Herunterladen - International Police Association
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IPA aktuell 2/2013<br />
Ein VOPO... .<br />
..was ist das denn?<br />
Ein VOPO - was ist das denn? In irgendeinem Zusammenhang<br />
hatte ich in einer Vorlesung an der Fachhochschule das<br />
Wort VOPO in den Mund genommen. Und prompt kam<br />
diese Frage von einem jungen Kommissaranwärter. An den<br />
Mienen der anderen war zu erkennen, dass er nicht der<br />
einzige war, der mit dem Begriff nichts anfangen konnte.<br />
Einige Wochen später stand ich mit dem Leiter der IPA-<br />
Landesgruppe Brandenburg, Thomas Loschek, in einer<br />
High-Tech-Leitstelle in Potsdam. Von dort aus werden die<br />
Einsätze quer durch‘s Land Brandenburg koordiniert. Mir<br />
ging die Frage durch den Kopf, wie das wohl vor 25 Jahren<br />
ausgesehen haben mag... Antwort auf Seite 10.<br />
Also für die jüngeren Leserinnen und Leser: Die Volkspolizei<br />
war die Polizei in der Deutschen Demokratischen Republik.<br />
Sie wurde 1945 in der Sowjetischen Besatzungszone gegründet<br />
und verfügte 1990 über rund 80.000 Polizeibeamtinnen und<br />
-beamte.<br />
Die Volkspolizei unterstand dem Ministerium des Inneren<br />
und war in Schutzpolizei, Verkehrspolizei, Kriminalpolizei,<br />
Wasserschutzpolizei und Transportpolizei gegliedert.<br />
Darüber hinaus war sie für das Pass- und Meldewesen<br />
zuständig.<br />
Mit dem Beitritt der DDR zur Bundesrepublik Deutschland<br />
im Jahr 1990 stellten die neu gegründeten Bundesländer<br />
Länderpolizeien auf.<br />
Der Artikel auf den nachfolgenden Seiten erschien in IPA<br />
aktuell 2/1989 am 15. März 1989, also 8 Monate vor dem Fall<br />
der Berliner Mauer. Der Autor, Jürgen Klös, weist ausdrücklich<br />
darauf hin, dass der Artikel damals aus „westlicher Sicht“ und<br />
unter Nutzung der damals zur Verfügung stehenden Quellen<br />
entstanden ist. Aber: Es war das Bild, das westdeutsche<br />
Polizisten hatten, als sie erstmals auf Kollegen der Volkspolizei<br />
trafen - auf Kollegen mit denen sie heute Dienst versehen.<br />
Ein ganz normaler Einsatz der Volkspolizei<br />
Im Leben eines jeden Polizisten gibt es immer wieder Einsätze,<br />
die man niemals vergißt.<br />
Es war im Sommer 1984/1985, das Datum kann nicht mehr so<br />
genau definiert werden.<br />
Mit dem Funkstreifenwagen Wartburg 353 (Toni 391) der<br />
Verkehrspolizei Marzahn habe ich damals meinen Chef<br />
zur Beratung der Dienststellenleiter nach Marzahn in die<br />
Marchwitza-Straße gebracht.<br />
Nachdem ich den damaligen VK-Leiter, Major der VP B.L., dort<br />
abgesetzt habe, bin ich alleine auf Streife gefahren. Als ich die<br />
Allee der Kosmonauten in Richtung Springpfuhlbrücke befahre,<br />
winkt mir in Höhe des damaligen Kino „Sojus“ ein Mann mit<br />
einem Kleinkind auf dem Arm zu und bat mich anzuhalten. Ich<br />
hielt darauf sofort den Funkstreifenwagen an und fragt nach<br />
seinem Anliegen. Er sagte wörtlich zu mir: „Können Sie mich<br />
bitte zum Kinderkrankenhaus nach Lindenhof (Stadtbezirk<br />
Lichtenberg) fahren, mein Kind ist nicht mehr ansprechbar, es<br />
besteht Verdacht auf Gehirnhautentzündung!“<br />
Meine Frage, warum er keinen Rettungswagen gerufen hat,<br />
beantwortete er mit den Sätzen „Ich habe dort angerufen, aber<br />
man hat mir gesagt, dass ich die öffentlichen Verkehrsmittel<br />
benutzen soll.“<br />
Sofort wurde die Einsatzleitstelle der Berliner Verkehrspolizei,<br />
Toni 25, über diesen Sachverhalt informiert.<br />
Wieder war es der Oberleutnant der VP Hahn, einer der<br />
fähigsten Leit- und Koordinierungsoffiziere der Berliner<br />
Verkehrpolizei, der sofort T 391 folgenden Auftrag erteilte: „Toni<br />
391! Nehmen Sie die Person mit Kind an Bord und fahren Sie<br />
mit Signal (Sondersignal) zum Kinderkrankenhaus Lindenhof!<br />
Ich werde Sie dort anmelden!“<br />
Gleichzeitig gab er folgenden Rundspruch an alle im Bereich<br />
befindlichen Funkmittel der Verkehrspolizei raus: „Achtung!<br />
An alle im Bereich befindlichen Funkmittel! Toni 391 fährt mit<br />
einem schwerkranken Kind von der Allee der Kosmonauten<br />
zum Kinderkrankenhaus nach Lindenhof. Mit Signal auf die<br />
Leninallee! Besetzen Sie umgehend die Fahrstrecke zum<br />
Krankenhaus Lindenhof und gewähren Sie Toni 391 die freie<br />
Durchfahrt!“<br />
Ich konnte damals gar nicht so schnell fahren und denken, so<br />
schnell waren wirklich alle Kreuzungspunkte besetzt und ich<br />
befuhr in Alleinfahrt die Leninallee in Richtung Krankenhaus<br />
Lindenhof und musste weder anhalten noch bremsen.<br />
Am Krankenhause Lindenhof angekommen standen Ärzte und<br />
Schwester mit einer Trage bereits vor der Tür. Das Kind wurde<br />
sofort in das Krankenhaus gebracht und der Vati des Kindes<br />
bedankte sich noch einmal ganz herzlich bei der Berliner<br />
Verkehrspolizei.<br />
Als ich das Krankenhaus verlassen und wieder anfahren wollte,<br />
gab es ein lautes Knackgeräusch und die Antriebswelle der<br />
Vorderachse war gebrochen. Es erfolgte die Meldung an Toni<br />
25 und Oberleutnant Hahn sagte ruhig und gelassen: „Toni 391,<br />
auch das werden wir veranlassen ! Ich bedanke mich bei allen<br />
Funkmitteln für Ihren Einsatz!“ E N D E<br />
von IPA-Freund Anreas Hinz<br />
IPA-Verbindungsstelle Waren/Müritz<br />
www.ipa-deutschland.de