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sterben. Vielleicht mel<strong>de</strong>t sich ein Staat mit hübscher Landschaft und einer<br />

Sprache, die ich nicht spreche. Auf Hochquellwasser wird verzichtet.<br />

* * *<br />

DER TITEL<br />

Das macht er so:<br />

Schutz für die Wiener Messe.<br />

Drohen<strong>de</strong> passive Resistenz bei Post, Telegraph und Telephon.<br />

Wien, 17. März.<br />

Schützet die Wiener Messe! Was kann es Natürlicheres geben als diese<br />

Parole?<br />

No also ich könnte mir, wenn's drauf ankommt, schon was Natürlicheres<br />

<strong>de</strong>nken, aber in Gottes Namen, schützet die Wiener Messe. Nach <strong>de</strong>m<br />

Punkt im Titel hätte man allerdings vermuten können, <strong>de</strong>r Schutz sei ihr bereits<br />

gewährt und sei eine Tatsache wie die drohen<strong>de</strong> passive Resistenz. Denn<br />

diese verlangt er nicht etwa, son<strong>de</strong>rn konstatiert sie, jenen aber verlangt er.<br />

Freilich, wenn er verlangt, so ist es auch schon so gut wie erfüllt. Der Wunsch<br />

ist <strong>de</strong>s Gedankens Vater, aber aus Pietät für diesen darf er im Titel kein Rufzeichen<br />

machen. Wenn <strong>de</strong>r Titel zum Beispiel <strong>de</strong>r Ausruf wäre: Gott über die<br />

Welt!, so wäre es so gesetzt:<br />

Gott über die Welt.<br />

Und ehe man merkt, daß es nur ein Seufzer ist, <strong>de</strong>r folgerichtig zum Schlußsatz<br />

führen muß:<br />

Die Zeiten sind zu ernst und die Not zu groß<br />

hätte man <strong>de</strong>n Eindruck, daß er etwas von Gott über die Welt für das Blatt bekommen<br />

hat.<br />

* * *<br />

KREUZBRAV<br />

[Deutsche Hobé — A. — G.] Die in unserem Freitag—Morgenblatte<br />

veröffentlichte Notiz über das Hobé—Syndikat ist durch ein Versehen<br />

nicht als entgeltlich gekennzeichnet wor<strong>de</strong>n,<br />

So die Neue Freie Presse. Es ergibt sich nun die Rechtsfrage, ob es sich<br />

hier um eine Strafanzeige o<strong>de</strong>r um eine Gutmachung han<strong>de</strong>lt. Interessanter<br />

noch dürfte die Untersuchung sein, ob nicht auch unter <strong>de</strong>r Strafanzeige das<br />

Kreuz zu stehen hätte und ob die Gutmachung nicht erst erfolgt wäre, wenn<br />

<strong>de</strong>r Ertrag bei<strong>de</strong>r Notizen an die Staatskasse abgeführt ist. Je<strong>de</strong>nfalls benimmt<br />

sich die Neue Freie Presse ta<strong>de</strong>llos und macht sich beinahe würdig,<br />

daß ihr <strong>de</strong>r humane Präsi<strong>de</strong>nt unserer Republik im Gna<strong>de</strong>nweg <strong>de</strong>n Milliar<strong>de</strong>ngewinn<br />

ihrer Karsamstagnummer läßt, <strong>de</strong>ren totalen Mangel an Kreuzeln<br />

sie kleinweis hereinzubringen sucht. Sie hat zwar ausnahmsweise einmal als<br />

öffentliches Mädchen geheime Prostitution getrieben, und es kommt ja bekanntlich<br />

vor, daß eine, die dazu befugt ist, sich für eine ausgibt, die dazu<br />

nicht befugt ist, aber sie gibt es wenigstens hinterdrein zu. Sie ist zwar im Salon<br />

ohne Ehrenkreuz herumgegangen, aber sie holt es am an<strong>de</strong>rn Tag nach.<br />

Bemerkenswert ist übrigens, daß die Staatsanwaltschaft seinerzeit jenes Mädchen<br />

aus <strong>de</strong>m Wiener—Neustädter Bor<strong>de</strong>ll wegen Herabwürdigung <strong>de</strong>s<br />

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