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pdfMI05S12D 01.08.2006 12:37 Uhr Seite 12<br />
facetten international<br />
12 13<br />
SICHERHEIT ALS MITGIFT<br />
Hindu-Hochzeit: Ein<br />
Paar feiert<br />
seine Vermählung.<br />
Standesamtliche Registrierung der Heirat<br />
soll indische Frauen schützen<br />
>> Das Oberste Gericht Indiens<br />
hat die standesamtliche Registrierung<br />
der Heirat zur Pflicht gemacht.<br />
Bisher genügte es, wenn sich<br />
die Paare vor Zeugen in einer Kirche,<br />
Moschee oder zu Hause das Jawort<br />
gaben. Das neue Gesetz könnte<br />
ein wichtiger Schritt zum Schutz<br />
der Frau sein. Die Heiratsurkunde<br />
soll den Frauen die Möglichkeit geben,<br />
sich juristisch zu wehren, wenn<br />
sie zu früh verheiratet werden oder<br />
sich hohen Mitgiftforderungen gegenübergestellt<br />
sehen.<br />
Das offizielle Heiratsalter liegt in<br />
Indien für Frauen bei achtzehn und<br />
für Männer bei einundzwanzig Jahren.<br />
Doch die Statistik zeigt, dass<br />
rund die Hälfte aller Ehen vor Erreichung<br />
des Mindestalters geschlossen<br />
werden. Viele Eltern treiben<br />
ihre Töchter zur frühen Heirat.<br />
Auf dem Land wird die Ehe mit<br />
durchschnittlich 15,3 Jahren vollzogen.<br />
Darauf ist auch die hohe<br />
Müttersterblichkeit zurückzuführen.<br />
Mehr als 150 000 Frauen sterben<br />
jährlich bei der Geburt. Grund<br />
sind die oft dicht aufeinanderfolgenden<br />
und viel zu frühen Geburten.<br />
Eine staatliche Kontrolle soll hier<br />
Abhilfe schaffen. Obwohl auch das<br />
Mitgiftsystem seit 1961 offiziell abgeschafft<br />
ist, wird es aus Prestigegründen<br />
immer noch praktiziert.<br />
Die Forderungen der Familie des<br />
Mannes sind oftmals so hoch, dass<br />
die Familie der Frau durch eine<br />
Heirat in den Ruin getrieben wird.<br />
Die überhöhten Mitgiftforderungen<br />
führen im schlimmsten Fall dazu,<br />
dass weibliche Föten abgetrieben<br />
werden. Abtreibung ist in Indien<br />
erlaubt – die vorgeburtliche Geschlechtsbestimmung<br />
jedoch verboten;<br />
trotzdem wird sie illegal in<br />
vielen Kliniken durchgeführt, weil<br />
die Eltern von Töchtern Sorge vor<br />
der finanziellen Belastung haben.<br />
Neben der neuen gesetzlichen Regelung<br />
schützt vor allem nur eines<br />
indische Frauen: Bildung. Wer einen<br />
Universitätsabschluss hat, kann<br />
sich oftmals dem unmenschlichen<br />
Mitgiftsystem entziehen. <br />
TOURISMUS-<br />
BOOM<br />
Bringen Prominente mehr<br />
Besucher nach Afrika?<br />
>> Wo die Reichen und Schönen<br />
sich aufhalten, da möchte<br />
auch meistens das gemeine Fußvolk<br />
hin. Und weil Schauspieler<br />
wie Angelina Jolie und Brad Pitt<br />
sowie der britische Prinz Harry<br />
seit einiger Zeit auf dem schwarzen<br />
Kontinent weilen, sind auch<br />
andere Reisende auf ihn aufmerksam<br />
geworden. „Wir freuen uns,<br />
dass die Schönheit und Vielfalt<br />
unseres Landes auch Prominenz<br />
aus Hollywood anzieht“, sagt<br />
Maureen Posthuma, Leiterin des<br />
namibischen Fremdenverkehrsamtes<br />
in Frankfurt. Die Bekanntheit<br />
der prominenten Besucher<br />
trägt sicherlich dazu bei, dass<br />
immer mehr Touristen das Land<br />
im Süden Afrikas entdecken.<br />
Dennoch möchte die Behörde<br />
nicht von einem direkten Zusammenhang<br />
sprechen. Schon seit<br />
2004 nimmt die Besucherstatistik<br />
zu. Auf rund 150 000<br />
wird die Zahl der ausländischen<br />
Urlauber pro Jahr geschätzt. Tendenz<br />
steigend.<br />
Auch das kleine Königreich Lesotho,<br />
das in Südafrika liegt, berichtet<br />
von gestiegenen Anfragen.<br />
Der britische Prinz Harry<br />
engagiert sich dort karitativ.<br />
Die wohl berechtigtste Hoffnung<br />
auf mehr Tourismus liegt in der<br />
Fußballweltmeisterschaft 2010<br />
in Südafrika. Und dann locken<br />
wieder Adel und Prominenz,<br />
nämlich „König“ Fußball. > Bananen, Blumen, Wein – die<br />
Supermarktketten bauen ihr Angebot<br />
an fair gehandelten Waren aus.<br />
Doch nicht aus Nächstenliebe.<br />
„Das Interesse der Kunden an fair<br />
gehandelten Produkten nimmt zu“,<br />
sagt Dieter Overath, Geschäftsführer<br />
von TransFair. „Deswegen setzt<br />
sich jetzt auch der Handel verstärkt<br />
MAGIE IM VATIKAN<br />
>> Kaum ein anderes Segment im<br />
Büchermarkt boomt zur Zeit so<br />
stark wie die Ratgeberliteratur. Ein<br />
sorgenfreies Leben, Erfolg in Beruf<br />
und Liebe, neues Selbstbewusstsein<br />
oder übersinnliche Erfahrung – alles<br />
ist im Angebot. Die Zunahme von<br />
pseudo-religiösen Gruppierungen<br />
stellt die christliche Seelsorge vor<br />
neue Herausforderungen. Denn viele<br />
Priester und kirchliche Mitarbeiter<br />
wissen oftmals nicht, wie sie auf<br />
diese Phänomene reagieren sollen.<br />
Aus diesem Grund hat die vatikanische<br />
Universität „Angelicum“ seit<br />
Mitte Mai dieses Jahres einen<br />
neuen Lehrstuhl für „nicht-konventionelle<br />
Religionen und Spiritualität“<br />
eingerichtet. Der Vatikan will<br />
der Ausbreitung von Sekten damit<br />
verstärkt entgegenwirken.<br />
FAIR-KAUF STEIGT<br />
für unsere Waren ein.“ Als Gründe<br />
für die steigende Nachfrage nennt<br />
Overath die sich häufenden Lebensmittelskandale<br />
und das stärkere<br />
Engagement des Handels, der mittlerweile<br />
offensiver für TransFair-<br />
Produkte wirbt.<br />
Erst vor einem Jahr ist sie auf den<br />
Markt gekommen und ist bereits<br />
ein Verkaufsschlager: Die Bio-Banane.<br />
Sie verkauft sich schon fast so<br />
gut wie das umsatzstärkste fair<br />
gehandelte Produkt, Kaffee.<br />
Die faire Bohne verzeichnet zum<br />
Vorjahr ein Absatzplus von zehn<br />
Päpstliche Universität richtet Lehrstuhl für Esoterik ein<br />
40 Prozent mehr fair gehandelte Produkte gingen<br />
in Deutschland über den Ladentisch<br />
„Inhaltlich wird sich das Angebot<br />
zum einen auf das Kennenlernen<br />
der gegenwärtigen esoterischen Szene<br />
erstrecken, aber auch auf die vielen<br />
konfliktträchtigen Sinn- und<br />
Therapieangebote“, sagt der deutsche<br />
Religionshistoriker und Priester<br />
Michael Fuss. Er ist der erste<br />
Dozent am neuen Lehrstuhl. Außerdem<br />
sollen die Studierenden lernen,<br />
Menschen zu begleiten, die eine<br />
Sekte verlassen haben und nach<br />
Orientierung suchen. Wissenschaftliche<br />
wie praktische Kenntnisse<br />
über Therapiemöglichkeiten und<br />
psychologische Methoden stehen<br />
im Lehrplan.<br />
Gastdozenten aus unterschiedlichen<br />
Kulturkreisen werden am<br />
Lehrstuhl für die Studierenden<br />
Vorlesungen halten.