Kindesmisshandlung - Universitäts- Kinder- und Jugendklinik Rostock
Kindesmisshandlung - Universitäts- Kinder- und Jugendklinik Rostock
Kindesmisshandlung - Universitäts- Kinder- und Jugendklinik Rostock
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Fallbericht<br />
C. F. Classen<br />
U<strong>Universitäts</strong>-<strong>Kinder</strong>- i ität Ki d <strong>und</strong> d<br />
<strong>Jugendklinik</strong><br />
<strong>Rostock</strong>
Der sechs Monate alte Jens wird von seinen Eltern<br />
bei der <strong>Kinder</strong>ärztin vorgestellt, weil er sich seit<br />
ein paar St<strong>und</strong>en kaum mehr bewegt bewegt.<br />
Er blickt teilnahmslos vor sich hin hin, lässt sich nicht<br />
mehr füttern, plötzlich erbricht er.<br />
Bei der klinischen Untersuchung fällt ein deutlich<br />
reduzierter Muskeltonus auf auf. Die Pupillen sind<br />
weit <strong>und</strong> lichtstarr. Arme <strong>und</strong> Beine hängen<br />
schlaff herunter herunter.
In der Praxis der <strong>Kinder</strong>ärztin werden<br />
rhythmische Zuckungen der linken Körperhälfte<br />
beobachtet<br />
beobachtet.<br />
Sie weist das Kind sofort in die Klinik ein ein.<br />
Dort wird eine bildgebende Untersuchung<br />
Dort wird eine bildgebende Untersuchung<br />
gemacht.
Es findet sich ein subdurales Hämatom.<br />
Man entschließt sich, auch<br />
RRöntgenuntersuchungen h <strong>und</strong> d eine i augenärztliche li h<br />
Untersuchung durchzuführen.
Die Verdachtsdiagnose lautet:<br />
Ki <strong>Kindesmisshandlung</strong><br />
d i h dl<br />
durch Schütteltrauma<br />
mit subduralen Hämatomen<br />
RRetinablutungen ti bl t<br />
Rippenfrakturen
Beim Schütteltrauma<br />
k kommt es zum Abriss Ab i von Brückenvenen<br />
B k<br />
D Das subdurale bd l Hämatom H wandelt d l sich i h oft f in i ein i<br />
chronisches subdurales Hygrom um.<br />
Differentialdiagnose des subduralen Hygroms:<br />
Schütteltrauma<br />
Gl Glutarazidurie<br />
t id i<br />
Selten: andere meningeale Reizzustände,<br />
z.B. B CNS-Leukämie, CNSL kä i Meningitis<br />
M i iti
Formen der <strong>Kindesmisshandlung</strong>:<br />
- Körperliche Verletzungen<br />
(“B (“Battered tt d Child Syndrome”)<br />
S d ”)<br />
- Sexuelle Misshandlung<br />
- Ki Kindesvernachlässigung<br />
d hlä i<br />
- “Münchhausen by Proxy”<br />
Jeder, der ein Kind untersucht oder betreut, sollte<br />
mögliche ö li h AAnzeichen i h erkennen k können kö <strong>und</strong> d ein i<br />
Bewusstsein dafür entwickeln.<br />
. . . zum Beispiel Hämatome:
Böhm & Wutz, Leipzig<br />
(Internet)
Hier …
Hier handelte es sich<br />
hingegen um<br />
Spielhämatome bei<br />
Gerinnungsstörung.
Melanie, fünf Jahre alt, wird am Freitagabend<br />
wegen Oh Ohrenschmerzen h in i der d Notambulanz b l<br />
vorgestellt.<br />
Di Die Ärztin Ä ti i in d der NNotambulanz t b l untersucht t ht das d<br />
Kind trotzdem ganz…
Melanie, drei Jahre alt, wird am Freitagabend<br />
wegen Oh Ohrenschmerzen h in i der d Notambulanz b l<br />
vorgestellt.<br />
Di Die Ärztin Ä ti i in d der NNotambulanz t b l untersucht t ht das d<br />
Kind trotzdem ganz…<br />
eblatt<br />
…was tun? t al., Ärzt<br />
Jacobi e
Melanie, drei Jahre alt, wird am Freitagabend<br />
wegen Oh Ohrenschmerzen h in i der d Notambulanz b l<br />
vorgestellt.<br />
Di Die Ärztin Ä ti i in d der NNotambulanz t b l untersucht t ht das d<br />
Kind trotzdem ganz…<br />
…was tun?
… die Polizei rufen?<br />
… das Jugendamt rufen?<br />
… das Kind getrennt von den Eltern befragen?<br />
… die Eltern mit dem Verdacht konfrontieren?<br />
… die Eltern nicht mit dem Verdacht konfrontieren?<br />
… die Familie mit bestimmten Auflagen wieder nach<br />
Hause schicken?
Ein paar Gr<strong>und</strong>regeln:<br />
A. Es gibt Prioritäten:<br />
1) Sh Schutz des d Ki Kindes, d ggf. f medizinische di i i h Behandlung<br />
B h dl<br />
2) Beweissicherung<br />
3) geordneter d Abl Ablauff<br />
B B. Es E gibt ib Richtlinien Rihli i <strong>und</strong> d Gesetze G<br />
C Ni d ll ll i i i d N h d<br />
C. Niemand soll ganz allein mitten in der Nacht der<br />
Held sein
Die Sorgeberechtigten.<br />
g g<br />
Mutter <strong>und</strong> Vater.
„<br />
Art. 6 I GG stellt die Ehe <strong>und</strong> Familie unter den besonderen Schutz der<br />
staatlichen Ordnung. g Nach Art. 6 II 1 sind Pflege f g <strong>und</strong> Erziehung g der<br />
<strong>Kinder</strong> das natürliche Recht der Eltern <strong>und</strong> die zuvörderst ihnen<br />
die<br />
obliegende Pflicht. Damit garantiert Art. 6 II GG den Eltern den Vorrang in<br />
als Erziehungsträger. g g Dabei enthält Satz 1 insbesondere mtes<br />
- ein Abwehrrecht der Eltern gegen solche Eingriffe des Staates in ihr<br />
Erziehungsrecht, die nicht durch Art. 6 II 2 GG gedeckt sind, d.h. ein<br />
Freiheitsrecht, , das die spezifische p f Privatsphäre p von Ehe <strong>und</strong> Familie vor<br />
Jugendam<br />
es<br />
äußerem Zwang durch den Staat schützt;<br />
- eine Institutionsgarantie, welche die <strong>Kinder</strong>erziehung in der Familie unter<br />
verfassungsrechtlichen f g<br />
Schutz stellt<br />
- eine wertentscheidende Gr<strong>und</strong>satznorm für den gesamten Bereich des<br />
un<br />
öffentlichen <strong>und</strong> privaten Rechts, d.h. das Verbot für den Staat, Ehe <strong>und</strong><br />
Familie zu schädigen g bzw. das Gebot, , Ehe <strong>und</strong> Familie durch geeignete g g<br />
Pflicht :<br />
Maßnahmen zu fördern.<br />
Ausschlaggebend gg ffür diese weitreichende Gr<strong>und</strong>satzentscheidung g des<br />
Verfassungsgebers ist die Annahme, dass "in aller Regel Eltern das Wohl<br />
des Kindes mehr am Herzen liegt als irgendeiner anderen Person oder<br />
Hann<br />
Institution“. uelle:<br />
" Qu<br />
nd Recht de<br />
nemann, A.:<br />
eltterliche<br />
Sorrge<br />
einzugrreifen
„<br />
Art. 6 I GG stellt die Ehe <strong>und</strong> Familie unter den besonderen Schutz der<br />
staatlichen Ordnung. g Nach Art. 6 II 1 sind Pflege f g <strong>und</strong> Erziehung g der<br />
<strong>Kinder</strong> das natürliche Recht der Eltern <strong>und</strong> die zuvörderst ihnen<br />
die<br />
obliegende Pflicht. Damit garantiert Art. 6 II GG den Eltern den Vorrang in<br />
als Erziehungsträger. g g Dabei enthält Satz 1 insbesondere mtes<br />
- ein Abwehrrecht der Eltern gegen solche Eingriffe des Staates in ihr<br />
Erziehungsrecht, die nicht durch Art. 6 II 2 GG gedeckt sind, d.h. ein<br />
Freiheitsrecht, , das die spezifische p f Privatsphäre p von Ehe <strong>und</strong> Familie vor<br />
Jugendam<br />
es<br />
äußerem Zwang durch den Staat schützt;<br />
- eine Institutionsgarantie, welche die <strong>Kinder</strong>erziehung in der Familie unter<br />
verfassungsrechtlichen f g<br />
Schutz stellt<br />
- eine wertentscheidende Gr<strong>und</strong>satznorm für den gesamten Bereich des<br />
un<br />
öffentlichen <strong>und</strong> privaten Rechts, d.h. das Verbot für den Staat, Ehe <strong>und</strong><br />
Familie zu schädigen g bzw. das Gebot, , Ehe <strong>und</strong> Familie durch geeignete g g<br />
Pflicht :<br />
Maßnahmen zu fördern.<br />
Ausschlaggebend gg ffür diese weitreichende Gr<strong>und</strong>satzentscheidung g des<br />
Verfassungsgebers ist die Annahme, dass "in aller Regel Eltern das Wohl<br />
des Kindes mehr am Herzen liegt als irgendeiner anderen Person oder<br />
Hann<br />
Institution“. uelle:<br />
" Qu<br />
nd Recht de<br />
nemann, A.:<br />
eltterliche<br />
Sorrge<br />
einzugrreifen
Mit der Aufnahme des Kindes übernimmt die Klinik<br />
rechtlich die Funktion eines Garanten.<br />
Eine solche Garantenstellung g haben auch das<br />
Jugendamt oder andere öffentliche Institutionen.<br />
Garant -das heißt:<br />
Primär liegt die Sorge für das Kind bei den Eltern.<br />
Jedoch:<br />
SSollte llt aus iirgendeinem d i GGr<strong>und</strong>e d nicht i ht gewährleistet äh l i t t<br />
sein, dass die Eltern zum Wohl des Kindes handeln -<br />
dann muss der Garant zum Schutz des Kindes tätig<br />
werden.
Konkret:<br />
- innerhalb des Rahmens dessen dessen, was ethisch vertretbar ist, ist<br />
sind wir an den Elternwillen geb<strong>und</strong>en <strong>und</strong> dürfen nur in<br />
vollem Einvernehmen mit ihnen handeln<br />
(Aufklärungen, Einverständnisse etc.)<br />
- bei elterlichen Entscheidungen oder Handlungen, Handlungen die ethisch<br />
nicht vertretbar sind - bzw. die Schaden für das Kind<br />
bedeuten (z.B. Vernachlässigung, Misshandlung, aber auch<br />
abwegige medizinische Entscheidungen) - dürfen wir diese<br />
nicht einfach akzeptieren.<br />
Wir haben dann im Gegenteil eine Pflicht zu handeln.
Problem ärztliche Schweigepflicht??<br />
§ 203 Strafgesetzbuch<br />
Verletzung von Privatgeheimnissen<br />
Privatgeheimnissen.<br />
(1) Wer unbefugt ein fremdes Geheimnis, namentlich ein zum<br />
persönlichen p Lebensbereich ggehörendes<br />
Geheimnis oder ein Betriebs-<br />
oder Geschäftsgeheimnis, offenbart, das ihm als<br />
1. - Arzt, Zahnarzt, Tierarzt, Apotheker oder Angehörigen eines<br />
anderen Heilberufs Heilberufs, der für die Berufsausübung oder die Führung<br />
der Berufsbezeichnung eine staatlich geregelte Ausbildung erfordert,<br />
(2. - 6. …..= andere Berufe)<br />
anvertraut worden oder sonst bekanntgeworden ist, wird mit<br />
Freiheitsstrafe bis zu einem Jahr oder mit Geldstrafe bestraft.
Problem ärztliche Schweigepflicht??<br />
§ 203 Strafgesetzbuch<br />
Verletzung von Privatgeheimnissen<br />
Privatgeheimnissen.<br />
(1) Wer unbefugt ein fremdes Geheimnis, namentlich ein zum<br />
persönlichen p Lebensbereich ggehörendes<br />
Geheimnis oder ein Betriebs-<br />
oder Geschäftsgeheimnis, offenbart, das ihm als<br />
1. - Arzt, Zahnarzt, Tierarzt, Apotheker oder Angehörigen eines<br />
anderen Heilberufs Heilberufs, der für die Berufsausübung oder die Führung<br />
der Berufsbezeichnung eine staatlich geregelte Ausbildung erfordert,<br />
(2. - 6. …..= andere Berufe)<br />
anvertraut worden oder sonst bekanntgeworden ist, wird mit<br />
Freiheitsstrafe bis zu einem Jahr oder mit Geldstrafe bestraft.
Schon immer galt g die ggesetzliche Regelung g gvom<br />
„rechtfertigenden Notstand“<br />
§ 34 Strafgesetzbuch<br />
Rechtfertigender Notstand Notstand.<br />
Wer in einer gegenwärtigen, nicht anders abwendbaren Gefahr für<br />
Leben, Leib, Freiheit, Ehre, Eigentum oder ein anderes Rechtsgut eine<br />
Tat begeht, um die Gefahr von sich oder einem anderen abzuwenden,<br />
handelt nicht rechtswidrig, wenn bei Abwägung der widerstreitenden<br />
Interessen Interessen, namentlich der betroffenen Rechtsgüter <strong>und</strong> des Grades<br />
der ihnen drohenden Gefahren, das geschützte Interesse das<br />
beeinträchtigte wesentlich überwiegt. Dies gilt jedoch nur, soweit die<br />
T Tat ein i angemessenes Mittel Mi l ist, i die di Gefahr G f h abzuwenden.<br />
b d
B<strong>und</strong>eskinderschutzgesetz vom 1.1.2012:
Ein sinnvoller Ablauf wäre also:<br />
- beiläufig die Eltern fragen, wie das Hämatom<br />
aufgetreten f iist<br />
- bei unbefriedigender Antwort nicht insistieren<br />
- d das Kind Ki d stationär i aufnehmen, f h ggf. f mit i<br />
Scheinbegründung<br />
-nicht-belastende ih b l d Diagnostik<br />
Di ik<br />
- gute Überwachung <strong>und</strong> Beobachtung<br />
-am nächsten h Tag T strukturiertes k i Gespräch G h<br />
(Team Psychologen, Sozialarbeiter, Oberärzte etc.)<br />
-am nächsten ä h t Tag T ddetaillierte t illi t Dokumentation D k t ti (auch ( h<br />
Fotodokumentation, gern durch Rechtsmediziner)<br />
- KKontakt t kt mit it Jugendamt J d t -mit it Wi Wissen d der Elt Eltern
Wichtige Regeln:<br />
- alles ganz genau dokumentieren (auch<br />
GGesprächsaussagen, ä h Umgang U d der Eltern Elt mit it d dem Ki Kind) d)<br />
- kritische Gespräche nie allein führen, führen wenn möglich<br />
auf den Regeldienst verschieben<br />
- es kann auch alles ganz anders gewesen sein als man<br />
zuerst denkt<br />
- das Kind nicht traumatisieren, keine komplexen<br />
p<br />
Gespräche vor dem Kind führen
Wichtige Regeln:<br />
- speziell bei sexueller Misshandlung, auch sonst:<br />
nichts iht durchführen, d hfüh was später ät als l suggestiv ti für fü<br />
das Kind ausgelegt werden könnte<br />
- sich immer um ein ruhiges <strong>und</strong> vertrauensvolles<br />
Verhältnis zu den Eltern bemühen bemühen. Deeskalation!<br />
- Schweigepflicht: g p Besteht begründeter g Verdacht<br />
auf Kindeswohlgefährdung, so hat niemals die<br />
Schweigepflicht g p Priorität.<br />
Ansonsten erst einmal (wie immer) Vertrauen<br />
aufbauen!
ge<br />
le Steinhag<br />
Quell<br />
Thema<br />
sexuelle ll Ki <strong>Kindesmisshandlung</strong><br />
d i h dl
Was ist sexuelle <strong>Kindesmisshandlung</strong>?<br />
Sexueller Missbrauch kann (nach Engfer 1995)<br />
verstanden werden als Beteiligung noch nicht<br />
ausgereifter <strong>Kinder</strong>/Jugendlicher an sexuellen<br />
Aktivitäten, denen sie nicht verantwortlich<br />
zustimmen können, weil sie deren Tragweite noch<br />
nicht erfassen.
Quelle Best, <strong>Rostock</strong>
Quelle Best, <strong>Rostock</strong>
Sichere Anzeichen sexueller<br />
Ki <strong>Kindesmisshandlung</strong>:<br />
d i h dl<br />
- NNachweis h i von Sperma S<br />
- Geschlechtskrankheit<br />
-oder d Schwangerschaft<br />
S h h ft<br />
i in ganz vielen i l Fällen Fäll nicht i ht gegeben<br />
b
Mögliche Anzeichen sexueller<br />
Ki <strong>Kindesmisshandlung</strong>:<br />
d i h dl<br />
- GGenitale i l VVerletzungen l<br />
- Inadäquate sexuelle Verhaltensweisen<br />
- PPsychosomatische h ti h Beschwerden<br />
B h d<br />
Aber:<br />
BBei i einem i sehr h großen ß Anteil A t il sexuell ll<br />
misshandelter <strong>Kinder</strong> sind keine sicheren<br />
VVerletzungsspuren l t nachweisbar!<br />
h i b !
Wie sind die Zahlen?<br />
sicher sehr große Dunkelziffer!<br />
laut BKA-Kriminalstatistik:<br />
ca ca. 16 000-20 000 Fälle in Deutschland im Jahr<br />
laut retrospektiven Befragungen Erwachsener:<br />
ca. 8 % der Jungen<br />
ca. 20 % der Mädchen<br />
erlebten sexuelle Übergriffe.<br />
(dies entspricht 500 000 bis >1 mio Fällen pro Jahr)
Wie sind die Zahlen?<br />
(V (Verurteilungen t il wegen DDelikten likt gegen di die sex. SSelbstbestimmung) lb tb ti )<br />
Volbert & Galow
Fortbildungen <strong>und</strong> Handlungsanweisungen für Kitas Schulen Jugendeinrichtung
Daten einer Befragung<br />
Volbert & Galow
Wer sind die Täter?<br />
Ganz überwiegend Männer (90-95 %)<br />
Oft Personen aus dem unmittelbaren Umfeld des<br />
Kindes (Inzest, (Inzest Abhängigkeitsverhältnis)<br />
häufig Jugendliche
Wer sind die Täter?<br />
Zahlen der Kriminalstatistik:<br />
§ 176: Sexueller Mißbrauch von <strong>Kinder</strong>n<br />
§ 174: Sexueller ll Mißbrauch von<br />
Schutzbefohlenen
Was tun bei Verdacht?<br />
- nicht das Kind noch mehr traumatisieren!<br />
- Beweissicherung ermöglichen<br />
-z.B. B gynäkologische äk l i h Untersuchung U t h in i<br />
Narkose/Sedierung<br />
- Asservierung von Materialien<br />
- stationäre Aufnahme Bearbeitung der Situation<br />
- stationäre Aufnahme, Bearbeitung der Situation<br />
im Team, nicht in nächtlicher Notfallsituation
Welche Folgen hat sexuelle <strong>Kindesmisshandlung</strong>?<br />
Kurzfristig:<br />
- Emotionale Reaktionen:<br />
AAngststörungen t tö<br />
Posttraumatische Belastungsstörungen<br />
Depression<br />
niedriger d Selbstwert lb<br />
Schuld- <strong>und</strong> Schamgefühle<br />
Ärgerneigung, g g g Feindseligkeit g<br />
Kastner<br />
Suizidgedanken <strong>und</strong> selbstschädigendes Verhalten<br />
allgemeine Störungen der Gefühlsregulation<br />
- Somatische <strong>und</strong> psychosomatische Folgen:<br />
Verletzungen im genitalen, analen <strong>und</strong> oralen Bereich<br />
Schwangerschaften während der Adoleszenz<br />
Geschlechtskrankheiten<br />
psychosomatische Beschwerden (z. B. chronische Bauchschmerzen ohne<br />
körperlichen Bef<strong>und</strong>)<br />
Ess- <strong>und</strong> Schlafstörungen<br />
Enuresis, Enkopresis<br />
Quelle: K
Welche Folgen hat sexuelle <strong>Kindesmisshandlung</strong>?<br />
Langfristig:<br />
Beispiele: p<br />
Posttraumatische Belastungsstörungen<br />
Emotionale <strong>und</strong> kognitive Störungen: Ängstlichkeit, Depression,<br />
Unsicherheit, Schuld- <strong>und</strong> Schamgefühle<br />
Persönlichkeitsstile <strong>und</strong> -störungen: Impulsivität, emotionale<br />
Instabilität, Borderline-Persönlichkeitsstörung<br />
Selbstschädigendes Verhalten: Suizidgedanken <strong>und</strong> -versuche<br />
Psychosomatische Symptome<br />
Dissoziative Störungen g<br />
Quelle: Kastner K
Probleme im Alltag -<br />
- laufender „Scheidungskrieg“ . . .<br />
- Ermittlungszwang der Behörden bei Anzeige<br />
von Kapitalverbrechen . . .<br />
- fehlende kurzfristige Erreichbarkeit von<br />
entsprechendem Fachpersonal . . .<br />
Gr<strong>und</strong>regel:<br />
wann immer möglich versuchen, das Kind aus<br />
dem Gefahrenbereich zu bringen <strong>und</strong> dann die<br />
Dinge jenseits der Notfallsituation zu regeln.
Kindes-Vernachlässigung
Kindes-Vernachlässigung<br />
- Überforderung<br />
- gestörte MMutter-Kind-Beziehung Ki d B i h<br />
(Vater-Kind-Beziehung)<br />
- D Drogen, Alkohol Alk h l<br />
- elterliche Erkrankung - speziell: psychische<br />
Ek Erkrankung k<br />
- kindliche Behinderung . . .<br />
Notwendig:<br />
unbedingte b di t WWachsamkeit h k it d der Gesellschaft!<br />
G ll h ft!
Kindes-Vernachlässigung<br />
Quelle: Püschel
Kindes-Vernachlässigung<br />
- ganz wesentliche li h Rolle R ll d der Prävention!<br />
P i !<br />
N Neue gesetzliche li h Regelungen R l seit i 2009 2009:<br />
- planmäßige l äßi Nachfragen N hf betr. b t Teilnahme T il h an<br />
den Vorsorgeuntersuchungen<br />
- Familienhebammen<br />
- <strong>Kinder</strong>schutzhotline -<br />
MERKE: 0800 - 14 14 007<br />
(M (Mecklenburg-Vorpommern)<br />
kl b V )
Frage:<br />
Was schätzen Sie, wie oft im Bereich der<br />
Hansestadt <strong>Rostock</strong> 2011 eine<br />
Kindswohlgefährdung gemeldet wurde?
Frage:<br />
Was schätzen Sie, wie oft im Bereich der<br />
Hansestadt <strong>Rostock</strong> 2011 eine<br />
Kindeswohlgefährdung gemeldet wurde?<br />
- 462 Fälle<br />
davon 177 bestätigt<br />
…<br />
sozialpädagogische Familienhilfen<br />
(Hilfen ( zur Erziehung) g)<br />
vorübergehende Inobhutnahme<br />
in Wohngruppe, bei Pflegeeltern<br />
dauerhafte Unterbringung bei Pflegeeltern<br />
kkommunaler l JJugendhilfeplan dhilf l
Ines (4 Jahre alt)<br />
wird id vorgestellt ll wegen Bauchschmerzen.<br />
B h h<br />
Außerdem schwitze das Kind nachts ganz<br />
auffällig. ff lli<br />
Die Mutter bringt fünf verschiedene Proben von<br />
St Stuhl hl mit, it tteils il zeigt i t sie i ddabei b i Blutbeimengungen.<br />
Bl tb i<br />
E Es müsse ü nun unbedingt bdi t eine i<br />
Magendarmspiegelung gemacht werden,<br />
möglicherweise ö li h i sollte llt d der Bli Blinddarm dd entfernt tf t<br />
werden.
Ines (4 Jahre alt)<br />
Bi Bei genauerem NNachfragen hf zeigt i sich, ih d dass das d<br />
Kind in dem letzten Jahr bereits bei sieben<br />
verschiedenen hi d Ärzten Ä <strong>und</strong> d Kliniken Kli ik vorgestellt ll<br />
wurde, zwölfmal Blut abgenommen wurde,<br />
zwanzoig i St Stuhlproben, hl b zehnmal h l Ultraschall Ult h ll<br />
gemacht wurde, ein MRT in Narkose . . .<br />
jeweils mit Normalbef<strong>und</strong>en.
Problem<br />
“Münchhausen by proxy”<br />
(im schlimmsten Falle:<br />
d dem Kind Ki d werden d aktiv kti Krankheitszeichen<br />
K kh it i h<br />
zugefügt!)<br />
Ursache:<br />
psychische hi h Störung Stö / pathologsiche<br />
th l i h<br />
Wahrnehmung bei den Sorgeberechtigten<br />
schwer zu erkennen . . .
Problem<br />
“Münchhausen by proxy”<br />
Problem: man kann zwar meist leicht beweisen,<br />
d dass jemand j d eine i Krankheit K kh it hat h t -<br />
ffast t nicht iht aber, b dass d er ges<strong>und</strong> d ist!<br />
it!
Zum Glück sind aber die meisten <strong>Kinder</strong> ges<strong>und</strong>!<br />
Zum Glück sind die meisten Familien in<br />
Od Ordnung! !<br />
MMedizin di i heißt h ißt zwar, den d Bli Blick k auf f di die<br />
Krankheiten <strong>und</strong> Störungen zu legen - aber<br />
HHeilung il hheißt, ißt di die GGes<strong>und</strong>heit dh it im i Blick Bli k zu haben! h b !<br />
(Nur kein “Münchhausen by doctors!”)
Danke