möchte, stellt eine subjektive Entscheidung dar. Die Norm<br />

ist objektiv, weil sie unabhängig von der konkreten Person besteht und Verbindlichkeit<br />

beansprucht. Soziale Normen sind aber relativ, d.h. sie existieren in Abhängigkeit von<br />

Raum und Zeit und unterliegen Wandel und Kritik. Normen berühren aber insoweit das<br />

Absolute, als keine menschliche Gesellschaft ohne Normen vorstellbar ist.“ 30 Demnach<br />

umschreibt der objektive Geist eine bestimmte Kultur in einer bestimmten Zeit,<br />

gleichzeitig ist er aber auch das eine Kultur bestimmende, d.h. das Vorgegebene, das<br />

Verstehen voraussetzt. 31 Dies bedeutet, dass Verstehen ohne Berücksichtigung von Zeit<br />

und Kultur nicht möglich ist. Soll eine objektive Hermeneutik erreicht werden, muss bei<br />

der Interpretation der angenommene objektive Geist dargelegt werden.<br />

Welche Implikationen besitzt das Wissenschaftsbild der Hermeneutik für die bestehende<br />

Dissertation?<br />

2.2.2 Relevanz der Hermeneutik für die Dissertation<br />

Der wissenschaftstheoretische Ansatz der Hermeneutik ist für die Dissertation in<br />

dreifacher Weise von besonderer Bedeutung:<br />

• Inhalt<br />

Es werden in dieser Dissertation nicht Tatsachen aus Ursachen und Gegebenheiten von<br />

einem Prinzip hergeleitet, sondern es wird versucht, im Sinne des hermeneutischen<br />

Verstehens die Bedeutung der Entstehung von Bildungsstrategien zu erfassen.<br />

28<br />

Folgende Ausführungen gehen überwiegend auf die Gedanken von W. Dilthey, F. Schleiermacher, H. Gadamer<br />

zurück.<br />

29 Vgl. Danner (2006), S. 55 ff.<br />

30 Lamnek (1988), S. 82.<br />

31 Vgl. Lamnek (1988), S. 77.


8 Einführung<br />

• Forschungsprozess<br />

Literaturanalyse<br />

Betriebliche Bildung<br />

Literaturanalyse<br />

<strong><strong>St</strong>rategisches</strong> Management<br />

2<br />

Bezugsrahmen I:<br />

3<br />

Entstehung von Bildungsstrategien<br />

6 Hermeneutischer Zirkel 5<br />

Empirie<br />

Fallbeispiele<br />

Vorverständnis<br />

1<br />

4<br />

Abbildung 3: Forschungsprozess der Dissertation 32<br />

Bezugsrahmen II:<br />

7<br />

Entstehung von Bildungsstrategien<br />

Die Literaturanalyse zur Betrieblichen Bildung im 2. Kapitel des nächsten Hauptkapitels<br />

zeigt auf, dass zur Entstehung von Bildungsstrategien in Unternehmen wenige bis keine<br />

Forschungsbeiträge vorhanden sind (Block 1). Die Dissertation kann in diesem Gebiet<br />

somit an wenig Bestehendes anknüpfen. Im Gegensatz dazu existieren im Feld des<br />

<strong>St</strong>rategischen Managements unzählige Forschungsbeiträge, die sich generell mit der<br />

Entstehung von <strong>St</strong>rategien in Unternehmen befassen. Diese Literatur lässt sich nun<br />

gemäss dem hermeneutischen Zirkel zum Aufbau eines Vorverständnisses nutzen (Block<br />

2), so dass ein erster Bezugsrahmen 33 dafür, wie Bildungsstrategien entstehen,<br />

entwickelte werden kann (Block 3). Danach werden Fallbeispiele aus der Empirie<br />

aufgezeigt (Block 4). Das aufgebaute Vorverständnis aus dem Bezugsrahmen I lässt sich<br />

hier bereits zur Auslegung der im spezifischen Unternehmen zur Entstehung von<br />

Bildungsstrategien erhobenen Dokumente verwenden (Pfeil 5). Das ursprünglich<br />

aufgebaute Vorverständnis zur Entstehung von <strong>St</strong>rategien wird so in Bezug auf die<br />

32 Eigene Darstellung.<br />

33 „Unter einem Bezugsrahmen wird ein provisorisches Erklärungsmodell verstanden, das Perspektiven zur<br />

Problemdefinition und Interpretationsmuster zur Deutung von Wahrnehmungen zum Ausdruck bringt und damit den<br />

Forschungsprozess steuern und Orientierungshilfen für die Lösung praktischer Probleme liefern soll.“ Kubicek und<br />

Kieser (1977), S. 18.


Einführung 9<br />

Entstehung von Bildungsstrategien durch die Empirie erweitert und korrigiert (Pfeil 6).<br />

Gemäss dem hermeneutischen Zirkel läuft dieser Prozess weiter, bis der aus dem<br />

generellen <strong>St</strong>rategischen Management entwickelte Bezugsrahmen I durch die Empirie<br />

weiterentwickelt ist und ein abgeleiteter Bezugsrahmen II zur Entstehung von<br />

Bildungsstrategien entsteht (Block 7).<br />

• Forschungsvoraussetzungen<br />

Soll hermeneutisches Verstehen möglich sein, muss, wie im letzten Unterkapitel<br />

aufgezeigt, neben dem Offenlegen des hermeneutischen Zirkels eine Transparenz über<br />

die Form des Verstehens und des objektiven Geistes bestehen.<br />

In Bezug auf die Form des Verstehens ist die Dissertation auf den Ebenen des Sinn-<br />

Verstehens und des höheren Verstehens anzusiedeln. Die Interpretation, also das<br />

eigentliche Verstehen der in der Empirie erhobenen Dokumente, erfolgt über mehrere<br />

Fallbeispiele, die im gleichen Unternehmen erhoben werden. Der Sachverhalt wird somit<br />

in einem Sinnzusammenhang erfasst. Über den hermeneutischen Zirkel, der auf das<br />

Vorverständnis der Literatur zur Betrieblichen Bildung und dem <strong>St</strong>rategischen<br />

Management aufbaut, erfolgt der grössere, übergeordnete Zusammenhang, welcher für<br />

das höhere Verstehen Voraussetzung ist.<br />

Die Forscherin und die Interviewpartner teilen bestehende Normen, Werte und die Kultur<br />

dieses Unternehmens miteinander. 34 Um den objektiven Geist offenzulegen, müssen die<br />

Elemente des Unternehmens, aus denen die Fallstudien entstanden sind, beschrieben<br />

werden. 35 Aus diesem Grund wird für die Entwicklung der beiden Bezugsrahmen und der<br />

Fallbeispiele der Dissertation ein deskriptives Vorgehen gewählt. Nicht zu vergessen ist<br />

dabei, dass normative Momente zwar hermeneutisch zugänglich sind, aber Sachverhalte<br />

nur erhellt und nicht vollständig begründet werden können. Selbst wenn absolute Werte<br />

angenommen werden, bedarf es immer noch der Entscheidung des Einzelnen, bevor diese<br />

Werte für diesen zur leitenden Norm werden. 36<br />

2.2.3 Methodologisches Vorgehen<br />

Basierend auf dem begründeten wissenschaftstheoretischen Grundverständnis der<br />

Hermeneutik und dem daraus abgeleiteten Forschungsprozess als hermeneutischer Zirkel<br />

34 Die Fallstudien bestehen aus explorativ erhobenen Interviews aus einem spezifisch gewählten Unternehmen. Eine<br />

detaillierte Beschreibung der Erhebungsweise findet sich jeweils unter den einzelnen Fallbeispielen, siehe<br />

Hauptkapitel IV, Unterkapitel 2.1, 3.1 und 4.1 „Untersuchungsdesign“ der entsprechenden Fallstudien 1, 2 und 3.<br />

35 Siehe Hauptkapitel IV, Unterkapitel 1.1 „Die UBS AG und die Unternehmensgruppe Global Wealth Management<br />

and Business Banking (GWM&BB)“ und Unterkapitel 1.2 „Das Ausbildungsressort von UBS GWM&BB“.<br />

36 Vgl. Danner (2006), S. 239.


10 Einführung<br />

wird in der Dissertation von einer induktiven Vorgehensweise ausgegangen: Am Anfang<br />

des Forschungsprozesses steht demnach nicht die Postulierung einer Theorie (Hypothese)<br />

und deren Prüfung (z.B. nach Popper durch den Versuch der Falsifikation); vielmehr<br />

wird eine in der Praxis virulente Fragestellung aufgegriffen, die dann zur Theoriebildung<br />

führt.<br />

Die induktive Vorgehensweise bedingt, dass ein qualitatives Forschungsdesign gewählt<br />

wird. 37 Der Einsatz von qualitativen Methoden ist vor allem dann sinnvoll, wenn<br />

quantitative <strong>St</strong>andardverfahren nicht oder nur ungenügend „greifen“, 38 da es sich um<br />

systematische, strukturelle und latente Zusammenhänge handelt, die sich nicht<br />

unmittelbar in empirischen Gegebenheiten zeigen. Die in der Dissertation gestellte<br />

Forschungsfrage zielt genau auf eine solche Art von Forschungsbeitrag ab: Die<br />

wissenschaftliche Arbeit besteht nicht im Überprüfen von Hypothesen, die empirisch<br />

ersichtlich sind, sondern im Verstehen der Art und Weise, wie Bildungsstrategien<br />

entstehen.<br />

Der Untersuchungsplan der folgenden Arbeit basiert auf der Fallstudie. “The essence of a<br />

case study, the central tendency among all types of case study, is that it tries to illuminate<br />

a decision or set of decisions, why they were taken, how they were implemented, and<br />

with what result.” 39 Dieser Zweck der Fallstudie lässt sich gut vereinbaren mit dem<br />

vorhin erklärten Ziel, die Forschungsfrage im Sinne des hermeneutischen Verstehens zu<br />

begreifen, die Bedeutung der Entstehung von Bildungsstrategien zu erfassen.<br />

Als Forschungsstrategie eignen sich Fallstudien ferner besonders dann, wenn folgende<br />

drei Merkmale gegeben sind: 40<br />

• Die Forschung hat geringe oder keine Kontrolle über die Ereignisse.<br />

• Die Grenzen zwischen Phänomen und Kontext sind nicht klar.<br />

• Es handelt sich um ein aktuelles Phänomen.<br />

Alle drei Punkte treffen auf die vorliegende Untersuchung und die hier formulierte<br />

Forschungsfrage zu. Ein qualitativer Forschungsansatz im Rahmen einer Fallstudie<br />

erscheint somit als geeignete <strong>St</strong>rategie für die Erkenntnisgewinnung.<br />

Ziele der Fallstudien in dieser Arbeit sind die folgenden: 41<br />

37 Vgl. Schwaninger (2005), o.S.<br />

38 Vgl. Schwaninger (2005), S. 5 f.<br />

39 Schramm (1971), o.S. Zit. in Yin (2003), S. 12.<br />

40 Vgl. Yin (2003), S. 9 und Mayring (2002), S. 42.<br />

41 Vgl. Yin (2003), S. 152.


Einführung 11<br />

• Fundierender und theoriebildender Charakter<br />

Die Einzelfallstudie dient der Fundierung und Konsolidierung des entwickelten<br />

Bezugsrahmens, der aufzeigt, wie Bildungsstrategien entstehen.<br />

• Illustrativ-interpretierender Charakter<br />

Darüber hinaus hat die Einzelfallstudie zum Zweck, das Phänomen der Entstehung von<br />

Bildungsstrategien in Unternehmen detailliert darzustellen und zu konkretisieren. Dies<br />

beinhaltet eine kritische Reflektion der Ergebnisse der Fallstudie und erfordert auch, dass<br />

diese Ergebnisse in ihren jeweiligen Kontext gestellt werden.<br />

Handlungsleitend bei der Verfolgung dieser beiden Ziele ist ein konvergenter Grundsatz<br />

im Gegensatz zu einem transzendenten: Die Fallstudien sollen den in der Theorie<br />

entwickelten Bezugsrahmen theoriebildend weiterentwickeln sowie weitere<br />

Ausdifferenzierungen ermöglichen und diverse Facetten aufzeigen. Im Hinblick auf die<br />

Offenheit der Resultate für Unvorhergesehenes werden die Fallstudien im Rahmen des<br />

entworfenen Bezugsrahmens aus der Sicht der Theorie der allgemeinen Literatur zum<br />

<strong>St</strong>rategischen Management interpretiert.<br />

Die Fallstudie besitzt Schwächen, die nicht vergessen werden sollten:<br />

• Validität der Forschungsergebnisse (Hat der Forscher wirklich das erfasst, was er<br />

42 und 43<br />

erfassen wollte?)<br />

• Eine Verallgemeinerung der Forschungsergebnisse ist nur bedingt möglich.<br />

Die Grenzen dieser Arbeit ergeben sich durch den gewählten Forschungsansatz und<br />

werden im Hauptkapitel VI, 1. Kapitel ausführlicher behandelt.<br />

2.3 Aufbau der Arbeit<br />

Zielsetzung der Dissertation ist es, einen Beitrag zur Theoriebildung in Bezug auf die<br />

Entstehung von Bildungsstrategien in Unternehmen zu leisten. Basierend auf dem<br />

aufgezeigten Forschungsprozess im letzten Unterkapitel ergibt sich dadurch folgender<br />

Aufbau der Arbeit:<br />

42 Vgl. Yin (2003), S. 34.<br />

43 Wie den Grenzen der Validität des Forschungsansatzes der Fallstudie zu entgegnen versucht wird, ist im<br />

Untersuchungsdesign der entsprechenden Fallstudie beschrieben. Siehe Hauptkapitel IV, Unterkapitel 2.1, 3.1 und<br />

4.1 „Untersuchungsdesign“ der entsprechenden Fallstudien 1, 2 und 3.


12 Einführung<br />

I Einführung<br />

1. Kapitel:<br />

Ausgangslage und Problemstellung<br />

1. Kapitel:<br />

Begriffsklärung<br />

2. Kapitel:<br />

Forschungsdesign<br />

II Theoretische Grundlagen zur Betrieblichen Bildung<br />

Literaturanalyse Betriebliche Bildung<br />

2. Kapitel:<br />

Forschungsfokus<br />

III Entwicklung eines Bezugsrahmens zur Entstehung von Bildungsstrategien<br />

1. Kapitel: Theoretische<br />

Grundlagen des Bezugsrahmens<br />

Literaturanalyse zum <strong>St</strong>rategischen Management<br />

4. Kapitel:<br />

Bezugsrahmen I: Entstehung von Bildungsstrategien<br />

IV Empirische Untersuchungen<br />

2. Kapitel:<br />

Vorgehensmodelle<br />

1. Kapitel:<br />

Das Unternehmen UBS und sein Ausbildungsressort in GWM&BB<br />

2. Kapitel<br />

Fallstudie 1: Positionierung<br />

5. Kapitel<br />

Zusammenführung der Erkenntnisse<br />

V Bezugsrahmen II:<br />

Entstehung von Bildungsstrategien<br />

3. Kapitel:<br />

Fallstudie 2: Wertschöpfung<br />

VI Überlegungen zu den Ergebnissen für Wissenschaft und Praxis<br />

1. Kapitel<br />

Reflexion des Forschungsvorgehens<br />

VI Schlussbetrachtung<br />

1. Kapitel<br />

Ziele und Ergebnisse dieser Arbeit<br />

2. Kapitel: Desiderata für<br />

weiterführende Forschungsaktivitäten<br />

2. Kapitel: Abschliessende<br />

Reflexion der Ergebnisse<br />

Abbildung 4: Aufbau der Dissertation 44<br />

3. Kapitel: Ausprägungsformen<br />

von Betrieblicher Bildung<br />

3. Kapitel:<br />

Analyse der Entstehung von <strong>St</strong>rategien<br />

4. Kapitel: Fallstudie 3:<br />

Realisierte <strong>St</strong>rategieimplementierung<br />

3. Kapitel: Überlegungen<br />

zur Anwendung in der Praxis<br />

3. Kapitel:<br />

Abschliessende Gedanken<br />

Im Hauptkapitel I der Einführung wurden als Erstes die Ausgangslage und die<br />

Problemstellung, aus denen die Forschungsfrage resultiert, aufgezeigt. Darauf aufbauend<br />

wurde das Forschungsdesign, bestehend aus Forschungsziel, -frage und -vorgehen,<br />

vorgestellt.<br />

44 Eigene Darstellung.


Einführung 13<br />

Im Hauptkapitel II werden die theoretischen Grundlagen zur Betrieblichen Bildung<br />

aufbereitet. Ziel dieses Hauptkapitels ist es, die Grundlagen zu erarbeiten, die<br />

erforderlich sind, um der Forschungsfrage nachzugehen. Das Kapitel beruht<br />

hauptsächlich auf der Literaturanalyse zur Betrieblichen Bildung. Dazu wird ein<br />

einheitliches Begriffsverständnis aufgebaut, das ermöglicht, die Forschungsfrage<br />

anschliessend im bestehenden Forschungsdiskurs abzugrenzen. Am Ende dieses Kapitels<br />

werden mögliche Ausprägungsformen von Betrieblicher Bildung aufgezeigt.<br />

Ziel des nächsten Hauptkapitels III ist die Entwicklung eines Bezugsrahmens zur<br />

Entstehung von Bildungsstrategien. Analysiert wird, ob auch andere Theorien oder<br />

Modelle zur Lösung der Forschungsfrage beitragen können (zweite Literaturanalyse).<br />

Deshalb werden die für die Entwicklung des Bezugsrahmens relevanten Theorien aus der<br />

allgemeinen Literatur zum <strong>St</strong>rategischen Management beleuchtet. Darauf aufbauend<br />

werden von der Forscherin zwei Vorgehensmodelle zur Entwicklung eines<br />

Bezugsrahmens zwecks Analyse der Entstehung von Bildungsstrategien vorgeschlagen.<br />

Danach wird die Entstehung von <strong>St</strong>rategien anhand des ausgewählten Vorgehensmodells<br />

analysiert. Durch dieses Kapitel wird die Forschungsfrage konkretisiert. Am Ende dieses<br />

Kapitels entsteht ein erster Bezugsrahmen zur Entstehung von Bildungsstrategien.<br />

Wie sieht nun aber die Unternehmensrealität aus? Ergeben sich aus der Praxis<br />

Ergänzungen für den Bezugsrahmen? Ziel des Hauptkapitels IV ist es, die Entstehung<br />

von Bildungsstrategien in der Unternehmensrealität zu analysieren. Die Ergebnisse dieser<br />

Analyse dienen als Ausgangspunkt dafür, ob bzw. wie der entworfene Bezugsrahmen<br />

theoriebildend weiterzuentwickeln ist. Dieses Hauptkapitel ist wie folgt strukturiert: Das<br />

erste Kapitel stellt das den Fallstudien zugrunde liegende Unternehmen und seine<br />

Ausbildungsorganisation vor. Es folgen die drei Fallstudien, deren Ergebnisse am Ende<br />

des Hauptkapitels zusammengeführt werden.<br />

Hauptkapitel V stellt den aufgrund der Unternehmenspraxis weiterentwickelten<br />

Bezugsrahmen II vor. Die Ergebnisse des vorangegangenen Hauptkapitels werden so in<br />

konsistenter Form aufgezeigt.<br />

Darauf folgt Hauptkapitel VI, das Überlegungen zu den Ergebnissen für Wissenschaft<br />

und Praxis präsentiert. Hierbei wird einerseits das Forschungsvorgehen reflektiert und<br />

andererseits werden die Desiderata für weiterführende Forschungsaktivitäten dargestellt.<br />

Das letzte Kapitel schliesst dieses Hauptkapitel mit vom Bezugsrahmen II abgeleiteten<br />

Handlungsempfehlungen für die Praxis ab.<br />

Ziel des letzten Hauptkapitels Schlussbetrachtung ist es, die Dissertation in einen<br />

übergeordneten Rahmen zu stellen. Dazu werden die Ziele und wesentlichen<br />

Erkenntnisse dieser Arbeit zusammengefasst und in einen grösseren Kontext gestellt.


14 Theoretische Grundlagen zur Betrieblichen Bildung<br />

II THEORETISCHE GRUNDLAGEN ZUR<br />

BETRIEBLICHEN BILDUNG<br />

Ziel dieses Hauptkapitels ist es, die Grundlagen zu erarbeiten, so dass der<br />

Forschungsfrage nachgegangen und ein erster Bezugsrahmen für die Entstehung von<br />

Bildungsstrategien entwickelt werden kann. Dazu wird im 1. Kapitel ein einheitliches<br />

Begriffsverständnis aufgebaut. Das 2. Kapitel positioniert und grenzt die Forschungsfrage<br />

im bestehenden Forschungsdiskurs ab. Das 3. Kapitel zeigt mögliche<br />

Ausprägungsformen von Betrieblicher Bildung auf. Dadurch soll verdeutlicht werden,<br />

wie vielfältig Bildungsstrategien sein können. Folgende Abbildung verdeutlicht den<br />

aufgezeigten Aufbau des Hauptkapitels:<br />

Begriffsklärung<br />

(1. Kapitel)<br />

1 BEGRIFFSKLÄRUNG<br />

Forschungsfokus<br />

(2. Kapitel)<br />

Abbildung 5: Aufbau des Hauptkapitels II 45<br />

Ausprägungsformen von<br />

Betrieblicher Bildung<br />

(3. Kapitel)<br />

Zur Schaffung eines einheitlichen Begriffsverständnisses werden in diesem Kapitel die<br />

wichtigsten Begriffe der Dissertation definiert. Darunter figurieren pädagogischdidaktische,<br />

aber auch wirtschaftliche und wissenschaftstheoretische Definitionen. Die<br />

Begriffe werden deshalb innerhalb der bestehenden Themenfelder alphabetisch geordnet.<br />

Aus Gründen der Übersicht und Vollständigkeit werden sämtliche Begriffe aufgeführt,<br />

auch wenn sie an den betreffenden <strong>St</strong>ellen ausführlich erklärt werden.<br />

Pädagogisch-didaktische Begriffe<br />

Betriebliche Bildung<br />

Betriebliche Weiterbildung<br />

(i.w.S.)<br />

45 Eigene Darstellung.<br />

Betriebliche Bildung ist ein Sammelbegriff für einen<br />

Teil der Lernvorgänge, die sich im Bezugsrahmen<br />

eines Unternehmens ergeben. Sie umfasst alle<br />

zielgerichteten Massnahmen, Instrumente und<br />

Verfahren, die zu Verhaltensänderungen der<br />

Mitarbeiter führen, sei es durch Vermehrung des<br />

Wissens und/oder durch Veränderung von Wissen und<br />

Einstellungen. Der Bildungsbegriff unterscheidet dabei<br />

nicht nach Bildungsstufen, nicht zwischen Aus- und


Theoretische Grundlagen zur Betrieblichen Bildung 15<br />

Betriebliches<br />

<strong>Bildungsmanagement</strong><br />

Weiterbildung, nicht zwischen formalen oder<br />

informellen Lernprozessen und nicht nach Ort und<br />

<strong>St</strong>atus der bildungsvermittelnden Einrichtung. 46<br />

Dabei geht es im Kern um die Frage, wie die<br />

individuellen Handlungskompetenzen von Menschen<br />

mit den <strong>St</strong>rategien, <strong>St</strong>rukturen und Kulturen einer<br />

Organisation in Einklang gebracht werden. 47<br />

Bildungsmassnahme Handlung, Regelung, die etwas Bestimmtes in Bezug<br />

auf die Bildung von Menschen oder des ganzen<br />

Unternehmens bewirken soll. 48<br />

Betriebliche Weiterbildung<br />

Betriebliche Weiterbildung<br />

(i.e.S.)<br />

Bildung und Qualifizierung erwachsener, in<br />

Unternehmen beschäftigter Personen, wobei<br />

Betriebliche Weiterbildung zeitlich klar von der Phase<br />

der Aus- bzw. Grundbildung abzugrenzen ist. 49<br />

E-Learning E-Learning kann begriffen werden als Lernen, das<br />

durch Informations- und Kommunikationstechnologien<br />

(Basis- und Lerntechnologien) respektive mit darauf<br />

aufbauenden (E-Learning)Systemen unterstützt bzw.<br />

ermöglicht wird. 50<br />

Formaler Lernprozess Als formalen Lernprozess bezeichnet man das aktive<br />

Auseinandersetzen mit Lern- und Lebensinhalten mit<br />

dem Ziel des relativ überdauernden Aufbaus oder der<br />

Veränderung von Verhaltensmöglichkeiten im<br />

Verlaufe des Lernprozesses. 51<br />

Handlungskompetenzen Handlungskompetenzen werden definiert als Sach-,<br />

Sozial- und Selbstkompetenzen und betreffen nicht die<br />

Bewältigung singulärer Situationen, sondern, die<br />

Fähigkeit sich innerhalb von Situationstypen flexibel<br />

46 Vgl. Fredrich (2003), S. 114.<br />

47 Vgl. Euler (2004), S. 31 ff.<br />

48 Vgl. Duden (2002), S. 209.<br />

49 Vgl. Diedrich (1988), S. 26; Pawlowsky und Bäumer (1996), S. 8 und Gonon und <strong>St</strong>olz (2004), S. 9.<br />

50 Vgl. Back, Bendel und <strong>St</strong>oller-Schai (2001), S. 35.<br />

51 Vgl. Fredrich (2003), S. 28.


16 Theoretische Grundlagen zur Betrieblichen Bildung<br />

auf spezifische Bedingungen einzustellen und<br />

angemessen zu handeln. 52<br />

Informelles Lernen Informelles Lernen ist definiert als Lernen durch einen<br />

niedrigen Organisationsgrad des Lernkontextes, der<br />

nicht durch eine pädagogische (Lehr-)Lernintention<br />

begleitet ist. Es ist eine Lernart, bei der sich darüber<br />

hinaus i.d.R. ein Lernergebnis einstellt, welches sich<br />

aus Situationsbewältigungen und Problemlösungen<br />

ergibt und insofern nicht von vornherein bewusst<br />

angestrebt wird. 53<br />

Lernen Lernen ist der Erwerb von nicht angeborenen<br />

Weltorientierungen und Handlungs- bzw. Verhaltens-<br />

möglichkeiten. 54<br />

Lernziele Prozesse des Lernens können unterteilt werden in<br />

einzelne Lernziele, die der Lernende in Schritten oder<br />

in Differenzierungen leichter erreichen kann und die<br />

nachprüfbarer sind. 55<br />

Schlüsselkompetenzen,<br />

sog.<br />

Schlüsselqualifikationen<br />

Schlüsselkompetenzen werden als Kompetenzen im<br />

Umgang mit Sachkompetenzen definiert. Sie fassen<br />

Sozial- und Selbstkompetenzen zusammen. 56<br />

Sozialisation Sozialisation bezeichnet den Prozess der<br />

Konstituierung der Persönlichkeit in wechselseitiger<br />

Abhängigkeit von und in kontinuierlicher<br />

Auseinandersetzung mit der gesellschaftlich<br />

vermittelten, sozialen und dinglich-materiellen<br />

Umwelt einerseits und mit der biophysischen <strong>St</strong>ruktur<br />

des Organismus andererseits. Programmatisch wird mit<br />

diesem Begriff zum Ausdruck gebracht, dass das<br />

menschliche Individuum sich permanent durch soziale<br />

und gesellschaftliche Faktoren mitentwickelt und sich<br />

52 Vgl. Euler und Hahn (2004), S. 129.<br />

53 Vgl. Molzberger (2004), S. 70.<br />

54 Vgl. Reinhold, Pollak, Heim (1999), S. 351.<br />

55 Vgl. Reinhold, Pollak, Heim (1999), S. 367.<br />

56 Vgl. Euler und Hahn (2004), S. 198.


Theoretische Grundlagen zur Betrieblichen Bildung 17<br />

in seinem Prozess der sozialen Interaktion<br />

konstituiert. 57<br />

Web-based Training (WBT) Beim WBT werden Lerninhalte auf einem Web-Server<br />

angeboten (und nicht auf einem Datenträger wie CD-<br />

ROM/DVD). Somit sind sie via Web-Browser über das<br />

Internet oder Intranet zugänglich und können<br />

bearbeitet werden. 58<br />

Wirtschaftliche Begriffe<br />

Employability Wird in der deutschen Übersetzung gewöhnlich als<br />

Beschäftigungsfähigkeit bezeichnet und beschreibt die<br />

Fähigkeit einer Person, auf der Grundlage ihrer<br />

Handlungskompetenzen, Wertschöpfungs- und<br />

Leistungsfähigkeit ihre Arbeitskraft anzubieten und<br />

damit in das Erwerbsleben einzutreten, ihre<br />

Arbeitsstelle zu halten oder sich, wenn nötig, eine neue<br />

Erwerbsbeschäftigung zu suchen. 59<br />

Formierung von <strong>St</strong>rategien Ist in dieser Dissertation der Bedeutung von<br />

„Entstehung von <strong>St</strong>rategien“ gleichgesetzt und wird in<br />

die Phasen Formulierung und Implementierung<br />

unterteilt.<br />

Kernkompetenzen, bzw.<br />

Kernfähigkeiten<br />

Knowledge Management<br />

(dt. Wissensmanagement)<br />

57 Vgl. Reinhold, Pollak, Heim (1999), S. 481.<br />

58 Vgl. Back, Bendel und <strong>St</strong>oller-Schai (2001), S. 301 f.<br />

59 Vgl. Blancke, Roth und Schmid (2000), S. 9.<br />

60 Vgl. Hamel (1994), zit. in Bieger (2000), S. 41.<br />

Diese werden definiert als Verbund von Fähigkeiten,<br />

die sich durch zeitliche <strong>St</strong>abilität und<br />

produktübergreifenden Einfluss auszeichnen, bei den<br />

Kunden einen Wert generieren und die nicht leicht<br />

imitierbar oder transferierbar sind. 60<br />

Die Forschungen zum Wissensmanagement gehen<br />

davon aus, dass das Wissen die entscheidende und<br />

einzige wirkliche Ressource ist, die langfristig<br />

Wettbewerbsvorteile generiert. Deshalb ist das


18 Theoretische Grundlagen zur Betrieblichen Bildung<br />

Augenmerk von Unternehmen in ihrer Tätigkeit und<br />

Entscheidungsfindung auf das Wissen zu richten. 61 Das<br />

Wissensmanagement bezweckt einen sinnvollen<br />

Umgang mit Wissen in Organisationseinheiten und<br />

Unternehmen, um dieses bestmöglich nutzen zu<br />

können. 62<br />

Kultur Kognitive Regelwerke und Komponenten, die durch<br />

die Systemmitglieder weitgehend geteilt werden und<br />

zu den Handlungsmustern der Organisation führen. 63<br />

Leitbild Enthält Aussagen zum Unternehmenszweck sowie zu<br />

zentralen Werten, Aktivitätsfeldern und konkreten<br />

Zielen des Unternehmens und ist schriftlich<br />

festgehalten. 64<br />

Lernkultur Lernkulturen sind Rahmungen, die durch Lehr- und<br />

Lern- sowie Kooperations- und<br />

Kommunikationsprozesse immer wieder aufs Neue<br />

hergestellt werden und ihren Gruppenmitgliedern<br />

spezifische Entwicklungsmöglichkeiten bieten, andere<br />

jedoch vorenthalten. 65 Die Gestaltung von<br />

Lernkulturen kann als Schaffung eines<br />

Möglichkeitsraums für selbstorganisierendes Lernen<br />

auf unterschiedlichen Ebenen gesehen werden. In einer<br />

Lernkultur manifestieren sich folglich Einstellungen<br />

und Werte gegenüber Lernen auf individueller,<br />

gruppenbezogener,<br />

gesellschaftlicher Ebene.<br />

organisationaler und<br />

66<br />

Management Gestalten, Lenken und Entwickeln sozialer Systeme. 67<br />

Organisationales Lernen Die gemeinsam geteilten, kognitiven Landkarten eines<br />

Unternehmens repräsentieren dessen organisatorisches<br />

61 Vgl. Mårtensson (2000), o.S.<br />

62 Vgl. Köhne (2004), S. 13.<br />

63 Vgl. Müller-<strong>St</strong>ewens und Lechner (2003), S. 573.<br />

64 Vgl. Müller-<strong>St</strong>ewens und Lechner (2003), S. 239.<br />

65 Vgl. Arnold und Schüssler (1996), S. 4 f.<br />

66 Vgl. Sonntag et al. (2004), o.S.<br />

67 Vgl. Ulrich (1984), S. 84 ff.


Theoretische Grundlagen zur Betrieblichen Bildung 19<br />

Wissen. Dies ist auch das Wissen, das bei<br />

Entscheidungen zur Verfügung steht. Den Prozess,<br />

über den dieses Wissen erzeugt wird, nennt man<br />

organisationales Lernen. 68 Dieses beruht auf<br />

individuellen und kollektiven Lernprozessen, es darf<br />

aber nicht als Summe dieser Lernprozesse angesehen<br />

werden. Der Unterschied zum individuellen Lernen<br />

liegt dabei vor allem in der Wechselwirkung zwischen<br />

den verschiedenen Organisationsmitgliedern und in<br />

deren Beziehung zur Organisation. 69<br />

Personalentwicklung Hat zum Ziel, Mitarbeiter auf allen hierarchischen<br />

<strong>St</strong>ufen für die Bewältigung der gegenwärtigen und<br />

zukünftigen Anforderungen zu qualifizieren. 70<br />

Personalmanagement Umfasst die Gesamtheit aller personenbezogenen<br />

Aufgaben in einem Unternehmen, also die Planung,<br />

Gewinnung, Erhaltung und Förderung des<br />

menschlichen Leistungspotenzials. 71<br />

<strong>St</strong>rategie Wird als die langfristige Verhaltensweise der<br />

Unternehmung gegenüber ihrer Umwelt zwecks<br />

Verwirklichung der langfristigen Ziele definiert. 72 Ein<br />

Plan, eine Richtungsanweisung für die laufenden<br />

Handlungen des Unternehmens in der Zukunft. 73<br />

<strong>St</strong>rategieformulierung und<br />

-implementierung<br />

68 Vgl. Müller-<strong>St</strong>ewens und Lechner (2003), S. 575.<br />

Unterschieden wird in der <strong>St</strong>rategieformierung<br />

zwischen den Phasen Formulierung (deciding what to<br />

do) und Implementierung (achieving results) der<br />

<strong>St</strong>rategieentstehung: While the emphasis of<br />

formulation lies on making strategic decisions,<br />

implementation deals with how to transfer these<br />

69 Detaillierter siehe Arnold (1995), S. 181; Dubs (1995), S. 163 und Fredrich (2003), S. 31.<br />

70 Vgl. Jung (1997), S. 244.<br />

71 Vgl. Sauder und Schmidt (1989), S. 346.<br />

72 Vgl.Gabler (2004), S. 2833.<br />

73 Vgl. Mintzberg, Ahlstrand, Lampel (1998), S. 9 f.


20 Theoretische Grundlagen zur Betrieblichen Bildung<br />

<strong>St</strong>rategische<br />

Geschäftseinheiten (SGE)<br />

<strong>St</strong>rategische Geschäftsfelder<br />

(SGF)<br />

decisions into actions in order to generate some<br />

predefined output. 74<br />

Den SGF (siehe die nächstfolgende Definition) stehen<br />

innerhalb des Unternehmens die strategischen<br />

Geschäftseinheiten (SGE) als Pendant gegenüber.<br />

Diese können die Aufbaustruktur eines Unternehmens<br />

resp. einer Geschäftseinheit repräsentieren, müssen es<br />

jedoch nicht. 75<br />

Repräsentieren einen möglichst isoliert<br />

„funktionierenden“ Ausschnitt aus dem gesamten<br />

Betätigungsfeld des Unternehmens, der eigene<br />

Ertragsaussichten, Chancen und Risiken aufweist und<br />

für den relativ unabhängig eigenständige <strong>St</strong>rategien<br />

entwickelt und realisiert werden können. 76<br />

<strong><strong>St</strong>rategisches</strong> Management Bestrebung, die Entwicklung von Unternehmen zu<br />

gestalten. 77<br />

<strong>St</strong>ruktur Innerer Aufbau, Gefüge, Anordnung der Teile eines<br />

Ganzen im Unternehmen. 78 Alle im betrachteten<br />

System vorhandene Phänomene, die sich durch die<br />

Verknüpfung von Systemelementen als <strong>St</strong>ruktur,<br />

Muster oder Regelsystem im weitesten Sinne<br />

darstellen. 79<br />

Wissen Knowledge is justified true belief. Knowledge is a<br />

construction of reality rather than something that is<br />

true in any abstract or universal way. 80<br />

74 Vgl. Lechner (2005), S. 23.<br />

75 Vgl. Müller-<strong>St</strong>ewens und Lechner (2003), S. 159.<br />

76 Vgl. Müller-<strong>St</strong>ewens und Lechner (2003), S. 159.<br />

77 Vgl. Müller-<strong>St</strong>ewens und Lechner (2003), S. 20.<br />

78 Vgl. Duden (2002), S. 866.<br />

79 Vgl. Müller-<strong>St</strong>ewens und Lechner (2003), S. 572.<br />

80 Vgl. Von Krogh, Ichijo und Nonaka (2000), S. 6.


Theoretische Grundlagen zur Betrieblichen Bildung 21<br />

Wissenschaftstheoretische Begriffe<br />

Bezugsrahmen Unter einem Bezugsrahmen wird ein provisorisches<br />

Erklärungsmodell verstanden, das Perspektiven zur<br />

Problemdefinition und Interpretationsmuster zur<br />

Deutung von Wahrnehmungen zum Ausdruck bringt<br />

und damit den Forschungsprozess steuern und<br />

Orientierungshilfen für die Lösung praktischer<br />

Probleme liefern soll. 81<br />

Objektivität Die Objektivität eines Messinstrumentes beschreibt<br />

den Grad der Unabhängigkeit der Ergebnisse von der<br />

Person, die das Messinstrument anwendet. Es wird<br />

unterschieden zwischen Durchführungsobjektivität,<br />

Auswertungsobjektivität und Interpretations-<br />

objektivität. 82<br />

Reliabilität Der Begriff die Reliabilität stammt aus dem<br />

Englischen Reliability und bedeutet Zuverlässigkeit. 83<br />

In der Sozialforschung wird der Begriff für die<br />

Genauigkeit, die Exaktheit des Vorgehens bei der<br />

Messung verwendet. 84<br />

Validität Hat der Forscher wirklich das erfasst, was er erfassen<br />

wollte? Dies ist die Frage, mit der sich die Validität<br />

auseinandersetzt. 85 Inhalts-, Kriteriums- und<br />

Konstruktionsvalidität können hier differenziert<br />

betrachtet und untersucht werden. 86<br />

81 Vgl. Kubicek und Kieser (1977), S. 18.<br />

82 Vgl. Diekmann (2001), S. 216 und Lamnek (1988), S. 179.<br />

83 Vgl. Brockhaus (2002), S. 239<br />

84 Die Reliabilität ist im Bereich der qualitativen Forschung in verschiedener Hinsicht von höchster Wichtigkeit:<br />

Einerseits muss das Zustandekommen der Daten so dargelegt werden, dass überprüfbar wird, was Aussage des<br />

jeweiligen Subjekts ist und wo die Interpretation durch den Forscher beginnt. Auf der anderen Seite ist das<br />

Vorgehen darzulegen, um die Vergleichbarkeit der Vorgehensweise der verschiedenen Forscher zu erleichtern. Vgl.<br />

Flick (2002), S. 322.<br />

85 Vgl. Mayring (2002), S. 141.<br />

86 Inhaltsvalidität liegt vor, wenn eine Auswahl von Items die zu messenden Eigenschaften in einem hohen Grade<br />

repräsentiert. Bei der Kriteriumsvalidität geht es um die Frage, ob die Messungen des Messinstrumentes den<br />

theoretisch erwarteten Zusammenhang mit einem externen Kriterium, das entweder zum gleichen (konkurrente<br />

Validität) oder zu einem späteren Zeitpunkt (prädiktive Validität) erhoben wird, aufzeigt. Konstruktvalidität<br />

verlangt, dass das von einem Messinstrument erfasste Konstrukt mit möglichst vielen anderen Variablen in<br />

theoretisch begründbaren Zusammenhängen steht. Vgl. Diekmann (2001), S. 224 f.


22 Theoretische Grundlagen zur Betrieblichen Bildung<br />

2 FORSCHUNGSFOKUS<br />

Wo ist die im letzten Hauptkapitel dargestellte Forschungsfrage im bestehenden<br />

Forschungsdiskurs einzuordnen? Die Antwort darauf wird in diesem Kapitel gegeben.<br />

„<strong>St</strong>rategien haben immer ein Bezugsobjekt, das sie zu gestalten beabsichtigen.“ 87 Im<br />

Falle der vorliegenden Forschungsfrage ist dies die Gestaltungsebene der Betrieblichen<br />

Bildung. 88 Aus diesem Grund beschäftigt sich das erste Unterkapitel mit der Frage, was<br />

in dieser Arbeit unter der Gestaltungsebene der Betrieblichen Bildung genau zu verstehen<br />

ist. Zudem wird der dazu naheliegende Begriff <strong>Bildungsmanagement</strong> erklärt. Das zweite<br />

Unterkapitel ordnet die Forschungsfrage einerseits im Feld der Betrieblichen Forschung<br />

ein und zeigt andererseits, welchem Forschungsstrom die Forschungsfrage zu geordnet<br />

werden kann. Im letzten Unterkapitel wird das Management der Betrieblichen Bildung<br />

gegenüber anderen in diesem Zusammenhang verwendeten Konzepten abgegrenzt.<br />

Folgende Abbildung verdeutlicht den beschriebenen Aufbau des Kapitels:<br />

Wo ist die Forschungsfrage im bestehenden Forschungsdiskurs einzuordnen?<br />

Betriebliche Bildung und<br />

<strong>Bildungsmanagement</strong><br />

(Kapitel 2.1)<br />

Einordnung in den wissenschaftlichen<br />

Diskurs der<br />

Betrieblichen Bildung<br />

(Kapitel 2.2)<br />

Abbildung 6: Aufbau des 2. Kapitels 89<br />

2.1 Betriebliche Bildung und <strong>Bildungsmanagement</strong><br />

2.1.1 Konkretisierung des Begriffs der Betrieblichen Bildung<br />

Konzeptionelle Abgrenzung<br />

(Kapitel 2.3)<br />

Ausgangspunkt des Ausdruckes Betriebliche Bildung ist der Begriff der Betrieblichen<br />

Weiterbildung (oft auch Betriebliche Weiterbildung i.e.S. genannt).<br />

Betriebswirtschaftliche Weiterbildung wurde vor allem in den 80er/90er Jahren sehr<br />

unterschiedlich verwendet und war nicht eindeutig definiert, da der Betrieblichen<br />

Weiterbildung ein hohes Mass an Funktionen und Zielen, eine grosse Themenvielfalt und<br />

eine Vielzahl von Trägern zugeschrieben wurde.<br />

87 Müller-<strong>St</strong>ewens und Lechner (2003), S. 34.<br />

88 Siehe Hauptkapitel III, Unterkapitel 1.2 „Gestaltungsebenen von <strong>St</strong>rategien“.<br />

89 Eigene Darstellung.


Theoretische Grundlagen zur Betrieblichen Bildung 23<br />

Ganz allgemein bezeichnet aber die Betriebliche Weiterbildung die Bildung und<br />

Qualifizierung erwachsener, in Unternehmen beschäftigter Personen und ist als solche<br />

zeitlich klar von der Phase der Aus- bzw. Grundbildung abzugrenzen. 90 Entscheidend für<br />

die Abgrenzung des Begriffs ist das Kriterium der Trägerschaft: Von Betrieblicher<br />

Weiterbildung wird dann gesprochen, wenn eine Unternehmung aufgrund ihrer Funktion<br />

als Financier und/oder aufgrund sonstiger Möglichkeiten die Planung, Organisation,<br />

Durchführung und Kontrolle der Weiterbildungsaktivitäten in einem Unternehmen<br />

beeinflusst und im Sinne der übergeordneten Unternehmensziele gestalten kann. 91 Die<br />

Betriebliche Weiterbildung umfasst nur die formalen Lernprozesse des Individuums im<br />

Unternehmen. Informelle Lernprozesse des Individuums sowie Lernen in der<br />

Organisation, sog. Organisationales Lernen, werden hier als berufliche Sozialisation<br />

betrachtet und sind nicht Bestandteil der Betrieblichen Weiterbildung. 92<br />

Basierend auf dem Begriff der Betrieblichen Weiterbildung entwickelte sich die<br />

Betriebliche Bildung. Im Unterschied zur Betrieblichen Weiterbildung ist der Begriff<br />

Betriebliche Bildung (auch Betriebliche Weiterbildung i.w.S. genannt) umfangreicher;<br />

subsumiert er doch beide formalen Bildungsarten: Eine Unterscheidung zwischen<br />

Grundausbildung und Weiterbildung im Unternehmen wird nicht mehr vollzogen. Des<br />

Weiteren bezieht sich Betriebliche Bildung nicht nur auf die Organisation von formalen<br />

Lernprozessen. Massnahmen zur Förderung des informellen Lernens, wie z.B. Aufbau<br />

einer Lernkultur, sind genauso mit eingeschlossen. „Aufgabe von Bildungsmassnahmen<br />

in der Betrieblichen Bildung ist es nämlich, den Lernenden zu helfen, die Inhalte des<br />

objektiven Wissens über die Welt in die <strong>St</strong>rukturen ihres Denkens zu übernehmen.“ 93 Ob<br />

dies durch formale oder informelle Lernprozesse geschieht, ist irrelevant. Demnach<br />

gehören zum System der Betrieblichen Bildung all diejenigen Regelungen, die sich<br />

unmittelbar auf die Rahmenbedingungen für betrieblich initiierte und/oder finanzierte<br />

Lehr-/Lernprozesse beziehen. 94<br />

Zusammenfassend soll die Betriebliche Bildung für die vorliegende Arbeit wie folgt<br />

definiert sein: 95<br />

90<br />

Vgl. Diedrich (1988), S. 26; Pawlowsky und Bäumer (1996), S. 8 und Gonon und <strong>St</strong>olz (2004), S. 9.<br />

91<br />

Vgl. Faulstich (1986), S. 21, zit. in Diedrich (1988), S. 28.<br />

92<br />

Vgl. Diedrich (1988), S. 28.<br />

93<br />

Dubs (1997) S. 73.<br />

94<br />

Vgl. Bäumer (1999), S. 25.<br />

95<br />

Fredrich (2003), S. 114.


24 Theoretische Grundlagen zur Betrieblichen Bildung<br />

„Betriebliche Bildung ist ein Sammelbegriff für einen Teil der Lernvorgänge, die<br />

sich im Bezugsrahmen eines Unternehmens ergeben. Sie umfasst alle zielgerichteten<br />

Massnahmen, Instrumente und Verfahren, die zu Verhaltensänderungen der<br />

Mitarbeiter führen, sei es durch Vermehrung des Wissens und/oder durch<br />

Veränderung von Wissen und Einstellungen. Der Bildungsbegriff unterscheidet<br />

dabei nicht nach Bildungsstufen, nicht zwischen Aus- und Weiterbildung, nicht<br />

zwischen formalen oder informellen Lernprozessen und nicht nach Ort und <strong>St</strong>atus<br />

der bildungsvermittelnden Einrichtung.“<br />

2.1.2 Konkretisierung des Begriffs <strong>Bildungsmanagement</strong><br />

Im Zusammenhang mit dem Begriff Betriebliche Bildung erscheint häufig auch der<br />

Begriff <strong>Bildungsmanagement</strong>.<br />

Das Wort <strong>Bildungsmanagement</strong> lässt sich in die Wortbestandteile Bildung und<br />

Management unterteilen.<br />

Unter der neuzeitlichen Fassung des Bildungsbegriffs, wie er sich im 18. Jahrhundert<br />

etablierte, wird die Hervorbringung der Menschlichkeit des Menschen in eigener<br />

Anstrengung aus sich heraus verstanden. 96 „Bildung ist somit nicht identisch mit<br />

Wissensvermittlung und -aneignung; Bildung besagt Gewinn oder Gewähr der dem<br />

Menschen angemessenen, ihn auszeichnenden Lebensform.“ 97<br />

Mit dem Bildungsbegriff, wie er in unserer heutigen Zeit verwendet wird, haben sich<br />

zahlreiche Autoren auseinandergesetzt. 98 Den verschiedenen Definitionen und<br />

Abgrenzungen ist gemeinsam, dass es bei der Bildung im Wesentlichen um die Formung<br />

der Persönlichkeit geht. 99 Im Hinblick auf den betrieblichen Kontext dieser Arbeit scheint<br />

die Differenzierung des Begriffs in Bildung im engeren und Bildung im weiteren Sinn<br />

nach Euler (1997) geeignet: 100<br />

96 Vgl. Brockhaus (2002), S. 330 f.<br />

97 Brockhaus (2002), S. 330.<br />

98 Für weitere Ausführungen zu diesem Begriff siehe u.a. Ballauff; Blankertz; Gramm; Hansmann und Marozki;<br />

Heitger; Hentig; Henz; Wilhelm. Zit. in Brockhaus (2002), S. 331.<br />

99 Vgl. Grüner (2000), S. 1.<br />

100 Vgl. Euler (1997), S. 85 f.


Theoretische Grundlagen zur Betrieblichen Bildung 25<br />

… Entwicklung der Persönlichkeit:<br />

Bildung (i.e.S.)…<br />

Bildung (i.w.S.) als<br />

Erwerb von Handlungskompetenzen zur…<br />

… im Hinblick auf die Bewältigung<br />

betrieblicher Lebenssituationen<br />

… Erfüllung sozialer Anforderungen:<br />

Qualifizierung…<br />

Abbildung 7: Differenzierung des Bildungsbegriffs nach Euler 101<br />

Bildung im weiteren Sinn umfasst den Erwerb von Handlungskompetenzen sowohl zur<br />

Entwicklung der Persönlichkeit (Entwicklungsorientierung) als auch zur Erfüllung<br />

sozialer Anforderungen (Anforderungsorientierung). „Die Erfüllung sozialer<br />

Anforderungen bezieht sich vor dem Hintergrund dieser Arbeit auf betriebliche<br />

Handlungssysteme und wird unter dem Begriff „Qualifizierung“ gefasst. Qualifizierung<br />

grenzt sich vom klassischen Bildungsbegriff insofern ab, als es hierbei um den Erwerb<br />

solcher Handlungskompetenzen geht, die primär auf die Bewältigung betrieblicher<br />

Anforderungen gerichtet sind.“ 102 Im Gegensatz dazu bezieht sich Bildung im engeren<br />

Sinn auf Handlungskompetenzen, die primär die Entwicklung der individuellen<br />

Persönlichkeit fördern. Im weiteren Verlauf der Arbeit wird der Begriff Bildung im Sinne<br />

von Bildung im weiteren Sinn nach Euler verwendet.<br />

Unter dem Begriff Management versteht man nach Ulrich das Gestalten, Lenken und<br />

Entwickeln sozialer Systeme. 103<br />

Diese definierenden Merkmale der Begriffe Bildung und Management lassen sich nun<br />

auch auf den Begriff <strong>Bildungsmanagement</strong> anwenden:<br />

So kann <strong>Bildungsmanagement</strong> als das Management der Betrieblichen Bildung gesehen<br />

werden. Dabei beschränkt sich der Inhalt der Betrieblichen Bildung nicht nur auf<br />

beruflich relevantes Wissen, sondern schliesst Inhalte zur Förderung menschlichen<br />

Verhaltens in Sach-, Sozial- und Selbstkompetenzen mit ein. Verschiedene Autoren<br />

101 Abbildung nach Euler (1997), S. 87.<br />

102 Diesner (2008), S. 34.<br />

103 Vgl. Ulrich (1984), S. 84 ff. Siehe dazu auch Decker (2000) und Euler (2004).


26 Theoretische Grundlagen zur Betrieblichen Bildung<br />

definieren den Begriff <strong>Bildungsmanagement</strong> in diesem Sinne. 104 Decker definiert bspw.<br />

<strong>Bildungsmanagement</strong> als „das <strong>St</strong>euern und Gestalten von persönlichen, betrieblichen,<br />

von sozialen, kulturellen und organisatorischen Entwicklungs-, Qualifizierungs- und<br />

Lernprozessen.“ 105 In dieser Arbeit wird die Definition von Euler (2004) verwendet: 106<br />

„Beim <strong>Bildungsmanagement</strong> geht es im Kern um die Frage, wie die individuellen<br />

Handlungskompetenzen von Menschen mit den <strong>St</strong>rategien, <strong>St</strong>rukturen und Kulturen<br />

einer Organisation in Einklang gebracht werden.“<br />

2.2 Einordung der Forschungsfrage in den wissenschaftlichen Diskurs<br />

der Betrieblichen Bildung<br />

2.2.1 Positionierung im Feld der Betrieblichen Bildung<br />

Erscheinungsformen von Aus- und Weiterbildung 107 in Unternehmen sowie die dahinter<br />

liegende Organisation sind so vielfältig wie die Unternehmen selbst. Ob ein<br />

Unternehmen bspw. nur Aufgaben in der Weiterbildung seiner Mitarbeiter wahrnimmt<br />

oder sich auch zum Angebot von Ausbildungen verpflichtet fühlt, ob ein eigenständiger<br />

Funktionsbereich für die Betriebliche Bildung besteht oder ob die Verantwortung für<br />

Aus- und Weiterbildung beim direkten Linienvorgesetzten liegt: Die grundsätzlichen<br />

Fragestellungen, mit denen sich Unternehmen im Zusammenhang mit Betrieblicher<br />

Bildung auseinandersetzen müssen, bleiben jedoch dieselben: 108<br />

1. Normative Orientierung: Welche Handlungskompetenzen sollen in einer Organisation<br />

kurz-, mittel- und langfristig verfügbar sein?<br />

2. <strong>St</strong>rategische Entwicklung: In welchem strukturellen und kulturellen Rahmen soll der<br />

Erwerb bzw. die Anwendung der angestrebten Handlungskompetenzen erfolgen?<br />

3. Operativer Vollzug: Welche Prozesse sind im Einzelnen für den Aufbau der<br />

Handlungskompetenzen zu gestalten?<br />

Die Fragen können in den folgenden Bezugsrahmen eingeordnet werden:<br />

104 Siehe Geissler und vom Bruch und Petersen (1994); Merk (1998); Sander (1999) und Grüner (2000).<br />

105 Decker (2000), S. 16.<br />

106 Euler (2004), S. 31.<br />

107 Aus- und Weiterbildung im Unternehmen wird dem Begriff „Betriebliche Bildung“ gleichgesetzt.<br />

108 Vgl. Euler (2004), S. 31 ff. Siehe dazu auch Merk (1998), S. 62 ff.


Theoretische Grundlagen zur Betrieblichen Bildung 27<br />

Normative<br />

Orientierung<br />

<strong>St</strong>rategische<br />

Entwicklung<br />

Operativer<br />

Vollzug<br />

Leitziele /<br />

Programmatik<br />

Organisation<br />

<strong>St</strong>rukturen Kulturen<br />

Personen<br />

Prozesse<br />

Abbildung 8: Bezugsrahmen für die Handlungsbereiche des <strong>Bildungsmanagement</strong>s 109<br />

Was bedeuten diese drei Fragestellungen konkret?<br />

Wie in der nachfolgenden Abbildung 9 ersichtlich, ist das Resultat der Normativen Ebene<br />

ein Leitbild. 110 Dieses konkretisiert, welche Handlungskompetenzen die Mitarbeiter in<br />

die Organisation einbringen sollen. Um dieses Leitbild zu entwickeln, müssen einerseits<br />

die Ansprüche der Mitarbeiter und andererseits die Anforderungen der Organisation<br />

abgestimmt auf den Markt aufgenommen werden.<br />

Ansprüche<br />

der Mitarbeiter<br />

identifizieren<br />

Anforderungen<br />

in der Organisation<br />

bestimmen<br />

Kompetenzspektrum<br />

bestimmen<br />

Leitbild<br />

entwickeln und<br />

kommunizieren<br />

Abbildung 9: Normative Orientierung des <strong>Bildungsmanagement</strong>s 111<br />

109 Abbildung nach Euler (2004), S. 31 ff. und Dulworth und Bordonaro (2005), S. 16.<br />

110 Vgl. Euler (2004), S. 31 ff.<br />

111 Abbildung nach Euler (2004), S. 31 ff.


28 Theoretische Grundlagen zur Betrieblichen Bildung<br />

Auf der <strong>St</strong>rategischen Ebene geht es um die Kernfrage, mit welchen geeigneten<br />

<strong>St</strong>rategien das Leitbild umgesetzt werden kann. 112 Dazu muss eine geeignete <strong>St</strong>rategie<br />

formuliert werden. Deren Implementierung findet im Rahmen der <strong>St</strong>ruktur- und<br />

Kulturgestaltung statt (siehe untere Abbildung 10). „Während sich die strukturellen<br />

Faktoren auf die Analyse und Gestaltung der Aufgaben-, Entscheidungs-,<br />

Verantwortungs-, Budget- und Kommunikationsstrukturen beziehen, erfassen die<br />

kulturellen Faktoren primär die Einstellungen, Macht- und Beziehungsdefinitionen,<br />

emotionale Befindlichkeiten, Vertrauensgrade, Werte sowie die impliziten und<br />

informellen Verhaltensweisen der Personen in einem sozialen System.“ 113<br />

Organisationskultur<br />

gestalten<br />

Umwelt der<br />

Organisationsstruktur<br />

erfassen<br />

Organisationskultur<br />

erfassen<br />

Organisationsstruktur<br />

gestalten<br />

Abbildung 10: <strong>St</strong>rategische Entwicklung im <strong>Bildungsmanagement</strong> 114<br />

Im aufgezeigten Modell zur <strong>St</strong>rategischen Entwicklung des <strong>Bildungsmanagement</strong>s von<br />

Euler ist der in der Literatur zum <strong>St</strong>rategischen Management konstatierte Zusammenhang<br />

zwischen <strong>St</strong>rategie, Kultur und <strong>St</strong>ruktur nicht dargestellt. In der Tat stehen aber <strong>St</strong>rategie,<br />

Kultur und <strong>St</strong>ruktur in einem wechselseitigen Verhältnis: 115 Der Einfluss der<br />

Unternehmenskultur und -struktur auf die <strong>St</strong>rategieentstehung geschieht zum einen<br />

unbewusst, indem sie als eine Art Filter wirken, als eine Form der<br />

Komplexitätsreduktion, da sie das Handeln der <strong>St</strong>rategieentwickler automatisch leiten. 116<br />

Auf der anderen Seite werden Organisationsform und Kultur eines Unternehmens durch<br />

112 Vgl. Merk (1998), S. 86 und Euler (2004), S. 31 ff.<br />

113 Euler (2004), S. 31 ff.<br />

114 Abbildung nach Euler (2004), S. 31 ff.<br />

115 Siehe dazu Chandler (1962); Bugelman (1983) und Bleicher (1993).<br />

116 Vgl. Diesner (2008), S. 201 f.


Theoretische Grundlagen zur Betrieblichen Bildung 29<br />

die jeweilige <strong>St</strong>rategie bestimmt. Kultur und <strong>St</strong>ruktur dienen in diesem Fall als<br />

Instrumente der <strong>St</strong>rategieumsetzung. 117<br />

Einen Überblick über die Prozesse auf Operativer Ebene vermittelt folgende Abbildung:<br />

Integration in die<br />

bestehende<br />

Organisation<br />

Innovationen<br />

implementieren<br />

Bedarf<br />

bestimmen<br />

Massnahmen<br />

planen und<br />

durchführen<br />

Ressourcen kalkulieren,<br />

budgetieren,<br />

finanzieren<br />

Transfer<br />

sichern<br />

Qualität<br />

sichern<br />

Personal auswählen,<br />

führen,<br />

weiterbilden<br />

Abbildung 11: Prozesse innerhalb des operativen Vollzugs im <strong>Bildungsmanagement</strong> 118<br />

Im Zentrum der Abbildung 11 werden die drei Prozesse beschrieben, die das eigentliche<br />

„Kerngeschäft“ der operativen Ebene ausmachen: Die Implementierung erfolgt sich über<br />

die Planung und Durchführung von Bildungsmassnahmen mit konkreten Lernzielen und<br />

Lerninhalten für konkrete Zielgruppen. Grundlegend dafür sind die vorgängige<br />

Bestimmung des Bildungsbedarfs und die integrierte Sicherung des Bildungstransfers in<br />

der Praxisanwendung. 119 „Diese drei Prozesse werden flankiert von fünf<br />

Gestaltungsprozessen, die darauf abzielen, dass das Leistungsprofil der<br />

Bildungsaktivitäten (1) durch professionelles Personal getragen wird, (2) qualitativ<br />

hochwertig und (3) ökonomisch effizient ist, (4) in der Organisation weithin akzeptiert<br />

und (5) durch Innovationen stetig weiterentwickelt wird.“ 120 Die dargestellten Aufgaben,<br />

117 Vgl. Müller-<strong>St</strong>ewens und Lechner (2003), S. 11 und S. 67 f.<br />

118 Abbildung nach Euler (2004), S. 31 ff.<br />

119 Vgl. Merk (1998), S. 148 ff.<br />

120 Euler (2004), S. 31. Siehe dazu auch Meier (2005), S. 1 ff.


30 Theoretische Grundlagen zur Betrieblichen Bildung<br />

denen sich das Unternehmen auf operativer Ebene stellen muss, zeichnen sich durch<br />

einen permanenten Problemlösungsprozess aus. 121<br />

Mit dem aufgezeigten Bezugsrahmen ist das Feld der Betrieblichen Bildung verdeutlicht<br />

worden. Die Forschungsfrage „Wie entstehen Bildungsstrategien in Unternehmen?“ ist<br />

im Feld der Betrieblichen Bildung auf der <strong>St</strong>rategischen Entwicklungsebene einzuordnen.<br />

2.2.2 Positionierung in den Forschungsbeiträgen zur Betrieblichen Bildung<br />

Über alle Konjunkturzyklen hinweg ist zu beobachten, dass sich das Aktivitätsniveau im<br />

Bildungsbereich langfristig erhöht. 122 Damit verbunden ist ein grosser Wandel in den<br />

durch die Betriebliche Bildung zu erreichenden Zielen sowie in ihrer Organisation und<br />

Ausgestaltung. 123 Obwohl die theoretische Durchdringung der Betrieblichen Bildung<br />

immer noch in den Anfängen steckt, reflektiert sich dieser Wandel in den verschiedenen<br />

diesbezüglichen Forschungsströmen. 124<br />

Grundsätzlich sind nach Arnold drei Forschungsdefizite zum Forschungsprogramm der<br />

Betrieblichen Bildung zu unterscheiden: 125<br />

• Forschungsdefizite aus Sicht des Arbeitnehmers<br />

• Forschungsdefizite aus Sicht der Berufsbildungsforschung und<br />

• Forschungsdefizite aus Sicht des Arbeitgebers.<br />

Da aufgrund der in der Dissertation aufgeworfenen Forschungsfrage die Beiträge zur<br />

Behebung der Forschungsdefizite aus Sicht des Arbeitgebers von besonderer Bedeutung<br />

sind, soll nachfolgend nur auf diese näher eingegangen werden. 126<br />

Erste Forschungsbeiträge im Forschungsprogramm der Betrieblichen Bildung aus<br />

Arbeitgebersicht legten ihr Schwergewicht überwiegend auf das Gebiet der<br />

121 Vgl. Anschoff (1995), S. 97 ff.<br />

122 Vgl. Bersin & Associates (2006), S. 1 ff.<br />

123<br />

Für einen Überblick über die historische Entwicklung der Betrieblichen Bildung siehe Pawlowsky und Bäumer<br />

(1996), S. 30.<br />

124 Vgl. Gonon und <strong>St</strong>olz (2004), S. 11.<br />

125<br />

Vgl. Arnold (1995), S. 135 ff.<br />

126<br />

Während Forschungsbeiträge zur Behebung der Forschungsdefizite aus Sicht der Arbeitnehmer vor allem<br />

soziologisch geleitete Untersuchungen - wie z.B. die Verbreitung von Weiterbildungsbeteiligung oder die<br />

kompensatorische Wirkung von Betrieblicher Bildung für benachteiligte Gruppen auf dem Arbeitsmarkt - zum<br />

Gegenstand haben, beschäftigt sich die Berufsbildungsforschung im Kern mit den Bedingungen, Abläufen und<br />

Folgen des Erwerbs fachlicher Qualifikationen sowie mit personalen und sozialen Einstellungen und<br />

Orientierungen, die für den Vollzug beruflich organisierter Arbeitsprozesse bedeutsam erscheinen. Vgl. Dybowski,<br />

Haase und Rauner (1993), S. 126 ff.; Bäumer (1999), S. 3. und Gonon und <strong>St</strong>olz (2004), S. 35 f.


Theoretische Grundlagen zur Betrieblichen Bildung 31<br />

Individualpädagogik. 127 Im Rahmen dieses Forschungsstromes wird die Betriebliche<br />

Bildung als eine der individuellen Persönlichkeitsentwicklung dienende Aktivität<br />

betrachtet.<br />

Die wissenschaftlichen Auseinandersetzungen in diesem Forschungsstrom weisen<br />

folgende Schwerpunkte auf:<br />

• Die Ansätze zur Lehr-/Lernforschung befassen sich mit der Optimierung der Lehr-<br />

/Lernprozesse sowie mit deren „Produkten“ (unterschiedliche Arten von<br />

Qualifikationen). So werden didaktische Prinzipien auf den Bereich der Betrieblichen<br />

Bildung übertragen. 128<br />

• „Die Transferforschung stellt die Frage nach den Bedingungen eines optimalen<br />

Lerntransfers vom Lernfeld in das Funktionsfeld.“ 129 Die dazugehörigen<br />

Forschungsbeiträge spezialisieren sich auf den optimalen Transfer vom Lernfeld in<br />

das betriebliche Umfeld (Transferforschung).<br />

• Forschungsbeiträge zu Schlüsselqualifikationen zeigen Möglichkeiten zu deren<br />

Vermittlung auf und zwar speziell auf die Betriebliche Bildung zugeschnitten.<br />

Heute erhält der Forschungsstrom mit überwiegendem Schwergewicht auf dem Gebiet<br />

der Individualpädagogik durch die neuen Bildungstechnologien einen erneuten<br />

Aufschwung. Da innerhalb dieses Forschungsstromes strukturelle Rahmenbedingungen<br />

im Unternehmen, vor deren Hintergrund die Lernprozesse und -produkte zustande<br />

kommen, weniger präsent sind, entstand ein neuer Forschungsstrom: der systemkonstruktivistisch<br />

pädagogische Forschungsstrom. 130<br />

Dieser rückt die Einbindung des Individuums in die Prozesse der Entwicklung der<br />

Organisation stärker in das Blickfeld. Betriebliche Bildung wird nicht mehr allein als<br />

dyadisches Lehr-Lern-Verhältnis, sondern vielmehr als Teil einer organisatorischen<br />

Aufgabe gesehen. Als system-konstruktivistisch wird dieser Forschungsstrom deshalb<br />

bezeichnet, weil seine Vertreter davon ausgehen, dass Wirklichkeit, und damit Wissen,<br />

kognitiv konstruierte Wirklichkeit ist, die dann erst verbindlich wird, wenn sie von<br />

127 Vgl. Arnold (1995), S. 23 ff.<br />

128 Vgl. Bäumer (1999), S. 2.<br />

129 Bäumer (1999), S. 3.<br />

130 Vgl. Arnold (1995), S. 25.


32 Theoretische Grundlagen zur Betrieblichen Bildung<br />

anderen geteilt wird. 131 Bezogen auf die Betriebliche Bildung ist dies die Wirklichkeit<br />

des spezifischen Unternehmens, in dem Lernen stattfindet.<br />

Der betriebswirtschaftlich-organisatorische Zugang zu diesem Forschungsstrom wird der<br />

Personalmanagementlehre zugerechnet.<br />

Ein kurzer Blick auf die drei Schwerpunkte dieses Forschungsstroms verdeutlicht die<br />

betriebswirtschaftlich-organisatorische Perspektive: 132<br />

• Wissenschaftliche Beiträge zur Normativen Perspektive sind leider selten. 133 Es<br />

handelt sich dabei vielmehr um Untersuchungen mit dem Charakter empirischer<br />

Sammlungen von Einzelaspekten des betrieblichen Bildungsgeschehens auf<br />

strategischer und operativer Ebene. 134<br />

• Weitere Forschungsbeiträge knüpfen an die zuvor aufgezeigte <strong>St</strong>rategische Ebene des<br />

<strong>Bildungsmanagement</strong>s an. Optimale Lernstrukturen und -kulturen für die<br />

Ausbildungsabteilung, aber auch für das gesamte Unternehmen, werden untersucht<br />

und vorgeschlagen. 135 Dominante Themen sind hier die Förderung der<br />

Lernunterstützung durch Vorgesetzte, die Förderung des Wissensaustausches im<br />

Unternehmen und der Einsatz von Führungskräften in Bildungsprozessen. 136<br />

Forschungsbeiträge, die sich mit der Entstehung von Bildungsstrategien befassen,<br />

sind heute immer noch selten, 137 da Bildungsstrategien als Konkretisierung der<br />

Personalentwicklung von Human Resources (HR) gesehen werden und damit die<br />

übergeordnet gewählte HR <strong>St</strong>rategie ausführen. In den 90er Jahren wurden in<br />

Literaturbeiträgen jedoch viele Vorschläge unterbreitet hinsichtlich der möglichen<br />

Funktionen und konkreten Bildungsstrategien für ein Unternehmen. 138 Wie diese<br />

<strong>St</strong>rategien entstehen und weshalb ein Unternehmen eine der vorgeschlagenen<br />

Bildungsstrategien wählen sollte, zeigen die Beiträge allerdings nicht auf.<br />

131 Vgl. Reinhold, Pollak und Heim (1999), S. 166.<br />

132 Für einen weitreichenden Überblick zu den bestehenden Weiterbildungsstudien siehe Bäumer (1999), S. 326 ff.<br />

133 Siehe Diesner (2008) als eine der seltenen Arbeiten zu diesem Forschungsstrom.<br />

134 Vgl. Bäumer (1999), S. 4.<br />

135 Siehe Nuissl et al. (1999).<br />

136 Vgl. Diesner, Seufert und Euler (2006), S. 1 ff.<br />

137<br />

Siehe u.a. Meister (1998); Merk (1998); Dulworth und Bordonaro (2005); Diesner, Seufert und Euler (2006) und<br />

Diesner, Seufert und Euler (2008).<br />

138 Siehe 3. Kapitel “Ausprägungsformen von Betrieblicher Bildung“.


Theoretische Grundlagen zur Betrieblichen Bildung 33<br />

• Bei der operativen Ebene des <strong>Bildungsmanagement</strong>s kommt der Erfolgskontrolle der<br />

Betrieblichen Bildung, vorerst bezogen auf die Lernergebnisse von<br />

Bildungsveranstaltungen, dann aber auch auf den betrieblichen Investitionserfolg von<br />

Bildung, ein besonderes Schwergewicht zu (Bildungscontrolling). 139 Einen weiteren<br />

Forschungsschwerpunkt im Operativen <strong>Bildungsmanagement</strong> bilden Beiträge, welche<br />

die neuen Bildungstechnologien in diesem Feld zu integrieren versuchen. Auch hier<br />

werden die neuen Bildungstechnologien nicht mehr aus individualpädagogischer<br />

Perspektive betrachtet, sondern unter Einbezug der ganzen Organisation.<br />

Die aufgezeigten Forschungsbeiträge in den Gebieten der Individualpädagogik und des<br />

system-konstruktivistisch pädagogischen Forschungsstromes laufen auch heute<br />

nebeneinander her. Basierend auf dem system-konstruktivistisch pädagogischen<br />

Forschungsstrom hat sich jedoch die betriebswirtschaftlich-organisatorische Perspektive<br />

der Betrieblichen Bildung weiterentwickelt: Betriebliche Bildung wird nicht mehr nur<br />

aus der Sicht der Personalmanagementlehre, insbesondere der Personalentwicklung<br />

betrachtet, sondern gerät mehr und mehr ins Blickfeld der gesamtunternehmerischen<br />

strategischen Perspektive - dies losgelöst von der jeweiligen organisatorischen<br />

Einbettung der Betrieblichen Bildung im Unternehmen. Diese gesamtunternehmerische<br />

strategische Perspektive hebt die Gestaltungs- und Entwicklungsfunktion der<br />

strategiegestaltenden Betrieblichen Bildung hervor: 140 Funktion der Betrieblichen<br />

Bildung kann es sein, die Mitarbeiter zu befähigen, die Entwicklung des Unternehmens<br />

aktiv mitzugestalten. 141 Die gestaltende Rolle der Betrieblichen Bildung bezieht sich<br />

dabei nicht nur auf die aktive Veränderung von Unternehmensstrategien, sondern auf die<br />

Initiierung von Projekten, Ideen, Entwürfen sowie auf die Gestaltung bzw. Veränderung<br />

von Prozessen, Abläufen und <strong>St</strong>rukturen im Unternehmen. 142 Das Unternehmen als<br />

lernende Organisation soll so gefördert werden. 143<br />

Die Dissertation ordnet sich auf der strategischen Entwicklungsebene des<br />

<strong>Bildungsmanagement</strong>s in den system-konstruktivistisch pädagogischen Forschungsstrom<br />

ein. Die Entstehung von Bildungsstrategien aller Arten, auch jener mit einer Gestaltungsund<br />

Entwicklungsfunktion im Unternehmen, werden in der Arbeit berücksichtigt. Der zu<br />

139 Vgl. Bäumer (1999), S. 3.<br />

140 Siehe 3. Kapitel “Ausprägungsformen von Betrieblicher Bildung“.<br />

141 Vgl. Pawlowsky und Bäumer (1996), S. 34.<br />

142 Vgl. Pawlowsky und Bäumer (1996), S. 41.<br />

143<br />

Vgl. Fresina (1997), S. 3 ff. Mehr zur lernenden Organisation siehe Unterkapitel 2.3 „Konzeptionelle<br />

Abgrenzung“.


34 Theoretische Grundlagen zur Betrieblichen Bildung<br />

entwickelnde Bezugsrahmen unterscheidet ferner nicht, in welcher Organisationseinheit<br />

des Unternehmens (z.B. HR oder eine andere Einheit), die Bildungsstrategie entsteht.<br />

2.3 Konzeptionelle Abgrenzung<br />

In der unternehmerischen Praxis werden im Zusammenhang mit dem Management der<br />

Betrieblichen Bildung häufig die Konzepte Personalentwicklung, Wissensmanagement<br />

(engl. Knowledge Management) und Lernende Organisation mit einbezogen. Dieses<br />

Unterkapitel soll die Gemeinsamkeiten und Zusammenhänge der verschiedenen<br />

Konzepte aufzeigen sowie deren Unterschiede verdeutlichen.<br />

• <strong>Bildungsmanagement</strong> und Personalentwicklung<br />

Personalentwicklung kann grundsätzlich als ein sehr vielseitiger und daher relativ<br />

unscharf definierter Begriff bezeichnet werden. Entsprechend existiert in der Literatur<br />

eine Vielzahl an Definitionsvarianten. 144 Grundsätzlich wird die Personalentwicklung als<br />

Teilbereich des Personalmanagements 145 betrachtet. 146 Ganz allgemein verfolgt die<br />

Personalentwicklung nach Jung „das Ziel, Mitarbeiter aller hierarchischen <strong>St</strong>ufen für die<br />

Bewältigung der gegenwärtigen und zukünftigen Anforderungen zu qualifizieren.“ 147<br />

Personalentwicklung ist also immer dann erforderlich, wenn „Diskrepanzen zwischen<br />

Fähigkeiten und Anforderungen nicht über Personalbeschaffung beziehungsweise<br />

Personalfreisetzung ausgeglichen werden können oder sollen.“ 148 Im Vergleich zur<br />

Personalentwicklung ist <strong>Bildungsmanagement</strong> insofern umfassender, als dabei sowohl<br />

auf die marktbedingten Interessen des Unternehmens als auch auf den Wunsch der<br />

Mitarbeitenden nach individueller Persönlichkeitsentwicklung geachtet wird. 149<br />

Gemeinsam ist dem <strong>Bildungsmanagement</strong> und der Personalentwicklung, dass sie sich mit<br />

Lernprozessen, die das Aneignen von Handlungskompetenzen fördern sollen, befassen.<br />

• <strong>Bildungsmanagement</strong> und Wissensmanagement (engl. Knowledge Management)<br />

Wissensmanagement hat sich in den letzten Jahren zu einem zentralen Thema in Theorie<br />

und Praxis entwickelt. So erstaunt es nicht, dass die Anzahl an wissenschaftlichen und<br />

144<br />

Zusammenstellungen von Definitionen finden sich z.B. bei Neuenberger (1994), S. 4 ff.; Dittmar (2001), 143 ff.<br />

oder Becker (2002).<br />

145 Bezüglich des Begriffs Personalmanagement besteht es in der Wissenschaft und in der Praxis auch keine<br />

einheitliche Auffassung. Vgl. Schmeisser und Clermont (1999), S. 1. Ganz allgemein umfasst das<br />

Personalmanagement „die Gesamtheit aller personenbezogenen Aufgaben in einem Unternehmen, also die Planung,<br />

Gewinnung, Erhaltung und Förderung des menschlichen Leistungspotentials.“ Sauder und Schmidt (1989), S. 346.<br />

Für weitere Definitionen siehe auch Klimecki und Gmür (1998), S. 47 ff.<br />

146 Vgl. Wunderer und Dick (2000), S. 135.<br />

147 Jung (1997), S. 244.<br />

148 Scholz (2000), S. 505.<br />

149 Siehe Unterkapitel 2.1.2 „Konkretisierung des Begriffs <strong>Bildungsmanagement</strong>“.


Theoretische Grundlagen zur Betrieblichen Bildung 35<br />

praxisorientierten Buchpublikationen, Artikeln und Beiträgen explosionsartig angestiegen<br />

ist. Für den Ausdruck Wissensmanagement ist in der Literatur eine Vielzahl von<br />

Definitionen zu finden. 150 Nach Köhne bspw. bezweckt Wissensmanagement einen<br />

sinnvollen Umgang mit Wissen in Organisationseinheiten und Unternehmen, um dieses<br />

bestmöglich zu nutzen. 151<br />

Das Management von Wissen ist nicht einfach, da Wissen keine objektiv handelbare und<br />

transferierbare Entität ist. 152 Dass Unternehmen ihr Augenmerk in ihrer Tätigkeit und<br />

Entscheidungsfindung auf das Wissen richten, ist damit eine echte Herausforderung: Der<br />

Prozess der Wissensgenerierung, des Wissenstransfers und der Wissensanwendung muss<br />

im Unternehmen unterstützt und vorangetrieben werden, will man dieses Wissen in einer<br />

Vielzahl von Produkten und Leistungen anwenden, weiterentwickeln und auch in neuen<br />

Bereichen nutzen. 153 Was haben nun aber Wissensgenerierung, Wissenstransfer und<br />

Wissensanwendung mit <strong>Bildungsmanagement</strong> in einem Unternehmen zu tun?<br />

Je nach Ausgestaltung erweist sich die Ausbildungseinheit in einem Unternehmen<br />

einerseits als ein wichtiger Treiber für die Förderung des Wissensaustausches zwischen<br />

unterschiedlichen Organisationseinheiten (siehe Aufgaben des <strong>St</strong>rategischen<br />

<strong>Bildungsmanagement</strong>s beim Aufbau einer Lernstruktur und Lernkultur, Abbildung 10). 154<br />

Andererseits kann die Ausbildungseinheit darauf ausgerichtet sein, Wissen - sei es nun<br />

neues oder altes - in anderen Unternehmenseinheiten zu generieren, dorthin zu<br />

transferieren und vor allem auch anzuwenden (z.B. durch einen Ausbildungskurs zu<br />

Handlungskompetenzen). Damit kann das <strong>Bildungsmanagement</strong> Aufgaben des<br />

Knowledge Managements übernehmen.<br />

• <strong>Bildungsmanagement</strong> und Lernende Organisation<br />

Seit Anfang der 90er Jahre steht das Konzept des Organisationalen Lernens im<br />

Mittelpunkt des Interesses. 155 Prägend für den Begriff der Lernenden Organisation war<br />

Senge mit seinem Buch „The Fifth Discipline“. Für ihn ist eine Lernende Organisation<br />

„an organization that is continually expanding its capacity to create its future.“ 156<br />

Organisationales Lernen beruht auf individuellen und kollektiven Lernprozessen, darf<br />

150 Beiträge zur Definition von Wissen und Wissensmanagement siehe u.a. Kongut und Zander (1992); Collins<br />

(1993); von Krogh und Venzin (1995); Probst et al. (1997); Davenport et al. (2001) und Baets und van der Linden<br />

(2003), S. 35 f. Für einen Überblick über das Forschungsfeld „Wissensmanagement“ siehe Köhne (2004), S. 13 ff.<br />

151 Vgl. Köhne (2004), S. 13.<br />

152 Vgl. Spender (1996), S. 5 ff.<br />

153 Vgl. Goshal und Moran (1996); Kongut und Zander (1992), zit. in Köhne (2004), S. 6.<br />

154 Siehe Reinhardt (1998), S. 239.<br />

155 Vgl. Dubs (1995), S. 161.<br />

156 Senge (1990), o.S.


36 Theoretische Grundlagen zur Betrieblichen Bildung<br />

aber nicht als Summe dieser Lernprozesse angesehen werden. 157 Der Unterschied zum<br />

individuellen Lernen liegt vor allem in der Wechselwirkung zwischen den verschiedenen<br />

Organisationsmitgliedern und in deren Beziehung zur Organisation. 158 Sattelberger stellte<br />

als Erster eine Verbindung her zwischen Organisationalem Lernen und Betrieblicher<br />

Bildung. 159 Zu diesem Gedanken konstatiert Dubs (1995):<br />

„Nicht wenige Theoretiker und Praktiker gehen heute so weit, dass sie<br />

glauben, die künftige betriebliche Ausbildung sei schwergewichtig auf<br />

das organisationale Lernen auszurichten, weil diese Form des Lernens<br />

nicht nur am besten geeignet sei, das Transferproblem zu lösen, sondern<br />

vor allem Innovationen am wirksamsten fördere.“ 160<br />

Kritisch folgert Dubs daraus, dass dazu Voraussetzungen notwendig seien, die bislang<br />

161 und 162<br />

weder in Schulen noch in den Unternehmen erfüllt worden seien.<br />

3 AUSPRÄGUNGSFORMEN VON BETRIEBLICHER<br />

BILDUNG<br />

Wie im 2. Kapitel aufgezeigt wird, ergibt sich durch die Kombination der<br />

Entscheidungen auf normativer, strategischer und operativer Ebene für jedes<br />

Unternehmen eine einzigartige Betriebliche Bildung. Dieses Kapitel vermittelt einen<br />

kurzen Überblick über mögliche Ausprägungsformen in Bezug auf die strategische<br />

Entwicklung der Betrieblichen Bildung in Unternehmen. Dadurch soll verdeutlicht<br />

werden, wie vielfältig Bildungsstrategien sind und in welchen Formen sie für die<br />

Betriebliche Bildung einen unternehmensinternen Wertbeitrag schaffen. Die<br />

verschiedenen Arten von unternehmensinternen Wertbeiträgen werden im 4. Kapitel des<br />

Hauptkapitels III anlässlich der Entwicklung des Bezugsrahmens I „Wie<br />

Bildungsstrategien entstehen“ von Bedeutung sein. Die Geschäftsleitung als einer der<br />

wichtigsten „Kunden“ der Bildungsorganisation muss festlegen, welchen Wertbeitrag die<br />

Betriebliche Bildung in der Organisation stiften soll. 163<br />

Die unterschiedlichen Ausprägungsformen von Betrieblicher Bildung lassen sich anhand<br />

ihrer verschiedenen Funktionen gut aufzeigen. Eine Funktion ist eine allgemeine Aussage<br />

über den Zweck eines Gegenstandes bzw. einer Institution. Die Funktion der<br />

157 Eine Übersicht über weitere wesentliche Ansätze geben Pawlowsky (1994), S. 268 und Güldenberg (1998), S.<br />

108 ff., wie auch Argyris und Schön (1999), S. 190 ff.<br />

158 Detaillierter siehe Fredrich (2003), S. 31; Arnold (1995), S. 181 und Dubs (1995), S. 163.<br />

159 Vgl. Sattelberger (1991).<br />

160 Dubs (1995), S. 161.<br />

161 Vgl. Dubs (1995), S. 161.<br />

162 Siehe Hauptkapitel VI, 2. Kapitel „Desiderata für weiterführende Forschungsaktivitäten“.<br />

163 Siehe Hauptkapitel III, Unterkapitel 4.2.1.2 „Analyse der Einflusskräfte der Umwelt“, Der Kunde.


Theoretische Grundlagen zur Betrieblichen Bildung 37<br />

Betrieblichen Bildung gibt Aufschluss über die Frage, welchen Zweck, welche Aufgabe<br />

oder Bedeutung die Betriebliche Bildung im Unternehmen hat. 164 Folgende Betriebliche<br />

Bildungsfunktionen sind möglich: 165<br />

• Die Anpassungsfunktion<br />

Hier werden zwei Unterfunktionen unterschieden:<br />

Rechtzeitige Versorgung mit den benötigten personellen Ressourcen<br />

Durch die Betriebliche Bildung soll das Unternehmen rechtzeitig mit den benötigten<br />

personellen Ressourcen versorgt werden. Es handelt sich hierbei um eine<br />

Optimierungsaufgabe im traditionellen betriebswirtschaftlichen Sinne, da die<br />

Betriebliche Bildung kostenorientiert dazu beitragen soll, Leerkapazitäten und<br />

Überbeschäftigung gleichermassen abzubauen und die Qualifikationen der Mitarbeiter<br />

kontinuierlich an veränderte Arbeitsanforderungen anzupassen. 166<br />

Erhöhte Effizienz der Aus- und Weiterbildungsaktivitäten<br />

Die geplante Betriebliche Bildung soll die Effizienz der Weiterbildungsaktivitäten durch<br />

deren gezielte Koordination und Vernetzung sowie durch die Ausnutzung von Synergien<br />

erhöhen.<br />

• Die Motivations- und Identifikationsfunktion<br />

Durch die Betriebliche Bildung soll die allgemeine Leistungs- und<br />

Identifikationsbereitschaft der Mitarbeiter erhöht werden. Hierbei wird unterschieden<br />

zwischen:<br />

Mitarbeiterqualifikation und Mitarbeiterentwicklung<br />

Die Betriebliche Bildung dient als Instrument, um das intellektuelle Kapital eines<br />

Unternehmens aufzubauen. Dabei sollen die Handlungskompetenzen eines jeden<br />

Mitarbeiters gezielt gefördert werden, wodurch sich dessen Employability und die<br />

individuelle Weiterentwicklungsmöglichkeit erhöhen lassen.<br />

Erhöhung der Attraktivität für hervorragenden Führungsnachwuchs<br />

Die Betriebliche Bildung kann insbesondere die Aufgabe erfüllen, sinnvolle,<br />

ansprechende und den Bedürfnissen des Führungsnachwuchses gerecht werdende<br />

Weiterbildungsprogramme anzubieten. Damit soll sichergestellt werden, dass sowohl die<br />

Leadership- als auch die Managementkompetenzen genügend gefördert werden und dass<br />

164<br />

Vgl. Pawlowsky und Bäumer (1996), S. 31 ff.<br />

165<br />

Vgl. <strong>St</strong>rauss (1999), S. 125 ff.<br />

166<br />

Vgl. Pawlowsky und Bäumer (1996), S. 32.


38 Theoretische Grundlagen zur Betrieblichen Bildung<br />

Anreize für Aufstiegsmöglichkeiten bestehen. Die dahinterliegende Idee besteht darin,<br />

das intellektuelle Kapital, welches das Unternehmen dank leistungsstarken Mitarbeitern<br />

besitzt, zu binden.<br />

Förderung der Corporate Identity<br />

Unternehmensspezifische Normen, Werthaltungen und Zielvorstellungen sowie das<br />

Selbstverständnis der Unternehmung, die Corporate Identity, können durch die<br />

Betriebliche Bildung gefördert werden.<br />

• Die Flexibilisierungsfunktion<br />

Durch Betriebliche Bildung können ferner innerbetriebliche Flexibilitätspotenziale<br />

ausgeschöpft werden. In diesem Zusammenhang lassen sich verschiedene Funktionsziele<br />

differenzieren:<br />

Globale Vernetzung: Nutzung bereichsübergreifender Synergien - Abbau von<br />

Organisationsbarrieren 167<br />

Die Betriebliche Bildung dient als Werkzeug, um das gesamte Unternehmen zu<br />

vernetzen. Auf diese Weise kann ein ganzheitliches Organisationsverständnis über<br />

Abteilungs-, Unternehmens- und Landesgrenzen hinweg geschaffen werden. Dadurch<br />

werden arbeitsplatzübergreifende Qualifikationen und Zusammenhänge gefördert. 168<br />

Förderung der unternehmerischen Flexibilität, Innovations- und Anpassungsfähigkeit<br />

Damit das Unternehmen im sich rasch verändernden Markt seine Wettbewerbsfähigkeit<br />

steigern kann, muss es imstande sein, sich ebenfalls rasch zu verändern, 169 indem es sich<br />

zu einer lernenden Organisation entwickelt. Betriebliche Bildung kann die Funktion<br />

haben, am Aufbau und der Pflege von Lernstrukturen und -kulturen aktiv mitzuwirken. In<br />

diesem Sinne stehen die betrieblichen Bildungsangebote als Garant für Qualität und<br />

Glaubwürdigkeit einer intendierten Lernkultur.<br />

• Die Akquisitions- und Imagefunktion<br />

Hierbei wird der Betrieblichen Bildung die Aufgabe zuteil, für eine positive Darstellung<br />

des Unternehmens nach aussen, gegenüber der Gesellschaft und dem Arbeitsmarkt zu<br />

sorgen. 170 So können im Rahmen der Rekrutierung von High-Potentials interessante<br />

potenzielle Kandidaten für das Unternehmen akquiriert werden.<br />

167<br />

Vgl. Kraemer und Müller (2001), S. 19.<br />

168<br />

Vgl. Deiser (1998), S. 42.<br />

169<br />

Vgl. Kraemer und Müller (2001), S. 19.<br />

170<br />

Vgl. Pawlowsky und Bäumer (1996), S. 33.


Theoretische Grundlagen zur Betrieblichen Bildung 39<br />

• Die Gestaltungs- und Entwicklungsfunktion<br />

Im Rahmen jeder Betrieblichen Bildung muss grundsätzlich entschieden werden, ob sie<br />

als Service Center zur reaktiven Bedienung von auftretenden Trainingsansprüchen<br />

verstanden oder ob sie proaktiv in die <strong>St</strong>rategiegestaltung eingebracht werden soll. 171<br />

Dementsprechend lassen sich zwei unterschiedliche Funktionen ableiten:<br />

<strong>St</strong>rategieerfüllende Betriebliche Bildung<br />

Der Betrieblichen Bildung kommt die Aufgabe zu, die Unternehmensstrategie zu festigen<br />

und weiterzugeben.<br />

<strong>St</strong>rategiegestaltende Betriebliche Bildung<br />

Eine Funktion der Betrieblichen Bildung kann darin bestehen, die Mitarbeiter zu<br />

befähigen, die Entwicklung des Unternehmens aktiv mit zu gestalten. 172 Hilse (2001)<br />

führt diesen Punkt für die Betriebliche Bildung wie folgt aus:<br />

„Im Zuge der Abkehr vom Paradigma der strategischen Planung und der<br />

Hinwendung zu lern- und prozessorientierten <strong>St</strong>rategieansätzen ist der<br />

wichtige Zusammenhang von <strong>St</strong>rategie und Wissen bzw. Lernen in<br />

Organisationen thematisiert: Organisationales Wissen und Expertise gehen<br />

einerseits als zentrale Planungsgrösse in den <strong>St</strong>rategieprozess ein, zum<br />

anderen werden Wissen und Expertise auch während des<br />

<strong>St</strong>rategieprozesses, d.h. zur <strong>St</strong>rategieentwicklung, -umsetzung und<br />

173 und 174<br />

-weiterentwicklung, gebraucht.“<br />

Soweit die wichtigsten möglichen Funktionen der Betrieblichen Bildung im Überblick.<br />

Entsprechend der von der Betrieblichen Bildung verfolgten Funktion ergeben sich<br />

unterschiedliche Zielgruppen bzw. Kunden und Bildungsprodukte. Den möglichen<br />

Funktionen der Betrieblichen Bildung übergeordnet ist, dass sich die spezifischen zur<br />

Realisierung gewählten Massnahmen/Produkte als Investitionen auszahlen müssen.<br />

Damit sind die begrifflichen Grundlagen der Betrieblichen Bildung aufgezeigt.<br />

Orientierungsstruktur ist umrissen und ein einheitliches Begriffsverständnis aufgebaut<br />

worden. Die Forschungsfrage ist im wissenschaftlichen Diskurs der Betrieblichen<br />

Bildung positioniert und die Ausprägungsformen der Betrieblichen Bildung sind<br />

dargestellt worden. Die Grundlagen sind somit gegeben, um einen Bezugsrahmen zur<br />

Entstehung von Bildungsstrategien zu entwickeln.<br />

171 Vgl. scil Congress (2003), o.S. und Bäumer (1999), S. 86.<br />

172 Vgl. Pawlowsky und Bäumer (1996), S. 34.<br />

173 Hilse (2001a), S. 158.<br />

174 Für weiterreichende Ausführungen siehe auch Bank (2004), S. 222.


40 Entwicklung eines Bezugsrahmens zur Entstehung von Bildungsstrategien<br />

III ENTWICKLUNG EINES BEZUGSRAHMENS ZUR<br />

ENTSTEHUNG VON BILDUNGSSTRATEGIEN<br />

Gemäss dem dieser Arbeit zu Grunde liegenden Forschungsprozess, der auf dem<br />

wissenschaftstheoretischen Grundverständnis der Hermeneutik basiert, gilt es nun einen<br />

Bezugsrahmen zu entwickeln, der aufzeigt, wie Bildungsstrategien entstehen. 175 Darin<br />

besteht das Ziel dieses Hauptkapitels.<br />

Der zu entwickelnde Bezugsrahmen soll folgenden Anforderungen genügen: Erstens<br />

sollen die verschiedenen Komponenten, die in der Literatur zur Entstehung von<br />

Bildungsstrategien zu finden sind, in einer geordneten Weise zusammengeführt werden.<br />

Zweitens soll dort, wo keine Konzepte zur Entstehung von Bildungsstrategien vorliegen,<br />

ein strukturierter Ansatz entwickelt werden, damit eine aus dem generellen <strong>St</strong>rategischen<br />

Management deduzierte Theorie zur Entstehung von Bildungsstrategien entwickelt<br />

werden kann.<br />

Dazu werden im 1. Kapitel die theoretischen Grundlagen des Bezugsrahmens erarbeitet.<br />

Hierbei werden für diese Arbeit relevante Theorien aus der allgemeinen Literatur zum<br />

<strong>St</strong>rategischen Management beleuchtet. Darauf aufbauend werden im 2. Kapitel zwei<br />

Vorgehensmodelle zur Entwicklung eines Bezugsrahmens zwecks Analyse der<br />

Entstehung von Bildungsstrategien vorgeschlagen. Im 3. Kapitel wird anhand des<br />

gewählten Vorgehensmodells die Entstehung von <strong>St</strong>rategien allgemein analysiert. Im 4.<br />

Kapitel werden die aus dem 3. Kapitel gewonnenen Erkenntnisse angewendet; ferner<br />

wird ein erster Bezugsrahmen zur Entstehung von Bildungsstrategien entwickelt.<br />

Folgende Abbildung verdeutlicht den beschriebenen Aufbau des Hauptkapitels:<br />

Theoretische Grundlagen<br />

des Bezugsrahmens<br />

(1. Kapitel)<br />

Vorgehensmodelle zur<br />

Entwicklung eines<br />

Bezugsrahmens zur Analyse<br />

der Entstehung von<br />

Bildungsstrategien<br />

(2. Kapitel)<br />

Analyse der Entstehung<br />

von <strong>St</strong>rategien<br />

(3. Kapitel)<br />

Bezugsrahmen I: Entstehung von Bildungsstrategien (4. Kapitel)<br />

Abbildung 12: Aufbau des Hauptkapitels III 176<br />

175 Siehe Hauptkapitel I, Unterkapitel 2.2.2 „Relevanz der Hermeneutik für die Dissertation“.<br />

176 Eigene Darstellung.


Entwicklung eines Bezugsrahmens zur Entstehung von Bildungsstrategien 41<br />

1 THEORETISCHE GRUNDLAGEN DES<br />

BEZUGSRAHMENS<br />

Gilt es die Entstehung einer <strong>St</strong>rategie zu analysieren, so muss in einem ersten Schritt<br />

definiert werden, was eine <strong>St</strong>rategie ist. In einem zweiten Schritt ist für eine einheitliche<br />

Diskussionsbasis das Aufzeigen weiterer Differenzierungsebenen von <strong>St</strong>rategien<br />

notwendig. Weil sich die Arbeit nicht nur mit der Entwicklung, sondern auch mit der<br />

Entstehung von <strong>St</strong>rategien befasst, muss in einem dritten Schritt der Begriff der<br />

Entstehung weiter ausdifferenziert werden. Der vierte Schritt öffnet die Blackbox des<br />

<strong>St</strong>rategieformierungsprozesses und legt die bekanntesten Modelle dar. Der letzte Schritt<br />

zeigt einen integrierten Arbeitsrahmen für <strong>St</strong>rategische Forschung von Chakravarthy et<br />

al. auf, der das weite Feld der strategischen Forschung zu ordnen hilft. Am Ende dieses<br />

Kapitels wird ein Bezug zwischen den theoretischen Ausführungen, dem vorgestellten<br />

Arbeitsrahmen und der Entstehung von Bildungsstrategien hergestellt. Folgende<br />

Abbildung verdeutlicht den beschriebenen Aufbau des Kapitels:<br />

Begriffsbestimmung <strong>St</strong>rategie (Kapitel 1.1)<br />

und ihre Gestaltungsebenen (Kapitel 1.2)<br />

Der <strong>St</strong>rategieformierungsprozess (Kapitel 1.4)<br />

Der integrative Arbeitsrahmen nach Chakravarthy et al. (Kapitel 1.5)<br />

Implikationen für die Auswahl der Vorgehensmodelle zur<br />

Analyse der Entstehung von Bildungsstrategien (Kapitel 1.6)<br />

1.1 Begriffsbestimmung <strong>St</strong>rategie<br />

Abbildung 13: Aufbau des 6. Kapitels 177<br />

Begriffsverständnis<br />

Entstehung (Kapitel 1.3)<br />

„Hinsichtlich des Begriffs der <strong>St</strong>rategie sind in der Literatur zahlreiche Definitionen zu<br />

finden. Klaus spricht in Anlehnung an einen Aufsatz von Koontz gar von einem<br />

„<strong>St</strong>rategie-Theorien-Dschungel“. 178 Trotz verschiedener Versuche, die unterschiedlichen<br />

Arbeiten zur Unternehmens-<strong>St</strong>rategie in Schulen, Modelle oder Ansätze einzuteilen und<br />

zu systematisieren, hat diese Feststellung noch heute Gültigkeit. 179 Gemeinsam ist den<br />

diversen, in der Literatur aufgeführten Begriffsklärungen die Annahme der<br />

Untrennbarkeit von Unternehmung und Umwelt. Dieser Annahme zufolge dient die<br />

177<br />

Eigene Darstellung.<br />

178<br />

Vgl. Andresen (2003), S. 45, zit. in Klaus (1987), o.S.<br />

179<br />

Vgl. Mintzberg, Ahlstrand, Lampel (1998), S. 9 f.


42 Entwicklung eines Bezugsrahmens zur Entstehung von Bildungsstrategien<br />

<strong>St</strong>rategie dem Umgang mit sich wandelnden Umweltbedingungen. Mintzberg, der sich<br />

insbesondere mit der Systematisierung des <strong>St</strong>rategiebegriffs auseinandergesetzt hat,<br />

unterscheidet fünf Aspekte von <strong>St</strong>rategien: 180 Plan (Weg-/Zielbeschreibung), Ploy<br />

(Winkelzüge im Konkurrenzkampf mit Wettbewerbern), Pattern (Muster und<br />

Regelmässigkeiten), Position (Verortung in der Umwelt) und Perspective<br />

(Weltanschauung, Wahrnehmung der Umwelt).<br />

In dieser Arbeit soll der Begriff <strong>St</strong>rategie wie folgt definiert werden: 181<br />

„<strong>St</strong>rategie ist die grundsätzliche, langfristige Verhaltensweise der Unternehmung<br />

gegenüber ihrer Umwelt zur Verwirklichung der langfristigen Ziele.“<br />

Pointiert ausgedrückt, muss eine <strong>St</strong>rategie folgende Frage beantworten können: Wohin<br />

will ein Unternehmen im Wettbewerb gehen und wodurch will es dies tun? 182 Die<br />

<strong>St</strong>rategie ist somit ein Plan, eine Richtungsanweisung für die laufenden Handlungen des<br />

Unternehmens in der Zukunft. 183<br />

Welche Differenzierungsebenen in Bezug auf die <strong>St</strong>rategie sind in der Literatur zu<br />

finden?<br />

1.2 Gestaltungsebenen von <strong>St</strong>rategien<br />

„<strong>St</strong>rategien haben immer ein Bezugsobjekt, das sie zu gestalten beabsichtigen. Je nach<br />

Komplexität des Unternehmens trifft man unterschiedliche Arten solcher<br />

Gestaltungsobjekte an. Gemeinsam ist ihnen, dass sie immer für eine bestimmte<br />

Aggregationsebene stehen, für die eine eigene <strong>St</strong>rategieentstehung sinnvoll erscheint.<br />

Deshalb sind hier die Bezugsobjekte der <strong>St</strong>rategien als Gestaltungsebenen bezeichnet.“ 184<br />

Nach Müller-<strong>St</strong>ewens und Lechner lassen sich folgende Gestaltungsebenen<br />

unterscheiden: 185<br />

180 Vgl. Mintzberg (1987), S. 11 ff.<br />

181 Gabler (2004), S. 2833.<br />

182 Siehe dazu auch Müller-<strong>St</strong>ewens und Lechner (2003), S. 381 und Grant (2004), S. 72.<br />

183 Vgl. Mintzberg, Ahlstrand, Lampel (1998), S. 9 f.<br />

184 Müller-<strong>St</strong>ewens und Lechner (2003), S. 34.<br />

185 Vgl. Müller-<strong>St</strong>ewens und Lechner (2003), S. 34 ff.


Entwicklung eines Bezugsrahmens zur Entstehung von Bildungsstrategien 43<br />

Unternehmens-<strong>St</strong>rategien<br />

Geschäfts-<strong>St</strong>rategien<br />

Netzwerk-<strong>St</strong>rategien<br />

Funktional-<strong>St</strong>rategien Issue-<strong>St</strong>rategien<br />

Ebenenvorteile<br />

Abbildung 14: Wichtige Gestaltungsebenen des <strong>St</strong>rategischen Managements 186<br />

• Unternehmens-<strong>St</strong>rategien<br />

Mittels der Unternehmens-<strong>St</strong>rategie positioniert sich das Gesamtunternehmen nach<br />

aussen, insbesondere gegenüber den Investoren, aber auch gegenüber anderen<br />

<strong>St</strong>akeholdern. Nach innen steht im Umkehrschluss die Positionierung gegenüber den<br />

Geschäften. Typische Fragen zu Unternehmens-<strong>St</strong>rategien setzen sich damit auseinander,<br />

in welchen Geschäften ein Unternehmen überhaupt tätig sein will bzw. kann. 187<br />

• Geschäfts-<strong>St</strong>rategien<br />

Geschäfts-<strong>St</strong>rategien geben auf die Frage Antwort, wodurch man sich in den einzelnen<br />

Geschäften im Wettbewerb und im Markt positionieren will. 188 Eine typische strategische<br />

Frage auf dieser Ebene ist, mit welchen Produkten man in welchen Märkten auftreten<br />

will.<br />

• Funktional-<strong>St</strong>rategien<br />

In jeder Organisation besteht die Notwendigkeit, gleichartige Aktivitäten zu koordinieren<br />

und sie dadurch wirkungsvoller zu betreiben. 189 Für diese gleichartigen Tätigkeiten wird<br />

eine sog. Funktional-<strong>St</strong>rategie formuliert und versucht, diese zu implementieren. Eine<br />

solche Funktional-<strong>St</strong>rategie betrifft das Management der einem Funktionsbereich<br />

zugerechneten Erfolgspotenziale. 190 Die Bedeutung, die man einer einzelnen Funktional-<br />

<strong>St</strong>rategie - bezogen auf das gesamte <strong>St</strong>rategiekonzept eines Unternehmens - beimisst,<br />

186<br />

Abbildung nach Müller-<strong>St</strong>ewens und Lechner (2003), S. 36.<br />

187<br />

Vgl. <strong>St</strong>aehle (1992), S. 653.<br />

188<br />

Vgl. Müller-<strong>St</strong>ewens (2003), o.S.<br />

189<br />

Vgl. Müller-<strong>St</strong>ewens und Lechner (2003), S. 486 und <strong>St</strong>einmann und Schreyögg (2005), S. 171.<br />

190<br />

Mehr zu Elementbestandteilen, Aufgaben und Ausprägungen zu Funktionsstrategien siehe Müller-<strong>St</strong>ewens und<br />

Lechner (2003), S. 476 ff.


44 Entwicklung eines Bezugsrahmens zur Entstehung von Bildungsstrategien<br />

dürfte vom strategischen <strong>St</strong>ellenwert abhängig sein, den man einer bestimmten Aktivität<br />

hinsichtlich des Erzielens von Wettbewerbsvorteilen einräumt. Dabei lassen sich<br />

Funktional-<strong>St</strong>rategien unterteilen in solche, die sich auf die direkten,<br />

leistungswirtschaftlichen Aktivitäten beziehen (wie etwa die Produktions- oder<br />

Marketingstrategie), und in solche, die indirekt den Wertschöpfungsprozess<br />

unterstützende Aktivitäten zum Gegenstand haben (wie etwa die Personal- oder<br />

Finanzierungsstrategie). Eine typische strategische Frage auf dieser Ebene lautet bei der<br />

Forschungs- und Entwicklungsstrategie, in welche Technologien ein Unternehmen<br />

investieren soll.<br />

• Netzwerk-<strong>St</strong>rategien<br />

Nach oben nimmt die Ausdifferenzierung dort zu, wo Unternehmen sich aufgrund ihres<br />

Branchenkontextes zu Unternehmensnetzwerken zusammenschliessen. Gesprochen wird<br />

hier von Netzwerk-<strong>St</strong>rategien wie z.B. Kooperationen, Partnerschaften, Joint Ventures<br />

etc. Eine typische strategische Frage auf dieser Ebene lautet, welche<br />

Wertschöpfungsaktivitäten man zur Ausschöpfung von Synergiepotenzialen gemeinsam<br />

betreiben will.<br />

• Issue-<strong>St</strong>rategien<br />

Als Letztes ist eine Gestaltungsebene anzuführen, die noch nicht offiziell einer<br />

organisatorischen Ebene zuordenbar ist. Gruppen von Mitarbeitern ev. aus<br />

unterschiedlichen organisatorischen Einheiten haben sich einer aktuellen „strategic issue“<br />

angenommen, einer in ihren Konsequenzen meist noch schwer abschätzbaren<br />

Entwicklung, mit der sie bestimmte Chancen und Risiken verbinden. Zu dieser „strategic<br />

issue“ wird eine strategische Initiative erarbeitet, die es nun zu gestalten gilt.<br />

Ziel eines jeden Unternehmens ist es, auf jeder aufgezeigten Gestaltungsebene einen sog.<br />

Ebenenvorteil 191 gegenüber anderen Unternehmen zu erringen. Dieser verspricht dank<br />

überdurchschnittlicher Leistung überdurchschnittliche Renditen. Dabei ist aber Vorsicht<br />

geboten: Wie in der Abbildung 14 ersichtlich, stehen alle <strong>St</strong>rategien in den<br />

unterschiedlichen Gestaltungsebenen in (Wechsel-)Beziehung zueinander. Das heisst,<br />

Manöver, die sich auf eine der Gestaltungsebenen beziehen, haben normalerweise<br />

Rückkopplungseffekte auf die anderen Gestaltungsebenen.<br />

Wo ist nun eine Bildungsstrategie einzuordnen?<br />

Bei der Bildungsstrategie handelt es sich um eine Teilstrategie, die in engem<br />

Zusammenhang mit der Unternehmensstrategie und der Geschäftsstrategie steht und<br />

191<br />

„Ebenenvorteile sind Vorteile, die einem Unternehmen nur auf dieser Gestaltungsebene zur Verfügung stehen.“<br />

Müller-<strong>St</strong>ewens und Lechner (2003), S. 37.


Entwicklung eines Bezugsrahmens zur Entstehung von Bildungsstrategien 45<br />

einen Handlungsrahmen für die operative Bildungsarbeit im Unternehmen schafft. 192<br />

Diese Teilstrategie kann zum betriebswirtschaftlichen Funktionsbereich der Betrieblichen<br />

Bildung gehören und ist dann eine Funktional-<strong>St</strong>rategie. 193 Eine weitere Möglichkeit<br />

besteht darin, Bildungsstrategien in Form von Issue-<strong>St</strong>rategien im Unternehmen<br />

anzusetzen. Unabhängig davon, auf welcher Gestaltungsebene die Bildungsstrategie<br />

eingegliedert wird, trägt sie als Gegenstand indirekt zu den Aktivitäten, die den<br />

Wertschöpfungsprozess unterstützen, bei.<br />

1.3 Definition des Begriffs Entstehung einer <strong>St</strong>rategie<br />

Schlägt man den Begriff Entstehung im Duden nach, so ist dieser mit „bestehen“, „ sein“,<br />

„beginnen“, „geschaffen“, „hervorgerufen werden“ gleichgesetzt. 194 „Entwicklung“ ist<br />

laut Duden „allmählich entstehen“, „sich stufenweise herausbilden“, „etwas in allen<br />

Einzelheiten darlegen“ und „etwas durch seine Einwirkung auf ein höheres Niveau<br />

heben“. 195 Demnach müssen bei einer Analyse der Entwicklung eines Gegenstandes<br />

Einflussfaktoren analysiert werden, durch die man von aussen auf die Entwicklung<br />

einwirkt. Die Analyse der Entstehung eines Gegenstandes ist im Gegensatz dazu<br />

umfassender: Hier spielen sowohl Einflussfaktoren eine Rolle, auf die eingewirkt werden<br />

kann, aber auch Einflussfaktoren, die von Natur aus einfach existieren und auf keinerlei<br />

Einwirkung reagieren.<br />

Diese Arbeit befasst sich mit der Entstehung von Bildungsstrategien. Demnach sollen im<br />

folgenden Modell nicht nur Einflussfaktoren hinsichtlich dessen herausgearbeitet werden,<br />

wie eine Bildungsstrategie aktiv zu entwickeln ist, sondern auch jenen Einflussfaktoren<br />

Rechnung getragen werden, auf die nicht aktiv eingewirkt werden kann. Der Begriff<br />

Formierung von Bildungsstrategien ist in dieser Dissertation der Bedeutung von<br />

„Entstehung von <strong>St</strong>rategien“ gleich zu setzen.<br />

1.4 Der <strong>St</strong>rategieformierungsprozess<br />

Sollen Einflussfaktoren gefunden werden, die bei der Entstehung der <strong>St</strong>rategie wirken, so<br />

muss der <strong>St</strong>rategieprozess aufgebrochen und detailliert betrachtet werden.<br />

Unzählige Forschungsbeiträge zur Entstehung von <strong>St</strong>rategien sind im Bereich des<br />

<strong>St</strong>rategischen Managements zu finden. Präskriptive und deskriptive<br />

<strong>St</strong>rategieprozessmodelle teilen den <strong>St</strong>rategieentstehungsprozess in diverse Komponenten<br />

oder Phasen auf; verschiedene Denkschulen beleuchten ihn immer wieder von einer<br />

192<br />

Vgl. Merk (1998), S. 62.<br />

193<br />

Vgl. Back, Bendel und <strong>St</strong>oller-Schai (2001), S. 75 f. und Bäumer (1999), S. 86.<br />

194<br />

Vgl. Duden (2002), o.S.<br />

195<br />

Vgl. Duden (2002), o.S.


46 Entwicklung eines Bezugsrahmens zur Entstehung von Bildungsstrategien<br />

anderen Seite. 196 Das deskriptive Vorgehen hat zum Ziel, Erklärungsmodelle zur<br />

tatsächlichen Bildung von <strong>St</strong>rategien vorzulegen. Es steht im Gegensatz zum<br />

präskriptiven Vorgehen, bei dem Vorschläge unterbreitet werden, wie bei der Findung<br />

und Umsetzung der <strong>St</strong>rategie vorzugehen ist. Wie im letzten Unterkapitel erläutert, wird<br />

in der vorliegenden Arbeit die Entstehung von Bildungsstrategien analysiert. Dabei<br />

werden sowohl Einflussfaktoren betrachtet, auf die eingewirkt werden kann, als auch<br />

solche, die von Natur aus einfach existieren und auf keinerlei Einwirkung reagieren. Aus<br />

diesem Grunde sind die deskriptiven <strong>St</strong>rategieprozessmodelle für diese Arbeit von<br />

Erkenntnisinteresse.<br />

Eine der bekanntesten deskriptiven Theorien zur Formierung von <strong>St</strong>rategien ist das<br />

Modell von Mintzberg über die emergenten und beabsichtigten <strong>St</strong>rategien, welches in der<br />

Abbildung 15 dargestellt ist. 197<br />

Deliberate<br />

<strong>St</strong>rategy<br />

Intended <strong>St</strong>rategy Realized <strong>St</strong>rategy<br />

Unrealized<br />

<strong>St</strong>rategy<br />

Emergent<br />

<strong>St</strong>rategy<br />

Abbildung 15: Formierung von <strong>St</strong>rategien 198<br />

Mintzberg gelang es, empirisch aufzuzeigen, dass die letztendlich realisierten <strong>St</strong>rategien<br />

in einem Unternehmen oft nicht mit den ursprünglich intendierten übereinstimmen,<br />

sondern mehr oder weniger stark von diesen abweichen. Dabei lassen sich folgende Arten<br />

von <strong>St</strong>rategien unterscheiden: Erstens <strong>St</strong>rategien, die beabsichtigt (intended) und<br />

anschliessend vollständig realisiert (realized) werden. Diese <strong>St</strong>rategien werden als<br />

„deliberate strategies“ bezeichnet. Zweitens treten Situationen auf, in denen <strong>St</strong>rategien<br />

zwar intendiert sind, sich jedoch bei ihrer Umsetzung als nicht durchführbar erweisen<br />

und in der Folge aufgegeben werden. Sie enden als „unrealized strategies“. Drittens gibt<br />

es <strong>St</strong>rategien, die sich zu einem kohärenten, strategischen Muster fügen, ohne dass sie<br />

196<br />

Vgl. Mintzberg, Ahlstrand, Lampel (1998), S. 9 f.<br />

197<br />

Vgl. Mintzberg (1987), S. 11 f.<br />

198<br />

Abbildung nach Müller-<strong>St</strong>ewens und Lechner (2003), S. 69.


Entwicklung eines Bezugsrahmens zur Entstehung von Bildungsstrategien 47<br />

explizit formuliert werden. Einzelne zusammenhangslose Handlungen verdichten sich<br />

über die Zeit zu einer unbeabsichtigten Ordnung. <strong>St</strong>rategien dieses Typus werden<br />

„emergent strategy“ genannt.<br />

Ein weiteres <strong>St</strong>rategieprozessmodell ist das auf dem <strong>St</strong>rategiemodell der Harvard<br />

Business School von Andrews basierende Modell der <strong>St</strong>rategischen Planung in<br />

Abbildung 16. 199 Zwar verfolgt es eine präskriptive Betrachtungsweise, doch wegen<br />

seiner weiten Verbreitung, vor allem auch in der Praxis und seiner damit einhergehenden<br />

Bedeutung für die Erhebungen der empirischen Untersuchungen dieser Arbeit 200 soll es<br />

an dieser <strong>St</strong>elle angeführt werden. Unterschieden wird hier zwischen der Phase der<br />

<strong>St</strong>rategieformulierung (deciding what to do) und und der Phase der<br />

<strong>St</strong>rategieimplementierung (achieving results) der <strong>St</strong>rategieentstehung: „While the<br />

emphasis of formulation lies on making strategic decisions, implementation deals with<br />

how to transfer these decisions into actions in order to generate some predefined<br />

output.“ 201<br />

<strong>St</strong>rategieformulierung<br />

<strong>St</strong>rategieimplementierung<br />

Abbildung 16: <strong>St</strong>rategieentstehungsprozess der <strong>St</strong>rategischen Planung 202<br />

Wird der Argumentationslogik des <strong>St</strong>rategieentstehungsprozesses der <strong>St</strong>rategischen<br />

Planung gefolgt, so wird das <strong>St</strong>rategische Management auf die reaktive Umsetzung der<br />

Vorgaben der <strong>St</strong>rategie reduziert; ihr Einfluss auf die organisatorischen Prozesse, welche<br />

zur Entwicklung der strategischen Pläne führen, wird ausgeblendet. 203 In der Praxis ist<br />

jedoch insofern auch eine umgekehrte Wirkungsrichtung festzustellen, als<br />

Organisationsstruktur und -kultur auf die betreffende zu gestaltende <strong>St</strong>rategie einwirken,<br />

d.h. ein bestimmtes strategisches Verhalten ermöglichen oder eine andere <strong>St</strong>rategie<br />

204 und 205<br />

verhindern, obwohl diese der Situation möglicherweise besser angemessen wäre.<br />

199 Vgl. <strong>St</strong>aehle (1992), S. 603 f.<br />

200 Siehe Anhang B: Interviewleitfaden für die Experteninterviews.<br />

201 Lechner (2005), S. 23.<br />

202 Abbildung nach Andresen (2003), S. 195.<br />

203 „<strong>St</strong>ructure follows <strong>St</strong>rategy“, siehe Chandler (1962), zit. in Andresen (2003), S. 55.<br />

204<br />

„<strong>St</strong>rategy follows <strong>St</strong>ructure“, siehe z.B. Miles und Snow (1978); Mintzberg (1978); Hall und Saias (1980), zit. in<br />

Andresen (2003), S. 58.<br />

205 Siehe auch Hauptkapitel II, Unterkapitel 2.2.1 „Positionierung im Feld der Betrieblichen Bildung“, Bemerkungen<br />

zur <strong>St</strong>rategischen Entwicklung im <strong>Bildungsmanagement</strong>.


48 Entwicklung eines Bezugsrahmens zur Entstehung von Bildungsstrategien<br />

Der <strong>St</strong>rategieformierungsprozess wurde mit den zwei vorgestellten Theorien<br />

aufgebrochen. Dadurch ist eine differenzierte theoretische und empirische<br />

Betrachtungsweise möglich.<br />

1.5 Der integrative Arbeitsrahmen nach Chakravarthy et al.<br />

In diesem Unterkapitel soll der integrative Arbeitsrahmen für <strong>St</strong>rategische Forschung<br />

von Chakravarthy et al. vorgestellt werden. Dieser Arbeitsrahmen soll helfen, „the<br />

contours of a field devoted to shaping, implementing, and changing strategy” 206 zu<br />

definieren. Das Aufzeigen dieses Arbeitsrahmens hat den Zweck, die im nachfolgenden<br />

Kapitel dargestellten Vorgehensmodelle zur Entstehung von Bildungsstrategien ins<br />

grosse Feld der strategischen Forschung einzuordnen und einerseits die Auswahl der<br />

Modelle sowie andererseits die Wahl der Modelle zueinander zu begründen.<br />

Der Arbeitsrahmen nach Chakravarthy et al. besteht aus folgenden vier Dimensionen: 207<br />

<strong>St</strong>rategy<br />

Dynamic<br />

OrganizationalContext<br />

and Decision and<br />

Action Premises<br />

Outcomes of<br />

Decisions<br />

and Actions<br />

Adapting to Changes<br />

in the Business Context<br />

Business<br />

Context<br />

Feedforward<br />

Learning<br />

Innovating<br />

Realizing<br />

PURPOSE<br />

(<strong>St</strong>rategy Dynamic)<br />

ORGANIZATIONAL<br />

CONTEXT<br />

Management<br />

Systems<br />

Informal<br />

Organization<br />

CORE ELEMENTS OF THE<br />

STRATEGY PROCESS<br />

Decisions Actions<br />

Competitive<br />

Position<br />

Decision & Action Premises<br />

Accumulating Protecting<br />

Distincitve<br />

Competencies<br />

Leveraging<br />

Managing<br />

Expectations<br />

Feedback<br />

Learning<br />

Financial<br />

Market<br />

Evaluation<br />

Firm<br />

Performance<br />

Abbildung 17: Integrierter Arbeitsrahmen für <strong>St</strong>rategische Forschung 208<br />

206<br />

Chakravarthy et al. (2003), S. 1.<br />

207<br />

Vgl. Chakravarthy et al. (2003), S. 5 und Lechner (2005), S. 34.<br />

208<br />

Abbildung nach Chakravarthy et al. (2003), S. 5.


Entwicklung eines Bezugsrahmens zur Entstehung von Bildungsstrategien 49<br />

• Adapting to Changes in the Business Context<br />

Die unterste Ebene der Abbildung veranschaulicht, wie eine <strong>St</strong>rategie auf die<br />

Wettbewerbsposition (engl. Competitive Position) und die kennzeichnende Kompetenz<br />

(engl. Distinctive Competencies) einer Unternehmung wirkt. Diese Beziehung wird mit<br />

dem Geschäftskontext (engl. Business Context) und der Unternehmensleistung (engl.<br />

Firm Performance) in Bezug gebracht. Zur Bemessung der Unternehmensleistung spielt<br />

die wirksame Kommunikation des Unternehmens gegenüber den Finanzmärkten (engl.<br />

Financial Market Evaluation) eine entscheidende Rolle.<br />

• Outcomes of Decisions and Actions<br />

Entscheidungen (engl. Decisions) und Handlungen (engl. Actions) werden als die<br />

Kernelemente des <strong>St</strong>rategieprozesses betrachtet. Die Autoren unterstützen, dass<br />

<strong>St</strong>rategien durch emergente und geplante Handlungen entstehen, welche die vorher<br />

getroffenen Entscheidungen implementieren. Die Entscheidungen und Handlungen<br />

werden durch Feedback- und Feedforward-Lernen kontinuierlich revidiert.<br />

<strong>St</strong>rategieformulierung und -implementierung sind eng miteinander verbunden.<br />

Beziehungen bestehen zwischen den Entscheidungen und Handlungen eines<br />

Unternehmens, der Identifikation und Verwirklichung einer Wettbewerbsposition sowie<br />

zwischen der Ansammlung, Beschützung und Hebelkraft der kennzeichnenden<br />

Kompetenzen eines Unternehmens.<br />

• Organizational Context and Decision and Action Premises<br />

Die dritte Dimension des Arbeitsrahmens beleuchtet, wie der Organisationskontext (engl.<br />

Organizational Context) eines Unternehmens die Bedingungen von Entscheidung und<br />

Handlung im Unternehmen beeinflusst. Dabei umfasst der Organisationskontext das<br />

Unternehmensmanagementsystem (engl. Management System) und die informelle<br />

Organisation (engl. Informal Organization). „Management-Systeme dienen der Diagnose,<br />

Planung und Kontrolle betrieblicher Aktivitäten. Sie bilden unternehmensinterne und<br />

externe Vorgänge ab und bereiten die dabei gewonnenen Daten als Informationen, d.h.<br />

als zweckbezogenes Wissen auf.“ 209 Sie zeigen damit die formal bestehende Organisation<br />

auf. Im Gegensatz dazu steht die informelle Organisation: „Informelle Gruppen gründen<br />

auf persönlichen Wünschen und Sympathiegefühlen. In Arbeitssituationen beobachtet<br />

man, dass neben den formellen Gruppenbeziehungen zwischen bestimmten Personen<br />

formal nicht vorgesehene Kontakte auftreten, die zu sehr einflussreichen<br />

209 Müller-<strong>St</strong>ewens und Lechner (2003), S. 456.


50 Entwicklung eines Bezugsrahmens zur Entstehung von Bildungsstrategien<br />

Gruppenbildungen führen können. (…) Informelle Gruppen sind mitunter netzwerkartig<br />

miteinander verbunden, man spricht dann analog von der informellen Organisation.“ 210<br />

• <strong>St</strong>rategy Dynamic<br />

Zeit ist für alle erwähnten Elemente von Bedeutung. Der oberste Teil des Arbeitsrahmens<br />

nimmt auf diese dynamische Wechselwirkung Bezug. Er zeigt das dynamische<br />

Gleichgewicht, welches das Topmanagement des Unternehmens zu halten versucht,<br />

indem es die relevanten <strong>St</strong>rategie-Dynamiken (engl. <strong>St</strong>rategy Dynamic) kontinuierlich<br />

redefiniert.<br />

1.6 Implikationen für die Auswahl der Vorgehensmodelle zur Analyse<br />

der Entstehung von Bildungsstrategien<br />

Bei der Recherche nach einem Vorgehensmodell zur Analyse der Entstehung von<br />

Bildungsstrategien konnten in der Literatur zwei Vorgehensmodelle ausfindig gemacht<br />

werden, die sich dazu eignen. Die beiden Vorgehensmodelle werden im nächsten Kapitel<br />

dargestellt. Weshalb wurden ausgerechnet sie gewählt? Die letzten fünf Unterkapitel<br />

legten dazu die theoretische Basis, da aus ihnen Implikationen für die Auswahl der<br />

beiden Vorgehensmodelle abgeleitet werden können. An dieser <strong>St</strong>elle sollen diese<br />

Implikationen kurz erläutert werden.<br />

Wie bereits einleitend zu Beginn des Hauptkapitels aufgeführt, besteht das Ziel des zu<br />

entwickelnden Bezugsrahmens darin, die in der Literatur zu findenden Komponenten zur<br />

Entstehung von Bildungsstrategien strukturiert zusammenzuführen und dort, wo keine<br />

Literatur vorhanden ist, eine vom generellen <strong>St</strong>rategischen Management deduzierte<br />

Theorie zur Entstehung von Bildungsstrategien zu entwickeln. Dabei haben die im<br />

nächsten Kapitel ausgewählten Vorgehensmodelle die Funktion, die<br />

Zusammenführungen der einzelnen Komponenten aus der Literatur und die neu<br />

entwickelten Konzepte zu strukturieren.<br />

Hinweise dazu, wie diese Vorgehensmodelle strukturiert sein sollen, enthalten die<br />

theoretischen Ausführungen zum <strong>St</strong>rategieformierungsprozess, 211 der auch im<br />

Arbeitsrahmen von Chakravarthy et al. als Kernelement mit der zuvor beschriebenen,<br />

zweiten Dimension „Outcomes of Decisions and Actions“ im Zentrum steht. Emergente<br />

wie auch geplante Handlungen, <strong>St</strong>rategieformulierung und <strong>St</strong>rategieimplementierung<br />

müssen in den Vorgehensmodellen berücksichtigt werden.<br />

210 <strong>St</strong>einmann und Schreyögg (2005), S. 596.<br />

211 Siehe Unterkapitel 1.4 „Der <strong>St</strong>rategieformierungsprozess“.


Entwicklung eines Bezugsrahmens zur Entstehung von Bildungsstrategien 51<br />

Welche Dimensionen die Vorgehensmodelle inhaltlich zu berücksichtigen haben,<br />

vermittelt der Arbeitsrahmen von Chakravarthy et al. Die Dimensionen „Outcomes of<br />

Decisions and Actions“ und „<strong>St</strong>rategy Dynamic“ müssen in den weiteren Ausführungen<br />

des Bezugsrahmens nicht mehr weiter betrachtet werden: Es ist nicht anzunehmen, dass<br />

diese beiden Dimensionen, die erklären, wie <strong>St</strong>rategien prozessual entstehen, weitere<br />

Elemente bei der Entstehung von Bildungsstrategien finden. Als Funktional- oder Issue-<br />

<strong>St</strong>rategien entstehen Bildungsstrategien prozessual gleich wie andere <strong>St</strong>rategien. 212 Dies<br />

ist jedoch bei der inhaltlichen Dimension „Organizational Context and Decision and<br />

Action Premises“ anders. Diese Dimension hat einen grossen Einfluss auf die<br />

Ausgestaltung der Bildungsstrategie. Genau gleich verhält es sich mit der Dimension<br />

„Adapting to Changes in the Business Context“. Die einzelnen Komponenten -<br />

Wettbewerbsposition, kennzeichnende Kompetenz, Geschäftskontext sowie<br />

Unternehmensleistung - und deren Beziehung zueinander bestimmen massgebend, wie<br />

eine Bildungsstrategie schlussendlich aussieht. Beide Dimensionen gehören der sog.<br />

Inhaltsforschung an. 213<br />

Somit kann folgendes Fazit gezogen werden: Da die zwei Dimensionen die Formierung<br />

von Bildungsstrategien prägen, müssen die verschiedenen Elemente der einzelnen<br />

Dimensionen in den Vorgehensmodellen inhaltlich abgedeckt werden. Die Komponente<br />

Evaluation des Finanzmarktes ist jedoch in den weiteren Ausführungen vernachlässigbar,<br />

da auf dem Finanzmarkt die ganze Unternehmensleistung bewertet wird und nicht die<br />

Leistung des unternehmensinternen Bildungsbereichs im Einzelnen.<br />

2 VORGEHENSMODELLE ZUR ENTWICKLUNG EINES<br />

BEZUGSRAHMENS ZUR ANALYSE DER ENTSTEHUNG<br />

VON BILDUNGSSTRATEGIEN<br />

In den folgenden Ausführungen werden der „General Management Navigator“ (GMN)<br />

und der „Bezugsrahmen Gestaltungsfelder eines innovationsorientierten<br />

<strong>Bildungsmanagement</strong>s“ als die zwei ausgewählten Vorgehensmodelle zur Entwicklung<br />

eines Bezugsrahmens zur Analyse der Entstehung von Bildungsstrategien vorgeschlagen.<br />

Wie diese beiden Vorgehensmodelle einerseits mit dem Arbeitsrahmen von Chakravarthy<br />

et al. und andererseits miteinander zusammenhängen, wird am Ende dieses 2. Kapitels<br />

aufgeführt. Die daraus folgenden Implikationen für den weiteren Verlauf der Arbeit<br />

werden damit am Ende des Kapitels deutlich.<br />

212 Siehe Unterkapitel 1.2 „Gestaltungsebenen von <strong>St</strong>rategien“.<br />

213 Siehe Hauptkapitel I, Unterkapitel 2.1 „Forschungsziel und Forschungsfrage“.


52 Entwicklung eines Bezugsrahmens zur Entstehung von Bildungsstrategien<br />

2.1 Der General Management Navigator (GMN)<br />

Mit dem General Management Navigator (GMN) entwickelten die Autoren Müller-<br />

<strong>St</strong>ewens und Lechner einen Bezugsrahmen, der „Führungskräften für die Entwicklung<br />

und Verwirklichung ihrer strategischen Initiativen ein möglichst flexibles Raster für<br />

einen Arbeits- und Problemlösungsprozess anbietet.“ 214 Dabei spielt es keine Rolle, auf<br />

welcher Gestaltungsebene der <strong>St</strong>rategieentstehung bzw. -verwirklichung<br />

(Unternehmens-, Geschäfts-, Funktional-, Netzwerk- oder Issue-<strong>St</strong>rategie) 215 man sich<br />

bewegt. 216<br />

Der Bezugsrahmen umfasst 4+1 Felder: Initiierung, Positionierung, Wertschöpfung,<br />

Veränderung und Performance-Messung (vgl. Abbildung 18). Durch diese Bereiche<br />

werden nicht nur die Arbeitsfelder der <strong>St</strong>rategieentstehung abgedeckt, sondern auch der<br />

Prozess der <strong>St</strong>rategieentstehung wird durch die horizontale Achse abgebildet. Ferner liegt<br />

der Fokus mit der vertikalen Achse von Genese versus Wirksamkeit nicht nur auf der<br />

<strong>St</strong>rategieformulierung, sondern auch auf der Implementierung. Dabei wird aber durch die<br />

Verwendung der Begrifflichkeit Genese versus Wirksamkeit gleichwohl auf die von<br />

Mintzberg beschriebenen, emergenten <strong>St</strong>rategien Rücksicht genommen. 217<br />

Prozess<br />

Wie?<br />

Initiierung<br />

Veränderung<br />

Genese<br />

Performance<br />

Messung<br />

Wirksamkeit<br />

Positionierung<br />

Wertschöpfung<br />

Inhalt<br />

Was?<br />

Abbildung 18: Bezugsrahmen des General Management Navigator (GMN) 218<br />

214 Müller-<strong>St</strong>ewens und Lechner (2003), S. 7.<br />

215 Siehe 1. Kapitel, Unterkapitel 1.2 „Gestaltungsebenen von <strong>St</strong>rategien“.<br />

216 Vgl. Müller-<strong>St</strong>ewens und Lechner (2003), S. 32.<br />

217 Siehe 1. Kapitel, Unterkapitel 1.4 „<strong>St</strong>rategieformierungsprozess“.<br />

218 Abbildung nach Müller-<strong>St</strong>ewens und Lechner (2003), S. 27.


Entwicklung eines Bezugsrahmens zur Entstehung von Bildungsstrategien 53<br />

Ausgangspunkt der <strong>St</strong>rategieentstehung sind strategische Initiativen (Feld 1). 219 Darunter<br />

sind Impulse zu verstehen, die die Entwicklung des Unternehmensbereichs in<br />

signifikanter Weise betreffen. 220 Die zentrale Frage lautet hier: Wie sollen strategische<br />

Initiativen und/oder ihr Kontext gestaltet werden? <strong>St</strong>rategische Initiativen richten sich bei<br />

der Positionierung auf das Aussenverhältnis eines Unternehmens (Feld 2). Kernfrage ist<br />

hier: Wie soll der betreffende Gestaltungsbereich gegenüber seinen Anspruchsgruppen<br />

positioniert werden (Aussenverhältnis)? Die Position eines Unternehmens steht in enger<br />

Verbindung mit seinem Innenleben, d.h. mit seinen Fähigkeiten und wertschöpfenden<br />

Prozessen (Feld 3). Hier wird der Frage nachgegangen, wie die Wertschöpfung des<br />

betreffenden Gestaltungsbereichs organisiert ist (Innenverhältnis). <strong>St</strong>rategische Initiativen<br />

müssen nicht nur lanciert und inhaltlich ausgefüllt werden, sie müssen auch operative<br />

Wirksamkeit entfalten und Veränderungen bewirken (Feld 4). Hier kristallisiert sich die<br />

folgende Frage heraus: Wie sollen strategische Initiativen wirksam werden und den<br />

Gestaltungsbereich bzw. das Unternehmen verändern? Und schliesslich gilt es<br />

strategische Initiativen von ihrer Genese bis zum Erlangen der Wirksamkeit zu<br />

beobachten und deren Auswirkungen zu messen (Feld 5). Hier stellt sich die<br />

Schlüsselfrage: Wie sollen die strategischen Initiativen des Gestaltungsbereiches<br />

beobachtet und beurteilt werden?<br />

2.2 Bezugsrahmen Gestaltungsfelder eines innovationsorientierten<br />

<strong>Bildungsmanagement</strong>s<br />

„Der nachfolgend skizzierte Bezugsrahmen grenzt potenzielle Gestaltungsfelder für die<br />

<strong>St</strong>rategiebildung und Implementierung von Bildungsinnovationen in Organisationen ab.<br />

Es wird davon ausgegangen, dass eine qualitativ hochwertige und nachhaltige<br />

Implementierung von (technologieunterstützten) Bildungsinnovationen in Unternehmen<br />

die kompetente Gestaltung der folgenden Bereiche erfordert:“ 221<br />

219 Vgl. Müller-<strong>St</strong>ewens und Lechner (2003), S. 27 ff.<br />

220 Vgl. Seufert und Meier (2007), S. 4.<br />

221 Diesner, Seufert und Euler (2006), S. 16.


54 Entwicklung eines Bezugsrahmens zur Entstehung von Bildungsstrategien<br />

Organisation<br />

Flexibilität und Effizienz<br />

von <strong>St</strong>rukturen und<br />

Prozessen<br />

Kultur<br />

Innovationsbereitschaft,<br />

Selbstorganisation<br />

<strong>St</strong>rategieentwicklung<br />

Implementierung<br />

Didaktik<br />

Nachhaltiger Lernerfolg<br />

(fachlich, überfachlich)<br />

Technologie<br />

<strong>St</strong>abilität und<br />

problemgerechte<br />

Funktionalität<br />

Effizienz und Effektivität<br />

des Ressourceneinsatzes<br />

Ökonomie<br />

Abbildung 19: Bezugsrahmen Gestaltungsfelder eines innovationsorientierten<br />

<strong>Bildungsmanagement</strong>s 222<br />

Der Bezugsrahmen ist in die <strong>St</strong>rategieentwicklung und in fünf Dimensionen der<br />

Implementierung der entsprechenden Bildungsmassnahme gegliedert. 223 Die<br />

<strong>St</strong>rategieentwicklung bestimmt die Zielsetzung und somit auch die Massstäbe zur<br />

Beurteilung der Faktoren zur nachhaltigen Implementierung. Sie richtet die<br />

Implementierungsaktivitäten aus und gewährleistet gleichzeitig eine Anbindung an die<br />

übergreifenden strategischen Entscheidungen des Unternehmens.<br />

Die Dimensionen der Implementierung lassen sich wie folgt beurteilen: 224<br />

• Didaktische Dimension<br />

Im Mittelpunkt der Implementierungsaktivitäten steht die didaktische Dimension.<br />

Letztlich müssen sich alle Aus- und Weiterbildungsmassnahmen an der Frage messen<br />

222 Abbildung nach Diesner, Seufert und Euler (2006), S. 16.<br />

223 Vgl. Euler und Seufert (2005b), S. 7 ff.<br />

224 Vgl. Diesner, Seufert und Euler (2006), S. 17 ff. und Euler und Seufert (2004), S. 25.


Entwicklung eines Bezugsrahmens zur Entstehung von Bildungsstrategien 55<br />

lassen, inwieweit sie ausgewiesene fachliche und überfachliche Lernziele erreichen, und<br />

dies zudem besser als es mit weniger aufwändigen Lernszenarien möglich wäre.<br />

• Organisatorische Dimension<br />

Diese Dimension zielt auf die Gestaltung der <strong>St</strong>rukturen und Prozesse in<br />

Bildungsorganisationen. Wie lässt sich die für die innovativen Ausbildungsmassnahmen<br />

erforderliche Infrastruktur im Unternehmen organisatorisch verankern? Wie können die<br />

Abläufe transparent, aber auch flexibel definiert werden? Wie sollen Beratungs- und<br />

Qualifizierungsprozesse, Erfahrungsaustausch und Wissensmanagement,<br />

Kommunikationspolitik, Qualitätsmanagement u.a. auf eine stabile Grundlage gestellt<br />

werden?<br />

• Sozio-kulturelle Dimension<br />

Flexibilität und Effizienz formaler Organisationsstrukturen alleine sind nicht ausreichend,<br />

um die kulturellen Veränderungen, die der Einsatz von innovativen und kreativen<br />

Lernformen mit sich führt, zu bewältigen. Die sozio-kulturelle Dimension nimmt die<br />

Herausforderung an, dass die Integration neuer Medien und Lernmethoden in eine<br />

tradierte Praxis mit der Veränderung von Gewohnheiten und Einstellungen verbunden ist.<br />

Als übergreifendes Ziel steht somit die Erhöhung der Innovationsbereitschaft der<br />

Beteiligten im Vordergrund: Wie können die Einstellungen der Akteure bzw.<br />

Innovationsbeteiligten verändert werden und wie lassen sich diese dazu bewegen,<br />

dauerhaft und aus eigener Kraft Innovations- und Diffusionsprozesse in Gang zu setzen?<br />

• Technologische Dimension<br />

Die technologische Dimension fokussiert auf die Frage nach der Bereitstellung einer<br />

problemgerechten technischen Funktionalität. Die für die Umsetzung der<br />

medienunterstützten Lernumgebungen benötigten Funktionen sollen in einer stabilen und<br />

möglichst bedienerfreundlichen Form verfügbar sein. Die <strong>St</strong>abilität der technischen<br />

Infrastruktur ist eine notwendige Grundanforderung für die Diffusion von E-Learning<br />

Aktivitäten.<br />

• Ökonomische Dimension<br />

Diese Dimension greift die Frage nach einem effektiven und effizienten<br />

Ressourceneinsatz auf. Werden ökonomische Gestaltungsaspekte ausser Acht gelassen,<br />

besteht die Gefahr, dass qualitativ ansprechende, auf Dauer finanziell aber nicht tragbare<br />

Lernumgebungen entstehen.


56 Entwicklung eines Bezugsrahmens zur Entstehung von Bildungsstrategien<br />

2.3 Implikationen der beiden Vorgehensmodelle für die weitere Arbeit<br />

Welches der beiden Vorgehensmodelle soll nun für die Entwicklung eines<br />

Bezugsrahmens zur Analyse der Entstehung von Bildungsstrategien ausgewählt werden<br />

und warum?<br />

Ohne Zweifel erfüllen beide Modelle die Funktion der <strong>St</strong>rukturierung des<br />

<strong>St</strong>rategieentstehungsprozesses. Der strukturelle Fokus beim GMN liegt infolge seiner<br />

vertikal verlaufenden Achse von Genese versus Wirksamkeit nicht nur auf der<br />

<strong>St</strong>rategieformulierung, sondern ebenso auf der Implementierung. Die von Mintzberg<br />

beschriebenen, emergenten <strong>St</strong>rategien werden darin gleichwohl berücksichtigt. 225 Beim<br />

Bezugsrahmen für innovationsorientiertes <strong>Bildungsmanagement</strong> liegt der Schwerpunkt<br />

auf der Implementierung. Basierend auf den ausgeführten Implikationen für die Auswahl<br />

der Vorgehensmodelle würde es daher aus struktureller Sicht genügen, den GMN als<br />

Vorgehensmodell für die Entwicklung eines Bezugsrahmens zur Analyse der Entstehung<br />

von Bildungsstrategien zu verwenden.<br />

Inhaltlich entspricht das Feld Positionierung des GMN der Dimension „Adapting to<br />

Changes in the Business Context“ wie auch das Feld Wertschöpfung der Dimension<br />

„Organizational Context and Decision and Action Premises“ des Arbeitsrahmens von<br />

Chakravarthy et al. Somit würden beide abzudeckenden Dimensionen durch den GMN<br />

berücksichtigt. 226 Allerding bezieht sich die Wertschöpfung des GMN vor allem auf die<br />

Implementierung ökonomischer Art: Wie der Ressourceneinsatz effizient und effektiv<br />

gestaltet werden kann, ist hier zentrale Frage. Der Bezugsrahmen für<br />

innovationsorientiertes <strong>Bildungsmanagement</strong> umfasst auch die für die Implementierung<br />

wichtige Dimension des „Organizational Context and Decision and Action Premises“.<br />

Gezeigt wird, dass es bei der Implementierung einer Bildungsstrategie neben dem<br />

ökonomischen Gestaltungsfeld auch noch weitere Gebiete zu berücksichtigen gilt. Damit<br />

legt der Bezugsrahmen für innovationsorientiertes <strong>Bildungsmanagement</strong> das<br />

Schwergewicht nur auf eine nach dem Arbeitsrahmen von Chakravarthy et al. zu<br />

berücksichtigende Dimension, beschäftigt sich aber in dieser Dimension spezifisch mit<br />

der Implementierung von <strong>St</strong>rategien im <strong>Bildungsmanagement</strong>.<br />

Daraus ergibt sich der weitere Verlauf der vorliegenden Arbeit:<br />

225 Siehe Beschreibung im Unterkapitel 2.1 „Der General Management Navigator (GMN)“.<br />

226 Siehe abzudeckende inhaltliche Dimensionen im 1. Kapitel, Unterkapitel 1.6 „Implikationen für die Auswahl der<br />

Vorgehensmodelle zur Analyse der Entstehung von Bildungsstrategien“.


Entwicklung eines Bezugsrahmens zur Entstehung von Bildungsstrategien 57<br />

Prozessphasen bei<br />

der <strong>St</strong>rategieentstehung<br />

Entstehung von<br />

<strong>St</strong>rategien<br />

(Hauptkapitel III,<br />

3. Kapitel)<br />

Entstehung von<br />

Bildungsstrategien<br />

(Hauptkapitel III,<br />

4. Kapitel)<br />

Initiierung Kapitel 3.1 Kapitel 4.1<br />

Positionierung Kapitel 3.2 Kapitel 4.2<br />

Wertschöpfung Kapitel 3.3 Kapitel 4.3<br />

Veränderung Kapitel 3.4 Kapitel 4.4<br />

Emergente<br />

<strong>St</strong>rategien<br />

Bestehen, können aber theoretisch nicht<br />

einzeln herauskristallisiert werden.<br />

Abbildung 20: Aufbau des 3. und 4. Kapitels 227<br />

Weil der GMN beide abzudeckenden Dimensionen des Arbeitsrahmens von<br />

Chakravarthy et al. beinhaltet, wird er als Vorgehensmodell zur Analyse der Entstehung<br />

von Bildungsstrategien ausgewählt. Dabei wird nach der <strong>St</strong>ruktur des GMN - Initiierung,<br />

Positionierung, Wertschöpfung und Veränderung - zuerst die Entstehung von <strong>St</strong>rategien<br />

allgemein aufgezeigt (3. Kapitel). Auf dieser Basis wird anschliessend ein erster<br />

Bezugsrahmen zur Entstehung von Bildungsstrategien entwickelt (4. Kapitel). Der<br />

theoretische Fokus des zu entwickelnden Bezugsrahmens liegt somit einerseits auf der<br />

<strong>St</strong>rategieformulierung und andererseits auf der <strong>St</strong>rategieimplementierung in Bezug auf<br />

das ökonomische Gestaltungsfeld von Bildungsstrategien. Das Feld Performance<br />

Messung des GMN ist nicht Bestandteil dieser Arbeit. Mit dem Bezugsrahmen für<br />

innovationsorientiertes <strong>Bildungsmanagement</strong> existiert bereits ein Bezugsrahmen dafür,<br />

wie Bildungsstrategien zu implementieren sind. Dieser muss daher nicht mehr speziell<br />

entwickelt werden.<br />

Was die Existenz von ungeplanten, emergenten Faktoren bei der <strong>St</strong>rategieentstehung<br />

anbelangt, wird in dieser Arbeit auf das Modell von Mintzberg verwiesen. 228 Zur Analyse<br />

der Entstehung von Bildungsstrategien können diese Faktoren jedoch nicht theoretisch<br />

einzeln herauskristallisiert und betrachtet werden. Bei den empirischen Untersuchungen<br />

hingegen lässt sich ihr Einfluss durch die Darstellung der realisierten<br />

<strong>St</strong>rategieimplementierung indirekt aufzeigen. 229<br />

227 Eigene Darstellung.<br />

228 Siehe 1. Kapitel, Unterkapitel 1.4 „Der <strong>St</strong>rategieformierungsprozess“.<br />

229 Siehe Hauptkapitel IV „Empirische Untersuchungen“.


58 Entwicklung eines Bezugsrahmens zur Entstehung von Bildungsstrategien<br />

3 ANALYSE DER ENTSTEHUNG VON STRATEGIEN<br />

In diesem 3. Kapitel wird anhand des bereits vorgestellten Vorgehensmodells des<br />

GMN 230 die Entstehung von <strong>St</strong>rategien allgemein analysiert. Unterteilt ist das Kapitel in<br />

die Phasen Initiierung, Positionierung, Wertschöpfung und Veränderung. Aus den<br />

einzelnen Vorgehensinhalten werden Fragestellungen abgeleitet. Diese dienen im<br />

nächsten Kapitel, in dem es um die Entstehung von Bildungsstrategien geht, als<br />

Ausgangspunkt.<br />

3.1 Initiierung<br />

Ausgangspunkt der <strong>St</strong>rategieentstehung sind strategische Initiativen. Hierbei stellt sich<br />

die zentrale Frage, auf welche Art und Weise eine strategische Initiative und/oder ihr<br />

Kontext in einer Organisation gestaltet werden soll. 231 Letztendlich geht es darum, „ein<br />

Spannungsfeld aufzubauen: einerseits planerisch und interventionistisch tätig zu sein und<br />

dabei gleichzeitig die nicht planbaren Entwicklungen nicht zu unterschätzen, sondern<br />

eigendynamischen, emergenten Prozessen Raum zu schaffen und sie zu integrieren.“ 232<br />

Müller-<strong>St</strong>ewens und Lechner (2003) formulieren treffend:<br />

„Ein dritter Weg zwischen einer synoptischen Totalplanung und einem<br />

sich evolutionär entfaltenden „muddling through“ ist zu finden.“ 233<br />

Daher soll der folgende Bezugsrahmen die Möglichkeiten aufzeigen, die in der<br />

Initiierungsphase bestehen, um eine strategische Initiative prozessual auszugestalten,<br />

ohne dabei jedoch das Emergenzphänomen aus den Augen zu verlieren.<br />

Betreffend der Gestaltung der Initiierungsphase einer strategischen Initiative lassen sich<br />

nach Müller-<strong>St</strong>ewens und Lechner sechs Dimensionen unterscheiden, wobei die<br />

Dimensionen des Bezugsrahmens jeweils in Form eines Kontinuums präsentiert werden,<br />

an dessen Enden zwei entgegengesetzte Optionen liegen. Der Bezugsrahmen ist in der<br />

nachfolgenden Abbildung im Überblick dargestellt und wird anschliessend<br />

zusammenfassend dargelegt: 234<br />

230 Siehe 2. Kapitel, Unterkapitel 2.1 „Der General Management Navigator (GMN)“.<br />

231 Vgl. Müller-<strong>St</strong>ewens und Lechner (2003), S. 27 ff.<br />

232 Seufert und Meier (2007), S. 7.<br />

233 Müller-<strong>St</strong>ewens und Lechner (2003), S. 78.<br />

234<br />

Vgl. Müller-<strong>St</strong>ewens und Lechner (2003), S. 79 ff. Siehe dazu auch Doppler und Lauterburg (2005), S. 217 ff.<br />

und Inversini (2008), S. 332.


Entwicklung eines Bezugsrahmens zur Entstehung von Bildungsstrategien 59<br />

Ort<br />

Wo?<br />

Beteiligte<br />

Wer?<br />

Timing<br />

Wann?<br />

Mittel<br />

Womit?<br />

Vorgehen<br />

Was?<br />

Zs.arbeit<br />

Wie?<br />

1<br />

2<br />

3<br />

4<br />

5<br />

6<br />

7<br />

8<br />

9<br />

10<br />

11<br />

12<br />

13<br />

14<br />

15<br />

16<br />

17<br />

• Ort (Wo?)<br />

Offenheit<br />

Verantwortlichkeit<br />

Einflussrichtung<br />

Beteiligungsgrad<br />

Perspektivenmix<br />

Fähigkeitenmix<br />

Dauer<br />

Auslöser<br />

Horizont<br />

Ressourceneinsatz<br />

Methodeneinsatz<br />

Arbeitsweise<br />

Darstellungsweise<br />

<strong>St</strong>rukturierungsgrad<br />

Konfliktintensität<br />

Entscheidungsform<br />

Transparenz<br />

gering<br />

zentral<br />

top-down<br />

elitär<br />

zentral<br />

monodisziplinär<br />

kurz<br />

kalenderorientiert<br />

kurzfristig<br />

gering<br />

spärlich<br />

analytisch<br />

quantitativ<br />

fein<br />

niedrig<br />

patriarchalisch<br />

gering<br />

gross<br />

dezentral<br />

bottom-up<br />

breit gestreut<br />

heterogen<br />

interdisziplinär<br />

lang<br />

problemorientiert<br />

langfristig<br />

hoch<br />

reichhaltig<br />

intuitiv<br />

qualitativ<br />

grob<br />

Abbildung 21: Bezugsrahmen zur Gestaltung der Initiierungsarbeit 235<br />

hoch<br />

demokratisch<br />

hoch<br />

Hier wird thematisiert, von wo aus in der Organisation strategische Initiativen entstehen.<br />

Zunächst geht es um die Offenheit des Prozesses, woher die Inhalte einer Initiative<br />

kommen können. Zweitens ist es eine Frage der Verantwortlichkeit: Wird eher zentral<br />

oder dezentral geführt? Direkt damit verbunden ist die Frage der Einflussrichtung, also<br />

ob sich Initiativen z.B. von oben nach unten, von unten nach oben oder als Kombination<br />

in beiden Richtungen gleichzeitig entwickeln.<br />

• Beteiligte (Wer?)<br />

<strong>St</strong>rategische Initiativen können durch Individuen oder Gruppen eines Unternehmens<br />

lanciert werden. Drei Punkte sind dabei von besonderer Relevanz. Erstens der<br />

Beteiligungsgrad: Soll nur eine kleine Gruppe an strategischen Diskursen mitwirken oder<br />

ist es von Vorteil, sich einem breiteren Kreis zu öffnen? Zweitens der Perspektivenmix:<br />

Welche Sichtweisen sollen durch die Beteiligten eingebracht werden? Wird im Endeffekt<br />

Homogenität oder Heterogenität angestrebt? Drittens der Fähigkeitenmix: Soll monooder<br />

interdisziplinär gearbeitet werden? Welche Expertisen sind erforderlich?<br />

235 Abbildung nach Müller-<strong>St</strong>ewens und Lechner (2003), S. 79.


60 Entwicklung eines Bezugsrahmens zur Entstehung von Bildungsstrategien<br />

• Timing (Wann?)<br />

Im Rahmen der zeitlichen Dimension geht es um Dauer, Auslöser und Horizont von<br />

strategischen Initiativen: Wie viel Zeit sollten bspw. ein fixer Planungsprozess oder<br />

unregelmässig stattfindende Projektinitiativen in Anspruch nehmen? 236<br />

• Mittel (Womit?)<br />

Die nächste Dimension betrifft die Mittel, die für strategische Initiativen erforderlich<br />

sind. Welche Ressourcen an Zeit, Geld, Bedeutung und Aufmerksamkeit ist man bereit,<br />

einzusetzen? Und wie viele bzw. welche Methoden sollen zum Einsatz kommen?<br />

• Vorgehen (Was?)<br />

Im Rahmen dieser Dimension sind vor allem drei Punkte zu diskutieren: Erstens ist zu<br />

klären, wie die Arbeitsweise angelegt werden soll. Will man eher analytisch vorgehen<br />

oder lässt man auch intuitive Vorschläge zu? Wie kann man Kreativität fördern und<br />

welche Rolle spielt dabei die jeweilige Sprachform? Zweitens ist die Darstellungsweise<br />

von Relevanz. Verwendet man überwiegend quantitative, meist finanzielle Berichte oder<br />

erachtet man auch qualitative Darstellungsformen und Plausibilitätsargumente für<br />

legitim? Mit der Darstellungsweise verbunden ist drittens der <strong>St</strong>rukturierungsgrad:<br />

Arbeitet man eine Initiative bis in die letzten Einzelheiten aus, oder belässt man es bei<br />

grundlegenden Überlegungen, da man davon ausgeht, dass sich ein höherer<br />

Detaillierungsgrad angesichts der bestehenden Unprognostizierbarkeit nicht rechtfertigen<br />

lässt?<br />

• Zusammenarbeit (Wie?)<br />

Die sechste und letzte Dimension thematisiert die Zusammenarbeit im Rahmen einer<br />

strategischen Initiative. Welche Konfliktintensität erachtet man als wichtig? Welche<br />

Entscheidungsform soll gewählt werden? Und schliesslich hinsichtlich der Transparenz:<br />

Wird über eine strategische Initiative erst einmal vertraulich verhandelt, bis sie relativ<br />

weit fortgeschritten ist?<br />

Diese Fragen leiten gleichermassen die Analyse und die Gestaltung der Initiierung von<br />

strategischen Initiativen. Je nachdem, für was für eine konkrete Initiative man sich<br />

schlussendlich entscheidet, ergibt sich ein bestimmter Initiierungsstil, d.h. eine<br />

spezifische Art und Weise, wie eine Organisation ihre Initiierungsprozesse, also ihre<br />

Gestaltung von <strong>St</strong>rategien betreibt. 237<br />

236 Vgl. Fröhlich Luini (2008), S. 16 f.<br />

237 Vgl. Seufert und Meier (2007), S. 9.


Entwicklung eines Bezugsrahmens zur Entstehung von Bildungsstrategien 61<br />

Damit lautet die zentrale Frage der Initiierung: Wie sollen strategische Initiativen<br />

und/oder ihr Kontext gestaltet werden? Aus den Antworten auf die Fragen wo?, wer?,<br />

wann?, womit?, was? und wie? ergibt sich die Initiierung einer <strong>St</strong>rategie.<br />

3.2 Positionierung<br />

Herzstück eines jeden <strong>St</strong>rategieentstehungsprozesses ist die sog. Positionierung. Bei<br />

diesem Prozessschritt geht es um die Frage, wie sich das Unternehmen bzw. die<br />

entsprechende Unternehmenseinheit gegenüber seinen Anspruchsgruppen (<strong>St</strong>akeholdern)<br />

positionieren soll. 238 <strong>St</strong>akeholder beeinflussen die Organisation insofern, als sie einen<br />

materiellen oder immateriellen Anspruch (engl. <strong>St</strong>ake) an diese haben. 239 Dabei stellt sich<br />

die entsprechende Unternehmenseinheit die Aufgabe, eine vorteilhafte <strong>St</strong>ellung<br />

gegenüber den als relevant erachteten Anspruchsgruppen zu erarbeiten und sich Mittel<br />

und Wege zu überlegen, wie sie dieses Ziel erreichen kann. Resultat der Positionierung<br />

ist die eigentliche Festlegung der künftigen <strong>St</strong>ellung im Markt und des<br />

Leistungsangebotes. 240 Damit wird grundsätzlich bestimmt, welche Ziele die<br />

Unternehmenseinheit verfolgt und in welche Richtung sie sich entwickeln möchte. Die<br />

Positionierung erfolgt entweder über die Anpassung der angebotenen Leistungen an die<br />

Nutzenerwartungen (Bedürfnisse, Wünsche) der Kunden, über die Anpassung der<br />

Nutzenerwartungen der Kunden an die angebotenen Leistungen oder als Kombination<br />

dieser beiden <strong>St</strong>rategien. Ziel ist das Kreieren von innovativen Problemlösungen für<br />

verschiedene Kundengruppen.<br />

Wer sind nun aber die <strong>St</strong>akeholder eines Unternehmens resp. der spezifischen<br />

Unternehmenseinheit? Welche Gestaltungsoptionen ergeben sich aus deren Analyse?<br />

Und aufgrund welcher Kriterien kann entschieden werden, welche Option zu wählen ist?<br />

Das anschliessende Unterkapitel soll diese Fragen beantworten; dazu erfolgt zuerst eine<br />

Analyse der Einflusskräfte auf das Unternehmen, basierend darauf das Generieren von<br />

Optionen und danach das Entscheiden für eine Alternative. 241 Folgende Abbildung<br />

verdeutlicht den aufgezeigten Aufbau des Unterkapitels:<br />

238 Vgl. Müller-<strong>St</strong>ewens und Lechner (2003), S. 141 ff.<br />

239 Vgl. Rowe et al. (1989), S. 78.<br />

240 Vgl. Kuss und Tomczak (2002), S. 155.<br />

241 Der Aufbau lehnt sich wiederum an den General Management Navigator (GMN) von Müller-<strong>St</strong>ewens und<br />

Lechner (2003) an. Doch auch sonst ist in der Literatur zum <strong>St</strong>rategischen Management immer wieder dieser von<br />

Müller-<strong>St</strong>ewens und Lechner verwendete Aufbau zu finden. Siehe u.a. Rowe et al. (1989); Lombriser und Abplanalp<br />

(1997); Lynch (2000) und <strong>St</strong>einmann und Schreyögg (2005).


62 Entwicklung eines Bezugsrahmens zur Entstehung von Bildungsstrategien<br />

Analyse der Einflusskräfte<br />

auf das Unternehmen<br />

(Kapitel 3.2.1)<br />

Generieren von<br />

Optionen<br />

(Kapitel 3.2.2)<br />

Abbildung 22: Aufbau des Unterkapitels 3.2 242<br />

3.2.1 Analyse der Einflusskräfte auf das Unternehmen<br />

Entscheiden für<br />

eine Alternative<br />

(Kapitel 3.2.3)<br />

Will ein Unternehmen die auf es einwirkenden Einflusskräfte analysieren, so hat es in<br />

einem ersten Schritt die Ausgangssituation, im zweiten Schritt die Einflusskräfte der<br />

Umwelt und im dritten Schritt die Einflusskräfte des Unternehmens in Betracht zu<br />

ziehen, um abschliessend eine integrierte Betrachtungsweise der gesamten Einflusskräfte<br />

zu erreichen. 243 Diese <strong>St</strong>ruktur soll für das folgende Unterkapitel der Analyse der<br />

Einflusskräfte übernommen werden.<br />

3.2.1.1 Ausgangssituation<br />

Ein Blick auf das jeweilige Unternehmen legt offen, dass sich hier im Laufe der Zeit ein<br />

bestimmtes Bild über die relevanten Anspruchsgruppen, d.h. über die Akteure, mit denen<br />

das Unternehmen ein spezifisches Interesse verbindet, sowie über die eigenen<br />

Geschäftsaktivitäten entwickelt hat. 244 Dies schlägt sich zumeist auch in den<br />

organisationalen <strong>St</strong>rukturen und Prozessen nieder, aus denen sich die Ausgangssituation<br />

des Unternehmens ermitteln lässt. Dabei wird zwischen den strategischen<br />

Geschäftsfeldern (SGF) und den strategischen Geschäftseinheiten (SGE) unterschieden:<br />

<strong>St</strong>rategische Geschäftsfelder (SGF) repräsentieren einen möglichst isoliert<br />

„funktionierenden“ Ausschnitt aus dem gesamten Betätigungsfeld des Unternehmens, der<br />

eigene Ertragsaussichten, Chancen und Risiken aufweist und für den relativ unabhängig<br />

eigenständige <strong>St</strong>rategien entwickelt und realisiert werden können. Ihnen stehen innerhalb<br />

des Unternehmens die strategischen Geschäftseinheiten (SGE) als Pendant gegenüber.<br />

Diese können die Aufbaustruktur eines Unternehmens resp. einer Geschäftseinheit selber<br />

repräsentieren, müssen es jedoch nicht. Aus der Betrachtung der SGF und SGE lässt sich<br />

schliessen, für welchen Bereich genau eine <strong>St</strong>rategie entsteht und wie es zum<br />

gegenwärtigen Zeitpunkt um den Zustand des Unternehmens gegen aussen und gegen<br />

innen steht.<br />

242 Eigene Darstellung.<br />

243<br />

Siehe Fussnote 241, insbesondere Lombriser und Abplanalp (1997), S. 44 und <strong>St</strong>einmann und Schreyögg (2005),<br />

S. 172.<br />

244 Vgl. Müller-<strong>St</strong>ewens und Lechner (2003), S. 158 f.


Entwicklung eines Bezugsrahmens zur Entstehung von Bildungsstrategien 63<br />

3.2.1.2 Analyse der Einflusskräfte der Umwelt<br />

Egal welche strategische Gestaltungsebene betrachtet wird: Die Herausforderung besteht<br />

immer darin, dass die betreffende <strong>St</strong>euerungseinheit so in ihrem Geschäftsumfeld<br />

positioniert wird, dass daraus möglichst nachhaltige Vorteile für das Unternehmen<br />

entstehen. Dies erfolgt über die Analyse der Einflusskräfte der Umwelt des<br />

Unternehmens. 245 Jedes Geschäftsumfeld wird durch eine Reihe von Einflusskräften<br />

charakterisiert, welche den politischen Kontext des Unternehmens bilden. Diese Kräfte<br />

lassen sich in Form von Anspruchsgruppen (engl. <strong>St</strong>akeholder) „personifizieren“. Diese<br />

<strong>St</strong>akeholder beeinflussen das Unternehmen insofern, als sie einen materiellen oder<br />

immateriellen Anspruch (engl. <strong>St</strong>ake) an die Unternehmung stellen; andererseits werden<br />

sie durch das Handeln des Unternehmens ebenfalls beeinflusst. Deshalb kann das<br />

Unternehmen auch als ein System von <strong>St</strong>akeholdern betrachten werden, zu denen es<br />

Beziehungen aufgebaut hat, die es zu managen gilt. Dazu wird eine sog.<br />

Anspruchsgruppen-Analyse vorgenommen: In einem ersten Schritt gilt es die relevanten<br />

Anspruchsgruppen eines Unternehmens zu identifizieren. Doch sind nicht alle<br />

Anspruchsgruppen für ein Unternehmen von gleicher Bedeutung. Deswegen besteht der<br />

zweite Schritt darin, die Relevanz der Anspruchsgruppen festzustellen. Danach werden<br />

deren Erwartungen sorgfältig herausgearbeitet. Eine Auflistung möglicher repräsentativer<br />

<strong>St</strong>akeholder eines Unternehmens ist in der nachfolgenden Tabelle ersichtlich.<br />

245 Vgl. Müller-<strong>St</strong>ewens und Lechner (2003), S. 171 ff.


64 Entwicklung eines Bezugsrahmens zur Entstehung von Bildungsstrategien<br />

Anspruchsgruppen Erwartungen<br />

Einkommen, Arbeitsplatzsicherheit, <strong>St</strong>atus,<br />

Mitarbeiter<br />

Sozialbeziehungen, Sinn, Identität, Selbstverwirklichung<br />

Kontrolle/Macht, Einkommen/Beteiligung,<br />

Management<br />

Umsatzwachstum/Gewinn, Sicherheit der <strong>St</strong>ellung, Job<br />

Design, <strong>St</strong>atus<br />

Kontrolle/Macht, Delegation von Aufgaben,<br />

Verwaltungsrat Kompetenzen, Verantwortung, Information,<br />

Kompetenz/Leistung, Loyalität, Beziehungen<br />

Kontrolle/Macht, Information, Wertsteigerung,<br />

Aktionäre<br />

Investitionen, <strong>St</strong>euerrate, Dividende, Kursgewinn,<br />

Loyalität<br />

Abnehmermacht, Produktqualität, Preiswürdigkeit,<br />

Kunden<br />

Konditionen, Image, Liefersicherheit, Flexibilität<br />

Lieferanten Macht, Abnahmesicherheit, Image<br />

Banken Bonität, Macht, kalkulierbares Risiko<br />

Arbeitsplätze, Spenden/<strong>St</strong>iftungen, Umweltschutz,<br />

Öffentlichkeit<br />

Einhaltung von normativen Werten<br />

<strong>St</strong>euern/Gebühren, Aufgabenentlastung, Einhaltung von<br />

<strong>St</strong>aat<br />

Rechtsvorschriften, Prosperität der Privatwirtschaft<br />

Tabelle 1: Repräsentative Anspruchsgruppen eines Unternehmens mit ihren<br />

Erwartungen 246<br />

Der letzte Schritt der Anspruchsgruppen-Analyse besteht darin, die Erwartungen der<br />

Anspruchsgruppen zu bewerten und zu überlegen, welche davon das Unternehmen<br />

aufgrund des damit verbundenen Nutzens erfüllen will. Dabei sollte nicht vergessen<br />

werden, dass das <strong>St</strong>akeholder-Management nicht eine Frage der Maximierung, sondern<br />

der Optimierung ist. 247 So zeigt die Anspruchsgruppen-Analyse, gegenüber welchen<br />

Anspruchsgruppen seiner Umwelt sich ein Unternehmen positionieren will und gibt erste<br />

Hinweise darauf, worauf es dabei achten sollte.<br />

Waren die bisherigen Anspruchsgruppen der direkten Aufgabenumwelt eines<br />

Unternehmens zuzurechnen, kann auf einem höheren Abstraktionsgrad zusätzlich noch<br />

eine Analyse der allgemeinen Umwelt vorgenommen werden. 248 Diese Analyse stellt den<br />

letzten Schritt der Analyse der Einflusskräfte auf das Unternehmen dar. Unterschieden<br />

werden die Segmente Ökonomie, Politik und Recht, Sozialkultur und Technologie.<br />

Hierbei wird nach den jeweilig dominierenden Trends in den einzelnen Segmenten<br />

gefahndet, von denen zu erwarten ist, dass sie als zukünftige Rahmenbedingungen einen<br />

246<br />

Tabelle nach Müller-<strong>St</strong>ewens und Lechner (2003), S. 181.<br />

247<br />

Vgl. Rowe et al. (1989), S. 81 ff.<br />

248<br />

Vgl. Müller-<strong>St</strong>ewens und Lechner (2003), S. 205 und <strong>St</strong>einmann und Schreyögg (2005), S. 177.


Entwicklung eines Bezugsrahmens zur Entstehung von Bildungsstrategien 65<br />

starken Einfluss auf das Unternehmen ausüben werden. Direkt werden diese Trends dann<br />

spürbar, wenn sie das Verhalten einzelner Anspruchsgruppen prägen bzw. von diesen<br />

aktiv vorangetrieben werden.<br />

3.2.1.3 Analyse der Einflusskräfte des Unternehmens<br />

Ist die Analyse der Einflusskräfte der Umwelt abgeschlossen, so können erste<br />

Überlegungen zu Zielen, <strong>St</strong>rategien und Massnahmen hinsichtlich dessen gemacht<br />

werden, wie die angestrebte Positionierung des Unternehmens zu den Anspruchsgruppen<br />

vorangetrieben werden soll. Damit aber diese Überlegungen innerhalb des Unternehmens<br />

selber Tragkraft haben, muss eine Analyse der Einflusskräfte des Unternehmens auf das<br />

Unternehmen selber vorgenommen werden. Ziel dieser Analyse ist es, Aufschluss über<br />

den Aufbau, das Zusammenspiel der Einflusskräfte und die Wirkungsweise des<br />

Unternehmens zu gewinnen, um dadurch einschätzen zu können, zu welchen Handlungen<br />

es fähig ist. 249 Wie bei der Analyse der Einflusskräfte der Umwelt gibt es auch hier nicht<br />

nur eine einzige objektiv richtige Vorgehensweise. Die Ausführungen in diesem<br />

Unterkapitel sind daher nur als eine unter anderen Möglichkeiten zu verstehen. 250 Bei der<br />

Analyse der Einflusskräfte des Unternehmens werden drei Analyseschritte unterschieden:<br />

Die Betrachtung seiner Ressourcen, seine organisationalen Fähigkeiten und seine<br />

Kernfähigkeiten.<br />

Der Begriff der Ressource ist umfassend: „Mit ihm wird all das bezeichnet, was einem<br />

Unternehmen zur Verfügung steht und worauf es direkt oder indirekt zugreifen kann.“ 251<br />

Zur Erfassung der bestehenden Ressourcen existieren unzählige Ansätze. Vor allem neue<br />

Konzepte befassen sich damit, wie immaterielle Ressourcen mit einbezogen werden<br />

können. Ein Beispiel für ein umfassendes Konzept ist die Ressourcenpyramide, bei der<br />

von Grund auf zwischen materiellen und immateriellen Ressourcen unterschieden wird<br />

(vgl. Abbildung 23).<br />

249 Vgl. Müller-<strong>St</strong>ewens und Lechner (2003), S. 212.<br />

250 Andere Möglichkeiten siehe u.a. Rowe et al. (1989); Lombriser und Abplanalp (1997) und Lynch (2000).<br />

251 <strong>St</strong>einmann und Schreyögg (2005), S. 207.


66 Entwicklung eines Bezugsrahmens zur Entstehung von Bildungsstrategien<br />

Finanzielle<br />

Ressourcen<br />

Physische<br />

Ressourcen<br />

IT-basierte<br />

Ressourcen<br />

Ressourcen<br />

Materielle Ressourcen Immaterielle Ressourcen<br />

Bestands-<br />

Ressourcen<br />

Human-<br />

Ressourcen<br />

<strong>St</strong>rukturelle<br />

Ressourcen<br />

Abbildung 23: Ressourcenpyramide eines Unternehmens 252<br />

Kulturelle<br />

Ressourcen<br />

Von einer auf die unternehmerischen Ressourcen gerichteten Betrachtungsperspektive bis<br />

zur Konzeption organisationaler Fähigkeiten ist es nur noch ein relativ kleiner, aber<br />

folgenreicher Schritt. 253 Nicht allein die Zerlegung und isolierte Betrachtung einzelner<br />

Ressourcen ist folglich von Bedeutung, sondern vielmehr die Art und Weise, wie<br />

Ressourcen miteinander interagieren bzw. relationiert werden. Organisationale<br />

Fähigkeiten sind als komplexe Interaktions-, Koordinations- und Problemlösungsmuster<br />

zu verstehen, die - oftmals mit spezifischen Gruppierungen und ihrer jeweiligen<br />

Wissensbasis verbunden - in einem langwierigen Entwicklungsprozess aufgebaut und zu<br />

organisationalen Routinen werden. Zur Erfassung dieser organisationalen Fähigkeiten<br />

bestehen in der Literatur zum <strong>St</strong>rategischen Management verschiedene Konzepte. Auf<br />

diese soll aber an dieser <strong>St</strong>elle nicht weiter eingegangen werden. 254<br />

Die Bedeutung von Fähigkeiten für den Aufbau und die Sicherung von<br />

Wettbewerbsvorteilen ist in der <strong>St</strong>rategie- und Organisationsforschung seit Anfang der<br />

90er Jahre verstärkt herausgestellt worden. Dabei entwickelte sich der Ansatz, die<br />

Kernfähigkeiten eines Unternehmens zu betrachten. Kernfähigkeiten sind wertvoll und<br />

selten, gleichzeitig aber auch nicht imitierbar und substituierbar. 255 In den darauf<br />

basierenden Konzepten wird vorgeschlagen, ein Unternehmen weniger als Portfolio<br />

einzelner Geschäftseinheiten zu sehen, sondern vielmehr als Portfolio von Fähigkeiten,<br />

das sich quer durch bestehende Geschäftseinheiten hindurch zieht.<br />

3.2.1.4 Integrierte Betrachtung<br />

Wurden bislang die Einflusskräfte der Umwelt und des Unternehmens relativ isoliert<br />

voneinander betrachtet, so wird im nächsten Schritt der Analyse eine Integration beider<br />

252<br />

Abbildung nach Müller-<strong>St</strong>ewens und Lechner (2003), S. 214.<br />

253<br />

Vgl. Müller-<strong>St</strong>ewens und Lechner (2003), S. 215.<br />

254<br />

Siehe dazu Schreiner (1998); Müller-<strong>St</strong>ewens und Lechner (2003); Davenport, Leibold und Voelpel (2006) und<br />

insbesondere Schreyögg und Conrad (2006).<br />

255 Vgl. Barney (1991), o.S.


Entwicklung eines Bezugsrahmens zur Entstehung von Bildungsstrategien 67<br />

Bereiche vorgenommen. 256 Ziel ist es, die auftretenden Wechselwirkungen zwischen<br />

Umwelt und Unternehmen zu untersuchen und daraus Hinweise bezüglich der<br />

Handlungsmöglichkeiten der Organisation zu erlangen. Nur durch diese integrierte<br />

Betrachtungsweise kristallisieren sich die für das Unternehmen bzw. für die<br />

entsprechenden Unternehmenseinheiten möglichen <strong>St</strong>rategieoptionen heraus. Deshalb<br />

soll in einem weiteren Schritt kurz auf die betriebswirtschaftlichen Verfahren dazu<br />

eingegangen werden, die erläutern, wie eine integrierte Betrachtung der Einflusskräfte zu<br />

erreichen ist.<br />

Leider gibt es keinen bestmöglichen Weg, um eine integrierte Perspektive der<br />

Einflusskräfte der Umwelt und des Unternehmens herzustellen. Die Betriebswirtschaft<br />

kennt verschiedene Konzepte, die das Verhältnis von Unternehmen und Umwelt jeweils<br />

aus einem unterschiedlichen Blickwinkel beleuchten und die es erlauben, iterativ<br />

zwischen beiden Bereichen hin und her zu pendeln. Dies sind die SWOT-Analyse, die<br />

Kernfähigkeiten-Szenario-Analyse, das vernetzte Denken und das spieltheoretische<br />

Verfahren. In der Folge soll jede dieser Methoden in einem Überblick kurz dargestellt<br />

und ihre Schwerpunkte erläutert werden: 257<br />

• SWOT-Analyse<br />

Dieses Analyseverfahren stellt wichtige Einflussfaktoren von Umwelt und Unternehmen<br />

komprimiert und im Überblick dar und ermittelt aus deren Konfrontation eine Vielzahl<br />

strategischer Optionen. 258 Die verschiedenen Einflussfaktoren werden nach <strong>St</strong>rengths<br />

(<strong>St</strong>ärken), Weaknesses (Schwächen), Opportunities (Chancen) und Threats (Gefahren)<br />

gegliedert. Daraus werden konkrete <strong>St</strong>rategieoptionen abgeleitet.<br />

• Kernfähigkeiten-Szenario-Analyse<br />

Diese Methode baut auf den Konzepten der Geschäftsfeldsegmentierung und der<br />

Szenario-Technik auf. 259 In einer zweidimensionalen Matrix werden diese beiden<br />

Konzepte einander gegenübergestellt; anschliessend wird überlegt, über welche<br />

Fähigkeiten die unternehmerische Einheit bereits verfügt und welche sie noch erwerben<br />

sollte.<br />

• Das vernetzte Denken<br />

Eine weitere Methodik, um die Interaktionen zwischen Umwelt und Unternehmen zu<br />

betrachten, bietet das vernetzte Denken, dessen Einsatzfeld der Umgang mit komplexen<br />

256<br />

Vgl. Müller-<strong>St</strong>ewens und Lechner (2003), S. 224 ff.<br />

257<br />

Für eine umfassendere Einsicht in diese Verfahren siehe Müller-<strong>St</strong>ewens und Lechner (2003), S. 224 ff.<br />

258<br />

Vgl. Rowe et al. (1989), o.S. und Lombriser und Abplanalp (1997), S. 186.<br />

259 Vgl. Müller-<strong>St</strong>ewens und Lechner (2003), S. 226.


68 Entwicklung eines Bezugsrahmens zur Entstehung von Bildungsstrategien<br />

Problemsituationen ist. 260 Dabei wird auf eine Gestaltungs- und Lenkungsweise<br />

hingearbeitet, welche nicht auf das System einwirkt, sondern sich mit ihm<br />

auseinandersetzt.<br />

• Das spieltheoretische Verfahren<br />

Die Interaktion zwischen den Bereichen der Umwelt und des Unternehmens wird in<br />

Form von Spielen modelliert. 261 Unterschieden wird bspw. nach der Anzahl der Spieler<br />

und der gespielten Runden. Auf diese Weise soll die Realität möglichst genau<br />

nachgeahmt werden, so dass Aufschluss gewonnen wird über die Gestaltungsoptionen,<br />

die sich aus der Interaktion von Umwelt und Unternehmen ergeben.<br />

Damit sind die Ausführungen zur Analyse der Positionierung aus der Literatur zum<br />

<strong>St</strong>rategischen Management beendet. Die folgende Abbildung gibt nochmals einen kurzen<br />

Überblick darüber, wo die Gestaltungsmerkmale der Analyse bei der Positionierung sind.<br />

Analyse der Einflusskräfte auf das Unternehmen<br />

Ausgangssituation<br />

Analyse der Einflusskräfte der Umwelt Analyse der Einflusskräfte des Unternehmens<br />

Mitarbeiter Ressourcen<br />

Management Organisationale Fähigkeiten<br />

Verwaltungsrat Kernfähigkeiten<br />

Aktionäre<br />

Kunden<br />

Lieferanten<br />

Banken<br />

Öffentlichkeit<br />

<strong>St</strong>aat<br />

Allgemeine Umwelt<br />

Integrierte Betrachtung<br />

Abbildung 24: Übersicht über die Analyse der Positionierung bei der Entstehung von<br />

Folgende Fragen wurden beantwortet:<br />

<strong>St</strong>rategien 262<br />

1. Analyse: Welche Einflusskräfte der Umwelt wirken auf die Organisation?<br />

2. Analyse: Welche Einflusskräfte des Unternehmens selber wirken auf die<br />

Organisation?<br />

260<br />

Vgl. Gomez und Probst (1999), S. 40 f.<br />

261<br />

Vgl. Müller-<strong>St</strong>ewens und Lechner (2003), S. 228.<br />

262 Eigene Darstellung.


Entwicklung eines Bezugsrahmens zur Entstehung von Bildungsstrategien 69<br />

3. Analyse: Wie stellt die Organisation den Bezug zwischen internen und externen<br />

Einflusskräften her?<br />

Die Antworten auf diese Fragen lassen sich wie folgt zusammenfassen:<br />

Die Analyse der Einflusskräfte zeigt auf, dass in der Ausgangslage die SGF und die SGE<br />

zu betrachten sind. Die Analyse der Einflusskräfte der Umwelt kann durch eine sog.<br />

Anspruchsgruppen-Analyse vollzogen werden. Bei der Analyse der Einflusskräfte des<br />

Unternehmens ist es wichtig, Ressourcen, organisationale Fähigkeiten und die<br />

Kernkompetenzen eines Unternehmens zu betrachten. Verschiedene Verfahren aus der<br />

Betriebswirtschaft bieten sich an, um eine integrierte Betrachtung der Innen- und<br />

Aussenperspektive für das Unternehmen vornehmen zu können.<br />

Welches sind die Ergebnisse aus diesen Analyseverfahren, die eine integrierte<br />

Perspektive von Umwelt und Unternehmen anstreben? Die Resultate werden im nächsten<br />

Unterkapitel aufgezeigt.<br />

3.2.2 Generieren von Optionen<br />

Ist durch die Analyse klar geworden, welche vorteilhafte <strong>St</strong>ellung das Unternehmen bzw.<br />

die Unternehmenseinheit gegenüber den als relevant erachteten Anspruchsgruppen<br />

einnehmen will, so besteht der folgende Schritt im Aufzeigen von Mitteln und Wegen,<br />

um eine solche <strong>St</strong>ellung zu erreichen. Somit geht es in diesem Unterkapitel um die<br />

zielorientierte Veränderung der Beziehung zu den Anspruchsgruppen. 263 Die Wege, die<br />

dabei eingeschlagen werden können, sind in der allgemeinen Literatur zum <strong>St</strong>rategischen<br />

Management in Form von <strong>St</strong>rategieoptionen strukturiert.<br />

In der Literatur zum <strong>St</strong>rategischen Management wird zwischen <strong>St</strong>rategieoptionen auf der<br />

Ebene von Geschäftsbereichen und <strong>St</strong>rategieoptionen auf der Ebene des<br />

Gesamtunternehmens unterschieden. 264 Für eine Bildungsorganisation sind die<br />

<strong>St</strong>rategieoptionen auf der Ebene der Geschäftsbereiche von Relevanz, und dies<br />

unabhängig davon, auf welcher Ebene in der Bildungsorganisation die <strong>St</strong>rategie zu<br />

formulieren ist. 265 Aus diesem Grund soll der Fokus in diesem Unterkapitel auf die<br />

<strong>St</strong>rategieoptionen in den Geschäftsbereichen gelegt werden.<br />

Grundsätzlich sind <strong>St</strong>rategieoptionen auf der Ebene der Geschäftsbereiche entweder an<br />

der Anspruchsgruppe der Wettbewerber in einer Branche oder der Kunden im bedienten<br />

Geschäftsfeld ausgerichtet. Wird die Anspruchsgruppe des Wettbewerbers in einer<br />

263 Vgl. Müller-<strong>St</strong>ewens und Lechner (2003), S. 252.<br />

264 Vgl. Lombriser und Abplanalp (1997), S. 235 und Müller-<strong>St</strong>ewens und Lechner (2003), S. 252 ff.<br />

265 Siehe 4. Kapitel „Bezugsrahmen I: Entstehung von Bildungsstrategien“.


70 Entwicklung eines Bezugsrahmens zur Entstehung von Bildungsstrategien<br />

Branche in den Vordergrund gestellt, so spricht man von einer sog.<br />

Wettbewerbsstrategie. Diese lässt sich über folgende Optionen beschreiben: 266<br />

• Schwerpunkt des Wettbewerbs: Womit soll konkurriert werden?<br />

• Ort des Wettbewerbs: Wo soll konkurriert werden?<br />

• Taktiken des Wettbewerbs: Welche Taktiken sollen eingesetzt werden?<br />

• Regeln des Wettbewerbs: Nach welchen Regeln soll konkurriert werden?<br />

<strong>St</strong>eht der Kunde im Mittelpunkt, wird eine sog. Marktstrategie verfolgt. Dabei stehen<br />

mehrere Optionen offen, die sich entlang von vier Dimensionen erfassen lassen: 267<br />

• Variation der Marktstrategie: Inwieweit sind Veränderungen der Marktstrategie<br />

erforderlich?<br />

• Substanz der Marktstrategie: Welcher Nutzen soll geboten werden?<br />

• Feld der Marktstrategie: Welche Marktsegmente und Zielgruppen sollen bearbeitet<br />

werden?<br />

• <strong>St</strong>il der Marktstrategie: Welches Verhalten soll gewählt werden?<br />

Wie sich zeigen wird, sind vor allem die Marktstrategien für das <strong>Bildungsmanagement</strong><br />

von Bedeutung. 268 Aus diesem Grund soll diese Art von <strong>St</strong>rategieoption vertieft<br />

beleuchtet werden.<br />

3.2.2.1 Variation der Marktstrategie<br />

Bei der <strong>St</strong>rategieoption der Variation wird zunächst geprüft, ob die bisherige<br />

Marktposition weiterhin von Vorteil ist oder ob hier Veränderungen vorzunehmen<br />

sind. 269 Der Kunde wählt dasjenige Angebot, dessen wahrgenommene Eigenschaften<br />

seinen Erwartungen am besten entsprechen. Gelingt es einem Unternehmen, die<br />

Wahrnehmung seiner Kunden über die von ihnen als relevant erachteten Faktoren zu<br />

verändern, dann verändert sich konsequenterweise auch die Position des betreffenden<br />

Unternehmens im Markt. Folgende Optionen sind bei der Variation möglich: Erstens,<br />

eine Umpositionierung wird vorgenommen: Hier liegt der Schwerpunkt der Aktivitäten<br />

zwar weiterhin auf den traditionellen Marktsegmenten. Es wird jedoch versucht, diese in<br />

ihren Randbereichen zu erweitern, indem neue Zielgruppen erschlossen werden. Die<br />

zweite Möglichkeit besteht in einer Neupositionierung am Markt. Drittens kann die<br />

266<br />

Vgl. Müller-<strong>St</strong>ewens und Lechner (2003), S. 263 und <strong>St</strong>einmann und Schreyögg (2005), S. 221.<br />

267<br />

Vgl. Thommen (2002), S. 163 und Müller-<strong>St</strong>ewens und Lechner (2003), S. 253.<br />

268<br />

Siehe 4. Kapitel „Bezugsrahmen I: Entstehung von Bildungsstrategien“.<br />

269 Vgl. Bleicher (2004), S. 307.


Entwicklung eines Bezugsrahmens zur Entstehung von Bildungsstrategien 71<br />

Marktposition beibehalten werden, was bedeutet, dass die anvisierten Marktsegmente<br />

unverändert bleiben und keine <strong>St</strong>rategieänderung erfolgt.<br />

3.2.2.2 Substanz der Marktstrategie<br />

Unabhängig davon, welche Vorgehensweise bei der Variation gewählt wird, ist in allen<br />

drei Fällen die Frage zu beantworten, welcher Kundennutzen erreicht werden soll. 270<br />

„Damit wird die Thematik der eigentlichen Substanz einer Marktstrategie angeschnitten.<br />

Die dazugehörige Kernfrage lautet: In welchem Geschäft wollen wir eigentlich sein? Will<br />

ein Unternehmen den anvisierten Kundennutzen verändern, dann kann dies entlang von<br />

zwei zentralen Einflussgrössen geschehen: den subjektiv wahrgenommenen<br />

Leistungsmerkmalen und dem dazu gehörenden Preis. Konzentriert man sich auf die erste<br />

Einflussgrösse, dann wird Kundennutzen durch eine an einer oder mehreren<br />

Leistungsmerkmalen ansetzenden Bedürfnisbefriedigung gestiftet. Der Kunde ist dabei<br />

bereit, für diesen Kundennutzen eine gewisse „Preisprämie“ zu bezahlen. Einer solchen<br />

Präferenzstrategie steht eine Preis-Mengen-<strong>St</strong>rategie gegenüber, die auf die<br />

Einflussgrösse Preis fokussiert. Dem Kunden werden Angebote offeriert, die gegenüber<br />

den Angeboten der Wettbewerber einen Preisvorteil bieten, sich jedoch hinsichtlich der<br />

Leistungsmerkmale kaum oder nur unwesentlich unterscheiden.“ 271<br />

3.2.2.3 Feld der Marktstrategie<br />

Bei der <strong>St</strong>rategieoption Feld geht es darum, dass Marktsegmente und Zielgruppen<br />

innerhalb derjenigen Ebene bestimmt werden, auf welcher die <strong>St</strong>rategie zu entwickeln<br />

ist. 272 „Ein Marktsegment stellt eine übergeordnete Kundengruppe dar, die sich aus<br />

mehreren Zielgruppen zusammensetzt.“ 273 Ein Unternehmen kann dies wiederum über<br />

zwei Haupteinflussgrössen anstreben: Über die Marktabdeckung (Anzahl der<br />

bearbeiteten Segmente) und mit dem Entscheid darüber, ob es mit alten oder neuen<br />

Produkten vorangehen will. Kombiniert man diese Einflussgrössen, so lassen sich neun<br />

Produkt-/Marktstrategien unterscheiden (vgl. Abbildung 25). 274<br />

270 Vgl. Bleicher (2004), S. 313.<br />

271 Müller-<strong>St</strong>ewens und Lechner (2003), S. 254.<br />

272 Vgl. <strong>St</strong>aehle (1992), S. 655.<br />

273 Kotler, Lane Keller und Bliemel (2007), S. 357.<br />

274 Vgl. Merk (1998), S. 99.


72 Entwicklung eines Bezugsrahmens zur Entstehung von Bildungsstrategien<br />

Rückzug<br />

MarktkonstanteProduktverdichtung<br />

Progressive<br />

Produkt-<br />

Verdichtung<br />

Abbau der<br />

Produkte/<br />

Dienste<br />

ProduktkonstanteMarktverdichtung<br />

Marktdurchdringung<br />

Markt-<br />

Entwicklung<br />

Gegenwärtige<br />

angebotene<br />

Produkte/<br />

Dienste<br />

Progressive<br />

Marktverdichtung<br />

Produktentwicklung<br />

Diversifikation<br />

Neue<br />

Produkte/<br />

Dienste<br />

Abbildung 25: Produkt/Markt-Matrix 275<br />

Abbau der<br />

Märkte<br />

Gegenwärtig<br />

bediente<br />

Märkte<br />

Neue<br />

Märkte<br />

In Abhängigkeit davon, ob erwartet wird, dass der Markt im einzelnen Segment wächst<br />

oder schrumpft, empfiehlt es sich, die entsprechende <strong>St</strong>rategieoption auszuwählen. Auf<br />

die einzelnen <strong>St</strong>rategieoptionen soll in dieser Arbeit nicht vertieft eingegangen werden. 276<br />

3.2.2.4 <strong>St</strong>il der Marktstrategie<br />

Wenn vom <strong>St</strong>il einer Marktstrategie die Rede ist, dann geht es um die Frage, wie die<br />

ausgewählten Marktsegmente und Zielgruppen konkret anzusprechen und zu bearbeiten<br />

sind. 277 „Die Massnahmen lassen sich dabei den als Marketing-Mix bezeichneten<br />

Bereichen Preis, Produkt, Distribution und Kommunikation zuordnen und sind zeitlich<br />

aufeinander abzustimmen. Versetzt man sich in die Lage eines Kunden, dann betrachtet<br />

dieser das Angebot eines Unternehmens stets in Relation zu dem Angebot anderer<br />

Anbieter. Es genügt also nicht, sich allein an den Kunden zu orientieren, vielmehr geht es<br />

275 Abbildung nach Müller-<strong>St</strong>ewens und Lechner (2003), S. 257.<br />

276<br />

Ausführungen zu den Produkt-/Marktstrategien siehe Thommen (2002), S. 164 und Müller-<strong>St</strong>ewens und Lechner<br />

(2003), S. 257 ff.<br />

277 Vgl. Kotler, Lane Keller und Bliemel (2007), S. 25.


Entwicklung eines Bezugsrahmens zur Entstehung von Bildungsstrategien 73<br />

dabei immer auch um die Frage, ob man gegenüber der Konkurrenz hier einen<br />

komparativen Vorteil erzielt.“ 278<br />

Damit sind die Ausführungen zum Generieren von Optionen bei der Positionierung aus<br />

der Literatur zum <strong>St</strong>rategischen Management beendet. Untenstehende Abbildung fasst<br />

das Unterkapitel zusammen:<br />

Optionen<br />

Optionen für das<br />

Gesamtunternehmen<br />

Optionen für<br />

Geschäftsbereiche<br />

Wettbewerber<br />

Markt<br />

Schwerpunkt<br />

Ort/Umfang<br />

Taktik<br />

Regeln<br />

Variation<br />

Substanz<br />

Feld<br />

Abbildung 26: Optionsrahmen der Positionierungsarbeit für Organisationen 279<br />

Folgende Frage wurde damit beantwortet:<br />

Generieren von Optionen: Welche Art von Optionen ergeben sich aus der<br />

Analyse/integrierten Betrachtungsweise?<br />

Die Antwort auf diese Frage lässt sich wie folgt zusammenfassen:<br />

Unterschieden wird zwischen <strong>St</strong>rategieoptionen auf der Ebene von Geschäftsbereichen<br />

und <strong>St</strong>rategieoptionen auf der Ebene des Gesamtunternehmens. Grundsätzlich richten<br />

sich <strong>St</strong>rategieoptionen auf der Ebene der Geschäftsbereiche entweder an der<br />

Anspruchsgruppe der Wettbewerber in einer Branche (Wettbewerbsstrategie) oder an der<br />

Anspruchsgruppe der Kunden im bedienten Geschäftsfeld aus (Marktstrategie). Aus der<br />

Wettbewerbsstrategie ergeben sich die Optionen Schwerpunkt, Ort, Taktiken und Regeln.<br />

Die Optionen bei der Marktstrategie sind Variation, Substanz, Feld und <strong>St</strong>il.<br />

278 Müller-<strong>St</strong>ewens und Lechner (2003), S. 262.<br />

279 Eigene Darstellung.<br />

<strong>St</strong>il


74 Entwicklung eines Bezugsrahmens zur Entstehung von Bildungsstrategien<br />

3.2.3 Entscheiden für eine Alternative<br />

An die Generierung von Gestaltungsoptionen schliesst sich deren Bewertung und<br />

Kombination zu einem konsistenten strategischen Programm an. 280 Dazu existiert eine<br />

Vielzahl von Analyse- und Beurteilungsverfahren, die aus unterschiedlichen<br />

Blickwinkeln heraus Entscheidungsunterstützung bieten. Die Wichtigsten sollen an dieser<br />

<strong>St</strong>elle in einer Übersicht vorgestellt werden.<br />

• Angemessenheit<br />

„Geht man davon aus, dass <strong>St</strong>rategien Ziel-Weg-Beschreibungen sind, dann ist zunächst<br />

die Angemessenheit des eingeschlagenen Weges zu prüfen. Die Kernfrage lautet: Handelt<br />

es sich um eine zur Situation passende <strong>St</strong>rategie, die einer überzeugenden Logik<br />

folgt?“ 281<br />

• Zielerreichung<br />

Kernfrage bei diesem Kriterium ist, inwieweit die Ziele des Unternehmens durch eine<br />

bestimmte <strong>St</strong>rategie erreicht werden können. 282 In diesem Punkt ist daher die Höhe des<br />

Zielerreichungsgrades entscheidend. Damit richtet sich die Aufmerksamkeit weniger auf<br />

das Vorgehen beim Einsatz einer <strong>St</strong>rategie, als vielmehr auf deren Ziel.<br />

• Durchführbarkeit<br />

„Sind die beiden ersten Kriterien erfüllt, so wendet sich das Kriterium der<br />

Durchführbarkeit der Frage zu, ob ein Unternehmen auch über die notwendigen<br />

Ressourcen und Fähigkeiten verfügt, um eine <strong>St</strong>rategie in die Tat umzusetzen.“ 283<br />

• Konsistenz<br />

Schlussendlich muss auch noch der Frage nachgegangen werden, ob die einzelnen<br />

Optionen sich widersprechen oder ob sie zusammenpassen. 284<br />

Damit sind die wichtigsten Analyse- und Beurteilungsverfahren zur Bewertung der<br />

Gestaltungsoptionen aufgezeigt worden. Folgende Frage wurde damit beantwortet:<br />

Entscheiden für eine Alternative: Nach welchen Kriterien werden die<br />

Gestaltungsoptionen bewertet?<br />

Die Kriterien Angemessenheit, Zielerreichung, Durchführbarkeit und Konsistenz gelten<br />

als Bewertungskriterien.<br />

280<br />

Vgl. <strong>St</strong>einmann und Schreyögg (2005), S. 263 f.<br />

281<br />

Müller-<strong>St</strong>ewens und Lechner (2003), S. 324.<br />

282<br />

Vgl. Rumelt, Schendel und Teece (1994), S. 94.<br />

283<br />

Müller-<strong>St</strong>ewens und Lechner (2003), S. 324.<br />

284<br />

Vgl. Rumelt, Schendel und Teece (1994), S. 94.


Entwicklung eines Bezugsrahmens zur Entstehung von Bildungsstrategien 75<br />

Untenstehende Abbildung fasst die Resultate der Positionierung bei der Entstehung von<br />

<strong>St</strong>rategien nochmals zusammen:<br />

Analyse<br />

Generieren von<br />

Optionen<br />

Entscheiden für<br />

eine Alternative<br />

Positionierung<br />

Analyse der Einflusskräfte auf das Unternehmen<br />

Ausgangssituation<br />

Analyse der<br />

Analyse der Einflusskräfte<br />

Einflusskräfte der Umwelt des Unternehmens<br />

Mitarbeiter Ressourcen<br />

Management Organisationale Fähigkeiten<br />

Verwaltungsrat Kernfähigkeiten<br />

Aktionäre<br />

Kunden<br />

Lieferanten<br />

Banken<br />

Öffentlichkeit<br />

<strong>St</strong>aat<br />

Allgemeine Umwelt<br />

Integrierte Betrachtung<br />

Wettbewerbsstrategie<br />

Schwerpunkt:<br />

Ort:<br />

Taktiken:<br />

Regeln:<br />

Marktstrategie<br />

Variation:<br />

Substanz:<br />

Feld:<br />

<strong>St</strong>il:<br />

Differenzierung<br />

branchenweit<br />

defensiv<br />

anpassen<br />

alt<br />

Präferenzen<br />

Rückzug<br />

alt<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

Kostenführerschaft<br />

segmentspezifisch<br />

offensiv<br />

verändern<br />

neu<br />

Kosten<br />

Diversifikation<br />

neu<br />

Angemessenheit, Zielerreichung, Durchführbarkeit und Konsistenz<br />

Abbildung 27: Resultate der Positionierung bei der Entstehung von <strong>St</strong>rategien 285<br />

Es folgen nun die Ausführungen aus der Literatur zum <strong>St</strong>rategischen Management über<br />

das Feld der Wertschöpfung.<br />

285 Eigene Darstellung.


76 Entwicklung eines Bezugsrahmens zur Entstehung von Bildungsstrategien<br />

3.3 Wertschöpfung<br />

Die Positionierung eines Unternehmens (vgl. letztes Unterkapitel 3.2) steht in enger<br />

Verbindung mit dessen Innenleben, d.h. mit seinen Fähigkeiten und wertschöpfenden<br />

Prozessen. 286 Im Mittelpunkt stehen hier die Frage nach der Wertschöpfung einer<br />

unternehmerischen Einheit sowie die Benennung der zur Realisierung der angestrebten<br />

Positionierung zu ergreifenden Aktivitäten und erforderlichen Ressourcen. 287 „Dabei ist<br />

mit Wertschöpfung der Prozess des Schaffens von Mehrwert durch Bearbeitung<br />

bezeichnet. Mehrwert lässt sich demzufolge als Resultat einer Eigenleistung verstehen,<br />

die eine Differenz zwischen dem Wert der Abgabeleistungen und der übernommenen<br />

Vorleistungen schafft. Dieser Mehrwert entsteht dadurch, dass im Rahmen der<br />

Bearbeitung bestimmte Fähigkeiten und Ressourcen des Unternehmens zum Einsatz<br />

kommen.“ 288 Im Unterschied zum eben vorgestellten Prozessschritt der Positionierung,<br />

bei dem es um das Aussenverhältnis des Unternehmens geht, befasst sich die<br />

Wertschöpfung mit dem Innenverhältnis. Dieser Prozessschritt stimmt sozusagen das<br />

Innenverhältnis auf das gewählte Aussenverhältnis ab.<br />

Wie gestaltet sich der Prozessschritt der Wertschöpfung?<br />

Gegenüber jedem der als relevant ausgewählten <strong>St</strong>akeholder ist die Entwicklung eines<br />

Konzeptes des Wertschöpfungsprozesses möglich. 289 Mit einem solchen Konzept werden<br />

die Aktivitäten umschrieben, mittels derer die Beziehung zum jeweiligen <strong>St</strong>akeholder<br />

ausgestaltet werden soll - das sog. <strong>St</strong>akeholder Relations Management. In seiner<br />

einfachsten Form geht es dabei um die Wertschöpfungskette, also um den Fluss an<br />

Diensten und Gütern, mit welchem Wert geschaffen wird. 290<br />

Wie aus dem nächsten Kapitel noch klarer hervorgeht, muss sich eine<br />

Bildungsorganisation vor allem an der im Bildungsbereich heterogenen Anspruchsgruppe<br />

des Kunden ausrichten. 291 Deshalb soll in den folgenden Ausführungen die<br />

Wertschöpfungskette gegenüber dem Kunden betrachtet werden. Diese Perspektive ist<br />

unter dem Begriff „Customer Relations Management“, die Ausgestaltung der Beziehung<br />

zum Kunden, zu sehen. Zu diesem Zweck werden die folgenden Ausführungen - analog<br />

zum letzten Unterkapitel - in eine Analysephase der Wertschöpfung, darauf aufbauend in<br />

das Generieren von Optionen zur Wertschöpfung und schliesslich in das Entscheiden für<br />

286<br />

Vgl. Müller-<strong>St</strong>ewens und Lechner (2003), S. 355 ff.<br />

287<br />

Vgl. Seufert und Meier (2007), S. 11.<br />

288<br />

Müller-<strong>St</strong>ewens und Lechner (2003), S. 369.<br />

289<br />

Vgl. Riekhof (1994), S. 132 ff. und Müller-<strong>St</strong>ewens und Lechner (2003), S. 368 f.<br />

290<br />

Vgl. Basu und Wright Nevan (2008), S. 4.<br />

291<br />

Siehe 4. Kapitel „Bezugsrahmen I: Entstehung von Bildungsstrategien“.


Entwicklung eines Bezugsrahmens zur Entstehung von Bildungsstrategien 77<br />

eine Alternative unterteilt. 292 Folgende Abbildung verdeutlicht den aufgezeigten Aufbau<br />

des Unterkapitels:<br />

Analyse der<br />

Wertschöpfung<br />

(Kapitel 3.3.1)<br />

Generieren von<br />

Optionen<br />

(Kapitel 3.3.2)<br />

Abbildung 28: Aufbau des Unterkapitels 3.3 293<br />

Entscheiden für<br />

eine Alternative<br />

(Kapitel 3.3.3)<br />

In den einzelnen Unterkapiteln soll das angewandte Vorgehen der Initiierung und<br />

Positionierung beibehalten werden: Am Ende der einzelnen Vorgehensinhalte werden<br />

Fragestellungen abgeleitet. Diese dienen im nächsten Kapitel, in dem es um die<br />

Entstehung von Bildungsstrategien geht, als Ausgangspunkt.<br />

3.3.1 Analyse der Wertschöpfung<br />

Die Analyse der Wertschöpfung beginnt in einem ersten Schritt wiederum mit der<br />

inhaltlichen Umschreibung der Ausgangssituation: In welchem Geschäft sieht sich das<br />

Unternehmen eigentlich? Für dieses Geschäft wird danach in einem zweiten Schritt die<br />

Wertschöpfungsstruktur mit ihren einzelnen Wertschöpfungspotenzialen analysiert. 294<br />

Dazu gehören die Zerlegung der Wertschöpfung in ihre einzelnen Aktivitäten sowie die<br />

Analyse der dazugehörigen Erfolgsfaktoren und der dafür erforderlichen Fähigkeiten.<br />

Den Ergebnissen daraus werden die <strong>St</strong>ärken und Schwächen der Wertschöpfung des<br />

Unternehmens gegenübergestellt. Eine Integration dieser externen und internen<br />

Sichtweise schliesst die Analyse ab. 295<br />

3.3.1.1 Ausgangssituation<br />

Zur Bestimmung der Ausgangssituation bei einer Wertschöpfungsanalyse gehört die<br />

Frage, für welches Geschäft die Analyse eigentlich durchgeführt wird und für welches<br />

Geschäft man ein Wertschöpfungsprogramm bestimmen will. Je nachdem, wie die<br />

Antwort ausfällt, ergeben sich andere Systemgrenzen, andere relevante Aktivitäten, ein<br />

anderer Ressourcenaufwand. Ist dieser Punkt einmal geklärt, so bedarf es zum<br />

Verständnis dessen, was in diesem Geschäft zu Wertschöpfung, aber auch zu<br />

Wertvernichtung führt, einer geeigneten Form der Darstellung eines<br />

292 Der Aufbau lehnt sich wiederum an den General Management Navigator (GMN) von Müller-<strong>St</strong>ewens und<br />

Lechner (2003) an. Doch auch sonst ist in der Literatur zum <strong>St</strong>rategischen Management immer wieder dieser von<br />

Müller-<strong>St</strong>ewens und Lechner verwendete Aufbau zu finden. Siehe u.a. Esser (1994); Riekhof (1994) und <strong>St</strong>einmann<br />

und Schreyögg (2005).<br />

293 Eigene Darstellung.<br />

294 Vgl. Esser (1994), S. 196 ff.<br />

295 Siehe Fussnote 292.


78 Entwicklung eines Bezugsrahmens zur Entstehung von Bildungsstrategien<br />

Wertschöpfungsmodells. Ein Wertschöpfungsmodell stellt dabei die konsistente Sicht der<br />

zentralen Aktivitäten (oft entlang des Verrichtungsprinzips) sowie deren systemisches<br />

Zusammenwirken dar. 296<br />

3.3.1.2 Wertschöpfungsmodell der Branche<br />

Ist das Wertschöpfungsmodell für ein bestimmtes Geschäft bzw. eine Branche einmal<br />

dargestellt, so gilt es, dieses genauer zu analysieren. Ziel dieser Analyse ist es, zu<br />

erkennen, welche Aktivitäten in einer Branche welchen Wert generieren und wie die<br />

Wettbewerber dieses Potenzial unterschiedlich nutzen. Nur so können schlussendlich<br />

Aussagen dahingehend gemacht werden, wie sich das eigene Wertschöpfungsmodell im<br />

Vergleich zu demjenigen der Branche einordnen lässt.<br />

Die Analyse des Wertschöpfungsmodells einer Branche kann über eine Reihe von<br />

Kernfragen strukturiert werden. 297 Welchen Fragen man letztendlich nachgehen will,<br />

hängt vom Einzelfall ab:<br />

• Welches sind die Aktivitäten, die auf den erzielbaren relativen Mehrwert bezogen von<br />

Interesse sind? Wie viel wird wo verdient?<br />

• Welche Aktivitäten sollten aufgrund ihrer strategischen Bedeutung auf keinen Fall<br />

vernachlässigt werden (z.B. durch Outsourcing)?<br />

• Welche Schlüsselerfolgsfaktoren bestimmen heute bzw. zukünftig den Erfolg in<br />

diesem Geschäft? Welche Ressourcen erweisen sich bezogen auf diese<br />

Erfolgsfaktoren als kritisch? Die Beherrschung welcher Fähigkeiten ist von zentraler<br />

Bedeutung in diesem Geschäft?<br />

• Sind neue Wettbewerber in das Geschäft einer bestimmten Aktivität eingetreten?<br />

Welche potenziellen Vor- und Nachteile bringen sie für den Kunden mit?<br />

• Wie beeinflusst der technologische Fortschritt die Branchenwertschöpfung?<br />

• Wie unterscheiden sich die Wettbewerber hinsichtlich der gewählten<br />

Wertschöpfungstiefe?<br />

• Welche <strong>St</strong>ellhebel stehen zur Verfügung, um die bestehende Wertschöpfung zu<br />

verändern?<br />

• Wo gibt es in der Branche noch Schnittstellenprobleme zwischen den Aktivitäten?<br />

296 Vgl. Bleicher (2004), S. 318 f.<br />

297 Vgl. Müller-<strong>St</strong>ewens und Lechner (2003), S. 377 und Basu und Wright Nevan (2008), S. 61 f.


Entwicklung eines Bezugsrahmens zur Entstehung von Bildungsstrategien 79<br />

• Welche Trends sind in einer bestimmten Branche bezüglich der Entwicklung des<br />

Wertschöpfungsmodells zu beobachten? Welche Gefahren und Gelegenheiten<br />

ergeben sich daraus?<br />

3.3.1.3 Eigenes Wertschöpfungsmodell<br />

Der nächste Schritt besteht in der Analyse der Wertschöpfung des Unternehmens. Hierbei<br />

wird die Konfiguration der Wertkette der betreffenden Unternehmenseinheit selbst<br />

betrachtet. Unter dem Begriff der Konfiguration versteht man die fallspezifische<br />

Ausgestaltung der Wertkette eines Unternehmens auf Basis der<br />

Branchenwertschöpfungsstruktur. 298 Auch hier kann eine Liste von Fragen helfen, die<br />

Analyse zu strukturieren: 299<br />

• Wie ist die Wertkette der unternehmerischen Einheit momentan aufgebaut? Was<br />

charakterisiert die einzelnen Aktivitäten?<br />

• Welche strategische Bedeutung wird den einzelnen Aktivitäten beigemessen?<br />

Welches Differenzierungspotenzial wird damit verbunden?<br />

• Wo liegen die eigenen <strong>St</strong>ärken und Schwächen?<br />

• Wie sind die Konkurrenten im Vergleich zum eigenen Unternehmen bei den<br />

einzelnen Aktivitäten aufgestellt?<br />

• Wie ist das Budget über die einzelnen Wertschöpfungsaktivitäten verteilt? Wie hoch<br />

sind die Kosten für Fremdleistungen und welches sind Kosten für die eigene<br />

Wertschöpfung? Welcher Mehrwert lässt sich durch die einzelnen Aktivitäten<br />

generieren?<br />

• Wie stehen die Kosten der einzelnen Aktivitäten im Verhältnis zu den Gesamtkosten?<br />

Welches sind Treiber der Kosten bei den einzelnen Aktivitäten? Wie effizient ist man<br />

in den einzelnen Aktivitäten im Verhältnis zu den Wettbewerbern aufgestellt? Wie<br />

beeinflussen die Kosten einer Aktivität die Kosten in anderen Aktivitäten?<br />

• Wie ist es um die Konsistenz eines Wertschöpfungsmodells auf Ebene der<br />

Geschäftsbereiche bzw. eines ev. auf der Ebene des Gesamtunternehmens zur<br />

Anwendung kommenden Wertschöpfungsmodells bestellt?<br />

Auch hier bleibt es letztendlich eine Sache der Einschätzung, welchen Fragen im<br />

Vergleich zu anderen mehr Gewicht gegeben werden soll.<br />

298 Vgl. Esser (1994), S. 196 ff.<br />

299 Vgl. Müller-<strong>St</strong>ewens und Lechner (2003), S. 382.


80 Entwicklung eines Bezugsrahmens zur Entstehung von Bildungsstrategien<br />

3.3.1.4 Integrierte Betrachtung<br />

Abschliessend sind in einem letzten Schritt die externe und interne Sichtweise der<br />

Wertschöpfung in einer integrierten Betrachtungsweise zusammenzuführen. 300 Wird<br />

dieser Schritt nicht vollzogen, besteht die Gefahr, dass beide Analysen nebeneinander<br />

stehen bleiben und somit auch keine Konsequenzen aus der Konfrontation der eigenen<br />

Konfiguration mit den Entwicklungen in der Branchenwertschöpfung gezogen werden.<br />

Wiederum stehen dazu die im Kapitel Positionierung aufgezeigten<br />

betriebswirtschaftlichen Verfahren zur Verfügung. 301 Als besonders geeignet für eine<br />

integrierte Betrachtungsweise von Branchenmodellen und dem eigenen<br />

Wertschöpfungsmodell erweist sich die SWOT-Analyse.<br />

Damit sind die Ausführungen zur Analyse der Wertschöpfung aus der Literatur zum<br />

<strong>St</strong>rategischen Management beendet. Die folgende Abbildung gibt nochmals einen kurzen<br />

Überblick darüber, wo die Gestaltungsmerkmale der Analyse bei der Wertschöpfung<br />

sind.<br />

Wertschöpfungsmodell der<br />

Branche<br />

Analyse der Wertschöpfung<br />

Ausgangssituation<br />

Integrierte Betrachtung<br />

Eigenes Wertschöpfungsmodell<br />

Abbildung 29: Übersicht der Analyse der Wertschöpfung bei der Entstehung von<br />

Folgende Fragen wurden beantwortet:<br />

<strong>St</strong>rategien 302<br />

1. Analyse: Wie sieht das Wertschöpfungsmodell der Branche aus?<br />

2. Analyse: Wie sieht das eigene Wertschöpfungsmodell aus?<br />

3. Analyse: Wie stellt die Organisation den Bezug zwischen den beiden<br />

Wertschöpfungsmodellen her?<br />

Die Antworten auf diese Fragen lassen sich wie folgt zusammenfassen:<br />

300 Vgl. Müller-<strong>St</strong>ewens und Lechner (2003), S. 389.<br />

301 Siehe Unterkapitel 3.2.1.4 „Integrierte Betrachtung“.<br />

302 Eigene Darstellung.


Entwicklung eines Bezugsrahmens zur Entstehung von Bildungsstrategien 81<br />

Über die Antworten auf eine Reihe von Teilfragen kann eine Organisation das<br />

Wertschöpfungsmodell der Branche mit ihrem eigenen Wertschöpfungsmodell<br />

vergleichen. Wiederum bieten verschiedene betriebswirtschaftliche Bewertungsverfahren<br />

die Möglichkeit, Aussen- und Innenperspektive miteinander zu vereinen.<br />

Welches sind die Ergebnisse aus diesem Analyseverfahren, die eine integrierte<br />

Perspektive anstreben? Die Resultate werden im nächsten Unterkapitel aufgezeigt.<br />

3.3.2 Generieren von Optionen<br />

Aus der integrierten Betrachtungsweise ergeben sich in Bezug auf die Wertschöpfung<br />

zwei unterschiedliche Kategorien von Optionen: 303 Bei den Optionen zur Konfiguration<br />

der Wertschöpfung geht es um das Zusammenstellen und Abstimmen des<br />

Wertschöpfungsmodells selbst. Die Optionen zu <strong>St</strong>rategien der Wertschöpfung dagegen<br />

hinterfragen das Wertschöpfungsmodell nicht mehr, sondern orientieren sich an der<br />

Gestaltung der Wertschöpfung in Bezug auf deren Verbesserung hinsichtlich Effektivität<br />

und Effizienz. Welche Optionen ergeben sich aus den zwei grundsätzlich verschiedenen<br />

<strong>St</strong>rategieoptionen der Wertschöpfung?<br />

3.3.2.1 Konfiguration der Wertschöpfung<br />

Die Optionen der Konfiguration haben zum Ziel, die Auswahl der Aktivitäten der<br />

eigenen Wertschöpfung, die Bestimmung ihres Zusammenspiels und die Festlegung einer<br />

grundsätzlichen Ausrichtung der Wertschöpfung auszumachen. Dazu stellt sich<br />

grundsätzlich die Frage, welche Typen von Wertschöpfungsmodellen zum Betreiben<br />

eines Geschäftes zur Auswahl stehen. Diese sollen hier kurz vorgestellt werden.<br />

Folgende vier Wertschöpfungsarchitekturen sind zu unterscheiden: 304<br />

303 Vgl. Müller-<strong>St</strong>ewens und Lechner (2003), S. 391 ff.<br />

304<br />

Vgl. Heuskel (1999), S. 58 ff.; Müller-<strong>St</strong>ewens und Lechner (2003), S. 394 und Zentes, Swoboda und Morschett<br />

(2004), S. 180 f.


82 Entwicklung eines Bezugsrahmens zur Entstehung von Bildungsstrategien<br />

Orchestrator Integrator Schichtenspezialist Pionier<br />

Abbildung 30: Wertschöpfungsmodelle des Orchestrators, des Integrators, des<br />

Schichtenspezialisten und des Pioniers 305<br />

• Orchestrator<br />

Als Orchestrator konzentriert sich die unternehmerische Einheit auf einzelne Elemente<br />

der Wertkette und erzeugt durch die geschickte Koordination mit den anderen<br />

Wertschöpfungsstufen Mehrwert. Wie ein Dirigent „orchestriert“ sie das Ganze und<br />

beschränkt sich auf wesentliche Kernstufen.<br />

• Integrator<br />

Organisationen, die als Integratoren fungieren, halten die Wertkette grösstenteils unter<br />

eigener Kontrolle, weisen nahezu keinen Fremdbezug auf und optimieren die<br />

Transaktionskosten zwischen den einzelnen Wertschöpfungsstufen.<br />

• Schichtenspezialist<br />

Wählt eine unternehmerische Einheit den Wertschöpfungstyp des Schichtenspezialisten,<br />

konzentriert sie sich auf eine oder wenige <strong>St</strong>ufen in der Wertkette, löst diese aus dem<br />

Gesamtzusammenhang heraus und bietet diese Wertschöpfungsstufe überall im<br />

Unternehmen an. Dieser „horizontale Hebel“ ermöglicht es, Grössenvorteile oder<br />

Wissensvorteile multiplikativ zu nutzen.<br />

305 Abbildung in Anlehnung an Heuskel (1999), S. 58, 62, 65 und 69.


Entwicklung eines Bezugsrahmens zur Entstehung von Bildungsstrategien 83<br />

• Pionier<br />

Als Pionier, auch „Market Maker“ genannt, versucht die unternehmerische Einheit,<br />

zusätzliche Wertschöpfungsstufen in bestehende Wertketten einzufügen und diese dann<br />

mit einem von ihr geprägten <strong>St</strong>andard zu besetzen. Sie schafft sich einen eigenen Markt,<br />

indem sie meist durch eine nachhaltige Innovation Leistungen offerieren kann, die für<br />

verschiedene Industrien von Nutzen sind.<br />

Damit sind die vier grundsätzlichen Optionen der Konfiguration aufgezeigt. In einem<br />

nächsten Schritt wird überlegt, welche dieser Optionen auch von Bildungseinheiten in<br />

Unternehmen gewählt werden können. 306 Zuvor sollen aber noch die möglichen Optionen<br />

zu <strong>St</strong>rategien der Wertschöpfung betrachtet sein.<br />

3.3.2.2 Gestaltung der Wertschöpfung<br />

Diese Art von Option hat das Ziel, die Wertschöpfung in Bezug auf deren Effektivität<br />

und Effizienz zu verbessern. „Effektivität liegt vor, wenn die richtigen Dinge getan<br />

werden („to do the right things“). Dies impliziert festzulegen, worauf ein<br />

Wertschöpfungsmodell auszurichten ist und welche Aktivitäten und Ressourcen dazu<br />

notwendig sind. (…) Effizienz hingegen ist gegeben, wenn die angestrebten Ziele mit<br />

dem geringstmöglichen Aufwand erreicht werden, d.h., wenn die Dinge richtig getan<br />

werden („to do the things right“).“ 307 Die Dimensionen eines Wertschöpfungsmodells zu<br />

verändern, ist kein einfaches Unterfangen, da dies meist auch eine Veränderung der<br />

organisationalen Fähigkeiten 308 impliziert. Daher ist es realistischer, die in diesem<br />

Kapitel diskutierten Gestaltungsoptionen lediglich als „Hebel“ zu verstehen, mit dessen<br />

Hilfe auf die organisationalen Fähigkeiten einzuwirken versucht wird.<br />

Die <strong>St</strong>rategieoptionen lassen sich in zwei logisch miteinander verbundene Blöcke<br />

unterteilen: in die einzelnen Aktivitätsstrategien und die <strong>St</strong>rategien zu den zum Einsatz<br />

kommenden Ressourcen.<br />

Bei der Verfolgung der Aktivitätsstrategie wird versucht, die Effektivität zu verbessern.<br />

Folgende Optionen stehen mit ihren Dimensionen offen: 309<br />

• Konzeption: Wie komplex soll die Konzeption sein?<br />

• Wertschöpfungstiefe: Welche Wertschöpfungstiefe wird angestrebt?<br />

• Fokus: Soll der Fokus auf Kostenminimierung oder Nutzenoptimierung liegen?<br />

• Neuerungsverhalten: Soll die Innovation des Modells im Mittelpunkt stehen?<br />

306<br />

Siehe 4. Kapitel „Bezugsrahmen I: Entstehung von Bildungsstrategien“.<br />

307<br />

Müller-<strong>St</strong>ewens und Lechner (2003), S. 415.<br />

308<br />

Siehe Unterkapitel 3.2.1.3 „Analyse der Einflusskräfte des Unternehmens“.<br />

309<br />

Vgl. Müller-<strong>St</strong>ewens und Lechner (2003), S. 416 ff. und Bleicher (2004), S. 318 ff.


84 Entwicklung eines Bezugsrahmens zur Entstehung von Bildungsstrategien<br />

Wird eine Ressourcenstrategie verfolgt, ist es Ziel, die Effizienz zu erhöhen. Dieses Ziel<br />

kann entweder über die Zusammensetzung der Ressourcen oder über deren Interaktion in<br />

der Wertschöpfungskette erreicht werden. Folgende Optionen mit ihren Dimensionen<br />

stehen dazu zur Verfügung: 310<br />

• Vielfalt: Wie viel Vielfalt in Bezug auf die Ressourcen wird angestrebt?<br />

• Einsatzspektrum: Wie eng/breit soll das mögliche Einsatzspektrum der Ressourcen<br />

sein?<br />

• Vernetzungsgrad: Auf welche Art und Weise wird der Leistungsprozess mit den<br />

notwendigen Ressourcen verfolgt?<br />

• Auslöser: Von wo und wie gehen Impulse aus, die ein Wertschöpfungsmodell<br />

antreiben?<br />

Da davon ausgegangen wird, dass sich in Bezug auf die Effizienz und die zum Einsatz<br />

kommenden Ressourcen eine Bildungsorganisation nicht von anderen<br />

Organisationseinheiten unterscheidet, wird der Fokus auf die Aktivitätsstrategie gelegt<br />

und vertieft dargestellt. Auf eine detaillierte Betrachtung der Ressourcenstrategie wird<br />

verzichtet.<br />

Konzeption<br />

In der ersten Dimension der Aktivitätsstrategie geht es um die angestrebte Komplexität<br />

der Konzeption des Wertschöpfungsmodells. 311 Hier ist zwischen dem Detaillierungsgrad<br />

und dem Vernetzungsgrad des Wertschöpfungsmodells zu unterscheiden. Bezogen auf<br />

den Detaillierungsgrad stellt sich die Frage, wie viele und welche Aktivitäten zur<br />

Erfassung des Modells erforderlich sind und in welcher Reihenfolge sie anzuordnen sind.<br />

Reicht ein sehr einfaches, die Komplexität des Geschäfts reduzierendes Modell, mit dem<br />

es aber gelingt, die Funktionsdynamik auf den Punkt zu bringen? Oder muss mit einem<br />

sehr ausdifferenzierten, viele Teilaktivitäten umfassenden Modell gearbeitet werden? Die<br />

Art und Weise, wie ein Wertschöpfungsmodell konfiguriert ist, bestimmt sich aber nicht<br />

nur über die Anzahl und Anordnung der einzelnen Aktivitäten, sondern auch über deren<br />

Vernetzung. Wie stark stehen die einzelnen Aktivitäten zueinander in Bezug? Ein hoch<br />

komplexer Vernetzungsgrad führt zu Konsequenzen bei der Interaktion der Ressourcen<br />

mit dem Wertschöpfungsprozess. Demnach bieten sich bei der Konzeption eines<br />

Wertschöpfungsmodells zwei Gestaltungsoptionen an: Auf der einen Seite stehen einfach<br />

konzipierte Wertschöpfungsmodelle mit wenigen Aktivitäten und einem meist linearen,<br />

wenig vernetzten Aufbau. Auf der anderen Seite finden sich Konfigurationen, die eine<br />

310<br />

Vgl. Müller-<strong>St</strong>ewens und Lechner (2003), S. 466.<br />

311<br />

Vgl. Müller-<strong>St</strong>ewens und Lechner (2003), S. 417.


Entwicklung eines Bezugsrahmens zur Entstehung von Bildungsstrategien 85<br />

Vielzahl von komplex miteinander verbundenen Aktivitäten aufweisen und zwischen<br />

Aktivitäten auf verschiedenen Ebenen unterscheiden. 312 Beide Ausprägungen haben ihre<br />

Vor- und Nachteile. So wachsen z.B. einerseits mit zunehmender Entfernung von einer<br />

einfachen Konzeption die Komplexitätskosten. Andererseits wird man dadurch vielleicht<br />

besser der gegebenen inneren Systemlogik gerecht (durch konkretere Massnahmen,<br />

präzisere Vorgehensweisen etc.) und erhöht auf diese Weise die<br />

Umsetzungswahrscheinlichkeit.<br />

Wertschöpfungstiefe<br />

Nachdem die Konzeption des Wertschöpfungsmodells geklärt ist, kann danach gefragt<br />

werden, welche Aktivitäten selbst in Angriff genommen werden und welche auszulagern<br />

sind. 313 Diese Frage wird durch die Festlegung der sog. Wertschöpfungstiefe beantwortet.<br />

<strong>St</strong>ellt das Unternehmen all seine Leistungen selber her, ist die Wertschöpfungstiefe<br />

logischerweise am grössten. Dieser Zustand wird Autarkie genannt. Besteht im Gegenzug<br />

keine Eigenleistung des Unternehmens, so existiert ein reiner Verbund; jedoch keine<br />

Wertschöpfungstiefe. Beide Extremformen, Autarkie und reiner Verbund, sind in der<br />

Unternehmensrealität nicht zu finden. Doch wie ist die optimale Wertschöpfungstiefe<br />

festzulegen? „Weiterhelfen kann hier die Transaktionskostentheorie. Sie postuliert, dass<br />

ökonomische Aktivitäten so organisiert werden, dass die dabei anfallenden<br />

Transaktionskosten minimiert werden. Als Transaktionskosten gelten dabei vor allem<br />

Anbahnungskosten, Vereinbarungskosten, Kontrollkosten, Anpassungskosten. 314 Die<br />

Transaktionskosten variieren nun, je nachdem, welche Organisationsform für eine<br />

Transaktion verwendet wird. Sie sind also die Kosten der Organisation und Abwicklung<br />

eines ökonomischen Austauschprozesses. Wann immer es günstiger ist, Transaktionen<br />

innerhalb einer Unternehmung, d.h. über die Hierarchie statt über den Markt,<br />

durchzuführen, werden sie internalisiert und finden folglich innerhalb der Grenzen eines<br />

Unternehmens statt. Können sie hingegen am Markt billiger abgewickelt werden, so sind<br />

sie nach aussen zu geben. Die optimale Organisationsform wird somit durch die<br />

jeweiligen Transaktionskosten bestimmt. Sie legen die Grenzen zwischen Hierarchie und<br />

315 und 316<br />

Markt fest und damit die optimale Wertschöpfungstiefe eines Unternehmens.“<br />

Da sich Transaktionskosten verändern können, ist auch die optimale Wertschöpfungstiefe<br />

312<br />

Vgl. Holzkämper (2005), S. 72 ff.<br />

313<br />

Vgl. Müller-<strong>St</strong>ewens und Lechner (2003), S. 421; Bleicher (2004), S. 319 und Zentes, Swoboda und Morschett<br />

(2004), S. 241 ff. und 419 ff.<br />

314 Für eine detailliertere Ausführung zu den verschiedenen Arten von Transaktionskosten siehe Müller-<strong>St</strong>ewens und<br />

Lechner (2003), S. 421. Begründet wurde die Transaktionskostentheorie von R. Coase und O. Williamson<br />

(University of Chicago).<br />

315 Müller-<strong>St</strong>ewens und Lechner (2003), S. 421.<br />

316 Vgl. Holzkämper (2005), S. 87.


86 Entwicklung eines Bezugsrahmens zur Entstehung von Bildungsstrategien<br />

keine einmalig festzulegende Grösse. Vielmehr ist immer wieder kritisch zu überprüfen,<br />

ob die Organisationseinheit vielleicht zu wenig oder zu viel tut und ob sie mit den<br />

richtigen Verbundunternehmen zusammenarbeitet. Die Frage nach der richtigen<br />

Wertschöpfungstiefe ist allerdings nicht nur eine Frage der direkt sichtbaren Kosten,<br />

sondern hängt auch von Vertrauen und Kontrolle ab: Welche Wertschöpfungsstufen sind<br />

unter eigener Kontrolle zu sehen, wo wäre eine geteilte Kontrolle vorstellbar und wo ist<br />

Verlass darauf, dass der freie Markt das Unternehmen mit den richtigen Leistungen<br />

versorgt? Gewisse Argumente sprechen dafür, die Wertschöpfungstiefe gering zu halten:<br />

So kann argumentiert werden, dass eine Konzentration auf das, was man besonders gut<br />

kann, am sinnvollsten ist. Ferner können mit einer geringen Wertschöpfungstiefe Dritte<br />

taktisch gebunden werden, so dass das Risiko nicht alleine dem eigenen Unternehmen<br />

zufällt. Schlussendlich bleibt das Unternehmen durch das Funktionieren in einem<br />

Verbund flexibler. Das Festlegen der Wertschöpfungstiefe ist zudem immer auch ein<br />

Indikator für die vertikale Diversifikation. Unter Diversifikation versteht man den Eintritt<br />

des Unternehmens in ein neues Geschäftsfeld. 317 Soll die vertikale Diversifikation erhöht<br />

werden, so geschieht dies über den Einstieg in Aktivitäten, die der bisherigen<br />

Wertschöpfung vorgelagert (Rückwärtsintegration) oder nachgelagert<br />

(Vorwärtsintegration) sind. Bei einer Rückwärtsintegration würden<br />

Wertschöpfungselemente des Lieferanten, bei einer Vorwärtsintegration<br />

Wertschöpfungselemente von Abnehmern übernommen. So können auf natürliche Weise<br />

die Geschäftsgrenzen durch einen grösseren Anteil an der totalen Wertschöpfung einer<br />

Branche zu Lasten anderer Wettbewerber erweitert werden (engl. Value Capture).<br />

Fokus<br />

„Um die für eine <strong>St</strong>rategie notwendige Schlagkraft in der operativen Umsetzung<br />

aufzubringen, empfiehlt es sich, als Nächstes das Wertschöpfungsmodell als Ganzes mit<br />

seinen Hunderten an Teilaktivitäten grundsätzlich an bestimmten handlungsleitenden<br />

Maximen auszurichten. Dazu können zwei verschiedene Dimensionen in Bezug auf die<br />

Ausrichtung unterschieden werden: Kostenminimierung versus Nutzenoptimierung. Bei<br />

einer <strong>St</strong>rategie der Kostenminimierung bestimmen Programme zur Effizienzsteigerung<br />

weitgehend das Handeln. Alle innerhalb des Wertschöpfungsprozesses anfallenden<br />

Aktivitäten werden unter dem Gesamtziel möglicher Rationalisierungseffekte bzw.<br />

Produktivitätsgewinne durchleuchtet. Jede Form der <strong>St</strong>andardisierung ist hier<br />

willkommen. Entscheidungskonflikte bei einzelnen Aktivitäten müssen im Sinne der<br />

Leitidee „Kostenminimierung“ bei der gesamten Leistungserstellung gelöst werden.<br />

Dabei ist auch zu erwarten, dass Leistungsaspekte, welche nur wenige Kunden als<br />

317 Vgl. Lombriser und Abplanalp (1997), S. 281.


Entwicklung eines Bezugsrahmens zur Entstehung von Bildungsstrategien 87<br />

notwendig betrachten, der Rationalisierung zum Opfer fallen. Dies lässt sich vor dem<br />

Hintergrund der Annahme rechtfertigen, dass der Wettbewerb so oder so primär über den<br />

Preis entschieden wird.“ 318 Während bei der Kostenminimierung oft die<br />

Verfahrenstechnologien im Mittelpunkt der Anstrengungen stehen, konzentrieren sich<br />

differenzierende Wertschöpfungsmodelle auf die Generierung von Nutzenvorteilen.<br />

„Massstab der Nutzenoptimierung ist eine höhere Zweckerfüllung der Leistung bezogen<br />

auf die nachfragende Kundengruppe. Diese ist dann erreicht, wenn die eigene<br />

Wertschöpfung zum einen möglichst weitgehend in die Wertschöpfung des Kunden - zur<br />

Erzielung von Kundenzufriedenheit - eingepasst ist, und zum anderen, daraus abgeleitet,<br />

jede Form der Beschaffung von Vorleistungen über Lieferanten bereits daran ausgerichtet<br />

ist.“ 319 Die Nutzenoptimierung steht nicht im Widerspruch zu ehrgeizigen Kostenzielen,<br />

denn eines der anzustrebenden Prozessziele kann durchaus die Effizienz des<br />

Wertschöpfungsmodells sein. Schlussendlich können dem Kunden dadurch auch<br />

Nutzenvorteile weitergegeben werden.<br />

Neuerungsverhalten<br />

Eine weitere Frage bei der Ausrichtung des Wertschöpfungsmodells betrifft das<br />

Neuerungsverhalten der Organisation: Erstens kann sie anstreben, durch Innovation ein<br />

(revolutionäres) neues Wertschöpfungsmodell zu entwerfen. Zweitens kann es Ziel sein,<br />

sich durch Imitation mit seinem Wertschöpfungsmodell (weiterhin) der dominierenden<br />

Branchenlogik anzupassen.<br />

Gewissen Unternehmen ist es als Innovatoren gelungen, mit noch nicht gekannten<br />

Wertschöpfungsmodellen die Logik ihrer Branche zu erneuern, indem sie die alte Logik<br />

entweder abgelöst oder um eine mögliche Erfolgsvariante reichhaltiger gestaltet haben.<br />

Ergebnis war, dass nach neuen Spielregeln gearbeitet wurde, die Wettbewerber, die in der<br />

Branche längst etabliert waren, auf Dauer nicht ignorieren konnten. 320 Verfolgt ein<br />

Unternehmen den Verhaltensgrundsatz der Imitation, so verhält es sich mit der<br />

Übernahme von Veränderungen eher zurückhaltend. 321 Es lässt bewusst andere mit<br />

Neuem experimentieren. Veränderungsinitiativen gehen nur selten von ihm aus. Dies<br />

muss nicht immer von Nachteil sein. Ein Imitator möchte das Risiko, in eine Sackgasse<br />

zu gelangen, bewusst gering halten. Typische Pionierkosten sollen vermieden werden.<br />

Durch Anpassung an den Industriestandard versucht das Unternehmen kostenlos von den<br />

Erfahrungen der Innovatoren zu profitieren, indem es sich bemüht, deren Fehler zu<br />

318<br />

Müller-<strong>St</strong>ewens und Lechner (2003), S. 427.<br />

319<br />

Müller-<strong>St</strong>ewens und Lechner (2003), S. 428.<br />

320<br />

Vgl. Müller-<strong>St</strong>ewens und Lechner (2003), S. 432.<br />

321<br />

Vgl. Lombriser und Abplanalp (1997), S. 259.


88 Entwicklung eines Bezugsrahmens zur Entstehung von Bildungsstrategien<br />

vermeiden, deren Anstrengungen zur Öffnung des Marktes hingegen unentgeltlich zu<br />

nutzen. Daher sind Neuentwicklungen intensiv zu beobachten, zu bewerten und je nach<br />

Gutdünken aufzunehmen.<br />

Damit sollen die Ausführungen zum Generieren von Optionen in der Wertschöpfung aus<br />

der strategischen Managementliteratur beendet sein. Untenstehende Abbildung fasst das<br />

Unterkapitel zusammen:<br />

Optionen<br />

Konfiguration der<br />

Wertschöpfung<br />

Gestaltung der<br />

Wertschöpfung<br />

Aktivitätsstrategie<br />

Ressourcenstrategie<br />

Konzeption<br />

Wertschöpfungstiefe<br />

Fokus<br />

Neuerungsverhalten<br />

Vielfalt<br />

Einsatzspektrum<br />

Vernetzungsgrad<br />

Auslöser<br />

Abbildung 31: Optionsrahmen der Wertschöpfungsarbeit für Organisationen 322<br />

Folgende Fragen wurden beantwortet:<br />

1. Generieren von Optionen: Welche Optionen ergeben sich in Bezug auf die<br />

Konfiguration der Wertschöpfung?<br />

2. Generieren von Optionen: Welche Optionen ergeben sich in Bezug auf die Gestaltung<br />

der Wertschöpfung?<br />

Die Antworten auf diese Fragen lassen sich wie folgt zusammenfassen:<br />

In Bezug auf die Konfiguration der Wertschöpfung ergeben sich die Optionen<br />

Orchestrator, Integrator, Schichtenspezialist und Pionier. Zur Gestaltung der<br />

Wertschöpfung unterscheidet man Optionen in Bezug auf Effektivität<br />

(Aktivitätsstrategie) und Optionen hinsichtlich der Effizienz (Ressourcenstrategie). Die<br />

Aktivitätsstrategie umfasst die Optionen Konzeption, Wertschöpfungstiefe, Fokus und<br />

Neuerungsverhalten.<br />

3.3.3 Entscheiden für eine Alternative<br />

Die letzte Phase beinhaltet wiederum die Bewertung der Optionen sowie deren Auswahl<br />

und Zusammenstellung zu einem strategischen Wertschöpfungsprogramm. Welche<br />

Vorgehensweise auch immer gewählt wird, am Ende der Wertschöpfungsarbeit sollte ein<br />

322 Eigene Darstellung.


Entwicklung eines Bezugsrahmens zur Entstehung von Bildungsstrategien 89<br />

Programm stehen, das sinnvoll abgestimmt ist, egal welche Unternehmenseinheit dies<br />

betrifft.<br />

Welche Kriterien sind nun bei der Auswahl von Gestaltungsoptionen zu beachten? Zur<br />

Beantwortung dieser Frage ist es hilfreich, sich an die Ziele zu erinnern, die für die<br />

Wertschöpfung einer unternehmerischen Einheit von Relevanz sind. Gestaltungsoptionen<br />

sind folglich daraufhin zu überprüfen, ob sie hierzu einen Beitrag leisten. 323 Zu wählen ist<br />

diejenige Option, welche diesbezüglich am meisten verspricht. Prinzipiell ist bei der<br />

Abwägung der Wirkung von Gestaltungsoptionen mit den gleichen Kriterien zu arbeiten,<br />

wie sie bereits bei der Positionierung vorgestellt wurden, nämlich Angemessenheit,<br />

Zielerreichung, Durchführbarkeit und Konsistenz.<br />

Damit wurde die Frage beantwortet:<br />

Entscheiden für eine Alternative: Nach welchen Kriterien werden die<br />

Gestaltungsoptionen bewertet?<br />

Dies sind wiederum Angemessenheit, Zielerreichung, Durchführbarkeit und Konsistenz.<br />

Untenstehende Abbildung fasst die Resultate der Wertschöpfung bei der Entstehung von<br />

<strong>St</strong>rategien nochmals zusammen:<br />

323 Vgl. Müller-<strong>St</strong>ewens und Lechner (2003), S. 525.


90 Entwicklung eines Bezugsrahmens zur Entstehung von Bildungsstrategien<br />

Analyse<br />

Generieren von<br />

Optionen<br />

Entscheiden für<br />

eine Alternative<br />

Wertschöpfung<br />

Analyse der Wertschöpfung<br />

Wertschöpfungsmodell<br />

der<br />

Branche<br />

Ausgangssituation<br />

Eigenes<br />

Wertschöpfungsmodell<br />

Integrierte Betrachtung<br />

Konfiguration der Wertschöpfung<br />

Orchestrator, Integrator,<br />

Schichtenspezialist und Pionier<br />

Gestaltung der Wertschöpfung<br />

Aktivitätsstrategie<br />

Konzeption:<br />

Wertschöpfungstiefe:<br />

Fokus:<br />

Neuerungsverhalten:<br />

Ressourcenstrategie<br />

Vielfalt:<br />

Einsatzspektrum:<br />

Vernetzung:<br />

Auslöser:<br />

einfach<br />

Autarkie<br />

Kostenmin.<br />

Imitation<br />

uniform<br />

generalisiert<br />

isoliert<br />

Push<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

komplex<br />

Verbund<br />

Nutzenopt.<br />

Innovation<br />

divers<br />

spezialisiert<br />

verkoppelt<br />

Pull<br />

Angemessenheit, Zielerreichung, Durchführbarkeit und Konsistenz<br />

Abbildung 32: Resultate der Wertschöpfung bei der Entstehung von <strong>St</strong>rategien 324<br />

3.4 Veränderung<br />

Nachdem es bei den vorherigen Phasen der Positionierung und der Wertschöpfung um<br />

den Inhalt von strategischen Initiativen ging, wird in der Phase der Veränderung der<br />

Fokus darauf gelegt, ob und wie solche Initiativen operative Wirksamkeit erlangen. 325<br />

Zentrale Fragestellung ist hier: Wie sollen strategische Initiativen wirksam werden und<br />

das Unternehmen verändern? Ähnlich wie bei der Gestaltung der Initiierungsarbeit sollen<br />

auch hier die zentralen Fragestellungen strukturiert werden, entlang derer sich die<br />

Entwicklung eines Systems beschreiben lässt bzw. die es zu behandeln gilt. Der<br />

324 Eigene Darstellung.<br />

325 Vgl. Seufert und Meier (2007), S. 12.


Entwicklung eines Bezugsrahmens zur Entstehung von Bildungsstrategien 91<br />

Bezugsrahmen ist in der nachfolgenden Abbildung dargestellt und anschliessend<br />

zusammenfassend dargelegt: 326<br />

Timing<br />

Wann?<br />

Akzente<br />

Was?<br />

Akteure<br />

Wer?<br />

Räume<br />

Wo?<br />

1<br />

2<br />

3<br />

4<br />

5<br />

6<br />

7<br />

8<br />

9<br />

10<br />

11<br />

12<br />

13<br />

14<br />

15<br />

16<br />

Epoche<br />

Zyklus<br />

Welle<br />

Phasen<br />

Taktung<br />

Remodellierung<br />

Reorientierung<br />

Repositionierung<br />

Restrukturierung<br />

Revitalisierung<br />

<strong>St</strong>akeholder<br />

Rollen<br />

Schichten<br />

<strong>St</strong>ruktur<br />

Politik<br />

Kultur<br />

inkremental<br />

kurz<br />

eine<br />

eine<br />

lang<br />

bestätigend<br />

bestätigend<br />

bestätigend<br />

bestätigend<br />

bestätigend<br />

ausgeblendet<br />

wenige<br />

entkoppelt<br />

gering<br />

gering<br />

gering<br />

fundamental<br />

lang<br />

viele<br />

viele<br />

kurz<br />

erneuernd<br />

erneuernd<br />

erneuernd<br />

erneuernd<br />

erneuernd<br />

eingebunden<br />

viele<br />

verkoppelt<br />

hoch<br />

hoch<br />

hoch<br />

Abbildung 33: Bezugsrahmen zur Gestaltung der Veränderungsarbeit 327<br />

• Timing (Wann?)<br />

Mit dem Timing ist die Entwicklungslogik des Systems repräsentiert. Gestaltung heisst<br />

hier die inhaltlich aufeinander aufbauende, zeitliche Sequenzialisierung der Massnahmen<br />

in zugleich ambitionierten, aber lokal auch machbaren Einheiten.<br />

• Akzente (Was?)<br />

Der Ansatz basiert hier auf der Annahme, dass es in Veränderungsprozessen zu einer<br />

dominanten Diskussion kommt, die den Entwicklungsfokus wiedergibt. Nutzt man diese<br />

Auseinandersetzung aktiv, so ermöglicht sie durch das Setzen inhaltlicher Schwerpunkte<br />

eine Konzentration der Kräfte, die dem Wandel zu einer grösseren Durchschlagskraft<br />

verhilft.<br />

• Akteure (Wer?)<br />

Die im System handelnden Akteure stehen für die Entwicklungsdynamik des Systems.<br />

Sie beeinflussen die Energiefelder, die mit den <strong>St</strong>rategien zusammenkommen müssen,<br />

damit die gewünschte Veränderung geschieht.<br />

326<br />

Vgl. Müller-<strong>St</strong>ewens und Lechner (2003), S. 591 ff., Doppler und Lauterburg (2005), S. 217 ff. und Fröhlich<br />

Luini (2008), S. 16 ff.<br />

327 Abbildung nach Müller-<strong>St</strong>ewens und Lechner (2003), S. 592.


92 Entwicklung eines Bezugsrahmens zur Entstehung von Bildungsstrategien<br />

• Gestaltungsräume (Wo?)<br />

Die Räume repräsentieren das Entwicklungsobjekt. Direktes Objekt der Veränderung<br />

sind zwar die Fähigkeiten. Aufgrund ihrer äusserst komplexen, multikausalen<br />

Verwurzelung in der Tiefenstruktur bzw. der Identität der Organisation lassen sie sich<br />

jedoch nicht direkt gestalten. Man kann lediglich versuchen, über die Gestaltung des<br />

organisatorischen Kontextes die geeigneten Rahmenbedingungen bereitzustellen,<br />

innerhalb derer sich die gewünschten Fähigkeiten entfalten können. Deshalb sind der<br />

strukturelle, kulturelle und politische Raum die Objekte, über die indirekt die<br />

Fähigkeitentransformation erreicht werden soll.<br />

Je nachdem, für was für eine konkrete Initiative man sich bei der Beantwortung dieser<br />

Fragen entscheidet, ergibt sich wiederum ein bestimmter Veränderungsstil, d.h. eine<br />

spezifische Art und Weise, wie eine Organisation ihre Veränderungsprozesse, ihre<br />

Gestaltung von <strong>St</strong>rategien betreibt. „Zur Erstellung eines Wandeldesigns müssen diese<br />

vier Komponenten zueinander in Bezug gesetzt werden.“ 328<br />

Damit lautet die zentrale Frage der Veränderung: Wie sollen strategische Initiativen<br />

wirksam werden und die Organisationseinheit bzw. das Unternehmen verändern? Die<br />

Antworten auf die Fragen wann?, was?, wer? und wo? bringen die Veränderung einer<br />

<strong>St</strong>rategie zum Ausdruck.<br />

3.5 Zusammenfassung<br />

Die folgende Abbildung stellt den Bezugsrahmen des GMN zur Analyse der Entstehung<br />

von <strong>St</strong>rategien zusammenfassend dar:<br />

328 Müller-<strong>St</strong>ewens und Lechner (2003), S. 591.


Entwicklung eines Bezugsrahmens zur Entstehung von Bildungsstrategien 93<br />

Formulierung Implementierung<br />

Initiierung Positionierung Wertschöpfung Veränderung<br />

Bezugsrahmen<br />

zur Gestaltung<br />

der Veränderungsarbeit<br />

Analyse<br />

Analyse der Wertschöpfung<br />

Analyse der Einflusskräfte auf das<br />

Unternehmen<br />

Ausgangssituation<br />

Bezugsrahmen<br />

zur Gestaltung<br />

der Initiierungsarbeit<br />

Ausgangssituation<br />

Timing Wann?<br />

Ort Wo?<br />

Akzente Was?<br />

Eigenes<br />

Wertschöpfungsmodell<br />

Wertschöpfungsmodell<br />

der<br />

Branche<br />

Analyse der<br />

Einflusskräfte<br />

des<br />

Unternehmens<br />

Analyse der<br />

Einflusskräfte<br />

der Umwelt<br />

Beteiligte Wer?<br />

Akteure Wer?<br />

Timing Wann?<br />

Integrierte Betrachtung<br />

Räume Wo?<br />

Mitarbeiter Ressourcen<br />

Organisationale<br />

Management<br />

Fähigkeiten<br />

Verwaltungsrat Kernfähigkeiten<br />

Aktionäre<br />

Kunden<br />

Lieferanten<br />

Banken<br />

Mittel Womit?<br />

Vorgehen Was?<br />

Zs. Arbeit Wie?<br />

Öffentlichkeit<br />

<strong>St</strong>aat<br />

Allgemeine<br />

Umwelt<br />

Integrierte Betrachtung<br />

Konfiguration der Wertschöpfung<br />

Orchestrator, Integrator,<br />

Schichtenspezialist und Pionier<br />

Wettbewerbsstrategie<br />

Schwerpunkt: Differenzierung<br />

Ort:<br />

branchenweit<br />

Taktiken:<br />

defensiv<br />

Regeln:<br />

anpassen<br />

Generieren<br />

von Optionen<br />

Kostenführerschaft<br />

segmentspezifisch<br />

offensiv<br />

verändern<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

Gestaltung der Wertschöpfung<br />

Aktivitätsstrategie<br />

Konzeption:<br />

einfach komplex<br />

Wertschöpfungstiefe: Autarkie Verbund<br />

Fokus:<br />

Kostenmin. Nutzenopt.<br />

Neuerungsverhalten: Imitation Innovation<br />

Ressourcenstrategie<br />

Vielfalt:<br />

uniform divers<br />

Einsatzspektrum generalisiert spezialisiert<br />

Vernetzung:<br />

isoliert verkoppelt<br />

Auslöser:<br />

Push Pull<br />

neu<br />

Kosten<br />

Diversifikation<br />

neu<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

alt<br />

Präferenzen<br />

Rückzug<br />

alt<br />

Marktstrategie<br />

Variation:<br />

Substanz:<br />

Feld:<br />

<strong>St</strong>il:<br />

Abbildung 34: Bezugsrahmen zur Analyse der Entstehung von <strong>St</strong>rategien 329<br />

329 Eigene Darstellung.<br />

Angemessenheit, Zielerreichung, Durchführbarkeit und Konsistenz<br />

Entscheiden<br />

für eine<br />

Alternative


94 Entwicklung eines Bezugsrahmens zur Entstehung von Bildungsstrategien<br />

Damit gibt die Analyse der Entstehung von <strong>St</strong>rategien auf folgende Fragen Antwort:<br />

• Initiierung<br />

Wie sollen strategische Initiativen und/oder ihr Kontext gestaltet werden?<br />

• Positionierung<br />

1. Analyse: Welche Einflusskräfte der Umwelt wirken auf die Organisation?<br />

2. Analyse: Welche Einflusskräfte des Unternehmens selber wirken auf die<br />

Organisation?<br />

3. Analyse: Wie stellt die Organisation den Bezug zwischen internen und externen<br />

Einflusskräften her?<br />

4. Generieren von Optionen: Welche Art von Optionen ergeben sich aus der<br />

Analyse/integrierten Betrachtungsweise?<br />

5. Entscheiden für eine Alternative: Nach welchen Kriterien werden die<br />

Gestaltungsoptionen bewertet?<br />

• Wertschöpfung<br />

1. Analyse: Wie sieht das Wertschöpfungsmodell der Branche aus?<br />

2. Analyse: Wie sieht das eigene Wertschöpfungsmodell aus?<br />

3. Analyse: Wie stellt die Organisation den Bezug zwischen den beiden<br />

Wertschöpfungsmodellen her?<br />

4. Generieren von Optionen: Welche Optionen ergeben sich in Bezug auf die<br />

Konfiguration der Wertschöpfung?<br />

5. Generieren von Optionen: Welche Optionen ergeben sich in Bezug auf die Gestaltung<br />

der Wertschöpfung?<br />

6. Entscheiden für eine Alternative: Nach welchen Kriterien werden die<br />

Gestaltungsoptionen bewertet?<br />

• Veränderung<br />

Wie sollen strategische Initiativen wirksam werden und die Organisationseinheit bzw.<br />

das Unternehmen verändern?<br />

Die oben aufgelisteten Fragen sind das Resultat aus dem dargestellten Kapitel und<br />

konkretisieren die Frage „Wie entstehen <strong>St</strong>rategien?“. Da diese Fragen grundsätzlich<br />

auch im <strong>Bildungsmanagement</strong> gestellt werden können, stellen sie eine Konkretisierung<br />

der in dieser Arbeit aufgeworfenen Forschungsfrage dar. Daher bilden sie den


Entwicklung eines Bezugsrahmens zur Entstehung von Bildungsstrategien 95<br />

Ausgangspunkt für das nächste Kapitel, in dem ein Bezugsrahmen für die Entstehung von<br />

Bildungsstrategien entworfen wird.


96 Entwicklung eines Bezugsrahmens zur Entstehung von Bildungsstrategien<br />

4 BEZUGSRAHMEN I: ENTSTEHUNG VON<br />

BILDUNGSSTRATEGIEN<br />

Der Entwurf eines Bezugsrahmens zur Entstehung von Bildungsstrategien soll Ziel dieses<br />

Kapitels sein. Hierzu sollen verschiedene einzelne Komponenten, die in der Literatur zur<br />

Entstehung von Bildungsstrategien zu finden sind, durch das strukturierte Vorgehen des<br />

GMN zusammengeführt werden. Zu jenen Teilaspekten der Bildungsstrategieentstehung,<br />

zu denen keine Konzepte vorliegen, soll aus dem letzten Kapitel zur allgemeinen<br />

<strong>St</strong>rategieentstehung eine deduzierte Theorie zur Entstehung von Bildungsstrategien<br />

entwickelt werden.<br />

Unterteilt ist dieses Kapitel in die Phasen Initiierung, Positionierung, Wertschöpfung und<br />

Veränderung - wie das vorausgegangene 3. Kapitel, dessen Ziel es war, anhand des<br />

Vorgehensmodells des GMN die Entstehung von <strong>St</strong>rategien aufzuzeigen. 330 Aus dieser<br />

Analyse entstanden Fragen, die bei der Analyse der Entstehung von Bildungsstrategien<br />

Hilfe bieten. Zu Beginn der einzelnen Unterkapitel werden die aus der allgemeinen<br />

<strong>St</strong>rategieliteratur entwickelten Fragen gestellt. Sie dienen als Ausgangspunkt, von dem<br />

aus die einzelnen Theorieblöcke des Bezugsrahmens entwickelt werden sollen. Mehrere<br />

dieser Ausgangsfragen haben aufgrund der verwendeten Literatur einen stark<br />

präskriptiven Charakter. Da aber ein deskriptives Vorgehen für diese Arbeit<br />

handlungsleitend ist, werden die Ausgangsfragen deskriptiv gestellt. 331<br />

4.1 Initiierung<br />

Die zentrale Frage der Initiierung ist: Wie sollen strategische Initiativen und/oder ihr<br />

Kontext gestaltet werden? Konkret auf den Bildungsbereich 332 bezogen, lautet die Frage:<br />

Wie sind strategische Initiativen im Bildungsbereich eines Unternehmens gestaltet? 333<br />

Diese Frage läuft also darauf hinaus, wie Bildungsstrategien prozessual initiiert werden<br />

können. Bildungsstrategien sind, wie bereits aufgezeigt, Funktional- oder Issue-<br />

<strong>St</strong>rategien und unterscheiden sich daher in der Entstehung prozessual nicht von anderen<br />

<strong>St</strong>rategien. 334<br />

So gelten auch für den Bildungsbereich die sechs zuvor aufgezeigten Dimensionen in<br />

Form eines Kontinuums, an dessen Enden zwei entgegengesetzte Optionen liegen. Die<br />

330<br />

Siehe 3. Kapitel, „Analyse der Entstehung von <strong>St</strong>rategien“.<br />

331<br />

Siehe Hauptkapitel I, Unterkapitel 2.2.2 „Relevanz der Hermeneutik für die Dissertation“,<br />

Forschungsvoraussetzung.<br />

332 Die Begriffe Bildungsbereich und Bildungsorganisation werden in dieser Arbeit gleichgesetzt.<br />

333 Vgl. Seufert und Meier (2007), S. 4.<br />

334 Siehe 1. Kapitel, Unterkapitel 1.2 „Gestaltungsebenen von <strong>St</strong>rategien“.


Entwicklung eines Bezugsrahmens zur Entstehung von Bildungsstrategien 97<br />

Antworten auf die Fragen wo?, wer?, wann?, womit?, was? und wie? fassen die sechs<br />

Dimensionen, die bei der Initiierung einer <strong>St</strong>rategie bzw. einer Bildungsstrategie<br />

bestehen, zusammen.<br />

4.2 Positionierung<br />

Die Kernfrage, die sich hier stellt, lautet: Welche Möglichkeiten bestehen für den<br />

Bildungsbereich, um sich gegenüber den Anspruchsgruppen zu positionieren<br />

(Aussenverhältnis)? Um dazu eine Antwort zu finden, kann die Ursprungsfrage durch<br />

folgende Teilfragen strukturiert werden: 335<br />

1. Analyse: Welche Einflusskräfte der Umwelt wirken auf die Organisation?<br />

2. Analyse: Welche Einflusskräfte des Unternehmens selber wirken auf die<br />

Organisation?<br />

3. Analyse: Wie stellt die Organisation den Bezug zwischen internen und externen<br />

Einflusskräften her?<br />

4. Generieren von Optionen: Welche Art von Optionen ergeben sich aus der<br />

Analyse/integrierten Betrachtungsweise?<br />

5. Entscheiden für eine Alternative: Nach welchen Kriterien werden die<br />

Gestaltungsoptionen bewertet?<br />

Wie aus der <strong>St</strong>ruktur der Fragen ersichtlich ist, wird das folgende Unterkapitel zur<br />

Beantwortung dieser Fragen - analog zum 3. Kapitel - in die Analyse der Einflusskräfte<br />

auf die Bildungsorganisation und darauf basierend in das Generieren von Optionen<br />

unterteilt, was zum Entscheid für eine Alternative führen soll. 336 Folgende Abbildung<br />

verdeutlicht den beschriebenen Aufbau des Unterkapitels:<br />

Analyse der Einflusskräfte<br />

auf eine Bildungsorganisation<br />

(Kapitel 4.2.1)<br />

Generieren von<br />

Optionen<br />

(Kapitel 4.2.2)<br />

Entscheiden für<br />

eine Alternative<br />

(Kapitel 4.2.3)<br />

Abbildung 35: Aufbau des Unterkapitels 4.2 337<br />

335 Siehe 3. Kapitel, Unterkapitel 3.5 „Zusammenfassung“.<br />

336<br />

Der Aufbau lehnt sich wiederum an den General Management Navigator (GMN) von Müller-<strong>St</strong>ewens und<br />

Lechner (2003) an.<br />

337 Eigene Darstellung.


98 Entwicklung eines Bezugsrahmens zur Entstehung von Bildungsstrategien<br />

4.2.1 Analyse der Einflusskräfte auf eine Bildungsorganisation<br />

Zwecks Analyse der Einflusskräfte auf das Unternehmen war das entsprechende<br />

Unterkapitel im letzten Kapitel unterteilt in die Schritte Analyse der Ausgangssituation,<br />

Analyse der Einflusskräfte der Umwelt und Analyse der Einflusskräfte des<br />

Unternehmens, was abschliessend eine integrierte Betrachtungsweise der Einflusskräfte<br />

ermöglichte. Diese Vorgehensweise ist im Bildungsbereich nicht anders; daher soll deren<br />

<strong>St</strong>ruktur bei den weitergehenden Überlegungen übernommen werden. 338<br />

4.2.1.1 Ausgangssituation<br />

Gegenstand der Analyse der Ausgangssituation einer Bildungsorganisation ist die Frage,<br />

wo im Unternehmen eine <strong>St</strong>rategie für den Aus- oder Weiterbildungsbereich entstehen<br />

soll. Der Bedarf an einer neuen <strong>St</strong>rategie im Bildungsbereich kann sich nämlich auf<br />

verschiedenen Ebenen zeigen: 339 Auf der Ebene des gesamten Bildungsbereichs für das<br />

ganze Unternehmen, auf der Ebene des gesamten Bildungsbereichs für einen oder<br />

mehrere Geschäftsbereiche (z.B. für den Bereich der Führungskräfte des Unternehmens)<br />

oder auch auf der Ebene einer kleineren Organisationseinheit innerhalb des<br />

Bildungsbereichs (z.B. auf der Ebene eines Teams, das für die Entwicklung von<br />

E-Learning zuständig ist). Zunächst gilt es, sich einen Überblick zu verschaffen über die<br />

gegenwärtigen SGF, d.h. über das bestehende Leistungsangebot des Bildungsbereichs,<br />

und über die SGE, d.h. darüber, wie der Bildungsbereich zur Erbringung des<br />

gegenwärtigen Leistungsangebotes aufgestellt ist. Nur so kann klar definiert werden, wo<br />

die neu zu entwickelnde <strong>St</strong>rategie ansetzen soll. Je nachdem, auf welcher Ebene die neue<br />

<strong>St</strong>rategie entstehen soll, ergeben sich für die Bildungsorganisation verschiedene<br />

Anspruchsgruppen bzw. ist die Gewichtung der Anspruchsgruppen unterschiedlich<br />

vorzunehmen.<br />

4.2.1.2 Analyse der Einflusskräfte der Umwelt<br />

Die Analyse der Einflusskräfte der Umwelt, die auf den Bildungsbereich wirken, ist über<br />

die Analyse der relevanten Anspruchsgruppen vorzunehmen. Dabei sind die relevanten<br />

Anspruchsgruppen nicht nur ausserhalb des Unternehmens, sondern vor allem innerhalb<br />

des Unternehmens der betreffenden Bildungsorganisation selber zu finden. Im folgenden<br />

Abschnitt sollen daher alle relevanten <strong>St</strong>akeholder mit ihren möglichen Erwartungen, die<br />

sich für eine Bildungsorganisation ergeben, aufgezeigt sein.<br />

338 Bildungsstrategien als Funktional- oder Issue-<strong>St</strong>rategien entstehen prozessual gleich wie andere <strong>St</strong>rategien.<br />

339 Vgl. Seufert und Meier (2007), S. 4.


Entwicklung eines Bezugsrahmens zur Entstehung von Bildungsstrategien 99<br />

Der Kunde<br />

Grundsätzlich können alle Mitarbeiter des gesamten Unternehmens als interne Kunden<br />

der Bildungsorganisation betrachtet werden, da davon ausgegangen wird, dass alle<br />

Mitarbeiter in den Genuss von Aus- oder Weiterbildung im Unternehmen kommen<br />

möchten. Eine Differenzierung in Sinne einer ersten Segmentierung 340 kann jedoch<br />

vorgenommen werden: einerseits organisatorisch und andererseits vom<br />

Mitarbeiterentwicklungsniveau ausgehend. So bestehen organisatorische Ansprüche von<br />

Kunden des gesamten Unternehmens, vertreten durch die Geschäftsleitung, und<br />

Ansprüche der verschiedenen Geschäftsbereiche, vertreten durch die dazugehörigen<br />

Führungskräfte. Aus der Sicht des Mitarbeiterentwicklungsniveaus ergeben sich<br />

Kundenansprüche durch die Führungskräfte selber, den Nachwuchs sowie durch<br />

Ansprüche der restlichen Mitarbeiter.<br />

Das Gesamtunternehmen, repräsentiert durch seine Geschäftsleitung, ist der eigentliche<br />

Hauptkunde der Bildungsorganisation. Zwar werden die produzierten<br />

Ausbildungsangebote nicht direkt von ihr „konsumiert“, doch setzt sie die wichtigsten<br />

Akzente bei der Positionierung des Bildungsbereichs: Sie bestimmt, was als Beitrag zum<br />

unternehmensinternen Wert gilt. Beispiele für solche unternehmensinterne Wertbeiträge<br />

ergeben sich aus einer Anpassungs-, Motivations-, Identifikations-, Akquisitions-,<br />

Image-, Gestaltungs- und Entwicklungsfunktion des Bildungsbereichs. 341 Häufig ist die<br />

Definition des unternehmensinternen Wertbeitrages an die Unternehmensstrategie<br />

geknüpft. In diesem Zusammenhang bleibt vielfach offen, inwieweit die Geschäftsleitung<br />

der Bildungsorganisation erlaubt, eigenständige Akzente zu setzen oder sie deren<br />

Kompetenzen auf den Vollzug der Unternehmens- bzw. der Geschäftsstrategie<br />

begrenzt. 342 Da die Geschäftsleitung meistens auch als der grösste Geldgeber fungiert, ist<br />

sie direkt am Erfolg des Bildungsbereichs interessiert.<br />

Viel heterogener als die vorher aufgeführten Ansprüche des gesamten Unternehmens an<br />

den Bildungsbereich sind die Ansprüche aus einem oder mehreren Geschäftsbereichen<br />

des Unternehmens, vertreten durch die dafür zuständigen Führungskräfte. In den meisten<br />

Fällen begrüssen gute Führungskräfte eine ständige Aus- oder Weiterbildung in<br />

irgendeiner Form, denn dies wertet ihren Bereich auf und lässt ihn noch effizienter<br />

werden. Dass eine Ausbildungsmassnahme das richtige Mittel dazu ist, wird von ihnen<br />

erst gar nicht in Frage gestellt. Oft konkurrenzieren die Führungskräfte der verschiedenen<br />

340 „Eine Segmentierung kommt immer dann zur Anwendung, wenn man sich verspricht, ein komplexes<br />

Analyseobjekt durch dessen Zerlegung besser verstehen und gezielter bearbeiten zu können.“ Müller-<strong>St</strong>ewens und<br />

Lechner (2003), S. 169.<br />

341 Siehe Hauptkapitel II, 3. Kapitel „Ausprägungsformen von Betrieblicher Bildung“.<br />

342 Vgl. Diesner, Seufert und Euler (2006), o.S.


100 Entwicklung eines Bezugsrahmens zur Entstehung von Bildungsstrategien<br />

Geschäftsbereiche untereinander, um möglichst viele Ausbildungsgelder bzw. direkte<br />

Ausbildungsleistungen zu erhalten. Die Bildungsorganisation muss hier klar Prioritäten<br />

setzen. Dazu ist gegebenenfalls eine weitere Segmentierung der Geschäftsbereiche nötig:<br />

Die Organisationsstruktur der Geschäftsbereiche bietet dazu Hilfe. Durch dieses<br />

Vorgehen kann die Bildungsorganisation frei über Ort und Höhe ihres Engagements in<br />

den einzelnen Organisationssegmenten entscheiden. 343 Bezüglich der Entscheidung<br />

darüber, wo die Bildungsorganisation investieren will, ist letztlich ausschlaggebend, dass<br />

sie die Prioritäten stets zu Gunsten der externen, also der eigentlichen Endkunden des<br />

Unternehmens setzt, wobei dieser Entscheid natürlich im Einklang mit der <strong>St</strong>rategie des<br />

Gesamtunternehmens bzw. des Geschäftsbereiches stehen muss.<br />

Werden die <strong>St</strong>akeholder in Bezug auf das Mitarbeiterentwicklungsniveau betrachtet, so<br />

ergeben sich aus dieser Perspektive als Erstes die Ansprüche der gesamten<br />

Führungskräfte des Unternehmens. Sie erwarten, dass sie vom Bildungsbereich für ihre<br />

Führungsfunktion das entsprechende Rüstzeug erhalten und dementsprechend gecoacht<br />

und vernetzt werden. Ähnlich verhält es sich mit den Ansprüchen des Nachwuchses.<br />

Damit sind alle Mitarbeiter gemeint, die relativ jung in das Unternehmen eintreten und<br />

zwar arbeiten, gleichzeitig aber ein Ausbildungsprogramm im Unternehmen absolvieren,<br />

bspw. Lehrlinge oder Hochschulabsolventen. Ihre Ansprüche lassen sich wie folgt<br />

zusammenfassen: Sie möchten in jungen Jahren fachlich, aber auch in Bezug auf Sozialund<br />

Selbstkompetenzen geschult werden, damit sie ihre Arbeit professionell und<br />

effizienter verrichten können. Wichtig ist ihnen ferner, dass die ihnen angebotene<br />

Ausbildung nicht nur intern, sondern bei einem späteren <strong>St</strong>ellenwechsel auch ausserhalb<br />

des Unternehmens anerkannt wird, dies ev. sogar durch eine Zertifizierung. Doch sind<br />

auch die Ansprüche der restlichen Mitarbeiter, die sich nicht in diese zwei genannten<br />

Kategorien einordnen lassen, nicht zu unterschätzen: Abgesehen von ihrem Anspruch auf<br />

eine adäquate fachliche Ausbildung (welche über die Ansprüche der Führungskräfte der<br />

Geschäftsbereiche eingefordert wird) wollen auch sie sich so weiterentwickeln, dass sie<br />

ihre Arbeit professioneller und effizienter gestalten können. Die Ansprüche reichen vom<br />

Besuch eines Präsentationstechnikseminars bis hin zur IT-Ausbildung, damit sie<br />

imstande sind, besser mit den entsprechenden IT-Komponenten im Alltag umzugehen.<br />

Neben allen aufgeführten Mitarbeitern, die an Aus- und Weiterbildung Erwartungen<br />

stellen und die als interne Kunden bezeichnet werden können, sind die externen Kunden<br />

des Unternehmens nicht zu vernachlässigen, denn auch sie haben immer häufiger<br />

Erwartungen an den internen Bildungsbereich. Diese Erwartungen lassen sich als<br />

Customer Education bezeichnen und umfassen Aus- und Weiterbildung in Bezug auf die<br />

343 Vgl. Dulworth und Bordonaro (2005), S. 169 ff.


Entwicklung eines Bezugsrahmens zur Entstehung von Bildungsstrategien 101<br />

verkauften Produkte und Dienstleistungen des Unternehmens. In Zeiten, in denen sich<br />

Produkte mehr und mehr gleichen, kann sich Customer Education als eine kreative Form<br />

der Kundenbeziehung herausstellen. Beispiel ist hier eine Produkteschulung zu einer neu<br />

herausgegebenen Software. Ob dies als Aufgabe des internen Bildungsbereichs zu<br />

betrachten ist, ist eine Frage der Abgrenzung im Unternehmen.<br />

Andere für die Ausbildung relevante Funktionseinheiten im Unternehmen<br />

Als Teil des Unternehmens muss sich der Bildungsbereich mit den Funktionseinheiten<br />

Human Resources und IT in Bezug auf deren Ansprüche absprechen und sich auf sie<br />

abstimmen. 344<br />

Mitarbeiterentwicklung im Sinne der Aus- bzw. Weiterbildung sämtlicher Mitarbeiter des<br />

Unternehmens ist aus Sicht der Human Resources der grösste Anspruch an den<br />

Bildungsbereich. Dabei soll dieser wirklich nur die spezifischen<br />

Ausbildungsmassnahmen zur Personalentwicklung ggf. zusätzlich dazu noch deren<br />

Zertifizierung übernehmen. Nomination der Auszubildenden, Inzentivieren durch Entgelt<br />

oder Beförderung ist Sache der Human Resources.<br />

Die IT-Abteilung eines Unternehmens hat die Aufgabe, die vom Bildungsbereich<br />

gewählten Ausbildungssysteme zu unterstützen. An eine Bildungsorganisation stellt sie<br />

den berechtigten Anspruch, dass die zur gewählten <strong>St</strong>rategie gehörenden technischen<br />

Komponenten in die IT-Infrastruktur integrierbar sind.<br />

Wettbewerber<br />

Gilt es, für das gesamte Unternehmen oder für einen Geschäftsbereich eine <strong>St</strong>rategie zu<br />

entwickeln, so spielen bei dessen Positionierung die Wettbewerber eine zentrale Rolle.<br />

Bei einer Bildungsorganisation fällt dieser Aspekt jedoch weniger ins Gewicht, da ihr<br />

keine direkten Konkurrenten gegenüberstehen. Mit zwei Arten von Konkurrenten hat sie<br />

es aber dennoch zu tun: Erstens mit denjenigen Wettbewerbern, deren gesamtes oder<br />

Teile ihres Bildungsangebotes in Bezug auf Kosten, Zeit oder Qualität besser<br />

abschneidet. Ein Beispiel dazu ist der punktuelle Einkauf von E-Learning Komponenten,<br />

die das Unternehmen eigentlich auch selber produzieren könnte. Diese Wettbewerber gilt<br />

es nicht etwa zu konkurrenzieren, sondern vielmehr bewusst zu nutzen. Zweitens sind die<br />

Bildungsorganisationen in den Konkurrenzunternehmen der gleichen Branche als<br />

Wettbewerber in Betracht zu ziehen. Auch hier gilt es diese Bildungsorganisationen nicht<br />

zu konkurrenzieren, denn sie haben unabhängig von der eigenen Bildungsorganisation<br />

ihre Daseinsberechtigung im Konkurrenzunternehmen.<br />

344 Siehe Hacker (2007), S. 46 ff.


102 Entwicklung eines Bezugsrahmens zur Entstehung von Bildungsstrategien<br />

Weitere Anspruchsgruppen<br />

Eine weitere wichtige Anspruchsgruppe im Bildungsbereich sind die Lieferanten, dies<br />

unabhängig davon, ob sie nur Technologie oder ganze Bildungsmassnahmen anbieten<br />

resp. die Inhalte für die Ausbildung liefern. Beispiele dazu sind Trainer oder<br />

<strong>Universität</strong>en, die ihre Dienste dem Unternehmen zur Verfügung stellen. Ihr Anspruch an<br />

die Bildungsorganisation besteht in einer gewissen Abnehmersicherheit und einem<br />

Image, das sie pflegen.<br />

Ein weiterer möglicher <strong>St</strong>akeholder kann zudem der <strong>St</strong>aat selber sein. Dieser richtet an<br />

den Bildungsbereich den Anspruch, dass die vom Unternehmen aufgenommenen<br />

Lehrlinge durch einen Praxisausbildner eingeführt, ausgebildet, betreut und beurteilt<br />

werden. 345 Bietet der Bildungsbereich ein solches Angebot an, so erwartet der <strong>St</strong>aat, dass<br />

dieses Angebot gewissen Qualitätsstandards entspricht.<br />

Die für eine Bildungsorganisation möglichen, relevanten <strong>St</strong>akeholder sind in der<br />

nachfolgenden Tabelle mit ihrem Erwartungsspektrum zusammengefasst. Die Tabelle<br />

zeigt eine Typologie der möglichen Erwartungen auf.<br />

Anspruchsgruppen Mögliche Erwartungen<br />

Kunde<br />

Geschäftsleitung • Definiert den unternehmensinternen Wertbeitrag des<br />

Bildungsbereichs und ist bestrebt diesen optimal zu<br />

erfüllen<br />

• Verknüpfung der Bildungsorganisation mit der<br />

Gesamtstrategie des Unternehmens<br />

• Erfolg der Bildungsorganisation<br />

Führungskräfte der<br />

Geschäftsbereiche<br />

• Aus- und Weiterbildungsleistung, damit der<br />

Geschäftsbereich noch effizienter wird<br />

• Festlegen der Prioritäten der möglichen Aus- und<br />

Weiterbildungsleistungen<br />

• Verknüpfung der Bildungsorganisation mit der<br />

betreffenden Geschäftsstrategie<br />

Führungskräfte • Erhalt des Rüstzeugs, Coaching und Vernetzung für die<br />

Führungsfunktion<br />

Nachwuchs • Fachliche Ausbildung<br />

• Ausbildung in Sozial- und Selbstkompetenzen<br />

• Anerkennung der Ausbildung intern und extern<br />

345 Vgl. kvschweiz (2008), o.S.


Entwicklung eines Bezugsrahmens zur Entstehung von Bildungsstrategien 103<br />

Restliche<br />

Mitarbeiter<br />

• Fachliche Aus- und Weiterbildung<br />

• Aus- und Weiterbildung in Professionalität und Effizienz<br />

Kunden extern • Aus- und Weiterbildung in Bezug auf die an sie verkauften<br />

Produkte und Dienstleistungen<br />

Andere<br />

Funktionseinheiten<br />

im Unternehmen<br />

Human Resources • Entwicklung sämtlicher Mitarbeiter<br />

IT Abteilung • Integration der ausgewählten technischen<br />

Bildungskomponenten in die IT Infrastruktur<br />

Wettbewerber<br />

Wettbewerber in<br />

Komponenten des<br />

Bildungsangebotes<br />

Wettbewerber in einer<br />

anderen Bildungs-<br />

organisation<br />

Weitere<br />

Anspruchsgruppen<br />

• Nutzung ihrer Angebote<br />

• Lernen voneinander<br />

• Beobachten und Lernen von einander<br />

Lieferanten • Abnehmersicherheit und Image<br />

<strong>St</strong>aat • Einhaltung eines Qualitätsstandards<br />

Tabelle 2: Anspruchsgruppen und ihre Erwartungen an die Bildungsorganisation in<br />

einem Unternehmen 346<br />

Allgemeine Umwelt<br />

Wie schon im 3. Kapitel zur allgemeinen <strong>St</strong>rategieentstehung dargestellt, kann neben der<br />

Betrachtung der Anspruchsgruppen mit einem direkten Einfluss auf das Unternehmen auf<br />

einem höheren Abstraktionsgrad auch eine Analyse der allgemeinen Umwelt<br />

vorgenommen werden. 347 Diese Analyse stellt den letzten Schritt in der Analyse der<br />

Einflusskräfte auf das Unternehmen dar. Die für den Bildungsbereich im Unternehmen<br />

wichtigen Trends sind nachfolgend im Überblick zusammengeführt:<br />

346 Eigene Darstellung.<br />

347 Vgl. Müller-<strong>St</strong>ewens und Lechner (2003), S. 205 und <strong>St</strong>einmann und Schreyögg (2005), S. 177.


104 Entwicklung eines Bezugsrahmens zur Entstehung von Bildungsstrategien<br />

Ökonomisches Segment Die allgemeine wirtschaftliche Lage, in der sich das<br />

Gesamtunternehmen befindet, hat einen massgebenden<br />

Einfluss auf den Bildungsbereich des Unternehmens. Ausund<br />

Weiterbildung produzieren Kosten und diese müssen<br />

durch Gewinne des Unternehmens getragen werden.<br />

Politisch-rechtliches<br />

Segment<br />

Sozio-kulturelles<br />

Segment<br />

Technologisches<br />

Segment<br />

Unternehmen und ihre Branchen müssen sich mehr und mehr<br />

rechtlichen Regulierungen beugen und sich rechtfertigen. 348<br />

Dies bedeutet, dass auch ein gewaltiger Aufklärungsbedarf<br />

aller Mitarbeiter in einem Unternehmen entsteht. Häufig hat<br />

der Bildungsbereich hier eine tragende Rolle zu übernehmen.<br />

Durch die zunehmend ältere Bevölkerung in den<br />

Industrieländern bleiben Mitarbeiter länger im<br />

Unternehmen. 349 Da sich Wissen zudem immer schneller<br />

verändert, ergibt sich daraus ein ansteigender Bedarf an<br />

Weiterbildung.<br />

Auch die Lerntechnologien entwickeln sich in einem<br />

rasenden Tempo. Der Bildungsbereich muss diesbezüglich<br />

mit diesem technologischen Wandel Schritt halten können.<br />

Tabelle 3: Analyse der allgemeinen Umwelt für den Bildungsbereich 350<br />

Damit sind die für den Bildungsbereich im Unternehmen relevanten Einflusskräfte der<br />

Umwelt dargestellt. Der letzte Schritt der Anspruchsgruppen-Analyse besteht darin, die<br />

Erwartungen der Anspruchsgruppen zu bewerten und sich zu überlegen, welche<br />

Erwartungen das Unternehmen aufgrund des damit für es verbundenen Nutzens erfüllen<br />

will. Wie schon aufgezeigt, handelt es sich bei der Bewertung der Ansprüche der<br />

<strong>St</strong>akeholder nicht um eine Frage der Maximierung, sondern um der Optimierung. 351 Je<br />

nachdem, auf welcher Ebene die Bildungsstrategie entstehen soll, ist die Bewertung der<br />

aufgeführten Anspruchsgruppen unterschiedlich vorzunehmen. Wie später noch<br />

ersichtlich werden wird, ist bei der Bewertung die Anspruchsgruppe des Kunden<br />

zentral. 352<br />

348 „Im Zuge des Ratings von Unternehmen, wie es etwa Basel II fordert, wird der Nachweis einer systematischen<br />

und nachhaltigen Qualifizierung zu erbringen sein.“ Vgl. Närmann, Samiei Rupp und Sander (2008), o.S.<br />

349 Vgl. Diesner, Seufert und Euler (2008), S. 3.<br />

350 Eigene Darstellung.<br />

351 Vgl. Müller-<strong>St</strong>ewens und Lechner (2003), S. 177.<br />

352 Siehe Unterkapitel 4.2.2 „Generieren von Optionen“.


Entwicklung eines Bezugsrahmens zur Entstehung von Bildungsstrategien 105<br />

Ist die Analyse der Einflusskräfte der Umwelt abgeschlossen, so können auch hier erste<br />

Überlegungen zu Zielen, <strong>St</strong>rategien und Massnahmen hinsichtlich des Vorgehens<br />

gemacht werden, wie die beschlossene Positionierung gegenüber den Anspruchsgruppen<br />

vorangetrieben werden soll. Auch hier muss überlegt sein, ob das Unternehmen das<br />

Potenzial hat, sich so zu verändern, dass es den Erwartungen der ausgewählten<br />

Anspruchsgruppen gerecht werden kann. Zur Beurteilung dieses Veränderungspotenzials<br />

muss auch hier eine Analyse der Einflusskräfte der Bildungsorganisation vorgenommen<br />

werden.<br />

4.2.1.3 Analyse der Einflusskräfte der Bildungsorganisation<br />

Die im 3. Kapitel vorgenommene Analyse der Einflusskräfte des Unternehmens bestand<br />

aus einer Betrachtung der Ressourcen, der organisationalen Fähigkeiten und der<br />

Kernkompetenzen eines Unternehmens. Eine losgelöste Betrachtung dieser drei Elemente<br />

erscheint für eine einzelne Abteilung wie die des Bildungsbereichs schwierig. Aus<br />

diesem Grund wird zur Analyse der vorhandenen Ressourcen das bestehende<br />

Bildungsangebot im Unternehmen betrachtet. Abhängig von ihrem Reifegrad ist eine<br />

Bildungsorganisation zu unterschiedlichen Handlungen fähig. Um Aufschluss über die<br />

organisationalen Fähigkeiten und Kernkompetenzen des Bildungsbereichs zu erhalten,<br />

wird deshalb dessen Reifegrad betrachtet. Immer häufiger wird auch eine gewisse<br />

Internationalität der Bildungsorganisation im Unternehmen angestrebt. Deshalb ist es bei<br />

der Analyse der Einflusskräfte der Bildungsorganisation von Vorteil, hinsichtlich der<br />

entstehenden Bildungsstrategie auf der Ebene des gesamten Unternehmens oder einzelner<br />

Geschäftsbereiche die <strong>St</strong>euerungsformen internationaler Unternehmen zu kennen.<br />

Analyse des bestehenden Bildungsangebotes im Unternehmen<br />

Besteht eine Vorstellung davon, wie sich der Bildungsbereich gegenüber seinen<br />

<strong>St</strong>akeholdern positionieren will, so ist eine Betrachtung seines bisher bestehenden<br />

Leistungsangebots sinnvoll. Nur so ist es möglich, festzustellen, ob sich die angebotene<br />

Leistung in Richtung der zu erfüllenden Erwartungen von Seiten der <strong>St</strong>akeholder<br />

entwickeln lässt. Um sich einen Überblick über das Leistungsangebot des<br />

Bildungsbereichs zu verschaffen, bietet es sich an, das Angebot über die Dimensionen<br />

Zielgruppe und zu fördernde Kompetenz zu strukturieren (vgl. Abbildung 36). Meistens<br />

spiegelt die <strong>St</strong>rukturierung der SGF dieses Leistungsangebot wider.


106 Entwicklung eines Bezugsrahmens zur Entstehung von Bildungsstrategien<br />

Führungskräfte<br />

Nachwuchs<br />

Alle<br />

Mitarbeiter<br />

Extern<br />

Zielgruppe<br />

Sachkompetenzen Sozialkompetenzen<br />

Selbstkompetenzen<br />

Kompetenzen<br />

Abbildung 36: Leistungsangebot der Bildungsorganisation in einem Unternehmen 353<br />

Durch diese Art der <strong>St</strong>rukturierung wird sehr schnell klar, an welchen <strong>St</strong>ellen der<br />

Bildungsbereich Ressourcen bindet und welche Leistungen vom Bildungsbereich im<br />

Moment der Analyse zu erwarten sind. Im aufzuzeigenden Leistungsspektrum soll nicht<br />

vergessen bleiben, dass die meisten Bildungsbereiche nicht nur ein Leistungsangebot<br />

haben, sondern auch nachfrageorientiert spezifische Aus- bzw. Weiterbildungsinitiativen<br />

durchführen. Dieses Leistungspaket des Bildungsbereichs ist ebenfalls in die Betrachtung<br />

mit einzubeziehen. Zudem ist ein weiteres Produkt in der Analyse des momentan<br />

bestehenden Leistungsangebotes im Bildungsbereich nicht zu vergessen: Aufbau und<br />

Förderung einer Lernkultur. Die Gestaltung von Lernkulturen kann als Schaffung eines<br />

Möglichkeitsraums für selbstorganisierendes Lernen auf unterschiedlichen Ebenen<br />

gesehen werden. In einer Lernkultur manifestieren sich folglich Einstellungen und Werte<br />

gegenüber Lernen auf individueller, gruppenbezogener, organisationaler und<br />

gesellschaftlicher Ebene. 354<br />

Analyse des Reifegrades der Bildungsorganisation<br />

Abhängig davon, welcher Reifegrad einer Bildungsorganisation zugeschrieben wird, ist<br />

sie zu unterschiedlichen Handlungen fähig. Dabei ist der Begriff der Reife dem Grad der<br />

Entwicklung der Organisationseinheit gleich zu stellen. In der Literatur finden sich<br />

verschiedene Modelle zur Evaluierung des Reifegrades des Bildungsbereichs. 355 Das<br />

Modell von Deiser stellt das umfassendste dar und soll aus diesem Grund für diese Arbeit<br />

353<br />

Eigene Darstellung in Anlehnung an <strong>St</strong>rauss (1999), S. 132.<br />

354<br />

Vgl. Sonntag et al. (2004), o.S.<br />

355<br />

Vgl. Heuser und Sattelberger (2002); Dulworth und Bordonaro (2005) und Närmann, Samiei Rupp, Sander<br />

(2008).


Entwicklung eines Bezugsrahmens zur Entstehung von Bildungsstrategien 107<br />

herangezogen werden. 356 Zur Evaluation des Reifegrades des Bildungsbereichs eines<br />

Unternehmens wird hier das Ausmass der Verbindung von Lernen mit <strong>St</strong>rategie und<br />

Geschäftsprozessen herangezogen.<br />

Das Modell lässt sich in fünf <strong>St</strong>ufen aufteilen: 357<br />

Fokus auf individuelle Skills<br />

niedrig<br />

1<br />

Inhalte von Textbüchern,<br />

allgemeines<br />

Verhaltenstraining<br />

2<br />

Inhalte speziell für das<br />

Klientensystem entwickelt;<br />

Verhaltensarbeit<br />

mit Real-life-Teams<br />

Fokus auf organisatorischen Wandel<br />

Transzendieren der<br />

Grenzen zwischen Training<br />

und Workshop. Fokus auf<br />

implementing change<br />

Verbindung mit <strong>St</strong>rategie und Geschäftsprozessen<br />

3<br />

Fokus auf strategischem Wandel<br />

4<br />

Transzendieren der<br />

Grenzen zwischen<br />

Training, Workshop und<br />

Projektarbeit. Fokus auf<br />

creating and<br />

managing strategic change<br />

5<br />

Transzendieren der Grenzen<br />

zwischen interner<br />

Kompetenzentwicklung und<br />

der Optimierung der<br />

Spielregeln des Geschäfts,<br />

gemeinsamer Kunden,<br />

Lieferanten, Allianzen, etc.<br />

3 3<br />

2 2 2<br />

1 1 1 1<br />

Abbildung 37: Ausmass der Verbindung von Lernen mit <strong>St</strong>rategie und<br />

• <strong>St</strong>ufe 1: <strong>St</strong>andardisiertes Lernen<br />

Geschäftsprozessen 358<br />

Hier erfolgt Lernen nach dem traditionellen seminaristischen Modell von<br />

Wissensvermittlung bzw. Verhaltenstraining. Da die Inhalte standardisiert sind, spielt es<br />

356<br />

Vgl. Deiser (1998), S. 44.<br />

357<br />

Vgl. Deiser (1998), S. 45 ff.<br />

358<br />

Abbildung nach Deiser (1998), S. 46.<br />

4<br />

hoch


108 Entwicklung eines Bezugsrahmens zur Entstehung von Bildungsstrategien<br />

kaum eine Rolle, ob die Seminare unternehmensintern oder überbetrieblich stattfinden.<br />

Die Verbindung zum jeweiligen Unternehmenskontext findet nicht oder nur zufällig statt.<br />

Die Übersetzung des Wissens in organisationsspezifisches Handeln (Transfer) wird nicht<br />

geleistet bzw. ist Sache der Teilnehmer.<br />

• <strong>St</strong>ufe 2: Massgeschneidertes Lernen<br />

In <strong>St</strong>ufe 2 werden die Inhalte und das Design der Lernveranstaltungen speziell auf die<br />

spezifischen Bedürfnisse der Organisation abgestimmt. Um dies zu gewährleisten, finden<br />

Lernveranstaltungen in der Regel unternehmensintern statt. Verhaltenslernen erfolgt im<br />

Rahmen von realen Teams, die dadurch allgemein arbeitsfähiger werden und so die<br />

Früchte ihrer Lernerfahrungen in ihrer Arbeit unmittelbar umsetzen können. Oft sind<br />

Lernaktivitäten der <strong>St</strong>ufe 2 auch in ein übergeordnetes Personalentwicklungsprogramm<br />

eingebunden und/oder lose mit Organisationsentwicklungsaktivitäten verknüpft.<br />

• <strong>St</strong>ufe 3: Verknüpfung mit internen Change-Initiativen<br />

Auf dieser <strong>St</strong>ufe wird Lernen systematisch mit der Implementation des organisatorischen<br />

Wandels verknüpft. Die Lernveranstaltungen gehen über den Charakter von reinen<br />

„Trainingsseminaren“ hinaus und werden zu Workshops, bei denen sich die vom Wandel<br />

betroffenen Mitarbeiter begegnen und die Gelegenheit erhalten, an den durch den Wandel<br />

aufgeworfenen, relevanten Themen zu arbeiten. Neben dem Individual- und<br />

Gruppenlernen findet auf dieser <strong>St</strong>ufe oft auch bereits systematisches<br />

Organisationslernen statt: Kognitive und soziale Lernprozesse werden nicht nur direkt<br />

von den Implementationsanforderungen abgeleitet, sondern die im Rahmen der<br />

Workshop-Serien gewonnenen Erfahrungen und Einsichten werden auch aktiv an die<br />

Organisation rückgekoppelt. Dies erfordert die Einrichtung einer grösseren<br />

„Lernorganisation“, die bewusst strukturelle Mechanismen für die <strong>St</strong>euerung der<br />

Feedforward- und Feedbackprozesse vorsieht. Konkret bedeutet dies u.a. auch die<br />

Einbeziehung des Linienmanagements in das Design und das Monitoring der<br />

Lernaktivitäten.<br />

• <strong>St</strong>ufe 4: Verknüpfung mit strategischen Geschäftsinitiativen<br />

In dieser <strong>St</strong>ufe ist die Lernarchitektur nicht nur darauf ausgelegt, strukturellen und<br />

kulturellen Wandel zu implementieren, sondern darüber hinaus auch konkrete Business-<br />

Probleme des Unternehmens zu lösen. Lernprozesse finden in Form von Projekten statt,<br />

die nach didaktischen Gesichtspunkten strukturiert sind. Auf dieser <strong>St</strong>ufe fliessen Lernen<br />

und Tun praktisch ineinander über - das managerielle Alltagshandeln wird harmonisch in<br />

die Lernorganisation eingebunden. Naturgemäss verlangt diese <strong>St</strong>ufe auch eine<br />

Aufhebung der Trennung zwischen Ausbildungsfunktion und Linie. Das<br />

Linienmanagement wird zum Designer und Controller der Lernorganisation.


Entwicklung eines Bezugsrahmens zur Entstehung von Bildungsstrategien 109<br />

• <strong>St</strong>ufe 5: Verknüpfung mit organisationsübergreifendem Partnering<br />

In einer letzten <strong>St</strong>ufe geht es schliesslich nicht mehr nur um die interne<br />

Kompetenzentwicklung des Unternehmens, sondern um das strategische Management der<br />

Branchenspielregeln unter Einbindung von Kunden, Lieferanten, Allianzen usw. Die<br />

Lernarchitektur bezieht die relevanten <strong>St</strong>akeholder des organisationsübergreifenden<br />

Netzwerkes aktiv mit ein.<br />

Die fünf genannten <strong>St</strong>ufen schliessen einander nicht aus, sondern bauen logisch<br />

aufeinander auf, wobei jede neue <strong>St</strong>ufe Elemente der vorhergehenden <strong>St</strong>ufe enthält.<br />

Während sich die ersten beiden <strong>St</strong>ufen - im Sinne eines traditionellen Lernverständnisses<br />

- im Wesentlichen auf die Qualifikation von Individuen und die Arbeitsfähigkeit von<br />

bestehenden Teams beschränken, ermöglichen die darauf folgenden <strong>St</strong>ufen<br />

Organisationslernen oder gar proaktives strategisches Organisationshandeln.<br />

Analyse der <strong>St</strong>euerungsformen internationaler Unternehmen<br />

Auch der Bildungsbereich im Unternehmen folgt dem Trend einer zunehmenden<br />

Globalisierung. 359 Falls die <strong>St</strong>rategie auf der Ebene des gesamten Unternehmens oder<br />

einzelner Geschäftsbereiche entstehen soll, spielt es für die entsprechende<br />

Bildungsorganisation eine Rolle, welche Internationalisierungsstrategie vom<br />

Unternehmen angestrebt wird, denn dann gilt es nämlich i.d.R., diese <strong>St</strong>rategie für den<br />

Bildungsbereich zu übernehmen. Bartlett und Ghoshal haben zu den verschiedenen<br />

möglichen Internationalisierungsstrategien ein Modell entwickelt. 360 Dieses soll zur<br />

Orientierung aufgezeigt werden.<br />

Bartlett/Ghoshal nehmen in ihrem Modell eine Unterscheidung in vier<br />

Entwicklungsstadien der Internationalisierung von Unternehmen vor: multinational,<br />

international, global und transnational. Die Unternehmen wählen in den vier<br />

Entwicklungsstadien eine aufeinander abgestimmte Internationalisierungsstrategie,<br />

anhand welcher Verhalten in den jeweiligen Entwicklungsstufen und der Übergang<br />

zwischen den <strong>St</strong>adien gesteuert wird. 361<br />

Die genannten vier Entwicklungsstufen lassen sich wie folgt darstellen und<br />

beschreiben: 362<br />

359 Vgl. Meister (2004), S. 62.<br />

360 Vgl. Bartlett und Ghoshal (1998), zit. in Müller-<strong>St</strong>ewens und Lechner (2003), S. 313.<br />

361 Vgl. Andresen (2003), S. 180.<br />

362 Vgl. Andresen (2003), S. 181 ff.


110 Entwicklung eines Bezugsrahmens zur Entstehung von Bildungsstrategien<br />

hoch<br />

Globale Koordination/Integration<br />

niedrig<br />

niedrig<br />

Globale<br />

<strong>St</strong>rategie<br />

Internationale<br />

<strong>St</strong>rategie<br />

Nationale Anpassung/Differenzierung<br />

Transnationale<br />

<strong>St</strong>rategie<br />

Multinationale<br />

<strong>St</strong>rategie<br />

Abbildung 38: Globale Koordination/Integration und nationale<br />

• Multinationale <strong>St</strong>rategie<br />

Anpassung/Differenzierung 363<br />

hoch<br />

In der multinationalen Phase wird das Ausmass der nationalen Unterschiede zwischen<br />

den <strong>St</strong>andorten hinsichtlich der Märkte, Kundenbedürfnisse, Kultur usw. als so gross<br />

erachtet, dass eine hohe Differenzierung angestrebt wird. Dementsprechend besteht die<br />

Internationalisierungsstrategie aus einer Reihe von Landesstrategien und einer<br />

dezentralen Entscheidungsfindung.<br />

• Internationale <strong>St</strong>rategie<br />

Internationale Unternehmen streben danach, sowohl die globale Effizienz zu steigern als<br />

auch sich nationalen Unterschieden anzupassen, jedoch jeweils in geringerem Masse als<br />

multinationale bzw. globale Unternehmen. Um dies zu erreichen, greifen die einzelnen<br />

Landesgesellschaften auf zentrale <strong>St</strong>rategien, Produkte, Technologien etc. zurück,<br />

adaptieren diese aber im Rahmen der Vorgaben an die jeweiligen <strong>St</strong>andortverhältnisse<br />

und lokalen Marktbedürfnisse. Viele strategische Entscheidungen werden dezentral<br />

getroffen, aber von der Muttergesellschaft kontrolliert.<br />

363 Abbildung in Anlehnung an Müller-<strong>St</strong>ewens und Lechner (2003), S. 313.


Entwicklung eines Bezugsrahmens zur Entstehung von Bildungsstrategien 111<br />

• Globale <strong>St</strong>rategie<br />

Globale Unternehmen sehen die Welt als einen einzigen integrierten Markt, der mehr<br />

Ähnlichkeiten als Unterschiede aufweist. 364 Entsprechend wird wenig bis nicht auf lokale<br />

Marktbesonderheiten und -bedürfnisse eingegangen, sondern vielmehr eine<br />

<strong>St</strong>andardisierung jener Produkte oder Dienstleistungen verfolgt, die weltweit vertrieben<br />

werden. Aktivitäten wie z.B. die Entwicklung einer <strong>St</strong>rategie werden von der<br />

Unternehmenszentrale vorgegeben und kontrolliert. 365<br />

• Transnationale <strong>St</strong>rategie<br />

Transnationale Unternehmen streben angesichts der ihnen begegnenden, komplexen<br />

Umweltanforderungen danach, gleichzeitig eine nationale Differenzierung sowie globale<br />

Koordination und Integration zu erreichen. Um diese entgegengesetzten Ziele<br />

gleichzeitig erreichen zu können, muss die integrierte, weltweite <strong>St</strong>rategie insofern<br />

flexibel sein, als jede strategische Entscheidung in Abstimmung mit den<br />

Tochtergesellschaften und abhängig von deren spezifischer Entwicklung getroffen wird.<br />

4.2.1.4 Integrierte Betrachtung<br />

Auch hier besteht der letzte Schritt in einer integrierten Betrachtung der Einflusskräfte<br />

der Umwelt und der Bildungsorganisation. Es liegen keine Hinweise darauf vor, dass im<br />

Bildungsbereich diesbezüglich anders vorzugehen ist als in anderen Bereichen. Deshalb<br />

können auch hier die aus der Betriebswirtschaft bekannten Verfahren angewendet<br />

werden: Die SWOT-Analyse, die Kernfähigkeiten-Szenario-Analyse, das vernetzte<br />

Denken und das spieltheoretische Verfahren.<br />

Die Analyse der Einflusskräfte auf eine Bildungsorganisation ist damit abgeschlossen.<br />

Die folgende Abbildung gibt nochmals einen kurzen Überblick über die<br />

Gestaltungsmerkmale der Analyse bei der Positionierung.<br />

364 Vgl. Hilb (2002), S. 5 f.<br />

365 Vgl. Lombriser und Abplanalp (1997), S. 275.


112 Entwicklung eines Bezugsrahmens zur Entstehung von Bildungsstrategien<br />

Analyse der Einflusskräfte auf eine Bildungsorganisation<br />

Ausgangssituation<br />

Analyse der Einflusskräfte der Umwelt Analyse der Einflusskräfte der Bildungsorganisation<br />

Kunde Analyse des bestehenden Bildungsangebotes<br />

Andere Funktionseinheiten im Unternehmen Analyse des Reifegrades der Bildungsorganisation<br />

Analyse der <strong>St</strong>euerungsformen internationaler<br />

Wettbewerber<br />

Unternehmen<br />

Weitere Anspruchsgruppen<br />

Allgemeine Umwelt<br />

Integrierte Betrachtung<br />

Abbildung 39: Übersicht der Analyse der Positionierung bei der Entstehung von<br />

Bildungsstrategien 366<br />

Die Analyse der Einflusskräfte auf eine Bildungsorganisation macht deutlich, dass in der<br />

Ausgangslage zu definieren ist, auf welcher Ebene im Bildungsbereich des<br />

Unternehmens die <strong>St</strong>rategie entsteht. Darauf aufbauend lassen sich Einflusskräfte aus der<br />

Umwelt und der Bildungsorganisation ausfindig machen. Die integrierte<br />

Betrachtungsweise führt wiederum Innen- und Aussenperspektive zusammen.<br />

Welche Arten von Optionen ergeben sich aus der Analyse für den Bildungsbereich?<br />

4.2.2 Generieren von Optionen<br />

Wie bereits aufgezeigt, richten sich <strong>St</strong>rategieoptionen auf der Ebene der<br />

Geschäftsbereiche grundsätzlich entweder an der Anspruchsgruppe der Wettbewerber in<br />

einer Branche oder der Kunden im bedienten Geschäftsfeld aus. Macht eine Orientierung<br />

der <strong>St</strong>rategieoptionen an der Anspruchsgruppe des Wettbewerbers oder des Kunden im<br />

Bildungsbereich Sinn?<br />

Orientierung der <strong>St</strong>rategie an den Wettbewerbern der Bildungsorganisation<br />

Wie schon bei der Analyse der Einflusskräfte der Umwelt aufgezeigt, stehen der<br />

Bildungsorganisation zwei Arten von Wettbewerbern gegenüber: Der Wettbewerber, der<br />

Komponenten des Aus- und Weiterbildungsangebotes des Unternehmens besser macht<br />

als der Bildungsbereich selber, und der Wettbewerber in Form von<br />

Bildungsorganisationen in Konkurrenzunternehmen der gleichen Branche. Eine<br />

Orientierung der <strong>St</strong>rategie der Bildungsorganisation an diesen zwei Arten von<br />

Wettbewerbern wäre jedoch fatal:<br />

Doch kann es nicht das Ziel der Bildungsorganisation sein, das Leistungsangebot des<br />

Marktes in allen Bereichen oder auch nur in Teilbereichen zu übertreffen. Wäre dies der<br />

366 Eigene Darstellung.


Entwicklung eines Bezugsrahmens zur Entstehung von Bildungsstrategien 113<br />

Fall, könnte sich die Bildungsorganisation direkt selbstständig machen, ihr<br />

Leistungsangebot auf dem Markt anbieten und ihre Wettbewerber konkurrenzieren. Das<br />

Mutterunternehmen würde seine Leistungen direkt bei diesem Spin-off-Bildungsanbieter<br />

beziehen. Dieses Szenario macht aber wenig Sinn: Die Daseinsberechtigung einer<br />

Bildungsorganisation in einem Unternehmen besteht darin, dass die Einheit<br />

unternehmensintern Werte schafft, die ein Bildungsanbieter ausserhalb des<br />

Unternehmens nicht schaffen kann. Deshalb macht es für eine Bildungsorganisation<br />

keinen Sinn, bezüglich dieser Art von Konkurrenz eine Wettbewerbsstrategie zu<br />

verfolgen.<br />

Bildungsorganisationen in Konkurrenzunternehmen der gleichen Branche<br />

konkurrenzieren zu wollen, würde ebenfalls wenig Sinn machen, denn auch sie haben<br />

unabhängig von der eigenen Bildungsorganisation ihre Daseinsberechtigung im<br />

Konkurrenzunternehmen. Bezüglich dieser Art von Wettbewerbern fährt die<br />

Bildungsorganisation eine Dualstrategie: Einerseits lernt sie von den<br />

Bildungsorganisationen der Konkurrenz, indem sie zu erkennen versucht, was diese<br />

besser machen. Gegebenenfalls sind Ausbildungsteile, welche in den Unternehmen<br />

branchenbedingt gleich sein müssen, auszutauschen oder sogar zu koordinieren.<br />

Geeignete Beispiele dafür sind die Lehrlings- oder Compliance-Ausbildungen. Auf der<br />

anderen Seite ist nicht aus den Augen zu verlieren, wie die Bildungsorganisation der<br />

Konkurrenz die Aus- und Weiterbildung positioniert: Wenn nämlich das<br />

Konkurrenzunternehmen die Aus- und Weiterbildung auf dem externen Markt so<br />

positioniert, dass dem gesamten Unternehmen dadurch ein Wettbewerbsvorteil zufällt, so<br />

hat dies für die eigene Gesamtorganisation verheerende Folgen. Dazu ein Beispiel aus<br />

Asien: Der Arbeitsmarkt ist dort völlig ausgetrocknet. Diejenige Bildungsorganisation,<br />

die es als Erste schafft, in der betreffenden Branche einen Aus- und<br />

Weiterbildungscampus zu eröffnen und dies mit einer staatlich anerkannten<br />

Ausbildungszertifizierung verknüpft, wird die besten Arbeitskräfte an das Unternehmen<br />

ziehen und binden können. Dadurch entsteht für das betreffende Unternehmen ein kaum<br />

einzuholender Wettbewerbsvorteil.<br />

Zusammenfassend kann somit folgendes Fazit gezogen werden: Eine Orientierung der<br />

<strong>St</strong>rategie der Bildungsorganisation an den Wettbewerbern ist kaum sinnvoll. Trotzdem<br />

darf die Bildungsorganisation vor allem die <strong>St</strong>rategien von Bildungsorganisationen in<br />

Konkurrenzunternehmen der gleichen Branche nicht völlig aus den Augen verlieren.<br />

Orientierung der <strong>St</strong>rategie an den Kunden der Bildungsorganisation<br />

Macht die Verfolgung einer eigenen Wettbewerbsstrategie keinen Sinn, so besteht als<br />

alternative <strong>St</strong>rategieoption die Möglichkeit, sich durch eine Marktstrategie an der<br />

Anspruchsgruppe des Kunden auszurichten. Eine Marktstrategie zu wählen, macht für


114 Entwicklung eines Bezugsrahmens zur Entstehung von Bildungsstrategien<br />

eine Bildungsorganisation im Unternehmen eindeutig Sinn, ist es doch das Hauptziel der<br />

Bildungsorganisation, im Unternehmen selber Wert zu schaffen. Was nun aber diesen<br />

Wert ausmacht, definiert als eigentlicher „Hauptkunde“ die Geschäftsleitung. Wie bereits<br />

bei der Analyse der Einflusskräfte der Umwelt aufgezeigt, stehen der<br />

Bildungsorganisation noch weitere Arten von Kunden gegenüber: Nicht nur die<br />

Geschäftsleitung, sondern auch Führungskräfte und Mitarbeiter sind dazuzuzählen. Eine<br />

Marktstrategie zu verfolgen, die all diesen verschiedenen Kunden gerecht wird, ist die<br />

grosse Herausforderung und macht die <strong>St</strong>rategieentstehung im Bildungsbereich so<br />

speziell. Daher soll in der Folge - basierend auf der Literatur zum <strong>St</strong>rategischen<br />

Management - vertieft auf die möglichen <strong>St</strong>rategieoptionen einer Marktstrategie<br />

eingegangen werden, wobei zu überlegen ist, wie diese <strong>St</strong>rategien von der<br />

Bildungsorganisation gestaltet werden sollen.<br />

4.2.2.1 Variation der Marktstrategie<br />

Wie ist die <strong>St</strong>rategieoption der Variation für eine Bildungsorganisation im Unternehmen<br />

zu beurteilen?<br />

Bei der gewählten <strong>St</strong>rategieoption der Variation liegt das Unternehmensziel darin, durch<br />

die verschiedenen Marktsegmente eine möglichst grosse Anzahl von Kunden<br />

anzusprechen. Je mehr Kunden das Produkt des Unternehmens erwerben, desto mehr<br />

verdient das Unternehmen schliesslich. Damit hat diese <strong>St</strong>rategie eine<br />

Maximierungsfunktion.<br />

Im Bildungsbereich ist dies anders: Wie schon aufgezeigt, steht eine<br />

Bildungsorganisation einer Vielzahl von unterschiedlichen Kunden gegenüber und<br />

möchte diesen allen möglichst gerecht werden. Allerdings besteht das Ziel einer<br />

Bildungsorganisation nicht darin, allen Mitarbeitern, also möglichst allen Kunden, Ausbzw.<br />

Weiterbildung anzubieten, sondern vielmehr, den „richtigen“ Mitarbeitern (durch<br />

welche die grösste Hebelwirkung für das Unternehmen erreicht werden kann),<br />

Leistungen in Form von Aus- oder Weiterbildung zu offerieren. Die Geschäftsleitung<br />

bestimmt, was als Hebelwirkung definiert wird. 367 Damit liegt hier eine<br />

Optimierungsfunktion vor und keine Maximierungsfunktion. Für eine<br />

Bildungsorganisation ist es somit elementar, sich auf dem internen Markt zu<br />

positionieren und anzugeben, welche Leistungen sie in welcher Qualität für das<br />

Unternehmen bietet und was sie nicht anbietet. Entschliesst sich die Bildungsorganisation<br />

bewusst, gewisse Leistungen nicht zu erbringen, so wird im Unternehmen zusätzlich<br />

367 Z.B. „Business Impact“ oder Umsetzung der Gesamtstrategie. Für weitere Funkionen siehe Hauptkapitel II, 3.<br />

Kapitel „Ausprägungsformen von Betrieblicher Bildung“.


Entwicklung eines Bezugsrahmens zur Entstehung von Bildungsstrategien 115<br />

ausgehandelt, unter welchen Bedingungen die Kunden diese Leistungen direkt auf dem<br />

externen Markt als Ganzes einkaufen dürfen oder unter welchen Voraussetzungen nicht.<br />

Damit kann bezüglich der <strong>St</strong>rategieoption der Variation der Schluss gezogen werden,<br />

dass in einer Bildungsorganisation grundsätzlich die gleichen Optionen hinsichtlich der<br />

<strong>St</strong>rategieentstehung bestehen - sprich Marktposition beibehalten, Umpositionierung und<br />

Neupositionierung - wie für die direkt am Markt mitwirkenden Unternehmen. Die Motive<br />

für die gewählte Marktposition sind hingegen grundsätzlich anders gelagert.<br />

4.2.2.2 Substanz der Marktstrategie<br />

Wie ist die <strong>St</strong>rategieoption der Substanz für eine Bildungsorganisation im Unternehmen<br />

zu beurteilen?<br />

Wählt eine Bildungsorganisation als Merkmal ihrer angebotenen Leistung die<br />

Einflussgrösse des Preises, so hat dies aus verschiedenen Gründen, egal für welchen<br />

internen Kunden das Leistungsangebot konzipiert wird, nicht die gleiche Signalwirkung<br />

wie auf dem externen Markt. Die Gründe dazu sollen erläutert werden: Erstens wird in<br />

Unternehmen sehr häufig die erstellte Aus- bzw. Weiterbildungsleistung nicht von der<br />

Person bezahlt, der sie zu Gute kommt. Würde nun die Bildungsorganisation ihre<br />

Leistung über den Preis definieren, so könnte sie den Bedürfniserwartungen des<br />

zahlenden Kunden vielleicht entsprechen. Der Kunde, der das Leistungsangebot der<br />

Bildungsorganisation in Anspruch nimmt, wäre jedoch völlig unbefriedigt. Zweitens<br />

werden die Ausbildungsleistungen im Unternehmen sehr häufig nicht verrechnet oder<br />

durch eine interne Verrechnung verbucht. Diese Besonderheit führt dazu, dass der<br />

bezahlende Kunde viel weniger preissensitiv ist als er es auf dem externen Markt wäre.<br />

Erscheinen dem zahlenden Kunden die Aus- bzw. Weiterbildungskosten zu hoch, so<br />

stehen ihm zwei Möglichkeiten offen: Entweder verzichtet er auf die<br />

Bildungsmassnahme oder er kauft sie, wenn der Markt die Leistung anbietet und die<br />

Unternehmenspolitik es erlaubt, direkt auf dem externen Markt ein.<br />

Aus den erklärten Gründen verfolgt eine Bildungsorganisation i.d.R. keine einseitige<br />

Preisstrategie, sondern vielmehr eine Präferenzstrategie. Dabei sind die Kosten für das zu<br />

erstellende Leistungsangebot nicht aus den Augen zu verlieren; ihre Höhe muss immer<br />

durch einen zu erbringenden Mehrwert im Vergleich zum Angebot des Marktes<br />

gerechtfertigt sein.<br />

4.2.2.3 Feld der Marktstrategie<br />

Ergeben sich für die Bildungsorganisation im Unternehmen die gleichen neun<br />

<strong>St</strong>rategieoptionen? 368<br />

368 Siehe 3. Kapitel, Unterkapitel 3.2.2.3 „Feld der Marktstrategie“.


116 Entwicklung eines Bezugsrahmens zur Entstehung von Bildungsstrategien<br />

Unabhängig davon, für welche Ebene eine Bildungsstrategie formuliert wird, bedient die<br />

Bildungsorganisation auch Märkte. Diese Märkte sind zwar unternehmensintern, lassen<br />

sich jedoch in Marktsegmente und Zielgruppen unterteilen. Auch bei der<br />

Bildungsorganisation stellt sich hierzu die Frage, ob die anvisierten Marktsegmente mit<br />

neuen oder alten Produkten zu bedienen sind. Insofern gelten damit die neun<br />

vorgestellten <strong>St</strong>rategieoptionen grundsätzlich auch für die Bildungsorganisation. Was ist<br />

nun aber bei der <strong>St</strong>rategieentstehung für Aus- und Weiterbildung bei dieser<br />

<strong>St</strong>rategieoption speziell?<br />

Der unternehmensinterne Markt ist bezüglich der Aus- und Weiterbildungsbedürfnisse<br />

seiner Kunden meistens sehr heterogen, so dass häufig die Schwierigkeit besteht,<br />

überhaupt eine geeignete Marktsegmentierung vornehmen zu können. Gelingt eine<br />

Marktsegmentierung durch die Unterteilung in Zielgruppen, so stellt sich die Frage, wie<br />

stark die Aus- bzw. Weiterbildungsprodukte auf die entsprechende Zielgruppe<br />

zugeschnitten werden sollen. Während bei einem Unternehmen auf dem externen Markt<br />

diese Entscheidung durch das Szenario mit dem höchst möglichen Gewinn<br />

vorangetrieben wird, wird diese Frage im Bildungsbereich durch Ressourcenrestriktionen<br />

bestimmt.<br />

Somit kann auch hieraus geschlossen werden, dass sich die für den Bildungsbereich<br />

grundsätzlichen neun <strong>St</strong>rategieoptionen ergeben. Wiederum hängt die Entscheidung<br />

darüber, welche Produkt/Marktstrategie gewählt werden soll, von anderen Motiven ab.<br />

Ein Unternehmen, das einen externen Markt bedient, entscheidet sich für diejenige<br />

<strong>St</strong>rategie, welche den höchst möglichen Gewinn verspricht. Die Bildungsorganisation<br />

hingegen wird bei ihrem Entscheid durch den Gedanken geleitet, wo sie in Anbetracht<br />

der gegebenen Ressourcenrestriktion die grössten Hebeleffekte für das Unternehmen<br />

erzeugen kann.<br />

4.2.2.4 <strong>St</strong>il der Marktstrategie<br />

Auch für den Bildungsbereich lässt sich für eine Aus- bzw. Weiterbildungsmassnahme<br />

ohne Schwierigkeiten ein geeigneter Marketing-Mix erstellen: So könnte man sich<br />

beispielhaft vorstellen, dass jedem Lernenden für die Bildungsmassnahme ein<br />

unternehmensintern verbuchter Preis in Rechnung gestellt wird. Das Produkt würde aus<br />

verschiedenen modularen Ausbildungsteilen bestehen, die teils auch in anderen<br />

Ausbildungsangeboten verwendet werden. Unterschieden würden Module, welche auf<br />

E-Learning basieren und Module, die Präsenzunterricht beinhalten. Die Distribution<br />

würde teils am Arbeitsplatz, teils in einem Seminarraum des Ausbildungszentrums des<br />

Unternehmens erfolgen. Was die Kommunikation betrifft, würden die einzelnen<br />

Teilnehmer zur Bildungsmassnahme nominiert werden. Ein konkretes Beispiel dafür:<br />

Zukünftigen Führungspersönlichkeiten wird die Möglichkeit gegeben, einen


Entwicklung eines Bezugsrahmens zur Entstehung von Bildungsstrategien 117<br />

Führungskurs zu besuchen. Zuerst werden die theoretischen Grundlagen des<br />

Führungsverhaltens durch E-Learning Methoden vermittelt; danach wird im<br />

Präsenzkursteil über das eigene Führungsverhalten reflektiert.<br />

Dieses Beispiel zeigt, dass ein geeigneter Marketing-Mix für eine erfolgreiche<br />

Bildungsmassnahme wichtig ist. Der interne Kunde hat aber keine Möglichkeiten, auf<br />

eine Alternative zurückzugreifen, wenn er sich durch den gewählten Marketing-Mix nicht<br />

angesprochen fühlt. Deshalb ist der Marketing-Mix im Bildungsbereich für eine<br />

Bildungsmassnahme zwar für den Erfolg entscheidend, besitzt aber einen geringen<br />

Einfluss darauf, ob der Kunde das Produkt wählt oder nicht. Dies steht im Gegensatz zum<br />

Kunden auf dem externen Markt: Dieser verfügt über die Wahlmöglichkeiten zwischen<br />

verschiedenen Alternativen, so dass letztlich der richtige Marketing-Mix für die Wahl des<br />

Produktes entscheidend sein kann. Damit nimmt der Marketing-Mix bezüglich der<br />

<strong>St</strong>rategieoptionen im Bildungsbereich eine untergeordnete Rolle ein.<br />

Die abschliessende Abbildung vermittelt einen Überblick über die diskutierten<br />

<strong>St</strong>rategieoptionen im Bildungsbereich.<br />

Optionen<br />

Optionen für das<br />

Gesamtunternehmen<br />

Optionen für<br />

Geschäftsbereiche<br />

Wettbewerber<br />

Markt<br />

Variation: alt neu<br />

Substanz: Präferenzen<br />

Feld: Rückzug Diversifikation<br />

<strong>St</strong>il: alt neu<br />

Abbildung 40: Optionsrahmen der Positionierungsarbeit für Bildungsorganisationen 369<br />

In diesem Unterkapitel hat sich heraus kristallisiert, dass für eine Bildungsorganisation<br />

die Marktstrategien der Variation, Substanz, Feld und <strong>St</strong>il von Bedeutung sind.<br />

4.2.3 Entscheiden für eine Alternative<br />

Es bestehen keine Hinweise darauf, dass die Analyse- und Beurteilungsverfahren für ein<br />

konsistentes strategisches Programm im Bildungsbereich anders sind als für einen<br />

anderen betriebswirtschaftlich geführten Bereich im Unternehmen.<br />

Die Resultate der Positionierung für den Bildungsbereich können wie folgt<br />

zusammengefasst werden:<br />

369 Darstellung in Anlehnung an Müller-<strong>St</strong>ewens und Lechner (2003), S. 274.


118 Entwicklung eines Bezugsrahmens zur Entstehung von Bildungsstrategien<br />

Analyse<br />

Generieren von<br />

Optionen<br />

Entscheiden für<br />

eine Alternative<br />

Positionierung<br />

Analyse der Einflusskräfte auf eine Bildungsorganisation<br />

Analyse der Einflusskräfte<br />

der Umwelt<br />

Kunde<br />

Andere Funktionseinheiten<br />

Wettbewerber<br />

Weitere Anspruchsgruppen<br />

Allgemeine Umwelt<br />

Variation:<br />

Substanz:<br />

Feld:<br />

<strong>St</strong>il:<br />

Ausgangssituation<br />

Analyse der Einflusskräfte des<br />

Unternehmens<br />

Analyse des bestehenden<br />

Bildungsangebotes<br />

Analyse des Reifegrades der<br />

Bildungsorganisation<br />

Analyse der <strong>St</strong>euerungsformen<br />

internationaler Unternehmen<br />

Integrierte Betrachtung<br />

alt neu<br />

Präferenzen<br />

Rückzug Diversifikation<br />

alt neu<br />

Angemessenheit, Zielerreichung, Durchführbarkeit und Konsistenz<br />

Abbildung 41: Resultate der Positionierung bei der Entstehung von Bildungsstrategien 370<br />

Das Vorgehen beim Analyseverfahren der Positionierung erweist sich für den<br />

Bildungsbereich gleich wie für andere Funktionsbereiche im Unternehmen. Inhaltlich hat<br />

sich herausgestellt, dass die Anspruchsgruppe des Kunden für den Bildungsbereich<br />

zentral ist. Dementsprechend sind die möglichen <strong>St</strong>rategieoptionen mit einer<br />

Marktstrategie auf den Kunden auszurichten. Dabei ergeben sich, bei den Dimensionen<br />

Variation, Feld und <strong>St</strong>il grundsätzlich die gleichen <strong>St</strong>rategieoptionen wie bei anderen<br />

Marktstrategien. Die Motive, die zur Wahl einer bestimmten Option führen, sind im<br />

Bildungsbereich jedoch unterschiedlich. Nur die Option Substanz erweist sich als<br />

unzulänglich, da im Bildungsbereich einzig die Gestaltungsoption Präferenz im<br />

Gegensatz zu Preis Sinn macht. Das Kapitel Positionierung hat demnach theoretisch<br />

370 Eigene Darstellung.


Entwicklung eines Bezugsrahmens zur Entstehung von Bildungsstrategien 119<br />

aufgezeigt, welche Möglichkeiten im Bildungsbereich bestehen, um sich gegenüber<br />

seinen Anspruchsgruppen zu positionieren (Aussenverhältnis).<br />

4.3 Wertschöpfung<br />

Die Kernfrage, die sich hier stellt, lautet: Welche Möglichkeiten bestehen für den<br />

Bildungsbereich, um die Wertschöpfung (Innenverhältnis) zu organisieren? Um dazu<br />

eine Antwort zu finden, kann die Ursprungsfrage durch folgende Teilfragen strukturiert<br />

werden: 371<br />

1. Analyse: Wie sieht das Wertschöpfungsmodell der Branche aus?<br />

2. Analyse: Wie sieht das eigene Wertschöpfungsmodell aus?<br />

3. Analyse: Wie stellt die Organisation den Bezug zwischen den beiden<br />

Wertschöpfungsmodellen her?<br />

4. Generieren von Optionen: Welche Optionen ergeben sich in Bezug auf die<br />

Konfiguration der Wertschöpfung?<br />

5. Generieren von Optionen: Welche Optionen ergeben sich in Bezug auf die Gestaltung<br />

der Wertschöpfung?<br />

6. Entscheiden für eine Alternative: Nach welchen Kriterien werden die<br />

Gestaltungsoptionen bewertet?<br />

Wie aus der <strong>St</strong>ruktur der Fragen ersichtlich ist, wird das folgende Unterkapitel zu deren<br />

Beantwortung - analog wie das 3. Kapitel - in eine Analyse der Wertschöpfung und<br />

darauf basierend in das Generieren von Optionen unterteilt, was zum Entscheid für eine<br />

Alternative führen soll. 372 Folgende Abbildung verdeutlicht den beschriebenen Aufbau<br />

des Unterkapitels:<br />

Analyse der<br />

Wertschöpfung<br />

(Kapitel 4.3.1)<br />

4.3.1 Analyse der Wertschöpfung<br />

Generieren von<br />

Optionen<br />

(Kapitel 4.3.2)<br />

Abbildung 42: Aufbau des Unterkapitels 4.3 373<br />

Entscheiden für<br />

eine Alternative<br />

(Kapitel 4.3.3)<br />

Wie ist die Analyse der Wertschöpfung für den Bildungsbereich zu beurteilen?<br />

371 Siehe 3. Kapitel, Unterkapitel 3.5 „Zusammenfassung“.<br />

372<br />

Der Aufbau lehnt sich wiederum an den General Management Navigator (GMN) von Müller-<strong>St</strong>ewens und<br />

Lechner (2003) an.<br />

373 Eigene Darstellung.


120 Entwicklung eines Bezugsrahmens zur Entstehung von Bildungsstrategien<br />

Die aufgeführte Vorgehensweise ist bei Bildungsorganisationen nicht anders und soll<br />

daher auch hier strukturgebend für die weitergehenden Überlegungen sein.<br />

4.3.1.1 Ausgangssituation<br />

In welchem Geschäft sieht sich eine Bildungsorganisation? 374 Zur Beantwortung dieser<br />

Frage ist abermals entscheidend, auf welcher Ebene im Unternehmen die <strong>St</strong>rategie für<br />

den Bildungsbereich zu implementieren ist: Soll die Wertschöpfung auf der Ebene des<br />

gesamten Bildungsbereichs für das gesamte Unternehmen, auf der Ebene des<br />

Bildungsbereichs für eine oder mehrere Geschäftsbereiche oder aber auf der Ebene einer<br />

kleineren Organisationseinheit innerhalb des Bildungsbereichs betrachtet werden? Je<br />

nachdem, auf welcher Ebene die neue <strong>St</strong>rategie entsteht und damit welcher<br />

Wertschöpfungsbereich analysiert werden muss, ergeben sich für die<br />

Bildungsorganisation verschiedene Wertschöpfungsmodelle bzw. ist die Gewichtung des<br />

Wertschöpfungsmodells unterschiedlich vorzunehmen.<br />

Zur Beantwortung der Ursprungsfrage, in welchem Geschäft sich die<br />

Bildungsorganisation sieht, ist nebst der Berücksichtigung der Unternehmensebene, auf<br />

der die <strong>St</strong>rategie umgesetzt werden soll, auch die Frage nach dem Zweck/Sinn der<br />

Bildungsorganisation im Unternehmen (entschieden in der Positionierung durch die<br />

Geschäftsführung) im Auge zu behalten.<br />

4.3.1.2 Wertschöpfungsmodell der Branche<br />

In einem zweiten Schritt wird nun die Wertschöpfungsstruktur mit ihren einzelnen<br />

Wertschöpfungspotenzialen analysiert (Aussensicht). Diese Analyse erfolgt über die<br />

Betrachtung des exemplarischen Wertschöpfungsmodells einer Bildungsorganisation der<br />

gleichen Branche. Dabei ist zu beachten, dass laut Hilse (2001) die Bildungsindustrie in<br />

Bezug auf die Wertschöpfung im Begriff ist, sich zu verändern:<br />

„Während bislang der gesamte Prozess der Wissenswertschöpfung, d.h.<br />

die Entwicklung, Aufbereitung, Speicherung und Vermittlung von<br />

Wissen, in den Händen einzelner Bildungsinstitutionen lag, zum Beispiel<br />

in den Händen von Schulen oder <strong>Universität</strong>en, beginnen sich nun die<br />

einzelnen Wertschöpfungsstufen voneinander abzulösen. Sie werden<br />

mehr und mehr von Spezialisten betrieben, die mit ihren jeweiligen<br />

Kompetenzen den resultierenden Wissens- und Lernangeboten einen<br />

zusätzlichen Nutzen hinzufügen.“ 375<br />

Nachfolgend soll ein exemplarisches Wertschöpfungsmodell für eine<br />

Bildungsorganisation dargestellt und aufgezeigt werden.<br />

374 Vgl. Esser (1994), S. 196 ff. und Müller-<strong>St</strong>ewens und Lechner (2003), S. 373 ff.<br />

375 Hilse (2001a), S. 152.


Entwicklung eines Bezugsrahmens zur Entstehung von Bildungsstrategien 121<br />

Bedürfnisanalyse<br />

Projektentwurf<br />

Produktion<br />

Realisierung<br />

Maintenance<br />

Abbildung 43: Exemplarisches Wertschöpfungsmodell für eine Bildungsorganisation 376<br />

Zu Beginn wird anhand einer Bedürfnisanalyse evaluiert, welche Bedürfnisse die<br />

Ausbildungsmassnahme genau abdecken soll. Darauf aufbauend wird ein<br />

Ausbildungskonzept entworfen. Ist dieses Ausbildungskonzept von den verschiedenen<br />

zuständigen Organisationsgremien angenommen worden, so folgt die Produktion und<br />

damit die Realisation der Ausbildungsmassnahme. Im letzten Wertschöpfungselement<br />

Maintenance wird dafür gesorgt, dass die Ausbildungsmassnahme mit ihren<br />

Wissensinhalten weiterhin aktuell bleibt, so dass sie auch künftig verwendet werden<br />

kann.<br />

Die Analyse des Wertschöpfungsmodells für Bildungsorganisationen einer Branche lässt<br />

sich über die gleichen, zuvor aufgezeigten Kernfragen strukturieren. 377 Wie schon<br />

aufgezeigt, steht für eine Bildungsorganisation im Unternehmen der Kunde und nicht der<br />

Wettbewerber als zentrale Orientierungsfigur im Vordergrund. Auch bei der Analyse des<br />

Wertschöpfungsmodells wird deshalb jenen Analysefragen nachgegangen, die den<br />

Kunden in den Vordergrund stellen. Dies steht im Gegensatz zu den herkömmlichen<br />

Analysen von Wertschöpfungsmodellen einer Branche: Zentral ist hier, welche<br />

Aktivitäten der Mitbewerber dem Kunden anbietet und wie sich die eigene Organisation<br />

in dieser Hinsicht vom Konkurrenten unterscheidet.<br />

4.3.1.3 Eigenes Wertschöpfungsmodell<br />

Der nächste Schritt besteht in der Analyse der Wertschöpfung des Unternehmens<br />

(Innensicht). Hierbei wird die Konfiguration der Wertkette der Bildungsorganisation<br />

betrachtet. Die Analyse der Konfiguration der Wertkette einer Bildungsorganisation kann<br />

wie bei der Aussensicht über die gleichen bereits aufgezeigten Fragen strukturiert<br />

werden. 378<br />

Wiederum ist es bei der Beantwortung dieser Fragen wichtig, dass das Schwergewicht<br />

auf den Kunden und nicht auf den Wettbewerber der Bildungsorganisation gelegt wird.<br />

Natürlich macht es Sinn, die eigene Wertkette in Bezug auf Konfiguration und Kosten<br />

376<br />

Eigene Darstellung.<br />

377<br />

Siehe 3. Kapitel, Unterkapitel 3.3.1.2 „Wertschöpfungsmodell der Branche“.<br />

378<br />

Siehe 3. Kapitel, Unterkapitel 3.3.1.3 „Eigenes Wertschöpfungsmodell“.


122 Entwicklung eines Bezugsrahmens zur Entstehung von Bildungsstrategien<br />

mit der Wertkette der Branche bzw. mit dem „besten“ Konkurrenten in der Branche zu<br />

vergleichen (Benchmarking). Daraus ergeben sich Anhaltspunkte hinsichtlich der<br />

Charakteristika des eigenen Wertschöpfungsmodells. Allerdings ist die Wertkette einer<br />

jeden Bildungsorganisation einmalig, so dass sich ihr Sinn einzig über den in der<br />

Positionierung beabsichtigten Zweck der Bildungsorganisation bewerten lässt.<br />

4.3.1.4 Integrierte Betrachtung<br />

Abschliessend sind auch in Bezug auf die Bildungsorganisation die externe und interne<br />

Sichtweise der Wertschöpfung in einer integrierten Betrachtungsweise<br />

zusammenzuführen. 379 Das Verfahren hierzu unterscheidet sich nicht von den bereits<br />

aufgezeigten Verfahren aus der allgemeinen Betriebswirtschaft. Aus diesem Grund soll<br />

auf diesen Punkt hier nicht ausführlicher eingegangen werden.<br />

Die Analyse der Wertschöpfung ist damit abgeschlossen. Die folgende Abbildung<br />

vermittelt nochmals einen kurzen Überblick über die Gestaltungsmerkmale der Analyse<br />

bei der Wertschöpfung.<br />

Analyse der Wertschöpfung einer Bildungsorganisation<br />

Wertschöpfungsmodell der<br />

Branche<br />

Ausgangssituation<br />

Integrierte Betrachtung<br />

Eigenes Wertschöpfungsmodell<br />

Abbildung 44: Übersicht der Analyse der Wertschöpfung bei der Entstehung von<br />

Bildungsstrategien 380<br />

Wiederum muss in der Ausgangssituation bestimmt werden, auf welcher<br />

Unternehmensebene die <strong>St</strong>rategie für den Bildungsbereich zu implementieren ist. Dabei<br />

ist wichtig, dass der Fokus des Wertschöpfungsmodells nicht auf den Wettbewerber,<br />

sondern auf den Kunden der Bildungsorganisation gerichtet ist. Aus dem Vergleich des<br />

eigenen Wertschöpfungsmodells mit demjenigen der Branche resultieren in der<br />

integrierten Betrachtung erste Anhaltspunkte über mögliche Optionen.<br />

Welche Optionen ergeben sich in Bezug auf die Konfiguration der Wertschöpfung einer<br />

Bildungsorganisation? Und welche Optionen bestehen hinsichtlich der Gestaltung der<br />

Wertschöpfung der Bildungsorganisation?<br />

379 Vgl. Müller-<strong>St</strong>ewens und Lechner (2003), S. 389.<br />

380 Eigene Darstellung.


Entwicklung eines Bezugsrahmens zur Entstehung von Bildungsstrategien 123<br />

4.3.2 Generieren von Optionen<br />

Für die Bildungsorganisation gilt es, bei der Konfiguration und der Gestaltung der<br />

Wertschöpfung das für das Gesamtunternehmen in Bezug auf die Wertschöpfung<br />

optimale Bündel an Entscheidungen zu treffen.<br />

4.3.2.1 Konfiguration der Wertschöpfung<br />

Da Bildungsorganisationen ihre Produkte nicht auf einen externen Markt ausserhalb des<br />

Unternehmens ausrichten, sind in Bezug auf die Konfiguration der Wertschöpfung als<br />

Ganzes zwei Optionen und für ein Subteam in der Bildungsorganisation eine weitere<br />

Option vorstellbar: Entweder wählt die Bildungsorganisation den Wertschöpfungstyp des<br />

Orchestrators oder denjenigen des Integrators. Das Subteam in der Bildungsorganisation<br />

kann zusätzlich dazu auch den Wertschöpfungstyp des Schichtenspezialisten auswählen,<br />

indem es seine Dienstleistungen auch anderen Geschäftsbereichen im Unternehmen<br />

anbietet. Je nachdem, welcher Konfigurationstyp von der entsprechenden<br />

Organisationseinheit gewählt wird, wird sie die zum Betreiben des Konfigurationstyps<br />

entsprechenden Kompetenzen aufbauen.<br />

Grundsätzlich kann zusammengefasst werden, dass sich die möglichen Optionen in<br />

Bezug auf die Konfiguration des Wertschöpfungsmodells für Bildungsorganisationen<br />

nicht wesentlich von den Optionen für andere Geschäftsbereiche unterscheiden. Einzig<br />

das Wertschöpfungsmodell des Pioniers kommt nicht zur Anwendung, da die<br />

Bildungsorganisation kein Produkt auf einem externen Markt anbietet.<br />

Die Motive, die zur Wahl der jeweiligen Option führen, sind jedoch in den gewöhnlichen<br />

Geschäftsbereichen und den Bildungsorganisationen unterschiedlich: Beide<br />

Unternehmenseinheiten dürften diejenige Option wählen, die den grösst möglichen<br />

Mehrwert erzeugt. Mehrwert wird in einem Geschäftsbereich anhand von generierten<br />

Wettbewerbsvorteilen gemessen. Bei einer Bildungsorganisation ist dies anders: Die<br />

Bewertung des Mehrwerts basiert nicht auf dem Generieren von Wettbewerbsvorteilen<br />

für die Bildungsorganisation (diese steht nicht in direkter Konkurrenz), sondern erfolgt<br />

aufgrund der Erfüllung des in der Positionierung beabsichtigten Zwecks des gesamten<br />

Bildungsbereichs. Ob durch die Bildungsorganisation für das gesamte Unternehmen<br />

Wettbewerbsvorteile erzielt werden, hängt somit massgeblich vom formulierten Zweck<br />

des Bildungsbereichs ab.<br />

4.3.2.2 Gestaltung der Wertschöpfung<br />

Wie sind die Optionen, welche Bildungsorganisationen zur Gestaltung ihrer<br />

Wertschöpfung zur Verfügung stehen, zu beurteilen? Nachfolgend soll die Bedeutung der<br />

Aktivitätsstrategie für eine Bildungsorganisation detaillierter betrachtet werden, bestimmt<br />

sie doch schlussendlich die massgebliche Ausgestaltung der Wertschöpfungskette.


124 Entwicklung eines Bezugsrahmens zur Entstehung von Bildungsstrategien<br />

Konzeption<br />

Die beiden in der Konzeption aufgezeigten Gestaltungsoptionen einfach und komplex<br />

bestehen auch bei der Gestaltung der Wertschöpfung einer Bildungsorganisation. Sind für<br />

eine Bildungsorganisation alle mehrwertstiftenden Elemente zu erfassen, so kann die<br />

Wertschöpfungskette sehr detailliert und komplex konstruiert werden. Auch in Bezug auf<br />

den Vernetzungsgrad besitzt eine Bildungsorganisation eine Vielzahl von Verbindungen,<br />

die einen Teil der Wertschöpfung ausmachen. Beispiele dafür sind Subject Matter<br />

Experts (Mitarbeiter, die einer Arbeit im Unternehmen nachgehen, aber ihr Wissen neben<br />

ihrer täglichen Arbeit der Bildungsorganisation zur Verfügung stellen, indem sie z.B. als<br />

Fachexperten in einer Ausbildungsmassnahme mitwirken), Übersetzungsdienst,<br />

IT-Experten, HR-Experten, Kommunikationsexperten oder Business Partner, die<br />

ausserhalb der Bildungsorganisation für eine gute Akzeptanz der Bildungsmassnahme in<br />

der Linie sorgen. Genauso lässt sich die Wertschöpfungskette einer Bildungsorganisation<br />

in einer sehr einfachen Form ohne Vernetzung darstellen. Ein Beispiel dazu ist in<br />

Abbildung 43 zu finden.<br />

Wertschöpfungstiefe<br />

Die Frage der optimalen Wertschöpfungstiefe gehört für Bildungsorganisationen<br />

gleichermassen zum täglichen Geschäft wie für andere Geschäftsbereiche. Die in Bezug<br />

auf die Wertschöpfungstiefe anzutreffenden Ausprägungsformen von Bildungsorganisationen<br />

reichen gleichwohl von fast vollständiger Autarkie bis hin zur höchst<br />

möglichen Form des Verbundes. Aktuell ist zu beobachten, wie im Aus- und<br />

Weiterbildungsmarkt geradezu eine Vielzahl von neuen Unternehmen entsteht, die ihre<br />

Dienste Bildungsorganisationen in Unternehmen anbieten. 381 Der Trend auf der<br />

Gegenseite besteht somit darin, Aus- und Weiterbildungswertschöpfungselemente<br />

auszulagern. 382<br />

Über die Motive dazu kann nur spekuliert werden. Es scheint aber keine Gründe zu<br />

geben, weshalb die aus der allgemeinen Managementlehre bekannten Gründe für eine<br />

niedrige Wertschöpfungstiefe bei Bildungsorganisationen anders sein sollten als bei<br />

anderen Geschäftseinheiten. 383 Auch der Trend einer vertikalen Diversifikation nach<br />

vorne bzw. nach hinten der eigenen Wertschöpfungskette ist bei Bildungsorganisationen<br />

zu beobachten: So produzieren sie häufig die von ihnen eingesetzten E-Learning<br />

Programme selber (Rückwärtsintegration) und lassen eigene Mitarbeiter als Trainer vor<br />

den Auszubildenden auftreten (Vorwärtsintegration).<br />

381<br />

Vgl. Hilse (2001c), S. 6.<br />

382<br />

Vgl. Habermann und Lohaus (2004), S. 24.<br />

383<br />

Siehe 3. Kapitel, Unterkapitel 3.3.2.2 „Gestaltung der Wertschöpfung“, Wertschöpfungstiefe.


Entwicklung eines Bezugsrahmens zur Entstehung von Bildungsstrategien 125<br />

Fokus<br />

Auch im Bildungsbereich sind die zwei grundsätzlich verschiedenen Handlungsmaximen<br />

Kostenminimierung versus Nutzenoptimierung anzutreffen: Da Bildungsorganisationen<br />

im Unternehmen vor allem Kosten generieren und keine Neugelder schaffen, werden sie<br />

immer wieder Kostenminimierungsprogrammen unterworfen. Obwohl die einzelne<br />

Ausbildungsmassnahme, wie in der Positionierung aufgezeigt, nur in geringem Mass<br />

preissensitiv ist, erteilen Gesamtunternehmen an ihre Bildungsorganisation sehr häufig<br />

den Auftrag, die Kosten zu reduzieren, damit das Unternehmen als Ganzes die Preise für<br />

seine Produkte senken kann. Aus diesem Grund wird in Bildungsorganisationen heute<br />

versucht, die Kosten stark über eine <strong>St</strong>andardisierung des Aus- und<br />

Weiterbildungsprogrammes zu reduzieren. Doch auch der Maxime der<br />

Nutzenoptimierung begegnet man in Bildungsorganisationen nicht selten:<br />

Bildungsmassnahmen werden stark an den durch die Geschäftsleitung festgelegten<br />

Zweck des Bildungsbereichs gekoppelt. Der Zweck des Bildungsbereichs liegt<br />

letztendlich im Nutzen für den Kunden.<br />

Neuerungsverhalten<br />

Auch wenn Bildungsorganisationen in Unternehmen nicht direkt im Wettbewerb mit<br />

anderen Bildungsorganisationen stehen, sind auch hier die zwei Optionen Innovation und<br />

Imitation auszumachen. Verfolgen Bildungsorganisationen die Option der Innovation, so<br />

werden dabei häufig die neusten, momentan existierenden Ausbildungstechnologien<br />

(E-Learning) angewendet. Bei der extremsten Form der Imitation übernehmen<br />

Bildungsorganisationen Lerninhalte und Methoden von einem anderen Aus- und<br />

Weiterbildungsprogramm. 384 Grundsätzlich kann festgestellt werden, dass unabhängig<br />

davon, welche der beiden erwähnten Dimensionen bevorzugt wird,<br />

Bildungsorganisationen nur sehr selten aufgrund dieses Entscheids einen<br />

Wettbewerbsvorteil generieren können.<br />

Zu der aufgezeigten Aktivitätsstrategie kann zusammenfassend festgehalten werden, dass<br />

die in diesem Zusammenhang sich ergebenden Optionen für Bildungsorganisationen<br />

genau gleich gelten wie für andere Organisationseinheiten. Da davon ausgegangen wird,<br />

dass sich eine Bildungsorganisation in Bezug auf die Effizienz und die zum Einsatz<br />

kommenden Ressourcen nicht von anderen Organisationseinheiten unterscheidet, wurde<br />

der Fokus auf die Aktivitätsstrategie gelegt. Auf eine detaillierte Betrachtung der<br />

Ressourcenstrategie wird verzichtet.<br />

384 Vgl. Hilse (2001c), S. 6.


126 Entwicklung eines Bezugsrahmens zur Entstehung von Bildungsstrategien<br />

Die abschliessende Abbildung stellt einen Überblick über die diskutierten<br />

<strong>St</strong>rategieoptionen im Bildungsbereich dar.<br />

Optionen<br />

Konfigurationder<br />

Wertschöpfung<br />

Gestaltung der<br />

Wertschöpfung<br />

Orchestrator<br />

Integrator<br />

Schichtenspezialist<br />

Aktivitätsstrategie<br />

Ressourcenstrategie<br />

Konzeption: einfach komplex<br />

Wertschöpfungstiefe: Autarkie Verbund<br />

Fokus: Kostenmin. Nutzenopt.<br />

Neuerungsverhalten: Imitation Innovation<br />

Abbildung 45: Optionsrahmen der Wertschöpfungsarbeit für Bildungsorganisationen 385<br />

Bei der Konfiguration des Wertschöpfungsmodells bieten sich die Optionen Orchestrator,<br />

Integrator oder Schichtenspezialist an. Bei der Gestaltung der Wertschöpfung ist die<br />

Aktivitätsstrategie von Bedeutung. Daraus ergeben sich die Optionen Konzeption,<br />

Wertschöpfungstiefe, Fokus und Neuerungsverhalten.<br />

4.3.3 Entscheiden für eine Alternative<br />

Die letzte Phase beinhaltet wiederum die Bewertung der Optionen sowie deren Auswahl<br />

und Zusammenstellung zu einem strategischen Wertschöpfungsprogramm im<br />

Bildungsbereich. Welche Kriterien sind nun bei der Auswahl von Gestaltungsoptionen im<br />

Bildungsbereich zu beachten? 386<br />

Auch hier sind die Analyse- und Beurteilungsverfahren für ein konsistentes strategisches<br />

Programm nicht anders als für einen anderen betriebswirtschaftlich geführten Bereich im<br />

Unternehmen. Es ergeben sich die bereits vorgestellten Kriterien Angemessenheit,<br />

Zielerreichung, Durchführbarkeit und Konsistenz.<br />

Die Resultate der Wertschöpfung für den Bildungsbereich lassen sich wie folgt<br />

zusammenfassen:<br />

385 Darstellung in Anlehnung an Müller-<strong>St</strong>ewens und Lechner (2003), S. 274.<br />

386 Vgl. Müller-<strong>St</strong>ewens und Lechner (2003), S. 525.


Entwicklung eines Bezugsrahmens zur Entstehung von Bildungsstrategien 127<br />

Analyse<br />

Generieren von<br />

Optionen<br />

Entscheiden für<br />

eine Alternative<br />

Wertschöpfung<br />

Konfiguration der Wertschöpfung<br />

Orchestrator, Integrator und<br />

Schichtenspezialist<br />

Gestaltung der Wertschöpfung<br />

Aktivitätsstrategie<br />

Konzeption:<br />

Wertschöpfungstiefe:<br />

Fokus:<br />

Neuerungsverhalten:<br />

Ressourcenstrategie<br />

Vielfalt:<br />

Einsatzspektrum:<br />

Vernetzung:<br />

Auslöser:<br />

Analyse der Wertschöpfung einer<br />

Bildungsorganisation<br />

Wertschöpfungsmodell<br />

der<br />

Branche<br />

Ausgangssituation<br />

Eigenes<br />

Wertschöpfungsmodell<br />

Integrierte Betrachtung<br />

einfach<br />

Autarkie<br />

Kostenmin.<br />

Imitation<br />

uniform<br />

generalisiert<br />

isoliert<br />

Push<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

komplex<br />

Verbund<br />

Nutzenopt.<br />

Innovation<br />

divers<br />

spezialisiert<br />

verkoppelt<br />

Pull<br />

Angemessenheit, Zielerreichung, Durchführbarkeit und Konsistenz<br />

Abbildung 46: Resultate der Wertschöpfung bei der Entstehung von Bildungsstrategien 387<br />

Welche Vorgehensweise auch immer gewählt wird, am Ende der Wertschöpfungsarbeit<br />

sollte ein Programm stehen, das sinnvoll abgestimmt ist. Eine Erinnerung an die Ziele,<br />

die für die Wertschöpfung einer Bildungsorganisation von Relevanz sind, ist hilfreich.<br />

Diese Ziele werden in der Positionierung durch die Geschäftsleitung bestimmt. 388<br />

Beispiele dafür sind diverse Funktionen im Bildungsbereich, u.a. Anpassung, Motivation,<br />

Identifikation, Akquisition, Image, Gestaltung und Entwicklung. 389 Die<br />

Gestaltungsoptionen sind folglich daraufhin zu überprüfen, ob sie hierzu einen Beitrag<br />

leisten. Zu wählen ist diejenige Option, welche diesbezüglich am meisten verspricht.<br />

387 Eigene Darstellung.<br />

388 Siehe Unterkapitel 4.2.1.2 „Analyse der Einflusskräfte der Umwelt“, Der Kunde.<br />

389 Siehe Hauptkapitel II, 3. Kapitel „Ausprägungsformen von Betrieblicher Bildung“.


128 Entwicklung eines Bezugsrahmens zur Entstehung von Bildungsstrategien<br />

Die Analyse der Wertschöpfung für Bildungsstrategien verläuft gleich wie die Analyse<br />

der Wertschöpfung für sonstige <strong>St</strong>rategien. Damit kristallisiert sich am Ende des Kapitels<br />

Wertschöpfung heraus, dass die möglichen Optionen in Bezug auf die Konfiguration des<br />

Wertschöpfungsmodells und die Optionen der <strong>St</strong>rategien zur Wertschöpfung für<br />

Bildungsorganisationen kaum anders sind als die in anderen Geschäftsbereichen<br />

bestehenden Optionen. Einzig das Wertschöpfungsmodell des Pioniers gelangt im<br />

Bildungsbereich nicht zur Anwendung. Die Motive, die zur Wahl der jeweiligen Option<br />

führen, sind jedoch unterschiedlich, vor allem in Bezug auf die Konfiguration des<br />

Wertschöpfungsmodells: Gewählt wird diejenige Option, welche hinsichtlich der<br />

Erfüllung des in der Positionierung beabsichtigten Zwecks des gesamten<br />

Bildungsbereichs den grössten Mehrwert erbringt.<br />

Damit ist eine aus dem generellen <strong>St</strong>rategischen Management deduzierte Theorie zur<br />

Wertschöpfung im Bildungsbereich aufgezeigt worden. Das Kapitel Wertschöpfung hat<br />

in diesem Sinn theoretisch beantwortet, welche Möglichkeiten für den Bildungsbereich<br />

bestehen, um die Wertschöpfung (Innenverhältnis) zu organisieren.<br />

4.4 Veränderung<br />

Die zentrale Frage der Veränderung ist: Wie sollen strategische Initiativen wirksam<br />

werden und die Organisationseinheit bzw. das Unternehmen verändern? Konkret auf den<br />

Bildungsbereich bezogen lautet die Frage: Wie wirken strategische Initiativen und<br />

verändern den Bildungsbereich?<br />

Diese Fragestellung sucht, ähnlich wie das Feld Initiierung, nach der Antwort darauf, wie<br />

durch Bildungsstrategien Veränderungen herbeigeführt werden können.<br />

Bildungsstrategien sind, wie bereits aufgezeigt, Funktional- oder Issue-<strong>St</strong>rategien und<br />

unterscheiden sich daher in der Entstehung prozessual nicht von anderen <strong>St</strong>rategien. 390<br />

So gelten auch für den Bildungsbereich die vier zuvor aufgezeigten Dimensionen in<br />

Form eines Kontinuums, an dessen Enden zwei entgegengesetzte Optionen liegen. Die<br />

Antworten auf die Fragen wann?, was?, wer? und wo? fassen die vier Dimensionen, die<br />

bei der Veränderung einer <strong>St</strong>rategie bzw. einer Bildungsstrategie bestehen, zusammen.<br />

4.5 Zusammenfassung<br />

In diesem Kapitel wurde ein aus der allgemeinen Literatur zum <strong>St</strong>rategischen<br />

Management deduzierter Bezugsrahmen entwickelt, der aufzeigt, wie Bildungsstrategien<br />

entstehen. Die theoretischen Grundlagen dazu wurden im 1. Kapitel erarbeitet. Hierbei<br />

wurden für diese Arbeit relevante Theorien aus der allgemeinen Literatur zum<br />

390 Siehe 1. Kapitel, Unterkapitel 1.2 „Gestaltungsebenen von <strong>St</strong>rategien“.


Entwicklung eines Bezugsrahmens zur Entstehung von Bildungsstrategien 129<br />

<strong>St</strong>rategischen Management beleuchtet. Darauf aufbauend wurden im 2. Kapitel zwei<br />

Vorgehensmodelle zwecks Entwicklung eines Bezugsrahmens zur Analyse der<br />

Entstehung von Bildungsstrategien vorgeschlagen. Im 3. Kapitel wurde anhand des<br />

gewählten Vorgehensmodells die Entstehung von <strong>St</strong>rategien allgemein analysiert. Im 4.<br />

Kapitel wurden die aus dem dritten Kapitel gewonnenen Erkenntnisse angewendet und<br />

ein Bezugsrahmen zur Entstehung von Bildungsstrategien erarbeitet.<br />

Die folgende Abbildung stellt den Bezugsrahmen zur Analyse der Entstehung von<br />

Bildungsstrategien dar und fasst ihn zusammen:


130 Entwicklung eines Bezugsrahmens zur Entstehung von Bildungsstrategien<br />

Formulierung Implementierung<br />

Initiierung Positionierung Wertschöpfung Veränderung<br />

Bezugsrahmen<br />

zur Gestaltung<br />

der Veränderungsarbeit<br />

Analyse<br />

Analyse der Wertschöpfung einer<br />

Bildungsorganisation<br />

Analyse der Einflusskräfte auf eine<br />

Bildungsorganisation<br />

Bezugsrahmen<br />

zur Gestaltung<br />

der Initiierungsarbeit<br />

Ausgangssituation<br />

Ausgangssituation<br />

Timing Wann?<br />

Ort Wo?<br />

Akzente Was?<br />

Eigenes<br />

Wertschöpfungsmodell<br />

Wertschöpfungsmodell<br />

der<br />

Branche<br />

Analyse der<br />

Einflusskräfte des<br />

Unternehmens<br />

Analyse der<br />

Einflusskräfte der<br />

Umwelt<br />

Beteiligte Wer?<br />

Akteure Wer?<br />

Integrierte Betrachtung<br />

Analyse des<br />

bestehenden<br />

Bildungsangebotes<br />

Kunde<br />

Timing Wann?<br />

Räume Wo?<br />

Mittel Womit?<br />

Analyse des Reifegrades<br />

der<br />

Bildungsorganisation<br />

Andere<br />

Funktionseinheiten<br />

Vorgehen Was?<br />

Analyse der<br />

<strong>St</strong>euerungsformen<br />

internationaler<br />

Unternehmen<br />

Zs. Arbeit Wie?<br />

Wettbewerber<br />

Weitere<br />

Anspruchsgruppen<br />

Allgemeine Umwelt<br />

Integrierte Betrachtung<br />

Konfiguration der Wertschöpfung<br />

Orchestrator, Integrator und<br />

Schichtenspezialist<br />

alt neu<br />

Präferenzen<br />

Rückzug Diversifikation<br />

alt neu<br />

Variation:<br />

Substanz:<br />

Feld:<br />

<strong>St</strong>il:<br />

Generieren<br />

von Optionen<br />

Gestaltung der Wertschöpfung<br />

Aktivitätsstrategie<br />

Konzeption:<br />

einfach komplex<br />

Wertschöpfungstiefe: Autarkie Verbund<br />

Fokus:<br />

Kostenmin. Nutzenopt.<br />

Neuerungsverhalten: Imitation Innovation<br />

Ressourcenstrategie<br />

Vielfalt:<br />

uniform divers<br />

Einsatzspektrum: generalisiert spezialisiert<br />

Vernetzung:<br />

isoliert verkoppelt<br />

Auslöser:<br />

Push Pull<br />

Angemessenheit, Zielerreichung, Durchführbarkeit und Konsistenz<br />

Entscheiden<br />

für eine<br />

Alternative<br />

Abbildung 47: Bezugsrahmen zur Analyse der Entstehung von Bildungsstrategien 391<br />

391 Eigene Darstellung.


Entwicklung eines Bezugsrahmens zur Entstehung von Bildungsstrategien 131<br />

Der aus der allgemeinen Literatur zum <strong>St</strong>rategischen Management deduzierte<br />

Bezugsrahmen zeigt auf, dass die Gestaltung der Felder Initiierung und Veränderung im<br />

Bildungsbereich der allgemeinen <strong>St</strong>rategieentstehung entspricht. Somit legt der<br />

Bezugsrahmen seine Ausgestaltung vor allem in der Positionierung und in der<br />

Wertschöpfung einer Bildungsorganisation fest.<br />

Die Felder Positionierung wie auch Wertschöpfung des Bezugsrahmens sind in die<br />

Phasen Analyse, Generieren von Optionen und Entscheiden für eine Alternative<br />

unterteilt. Im Feld der Positionierung finden sich bei der Analyse eine sehr heterogene<br />

Vielzahl von Kunden, die es durch eine für den Bildungsbereich leicht angepasste<br />

Marktstrategie zu befriedigen gilt. Das Feld Wertschöpfung zeigt bei der Analyse ein<br />

exemplarisches Wertschöpfungsmodell für den Bildungsbereich auf. Daraus lassen sich<br />

zwei Arten von Optionen ableiten: Einerseits bestehen verschiedene Möglichkeiten in der<br />

Konfiguration und andererseits in der Gestaltung der Wertschöpfung. Hier unterscheiden<br />

sich die Optionen für den Bildungsbereich nicht von den Optionen für andere<br />

Organisationsbereiche. Die Motive für die Wahl einer Option sind hingegen<br />

unterschiedlich. Gewählt wird diejenige Option, die in Bezug auf die Erfüllung des in der<br />

Positionierung beabsichtigten Zwecks des gesamten Bildungsbereichs den grössten<br />

Mehrwert verspricht. Die Kriterien der Angemessenheit, Zielerreichung,<br />

Durchführbarkeit und Konsistenz erleichtern es, in Anbetracht der verschiedenen<br />

Optionen die richtige Entscheidung zu treffen. Damit sind die beiden Kernfragen<br />

theoretisch beantwortet: einerseits die zentrale Frage der Positionierung, also nach den im<br />

Bildungsbereich bestehenden Möglichkeiten sich gegenüber seinen Anspruchsgruppen zu<br />

positionieren (Aussenverhältnis) und andererseits die Frage der Wertschöpfung, d.h. nach<br />

Möglichkeiten, die Wertschöpfung im Bildungsbereich zu organisieren (Innenverhältnis).<br />

Da, wie zusammengefasst, der Bezugsrahmen seine Ausgestaltung in der Positionierung<br />

und in der Wertschöpfung einer Bildungsorganisation findet, ergibt sich daraus, dass für<br />

die folgenden empirischen Betrachtungen nur die Felder Positionierung und<br />

Wertschöpfung detaillierter zu analysieren sind.


132 Empirische Untersuchungen<br />

IV EMPIRISCHE UNTERSUCHUNGEN<br />

Ziel des letzten Hauptkapitels war es, einen aus der allgemeinen Literatur zum<br />

<strong>St</strong>rategischen Management deduzierten Bezugsrahmen zu entwickeln, der aufzeigt, wie<br />

Bildungsstrategien entstehen. Wie sieht aber die Unternehmensrealität aus? Bestätigt sie<br />

diesen entworfenen Bezugsrahmen? Ergeben sich aus der Praxis Ergänzungen für den<br />

Bezugsrahmen? Gemäss dem aufgezeigten Forschungsprozess ist es Ziel dieses<br />

Hauptkapitels, die Entstehung von Bildungsstrategien in der Unternehmensrealität zu<br />

analysieren. 392 Die Ergebnisse dieser Analyse dienen als Ausgangspunkt dafür, ob bzw.<br />

wie der entworfene Bezugsrahmen theoriebildend weiterzuentwickeln ist.<br />

Wie in der Einleitung dieser Arbeit bereits aufgezeigt und begründet wurde, soll die<br />

Unternehmensrealität bezüglich der Entstehung von Bildungsstrategien anhand des<br />

Forschungsansatzes der Fallstudie analysiert werden. 393 Ausgangspunkt für die<br />

Fallstudien sind die im entworfenen Bezugsrahmen des letzten Hauptkapitels<br />

entwickelten Fragen:<br />

• Positionierung<br />

1. Analyse: Welche Einflusskräfte der Umwelt wirken auf die Organisation?<br />

2. Analyse: Welche Einflusskräfte des Unternehmens selber wirken auf die<br />

Organisation?<br />

3. Analyse: Wie stellt die Organisation den Bezug zwischen internen und externen<br />

Einflusskräften her?<br />

4. Generieren von Optionen: Welche Art von Optionen ergeben sich aus der<br />

Analyse/integrierten Betrachtungsweise?<br />

5. Entscheiden für eine Alternative: Nach welchen Kriterien werden die<br />

Gestaltungsoptionen bewertet?<br />

• Wertschöpfung<br />

1. Analyse: Wie sieht das Wertschöpfungsmodell der Branche aus?<br />

2. Analyse: Wie sieht das eigene Wertschöpfungsmodell aus?<br />

3. Analyse: Wie stellt die Organisation den Bezug zwischen den beiden<br />

Wertschöpfungsmodellen her?<br />

392 Siehe Hauptkapitel I, Unterkapitel 2.2.2 „Relevanz der Hermeneutik für die Dissertation“, Forschungsprozess.<br />

393 Siehe Hauptkapitel I, Unterkapitel 2.2.3 „Methodologisches Vorgehen“.


Empirische Untersuchungen 133<br />

4. Generieren von Optionen: Welche Optionen ergeben sich in Bezug auf die<br />

Konfiguration der Wertschöpfung?<br />

5. Generieren von Optionen: Welche Optionen ergeben sich in Bezug auf die Gestaltung<br />

der Wertschöpfung?<br />

6. Entscheiden für eine Alternative: Nach welchen Kriterien werden die<br />

Gestaltungsoptionen bewertet?<br />

Explizit soll in dieser Arbeit auch den ungeplanten, emergenten Faktoren bei der<br />

<strong>St</strong>rategieentstehung, auf die nicht aktiv eingewirkt werden kann, Rechnung getragen<br />

werden. 394 Aus diesem Grund soll in der Empirie speziell auf die realisierte <strong>St</strong>rategie als<br />

Teil der <strong>St</strong>rategieentstehung eingegangen werden. Der im letzten Hauptkapitel<br />

vorgestellte Bezugsrahmen Gestaltungsfelder eines innovationsorientierten<br />

<strong>Bildungsmanagement</strong>s 395 hat gezeigt, dass es für eine erfolgreiche Implementierung einer<br />

Bildungsstrategie fünf Gestaltungsfelder umzusetzen gilt: nämlich die didaktische, die<br />

organisatorische, die sozio-kulturelle, die technologische und die ökonomische<br />

Dimension. Dieser Bezugsrahmen ermöglicht somit das Aufzeigen der realisierten<br />

<strong>St</strong>rategie einer Bildungsorganisation, wobei die emergenten Faktoren zwar nicht einzeln<br />

herauskristallisiert werden, aber durch das Aufzeigen der verwirklichten <strong>St</strong>rategie auf<br />

natürliche Weise mit einfliessen. Innerhalb des Bezugsrahmens Gestaltungsfelder eines<br />

innovationsorientierten <strong>Bildungsmanagement</strong>s werden folgende Ausgangsfragen an die<br />

396 und 397<br />

Adresse der Empirie aufgeworfen:<br />

• Realisierte <strong>St</strong>rategieimplementierung<br />

1. Didaktische Dimension: Inwieweit werden die ausgewiesenen fachlichen und<br />

überfachlichen Lernziele erreicht, und dies zudem besser, als es mit weniger<br />

aufwändigen Lernszenarien möglich wäre?<br />

2. Organisatorische Dimension: Wie kann die für die innovativen<br />

Ausbildungsmassnahmen erforderliche Infrastruktur im Unternehmen organisatorisch<br />

verankert werden?<br />

3. Sozio-kulturelle Dimension: Wie können die Einstellungen der Akteure bzw.<br />

Innovationsbeteiligten verändert werden und wie können diese dazu bewegt werden,<br />

dauerhaft Innovations- und Diffusionsprozesse aus eigener Kraft in Gang zu setzen?<br />

394 Siehe Hauptkapitel III, Unterkapitel 1.3 „Definition des Begriffs Entstehung einer <strong>St</strong>rategie“ und 1.4 „Der<br />

<strong>St</strong>rategieformierungsprozess“, Modell Mintzberg „Formierung von <strong>St</strong>rategien“.<br />

395 Vgl. Diesner, Seufert und Euler (2006), S. 16.<br />

396 Vgl. Diesner, Seufert und Euler (2006), S. 17 ff.<br />

397<br />

Siehe Hauptkapitel III, Unterkapitel 2.2 „Bezugsrahmen Gestaltungsfelder eines innovationsorientierten<br />

<strong>Bildungsmanagement</strong>s“.


134 Empirische Untersuchungen<br />

4. Technologische Dimension: Wie können problemgerechte technische<br />

Funktionalitäten bereitgestellt werden?<br />

5. Ökonomische Dimension: In welchem Verhältnis stehen Kosten und Nutzen? <strong>St</strong>ehen<br />

Kosten für die Eigenentwicklung von Plattformen, aufwändige Multimedia-<br />

Produktionen im Verhältnis zum (didaktischen) Nutzen (Ressourceneffizienz)?<br />

Welche konkreten Ziele werden mit dem Projekt verfolgt? Sind diese Ziele strategisch<br />

im Unternehmen verankert? Inwiefern werden diese Ziele erreicht (Grad der<br />

Zielerreichung) (Ressourceneffektivität)?<br />

Damit ergibt sich der weitere Verlauf der vorliegenden Arbeit:<br />

Prozessphasen bei<br />

der <strong>St</strong>rategieentstehung<br />

Entstehung von<br />

<strong>St</strong>rategien<br />

(Hauptkapitel III,<br />

3. Kapitel)<br />

Entstehung von<br />

Bildungsstrategien<br />

(Hauptkapitel III,<br />

4. Kapitel)<br />

Initiierung Kapitel 3.1 Kapitel 4.1<br />

Empirische<br />

Untersuchungen<br />

(Hauptkapitel IV)<br />

Wird nicht mehr betrachtet,<br />

weil Bildungsstrategien<br />

prozessual gleich wie<br />

andere <strong>St</strong>rategien entstehen<br />

Positionierung Kapitel 3.2 Kapitel 4.2 2. Kapitel<br />

Wertschöpfung Kapitel 3.3 Kapitel 4.3 3. Kapitel<br />

Veränderung Kapitel 3.4 Kapitel 4.4<br />

Emergente<br />

<strong>St</strong>rategien<br />

Bestehen, können aber theoretisch nicht einzeln<br />

herauskristallisiert werden<br />

Abbildung 48: Verlauf der empirischen Untersuchungen 398<br />

Wird nicht mehr betrachtet,<br />

weil Bildungsstrategien<br />

prozessual gleich wie<br />

andere <strong>St</strong>rategien entstehen<br />

4. Kapitel<br />

Um die aufgezeigten Frageblöcke der Positionierung, Wertschöpfung und realisierten<br />

<strong>St</strong>rategieimplementierung beantworten zu können, werden im 2., 3. und 4. Kapitel drei<br />

verschiedene Fallstudien im gleichen Unternehmen aufgezeigt. Zwischen den drei<br />

Fallstudien bestehen Querverbindungen und Abhängigkeiten, sie weisen jedoch aus<br />

erhebungstechnischen Gründen einen unterschiedlichen Fallbezug auf. 399 Die beiden<br />

ersten Fallstudien haben zum Ziel je, einen der aufgezeigten Frageblöcke darzustellen, zu<br />

fundieren und aus der Unternehmensrealität heraus theoriebildend weiterzuentwickeln. 400<br />

Die dritte Fallstudie besitzt nur einen illustrativ-beschreibenden Charakter.<br />

Handlungsleitender Grundsatz bei der Verfolgung der anvisierten Ziele ist ein<br />

398<br />

Eigene Darstellung, siehe auch Abbildung 20.<br />

399<br />

Die Abhängigkeiten werden im nächsten Unterkapitel dargestellt.<br />

400<br />

Allgemeine Ziele und handlungsleitender Grundsatz der Fallstudien siehe Hauptkapitel I, Unterkapitel 2.2.3<br />

„Methodologisches Vorgehen“.


Empirische Untersuchungen 135<br />

konvergenter: In Hinblick auf die Offenheit der Resultate für Unvorhergesehenes werden<br />

diese im Rahmen des entworfenen Bezugsrahmens aufgrund der Erkenntnisse aus der<br />

allgemeinen strategischen Managementliteratur interpretiert.<br />

Die drei Fallstudien sind in gleicher Weise strukturiert: Bei jeder Fallstudie wird in einem<br />

ersten Unterkapitel das Untersuchungsdesign dargestellt, bestehend aus der<br />

Datenerhebung, -aufbereitung und -auswertung. Das zweite Unterkapitel zeigt die aus der<br />

Auswertung gewonnenem Ergebnisse auf, die im dritten Unterkapitel zusammengefasst<br />

werden. Nach den drei Fallstudien werden die Ergebnisse in einem weiteren Kapitel<br />

fallübergreifend beleuchtet. Zuvor wird in diesem Hauptkapitel in einem ersten Schritt<br />

der grössere Kontext der Fallstudien aufgezeigt: Vorgestellt wird das Unternehmen UBS<br />

AG, speziell die Unternehmensgruppe Global Wealth Management and Business<br />

Banking (GWM&BB) mit ihrem Ausbildungsressort, in welchem die Fallstudien erhoben<br />

wurden. Der Zusammenhang zwischen den Fallstudien innerhalb des Ausbildungsressorts<br />

selber wird am Ende dieses Kapitels verdeutlicht. Folgende Abbildung verdeutlicht den<br />

aufgezeigten Aufbau des Hauptkapitels:<br />

Fallstudie 1 (2. Kapitel)<br />

Untersuchungsdesign (Kapitel 2.1)<br />

Ergebnisse (Kapitel 2.2)<br />

Zusammenfassende<br />

Betrachtung (Kapitel 2.3)<br />

Das Unternehmen UBS AG und sein Ausbildungsressort in GWM&BB (1. Kapitel)<br />

Fallstudie 2 (3. Kapitel)<br />

Untersuchungsdesign (Kapitel 3.1)<br />

Ergebnisse (Kapitel 3.2)<br />

Zusammenfassende<br />

Betrachtung (Kapitel 3.3)<br />

Zusammenführung der Erkenntnisse (5. Kapitel)<br />

Abbildung 49: Aufbau des Hauptkapitels IV 401<br />

1 DAS UNTERNEHMEN UBS AG UND SEIN<br />

AUSBILDUNGSRESSORT IN GWM&BB 402<br />

Fallstudie 3 (4. Kapitel)<br />

Untersuchungsdesign (Kapitel 4.1)<br />

Ergebnisse (Kapitel 4.2)<br />

Zusammenfassende<br />

Betrachtung (Kapitel 4.3)<br />

1.1 Die UBS AG und die Unternehmensgruppe GWM&BB<br />

UBS ist als Bank eines der führenden Finanzinstitute auf der ganzen Welt. 403 Die Bank<br />

verfolgt eine globale Geschäftsstrategie, die auf Wachstum ausgerichtet ist. Als<br />

integriertes Unternehmen greift sie auf die Ressourcen und das Know-how all ihrer<br />

401<br />

Eigene Darstellung.<br />

402<br />

Die nachfolgenden Ausführungen beziehen sich auf die <strong>St</strong>rukturen der UBS von März 2006 bis Oktober 2007.<br />

Reorganisationen nach diesem Zeitraum sind nicht mehr berücksichtigt.<br />

403 Vgl. UBS AG (2008b), o.S.


136 Empirische Untersuchungen<br />

Geschäftseinheiten zurück und schafft so Mehrwert für ihre Kunden. UBS ist die global<br />

führende Anbieterin im Wealth-Management-Geschäft. Sie gehört zu den wichtigsten<br />

Investmentbanken und Wertschriftenhäusern und den grössten Vermögensverwaltern<br />

weltweit. Im Privat- und Firmenkundengeschäft in der Schweiz ist UBS Marktführerin.<br />

Per 31.12.2006 verwaltete das Unternehmen ein Vermögen von 2,989 Mrd. CHF und<br />

erzielte einen Reingewinn von 12,257 Mio. CHF. UBS beschäftigt weltweit über 80‘000<br />

Mitarbeiter. Das Unternehmen mit Hauptsitz in Zürich und Basel ist in über 50 Ländern<br />

und an allen bedeutenden internationalen Finanzplätzen tätig. Die Aktien der UBS AG<br />

sind an der SWX Swiss Exchange sowie an den Börsen in New York (NYSE) und Tokio<br />

(TSE) notiert. UBS ist in drei Unternehmensgruppen - UBS Global Wealth Management<br />

and Business Banking, UBS Investmentbanking, UBS Asset Management und in das<br />

Corporate Center gegliedert. Die Unternehmenskultur ist dem Willen zur Leistung, zum<br />

Lernen und zum Erfolg verpflichtet. 404 Die Vision von UBS ist es, das beste globale<br />

Finanzdienstleistungsunternehmen zu sein.<br />

Ein speziell attraktives Geschäft ist das Wealth Management, dessen Dienstleistungen auf<br />

wohlhabende und sehr vermögende Kunden auf der ganzen Welt ausgerichtet sind. 405<br />

UBS verfolgt in diesem Geschäftsbereich das Ziel, Kunden, wo auch immer sie mit der<br />

Bank in Kontakt treten, eine einheitliche, auf hoher Qualität basierende<br />

Beratungsleistung zu bieten. Daher steht der Kundenberater im Zentrum. Eine sorgfältige<br />

Selektion sowie die Entwicklung und Unterstützung der zuständigen Kundenberater<br />

spielen eine massgebliche Rolle, wenn es darum geht, langfristige persönliche<br />

Beziehungen der Kunden zu UBS zu fördern. 406<br />

Die Geschäftsprioritäten von UBS GWM&BB können folgendermassen aufgezeigt<br />

werden:<br />

404 Vgl. UBS AG (2008c), o.S.<br />

405 Vgl. Eichenberger Müller (2007), S. 8.<br />

406 Vgl. UBS AG (2008d), S. 33.


Empirische Untersuchungen 137<br />

Wir werden weiterwachsen, indem wir uns auf unsere Prioritäten konzentrieren<br />

Perfecting our client<br />

experience<br />

Growth orientation<br />

Leadership<br />

Industry leadership<br />

in efficiency<br />

Talent development<br />

Riskmanagement<br />

Die konsequente Umsetzung ist unsere Herausforderung<br />

Abbildung 50: Überblick über die Geschäftsprioritäten von UBS GWM&BB 407<br />

Die Abbildung veranschaulicht die Wachstumsstrategie von UBS GWM&BB, die zum<br />

Ziel hat, das Wachstum von innen heraus zu fördern. Dieses Wachstum soll durch<br />

verschiedene <strong>St</strong>andbeine gestärkt werden: Mit „Perfecting our Client Experience“ soll die<br />

eigentliche Kernkompetenz, nämlich die Dienstleistungsqualität in allen Bereichen der<br />

Kundenberatung, nachhaltig verbessert werden. Dies soll die <strong>St</strong>eigerung der Erträge<br />

sichern. „Leadership in Efficiency“ stellt die Schaffung eines soliden Fundaments für<br />

weiteres Wachstum und künftige Investitionen dar. „Risikomanagement“ dient dem<br />

Schutz und Erhalt des Images von UBS. Diese drei <strong>St</strong>andbeine sind mit einer soliden<br />

Führungsstärke und Talentförderung verknüpft. Zum Ziel haben sie die Rekrutierung und<br />

den Erhalt bester Mitarbeiter, welche die UBS braucht, um weiterhin erfolgreich zu sein.<br />

1.2 Das Ausbildungsressort von UBS GWM&BB 408<br />

In Anbetracht der aufgezeigten Wachstumsstrategie von UBS GWM&BB fallen der Ausund<br />

Weiterbildungsabteilung dieses Geschäftsbereiches zentrale Aufgaben zu:<br />

„Unsere Vision ist es, die Organisation entlang der Geschäftsprioritäten<br />

zu entwickeln und dabei eine Führungs- und Lernkultur zu unterstützen,<br />

die Wachstum voran treibt und fördert,“ 409<br />

steht deshalb auf der Intranet Seite des Ausbildungsressorts Education & Development<br />

(E&D) 2006. So erstaunt es nicht, dass UBS einen dreistelligen Millionenbetrag in die<br />

Aus- und Weiterbildung ihrer Mitarbeiter investiert, rund 140 Mio. CHF davon in der<br />

407<br />

Abbildung nach UBS AG (2007c), S. 3.<br />

408<br />

Alle Informationen basieren auf den gesammelten Unterlagen (siehe Quellenverzeichnis) und besuchten<br />

Informationsveranstaltungen (siehe Anhang C) im Zeitraum März 2006 bis Oktober 2007. Reorganisationen nach<br />

diesem Zeitraum sind nicht mehr berücksichtigt.<br />

409 UBS AG (2006c), o.S.


138 Empirische Untersuchungen<br />

Schweiz und über 200 Mio. CHF für den Konzern weltweit. 410 Im Ausbildungsressort<br />

von GWM&BB arbeiten ca. 250 Learning Professionals.<br />

Anlässlich des jährlichen Senior Management Meetings im März 2006, unterstrich<br />

Marcel Rohner, damaliger CEO der Geschäftsgruppe GWM&BB, abermals die wichtige<br />

Funktion des Aus- und Weiterbildungsressorts in Bezug auf die Geschäftsstrategie mit<br />

folgender Vision:<br />

„We want to become known as the firm with the highest education and training<br />

standards. This will retain and attract the best talent needed for further<br />

growth.“ 411<br />

Basierend auf dieser neuen Vision wurde im August 2006 von Seiten E&D der Executive<br />

Committee Case (EC Case) der Geschäftsleitung vorgestellt. Der EC Case beinhaltet<br />

einen <strong>St</strong>rategievorschlag zur Neuausrichtung des Aus- und Weiterbildungsressorts,<br />

basierend auf der Vision von Rohner. Nach Gutheissen des EC Case durch die<br />

Geschäftsleitung wurde sodann die Initiative E&D 2010, das Umsetzungsprojekt der<br />

neuen Ausbildungsstrategie, ins Leben gerufen. 412 Zur Bedeutung dieser<br />

Schlüsselinitiative äusserte sich Duschletta, Leiter des Aus- und Weiterbildungsressorts,<br />

wie folgt:<br />

„Die Erwartungen an uns und unsere entsprechenden Aktivitäten sind<br />

sehr hoch. Wir gestalten damit die Art und Weise, wie Lernen und<br />

Ausbildung innerhalb unserer Business Group inskünftig passieren wird,<br />

schärfen die Zukunft von E&D und unseren strategischen Einfluss wie<br />

auch die Zusammenarbeit mit unseren Partnern.“ 413<br />

Eines der Resultate von E&D 2010 war eine Reorganisation des Ressorts; u.a. wurde auf<br />

den 1. Februar 2007 E&D zum Learning & Development Center (LDC) umbenannt. 414<br />

Da alle drei folgenden Fallstudien auf der neuen LDC <strong>St</strong>rategie und deren Prozessen<br />

basieren, sollen an dieser <strong>St</strong>elle die eigentlichen Resultate des EC Case und von E&D<br />

2010 aufgezeigt werden. Sie werden in Abbildung 51 zusammengefasst dargestellt:<br />

410 Vgl. Wienröder (2007), o.S.<br />

411 Rohner (2006) zit. in Duschletta (2006b), S. 3.<br />

412 Vgl. Duschletta (2006a), o.S.<br />

413 Duschletta (2006a), o.S.<br />

414 Vgl. UBS AG (2006a), o.S.


Empirische Untersuchungen 139<br />

Business<br />

Impact<br />

Execution<br />

Leadership<br />

Client<br />

Experience<br />

Next<br />

Generation<br />

Abbildung 51: <strong>St</strong>rategische Geschäftsprioritäten des LDC 415<br />

Challenging<br />

Business Partner<br />

High Impact<br />

Learning<br />

Efficiency,<br />

Excellence &<br />

Speed<br />

„Wir müssen den Mut haben, die Bereiche in den Mittelpunkt zu stellen,<br />

die für die Bank die grösste Bedeutung haben,“ 416<br />

meinte Duschletta zur neuen <strong>St</strong>rategie. Deshalb ist das Angebot kleiner und<br />

überschaubarer, dafür aber besser auf die <strong>St</strong>rategie der Unternehmensgruppe<br />

ausgerichtet: „Leadership“, „Client Experience“ und „Next Generation“ sind je in einer<br />

Abteilung zusammengefasst. Leadership unterstützt eine wachstumsorientierte<br />

Führungskultur, indem es für Führungskräfte und Schlüsseltalente<br />

Kompetenzentwicklungsmassnahmen offeriert, die diese für die heutigen und<br />

zukünftigen Herausforderungen benötigen. Client Experience fokussiert auf die<br />

Gestaltung und Lieferung von Lernerfahrungen, die es den UBS Kundenberatern<br />

ermöglichen sollen, sich zu den Besten in der Wealth Management Industrie zu<br />

entwickeln. Next Generation kreiert und liefert Bildungsprogramme für junge Talente<br />

und Berufseinsteiger, um deren Beitrag zu maximieren und ihr Karrierepotenzial<br />

auszuschöpfen. 417<br />

„Das heisst aber nicht, dass wir uns künftig ausschliesslich mit der<br />

Ausbildung von Führungskräften, Kundenberatern und<br />

Nachwuchskräften beschäftigen - die Aufgabengebiete der drei neuen<br />

Bereiche sind deutlich weiter gefasst,“ 418<br />

meint Duschletta weiter. Zudem ist es nicht Ziel, eine möglichst hohe Zahl von<br />

Trainingstagen zu produzieren. Was zählt, ist der Effekt, den die Ausbildung erzielt<br />

415<br />

Abbildung nach Duschletta (2006b), S. 3.<br />

416<br />

Duschletta zit. in Kohler (2007), o.S.<br />

417<br />

Vgl. UBS AG (2007d), S. 27.<br />

418<br />

Duschletta zit. in Kohler (2007), o.S.


140 Empirische Untersuchungen<br />

(Business Impact). 419 Deshalb bewegt sich LDC weg von einem Trainings- und hin zu<br />

einem Lernprozess, der vom Einzelnen mehr Selbstverantwortung verlangt, ihn aber auch<br />

besser voranbringt. Dieser Business Impact soll neben der inhaltlichen Fokussierung auf<br />

die Aus- und Weiterbildungsschwerpunkte für Führungskräfte, Kundenberater und<br />

Nachwuchskräfte mit folgenden Punkten erreicht werden: 420<br />

• Challenging Business Partner<br />

Die Geschäftspartner von LDC anerkennen LDC als aufmerksam, verantwortlich und der<br />

Konsequenzen seines Handelns bewusst. LDC will seinen Partnern umfassende und<br />

funktionierende Lösungen bieten, die Impact erzeugen.<br />

• High Impact Learning (HIL)<br />

Ziel ist es, Ausbildungen anzubieten, die Wirkung erzeugen. Daher bringt LDC die<br />

Ausbildung näher an den Arbeitsplatz und fördert den Transfer des Gelernten in den<br />

Arbeitsalltag. Dazu setzt LDC Top Performer und Experten (Subject Matter Experts) als<br />

Ausbilder ein.<br />

• Efficiency, Excellence & Speed<br />

LDC bietet schnelle und möglichst einfache Prozesse sowie eine effektive <strong>St</strong>euerung,<br />

wobei stets eine effektive und einwandfreie Ausführung angestrebt wird.<br />

Die Ziele, die mit der neuen LDC <strong>St</strong>rategie einhergehen, können wie folgt<br />

zusammengefasst werden: Das LDC will den Fokus auf die Themen mit der grössten<br />

strategischen Relevanz erhöhen, die Beziehung zu den Geschäftspartnern intensivieren,<br />

die Effektivität des Lernens erhöhen und die Ausbildungsprogramme durch optimal<br />

gesteuerte Prozesse beschleunigen sowie effizienter gestalten. 421 Dabei macht die<br />

Namensänderung in LDC deutlich, dass stärker als bisher auf einen kontinuierlichen<br />

Lernprozess gesetzt wird und die LDC Aktivitäten auch als Branding-Faktor positioniert<br />

werden sollen. 422 Im Rahmen einer globalen Ausrichtung konzentriert sich LDC auf ein<br />

sog. „Balanced Organizational Model“. 423 Die globalen Ressourcen werden wirksam<br />

genutzt, wobei die regionale Verantwortung im Vordergrund steht. So besteht für Asien<br />

der Wealth Management Campus in Singapur und in Weehawken in den USA ein Ausund<br />

Weiterbildungsressort. 424 <strong>St</strong>ändig wird geprüft, was an Ideen und Prozessen jeweils<br />

419 Mehr zu Business Impact siehe 2. Kapitel, Unterkapitel 2.2.4 „Generieren von Optionen“.<br />

420<br />

Vgl. UBS AG (2007b), S. 6.<br />

421<br />

Vgl. Heer (2007a), o.S.<br />

422<br />

Vgl. Kohler (2007), o.S.<br />

423<br />

Vgl. UBS AG (2007b), S. 6.<br />

424<br />

Vgl. UBS AG (2006b), o.S.


Empirische Untersuchungen 141<br />

auf andere Regionen übertragbar ist. 425 Alle drei Ausbildungsstätten sind in den<br />

GWM&BB <strong>St</strong>rukturen dezentral aufgehängt.<br />

Um die Dienstleistungen von LDC effizient und systematisch erbringen zu können,<br />

wurden vier Hauptprozesse definiert (vgl. Abbildung 52). Die Teil- und Unterprozesse<br />

innerhalb dieser vier Hauptprozesse sind aufeinander abgestimmt: 426<br />

<strong>St</strong>rategic Portfolio<br />

Planning<br />

• <strong>St</strong>rategic Portfolio Planning<br />

Request Management<br />

Learning Solution<br />

Development<br />

Abbildung 52: Wertschöpfungsprozess von LDC 427<br />

Lifecycle<br />

Management/<br />

Maintenance<br />

Die Geschäftsbereiche von GWM&BB planen jeweils gegen Ende Jahr ihre Aktivitäten<br />

für das kommende Jahr. Basierend auf dieser Planung setzt LDC zusammen mit den<br />

Geschäftsbereichen die Ausbildungsprioritäten fest. Dieser Prozessschritt ist somit dazu<br />

da, die strategischen Unternehmensbedürfnisse zu identifizieren bzw. sich danach<br />

auszurichten.<br />

• Request Management<br />

Im Verlaufe des Jahres eintreffende Anfragen nach Ausbildungsmassnahmen werden im<br />

Request Handling bearbeitet. In diesem Prozess wird sichergestellt, dass die Anfragen<br />

effizient behandelt, aufgrund der strategischen Prioritäten, der Wirksamkeit und der zur<br />

Verfügung stehenden Ressourcen (Arbeitskraft und Geld) priorisiert und verbindlich<br />

vereinbart werden.<br />

• Learning Solution Development<br />

Mit dem Learning Solution Development Prozess entwickelt LDC seine<br />

Ausbildungslösungen strukturiert, einheitlich und auf hohem Niveau. Auf diese Weise<br />

stellt LDC sicher, dass alle Ausbildungslösungen eine hohe Wirksamkeit haben (High<br />

Impact Learning). Dieser Prozessschritt untergliedert sich weiter in eine Analysephase,<br />

eine Phase des Grob- und Feinkonzeptes, eine Entwicklungs- und Lieferphase und eine<br />

Evaluationsphase.<br />

425 Vgl. Heer (2007b), o.S.<br />

426 Vgl. UBS AG (2007b), S. 4.<br />

427 Abbildung nach UBS AG (2007b), S. 4.


142 Empirische Untersuchungen<br />

• Lifecycle Management/Maintenance<br />

Anhand des Lifecycle Management/Maintenance Prozesses überwacht und verbessert<br />

LDC permanent die Lieferqualität und die Leistungen laufender Programme.<br />

Abhängig von den vorgestellten Prozessen wurde eine Reihe von Funktionen innerhalb<br />

von LDC bestimmt. Eine am ganzen Wertschöpfungsprozess beteiligte und deshalb<br />

zentrale Funktion von LDC ist der Learning Relationship Manager (LRM). 428 Er ist<br />

Dreh- und Angelpunkt zwischen LDC und Business, also den Geschäftsbereichen von<br />

GWM&BB. Der LRM evaluiert gemeinsam mit den Geschäftsbereichen den Bedarf an<br />

Ausbildungsprogrammen, um die Umsetzung der strategischen Prioritäten des<br />

Geschäftsbereiches möglichst effektiv und effizient zu unterstützen. Der LRM nimmt die<br />

durchgehende Verantwortung für alle Ausbildungsaktivitäten aus Business Perspektive<br />

wahr.<br />

Welcher Zusammenhang besteht nun zwischen dem Ausbildungsressort LDC von UBS<br />

GWM&BB und dieser Dissertation? Das nachfolgende Kapitel soll diese Frage erläutern.<br />

1.3 Zusammenhang und Abhängigkeiten zwischen den Fallstudien und<br />

dem Ausbildungsressorts LDC<br />

Die nun folgenden drei Fallstudien sind alle bei der UBS AG im Ausbildungsressort LDC<br />

der Geschäftsgruppe GWM&BB entstanden. Die Abhängigkeiten der Fallstudien<br />

untereinander sollen an dieser <strong>St</strong>elle kurz aufgezeigt werden: In der ersten Fallstudie<br />

wird die Entstehung der UBS LDC <strong>St</strong>rategie, also der EC Case, im Jahr 2006 analysiert.<br />

Der Fokus liegt dabei auf der Positionierung. Die Wertschöpfung ist nur insofern<br />

dargestellt, als sie der zweiten Fallstudie als Grundlage dient. Innerhalb dieser<br />

aufgezeigten Aus- und Weiterbildungsstrategie müssen sich die Untereinheiten des LDC<br />

konstituieren und abhängig davon wiederum ihre eigene <strong>St</strong>rategie definieren. Dies gilt<br />

auch für die Untereinheit „E-Learning Solutions“, die im gesamten LDC dann zum Zuge<br />

kommt, wenn eine Bildungsinitiative mit E-Learning konzipiert werden soll. Die<br />

Entstehung der E-Learning <strong>St</strong>rategie in diesem Team ist Inhalt der zweiten Fallstudie.<br />

Der Fokus liegt hierbei jedoch auf der Wertschöpfung; die Positionierung wird zwar kurz<br />

dargestellt, aber nicht analysiert. Die empirischen Betrachtungen sollen, wie bereits<br />

argumentiert, auch die Verwirklichung der <strong>St</strong>rategie beinhalten. Dies wird in der dritten<br />

Fallstudie anhand eines konkreten E-Learning Projektes aufgezeigt. Die dritte Fallstudie<br />

stellt somit die Verwirklichung der E-Learning <strong>St</strong>rategie dar, gleichzeitig aber auch die<br />

Verwirklichung der LDC <strong>St</strong>rategie, weil die E-Learning <strong>St</strong>rategie im LDC eingebettet ist.<br />

Folgende Abbildung stellt die beschriebenen Abhängigkeiten dar:<br />

428 Vgl. UBS AG (2007b), S. 5.


Empirische Untersuchungen 143<br />

LDC <strong>St</strong>rategie<br />

Positionierung<br />

Fallstudie 1<br />

(2. Kapitel)<br />

Wertschöpfung<br />

E-Learning <strong>St</strong>rategie<br />

Positionierung Wertschöpfung<br />

Fallstudie 2<br />

(3. Kapitel)<br />

Realisierte<br />

<strong>St</strong>rategieimplementierung<br />

Fallstudie 3<br />

(4. Kapitel)<br />

Abbildung 53: Abhängigkeiten der drei Fallstudien untereinander 429<br />

2 FALLSTUDIE 1: POSITIONIERUNG<br />

Jede Fallstudie sollte sich, um ihre wissenschaftliche Verwendbarkeit zu gewährleisten,<br />

nach einem groben Vorgehensplan richten. 430 Dieser beinhaltet folgende Schritte: 1. Die<br />

Fragestellung der Fallanalyse muss formuliert sein. 2. Was soll als Fall gelten?<br />

Angesprochen wird hier die Falldefinition. 3. Die Methoden zur Fallerhebung müssen<br />

bestimmt werden; ferner muss dargestellt werden, wie 4. das erhobene Material<br />

aufbereitet wird und 5. muss die Auswertung verdeutlicht werden. Die folgenden zwei<br />

Unterkapitel sollen die aufgezeigten Schritte erläutern.<br />

2.1 Untersuchungsdesign<br />

Ziel dieser Fallstudie ist es, in der Unternehmensrealität die Positionierung als Teil des<br />

<strong>St</strong>rategieentstehungsprozesses bei Bildungsstrategien vertieft zu analysieren und<br />

theoriebildend weiterzuentwickeln. Dazu sind, wie einleitend zu Beginn des<br />

Hauptkapitels bereits aufgezeigt worden ist, Fragen aus dem entworfenen Bezugsrahmen<br />

entwickelt worden. Dies sind die Fragestellungen der Fallanalyse:<br />

1. Analyse: Welche Einflusskräfte der Umwelt wirken auf die Organisation?<br />

2. Analyse: Welche Einflusskräfte des Unternehmens selber wirken auf die<br />

Organisation?<br />

429 Eigene Darstellung.<br />

430 Vgl. Mayring (2002), S. 43; Yin (2003), S. 21 und Gläser und Laudel (2004), S. 59 ff.


144 Empirische Untersuchungen<br />

3. Analyse: Wie stellt die Organisation den Bezug zwischen internen und externen<br />

Einflusskräften her?<br />

4. Generieren von Optionen: Welche Art von Optionen ergeben sich aus der<br />

Analyse/integrierten Betrachtungsweise?<br />

5. Entscheiden für eine Alternative: Nach welchen Kriterien werden die<br />

Gestaltungsoptionen bewertet?<br />

Was soll nun als Falldefinition gelten? Wie bereits erwähnt, soll die Entstehung der UBS<br />

LDC <strong>St</strong>rategie im Jahr 2006 analysiert werden. Die Positionierung der LDC <strong>St</strong>rategie<br />

fand im bereits erwähnten EC Case statt. 431 Aus diesem Grund gilt die Entstehung des EC<br />

Case als Falldefinition.<br />

2.1.1 Datenerhebung und -aufbereitung<br />

Zur <strong>St</strong>rategieänderung des Ausbildungsressorts von UBS GWM&BB führten dessen<br />

Führungskräfte eine grosse Anzahl von Informationsveranstaltungen durch. Zwecks<br />

Datenerhebung zum EC Case wurden diese im Zeitraum von Juni 2006 bis Mai 2007<br />

(1 Jahr) von der Autorin protokolliert (vgl. Anhang C: Verzeichnis der protokollierten<br />

Informationsveranstaltungen zur LDC <strong>St</strong>rategie). 432<br />

Ferner führte die Autorin im Zeitraum von Januar 2007 bis Dezember 2007 (1 Jahr)<br />

leitfadengestützte Interviews mit 12 an der Entstehung der LDC <strong>St</strong>rategie beteiligten<br />

Mitarbeitern durch (vgl. Anhang A: Verzeichnis der Befragten der<br />

Experteninterviews). 433<br />

Ausgewählt wurden die Interviewpartner aufgrund ihrer Mitarbeit an den verschiedenen<br />

Vor- und Hauptprojekten zur Entstehung der LDC <strong>St</strong>rategie: Zum<br />

<strong>St</strong>rategieentstehungsprozess befragt wurden alle drei Projektleiter der einzelnen<br />

<strong>St</strong>reams 434 sowie drei Leiter der aufgrund der <strong>St</strong>rategieentstehung neu gegründeten LDC<br />

Organisation. Ferner wurden fünf zentrale Know-how-Träger des LDC<br />

<strong>St</strong>rategieentstehungsprozesses interviewt. Des Weiteren konnte schliesslich auch der<br />

Leiter des LDC, Duschletta, für ein Interview gewonnen werden. Die Interviewpartner<br />

beleuchten den Entstehungsprozess der LDC <strong>St</strong>rategie aus unterschiedlichen<br />

Perspektiven, einerseits aufgrund ihrer persönlichen Einstellungen, andererseits aber auch<br />

431 Zur Abgrenzung, dass der EC Case der Positionierung entspricht, siehe die Resultate der Experteninterviews im<br />

Unterkapitel 2.2 „Ergebnisse“ dieser Fallstudie.<br />

432 In alle protokollierten Informationsveranstaltungen kann bei Bedarf bei der Autorin Einsicht genommen werden.<br />

433 In alle transkribierten Interviews kann bei Bedarf bei der Autorin Einsicht genommen werden.<br />

434 Das <strong>St</strong>rategieimplementierungsprojekt E&D 2010 wurde in drei <strong>St</strong>reams „Client Experience“, „Learning Impact“<br />

und „Learning and Development Center“ projektorientiert organisiert.


Empirische Untersuchungen 145<br />

dadurch, dass sie verschiedene Aufgaben im Projekt der <strong>St</strong>rategieentstehung<br />

wahrgenommen haben.<br />

Zur Erhebung selber wurde das Mittel des problemzentrierten Interviews gewählt, denn<br />

„das problemzentrierte Interview wählt den sprachlichen Zugang, um seine Fragestellung<br />

auf dem Hintergrund subjektiver Bedeutungen, vom Subjekt selbst formuliert, zu<br />

eruieren.“ 435 Damit werden Tatsachen aus den Wissens- und Erfahrungsbeständen der<br />

Befragten erfasst. 436 Der Interviewleitfaden (vgl. Anhang B: Interviewleitfaden für die<br />

Experteninterviews) entstand auf der Basis des Vorverständnisses aus der<br />

Literaturanalyse und des entworfenen Bezugsrahmens. Die Fragen umfassten folgende<br />

thematischen Aspekte:<br />

• Bedarf einer <strong>St</strong>rategie<br />

Treiber für eine neue <strong>St</strong>rategie<br />

• Unterteilung <strong>St</strong>rategieformulierung (Positionierung) - <strong>St</strong>rategieimplementierung<br />

(Wertschöpfung)<br />

Erkennen dieser Unterteilung im Projekt<br />

• Aufgaben und Verantwortlichkeiten<br />

Mitarbeit an den einzelnen Vor- und Hauptprojekten<br />

• Einflussfaktoren bei der <strong>St</strong>rategieformulierung<br />

Aufzeigen der verschiedenen Aspekte<br />

• Besonderheiten bei der <strong>St</strong>rategieentstehung in Bildungsorganisationen<br />

Aufzeigen der verschiedenen Aspekte<br />

Die problemzentrierten Interviews wurden innerhalb von 30 bis 60 Minuten in offener,<br />

aber dennoch strukturierter Form durchgeführt. 437 Diese Interviewform lässt den<br />

Befragten möglichst frei zu Wort kommen und erlaubt ein offenes, dennoch<br />

zielgerichtetes Gespräch. Dabei ist das Interview auf eine bestimmte Problemstellung<br />

zentriert, in welche die Interviewerin einführt und auf die sie immer wieder<br />

zurückkommt. Somit bestimmt der Interviewpartner den Verlauf des Gesprächs in weiten<br />

Teilen selbst, was wiederum in hohem Mass ermöglicht, den Erfahrungsbereich des<br />

Befragten zu erkunden und dessen Meinungsstruktur zu erfassen.<br />

435 Mayring (2002), S. 69.<br />

436 Vgl. Pfadenhauer (2002), o.S.<br />

437 Vgl. Mayring (2002), S. 66.


146 Empirische Untersuchungen<br />

Die einzelnen Interviews wurden während der Gesprächsführung digital erfasst, im<br />

Anschluss transkribiert und schlussendlich zusammengefasst. Um allfällige<br />

Missverständnisse zu beseitigen, wurde die schriftliche Fassung der Interviews den<br />

einzelnen Interviewpartnern nochmals zur Validierung vorgelegt.<br />

2.1.2 Auswertung<br />

Nach dem Protokollieren der Informationsveranstaltungen und der Durchführung der<br />

problemzentrierten Interviews mussten diese ausgewertet werden. Dies erfolgte nach der<br />

Methode der qualitativen Inhaltsanalyse. Dabei werden Texte systematisch analysiert,<br />

indem das Material schrittweise theorie- und materialgeleitet zu einem Kategoriensystem<br />

verarbeitet wird. 438 Genau dies war Ziel der Auswertung: Anhand der aufgezeigten<br />

Fragen sollten einerseits die im Bezugsrahmen aufgezeigten Kategorien in der<br />

Fallanalyse erkannt und andererseits, wenn nötig, theoriebildend ergänzt werden.<br />

Die Auswertungsmittel der qualitativen Inhaltsanalyse sind die Grundformen<br />

Zusammenfassung, Explikation und <strong>St</strong>rukturierung. 439 Das Ziel ist es, dadurch „das<br />

Material so zu reduzieren, dass die wesentlichen Inhalte erhalten bleiben, durch<br />

Abstraktion einen überschaubaren Korpus zu schaffen, der immer noch ein Abbild des<br />

Grundmaterials ist.“ 440 „Wenn das erste Mal eine zur Kategoriendefinition passende<br />

Textstelle gefunden wird, wird dafür eine Kategorie konstruiert. (…) Wird im weiteren<br />

Analyseverlauf wieder eine dazu passende Textstelle gefunden, so wird sie dieser<br />

Kategorie ebenfalls zugeordnet (Subsumtion). Wenn die neue Textstelle die allgemeine<br />

Kategoriendefinition erfüllt, aber zu den bereits induktiv gebildeten Kategorien nicht<br />

passt, so wird eine neue Kategorie induktiv, aus dem spezifischen Material heraus<br />

formuliert.“ 441<br />

Das Ablaufmodell induktiver Kategorienbildung lässt sich wie folgt veranschaulichen:<br />

438 Vgl. Gläser und Laudel (1999), S. 4 und Gläser und Laudel (2004), S. 191 ff.<br />

439 Detaillierteres Vorgehen der qualitativen Inhaltsanalyse siehe Gläser und Laudel (1999), S. 4 ff.; Mayring (2002),<br />

S. 115 f. und Gläser und Laudel (2004), S. 191 ff.<br />

440 Mayring (2002), S. 114 f.<br />

441 Mayring (2002), S. 117.


Empirische Untersuchungen 147<br />

Gegenstand der Analyse<br />

Fragestellung, Theorie<br />

Festlegen eines Selektionskriteriums<br />

Kategoriendefinition<br />

Zeilenweiser Materialdurchgang:<br />

Kategoriendefinition<br />

Subsumtion oder neue Kategorienformulierung<br />

Revision der Kategorien nach 10 – 50% des Materials<br />

Endgültiger Materialdurchgang<br />

Interpretation, Auswertung<br />

Abbildung 54: Ablaufmodell induktiver Kategorienbildung 442<br />

Die Auswertung bei der Methode der qualitativen Inhaltsanalyse erfolgte mit Hilfe des<br />

Excelprogrammes.<br />

Welche konkreten Kategorien wurden für die Auswertung herangezogen? Und unter<br />

welchen Bedingungen konnte eine neue Kategorie gebildet werden?<br />

Der im letzten Kapitel verwendete Bezugsrahmen lieferte für die Auswertung die<br />

benötigten Kategorien: Es wurde davon ausgegangen, dass das Vorgehen zur<br />

<strong>St</strong>rategieentstehung bei Bildungsstrategien gleich verläuft. Deshalb galten die<br />

<strong>St</strong>rukturprozessschritte Analyse, Generieren von Optionen und Entscheiden für eine<br />

Alternative als Grundstruktur, um die verschiedenen Kategorien zu ordnen. 443 Die<br />

Kategorien konnten verschiedene Ebenen beinhalten: Hauptkategorie, Kategorie und<br />

Subkategorie (vgl. Abbildung 55 und 56).<br />

442 Abbildung nach Mayring (2002), S. 116.<br />

443 Siehe Hauptkapitel III, 4. Kapitel „Bezugsrahmen I: Entstehung von Bildungsstrategien“.


148 Empirische Untersuchungen<br />

Analyse der Einflusskräfte auf eine Bildungsorganisation<br />

Ausgangssituation<br />

Analyse der Einflusskräfte der Umwelt Analyse der Einflusskräfte der Bildungsorganisation<br />

Kunde Analyse des bestehenden Bildungsangebotes<br />

Andere Funktionseinheiten im Unternehmen Analyse des Reifegrades der Bildungsorganisation<br />

Analyse der <strong>St</strong>euerungsformen internationaler<br />

Wettbewerber<br />

Unternehmen<br />

Weitere Anspruchsgruppen<br />

Allgemeine Umwelt<br />

Integrierte Betrachtung<br />

Hauptkategorie<br />

Kategorie<br />

Kategorie<br />

Subkategorie<br />

Kategorie<br />

Abbildung 55: Hauptkategorie, Kategorie und Subkategorie der Analyse der<br />

Positionierung 444<br />

Bei der Analyse ergab sich die Hauptkategorie ‚Analyse der Einflusskräfte auf eine<br />

Bildungsorganisation‘. Diese Hauptkategorie konnte in die Kategorien<br />

‚Ausgangssituation‘, ‚Analyse der Einflusskräfte der Umwelt‘, ‚Analyse der<br />

Einflusskräfte der Bildungsorganisation‘ und ‚Integrierte Betrachtung‘ unterteilt werden.<br />

Die Kategorie ‚Analyse der Einflusskräfte der Umwelt‘ unterschied wiederum die<br />

Subkategorien Kunde, Andere Funktionseinheiten, Wettbewerber, Weitere<br />

Anspruchsgruppen und Allgemeine Umwelt. Die Kategorie ‚Analyse der Einflusskräfte<br />

der Bildungsorganisation‘ differenzierte die Subkategorien Analyse des bestehenden<br />

Bildungsangebotes, Analyse des Reifegrades der Bildungsorganisation und Analyse der<br />

<strong>St</strong>euerungsformen internationaler Unternehmen.<br />

Beim nächsten <strong>St</strong>rukturprozessschritt Generieren von Optionen konnten folgende<br />

Kategorien bezeichnet werden: Variation, Substanz, Feld und <strong>St</strong>il (vgl. Abbildung 56).<br />

Variation<br />

Substanz<br />

Feld<br />

<strong>St</strong>il<br />

Kategorie<br />

Kategorie<br />

Kategorie<br />

Kategorie<br />

Abbildung 56: Kategorien Generieren von Optionen der Positionierung 445<br />

Entscheiden für eine Alternative wies die Kategorien Angemessenheit, Zielerreichung,<br />

Durchführbarkeit und Konsistenz auf. Was unter den einzelnen aufgezählten Kategorien<br />

444 Eigene Darstellung.<br />

445 Eigene Darstellung.


Empirische Untersuchungen 149<br />

zu verstehen ist, lässt sich aus dem Bezugsrahmen im vorherigen Hauptkapitel<br />

entnehmen. 446<br />

Wurde innerhalb der aufgezeigten Kategorienstruktur eine neue Hauptkategorie bzw.<br />

Kategorie oder Subkategorie gegründet, musste diese genau definiert werden. Allgemein<br />

können Aussagen nur dann eine Kategorienart begründen, wenn sich aus ihnen in<br />

aggregierter Form ein Überbegriff ableiten lässt.<br />

2.2 Ergebnisse<br />

Jedes Interview mit den 12 Experten wurde mit den zwei gleichen Einstiegsfragen<br />

eingeleitet: Die erste Frage bezog sich auf die in der Theorie der Literatur zum<br />

<strong>St</strong>rategischen Management grundsätzlich vorzufindende Unterscheidung zwischen der<br />

<strong>St</strong>rategieformulierung (Positionierung) und der <strong>St</strong>rategieimplementierung<br />

(Wertschöpfung). 447 Konkret wurde die interviewte Person danach gefragt, ob sie diese<br />

theoretische Unterscheidung im Falle der Bildungsstrategieentstehung bei UBS<br />

wiedererkennen könne. Die zweite Frage schloss sich an die erste an und wollte in<br />

Erfahrung bringen, wo in diesem <strong>St</strong>rategieentstehungsprozess der EC Case einzuordnen<br />

sei.<br />

Ziel dieser zwei Einstiegsfragen war die Überprüfung der Validität des EC Case als<br />

Prozessphase der Positionierung im <strong>St</strong>rategieentstehungsprozess: Eine Analyse des EC<br />

Case würde schlussendlich nur dann Sinn machen, wenn dieser die in der Theorie<br />

erkannte Phase der Positionierung in einem hohen Grade repräsentiert<br />

(Inhaltsvalidität). 448<br />

Grundsätzlich erkannten alle Interviewpartner im Bildungsstrategieentstehungsprozess<br />

der UBS die beiden Phasen der <strong>St</strong>rategieformulierung und <strong>St</strong>rategieimplementierung<br />

wieder. Die meisten Befragten wiesen jedoch in den Interviews darauf hin, dass die<br />

Grenzen zwischen diesen beiden Phasen in der Praxis fliessend verliefen, so dass z.B.<br />

Teile der <strong>St</strong>rategie schon implementiert würden, obwohl sie noch nicht in allen Bereichen<br />

und Facetten ausformuliert seien. Dies bestätigt theoretisch auch das Modell von<br />

Mintzberg und ist der Grund, weshalb in der vorgelegten Dissertation von den Phasen<br />

„Positionierung“ und „Wertschöpfung“ und nicht von „Formulierung“ und<br />

„Implementierung“ gesprochen wird. 449<br />

446<br />

Siehe Hauptkapitel III, 3. Kapitel „Analyse der Entstehung von <strong>St</strong>rategien“ und 4. Kapitel „Bezugsrahmen I:<br />

Entstehung von Bildungsstrategien“.<br />

447 Siehe Hauptkapitel III, Unterkapitel 1.4 „Der <strong>St</strong>rategieformierungsprozess“, <strong>St</strong>rategische Planung.<br />

448 Vgl. <strong>St</strong>ier (1999), S. 57 und siehe Hauptkapitel VI, 1. Kapitel „Reflexion des Forschungsvorgehens“.<br />

449 Siehe Hauptkapitel III, Unterkapitel 2.1 „Der General Management Navigator“.


150 Empirische Untersuchungen<br />

Nicht ganz so einheitlich sind die Antworten zur Einordnung des EC Case im<br />

<strong>St</strong>rategieentstehungsprozess ausgefallen:<br />

Viele der Interviewpartner sehen den EC Case als Visionspapier:<br />

„Der EC Case ist eindeutig ein strategischer Milestone, denn damit<br />

wurde der Auftrag für E&D noch einmal abgeholt; unser Mandat wurde<br />

damit geschärft/priorisiert und wir haben damit den Zugang zu den<br />

Gremien mit den richtigen Entscheidungsträgern auf den richtigen<br />

Levels erhalten.“ 450<br />

Auf die Frage, was im EC Case noch fehle, damit von einer <strong>St</strong>rategie gesprochen werden<br />

könne, meinten die Interviewpartner einheitlich: 451<br />

„Wichtige strategische Fragen, wie z.B. „Wie sieht das Business-Modell<br />

aus?“ oder „Wie wollen wir es wirklich machen?“ sind noch nicht<br />

geklärt.“ 452<br />

Angesprochen sind hier vor allem die Fragen in Bezug auf das Generieren von Optionen<br />

bei der Positionierung.<br />

Ein anderer Teil der befragten Personen ordnet jedoch den EC Case als die formulierte<br />

<strong>St</strong>rategie ein. 453 So auch Duschletta, Leiter des LDC, der den EC Case als „Global<br />

WM&BB Education <strong>St</strong>rategy 2010“ sieht. 454 Die folgenden Projekte unter dem Namen<br />

E&D 2010 bzw. LDC 07 nennt Duschletta demnach „Implementierungsprojekte“. 455<br />

Aus den Resultaten zu den ersten beiden Fragen der durchgeführten Interviews kann<br />

somit geschlossen werden, dass der EC Case zu einem grossen Teil die Positionierung im<br />

<strong>St</strong>rategieentstehungsprozess repräsentiert und dass es somit Sinn macht, dessen<br />

Entstehung genauer zu analysieren. Dort wo der EC Case zu „visionär“ erscheint (beim<br />

<strong>St</strong>rukturprozessschritt Generieren von Optionen), behielt sich die Autorin in den<br />

Interviews vor, sich auf Ergebnisse von Arbeitsgruppen nach dem EC Case zu beziehen.<br />

2.2.1 Analyse der Einflusskräfte auf eine Bildungsorganisation<br />

Gleich dem Bezugsrahmen beginnt der erste <strong>St</strong>rukturprozessschritt der Analyse bei der<br />

Positionierung mit der Hauptkategorie ,Analyse der Einflusskräfte auf eine<br />

Bildungsorganisation‘. Im folgenden Unterkapitel sollen diese Hauptkategorie mit ihren<br />

zugehörigen Kategorien und Subkategorien überprüft und ggf. ergänzt werden. Darauf<br />

450<br />

Interview mit M. Utz.<br />

451<br />

Vgl. Interview mit u.a C. Heini, B. Koye, M. Utz und A. Wagner.<br />

452<br />

Interview mit. M. Utz.<br />

453<br />

Vgl. Interview mit u.a. M. Gauch, L. Honisch und R. Imhasly.<br />

454<br />

Vgl. Duschletta (2006c), S. 1.<br />

455<br />

Vgl. UBS AG (2006a), S. 2.


Empirische Untersuchungen 151<br />

folgt ein zusätzliches Unterkapitel, welches den Zusatz weiterer Hauptkategorien und<br />

Kategorien diskutiert. In einem weiteren Unterkapitel werden die Erkenntnisse der<br />

Analyse zusammengefasst. Darauf folgt der nächste <strong>St</strong>rukturprozessschritt das<br />

Generieren von Optionen.<br />

2.2.1.1 Ausgangssituation<br />

Unschwer lässt sich erkennen, dass es sich beim EC Case um eine <strong>St</strong>rategieentstehung<br />

für den gesamten Bildungsbereich der Geschäftsgruppe UBS GWM&BB handelt. Diese<br />

Tatsache spiegeln die in den Interviews aufgeführten Treiber wider, weshalb nach einer<br />

neuen <strong>St</strong>rategie gesucht wird:<br />

Ausgangspunkt war, dass der Grad der Zufriedenheit der E&D Partner 456 sehr tief ausfiel.<br />

Es bestand also dringender Handlungsbedarf: 457<br />

• Das Angebot war für die E&D Partner zu wenig deutlich wahrnehmbar.<br />

• Innerhalb von E&D fehlten Instrumente, um zu bestimmen, wie viele Ressourcen in<br />

welchen Projekten zu welcher Zeit gebunden waren. So wurden ausserhalb von E&D<br />

Zusagen gemacht, die nicht eingehalten werden konnten. Innerhalb von E&D hatten<br />

die Mitarbeiter in Bezug auf die Arbeit das Gefühl, gleich einem Hamster im Laufrad<br />

gehalten zu werden.<br />

• Es wurden Vorwürfe erhoben, dass E&D zu wenig nah an der <strong>St</strong>rategie von UBS<br />

ausgerichtet sei.<br />

• Der UBS CEO mass dem Lernen in der Bank viel Gewicht bei. Das war einer der<br />

wichtigsten Punkte für den Veränderungsprozess.<br />

Die einzelnen genannten Treiber aus den Interviews verdeutlichen klar, dass die<br />

Erwartungen verschiedener Anspruchsgruppen (<strong>St</strong>akeholder) innerhalb und ausserhalb<br />

des Bildungsbereichs bisher nicht erfüllt wurden. Aus diesem Grund macht die nächste<br />

Kategorie aus dem Bezugsrahmen Sinn: Die ‚Analyse der Einflusskräfte der Umwelt‘,<br />

die auf den Bildungsbereich einwirken, ist über die Analyse der relevanten<br />

Anspruchsgruppen vorzunehmen.<br />

2.2.1.2 Analyse der Einflusskräfte der Umwelt<br />

Das Ziel der Kategorie ‚Analyse der Einflusskräfte der Umwelt‘ besteht nicht nur darin,<br />

die verschiedenen relevanten Anspruchsgruppen aufzuzeigen, sondern zugleich auch die<br />

Bewertung der Anspruchsgruppen und deren Begründung durch das Ausbildungsressort<br />

456 Mit dem Begriff „Partner“ sind in der LDC Organisation die internen Kunden der Bildungsorganisation<br />

bezeichnet. Die internen Kunden bestehen aus den Repräsentanten der Geschäftsbereiche, die ihre<br />

Ausbildungsbedürfnisse beim LDC anmelden.<br />

457 Vgl. Interview mit C. Heini, B. Koye und A. Wagner.


152 Empirische Untersuchungen<br />

der UBS vorzunehmen. Schlussendlich wird das LDC diejenigen Erwartungen der<br />

Anspruchsgruppen erfüllen, welche den grössten Nutzen für das Gesamtunternehmen<br />

generieren. Gleich dem aufgezeigten Bezugsrahmen sind vorerst folgende<br />

<strong>St</strong>akeholdersubkategorien zu überprüfen: Kunde, Andere Funktionseinheiten,<br />

Wettbewerber, Weitere Anspruchsgruppen und Allgemeine Umwelt. Es wird sich zeigen,<br />

ob eine weitere Subkategorie für eine zusätzliche <strong>St</strong>akeholdergruppe zu kreieren ist.<br />

Kunde<br />

Die Auswertung dieser Kategorie bestätigt die im Bezugsrahmen getroffenen Aussagen<br />

vollumfänglich: Grundsätzlich können alle Mitarbeiter als interne Kunden des<br />

Ausbildungsressorts betrachtet werden. Das Ausbildungsressort nimmt dabei eine<br />

Mitarbeiterentwicklungsfunktion wahr. 458 Die beschriebene Differenzierung im Sinne<br />

einer ersten Segmentierung kann auch hier bei der Entstehung des EC Case bereits<br />

wahrgenommen werden: Es bestehen organisatorische Ansprüche von Seiten der<br />

Geschäftsleitung wie auch Ansprüche der Führungskräfte aus den verschiedenen<br />

Geschäftsbereichen der Geschäftsgruppe. Ferner ist eine Segmentierung nach dem<br />

Mitarbeiterentwicklungsniveau zu erkennen; auch hier werden Ansprüche der<br />

Führungskräfte, des Nachwuchses und der restlichen Mitarbeiter geltend gemacht.<br />

Welchen Ansprüchen wird nun die Priorität eingeräumt und warum?<br />

Das Ausbildungsressort von UBS GWM&BB misst den Forderungen der obersten<br />

Geschäftsleitung „We want to be known as the firm with the highest training and<br />

education standard. This will retain … for further growth“ 459 höchste Priorität bei. So<br />

gaben fast alle Interviewpartner an, sie hätten sich bei der Ausgestaltung der neuen<br />

<strong>St</strong>rategie von dieser Vision leiten lassen. 460 Trotz dieses Befundes muss kritisch<br />

hinterfragt werden, inwieweit diese Vision der Geschäftsleitung tatsächlich für die<br />

Interviewpartner handlungsleitend war, bleibt die Vision doch sehr allgemein und erklärt<br />

nicht einmal ansatzweise, wie der höchste Trainings- und Ausbildungsstandard zu<br />

erreichen ist.<br />

Im Entstehungsprozess des EC Case war zudem die Anlehnung der Bildungsstrategie an<br />

die Businessstrategie der Geschäftsgruppe von grosser Wichtigkeit:<br />

„Die Bildungsstrategie muss einen Beitrag zu unserer<br />

Wachstumsstrategie leisten. Damit stellte sich generell für E&D die<br />

Frage, wie mit Lernen ein Beitrag zur Wachstumsstrategie erzielt werden<br />

458 Vgl. Interview mit M. Schacke.<br />

459 Vgl. Rohner (2006) zit. in Duschletta (2006b), S. 5.<br />

460 Vgl. u.a. C. Duschletta, M. Gauch, L. Honisch, R. Imhasly, M. Utz, A. Wagner und R. Weber.


Empirische Untersuchungen 153<br />

kann. Im Design sämtlicher Prozesse war diese strategische Ausrichtung<br />

die Basis.“ 461<br />

Im Gegensatz zur Vision ist der Bezug der Organisationsmitglieder zur<br />

Wachstumsstrategie viel grösser, denn diese hält fest, wie konkret ein Beitrag dazu<br />

gemacht werden kann. 462 Dieser Bezug wird sich auch im Fallbeispiel 3 noch zeigen. Es<br />

kann geschlossen werden, dass die Anlehnung der Bildungsstrategie an die<br />

Businessstrategie der Geschäftsgruppe effektiv für die Erarbeitung des EC Case<br />

handlungsleitend war.<br />

Welchen Ansprüchen der Führungskräfte aus welchen Geschäftsbereichen sollte das UBS<br />

Ausbildungsressort nachgehen?<br />

Der zentrale Baustein des EC Case bestand in der Festlegung der „Client Experience“<br />

Ausbildung als dem strategischen Fokus des UBS Ausbildungsressorts:<br />

„Client Experience steht als Philosophie und für den Beratungsansatz<br />

unserer Bank. Client Experience entsteht beim Kunden, wenn der<br />

Kundenberater sich richtig verhält.“ 463<br />

„Verhält sich der Kundenberater in der betreffenden Situation mit dem<br />

Kunden richtig, ist der Mehrwert grösser, den er für die Bank erzielt.<br />

Deshalb ist der Kundenberater für uns die zentrale Person, die für unser<br />

Unternehmen den Unterschied ausmachen wird. In Bezug auf<br />

Ausbildung ergeben sich für den Kundenberater folgende Fragen: Was<br />

braucht ein Kundenberater genau, um „top“ zu sein? Wie kann er sich<br />

als UBS Kundenberater vom Markt positiv abheben? Und: Wo wollen<br />

wir jeden Kundenberater hinbringen? Wo wollen wir die Besten<br />

hinbringen? Diese Fragen haben einen grossen Einfluss darauf, wie wir<br />

uns organisieren. Wo wir nicht mehr nur liefern - das haben wir schon<br />

immer - sondern <strong>St</strong>andards, <strong>St</strong>andards of Exellence definieren.“ 464<br />

Mit der strategischen Wahl, sich auf die Client Experience Ausbildung zu konzentrieren,<br />

gab man keinem Geschäftsbereich innerhalb der Bank den Vorzug, sondern legte sich für<br />

etwas fest, das dem grössten Teil der Geschäftsbereiche gemeinsam ist.<br />

Somit kann geschlossen werden, dass eine organisatorische Segmentierung, wie sie im<br />

Bezugsrahmen aufgezeigt wurde, im UBS Ausbildungsressort einen hohen Einfluss auf<br />

die Gestaltung der Anspruchsgruppe des Kunden hat. Doch auch eine Segmentierung<br />

nach Mitarbeiterentwicklungsniveau prägte die Ausgestaltung des EC Case: Neben der<br />

Client Experience Ausbildung repräsentieren die beiden Bereiche „Next Generation“<br />

461 Interview mit R. Imhasly.<br />

462 Siehe 1. Kapitel, Unterkapitel 1.1 „Die UBS AG und die Unternehmensgruppe GWM&BB“.<br />

463 Interview mit R. Weber.<br />

464 Interview mit J. Joos.


154 Empirische Untersuchungen<br />

(Ausbildung für den Nachwuchs) und „Leadership“ (Ausbildung für Führungskräfte) die<br />

weiteren inhaltlichen <strong>St</strong>andblöcke des EC Case.<br />

Einzig der im Bezugsrahmen genannte externe Kunde scheint bei der Positionierung des<br />

UBS Ausbildungsressorts von geringer Bedeutung zu sein: Aus- und Weiterbildungen für<br />

den externen Kunden werden in keinerlei Weise erwähnt. Wurde dieser einfach<br />

vergessen? Eine mögliche Erklärung ist, dass Ausbildungsverantwortliche dieses Gebiet<br />

nicht zu ihrem Zuständigkeitsbereich zählen. Auf der anderen Seite ist den Mitarbeitern,<br />

welche die Kundenbeziehungen pflegen, noch zu wenig bewusst, dass ein Teil des<br />

Kundenkontaktes ausbildungstechnisch professionell geführt werden könnte.<br />

Nichtsdestotrotz spielen in der momentanen Ausbildungsgestaltung die Ansprüche des<br />

externen Kunden insofern eine Rolle, als die Frage, was er von seinem Kundenberater<br />

erwartet, die Client Experience Ausbildung massgebend prägt. 465<br />

Andere Funktionseinheiten<br />

Die verschiedenen Interviewpartner beleuchteten die Abhängigkeiten des<br />

Ausbildungsressorts von den unterschiedlichen Funktionseinheiten und zeichneten diese<br />

als Anspruchsgruppen mit ihren Erwartungen auf: So besteht eine Schnittstelle zu Risk &<br />

Compliance, der Funktionseinheit, die für die rechtliche Einhaltung von Vorschriften in<br />

der Bank zuständig ist. 466 Diese erwartet, dass LDC regulatorische Anforderungen, z.B.<br />

in Bezug auf Prüfungsreglemente oder auf das Nichtweitergeben von Prüfungsresultaten<br />

des Mitarbeiters an dessen Vorgesetzten aus Gründen des Persönlichkeitsschutzes,<br />

einhält. Eine weitere Schnittstelle besteht zur IT-Abteilung, welche die Lernplattform<br />

unterhält. 467 Fragen, z.B. wie ein Zertifikatswesen gehandhabt wird, stehen im<br />

Vordergrund. Von weiterer grosser Bedeutung ist die Abhängigkeit des<br />

Ausbildungsressorts von der Human Resources Abteilung. 468 Gemeinsam mit dieser<br />

Abteilung müssen Karrierepfade entwickelt werden (z.B. der Karrierepfad für eine Client<br />

Experience Ausbildung), bei denen Ausbildungsmodule eng mit Inzentives und<br />

Promotion verzahnt sind. Schlussendlich stellt die Linie selbst eine weitere<br />

Anspruchsgruppe dar, indem sie nicht zulässt, dass z.B. zertifizierte Kundenberater<br />

zurückgeschickt werden. Die Linie will mitbestimmen, wen sie befördert und wen<br />

nicht. 469<br />

465 Vgl. Interview mit R. Weber.<br />

466 Vgl. Interview mit R. Weber.<br />

467 Vgl. Interview mit M. Utz.<br />

468 Vgl. Interview mit M. Gauch.<br />

469 Vgl. Interview mit M. Gauch.


Empirische Untersuchungen 155<br />

Im Vergleich zum entworfenen Bezugsrahmen führen die Interviewpartner damit zwei<br />

neue Anspruchsgruppen auf: einerseits Risk & Compliance und andererseits die Linie.<br />

Diese beiden Funktionseinheiten sind somit Ergänzungen des Bezugsrahmens innerhalb<br />

der Subkategorie Andere Funktionseinheiten. Wie ist die neue Bedeutung dieser beiden<br />

Anspruchsgruppen zu erklären?<br />

Dazu ergeben sich folgende Erklärungsansätze:<br />

Die Funktionseinheit Risk & Compliance könnte als Partner für die Aus- und<br />

Weiterbildung deswegen immer wichtiger werden, weil in Zukunft mit einer Zunahme<br />

der regulatorischen Bestimmungen in allen Branchen, u.a. auch in der<br />

Ausbildungsbranche, zu rechnen ist. 470 Bei der Erfüllung der regulatorischen<br />

Vorschriften in Bezug auf Ausbildung kann Risk & Compliance der<br />

Ausbildungsabteilung erstklassige Expertisen bieten.<br />

Das zunehmende Gewicht der Funktionseinheit Line könnte mit der vom UBS<br />

Ausbildungsressort gewählten <strong>St</strong>rategie erklärt werden, High Impact Learning (HIL) zu<br />

fördern: 471 Ausbildung erfolgt näher am Arbeitsplatz und es soll ein grösserer Transfer<br />

des Gelernten in den Arbeitsalltag stattfinden. Dabei nimmt die Linie mit der<br />

Ausbildungseinheit eine tragende Funktion als Partner ein. Ausbildungen, bei denen<br />

Lernende einseitig vom Ausbildungsressort geschult werden und danach ohne weiter<br />

reichende Massnahmen an die Linie „zurückgeschickt“ werden, sollten bald der<br />

Vergangenheit angehören. Der Trend, Ausbildungen mit mehr HIL zu betreiben, ist auch<br />

in anderen Unternehmen festzustellen. 472 Ob die Linie dort ebenfalls an Bedeutung<br />

gewinnt, müsste in einer weiteren Forschungsarbeit ausserhalb des Unternehmens UBS<br />

untersucht werden. 473<br />

Wettbewerber<br />

Auch die Annahmen des Bezugsrahmens in Bezug auf die <strong>St</strong>akeholdergruppe der<br />

Wettbewerber bestätigen sich weitgehend. So nehmen die Interviewpartner<br />

Wettbewerber, wenn sie diese überhaupt erkennen, vor allem in Form von<br />

Bildungsorganisationen in anderen Unternehmen wahr. 474 So wurde bei der Entwicklung<br />

des EC Case bewusst ein Benchmarking gegenüber anderen Unternehmen und deren<br />

470 Siehe Hauptkapitel III, Unterkapitel 4.2.1.2 „Analyse der Einflusskräfte der Umwelt“, politisch-rechtliches<br />

Segment bei der Analyse der allgemeinen Umwelt für den Bildungsbereich.<br />

471<br />

Was genau unter dem Begriff High Impact Learning (HIL) zu verstehen ist, siehe 1. Kapitel, Unterkapitel 1.2<br />

„Das Ausbildungsressort von UBS GWM&BB“.<br />

472 Siehe scil Congress (2008) und Diesner, Seufert und Euler (2008), S. 2.<br />

473 Siehe Hauptkapitel VI, 2. Kapitel „Desiderata für weiterführende Forschungsaktivitäten“.<br />

474 Vgl. Interview C. Duschletta, C. Heini, L. Honisch, R. Imhasly und B. Koye.


156 Empirische Untersuchungen<br />

Bildungsorganisationen durchgeführt mit dem Ziel, eine <strong>St</strong>rategie zu entwickeln, die für<br />

das Senior Management anschlussfähig ist. 475<br />

Eine Erklärung für diese Beobachtung ist einerseits im entworfenen Bezugsrahmen unter<br />

„Wettbewerber“ zu finden. Andererseits könnte hinterfragt werden, was die<br />

„Anschlussfähigkeit einer <strong>St</strong>rategie“ bedeutet. Hierbei geht es darum, mit der zu<br />

wählenden <strong>St</strong>rategie der Betrieblichen Bildung das Rad nicht völlig neu zu erfinden,<br />

sondern dem allgemeinen Trend zu folgen, der sich in den verschiedenen<br />

Unternehmungen und ihrer Betrieblichen Bildung abzeichnet. Dabei ist zu bemerken,<br />

dass der Konkurrenzgedanke hier nicht dominant ist. Gründe dazu könnten in der Wahl<br />

der Option, eine Markt- und keine Wettbewerbsstrategie zu verfolgen, zu finden sein. 476<br />

Weitere Anspruchsgruppen<br />

Gerade wenn Ausbildungen innerhalb der Bank mit einer nach aussen anerkannten<br />

Zertifizierungsarchitektur aufgebaut werden bzw. bereits bestehen, kommt der<br />

Anspruchsgruppe des <strong>St</strong>aates eine weitere Bedeutung zu. So muss z.B. beim Bau der<br />

Fördergefässe von JUNA, 477 dem Nachlehrförderungsprogramm von UBS, genau<br />

überlegt werden, wie diese mit den Lerngefässen der Fachhochschulen verzahnt sind. 478<br />

Der <strong>St</strong>aat erwartet von UBS, dass sie dabei die von ihm vorgegebenen<br />

Ausbildungsqualitätsstandards erfüllt. Werden diese vorgeschriebenen Qualitätsstandards<br />

in der angebotenen Ausbildung von UBS nicht erreicht, behält der <strong>St</strong>aat sich gegenüber<br />

UBS vor, die Zertifizierung der Ausbildungsprogramme, die Fachhochschulreife zu<br />

erreichen, zu entziehen.<br />

Ansonsten wurden von den Interviewpartnern keine weiteren, für sie wichtigen<br />

Anspruchsgruppen erwähnt, auch nicht die im Bezugsrahmen erwähnte<br />

<strong>St</strong>akeholdergruppe der Zulieferer von Bildungsorganisationen. Dieses Ergebnis mag<br />

erstaunen. Ist dies mit der Marktmacht von UBS als Verhandlungspartner gegenüber<br />

einer Vielzahl von ähnlichen Ausbildungszulieferern zu erklären?<br />

Allgemeine Umwelt<br />

Auf der höchsten Aggregationsebene, in der Umweltanalyse, wurde von allen<br />

Interviewpartnern in erster Linie die Wichtigkeit des ökonomischen Segmentes<br />

hervorgehoben. Dabei wurde betont, es sei entscheidend, wie es einerseits dem<br />

475<br />

Vgl. Interview mit C. Duschletta.<br />

476<br />

Siehe Hauptkapitel III, Unterkapitel 4.2.2 „Generieren von Optionen“.<br />

477<br />

Im Anschluss an das JUNA Programm erhält der Absolvent bei guten Leistungen die Möglichkeit,<br />

berufsbegleitend die höhere Fachschule in Banking and Finance oder eine Fachhochschule zu besuchen. Das JUNA<br />

Programm ermöglicht somit das Erreichen der Fachhochschulreife. Vgl. UBS AG (2007a), S. 2.<br />

478 Vgl. Interview mit M. Schacke.


Empirische Untersuchungen 157<br />

Unternehmen selber gehe, und andererseits, wie die allgemeine wirtschaftliche Lage<br />

sei. 479 So wäre ein Gutheissen eines EC Case durch die oberste Führungsebene unter<br />

schlechten wirtschaftlichen Verhältnissen nie möglich gewesen, da dessen Umsetzung<br />

mit beträchtlichen Kosten verbunden ist. Dieses Segment übt deshalb im Vergleich zu<br />

den anderen erwähnten Segmenten des Bezugsrahmens den grössten Einfluss auf die<br />

<strong>St</strong>rategieentstehung aus.<br />

Kurz zusammengefasst: Die Anspruchsgruppen-Analyse hat gezeigt, gegenüber welchen<br />

Anspruchsgruppen ausserhalb des eigenen Bildungsbereichs sich ein Unternehmen wie<br />

UBS positionieren muss. Im Vergleich zu dem im letzten Kapitel entworfenen<br />

Bezugsrahmen sind alle Kategorien in der Subkategorie Weitere Anspruchsgruppen<br />

bestätigt worden - mit Ausnahme der Kategorie der Zulieferer. In der Subkategorie<br />

Andere Funktionseinheiten wurden die Funktionseinheiten Risk & Compliance sowie<br />

Linie ergänzt. Es gibt keine Hinweise darauf, dass zusätzliche Subkategorien in Form<br />

von weiteren relevanten <strong>St</strong>akeholdern ergänzt werden müssten.<br />

2.2.1.3 Analyse der Einflusskräfte der Bildungsorganisation<br />

Grossen Einfluss auf die Inhalte des EC Case hatten nicht nur die Anspruchsgruppen<br />

ausserhalb des Bildungsbereichs mit ihren verschiedenen Erwartungen, sondern auch die<br />

Frage, was das Ausbildungsressort der UBS selber zu leisten fähig ist, fiel ins Gewicht.<br />

Aus diesem Grund macht die nächste Kategorie des Bezugsrahmens weiterhin Sinn: Eine<br />

Analyse der Einflusskräfte innerhalb des Bildungsbereichs mit den Subkategorien<br />

Analyse des bestehenden Bildungsangebotes, Analyse des Reifegrades der<br />

Bildungsorganisation und Analyse der <strong>St</strong>euerungsformen internationaler Unternehmen<br />

sind empirisch zu bestätigen bzw. zu ergänzen.<br />

Analyse des bestehenden Bildungsangebotes im Unternehmen<br />

Die Resultate der Interviews zu dieser Subkategorie sind zwar in der Form sehr<br />

unterschiedlich, aber vom Vorgehen her durchaus beständig: Was den EC Case und<br />

damit die Positionierung der neuen LDC <strong>St</strong>rategie betrifft, gingen die Interviewpartner<br />

trotz sehr unterschiedlicher Perspektiven und verschiedener inhaltlicher Fokusse alle<br />

gleich vor: Analysiert wurde zuerst das Angebot zum momentanen Zeitpunkt, dann<br />

wurde der Frage nachgegangen, wie es zu diesem Angebot kam, daraufhin erforscht, wie<br />

die Partner des LDC das momentane Angebot wahrnehmen, und zuletzt wurde überlegt,<br />

wie das Angebot sein sollte.<br />

479 Vgl. Interview mit J. Joos und B. Koye.


158 Empirische Untersuchungen<br />

Das Angebot zum Zeitpunkt der Entstehung des EC Case wurde von fast allen<br />

Interviewpartnern als nicht stringent, heterogen und unklar ausgerichtet beschrieben. 480<br />

Das UBS Ausbildungsressort bot damals einen historisch gewachsenen<br />

Ausbildungskatalog an und führte gleichzeitig als „Delivery Organisation“<br />

nachfrageorientiert alles aus, was die Linie bzw. die Partner von LDC forderten. 481 In<br />

einigen Bereichen - wie z.B. Leadership (Führungskräfteausbildung) oder Risk &<br />

Compliance (Rechtliche Aus- und Weiterbildung für alle Mitarbeiter der<br />

Geschäftsgruppe) - bestand jedoch eine klare Richtung mit einem übersichtlichen,<br />

strategisch ausgerichteten Angebot. Massnahmen zur Förderung einer Lernkultur<br />

bestanden keine.<br />

Wie das bestehende Angebot zustande kam, ist einfach zu erklären: Früher wurden nach<br />

dem Giesskannenprinzip Ausbildungskataloge entwickelt, die über die Jahre anwuchsen.<br />

Von Jahr zu Jahr wurde jeweils von neuem überlegt, ob die einzelnen Angebote für die<br />

Bank noch zweckdienlich seien. 482 Da man nachfrageorientiert handelte, wurden zudem<br />

diejenigen Aus- und Weiterbildungsbedürfnisse befriedigt, bei denen die entsprechenden<br />

Business Partner den grössten Druck auf LDC ausüben konnten. Die erwähnten<br />

Angebote mit einer klar strategischen Ausrichtung wurden deshalb so organisiert, weil<br />

von aussen klare strategische Vorgaben bestanden, die das UBS Ausbildungsressort zu<br />

erfüllen hatte. 483 So galten für Risk und Compliance Ausbildungen von der<br />

Bankiervereinigung klare inhaltliche Vorgaben, zu denen sich die Bank verpflichtet hatte.<br />

Nach dieser Analyse war es demnach nicht mehr verwunderlich, dass die Partner von<br />

LDC das momentane Aus- und Weiterbildungsangebot gar nicht erkannten oder als sehr<br />

unstrukturiert wahrnahmen. 484<br />

Wie sollte aber das übergeordnete Angebot in Zukunft aussehen?<br />

„Übergeordnetes Ziel sowohl für die angebots- wie auch die<br />

nachfrageorientierte Ausbildung sollte es sein, sich zu einer<br />

Organisation zu entwickeln, die eine klare Ausrichtung hat, welche die<br />

Partner unterstützt, die aber klare Ansprüche hat, nur Sachen zu liefern,<br />

die einen klaren Impact 485 im Unternehmen generieren.“ 486<br />

480 Vgl. Interview mit M. Gauch, L. Honisch, R. Imhasly, J. Joos, B. Koye, M. Utz, A. Wagner und R. Weber.<br />

481 Vgl. Interview mit C. Duschletta und C. Heini.<br />

482 Vgl. Interview mit A. Wagner.<br />

483 Vgl. Interview mit C. Heini.<br />

484 Vgl. Interview mit M. Gauch.<br />

485 Mehr zu Business Impact siehe Unterkapitel 2.2.4 „Generieren von Optionen“.<br />

486 Interview mit C. Duschletta.


Empirische Untersuchungen 159<br />

Angebotsorientiert sollte vor allem die Client Experience Ausbildung nach einem klaren<br />

Entwicklungspfad für den Kundenberater strukturiert werden. In Bezug auf die<br />

Lernkultur sollte eine Kultur geschaffen werden, die den Transfer des Gelernten in den<br />

Arbeitsalltag fördert.<br />

Die dargestellte übergeordnete Ausgestaltung des Angebotes durch den Leiter des LDC<br />

ist kein Zufall: Mit der Investition in den LDC soll für die Bank eine möglichst grosse<br />

Hebelwirkung in Form von Business Impact erzeugt werden. Diese Hebelwirkung ist<br />

allerdings nur gering, wenn alles angeboten und überall jeder Wunsch erfüllt wird. Die<br />

Gefahr, dass sich das Ausbildungsressort verzettelt, ist gross. Somit gilt es, ein klares<br />

Profil für eine Ausbildungsorganisation zu erarbeiten. Diese grundsätzlichen Gedanken<br />

müssten sich u.a. auch Ausbildungsorganisationen in anderen Unternehmen machen. Aus<br />

diesem Grund müsste diesem Punkt in einer weiteren Forschungsarbeit unbedingt noch<br />

nachgegangen werden. 487<br />

Analyse des Reifegrades der Bildungsorganisation<br />

Alle Interviewpartner äusserten sich in irgendeiner Form zu dieser Subkategorie. Häufig<br />

wird beschrieben, in welchem Reifestadium sich das UBS Ausbildungsressort zum<br />

Zeitpunkt der Befragung befand und wie es sich darauf basierend weiterentwickeln<br />

müsste. Für diesen Entwicklungsweg werden die unterschiedlichsten Voraussetzungen<br />

genannt. Alle Interviewpartner sind jedoch überzeugt, dass die vom EC Case anvisierten<br />

Leistungen nur dann erbracht werden können, wenn es der Organisation gelingt, sich zu<br />

verändern. Damit ist die Existenz dieser Subkategorie für die Positionierung mit<br />

Sicherheit bestätigt.<br />

Zum Reifestadium, in dem sich das UBS Ausbildungsressort zum Zeitpunkt der<br />

Befragung befand, und wie es sich entwickeln müsste, kann folgende Beschreibung von<br />

Duschletta, Leiter des LDC, herangezogen werden:<br />

„Seitdem ich mich im Feld „Training“ bewege, ist vermutlich zuerst<br />

implizit und dann reflektiert immer mehr explizit eine Überzeugung<br />

gewachsen, dass eben tatsächlich Lernen viel, viel mehr ist als pures<br />

Training. Ich habe realisiert, dass wir hervorragend darin sind,<br />

Trainingsmassnahmen und ganze Programme, nicht nur einzelne<br />

Seminärchen, sondern auch ganze integrierte, holistische<br />

Programmreihen, basierend auf einem realen Bedürfnis, aufzubauen.<br />

Leider war es sehr oft so, dass das Training für den individuellen<br />

Teilnehmer limitiert war. Damit wird das Potenzial, über den einzelnen<br />

Teilnehmer heraus Wirkung in der Organisation zu erzeugen, nur<br />

beschränkt genutzt. Ich verspürte einen intrinsischen Drang, Lernen<br />

weiter zu treiben: von Training zu Learning, von Class Room zu<br />

487 Siehe Hauptkapitel VI, 2. Kapitel „Desiderata für weiterführende Forschungsaktivitäten“.


160 Empirische Untersuchungen<br />

integrierten Prozessen mit Arbeitsplatzintegration, von delegierten<br />

Ausbildungen zu mitgeownten Ausbildungen durch Business und<br />

Linienmanagerinvolvement. Das war der Ursprungspunkt des späteren<br />

Projekts, wo der EC Case den Grundstein legte.“ 488<br />

Aus den Ausführungen kann geschlossen werden, dass sich das UBS Ausbildungsressort<br />

nach dem Modell von Deiser von der <strong>St</strong>ufe 2 „Massgeschneidertes Lernen“ zur <strong>St</strong>ufe 3<br />

„Verknüpfungen mit internen Change-Initiativen“ weiterentwickeln müsste. Diese<br />

Veränderung setzt gemäss den Interviewpartnern voraus, dass folgende Voraussetzungen<br />

erfüllt sind: 489<br />

• Nähe der Bildungsorganisation zur gesamten Organisation, d.h. Business Orientierung<br />

• Anerkennung des UBS Ausbildungsressorts durch Vertreter des Business als Ausund<br />

Weiterbildungsexperten<br />

• Gute Mischung von Fachleuten: einerseits Inhaltsexperten aus dem Business und<br />

andererseits Ausbildungsexperten mit Entscheidungskompetenz<br />

• Leadership Attention und Sponsoren<br />

• Professionalisierunsgrad in der Ausbildungsorganisation muss vorhanden sein<br />

• Prozessorganisiertes Vorgehen der Ausbildungseinheit mit entsprechender<br />

Infrastruktur, Kompetenz der Mitarbeiter und Verankerung in der Organisation selber<br />

Die aufgezeigten Voraussetzungen hängen nicht nur von der Reife der<br />

Bildungsorganisation ab, sondern auch davon, wie das Unternehmen der Aus- und<br />

Weiterbildung gegenübersteht. Diese Perspektive ist somit bei der Subkategorie Analyse<br />

des Reifegrades der Bildungsorganisation unbedingt mit einzubeziehen.<br />

Analyse der <strong>St</strong>euerungsformen internationaler Unternehmen<br />

Auch diese Subkategorie bestätigte sich: Es gab keinen Interviewpartner, der zu dieser<br />

Subkategorie keinen Bezug nahm. Aufgezeigt wurden die einzelnen Länderstrategien in<br />

Asien und Amerika. Darauf aufbauend wurde überlegt, wie sich Europa im Vergleich<br />

dazu positionieren sollte. Gemeinsamkeiten, Anschlussfähigkeiten und Unterschiede<br />

zwischen den einzelnen Regionen wurden gründlich diskutiert. 490 Somit hatte diese<br />

Subkategorie massgebenden Einfluss darauf, wie schlussendlich die Positionierung in<br />

Europa vorgenommen wurde. Die Wichtigkeit dieser Subkategorie für das UBS<br />

488 Interview mit C. Duschletta.<br />

489 Vgl. Interview mit L. Honisch, R. Imhasly und A. Wagner.<br />

490 Vgl. Interview mit R. Imhasly, J. Joos und A. Wagner.


Empirische Untersuchungen 161<br />

Ausbildungsressort ist sicherlich damit zu erklären, dass der Branding-Faktor eines<br />

Learning and Development Centers zentrales <strong>St</strong>andbein des EC Case war. 491<br />

Nach dem vorgestellten Modell von Bartlett und Ghoshal verfolgt die UBS mit seinen<br />

Ausbildungseinheiten in Asien, Amerika und Europa eine multinationale <strong>St</strong>rategie mit<br />

der Tendenz, diese in eine transnationale <strong>St</strong>rategie zu verwandeln. 492 Angenommen wird,<br />

dass dieses Vorgehen vorerst nicht abhängig ist von der Frage, wie Ausbildung zu<br />

organisieren ist. Vielmehr hängt diese Beobachtung mit der länderspezifischen<br />

Organisation der UBS zusammen und mit der Art und Weise, wie sie die entsprechenden<br />

Märkte bearbeiten möchte. Erst neuerdings wird im Zusammenhang mit dem EC Case<br />

überlegt, wie die Ausbildungseinheiten im In- und Ausland zusammenhängend<br />

aufeinander ausgerichtet und auf einer übergeordneten Ebene koordiniert werden können.<br />

Es ist anzunehmen, dass dies wiederum mit dem Reifegrad der Organisation<br />

zusammenhängt.<br />

Analyse der Bildungsstrategie anderer Unternehmensgruppen<br />

Im Verlaufe der Auswertung ergab sich in der Kategorie ‚Analyse der Einflusskräfte der<br />

Bildungsorganisation‘ eine weitere Subkategorie: Analyse der Bildungsstrategie anderer<br />

Unternehmensgruppen. Was ist darunter zu verstehen?<br />

Mehrere Interviewpartner wiesen darauf hin, 493 dass bei der Positionierung einer<br />

Bildungsstrategie auf Ebene der Geschäftsgruppe, wie dies bei diesem Beispiel der Fall<br />

ist, auch die Bildungsstrategien der weiteren Geschäftsgruppen von Bedeutung sein<br />

können. So sei in Bezug auf UBS die Positionierung der <strong>St</strong>rategie des UBS<br />

Ausbildungsressorts GWM&BB völlig unabhängig von den anderen<br />

Unternehmensgruppen erfolgt; je länger je mehr müsse man sich in Zukunft aber auch<br />

mit den Bildungsstrategien des UBS Investmentbanking und des UBS Asset Management<br />

auseinandersetzen. 494 Zur Bestätigung dieser Aussagen stehen jedoch keine<br />

ausreichenden Erhebungen zur Verfügung. Ist sie mit gewinnbringenden Synergien<br />

zwischen den einzelnen Unternehmensgruppen zu begründen? Ein Beispiel dafür wäre<br />

das Betreiben einer gemeinsamen Lernplattform: Es macht wenig Sinn, dass jede<br />

Unternehmensgruppe - so gross sie auch sein mag - eine unterschiedliche Lernplattform<br />

betreibt, da dies einen Austausch der Inhalte verunmöglicht.<br />

Daher ist an dieser <strong>St</strong>elle eine neue Subkategorie entstanden.<br />

491 Siehe 1. Kapitel, Unterkapitel 1.2 „Das Ausbildungsressort von UBS GWM&BB“.<br />

492 Vgl. Interview R. Imhasly, J. Joos und A. Wagner.<br />

493 Vgl. Interview mit R. Imhasly, J. Joos und R. Weber.<br />

494 Vgl. Interview mit J. Joos.


162 Empirische Untersuchungen<br />

Zusammengefasst lässt sich die Kategorie ‚Analyse der Einflusskräfte der<br />

Bildungsorganisation‘ wie folgt erläutert: Die Subkategorie Analyse des bestehenden<br />

Bildungsangebotes hat sich bestätigt. Vom Vorgehen her wird allerdings nicht nur das<br />

momentane Angebot betrachtet, sondern auch überlegt, wie dieses Angebot zustande<br />

kam. Danach wird erforscht, wie die Kunden das momentane Angebot wahrnehmen, und<br />

zuletzt überlegt, wie das Angebot sein sollte und warum. Auch die Subkategorie Analyse<br />

des Reifegrades der Bildungsorganisation hat sich als zutreffend erwiesen: Einerseits ist<br />

es wichtig zu wissen, in welchem Reifestadium sich die Ausbildungseinheit befindet und<br />

wohin sie sich entwickeln soll. Dazu müssen aber andererseits gewisse Voraussetzungen<br />

erfüllt sein. Diese wiederum hängen nicht nur von der Reife der Bildungsorganisation<br />

selber ab, sondern auch davon, wie das Unternehmen der Aus- und Weiterbildung<br />

gegenübersteht. Die Subkategorie Analyse der <strong>St</strong>euerungsformen internationaler<br />

Unternehmen erwies sich ebenfalls als sinnvoll. Eine weitere Subkategorie wurde am<br />

Ende dieser Kategorie ermittelt: die Analyse der Bildungsstrategie anderer<br />

Unternehmensgruppen.<br />

2.2.1.4 Integrierte Betrachtung<br />

Das Ziel der nächsten Kategorie besteht darin, eine integrierte Betrachtungsweise der<br />

Kategorien Umwelt und Bildungsorganisation zu erreichen, so dass sich für die<br />

Bildungsorganisation mögliche <strong>St</strong>rategieoptionen herauskristallisieren können.<br />

Dieses Vorgehen lässt sich beim EC Case durch die Interviewpartner und die<br />

Auswertung der besuchten Informationsveranstaltungen bestätigen. Der EC Case sollte<br />

kein Sammelsurium von Einzelelementen bleiben. 495 Wie wurde aber eine integrierte<br />

Betrachtungsweise im Falle des EC Case erreicht? Es war nicht möglich, dieses<br />

Vorgehen aus dem zur Verfügung stehenden Auswertungsmaterial zu eruieren. Damit<br />

bleibt dahingestellt, ob dieser Schritt systematisch vollzogen wurde oder nicht. Laut<br />

Duschletta, dem Leiter des LDC, basiert gerade dieser Prozessschritt auch auf den<br />

individuellen Überzeugungen des Verantwortlichen für Lernen im Unternehmen:<br />

„Ich glaube zudem, dass die Frage, was richtig oder falsch in der<br />

Ausbildung ist, trotz allem Research eine individuelle, persönliche<br />

Prägung hat. Lernende sind unterschiedlich und es hat Wertigkeiten<br />

darin, die mit den Unternehmenswerten übereinstimmen müssen. Hier<br />

bringt der Verantwortliche für das Lernen einen Anteil von persönlicher<br />

Färbung in eine Organisation rein. Er muss von einem Weg überzeugt<br />

sein, den man gehen muss, auch wenn es sich nicht immer evident<br />

beweisen lässt.“ 496<br />

495 Vgl. Interview mit R. Imhasly.<br />

496 Interview mit C. Duschletta.


Empirische Untersuchungen 163<br />

Wie gross ist der Einfluss der persönlichen Prägung des Ausbildungsverantwortlichen in<br />

der Ausbildungsorganisation wirklich? Diese Frage lässt sich aufgrund der Erhebungen<br />

ebenfalls nicht schlüssig beantworten.<br />

Ergeben sich aus der Auswertung noch weitere Kategorien oder gar Hauptkategorien?<br />

Dies soll Gegenstand des nächsten Unterkapitels sein.<br />

2.2.2 Weitere Hauptkategorien und Kategorien zur Analyse der Positionierung<br />

Aus der Auswertung ergeben sich keine Hinweise darauf, dass eine zusätzliche<br />

Hauptkategorie oder eine Kategorie zu den bereits bestehenden hinzugefügt werden<br />

sollten. 497<br />

2.2.3 Zusammenfassung der Analyse der Positionierung<br />

Die folgende Abbildung fasst die Ergebnisse zusammen:<br />

Analyse der Einflusskräfte auf eine Bildungsorganisation<br />

Ausgangssituation<br />

Analyse der Einflusskräfte der Umwelt Analyse der Einflusskräfte der Bildungsorganisation<br />

Kunde Analyse des bestehenden Bildungsangebotes<br />

Andere Funktionseinheiten im Unternehmen Analyse des Reifegrades der Bildungsorganisation<br />

Wettbewerber<br />

Analyse der <strong>St</strong>euerungsformen internationaler<br />

Unternehmen<br />

Weitere Anspruchsgruppen<br />

Allgemeine Umwelt<br />

Analyse der Bildungsstrategie anderer<br />

Unternehmensgruppen<br />

Integrierte Betrachtung<br />

Abbildung 57: Weiterentwickelter Bezugsrahmen zur Analyse der Positionierung 498<br />

Durch die Auswertungsmethode der qualitativen Inhaltsanalyse ist es gelungen, den<br />

<strong>St</strong>rukturprozessschritt der Analyse aus dem im letzten Kapitel präsentierten<br />

Bezugsrahmen weiterzuentwickeln. Die Ergebnisse können wie folgt zusammengefasst<br />

werden: Weder Hauptkategorien noch Kategorien wurden zugefügt oder gestrichen. Die<br />

Kategorie ,Integrierte Betrachtung‘ wurde jedoch inhaltlich geringfügig ergänzt, indem<br />

unterstrichen wurde, dass die persönliche Überzeugung des Ausbildungsverantwortlichen<br />

hier von besonderer Bedeutung sei. Das Bild der Subkategorien stellt<br />

sich wie folgt dar: In der Kategorie Umwelt wurden keine Subkategorien ergänzt; doch<br />

manche Subkategorien erhielten eine andere Ausrichtung: Es stellte sich heraus, dass die<br />

Subkategorie Kunde zentral ist. Schlüsselfrage ist hier, ob es eine Segmentierung gibt,<br />

die die verschiedenen Geschäftsbereiche übergeordnet verbindet. In der Subkategorie<br />

497 Vgl. alle Erhebungsnotizen (siehe Anhang A und C).<br />

498 Eigene Darstellung.


164 Empirische Untersuchungen<br />

Andere Funktionseinheiten wurden die Bereiche Risk & Compliance und Linie ergänzt,<br />

während die Zulieferer in der Subkategorie Weitere Anspruchsgruppen gestrichen<br />

werden konnten. Bei der Kategorie Bildungsorganisation wurden alle drei bestehenden<br />

Subkategorien bestätigt, wobei die ersten zwei inhaltlich erweitert wurden. Zudem wurde<br />

eine neue Subkategorie geschaffen: Analyse der Bildungsstrategie anderer<br />

Unternehmensgruppen.<br />

2.2.4 Generieren von Optionen<br />

Inhalt dieses <strong>St</strong>rukturprozessschrittes ist die zielorientierte Veränderung der Beziehung<br />

zu den Anspruchsgruppen. Mit der Argumentation, dass es für eine Bildungsorganisation<br />

nur Sinn macht, eine Marktstrategie zu verfolgen, kristallisierten sich im letzten<br />

Hauptkapitel vier <strong>St</strong>rategieoptionen für den Bezugsrahmen heraus. Wie sind diese nun<br />

aus der Unternehmenspraxis heraus zu beurteilen? Werden sie als Kategorien bestätigt,<br />

gestrichen oder ergänzt? Macht es wirklich keinen Sinn, eine Wettbewerbsstrategie zu<br />

fahren? Die Antworten auf diese Fragen sollen Inhalt dieses Unterkapitels sein.<br />

Wie bereits im Bezugsrahmen aufgezeigt, besteht bei einer Bildungsorganisation das<br />

Hauptziel nicht darin, dem Kunden eine möglichst vielseitige Palette von Aus- und<br />

Weiterbildungsdienstleistungen zu „verkaufen“. Es ist vielmehr das Ziel, mit den<br />

gegebenen Ressourcen einen möglichst grossen Wert im Unternehmen zu schaffen. In<br />

der Unternehmenspraxis wird dieses Ziel mit der Formulierung „Erzeugen von Business<br />

Impact“ umschrieben. 499 Die Auswertungen sowohl der Interviews wie auch der<br />

Informationsveranstaltungen zeigten immer wieder auf, dass das Erzeugen von Business<br />

Impact das höchste geforderte Ziel ist. 500 Die Erzielung eines möglichst hohen Business<br />

Impact kann jedoch nur durch eine konsequente Ausrichtung der Bildungsorganisation<br />

auf den Kunden (und nicht auf den Wettbewerber) erreicht werden. 501 So Duschletta,<br />

Leiter des LDC:<br />

„Ziel kann es nicht sein „alles zu tun“, sondern sich darauf zu<br />

konzentrieren, die richtigen Dinge zu tun. Selbstverständlich sollte man<br />

dabei kundenfreundlich und zuverlässig sein, aber Sachen sollten auch<br />

zurückgestossen werden können. Dazu braucht man einen<br />

Bezugsrahmen, wo man eine Bedarfsmeldung positionieren kann.<br />

Ansonsten wird man ein Serviceprovider und dann fährt man eine reine<br />

Wettbewerbsstrategie: Dabei geht es dann darum, schneller und<br />

499 Siehe 1. Kapitel, Unterkapitel 1.2 „Das Ausbildungsressort von UBS GWM&BB“.<br />

500 Vgl. Interview mit M. Gauch, R. Imhasly, B. Koye, D. Pacozzi, A. Wagner und R. Weber.<br />

501 Siehe Hauptkapitel III, Unterkapitel 4.2.2 „Generieren von Optionen“.


Empirische Untersuchungen 165<br />

günstiger produzieren zu können als andere. Und dies können alle<br />

anderen auch.“ 502<br />

Diese Argumentation zeigt, dass einzig eine Marktstrategie für eine Bildungsorganisation<br />

der richtige Weg sein kann.<br />

Wie sind die <strong>St</strong>rategieoptionen einer Marktstrategie in der Unternehmensrealität der<br />

Bildungsorganisation zu beurteilen?<br />

2.2.4.1 Variation der Marktstrategie<br />

Bei der <strong>St</strong>rategieoption der Variation geht es, wie im Bezugsrahmen schon aufgezeigt,<br />

um die Frage, inwieweit eine Veränderung der Marktstrategie erforderlich ist. Drei<br />

Optionen stehen zur Verfügung: Beibehaltung der Marktposition, Umpositionierung oder<br />

Neupositionierung auf dem Markt. 503<br />

Zahlreiche Textpassagen aus den Interviews konnten dieser Kategorie zugeordnet<br />

werden. 504 Beschrieben wurde die Ausgangssituation der UBS Bildungsorganisation: Das<br />

Ausbildungsressort war bestrebt, sämtlichen Wünschen aller Kunden Genüge zu<br />

leisten. 505 Bestanden Ressourcenengpässe, entwickelte sich insofern eine Priorisierung,<br />

als diejenigen Kunden zum Zuge kamen, denen es gelang, den grössten Druck auf die<br />

Bildungsorganisation auszuüben. Ziel des EC Case war es, eine klare Neupositionierung<br />

nach den Kundensegmenten Leadership, Next Generation und Client Experience<br />

vorzunehmen.<br />

„Es galt, unsere Prioritäten zu umreissen und klar zu werden, wie wir<br />

uns im Gefüge verstehen. Dies war wichtig, denn es ist das absolute<br />

Fundament, ohne das es nicht geht, um E&D neu zu positionieren. (...)<br />

Ansonsten werden wir unglaubwürdig mit dem, was wir liefern bzw. sind<br />

nicht eingebettet in einen Gesamtzusammenhang.“ 506<br />

Somit kann bezüglich der <strong>St</strong>rategieoption der Variation der Schluss gezogen werden,<br />

dass hinsichtlich der <strong>St</strong>rategieentstehung einer Bildungsorganisation grundsätzlich die<br />

gleichen Optionen bestehen, sprich, die Marktposition beibehalten, umpositionieren und<br />

neu positionieren. Die Motive für die gewählte Marktposition sind aber grundsätzlich<br />

anders gelagert als bei einem direkt am Markt wirkenden Unternehmen: Ziel der<br />

Bildungsorganisation ist es, einen möglichst grossen Business Impact zu generieren und<br />

nicht, seinen Kunden möglichst viel Aus- und Weiterbildungsdienstleistungen zu<br />

offerieren. Damit hat sich die Kategorie Variation des Bezugsrahmens bestätigt.<br />

502<br />

Interview mit C. Duschletta.<br />

503<br />

Vgl. Müller-<strong>St</strong>ewens und Lechner (2003), S. 243.<br />

504<br />

Vgl. Interview mit u.a. M. Gauch, L. Honisch, B. Koye, D. Pacozzi, M. Schacke, M. Utz und A. Wagner.<br />

505 Vgl. Interview mit B. Koye.<br />

506 Interview mit M. Utz.


166 Empirische Untersuchungen<br />

2.2.4.2 Substanz der Marktstrategie<br />

Die zentrale Frage bei dieser <strong>St</strong>rategieoption lautet, welcher Kundennutzen angeboten<br />

werden soll: Ist eine Präferenz oder eine Preis-Mengen-<strong>St</strong>rategie für<br />

Ausbildungsleistungen zu wählen? Im Bezugsrahmen werden Gründe dafür aufgezeigt,<br />

weshalb es für eine Bildungsorganisation keinen Sinn macht, eine einseitige<br />

Preisstrategie zu fahren. 507 Dann würde die Option zwischen zwei <strong>St</strong>rategien wählen zu<br />

können, wegfallen; einzig eine Präferenzstrategie würde sich als richtiger Weg erweisen.<br />

Interessanterweise wurde an keiner einzigen <strong>St</strong>elle, weder in den geführten Interviews,<br />

noch in den beobachteten Informationsveranstaltungen, über diese Art von<br />

<strong>St</strong>rategieoption reflektiert. 508 Damit dürften sich die im Bezugsrahmen angeführten<br />

Annahmen und Erklärungen als richtig erweisen. Durch weitere gezielte Forschung<br />

müssten die Gründe für eine reine Präferenzstrategie noch genauer eruiert werden. Mit<br />

Sicherheit lässt sich jedoch bestätigen, dass diese <strong>St</strong>rategieoption in der<br />

Unternehmenspraxis der Bildungsorganisation nicht existiert. Aus diesem Grund kann<br />

die Kategorie Substanz gestrichen werden.<br />

2.2.4.3 Feld der Marktstrategie<br />

Der Bezugsrahmen im letzten Hauptkapitel zeigte auf, dass bei der <strong>St</strong>rategieoption Feld<br />

Marktsegmente und Zielgruppen innerhalb der Ebene bestimmt werden, auf welcher die<br />

<strong>St</strong>rategie zu entwickeln ist. Dies kann über zwei Haupteinflussgrössen geschehen: über<br />

die Marktabdeckung (Anzahl der bearbeiteten Segmente) und mit dem Entscheid darüber,<br />

ob diese mit alten oder neuen Produkten verfolgt werden soll. Der Bezugsrahmen zeigte<br />

des Weiteren auf, dass die sich daraus ergebenen <strong>St</strong>rategieoptionen im Bildungsbereich<br />

ebenso anzutreffen sind wie in anderen Unternehmen. Im Bildungsbereich sind allerdings<br />

andere Motive für die Wahl der <strong>St</strong>rategieoptionen ausschlaggebend als bei externen<br />

Unternehmen: Die Bildungsorganisation ist bei ihrem Entscheid vom Gedanken geleitet,<br />

wo sie mit der gegebenen Ressourcenrestriktion die grössten Hebeleffekte, also Business<br />

Impact, für das Unternehmen erzeugen kann.<br />

In der Unternehmensrealität der Bildungsorganisation bezeugen zahlreiche<br />

Interviewstellen 509 wie auch zu diesem Thema geführte Informationsveranstaltungen, 510<br />

dass diese Kategorie von <strong>St</strong>rategieoptionen von zentraler Bedeutung für die<br />

Positionierung einer Bildungsorganisation ist. Im EC Case und dem ihm nachgelagerten<br />

Implementierungsprojekt beschäftigte vor allem die Frage, wie das Marktsegment der<br />

507<br />

Siehe Hauptkapitel III, Unterkapitel 4.2.2.2 „Substanz der Marktstrategie“.<br />

508<br />

Vgl. alle Erhebungsnotizen (siehe Anhang A und C).<br />

509<br />

Vgl. Interview mit u.a. C. Duschletta, C. Heini, A. Wagner und R. Weber.<br />

510 Vgl. Erhebungsnotizen vom 21. und 29. November 2006, 15. Dezember 2006 und 2. Februar 2007.


Empirische Untersuchungen 167<br />

Client Experience einerseits zu segmentieren und andererseits mit neuen Bildungsprodukten<br />

auszustatten ist. Somit lautete die entscheidende Frage hier:<br />

„Wie schaut das Curriculum für den Kundenberater und für den Desk<br />

Head 511 aus? Was sind die Inhalte, auf die wir fokussieren, was ist<br />

standardisierbar, was muss customized werden, pro Region, pro<br />

Business Area 512 oder pro Segment? 513 (…) Wir sind jetzt so weit, dass<br />

wir die Gemeinsamkeiten definieren. Ziel ist es, ein Framework für ein<br />

Curriculum und für die Zertifizierung zu schaffen, wozu wir alle ja sagen<br />

können. Wenn wir an diesem Punkt sind, haben wir Transparenz über die<br />

Regionen und die Segmente, so dass wir dann den Inhalt regional<br />

abfüllen.“ 514<br />

In Bezug auf die Bildungsprodukte wurde für das Segment Client Experience<br />

entschieden, dass das Curriculum aus drei unterschiedlichen Zertifizierungsstufen<br />

bestehen soll, wobei die erste <strong>St</strong>ufe auf selbstständigem Lernen, basierend auf neuen<br />

innovativen E-Learning Produkten, beruhen soll.<br />

Damit ist auch diese Kategorie des Bezugsrahmens vollumfänglich bestätigt.<br />

Schlüsselfrage bei der Segmentierung bleibt stets, was die Geschäftsbereiche inhaltlich<br />

auf übergeordneter Ebene verbindet.<br />

2.2.4.4 <strong>St</strong>il der Marktstrategie<br />

Beim <strong>St</strong>il einer Marktstrategie geht es um die Frage, wie die ausgewählten<br />

Marktsegmente und Zielgruppen konkret anzusprechen und zu bearbeiten sind. Der<br />

Bezugsrahmen hat aufgezeigt, dass ein geeigneter Marketing-Mix für eine<br />

Bildungsmassnahme zwar erfolgsentscheidend ist, jedoch keinen Einfluss darauf hat, ob<br />

der Kunde das Produkt wählt oder nicht. Wie sieht die Unternehmensrealität der<br />

Bildungsorganisation aus?<br />

Erstaunlicherweise fand sich weder in einem der Interviews noch in der Auswertung der<br />

Informationsveranstaltungen auch nur eine einzige Textpassage, die sich dieser Kategorie<br />

hätte zuordnen lassen. 515 Es ist anzunehmen, dass sich diese <strong>St</strong>rategieoption wegen ihrer<br />

untergeordneten Bedeutung, wie bereits im Bezugsrahmen argumentiert, erst bei der<br />

Wertschöpfung abzeichnet. Damit kann diese Art von Kategorie bei der<br />

Weiterentwicklung des Bezugsrahmens gestrichen werden.<br />

511 Der Desk Head ist der Teamleiter eines Kundenberaterteams bei UBS.<br />

512<br />

Der Geschäftsbereich GWM&BB ist nach Business Areas organisiert. Business Areas fassen mehrere Regionen<br />

zusammen.<br />

513<br />

Innerhalb der Business Areas besteht eine weitere Kundensegmentierung, welche die Kunden nach zu<br />

betreuendem Vermögen einteilt.<br />

514 Interview mit R. Weber.<br />

515 Vgl. alle Erhebungsnotizen (siehe Anhang A und C).


168 Empirische Untersuchungen<br />

2.2.5 Weitere Kategorien zu den möglichen <strong>St</strong>rategieoptionen<br />

Können die aufgeführten Kategorien der <strong>St</strong>rategieoptionen des Bezugsrahmens mit<br />

weiteren Kategorien ergänzt werden?<br />

Im Bezugsrahmen wie auch in den Ergebnissen zur Positionierung wurde unter der<br />

Subkategorie Analyse des bestehenden Bildungsangebots aufgezeigt, dass zum<br />

Leistungsspektrum der Bildungsorganisation sowohl angebots- und nachfrageorientierte<br />

Aus- und Weiterbildungsdienstleistungen als auch Aufbau und Förderung einer<br />

Lernkultur gehören. 516 Wie bereits dargestellt, beinhaltet die Gestaltung von Lernkulturen<br />

die Schaffung eines Möglichkeitsraums für selbstorganisierendes Lernen auf<br />

unterschiedlichen Ebenen. In einer Lernkultur manifestieren sich folglich Einstellungen<br />

und Werte gegenüber Lernen auf individueller, gruppenbezogener, organisationaler und<br />

gesellschaftlicher Ebene. 517 Beziehen sich die bis anhin vorgestellten Kategorien<br />

ausschliesslich auf die Aus- und Weiterbildungsprodukte, so befasst sich keine der<br />

<strong>St</strong>rategieoptionen damit, dass die Lernkultur entweder so belassen werden kann, wie sie<br />

momentan ist (alt) oder aber verändert werden kann (neu). Somit erweist sich eine neue<br />

Kategorie „Lernkultur alt oder neu“ als sinnvoll.<br />

Sowohl die Interviews 518 wie auch die Auswertungen der Informationsveranstaltungen 519<br />

lassen das Begründen dieser neuen Kategorie sinnvoll erscheinen: Zentrales Thema im<br />

EC Case war die Frage, wie der Transfer des anlässlich einer jeden angebotenen Ausbzw.<br />

Weiterbildungsdienstleistung Gelernten in den Arbeitsalltag verbessert werden<br />

kann. Als Antwort darauf wurde eine Änderung der Lernkultur vorgeschlagen: Einerseits<br />

sollte der traditionelle Kurs aufgebrochen werden, 520 indem das Gewicht von der<br />

Präsenzphase des Kurses in die Vorbereitung und in die Nachbereitung des Kurses<br />

verlagern würde. Voraussetzung dafür wäre, die gesamte Bank zur Einsicht zu bringen,<br />

dass Freiräume erforderlich sind, damit Lernen auch in der Nicht-Präsenzphase erfolgen<br />

kann. Andererseits sollte ein Netzwerk von Subject Matter Experts aufgebaut werden. 521<br />

Diese Fachexperten sollen den Transfer des Gelernten in den Arbeitsalltag zusätzlich<br />

fördern. Bei diesen beiden vorgeschlagenen Massnahmen handelt es sich um Initiativen<br />

zur Veränderung der Lernkultur, da damit, gemäss der Definition von Lernkultur, mehr<br />

Freiraum für selbstorganisiertes Lernen geschaffen wird. Dieser Freiraum kann auf<br />

516 Siehe Hauptkapitel III, Unterkapitel 4.2.1.3 „Analyse der Einflusskräfte der Bildungsorganisation“, Analyse des<br />

bestehenden Bildungsangebotes im Unternehmen.<br />

517 Vgl. Sonntag et al. (2004), o.S.<br />

518 Vgl. Interview mit u.a. C. Duschletta, M. Gauch, C. Heini, L. Honisch, R. Imhasly, A. Wagner und R. Weber.<br />

519 Vgl. Erhebungsnotizen vom 22. September 2006 sowie 2. Februar 2007.<br />

520 Vgl. Interview mit M. Gauch.<br />

521 Vgl. Interview mit M. Gauch, C. Heini, R. Imhasly und A. Wagner.


Empirische Untersuchungen 169<br />

unterschiedlicher Ebene wahrgenommen werden: Individuell, weil mit diesen beiden<br />

Massnahmen der einzelne Mitarbeiter mehr Verantwortung für sein eigenes Lernen<br />

erhält; gruppenbezogen, weil Subject Matter Experts nicht einzelne Individuen, sondern<br />

Gruppen von Mitarbeitern mit ihrem Transfer in den Arbeitsalltag ansprechen sollen und<br />

schliesslich organisational, weil die ganze Organisation ihre Einstellung, wann gelernt<br />

wird und wann nicht, ändern muss.<br />

2.2.6 Zusammenfassung des Generierens von Optionen<br />

Die folgende Abbildung fasst die Ergebnisse zusammen:<br />

Variation: alt<br />

Feld: Rückzug<br />

Lernkultur: alt<br />

<br />

<br />

<br />

neu<br />

Diversifikation<br />

neu<br />

Abbildung 58: Weiterentwickelter Bezugsrahmen zum Generieren von Optionen der<br />

Positionierung 522<br />

Die Weiterentwicklung des Bezugsrahmens für diesen <strong>St</strong>rukturprozessschritt gestaltet<br />

sich wie folgt: Hauptmotiv für die Wahl der <strong>St</strong>rategieoption in der entsprechenden<br />

Kategorie ist nicht das „Verkaufen“ von möglichst vielen Aus- und<br />

Weiterbildungsdienstleistungen im Unternehmen, sondern das Erzeugen eines möglichst<br />

hohen Business Impact. Dazu haben sich drei verschiedene Kategorien als<br />

<strong>St</strong>rategieoptionen bestätigt. Zwei davon, Variation und Feld, können unter dem Aspekt<br />

der Effektivität (to do the right things), also der richtigen Auswahl der zu bedienenden<br />

Kunden, zusammengefasst werden. 523 Unter dem Aspekt der Effizienz (do the things<br />

right), also eine stärkere Wirkung im Ziel, hat sich die Einführung einer neuen Kategorie<br />

als sinnvoll erwiesen: Über die <strong>St</strong>rategieoption Beibehaltung (alt) oder Veränderung<br />

(neu) der Lernkultur kann ein wesentlicher Beitrag zum Business Impact erreicht<br />

werden. 524 Die Kategorien Substanz und <strong>St</strong>il haben sich in der Unternehmensrealität der<br />

Bildungsorganisation nicht als bestätigt erwiesen. Annahmen für die Gründe hierfür<br />

wurden getroffen.<br />

2.2.7 Entscheiden für eine Alternative<br />

An den <strong>St</strong>rukturprozessschritt des Generierens von Optionen schliesst sich deren<br />

Bewertung und Kombination zu einem konsistenten strategischen Programm an. Die im<br />

522<br />

Eigene Darstellung.<br />

523<br />

Vgl. Interview mit L. Honisch und A. Wagner.<br />

524 Vgl. Interview mit R. Imhasly.


170 Empirische Untersuchungen<br />

Bezugsrahmen ausgewählten Analyse- und Beurteilungsverfahren beinhalten die<br />

Kategorien Angemessenheit, Zielerreichung, Durchführbarkeit und Konsistenz.<br />

Wie bereits im Bezugsrahmen angenommen, ergeben sich aus der<br />

Bildungsunternehmenspraxis keine Hinweise darauf, dass sich diese Kategorien von<br />

anderen <strong>St</strong>rategieentscheidungen unterscheiden. 525<br />

2.2.8 Besonderheiten der Betrieblichen Bildung<br />

Während der Interviews gaben die Interviewpartner immer wieder konkrete Hinweise<br />

darauf, was das Arbeiten im betrieblichen Bildungsbereich so speziell erscheinen lässt.<br />

Diese Hinweise wurden nicht speziell der Positionierung oder der Wertschöpfung von<br />

Bildungsstrategien zugeordnet, sondern erfolgten mehr aus Gründen des Verständnisses.<br />

Bei der Auswertung konnten die verschiedenen Hinweise zu Kategorien verdichtet<br />

werden. Der Vollständigkeit halber sollen die auf diese Weise gebildeten Kategorien in<br />

diesem Unterkapitel aufgezeigt werden.<br />

Einfluss auf effektives Lernen<br />

Fast alle Interviewpartner weisen darauf hin, 526 dass eine Ausbildungseinheit noch so<br />

grosse Anstrengungen unternehmen könne, Lernen in der Organisation zu fördern;<br />

schlussendlich habe diese Ausbildungseinheit nur einen geringen Einfluss darauf, ob das<br />

Individuum effektiv lernt. Die Gründe dafür sind unterschiedlich. 527 Ob der Mensch im<br />

Unternehmen lernt, ist von vielen externen Faktoren abhängig, welche das<br />

Ausbildungsressort nur bedingt beeinflussen kann:<br />

„Was macht der Vorgesetzte? Was machen seine Peers? Was sagt der<br />

Markt? Der Kunde? Wie sieht sein Arbeitsplatz aus? Ganz banale<br />

Sachen… es gibt so viele Einflussfaktoren, die das Lernen des<br />

Mitarbeiters beeinflussen.“ 528<br />

Doch auch individuelle Faktoren bestimmen mit, ob der Mitarbeiter in der Organisation<br />

bereit ist zu lernen: Soll wirkliches Lernen geschehen, so müssen Inhalte des objektiven<br />

Wissens über die Welt in die <strong>St</strong>rukturen des individuellen Denkens übernommen<br />

werden. 529 Ob bzw. inwieweit dieser Prozess beim Individuum stattfindet, hängt u.a. stark<br />

von dessen Motivation ab, aber auch vom Freiraum, der ihm zur Verfügung steht, vom<br />

Vertrauen, das ihm entgegengebracht wird und insbesondere von den Lerngewohnheiten,<br />

die es zu gestalten gilt. Nur das Individuum, welches lernen soll, kann im Endeffekt diese<br />

525<br />

Vgl. alle Erhebungsnotizen (siehe Anhang A und C).<br />

526<br />

Vgl. Interview mit u.a. C. Duschletta, L. Honisch, A. Wagner und R. Weber.<br />

527 Vgl. Dubs (1995), S. 161 und S. 164 und Seufert (2008), o.S.<br />

528 Interview mit R. Weber.<br />

529 Vgl. Dubs (1997), S. 73.


Empirische Untersuchungen 171<br />

Faktoren beeinflussen. Mit dem Aufbau und der Förderung einer Lernkultur versucht<br />

eine Ausbildungsorganisation, auf die externen und individuellen Faktoren dennoch<br />

Einfluss zu nehmen.<br />

Messbarkeit in der Betrieblichen Bildung<br />

Sowohl in der Wissenschaft als auch in der Praxis ist inzwischen bekannt, wie sich durch<br />

Lernen Business Impact erzeugen lässt. 530 Trotzdem erweist es sich im Bildungsbereich<br />

als schwierig, den aufgrund einer Bildungsmassnahme oder eines<br />

Bildungsstrategiewechsels erzeugten Business Impact zu messen. Zahlreiche Autoren<br />

und Wissenschaftler schlagen zwar Modelle zur Bemessung von Leistungen der<br />

Betrieblichen Bildung vor, 531 doch die Grundproblematik bleibt immer dieselbe: Nie lässt<br />

sich die Erhöhung von Business Impact im Unternehmen alleine auf die Aus- oder<br />

Weiterbildung als den ausschlaggebenden Faktor zurückführen. 532<br />

Expertendasein im Bildungsbereich<br />

Viele Interviewpartner bemerken, dass sich ein Expertendasein im Aus- und<br />

Weiterbildungsbereich gegenüber den Geschäftspartnern ausserhalb des<br />

Ausbildungsressorts sich als schwierig gestalten würde. Die Gründe dafür können<br />

vielfältig sein:<br />

„Jeder ist in die Schule gegangen und deshalb hat jeder das Gefühl zu<br />

wissen, wie Ausbildung funktioniert - schliesslich ist Ausbildung keine<br />

Rocket Science.“ 533<br />

Eine weitere Erklärung dafür ist, dass Aus- und Weiterbildung immer über die zu<br />

schulenden Inhalte geschieht. Experten im Bildungsbereich des Unternehmens verfügen<br />

zwar über eine grosse Expertise in Ausbildungsfragen, haben aber häufig nur allgemeine<br />

Kenntnisse über die zu schulenden Inhalte. Dies führt zu einer Art Verlust an<br />

Wissensautorität gegenüber den Geschäftspartnern; sind sich diese doch von ihrer<br />

früheren Schulzeit her gewohnt, dass ein Ausbildungsverantwortlicher auch fachlich alles<br />

weiss.<br />

530 Vgl. Interview mit A. Wagner. Siehe auch Bentley (1990); Analoui (1993); Sims (1999); Piezzi (2002);<br />

Kirkpatrick (2005) und Jetter, Kirbach und Wottawa (2005).<br />

531 Siehe u.a. Hummel (2001); Paschmann (2004); Ehlers und Schenkel (2005); Gust und Weiss (2005); Lang<br />

(2006); Philips und Schirmer (2005) und Schöni (2006).<br />

532 Vgl. Interview mit L. Honisch, D. Pacozzi, M. Utz und A. Wagner.<br />

533 Interview mit L. Honisch.


172 Empirische Untersuchungen<br />

2.3 Zusammenfassende Betrachtung<br />

Die folgende Abbildung stellt den aufgrund der Unternehmensrealität weiterentwickelten<br />

Bezugsrahmen der Positionierung zur Entstehung von Bildungsstrategien<br />

zusammenfassend dar:<br />

Analyse<br />

Generieren von<br />

Optionen<br />

Entscheiden für<br />

eine Alternative<br />

Positionierung<br />

Analyse der Einflusskräfte auf eine Bildungsorganisation<br />

Analyse der Einflusskräfte<br />

der Umwelt<br />

Kunde<br />

Andere Funktionseinheiten<br />

Wettbewerber<br />

Weitere Anspruchsgruppen<br />

Allgemeine Umwelt<br />

Variation: alt<br />

Feld: Rückzug<br />

Lernkultur: alt<br />

Ausgangssituation<br />

Analyse der Einflusskräfte des<br />

Unternehmens<br />

Analyse des bestehenden<br />

Bildungsangebotes<br />

Analyse des Reifegrades der<br />

Bildungsorganisation<br />

Analyse der <strong>St</strong>euerungsformen<br />

internationaler Unternehmen<br />

Analyse der Bildungsstrategie<br />

anderer Unternehmensgruppen<br />

Integrierte Betrachtung<br />

<br />

<br />

<br />

neu<br />

Diversifikation<br />

neu<br />

Angemessenheit, Zielerreichung, Durchführbarkeit und Konsistenz<br />

Abbildung 59: Weiterentwickelter Bezugsrahmen der Positionierung 534<br />

Damit sind die eingangs gestellten Fragen der Fallanalyse beantwortet:<br />

1. Analyse: Welche Einflusskräfte der Umwelt wirken auf die Organisation?<br />

Antwort: Der Kunde, Andere Funktionseinheiten, Wettbewerber, Weitere<br />

Anspruchsgruppen und die Allgemeine Umwelt.<br />

534 Eigene Darstellung.


Empirische Untersuchungen 173<br />

2. Analyse: Welche Einflusskräfte des Unternehmens selber wirken auf die<br />

Organisation?<br />

Antwort: Das bestehende Bildungsangebot, der Reifegrad der Bildungsorganisation,<br />

die <strong>St</strong>euerungsformen internationaler Unternehmen und die Bildungsstrategien<br />

anderer Unternehmensgruppen.<br />

3. Analyse: Wie stellt die Organisation den Bezug zwischen internen und externen<br />

Einflusskräften her?<br />

Antwort: Gleich wie bei anderen <strong>St</strong>rategieentstehungsprozessen. Die persönliche<br />

Überzeugung des Ausbildungsverantwortlichen ist hier jedoch von besonderer<br />

Bedeutung.<br />

4. Generieren von Optionen: Welche Art von Optionen ergeben sich aus der<br />

Analyse/integrierten Betrachtungsweise?<br />

Antwort: Die Optionen Variation, Feld und Beibehaltung oder Veränderung der<br />

Lernkultur.<br />

5. Entscheiden für eine Alternative: Nach welchen Kriterien werden die<br />

Gestaltungsoptionen bewertet?<br />

Antwort: Nach den Kriterien Angemessenheit, Zielerreichung, Durchführbarkeit und<br />

Konsistenz.<br />

3 FALLSTUDIE 2: WERTSCHÖPFUNG<br />

Die folgende Fallstudie richtet sich nach dem gleichen Vorgehensplan wie die erste. 535<br />

Dies umfasst wiederum die Schritte: 1. Fragestellung der Fallanalyse, 2. Falldefinition,<br />

3. Methoden zur Fallerhebung, 4. Vorgehen zur Materialaufbereitung und<br />

5. Auswertungsverfahren. Die folgenden zwei Unterkapitel sollen die aufgezeigten<br />

Schritte erläutern.<br />

3.1 Untersuchungsdesign<br />

Ziel der folgenden Fallstudie ist es, in der Unternehmensrealität die Wertschöpfung als<br />

Teil des <strong>St</strong>rategieentstehungsprozesses bei Bildungsstrategien vertieft zu analysieren und<br />

theoriebildend weiterzuentwickeln. Dazu sind, wie einleitend zu Beginn des<br />

Hauptkapitels bereits aufgezeigt worden ist, Fragen aus dem entworfenen Bezugsrahmen<br />

entwickelt worden. Dies sind die Fragestellungen der Fallanalyse:<br />

1. Analyse: Wie sieht das Wertschöpfungsmodell der Branche aus?<br />

535 Vgl. Mayring (2002), S. 43; Yin (2003), S. 21 und Gläser und Laudel (2004), S. 59 ff.


174 Empirische Untersuchungen<br />

2. Analyse: Wie sieht das eigene Wertschöpfungsmodell aus?<br />

3. Analyse: Wie stellt die Organisation den Bezug zwischen den beiden<br />

Wertschöpfungsmodellen her?<br />

4. Generieren von Optionen: Welche Optionen ergeben sich in Bezug auf die<br />

Konfiguration der Wertschöpfung?<br />

5. Generieren von Optionen: Welche Optionen ergeben sich in Bezug auf die Gestaltung<br />

der Wertschöpfung?<br />

6. Entscheiden für eine Alternative: Nach welchen Kriterien werden die<br />

Gestaltungsoptionen bewertet?<br />

Was soll als Falldefinition gelten? Wie bereits erwähnt, soll die Entstehung der<br />

E-Learning <strong>St</strong>rategie des Teams „E-Learning Solutions“ im UBS Ausbildungsressort von<br />

GWM&BB im Jahr 2007 Inhalt des Falles sein. Der Fokus liegt hierbei aber nur auf der<br />

Wertschöpfung; die Positionierung wird, soweit wie nötig, kurz dargestellt, aber nicht<br />

analysiert.<br />

Da der UBS Auftrag an das Team „E-Learning Solutions“, eine E-Learning <strong>St</strong>rategie zu<br />

entwickeln, das Schwergewicht auf die Implementierung, also der Wertschöpfung der<br />

E-Learning <strong>St</strong>rategie setzte, repräsentiert diese Fallanalyse die Wertschöpfung der<br />

Bildungsstrategieentstehung.<br />

3.1.1 Datenerhebung und -aufbereitung<br />

Zum Ausarbeiten der E-Learning <strong>St</strong>rategie wurde im UBS Ausbildungsressort eine<br />

mehrköpfige interdisziplinäre Arbeitsgruppe ins Leben gerufen. Im Zeitraum September<br />

2007 bis November 2007 (3 Monate) fanden mit dieser Arbeitsgruppe eine Vielzahl von<br />

Workshops zum Thema statt. Am 13. November 2007 wurden die Ergebnisse der<br />

Workshops im Management Team Meeting (MTM) vorgestellt. 536 Resultat dieser Sitzung<br />

war der Auftrag, Kommunikationsmassnahmen zu lancieren und einen Business Case für<br />

die Erwägung von neuen E-Learning Technologien zu starten. 537<br />

Untersuchungsgegenstand sind daher die Inhalte der einzelnen Workshops zur<br />

Wertschöpfung der E-Learning <strong>St</strong>rategie. Um die Vorgänge in diesen Workshops<br />

aufzunehmen, wählte die Autorin das Erhebungsverfahren der teilnehmenden<br />

Beobachtung. „Hierbei steht der Beobachter nicht passiv-registrierend ausserhalb seines<br />

Gestaltungsbereiches, sondern nimmt selbst Teil an der sozialen Situation, in welche der<br />

Gegenstand eingebettet ist. Er steht in direkter persönlicher Beziehung mit den<br />

536 Das MTM konzentriert sich auf LDC-strategische Aufgaben/Projekte und abteilungsübergreifenden Themen.<br />

537 Vgl. Erhebungsnotizen vom 13. November 2007.


Empirische Untersuchungen 175<br />

Beobachteten; er sammelt Daten, während er an deren natürlichen Lebenssituation<br />

partizipiert. Man verspricht sich davon, näher am Gegenstand zu sein, mehr die<br />

Innenperspektive erheben zu können.“ 538 Eine Liste der von der Autorin protokollierten<br />

Workshops ist im Anhang zu finden (vgl. Anhang D: Verzeichnis der protokollierten<br />

Workshops zur E-Learning <strong>St</strong>rategie). 539<br />

Zur Aufbereitung wurden die Erhebungsnotizen zu zusammenfassenden Protokollen<br />

verarbeitet. Damit wird das Material vereinheitlicht und dessen allgemeines Niveau<br />

schrittweise erhöht. 540<br />

3.1.2 Auswertung<br />

Auch in dieser Fallstudie fand die Auswertung nach der Methode der qualitativen<br />

Inhaltsanalyse statt. Gleich der ersten Fallstudie war es Ziel der Auswertung, anhand der<br />

aufgezeigten Fragen einerseits die im Bezugsrahmen aufgezeigten Kategorien in der<br />

Fallanalyse zu erkennen, und andererseits, wenn nötig, theoriebildend zu ergänzen. Die<br />

qualitative Inhaltsanalyse stellt dazu die zielführendste Methode dar. Wiederum erfolgte<br />

die Auswertung mit Hilfe des Excelprogrammes.<br />

Auch hier stellten sich zu Beginn der Auswertung die gleichen Ausgangsfragen: Welche<br />

konkreten Kategorien sollen für die Auswertung herangezogen werden? Und unter<br />

welchen Bedingungen kann eine neue Kategorie gegründet werden?<br />

Der im letzten Hauptkapitel verwendete Bezugsrahmen lieferte die benötigten Kategorien<br />

für die Auswertung: Es wurde davon ausgegangen, dass das Vorgehen zur<br />

<strong>St</strong>rategieentstehung bei Bildungsstrategien gleich verläuft. Deshalb galten wiederum die<br />

<strong>St</strong>rukturprozessschritte Analyse, Generieren von Optionen und Entscheiden für eine<br />

Alternative als Grundstruktur, um die verschiedenen Kategorien zu ordnen. Die<br />

Kategorien konnten verschiedene Ebenen besitzen: Hauptkategorie, Kategorie und<br />

Subkategorie (vgl. Abbildung 60 und 61).<br />

538 Mayring (2002), S. 80.<br />

539 In alle protokollierten Workshops kann bei Bedarf bei der Autorin Einsicht genommen werden.<br />

540 Vgl. Mayring (2002), S. 94.


176 Empirische Untersuchungen<br />

Analyse der Wertschöpfung einer<br />

Bildungsorganisation<br />

Wertschöpfungsmodell<br />

der<br />

Branche<br />

Ausgangssituation<br />

Eigenes<br />

Wertschöpfungsmodell<br />

Integrierte Betrachtung<br />

Hauptkategorie<br />

Kategorie<br />

Kategorie<br />

Kategorie<br />

Abbildung 60: Hauptkategorie und Kategorien der Analyse der Wertschöpfung 541<br />

Bei der Analyse ergab sich die Hauptkategorie ‚Analyse der Wertschöpfung einer<br />

Bildungsorganisation‘. Diese Hauptkategorie konnte in die Kategorien<br />

‚Ausgangssituation‘, ‚Wertschöpfungsmodell der Branche‘, ‚Eigenes<br />

Wertschöpfungsmodell‘ und ‚Integrierte Betrachtung‘ unterteilt werden.<br />

Beim nächsten <strong>St</strong>rukturprozessschritt Generieren von Optionen konnten die beiden<br />

folgenden Hauptkategorien ausgemacht werden (vgl. Abbildung 61): ‚Konfiguration der<br />

Wertschöpfung‘ und ‚Gestaltung der Wertschöpfung‘. Die erste Hauptkategorie<br />

beinhaltet die Kategorien ‚Orchestrator‘, ‚Integrator‘ und ‚Schichtenspezialist‘. Die<br />

zweite Hauptkategorie konnte wiederum in die Kategorien ‚Aktivitätsstrategie‘ und<br />

‚Ressourcenstrategie‘ unterteilt werden. Die Kategorie ,Aktivitätsstrategie‘ besass die<br />

Subkategorien Konzeption, Wertschöpfungstiefe, Fokus und Neuerungsverhalten.<br />

541 Eigene Darstellung.


Empirische Untersuchungen 177<br />

Konfiguration der Wertschöpfung<br />

Orchestrator<br />

Integrator<br />

Schichtenspezialist<br />

Gestaltung der Wertschöpfung<br />

Aktivitätsstrategie Ressourcenstrategie<br />

Konzeption<br />

Wertschöpfungstiefe<br />

Fokus<br />

Neuerungsverhalten<br />

Hauptkategorie<br />

Kategorie<br />

Kategorie<br />

Kategorie<br />

Hauptkategorie<br />

Kategorie<br />

Subkategorie<br />

Subkategorie<br />

Subkategorie<br />

Subkategorie<br />

Abbildung 61: Hauptkategorien, Kategorien und Subkategorien Generieren von Optionen<br />

der Wertschöpfung 542<br />

Entscheiden für eine Alternative wies die Kategorien Angemessenheit, Zielerreichung,<br />

Durchführbarkeit und Konsistenz auf. Was unter den einzelnen aufgezählten Kategorien<br />

zu verstehen ist, lässt sich dem Bezugsrahmen im vorherigen Hauptkapitel entnehmen. 543<br />

Wurde innerhalb der aufgezeigten Kategorienstruktur eine neue Hauptkategorie bzw.<br />

Kategorie oder Subkategorie gegründet, musste diese genau definiert werden. Allgemein<br />

können Aussagen nur dann eine Kategorienart begründen, wenn sich aus ihnen in<br />

aggregierter Form ein Überbegriff ableiten lässt.<br />

3.2 Ergebnisse<br />

Die folgenden Ergebnisse beziehen sich auf die Wertschöpfung der Entstehung der<br />

E-Learning <strong>St</strong>rategie. Um die Auswertungsergebnisse aus ihrem Zusammenhang heraus<br />

zu verstehen, soll an dieser <strong>St</strong>elle die aus der Positionierung entstandene formulierte<br />

E-Learning <strong>St</strong>rategie dargestellt werden.<br />

Die formulierte E-Learning <strong>St</strong>rategie des UBS Ausbildungsressorts weist zwei<br />

Hauptkomponenten auf: 544 Die erste Hauptkomponente der <strong>St</strong>rategie zeigt auf, an<br />

welchen Eckpfeiler der übergeordneten LDC <strong>St</strong>rategie sie anknüpft und wozu sie einen<br />

542<br />

Eigene Darstellung.<br />

543<br />

Siehe Hauptkapitel III, 3. Kapitel „Analyse der Entstehung von <strong>St</strong>rategien“ und 4. Kapitel „Bezugsrahmen I:<br />

Entstehung von Bildungsstrategien“.<br />

544 Vgl. Erhebungsnotizen vom 13. November 2007.


178 Empirische Untersuchungen<br />

Beitrag leistet; die zweite Hauptkomponente der <strong>St</strong>rategie stellt dar, wohin sich das<br />

E-Learning des UBS Ausbildungsressorts in den nächsten Jahren entwickeln soll.<br />

So soll die E-Learning <strong>St</strong>rategie speziell die strategischen Säulen HIL, Effizienz und<br />

Geschwindigkeit der übergeordneten LDC <strong>St</strong>rategie fördern. 545 und 546 Bis zum heutigen<br />

Tag werden zahlreiche verschiedene sog. E-Channels für die Konzeption von Aus- und<br />

Weiterbildungsmassnahmen verwendet: Dazu gehören Web Based Trainings (WBT’s),<br />

E-Lectures 547 und E-Tests. Ein E-Channel ist die Art und Weise, wie dem Lernenden bei<br />

UBS Lerninhalte präsentiert und verteilt werden. 548 Die Gesamtheit aller vorhandenen E-<br />

Channels von UBS bildet die sog. „Learning Delivery E-Channel Architecture“. Die<br />

definierte <strong>St</strong>rategie gibt nun an, dass die bestehende Learning Delivery E-Channel<br />

Architecture mittelfristig besser genutzt werden sollte, indem alte wie auch neue<br />

Ausbildungsinitiativen der UBS vermehrt mit E-Channels ausgestaltet werden.<br />

Langfristig wird das Ziel angestrebt, die bestehende Architektur um sinnvolle weitere<br />

E-Channels zu erweitern, wie z.B. dem E-Channel Virtual Classroom. 549<br />

Dieser <strong>St</strong>rategiebeitrag soll sowohl mittel- wie auch langfristig anhand von<br />

standardisierten Prozessen innerhalb des UBS Ausbildungsressorts stattfinden. 550 Wie<br />

sind diese Prozesse auszugestalten? Die Wertschöpfung befasst sich mit dem<br />

Innenverhältnis des Unternehmens und stimmt dieses sozusagen auf das gewählte<br />

Aussenverhältnis ab. So wird es Ziel der Wertschöpfung sein, diese standardisierten<br />

Prozesse aufzuzeigen.<br />

3.2.1 Analyse der Wertschöpfung einer Bildungsorganisation<br />

Gleich dem Bezugsrahmen beginnt der erste <strong>St</strong>rukturprozessschritt der Analyse der<br />

Wertschöpfung mit der Hauptkategorie ,Analyse der Wertschöpfung einer<br />

Bildungsorganisation‘. Im folgenden Unterkapitel sollen diese Hauptkategorie mit ihren<br />

zugehörigen Kategorien überprüft und ggf. ergänzt werden. Darauf folgt ein zusätzliches<br />

Unterkapitel, welches den Zusatz weiterer Hauptkategorien und Kategorien diskutiert. In<br />

einem weiterem Unterkapitel werden die Erkenntnisse der Analyse zusammengefasst.<br />

Darauf folgt der nächste <strong>St</strong>rukturprozessschritt Generieren von Optionen.<br />

545<br />

Vgl. Schöni (2007), S. 4 f.<br />

546<br />

Siehe 1. Kapitel, Unterkapitel 1.2 „Das Ausbildungsressort von UBS GWM&BB“.<br />

547<br />

E-Lecture ist ein E-Learning Channel, der erlaubt, eine PowerPoint-Präsentation mit Audio, Video und<br />

Annotation zu verbinden. Vgl. Schöni (2007), S. 11.<br />

548 Vgl. Korner (2007b), S. 1.<br />

549 Der E-Channel Virtual Classroom erlaubt ein Lernen, bei dem Lehrperson und Lernende zeitlich und örtlich<br />

getrennt sind. Dabei stellt die Lehrperson Kursinhalte durch ein Kursmanagementsystem zur Verfügung. Vgl.<br />

Schöni (2007), S. 12.<br />

550 Vgl. Erhebungsnotizen vom 11. und 20. September 2007.


Empirische Untersuchungen 179<br />

3.2.1.1 Ausgangssituation<br />

Auf welcher Ebene im Unternehmen ist die E-Learning <strong>St</strong>rategie für den Bildungsbereich<br />

zu implementieren? Dies ist nach dem entwickelten Bezugsrahmen die Frage, mit<br />

welcher sich die Ausgangssituation beschäftigt.<br />

Aufgabe des interdisziplinären Teams war es, eine E-Learning <strong>St</strong>rategie für das gesamte<br />

UBS Ausbildungsressort zu entwickeln. 551 Diese ordnet sich allerdings der höheren LDC<br />

<strong>St</strong>rategie unter und ist eine <strong>St</strong>rategieentstehung auf Ebene des Teams „E-Learning<br />

Solutions“ innerhalb der LDC Bildungsorganisation. 552<br />

Diese Tatsache war für die Diskussionen zwischen den einzelnen Mitgliedern der<br />

Arbeitsgruppe von grosser Wichtigkeit, denn immer wieder musste der Bezug zur nächst<br />

höheren LDC <strong>St</strong>rategie klar aufgezeigt werden. Dadurch konnte der Frage nachgegangen<br />

werden, als was sich das Team im Gesamtgefüge der Ausbildungsorganisation sah.<br />

Damit ist die Bedeutung dieser Kategorie als gegeben zu betrachten.<br />

3.2.1.2 Wertschöpfungsmodell der Branche<br />

Nach dem entworfenen Bezugsrahmen besteht die nächste Kategorie darin, die<br />

Wertschöpfungsstruktur mit ihren einzelnen Wertschöpfungspotenzialen zu analysieren.<br />

Diese Analyse erfolgt über die Betrachtung des exemplarischen Wertschöpfungsmodells<br />

einer Bildungsorganisation der gleichen Branche.<br />

Dieses Vorgehen bestätigte sich in der Unternehmenspraxis der UBS jedoch nicht: In den<br />

durchgeführten Workshops zur Entstehung der E-Learning <strong>St</strong>rategie befasste sich die<br />

Arbeitsgruppe kein einziges Mal damit, wie das Wertschöpfungsmodell in Bezug auf<br />

E-Learning einer Bildungsorganisation der gleichen Branche aussehen könnte. 553 Wurde<br />

die Betrachtung dieser Perspektive in den Workshops einfach vergessen oder bewusst<br />

ausgeklammert? Basierend auf den protokollierten Erhebungsnotizen kann keine<br />

schlüssige Antwort auf diese Frage gegeben werden. Es ist anzunehmen, dass das<br />

Wertschöpfungsmodell einer Bildungsorganisation der gleichen Branche deshalb nicht<br />

interessiert, weil die Organisationen nicht in direktem Wettbewerb zueinander stehen.<br />

Dies bestätigen auch die erste Fallanalyse sowie der entworfene Bezugsrahmen: Für eine<br />

Bildungsorganisation macht es nur Sinn, eine Marktstrategie zu fahren. 554<br />

Wettbewerbsstrategien dagegen sind für Bildungsorganisationen nicht geeignet. 555 Aus<br />

diesem Grund ist diese Kategorie zu streichen. Inwieweit dieses Forschungsergebnis auch<br />

551<br />

Vgl. Erhebungsnotizen vom 4. September 2007.<br />

552<br />

Vgl. Erhebungsnotizen vom 11. und 20. September 2007.<br />

553<br />

Vgl. alle Erhebungsnotizen (siehe Anhang D).<br />

554<br />

Siehe 2. Kapitel, Unterkapitel 2.2.4 „Generieren von Optionen“.<br />

555<br />

Begründung siehe Hauptkapitel III, Unterkapitel 4.2.2 „Generieren von Optionen“ bei der Positionierung.


180 Empirische Untersuchungen<br />

ausserhalb des UBS Kontextes gilt, müsste in einer weiteren Forschungsarbeit überprüft<br />

werden. 556<br />

3.2.1.3 Eigenes Wertschöpfungsmodell<br />

Ganz anders als bei der letzten Kategorie verliefen die Diskussionen der Arbeitsgruppe<br />

zu dieser Kategorie: Fast in jedem stattfindenden Workshop wurde über das eigene<br />

E-Learning Wertschöpfungsmodell diskutiert. 557 Gesprächsthema war zu Beginn das Ziel,<br />

eine eigene Wertkette aufzuzeigen und zu charakterisieren. Schnell wurde dadurch klar,<br />

worin das Team „E-Learning Solutions“ seine Kernkompetenzen aufbauen musste.<br />

Sobald die Wertkette zur E-Learning <strong>St</strong>rategie bestand, stellte sich die Frage, wo im<br />

übergeordneten Prozess des LDC diese anknüpfen muss. Des Weiteren beruht die<br />

Wertkette ja auf der bestehenden Learning Delivery E-Channel Architecture. Würde sich<br />

die Wertkette verändern, falls die Architektur durch weitere E-Channels erweitert werden<br />

sollte? Ziel war es, eine von E-Channel unabhängige Wertkette festzulegen.<br />

Waren die zentralen Schritte in der Wertkette erst einmal charakterisiert und deren<br />

Abhängigkeiten festgelegt, drehten sich die Diskussionen darum, wie ein standardisierter<br />

E-Learning Produktions- und Unterhaltungsprozess zu erreichen sei. Treiber für das<br />

Aussehen der Wertkette war eine möglichst schlanke Abwicklung von Kundenanfragen.<br />

Kostentreiber und finanzielle Gesichtspunkte in der Wertschöpfungskette selber waren<br />

kein Gesprächsthema - eine Eigenheit, die erstaunlich ist. Diesem Phänomen müsste in<br />

einer weiteren Forschungsarbeit ausserhalb des UBS Kontextes nachgegangen werden. 558<br />

Wiederum sind die Gründe für diese Beobachtung aus den protokollierten<br />

Erhebungsnotizen nicht ersichtlich. Es kann von zwei Erklärungen ausgegangen werden:<br />

Erstens werden bei UBS die intern entstehenden Kosten der einzelnen Abteilungen nicht<br />

untereinander verrechnet. Ein Team wird somit nicht auf Basis der intern anfallenden<br />

Kosten beurteilt, sondern über die interne Kundenzufriedenheit. Aus diesem Grund liegt<br />

das Hauptaugenmerk darauf, die geschaffene Wertkette auf diese Zielgrösse<br />

auszurichten. Zweitens werden die anfallenden Kosten auch nicht mit einer<br />

Konkurrenzorganisation verglichen. Damit besteht kein Anreiz, diese zu minimieren.<br />

Das eigene Wertschöpfungsmodell lässt sich kurz darstellen und beschreiben:<br />

556 Siehe Hauptkapitel VI, 2. Kapitel „Desiderata für weiterführende Forschungsaktivitäten“.<br />

557 Vgl. Erhebungsnotizen vom 25. und 28. September 2007 sowie vom 4., 10., 17. und 31. Oktober 2007.<br />

558 Siehe Hauptkapitel VI, 2. Kapitel „Desiderata für weiterführende Forschungsaktivitäten“.


Empirische Untersuchungen 181<br />

LDC<br />

Process<br />

<strong>St</strong>rategic Portfolio<br />

Planning<br />

E-Channel<br />

Process<br />

Request Management<br />

Select the E-channel<br />

in the method mix<br />

<strong>St</strong>andard Delivery<br />

E-Channel<br />

Architecture<br />

Learning Solution<br />

Development<br />

Design<br />

the Echannel<br />

Pilot<br />

and<br />

Rollout<br />

Lifecycle<br />

Management/<br />

Maintenance<br />

Change Requests<br />

Abbildung 62: E-Learning Wertschöpfungsmodell von UBS 559<br />

Aufgrund einer Aus- bzw. Weiterbildungsnachfrage besteht der erste Schritt darin, aus<br />

der gegebenen Learning Delivery E-Channel Architecture den passenden E-Channel<br />

auszuwählen. Dieser ist im richtigen Methodenvorschlag einzubetten. Wird das<br />

vorgeschlagene Ausbildungskonzept im übergeordneten LDC Prozess für gut befunden,<br />

geht es darum, die Lerninhalte mit dem entsprechend gewählten E-Channel lerngerecht<br />

auszugestalten und die Ausbildung danach durchzuführen und zu verbreiten. Diese<br />

Prozessschritte unternimmt das Team „E-Learning Solutions“ nicht alleine, sondern mit<br />

ausgewählten Partnern aus der LDC Organisation. Der letzte Prozessschritt besteht im<br />

Sammeln der Änderungsvorschläge für die konzipierte Ausbildung, damit der<br />

Unterhaltungsprozess sichergestellt werden kann. Eingebettet ist diese E-Learning<br />

Wertkette in den übergeordneten LDC Prozess. „Gefüttert“ wird die E-Learning<br />

Wertkette von der Learning Delivery E-Channel Architecture. Diese Architektur wird<br />

wiederum in einem standardisierten Prozess laufend auf mögliche Erweiterungen<br />

überprüft. 560<br />

Somit ist diese Kategorie vollumfänglich bestätigt.<br />

3.2.1.4 Integrierte Betrachtungsweise<br />

Der nächste und letzte Prozessschritt der Analyse der Wertschöpfung besteht darin, die<br />

externe und interne Sichtweise der Wertschöpfung in einer integrierten<br />

Betrachtungsweise zusammenzuführen.<br />

559 Abbildung nach Korner (2007a), S. 11.<br />

560 Vgl. Erhebungsnotizen vom 17. Oktober 2007.


182 Empirische Untersuchungen<br />

Wie bereits aufgezeigt, wurde die externe Sichtweise gar nicht eingenommen. Deswegen<br />

ist es auch nicht erstaunlich, dass dieser Prozessschritt in keinerlei Weise von der<br />

Arbeitsgruppe vollzogen wurde. 561 Damit ist auch diese Kategorie wegzulassen.<br />

3.2.2 Weitere Hauptkategorien und Kategorien zur Analyse der Wertschöpfung<br />

Aus der Auswertung ergeben sich keine Hinweise darauf, dass eine zusätzlich<br />

Hauptkategorie oder eine weitere Kategorie zu den bereits bestehenden hinzugefügt<br />

werden sollte. 562<br />

3.2.3 Zusammenfassung der Analyse der Wertschöpfung<br />

Die folgende Abbildung fasst die Ergebnisse zusammen:<br />

Analyse der Wertschöpfung einer<br />

Bildungsorganisation<br />

Ausgangssituation<br />

Eigenes<br />

Wertschöpfungsmodell<br />

Abbildung 63: Weiterentwickelter Bezugsrahmen zur Analyse der Wertschöpfung 563<br />

Durch die Auswertungsmethode der qualitativen Inhaltsanalyse ist es gelungen, den<br />

<strong>St</strong>rukturprozessschritt der Analyse aus dem im letzten Hauptkapitel entwickelten<br />

Bezugsrahmen weiterzuentwickeln. Die Ergebnisse können wie folgt zusammengefasst<br />

werden: Weder Hauptkategorien noch Kategorien wurden hinzugefügt oder inhaltlich<br />

verändert. Eindeutig konnten aber die Kategorien ‚Wertschöpfungsmodell der Branche‘<br />

und ‚Integrierte Betrachtungsweise‘ gestrichen werden. Eine Aussensicht wird somit in<br />

der Analyse der Wertschöpfung nicht eingenommen.<br />

3.2.4 Generieren von Optionen<br />

Wie im Bezugsrahmen bereits vorgestellt, ergeben sich aus der Analyse der<br />

Wertschöpfung zwei unterschiedliche Hauptkategorien von Optionen: Bei den Optionen<br />

zur Konfiguration der Wertschöpfung geht es um das Zusammenstellen und Abstimmen<br />

des Wertschöpfungsmodells selber. 564 Die Optionen zu <strong>St</strong>rategien der Wertschöpfung<br />

hinterfragen das Wertschöpfungsmodell nicht mehr, sondern orientieren sich an der<br />

561<br />

Vgl. alle Erhebungsnotizen (siehe Anhang D).<br />

562<br />

Vgl. alle Erhebungsnotizen (siehe Anhang D).<br />

563<br />

Eigene Darstellung.<br />

564<br />

Vgl. Müller-<strong>St</strong>ewens und Lechner (2003), S. 391.


Empirische Untersuchungen 183<br />

Gestaltung der Wertschöpfung in Bezug auf deren Verbesserung in Effektivität und<br />

Effizienz. Ergeben sich in der Unternehmenspraxis der Bildungsorganisation ebenfalls<br />

diese beiden Arten von Hauptkategorien?<br />

3.2.4.1 Konfiguration der Wertschöpfung der Bildungsorganisation<br />

Aufgrund des im letzten Unterkapitel vorgestellten E-Learning Wertschöpfungsmodells<br />

der UBS 565 ist anzunehmen, dass das Team „E-Learning Solutions“ als reiner Integrator<br />

funktioniert: So scheinen die einzelnen Wertschöpfungselemente des<br />

Wertschöpfungsmodells keinen Fremdbezug aufzuweisen und vollständig unter eigener<br />

Kontrolle zu stehen. Die Auswertungen der Workshops weisen jedoch ein anderes Bild<br />

auf: 566 Abhängig davon, welcher E-Channel im ersten Wertschöpfungselement für die<br />

anstehende Ausbildungsinitiative gewählt wird, kann das Design des E-Channels<br />

entweder in völliger Eigenproduktion, wie z.B. bei E-Tests, in völliger Fremdproduktion,<br />

wie z.B. bei E-Lectures oder aber teils in Eigen- und teils in Fremdproduktion, wie z.B.<br />

bei einem Web Based Training (WBT), erfolgen. Die nachfolgenden Schritte „Pilot und<br />

Rollout“ und „Change Requests“ werden wieder im Team „E-Learning Solutions“<br />

abgewickelt. Daraus kann geschlossen werden, dass das Team - abhängig davon, welcher<br />

E-Channel gewählt wird - entweder als Orchestrator oder als Integrator funktioniert. Ist<br />

auch ein Wertschöpfungsmodell als Schichtenspezialist für dieses Team vorstellbar?<br />

Im Laufe der Gespräche in den Workshops stellte sich klar heraus, dass sich die Team-<br />

Mitglieder als E-Learning Spezialisten in der gesamten Bank verstehen. 567 Jedesmal,<br />

wenn eine Ausbildung mit E-Learning Komponenten konzipiert werden soll, kommt<br />

dieses Team in irgendeiner Form zum Zuge. Die Aufträge sind aber nicht nur auf die<br />

Geschäftsgruppe GWM&BB beschränkt. Besteht eine genügend grosse Kapazität,<br />

können durchaus auch Aufträge aus anderen Geschäftsgruppen, wie dem<br />

Investmentbanking oder dem Asset Management, angenommen werden. In der<br />

Wertschöpfungskette der erwähnten Geschäftsgruppen stellt damit das Team<br />

„E-Learning Solutions“ einen Schichtenspezialisten dar: In der Konzeption einer<br />

Ausbildung mit E-Learning erbringt das Team für das Wertschöpfungselement des<br />

E-Learning den erforderten Mehrwert.<br />

Mit dieser Auswertung ist die Hauptkategorie Konfiguration der Wertschöpfung des<br />

Bezugsrahmens mit ihren Kategorien in allen Details bestätigt worden: Aufgezeigt<br />

wurde, dass die Optionen des Orchestrators, Integrators und Schichtenspezialisten<br />

möglich sind.<br />

565<br />

Siehe Darstellung eigenes Wertschöpfungsmodell, Abbildung 62.<br />

566<br />

Vgl. Erhebungsnotizen vom 11. und 20. September 2007 sowie 10. Oktober 2007.<br />

567<br />

Vgl. Erhebungsnotizen vom 4. und 28. September 2007, sowie vom 24. Oktober 2007.


184 Empirische Untersuchungen<br />

3.2.4.2 Gestaltung der Wertschöpfung der Bildungsorganisation<br />

Laut Bezugsrahmen hinterfragt diese Hauptkategorie von Optionen das<br />

Wertschöpfungsmodell nicht mehr, sondern orientiert sich an der Gestaltung der<br />

Wertschöpfung in Bezug auf deren Verbesserung in Effektivität und Effizienz. 568 Die<br />

Kategorie ‚Aktivitätsstrategie‘ mit ihren Subkategorien Konzeption,<br />

Wertschöpfungstiefe, Fokus und Neuerungsverhalten strukturiert die möglichen Optionen<br />

der Wertschöpfung im Bildungsbereich. Da im Bezugsrahmen angenommen wurde, dass<br />

sich eine Bildungsorganisation in Bezug auf die zum Einsatz kommenden Ressourcen<br />

nicht von anderen Organisationseinheiten unterscheidet, wurde auf eine genauere<br />

Betrachtung dieser Art von <strong>St</strong>rategieoption verzichtet. Wie sieht die<br />

Unternehmensrealität der Bildungsorganisation aus?<br />

Die Auswertungen aus den einzelnen Workshops zeigen deutlich auf, dass die Gestaltung<br />

der Wertschöpfung in Bezug auf deren Verbesserung in Effektivität und Effizienz ein<br />

zentrales Diskussionsthema war. 569 Hierbei wurde vor allem die Kategorie<br />

,Aktivitätsstrategie‘ in ihren Grundzügen betrachtet. Die Kategorie ,Ressourcenstrategie‘<br />

wurde zwar immer wieder thematisiert, doch weil diese Art von Option in den Händen<br />

der Führungskräfte liegt und nicht in den Kompetenzbereich der Workshopteilnehmer<br />

fällt, wurde dieses Thema immer wieder bewusst ausgeklammert. Es liegen keine<br />

Hinweise darauf vor, dass diese Art von <strong>St</strong>rategieoption beim UBS Ausbildungsressort<br />

anders als bei anderen UBS Organisationseinheiten gehandhabt wird.<br />

Konzeption<br />

War es beim <strong>St</strong>rukturprozessschritt der Analyse gelungen, das eigene<br />

Wertschöpfungsmodell nach einem bestimmten Detaillierungs- und Vernetzungsgrad zu<br />

entwerfen, stellte sich beim <strong>St</strong>rukturprozessschritt des Generierens von Optionen - je<br />

nach Betrachtungsperspektive und Diskussionsbasis - die Frage, ob die Konzeption<br />

einfacher oder komplexer als bis anhin aufgezeigt werden sollte: Diskutierten die<br />

Workshopteilnehmer über die übergeordneten Anknüpfungsprozesse der gesamten LDC<br />

Organisation, wurde das eigene Wertschöpfungsmodell einfacher; debattierte man über<br />

die Vor- und Nachteile der einzelnen Channels in Bezug auf die Produktion, so zeigte<br />

sich die Tendenz, das eigene Wertschöpfungsmodell komplexer und in allen Details<br />

darzustellen. 570<br />

Damit stellt sich diese Subkategorie als gegeben heraus.<br />

568 Vgl. Müller-<strong>St</strong>ewens und Lechner (2003), S. 391.<br />

569 Vgl. Erhebungsnotizen vom 25. und 28. September 2007 sowie vom 4. und 17. Oktober 2007.<br />

570 Vgl. Erhebungsnotizen vom 28. September 2007.


Empirische Untersuchungen 185<br />

Wertschöpfungstiefe<br />

Wie schon bei der Konfiguration der Wertschöpfung angedeutet, wird die Produktion der<br />

Lerninhalte - abhängig von der Wahl des E-Channels - entweder selbst, teils-teils oder<br />

fremd produziert. Doch welche Kriterien sind für die Vergabe der Produktion nach<br />

aussen entscheidend? Bestätigt sich die im Bezugsrahmen dargestellte<br />

Transaktionskostentheorie?<br />

Die Auswertungen zeigen auf, dass nur im Wertschöpfungselement „Design the<br />

E-Channel“ 571 , also bei der eigentlichen Produktion der Lerninhalte, über eine<br />

unterschiedliche Wertschöpfungstiefe nachgedacht wurde. 572 Die anderen<br />

Wertschöpfungselemente schreibt jeder Experte der Arbeitsgruppe dem Team<br />

„E-Learning Solutions“ zu. Für dasjenige Wertschöpfungselement, bei dem über eine<br />

unterschiedliche Wertschöpfungstiefe nachgedacht wird, kristallisierten sich dennoch<br />

klare Gründe für eine Vergabe der Produktion heraus: Kosten, Ressourcenengpässe,<br />

rechtliche Aspekte und Technologie-Know-how sind die meist genannten Kriterien für<br />

die Arbeit des Teams im Verbund mit anderen Partnern. 573<br />

Damit erweist sich die Transaktionskostentheorie im Umfeld des UBS<br />

Ausbildungsressorts als nicht völlig erwiesen: Auf die entstehenden Kosten wird zwar<br />

geachtet, sie stehen aber nicht als einzige Optimierungsgrösse im Raum. Wiederum liesse<br />

sich diese Eigenheit einerseits mit der internen Leistungsverrechnung von UBS erklären.<br />

Andererseits könnten die Gründe dafür gemäss verschiedenen Gesprächspartnern auch<br />

mit der kulturellen Eigenheit von UBS in Zusammenhang stehen, alles selber zu<br />

produzieren zu wollen. 574 Der Frage, ob diese Beobachtung auch in anderen<br />

Ausbildungseinheiten anzutreffen ist, müsste in weiteren Forschungsarbeiten in anderen<br />

Unternehmen vertieft nachgegangen werden. 575 Dennoch zeigt sich, dass die<br />

Subkategorie der Wertschöpfungstiefe ihre Gültigkeit hat. Wie im Bezugsrahmen<br />

angenommen, gehört das Abwägen dieser Optionen, Autarkie oder Verbund, zum<br />

täglichen Geschäft einer Bildungsorganisation.<br />

Fokus<br />

Kostenminimierung oder Nutzenoptimierung des eigenen Wertschöpfungsmodells? Auch<br />

diesen Optionen wurde in der Erarbeitung der Implementierung der E-Learning <strong>St</strong>rategie<br />

571 Siehe Darstellung eigenes Wertschöpfungsmodell, Abbildung 62.<br />

572 Vgl. Erhebungsnotizen vom 28. September 2007, sowie vom 4. und 17. Oktober 2007.<br />

573 Vgl. Schmid (2008), S. B11.<br />

574 Vgl. Interview mit L. Honisch und A. Wagner und Erhebungsnotizen vom 2. Oktober 2007.<br />

575 Siehe Hauptkapitel VI, 2. Kapitel „Desiderata für weiterführende Forschungsaktivitäten“.


186 Empirische Untersuchungen<br />

viel Beachtung geschenkt. 576 Immer wieder wurde auf der einen Seite darüber diskutiert,<br />

inwieweit die Lerninhalte auf die entsprechende Zielgruppe zugeschnitten werden sollten<br />

und ob dies zu den dafür anfallenden Kosten im Verhältnis stehe. Die strategische<br />

Vorgabe, Lerninhalte zu 80% zu standardisieren und zu 20% zielgruppenspezifisch<br />

zuzuschneiden, diente in den Diskussionen als Leitlinie. 577 Auf der anderen Seite<br />

bemühten sich alle Workshopteilnehmer, den Produktionsprozess der Erstellung von<br />

E-Learning mehr und mehr zu standardisieren, so dass Kosten eingespart wurden und<br />

verhältnismässig billig produziert werden konnte. Als Beispiel dafür ist die Verwendung<br />

von sog. E-Learning „Frameworks“ zu nennen, eine Art E-Learning Template. 578 Beim<br />

<strong>St</strong>art eines Projektes muss mithilfe dessen der gewählte E-Channel nicht immer wieder<br />

von vorne programmiert werden, da gewisse <strong>St</strong>andardeinstellungen fixiert sind.<br />

Nichtsdestotrotz legt das UBS Ausbildungsressort das Schwergewicht mehrheitlich auf<br />

die Nutzenoptimierung des eigenen Wertschöpfungsmodells, denn im Urteil der<br />

verschiedenen Lösungsoptionen wird häufig zu Gunsten des Nutzens des internen<br />

Kunden entschieden. Auch hier ist eine mögliche Erklärung im internen<br />

Leistungsverrechnungsmodell der UBS zu suchen.<br />

Damit erweist sich diese Subkategorie mit ihren Optionen in den Diskussionen zur<br />

Wertschöpfung als zentral.<br />

Neuerungsverhalten<br />

Auch in Bezug auf das Neuerungsverhalten erweisen sich in der Unternehmenspraxis der<br />

LDC Organisation die zwei unterschiedlichen <strong>St</strong>rategieoptionen Innovation und Imitation<br />

als sinnvoll. Immer wieder kam es zu Diskussionen über die bestehenden Learning<br />

Delivery E-Channel Architecture und darüber, wie diese am besten erweitert werden<br />

sollte. 579 Nach dem Kriterium der Sozialform (Self-Learning, Instructor-Led und<br />

Collaborative) 580 wurde eine Art Landkarte der verschiedenen bestehenden E-Channels<br />

gezeichnet. Dabei stellte sich heraus, dass bei UBS im Bereich Collaborative noch fast<br />

keine E-Channels bestehen. Sollte man sich hierfür auf alt „bewährte“, am Markt<br />

getestete E-Channels konzentrieren oder sich als Pionier verhalten und etwas völlig<br />

Neues versuchen? Diese Fragen bewogen das MTM dazu, einen Business Case in<br />

576 Vgl. Erhebungsnotizen vom 25. und 28. September 2007 sowie vom 4. und 17. Oktober 2007.<br />

577 Vgl. Erhebungsnotizen 11. September 2007.<br />

578 Vgl. Erhebungsnotizen 17. Oktober 2007.<br />

579 Vgl. Erhebungsnotizen vom 11. und 20. September 2007 sowie vom 17. Oktober 2007.<br />

580 Prinzipiell können Lernumgebungen über verschiedene Grundbausteine arrangiert werden. Einer davon ist die<br />

Sozialform des Lernens. Das Lernen kann sich entweder individualistisch (Self-Learning), eingebunden in einem<br />

Team mit einem Instruktor (Instruktor-Led) oder in einem grösseren Plenum (Collaborative) vollziehen. Vgl. Euler<br />

(2002), S. 8 und Schöni (2007), S. 9.


Empirische Untersuchungen 187<br />

Auftrag zu geben. 581 Auch wenn die Ergebnisse dieses Auftrages noch ausstehen, 582 ist<br />

anzunehmen, dass sich UBS anlässlich der Wahl eines neuen E-Channels für die<br />

Learning Delivery E-Channel Architecture für ein imitierendes Verhalten aussprechen<br />

wird. Dies ist mit der eher konservativen kulturellen Ausprägung von UBS zu<br />

begründen. 583<br />

3.2.5 Weitere Kategorien zu den möglichen <strong>St</strong>rategieoptionen<br />

Aus den Auswertungen ergeben sich keine Hinweise darauf, dass eine weitere<br />

Hauptkategorie, eine weitere Kategorie oder eine weitere Subkategorie ergänzt werden<br />

könnte. 584<br />

3.2.6 Zusammenfassung des Generierens von Optionen<br />

Die folgende Abbildung fasst die Ergebnisse zusammen:<br />

Konfiguration der Wertschöpfung<br />

Orchestrator, Integrator und<br />

Schichtenspezialist<br />

Gestaltung der Wertschöpfung<br />

Aktivitätsstrategie<br />

Konzeption:<br />

Wertschöpfungstiefe:<br />

Fokus:<br />

Neuerungsverhalten:<br />

Ressourcenstrategie<br />

Vielfalt:<br />

Einsatzspektrum:<br />

Vernetzung:<br />

Auslöser:<br />

einfach<br />

Autarkie<br />

Kostenmin.<br />

Imitation<br />

uniform<br />

generalisiert<br />

isoliert<br />

Push<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

komplex<br />

Verbund<br />

Nutzenopt.<br />

Innovation<br />

divers<br />

spezialisiert<br />

verkoppelt<br />

Pull<br />

Abbildung 64: Weiterentwickelter Bezugsrahmen zum Generieren von Optionen der<br />

Wertschöpfung 585<br />

Zum <strong>St</strong>rukturprozessschritt Generieren von Optionen kann zusammengefasst werden,<br />

dass sich die in diesem Zusammenhang aus dem Bezugsrahmen ergebenden Optionen für<br />

eine Bildungsorganisation bestätigt haben. Eine zusätzliche Option konnte nicht<br />

identifiziert werden.<br />

581<br />

Vgl. Erhebungsnotizen vom 24. und 31. Oktober 2007 sowie vom 13. November 2007.<br />

582<br />

Aus erhebungstechnischen Gründen ist der Business Case nicht Inhalt der Erhebungen für die vorliegende Arbeit.<br />

583<br />

Vgl. Interview mit L. Honisch.<br />

584<br />

Vgl. alle Erhebungsnotizen (siehe Anhang D).<br />

585 Eigene Darstellung.


188 Empirische Untersuchungen<br />

3.2.7 Entscheiden für eine Alternative<br />

Die letzte Phase beinhaltet die Bewertung der Optionen sowie deren Auswahl und<br />

Zusammenstellung zu einem strategischen Wertschöpfungsprogramm. Die im<br />

Bezugsrahmen ausgewählten Analyse- und Beurteilungsverfahren beinhalten auch hier<br />

die Kategorien Angemessenheit, Zielerreichung, Durchführbarkeit und Konsistenz. 586<br />

Wie bereits im Bezugsrahmen angenommen, ergeben sich aus der<br />

Bildungsunternehmenspraxis keine Hinweise darauf, dass sich diese Kategorien von<br />

anderen <strong>St</strong>rategieentscheidungen unterscheiden. 587<br />

3.2.8 Besonderheiten der Betrieblichen Bildung<br />

Siehe Kapitel 2.2.8 der Fallstudie 1.<br />

3.3 Zusammenfassende Betrachtung<br />

Die folgende Abbildung soll den aufgrund der Unternehmensrealität weiterentwickelten<br />

Bezugsrahmen der Wertschöpfung zur Entstehung von Bildungsstrategien darstellen und<br />

zusammenfassen:<br />

586 Siehe Hauptkapitel III, Unterkapitel 4.3.3 „Entscheiden für eine Alternative“.<br />

587 Vgl. alle Erhebungsnotizen (siehe Anhang D).


Empirische Untersuchungen 189<br />

Analyse<br />

Generieren von<br />

Optionen<br />

Entscheiden für<br />

eine Alternative<br />

Wertschöpfung<br />

Konfiguration der Wertschöpfung<br />

Orchestrator, Integrator und<br />

Schichtenspezialist<br />

Gestaltung der Wertschöpfung<br />

Aktivitätsspezialist<br />

Konzeption:<br />

Wertschöpfungstiefe:<br />

Fokus:<br />

Neuerungsverhalten:<br />

Ressourcenstrategie<br />

Vielfalt:<br />

Einsatzspektrum:<br />

Vernetzung:<br />

Auslöser:<br />

Analyse der Wertschöpfung einer<br />

Bildungsorganisation<br />

Ausgangssituation<br />

einfach<br />

Autarkie<br />

Kostenmin.<br />

Imitation<br />

uniform<br />

generalisiert<br />

isoliert<br />

Push<br />

Eigenes<br />

Wertschöpfungsmodell<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

komplex<br />

Verbund<br />

Nutzenopt.<br />

Innovation<br />

divers<br />

spezialisiert<br />

verkoppelt<br />

Pull<br />

Angemessenheit, Zielerreichung, Durchführbarkeit und Konsistenz<br />

Abbildung 65: Weiterentwickelter Bezugsrahmen der Wertschöpfung 588<br />

Damit sind die eingangs gestellten Fragen der Fallanalyse beantwortet:<br />

1. Analyse: Wie sieht das Wertschöpfungsmodell der Branche aus?<br />

Antwort: Dieses ist für die Wertschöpfung der Bildungsorganisation nicht von<br />

Bedeutung.<br />

2. Analyse: Wie sieht das eigene Wertschöpfungsmodell aus?<br />

Antwort: Es ist je nach Ausbildungseinheit von Fall zu Fall verschieden.<br />

3. Analyse: Wie stellt die Organisation den Bezug zwischen den beiden<br />

Wertschöpfungsmodellen her?<br />

588 Eigene Darstellung.


190 Empirische Untersuchungen<br />

Antwort: Da das Wertschöpfungsmodell der Branche keinerlei Bedeutung hat, muss<br />

zwischen den beiden Perspektiven gar kein Bezug hergestellt werden.<br />

4. Generieren von Optionen: Welche Optionen ergeben sich in Bezug auf die<br />

Konfiguration der Wertschöpfung?<br />

Antwort: Die Optionen des Integrators, des Orchestrators und des<br />

Schichtenspezialisten.<br />

5. Generieren von Optionen: Welche Optionen ergeben sich in Bezug auf die Gestaltung<br />

der Wertschöpfung?<br />

Antwort: Unterschieden werden die Optionen Aktivitätsstrategie und<br />

Ressourcenstrategie. Die Aktivitätsstrategie beinhaltet die Optionen Konzeption,<br />

Wertschöpfungstiefe, Fokus und Neuerungsverhalten. Die Optionen der<br />

Ressourcenstrategie sind Vielfalt, Einsatzspektrum, Vernetzungsgrad und Auslöser.<br />

6. Entscheiden für eine Alternative: Nach welchen Kriterien werden die<br />

Gestaltungsoptionen bewertet?<br />

Antwort: Nach den Kriterien Angemessenheit, Zielerreichung, Durchführbarkeit und<br />

Konsistenz.<br />

4 FALLSTUDIE 3: REALISIERTE<br />

STRATEGIEIMPLEMENTIERUNG<br />

Die folgende Fallstudie richtet sich ebenfalls nach dem Vorgehensplan der letzten beiden<br />

Fallstudien. 589 Dies umfasst wiederum die Schritte: 1. Fragestellung der Fallanalyse,<br />

2. Falldefinition, 3. Methoden zur Fallerhebung, 4. Vorgehen zur Materialaufbereitung<br />

und 5. Auswertungsverfahren. Die folgenden zwei Unterkapitel sollen die aufgezeigten<br />

Schritte erläutern.<br />

4.1 Untersuchungsdesign<br />

Ziel der folgenden Fallstudie ist es, die Verwirklichung der <strong>St</strong>rategie (realisierte<br />

<strong>St</strong>rategieimplementierung) in der Unternehmensrealität als Teil des<br />

<strong>St</strong>rategieentstehungsprozesses bei Bildungsstrategien vertieft aufzuzeigen. Damit hat<br />

diese Fallstudie einen illustrativen Charakter. Dieses Ziel wird in der Absicht verfolgt, in<br />

dieser Arbeit explizit auch den ungeplanten, emergenten Faktoren der<br />

<strong>St</strong>rategieentstehung, auf die nicht aktiv eingewirkt werden kann, Rechnung zu tragen. 590<br />

589 Vgl. Mayring (2002), S. 43; Yin (2003), S. 21 und Gläser und Laudel (2004), S. 59 ff.<br />

590 Siehe Hauptkapitel III, Unterkapitel 2.3 „Implikationen der beiden Vorgehensmodelle für die weitere Arbeit“.


Empirische Untersuchungen 191<br />

Der im letzten Hauptkapitel aufgezeigte Bezugsrahmen für innovationsorientiertes<br />

<strong>Bildungsmanagement</strong> liefert dazu die strukturelle Grundlage. 591<br />

Dazu sind, wie zu Beginn des letzten Hauptkapitels bereits aufgezeigt, Fragen aus dem<br />

Bezugsrahmen an die Empirie gestellt worden. Die Fragestellungen zu dieser Fallanalyse<br />

lauten: 592<br />

1. Didaktische Dimension: Inwieweit werden die ausgewiesenen fachlichen und<br />

überfachlichen Lernziele erreicht, und dies zudem besser, als es mit weniger<br />

aufwändigen Lernszenarien möglich wäre?<br />

2. Organisatorische Dimension: Wie kann die für die innovativen<br />

Ausbildungsmassnahmen erforderliche Infrastruktur im Unternehmen organisatorisch<br />

verankert werden?<br />

3. Sozio-kulturelle Dimension: Wie können die Einstellungen der Akteure bzw.<br />

Innovationsbeteiligten verändert werden und wie können diese dazu bewegt werden,<br />

dauerhaft Innovations- und Diffusionsprozesse aus eigener Kraft in Gang zu setzen?<br />

4. Technologische Dimension: Wie können problemgerechte technische<br />

Funktionalitäten bereitgestellt werden?<br />

5. Ökonomische Dimension: In welchem Verhältnis stehen Kosten und Nutzen? <strong>St</strong>ehen<br />

Kosten für die Eigenentwicklung von Plattformen, aufwändige Multimedia-<br />

Produktionen im Verhältnis zum (didaktischen) Nutzen (Ressourceneffizienz)?<br />

Welche konkreten Ziele werden mit dem Projekt verfolgt? Inwiefern werden diese<br />

Ziele erreicht (Ressourceneffektivität)?<br />

Was soll als Falldefinition gelten? Wie bereits erwähnt, soll die Verwirklichung der<br />

aufgezeigten LDC <strong>St</strong>rategie und gleichzeitig der E-Learning <strong>St</strong>rategie anhand eines<br />

konkreten E-Learning Projektes dargestellt werden. Damit dient das konkrete Projekt als<br />

Mittel zum Zweck: Das Projekt zeigt eine mögliche Verwirklichung der beiden<br />

<strong>St</strong>rategien konkret auf. Das Projekt „UBS Lernpfad“ soll als Falldefinition gelten.<br />

4.1.1 Datenerhebung und -aufbereitung<br />

Im November 2004 entschied das UBS Ausbildungsressort von GWM&BB, den Auftrag<br />

zum Ausbildungsprojekt „UBS Lernpfad“ anzunehmen und zu realisieren. Vom<br />

November 2004 bis zum Oktober 2007 (3 Jahre) sammelte die Autorin alle zu diesem<br />

591<br />

Siehe Hauptkapitel III, Unterkapitel 2.2 „Bezugsrahmen Gestaltungsfelder eines innovationsorientierten<br />

<strong>Bildungsmanagement</strong>s“.<br />

592 Vgl. Diesner, Seufert und Euler (2006), S. 17 ff.


192 Empirische Untersuchungen<br />

Projekt existierenden Unterlagen. 593 Die Unterlagen wurden damit zum grössten Teil<br />

nicht selber erhoben, sondern von unterschiedlicher Seite zusammengetragen. Als<br />

Aufbereitungsmittel dienten häufig PowerPoint-Präsentationen, Protokolle und von den<br />

Projektleitern verfasste Projektberichte. Somit basiert die hier vorgestellte<br />

Einzelfallanalyse auf einer Dokumentenanalyse.<br />

4.1.2 Auswertung<br />

Auch in dieser Fallstudie erfolgte die Auswertung nach der Methode der qualitativen<br />

Inhaltsanalyse und hatte zum Ziel anhand der aufgezeigten Fragen die Kategorien des<br />

Bezugsrahmens in der Fallanalyse zu erkennen. Der Bezugsrahmen für<br />

innovationsorientiertes <strong>Bildungsmanagement</strong> ist von verschiedener Seite empirisch<br />

bestätigt worden. 594 Daher soll er in dieser Fallanalyse nicht etwa theoriebildend<br />

weiterentwickelt, sondern dessen Anwendung illustrativ-interpretierend aufgezeigt<br />

werden. Wiederum erfolgte die Auswertung bei der Methode der qualitativen<br />

Inhaltsanalyse mit Hilfe des Excelprogrammes.<br />

Auch hier stellte sich zu Beginn der Auswertung die gleiche Ausgangsfrage: Welche<br />

konkreten Kategorien sollen für die Auswertung herangezogen werden?<br />

Der im letzten Hauptkapitel verwendete Bezugsrahmen lieferte für die Auswertung die<br />

benötigten Kategorien: nämlich die Dimensionen Didaktik‚ Organisation, Kultur‚<br />

Technologie und Ökonomie.<br />

4.2 Ergebnisse<br />

Die folgenden Ergebnisse beziehen sich auf die Verwirklichung der LDC und der<br />

E-Learning <strong>St</strong>rategie. Zum besseren Verständnis dieser Auswertungsergebnisse in ihrem<br />

Zusammenhang, sollen an dieser <strong>St</strong>elle Hintergründe zum Projekt UBS Lernpfad<br />

dargestellt werden.<br />

4.2.1 Hintergründe zum Projekt UBS Lernpfad<br />

4.2.1.1 Ausgangslage: Die Ausbildungszielgruppe und deren Anforderungen an eine<br />

Ausbildung<br />

Für die Ausbildung des UBS Lernpfades wurden die Mitarbeiter des Segmentes Privat<br />

Kunden Basis (PKB) identifiziert. 595 Im Segment PKB werden in der Schweiz ca. 1.8<br />

593 In alle gesammelten Unterlagen kann bei Bedarf bei der Autorin Einsicht genommen werden.<br />

594 Vgl. Diesner, Seufert und Euler (2006), S. 11 f.<br />

595 Vgl. Wagner und Utz (2004a), o.S.


Empirische Untersuchungen 193<br />

Mio. Kunden mit einem Vermögen von bis zu 50‘000 CHF betreut. 596 Damit stellt dieses<br />

Banksegment mit seinen ca. 1‘500 Kundenberatern ein wichtiges <strong>St</strong>andbein für den<br />

Geschäftsbereich Privat- und Firmenkunden der UBS dar. Das Angebot im PKB umfasst<br />

alle Produkte zum Bezug von Bargeld, zur reibungslosen Abwicklung von Zahlungen, für<br />

die Vorsorge, für Sparer und für alle Einsteiger in die fünf Anlagebereiche. Das Segment<br />

erbringt damit zahlreiche Dienstleistungen für andere Kundensegmente. Etwa jeder vierte<br />

Schweizer ist UBS Kunde im Segment PKB.<br />

Häufig findet der erste Kontakt mit einem Kunden in diesem Segment statt. Aus diesem<br />

Grund sind die Kundenberater dieses Segmentes für den ersten Eindruck von UBS beim<br />

Kunden verantwortlich: Das Segment wird als Visitenkarte von UBS in der Schweiz<br />

bezeichnet. Nicht zu unterschätzen ist zudem das enorme Potenzial dieser Art von<br />

Kunden, können sie doch über kurz oder lang ins Privat Kunden Individual Segment<br />

(PKI) überführt werden. 597 Dieses Potenzial gilt es von den Mitarbeitern zu erkennen und<br />

dem Kunden entsprechend seinem Bedürfnis und seinen Möglichkeiten eine Lösung<br />

anzubieten. Qualifizierte Mitarbeiter durchlaufen das PKB Segment als Ausbildungsstätte<br />

auf ihrem Weg an die Kundenfront.<br />

Um eine hohe Dienstleistungsqualität für UBS Kunden bieten zu können, müssen die<br />

Mitarbeiter dieser Zielgruppe verschiedene Kompetenzen besitzen: Gefragt sind Sozialsowie<br />

Sachkompetenzen. 598 Was die Sozialkompetenzen anbelangt, muss der Mitarbeiter<br />

fähig sein, dem Kunden ein Erlebnisgefühl 599 zu vermitteln. 600 Zugleich benötigt er<br />

Kompetenzen, um das Potenzial eines Kunden zu erkennen. Aufbauend auf diesen<br />

Kompetenzen wird vom Mitarbeiter erwartet, dass er umfassende Sachkompetenzen über<br />

eine Grosszahl von Produkten und Prozessen von UBS besitzt. Bei weitergehenden<br />

Fragen des Kunden muss der Mitarbeiter zudem entweder wissen, wo diese Fragen<br />

abzuklären sind oder an welche Ansprechperson der Kunde weitergeleitet werden kann.<br />

Die Herausforderung, für die aufgezeigte Zielgruppe eine Ausbildung zu konzipieren und<br />

durchzuführen, besteht auf verschiedenen Ebenen: 601<br />

• Das PKB Segment ist häufig Durchgangsstation für Mitarbeiter auf der Karriereleiter<br />

bei UBS. Deshalb besteht in dieser Zielgruppe eine hohe Mitarbeiterfluktuationsrate.<br />

596<br />

Vgl. UBS AG (2008a), o.S.<br />

597<br />

Bei UBS wird je nach Kundenvermögen zwischen verschiedenen Kundensegmenten unterschieden: PKB <<br />

Vermögen von CHF 50'000, PKI > Vermögen von CHF 50'000 bis 250‘000.<br />

598 Vgl. Euler und Hahn (2004), S. 129.<br />

599<br />

UBS verfolgt im Wealth Management das Ziel, Kunden, wo auch immer sie mit UBS in Kontakt treten, ein<br />

einheitliches, positives Erlebnis zu bieten.<br />

600 Vgl. Bünger und Salzmann (2004), S. 4 f.<br />

601 Vgl. Wagner und Utz (2004a), o.S.


194 Empirische Untersuchungen<br />

Daher muss die Ausbildung neu einzuführende Mitarbeiter ansprechen und somit ein<br />

Grundlagenwissen abdecken. Auf der anderen Seite besteht in der Finanzbranche eine<br />

zunehmende Entwicklungsdynamik, so dass Wissen über Produkte, Prozesse, Tools<br />

und Methoden schnell veraltet. Aus diesem Grund müssen Mitarbeiter, die schon<br />

längere Zeit arbeiten, bestehendes Wissen umlernen bzw. ihr Wissen aktualisieren.<br />

Auch dazu sollte der Lernpfad geeignet sein.<br />

• Bis jetzt bestehen keine objektiven Prüfungen, um Wissenslücken von Mitarbeitern zu<br />

lokalisieren. Lernerfolgskontrollen stehen bis anhin auch nicht zur Verfügung.<br />

• Die Ausbildung soll vereinheitlicht werden.<br />

• Effizienz, Zeitersparnis und Entlastung des Ausbildungsverantwortlichen gehören zu<br />

den Zielen.<br />

• Das Angebot einer flexiblen und praxisnahen Ausbildung, welche die Qualität der<br />

Beratungsdienstleitung nachhaltig verbessert, müsste erfüllt sein.<br />

• Die Nutzung von Auslastungslücken ist ein weiteres Ziel.<br />

4.2.1.2 Konzept und Hintergründe des UBS Lernpfades<br />

Damit UBS den aufgezeigten Herausforderungen ohne Mühe begegnen kann, wurde der<br />

Lernpfad als flexibles und bedarfsgerechtes Ausbildungsangebot geschaffen. Was<br />

bedeutet dies konkret?<br />

Der Lernende betritt durch das Einstiegsportal Edunet, welches sich im Intranet der UBS<br />

befindet, den Lernpfad. Dort findet er, wie in der nachstehenden Abbildung abgebildet,<br />

verschiedene Lerninhalte, die in Themen, Module und Kategorien gegliedert sind. Auf<br />

der linken Seite befindet sich die Anleitung dazu, wie der Lernpfad zu benutzen ist.<br />

Möchte der Lernende die Sprache wechseln, so kann er den Lernpfad durch Anklicken<br />

des entsprechenden Knopfes auf Französisch oder Italienisch einsehen.


Empirische Untersuchungen 195<br />

Abbildung 66: Sicht des Endusers - Einstieg über Edunet in den Lernpfad


196 Empirische Untersuchungen<br />

Hinter der Eintrittsseite des Lernpfades steht folgendes Konzept: 602<br />

Individuelle<br />

<strong>St</strong>andortbestimmungen<br />

Austausch mit Kollegen<br />

Auf dem Web verfügbare Contents<br />

(Links/Dokumente/WBTs u.s.w.<br />

Didaktische Verknüpfung der Lerninhalte<br />

= Lernleitfaden<br />

Betreuung durch einen Coach<br />

Abbildung 67: Konzeption des UBS Lernpfades<br />

Abschliessendes<br />

Assessment mit<br />

Zertifikat<br />

Zuerst helfen individuelle <strong>St</strong>andortbestimmungen dem Lernenden, seine Wissenslücken<br />

zu identifizieren. Der Lernende hat die Möglichkeit, eine solche <strong>St</strong>andortbestimmung auf<br />

der Ebene eines Moduls, einer Kategorie oder des ganzen Lernpfades vorzunehmen. Die<br />

Ergebnisse dienen ausschliesslich zur eigenen Positionierung und können von anderen<br />

nicht eingesehen werden. Der Lernende soll auf der Basis dieser Ergebnisse<br />

herausfinden, welche Lerninhalte er bearbeiten muss.<br />

Sind dem Lernenden seine Wissenslücken bekannt, kann er diese gezielt und individuell<br />

anhand eines oder mehrerer Lernleitfäden schliessen. Der Lernleitfaden ordnet Links,<br />

Dokumente und WBT didaktisch an 603 und soll den Lernenden in seinem Lernprozess zur<br />

Bearbeitung der Inhalte unterstützen. 604 Zudem enthält der Lernleitfaden Vorschläge für<br />

die Vorgehensweise zur Bearbeitung der Themen, konkrete Lerntipps, Übungsaufgaben<br />

und Angaben dazu, wie viel Zeit für die Bearbeitung des betreffenden Moduls<br />

eingerechnet werden muss. Bei inhaltlichen Fragen aller Art während der Bearbeitung<br />

eines der Lernleitfäden kann der Lernende sich an seinen Coach wenden. Von Vorteil ist<br />

des Weiteren, wenn der Lernende sich mit seinen Kollegen austauscht.<br />

Hat der Lernende den Eindruck, seine Wissenslücke geschlossen zu haben, kann er<br />

seinen Lernerfolg wiederum anhand eines abschliessenden Assessements überprüfen. 605<br />

Dieses Assessement zeigt ihm, ob er die Lerninhalte verstanden hat. Ist dieser Test<br />

602 Vgl. Wagner und Utz (2004b), o.S.<br />

603 Vgl. Bünger (2004), o.S.<br />

604 Vgl. Herzig (2004), o.S.<br />

605 Vgl. Zwyssig-Gonzenbach (2004), o.S.


Empirische Untersuchungen 197<br />

bestanden, erhält der Lernende einen Learning History Eintrag 606 und ein Zertifikat.<br />

Ansonsten kann er ggf. einen weiteren Lernleitfaden bearbeiten.<br />

4.2.1.3 Entscheid des LDC zu Gunsten des Projektes<br />

Die Legitimität zur Annahme des UBS Lernpfades seitens LDC leitet sich von den<br />

Geschäftsprioritäten der Bank, 607 der LDC <strong>St</strong>rategie 608 und der E-Learning <strong>St</strong>rategie 609<br />

ab:<br />

Inhaltlich bekräftigt der Ausbildungsantrag eines der vorher aufgezeigten <strong>St</strong>andbeine zur<br />

Umsetzung der Wachstumsstrategie von UBS GWM&BB: Ziel des<br />

Ausbildungskonzeptes ist es, Sozial- und vor allem Sachkompetenzen der Mitarbeiter zu<br />

erhöhen. Damit soll die Dienstleistungsqualität gesteigert werden. So wird eine bessere<br />

Kundenberatung erreicht, die das innere Wachstum der Bank fördert.<br />

Das Ausbildungskonzept kann auch mühelos in die LDC <strong>St</strong>rategie eingebettet werden:<br />

Von den Ausbildungsinhalten her ist der UBS Lernpfad in die strategischen<br />

Schwerpunkte „Client Experience“ und „Next Generation“ einzuordnen. Das<br />

Ausbildungskonzept soll sowohl neuen wie auch bestehenden Mitarbeitern im PKB<br />

Segment helfen, sich in ihrer Dienstleistungsqualität aus- und weiterzubilden. Zudem<br />

können auf diese Weise junge Talente, welche das Segment als<br />

Durchgangsausbildungsstation durchlaufen, besser gefördert werden. Auch knüpft der<br />

UBS Lernpfad durch seine Ausgestaltung eng an HIL 610 an: Das Lernen wird eindeutig<br />

an den Arbeitsplatz verschoben, da damit auf Präsenzschulungen verzichtet werden kann.<br />

Der Transfer des Gelernten soll durch einen Coach unterstützt werden.<br />

Der UBS Lernpfad wurde zudem als E-Learning Ausbildung ausgestaltet. Verwendet<br />

werden bereits bestehende E-Channels aus der Learning Delivery E-Channel<br />

Architecture. Somit ist auch die E-Learning <strong>St</strong>rategie des UBS Ausbildungsressorts<br />

verwirklicht.<br />

Damit ist die Dimension <strong>St</strong>rategieentwicklung des im letzten Hauptkapitel vorgestellten<br />

Bezugsrahmens „Gestaltungsfelder eines innovationsorientierten <strong>Bildungsmanagement</strong>s“<br />

nach Euler und Seufert für den UBS Lernpfad als festgelegt zu betrachten. Die<br />

<strong>St</strong>rategieentwicklung bestimmt die Zielsetzung und somit auch die Massstäbe zur<br />

606 UBS führt von jedem Mitarbeiter eine sog. elektronische Learning History. In dieser sind sämtliche<br />

Ausbildungen, die der Mitarbeiter in seiner UBS Karriere durchlaufen hat, zusammengetragen.<br />

607 Siehe 1. Kapitel, Unterkapitel 1.1 „Die UBS AG und die Unternehmensgruppe GWM&BB“.<br />

608 Siehe 1. Kapitel, Unterkapitel 1.2 „Das Ausbildungsressort von UBS GWM&BB“.<br />

609 Siehe 3. Kapitel, Unterkapitel 3.2 „Ergebnisse“.<br />

610 Siehe 1. Kapitel, Unterkapitel 1.2 „Das Ausbildungsressort von UBS GWM&BB“.


198 Empirische Untersuchungen<br />

Beurteilung der Faktoren zur nachhaltigen Implementierung. 611 Wie sind die<br />

Implementierungsdimensionen der Bildungsmassnahme UBS Lernpfad ausgestaltet<br />

worden? Das folgende Unterkapitel soll über diese Frage Aufschluss geben.<br />

4.2.2 Die Implementierungsdimensionen<br />

Wie bereits aufgezeigt, besteht das Ziel der Auswertung darin, die Kategorien des<br />

Bezugsrahmens in der Fallanalyse zu erkennen. Dazu werden die folgenden<br />

Implementierungsdimensionen des Bezugsrahmens als Kategorien verwendet: Didaktik,<br />

Organisation, Kultur, Technologie und Ökonomie.<br />

4.2.2.1 Didaktische Dimension<br />

Die didaktische Realisierung des UBS Lernpfades stellt den Schlüssel zum Erfolg des<br />

Ausbildungskonzeptes dar: Nur wenn es durch ein didaktisches Konzept gelingt, dass<br />

verschiedene Lernformen/-methoden zum Einsatz kommen, die Möglichkeit zum<br />

Austausch und zur Reflexion über das neu erworbene Wissen besteht und der<br />

Praxisbezug gewährleistet ist, wird anhand des UBS Lernpfades nachhaltig gelernt<br />

werden können. Der Lernerfolg muss mit der E-Learning Lösung zudem besser erreicht<br />

werden, als dies mit weniger aufwändigen Lernszenarien möglich wäre.<br />

Wie bereits aufgezeigt, besteht das didaktische Konzept des UBS Lernpfades aus den<br />

Elementen <strong>St</strong>andortbestimmung, Lernleitfaden, Assessement und Austausch mit<br />

Kollegen/Coach. 612 Diese Ausgestaltung mit den unterschiedlichen didaktischen<br />

Elementen bringt auf verschiedenen Ebenen eine hohe Flexibilität mit sich: 613<br />

• Persönliche zeitliche Präferenzen und der individuell unterschiedliche<br />

Vertiefungsgrad können vom Lernenden selber bestimmt werden.<br />

• Verschiedene Lernformen/-methoden kommen zum Einsatz. Damit wird eine grosse<br />

Anzahl von unterschiedlichen Lerntypen angesprochen.<br />

• Durch die Gestaltung der Lernleitfäden anhand von Hyperlinks kann sich der<br />

Lernende einerseits die fachlichen Inhalte erarbeiten und gleichzeitig auf einfache<br />

Weise lernen, wo und in welchen Datenbanken der Bank die gesuchten und<br />

relevanten Informationen zu finden sind.<br />

• Des Weiteren kann der Lernende die Lernleitfäden jederzeit als Nachschlagewerk<br />

benutzen. Im Gegensatz zu einem traditionellen Lernmedium, wie z.B. einem Buch,<br />

ist die Lernquelle immer auf dem aktuellsten <strong>St</strong>and.<br />

611<br />

Vgl. Diesner, Seufert und Euler (2006), S. 17 f.<br />

612<br />

Vgl. Bünger (2004), o.S. und siehe Konzeption des UBS Lernpfades, Abbildung 67.<br />

613 Vgl. Wagner und Utz (2004b), o.S.


Empirische Untersuchungen 199<br />

Ob der didaktische Effekt bei Anwendung dieses E-Learning Konzepts am Arbeitsplatz<br />

höher ausfällt als bei einem traditionellen Ausbildungskonzept, lässt sich nicht schlüssig<br />

beantworten, da eine entsprechende Vergleichsbasis fehlt. Die Anwendbarkeit des<br />

Gelernten am Arbeitsplatz ist aber abgeleitet von der Evaluation 614 umso grösser, je mehr<br />

auch Coachs/Ausbildungsverantwortliche den Praxistransfer didaktisch zu realisieren<br />

verstehen. 615 Durch den UBS Lernpfad erhält der Auszubildende auf jeden Fall mehr Zeit<br />

für den Austausch, die Reflexion und den Praxistransfer.<br />

4.2.2.2 Organisatorische Dimension<br />

Soll ein E-Learning Ausbildungskonzept wie dasjenige des UBS Lernpfades realisiert<br />

werden, so ist dies nicht eine Organisationsfrage eines „Single Event“, sondern erfordert<br />

nur schon dadurch, dass dieses Ausbildungskonzept mit seinen Inhalten immer auf dem<br />

aktuellsten <strong>St</strong>and bleiben muss, ein prozessorientiertes Vorgehen. 616<br />

Zu Beginn des Projektes im November 2004 war daher der UBS Lernpfad<br />

organisatorisch im Team „<strong>St</strong>rategic Education Initiatives“ angesiedelt. Aufgabe dieses<br />

Teams war es, strategische Ausbildungsinitiativen, so wie dies der UBS Lernpfad<br />

darstellt, vorwärtszutreiben und zu realisieren. Bewährten sich einst nach ausführlicher<br />

Evaluation die Ausbildungskonzepte, wurden die erfolgreichen Ausbildungsmassnahmen<br />

an Organisationseinheiten weitergeleitet, die deren laufenden Einsatz und nicht mehr die<br />

Konzeption selber garantierten. So gelangte der UBS Lernpfad nach einer positiven<br />

Evaluation im Sommer 2005 in die Organisationseinheit „E-Learning Solutions“, wo er<br />

noch heute unterhalten wird. 617<br />

Für den Unterhalt des Ausbildungskonzeptes war von Seiten des UBS<br />

Ausbildungsressorts eine langfristige Zusage erforderlich, eine solche Ausbildung als<br />

<strong>St</strong>andardangebot zur Verfügung zu stellen. Mit dieser Zusage war eine effiziente<br />

Gestaltung der Unterhaltsprozesse des UBS Lernpfades verbunden. 618 In sog.<br />

Maintenancephasen verpflichtete sich das UBS Ausbildungsressort, zweimal jährlich die<br />

Inhalte auf den aktuellsten <strong>St</strong>and zu bringen. Gleichzeitig wird in diesen<br />

Maintenancephasen überprüft, ob eine Anpassung der inhaltlichen <strong>St</strong>rukturen erforderlich<br />

ist. Damit besteht für den Lernpfad eine gewisse Flexibilität, die Inhalte an die<br />

Ausbildungsbedürfnisse anzupassen. Bewährte Prozesse in der Zusammenarbeit mit<br />

Auftraggebern, Autoren, Übersetzungsdiensten, Fachverantwortlichen und dem<br />

614<br />

Nach dem Pilotprojekt wurde eine Evaluation vorgenommen.<br />

615<br />

Vgl. Bünger und Wagner (2005), S. 11.<br />

616<br />

Vgl. Interview mit A. Wagner.<br />

617<br />

Vgl. Bünger (2007), o.S.<br />

618<br />

Vgl. Zwyssig-Gonzenbach, Weisert und Bünger (2005), o.S.


200 Empirische Untersuchungen<br />

„E-Learning Solution Team“ haben sich in der Zwischenzeit für eine Maintenancephase<br />

etabliert.<br />

4.2.2.3 Sozio-kulturelle Dimension<br />

Der Einsatz von E-Learning kann zur Veränderung von Gewohnheiten und Einstellungen<br />

der Lehrenden und Lernenden führen. Diese Veränderungen mussten auch im UBS<br />

Lernpfad gezielt angegangen werden:<br />

Sobald die Ausbildungsinitiative UBS Lernpfad fertig entwickelt war, wurde sie den<br />

Lehrenden und Lernenden sofort zur Verfügung gestellt. Auf eine Einführung, in welcher<br />

der Lernpfad den Menschen, die damit arbeiten sollten, vorgestellt wurde, wurde<br />

verzichtet. 619 Erst der Evaluationsbericht brachte allfällige sozio-kulturelle<br />

Veränderungen und damit verbundene Probleme an den Tag. 620 So fühlten sich einerseits<br />

die Lernenden mit der neuen Ausbildung häufig alleine gelassen. Der Wunsch nach mehr<br />

Interaktion war eines ihrer Hauptanliegen. Andererseits hatten diejenigen Teamleiter und<br />

Coachs, welche früher als Ausbildungsverantwortliche fungierten hatten, grosse Mühe,<br />

mit dem nunmehr veränderten Rollenverständnis umzugehen. Der Anteil an fachlicher<br />

Ausbildung hatte sich für sie um einiges reduziert. Fortan waren sie nicht mehr nur für<br />

die reine Wissensvermittlung zuständig, sondern auch für den Praxistransfer des Wissens<br />

und für die Vermittlung von Motivation.<br />

Basierend auf den Ergebnissen des Evaluationsberichtes wurden zur grösseren Akzeptanz<br />

der sozio-kulturellen Veränderungen, welche der UBS Lernpfad bewirkte, sowohl für die<br />

Lernenden wie auch für die Lehrenden Massnahmen ergriffen. 621 Gezielt wurde für die<br />

Lernenden eine Art „Gebrauchsanweisung“ für den UBS Lernpfad entwickelt. Zusätzlich<br />

wurde eine Mailbox eingerichtet, an welche fachliche Fragen, Anregungen und<br />

Feedbacks gerichtet werden konnten. Für die Coachs/Teamleiter wurden didaktische<br />

Schulungen organisiert, 622 durch die ihnen das veränderte Rollenverständnis bewusst<br />

vermittelt wurde. Ferner wurden ihnen Vorschläge unterbreitet, wie mit der neuen<br />

Ausbildungsmethode umzugehen sei, aber auch deren Vor- und Nachteile aufgezeigt.<br />

4.2.2.4 Technologische Dimension<br />

Bei der technischen Realisierung bestand eine der grössten Herausforderungen darin, das<br />

Ausbildungskonzept in die vorhandene technische Infrastruktur von UBS zu<br />

619 Vgl. Bünger (2007), o.S.<br />

620 Vgl. Bünger und Wagner (2005), S. 21.<br />

621 Vgl. Bünger (2007), o.S.<br />

622 Vgl. Isenegger (2006), o.S.


Empirische Untersuchungen 201<br />

integrieren. 623 Nur durch eine erfolgreiche Kompatibilität war garantiert, dass Lernende<br />

an unterschiedlichen <strong>St</strong>andorten den UBS Lernpfad nutzen konnten und dass dieser auch<br />

technisch funktionierte. Gleichzeitig galt es, trotz technischer Umsetzungsgegebenheiten<br />

die Einfachheit und Usability des Ausbildungskonzeptes zu gewährleisten.<br />

Aus diesem Grund wurden sämtliche didaktischen Ausbildungselemente des UBS<br />

Lernpfades wie <strong>St</strong>andortbestimmungen, Lernleitfaden und Assessement so konzipiert,<br />

dass sie in die Lernplattform MyCampus von UBS eingebaut werden konnten. Dazu war<br />

von den am Projekt beteiligten Personen nicht nur didaktisches Wissen erforderlich,<br />

sondern auch detaillierte Kenntnisse bezüglich der Funktionalitäten von MyCampus. Da<br />

sich die Lernplattform jedoch nicht als hinreichend bedienerfreundlich erwies, wurde für<br />

den Zugang des Lernenden zum UBS Lernpfad das Edunet gewählt. 624 Das Edunet ist<br />

eine HTML basierte Seite, die <strong>St</strong>andortbestimmungen, Lernleitfäden und Assessements<br />

auf eine einfache Weise darstellt. 625 Anhand von Links wird auf die entsprechenden<br />

benötigten Elemente in MyCampus verwiesen. Der Lernende bearbeitet somit die<br />

Elemente auf MyCampus, besitzt aber die einfache Optik auf die einzelnen didaktischen<br />

Elemente des Edunet.<br />

4.2.2.5 Ökonomische Dimension<br />

Die ökonomischen Effekte, die aus dem Lernpfad resultieren, können in drei<br />

verschiedene Gruppen eingeteilt werden: in die ökonomischen Effekte bei der Erstellung,<br />

der Verwendung und der möglichen Ausbreitung/Skalierbarkeit des UBS Lernpfades.<br />

Der UBS Lernpfad verursachte, wie alle E-Learning Projekte, erhebliche<br />

Anfangsinvestitionen: 626 In der 6 Monate dauernden Konzeptionsphase waren über 20<br />

Personen am Projekt beteiligt. Insgesamt wurden 340 Personentage zur Realisierung des<br />

Projektes verwendet. Die Arbeiten reichten von der Projektverantwortlichkeit über das<br />

Entwerfen der Lernleitfäden und Fragen bis hin zu den technischen Aspekten des<br />

E-Testings und allen Übersetzungen in die verschiedenen Sprachen. Für den ständigen<br />

Unterhalt wurde eine 50%-<strong>St</strong>elle geschaffen. Zu bemerken ist, dass die<br />

Anfangsinvestitionen für die E-Learning Komponenten der Ausbildungsinitiative höher<br />

waren als bei einem traditionellen Ausbildungsprojekt.<br />

Bei der Verwendung des UBS Lernpfades waren jedoch grosse Kostenersparnisse zu<br />

verzeichnen: 627<br />

623<br />

Vgl. Utz und Isenegger (2004), o.S.<br />

624<br />

Siehe Sicht des Endusers, Abbildung 66.<br />

625<br />

Vgl. Bünger (2007), o.S.<br />

626<br />

Vgl. Bünger und Wagner (2005), S. 4.<br />

627<br />

Vgl. Krücker (2006), o.S. und Bünger (2007), o.S.


202 Empirische Untersuchungen<br />

• Durch die E-Learning Ausgestaltung der Ausbildungsinitiative ist eine unkomplizierte<br />

Modularität geschaffen worden. Daher eignet sich der UBS Lernpfad sowohl zur<br />

Ausbildung neuer als auch bestehender Mitarbeiter, welche wiederum<br />

unterschiedliche Wissenslücken aufweisen. Daraus resultiert ein beträchtlicher<br />

ökonomischer Effekt in Form von Kostenersparnissen, denn trotz heterogener<br />

Ausbildungskenntnisse müssen nicht verschiedene Ausbildungen angeboten werden.<br />

• Die Ausbreitung des UBS Lernpfades auf weitere Mitarbeiter ist problemlos möglich.<br />

Die Anfangsinvestitionen für dieses Projekt wurden als Fixkosten getätigt und werden<br />

auch bei einem vergrösserten Benutzerkreis nicht steigen.<br />

• Wie aufgezeigt wurde, ist es beim UBS Lernpfad möglich, unterschiedliche bereits<br />

vorhandene Informationsquellen in die Ausbildung mit einzubeziehen. Daraus können<br />

effizient Ressourcensynergien geschaffen werden.<br />

• Ob dank der E-Learning Komponente des UBS Lernpfades die Ausbildungsdauer<br />

verkürzt wird, was zu Einsparungen führen würde, ist nicht schlüssig zu sagen. Die<br />

Evaluation verdeutlichte jedoch eine eindeutige Entlastung der<br />

Ausbildungsverantwortlichen.<br />

Auch eine Weiterentwicklung des UBS Lernpfades für einen anderen Benutzerkreis<br />

ausserhalb des PKB Segmentes ist unkompliziert möglich. Da durch die Modularität<br />

nicht alle Inhalte neu geschaffen werden müssen, können auch hier erhebliche<br />

Kostenersparnisse bei geringen zusätzlichen Weiterentwicklungskosten realisiert<br />

werden. 628<br />

Insgesamt kann somit geschlossen werden, dass die Ressourcen für das Projekt UBS<br />

Lernpfad effizient und am richtigen Ort (Effektivität) eingesetzt wurden. 629<br />

4.3 Zusammenfassende Betrachtung<br />

Die Implementierungsdimensionen Didaktik, Organisation, Kultur, Technologie und<br />

Ökonomie sind im konkreten E-Learning Projekt UBS Lernpfad alle wiedererkannt<br />

worden: Es stellte sich heraus, dass die didaktische Dimension der Schlüssel zum Erfolg<br />

bei der Realisierung des Projektes ist. Nur wenn es mit Hilfe eines geeigneten<br />

didaktisches Konzepts gelingt, verschiedene Lernformen/-methoden zum Einsatz zu<br />

bringen, wenn die Möglichkeit zum Austausch und zur Reflexion über das neu erworbene<br />

Wissen besteht und der Praxisbezug gewährleistet ist, kann anhand des UBS Lernpfades<br />

nachhaltig gelernt werden. Die organisatorische Dimension begründete, warum für ein<br />

628<br />

Vgl. Krücker (2006), o.S.<br />

629<br />

Vgl. Bünger und Wagner (2005), S. 4.


Empirische Untersuchungen 203<br />

Ausbildungskonzept in der Art des UBS Lernpfades ein prozessorientiertes Vorgehen<br />

unabdingbar ist. Danach wurden die sozio-kulturellen Veränderungen, die der Lernpfad<br />

für Lehrende und Lernende mit sich brachte, aufgezeigt. Ergriffene Massnahmen zur<br />

grösseren Akzeptanz der sozio-kulturellen Veränderungen wurden danach dargestellt.<br />

Bezüglich der technischen Realisierung bestand eine der grössten Herausforderungen<br />

darin, das Ausbildungskonzept bei gleichzeitiger Gewährleistung von Einfachheit und<br />

Usability in die vorhandene technische Infrastruktur von UBS zu integrieren. Zum<br />

Schluss konnten ökonomische Effekte bei der Erstellung, der Verwendung und der<br />

möglichen Ausbreitung/Skalierbarkeit des UBS Lernpfades ausgemacht werden.<br />

Damit ist in der Unternehmensrealität die Verwirklichung der <strong>St</strong>rategie (realisierte<br />

<strong>St</strong>rategieimplementierung), hier die Verwirklichung der LDC <strong>St</strong>rategie und gleichzeitig<br />

der E-Learning <strong>St</strong>rategie, als Teil des <strong>St</strong>rategieentstehungsprozesses bei<br />

Bildungsstrategien mit der Fallstudie drei vertieft aufgezeigt worden. Ungeplanten,<br />

emergenten Faktoren bei der <strong>St</strong>rategieentstehung, auf die nicht aktiv eingewirkt werden<br />

kann, wurde durch die Illustration der Fallstudie drei Rechnung getragen, indem sie zwar<br />

nicht einzeln herauskristallisiert wurden, aber beim Aufzeigen der Verwirklichung der<br />

LDC und der E-Learning <strong>St</strong>rategie auf natürliche Weise mit einfliessen.<br />

Das detaillierte Aufzeigen der emergenten Faktoren ist deshalb nicht möglich, da sich<br />

diese bei der Verwirklichung der <strong>St</strong>rategie auf Grundlage des Zusammenspiels der<br />

verschiedenen Einflussfaktoren der <strong>St</strong>rategieentstehung spontan ergeben. 630 Dabei lassen<br />

sich die emergenten Elemente nicht offensichtlich auf Eigenschaften zurückführen, die<br />

diese isoliert aufweisen. Als solche kommt es aber dadurch zur so nicht beabsichtigten<br />

Entstehung von Ordnung und Bedeutung. Damit kann sich eine realisierte <strong>St</strong>rategie im<br />

Verlaufe der Zeit dank der emergenten Faktoren verändern, obschon die Einflussfaktoren<br />

der <strong>St</strong>rategieentstehung die gleichen bleiben. Die emergenten <strong>St</strong>rategien sind damit<br />

Ausdruck des Wandels, der sich als fortlaufender tagtäglicher Prozess in der<br />

Bildungsorganisation vollzieht. Sie können jedoch nicht in einem bestimmten Moment<br />

als Ereignis oder als Ausnahme erfasst werden, sondern sind im <strong>St</strong>rom von Interaktionen,<br />

im Fluss von situativen Initiativen, mit der die Organisation täglich konfrontiert ist, zu<br />

sehen. 631<br />

Die Berücksichtigung von emergenten <strong>St</strong>rategien im <strong>St</strong>rategieentstehungsprozess ist<br />

deshalb wichtig, weil damit der Kritik nachgegangen wird, in der Organisationsforschung<br />

auch Wandel zu berücksichtigen, der sich durch dessen Fliesseigenschaft, Verbreitung,<br />

offenes Ende und Unteilbarkeit auszeichnet.<br />

630<br />

Vgl. Müller-<strong>St</strong>ewens und Lechner (2003), S. 70 f.<br />

631<br />

Vgl. Chia und Tsoukas (2002), S. 567 f.


204 Empirische Untersuchungen<br />

Die eingangs gestellten Fragen der Fallanalyse sind beantwortet:<br />

1. Didaktische Dimension: Inwieweit werden die ausgewiesenen fachlichen und<br />

überfachlichen Lernziele erreicht, und dies zudem besser, als es mit weniger<br />

aufwändigen Lernszenarien möglich wäre?<br />

Antwort: Durch das didaktische Konzept des UBS Lernpfades mit den Elementen<br />

<strong>St</strong>andortbestimmung, Lernleitfaden, Assessement und Austausch mit Kollegen/Coach<br />

lassen sich fachliche und überfachliche Lernziele verwirklichen.<br />

2. Organisatorische Dimension: Wie kann die für die innovativen<br />

Ausbildungsmassnahmen erforderliche Infrastruktur im Unternehmen organisatorisch<br />

verankert werden?<br />

Antwort: Durch die Zusicherung eines jährlich zweimal erfolgenden Unterhaltes der<br />

Inhalte durch die UBS ist das Projekt fest bei einem dafür zuständigen Team<br />

verankert.<br />

3. Sozio-kulturelle Dimension: Wie können die Einstellungen der Akteure bzw.<br />

Innovationsbeteiligten verändert werden und wie können diese dazu bewegt werden,<br />

dauerhaft Innovations- und Diffusionsprozesse aus eigener Kraft in Gang zu setzen?<br />

Antwort: Durch Ergreifen von gezielten Massnahmen, die den UBS Lernpfad sowohl<br />

dem Lernenden, wie auch dem Lehrenden näher bringen.<br />

4. Technologische Dimension: Wie können problemgerechte technische<br />

Funktionalitäten bereitgestellt werden?<br />

Antwort: Durch das Integrieren des UBS Lernpfades in die bestehende technische<br />

Infrastruktur von UBS bei gleichzeitigem Versuch, Einfachheit und Usability<br />

beizubehalten.<br />

5. Ökonomische Dimension: In welchem Verhältnis stehen Kosten und Nutzen? <strong>St</strong>ehen<br />

Kosten für die Eigenentwicklung von Plattformen, aufwändige Multimedia-<br />

Produktionen im Verhältnis zum (didaktischen) Nutzen (Ressourceneffizienz)?<br />

Welche konkreten Ziele werden mit dem Projekt verfolgt? Inwiefern werden diese<br />

Ziele erreicht (Grad der Zielerreichung) (Ressourceneffektivität)?<br />

Antwort: Durch den UBS Lernpfad kristallisieren sich verschiedene ökonomische<br />

Effekte heraus: Diese treten bei der Erstellung, Verwendung und möglichen<br />

Ausbreitung des Lernpfades auf. Insgesamt kann ein positiver ökonomischer Effekt<br />

ausgemacht werden.


Empirische Untersuchungen 205<br />

5 ZUSAMMENFÜHRUNG DER ERKENNTNISSE<br />

Die folgende Abbildung soll den aufgrund der Unternehmensrealität überarbeiteten<br />

Bezugsrahmen zur Analyse der Entstehung von Bildungsstrategien darstellen und<br />

zusammenfassen:<br />

Analyse<br />

Generieren<br />

von Optionen<br />

Entscheiden<br />

für eine<br />

Alternative<br />

Positionierung Wertschöpfung<br />

Analyse der Einflusskräfte auf eine<br />

Bildungsorganisation<br />

Ausgangssituation<br />

Analyse der<br />

Einflusskräfte der<br />

Umwelt<br />

Kunde<br />

Andere<br />

Funktionseinheiten<br />

Wettbewerber<br />

Weitere<br />

Anspruchsgruppen<br />

Analyse der<br />

Einflusskräfte des<br />

Unternehmens<br />

Analyse des<br />

bestehenden<br />

Bildungsangebotes<br />

Analyse des Reifegrades<br />

der<br />

Bildungsorganisation<br />

Analyse der<br />

<strong>St</strong>euerungsformen<br />

internationaler<br />

Unternehmen<br />

Analyse der<br />

Bildungsstrategie<br />

anderer<br />

Unternehmensgruppen<br />

Allgemeine Umwelt<br />

Integrierte Betrachtung<br />

Variation: alt neu<br />

Feld: Rückzug Diversifikation<br />

Lernkultur: alt neu<br />

Analyse der Wertschöpfung einer<br />

Bildungsorganisation<br />

Ausgangssituation<br />

Eigenes<br />

Wertschöpfungsmodell<br />

Konfiguration der Wertschöpfung<br />

Orchestrator, Integrator und<br />

Schichtenspezialist<br />

Gestaltung der Wertschöpfung<br />

Aktivitätsstrategie<br />

Konzeption:<br />

Wertschöpfungstiefe:<br />

Fokus:<br />

Neuerungsverhalten:<br />

Ressourcenstrategie<br />

Vielfalt:<br />

Einsatzspektrum:<br />

Vernetzung:<br />

Auslöser:<br />

einfach<br />

Autarkie<br />

Kostenmin.<br />

Imitation<br />

uniform<br />

generalisiert<br />

isoliert<br />

Push<br />

Angemessenheit, Zielerreichung, Durchführbarkeit und Konsistenz<br />

• Einflussbereich auf effektives Lernen<br />

• Messbarkeit<br />

• Expertendasein im Bildungsbereich<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

komplex<br />

Verbund<br />

Nutzenopt.<br />

Innovation<br />

divers<br />

spezialisiert<br />

verkoppelt<br />

Pull<br />

Abbildung 68: Weiterentwickelter Bezugsrahmen zur Analyse der Entstehung von<br />

632 Eigene Darstellung.<br />

Bildungsstrategien 632


206 Empirische Untersuchungen<br />

Der <strong>St</strong>rukturprozessschritt Analyse im Bezugsrahmen für die Positionierung wurde<br />

inhaltlich vertieft und genauer ausgerichtet; die Grundstruktur blieb jedoch abgesehen<br />

von der neu gegründeten Subkategorie Analyse der Bildungsstrategie anderer<br />

Unternehmensgruppen die gleiche wie im entworfenen Bezugsrahmen. Dies steht im<br />

Gegensatz zum nächsten <strong>St</strong>rukturprozessschritt Generieren von Optionen der<br />

Positionierung. Der Bezugsrahmen wurde dahingehend verändert, dass sich die Optionen<br />

Variation und Feld als bestätigt erwiesen; die beiden anderen Optionen Substanz und <strong>St</strong>il<br />

jedoch nicht. Zudem erwies sich die Einführung einer weiteren <strong>St</strong>rategieoption als<br />

sinnvoll: Beibehaltung (alt) oder Veränderung (neu) der Lernkultur.<br />

Im <strong>St</strong>rukturprozessschritt der Analyse im Bezugsrahmen der Wertschöpfung konnten<br />

keine Hauptkategorien und Kategorien zugefügt oder inhaltlich verändert werden.<br />

Eindeutig liessen sich aber die Kategorien ‚Wertschöpfungsmodell der Branche‘ und<br />

‚Integrierte Betrachtung‘ streichen. Zum <strong>St</strong>rukturprozessschritt Generieren von Optionen<br />

kann zusammenfassend festgehalten werden, dass sich die Optionen für eine<br />

Bildungsorganisation, die sich in diesem Zusammenhang aus dem Bezugsrahmen<br />

ergaben, bestätigt haben. So konnte keine zusätzliche Option identifiziert werden.<br />

Das Umfeld der Positionierung wie auch der Wertschöpfung bei der <strong>St</strong>rategieentstehung<br />

bei Bildungsstrategien zeichnet sich durch die Kategorien ‚Einflussbereich auf effektives<br />

Lernen‘, ‚Messbarkeit in der betrieblichen Bildung‘ und ‚Expertendasein im<br />

Bildungsbereich‘ aus.<br />

Ferner stellte die dritte Fallstudie die Implementierungsdimensionen Didaktik,<br />

Organisation, Kultur, Technologie und Ökonomie des Bezugsrahmens für<br />

innovationsorientiertes <strong>Bildungsmanagement</strong> dar. Damit ist das Ziel erreicht, in dieser<br />

Arbeit explizit auch den ungeplanten, emergenten Faktoren der <strong>St</strong>rategieentstehung, auf<br />

die nicht aktiv eingewirkt werden kann, Rechnung zu tragen. Die ungeplanten,<br />

emergenten Faktoren wurden zwar nicht einzeln herauskristallisiert, flossen aber durch<br />

das Aufzeigen der verwirklichten <strong>St</strong>rategie (realisierte <strong>St</strong>rategieimplementierung) auf<br />

natürliche Weise mit ein.


Bezugsrahmen II: Entstehung von Bildungsstrategien 207<br />

V BEZUGSRAHMEN II: ENTSTEHUNG VON<br />

BILDUNGSSTRATEGIEN<br />

Zielsetzung der Dissertation ist es, einen Beitrag zur Theoriebildung in Bezug auf die<br />

Entstehung von Bildungsstrategien zu leisten. Dazu wurden gemäss dem dieser Arbeit zu<br />

Grunde liegenden Forschungsprozess, der auf dem wissenschaftstheoretischen<br />

Grundverständnis der Hermeneutik basiert, 633 im Hauptkapitel II zuerst die Grundlagen<br />

geschaffen, damit der Forschungsfrage nachgegangen werden konnte. Darauf folgte im<br />

Hauptkapitel III, basierend auf der allgemeinen Literatur zum <strong>St</strong>rategischen<br />

Management, der Entwurf eines Bezugsrahmens dazu, wie Bildungsstrategien entstehen.<br />

Im Hauptkapitel IV wurde die Entstehung von Bildungsstrategien in der<br />

Unternehmensrealität analysiert. Auf der Grundlage dieser Ergebnisse konnte der<br />

entworfene Bezugsrahmen theoriebildend weiterentwickelt werden. Ziel dieses<br />

Hauptkapitels V ist es nunmehr, die Ergebnisse der letzten Kapitel in konsistenter Form<br />

als Bezugsrahmen II vorzustellen.<br />

Dazu wird in einem ersten Schritt die Konkretisierung der Forschungsfrage aufgezeigt.<br />

Darauf aufbauend werden im zweiten Schritt der Bezugsrahmen II und der damit<br />

zusammenhängende Bezugsrahmen Gestaltungsfelder eines innovationsorientierten<br />

<strong>Bildungsmanagement</strong>s grafisch dargestellt. Die <strong>St</strong>ruktur des Bezugsrahmens II wird an<br />

dieser <strong>St</strong>elle verdeutlicht. Im dritten und letzten Schritt wird auf die einzelnen Elemente<br />

des Bezugsrahmens II Bezug genommen.<br />

Im Verlauf der Arbeit wurde die Forschungsfrage „Wie entstehen Bildungsstrategien?“<br />

durch mehrere Teilfragen konkretisiert. Diese lauten:<br />

• Initiierung<br />

Wie sind strategische Initiativen im Bildungsbereich eines Unternehmens gestaltet?<br />

• Positionierung<br />

1. Analyse: Welche Einflusskräfte der Umwelt wirken auf die Organisation?<br />

2. Analyse: Welche Einflusskräfte des Unternehmens selber wirken auf die<br />

Organisation?<br />

3. Analyse: Wie stellt die Organisation den Bezug zwischen internen und externen<br />

Einflusskräften her?<br />

4. Generieren von Optionen: Welche Art von Optionen ergeben sich aus der<br />

Analyse/integrierten Betrachtungsweise?<br />

633 Siehe Hauptkapitel I, Unterkapitel 2.2.2 „Relevanz der Hermeneutik für die Dissertation“.


208 Bezugsrahmen II: Entstehung von Bildungsstrategien<br />

5. Entscheiden für eine Alternative: Nach welchen Kriterien werden die<br />

Gestaltungsoptionen bewertet?<br />

• Wertschöpfung<br />

1. Analyse: Wie sieht das eigene Wertschöpfungsmodell aus?<br />

2. und 3. erwiesen sich als von der Empirie nicht bestätigt. Deshalb können diese Fragen<br />

gestrichen werden.<br />

4. Generieren von Optionen: Welche Optionen ergeben sich in Bezug auf die<br />

Konfiguration der Wertschöpfung?<br />

5. Generieren von Optionen: Welche Optionen ergeben sich in Bezug auf die Gestaltung<br />

der Wertschöpfung?<br />

6. Entscheiden für eine Alternative: Nach welchen Kriterien werden die<br />

Gestaltungsoptionen bewertet?<br />

• Veränderung<br />

Wie wirken strategische Initiativen und verändern den Bildungsbereich?<br />

Die Antworten auf diese Teilfragen werden im Bezugsrahmen II beschrieben. Der<br />

Bezugsrahmen II lässt sich grafisch wie folgt präsentieren:


Bezugsrahmen II: Entstehung von Bildungsstrategien 209<br />

Formulierung Implementierung<br />

Initiierung Positionierung Wertschöpfung Veränderung<br />

Bezugsrahmen<br />

zur Gestaltung<br />

der Veränderungsarbeit<br />

Analyse<br />

Bezugsrahmen<br />

zur Gestaltung<br />

der Initiierungsarbeit<br />

Timing Wann?<br />

Ort Wo?<br />

Akzente Was?<br />

Analyse der Wertschöpfung einer<br />

Bildungsorganisation<br />

Ausgangssituation<br />

Eigenes<br />

Wertschöpfungsmodell<br />

Analyse der Einflusskräfte auf eine<br />

Bildungsorganisation<br />

Ausgangssituation<br />

Analyse der<br />

Einflusskräfte des<br />

Unternehmens<br />

Analyse der<br />

Einflusskräfte der<br />

Umwelt<br />

634 Eigene Darstellung.<br />

Beteiligte Wer?<br />

Akteure Wer?<br />

Analyse des<br />

bestehenden<br />

Kunde<br />

Timing Wann?<br />

Bildungsangebotes<br />

Räume Wo?<br />

Mittel Womit?<br />

Analyse des Reifegrads<br />

der<br />

Bildungsorganisation<br />

Andere<br />

Funktionseinheiten<br />

Vorgehen Was?<br />

Analyse der<br />

<strong>St</strong>euerungsformen<br />

internationaler<br />

Unternehmen<br />

Analyse der<br />

Bildungsstrategie<br />

anderer<br />

Unternehmensgruppen<br />

Zs. Arbeit Wie?<br />

Wettbewerber<br />

Weitere<br />

Anspruchsgruppen<br />

Allgemeine Umwelt<br />

Integrierte Betrachtung<br />

Konfiguration der Wertschöpfung<br />

Orchestrator, Integrator und<br />

Schichtenspezialist<br />

neu<br />

Diversifikation<br />

neu<br />

<br />

<br />

<br />

alt<br />

Rückzug<br />

alt<br />

Variation:<br />

Feld:<br />

Lernkultur:<br />

Generieren<br />

von Optionen<br />

komplex<br />

Verbund<br />

Nutzenopt.<br />

Innovation<br />

Abbildung 69: Bezugsrahmen II 634<br />

divers<br />

spezialisiert<br />

verkoppelt<br />

Pull<br />

Gestaltung der Wertschöpfung<br />

Aktivitätsstrategie<br />

Konzeption:<br />

einfach <br />

Wertschöpfungstiefe: Autarkie <br />

Fokus:<br />

Kostenmin. <br />

Neuerungsverhalten: Imitation <br />

Ressourcenstrategie<br />

Vielfalt:<br />

uniform <br />

Einsatzspektrum generalisiert <br />

Vernetzung:<br />

isoliert <br />

Auslöser:<br />

Push <br />

Angemessenheit, Zielerreichung, Durchführbarkeit und Konsistenz<br />

Entscheiden<br />

für eine<br />

Alternative<br />

• Einflussbereich auf effektives Lernen<br />

• Messbarkeit<br />

• Expertendasein im Bildungsbereich


210 Bezugsrahmen II: Entstehung von Bildungsstrategien<br />

Die <strong>St</strong>ruktur der linken Spalte (Analyse, Generieren von Optionen und Entscheiden für<br />

eine Alternative) des Bezugsrahmens II ergibt sich aus dem allgemeinen Vorgehen dazu,<br />

wie <strong>St</strong>rategien entstehen werden. 635<br />

Die Felder Initiierung und Veränderung können vom Bezugsrahmen I genau gleich<br />

übernommen werden, denn Bildungsstrategien als Funktional- oder Issue-<strong>St</strong>rategien<br />

entstehen prozessual gleich, wie andere <strong>St</strong>rategien. Sie wurden in diesem Sinne nicht<br />

theoriebildend weiterentwickelt.<br />

Dies steht im Gegensatz zu den Feldern Positionierung und Wertschöpfung: Ihre<br />

Ausgestaltung präzisiert die Unterschiede zwischen einer Bildungsstrategie und anderen<br />

<strong>St</strong>rategien.<br />

Der Bezugsrahmen II legt bei der „Wertschöpfung“ sein Schwergewicht vor allem auf<br />

das ökonomische Gestaltungsfeld. Bei der Recherche der Literatur für diese Arbeit stellte<br />

sich jedoch heraus, dass es für die Wertschöpfung (Implementierung) einer<br />

Bildungsstrategie bereits einen Bezugsrahmen gibt. 636 Dieser zeigt auf, dass es bei der<br />

Implementierung einer Bildungsstrategie neben dem ökonomischen Gestaltungsfeld auch<br />

noch andere Felder gibt, die es zu gestalten gilt. Aus diesem Grund wurde dieser<br />

Bezugsrahmen als Ergänzung zum Bezugsrahmen II, wie Bildungsstrategien entstehen,<br />

verwendet.<br />

Der Bezugsrahmen eines innovationsorientierten <strong>Bildungsmanagement</strong>s kann durch<br />

folgende Teilfragen umschrieben werden:<br />

1. Didaktische Dimension: Inwieweit werden die ausgewiesenen fachlichen und<br />

überfachlichen Lernziele erreicht, und dies zudem besser, als es mit weniger<br />

aufwändigen Lernszenarien möglich wäre?<br />

2. Organisatorische Dimension: Wie kann die für die innovativen<br />

Ausbildungsmassnahmen erforderliche Infrastruktur im Unternehmen organisatorisch<br />

verankert werden?<br />

3. Sozio-kulturelle Dimension: Wie können die Einstellungen der Akteure bzw.<br />

Innovationsbeteiligten verändert werden und wie können diese dazu bewegt werden,<br />

dauerhaft Innovations- und Diffusionsprozesse aus eigener Kraft in Gang zu setzen?<br />

4. Technologische Dimension: Wie können problemgerechte technischen<br />

Funktionalitäten bereitgestellt werden?<br />

635 Siehe Hauptkapitel III, 3. Kapitel „Analyse der Entstehung von <strong>St</strong>rategien“.<br />

636<br />

Siehe Hauptkapitel III, Unterkapitel 2.2 „Bezugsrahmen Gestaltungsfelder eines innovationsorientierten<br />

<strong>Bildungsmanagement</strong>s“.


Bezugsrahmen II: Entstehung von Bildungsstrategien 211<br />

5. Ökonomische Dimension: In welchem Verhältnis stehen Kosten und Nutzen? <strong>St</strong>ehen<br />

Kosten für die Eigenentwicklung von Plattformen, aufwändige Multimedia-<br />

Produktionen im Verhältnis zum (didaktischen) Nutzen (Ressourceneffizienz)?<br />

Welche konkreten Ziele werden mit dem Projekt verfolgt? Inwiefern werden diese<br />

Ziele erreicht (Grad der Zielerreichung) (Ressourceneffektivität)?<br />

Grafisch lässt sich der Bezugsrahmen eines innovationsorientierten<br />

<strong>Bildungsmanagement</strong>s wie folgt darstellen:<br />

Organisation<br />

Flexibilität und Effizienz<br />

von <strong>St</strong>rukturen und<br />

Prozessen<br />

Kultur<br />

Innovationsbereitschaft,<br />

Selbstorganisation<br />

<strong>St</strong>rategieentwicklung<br />

Implementierung<br />

Didaktik<br />

Nachhaltiger Lernerfolg<br />

(fachlich, überfachlich)<br />

Technologie<br />

<strong>St</strong>abilität und<br />

problemgerechte<br />

Funktionalität<br />

Effizienz und Effektivität<br />

des Ressourceneinsatzes<br />

Ökonomie<br />

Abbildung 70: Bezugsrahmen Gestaltungsfelder eines innovationsorientierten<br />

<strong>Bildungsmanagement</strong>s 637<br />

Wie gestalten sich nun die konkreten <strong>St</strong>rukturprozessschritte des Bezugsrahmens II?<br />

637 Abbildung nach Diesner, Seufert und Euler (2006), S. 16.


212 Bezugsrahmen II: Entstehung von Bildungsstrategien<br />

• Initiierung<br />

Die Antworten auf die Fragen wo?, wer?, wann?, womit?, was? und wie? fassen die 6<br />

Dimensionen, die bei der Initiierung einer <strong>St</strong>rategie bzw. einer Bildungsstrategie<br />

bestehen, zusammen.<br />

• Positionierung<br />

Resultat der Positionierung ist die eigentliche Festlegung der künftigen <strong>St</strong>ellung im<br />

Markt und des Leistungsangebotes. 638 Damit wird grundsätzlich bestimmt, welche Ziele<br />

die Bildungsorganisation verfolgt und in welche Richtung sie sich entwickeln möchte. 639<br />

Analyse der Positionierung<br />

Um zu diesem Resultat zu kommen, muss der <strong>St</strong>rukturprozessschritt der Analyse in der<br />

Positionierung vollzogen werden. Dieser lässt sich wie folgt zusammenfassen:<br />

Gegenstand der Analyse der Ausgangssituation einer Bildungsorganisation ist die Frage,<br />

wo im Unternehmen eine <strong>St</strong>rategie für den Aus- oder Weiterbildungsbereich entsteht.<br />

Danach kann die gewählte Ausbildungsorganisationseinheit bestimmen, welche<br />

Einflusskräfte ausserhalb und innerhalb der Organisation auf sie selbst wirken.<br />

Mögliche Anspruchsgruppen von Bildungsorganisationen sind der Kunde, Andere<br />

Funktionseinheiten, Wettbewerber und Weitere Anspruchsgruppen. Es hat sich<br />

herausgestellt, dass für eine Bildungsorganisation die Kunden die zentrale<br />

Anspruchsgruppe sind. Zu ihr zählen nicht nur die Geschäftsleitung, sondern auch<br />

Führungskräfte und sämtliche anderen Mitarbeiter. All diesen verschiedenen Kunden<br />

gerecht zu werden, ist eine grosse Herausforderung und lässt die <strong>St</strong>rategieentstehung im<br />

Bildungsbereich so speziell erscheinen. Des Weiteren zeigte sich, dass die Linie in der<br />

Subkategorie Andere Funktionseinheiten zunehmend an Bedeutung gewinnt. Die<br />

Erklärung dafür liegt darin, dass Ausbildung näher am Arbeitsplatz erfolgen und ein<br />

grösserer Transfer des Gelernten in den Arbeitsalltag stattfinden soll. Dabei nimmt die<br />

Linie als Partner für die Ausbildungsorganisation eine tragende Funktion ein. Die<br />

Anspruchsgruppe der Wettbewerber hingegen ist für die Bildungsorganisation von<br />

geringer Bedeutung: Wettbewerber, die sich in bestimmten Teilen oder Komponenten des<br />

Bildungsangebotes bezüglich Kosten, Zeit oder Qualität als besser herausgestellt haben,<br />

macht sich die Bildungsorganisation zu Nutze. Wettbewerber in Form von<br />

Bildungsorganisationen in den Konkurrenzunternehmen der gleichen Branche haben ihre<br />

Daseinsberechtigung unabhängig von der eigenen Bildungsorganisation. Die eigene<br />

Ausbildungsorganisation versucht, wann immer möglich von dieser Art von Konkurrenz<br />

638 Vgl. Kuss und Tomczak (2002), S. 155.<br />

639 Vgl. Seufert und Meier (2007), S. 4.


Bezugsrahmen II: Entstehung von Bildungsstrategien 213<br />

zu lernen, konkurrenziert sie aber nicht. Je nachdem, auf welcher Organisationsebene die<br />

Bildungsstrategie entsteht, wird die Bewertung der aufgeführten Anspruchsgruppen<br />

unterschiedlich vorgenommen.<br />

Waren die bisherigen Anspruchsgruppen der direkten Aufgabenumwelt der<br />

Bildungsorganisation zuzurechnen, ist es für eine Bildungsorganisation sinnvoll, auf<br />

einem höheren Abstraktionsgrad noch eine Analyse der Allgemeinen Umwelt<br />

vorzunehmen. Hierbei wird nach den jeweiligen dominierenden Trends gefahndet, von<br />

denen zu erwarten ist, dass sie als zukünftige Rahmenbedingungen einen starken Einfluss<br />

auf die Bildungsorganisation ausüben werden. Die allgemeine wirtschaftliche Lage, in<br />

welcher sich das Gesamtunternehmen befindet, hat hierbei einen massgebenden Einfluss<br />

auf die Bildungsorganisation des Unternehmens: Die produzierten Kosten der Aus- und<br />

Weiterbildung müssen schliesslich durch die Gewinne des Unternehmens getragen<br />

werden.<br />

Die zuvor aufgezeigte Analyse der Allgemeinen Umwelt stellt den letzten Schritt in der<br />

Analyse der Einflusskräfte auf die Bildungsorganisation dar. Ist die Analyse der<br />

Einflusskräfte der Umwelt abgeschlossen, so macht sich die entsprechende<br />

Ausbildungsorganisation erste Überlegungen zu Zielen, <strong>St</strong>rategien und Massnahmen<br />

hinsichtlich der Art und Weise, wie die vorgesehene Positionierung bei den<br />

Anspruchsgruppen voran getrieben werden kann. An dieser <strong>St</strong>elle muss überlegt werden,<br />

ob die Bildungsorganisation das Potenzial besitzt, sich so zu verändern, dass sie den<br />

Erwartungen der ausgewählten Anspruchsgruppen gerecht werden kann.<br />

Zur Beurteilung dieses Veränderungspotenzials muss eine Analyse der Einflusskräfte der<br />

Bildungsorganisation selber vorgenommen werden. Diese gestaltet sich über die Analyse<br />

des bestehenden Bildungsangebots, die Analyse des Reifegrades der<br />

Bildungsorganisation, die Analyse der <strong>St</strong>euerungsformen internationaler Unternehmen<br />

und der Analyse der Bildungsstrategien anderer Unternehmensgruppen. Die Ergebnisse<br />

hängen aber auch davon ab, wie das gesamte Unternehmen dem Aus- und<br />

Weiterbildungsbereich gegenübersteht. So definiert die Bildungsorganisation wohl meist<br />

nicht selber, welche Internationalisierungsstrategie nach dem Modell von Bartlett und<br />

Ghoshal verfolgt werden soll. Vielmehr hängt die gewählte <strong>St</strong>rategie von der<br />

länderspezifischen Organisation des gesamten Unternehmens ab, sowie von der Art und<br />

Weise, wie sie die entsprechenden Märkte bearbeiten möchte.<br />

Am Ende des <strong>St</strong>rukturprozessschrittes der Analyse ist es für die Ausbildungsorganisation<br />

wichtig, den Schritt der integrierten Betrachtungsweise zu vollziehen. Dieser erfolgt<br />

grundsätzlich durch die gleichen Bewertungsmethoden wie bei der Entstehung anderer<br />

<strong>St</strong>rategien. Die persönliche Überzeugung des Ausbildungsverantwortlichen ist hier<br />

jedoch von besonderer Bedeutung, da sie als Wertigkeit in die Bewertung mit einfliesst.


214 Bezugsrahmen II: Entstehung von Bildungsstrategien<br />

Welche Optionen ergeben sich aufgrund der Analyse für eine Bildungsorganisation?<br />

Generieren von Optionen der Positionierung<br />

Der nächste <strong>St</strong>rukturprozessschritt, Generieren von Optionen der Positionierung des<br />

Bezugsrahmens II, kann wie folgt zusammengefasst werden: Hauptziel der<br />

Bildungsorganisation ist es, mit den gegebenen Ressourcen im Unternehmen einen<br />

möglichst grossen Wert zu schaffen und nicht, dem Kunden eine Palette möglichst vieler<br />

Aus- und Weiterbildungsdienstleistungen zu „verkaufen“. Was dieser Wert ist, definiert<br />

die Geschäftsleitung. Beispiele für solche unternehmensinterne Wertbeiträge können über<br />

die Anpassungs-, Motivations-, Identifikations-, Akquisitions-, Image-, Gestaltungs- und<br />

die Entwicklungsfunktion des Bildungsbereichs beschrieben werden. 640 Für die<br />

Zielsetzung, im Unternehmen Wert zu schaffen, wäre eine Orientierung an den<br />

Wettbewerbern fatal: Die Daseinsberechtigung für die Bildungsorganisation im<br />

Unternehmen wäre dann gar nicht mehr gegeben. Also macht eine Marktstrategie, die<br />

sich an der Anspruchsgruppe des Kunden orientiert, Sinn. Daraus ergeben sich für den<br />

Bildungsbereich verschiedene <strong>St</strong>rategieoptionen: Die <strong>St</strong>rategieoption der Variation gibt<br />

Antwort auf die Frage, inwieweit Veränderungen der Marktstrategie erforderlich sind.<br />

Die Optionen Beibehalten, Umpositionieren und Neupositionieren gelten für den<br />

Bildungsbereich gleichermassen wie für andere Unternehmensbereiche. Auch die Option<br />

Feld, die darüber entscheidet, welche Marktsegmente und Zielgruppen zu bearbeitet sind,<br />

ist im Bildungsbereich vorzufinden. Hierbei lautet die Schlüsselfrage, ob eine<br />

Segmentierung besteht, welche die verschiedenen Geschäftsbereiche auf übergeordneter<br />

Ebene verbindet. Das Spezielle im Bildungsbereich ist, dass eine intern erstellte Ausbzw.<br />

Weiterbildungsleistung oft nicht von derjenigen Person bezahlt wird, der sie zugute<br />

kommt. Dadurch ist die bezahlende Person bei einem bestimmten Preis zu Abschlägen in<br />

der Ausbildungsqualität bereit. Die „konsumierende“ Person der Aus- bzw.<br />

Weiterbildungsleistung wird jedoch dadurch enttäuscht, denn sie erwartet diesbezüglich<br />

stets eine möglichst hohe Qualität. Daher stellt sich die Option Substanz als nichtig<br />

heraus, da im Bildungsbereich nur die Handlungsalternative „Präferenz“ im Gegensatz zu<br />

„Preis“ Sinn macht. Des Weiteren zeigt sich, dass der <strong>St</strong>rategieoption <strong>St</strong>il im<br />

Bildungsbereich eine untergeordnete Bedeutung zukommt. Dies ist damit zu begründen,<br />

dass ein Aus- bzw. Weiterbildungsangebot nicht aufgrund seiner äusseren Ausgestaltung<br />

gewählt wird. Die Ergebnisse zeigen zudem, dass zum Leistungsspektrum der<br />

Bildungsorganisation sowohl angebots- und nachfrageorientierte Aus- und<br />

Weiterbildungsdienstleistungen als auch Aufbau und Förderung einer Lernkultur gehört.<br />

Beziehen sich die bis anhin vorgestellten Optionen immer auf die Aus- und<br />

640 Siehe Hauptkapitel II, 3. Kapitel „Ausprägungsformen von Betrieblicher Bildung“.


Bezugsrahmen II: Entstehung von Bildungsstrategien 215<br />

Weiterbildungsprodukte, befasst sich keine der <strong>St</strong>rategieoptionen damit, dass die<br />

Lernkultur so belassen werden kann, wie sie momentan ist (alt) oder dass sie verändert<br />

werden kann (neu). Somit erweist sich eine neue <strong>St</strong>rategieoption „Lernkultur alt oder<br />

neu“ als sinnvolle Ergänzung zu den möglichen Optionen im Bildungsbereich.<br />

Entscheiden für eine Alternative in der Positionierung<br />

An den <strong>St</strong>rukturprozessschritt des Generierens von Optionen schliesst sich dessen<br />

Bewertung und Kombination zu einem konsistenten strategischen Programm an. Die<br />

Analyse- und Beurteilungsverfahren im Bezugsrahmen II entsprechen denjenigen in<br />

anderen betriebswirtschaftlich geführten Bereichen des Unternehmens. Daraus ergeben<br />

sich die Kriterien Angemessenheit, Zielerreichung, Durchführbarkeit und Konsistenz.<br />

Soweit die Ausführungen zur Positionierung des Bezugsrahmens II. Die Positionierung<br />

hat in diesem Sinn theoretisch aufgezeigt, welche Möglichkeiten im Bildungsbereich<br />

bestehen, um sich gegenüber seinen Anspruchsgruppen zu positionieren<br />

(Aussenverhältnis).<br />

• Wertschöpfung<br />

Die Positionierung eines Unternehmens steht in enger Verbindung mit dessen<br />

Innenleben, d.h. seinen Fähigkeiten und wertschöpfenden Prozessen. 641 Im Mittelpunkt<br />

steht hier die Frage nach der Wertschöpfung einer unternehmerischen Einheit sowie die<br />

Benennung der zur Realisierung der angestrebten Positionierung zu ergreifenden<br />

Aktivitäten und erforderlichen Ressourcen. 642<br />

Analyse der Wertschöpfung<br />

Als Erstes muss die Ausbildungsorganisation nunmehr den <strong>St</strong>rukturprozessschritt der<br />

Analyse in der Wertschöpfung vollziehen. Dieser lässt sich wie folgt zusammenfassen:<br />

In der Ausgangssituation der Analyse wird von der Bildungsorganisation bestimmt, in<br />

welchem Geschäft sie sich eigentlich sieht. Für dieses Geschäft wird dann in einem<br />

zweiten Schritt die Wertschöpfungsstruktur mit ihren einzelnen<br />

Wertschöpfungspotenzialen analysiert. Dazu gehört die Zerlegung der Wertschöpfung in<br />

ihre einzelnen Aktivitäten sowie die Analyse der dazugehörigen Erfolgsfaktoren und<br />

dafür erforderlichen Fähigkeiten.<br />

In der Unternehmenspraxis zeigte sich, dass sich die Bildungsorganisation, im Gegensatz<br />

zum herkömmlichen Analyseverfahren der Wertschöpfung, wenig dafür interessiert, wie<br />

das Wertschöpfungsmodell eines bestimmten Geschäftes in der gleichen Branche<br />

641<br />

Vgl. Müller-<strong>St</strong>ewens und Lechner (2003), S. 355 ff.<br />

642<br />

Vgl. Seufert und Meier (2007), S. 11.


216 Bezugsrahmen II: Entstehung von Bildungsstrategien<br />

aussieht. Einzig das eigene Wertschöpfungsmodell ist von grossem Interesse. Wurde die<br />

Betrachtung dieser Perspektive in der untersuchten Unternehmenspraxis einfach<br />

vergessen? Es ist anzunehmen, dass das Wertschöpfungsmodell einer<br />

Bildungsorganisation der gleichen Branche deshalb nicht interessiert, weil die<br />

Organisationen nicht in direktem Wettbewerb zueinander stehen.<br />

Wie lässt sich das eigene Wertschöpfungsmodell der betreffenden<br />

Ausbildungsorganisation beschreiben? Durch Bestimmen der zentralen Schritte in der<br />

Wertkette und das Festlegen der wichtigsten Abhängigkeiten charakterisiert die<br />

Ausbildungsorganisation ihr eigenes Wertschöpfungsmodell. In der Unternehmenspraxis<br />

zeigte sich, dass der Treiber für das Aussehen der Wertkette eine möglichst schlanke<br />

Abwicklung von Kundenanfragen war. Kostentreiber und finanzielle Gesichtspunkte in<br />

der Wertschöpfungskette selber waren hingegen nicht von allzu grosser Bedeutung. Diese<br />

Eigenheit ist erstaunlich und müsste in einer weiteren Forschungsarbeit ausserhalb des<br />

gewählten Unternehmenskontextes beobachtet werden. 643 Klar jedoch ist, dass jede<br />

Wertkette einer jeden Bildungsorganisation einmalig ist und ihr Sinn sich einzig über den<br />

in der Positionierung beabsichtigten Zweck der Bildungsorganisation bewerten lässt.<br />

Da eine externe Sichtweise von der Bildungsorganisation gar nicht erfolgt, kann eine<br />

integrierte Betrachtung bei der Analyse der Wertschöpfung nicht eingenommen werden.<br />

Welche Optionen ergeben sich für eine Bildungsorganisation aufgrund der Analyse?<br />

Generieren von Optionen der Wertschöpfung<br />

Der nächste <strong>St</strong>rukturprozessschritt Generieren von Optionen der Wertschöpfung des<br />

Bezugsrahmens II kann wie folgt zusammengefasst werden: Es sind zwei<br />

unterschiedliche Hauptkategorien von Optionen auszumachen: Bei den Optionen zur<br />

Konfiguration der Wertschöpfung geht es um das Zusammenstellen und Abstimmen des<br />

Wertschöpfungsmodells selber. Die Optionen zu den <strong>St</strong>rategien der Wertschöpfung<br />

hinterfragen das Wertschöpfungsmodell nicht mehr, sondern orientieren sich an der<br />

Gestaltung der Wertschöpfung in Bezug auf deren Verbesserung in Effektivität und<br />

Effizienz. Konkret ergeben sich für die Konfiguration der Wertschöpfung die Optionen<br />

Integrator, Orchestrator und Schichtenspezialist und für die Gestaltung der<br />

Wertschöpfung die Optionen der Aktivitätsstrategie und der Ressourcenstrategie. Da<br />

davon ausgegangen wird, dass sich eine Bildungsorganisation in Bezug auf die Effizienz<br />

und die zum Einsatz kommenden Ressourcen nicht von anderen Organisationseinheiten<br />

unterscheidet, wurde der Fokus in dieser Arbeit auf die Aktivitätsstrategie gelegt, auch<br />

wenn die Optionen zur Ressourcenstrategie zum Bezugsrahmen II mit dazu gehören. Zu<br />

643 Siehe Hauptkapitel VI, 2. Kapitel „Desiderata für weiterführende Forschungsaktivitäten“.


Bezugsrahmen II: Entstehung von Bildungsstrategien 217<br />

den Optionen der Aktivitätsstrategie kann zusammengefasst Folgendes konstatiert<br />

werden: Für eine Bildungsorganisation ergeben sich genau die gleichen Optionen wie für<br />

andere Organisationseinheiten: nämlich Konzeption, Wertschöpfungstiefe, Fokus und<br />

Neuerungsverhalten. Das Abwägen hinsichtlich der aufgezählten Optionen gehört zum<br />

täglichen Geschäft des Bildungsbereichs.<br />

Die Motive, die zur Wahl der jeweiligen Option führen, sind jedoch bei den<br />

Bildungsorganisationen und den gewöhnlichen Geschäftsbereichen unterschiedlich:<br />

Beide Unternehmenseinheiten werden diejenige Option wählen, die den grösstmöglichen<br />

Mehrwert erzeugt. Der Mehrwert wird für einen Geschäftsbereich anhand von<br />

generierten Wettbewerbsvorteilen gemessen. Bei einer Bildungsorganisation ist dies<br />

anders: Die Bewertung des Mehrwerts basiert nicht auf dem Generieren von<br />

Wettbewerbsvorteilen für die Bildungsorganisation (denn diese steht nicht in<br />

Konkurrenz), sondern das Generieren von Mehrwert wird über die Erfüllung des in der<br />

Positionierung beabsichtigten Zwecks des gesamten Bildungsbereichs gemessen. Ob<br />

durch die Bildungsorganisation für das gesamte Unternehmen Wettbewerbsvorteile<br />

erzielt werden, hängt somit massgeblich vom formulierten Zweck des Bildungsbereichs<br />

ab.<br />

Entscheiden für eine Alternative in der Wertschöpfung<br />

Die letzte Phase beinhaltet die Bewertung der Optionen sowie deren Auswahl und<br />

Zusammenstellung zu einem strategischen Wertschöpfungsprogramm. Auch hier sind die<br />

Analyse- und Beurteilungsverfahren für ein konsistentes strategisches Programm nicht<br />

anders als für einen anderen betriebswirtschaftlich geführten Bereich im Unternehmen.<br />

Wiederum ergeben sich die Kriterien Angemessenheit, Zielerreichung, Durchführbarkeit<br />

und Konsistenz.<br />

Damit lautet die zentrale Frage der Wertschöpfung, welche Möglichkeiten für den<br />

Bildungsbereich bestehen, um die Wertschöpfung des Bildungsbereichs (Innenverhältnis)<br />

zu organisieren, theoretisch beantwortet.<br />

• Veränderung<br />

Auch hier lassen sich die vier Dimensionen, die bei der Veränderung einer <strong>St</strong>rategie bzw.<br />

einer Bildungsstrategie bestehen, anhand der Antworten auf die Fragen wann?, was?,<br />

wer? und wo? zusammenfassen.


218 Bezugsrahmen II: Entstehung von Bildungsstrategien<br />

• Besonderheiten der Betrieblichen Bildung<br />

Bei den Untersuchungen zur Unternehmenspraxis zeigten sich konkrete Hinweise darauf,<br />

was das Arbeiten im betrieblichen Bildungsbereich so besonders erscheinen lässt. Diese<br />

Hinweise können nicht speziell der Initiierung, Positionierung, Wertschöpfung oder<br />

Veränderung von Bildungsstrategien zugeordnet werden; sie stellen vielmehr den<br />

Kontext dar, in welchem die Bildungsstrategieentstehung (Bezugsrahmen II) eingebettet<br />

ist. 644<br />

Einflussbereich auf effektives Lernen<br />

Unabhängig von der Qualität der <strong>St</strong>rategieentstehung im Bildungsbereich, lässt sich die<br />

Wirkungsweise der <strong>St</strong>rategie - d.h. ob im Unternehmen wirklich gelernt wird - von der<br />

Bildungsorganisation selber kaum beeinflussen. Die Gründe dafür liegen bei externen<br />

und individuellen Faktoren des Lernenden: Arbeitsplatzgestaltung, Einstellung des<br />

Vorgesetzten zu Lernen, Motivation und Lerngewohnheiten des Individuums sind<br />

Beispiele dazu.<br />

Messbarkeit in der Betrieblichen Bildung<br />

Eine weitere Eigenheit im Bildungsbereich ist die Schwierigkeit, den aufgrund einer<br />

Bildungsmassnahme bzw. eines Bildungsstrategiewechsels erzeugten Effekt zu messen.<br />

Die Grundproblematik besteht darin, dass sich der durch die Aus- bzw. Weiterbildung<br />

erzielte Effekt im Unternehmen selten alleine auf die Aus- bzw. Weiterbildung<br />

zurückführen lässt.<br />

Expertendasein im Bildungsbereich<br />

Des Weiteren hat sich herausgestellt, dass sich ein Expertendasein im<br />

unternehmensinternen Bildungsbereich gegenüber den Geschäftspartnern ausserhalb der<br />

Bildungsorganisation als schwierig gestaltet. Dieses Phänomen müsste noch genauer<br />

erforscht werden. 645 Auf jeden Fall ist diesem Umstand bei der<br />

Bildungsstrategieentstehung Rechnung zu tragen, da hierfür im Gegensatz zur<br />

<strong>St</strong>rategieentstehung in anderen Unternehmenseinheiten verhältnismässig viel Energie in<br />

Form von Überzeugungsarbeit geleistet werden muss.<br />

Mit diesen letzten Ausführungen ist der entwickelte Bezugsrahmen II zur Frage, wie<br />

Bildungsstrategien entstehen, abgeschlossen. Der Bezugsrahmen präzisiert die<br />

Besonderheiten bei der Entstehung von Bildungsstrategien. Damit erfüllt er das eingangs<br />

dieser Arbeit erklärte Ziel, zwischen Bildungsstrategien und anderen <strong>St</strong>rategien zu<br />

644<br />

Siehe Klammer um den Bezugsrahmen II, Abbildung 69.<br />

645<br />

Für allfällige Erklärungen zu diesem Phänomen siehe Hauptkapitel IV, Unterkapitel 2.2.8 „Besonderheiten der<br />

Betrieblichen Bildung“.


Bezugsrahmen II: Entstehung von Bildungsstrategien 219<br />

differenzieren. Zum Schluss ist noch Folgendes zu erwähnen: Soll die Entstehung einer<br />

Bildungsstrategie beobachtet werden, so sind bei der <strong>St</strong>rategieentstehung ungeplante,<br />

emergente Faktoren, auf die nicht aktiv eingewirkt werden kann, unbedingt mit zu<br />

berücksichtigen. 646 Dies kann nur über die Beschreibung der tatsächlich, realisierten<br />

Bildungsstrategieimplementierung erreicht werden.<br />

646 Siehe Hauptkapitel III, Unterkapitel 1.4 „Der <strong>St</strong>rategieformierungsprozess“.


220 Überlegungen zu den Ergebnissen für Wissenschaft und Praxis<br />

VI ÜBERLEGUNGEN ZU DEN ERGEBNISSEN FÜR<br />

WISSENSCHAFT UND PRAXIS<br />

Im letzten Hauptkapitel wurden die herausgearbeiteten Ergebnisse dieser Arbeit in Form<br />

des Bezugsrahmens II dargestellt. Wie ist nun aber die Qualität dieser Ergebnisse zu<br />

beurteilen? Wo sollen weitere Forschungsaktivitäten anknüpfen? Und welche<br />

Handlungsempfehlungen lassen sich aus den im Bezugsrahmen II aufgezeigten<br />

Resultaten für die berufliche Praxis in einer Bildungsorganisation eines Unternehmens<br />

ableiten?<br />

Ziel dieses Kapitels ist es, diese Fragen zu beantworten und damit weitere Überlegungen<br />

zu den Ergebnissen für Wissenschaft und Praxis aufzuzeigen. Um die Frage nach der<br />

Qualität der Forschungsergebnisse zu beurteilen, wird im 1. Kapitel das<br />

Forschungsvorgehen hinterfragt. Das 2. Kapitel zeigt, das Forschungsdesiderat auf und<br />

das 3. Kapitel stellt die aus dieser Arbeit resultierende mögliche Handlungsempfehlungen<br />

für die Praxis dar. Folgende Abbildung verdeutlicht den beschriebenen Aufbau des<br />

Hauptkapitels:<br />

Reflexion des<br />

Forschungsvorgehens<br />

(1. Kapitel)<br />

Desiderata für weiterführende<br />

Forschungsaktivitäten<br />

(2. Kapitel)<br />

Abbildung 71: Aufbau des Hauptkapitels VI 647<br />

Überlegungen zur<br />

Anwendung in der Praxis<br />

(3. Kapitel)<br />

1 REFLEXION DES FORSCHUNGSVORGEHENS<br />

Wie im Einführungskapitel unter „Methodologisches Vorgehen“ bereits erwähnt, hat die<br />

Fallstudie mit ihrem qualitativen Forschungsansatz auch ihre Schwächen. 648 Zur<br />

Vermeidung von Fehlerquellen bei Fallstudien finden sich in der wissenschaftlichen<br />

Literatur zahlreiche Handlungsanleitungen, die angeben, wie bei der Erhebung und<br />

Auswertung der Fallstudie vorzugehen ist. 649 Diesen Handlungsanleitungen wurde bei<br />

den Fallstudien dieser Arbeit so weit es ging Rechnung getragen. Trotzdem blieben<br />

infolge des gewählten Forschungsdesigns einige Schwächen bestehen. Diese haben sich<br />

nicht vermeiden lassen und bringen für die Arbeit auch grundlegende positive Aspekte<br />

mit sich, auf die nicht verzichtet werden wollte. In diesem Kapitel sollen die Schwächen<br />

der Arbeit, gleichzeitig aber auch ihre damit verbundenen <strong>St</strong>ärken aufgezeigt sein. Dazu<br />

647<br />

Eigene Darstellung.<br />

648<br />

Siehe u.a. Bromley (1986); Diekmann (2001) und Yin (2003).<br />

649<br />

Siehe Mayring (2002), S. 144 ff. und Yin (2003), S. 34 f.


Überlegungen zu den Ergebnissen für Wissenschaft und Praxis 221<br />

wird zuerst in einem ersten Schritt über die klassischen wissenschaftlichen Gütekriterien<br />

Objektivität, Reliabilität und Validität in Bezug auf diese Arbeit reflektiert. In einem<br />

zweiten Schritt wird über die Eigenheiten des verwendeten Forschungsdesigns diskutiert.<br />

Der Begriff Objektivität wird allzu leicht assoziiert mit dem Bestreben Wahrheit, reine<br />

Erkenntnis etc. in der Forschung zu finden. 650 Die Verfolgung dieses Zieles ist in den<br />

Sozialwissenschaften und insbesondere in der Hermeneutik nicht leistbar. 651 Aus diesem<br />

Grund wird der Objektivitätsbegriff in der Hermeneutik anders verwendet: 652 Objektivität<br />

wird „im Sinn der Angemessenheit einer Erkenntnis an ihren Gegenstand“ verstanden,<br />

die intersubjektiv überprüft werden kann. Was ist darunter zu verstehen?<br />

„Die Feststellung der Angemessenheit als Objektivität ergibt sich aus dem Objekt und<br />

vom Objekt her, womit die Zirkelhaftigkeit offenkundig wird.“ 653 Intersubjektiv ist etwas<br />

dann nachvollziehbar, wenn der Interpret die Gründe erkennt, die unter den gegebenen<br />

Bedingungen des Autors die infrage stehende Äusserung/Handlung als rational<br />

konsensfähig erscheinen lassen.<br />

Wie ist die Objektivität dieser Arbeit zu beurteilen?<br />

Die Angemessenheit einer Erkenntnis an ihren Gegenstand wird für eine aussenstehende<br />

Person durch das Offenlegen des hermeneutischen Zirkels verdeutlicht. In dieser Arbeit<br />

wurde dies durch die stufenweise Entwicklung des Bezugsrahmens zur Entstehung von<br />

Bildungsstrategien gemäss dem aufgezeigten Forschungsprozess erreicht. 654<br />

Intersubjektivität wurde einerseits auf der Auswertungs- und andererseits auf der<br />

Interpretationsebene angestrebt: Bei der Auswertung bestanden klare Kriterien, wann<br />

Textpassagen des erhobenen Materials einer bestehenden Kategorie zugeordnet werden<br />

konnten. Auch waren eindeutige Bestimmungen festgelegt, wann eine neue Kategorie<br />

gegründet werden konnte. In Bezug auf Interpretationen von Textpassagen bemühte sich<br />

die Forscherin um eine höchst mögliche Transparenz: Durch die Ausführungen zu den<br />

Forschungsvoraussetzungen wurde Klarheit in Bezug auf die „Form des Verstehens“<br />

geschaffen. 655 Ein „objektiver Geist“ ergab sich aus den Beschreibungen zum<br />

Unternehmen, in welchem die Fallstudien erhoben wurden. 656 Wo immer Interpretationen<br />

650<br />

Vgl. Lamnek (1988), S. 178 ff.<br />

651<br />

„Folgt man Dilthey, so ist der Prozess des Verstehens unendlich, niemals abgeschlossen; endgültiges Verstehen<br />

ist ausgeschlossen. Dadurch wird auch das Ziel der Hermeneutik, Objektivität und Allgemeingültigkeit, zu einem<br />

Ideal, zu einem zwar erhobenen, aber letztlich nicht einlösbaren Anspruch.“ Lamnek (1988), 181.<br />

652 Vgl. Lamnek (1988), S. 182.<br />

653 Lamnek (1988), S. 182.<br />

654 Siehe Hauptkapitel I, Unterkapitel 2.2.2 „Relevanz der Hermeneutik für die Dissertation“.<br />

655 Siehe Hauptkapitel I, Unterkapitel 2.2.2 „Relevanz der Hermeneutik für die Dissertation“.<br />

656 Siehe Hauptkapitel IV, Unterkapitel 1.2 „Das Ausbildungsressort von UBS GWM&BB“.


222 Überlegungen zu den Ergebnissen für Wissenschaft und Praxis<br />

der Forscherin einflossen, wurde diese als Interpretation einerseits vermerkt und<br />

andererseits ihr Zustandekommen so gründlich wie möglich aufgezeigt.<br />

Die Reliabilität betrifft die Genauigkeit, die Exaktheit des Vorgehens der Messung. 657<br />

Um diesem Gütekriterium zu entsprechen, wurden die erhobenen Interviews den<br />

Interviewpartnern jeweils zum Gegenlesen zugestellt. Damit ist gewährleistet, dass bei<br />

der Erhebung genau das erfasst wurde, was der Interviewpartner meinte. Im Gegensatz<br />

dazu konnten die aufgezeichneten Protokolle nicht gegengelesen werden, was sicherlich<br />

eine der Schwächen dieser Arbeit darstellt.<br />

Doch auch bei der Auswertung zeigten sich Schwächen in Bezug auf die Reliabilität:<br />

Zwar wurde streng nach dem Vorgehen der qualitativen Inhaltsanalyse ausgewertet, 658<br />

doch da Sinnzusammenhänge weder direkt zugänglich noch mit empirischen Methoden<br />

zu erfassen sind, bedarf es spezifischer Interpretationsleistungen, um sie zu erschliessen.<br />

Das Problem der Relativität und Vielfalt von Interpretationen bleibt immer erhalten. 659<br />

Aus diesem Grund wurde wo immer möglich versucht, dem Verfahren der Triangulation<br />

gerecht zu werden. „Triangulation meint, dass man versucht, für die Fragestellung<br />

unterschiedliche Lösungswege zu finden und die Ergebnisse zu vergleichen.“ 660 So<br />

stützen sich die Ergebnisse zur Forschungsfrage einerseits auf unterschiedliche<br />

Theorieansätze, andererseits aber auch auf verschiedene Datenquellen, sprich Interviews,<br />

sowie auf protokollierte Informationsveranstaltungen.<br />

Hat die Forscherin wirklich das erfasst, was sie erfassen wollte? Dies ist die Frage, mit<br />

der sich die Validität auseinandersetzt. 661 Ohne vertieft auf die verschiedenen<br />

Validitätsarten einzugehen, 662 ist festzuhalten, dass beim Forschungsansatz der<br />

Fallanalyse grundsätzlich immer das Problem der Validität besteht. 663 Aus diesem Grund<br />

wurde in allen drei Fallstudien im Untersuchungsdesign besonders Gewicht darauf<br />

gelegt, zu erklären, inwiefern die entsprechenden Fallstudien die zuvor entwickelten<br />

Theorieblöcke repräsentieren.<br />

Welche weiteren Schwächen sind im Hinblick auf das gewählte Forschungsdesign<br />

auszumachen?<br />

657<br />

Vgl. Mayring (2002), S. 141.<br />

658<br />

Siehe Hauptkapitel IV, Unterkapitel 2.1.2, 3.1.2 und 4.1.2 „Auswertung“ der entsprechenden Fallstudien 1, 2 und<br />

3.<br />

659 Vgl. Schülein und Reitze (2005), S. 122.<br />

660 Mayring (2002), S. 147.<br />

661 Vgl. Mayring (2002), S. 141.<br />

662<br />

Unterschieden werden Inhalts-, Kriteriums- und Konstruktvalidität. Siehe dazu Hauptkapitel II, 3. Kapitel<br />

„Begriffsklärung“.<br />

663 Vgl. Yin (2003), S. 34.


Überlegungen zu den Ergebnissen für Wissenschaft und Praxis 223<br />

Generell liegt bei der Fallstudie das Problem vor, dass eine Verallgemeinerung der<br />

Forschungsergebnisse nur bedingt möglich ist. Dies ist damit zu begründen, dass die<br />

Fallstudien jeweils in einem bestimmten Kontext erhoben werden, der häufig eine<br />

notwendige Bedingung für die Resultate darstellt und damit nicht einfach weggelassen<br />

werden darf. Auch in vorliegenden Arbeit ist dies der Fall: Inwieweit die<br />

Forschungsergebnisse ausserhalb des UBS Kontextes ebenfalls Geltung haben, müsste in<br />

einer weiteren Arbeit zunächst überprüft werden. 664 Aufgrund des Neuigkeitsgehaltes<br />

dieser Arbeit liefert sie dank dem dafür gewählten Forschungsdesign erste Anhaltspunkte<br />

hinsichtlich Konstanten bei der Entstehung von Bildungsstrategien und zwar unabhängig<br />

vom jeweiligen Unternehmenskontext.<br />

Des Weiteren ist es fraglich, ob einzig basierend auf der Erhebung von zwei<br />

theoriebildenden Fallstudien ein allgemeiner Schluss gezogen werden darf. Gerade in der<br />

zweiten Fallstudie wird teilweise aufgrund von Aussagen eines Teams theoriebildend<br />

gearbeitet. Zudem decken die Fallstudien unterschiedliche Theorieblöcke ab und können<br />

nicht miteinander verglichen werden. Doch auch hier erscheint das Forschungsvorgehen<br />

durch den Neuigkeitsgehalt der Arbeit gerechtfertigt: Zwar ist eine Verallgemeinerung<br />

der Fallstudien theoriebildender Art in dieser Arbeit als kritisch zu beurteilen - die<br />

Theoriebildung müsste wiederum anhand einer weiteren Arbeit in anderen Unternehmen<br />

überprüft werden 665 - doch weisen die Fallstudien eine Ausdifferenzierung sowie einen<br />

Detaillierungsgrad und eine Vielfalt von Perspektiven bezüglich der Forschungsfrage auf,<br />

die in anderen Arbeiten noch nicht vorzufinden sind. Gerade das Kapitel 2.2.8<br />

„Besonderheiten der Betrieblichen Bildung“ der ersten Fallstudie zeigt, dass die<br />

Perspektiven durchaus miteinander verglichen werden können und dass ein gemeinsames<br />

Muster zu erkennen ist.<br />

2 DESIDERATA FÜR WEITERFÜHRENDE FORSCHUNGS-<br />

AKTIVITÄTEN<br />

Zielsetzung dieser Dissertation war es, einen Beitrag zur Theoriebildung bezüglich der<br />

Entstehung von Bildungsstrategien zu leisten. Auf dieser Zielsetzung baute der auf der<br />

Hermeneutik basierende Forschungsprozess auf. Bei der Verfolgung des<br />

Forschungsvorgehens ergaben sich Fragen bzw. konnten Phänomene beobachtet werden,<br />

die Ansatzpunkte für weitere Forschungsaktivitäten bieten: Erforschung von<br />

Erklärungszusammenhängen im Rahmen empirisch-analytischer Forschungsdesigns,<br />

deskriptiv-quantitative Vermessung von Phänomenen und Analyse weiterführender<br />

664 Siehe nächstes 2. Kapitel „Desiderata für weiterführende Forschungsaktivitäten“.<br />

665 Siehe nächstes 2. Kapitel „Desiderata für weiterführende Forschungsaktivitäten“.


224 Überlegungen zu den Ergebnissen für Wissenschaft und Praxis<br />

Forschungsfragen. 666 Auf diese drei möglichen Handlungswege soll an dieser <strong>St</strong>elle<br />

vertieft eingegangen werden.<br />

Erforschung von Erklärungszusammenhängen im Rahmen empirisch-analytischer<br />

Forschungsdesigns<br />

Weiterführende Forschungsaktivitäten bieten sich in diesem Zusammenhang auf zwei<br />

unterschiedlichen Ebenen an: Zum einen werden die Forschungsresultate dieser Arbeit<br />

stark von den Eigenheiten von UBS beeinflusst. 667 Zu überprüfen wäre demnach, wie<br />

sich die Ergebnisse in einem anderen Unternehmen gestalten. Des Weiteren zeigten sich<br />

in dieser Arbeit viele <strong>St</strong>ellen, die Erklärungsspielraum offen lassen. Durch eine gezielte<br />

weitere Forschung könnten diesbezüglich Erklärungszusammenhänge erschlossen<br />

werden. Die zwei Ebenen können wie folgt detaillierter ausgedrückt werden:<br />

Die Eigenheiten von UBS im Zusammenhang mit ihrer Bildungsorganisation LDC lassen<br />

sich wie folgt zusammenfassen: Aus dem empirisch erhobenen Material, auf welchem die<br />

Fallstudien basieren, kann geschlossen werden, dass UBS bzw. die Bildungsorganisation<br />

der UBS, in Bezug auf die Kultur eine tendenziell konservative Haltung einnimmt. 668 So<br />

verhält sie sich gegenüber allem Neuen eher zurückhaltend. Dazu gehört, dass sie einen<br />

grossen Teil der Leistungen, die sie zu ihrer eigenen Leistungserstellung benötigt, lieber<br />

selber herstellt als nach aussen vergibt. In diesem Zusammenhang ist es wichtig zu<br />

erwähnen, dass keine interne Verrechnung der intern erstellten Leistungen erfolgt. So<br />

steht im Ausbildungsbereich zurzeit nicht die Kostenfrage als Optimierungsgrösse im<br />

Vordergrund, sondern die Zufriedenheit der internen Kunden. Eine weitere Eigenart von<br />

UBS ist ihre Grösse: Mit rund 80‘000 Mitarbeitern weltweit stellt die Gesellschaft kein<br />

kleines Unternehmen dar. Zudem wurden alle drei Fallstudien in einem Zeitraum<br />

erhoben, in dem gute ökonomische Rahmenbedingungen herrschten und UBS als stabiles<br />

und gesundes Unternehmen galt. Inwieweit haben diese aufgezeigten Eigenheiten von<br />

UBS bei der Gestaltung des Bezugsrahmens II eine Rolle gespielt? Diese Frage müsste<br />

unbedingt in einer weiteren Forschungstätigkeit untersucht werden und zwar in einem<br />

Kontext, in dem die aufgezeigten Eigenarten von UBS nicht gelten.<br />

Exemplarisch sollen hier einige der <strong>St</strong>ellen, die in der Arbeit Erklärungsspielraum offen<br />

lassen, aufgezeigt werden. Zukünftige Forschungsaktivitäten könnten an den folgenden<br />

Fragen anknüpfen:<br />

666 Vgl. Diesner (2008), S. 437.<br />

667 Siehe 1. Kapitel „Reflexion des Forschungsvorgehens“.<br />

668<br />

Siehe Hauptkapitel IV, Unterkapitel 3.2.4.2 „Gestaltung der Wertschöpfung der Bildungsorganisation“,<br />

Wertschöpfungstiefe und Neuerungsverhalten.


Überlegungen zu den Ergebnissen für Wissenschaft und Praxis 225<br />

• In der Analyse der Anspruchsgruppe Andere Funktionseinheit zeigt sich, dass die<br />

Linie an wachsender Bedeutung gewinnt. 669 Wie ist dieser Trend zu erklären?<br />

Ergeben sich in anderen Unternehmen die gleichen bzw. ähnliche Erkenntnisse?<br />

• Bei der Analyse des übergeordneten Angebotes kommt die Autorin zu dem Schluss,<br />

dass die Ausgestaltung des Angebotes in einer Bildungsorganisation kein Zufall ist:<br />

Handlungsleitend ist hier, ein möglichst klares Angebotsprofil aufzuweisen, das sich<br />

an den übergeordneten Zielen der Bildungsorganisation orientiert. 670 Sind diese<br />

Grundgedanken auch in den Ausbildungsorganisationen anderer Unternehmen<br />

auszumachen? Oder hat sich deren Ausbildungsangebot aufgrund von Wachstum<br />

mehr oder weniger zufällig entwickelt?<br />

• Es war nicht möglich, das Vorgehen der integrierten Betrachtungsweise aus dem zur<br />

Verfügung stehenden Auswertungsmaterial zu eruieren. 671 Wird dieser Schritt in einer<br />

Bildungsorganisation systematisch vollzogen?<br />

• Wie gross ist der Einfluss des Ausbildungsverantwortlichen, durch dessen persönliche<br />

Prägung, in der Ausbildungsorganisation wirklich?<br />

• Kostentreiber und finanzielle Gesichtspunkte in der eigenen Wertschöpfungskette<br />

wurden nur am Rande diskutiert. 672 Wie ist diese Eigenheit zu erklären? Zeichnet sich<br />

in anderen Unternehmen ein ähnliches Forschungsergebnis ab?<br />

Deskriptiv-quantitative Vermessung von Phänomenen<br />

Bei quantitativer Forschung besteht die Herausforderung darin, Häufigkeit und<br />

Repräsentativität zu eruieren, anstatt wie bei qualitativer Forschung Typisches und<br />

Verallgemeinerbarkeit, zu ermitteln. 673 Dazu wird am Anfang des Forschungsprozesses<br />

einer Theorie (Hypothese) postuliert und danach überprüft. Wie bereits am Anfang dieser<br />

Arbeit aufgezeigt, bestanden zur Forschungsfrage wenige bis keine<br />

Forschungsbeiträge. 674 Aus diesem Grund konnte auch keine Hypothese aufgestellt<br />

werden, wie es eine quantitative Forschung eigentlich verlangt hätte. Aufgrund der<br />

Ergebnisse dieser Arbeit ist nun aber die Ausgangslage für eine quantitative Forschung<br />

anders: Aus dem entworfenen Bezugsrahmen liessen sich eine Reihe quantitativer<br />

Hypothesen bilden, die in einem nächsten Schritt in einer Vielzahl von Unternehmen<br />

669 Siehe Hauptkapitel IV, 2. Kapitel „Fallstudie 1: Positionierung“.<br />

670 Siehe Hauptkapitel IV, 2. Kapitel „Fallstudie 1: Positionierung“.<br />

671 Siehe Hauptkapitel IV, 2. Kapitel „Fallstudie 1: Positionierung“.<br />

672 Siehe Hauptkapitel IV, 3. Kapitel „Fallstudie 2: Wertschöpfung“.<br />

673 Vgl. Schwaninger (2005), o.S.<br />

674 Siehe Hauptkapitel II, 2. Kapitel „Forschungsfokus“.


226 Überlegungen zu den Ergebnissen für Wissenschaft und Praxis<br />

getestet werden könnten. Die Resultate würden Aufschluss darüber geben, wie<br />

repräsentativ die Ausgestaltung des Bezugsrahmens II für andere Unternehmen ist.<br />

Eine weitere interessante quantitative Untersuchungsaktivität bestünde darin, eine<br />

Klassifikation von Bildungsstrategien über Firmen hinweg zu bilden und darauf deren<br />

Implikationen auf die Performance von Unternehmen oder Geschäftsbereiche zu testen.<br />

Analyse weiterführender Forschungsfragen<br />

Die Verfolgung der Forschungsfrage in dieser Arbeit hat im Feld des strategischen<br />

<strong>Bildungsmanagement</strong>s eine Reihe weiterer interessanter Forschungsfragen ergeben:<br />

• Spannungsfeld <strong>St</strong>rategie - <strong>St</strong>ruktur - Kultur im <strong>Bildungsmanagement</strong>: 675 Welche<br />

Gestaltungsoptionen ergeben sich aufgrund der <strong>St</strong>rategie für <strong>St</strong>ruktur und Kultur im<br />

Bildungsbereich?<br />

• Welche Möglichkeiten bestehen, um die Bildungsstrategie an die übergeordnete<br />

Unternehmens- bzw. Geschäftsgruppenstrategie zu koppeln (engl. „<strong>St</strong>rategy<br />

alignment“)?<br />

• Welche Einflussfaktoren begünstigen organisationales Lernen? Wie muss sich eine<br />

Bildungsorganisation verändern, damit sie organisationales Lernen begünstigt?<br />

• Wie kann eine Bildungsorganisation dazu beitragen, dass das Gelernte im<br />

Arbeitsalltag des einzelnen ausgebildeten Mitarbeiters angewendet wird?<br />

• Bildungsorganisationen sind einem steten Wandel unterworfen. Daher wäre es<br />

wünschenswert, eine Bildungsstrategie schneller zu verwirklichen, sprich unmittelbar<br />

zu implementieren? Welche Möglichkeiten bestehen, um dies zu bewerkstelligen?<br />

• Wie könnte der Einfluss auf die Umsetzung der Bildungsstrategie ausserhalb der<br />

Bildungsorganisation erhöht werden? 676<br />

Soviel zu den Desiderata für weitere Forschungsaktivitäten in der Wissenschaft. Wie<br />

steht es mit der Praxis der Betrieblichen Bildung in Bezug auf diese Arbeit? Diese Frage<br />

zu beantworten ist Ziel des nächsten Kapitels.<br />

675 Siehe Hauptkapitel II, Unterkapitel 2.2.1 „Positionierung im Feld der Betrieblichen Bildung“.<br />

676<br />

Siehe Hauptkapitel V „Bezugsrahmen II: Entstehung von Bildungsstrategien“, „Besonderheiten im<br />

Bildungsbereich“.


Überlegungen zu den Ergebnissen für Wissenschaft und Praxis 227<br />

3 ÜBERLEGUNGEN ZUR ANWENDUNG IN DER PRAXIS<br />

Zu Beginn der Arbeit wurde konstatiert, dass das Aktivitätsniveau von Unternehmen in<br />

der Aus- und Weiterbildung über alle Konjunkturzyklen hinweg langfristig steigt. 677<br />

Demzufolge wird dem Management dieses betrieblichen Gestaltungsbereiches<br />

zunehmend Bedeutung beigemessen. Deshalb suchen Praktiker wie auch Theoretiker<br />

neue, geeignete Ansätze zum Management der Betrieblichen Bildung. Vor diesem<br />

Hintergrund wurde in dieser Arbeit ein Bezugsrahmen zur Entstehung von<br />

Bildungsstrategien entworfen. Unter Bezugsrahmen ist hier ein provisorisches<br />

Erklärungsmodell zu verstehen, das Perspektiven zur Problemdefinition und<br />

Interpretationsmuster zur Deutung von Wahrnehmungen zum Ausdruck bringt. Auf diese<br />

Weise soll der Bezugsrahmen den Forschungsprozess steuern und Orientierungshilfe für<br />

die Lösung praktischer Probleme liefern. 678 Diese Definition des Bezugsrahmens lässt<br />

deutlich werden, dass damit nicht nur Theoretiker, sondern auch Praktiker angesprochen<br />

werden sollen. Was bringt also der entworfene Bezugsrahmen dem Praktiker bzw. der<br />

Bildungsorganisation in einem Unternehmen und welche Handlungsempfehlungen lassen<br />

sich aus dem Bezugsrahmen I und II ableiten? 679<br />

Soll in der beruflichen Praxis eine konkrete Bildungsstrategie entwickelt werden, kann<br />

der entworfene Bezugsrahmen zum einen als prozessuale <strong>St</strong>rukturierungshilfe dienen.<br />

Allerdings müssen die Felder Initiierung, Positionierung, Wertschöpfung und<br />

Veränderung nicht zwangsläufig in dieser Reihenfolge eingehalten werden, da - je nach<br />

Anlass, Zweck, Situation etc., aus denen die <strong>St</strong>rategieinitiative erwachsen ist - auch<br />

anderweitige Abläufe denkbar sind. 680 Jedoch darf keines dieser Felder für die<br />

Entwicklung einer Bildungsstrategie ausgelassen werden. Zum anderen bieten die in<br />

dieser Arbeit dargestellten Felder Positionierung und Wertschöpfung sowie der<br />

Bezugsrahmen Gestaltungsfelder eines innovationsorientierten <strong>Bildungsmanagement</strong>s<br />

dem Praktiker Orientierungshilfe. Dank einerseits den entworfenen und andererseits den<br />

dargestellten Bezugsrahmen weiss er, in welchem Feld an Analysen, Optionen und<br />

Entscheidungen er sich bei der Ausgestaltung seiner Bildungsstrategie bewegen wird.<br />

Konkret lassen sich aus dieser Orientierungshilfe folgende Handlungsempfehlungen<br />

ableiten:<br />

677 Vgl. Baets und van der Linden (2003), S. 68; Prey et al. (2004), S. 7 ff. und Bersin & Associates (2006), S. 1 ff.<br />

678 Vgl. Kubicek und Kieser (1977), S. 18.<br />

679 Bewusst wird in diesem Kapitel die deskriptive Betrachtung, wie Bildungsstrategien entstehen, verlassen und für<br />

den Praktiker, der konkret eine Bildungsstrategie entwickeln muss, eine präskriptive Perspektive eingenommen.<br />

680 Vgl. Müller-<strong>St</strong>ewens und Lechner (2003), S. 39 f. Siehe in dieser Quelle insbesondere Abbildung 1-6 auf S. 40.


228 Überlegungen zu den Ergebnissen für Wissenschaft und Praxis<br />

• In einer Bildungsorganisation besteht das Ziel nicht darin, allen Mitarbeitern, also den<br />

Kunden, möglichst viele Aus- und Weiterbildungsdienstleistungen zu „verkaufen“,<br />

sondern mit den gegebenen Ressourcen im Unternehmen einen möglichst grossen<br />

Wert zu schaffen. Was diesen Wert ausmacht, muss zusammen mit der<br />

Geschäftsleitung herausgearbeitet werden. In dieser Arbeit wurden verschiedene<br />

Möglichkeiten aufgezeigt, was als unternehmensinterner Wert betrachtet werden<br />

kann. 681 Wichtig für eine Ausbildungsorganisation ist - nachdem festlegt wurde,<br />

worin deren unternehmensinterner Beitrag der Bildungsorganisation bestehen soll -<br />

diesen Beitrag sowohl in der Bildungsorganisation selber wie auch ausserhalb der<br />

Bildungsorganisation zu kommunizieren. Schliesslich soll intern jeder wissen, an der<br />

Erfüllung welchen Erfolges er gemessen wird, und extern, welcher Beitrag von der<br />

Bildungsorganisation erwartet werden kann.<br />

• Ist klar, wie der Erfolg einer Bildungsorganisation definiert ist, muss sie darauf<br />

aufbauend mit ihren Leistungen ein klares Profil entwickeln. Nur so kann sie mit den<br />

zur Verfügung stehenden Investitionen eine grösstmögliche Hebelwirkung erzeugen.<br />

Geschieht dies nicht und erfüllt sie damit jeden von der Organisation<br />

ausgesprochenen Wunsch, ist die Gefahr gross, dass sie sich verzettelt oder aber, dass<br />

ihr Erwartungen entgegengebracht werden, die sie gar nicht erfüllen kann.<br />

• Die Segmentierung der Mitarbeiter in Zielgruppen ist nicht einfach, da grundsätzlich<br />

alle Mitarbeiter in den Genuss von Aus- und Weiterbildung kommen möchten. 682 Auf<br />

der Suche nach einer sinnvollen Segmentierungsmöglichkeit ist die Frage, welche<br />

Kompetenzen die verschiedenen Geschäftsbereiche übergeordnet verbinden, für den<br />

Praktiker eine wertvolle Hilfe. In diesem Zusammenhang muss er bewusst wählen, ob<br />

er lieber in Sach- und/oder in Sozialkompetenzen der Mitarbeiter investieren will.<br />

• Abhängig davon, wen er im Unternehmen zum Aus- und Weiterbildungsbedürfnis<br />

befragt, erhält der Praktiker vielfältige Antworten. Deshalb ist diese Art der<br />

Befragung nicht die zielführende Methode, um den „Ausbildungspuls“ des<br />

Unternehmens zu spüren. Eine Möglichkeit, diesem Problem aus dem Weg zu gehen,<br />

wäre der Einsatz je eines Ausbildungsverantwortlichen pro Geschäftsbereich, der die<br />

Aufgabe hätte, die Ausbildungsbedürfnisse seines Bereiches zu ermitteln und in<br />

aggregierter Form an die Bildungsorganisation heranzutragen. Damit würde<br />

sichergestellt, dass am richtigen Ort in die Ausbildung investiert wird. Zudem könnte<br />

dadurch der Gefahr der Verzettelung der Bildungsorganisation entgegengewirkt<br />

werden.<br />

681<br />

Siehe Hauptkapitel II, 3. Kapitel „Ausprägungsformen von Betrieblicher Bildung“.<br />

682<br />

Siehe Hauptkapitel III, Unterkapitel 4.2.1.2 „Analyse der Einflusskräfte der Umwelt“.


Überlegungen zu den Ergebnissen für Wissenschaft und Praxis 229<br />

• Bei der Gestaltung der Wertschöpfung ist immer wieder zu überprüfen, ob noch nicht<br />

erkannte Synergiepotenziale genutzt werden können: Z.B. über die Nutzung von<br />

Lerntechnologien über Kulturgrenzen hinweg, über das Betreiben einer gemeinsamen<br />

Lernplattform für Geschäftsgruppen im Unternehmen oder über die Nutzung von<br />

Ausbildungsprogrammen, die branchenübergreifend gleich gestaltet sind. 683<br />

• Eine Bildungsorganisation sollte zudem viel Energie darauf verwenden, um<br />

Massnahmen zur Förderung des Gelernten im Arbeitsalltag in den Weg zu leiten.<br />

Solche Ausbildungsmassnahmen steigern die Effizienz der Bildungsorganisation<br />

massgeblich, indem das Preis-Leistungs-Verhältnis dadurch erhöht wird.<br />

• Bei der Entwicklung des Bezugsrahmens kristallisierten sich Besonderheiten der<br />

Betrieblichen Bildung heraus. 684 Diese Besonderheiten können vom Praktiker bewusst<br />

genutzt werden, um Non-Learning-Professionals das <strong>Bildungsmanagement</strong> im<br />

Unternehmen näherzubringen und zu erklären. Dies ist wichtig, denn in einer<br />

Bildungsorganisation bewegen sich tendenziell viele Quereinsteiger sowie<br />

Fachspezialisten, die mit dem Lernen als Fachgebiet zu wenig vertraut sind.<br />

• Die wichtigste Handlungsempfehlung aus dem entworfenen Bezugsrahmen und dem<br />

aufgezeigten Bezugsrahmen für Gestaltungsfelder eines innovationsorientierten<br />

<strong>Bildungsmanagement</strong>s ist jedoch, die richtige Balance zu finden. 685 Diese muss auf<br />

verschiedenen Ebenen angestrebt werden: Im richtigen Spannungsfeld zwischen<br />

<strong>St</strong>rategieformulierung und -implementierung, bei der Bewertung der<br />

Anspruchsgruppen, insbesondere der Kunden, 686 dann aber auch bezüglich der<br />

Einschätzung der Zielvorstellungen der Bildungsorganisation und der Art und Weise,<br />

wie sich diese in die angestrebte Richtung entwickeln kann (Bewertung der Umweltund<br />

Organisationsanalyse), ferner in einem Wertschöpfungsprogramm, das konsistent<br />

aufgebaut ist, und schliesslich im Gleichgewicht bei der Implementierungsgestaltung<br />

der Dimensionen Didaktik, Organisation, Kultur, Technologie und Ökonomie.<br />

683<br />

Ein Beispiel dazu wäre die Nutzung einer gemeinsamen Lernplattform in der gleichen Branche. Siehe Wachter<br />

(2008), S. B11.<br />

684 Siehe Hauptkapitel IV, 2. Kapitel „Fallstudie 1: Positionierung“.<br />

685 Siehe auch scil Congress (2008).<br />

686<br />

Siehe Hauptkapitel V „Bezugsrahmen II: Entstehung von Bildungsstrategien“, insbesondere Anspruchsgruppe<br />

des Kunden.


230 Schlussbetrachtung<br />

VII SCHLUSSBETRACHTUNG<br />

Ziel dieses Hauptkapitels ist es, diese Dissertation in einen übergeordneten Rahmen zu<br />

stellen. Dazu werden im 1. Kapitel die Ziele und wesentlichen Erkenntnisse der Arbeit<br />

zusammengefasst und in einen übergeordneten Kontext gestellt. Im 2. Kapitel werden die<br />

Ergebnisse reflektiert. Das 3. und letzte Kapitel schliesst diese Arbeit mit Gedanken zu<br />

Vor- und Nachteilen der Betrieblichen Bildung ab. Folgende Abbildung verdeutlicht den<br />

beschriebenen Aufbau des Hauptkapitels:<br />

Ziele und Ergebnisse<br />

dieser Arbeit<br />

(1. Kapitel)<br />

Abschliessende Reflexion<br />

der Ergebnisse<br />

(2. Kapitel)<br />

Abschliessende<br />

Gedanken<br />

(3. Kapitel)<br />

Abbildung 72: Aufbau des Hauptkapitels VII 687<br />

1 ZIELE UND ERGEBNISSE DIESER ARBEIT<br />

Vor dem Hintergrund, dass die Aus- und Weiterbildung in Unternehmen zunehmend an<br />

Bedeutung gewinnt, wurde in dieser Arbeit ein Bezugsrahmen entworfen, der aufzeigt,<br />

wie Bildungsstrategien entstehen. Damit sollte die Forschungsfrage „Wie entstehen<br />

Bildungsstrategien in Unternehmen?“ beantwortet werden. Die Fragestellung der<br />

Dissertation knüpft an die klassische <strong>St</strong>rategieinhaltsforschung an. Dies, weil<br />

Bildungsstrategien als Funktional- oder Issue-<strong>St</strong>rategien prozessual gleich wie andere<br />

<strong>St</strong>rategien entstehen. 688<br />

Bis anhin wurde in der Wissenschaft inhaltlich kaum zwischen Bildungsstrategien und<br />

anderen <strong>St</strong>rategien differenziert. 689 Die vorliegende Arbeit berücksichtigt die<br />

Besonderheiten der Betrieblichen Bildung und präzisiert die Unterschiede zwischen einer<br />

Bildungsstrategie und anderen <strong>St</strong>rategien. Die aus der Forschungsfrage resultierenden<br />

Ergebnisse sind somit nicht nur als Beitrag zur Wissenschaft zu betrachten; 690 sondern<br />

lassen sich auch in der Praxis umsetzen. 691 Speziell jenen Personen, die mit dem<br />

betrieblichen Umfeld der Aus- und Weiterbildung zu tun haben, aber keine<br />

Lernspezialisten (Non-Learning-Professionals) sind, kann der entwickelte Bezugsrahmen<br />

helfen, das Umfeld, in dem sie arbeiten, besser zu verstehen.<br />

687 Eigene Darstellung.<br />

688 Siehe Hauptkapitel III, Unterkapitel 1.2 „Gestaltungsebenen von <strong>St</strong>rategien“.<br />

689 Für die genaue Beschreibung der Forschungslücke siehe Hauptkapitel II, 2. Kapitel „Forschungsfokus“.<br />

690 Siehe Hauptkapitel V „Bezugsrahmen II: Entstehung von Bildungsstrategien“.<br />

691 Siehe Hauptkapitel VI, 3. Kapitel „Überlegung zur Anwendung in der Praxis“.


Schlussbetrachtung 231<br />

Im Verlauf der Dissertation wurde die Forschungsfrage über die folgenden Schritte<br />

konkretisiert:<br />

• Initiierung<br />

Wie sind strategische Initiativen im Bildungsbereich eines Unternehmens gestaltet?<br />

• Positionierung<br />

Welche Möglichkeiten bestehen für den Bildungsbereich, um sich gegenüber seinen<br />

Anspruchsgruppen zu positionieren (Aussenverhältnis)?<br />

• Wertschöpfung<br />

Welche Möglichkeiten bestehen für den Bildungsbereich, um die Wertschöpfung des<br />

Bildungsbereichs (Innenverhältnis) zu organisieren?<br />

• Veränderung<br />

Wie wirken strategische Initiativen und verändern den Bildungsbereich?<br />

• Realisierte <strong>St</strong>rategieimplementierung<br />

Welche anderen Gestaltungsfelder neben dem ökonomischen bestehen, um die in der<br />

Positionierung festgelegten Ziele für eine Bildungsorganisation zu realisieren?<br />

Wie können die Schlussfolgerungen der Arbeit übergeordnet zusammengefasst werden?<br />

Die Ergebnisse dieser Arbeit sind mit einem Markt und seinen Mechanismen zu<br />

vergleichen:<br />

Auf der einen Seite befindet sich ein Anbieter von Bildungsprodukten im Unternehmen.<br />

Die Bildungsorganisation des Unternehmens nimmt diese Funktion stellvertretend für<br />

diesen Anbieter wahr. Es ist nicht das Hauptziel, dem Kunden möglichst viele Aus- und<br />

Weiterbildungsdienstleistungen zu „verkaufen“, sondern mit den gegebenen Ressourcen<br />

einen möglichst grossen Wert im Unternehmen zu schaffen. Was dieser Wert ist,<br />

definiert die Geschäftsleitung. Bei Erreichung dieses Zieles muss es ihr grundsätzlich<br />

gelingen, die individuellen Handlungskompetenzen von Menschen mit den <strong>St</strong>rategien,<br />

<strong>St</strong>rukturen und Kulturen ihrer Organisation in Einklang zu bringen. 692<br />

Auf der anderen Seite finden sich im Unternehmen Nachfrager für das Bildungsangebot.<br />

Diese Nachfrager bzw. Kunden sind zunächst grundsätzlich alle Mitarbeiter des<br />

Unternehmens, da davon ausgegangen wird, dass sie alle in den Genuss von Aus- und<br />

Weiterbildung kommen möchten. Es sind jedoch zwei Gruppen von Nachfragern zu<br />

unterscheiden: einerseits die für die Aus- bzw. Weiterbildungsdienstleistung „zahlenden<br />

692 Vgl. Euler (2004), S. 31 ff.


232 Schlussbetrachtung<br />

Personen“, häufig vertreten durch die Geschäftsleitung bzw. die Führungskräfte eines<br />

Geschäftsbereiches, und andererseits die „konsumierenden Personen“ der Aus- bzw.<br />

Weiterbildungsdienstleistung; also die einzelnen Mitarbeiter bzw. ein ganzes Team.<br />

Die Produkte, die angebots- sowie nachfrageorientiert hergestellt werden, sind zum einen<br />

Aus- und Weiterbildungsdienstleistungen und zum anderen Leistungen, die dem Aufbau<br />

und der Förderung einer Lernkultur dienen.<br />

Der Marktmechanismus funktioniert für den beschriebenen Markt jedoch aus zwei<br />

Gründen nicht:<br />

Erstens wird die intern erstellte Aus- bzw. Weiterbildungsleistung oft nicht von der<br />

Person bezahlt, der sie zu Gute kommt. Dadurch ist die zahlende Person bei einem<br />

bestimmten Preis zu Abschlägen in der Ausbildungsqualität bereit. Die „konsumierende“<br />

Person der Aus- bzw. Weiterbildungsleistung wird jedoch dadurch enttäuscht, denn sie<br />

erwartet immer eine möglichst hohe Qualität der Aus- bzw. Weiterbildungsleistung. Der<br />

Preis als Signalfunktion für Menge bzw. Qualität funktioniert daher nicht: Zu einem<br />

bestimmten Preis wird eine bestimmte Menge an Aus- und<br />

Weiterbildungsdienstleistungen in einer bestimmten Qualität angeboten. Diese entspricht<br />

zwar der Nachfrage des „zahlenden“ Kunden, jedoch nicht der Nachfrage des<br />

„konsumierenden“ Kunden. Für den Anbieter, also die Bildungsorganisation, hat dies<br />

zwei Konsequenzen: Zum einen muss die Organisation jedes Aus- bzw.<br />

Weiterbildungsprodukt zwar in einem vernünftigen Kosten-Ertrags-Verhältnis<br />

produzieren, die Qualität des Produktes muss aber dennoch immer so hoch wie möglich<br />

sein, damit der „konsumierende“ Nachfrager nicht enttäuscht wird. Zum anderen muss<br />

die Bildungsorganisation ein klares Profil entwickeln: Was will sie anbieten und was<br />

nicht? Zu welcher Qualität? Das spezifische Angebot sollte im Interesse eines sinnvollen<br />

Expectationmanagements klar nach aussen kommuniziert werden.<br />

Zweitens funktioniert der Marktmechanismus im Bildungsbereich innerhalb des<br />

Unternehmens aus Wettbewerbsgründen nicht. Denn als Anbieter ist die<br />

Bildungsorganisation sozusagen keinem Wettbewerb ausgesetzt: Wettbewerber, die in<br />

Teilen oder Komponenten des Bildungsangebotes in Bezug auf Kosten, Zeit oder<br />

Qualität besser abschneiden, macht sich die Bildungsorganisation zunutze. Wettbewerber<br />

in Form von Bildungsorganisationen in den Konkurrenzunternehmen der gleichen<br />

Branche haben unabhängig von der eigenen Bildungsorganisation ihre<br />

Daseinsberechtigung. Die eigene Ausbildungsorganisation versucht, wann immer<br />

möglich von dieser Art von Konkurrenz zu lernen, sie konkurrenziert sie aber nicht.<br />

Die Ergebnisse aus dem entwickelten Bezugsrahmen lassen noch weitere Aussagen über<br />

die Nachfrager und den Anbieter im Unternehmen zu:


Schlussbetrachtung 233<br />

Eine Eigenheit im unternehmensinternen Bildungsbereich ist die Schwierigkeit auf der<br />

Nachfrageseite, den aufgrund einer Bildungsmassnahme bzw. eines<br />

Bildungsstrategiewechsels erzeugten Nutzen zu messen. Diese Besonderheit führt dazu,<br />

dass der Markt aus dieser Sicht zu einem Teil intransparent bleibt.<br />

Auf der Angebotsseite ist die Bildungsorganisation bei der Verfolgung der zuvor<br />

aufgezeigten Ziele gewissen Restriktionen unterworfen:<br />

Da die Bildungsorganisation als solche durch die erstellte Leistung keine eigentlichen<br />

Gewinne zu verzeichnen hat und die produzierten Kosten der Aus- und Weiterbildung<br />

somit durch die Gewinne des Unternehmens getragen werden müssen, hängt sie<br />

weitgehend von der allgemeinen wirtschaftlichen Lage ab, in der sich das<br />

Gesamtunternehmen gerade befindet.<br />

Ferner gilt es zu bedenken, dass sich der Erfolg der Aus- und Weiterbildungsdienstleistungsprodukte<br />

durch die Umsetzung des erlernten Wissens in den Arbeitsalltag<br />

einstellt. Dabei haben andere Funktionseinheiten wie z.B. die Linie oder HR als Partner<br />

der Bildungsorganisation einen massgebenden Einfluss. Der Erfolg der<br />

Bildungsorganisation ist somit nicht nur von ihrer eigenen Aktivität abhängig.<br />

Ist einmal bestimmt, welche Aus- und Weiterbildungsdienstleistungsprodukte die<br />

Bildungsorganisation anbieten will, muss diese in einem zweiten Schritt beurteilen, ob sie<br />

auch imstande ist, das betreffende Angebot zur Verfügung zu stellen. Dabei zählen nicht<br />

nur die eigenen Fähigkeiten - vielmehr stellt sich auch die grundsätzliche Frage, wie das<br />

gesamte Unternehmen dem Aus- und Weiterbildungsbereich gegenüber steht.<br />

Soviel zu den Restriktionen, mit denen sich der Anbieter im Bildungsbereich des<br />

Unternehmens konfrontiert sieht. Was die Produktion der ausgewählten Aus- und<br />

Weiterbildungsdienstleistungsprodukte betrifft, ergeben sich aus ökonomischer Sicht die<br />

gleichen Optionen in Bezug auf Effektivität und Effizienz wie bei der Produktion in<br />

anderen Geschäftsbereichen. Im Bildungsbereich kommt aber zusätzlich noch hinzu, dass<br />

didaktischen, organisatorischen, kulturellen und technologischen Aspekten Rechnung<br />

getragen werden muss. In den anderen Geschäftsbereichen und Bildungsorganisationen<br />

sind es jedoch unterschiedliche Motive, die zur Wahl der jeweiligen Option führen: Jede<br />

Unternehmenseinheit wird diejenige Option wählen, die für sie den grösstmöglichen<br />

Mehrwert erzeugt. In einem Geschäftsbereich wird Mehrwert anhand von generierten<br />

Wettbewerbsvorteilen gemessen. Bei einer Bildungsorganisation ist dies anders: Hier<br />

basiert die Bewertung des Mehrwerts nicht auf dem Generieren von<br />

Wettbewerbsvorteilen (die Bildungsorganisation steht nicht in Konkurrenz), sondern das<br />

Generieren von Mehrwert wird über die Erfüllung des in der Positionierung<br />

beabsichtigten Zwecks des gesamten Bildungsbereichs gemessen.


234 Schlussbetrachtung<br />

2 ABSCHLIESSENDE REFLEXION DER ERGEBNISSE<br />

Ein Vergleich der Ergebnisse dieser Arbeit mit einem Markt und seinen<br />

Marktmechanismen? Eine Optimierungsfunktion beim Abwägen der Erfüllung der<br />

Anspruchsgruppenerwartungen? Optionen in der Betrieblichen Bildung, die sich in<br />

Bezug auf Effizienz und Effektivität gestalten lassen? Dies sind betriebswirtschaftliche<br />

Fragen, die in dieser Arbeit aufgeworfen werden. Ist in dieser Arbeit daraus ein Beitrag<br />

zur „Ökonomisierung der Bildung“ hervorgegangen?<br />

Die letzte Frage spiegelt den heutigen Zeitgeist wider; ist doch in den letzten Jahren in<br />

Gesellschaft und Politik ein kritischer Diskurs zur „Ökonomisierung der Bildung“<br />

entstanden. 693 Darin wird Bildung meist als eine Art bedrohte Gattung dargestellt, die<br />

Gefahr läuft, durch die Zugriffe einer expansiven kapitalistischen <strong>St</strong>rategie ihre innere<br />

Substanz zu verlieren. 694 Dabei soll der Bildungsbegriff, bei dem es im Wesentlichen um<br />

die Formung der Persönlichkeit geht, 695 aufgrund von ökonomischen Kriterien unterhöhlt<br />

werden. Der Vorwurf richtet sich vor allem an Schulen und <strong>Universität</strong>en und betrifft<br />

insbesondere deren Organisation und Bildungsangebote. Diese Institutionen haben<br />

nämlich einen Bildungsauftrag, dessen Erfüllung nach Ansicht der Kritiker nur schwer<br />

mit ökonomischen Kriterien zu vereinbaren ist. Doch auch gegenüber manch einer<br />

betrieblichen Bildungsinstitution wird solcherlei Kritik laut. 696 Dies, obwohl das<br />

Unternehmen als privat-rechtliche Institution ja den Zweck seiner Betrieblichen Bildung<br />

selber bestimmt.<br />

Demgegenüber steht eine nicht zu leugnende Realität in der Entwicklung der<br />

Ausbildungsbranche. So ist zu lesen: „Die Ausbildungsbranche, insbesondere die höhere<br />

Ausbildung, hat eine rosige Zukunft. Die kommenden Märkte werden Indien und China<br />

sein. In China trimmen sich derzeit 10‘000 MBA-<strong>St</strong>udenten pro Jahr, in zehn Jahren<br />

sollen es nach offiziellen Vorstellungen 1,4 Millionen sein.“ 697 Und: „Tatsächlich<br />

besagen manche Einschätzungen, dass der Bildungsbereich zu einem der grössten<br />

Anwendungsbereiche des E-Business werden wird.“ 698 Auch hinsichtlich der<br />

Betrieblichen Bildung sind eindrückliche Beispiele für diesen Trend zu finden: Die<br />

University des Unternehmens von McDonald’s in der Nähe von Chicago ist über<br />

10‘000 m 2 gross, verfügt über 22 Sprachsimulationssysteme zur Übersetzung und hat in<br />

693<br />

Siehe u.a. Lohmann (2001); Bank Julius Bär (2005a); Bank Julius Bär (2005b) und Witsch (2008).<br />

694<br />

Vgl. Witsch (2008), o.S.<br />

695<br />

Siehe Hauptkapitel II, Unterkapitel 2.1.2 „Konkretisierung des Begriffs <strong>Bildungsmanagement</strong>“.<br />

696<br />

Vgl. Lohmann (2001), S. 3 f.; Hoffmann et al. (2001); Lassnigg (2003), S. 8 f. und Faschingeder et al. (2005).<br />

697<br />

Bank Julius Bär (2004), S. 4.<br />

698<br />

Hilse (2001a), S. 152.


Schlussbetrachtung 235<br />

den ersten 40 Jahren seit ihrer Gründung 65'000 Manager ausgebildet. 699 Damit nahm die<br />

<strong>Universität</strong> für sich in Anspruch im Jahr 2001, über das grössere Trainingscenter als die<br />

Armee der Vereinigten <strong>St</strong>aaten zu haben. Ein weiteres Beispiel für diese<br />

Entwicklungstendenzen ist die folgende Aussage des Leiters der Business School der<br />

Credit Suisse:<br />

„Wir können es uns nicht leisten, nicht in unsere Mitarbeitenden zu<br />

investieren.“ 700<br />

Diese Belege zeigen, dass der Diskurs über „Ökonomisierung von Bildung“ hinfällig ist,<br />

da es sich dabei bereits um eine Tatsache handelt. 701<br />

Die erwähnten aktuellen Entwicklungstendenzen im Bildungsbereich zeigen, dass es<br />

sinnlos ist, der Entwicklung einer Ökonomisierung der Bildung entgegenzustehen.<br />

Vielmehr sollte Energie dafür verwendet werden, unter ökonomischen Gesichtspunkten<br />

geeignete, qualitativ hochstehende Konzepte für das Bildungswesen zu entwickeln. Der<br />

ökonomische Fokus im Bildungswesen ist nur ein Teilaspekt; er grenzt den<br />

übergeordneten Blick für die Bedeutung der Bildung in keinerlei Weise aus. In der<br />

Absicht, ökonomischen Gesichtspunkten, aber auch den Besonderheiten von Bildung<br />

Rechnung zu tragen, sind in dieser Arbeit die Ergebnisse zur Entstehung von<br />

Bildungsstrategien in Unternehmen entstanden.<br />

An dieser <strong>St</strong>elle soll noch eine weitere übergeordnete Fragestellung aufgezeigt werden:<br />

Die Frage, wie sich die Entstehung von <strong>St</strong>rategien im unternehmerischen<br />

Funktionsbereich der Betrieblichen Bildung von anderen Funktionsbereichen im<br />

Unternehmen unterscheidet, ist in dieser Arbeit beantwortet worden. Im Raum steht aber<br />

weiterhin die Frage, ob die entwickelten Konzepte auch für andere gewinnbringende<br />

Bildungsinstitutionen wie z.B. solche, die Executive-Ausbildungen anbieten, ihre<br />

Gültigkeit haben? Und wenn nein, warum nicht?<br />

Beiden Organisationen gemeinsam ist, dass sie für ein gewinnorientiertes Unternehmen<br />

arbeiten. Eine weitere Gemeinsamkeit stellt die Tatsache dar, dass es bei beiden<br />

Organisationen überwiegend um die Aus- und Weiterbildung von Erwachsenen geht.<br />

Dies bedeutet, dass beide Organisationen insbesondere auch den Zielen des Individuums<br />

beim Lernen Rechnung tragen müssen - dies nur schon aus motivationalen Gründen. Ein<br />

Charakteristikum der Betrieblichen Bildung besteht darin, dass diese individuellen Ziele -<br />

wie im Unterkapitel „Positionierung im Feld der Betrieblichen Bildung“ auf der<br />

699<br />

Vgl. Jarvis (2001), S. 112.<br />

700<br />

Küng (2008), S. 6.<br />

701<br />

Siehe mehr dazu in Kraemer und Müller (2001), dort speziell in Hilse (2001a), S. 152 ff.; Loebe und Severing<br />

(2001) und Bok (2003).


236 Schlussbetrachtung<br />

normativen Ebene aufgezeigt wurde 702 - mit den <strong>St</strong>rategien, <strong>St</strong>rukturen und Kulturen<br />

einer Organisation in Einklang gebracht werden müssen. Dies ist bei anderen<br />

gewinnbringenden Bildungsinstitutionen nicht der Fall: Bei diesen steht einzig das<br />

Individuum mit seinen Aus- und Weiterbildungsbedürfnissen als Kunde im Vordergrund.<br />

Aus diesem Grund bestehen bezüglich der Positionierung der Bildungsstrategie zwischen<br />

den beiden Organisationsformen fundamentale Unterschiede.<br />

Doch auch hinsichtlich der Wertschöpfung bzw. Implementierung einer Bildungsstrategie<br />

in der Betrieblichen Bildung im Unternehmen sind im Vergleich zu anderen<br />

gewinnbringenden Bildungsinstitutionen Unterschiede festzustellen:<br />

Kennzeichnend für viele Unternehmen ist, wie eingangs in der Problemstellung<br />

beschrieben, 703 der rasante Wandel, der sich in den immer schneller sich verändernden<br />

Rahmenbedingungen äussert. Natürlich sind andere gewinnbringende<br />

Bildungsinstitutionen ebenfalls von diesem Wandel betroffen; trotzdem können sie einer<br />

gewissen Branchenlogik folgen. Bei der Betrieblichen Bildung ist dies wiederum anders:<br />

Da die Betriebliche Bildung als Funktionsbereich des gesamten Unternehmens von<br />

diesem abhängig ist, ist sie einem ständigen Wandel betreffend Zielgruppen,<br />

Investitionen und Arbeitsressourcen unterworfen. Damit nimmt die Komplexität der<br />

Betrieblichen Bildung rasch zu und es bleibt oft wenig Zeit, die zuvor formulierte<br />

Bildungsstrategie auch wirklich umzusetzen. So erhielt bspw. das Ausbildungsressort der<br />

UBS durch den EC Case 704 im August 2006 das Mandat, eine neue Bildungsstrategie zu<br />

entwickeln; doch schon im November 2007 stellte sich heraus, dass aufgrund der<br />

Reorganisation der gesamten Bank bereits ausgearbeitete Teile der Bildungsstrategie gar<br />

nicht vollständig implementiert werden konnten. Demzufolge mussten an der vorher<br />

formulierten Bildungsstrategie grössere Anpassungen vorgenommen werden.<br />

3 ABSCHLIESSENDE GEDANKEN<br />

Bei all den strategischen Ausführungen zur Wichtigkeit der Betrieblichen Bildung soll<br />

zum Abschluss dieser Arbeit nicht ausser Acht gelassen sein, dass die Aus- und<br />

Weiterbildung im Unternehmen erhebliche Kosten verursacht. Allein schon durch die<br />

Tatsache, dass die Mitarbeitenden infolge der Aus- und Weiterbildung nicht ihrer<br />

täglichen Arbeit nachgehen können, führt zu hohen Opportunitätskosten. Unabhängig<br />

vom verfolgten Zweck der Aus- und Weiterbildungsorganisation im Unternehmen<br />

müssen sich daher die Bildungsbemühungen im Unternehmen auszahlen, obwohl sie<br />

702<br />

Siehe Hauptkapitel II, Unterkapitel 2.2.1 „Positionierung im Feld der Betrieblichen Bildung“.<br />

703<br />

Siehe Hauptkapitel I, 1. Kapitel „Ausgangslage und Problemstellung“.<br />

704<br />

Siehe Hauptkapitel IV, Unterkapitel 1.2 „Das Ausbildungsressort von UBS GWM&BB“.


Schlussbetrachtung 237<br />

quantitativ nicht genau messbar sind. 705 Den Kostenargumenten ist gegenüberzustellen,<br />

dass sich sinnvolle Investitionen in die Betriebliche Bildung langfristig immer lohnen:<br />

Diese ist schliesslich nicht nur das vielzitierte Mittel, um sich den immer schneller sich<br />

verändernden Rahmenbedingungen anpassen zu können, 706 sie zieht auch qualitativ gut<br />

ausgebildete Arbeitskräfte an, da diese in den Angeboten Entfaltungsmöglichkeiten<br />

sehen. Des Weiteren stellen gerade in Unternehmen, die wissensintensive<br />

Dienstleistungen anbieten (engl. Professional Services Firms), die Mitarbeitenden den<br />

grössten Wert im Unternehmen dar, denn sie sind das eigentliche Produkt dieser<br />

Unternehmen. 707 Dass hier Investition in Mitarbeitende durch Betriebliche Bildung eine<br />

Investition in die Zukunft ist, versteht sich von selbst. Nicht zuletzt bietet die<br />

Betrieblichen Bildung auch die Möglichkeit, Mitarbeitende mit ganz spezifisch<br />

unternehmensbezogenen Problemlösungen vertraut zu machen; eine Aufgabe, die weder<br />

Berufsschulen noch <strong>Universität</strong>en in dieser Art und Weise zu erfüllen vermögen. 708<br />

Lernen im Unternehmen wird unabhängig von der betrieblichen Bildungsorganisation<br />

mehr und mehr direkt mit der Arbeit verschmelzen. So konstatiert Hilse (2001):<br />

„Dies bedeutet, dass sich die klassische Zweiteilung des Lebenslaufes in<br />

Ausbildung und nachfolgend Beruf zugunsten eines Modells verändert,<br />

nach dem sich kurze Phasen des Lernens und der Wissensaufnahme mit<br />

Phasen des Arbeitens abwechseln. Die grösser werdende Gruppe der<br />

„Wissensarbeiter“, deren Produkte das pure Wissen und die Expertise<br />

selbst sind (z.B. Finanzdienstleister, Unternehmensberater,<br />

Industrieforscher), können gar nicht mehr zwischen Arbeit und Lernen<br />

differenzieren. Beide Aktivitäten verschmelzen vollkommen miteinander<br />

und müssen möglichst „just-in-time“ vom eigenen Arbeitsplatz aus bzw.<br />

während eines laufenden Projektes erledigt werden können.“ 709<br />

Ob die Bildungsorganisation im Unternehmen zur Verzahnung von Lernen und Arbeiten<br />

einen wertvollen Beitrag leisten kann, hängt massgeblich von der Bildungsstrategie ab.<br />

Grundlegend dafür sind fundierte Kenntnisse darüber, wie Bildungsstrategien entstehen.<br />

In der Absicht, zu diesem letzten Punkt einen Beitrag zu leisten, ist die vorliegende<br />

Arbeit verfasst worden.<br />

Trotz des Enthusiasmus darüber, was Betriebliche Bildung alles bewirken kann, soll<br />

kritisch hinterfragt werden, dass die Betriebliche Bildung eines Unternehmens immer<br />

problemorientiert, zweckgebunden und utilitär ist. Die Qualität einer<br />

Bildungsorganisation im Unternehmen lässt sich demnach daran messen, bis zu welchem<br />

705 Siehe Hauptkapitel IV, Unterkapitel 2.2.8 „Besonderheiten der Betrieblichen Bildung“.<br />

706 Siehe Hauptkapitel I, 1. Kapitel „Ausgangslage und Problemstellung“.<br />

707<br />

Siehe auch scil Congress (2008).<br />

708<br />

Siehe NZZ (2004), B1 ff. und Bank Julius Bär (2004), S. 3 ff.<br />

709 Hilse (2001a), S. 151.


238 Schlussbetrachtung<br />

Grad diese Organisation die Ziele, die zu ihrem Aufbau bewogen haben, zu erfüllen<br />

imstande ist. Dadurch wird Lernen im Unternehmen immer einer gewissen Systemlogik<br />

unterworfen sein. Im persönlichen wie auch im unternehmerischen Alltag kann diese<br />

Tatsache von Nachteil sein. Deshalb ist es wichtig, dass sich auch Akteure in den<br />

Bildungsmarkt einbringen, bei welchen Bildung und intellektuelles Kapital als freies,<br />

unmittelbar zweckfreies und diversifiziertes Gut entstehen. Den <strong>Universität</strong>en fällt dabei<br />

eine Schlüsselrolle zu.


Anhang CCXXXIX<br />

ANHANG<br />

ANHANG A:<br />

VERZEICHNIS DER BEFRAGTEN DER<br />

EXPERTENINTERVIEWS<br />

Unternehmen Befragter und Funktion<br />

UBS AG<br />

UBS AG<br />

UBS AG<br />

UBS AG<br />

UBS AG<br />

UBS AG<br />

UBS AG<br />

UBS AG<br />

UBS AG<br />

UBS AG<br />

UBS AG<br />

UBS AG<br />

Curdin Duschletta<br />

(Leiter Learning Development Center)<br />

Michel Gauch<br />

(Mitarbeiter im <strong>St</strong>ream Client Experience und Learning<br />

Impact)<br />

Dr. Claude Heini<br />

(Leiter Leadership)<br />

Laura Honisch<br />

(Projektleiterin <strong>St</strong>ream Learning Impact)<br />

Reto Imhasly<br />

(Mitarbeiter im EC Case)<br />

José Joos<br />

(Projektleiter Globale Integrationsprojekte für Ausbildung)<br />

Dr. Bernhard Koye<br />

(Leiter Education and Development Offering)<br />

Dalmazio Pacozzi<br />

(Leiter Consulting & External Education)<br />

Matthias Schacke<br />

(Leiter Next Generation)<br />

Michael Utz<br />

(Leiter Project & Portfolio Management)<br />

Dr. Anja Wagner<br />

(Projektleiterin <strong>St</strong>ream Learning Development Center)<br />

René Weber<br />

(Projektleiter <strong>St</strong>ream Client Experience)


CCXL Anhang<br />

ANHANG B:<br />

INTERVIEWLEITFADEN FÜR DIE<br />

EXPERTENINTERVIEWS<br />

Bedarf einer <strong>St</strong>rategie<br />

1. Welches waren die Treiber für eine neue <strong>St</strong>rategie?<br />

Unterteilung <strong>St</strong>rategieformulierung - <strong>St</strong>rategieimplementierung<br />

2. Theorien zur <strong>St</strong>rategieentstehung unterscheiden die Phasen Formulierung und<br />

Implementierung der <strong>St</strong>rategie.<br />

3. Sehen Sie eine ähnliche Unterscheidung im EC Case Projekt?<br />

4. Wann wären Sie mit der <strong>St</strong>rategieformulierung zufrieden? Welche Elemente müssten<br />

abgedeckt sein?<br />

5. Wann wären Sie mit der <strong>St</strong>rategieimplementierung zufrieden? Welche Elemente<br />

müssten abgedeckt sein?<br />

Aufgaben und -verantwortlichkeiten<br />

6. Bei welchen Projekten im <strong>St</strong>rategieformierungsprozess waren Sie involviert?<br />

Einflussfaktoren bei der <strong>St</strong>rategieformulierung<br />

7. Bei der Mitarbeit zur <strong>St</strong>rategieformulierung - welche Aspekte waren Ihnen wichtig<br />

mit einzubeziehen?<br />

8. Was war von aussen gegeben und wo hatten Sie Handlungsspielraum?<br />

9. Welche Aspekte haben Ihnen bei der <strong>St</strong>rategieformulierung gefehlt?<br />

Besonderheiten der <strong>St</strong>rategieentstehung in Bildungsorganisationen<br />

10. Was hat diesen <strong>St</strong>rategiefindungsprozess anders als andere <strong>St</strong>rategieprozesse<br />

gemacht?<br />

11. Was macht den <strong>St</strong>rategieentstehungsprozess für eine Ausbildungseinheit speziell?


Anhang CCXLI<br />

ANHANG C:<br />

VERZEICHNIS DER PROTOKOLLIERTEN<br />

INFORMATIONSVERANSTALTUNGEN ZUR LDC<br />

STRATEGIE IM ZEITRAUM JUNI 2006 BIS MAI 2007<br />

Datum Name der Informationsveranstaltung<br />

30. Juni 2006 E&D Forum<br />

31. August 2006<br />

Walk in<br />

E&D 2010<br />

1. September 2006 E&D Forum<br />

22. September 2006<br />

21. November 2006 E&D Forum<br />

29. November 2006<br />

15. Dezember 2006<br />

2. Februar 2007<br />

16. Februar 2007<br />

2. April 2007<br />

15. Mai 2007<br />

<strong>St</strong>ream Learning Impact<br />

Workshop Brainstorming & Main Tasks<br />

Learning & Development Center<br />

Info Fair<br />

Learning & Development 07 -<br />

Learning, Performing, Growing<br />

Global Education & Development<br />

Learning & Development Center -<br />

Positioned for Business Impact<br />

Town Hall Meeting<br />

Market <strong>St</strong>rategy & Development<br />

Town Hall Meeting<br />

LDC Chief Operating Officer (COO)<br />

Town Hall Meeting<br />

Learning & Development Center<br />

Town Hall Meeting


CCXLII Anhang<br />

ANHANG D:<br />

VERZEICHNIS DER PROTOKOLLIERTEN WORKSHOPS<br />

ZUR E-LEARNING STRATEGIE AUGUST 2007 BIS<br />

NOVEMBER 2007<br />

Datum Themenkreis des E-Learning Workshops<br />

4. September 2007 Kick-off Method Mix Task Force<br />

11. September 2007<br />

20. September 2007<br />

Besprechung der momentanen Situation:<br />

Learning Delivery Channels Architecture<br />

Besprechung der Entwicklung:<br />

Learning Delivery Channels Architecture<br />

25. September 2007 Elemente der E-Learning <strong>St</strong>rategy<br />

28. September 2007 <strong>St</strong>rategy & Value Proposition<br />

2. Oktober 2007 E-Learning Best Practices aus den USA<br />

4. Oktober 2007 Weiterentwicklung der E-Channel <strong>St</strong>rategy<br />

10. Oktober 2007 Weiterentwicklung der E-Channel <strong>St</strong>rategy<br />

17. Oktober 2007 Entscheidungskriterien für die <strong>St</strong>andardarchitektur<br />

24. Oktober 2007 Final Sign-off: Vorstellung der Ergebnisse<br />

31. Oktober 2007 Update E-Learning <strong>St</strong>rategy und Architektur<br />

13. November 2007<br />

Management Team Meeting (MTM):<br />

Präsentation der E-Learning <strong>St</strong>rategy


Quellenverzeichnis CCXLIII<br />

QUELLENVERZEICHNIS<br />

ALLEN, M. (2002)<br />

The Corporate University Handbook - Designing, Managing and Growing a<br />

Successful Program, Amacom Books, New York et al., 2002.<br />

ANALOUI, F. (1993)<br />

Training and transfer of learning, Avebury, Aldershot, 1993.<br />

ANDRESEN, M. (2003)<br />

Corporate Universities als Instrument des <strong>St</strong>rategischen Managements von Person,<br />

Gruppe und Organisation, Personalmanagement Human Resource Management<br />

Forum, Peter Lang, Europäischer Verlag der Wissenschaften, Frankfurt am Main,<br />

2003.<br />

ANSCHOFF, U. (1995)<br />

Nutzung von Weiterbildungsangeboten und Implementierung von<br />

Weiterbildungsinhalten für KMU-Führungskräfte im internationalen Vergleich, Difo-<br />

Druck, Bamberg, 1995.<br />

ARGYRIS, C. UND SCHÖN, D. (1999)<br />

Die lernende Organisation - Grundlagen, Methode, Praxis, Klett-Cotta Verlag,<br />

<strong>St</strong>uttgart, 1999.<br />

ARNOLD, R. (1995)<br />

Betriebliche Weiterbildung zwischen Bildung und Qualifizierung, 2. Auflage,<br />

Schneider Verlag Hohengehren, Baltmannsweiler, 1995.<br />

ARNOLD, R. UND SCHÜSSLER, I. (1996)<br />

Wandel der Lernkulturen - Ideen und Bausteine für ein lebendiges Lernen,<br />

Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt, 1996.<br />

BACK, A., BENDEL, O. UND STOLLER-SCHAI, D. (2001)<br />

E-Learning im Unternehmen, Grundlagen - <strong>St</strong>rategien - Methoden - Technologien,<br />

Orell Füssli Verlag AG, Zürich, 2001.


CCXLIV Quellenverzeichnis<br />

BAETS, W. UND VAN DER LINDEN, G. (2003)<br />

Virtual Corporate Universities - A Matrix of Knowledge and Learning for the New<br />

Digital Dawn, Kluwer’s Integrated Series in Information Systems, Amsterdam, 2003.<br />

BANK JULIUS BÄR (HRSG.) (2005a)<br />

„Bologna-Prozess und Eliteuniversitäten”, Wochenbericht Bank Julius Bär, Nr. 44,<br />

10.11.2005.<br />

BANK JULIUS BÄR (HRSG.) (2005b)<br />

„Ein <strong>St</strong>udium ist keine Ausbildung”, Wochenbericht Bank Julius Bär, Nr. 12,<br />

31.3.2005.<br />

BANK JULIUS BÄR (HRSG.) (2004)<br />

„Finanzwesen und akademische Anstrengungen”, Wochenbericht Bank Julius Bär,<br />

Nr. 14, 15.4.2004.<br />

BANK, V. (2004)<br />

„Die Rolle der betrieblichen Weiterbildung in der Organisationsentwicklung”, in<br />

Gonon, P. und <strong>St</strong>olz, S. (Hrsg.), Betriebliche Weiterbildung - Empirische Befunde,<br />

theoretische Perspektiven und aktuelle Herausforderungen, h.e.p. Verlag, Bern,<br />

2004, S. 213 - 228.<br />

BARNEY, J.B. (1991)<br />

„Firm resources and sustained competitive advantage”, Journal of Management 17, 1,<br />

1991, S. 99 - 120<br />

BARTLETT, C. UND GHOSHAL, S. (1998)<br />

Managing Across Borders: The Transnational Solution, 2. Auflage, Harvard Business<br />

School Press, Boston, 1998.<br />

BASU, R. UND WRIGHT NEVAN, W. (2008)<br />

Total Supply Chain Management, Elsevier, Oxford, 2008.<br />

BÄUMER, J. (1999)<br />

Weiterbildungsmanagement - Eine empirische Analyse deutscher Unternehmen,<br />

Rainer Hampp Verlag, München - Mering, 1999.


Quellenverzeichnis CCXLV<br />

BEA, F., BICHTL, E. UND SCHWEITZER, M. (1993)<br />

Allgemeine Betriebswirtschaftslehre - Band 2: Führung, Gustav Fischer, <strong>St</strong>uttgart -<br />

Jena, 1993.<br />

BECKER, M. (2002)<br />

Personalentwicklung - Bildung, Förderung und Organisationsentwicklung, 3.<br />

Auflage, Schäffer-Poeschel Verlag, <strong>St</strong>uttgart, 2002.<br />

BENTLEY, T. (1990)<br />

The Business of Training - Achieving success in changing world markets, McGraw-<br />

Hill, London, 1990.<br />

BERSIN & ASSOCIATES (HRSG.) (2006)<br />

„Enterprise Learning 2006 - Trends, Focus Areas, and Predictions for 2006”,<br />

Research Bulletin, 1.1.2006, online verfügbar unter http://www.bersin.com, letzter<br />

Zugriff 31.5.2007.<br />

BIEGER, C. (2000)<br />

Dienstleistungsmanagement: Einführung in <strong>St</strong>rategien und Prozesse bei persönlichen<br />

Dienstleistungen, 2. Auflage, Paul Haupt Verlag, Bern - <strong>St</strong>uttgart - Wien, 2000.<br />

BLANCKE, S., ROTH, C. UND SCHMID, J. (2000)<br />

„Employability („Beschäftigungsfähigkeit”) als Herausforderung für den<br />

Arbeitsmarkt. Auf dem Weg zur flexiblen Erwerbsgesellschaft. Eine Konzept- und<br />

Literaturstudie”, Arbeitsbericht der Akademie für Technikfolgeabschätzung, Nr. 157,<br />

Baden-Württemberg, 2000.<br />

BLEICHER, K. (2004)<br />

Das Konzept Integriertes Management: Visionen - Missionen - Programme, 7.<br />

Auflage, Campus Verlag, Frankfurt am Main, 2004.<br />

BLEICHER, K. (1993)<br />

„Organisation”, in Bea, F., Bichtl, E. und Schweitzer, M. (Hrsg.), Allgemeine<br />

Betriebswirtschaftslehre - Band 2: Führung, Gustav Fischer, <strong>St</strong>uttgart - Jena, 1993, S.<br />

103 - 186.


CCXLVI Quellenverzeichnis<br />

BOGNER, A., LITTIG, B. UND MENZ, W. (2002)<br />

Das Experteninterview - Theorie, Methode, Anwendung, Leske + Budrich, Opladen,<br />

2002.<br />

BOK, D. (2003)<br />

Universities in the Marketplace - The Commercialization of Higher Education,<br />

Princeton University Press, New Jersey, 2003.<br />

BROCKHAUS (HRSG.) (2002)<br />

Die Enzyklopädie in vierundzwanzig Bänden, <strong>St</strong>udienausgabe, 20. Auflage, F. A.<br />

Brockhaus, Leipzig - Mannheim, 2002.<br />

BROMLEY, D. (1986)<br />

The case-study method in psychology and related disciplines, Wiley, New York,<br />

1986.<br />

BROWN, J. UND DUGUID, P. (1999)<br />

„Wie Unternehmen das Wissen seiner Menschen erschliessen”, Harvard Business<br />

manager, Heft 3, 1999, S. 76 - 88.<br />

BUGELMAN, R. (1983)<br />

„A Model of the Interaction of <strong>St</strong>rategie Behavior - Corporate Context and the<br />

Concept of <strong>St</strong>rategy”, Academy of Management Review, Jg. 8, Heft 1, 1983, S. 61 -<br />

70.<br />

BÜNGER, L. (2007)<br />

Protokollnotizen zum CSC Lernpfad Oktober 2004 - September 2007, UBS AG,<br />

September 2007.<br />

BÜNGER, L. (2004)<br />

Konzeptentwurf CSC Lernpfad: Didaktisches Konzept, UBS AG, Dezember 2004.<br />

BÜNGER, L. (2002)<br />

Corporate Universities - Konzeption und Kritische Analyse, Diplomarbeit <strong>Universität</strong><br />

<strong>St</strong>. <strong>Gallen</strong>, 2002.


Quellenverzeichnis CCXLVII<br />

BÜNGER, L. UND SALZMANN, B. (2005)<br />

Lernleitfaden „Telemarketing” des UBS Lernpfades, UBS AG, Dezember 2005.<br />

BÜNGER, L. UND WAGNER, A. (2005)<br />

Endbericht Pilotprojekt „CSC Lernpfad SLPK”, UBS AG, 22.10.2005.<br />

BURREL, G. UND MORGAN, G. (1978)<br />

Sociological Paradigms and Organisational Analysis, Heinemann Educational Books<br />

Ltd., London, 1978.<br />

CHAKRAVARTHY, B. ET AL. (2003)<br />

<strong>St</strong>rategy Process, Blackwell Publishing Ltd., Oxford, 2003.<br />

CHAKRAVARTHY, B. UND DOZ, Y. (1992)<br />

„<strong>St</strong>rategy Process research: focusing on corporate self-renewal”, <strong>St</strong>rategic<br />

Management Journal, Special Issue Summer, Vol. 13, No. 5, 1992, S. 5 - 14.<br />

CHAKRAVARTHY, B. UND WHITE, R. (2002)<br />

„<strong>St</strong>rategy Process: Forming, Implementing und Changing <strong>St</strong>rategies”, in Pettigrew,<br />

A., Thomas, H. und Whittington, R. (Hrsg.), Handbook of <strong>St</strong>rategy and Management,<br />

Sage, London, 2002, o.S.<br />

CHANDLER, A. (1962)<br />

<strong>St</strong>rategy and <strong>St</strong>ructure, M.I.T.-Press, Cambridge Mass. - London, 1962.<br />

CHIA, R. UND TSOUKAS, H. (2002)<br />

„On Organizational Becoming: Rethinking Organizational Change”, Organizational<br />

Science, Vol. 13, No. 5, September - October 2002, S. 567 - 582.<br />

CHRIST, M. UND SEUFERT, S. (2007)<br />

<strong>St</strong>rategieentwicklung bei der Lufthansa School of Business, unveröffentlichte<br />

Ausgabe, Swiss Centre for Innovations in Learning, <strong>St</strong>. <strong>Gallen</strong>, 2007.<br />

COLLINS, H. (1993)<br />

„The <strong>St</strong>ructure of Knowledge”, Social Research, Vol. 60, No. 1, 1993, S. 95 - 116.


CCXLVIII Quellenverzeichnis<br />

CONNER, M. UND CLAWSON, J. (2004)<br />

Creating a Learning Culture - <strong>St</strong>rategy, Technology and Practice, Cambridge<br />

University Press, Cambridge, 2004.<br />

COUTU, D. (2002)<br />

„Blut, Schweiss und Tränen - von der Angst zu lernen”, Harvard Business manager,<br />

Heft Nr. 5, 2002, S. 72 - 79.<br />

DANNER, H. (2006)<br />

Methoden geisteswissenschaftlicher Pädagogik, 5. Auflage, Ernst Reinhardt Verlag,<br />

München - Basel, 2006.<br />

DAVENPORT, T. ET AL. (2001)<br />

„Data to Knowledge to Results: Building an Analytical Capability”, California<br />

Management Review, Vol. 43, No. 2, 2001, S. 117 - 138.<br />

DAVENPORT, T. UND DE LONG, D. (1998)<br />

„Successful Knowledge Management Projects”, Sloan Management Review, Vol. 39,<br />

Issue 2, 1998, S. 43 - 58.<br />

DAVENPORT, T., LEIBOLD, M. UND VOELPEL, S. (2006)<br />

<strong>St</strong>rategic Management in the Innovation Economy - <strong>St</strong>rategy Approaches and Tools<br />

for Dynamic Innovation Capabilities, Publicis and Weley Verlag, Erlangen, 2006.<br />

DECKER, F. (2000)<br />

<strong>Bildungsmanagement</strong> - Lernprozesse erfolgreich gestalten, betriebswirtschaftlich<br />

führen und finanzieren, 2. Auflage, Lexika, Würzburg, 2000.<br />

DEISER, R. (1998)<br />

„Corporate Universities: Modeerscheinung oder strategischer Erfolgsfaktor?”,<br />

Organisationsentwicklung 1, 1998, S. 36 - 49.<br />

DENZIN, N. (1989)<br />

The Research Act. A Theoretical Introduction to Sociological Methods, Prentice Hall,<br />

London et al., 1989.


Quellenverzeichnis CCXLIX<br />

DETECON UND DIEBOLD CONSULTANTS (HRSG.) (2004)<br />

E-Learning als Instrument der Personalentwicklung: <strong>St</strong>rategien für ein<br />

integrationsorientiertes <strong>Bildungsmanagement</strong>, White Paper, 2004, online verfügbar<br />

unter http://www.detecon.de, letzter Zugriff, 31.5.2007.<br />

DIEDRICH, A. (1988)<br />

Effizienz betrieblicher Weiterbildung: Betriebliche Weiterbildung als<br />

einzelwirtschaftliches Entscheidungsproblem, Dissertation <strong>Universität</strong> Köln, Bachem<br />

- Köln, 1988.<br />

DIEKMANN, A. (2001)<br />

Empirische Sozialforschung - Grundlagen, Methoden, Anwendungen, 7. Auflage,<br />

Rowohlt, Reinbek bei Hamburg, 2001.<br />

DIESNER, I. (2008)<br />

<strong>Bildungsmanagement</strong> in Unternehmen, Dissertation der <strong>Universität</strong> <strong>St</strong>. <strong>Gallen</strong>, Nr.<br />

3380, Wiesbaden, 2008.<br />

DIESNER, I., SEUFERT, S. UND EULER, D. (2008)<br />

„scil-Trendstudie 2008 - Herausforderungen für das <strong>Bildungsmanagement</strong> in<br />

Unternehmen”, scil-Arbeitsbericht 16, Januar 2008, <strong>St</strong>. <strong>Gallen</strong>.<br />

DIESNER, I., SEUFERT, S. UND EULER, D. (2006)<br />

„scil-Trendstudie 2006 - Ergebnisse einer Delphi-<strong>St</strong>udie zu den Herausforderungen<br />

für das <strong>Bildungsmanagement</strong> in Unternehmen”, scil-Arbeitsbericht 9, Januar 2006,<br />

<strong>St</strong>. <strong>Gallen</strong>.<br />

DITTMAR, J. (2001)<br />

Personalentwicklung als wirtschaftspädagogische Fragestellung - eine<br />

Rekonstruktion aus didaktischer Perspektive, Eusl, Paderborn, 2001.<br />

DOMSCH, M. UND ANDRESEN, M. (2001)<br />

„Corporate Universities - Eine bildungshistorische <strong>St</strong>andortbestimmung”, Zeitschrift<br />

für Berufs- und Wirtschaftspädagogik, 97 (4), 2001, S. 523 - 539.


CCL Quellenverzeichnis<br />

DOPPLER, K. UND LAUTERBURG, C. (2005)<br />

Change Management - Den Unternehmenswandel gestalten, 11. Auflage, Campus<br />

Verlag, Frankfurt - New York, 2005.<br />

DUBS, R. (2001)<br />

„Der Versuch einer zusammenfassenden Betrachtung”, in Heid, H., Minnameier, G.<br />

und Wuttke, E. (Hrsg.), Fortschritte in der Berufsbildung, Aktuelle Forschung und<br />

prospektive Umsetzung, Beiheft 16 zur ZBW, 2001, S. 219 - 248.<br />

DUBS, R. (1998)<br />

„Berufliches Lernen im Wandel? Aktuelle Entwicklungstendenzen in der<br />

Berufsbildung”, in Euler, D. (Hrsg.), Berufliches Lernen im Wandel - Konsequenzen<br />

für die Lernorte, Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung der Bundesanstalt<br />

für Arbeit, Nürnberg, 1998, S. 11 - 32.<br />

DUBS, R. (1997)<br />

„Drängt sich für die betriebliche Ausbildung ein Paradigmawechsel auf?”, in<br />

Klimecki, R. und Remer, A. (Hrsg.), Personal als <strong>St</strong>rategie - Mit flexiblen und<br />

lernbereiten Human Ressourcen Kernkompetenzen aufbauen, Luchterhand, Neuwied,<br />

1997, S. 69 - 85.<br />

DUBS, R. (1995)<br />

„Lernen in Unternehmungen - Eine Führungsaufgabe für Unternehmungsleitungen”,<br />

in Thommen, J. (Hrsg.), Management-Kompetenz, Eine Publikation des NDU,<br />

Nachdiplom in Unternehmungsführung/Executive MBA zur Eröffnung des<br />

Weiterbildungszentrums (WBZ-HSG) der Hochschule <strong>St</strong>. <strong>Gallen</strong>, <strong>St</strong>. <strong>Gallen</strong>, 1995, S.<br />

159 - 169.<br />

DUBS, R. ET AL. (2004)<br />

Einführung in die Managementlehre, Band 4, Paul Haupt Verlag, Bern - <strong>St</strong>uttgart -<br />

Wien, 2004.<br />

DUDEN (HRSG.) (2002)<br />

Duden - Das Bedeutungswörterbuch, 3. Auflage, Dudenverlag, Mannheim et al.,<br />

2002.


Quellenverzeichnis CCLI<br />

DUDERSTADT, J., ATKINS, D. UND VAN HOUWELING, D. (2003)<br />

„The Development of Institutional <strong>St</strong>rategies”, Educause Review, Vol. 38, No. 3,<br />

Mai/Juni, 2003, S. 48 - 58.<br />

DULWORTH, M. UND BORDONARO, F. (2005)<br />

Corporate Learning, Pfeiffer, San Francisco, 2005.<br />

DUSCHLETTA, C. (2006a)<br />

E&D 2010: Initialisierung, UBS AG, 6.10.2006.<br />

DUSCHLETTA, C. (2006b)<br />

Education & Development - Training. Learning. Growing. - Executive Committee,<br />

UBS AG, 6.8.2006.<br />

DUSCHLETTA, C. (2006c)<br />

Global WM&BB Education <strong>St</strong>rategy 2010, UBS AG, 8.6.2006.<br />

DYBOWSKI, G., HAASE, P. UND RAUNER, F. (1993)<br />

Berufliche Bildung und Betriebliche Organisationsentwicklung - Anregung für die<br />

Bildungsforschung, Dokumentation einer gemeinsamen Expertentagung des<br />

Bundesinstituts für Berufsbildung (Berlin), des Instituts Technik & Bildung (Bremen)<br />

und der Volkswagen AG (Wolfsburg), Donat Verlag, Bremen, 1993.<br />

EHLERS, U. UND SCHENKEL, P. (2005)<br />

Bildungscontrolling im E-Learning - Erfolgreiche <strong>St</strong>rategien und Erfahrungen<br />

jenseits des ROI, Springer, Berlin, 2005.<br />

EICHENBERGER MÜLLER, E. (2007)<br />

Message Management „UBS in der Schweiz” - Botschaften und Fakten, UBS AG,<br />

Corporate Communications Management/Media Relations, April 2007.<br />

EISENHARDT, K. (1991)<br />

„Better <strong>St</strong>ories and Better Constructs - The Case of Rigor and Comparative Logic”,<br />

Academy of Management Review, Jg. 16, Heft 3, 1991, S. 620 - 627.


CCLII Quellenverzeichnis<br />

EISENHARDT, K. (1989)<br />

„Building Theories from Case <strong>St</strong>udy Research”, Academy of Management Review, Jg. 14,<br />

Heft 4, 1989, S. 523 - 550.<br />

ESSER, W. (1994)<br />

„Die Wertkette als Instrument der <strong>St</strong>rategischen Analyse”, in Riekhof, H. (Hrsg.),<br />

Praxis der <strong>St</strong>rategieentwicklung - Konzepte, Erfahrung, Fallstudien, 2. Auflage,<br />

Schäffer-Poeschel Verlag, <strong>St</strong>uttgart, 1994, S. 191 - 212.<br />

EULER, D. (2004)<br />

„<strong>Bildungsmanagement</strong>”, in Dubs, R. et al. (Hrsg.), Einführung in die<br />

Managementlehre, Band 4, Paul Haupt Verlag, Bern - <strong>St</strong>uttgart - Wien, S. 31 - 57.<br />

EULER, D. (2002)<br />

From connectivity to community - Elektronische Medien als Katalysator einer Kultur<br />

des selbstorganisierten Lernens im Team, Vorlesungsunterlagen <strong>Universität</strong> <strong>St</strong>.<br />

<strong>Gallen</strong> 2002/2003, <strong>St</strong>. <strong>Gallen</strong>, 2002.<br />

EULER, D. (1998)<br />

Berufliches Lernen im Wandel - Konsequenzen für die Lernorte, Institut für<br />

Arbeitsmarkt- und Berufsforschung der Bundesanstalt für Arbeit, Nürnberg, 1998.<br />

EULER, D. (1997)<br />

Didaktik einer sozio-informationstechnischen Bildung, Band 22, Wirtschafts-, berufsund<br />

sozialpädagogische Texte, Botermann & Botermann Verlag, Köln, 1997.<br />

EULER, D. UND HAHN, A. (2004)<br />

Wirtschaftsdidaktik, Paul Haupt Verlag, Bern - <strong>St</strong>uttgart - Wien, 2004.<br />

EULER, D. UND SEUFERT, S. (2005a)<br />

E-Learning in Hochschulen und Bildungszentren, Oldenburg Wissenschaftsverlag,<br />

München, 2005.


Quellenverzeichnis CCLIII<br />

EULER, D. UND SEUFERT, S. (2005b)<br />

„Von der Pionierphase zur nachhaltigen Implementierung - Facetten und<br />

Zusammenhänge einer pädagogischen Innovation”, in Euler, D. und Seufert, S.<br />

(Hrsg.), E-Learning in Hochschulen und Bildungszentren, Oldenburg<br />

Wissenschaftsverlag, München, 2005, S. 87 - 104.<br />

EULER, D. UND SEUFERT, S. (2004)<br />

„Nachhaltigkeit von E-Learning-Innovationen - Ergebnisse einer Delphi-<strong>St</strong>udie”,<br />

scil-Arbeitsbericht 2, Januar 2004, <strong>St</strong>. <strong>Gallen</strong>.<br />

FASCHINGEDER, G. ET AL. (2005)<br />

Ökonomisierung der Bildung - Tendenzen, <strong>St</strong>rategien, Alternativen, Band 5,<br />

Österreichische HochschülerInnen- und Hochschülerschaft, Paulo-Freire-Zentrum,<br />

Wien, 2005.<br />

FAULSTICH, P. (1998)<br />

<strong>St</strong>rategien der betrieblichen Weiterbildung, Franz Vahlen Verlag, München, 1998.<br />

FAULSTICH, P. (1986)<br />

Betriebliche Bildung. Neue Technik - Neue Produktionskonzepte, Kassel, 1986.<br />

FAULSTICH, P., BAYER, M. UND KROHN, M. (1998)<br />

Zukunftskonzepte der Weiterbildung - Projekte und Innovationen, Max-Traeger-<br />

<strong>St</strong>iftung Juventa, Weinheim, 1998.<br />

FLICK, U. (2002)<br />

Eine Einführung in die Sozialforschung, 6. Auflage, Rowohlt Taschenbuch Verlag,<br />

Reinbek, 2002.<br />

FREDRICH, B. (2003)<br />

Wissensmanagement und Weiterbildungsmanagement - Gestaltungs- und<br />

Kombinationsansätze im Rahmen einer lernenden Organisation, Band 45, Cuvillier<br />

Verlag, Göttingen, 2003.<br />

FRESINA, A. (1997)<br />

„The Three Prototypes of Corporate Universities”, Corporate University Review 5,<br />

1997, S. 3 - 6.


CCLIV Quellenverzeichnis<br />

FRÖHLICH LUINI, E. (2008)<br />

Bildungsorganisationen im Wandel - Change Management konkret, AEB Akademie<br />

für Erwachsenenbildung, h.e.p. Verlag, Bern, 2008.<br />

GABLER (HRSG.) (2004)<br />

Gabler Wirtschaftslexikon, 16. Auflage, Gabler Verlag, Wiesbaden, 2004.<br />

GARVIN, D. (1993)<br />

„Building a Learning Organization”, Harvard Business Review, July/August 1993, S.<br />

47 - 80.<br />

GEISSLER, H., BEHRMANN, D. UND KRAHMANN-BAUMANN, B. (1998)<br />

Organisationslernen konkret, Betriebliche Bildung - Erfahrungen und Visionen, Peter<br />

Lang, Europäischer Verlag der Wissenschaften, Frankfurt am Main, 1998.<br />

GEISSLER, H., VOM BRUCH, T. UND PETERSEN, J. (1994)<br />

Bildungsmanagment, Betriebliche Bildung - Erfahrungen und Visionen, Peter Lang,<br />

Europäischer Verlag der Wissenschaften, Frankfurt am Main, 1994.<br />

GEIST, M. UND KÖHLER, R. (1981)<br />

Die Führung des Betriebes, Schäffer-Poeschel Verlag, <strong>St</strong>uttgart, 1981.<br />

GLÄSER, J. UND LAUDEL, G. (2004)<br />

Experteninterviews und qualitative Inhaltsanalyse als Instrumente rekonstruierender<br />

Untersuchungen, VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden, 2004.<br />

GLÄSER, J. UND LAUDEL, G. (1999)<br />

Theoriegeleitete Textanalyse? Das Potential einer variablenorientierten qualitativen<br />

Inhaltsanalyse, Veröffentlichungsreihe der Arbeitsgruppe Wissenschaftstransformation<br />

des Wissenschaftszentrums Berlin für Sozialforschung, Berlin, 1999.<br />

GLOTZ, P. UND SEUFERT, S. (2002)<br />

Corporate University: Wie Unternehmen ihre Mitarbeiter mit E-Learning erfolgreich<br />

weiterbilden, Huber, Frauenfeld - <strong>St</strong>uttgart - Wien, 2002.


Quellenverzeichnis CCLV<br />

GOMEZ, P. UND PROBST, G. (1999)<br />

Die Praxis des ganzheitlichen Problemlösens: Vernetztes denken, unternehmerisch<br />

handeln, persönlich überzeugen, Paul Haupt Verlag, Bern - <strong>St</strong>uttgart - Wien, 1999.<br />

GONON, P. UND STOLZ, S. (2004)<br />

Betriebliche Weiterbildung: Empirische Befunde, theoretische Perspektiven und<br />

aktuelle Herausforderungen, h.e.p. Verlag, Bern, 2004.<br />

GOSHAL, S. UND MORAN, P. (1996)<br />

„Bad for Practice: A critique of the transaction cost theory”, Academy of<br />

Management Review, Vol. 15, No. 4, 1996, S. 603 - 625.<br />

GRANT, R. (2004)<br />

Contemporary <strong>St</strong>rategy Analysis - Concepts - Techniques - Applications, 5th Ed.,<br />

Blackwell, Oxford, 2004.<br />

GRÜNER, H. (2000)<br />

<strong>Bildungsmanagement</strong> in mittelständischen Unternehmen, Verlag Neue Wirtschaftsbriefe,<br />

Herne - Berlin, 2000.<br />

GÜLDENBERG, S. (1998)<br />

Wissensmanagement und Wissenscontrolling in lernenden Organisationen - Ein<br />

systemtheoretischer Ansatz, DUV, Wiesbaden, 1998.<br />

GUST, M. UND WEISS, R. (2005)<br />

Praxishandbuch Bildungscontrolling - Bildungscontrolling für exzellente<br />

Personalarbeit - Konzepte, Methoden, Instrumente, Unternehmenspraxis, USP<br />

Publishing, Oberhaching, 2005.<br />

HABERMANN, W. UND LOHAUS, D. (2004)<br />

„Ausbildung auslagern”, Personal, Heft 04, 2004, S. 24 - 27.<br />

HACKER, W. (2007)<br />

Funktionalstrategieformation, Reihe Produktionswirtschaft und<br />

Industriebetriebslehre, Josef Eul Verlag, Lohmar - Köln, 2007.


CCLVI Quellenverzeichnis<br />

HALL, R. UND SAIAS, M. (1980)<br />

„<strong>St</strong>rategy follows structure!”, <strong>St</strong>rategic Management Journal, Vol. 1, Iss. 2, 1980, S.<br />

149 - 163.<br />

HAMEL, G. (1994)<br />

„The Concept of Core Competence”, in G. Hamel und A. Heene (Hrsg.):<br />

Competence-based competition, Wiley, Chichester, 1994, S. 11 - 33.<br />

HAMEL, G. UND HEENE, A. (1994)<br />

Competence-based competition, Wiley, Chichester, 1994.<br />

HANFT, A. (1997)<br />

„Lernen in Netzwerkstrukturen - Tendenzen einer Neupositionierung der<br />

betrieblichen und beruflichen Bildung”, Zeitschrift für Berufs- und<br />

Wirtschaftspädagogik, 1997.<br />

HANFT, A. (1995)<br />

Personalentwicklung zwischen Weiterbildung und organisationalem Lernen, Rainer<br />

Hampp Verlag, München - Mering, 1995.<br />

HEER, C. (2007a)<br />

Ausbildungsbereich stellt sich neu auf, UBS AG, Internal Communication MS&D,<br />

online verfügbar unter Intranet UBS AG, letzter Zugriff am 12.2.2007.<br />

HEER, C. (2007b)<br />

„Was zählt, ist der Effekt unserer Ausbildung”, UBS-Magazin für Market <strong>St</strong>rategy &<br />

Development (MS&D together), Nr. 1, Januar/Februar/März 2007, S. 10 - 11.<br />

HEID, H., MINNAMEIER, G. UND WUTTKE, E. (2001)<br />

Fortschritte in der Berufsbildung, Aktuelle Forschung und prospektive Umsetzung,<br />

Beiheft 16 zur ZBW, 2001.<br />

HEIMER, T. UND ROSSBACH, P. (2001)<br />

Management der Ressource Wissen in Banken, Bankakademie Verlag, Frankfurt,<br />

2001.


Quellenverzeichnis CCLVII<br />

HENNEMANN, C. (1997)<br />

Organisationales Lernen und die lernende Organisation, Rainer Hampp Verlag,<br />

München - Mering, 1997.<br />

HENTIG, H. (2003)<br />

„Die vermessene Bildung - Die ungewollten Folgen von TIMSS und PISA”, Neue<br />

Sammlung, Jg. 43, Heft 2, 2003, S. 211 - 233.<br />

HERTER, J. (1998)<br />

Weiterbildungsmanagement im Produktionsbetrieb - Didaktische Grundlagen zur<br />

Bedingungsanalyse und Entscheidungsfindung, Deutscher <strong>St</strong>udien Verlag, Weinheim,<br />

1998.<br />

HERZIG, D. (2004)<br />

Konzeptentwurf CSC Lernpfad: Inhaltliches Konzept, UBS AG, Dezember 2004.<br />

HEUSER, M. UND SATTELBERGER, T. (2002)<br />

„Lufthansa School of Business”, in P. Glotz und S. Seufert (Hrsg.): Corporate<br />

Universities. Wie Unternehmen ihre Mitarbeiter mit E-Learning erfolgreich<br />

weiterbilden, Huber, Frauenfeld - <strong>St</strong>uttgart - Wien, 2002, S. 115 - 134.<br />

HEUSKEL, D. (1999)<br />

Wettbewerb jenseits von Industriegrenzen - Aufbruch zu neuen Wachstumsstrategien,<br />

Campus Verlag, Frankfurt am Main, 1999.<br />

HILB, M. (2002)<br />

Transnationales Management der Human-Ressourcen - Das Modell des<br />

Glocalpreneuring, 2., überarbeitete Auflage, Luchterhand, Neuwied, 2002.<br />

HILSE, H. (2001A)<br />

„The Schools of Business - the Business of Schools, Corporate Universities und<br />

traditionelle <strong>Universität</strong>en in einem sich verändernden Bildungsmarkt”, in: Kraemer,<br />

W. und Müller, M. (Hrsg.), Corporate Universities und E-Learning:<br />

Personalentwicklung und lebenslanges Lernen, Gabler Verlag, Wiesbaden, 2001, S.<br />

149 - 175.


CCLVIII Quellenverzeichnis<br />

HILSE, H. (2001B)<br />

„Ein Himmelszelt in der Online-Welt: Der Beitrag von Corporate Universities zum<br />

unternehmensweiten Wissensmanagement”, Schweizerische Zeitschrift für<br />

betriebswirtschaftliche Forschung und Praxis 3, 2001, S. 169 - 185.<br />

HILSE, H. (2001C)<br />

„Unternehmen, <strong>Universität</strong>en und Corporate Universities”, Wittener<br />

Diskussionspapier, Heft 78, <strong>Universität</strong> Witten/Herdecke, Witten, 2001.<br />

HITT, M. ET AL. (2001)<br />

„Direct and moderating effects of human capital on strategy and performance in<br />

professional service firms: A resource-based”, Academic Management Journal, Vol.<br />

44 (1), 2001, S. 13 - 28.<br />

HOFFMANN, D. ET AL. (2001)<br />

Die Pädagogik unter den Zwängen des „Marktes“, Beltz Wissenschaft, Weinheim,<br />

2001.<br />

HOHENSTEIN, A. UND TENBUSCH, B. (2001)<br />

„E-Learning <strong>St</strong>rategie entwickeln”, in: Hohenstein, A. und Wilbers, K. (Hrsg.),<br />

Handbuch E-Learning. Expertenwissen aus Wissenschaft und Praxis, Dt.<br />

Wirtschaftsdienst, Köln, 2001, o.S.<br />

HOHENSTEIN, A. UND WILBERS, K. (2001)<br />

Handbuch E-Learning. Expertenwissen aus Wissenschaft und Praxis, Dt.<br />

Wirtschaftsdienst, Köln, 2001.<br />

HOLZKÄMPER, C. (2005)<br />

Gestaltung kundenindividueller Supply Chains, Peter Lang, Europäischer Verlag der<br />

Wissenschaften, Frankfurt am Main, 2005.<br />

HOUDE, L. (2005)<br />

„Aligning Education with Business <strong>St</strong>rategies”, Chief Learning Officer, September<br />

2005, S. 32 - 37.


Quellenverzeichnis CCLIX<br />

HUMMEL, T. (2001)<br />

Erfolgreiches Bildungscontrolling - Praxis und Perspektiven, Heidelberger<br />

Fachbücher für Praxis und <strong>St</strong>udium, Heidelberg, 2001.<br />

INSTITUT FÜR ARBEITSFORSCHUNG UND ORGANISATIONSBERATUNG (HRSG.) (2008)<br />

Unternehmensgestaltung im Spannungsfeld von <strong>St</strong>abilität und Wandel, vdf<br />

Hochschulverlag AG an der ETH Zürich, Zürich, 2008.<br />

INVERSINI, S. (2008)<br />

„Wirkungsvolles Change Management in Abhängigkeit von situativen<br />

Anforderungen - Eine Untersuchung zu einem Kontingenzmodell”, in: Institut für<br />

Arbeitsforschung und Organisationsberatung (Hrsg.), Unternehmensgestaltung im<br />

Spannungsfeld von <strong>St</strong>abilität und Wandel, vdf Hochschulverlag AG an der ETH<br />

Zürich, Zürich, 2008, S. 327 - 348.<br />

ISENEGGER, R. (2006)<br />

Brown Bag Lunch: Einführung des Lernpfades im CSC, UBS AG, April 2006.<br />

JARVIS, P. (2001)<br />

Universities and Corporate Universities - The Higher Learning Industry in Global<br />

Society, Kogan Page, London - <strong>St</strong>erling, 2001.<br />

JETTER, W., KIRBACH, C. UND WOTTAWA, H. (2005)<br />

„Der Wert der Weiterbildung”, Harvard Business manager, Juni 2005, S. 43 - 55.<br />

JUNG, H. (1997)<br />

Personalwirtschaft, 2. Auflage, R. Oldenbourg, München, 1997.<br />

KIRKPATRICK, J. UND D. (2005)<br />

Transferring Learning to Behavior, Berrett-Koehler Publishers, San Francisco, 2005.<br />

KLAUS, P. (1987)<br />

„Durch den <strong>St</strong>rategie-Theorien-Dschungel… Zu einem <strong>St</strong>rategischen Management-<br />

Paradigma?”, Die Betriebswirtschaft, Vol. 47, Nr. 1, 1987, S. 50 - 68.


CCLX Quellenverzeichnis<br />

KLIMECKI, R. UND GMÜR, M. (1998)<br />

Personalmanagement - Funktionen, <strong>St</strong>rategien, Entwicklungsperspektiven, Lucius &<br />

Lucius, <strong>St</strong>uttgart, 1998.<br />

KLIMECKI, R. UND REMER, A. (1997)<br />

Personal als <strong>St</strong>rategie - Mit flexiblen und lernbereiten Human Ressourcen<br />

Kernkompetenzen aufbauen, Luchterhand, Neuwied, 1997.<br />

KOHLER, A. (2007)<br />

Lernen für den Erfolg, UBS AG, Employee Communication, GWM&BB, online<br />

verfügbar unter Intranet UBS AG, letzter Zugriff am 12.3.2007.<br />

KÖHNE, M. (2004)<br />

Die Bedeutung von intraorganisationalen Netzwerken für den Wissenstransfer in<br />

Unternehmen, Dissertation der <strong>Universität</strong> <strong>St</strong>. <strong>Gallen</strong>, Nr. 2911, Bamberg, 2004.<br />

KONGUT, B. UND ZANDER, U. (1992)<br />

„The network as knowledge: Generative rules and the emergence of structure”,<br />

<strong>St</strong>rategic Management Journal, Vol. 21, 1992, S. 628 - 645.<br />

KORNER, M. (2007a)<br />

E-Learning <strong>St</strong>rategy, UBS AG, Learning & Development Center, 26.10.2007.<br />

KORNER, M. (2007b)<br />

E-Learning <strong>St</strong>rategy - Work in progress, UBS AG, Learning & Development Center,<br />

10.10.2007.<br />

KOTLER, P., LANE KELLER, K. UND BLIEMEL, F. (2007)<br />

Marketing Management - <strong>St</strong>rategien für wertschaffendes Handeln, 12. Auflage,<br />

Pearson <strong>St</strong>udium, München, 2007.<br />

KRAEMER, W. UND MÜLLER, M. (2001)<br />

Corporate Universities und E-Learning: Personalentwicklung und lebenslanges<br />

Lernen, Gabler Verlag, Wiesbaden, 2001.


Quellenverzeichnis CCLXI<br />

KRÜCKER, P. (2006)<br />

Projektstand Lernpfad: Qualitative und Quantitative Aspekte 2004 - 2007, UBS AG,<br />

Mai 2006.<br />

KUBICEK, H. UND KIESER, A. (1977)<br />

Organisation, de Gruyter, Berlin, 1977.<br />

KÜNG, A. (2008)<br />

„Wir können es uns nicht leisten, nicht in unsere Mitarbeitenden zu investieren -<br />

Interview mit Herrn Dr. S. Hoenle, Leiter Credit Suisse Business School”, alma - Das<br />

Alumni-Magazin der <strong>Universität</strong> <strong>St</strong>. <strong>Gallen</strong>, 3/2008, S. 6 - 7.<br />

KUSS, A. UND TOMCZAK, T. (2002)<br />

Marketingplanung, Einführung in die marktorientierte Unternehmens- und<br />

Geschäftsfeldplanung, 3. Auflage, Gabler Verlag, Wiesbaden, 2002.<br />

KVSCHWEIZ (HRSG.) (2008)<br />

Die kaufmännische Grundausbildung in der Lehre, online verfügbar unter<br />

http://www.kvschweiz.ch/Bildung/Grundbildung, letzter Zugriff am 1. Juli 2008.<br />

LANG, K. (2006)<br />

Bildungs-Controlling - Personalentwicklung effizient planen, steuern und<br />

kontrollieren, Linde International, Wien, 2006.<br />

LAMNEK, S. (1988)<br />

Qualitative Sozialforschung, Psychologie Verlags Union, München - Weinheim,<br />

1988.<br />

LASSNIGG, L. (2003)<br />

„Bildungspolitik zwischen Ökonomisierung und öffentlichem Gut? - Fakten,<br />

Widersprüche, Kontroversen”, Reihe Soziologie 61, Dezember, Institut für Höhere<br />

<strong>St</strong>udien (IHS), Wien, 2003.<br />

LATTMANN, C. (1974)<br />

Die Ausbildung des Mitarbeiters als Aufgabe der Unternehmung - Ihre Politik,<br />

Planung und Kontrolle, Paul Haupt Verlag, Bern - <strong>St</strong>uttgart - Wien, 1974.


CCLXII Quellenverzeichnis<br />

LECHNER, C. (2005)<br />

A Primer to <strong>St</strong>rategy Process Research, Cuvillier Verlag, Göttingen, 2005.<br />

LECHNER, C. (2004)<br />

Lernaktivitäten, Anschlussfähigkeit und der Erfolg strategischer Initiativen,<br />

Zeitschrift für Betriebswirtschaft, 74(9), 2004, S. 1 - 21.<br />

LEHNER, J. (1996)<br />

Implementierung von <strong>St</strong>rategien - Konzeption unter Berücksichtigung von<br />

Unsicherheit und Mehrdeutigkeit, Gabler Verlag, Wiesbaden, 1996.<br />

LEITL, M. (2005)<br />

„Wissen auf Vorrat”, Harvard Business manager, Februar 2005, S. 7 - 11.<br />

LEVINTHAL, D. UND MARCH, J. (1993)<br />

„The Myopia of Learning”, <strong>St</strong>rategic Management Journal, Vol. 14, 1993, S. 95 -<br />

112.<br />

LOEBE, H. UND SEVERING, E. (2001)<br />

Zukunft der betrieblichen Bildung: Ökonomisierung - selbstorganisiertes Lernen -<br />

Wissensmanagement - neue Lernmedien, Bertelsmann Verlag, Bielefeld, 2001.<br />

LOHMANN, I. (2001)<br />

Anmerkungen über Bildungspolitik, Impulsreferat GEW Landesverband Hamburg,<br />

online verfügbar unter http://www.erzwiss.unihamburg.de/Personal/Lohmann/Publik/Anm2.htm,<br />

letzter Zugriff am 9.7.2008.<br />

LOMBRISER, R. UND ABPLANALP, P. (1997)<br />

<strong><strong>St</strong>rategisches</strong> Management: Visionen entwickeln - <strong>St</strong>rategien umsetzen -<br />

Erfolgspotentiale aufbauen, Versus Verlag, Zürich, 1997.<br />

LYNCH, R. (2000)<br />

Corporate <strong>St</strong>rategy, Pearson Education, London, 2000.


Quellenverzeichnis CCLXIII<br />

MARQUARDT, M. (2002)<br />

Building the Learning Organization - Mastering the 5 Elements for Corporate<br />

Learning, Second Edition, Davies-Black, Mountain View.<br />

MÅRTENSSON, M. (2000)<br />

A Critical Review of Knowledge Management as a Management Tool, Journal of<br />

Knowledge Management, Vol. 4, No. 3, 2000, S. 204 - 216.<br />

MATZLER, K., PECHLANER, H. UND RENZL, B. (2003)<br />

Werte schaffen - Perspektiven einer stakeholderorientierten Unternehmensführung,<br />

Gabler Verlag, Wiesbaden, 2003.<br />

MAYRING, P. (2002)<br />

Einführung in die Qualitative Sozialforschung - Eine Anleitung zu qualitativem<br />

Denken, 5. Auflage, Beltz Verlag, Weinheim - Basel, 2002.<br />

MEIER, R. (2005)<br />

Praxis Weiterbildung - Personalentwicklung, Bedarfsanalyse, Seminarplanung,<br />

Seminarbetreuung, Transfersicherung, Qualitätssicherung, Bildungsmarketing,<br />

Bildungscontrolling, Gabal Verlag, Offenbach, 2005.<br />

MEISTER, J. (2004)<br />

The Globalization of Learning and the Learning of Globalization, Chief Learning<br />

Officer, December 2004.<br />

MEISTER, J. (1998)<br />

Corporate Universities - Lessons in Building a World-Class Work Force, McGraw-<br />

Hill, New York, 1998.<br />

MERK, R. (1998)<br />

Grundlagen der Weiterbildung - Weiterbildungsmanagement - Bildung erfolgreich<br />

und innovativ managen, 2. Auflage, Luchterhand, Neuwied, 1998.<br />

MILES, R. AND SNOW, C. (1978)<br />

Organizational strategy, structure and process, McGraw-Hill, New York, 1978.


CCLXIV Quellenverzeichnis<br />

MINTZBERG, H. (1987)<br />

„The stragegy concept I: five p’s for strategy”, California Management Review, Vol.<br />

30, No. 1, 1987, S.11 - 24.<br />

MINTZBERG, H. (1978)<br />

„Patterns in <strong>St</strong>rategy Formation”, Management Science, Vol. 24, No. 9, 1978, S. 934<br />

- 948.<br />

MINTZBERG, H., AHLSTRAND, B. UND LAMPEL, J. (2005)<br />

<strong>St</strong>rategy Bites Back - It Is More, and Less, Than You Ever Imagined, Prentice Hall,<br />

London et al., 2005.<br />

MINTZBERG, H., AHLSTRAND, B. UND LAMPEL, J. (1998)<br />

<strong>St</strong>rategy Safari - A Guided Tour through the Wilds of <strong>St</strong>rategic Management, Prentice<br />

Hall, London et al., 1998.<br />

MOLZBERGER, G. (2004)<br />

„Informelles Lernen in Betrieben der IT-Branche”, in: Gonon, P. und <strong>St</strong>olz, S.<br />

(Hrsg.), Betriebliche Weiterbildung - Empirische Befunde, theoretische Perspektiven<br />

und aktuelle Herausforderungen, h.e.p. Verlag AG, Bern, 2004, S. 67 - 81.<br />

MÜLLER-STEWENS, G. (2005)<br />

„<strong><strong>St</strong>rategisches</strong> Management auf Gesamtunternehmensebene - Ein Bezugsrahmen für<br />

das Top Management”, in Seyferth, M., Hoffmann, S. und Ulmer, M. (Hrsg.),<br />

Corporate <strong>St</strong>rategy - Aktuelle Herausforderungen und Perspektiven, Paul Haupt<br />

Verlag, Bern - <strong>St</strong>uttgart - Wien, 2005, S. 379 - 400.<br />

MÜLLER-STEWENS, G. (2003)<br />

Corporate <strong>St</strong>rategy: Erzeugung von Mehrwert auf Ebene des Gesamtunternehmens, in<br />

Matzler, K., Pechlaner, H. und Renzl, B. (Hrsg.), Werte schaffen - Perspektiven einer<br />

stakeholderorientierten Unternehmensführung, Gabler Verlag, Wiesbaden, 2003, o.S.<br />

MÜLLER-STEWENS, G. UND LECHNER, C. (2005)<br />

Research Issues in <strong>St</strong>rategic Management, Vorlesungsunterlagen<br />

Doktorandenseminar <strong>Universität</strong> <strong>St</strong>. <strong>Gallen</strong> Institut für Betriebswirtschaft (IfB),<br />

Sommersemester 2005, <strong>St</strong>. <strong>Gallen</strong>, 2005.


Quellenverzeichnis CCLXV<br />

MÜLLER-STEWENS, G. UND LECHNER, C. (2003)<br />

<strong><strong>St</strong>rategisches</strong> Management - Wie strategische Initiativen zum Wandel führen, 2.<br />

Auflage, Schäffer-Poeschel Verlag, <strong>St</strong>uttgart, 2003.<br />

MÜLLER-STEWENS, G. UND LECHNER, C. (1998)<br />

<strong>St</strong>rategische Prozessforschung: Zentrale Fragestellungen und<br />

Entwicklungstendenzen, Diskussionsbeiträge des Instituts für Betriebswirtschaft<br />

<strong>Universität</strong> <strong>St</strong>. <strong>Gallen</strong>, Nr. 33, <strong>St</strong>. <strong>Gallen</strong>, 1998.<br />

NÄRMANN, A., SAMIEI RUPP, M. UND SANDER, J. (2008)<br />

„Lernarchitekturen als Gestaltungsansatz”, CHECK-Point E-Learning, Mai 2008,<br />

online verfügbar unter http://www.checkpoint-elearning.de/, letzter Zugriff am<br />

31.5.2008.<br />

NEUENBERGER, O. (1994)<br />

Personalentwicklung, Enke, <strong>St</strong>uttgart, 1994.<br />

NEUMANN, R. UND SCHWUCHOW, K. (2003)<br />

Executive Education - Wettbewerbsfähig durch Weiterbildung, Gerling Akademie<br />

Verlag, München, 2003.<br />

NEUMANN, R. UND VOLLATH, J. (1999)<br />

Corporate University: <strong>St</strong>rategische Unternehmensentwicklung durch<br />

massgeschneidertes Lernen, Verlag A & O des Wissens, Zürich - Hamburg, 1999.<br />

NONAKA, I. UND TAKEUCHI, H. (1997)<br />

Die Organisation des Wissens: Wie japanische Unternehmen eine brachliegende<br />

Ressource nutzbar machen, Campus Verlag, Frankfurt - New York, 1997.<br />

NUISSL, E. ET AL. (1999)<br />

„Neue Lernkultur”, REPORT Literatur- und Forschungsreport Weiterbildung, Nr. 44,<br />

Dezember 1999.<br />

NZZ (HRSG.) (2004)<br />

Sonderbeilage <strong>St</strong>udium und Beruf, November 2004, S. B1 - B28.


CCLXVI Quellenverzeichnis<br />

PAPMEHL, A. UND SIEWERS, R. (1999)<br />

Wissens im Wandel - Die lernende Organisation im 21. Jahrhundert, Ueberreuter<br />

Wirtschaft, Wien, 1999.<br />

PASCHMANN, A. (2004)<br />

Bildungscontrolling als Brücke zwischen Arbeitswelt und Lebenswelt, Dissertation,<br />

Fernuniversität Hagen, Hagen, 2004.<br />

PAWLOWSKY, P. (1994)<br />

Wissensmanagement in der lernenden Organisation, Univ.-Gesamthochschule,<br />

Paderborn, 1994.<br />

PAWLOWSKY, P. UND BÄUMER, J. (1996)<br />

Management von Qualifikation und Wissen, C.H. Beck’sche Verlagsbuchhandlung,<br />

München, 1996.<br />

PETERSEN, T. (2000)<br />

Handbuch zur beruflichen Weiterbildung - Leitfaden für das<br />

Weiterbildungsmanagement im Betrieb, Peter Lang, Europäischer Verlag der<br />

Wissenschaften, Frankfurt am Main, 2000.<br />

PETTIGREW, A., THOMAS, A. UND WHITTINGTON, R. (2002)<br />

Handbook of <strong>St</strong>rategy and Management, Sage, London, 2002.<br />

PFADENHAUER, M. (2002)<br />

„Auf gleicher Augenhöhe reden: Das Experteninterview - ein Gespräch zwischen<br />

Experte und Quasi-Experte”, in Bogner, A., Littig, B. und Menz, W. (Hrsg.), Das<br />

Experteninterview - Theorie, Methode, Anwendung, Leske + Budrich, Opladen, 2002,<br />

o.S.<br />

PHILLIPS, J. UND SCHIRMER, F. (2005)<br />

Return on Investment in der Personalentwicklung - Der 5-<strong>St</strong>ufen-Evaluationsprozess,<br />

Springer, Berlin, 2005.<br />

PIEZZI, D. (2002)<br />

Die Transferförderung in der betrieblichen Weiterbildung, Dissertation der<br />

<strong>Universität</strong> <strong>St</strong>. <strong>Gallen</strong>, Nr. 2681, <strong>St</strong>. <strong>Gallen</strong>, 2002.


Quellenverzeichnis CCLXVII<br />

PILLKAHN, U. (2007)<br />

Trends und Szenarien als Werkzeuge zur <strong>St</strong>rategieentwicklung - Wie Sie die<br />

unternehmerische und gesellschaftliche Zukunft planen und gestalten, Publicis and<br />

Weley Verlag, Erlangen, 2007.<br />

PLOMPEN, M. (2005)<br />

Innovative Corporate Learning: Excellent Management Development Practice in<br />

Europe, Pagrave Macmillan, England, 2005.<br />

POSER, H. (2001)<br />

Wissenschaftstheorie: Eine philosophische Einführung, Reclam, <strong>St</strong>uttgart, 2001.<br />

PREY, H. ET AL. (2004)<br />

Formen der betrieblichen Weiterbildung und ihre qualifizierenden Wirkungen,<br />

Leitungsgruppe des NFP 43 in Zusammenarbeit mit dem Forum Bildung und<br />

Beschäftigung und der Schweizerischen Koordinationsstelle für Bildungsforschung<br />

(SKBF), Bern - Aarau, 2004.<br />

PROBST, G. (1985)<br />

„Regeln des systemischen Denkens“, in Probst, G. und Siegwardt, H. (Hrsg.),<br />

Integriertes Management. Bausteine des systemorientierten Managements, Paul<br />

Haupt Verlag, Bern - <strong>St</strong>uttgart - Wien, 1985, S. 181 - 204<br />

PROBST, G. ET AL. (1997)<br />

„Wissen managen. Wie Unternehmen ihre wertvollste Ressource optimal nutzen”,<br />

Frankfurt Allgemeine Zeitung, 1997, o.S.<br />

PROBST, G. UND SIEGWARDT, H. (1985)<br />

Integriertes Management. Bausteine des systemorientierten Managements, Paul<br />

Haupt Verlag, Bern - <strong>St</strong>uttgart - Wien, 1985.<br />

PROMOTIONSORDNUNG (HRSG.) (1994)<br />

Promotionsordnung Doktorstudium der <strong>Universität</strong> <strong>St</strong>. <strong>Gallen</strong>, 1994, online verfügbar<br />

unter<br />

http://www.studium.unisg.ch/org/lehre/ds.nsf/wwwPubInhalteGer/Rechtliche+Grundl<br />

agen+und+Merkblaetter+(Promotionsordnung+94)?opendocument, letzter Zugriff am<br />

22.5.2008.


CCLXVIII Quellenverzeichnis<br />

REINHARDT, R. (1998)<br />

„Wissensmanagement „Konkret”: Eine Fallstudie”, in Geissler, H., Behrmann, D.<br />

und Krahmann-Baumann, B. (Hrsg.), Organisationslernen konkret, Betriebliche<br />

Bildung - Erfahrungen und Visionen, Peter Lang, Europäischer Verlag der<br />

Wissenschaften, Frankfurt am Main, 1998, S. 233 - 274.<br />

REINHOLD, G., POLLAK, G. UND HEIM, H. (1999)<br />

Pädagogik-Lexikon, R. Oldenbourg, München, 1999.<br />

RIEKHOF, H. (1994)<br />

Praxis der <strong>St</strong>rategieentwicklung - Konzepte, Erfahrung, Fallstudien, 2. Auflage,<br />

Schäffer-Poeschel Verlag, <strong>St</strong>uttgart, 1994.<br />

ROBERT, M. (1998)<br />

<strong>St</strong>rategy Pure & Simple II - How Winning Companies Dominate Their Competitors,<br />

McGraw-Hill, New York, 1998.<br />

ROWE, A. ET AL. (1989)<br />

Fundamental issues in strategy: a research agenda, Harvard Business School Press,<br />

Boston, 1989.<br />

RUMELT, R., SCHENDEL, D. UND TEECE, D. (1994)<br />

<strong>St</strong>rategic Management - A Methodological Approach, 3 rd edition, Addison-Wesley,<br />

Reading Mass., 1994.<br />

SANDER, J. (1999)<br />

Mediengestütztes <strong>Bildungsmanagement</strong> - Virtuelle Lernwelten für Unternehmen,<br />

Gabler Verlag, Wiesbaden, 1999.<br />

SATTELBERGER, T. (1991)<br />

Die lernende Organisation: Konzepte für eine neue Qualität der<br />

Unternehmensentwicklung, Gabler Verlag, Wiesbaden, 1991.<br />

SAUDER, G. UND SCHMIDT, H. (1989)<br />

„Personalabteilung”, in <strong>St</strong>rutz, H. (Hrsg.), Handbuch Personalmarketing, Gabler<br />

Verlag, Wiesbaden, 1989, S. 345 - 356.


Quellenverzeichnis CCLXIX<br />

SCHERTLER, W. (2003)<br />

„Alternative <strong>St</strong>rategien der Wertsteigerung von Unternehmen”, in Matzler, K.,<br />

Pechlaner, H. und Renzl, B. (Hrsg.), Werte schaffen - Perspektiven einer<br />

stakeholderorientierten Unternehmensführung, Gabler Verlag, Wiesbaden, 2003, o.S.<br />

SCHMEISSER, W. UND CLERMONT, A. (1999)<br />

Personalmanagement - Praxis der Lohn- und Gehaltsabrechnung,<br />

Personalcontrolling, Arbeitsrecht, Neue Wirtschafts-Briefe, Herne - Berlin, 1999.<br />

SCHMID, D. (2008)<br />

„Wie sich die Bildungsbranche mit der Praxis abspricht - Aktuelle Trend in der<br />

betrieblichen Weiterbildung”, Neue Zürcher Zeitung, 19.5.2008, S. B11.<br />

SCHNEIDER, N. (1998)<br />

Erkenntnistheorie im 20. Jahrhundert: Klassische Positionen, Reclam, <strong>St</strong>uttgart,<br />

1998.<br />

SCHOLZ, C. (2000)<br />

Personalmanagement - Informationsorientierte und verhaltenstheoretische<br />

Grundlagen, 5. Auflage, Franz Vahlen Verlag, München, 2000.<br />

SCHÖNI, A. (2007)<br />

E-Learning <strong>St</strong>rategy - MTM Presentation, UBS AG, Learning & Development<br />

Center, 13.11.2007.<br />

SCHÖNI, W. (2006)<br />

Handbuch Bildungscontrolling - <strong>St</strong>euerung von Bildungsprozessen in Unternehmen<br />

und Bildungsinstitutionen, Verlag Rüegger, Zürich - Chur, 2006.<br />

SCHÖNWALD, I. (2007)<br />

Change Management in Hochschulen - Die Gestaltung soziokultureller<br />

Veränderungsprozesse zur Integration von E-Learning in die Hochschullehre,<br />

Dissertation der <strong>Universität</strong> <strong>St</strong>. <strong>Gallen</strong>, Nr. 3312, Lohmar - Köln, 2007.<br />

SCHRAMM, W. (1971)<br />

„Notes on case studies of instructional media projects”, Working paper for the<br />

Academy for Educational Development, Dezember, DC Washington, 1971.


CCLXX Quellenverzeichnis<br />

SCHREINER, G. (1998)<br />

Organisatorische Fähigkeiten - Konzeptualisierungsvorschläge vor dem Hintergrund<br />

einer evolutionären Organisationstheorie, Münchener Schriften zur angewandten<br />

Führungslehre, Verlag Barbara Kirsch, München, 1998.<br />

SCHREYÖGG, G. UND CONRAD, P. (2006)<br />

Management von Kompetenz, Managementforschung 16, Gabler Verlag, Wiesbaden,<br />

2006.<br />

SCHÜLEIN, J. UND REITZE, S. (2005)<br />

Wissenschaftstheorie für Einsteiger, Facultas, Wien, 2005.<br />

SCHWANINGER, M. (2005)<br />

Empirische Forschungsmethodik für Betriebswirschafter/-innen,<br />

Vorlesungsunterlagen Doktorandenseminar <strong>Universität</strong> <strong>St</strong>. <strong>Gallen</strong>, Sommersemester<br />

2005, <strong>St</strong>. <strong>Gallen</strong>, 2005.<br />

scil CONGRESS (HRSG.) (2008)<br />

The changing face of Learning - Creating the right balance, Kongressunterlagen 3rd<br />

International scil Congress, <strong>St</strong>. <strong>Gallen</strong>, 2008.<br />

scil CONGRESS (HRSG.) (2005)<br />

Designing Learning Organisations: From eLearning to Educational Innovations as a<br />

<strong>St</strong>rategic Challenge, Kongressunterlagen 2nd International scil Congress, <strong>St</strong>. <strong>Gallen</strong>,<br />

2005.<br />

SCIL CONGRESS (HRSG.) (2003)<br />

Innovationen gestalten - eLearning als Motor einer neuen Lernkultur,<br />

Kongressunterlagen 1st International scil Congress, <strong>St</strong>. <strong>Gallen</strong>, 2003.<br />

SENGE, P. (1990)<br />

The Fifth Discipline: The Art and the Practice of the Learning Organization, Century<br />

Business, London, 1990.<br />

SERVAGE, L. (2005)<br />

„<strong>St</strong>rategizing for workplace e-learning: some critical considerations”, Journal of<br />

Workplace Learning, Vol. 17, No. 5, 2005, S. 304 - 317.


Quellenverzeichnis CCLXXI<br />

SEUFERT, S. (2008)<br />

„Gelerntes in Wissen umsetzen”, CHECK-Point E-Learning, Juni 2008, online<br />

verfügbar unter http://www.checkpoint-elearning.de/, letzter Zugriff am 3.6.2008.<br />

SEUFERT, S. UND MEIER, C. (2007)<br />

<strong>St</strong>rategieentwicklung im Bildungsbereich, scil, Swiss Centre for Innovations in<br />

Learning, unveröffentlichte Ausgabe, 24.3.2007.<br />

SEYFERTH, M., HOFFMANN, S. UND ULMER, M. (2005)<br />

Corporate <strong>St</strong>rategy - Aktuelle Herausforderungen und Perspektiven, Paul Haupt<br />

Verlag, Bern - <strong>St</strong>uttgart - Wien, 2005.<br />

SIMON, H. (2001)<br />

Unternehmenskultur und <strong>St</strong>rategie - Herausforderungen im globalen Wettbewerb,<br />

Frankfurter Allgemeine Buch, Frankfurt, 2001.<br />

SIMS, R. (1999)<br />

Reinventing training and development, Quorum Books, Westport Conn., 1999.<br />

SPENDER, J. (1996)<br />

„Making knowledge and the firm: Overview”, <strong>St</strong>rategic Management Journal, Vol.<br />

17, Winter Special Issue, 1996, S. 5 - 9.<br />

SONNTAG, K. ET AL. (2004)<br />

„Dem Lernen im Unternehmen auf der Spur: Operationalisierung von Lernkultur”,<br />

Unterrichtswissenschaft, 32 (2), 2004, S. 104 - 127.<br />

STACHER, C. (2004)<br />

Ein integriertes Modell zur betrieblichen Weiterbildung - Unter spezieller<br />

Berücksichtigung der Situation von KMU, Doktorandenseminararbeit der <strong>Universität</strong><br />

<strong>St</strong>. <strong>Gallen</strong> bei Prof. Dr. H. Bruch, <strong>St</strong>. <strong>Gallen</strong>, 2004.<br />

STAEHLE, W. (1992)<br />

Funktionen des Managements: eine Einführung in einzelwirtschaftliche und<br />

gesamtwirtschaftliche Probleme der Unternehmungsführung, 3. Auflage, Paul Haupt<br />

Verlag, Bern - <strong>St</strong>uttgart - Wien, 1992.


CCLXXII Quellenverzeichnis<br />

STANFORD, M. (2005)<br />

Aligning Learning with the CEO’s Perspective, Vortrag IMD Wednesday Webcast,<br />

16.11.2005.<br />

STAUSS, B. (1999)<br />

„Die Rolle deutscher <strong>Universität</strong>en im Rahmen einer Corporate University”, in<br />

Neumann, R. und Vollath, J. (Hrsg.), Corporate University: <strong>St</strong>rategische<br />

Unternehmensentwicklung durch massgeschneidertes Lernen, Verlag A & O des<br />

Wissens, Zürich - Hamburg, S. 121 - 156.<br />

STEINMANN, H. UND SCHREYÖGG, G. (2005)<br />

Management: Grundlagen der Unternehmensführung: Konzepte - Funktionen -<br />

Fallstudien, 6. Auflage, Gabler, Wiesbaden.<br />

STIER, W. (1999)<br />

Empirische Forschungsmethoden, 2. Auflage, Springer, Berlin, 1999.<br />

STRUTZ, H. (1989)<br />

Handbuch Personalmarketing, Gabler Verlag, Wiesbaden, 1989.<br />

SVENDSEN, A. (1998)<br />

<strong>St</strong>rategie für Interessengruppen, Berrett-Koehler Publishers, San Francisco, 1998.<br />

THOMMEN, J. (2002)<br />

Management und Organisation: Konzepte, Instrumente, Umsetzung, Versus Verlag,<br />

Zürich, 2002.<br />

THOMMEN, J. (1995)<br />

Management-Kompetenz, Eine Publikation des NDU, Nachdiplom in<br />

Unternehmungsführung/Executive MBA zur Eröffnung des Weiterbildungszentrums<br />

(WBZ-HSG) der Hochschule <strong>St</strong>. <strong>Gallen</strong>, <strong>St</strong>. <strong>Gallen</strong>, 1995.<br />

TOMCZAK, T. (1992)<br />

„Forschungsmethoden in der Marketingwissenschaft - Ein Plädoyer für den<br />

qualitativen Forschungsansatz”, Marketing - Zeitschrift für Forschung und Praxis,<br />

1992, S. 77 - 87.


Quellenverzeichnis CCLXXIII<br />

UBS AG (HRSG.) (2008a)<br />

Privatkunden Basis (PKB) im Überblick, online verfügbar unter Intranet UBS AG,<br />

letzter Zugriff am 7.3.2008.<br />

UBS AG (HRSG.) (2008b)<br />

UBS in wenigen Worten - <strong>St</strong>andard-Beschreibungen für UBS, online verfügbar unter<br />

Intranet UBS AG, letzter Zugriff am 16.1.2008.<br />

UBS AG (HRSG.) (2008c)<br />

Unsere Vision, online verfügbar unter Intranet UBS AG, letzter Zugriff am<br />

16.1.2008.<br />

UBS AG (HRSG.) (2008d)<br />

Unsere Unternehmensgruppen Global Wealth Management & Business Banking,<br />

online verfügbar unter Intranet UBS AG, letzter Zugriff am 16.1.2008.<br />

UBS AG (HRSG.) (2007a)<br />

Das JUNA-Förderprogramm - It starts with you, Main Fact sheet, Dezember 2007,<br />

online verfügbar unter Intranet UBS AG, letzter Zugriff am 6.6.2008.<br />

UBS AG (HRSG.) (2007b)<br />

Das LDC Haus im Überblick - Learning & Development Center, UBS AG, Learning<br />

and Development Center, 28.6.2007.<br />

UBS AG (HRSG.) (2007c)<br />

<strong>St</strong>rategie-Alignment und Wirtschaftlichkeit in Projekten, UBS AG, Project<br />

Management Education Global Wealth Management & Business Banking, 9.5.2007.<br />

UBS AG (HRSG.) (2007d)<br />

Learning & Development Center - Positioned for Business Impact, UBS AG,<br />

Learning and Development Center, 2.2.2007.<br />

UBS AG (HRSG.) (2006a)<br />

Project „LDC 07” - Frequently Asked Questions, UBS AG, Learning and<br />

Development Center, 20.12.2006.


CCLXXIV Quellenverzeichnis<br />

UBS AG (HRSG.) (2006b)<br />

UBS plant neuen Wealth Management Campus in Singapur, online verfügbar unter<br />

Intranet UBS AG, letzter Zugriff am 15.9.2006.<br />

UBS AG (HRSG.) (2006c)<br />

Vision E&D, online verfügbar unter Intranet UBS AG, letzter Zugriff am 2.4.2006.<br />

ULRICH, H. (2001)<br />

Systemorientiertes Management - Das Werk von Hans Ulrich, <strong>St</strong>iftung zur Förderung<br />

der systemorientierten Managementlehre, Paul Haupt Verlag, Bern - <strong>St</strong>uttgart - Wien,<br />

2001.<br />

ULRICH, H. (1984)<br />

Management, Paul Haupt Verlag, Bern - <strong>St</strong>uttgart - Wien, 1984.<br />

ULRICH, H. (1981)<br />

„Die Betriebswirtschaftslehre als anwendungsorientierte Sozialwissenschaft”, in<br />

Geist, M. und Köhler, R. (Hrsg.), Die Führung des Betriebes, Schäffer-Poeschel<br />

Verlag, <strong>St</strong>uttgart, 1981, S. 1 - 26.<br />

UTZ, M. UND ISENEGGER, R. (2004)<br />

Konzeptentwurf CSC Lernpfad: Technisches Konzept, UBS AG, Dezember 2004.<br />

VON KROGH, G., ICHIJO, K. UND NONAKA, I. (2000)<br />

Enabling Knowledge Creation, How to Unlock the Mystery of Tacit Knowledge and<br />

Release the Power of Innovation, Oxford University Press, New York, 2000.<br />

VON KROGH, G. UND VENZIN, M. (1995)<br />

„Anhaltende Wettbewerbsvorteile durch Wissensmanagement”, Die Unternehmung,<br />

Heft 6, 1995, S. 417 - 436.<br />

WACHTER, C. (2008)<br />

„Die Versicherungsbranche setzt auf eine gemeinsame Lernplattform - Learning-<br />

Management-Systeme sollen mehr als nur Buchungsmaschinen für<br />

Weiterbildungskurse sein”, Neue Zürcher Zeitung, 19.5.2008, S. B11.


Quellenverzeichnis CCLXXV<br />

WAGNER, A. UND UTZ, M. (2004a)<br />

Genehmigter Projektauftrag CSC Lernpfad, UBS AG, Oktober 2004.<br />

WAGNER, A. UND UTZ, M. (2004b)<br />

Konzeptentwurf CSC Lernpfad, UBS AG, Dezember 2004.<br />

WALTER-BUSCH, W. (1996)<br />

Organisationstheorien von Weber bis Weick, Band 1, G+B Verlag Fakultas,<br />

Amsterdam, 1996.<br />

WATSON WYATT (HRSG.) (2008)<br />

Human Capital Index, online verfügbar unter<br />

http://www.watsonwyatt.com/research/featured/hci.asp, letzter Zugriff am 24. Juli<br />

2008.<br />

WIENRÖDER, H. (2007)<br />

„Weiterbildung - Vom Arbeitgeber orchestriertes Lernen”, Handelszeitung,<br />

29.8.2007.<br />

WITSCH, M. (2008)<br />

„Ökonomisierung von Bildung und Privatisierung von Bildungspolitik -<br />

Pädagogische An- und Einsprüche”, NachDenkSeiten - Die kritische Website, Beitrag<br />

Nr. 3036, 4.3.2008, online verfügbar unter<br />

http://www.nachdenkseiten.de/?p=3036#more-3036, letzter Zugriff am 9.7.2008.<br />

WITTHAUS, U. UND WITTWER, W. (1997)<br />

Vision einer Lernenden Organisation - Herausforderung für die betriebliche Bildung,<br />

Bertelsmann Verlag, Bielefeld, 1997.<br />

WUNDERER, R. UND DICK, P. (2000)<br />

Personalmanagement - Quo vadis? Analysen und Prognosen zu Entwicklungstrends<br />

bis 2010, Luchterhand, Neuwied, 2000.<br />

YEUNG, K. ET AL. (1999)<br />

Generating and Generalizing Ideas with Impact, Oxford University Press, New York,<br />

1999.


CCLXXVI Quellenverzeichnis<br />

YIN, R. (2003)<br />

Case <strong>St</strong>udy Research: Design and Methods, 3rd Edition, Applied Social Research<br />

Methods Series - SAGE Publications, Thousand Oaks, London - New Delhi, 2003.<br />

ZACK, M. (1999)<br />

„Developing a Knowledge <strong>St</strong>rategy”, California Management Review, Vol. 41, No. 3,<br />

2003, S. 125 - 145.<br />

ZENTES, J., SWOBODA, B. UND MORSCHETT, D. (2004)<br />

Internationales Wertschöpfungsmanagement, Vahlens Handbücher der Wirtschafts-<br />

und Sozialwissenschaften, Franz Vahlen Verlag, München, 2004.<br />

ZIMMER, G. (2005)<br />

„Gestaltung einer <strong>St</strong>rategie zum Aufbau virtueller <strong>St</strong>udienangebote”, in Euler, D. und<br />

Seufert, S. (Hrsg.), E-Learning in Hochschulen und Bildungszentren, Oldenburg<br />

Wissenschaftsverlag, München, 2005, S. 87 - 104.<br />

ZWYSSIG - GONZENBACH, U. (2004)<br />

Konzeptentwurf CSC Lernpfad: E-Testing Konzept, UBS AG, Dezember 2004.<br />

ZWYSSIG - GONZENBACH, U., WEISERT, I. UND BÜNGER, L. (2005)<br />

Prozesse der Maintenancephasen im CSC Lernpfad, UBS AG, Dezember 2005.


Curriculum Vitae CCLXXVII<br />

CURRICULUM VITAE<br />

Laetitia Alix Victoria Bünger<br />

Geburtsdatum: 4. August 1978<br />

Nationalitäten: Schweiz und Deutschland<br />

Ausbildung<br />

2004 – 2009 <strong>Universität</strong> <strong>St</strong>. <strong>Gallen</strong> (HSG), Schweiz<br />

Doktorat Wirtschaftswissenschaften<br />

1998 – 2004 <strong>Universität</strong> <strong>St</strong>. <strong>Gallen</strong> (HSG), Schweiz<br />

<strong>St</strong>udium Betriebswirtschaftslehre, Vertiefung Wirtschaftspädagogik:<br />

lic.oec. HSG et dipl.Hdl.<br />

1998 Freies Gymnasium Zürich, Schweiz<br />

Matura Typus E<br />

Berufserfahrung<br />

2004 – Zurzeit UBS AG, Zürich<br />

Aus- und Weiterbildungsspezialistin mit Fokus auf E-Learning<br />

2001 – 2004 HEKS, Hilfswerk Evangelische Kirche Schweiz, <strong>St</strong>. <strong>Gallen</strong><br />

Hilfswerkvertreterin bei Flüchtlingsanhörungen der Kantone<br />

<strong>St</strong>. <strong>Gallen</strong> und Appenzell<br />

2003 Schweizer Schule Barcelona, Barcelona<br />

Unterrichtspraktikum<br />

2001 Gerling Ltd., London<br />

Praktikum im Rückversicherungsgeschäft<br />

1998 PBBG Gérance et Gestion Immobilières S.A., Lausanne<br />

Praktikum in der Buchhaltungsabteilung<br />

Sprachen<br />

Muttersprachen Deutsch und Französisch<br />

Fliessend Englisch<br />

Grundkenntnisse Spanisch

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!