Franz Ferdinand 1 und die Talente Zu <strong>de</strong>n Erkenntnissen, welche die Ereignisse vergebens <strong>de</strong>m Gebrauch empfehlen, gehört die vom Unwert <strong>de</strong>r politischen Werte, da doch ein ungewaschener Intelligenzbub um acht Uhr früh schon wissen kann, daß er mittags einen Staat auf <strong>de</strong>n Kopf stellen wird, und da es ihm mit geringeren Umstän<strong>de</strong>n als einem Napoleon gelingen könnte, die Landkarte Europas zu verän<strong>de</strong>rn. Hinter solcher Möglichkeit scheint eine tiefere Gefahr verborgen, als serbische Nationalwut. Wie sollten Machthaber verhin<strong>de</strong>rn können, daß Schulbuben sie absetzen, da die Schulbuben doch zuvor die Machthaber absetzen können? Es gibt Dinge zwischen Septima und Oktava, von <strong>de</strong>nen sich die Staatsweisheit nichts träumt, und solange die Kräfte und Unkräfte <strong>de</strong>s Lebens mit politischen Maßen gemessen wer<strong>de</strong>n, so lange wird <strong>de</strong>r Unbefugte <strong>de</strong>n Mechanismus besser zum Stehen bringen als <strong>de</strong>r Funktionär zum gehen. Wie ahnungslos recht hat die Politik, wenn sie argwöhnt, daß »hinter diesem Drucker, <strong>de</strong>r die Bombe geschleu<strong>de</strong>rt, und hinter diesem Mittelschüler, <strong>de</strong>r <strong>de</strong>n Erzherzog und seine Gemahlin erschossen hat, an<strong>de</strong>re stehen, die nicht zu fassen sind und diese Werkzeuge ausgerüstet haben.« Keine kleineren Mächte als Fortschritt und Bildung stehen hinter dieser Tat, losgebun<strong>de</strong>n von Gott und sprungbereit gegen die Persönlichkeit, die mit ihrer Fülle <strong>de</strong>n Irrweg <strong>de</strong>r Entwicklung sperrt. Der To<strong>de</strong>ssturz eines Thronfolgers an <strong>de</strong>r Ecke <strong>de</strong>r Franzjosefs— und <strong>de</strong>r Rudolfsgasse ist nur ein österreichisches Symbol. Aber sie war <strong>de</strong>r Hinterhalt intellektueller Gewalten, und was Druckerschwärze und Talent gegen die Welt vermögen, erfahren die Machthaber erst mit <strong>de</strong>r Schallwirkung. Franz Ferdinand scheint in <strong>de</strong>r Epoche <strong>de</strong>s allgemeinen Menschenjammers, <strong>de</strong>r in <strong>de</strong>r österreichischen Versuchsstation <strong>de</strong>s Weltuntergangs die Fratze <strong>de</strong>s gemütlichen Siechtums annimmt, das Maß eines Mannes besessen zu haben. Was sein Leben verschwieg, davon spricht sein Tod und die Halbtrauer <strong>de</strong>r Schwäche ruft es durch alle Gassen. Ihre Kondolenz ist die Heimkehr zu sich, zurück aus <strong>de</strong>r Verzweiflung, in die er sie gejagt hatte. Wie sollte sie um einen trauern, <strong>de</strong>r ihr selbst erlag, ihrer Notwehr, die auch technische Behelfe hat! Solche Affäre sieht nur an <strong>de</strong>r Oberfläche serbisch aus. In Wahrheit wird das Leben mit unzeitgemäßen Menschen fertig, und Fanatismus ist nur <strong>de</strong>r Mut <strong>de</strong>r Feigheit. Die wahren Mächte <strong>de</strong>r heutigen Welt, in allen Staaten am Ru<strong>de</strong>r, sind bei weitem nicht so rückschrittlich gesinnt, um sich <strong>de</strong>s serbischen Nationalhasses als eines Motivs und nicht als eines Vorwands zu bedienen. Politik ist das, was man macht, um nicht zu zeigen, was man ist, und was man selbst nicht weiß. Ganz im Vor<strong>de</strong>rgrund <strong>de</strong>r Erscheinung gibt sich eine Katastrophe <strong>de</strong>r Menschennatur als eine Demonstration vor einer Gesandtschaft aus. Was sagt uns die dürftige Chiffreschrift <strong>de</strong>s poli- 1 Der am 28. Juni 1914 in Sarajewo ermor<strong>de</strong>te österr.—ungar. Thronfolger, Erzherzog Franz Ferdinand 3
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der Potenz inkompatibel sei. Aber d
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