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Inhaltsverzeichnis<br />

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8 Struktuelle <strong>Maßnahmen</strong> <strong>in</strong> <strong>Meßsystemen</strong> <strong>zur</strong> <strong>Verbesserung</strong><br />

<strong>der</strong> Meßqualität<br />

<strong>8.</strong>1 Kettenstruktur<br />

<strong>8.</strong>2 Parallelstruktur<br />

<strong>8.</strong>2.1 Mittelwertbildung, Anwendungsbeispiele<br />

<strong>8.</strong>2.2 Differenzpr<strong>in</strong>zip, Anwendungsbeispiel<br />

<strong>8.</strong>3 Kreisstruktur<br />

<strong>8.</strong>3.1 Gegenkopplung, Anwendungsbeispiele<br />

<strong>8.</strong>3.2 Mitkopplung<br />

<strong>8.</strong>4 Modulationspr<strong>in</strong>zip<br />

<strong>8.</strong>5 Verarbeitung von Meßgrößen durch Rechenoperationen<br />

<strong>8.</strong>6 Modellgestützte Meßverfahren<br />

I


320 8 <strong>Strukturelle</strong> <strong>Maßnahmen</strong><br />

8 <strong>Strukturelle</strong> <strong>Maßnahmen</strong> <strong>in</strong> <strong>Meßsystemen</strong> <strong>zur</strong> <strong>Verbesserung</strong><br />

<strong>der</strong> Meßqualität<br />

A. Karbach<br />

Unter strukturellen <strong>Maßnahmen</strong> versteht man bestimmte Schaltungen und Funktionspr<strong>in</strong>zipien,<br />

die e<strong>in</strong>gesetzt werden, um die Qualität e<strong>in</strong>er Messung zu verbessern.<br />

Die Qualität e<strong>in</strong>er Messung drückt sich dar<strong>in</strong> aus, daß Meßfehler möglichst ger<strong>in</strong>g gehalten<br />

werden und die elektrische o<strong>der</strong> digitalisierte Größe als Resultat <strong>der</strong> Messung die zu<br />

erfassende physikalische Meßgröße mit <strong>der</strong> gefor<strong>der</strong>ten Genauigkeit darstellt. Bild 8-1<br />

zeigt, daß durch den Prozeß des Messens e<strong>in</strong>e nichtelektrische Prozeßgröße <strong>in</strong> e<strong>in</strong> elektrisch<br />

o<strong>der</strong> digital repräsentiertes Meßsignal umgewandelt wird. Die Fehler, die bei diesem<br />

Umwandlungsprozeß auftreten können, wurden <strong>in</strong> Kap. 1 ausführlich behandelt. Der<br />

Fachbegriff für die Eigenschaften dieses Umwandlungsprozesses ist <strong>der</strong> Begriff <strong>der</strong><br />

Übertragung.<br />

nichtelektrische elektrische o<strong>der</strong><br />

Prozeßgrößen digitale Meßsignale<br />

Meße<strong>in</strong>richtung<br />

Erfassung Verarbeitung<br />

Bild 8-1: Umwandlung von Prozeßgrößen <strong>in</strong> Meßsignale<br />

Bei <strong>der</strong> Meßsignalverarbeitung f<strong>in</strong>det man im e<strong>in</strong>fachsten Fall e<strong>in</strong>e Kette von Funktionselementen<br />

<strong>in</strong> Form e<strong>in</strong>er Serienschaltung. Diese Funktionen be<strong>in</strong>halten zunächst<br />

die Umwandlung <strong>der</strong> nichtelektrischen Prozeßgröße <strong>in</strong> e<strong>in</strong> <strong>in</strong> den meisten Fällen elektrisches<br />

Signal. Im Anschluß an den Sensor folgen Funktionselemente wie Signalwandler,<br />

Verstärker und weitere Funktionselemente, die beispielsweise <strong>zur</strong> Umrechnung des Signals<br />

dienen können.<br />

Bild 8-2 zeigt die strukturellen <strong>Maßnahmen</strong>, die e<strong>in</strong>gesetzt werden können. Für diese<br />

<strong>Maßnahmen</strong> soll aus Gründen <strong>der</strong> Übersicht zunächst das Pr<strong>in</strong>zip erläutert werden. E<strong>in</strong>zelheiten<br />

und ausführliche Anwendungsbeispiele folgen dann <strong>in</strong> den e<strong>in</strong>zelnen<br />

Unterkapiteln:


8 <strong>Strukturelle</strong> <strong>Maßnahmen</strong> 321<br />

Kettenstruktur<br />

Parallelstruktur<br />

Kreisstruktur<br />

Modulationspr<strong>in</strong>zip<br />

Rechenoperation<br />

Modell-<br />

gestützte<br />

Meßverfahren<br />

Bild 8-2: <strong>Strukturelle</strong> <strong>Maßnahmen</strong> <strong>zur</strong> <strong>Verbesserung</strong> <strong>der</strong><br />

Meßqualität<br />

- Kettenstruktur<br />

Durch E<strong>in</strong>satz e<strong>in</strong>es speziellen<br />

Funktionselements <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er als<br />

Serienschaltung aufgebauten<br />

Meßkette werden <strong>Verbesserung</strong>en<br />

des Meßergebnisses erzielt. E<strong>in</strong><br />

e<strong>in</strong>faches Beispiel ist e<strong>in</strong> Filter<br />

<strong>zur</strong> Unterdrückung von Störanteilen<br />

im Signal, die dann im Frequenzbereich<br />

vom Nutzanteil des<br />

Signals getrennt liegen müssen.<br />

E<strong>in</strong> weiteres Beispiel ist e<strong>in</strong><br />

Funktionselement, das dazu dient,<br />

bei nichtl<strong>in</strong>earen Sensorkennl<strong>in</strong>ien<br />

e<strong>in</strong> auf die gesamte Meßkette<br />

bezogen l<strong>in</strong>eares Verhalten zu<br />

erzeugen. Dazu verwendet man<br />

e<strong>in</strong>e Funktion, die <strong>der</strong> zu<br />

l<strong>in</strong>earisierenden Funktion (z. B.<br />

Sensorkennl<strong>in</strong>ie) <strong>in</strong>vers ist.<br />

- Parallelstruktur<br />

Unter e<strong>in</strong>er Parallelstruktur versteht man die gleichartige o<strong>der</strong> gegensätzliche Verschaltung<br />

zweier Meßsignale <strong>in</strong> <strong>der</strong> Form des Summen- und des Differenzpr<strong>in</strong>zips. Beim<br />

Summenpr<strong>in</strong>zip handelt es sich um e<strong>in</strong>e Addition gleichartiger Signale meist zum Zwecke<br />

<strong>der</strong> Mittelwertbildung.<br />

Das Differenzpr<strong>in</strong>zip ist die Differenzbildung zweier gleichartiger Signale. Beispielsweise<br />

s<strong>in</strong>d bei <strong>der</strong> Bestimmung des Wärmedurchgangs durch e<strong>in</strong>e Wand mit Hilfe von<br />

zwei Temperaturmessungen an <strong>der</strong> Innenseite und <strong>der</strong> Außenseite die Absoluttemperaturen<br />

von untergeordnetem Interesse und es kommt nur auf e<strong>in</strong>e möglichst genaue Bestimmung<br />

<strong>der</strong> Temperaturdifferenz an.<br />

- Kreisstruktur<br />

Die Kreisstruktur ist aus <strong>der</strong> Regelungstechnik bekannt <strong>in</strong> Form des Pr<strong>in</strong>zips <strong>der</strong> Rückkopplung.<br />

Im Fall e<strong>in</strong>es Regelkreises verwendet man die Gegenkopplung, um mit Hilfe<br />

e<strong>in</strong>es Korrekture<strong>in</strong>griffs Sollwert und Istwert <strong>in</strong> möglichst gute Übere<strong>in</strong>stimmung zu


322 8 <strong>Strukturelle</strong> <strong>Maßnahmen</strong><br />

br<strong>in</strong>gen. Das gleiche Pr<strong>in</strong>zip läßt sich <strong>in</strong> vielfältiger Weise für die Meßtechnik nutzbar<br />

machen.<br />

- Modulationspr<strong>in</strong>zip<br />

Bei sehr vielen Meßverfahren liefert <strong>der</strong> Sensor zunächst sehr kle<strong>in</strong>e elektrische<br />

Spannungen, die weiterverarbeitet werden müssen. Verwendet man<br />

Gleichspannungssignale, so kommt es häufig zu e<strong>in</strong>er Überlagerung mit nie<strong>der</strong>frequenten<br />

Störsignalen. E<strong>in</strong> Beispiel ist die magnetisch-<strong>in</strong>duktive Durchflußmessung, wo<br />

Polarisationsspannungen an den Elektroden das Meßsignal verfälschen können. Als<br />

Gegenmaßnahme <strong>zur</strong> Vermeidung e<strong>in</strong>es solchen Störe<strong>in</strong>flusses besteht die Möglichkeit,<br />

die Meßgröße durch die Verwendung von S<strong>in</strong>ussignalen <strong>in</strong> e<strong>in</strong>en Frequenzbereich zu<br />

verarbeiten, wo ger<strong>in</strong>gere Störe<strong>in</strong>flüsse zu erwarten s<strong>in</strong>d. E<strong>in</strong>e solche Vorgehensweise<br />

wählt man beispielsweise bei <strong>der</strong> magnetisch-<strong>in</strong>duktiven Durchflußmessung. Es gibt aber<br />

v iele weitere Beispiele.<br />

- Rechnerische Verarbeitung<br />

Komplexe Prozeßgrößen, die mit e<strong>in</strong>fachen Mitteln nicht direkt gemessen werden können,<br />

bestimmt man durch rechnerische Verknüpfung e<strong>in</strong>facher und meßbarer Größen. E<strong>in</strong><br />

bekanntes Beispiel ist die Bestimmung von Wärmemengen <strong>in</strong> Anlagen <strong>der</strong> Heizungstechnik,<br />

wo aus Vorlauf- und Rücklauftemperatur unter weiterer Verwendung des Volumenstroms<br />

als Meßgrößen über die bekannte rechnerische Beziehung die Wärmeleistung<br />

gebildet wird und durch nachfolgende Integration die Wärmemenge bestimmt wird.<br />

- Modellgestützte Meßverfahren<br />

Wenn man e<strong>in</strong>e Prozeßgröße pr<strong>in</strong>zipiell nicht o<strong>der</strong> nur mit unakzeptabel großem Aufwand<br />

direkt messen kann, kommen modellgestützte Meßverfahren zum E<strong>in</strong>satz. Man<br />

benützt e<strong>in</strong>fach meßbare Prozeßgrößen, die mit Hilfe e<strong>in</strong>es Modells mit <strong>der</strong> unbekannten<br />

Prozeßgröße verknüpft s<strong>in</strong>d, und bestimmt aus den gemessenen Größen mit Hilfe e<strong>in</strong>er<br />

Rechnung die gesuchte Prozeßgröße. Der Unterschied zu <strong>der</strong> rechnerischen Verarbeitung<br />

besteht dar<strong>in</strong>, daß das Modell oft Unsicherheiten be<strong>in</strong>haltet, so daß man oft von e<strong>in</strong>er<br />

Schätzung <strong>der</strong> gesuchten Prozeßgröße spricht. Ansonsten ist die Verfahrensweise wie bei<br />

<strong>der</strong> rechnerischen Verarbeitung.<br />

<strong>8.</strong>1 Kettenstruktur<br />

Die serielle Verb<strong>in</strong>dung von Funktionselementen bezeichnet man <strong>in</strong> <strong>der</strong> Meßtechnik als<br />

Kettenstruktur. Die e<strong>in</strong>fachste Variante ist die Verb<strong>in</strong>dung von Sensorelementen und<br />

Meßumformern, wobei <strong>der</strong> Meßumformer aus e<strong>in</strong>er Schaltung <strong>zur</strong> Umwandlung des<br />

Meßsignals mit e<strong>in</strong>em nachgeschalteten Verstärker bestehen kann (Bild 8-3). Dieser <strong>in</strong>terne<br />

Aufbau des Meßumformers kann ebenso als e<strong>in</strong>e serielle Verb<strong>in</strong>dung von Funktionselementen<br />

<strong>in</strong>terpretiert werden. Der elektronische Aufbau wird <strong>in</strong> Kap. 7 behandelt.


8 <strong>Strukturelle</strong> <strong>Maßnahmen</strong> 323<br />

Bei den meisten Meßwertbestimmungen liegt die serielle Verarbeitung <strong>in</strong> Form e<strong>in</strong>er<br />

Kettenstruktur vor.<br />

Bild 8-3: Kettenstruktur, Meßsignalverarbeitung durch <strong>in</strong> Serie geschaltete Funktionselemente<br />

Bei <strong>der</strong> Anwendung von Funktionselementen <strong>in</strong> Kettenstruktur wird folgendes Ziel verfolgt:<br />

Die physikalische Prozeßgröße, die bestimmt werden soll, soll <strong>in</strong> e<strong>in</strong> elektrisches<br />

Signal (Spannung, Strom) o<strong>der</strong> <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e digitalisierte Darstellung (Zahl im Speicher e<strong>in</strong>es<br />

Mikrorechners) umgesetzt werden. Dabei soll <strong>der</strong> physikalische Meßbereich auf e<strong>in</strong>en<br />

entsprechenden Signal- beziehungsweise Zahlenbereich abgebildet werden. Diese Abbildung<br />

soll <strong>in</strong>sgesamt l<strong>in</strong>ear se<strong>in</strong>. Die Umsetzung soll normierte Signale ergeben, damit bei<br />

<strong>der</strong> Weiterverarbeitung <strong>in</strong> Automatisierungssystemen ohne Probleme Meß-elemente verschiedener<br />

Hersteller e<strong>in</strong>gesetzt werden können. Typische Normsignale, die verwendet<br />

werden, s<strong>in</strong>d:<br />

a) Spannungssignale im Bereich 0-10 V o<strong>der</strong> 2-10 V (live zero)<br />

b) Stromsignale im Bereich 0-20 mA o<strong>der</strong> 4-20 mA (live zero)<br />

Spannungssignale haben den Nachteil, daß bei größeren Kabelwegen <strong>in</strong> <strong>der</strong> Anlage<br />

Spannungsabfälle auf den Leitungen auftreten können, die das Signal verfälschen. Deswegen<br />

setzt man Spannungssignale nur bei kurzen Leitungsverb<strong>in</strong>dungen e<strong>in</strong>.<br />

Auch e<strong>in</strong> Bussystem, über das Meßgrößen <strong>in</strong> digitalisierter Form als Zahlenwerte<br />

transportiert werden, transportiert Meß<strong>in</strong>formationen <strong>in</strong> normierter Form. Im Bereich <strong>der</strong><br />

Fabrikationsautomatisierung gibt es Feldbus-Systeme, über die digitale Sensoren und<br />

Aktoren ihre Informationen weitergeben beziehungsweise erhalten. Diese digitalen<br />

Sensoren be<strong>in</strong>halten die Schritte Signalerzeugung, elektronische Wandlung und<br />

Verstärkung, Analog-Digital-Umsetzung und Umwandlung <strong>in</strong> die für das jeweilige Bus-<br />

Protokoll (Verfahren <strong>zur</strong> Informationsübertragung) vorgeschriebene Form.


324 8 <strong>Strukturelle</strong> <strong>Maßnahmen</strong><br />

Bild 8-4: Meßsignalverarbeitung bei <strong>der</strong> Durchflußmessung nach dem Wirkdruckverfahren<br />

Als Beispiel für e<strong>in</strong>e Meßwertverarbeitung <strong>in</strong> Kettenstruktur soll die Meßsignalverarbeitung<br />

bei <strong>der</strong> Durchflußmessung nach dem Wirkdruckverfahren dienen (Bild 8-4).<br />

Das Pr<strong>in</strong>zip dieses Meßverfahrens basiert auf e<strong>in</strong>er Drosselung des Volumenstroms e<strong>in</strong>es<br />

flüssigen o<strong>der</strong> gasförmigen Mediums <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Rohrleitung. Als Drosselelemente können<br />

Blenden o<strong>der</strong> Düsen Verwendung f<strong>in</strong>den. Durch die E<strong>in</strong>schnürung ergibt sich e<strong>in</strong>e<br />

Druckabnahme, die mit zunehmendem Volumenstrom größer wird. Diese Druckabnahme<br />

erfolgt nach dem Gesetz von Bernoulli dadurch, daß die Strömungsgeschw<strong>in</strong>digkeit an<br />

<strong>der</strong> Stelle <strong>der</strong> E<strong>in</strong>schnürung sich vergrößert. Damit entsteht nach dem Satz von <strong>der</strong> Erhal-


8 <strong>Strukturelle</strong> <strong>Maßnahmen</strong> 325<br />

tung <strong>der</strong> Energie e<strong>in</strong>e Abnahme des Drucks. Nun wird die Druckdifferenz vor und nach<br />

<strong>der</strong> Drosselstelle, die mit dem Volumenstrom zunimmt, gemessen und mit e<strong>in</strong>em Drucktransmitter<br />

<strong>in</strong> e<strong>in</strong> elektrisches Signal gewandelt. Es ergibt sich als Zusammenhang<br />

zwischen Volumenstrom und Druckdifferenz beziehungsweise elektrischem Signal e<strong>in</strong>e<br />

nichtl<strong>in</strong>eare Funktion. Die Druckdifferenz nimmt quadratisch mit dem Volumenstrom zu.<br />

Da e<strong>in</strong> l<strong>in</strong>eares Signal erzeugt werden soll, muß durch Umkehrung <strong>der</strong> quadratischen<br />

Funktion l<strong>in</strong>earisiert werden. Damit ergibt sich als weiteres Element <strong>in</strong> <strong>der</strong> Meßkette e<strong>in</strong><br />

Radizierer, <strong>der</strong> die Wurzelfunktion als Umkehrfunktion <strong>zur</strong> quadratischen Funktion bildet.<br />

Die technische Realisierung <strong>der</strong> Wurzelfunktion kann entwe<strong>der</strong> mit Hilfe e<strong>in</strong>er elektrischen<br />

Schaltung erfolgen o<strong>der</strong> mit Hilfe e<strong>in</strong>es Programmmoduls. Der zweite Fall wird<br />

<strong>in</strong>teressant, wenn <strong>zur</strong> Steuerung und Regelung von Anlagen DDC-Technik (DDC Direct<br />

Digital Control) e<strong>in</strong>gesetzt wird. Dann werden alle Meßsignale <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e sogenannte Automatisierungsstation<br />

e<strong>in</strong>gelesen, die <strong>in</strong> Mikroprozessortechnik ausgeführt ist und die automatisierungstechnischen<br />

Funktionen mit Hilfe von Software-Bauste<strong>in</strong>en abarbeitet.<br />

Dort liegen sie nach <strong>der</strong> Analog-Digital-Wandlung als Rechenwerte im Speicher vor.<br />

Mit Hilfe von Programm-Modulen, die als Funktionsbauste<strong>in</strong>e bezeichnet werden, kann<br />

das e<strong>in</strong>gelesene Signal weiterverarbeitet werden. Für den speziellen Fall <strong>der</strong> Radizierung<br />

gibt es <strong>in</strong> allen Systemen e<strong>in</strong>en speziellen Funktionsbauste<strong>in</strong> <strong>zur</strong> Kennl<strong>in</strong>ienl<strong>in</strong>earisierung,<br />

<strong>der</strong> entsprechend angepaßt werden kann.<br />

E<strong>in</strong> weiteres Beispiel für e<strong>in</strong>e serielle Verarbeitung ist die Filterung von Signalen (Abb.<br />

8-5). Für den Fall, daß Meßgrößen mit Systemen, die <strong>in</strong> Digitaltechnik ausgeführt s<strong>in</strong>d,<br />

weiterverarbeitet werden sollen (DDC-Technik o<strong>der</strong> digitale Meßwerterfassung), müssen<br />

Signalfilter <strong>in</strong> den meisten Fällen e<strong>in</strong>gesetzt werden, weil diese Systeme mit e<strong>in</strong>er Abtastung<br />

arbeiten. Darunter ist zu verstehen, daß diese digitalen Systeme alle Meß- und Stellgrößen<br />

<strong>in</strong> regelmäßigen Zeitabständen e<strong>in</strong>lesen und ausgeben. S<strong>in</strong>d nun Störanteile im<br />

Signal vorhanden, wie <strong>in</strong> Bild 8-5 dargestellt, kann es bei e<strong>in</strong>er Abtastung zu e<strong>in</strong>er Verzerrung<br />

des Signals kommen, weil die überlagerten Störpegel miterfaßt werden.<br />

Zur Vermeidung dieser Ersche<strong>in</strong>ung wird das Störsignal durch e<strong>in</strong> Filter abgeschwächt<br />

und soweit wie möglich unterdrückt. Dazu verwendet man häufig e<strong>in</strong> Tiefpaßfilter erster<br />

Ordnung, das seriell <strong>in</strong> den Signalweg geschaltet wird. Wie <strong>der</strong> Name diese Filters ausdrückt,<br />

können nur die "tiefen" Frequenzen dieses Filter passieren, wenn man sich das<br />

Signal als <strong>in</strong> se<strong>in</strong>e Frequenzanteile zerlegt vorstellt. Diese Funktion entspricht <strong>der</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />

Reglungstechnik verwendeten Funktion "Verzögerungsglied erster Ordnung", was auch<br />

mit den Begriff "PT1-Verhalten" beschrieben wird.<br />

Die technische Realisierung erfolgt entwe<strong>der</strong> als elektronische Schaltung mit e<strong>in</strong>em RC-<br />

Glied o<strong>der</strong> als Software-Modul/ Funktionsbauste<strong>in</strong> mit Hilfe e<strong>in</strong>es Algorithmus, <strong>der</strong> auf<br />

e<strong>in</strong>er Differenzengleichung basiert, die das PT1-Verhalten beschreibt. Es existieren auch<br />

Filter höherer Ordnung und Filter mit beson<strong>der</strong>s günstigen Eigenschaften, die ähnlich<br />

realisiert werden können. Wichtig ist, daß die sogenannte Eckfrequenz des Filters, das ist


326 8 <strong>Strukturelle</strong> <strong>Maßnahmen</strong><br />

die Frequenz, bei <strong>der</strong> das Filter beg<strong>in</strong>nt, die E<strong>in</strong>gangssignale erheblich abzuschwächen,<br />

abgestimmt wird auf die Frequenz <strong>der</strong> Abtastung.<br />

E<strong>in</strong>e weitere Anwendung von Signalfiltern ist angezeigt, wenn Prozeßgrößen alphanumerisch<br />

<strong>in</strong> Form von Digitaldisplays für das Bedienpersonal dargestellt werden sollen und<br />

diese Prozeßgrößen e<strong>in</strong>em starken Rauschpegel unterliegen. E<strong>in</strong> Beispiel s<strong>in</strong>d Druckmessungen.<br />

Wenn ke<strong>in</strong>e Filterung erfolgt, dann schwanken die nachgeordneten Stellen stark,<br />

so daß e<strong>in</strong>e genaue Ablesung schwierig ist. Durch e<strong>in</strong>e vorgeschaltete Signalfilterung<br />

wird e<strong>in</strong>e Beruhigung erreicht. E<strong>in</strong> solche Filterung entspricht anschaulich auch <strong>der</strong> Bildung<br />

e<strong>in</strong>es zeitlichen Mittelwertes. Durch Mittelwertbildung wird die Standardabweichung<br />

e<strong>in</strong>er Größe und damit die sichtbare Schwankungsbreite <strong>der</strong> Anzeige verkle<strong>in</strong>ert.<br />

Bild 8-5: Tiefpaßfilter <strong>zur</strong> Unterdrückung hochfrequenter Störungen<br />

<strong>8.</strong>2 Parallelstruktur<br />

Liegt e<strong>in</strong>e gleichartige Verarbeitung von mehr als e<strong>in</strong>em Signal vor, dann spricht man<br />

von e<strong>in</strong>er Parallelstruktur (Bild 8-6). Es gibt pr<strong>in</strong>zipiell zwei Möglichkeiten:<br />

- Summenpr<strong>in</strong>zip<br />

Wie <strong>der</strong> Begriff aussagt, werden zwei o<strong>der</strong> mehr Signale summiert. Man kann zwei Fälle<br />

unterscheiden:


8 <strong>Strukturelle</strong> <strong>Maßnahmen</strong> 327<br />

a) Bildung e<strong>in</strong>es Summensignals<br />

Bild 8-6: Anwendung <strong>der</strong> Parallelstruktur<br />

Als Beispiel diene e<strong>in</strong> Heizkraftwerk,<br />

das mit e<strong>in</strong>em<br />

Dampferzeuger ausgerüstet<br />

ist, <strong>der</strong> über mehr als e<strong>in</strong>e<br />

Leitung mit Brennstoff, beispiesweise<br />

pneumatisch<br />

geför<strong>der</strong>tem Kohlenstaub,<br />

versorgt wird. Zur Bestimmung<br />

<strong>der</strong> Gesamtenergiemenge,<br />

die feuerungsseitig<br />

verbraucht wird, muß durch<br />

Addition die Summe <strong>der</strong><br />

Massenströme über alle<br />

Brennstoffwege gebildet<br />

werden. E<strong>in</strong> spezieller Fall<br />

liegt vor, wenn Brennstoffe<br />

mit unterschiedlichem<br />

Heizwert gleichzeitig verwendet<br />

werden. Dann bildet<br />

man den gesamten feuerungsseitigen<br />

Wärmestrom,<br />

<strong>in</strong>dem man die e<strong>in</strong>zelnen<br />

Massenströme mit den zugehörigen<br />

Heizwerten multipliziert<br />

und die resultierenden<br />

Wärmeströme addiert.<br />

b) Mittelwertbildung<br />

Zum Erreichen e<strong>in</strong>er größeren Genauigkeit e<strong>in</strong>er Prozeßgröße o<strong>der</strong> e<strong>in</strong>er repräsentativeren<br />

Aussage, wird das Pr<strong>in</strong>zip <strong>der</strong> Mittelwertbildung angewandt. Dabei werden gleichartige<br />

Signale summiert und die Summe durch die Anzahl <strong>der</strong> Signale geteilt.<br />

Das Pr<strong>in</strong>zip <strong>der</strong> Mittelwertbildung kann angewandt werden <strong>zur</strong> Bildung e<strong>in</strong>es zeitlichen<br />

Mittelwerts o<strong>der</strong> <strong>zur</strong> Bestimmung e<strong>in</strong>es Mittelwerts aus mehreren gleichartigen, aber<br />

über e<strong>in</strong> Raumgebiet verteilten Meßgrößen.<br />

E<strong>in</strong> bereits erwähntes Beipiel für e<strong>in</strong>e zeitliche Mittelwertbildung ist die Filterung von<br />

Signalen mit Tiefpaßfiltern, e<strong>in</strong> weiteres Beispiel ist die Archivierung von Prozeßwerten<br />

bei Anlagen, die mit digitalen Automatisierungse<strong>in</strong>richtungen ausgerüstet s<strong>in</strong>d. Dort besteht<br />

die Möglichkeit, Meßwerte für spätere Auswertungen abzuspeichern. Man bezeich-


328 8 <strong>Strukturelle</strong> <strong>Maßnahmen</strong><br />

net diese Archive als historische Datenbanken und verwendet <strong>in</strong> vielen Fällen nicht die<br />

Rohdaten, son<strong>der</strong>n geeignet gewählte zeitliche Mittelwerte, um die Aussagekraft von<br />

Auswertungen zu verbessern. Für die Bestimmung e<strong>in</strong>es Wirkungsgrades beispielsweise<br />

ist es <strong>zur</strong> <strong>Verbesserung</strong> <strong>der</strong> Genauigkeit sehr günstig, Mittelwerte zu verwenden, die unvermeidbare<br />

Abweichungen vom stationären Anlagenverhalten ausmitteln.<br />

- Differenzpr<strong>in</strong>zip<br />

Das Differenzpr<strong>in</strong>zip beruht auf dem Vergleich zwischen zwei (gleichartigen) Meßgrößen.<br />

Interessanter für die Ermittlung prozeßrelevanter Aussagen ist oft <strong>der</strong> Unterschied<br />

von zwei Meßgrößen und nicht <strong>der</strong>en Absolutwerte.<br />

Als Beispiel sei die Bestimmung des Wärmestroms durch e<strong>in</strong>e Wand genannt. Man kann<br />

diese Bestimmung über die bekannte Beziehung für den Wärmestrom vornehmen, daß<br />

dieser proportional ist <strong>zur</strong> Differenz <strong>der</strong> Temperaturen <strong>in</strong>nen und außen und außerdem<br />

proportional <strong>zur</strong> Fläche und zum Wärmedurchgangskoeffizienten. Zur Bestimmung des<br />

Wärmestroms ist also e<strong>in</strong>e möglichst genaue Ermittlung <strong>der</strong> Temperaturdifferenz zwischen<br />

Innen- und Außenwand wesentlich.<br />

Absolutwerte von Meßgrößen s<strong>in</strong>d oft mit erheblichen Fehlern behaftet. Bei <strong>der</strong> Differenzbildung<br />

heben sich diese Fehler weg, wenn sie systematischer Natur und gleich groß<br />

s<strong>in</strong>d. In <strong>der</strong> Praxis ist zum<strong>in</strong>dest e<strong>in</strong>e erhebliche <strong>Verbesserung</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> Genauigkeit für die<br />

Differenzgröße erreichbar. Die Differenzbildung kann durch die Verschaltung <strong>der</strong> Sensoren<br />

erfolgen. E<strong>in</strong> Beispiel hierfür ist die Differenzschaltung von Thermoelementen <strong>zur</strong><br />

Erzeugung e<strong>in</strong>er Thermospannung proportional <strong>der</strong> Differenztemperatur <strong>der</strong> beiden<br />

Meßorte. Die Differenzbildung kann aber auch im Meßumformer durch e<strong>in</strong>e geeignete<br />

Meßschaltung vorgenommen werden (siehe nachfolgendes Beispiel Kesselprüfstand).<br />

Auch die Kalibrierung e<strong>in</strong>er Messung ist e<strong>in</strong> Beispiel für die Anwendung des Differenzpr<strong>in</strong>zips.<br />

E<strong>in</strong>e Betriebsmessung wird mit e<strong>in</strong>em an<strong>der</strong>en standardisierten und <strong>in</strong> se<strong>in</strong>er<br />

Genauigkeit bekannten Meßverfahren verglichen, <strong>in</strong>dem mit beiden Meßverfahren parallel<br />

die Prozeßgröße bestimmt wird. Durch diesen Vergleich kann die Betriebsmessung<br />

kalibriert und <strong>in</strong> Bezug auf ihre Genauigkeit und Aussagekraft beurteilt werden.<br />

<strong>8.</strong>2.1 Mittelwertbildung, Anwendungsbeispiele


8 <strong>Strukturelle</strong> <strong>Maßnahmen</strong> 329<br />

Als aufwendigeres Beispiel für die Anwendung <strong>der</strong> Mittelwertbildung soll die Bestimmung<br />

von repräsentativen Werten mit Hilfe <strong>der</strong> Netzmessung behandelt werden.<br />

Die Abb. 8-7,a zeigt die Bestimmung des Wärmestroms, <strong>der</strong> mit dem Rauchgasstrom<br />

e<strong>in</strong>er Verbrennungsanlage transportiert wird. Ziel ist die Bestimmung des Wirkungsgrads<br />

<strong>der</strong> Verbrennungsanlage, wobei <strong>der</strong> Wärmestrom des Rauchgases e<strong>in</strong>e wesentliche Verlustgröße<br />

darstellt. Der Wärmestrom des Rauchgases ist proportional zum Volumenstrom<br />

und <strong>zur</strong> mittleren Temperatur. Das Problem ist nun, wenn zunächst vorausgesetzt wird,<br />

daß <strong>der</strong> Volumenstrom über e<strong>in</strong>e Blendenmessung ermittelt werden kann, die Bestimmung<br />

<strong>der</strong> mittleren Temperatur. In vielen Fällen kann davon ausgegangen werden, daß<br />

über den Querschnitt des Rauchgaskanals Temperaturprofile vorhanden s<strong>in</strong>d, die beispielsweise<br />

durch e<strong>in</strong>e Strähnigkeit <strong>der</strong> Rauchgasströmung zustandekommen. Für die<br />

Ermittlung e<strong>in</strong>er repräsentativen Wärmestromgröße spielt auch das Produkt aus Volumenstrom<br />

und Temperatur die entscheidende Rolle, so daß e<strong>in</strong>e Mittelwertbildung eigentlich<br />

diese Größe erfassen müßte.<br />

Bild 8-7,a: Bestimmung <strong>der</strong> mittleren Temperatur <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Gasstrom<br />

Nun kann man häufig davon ausgehen, daß das Strömungsprofil, also die Verteilung <strong>der</strong><br />

Geschw<strong>in</strong>digkeiten über den Querschnitt des Rauchgaskanals, zum<strong>in</strong>dest näherungsweise<br />

bekannt ist. E<strong>in</strong>e Netzmessung <strong>der</strong> Temperatur muß dann so vorgenommen werden, daß<br />

je<strong>der</strong> Temperaturmeßpunkt im Mittel e<strong>in</strong>e Fläche des Querschnitts abdeckt, die dem gleichen<br />

Volumenstrom entspricht. Dies führt dazu, daß am Rand des Rauchgaskanals die<br />

Meßpunkte <strong>der</strong> Netzmessung weitmaschiger gelegt werden können als <strong>in</strong> <strong>der</strong> Mitte, denn<br />

am Rand ist die Strömungsgeschw<strong>in</strong>digkeit ger<strong>in</strong>ger als <strong>in</strong> <strong>der</strong> Mitte des Kanals. Die Positionierung<br />

<strong>der</strong> e<strong>in</strong>zelnen Meßpunkte ist also abhängig von <strong>der</strong> Form des Strömungsprofils.<br />

Wenn von e<strong>in</strong>em rotationssymetrischen Strömungsprofil ausgegangen werden kann,


330 8 <strong>Strukturelle</strong> <strong>Maßnahmen</strong><br />

genügt die Positionierung <strong>der</strong> Meßstellen entlang e<strong>in</strong>es beliebig auszuwählenden Durchmessers.<br />

Ähnliche Verhältnisse liegen vor bei <strong>der</strong> präzisen Ermittlung des Luftvolumenstroms <strong>in</strong><br />

Luftkanälen von raumlufttechnischen Anlagen. Man kann dort Punktmessungen <strong>zur</strong> Bestimmung<br />

<strong>der</strong> Geschw<strong>in</strong>digkeit mit Staurohren, thermischen Anemometern und Flügelradanemometern<br />

vornehmen (Kap 9.2). Zur Bestimmung des Volumenstroms ist wie<strong>der</strong><br />

e<strong>in</strong>e geeignete Mittelung mit Vorzugslage <strong>der</strong> Meßpunkte über den Querschnitt günstig,<br />

die von <strong>der</strong> Art <strong>der</strong> Strömung abhängt, beispielsweise davon, ob das Strömungsprofil voll<br />

ausgebildet ist und ob lam<strong>in</strong>are o<strong>der</strong> turbulente Strömung vorliegt.<br />

E<strong>in</strong> weiteres Beipiel für die Benutzung e<strong>in</strong>es gewichteteten Mittelwerts aus <strong>der</strong> Heiztechnik<br />

ist die Außentemperatur-geführte Vorlauftemperaturregelung, wenn das Gebäude<br />

durch e<strong>in</strong>e vorhandene Solararchitektur über erhebliche solare Fremdwärmegew<strong>in</strong>ne verfügt<br />

und diese bei <strong>der</strong> Vorgabe <strong>der</strong> Vorlauftemperatur berücksichtigt werden sollen.<br />

Zunächst soll das Pr<strong>in</strong>zip <strong>der</strong> Heizungsregelung kurz erläutert werden. Die Vorlauftemperatur<br />

des Heizmediums vor den Heizkörpern ist e<strong>in</strong> Maß für die angebotene Wärme.<br />

Diese wird dann entsprechend <strong>der</strong> Witterung angepaßt, <strong>in</strong>dem bei s<strong>in</strong>ken<strong>der</strong> Außentemperatur<br />

die Vorlauftemperatur und damit das Wärmeangebot erhöht wird. Der Zusammenhang<br />

zwischen Außentemperatur und Vorlauftemperatur wird als Kennl<strong>in</strong>ie festgelegt<br />

und ist als Funktionsbauste<strong>in</strong> <strong>in</strong> den typischen Kompaktreglern für Heizungsanlagen<br />

und auch bei DDC-Systemen vorhanden. E<strong>in</strong>e Anpassung an den Wärmebedarf e<strong>in</strong>es<br />

Gebäudes erfolgt über e<strong>in</strong>e geeignete Verän<strong>der</strong>ung dieser Kennl<strong>in</strong>ie. Der S<strong>in</strong>n des Ganzen<br />

ist, daß man genügend Wärme für die Heizung bereitstellt, aber auch auf <strong>der</strong> an<strong>der</strong>en<br />

Seite das Temperaturniveau <strong>in</strong> Heizkreis und Kessel so niedrig hält, daß die Wärmeverluste<br />

des Kessels und des Wärmeverteilsystems möglichst ger<strong>in</strong>g ausfallen. Nun ist e<strong>in</strong><br />

Bild 8-7,b: Summenpr<strong>in</strong>zip, Bestimmung e<strong>in</strong>er repräsentativen Außentemperatur durch gewichtete Mittelwertbildung<br />

Nachteil des Verfahrens, daß Fremdwärmegew<strong>in</strong>ne <strong>in</strong> den Räumen nicht berücksichtigt


8 <strong>Strukturelle</strong> <strong>Maßnahmen</strong> 331<br />

werden. Solche Fremdwärmegew<strong>in</strong>ne kommen beispielsweise dann zustande, wenn das<br />

Gebäude über größere Fensterflächen <strong>in</strong> Südrichtung verfügt und Sonnene<strong>in</strong>strahlung<br />

o<strong>der</strong> diffuse E<strong>in</strong>strahlung vorliegt.<br />

Dann läßt sich das Konzept <strong>der</strong> Außentemperatur-geführten Regelung verbessern, <strong>in</strong>dem<br />

e<strong>in</strong> geeigneter repräsentativer Wert <strong>der</strong> Außentemperatur verwendet wird. Diesen Wert<br />

kann man näherungsweise ermitteln, <strong>in</strong>dem man die Außentemperatur an <strong>der</strong> Nordseite<br />

und <strong>der</strong> Südseite des Gebäudes mißt und e<strong>in</strong>en geeignet gewichteten Mittelwert bildet<br />

(Bild 8-7,b). Bei <strong>der</strong> klassischen Regelung wird für die Bestimmung <strong>der</strong> Außentemperatur<br />

e<strong>in</strong> Temperaturfühler verwendet, <strong>der</strong> <strong>in</strong> Nordrichtung angebracht wird. Der gewichtete<br />

Mittelwert wird so gebildet, daß die repräsentative Außentemperatur zwischen <strong>der</strong><br />

Temperatur auf <strong>der</strong> Nord- und Südseite liegt. Durch e<strong>in</strong>en Wichtungsfaktor A wird <strong>der</strong><br />

relative E<strong>in</strong>fluß von Nord- und Südtemperatur festgelegt. Der Wichtungsfaktor A ist so<br />

verän<strong>der</strong>bar, daß die Temperatur <strong>in</strong> Nordrichtung dom<strong>in</strong>iert (A=0) o<strong>der</strong> die Temperatur<br />

<strong>in</strong> Südrichtung (Werte von A >> 1). Für A=1 erhält man den arithmetischen Mittelwert<br />

aus den beiden Temperaturen.<br />

ϑ<br />

Mittel<br />

ϑ + ϑ ⋅<br />

=<br />

1+<br />

A<br />

N S A<br />

Ergeben sich an sonnigen Tagen Fremdwärmegew<strong>in</strong>ne, so wird durch die höhere Temperatur<br />

<strong>in</strong> Südrichtung die für die Heizungsregelung maßgebliche Außentemperatur erhöht<br />

und das angebotene Temperaturniveau im Heizsystem wird <strong>in</strong> <strong>der</strong> Folge <strong>zur</strong>ückgenommen.<br />

<strong>8.</strong>2.2 Differenzpr<strong>in</strong>zip, Anwendungsbeispiel<br />

Für die Anwendung des Differenzpr<strong>in</strong>zips existieren viele Beispiele. E<strong>in</strong> <strong>in</strong>struktives<br />

Beispiel für die Anwendung des Differenzpr<strong>in</strong>zips ist die Bestimmung <strong>der</strong> wasserseitigen<br />

Wärmeleistung e<strong>in</strong>es Heizkessels im Rahmen e<strong>in</strong>es Kesselprüfstandsversuchs (Bild 8-8).<br />

Bild 8-8,a zeigt den Aufbau e<strong>in</strong>es Kesselprüfstands <strong>zur</strong> s<strong>in</strong>ngemäßen Bestimmung des<br />

Normnutzungsgrads e<strong>in</strong>es Heizkessels nach DIN 4702, Blatt <strong>8.</strong> Das hier gezeigte Verfahren<br />

weicht <strong>in</strong> se<strong>in</strong>er Methodik <strong>in</strong> bestimmten Punkten von <strong>der</strong> Norm ab. Dies soll aber<br />

hier nicht weiter diskutiert werden.<br />

(8-1)


332 8 <strong>Strukturelle</strong> <strong>Maßnahmen</strong><br />

Bild 8-8: Kesselprüfstand mit Bestimmung <strong>der</strong> Differenztemperatur<br />

Die Aufgabenstellung be<strong>in</strong>haltet die Bestimmung des Kesselwirkungsgrads bei unterschiedlichen<br />

Lasten. Beim Betrieb <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Heizungsanlage entspricht dies den<br />

unterschiedlichen Betriebszuständen bei den im Jahresverlauf auftretenden<br />

Außentemperaturen. Festgelegt s<strong>in</strong>d die dem jeweiligen Betriebszustand zugeordnete<br />

Vorlauf- und Rücklauftemperatur. Der Kessel wird bei dem hier diskutierten Verfahren<br />

mit <strong>der</strong> vollen Leistung betrieben. Das Temperaturniveau als Mittelwert von Vorlauf-<br />

und Rücklauftemperatur wird geregelt, <strong>in</strong>dem die Wärme über e<strong>in</strong>en<br />

Plattenwärmetauscher, <strong>der</strong> sekundärseitig mit e<strong>in</strong>em Kühlturm verbunden ist, abgeführt


8 <strong>Strukturelle</strong> <strong>Maßnahmen</strong> 333<br />

mit e<strong>in</strong>em Kühlturm verbunden ist, abgeführt wird. Über e<strong>in</strong> Dreiwegeventil <strong>in</strong> Verteilschaltung<br />

wird Kühlwasser <strong>in</strong> den Plattenwärmetauscher e<strong>in</strong>gespeist. Geregelt wird die<br />

Rücklauftemperatur. Die Vorlauftemperatur wird <strong>in</strong>direkt e<strong>in</strong>gestellt, <strong>in</strong>dem die Differenz<br />

zwischen Vorlauf- und Rücklauftemperatur durch e<strong>in</strong> Drosselventil bee<strong>in</strong>flußt wird. Dieses<br />

bef<strong>in</strong>det sich im primären Kreislauf, <strong>der</strong> die Wärme vom Kessel erhält. Die Regelung<br />

<strong>der</strong> Differenztemperatur erfolgt mittelbar. Die eigentliche Regelgröße ist <strong>der</strong> Volumenstrom<br />

im Primärkreislauf, <strong>der</strong> aber über die Energiebilanz direkt mit <strong>der</strong> Temperaturdifferenz<br />

zusammenhängt.<br />

Aus den bei unterschiedlichen Temperaturniveaus bestimmten Wirkungsgraden errechnet<br />

sich über e<strong>in</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> DIN-Norm festgelegtes Mittelungsverfahren <strong>der</strong> Normnutzungsgrad,<br />

<strong>der</strong> den Quotienten aus Nutzenergie und aufgewendeter Primärenergie für das Jahresmittel<br />

beschreibt.<br />

Bei <strong>der</strong> Bestimmung des Wirkungsgrads geht man nach <strong>der</strong> direkten Methode vor: Es<br />

wird die wasserseitige Wärmeleistung aus dem Produkt von Differenztemperatur aus<br />

Vorlauf und Rücklauf und dem Volumenstrom bestimmt, wobei mit <strong>der</strong> temperaturabhängigen<br />

Dichte und Wärmekapazität multipliziert werden muß. Die wasserseitige Wärmeleistung<br />

wird dividiert durch die feuerungsseitige Wärmeleistung. Diese wird ermittelt<br />

aus <strong>der</strong> gemessenen Gas- o<strong>der</strong> Ölmenge und dem zugehörigen Heizwert.<br />

Die Genauigkeit des Verfahrens hängt wesentlich von <strong>der</strong> präzisen Bestimmung <strong>der</strong> Differenz<br />

von Vorlauf- und Rücklauftemperatur ab. Da es sich <strong>in</strong> den Teillastpunkten um<br />

kle<strong>in</strong>e Temperaturdifferenzen von wenigen Grad C handelt, bietet sich <strong>zur</strong> Reduzierung<br />

<strong>der</strong> Fehler die direkte Bestimmung <strong>der</strong> Differenz mit zwei Pt-100-Fühlern (Kap. 2) und<br />

e<strong>in</strong>er Wheatstone'schen Brücke (Kap. 7) <strong>in</strong> Differenzschaltung an (Bild 8-8,b):<br />

Die beiden Pt-100-Fühlerelemente werden als e<strong>in</strong> Spannungsteiler <strong>in</strong> <strong>der</strong> Schaltung <strong>der</strong><br />

Wheatstone'schen Brücke verwendet. Die entstehende Brückenspannung ist direkt proportional<br />

<strong>zur</strong> Differenz <strong>der</strong> Wi<strong>der</strong>stände für die Vorlauf- und Rücklauftemperatur. Die<br />

Beziehung ist l<strong>in</strong>ear, solange die Wi<strong>der</strong>standsän<strong>der</strong>ungen <strong>der</strong> Vorlauf- und Rücklauftemperaturfühler<br />

kle<strong>in</strong> s<strong>in</strong>d im Vergleich zum Referenzwi<strong>der</strong>stand, <strong>der</strong> <strong>in</strong> diesem Fall <strong>der</strong><br />

mittleren Temperatur entspricht. Diese Bed<strong>in</strong>gung ist sehr gut erfüllt, denn die Temperaturdifferenz<br />

beträgt weniger als 15 Grad C. Bei e<strong>in</strong>er Meßwertverarbeitung mit dem<br />

Rechner lassen sich aber auch nichtl<strong>in</strong>eare Beziehungen gut verarbeiten, so daß auch die<br />

vorhandenen kle<strong>in</strong>en Abweichungen von <strong>der</strong> L<strong>in</strong>earität durch Kennl<strong>in</strong>ien-Bauste<strong>in</strong>e gut<br />

berücksichtigt werden können. Der Nullpunkt <strong>der</strong> Differenztemperatur-Brücke läßt sich<br />

sehr gut abgleichen. Es ergibt sich damit e<strong>in</strong>e Messung <strong>der</strong> Differenztemperatur, <strong>der</strong>en<br />

Genauigkeit besser ist als 1 %. Desweiteren werden weitere E<strong>in</strong>-flußeffekte, wie z. B. <strong>der</strong><br />

E<strong>in</strong>fluß <strong>der</strong> Zuleitungswi<strong>der</strong>stände, durch den symmetrischen Aufbau ausgeglichen, denn<br />

dieser Wi<strong>der</strong>stand tritt <strong>in</strong> beiden Leitungswegen <strong>in</strong> gleicher Weise auf und wird damit<br />

durch die Differenzschaltung unterdrückt.


334 8 <strong>Strukturelle</strong> <strong>Maßnahmen</strong><br />

<strong>8.</strong>3 Kreisstruktur<br />

Wenn das Ausgangssignal e<strong>in</strong>er Signalverarbeitungskette benutzt wird, um an irgende<strong>in</strong>er<br />

Stelle <strong>der</strong> Kette wie<strong>der</strong> e<strong>in</strong>zugreifen, dann liegt e<strong>in</strong>e Kreisstruktur vor. Man bezeichnet<br />

e<strong>in</strong>e solche Verschaltung auch als e<strong>in</strong>e kont<strong>in</strong>uierliche Rückkopplung. Für e<strong>in</strong>e solche<br />

Rückkopplung gibt es nun zwei Möglichkeiten:<br />

- Pr<strong>in</strong>zip <strong>der</strong> Gegenkopplung<br />

Das Pr<strong>in</strong>zip <strong>der</strong> Gegenkopplung ist aus <strong>der</strong> Regelungstechnik bekannt. Das Ausgangssignal<br />

<strong>der</strong> Meßkette wird mit e<strong>in</strong>em Sollwert verglichen, <strong>in</strong>dem die Differenz gebildet wird.<br />

Diese Differenz wird dann geeignet verstärkt und auf das E<strong>in</strong>gangssignal so rückgekoppelt,<br />

daß e<strong>in</strong> Korrekture<strong>in</strong>griff entsteht. Weicht also das Ausgangssignal vom gewünschten<br />

Sollwert ab, wird <strong>in</strong> die Richtung korrigiert, die zu e<strong>in</strong>er Verr<strong>in</strong>gerung <strong>der</strong> Differenz<br />

führt.<br />

Bei <strong>der</strong> Mitkopplung wird im Gegensatz dazu das Ausgangssignal so rückgekoppelt, daß<br />

die Tendenz des Ausgangssignals noch verstärkt wird, d. h. das System arbeitet als Verstärker.<br />

Dieses Pr<strong>in</strong>zip <strong>der</strong> Mitkopplung wird beispielsweise <strong>in</strong> <strong>der</strong> Elektronik bei Oszillatorschaltungen<br />

angewandt.<br />

<strong>8.</strong>3.1 Gegenkopplung, Anwendungsbeispiele<br />

Die Anwendung des Pr<strong>in</strong>zips <strong>der</strong> Gegenkopplung soll an zwei Beispielen exemplarisch<br />

dargestellt werden. Das erste Beispiel ist die Umsetzung e<strong>in</strong>es Spannungssignals <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e<br />

Wegstrecke. Diese Funktion wird benötigt bei <strong>der</strong> Aufzeichnung von Meßsignalen mit<br />

Hilfe von Schreibern.<br />

Das Pr<strong>in</strong>zip zeigt Bild 8-9:<br />

Mit Hilfe e<strong>in</strong>es Potentiometers mit variablem Abgriff wird aus e<strong>in</strong>er konstanten Versorgungsspannung<br />

e<strong>in</strong>e variable Teilspannung abgegriffen. Der Potentiometerabgriff bildet<br />

gleichzeitig die Schreibernadel, die über e<strong>in</strong>e l<strong>in</strong>eare Skala bewegt wird. Der Papiervorschub<br />

erfolgt mit konstanter Geschw<strong>in</strong>digkeit. Die variable Teilspannung des Potentiometers<br />

wird mit <strong>der</strong> dem Meßsignal entsprechenden externen Spannung verglichen. Dieser<br />

Vergleich wird ausgeführt, <strong>in</strong>dem beide Signale auf die E<strong>in</strong>gänge e<strong>in</strong>es Differenzverstärkers<br />

geführt werden. Das Ausgangssignal dieses Differenzverstärkers steuert e<strong>in</strong>en<br />

Motor an, <strong>der</strong> über e<strong>in</strong>e Sp<strong>in</strong>del den Abgriff am Potentiometer verstellt. Der Schreibstift<br />

wird dabei mitgeführt. Der Motor wird nun solange angesteuert, bis die Differenzspannung<br />

am Verstärkere<strong>in</strong>gang zu Null geworden ist. Dann s<strong>in</strong>d beide Spannungen abgeglichen<br />

und die Position des Schreibstifts entspricht dem externen Spannungssignal.


8 <strong>Strukturelle</strong> <strong>Maßnahmen</strong> 335<br />

Bild 8-9: Kompensationsschreiber, Umsetzung e<strong>in</strong>es Spannungssignals <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e dazu proportionale<br />

Anzeige<br />

Die Dynamik des Systems ist durch die Schnelligkeit, mit <strong>der</strong> verstellt werden kann, bestimmt.<br />

Das gesamte Gebilde arbeitet wie e<strong>in</strong> Regelkreis mit Dreipunktcharakteristik. Die<br />

Genauigkeit wird durch das Übersetzungsverhältnis des Verstärkers bestimmt. Dieses<br />

wird so groß gewählt, daß die <strong>der</strong> Ansteuerschwelle des Meßmotors entsprechende Differenzspannung<br />

genügend kle<strong>in</strong> bleibt.<br />

Als weiteres etwas aufwendigeres Beispiel sollen hier Luftströmungssensoren nach dem<br />

Pr<strong>in</strong>zip des Hitzdrahtanemometers erläutert werden.<br />

Das Pr<strong>in</strong>zip beziehungsweise e<strong>in</strong>e bestimmte Form <strong>der</strong> Ausführung ist <strong>in</strong> Bild 8-10,a<br />

dargestellt. In e<strong>in</strong>er Wheatstone'schen Brückenschaltung bef<strong>in</strong>det sich e<strong>in</strong> metallischer<br />

Wi<strong>der</strong>stand als Sensor. Dieser metallische Wi<strong>der</strong>stand wird durch den Strom, <strong>der</strong> durch<br />

den entsprechenden Spannungsteiler <strong>der</strong> Brücke fließt, beheizt und gibt dabei Wärme<br />

durch Konvektion und Strahlung an die umgebende Luft ab. Dadurch nimmt er e<strong>in</strong>e bestimmte<br />

Temperatur an, die durch das Gleichgewicht an zugeführter elektrischer Energie<br />

und abgegebener thermischer Energie bestimmt ist. Wenn dieser Sensor nun e<strong>in</strong>er Luftströmung<br />

ausgesetzt wird, wird mehr Wärme abgegeben und die Temperatur hat die Tendenz<br />

zu s<strong>in</strong>ken.


336 8 <strong>Strukturelle</strong> <strong>Maßnahmen</strong><br />

Stromaufnahme<br />

= Signal<br />

Luftströmung<br />

Versorgungsspannung<br />

durch Verstärker<br />

beheizbarer<br />

Wi<strong>der</strong>stand<br />

Bild 8-10,a: Luftströmungssensor nach dem Hitzdraht-<br />

anemometerpr<strong>in</strong>zip mit geregelter Heizspannung<br />

Dadurch verr<strong>in</strong>gert sich jedoch<br />

<strong>der</strong> Wi<strong>der</strong>stand des Sensors und<br />

die Brücke kommt aus dem<br />

Gleichgewicht. Es ergibt sich<br />

e<strong>in</strong>e Brückenspannung, die über<br />

e<strong>in</strong>en Differenzverstärker e<strong>in</strong>e<br />

Vergrößerung <strong>der</strong> Versorgungsspannung<br />

für die Brücke bewirkt.<br />

Damit fließt durch den<br />

Sensorwi<strong>der</strong>stand mehr Strom<br />

und die zugeführte elektrische<br />

Leistung steigt an und damit<br />

auch die Temperatur. Durch<br />

diesen Korrekturmechanismus<br />

entsprechend dem bereits erläuterten<br />

Regelkreispr<strong>in</strong>zip wird<br />

solange <strong>der</strong> Strom durch die<br />

Brücke erhöht, bis sich <strong>der</strong> alte<br />

Sensorwi<strong>der</strong>stand wie<strong>der</strong> e<strong>in</strong>gestellt<br />

hat. Der Sensorwi<strong>der</strong>stand<br />

gibt dann mehr Wärme ab, jedoch<br />

bei unverän<strong>der</strong>ter Temperatur.<br />

Die Stromaufnahme wird<br />

nun gemessen, um e<strong>in</strong> mit <strong>der</strong><br />

Luftgeschw<strong>in</strong>digkeit zunehmendes<br />

Signal abzuleiten. Die<br />

Abhängigkeit <strong>der</strong> Stromauf-<br />

nahme <strong>zur</strong> Luftgeschw<strong>in</strong>digkeit ist e<strong>in</strong>e nichtl<strong>in</strong>eare Funktion, die sich aus e<strong>in</strong>er Energiebilanzbetrachtung<br />

ableiten läßt.<br />

Der Vorteil des Meßverfahrens mit konstanter Sensortemperatur besteht dar<strong>in</strong>, daß am<br />

Sensor ke<strong>in</strong>e Aufheiz- und Abkühlvorgänge stattf<strong>in</strong>den. Dadurch wird die Reaktionsgeschw<strong>in</strong>digkeit<br />

des Gesamtgebildes erheblich vergrößert im Vergleich zu e<strong>in</strong>em Verfahren,<br />

bei dem <strong>der</strong> Meßwi<strong>der</strong>stand Temperaturän<strong>der</strong>ungen erfährt.<br />

E<strong>in</strong>e Weiterentwicklung stellt e<strong>in</strong> m<strong>in</strong>iaturisierter Luftstromsensor dar, <strong>der</strong> von <strong>der</strong> Firma<br />

HONEYWELL entwickelt wurde und zusammen mit <strong>der</strong> elektronischen Auswerteschaltung<br />

auf e<strong>in</strong>em Mikrochip <strong>in</strong> Mikrosystemtechnik aufgebaut ist (Bild 8-10,b,c). Die Luftströmung<br />

erzeugt e<strong>in</strong>e Luftbewegung <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em kle<strong>in</strong>en Kanal (Durchmesser wenige mm),<br />

<strong>der</strong> sich auf dem Mikrochip bef<strong>in</strong>det. In diesem Kanal bef<strong>in</strong>den sich drei<br />

temperaturvariable Wi<strong>der</strong>stände mit positivem Temperaturkoeffizienten. Der mittlere<br />

wird durch Stromfluß beheizt (RH, H Heat<strong>in</strong>g). Die beiden äußeren Wi<strong>der</strong>stände s<strong>in</strong>d Pt-


8 <strong>Strukturelle</strong> <strong>Maßnahmen</strong> 337<br />

Temperatur<br />

R d<br />

Heizdraht<br />

R H<br />

Position<br />

Luftströmung<br />

mit Luftströmung<br />

Bild 8-10,b: Luftstromsensor als Weiterentwicklung aus dem Hitzdrahtanemometerpr<strong>in</strong>zip<br />

R u<br />

ohne Luftströmung<br />

Stromfluß beheizt (RH, H Heat<strong>in</strong>g). Die beiden äußeren Wi<strong>der</strong>stände s<strong>in</strong>d Pt-100-<br />

Temperatursensoren.<br />

Betrachtet man erst die Situation ohne Luftbewegung, dann f<strong>in</strong>det durch den <strong>in</strong> <strong>der</strong> Mitte<br />

bef<strong>in</strong>dlichen Heizwi<strong>der</strong>stand e<strong>in</strong>e gleich große Aufheizung <strong>der</strong> beiden außen liegenden<br />

Pt-100 statt. Der <strong>in</strong> Strömungrichtung gesehen vor dem Heizwi<strong>der</strong>stand gelegene Pt-100<br />

ist mit Rd bezeichnet (d down), <strong>der</strong> h<strong>in</strong>ter dem Heizwi<strong>der</strong>stand liegende mit Ru (u up).<br />

Wenn nun e<strong>in</strong>e Luftströmung im Kanal vorliegt, dann f<strong>in</strong>det bei dem Wi<strong>der</strong>stand Rd e<strong>in</strong>e<br />

Abkühlung durch diese Luftströmung statt und bei dem Wi<strong>der</strong>stand Rd e<strong>in</strong>e Aufheizung,<br />

da an diesem die am Heizwi<strong>der</strong>stand aufgewärmte Luft vorbeiströmt. Diese Temperaturän<strong>der</strong>ungen<br />

s<strong>in</strong>d mit gleichs<strong>in</strong>nigen Wi<strong>der</strong>standsän<strong>der</strong>ungen an den Sensorwi<strong>der</strong>ständen<br />

verknüpft.<br />

Die elektronische Verarbeitung erfolgt mit zwei Wheatstone'schen Brücken (Bild 8-10,c):


338 8 <strong>Strukturelle</strong> <strong>Maßnahmen</strong><br />

R<br />

u<br />

R<br />

d<br />

R R<br />

U=10V Versorgungsspannung<br />

R H<br />

Mikrochip<br />

bef<strong>in</strong>det<br />

sich im<br />

Strömungskanal<br />

externe<br />

Beschaltung<br />

Bild 8-10,c: Luftstromsensor, Ausführung als Doppelbrücke <strong>in</strong> Mikrosystemtechnik aus Siliziumchip<br />

Die Wheatstone'sche Brücke im rechten Teil des Bildes dient <strong>zur</strong> Aufrechterhaltung <strong>der</strong><br />

konstanten Temperatur des Heizwi<strong>der</strong>standes. Dazu wird das bereits bekannte Pr<strong>in</strong>zip <strong>zur</strong><br />

Konstanthaltung des Heizwi<strong>der</strong>stands verwendet. Der beheizbare Wi<strong>der</strong>stand bef<strong>in</strong>det<br />

sich zusammen mit e<strong>in</strong>em Referenzwi<strong>der</strong>stand <strong>in</strong> <strong>der</strong> Brücke. Bei Temperaturän<strong>der</strong>ungen<br />

wird nach dem Regelkreispr<strong>in</strong>zip die Versorgungsspannung <strong>der</strong> Brücke so verän<strong>der</strong>t, daß<br />

durch geän<strong>der</strong>ten Stromfluß die Temperatur konstant bleibt. Der zusätzlich e<strong>in</strong>gebaute<br />

Referenzwi<strong>der</strong>stand RR dient <strong>der</strong> Kompensation von Än<strong>der</strong>ungen <strong>der</strong> Umgebungstemperatur.<br />

Er bef<strong>in</strong>det sich im Kontakt <strong>zur</strong> Umgebung. Damit ergibt sich für den Heizwi<strong>der</strong>stand<br />

e<strong>in</strong>e konstante Übertemperatur im Vergleich <strong>zur</strong> Umgebungstemperatur.<br />

Die Wheatsone'sche Brücke im l<strong>in</strong>ken Teil des Bildes 8-10,c enthält die beiden Pt-100-<br />

Sensoren. Sie s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> Differenzschaltung <strong>in</strong> die Brücke e<strong>in</strong>gebaut, so daß gleichs<strong>in</strong>nige<br />

Än<strong>der</strong>ungen nicht zu e<strong>in</strong>er Brückenspannung führen. Die Brückenspannung bildet das<br />

Ausgangssignal des Strömungssensors.<br />

An diesem Beispiel wird deutlich, daß mehr als e<strong>in</strong>e Strukturmaßnahme bei <strong>der</strong> Meßwertbildung<br />

und - verarbeitung verwendet wird, nämlich die Kettenstruktur, das Differenzpr<strong>in</strong>zip<br />

und die Kreisstruktur <strong>in</strong> Gegenkopplung (Regelkreispr<strong>in</strong>zip).


8 <strong>Strukturelle</strong> <strong>Maßnahmen</strong> 339<br />

<strong>8.</strong>3.2 Mitkopplung<br />

Bei <strong>der</strong> Mitkopplung wird das Ausgangssignal im positiven S<strong>in</strong>ne auf das E<strong>in</strong>gangssignal<br />

rückgekoppelt. Damit wird das Ausgangssignal immer weiter verstärkt, bis irgende<strong>in</strong><br />

Element des Kreises e<strong>in</strong>e Sättigung erreicht.<br />

Als Beispiel für e<strong>in</strong>e Anwendung dieses Pr<strong>in</strong>zips soll die Temperaturmessung mit<br />

Schw<strong>in</strong>gquarzen erläutert werden.<br />

Schw<strong>in</strong>gquarze s<strong>in</strong>d Schnitte e<strong>in</strong>es Quarzkristalls. Legt man an e<strong>in</strong>en geeignet geschnittenen<br />

Kristall e<strong>in</strong>e elektrische Wechselspannung mit <strong>der</strong> richtigen Frequenz an, so entsteht<br />

e<strong>in</strong>e mechanische Schw<strong>in</strong>gung. Dies beruht auf dem piezoelektrischen Effekt. Unter<br />

dem E<strong>in</strong>fluß e<strong>in</strong>er Deformation entstehen entgegengesetzte Ladungen an den Oberflächen<br />

des Kristalls. Zur Erzeugung e<strong>in</strong>er stabilen Schw<strong>in</strong>gung benutzt man diesen Effekt.<br />

Man legt e<strong>in</strong>e elektrische Spannung an die Oberflächen des Kristalls und zieht damit Ladungen<br />

an die Oberfläche. Diese üben Kraftwirkungen aus, die die Deformation verursachen.<br />

Nun verfügen mechanische Körper über sogenannte Eigenfrequenzen wie e<strong>in</strong>e gespannte<br />

Saite, so daß sich e<strong>in</strong> Quarzkristall als Abstimmelement für e<strong>in</strong>en Schw<strong>in</strong>gkreis<br />

eignet (Resonanzeffekt).<br />

E<strong>in</strong>e Anwendung dieser Schw<strong>in</strong>gquarze ist <strong>der</strong> E<strong>in</strong>satz als Abstimmelement <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />

elektronischen Schaltung e<strong>in</strong>er Quarzuhr. In dieser Schaltung wird e<strong>in</strong>e konstante Anzahl<br />

von Schw<strong>in</strong>gungen pro Sekunde erzeugt, die dann nach entsprechen<strong>der</strong> Untersetzung als<br />

Basis für die genaue Zeitmessung dienen. Man verwendet dabei Quarze, <strong>der</strong>en Eigenfrequenz<br />

beson<strong>der</strong>s stabil ist und nicht durch an<strong>der</strong>e E<strong>in</strong>flußgrößen wie die Temperatur verän<strong>der</strong>t<br />

wird. Um diese Stabilität zu erreichen, wird e<strong>in</strong> beson<strong>der</strong>er Quarzschnitt <strong>in</strong> Bezug<br />

zu den Kristallachsen gewählt, <strong>der</strong> AT-Schnitt.<br />

Dasselbe Verfahren wird im Pr<strong>in</strong>zip <strong>zur</strong> Messung <strong>der</strong> Temperatur verwendet mit dem<br />

Unterschied, daß für diese Anwendung e<strong>in</strong> Quarzschnitt gewählt wird, <strong>der</strong> die Eigenschaft<br />

hat, daß die Eigenfrequenz sich mit <strong>der</strong> Temperatur l<strong>in</strong>ear än<strong>der</strong>t. Es s<strong>in</strong>d Temperaturmeßbereiche<br />

zwischen -100 und 250 Grad C bei gängigen Sensorsystemen verfügbar.<br />

Mit diesem Meßpr<strong>in</strong>zip s<strong>in</strong>d sehr genaue Temperaturbestimmungen möglich.


340 8 <strong>Strukturelle</strong> <strong>Maßnahmen</strong><br />

Bild 8-11: Temperaturmessung mit Schw<strong>in</strong>gquarzen<br />

Zur Signalerzeugung verwendet man e<strong>in</strong>e Oszillatorschaltung. Diese besteht aus e<strong>in</strong>em<br />

Schw<strong>in</strong>gkreis mit dem Quarzkristall als Abstimmelement und e<strong>in</strong>em Verstärker für<br />

Wechselspannungen. Beide Funktionselemente bilden e<strong>in</strong>en Kreis mit positiver Rückkopplung<br />

(Bild 8-11,a). Damit liegt also Mitkopplung vor. Wechselspannungssignale aus<br />

dem Schw<strong>in</strong>gkreis werden durch den Verstärker verstärkt. Da <strong>der</strong> Schw<strong>in</strong>gkreis e<strong>in</strong>e sehr


8 <strong>Strukturelle</strong> <strong>Maßnahmen</strong> 341<br />

selektives Filter für die Eigenfrequenz des Quarzkristalls darstellt, die die Resonanzfrequenz<br />

des Schw<strong>in</strong>gkreises bestimmt, beg<strong>in</strong>nt <strong>der</strong> Kreis auf dieser Frequenz selbsttätig zu<br />

schw<strong>in</strong>gen. Dabei wird bei jedem Signaldurchlauf das Wechselspannungssignal weiter<br />

verstärkt, bis <strong>der</strong> Verstärker die Sättigung erreicht. Dann steht die Schw<strong>in</strong>gung mit stabiler<br />

Amplitude und <strong>der</strong> Eigenfrequenz des Quarzkristalls.<br />

Bei Temperaturän<strong>der</strong>ungen am Quarzkristall verschiebt sich die Eigenfrequenz entsprechend<br />

<strong>der</strong> Kennl<strong>in</strong>ie <strong>in</strong> Bild 8-11,b. Man erhält bei diesem Verfahren e<strong>in</strong> frequenzanaloges<br />

Signal, d. h. die Information über den Wert <strong>der</strong> zu messenden Größe ist als Frequenz<br />

des Signals kodiert. Die Weiterverarbeitung erfolgt dann entwe<strong>der</strong> durch Wandlung <strong>in</strong><br />

e<strong>in</strong> Normsignal mit e<strong>in</strong>em Frequenz-Spannungswandler o<strong>der</strong> durch Weiterverarbeitung<br />

mit e<strong>in</strong>em Frequenzzähler, <strong>der</strong> das Signal <strong>in</strong> die digitale Form wandelt.<br />

<strong>8.</strong>4 Modulationspr<strong>in</strong>zip<br />

In vielen Fällen wird die Meß<strong>in</strong>formation als Gleichspannungs- o<strong>der</strong> Gleichstromsignal<br />

dargestellt. In e<strong>in</strong>er ganzen Reihe von Anwendungen ist es aber günstiger, mit Wechselspannungssignalen<br />

zu arbeiten, beson<strong>der</strong>s dann, wenn bei <strong>der</strong> Verwendung von Gleichspannungssignalen<br />

Fehler durch Nullpunktsdriften auftreten können.<br />

Verwendet man Wechselspannungssignale, gibt es drei Möglichkeiten, die Meß<strong>in</strong>formation<br />

zu kodieren: <strong>in</strong> <strong>der</strong> Amplitude, <strong>der</strong> Frequenz o<strong>der</strong> <strong>der</strong> Phase. Man spricht dann von<br />

Amplitudenmodulation, Frequenzmodulation und Phasenmodulation. Das im letzten Abschnitt<br />

behandelte Beispiel des Quarzthermometers basierte auf dem Pr<strong>in</strong>zip, das Meßsignal<br />

als Frequenz darzustellen. Entsprechende Verfahren <strong>zur</strong> Informationsübertragung<br />

und alle im folgenden verwendeten Begriffe stammen aus dem Gebiet <strong>der</strong> Nachrichtentechnik.<br />

Der Vorteil bei <strong>der</strong> Verwendung e<strong>in</strong>es Wechselspannungssignals liegt <strong>in</strong> <strong>der</strong> nullpunktsicheren<br />

Verstärkung. Im Gegensatz zu e<strong>in</strong>em Gleichspannungsverstärker be<strong>in</strong>haltet e<strong>in</strong><br />

Wechselspannunsverstärker ke<strong>in</strong>e Nullpunktsdriften, so daß durch solche verursachte<br />

Fehler ausgeschlossen s<strong>in</strong>d. Es gibt aber noch weitere Vorteile, wie aus dem angeführten<br />

Anwendungsbeispiel klar werden wird.<br />

Das <strong>in</strong> <strong>der</strong> Meßtechnik am häufigsten verwendete Verfahren ist das Verfahren <strong>der</strong> Amplitudenmodulation<br />

(Bild 8-12):


342 8 <strong>Strukturelle</strong> <strong>Maßnahmen</strong><br />

Bild 8-12,a-b: Pr<strong>in</strong>zip <strong>der</strong> Amplitudenmodulation<br />

Das Meßsignal wird <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Modulatorschaltung <strong>in</strong> e<strong>in</strong> Wechselspannungssignal gewandelt,<br />

wobei die Amplitude dieses Wechselspannungsignals dem Meßsignalpegel proportional<br />

wird. Die Frequenz des Wechselspannungssignals ist die sogenannte Trägerfrequenz,<br />

die konstant gehalten wird und entsprechend <strong>der</strong> Aufgabenstellung frei gewählt<br />

werden kann. Das auf dies Art erzeugte Wechselspannungssignal wird dann mit Hilfe<br />

e<strong>in</strong>es Wechselspannungsverstärkers verstärkt. Anschließend wird mit e<strong>in</strong>er Demodulatorschaltung,<br />

die mit <strong>der</strong> gleichen Trägerfrequenz gespeist wird, das Wechselspannungssig-


8 <strong>Strukturelle</strong> <strong>Maßnahmen</strong> 343<br />

nal demoduliert, d. h. es wird das <strong>zur</strong> Amplitude proportionale Gleichspannungssignal<br />

rekonstruiert.<br />

Das Pr<strong>in</strong>zip läßt sich noch weiterführen, wenn man von vornehere<strong>in</strong> e<strong>in</strong> moduliertes Signal<br />

verwendet. Bild 8-12,c zeigt als Anwendungsbeispiel das Pr<strong>in</strong>zip des Wechsellichtphotometers.<br />

Bild 8-12,c: Pr<strong>in</strong>zip <strong>der</strong> Amplitudenmodulation,Wechsellichtphotometer<br />

Dieses Verfahren wird verwendet, um im Infrarotbereich absorbierende Gase <strong>in</strong> ger<strong>in</strong>gen<br />

Konzentrationen nachzuweisen (Beispiel: Schwefeldioxid). E<strong>in</strong>e Strahlenquelle erzeugt<br />

e<strong>in</strong>en Infrarotstrahl, <strong>der</strong> durch e<strong>in</strong>en Chopper (= Zerhacker) periodisch unterbrochen<br />

wird. Der Chopper besteht aus e<strong>in</strong>em kle<strong>in</strong>en Kunststoffrad, <strong>in</strong> dem Ausschnitte angebracht<br />

s<strong>in</strong>d, durch die <strong>der</strong> Lichtstrahl ungeh<strong>in</strong><strong>der</strong>t durchgeht und dann die anschließende<br />

Meßküvette erreicht.Die Lichtmodulation wird heute mit elektrooptischen Bauteilen vorgenommen,so<br />

daß die Ungenauigkeiten <strong>der</strong> mechanischen Systeme nicht mehr auftreten.


344 8 <strong>Strukturelle</strong> <strong>Maßnahmen</strong><br />

Der solchermaßen modulierte Lichtstrahl wird durch die nachzuweisende Gaskomponente<br />

<strong>in</strong> <strong>der</strong> Meßküvette teilweise absorbiert. Der durchgehende Teil wird <strong>in</strong> dem sich anschließenden<br />

Detektor absorbiert. Dieser liefert dann e<strong>in</strong> Wechselspannungssignal gleicher<br />

Frequenz, das mit e<strong>in</strong>em nachgeschalteten Wechselspannungsverstärker weiterverarbeitet<br />

wird. Durch diese Vorgehensweise wird die Nullpunktsdrift des Infrarotdetektors<br />

ausgeschaltet.<br />

Für die Auswertung des Signals können Spezialverfahren aus <strong>der</strong> Signalverarbeitung<br />

verwendet werden. Im vorliegenden Fall kann die sogenannte phasenempf<strong>in</strong>dliche Detektion<br />

verwendet werden (Lock-In-Verfahren). Dabei mißt man die Unterbrechungsfrequenz<br />

am Chopper und bekommt damit e<strong>in</strong> Referenzsignal, mit dessen Hilfe die Bestimmung<br />

<strong>der</strong> Amplitude im Detektorsignal durchgeführt wird. Damit ist e<strong>in</strong>e sehr genaue<br />

Ermittlung <strong>der</strong> Signalamplitude möglich.<br />

<strong>8.</strong>5 Verarbeitung von Meßgrößen durch Rechenoperationen<br />

Technische Größen wie Wärmeströme, Wärmemengen o<strong>der</strong> Enthalpien lassen sich nicht<br />

direkt über e<strong>in</strong> Meßverfahren bestimmen. Es besteht aber die Möglichkeit, diese Größen<br />

auf <strong>der</strong> Basis <strong>der</strong> physikalischen formelmäßigen Zusammenhänge als aus e<strong>in</strong>fachen<br />

Meßgrößen zusammengesetzt zu betrachten und sie durch Messung <strong>der</strong> Grundgrößen zu<br />

bestimmen.<br />

Bild 8-13 zeigt als Beispiel die Bestimmung von Wärmemengen aus den Grundgrößen<br />

Vorlauftemperatur, Rücklauftemperatur und Volumenstrom. Die ermittelten Wärmemengen<br />

dienen unter an<strong>der</strong>em auch <strong>zur</strong> Kostenabrechnung, so daß die Verfahren gesetzlich<br />

festgelegt s<strong>in</strong>d und die Geräte spezielle Prüfverfahren durchlaufen müssen (Kap. 9.1).<br />

Die rechnerische Verknüpfung erfolgt entwe<strong>der</strong> <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Feldgerät <strong>in</strong> <strong>der</strong> Anlage o<strong>der</strong> <strong>in</strong><br />

e<strong>in</strong>er DDC-Station, <strong>in</strong> <strong>der</strong> die meßtechnischen Grundgrößen als E<strong>in</strong>gänge vorhanden<br />

s<strong>in</strong>d (DDC Direct Digital Control). Auch die Feldgeräte (z. B. Wärmemengenzähler) verfügen<br />

natürlich über die entsprechenden Grundgrößen.<br />

- Wärmemengenzähler als Feldgeräte<br />

Die ersten Wärmemengenzähler waren mit e<strong>in</strong>em mechanischem Rechenwerk ausgestattet,<br />

so daß sich die Bezeichnung Rechenwerk allgeme<strong>in</strong> e<strong>in</strong>gebürgert hat. Neuere Geräte<br />

s<strong>in</strong>d mit Mikroprozessorsystemen ausgerüstet, die die Signale <strong>in</strong> festgelegten Zeitabständen<br />

erfassen und die Berechnung durchführen. Es besteht dann die Möglichkeit, die<br />

Wärmemenge als Ergebnisgröße über e<strong>in</strong> e<strong>in</strong>zeiliges Display vor Ort anzuzeigen o<strong>der</strong> e<strong>in</strong><br />

entsprechendes Signal <strong>zur</strong> Weiterverarbeitung an übergeordnete Automatisierungsysteme<br />

weiterzuleiten. Da <strong>der</strong> Volumenstrom häufig über Flügelradzähler bestimmt wird, die<br />

diskrete Impulse bezogen auf e<strong>in</strong>e Umdrehung liefern, spricht man von Zählern. Das


8 <strong>Strukturelle</strong> <strong>Maßnahmen</strong> 345<br />

heißt, daß auch die ermittelte Größe Wärmemenge aus Grundpaketen besteht, die als Impulsgrößen<br />

(B<strong>in</strong>ärgrößen) an die übergeordeneten Systeme weitergeben werden und dort<br />

durch Anwendung von Zählfunktionen aufsummiert werden. Die Rechenwerke wurden <strong>in</strong><br />

<strong>der</strong> Zwischenzeit von den Mikroprozessoren nahezu vollständig abgelöst.<br />

Bild 8-13: Bestimmung von verbrauchten Wärmemengen und Auswertung


346 8 <strong>Strukturelle</strong> <strong>Maßnahmen</strong><br />

- Wärmemengenbestimmung mit Hilfe <strong>der</strong> DDC-Technik<br />

In digitalen Automationsstationen (DDC-Stationen) können die erfaßten Meßgrößen mit<br />

Hilfe von Software-Modulen, die Rechenfunktionen ausführen, weiterverarbeitet werden.<br />

Die E<strong>in</strong>zelgrößen werden als E<strong>in</strong>gänge auf die DDC-Stationen aufgeschaltet. Für den Fall<br />

<strong>der</strong> Wärmemengenbestimmung benötigt man Vor- und Rücklauftemperatur und den Volumenstrom.<br />

Diese Größen werden entsprechend <strong>der</strong> energetischen Beziehung zum<br />

Wärmestrom verknüpft. Aus dieser Größe wird dann entwe<strong>der</strong> durch Integration bei kont<strong>in</strong>uierlichem<br />

Meßsignal für den Volumenstrom o<strong>der</strong> durch Zählfunktionen bei Volumenstromzählern<br />

die Wärmemenge bestimmt. Die Temperaturabhängigkeit <strong>der</strong> Dichte und<br />

<strong>der</strong> Wärmekapazität können über entsprechend angepaßte Berechnungsverfahren berücksichtigt<br />

werden.<br />

E<strong>in</strong> wichtiges Ziel, daß die Bestimmung solcher Größen erfor<strong>der</strong>t, ist die energetische<br />

Bewertung des Gebäudebetriebs. Dazu kann man die sogenannte Energiesignatur bilden.<br />

Die Energiesignatur ist die Darstellung <strong>der</strong> verbrauchten Wärmemenge für e<strong>in</strong> Gebäude<br />

o<strong>der</strong> e<strong>in</strong>e Gebäudesektion als Funktion <strong>der</strong> Außentemperatur und ermöglicht die Messung<br />

des vorhandenen Wärmebedarfs.<br />

Als e<strong>in</strong> weiteres Beispiel für e<strong>in</strong>e Weiterverarbeitung von Meßgrößen durch Berechnung<br />

sei die Verwendung <strong>der</strong> Enthalpie <strong>der</strong> feuchten Luft genannt im Rahmen von Automatisierungsstrategien<br />

bei Klimaanlagen. Die Enthalpie <strong>der</strong> feuchten Luft kann <strong>in</strong> Abhängigkeit<br />

von Temperatur und absoluter o<strong>der</strong> relativer Feuchte über geeignete Berechnungsverfahren<br />

entsprechend dem h,x-Diagramm bestimmt werden.<br />

<strong>8.</strong>5 Modellgestützte Meßverfahren<br />

Unter modellgestützten Verfahren versteht man die kont<strong>in</strong>uierliche Bestimmung von<br />

Prozeßgrößen, die nicht direkt meßbar s<strong>in</strong>d o<strong>der</strong> nur mit e<strong>in</strong>em unvertretbaren Kostenaufwand.<br />

Dieses Modell be<strong>in</strong>haltet e<strong>in</strong>e Rechenvorschrift o<strong>der</strong> e<strong>in</strong>en Algorithmus, mit<br />

dem aus Meßwerten die gesuchte Größe zu bestimmen ist.<br />

Vom praktischen Verfahren her besteht ke<strong>in</strong> Unterschied zu berechneten Größen. Der<br />

Übergang ist fließend. Der Unterschied besteht dar<strong>in</strong>, daß das Modell, aus dem die Berechnungsvorschrift<br />

abgeleitet wird, als e<strong>in</strong>e Nachbildung <strong>der</strong> exakten technischen Zusammenhänge<br />

zwischen Meßgrößen und gesuchter Prozeßgröße zu sehen ist und dabei<br />

immer Idealisierungen und Vernachlässigungen im Vergleich zu wirklichen Abläufen<br />

gemacht werden müssen. Das heißt, daß die verwendete Rechenvorschrift im Regelfall<br />

nur e<strong>in</strong>e begrenzte Genauigkeit aufweist. Trotzdem können solche Verfahren bei automatisierungstechnischen<br />

Anwendungen sehr nützlich se<strong>in</strong>, wie das folgende Beispiel zeigen<br />

soll:


8 <strong>Strukturelle</strong> <strong>Maßnahmen</strong> 347<br />

Bei diesem Anwendungsbeispiel handelt es sich um die Drehzahlregelung von Heizungsumwälzpumpen<br />

im Bereich kle<strong>in</strong>er Leistungen, wo nur kostengünstige Lösungen, die<br />

ohne teure Meßwerterfassungse<strong>in</strong>richtungen und Zusatzelemente auskommen, realisiert<br />

werden können.<br />

In Bild 8-14,a ist zunächst die Problemstellung skizziert:<br />

Bild 8-14: Drehzahlgeregelte Umwälzpumpen


348 8 <strong>Strukturelle</strong> <strong>Maßnahmen</strong><br />

Betrachtet wird die Wärmeverteilung <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Heizungsanlage, wobei e<strong>in</strong> typischer Heizkreis<br />

mit Dreiwegeventil <strong>in</strong> Beimischschaltung vorliegen soll. Die Heizkörper als Wärmeverbraucher<br />

sollen mit thermostatischen Heizkörperventilen ausgerüstet se<strong>in</strong>. Das<br />

Diagramm zeigt die Pumpen- und die Anlagenkennl<strong>in</strong>ie, wobei angenommen wird, daß<br />

die Pumpe <strong>in</strong> <strong>der</strong> Drehzahl kont<strong>in</strong>uierlich verän<strong>der</strong>t werden kann. Unterschieden werden<br />

zwei Fälle: Die Thermostatventile s<strong>in</strong>d weit geöffnet, was verbunden ist mit e<strong>in</strong>em ger<strong>in</strong>gen<br />

Druckverlust und damit mit e<strong>in</strong>er flach verlaufenden Anlagenkennl<strong>in</strong>ie. Im zweiten<br />

Fall s<strong>in</strong>d mehrere <strong>der</strong> Thermostatventile geschlossen o<strong>der</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> Nähe <strong>der</strong> Schließstellung.<br />

Dann ergibt sich aufgrund des höheren Druckverlustes e<strong>in</strong>e steilere Kennl<strong>in</strong>ie.<br />

Das Ziel bei <strong>der</strong> Drehzahlsteuerung <strong>der</strong> Umwälzpumpe ist nun, den Bedarf an elektrischer<br />

Arbeit zu m<strong>in</strong>imieren. Die hydraulische Leistung, die aufgebracht werden muß,<br />

entspricht dem Produkt aus dem Differenzdruck und dem Volumenstrom, also bezogen<br />

auf das betrachtete Diagramm die Rechteckfläche, die durch den jeweiligen Arbeitspunkt<br />

def<strong>in</strong>iert wird. Man kann sehen, daß bei steilerer Anlagenkennl<strong>in</strong>ie <strong>der</strong> Differenzdruck <strong>in</strong><br />

<strong>der</strong> Anlage ansteigt und damit wenig o<strong>der</strong> gar ke<strong>in</strong>e Reduktion <strong>der</strong> hydraulischen Leistung<br />

stattf<strong>in</strong>det. Dem kann man begegnen, <strong>in</strong>dem man e<strong>in</strong>en Regelkreis aufbaut, <strong>der</strong> über<br />

die Stellgröße Drehzahl den Differenzdruck konstant hält (Bild 8-14,b). Dies bewirkt e<strong>in</strong>e<br />

wesentliche Verr<strong>in</strong>gerung <strong>der</strong> Drehzahl und damit e<strong>in</strong>en Arbeitspunkt, <strong>der</strong> wesentlich<br />

günstiger liegt.<br />

Allerd<strong>in</strong>gs würde e<strong>in</strong> solcher Regelkreis die Messung des Differenzdrucks und damit<br />

e<strong>in</strong>en aufwendigen Drucksensor mit Meßumformer und den entsprechenden E<strong>in</strong>baukosten<br />

erfor<strong>der</strong>n. Die Alternative besteht <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em modellgestützten Meßverfahren für den<br />

Differenzdruck, wobei <strong>der</strong> so ermittelte Differenzdruck als Regelgröße verwendet wird.<br />

Die Realisierung erfolgt so, daß <strong>in</strong> die Pumpenelektronik neben <strong>der</strong> Leistungselektronik<br />

<strong>zur</strong> Verän<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Drehzahl e<strong>in</strong> Mikroprozessorsystem <strong>in</strong>tegriert wird, das die Bestimmung<br />

des Differenzdrucks leistet.<br />

Das Pr<strong>in</strong>zip ist folgen<strong>der</strong>maßen (Bild 8-14,c): Die Stromaufnahme des Pumpenmotors<br />

und die Drehzahl des Laufrads können leicht gemessen werden. Dann werden die für die<br />

Pumpe typischen Kennl<strong>in</strong>ien verwendet, um zunächst aus Stromaufnahme und Drehzahl<br />

den Volumenstrom zu bestimmen. Mit Volumenstrom und Drehzahl kann dann leicht mit<br />

Hilfe des Zusammenhangs zwische Differenzdruck und Volumenstrom mit <strong>der</strong> Drehzahl<br />

als Parameter <strong>der</strong> momentan vorhandene Differenzdruck errechnet werden. Damit ist die<br />

Regelgröße bestimmt und die Drehzahl kann mittels <strong>der</strong> Differenzengleichung für den<br />

Regler errechnet werden.<br />

Das Verfahren beruht auf e<strong>in</strong>em Modell, denn die Kennl<strong>in</strong>ienfel<strong>der</strong> <strong>der</strong> Pumpe s<strong>in</strong>d nur<br />

mit e<strong>in</strong>er bestimmten Genauigkeit bekannt.


8 <strong>Strukturelle</strong> <strong>Maßnahmen</strong> 349<br />

Bild 8-14: Drehzahlgeregelte Umwälzpumpen

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