Ärzteblatt März 2013 - Ärztekammer Mecklenburg-Vorpommern
Ärzteblatt März 2013 - Ärztekammer Mecklenburg-Vorpommern
Ärzteblatt März 2013 - Ärztekammer Mecklenburg-Vorpommern
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
ÄRZTEBLATT<br />
3/<strong>2013</strong><br />
MECKLENBURG-VORPOMMERN<br />
Korruption oder Diffamierung<br />
Proaktives Screening- und Untersuchungsprogramm<br />
zur Prävention kardiovaskulärer Erkrankungen<br />
Als Arzt auf dem Dach der Welt
Inhalt<br />
Leitartikel<br />
Korruption oder Diffamierung 80<br />
Wissenschaft und Forschung<br />
Proaktives Screening- und Untersuchungs-<br />
programm zur Prävention kardiovaskulärer<br />
Erkrankungen 81<br />
Leserbriefe<br />
Leserbriefe zum Artikel von Dr. Ziegelasch 82<br />
Stellungnahmen zu den Leserbriefen 87<br />
Antwort auf Leserzuschriften 88<br />
Aus der Kammer<br />
Als Arzt auf dem Dach der Welt 90<br />
Telefonnummern der Geschäftsstelle der<br />
<strong>Ärztekammer</strong> 94<br />
HIV-PEP-Notfalldepots in <strong>Mecklenburg</strong>-<br />
<strong>Vorpommern</strong> 95<br />
Veranstaltungen und Kongresse<br />
Impfkurse in <strong>Mecklenburg</strong>-<strong>Vorpommern</strong> 96<br />
Veranstaltungen der <strong>Ärztekammer</strong> M-V 96<br />
Veranstaltungen in unserem Kammerbereich 97<br />
Veranstaltungen in anderen Kammerbereichen 99<br />
AUSGABE 3/<strong>2013</strong> 23. JAHRGANG<br />
Aus der Kassenärztlichen Vereinigung<br />
Recht<br />
Öffentliche Ausschreibung 99<br />
Aus der Praxis der Norddeutschen<br />
Schlichtungsstelle 100<br />
Kongressbericht<br />
40. Jahreskongress der Deutschen Gesellschaft<br />
für Rheumatologie 2012 in Bochum 102<br />
Buchvorstellungen<br />
Für Sie gelesen 104<br />
Service<br />
Goldenes Doktordiplom 108<br />
Neue Norovirus-Variante in vielen Ländern<br />
auf dem Vormarsch 108<br />
Kulturecke<br />
Tag der Begegnung der Ärztesenioren<br />
am 22. April <strong>2013</strong> 108<br />
Tag der Begegnung am 23.11.2012 109<br />
„Dr. sc. hum.“? 110<br />
Die lustigen Nibelungen 110<br />
Personalien<br />
Nachruf: Prof. Dr. med. Tim Müller 111<br />
Wir beglückwünschen 112<br />
Impressum 112<br />
Seite 79
LEITARTIKEL<br />
Korruption oder Diffamierung<br />
Die Druckerschwärze des Leitartikels von Dr. Crusius im Februarheft<br />
war noch gar nicht trocken, da spülen die Medien<br />
(FAZ vom 18.01.<strong>2013</strong>) einen Bericht des Vorstandes des GKV-<br />
Spitzenverbandes an den Verwaltungsrat über die Arbeit der<br />
Krankenkassen-Stellen zur Bekämpfung von Fehlverhalten<br />
im Gesundheitswesen an die Öffentlichkeit. Der Bericht<br />
ist (überraschenderweise) bereits vom 05.09.2012 datiert<br />
und bezieht sich auf die Jahre 2010 und 2011. Zweifellos<br />
ist dieser Bericht zur Vorlage und zum Perpetuum mobile der<br />
reißerischen und diffamierenden Berichterstattung der letzten<br />
Wochen und Monate geworden.<br />
Die Stellen zur Bekämpfung von Fehlverhalten im Gesundheitswesen<br />
bei den Krankenkassen bzw. beim Spitzenverband<br />
der GKV haben im o. g. Zeitraum knapp 43.000 Hinweise<br />
auf ein Fehlverhalten bekommen, sind (zusammen mit<br />
Altfällen) etwa 55.000 Hinweisen nachgegangen und haben<br />
33.600 Fälle abgeschlossen. An die Staatsanwaltschaft gemeldet<br />
wurden ganze 2.602 Fälle. Selbst wenn man unterstellt,<br />
dass allen 2.602 Fällen ein Straftatbestand zugrunde<br />
liegt, bleibt völlig ungewiss, welche Berufsgruppe hier Täter<br />
geworden ist: Unbekannt bleibt, ob sich die Prüfungen gegen<br />
ein Sanitätshaus, Groß- oder Zwischenhändler für Medikamente,<br />
Apotheker, Physiotherapeuten, Ergotherapeuten,<br />
Krankenhäuser, Krankengymnasten, Podologen, Ärzte, Versicherte,<br />
Hebammen oder gegen einen Rettungsdienst richten.<br />
Der GKV-Spitzenverband musste auf Nachfrage einräumen,<br />
dass eine Darstellung der Fälle ausdifferenziert nach<br />
Berufsgruppen wegen der heterogenen Datenerfassung der<br />
einzelnen Kassen nicht möglich ist. Überdies kann derselbe<br />
Fall mehrfach erfasst sein, wenn mehrere Kassen beteiligt<br />
sind.<br />
Dennoch – und wider besseres Wissen – spricht GKV-Verbandsvorstand<br />
Gernot Kiefer von 55.000 Fällen des Fehlverhaltens<br />
niedergelassener Ärzte. Das ist nicht nur Diffamierung<br />
– das ist Volksverhetzung! Darf man da Politikern<br />
und Journalisten eigentlich noch Vorwürfe machen? Dürfen<br />
Sie nicht auf die Worte eines so exponierten Vorstandes des<br />
GKV-Spitzenverbandes vertrauen? Offensichtlich nicht, denn<br />
offensichtlich steht ein Demagoge an der Spitze der GKV!<br />
Unkritischen Skandal-Journalisten allerdings muss man Vorwürfe<br />
machen: Der 142-seitige Bericht steht zur Verfügung<br />
und die o. g. Zahlen finden sich bereits auf Seite 32. Und<br />
Schnellschüsse waren in der Politik noch nie zielführend.<br />
Wenn auch 2.602 staatsanwaltschaftliche Ermittlungsverfahren<br />
in zwei Jahren angesichts von über drei Milliarden Arzt-<br />
Patienten-Kontakten im gleichen Zeitraum eine vergleichsweise<br />
geringe Zahl darstellen, sind es immer noch 2.602 Fälle<br />
zu viel. Nicht jedes dieser Verfahren wird die Straftat eines<br />
Arztes aufdecken, nicht jedem Fehlverhalten liegt Korruption<br />
zugrunde; Abrechnungsbetrug beispielsweise geht auch<br />
ganz ohne Korruption.<br />
Natürlich ist die Ärzteschaft nicht immun gegen Korruption<br />
– wie alle anderen Berufsgruppen auch. (Es soll ja sogar korrupte<br />
Beamte geben …) Allerdings gibt es auch kaum eine<br />
Berufsgruppe, in der Korruption bereits jetzt so konsequent<br />
und vielfältig begegnet wird, wie in der Ärzteschaft: Neben<br />
dem allgemeinen Strafrecht steht die strafbewehrte Berufsordnung;<br />
Verhaltenskodizes regeln die Beziehungen zur<br />
Pharma- und Medizintechnik-Industrie; hinzu kommen noch<br />
die durch SGB V und XI legitimierten „Hinweis-Sammler“ des<br />
GKV-Spitzenverbandes.<br />
Instrumente gibt es genug; dem „Mediziner-BGB“ muss nicht<br />
auch noch ein „Mediziner-StGB“ folgen. Die Politik bleibt<br />
aufgefordert, die vielfältigen Überregulierungen ärztlicher<br />
Tätigkeit auf ein vernünftiges Maß zurückzuschrauben sowie<br />
über die Aufgaben und Besetzung bestimmter Gremien im<br />
Gesundheitswesen neu nachzudenken.<br />
Es ist billigster Populismus und kein Zeichen hehrer Gesinnung<br />
der Ärzteschaft insgesamt Korruption vorzuwerfen.<br />
Sicher – es gibt sie, die Einzelfälle, und es bleiben Einzelfälle<br />
(trotz demagogischer Zahlenspielereien), mit denen die Gesellschaft<br />
ohne großes Tamtam fertig werden kann. Auch der<br />
Begriff der Korruption im Gesundheitswesen darf hinterfragt<br />
werden. In fast allen anderen gesellschaftlichen Bereichen ist<br />
von Sponsoring, Lobby-Arbeit, Unterstützung und Förderung<br />
die Rede, was in der Medizin schnell in die Nähe von Korruption<br />
gerückt wird. Auf jeden Fall ist es Diffamierung, wenn<br />
die Unterstützung ärztlicher Fortbildung durch die Wirtschaft<br />
als Korruption betrachtet wird. Keine Tagung, kein<br />
Kongress kann angesichts der explodierten Kosten mehr allein<br />
von den Teilnehmern finanziert werden. Dies gilt selbst<br />
für einzelne Vorträge, jedoch nur bei bestimmten Referenten.<br />
Es wird endlich Zeit, dass Politiker und Medienvertreter ehrlich<br />
und fair mit der Ärzteschaft umgehen, so wie sie es als<br />
Einzelpersonen von ihrem Arzt oder ihrer Ärztin erwarten<br />
und gewohnt sind.<br />
Dr. Wilfried Schimanke<br />
Seite 80 ÄRZTEBLATT MECKLENBURG-VORPOMMERN
AUSGABE 3/<strong>2013</strong> 23. JAHRGANG<br />
WISSENSCHAFT UND FROSCHUNG<br />
Proaktives Screening- und Untersuchungsprogramm<br />
zur Prävention kardiovaskulärer<br />
Erkrankungen<br />
Sabina Ulbricht, Diana Gürtler, Christian Meyer, Jennis Freyer-Adam, Marcus Dörr,<br />
Stephan B. Felix, Ulrich John<br />
Herz-Kreislauf-Erkrankungen sind in der Bevölkerung weit verbreitet.<br />
Um durch gemeinsame Forschung die Prävention, Diagnostik<br />
und Therapie dieser Erkrankungen zu verbessern wurde<br />
Ende 2011 das Deutsche Zentrum für Herz-Kreislauf-Forschung<br />
e.V. (DZHK) gegründet.<br />
Bundesweit arbeiten Wissenschaftler an sieben Standorten<br />
(Berlin, Göttingen, Hamburg/Lübeck/Kiel, Heidelberg/Mannheim,<br />
RheinMain, München und Greifswald) in acht Programmgruppen,<br />
z. B. zu Gefäßerkrankungen, Herzinsuffizienz, erblich<br />
und entzündlichen Herzerkrankungen, Herzrhythmusstörungen<br />
sowie kardiovaskulärer Prävention zusammen.<br />
In Kooperation mit anderen Standorten werden zukünftig an<br />
der Universitätsmedizin Greifswald Projekte mit dem Schwerpunkt<br />
„kardiovaskuläre Prävention“ durchgeführt. Es sind<br />
Studien für Bevölkerungsgruppen, die ein erhöhtes kardiovaskuläres<br />
Risiko, jedoch noch keine Diagnose einer Herz-Kreislauf-<br />
Erkrankung haben (Primärprävention) und für Patientinnen<br />
und Patienten mit manifesten kardiovaskulären Erkrankungen,<br />
z. B. mit abgelaufenem Herzinfarkt oder Herzinsuffizienz (Sekundärprävention),<br />
geplant.<br />
Eine erste Studie im Bereich der Primärprävention hat das<br />
Ziel, geeignete Zugangswege für ein proaktives Screening- und<br />
Untersuchungsprogramm bzw. perspektivisch auch ein Interventionsangebot<br />
zu testen. Ein erstes Teilprojekt wurde von<br />
Juni bis Dezember 2012 in elf Hausarztpraxen der Hansestadt<br />
Greifswald durchgeführt. Über einen Zeitraum von zwei Wochen<br />
pro Praxis, wurde allen Patientinnen und Patienten, die<br />
am Tag ihres Praxisbesuchs den Hausarzt konsultieren wollten<br />
und zwischen 40 und 75 Jahre alt waren, die Teilnahme an einem<br />
Screening- und Untersuchungsprogramm angeboten.<br />
Dieses beinhaltete die Teilnahme an einer tabletgestützten Befragung,<br />
eine einmalige Blutdruckmessung sowie eine Blutentnahme.<br />
Die Teilnahme an der Befragung war Voraussetzung,<br />
um in die Studie eingeschlossen zu werden. Im Anschluss an das<br />
Programm in der Praxis erfolgte eine Einladung zu weiterführenden<br />
Untersuchungen in das Herz-Kreislauf-Untersuchungszentrum<br />
des DZHK an der Universitätsmedizin Greifswald. Diese<br />
galt für Personen, die anamnestisch keine kardiovaskuläre Vorerkrankung<br />
(Herzinfarkt, Schlaganfall, interventioneller oder<br />
operativer Gefäßeingriff), keinen Diabetes mellitus und einen<br />
Body-Maß-Index < 35 hatten und deren Meldeadresse sich im<br />
Postleitzahlbereich Greifswald oder Amt Landhagen befand.<br />
Das Untersuchungsprogramm umfasste die standardisierte<br />
Messung von Körpergröße, Körpergewicht, Hüft- und Taillenumfang<br />
sowie eine Blutdruckmessung nach WHO-Standard, ein<br />
Ruhe-EKG, und die Durchführung einer Spiroergometrie inklusive<br />
Lungenfunktionsmessung. Zudem erfolgten eine weitere<br />
Blutentnahme und Abgabe von Urin. In einem abschließenden<br />
ärztlichen Gespräch wurden wichtige Untersuchungsergebnisse<br />
erläutert. Zusätzlich wurden einzelne Befunde inhaltlich und<br />
graphisch verständlich aufgearbeitet und den Teilnehmerinnen<br />
und Teilnehmern per Befundbrief zugestellt.<br />
Auf welche Akzeptanz traf dieses Screening- und Untersuchungsangebot<br />
bei Patientinnen und Patienten?<br />
Insgesamt wurden über den Zeitraum von 22 Wochen 2706 Personen<br />
angesprochen, davon waren 1357 zwischen 40 und 75<br />
Jahre alt. Nach Abzug der Personen ohne Arztkontakt und jener,<br />
die zu krank, kognitiv beeinträchtigt oder über unzureichende<br />
deutsche Sprachkenntnisse verfügten, verblieben 879.<br />
Im Gespräch mit einer Studienteilnehmerin bei der Vorbereitung der<br />
Spiroergometrie. Foto: Christine Fehlhaber<br />
Seite 81
WISSENSCHAFT UND FORSCHUNG / LESERBRIEFE<br />
Von diesen nahmen 490 (55,8%) an der Befragung teil, darunter<br />
199 Männer und 291 Frauen. Personen, die an der Screeningbefragung<br />
in der Praxis teilnahmen, waren häufig jünger<br />
und weiblich, verglichen mit Nichteilnehmenden. Ein Anteil von<br />
86,7% (n=426) berichtete über keine kardiovaskulären Vorerkrankungen<br />
bzw. Diabetes mellitus. Von 310 Personen, die die<br />
Einschlusskriterien für das weiterführende Untersuchungsprogramm<br />
erfüllten, erklärten 269 (86,8%) ihre Teilnahmebereitschaft.<br />
Bis zum 31.12.2012 hatten 228 Teilnehmerinnen und<br />
Teilnehmer das Untersuchungsprogramm im Herz-Kreislauf-<br />
Zentrum durchlaufen.<br />
Zusammenfassend wird eingeschätzt, dass proaktiv initiiert, für<br />
das Screening- und Untersuchungsangebot ein großer Teil von<br />
Personen ohne bisherige kardiovaskuläre Vorerkrankung adressiert<br />
und für das Programm interessiert werden konnte.<br />
Der Erfolg dieses Teilprojekts wurde in hohem Maße von der<br />
Kooperationsbereitschaft der niedergelassenen Hausärztinnen<br />
Leserbriefe zum Artikel von Dr. Ziegelasch<br />
„Interdisziplinäre Behandlung des Typ-2-Diabetikers – Vorschläge aus Sicht des Diabetologen“<br />
<strong>Ärzteblatt</strong> <strong>Mecklenburg</strong>-<strong>Vorpommern</strong>, Heft 12/2012, S. 442-445<br />
I.<br />
Mit Interesse habe ich den Artikel von Herrn Kollegen Ziegelasch<br />
im <strong>Ärzteblatt</strong> <strong>Mecklenburg</strong>-<strong>Vorpommern</strong> über die interdisziplinäre<br />
Behandlung des Typ-2-Diabetikers gelesen [1]. Diese<br />
Ausführungen stellen die persönliche Meinung von Herrn<br />
Dr. Ziegelasch dar und sind als solche natürlich zu respektieren.<br />
Ich erlaube mir jedoch, darauf hinzuweisen, dass seine Aussagen<br />
in sehr vielen Punkten nicht dem aktuellen Stand der Wissenschaft<br />
entsprechen und nicht mit den Inhalten gültiger Leitlinien<br />
übereinstimmen. Dies soll an einigen Beispielen erläutert<br />
werden.<br />
1. Nach den aktuellen Leitlinien wird generell eine Blutdruckeinstellung<br />
auf systolische Werte unter 140 mmHg empfohlen<br />
[2]. In der ACCORD-Studie [3] konnte gezeigt werden,<br />
und Hausärzte, der Praxismitarbeiterinnen und nicht zuletzt<br />
der Patientinnen und Patienten mitbestimmt. An dieser Stelle<br />
ein herzlicher Dank an alle teilnehmenden Praxen für die Unterstützung.<br />
In einem zweiten Teilprojekt wird das Programm seit Januar<br />
<strong>2013</strong> im Zugangsweg Jobcenter <strong>Vorpommern</strong>-Greifswald getestet.<br />
Korrespondenzanschrift:<br />
Dr. Sabina Ulbricht MPH<br />
Universitätsmedizin Greifswald<br />
Deutsches Zentrum für Herz-Kreislauf-Forschung (DZHK)<br />
Institut für Epidemiologie und Sozialmedizin<br />
Walther-Rathenau-Str. 48<br />
17475 Greifswald<br />
E-Mail: ulbricht@uni-greifswald.de<br />
Die Redaktion hat ungewöhnlich viele Zuschriften zum Diabetes-Artikel des Kollegen Dr. Ziegelasch erhalten. Dies ist<br />
einerseits erfreulich – zeigt es doch das Interesse an diesem Thema. Andererseits wird darin auch dokumentiert, dass die<br />
Meinungen durchaus kontrovers sind. Auch die Fachkommission wollte keine einheitliche Stellungnahme abgeben.<br />
Wir haben uns daher entschlossen, die ganze Meinungsvielfalt abzubilden. Lesen Sie nachfolgend die Leserbriefe, Stellungnahmen<br />
der Fachkommission und den abschließenden Kommentar des Autors, so dass Sie sich eine eigene Meinung<br />
bilden können.<br />
W. S.<br />
dass eine Blutdrucksenkung auf niedrigere Werte keinen<br />
generellen Vorteil hat.<br />
2. Nach dem Ergebnis der FIELD-Studie hat die Behandlung<br />
mit Fenofibrat keinen überzeugenden Effekt auf die kardiovaskuläre<br />
Mortalität [4]. Auch in Kombination mit einem<br />
Statin kann Fenofibrat die kardiovaskuären Endpunkte<br />
nicht verbessern [5]. Dementsprechend wird diese Therapie<br />
in den Leitlinien nicht empfohlen. Dies gilt auch für die Therapie<br />
mit Nikotinsäure, die in der AIM-HIGH-Studie als zusätzliche<br />
Therapie zu Simvastatin das klinische Ergebnis<br />
nicht verbessern konnte, obwohl die Serumwerte für HDL-<br />
Cholesterin und Triglyceride gesenkt wurden [6]. Diese Therapien<br />
haben allenfalls eine Berechtigung bei sehr hohen<br />
Werten der Serumtriglyceride und entsprechender Gefahr<br />
für eine Pankreatitis.<br />
Seite 82 ÄRZTEBLATT MECKLENBURG-VORPOMMERN
3. Eine generelle Empfehlung zur Therapie mit Thrombozyten-<br />
Aggregationshemmern bei Patienten mit Diabetes ohne vorangegangene<br />
atherosklerotische Ereignisse (Schlaganfall,<br />
Herzinfarkt, arterielle Verschlusserkrankung) ist nicht haltbar.<br />
Die Primärprävention mit niedrigdosiertem ASS kann<br />
zwar das Risiko für Herzinfarkt und Schlaganfall um 10 %<br />
reduzieren, ist aber mit dem nicht unerheblichen gastrointestinalen<br />
Blutungsrisiko verbunden. Die Primärprävention<br />
kann allenfalls bei Patienten mit stark erhöhtem Risiko für<br />
kardiovaskuläre Ereignisse in Erwägung gezogen werden [7].<br />
4. Es gibt keine gesicherten Erkenntnisse, dass eine Senkung<br />
der Harnsäure bei Patienten mit asymptomatischer Hyperurikämie<br />
die kardiovaskulären und renalen Endpunkte beeinflussen<br />
kann. In der Nationalen Versorgungsleitlinie zu Nierenerkrankungen<br />
bei Diabetes [2] wird diese Thematik nicht<br />
einmal erwähnt.<br />
5. Die Mehrzahl der Patienten mit Diabetes mellitus wird gegenwärtig<br />
im Rahmen eines DMP-Programms behandelt.<br />
Diese Programme sehen ein festgelegtes Schema für Kontrolluntersuchungen<br />
vor. In diesem Zusammenhang ist es<br />
nicht sehr hilfreich, wenn Herr Dr. Ziegelasch sein eigenes,<br />
viel umfangreicheres und in vielen Punkten vom DMP abweichendes<br />
Schema vorschlägt.<br />
Die Empfehlungen, die Herr Dr. Ziegelasch in seinem Artikel<br />
gibt, sind in wesentlichen Teilen durch objektive Daten nicht<br />
belegt und führen unnötig zu einer Vermehrung von diagnostischen<br />
Maßnahmen und der ohnehin schon ausufernden Polypharmakotherapie.<br />
Literatur beim Verfasser:<br />
Prof. Dr. med. Wolfgang Kerner<br />
Klinik für Diabetes und Stoffwechselkrankheiten<br />
Klinikum Karlsburg, Greifswalder Str. 11, 17495 Karlsburg<br />
E-Mail: kerner@drguth.de<br />
AUSGABE 3/<strong>2013</strong> 23. JAHRGANG<br />
II.<br />
LESERBRIEFE<br />
Mit Interesse und Erstaunen habe ich den Beitrag von Herrn<br />
Kollegen Ziegelasch in der Dezemberausgabe des <strong>Ärzteblatt</strong>es<br />
<strong>Mecklenburg</strong>-<strong>Vorpommern</strong> über die interdisziplinäre Behandlung<br />
des Typ-2-Diabetikers gelesen 1 . Nach meinem Dafürhalten<br />
stellen diese Ausführungen die persönliche Überzeugung von<br />
Herrn Kollegen Ziegelasch dar.<br />
Ich respektiere die Meinung von Herrn Kollegen Ziegelasch,<br />
erlaube mir jedoch darauf hinzuweisen, dass die Ausführungen<br />
in Bereichen wahrlich nicht dem aktuellen Stand der Wissenschaft<br />
und Forschung entsprechen, noch mit gültigen Leitlinien<br />
kongruent sind.<br />
Ich möchte dies an folgenden Punkten erläutern:<br />
1. Der Blutdruck sollte zuverlässig unter 140 mmHg systolisch<br />
gesenkt werden. Der diastolische Zielblutdruck liegt bei 80<br />
mmHg 2 . Eine niedrigere Blutdruckeinstellung zeigt keine<br />
weitere Reduktion kardiovaskulärer Ereignisse bei Patienten<br />
mit Typ-2-Diabetes mellitus. In der ACCORD-Studie wies die<br />
intensiv therapierte Gruppe (systolischer Blutdruck < 120<br />
mmHg) mehr schwerwiegende Ereignisse bei Patienten mit<br />
Diabetes mellitus 2 wie Hypokaliämien und Verschlechterung<br />
der Nierenfunktion auf als die Vergleichsgruppe (systolischer<br />
Blutdruck < 140 mmHg) 3 .<br />
2. Die Analyse der FIELD-Studie zeigt bei Patienten mit Diabetes<br />
mellitus 2 keinen Unterschied im Hinblick der Gesamtmortalität<br />
und der kardiovaskulären Mortalität zur Placebo-<br />
Gruppe. Es traten jedoch signifikant häufiger Pankreatitiden<br />
und Lungenembolien in der Fenofibrat-Gruppe auf. Die<br />
Fibrattherapie ist bezogen auf die FIELD-Studie zur Reduktion<br />
der Mortalität bei Patienten mit Typ-2-Diabetes mellitus<br />
nicht von Vorteil 4 . Im Hinblick der Reduktion der kardiovas-<br />
Seite 83
LESERBRIEFE<br />
kulären Mortalität ist eine zielgerichtete LDL-Senkung mittels<br />
CSE-Hemmer sicherlich effektiver.<br />
3. Die unkritische Äußerung einer generellen Therapie mit<br />
Thrombozytenaggregationshemmern bei Patienten mit Typ-<br />
2-Diabetes in der Primärprävention entspricht weder der aktuellen<br />
Datenlage, noch den Konsensusempfehlungen 5, 6 .<br />
Allenfalls kann ein Einsatz bei Hochrisikopatienten, deren<br />
10-Jahres kardiovaskuläres Risiko > 10% ist, erwogen werden.<br />
Zu beachten ist, dass der Benefit der Aspirintherapie in<br />
der Primärprävention jedoch geringer ist als das Risiko gastrointestinale<br />
Blutungen zu provozieren 6 .<br />
4. Zwar ist eine asymptomatische Hyperurikämie mit dem Risiko<br />
eines erhöhten Blutdrucks, endothelialer Dysfunktion und<br />
Verschlechterung der Nierenfunktion assoziiert, jedoch gibt<br />
es bislang keine randomisierte prospektive kontrollierte Studie,<br />
die einen positiven Effekt der Harnsäuresenkung im Hinblick<br />
auf den Erhalt der Nierenfunktion oder Senkung der<br />
kardiovaskulären Mortalität zeigt 7 .<br />
5. Eine Vielzahl der Patienten mit Typ-2-Diabetes werden in<br />
<strong>Mecklenburg</strong>-<strong>Vorpommern</strong> im Rahmen des Disease-Management-Programms<br />
betreut, in dem Kontrolluntersuchungen<br />
nach einem definierten Schema durchgeführt werden.<br />
Gänzlich unklar bleibt, was eine tägliche Messung des Körpergewichts<br />
bei herzgesunden Patienten mit Diabetes mellitus<br />
2 bewirken soll. Geht man davon aus, dass die meisten<br />
Typ-2-Diabetiker übergewichtig oder auch adipös sind, zeigen<br />
Observationsstudien, dass die Selbsstigmatisierung der<br />
Adipositas zu einer verminderten Inanspruchnahme medizinischer<br />
Hilfe führt 8 . Ebenso konnte gezeigt werden, dass die<br />
Selbstwahrnehmung der Adipositas die Teilnahme an sportlichen<br />
Aktivitäten negativ beeinflusst 9 .<br />
6. Im Hinblick der Bestimmungen von Albumin im Urin, Durchführung<br />
des Ruhe-EKGs sowie Kontrolle der Füße wird eine<br />
jährliche Kontrolle, anstatt wie der von Herrn Kollegen Ziegelasch<br />
erwähnten halbjährlichen Intervallen, in entsprechenden<br />
evidenzbasierten Leitlinien respektive den aktuellen<br />
Praxisempfehlungen der Deutschen Diabetes-Gesellschaft<br />
angeführt 10 .<br />
7. Zu der von Herrn Kollegen Ziegelasch erwähnten Lp(a)-Bestimmung<br />
bei allen Patienten mit Typ-2-Diabetes ist zu erwähnen,<br />
dass aus lipidologischer Sicht das Lp(a) nur ein moderater,<br />
unabhängiger Risikofaktor für kardiovaskuläre Erkrankungen<br />
ist. Zudem ist die Struktur variabel und weist<br />
ethnische Unterschiede auf. Nach den aktuellen Leitlinien<br />
der European Atherosclerosis Scociety (EAS) wird eine Lp(a)-<br />
Bestimmung nur in ausgewählten Fällen mit hohem kardiovaskulären<br />
Risiko sowie bei Patienten mit in der Familienanamnese<br />
frühzeitig auftretender kardiovaskulärer Ereignisse<br />
empfohlen. Allerdings besteht hier nur eine C-Level-Evidence<br />
(Expertenmeinung, kleinere Studien, retrospektive Studien,<br />
Registerstudien) 11 . Bislang liegen keine prospektiven Interventionsstudien<br />
zum klinischen Effekt einer Lp(a)-Senkung<br />
vor. Somit ist weder der zum Erreichen eines Nutzens notwendige<br />
Grad der Lp(a)-Senkung bekannt, noch ist klar, ob<br />
überhaupt eine Lp(a)-Senkung eine Risikominimierung bei<br />
KHK zur Folge hat 12 . Gänzlich unklar ist die Situation der<br />
Lp(a)-Intervention bei Patienten mit Typ-2-Diabetes mellitus.<br />
Literatur beim Verfasser:<br />
Priv.-Doz. Dr. med. Stefan Zimny<br />
Klinik für Allg. Innere Medizin, Endokrinologie/Diabetologie<br />
und Geriatrie der HELIOS-Klinken Schwerin<br />
Wismarsche Strasse 393-397<br />
19049 Schwerin<br />
E-Mail: stefan.zimny@helios-kliniken.de<br />
Seite 84 ÄRZTEBLATT MECKLENBURG-VORPOMMERN<br />
III.<br />
Als niedergelassener Diabetologe und Sprecher der Diabetes-<br />
Schwerpunktpraxen <strong>Mecklenburg</strong>-<strong>Vorpommern</strong> muss ich den<br />
o. g. Artikel kritisch kommentieren.<br />
Wie bereits des Öfteren hat Herr Dr. Ziegelasch seine aus stationärer<br />
ärztlicher Tätigkeit erwachsenen subjektiven Ansichten<br />
als allgemeingültig dargestellt. Die Ansichten sind aber in großen<br />
Teilen fachlich nicht haltbar bzw. praxisfern.<br />
Auf Basis dieser Ausführungen würde sich eine unverantwortliche<br />
Polypharmazie und eine ausufernde Dauerdiagnostik der<br />
genannten 160 000 Diabetiker in unserem Bundesland ergeben.<br />
So ist die Empfehlung der Einnahme von ASS 100 für alle Diabetiker<br />
seit langem obsolet (z. B. POPADAD-Studie). Die Abgrenzung<br />
einer Indikation ist schwierig und muss individuell erfolgen.<br />
Der unkritische Konsum harnsäuresenkender Medikation sollte<br />
nicht noch weiter forciert werden. Lehrbücher und Leitlinien<br />
besagen, dass eine mäßige asymptomatische Hyperurikämie<br />
nicht medikamentös zu behandeln ist. Indikation ist klinisch manifeste<br />
Gicht, konkret mehrere Gichtanfälle pro Jahr, Harnsäure-Nephrolithiasis<br />
oder Gichttophi; evtl. auch eine Erhöhung<br />
der Harnsäure auf das 1,5-fache der Norm. Viele unserer Patienten<br />
schleppen eine Allopurinol-Dauermedikation über Jahre<br />
durch, nur weil sie einmalig einen Gichtanfall (oft mit Anlass!)<br />
hatten oder eine mäßige Hyperurikämie aufweisen.<br />
Bezüglich lipidsenkender Therapie sollte statt Erwähnung von<br />
Tredaptive oder Fibrattherapie (mit fraglichem prognostischem<br />
Wert) besser auf indikationsgerechte Statin-Therapie orientiert<br />
werden. Viele KHK-Patienten setzen ihr Statin unbegründet ab.<br />
In der Primärprävention wird viel zu wenig mit Risikokalkulatoren<br />
(z. B. Procam-Score) gearbeitet, was nach Arzneimittelrichtlinien<br />
seit 2009 eigentlich gefordert wird.<br />
Weiterhin formuliert Dr. Ziegelasch, dass die Diabetikerschulung<br />
fast nur Ernährungsprobleme zum Inhalt hat. Die Struktur<br />
der Schulungsprogramme macht klar, dass dies nicht der Fall ist.
Weiterhin sei „gewöhnlich eine erneute Schulung des Diabetikers<br />
im Abstand von zwei Jahren angeraten“. Dazu muss bemerkt<br />
werden, dass die Möglichkeit von Wiederholungsschulungen<br />
in unserem Alltag begrenzt ist (Abrechnungsfähigkeit<br />
Wiederholungsschulung nur teilweise und einmalig drei Jahre<br />
nach strukturierter Schulung).<br />
Auch die Empfehlungen bzgl. der Untersuchungen übersteigen<br />
bei weitem die Kapazitäten unserer kassenärztlichen Arbeit.<br />
Sollen z. B. wirklich alle 160000 Diabetiker jährlich Echokardiographie,<br />
Ergometrie und abdominelle Sonographie erhalten?<br />
Eine vernünftige Diabetikerbetreuung orientiert sich am individuellen<br />
Fall und umfasst zuerst klinisch-anamnestische Aspekte.<br />
Wenn sich daran gezielt weitere Maßnahmen anschließen, können<br />
wir unsere vielen Patienten adäquat untersuchen, aufklären<br />
und behandeln.<br />
Verfasser:<br />
Dr. med. Bert Basan<br />
Goethestr.1a , 18209 Bad Doberan<br />
Sprecher der Arbeitsgruppe Diabetes-Schwerpunktpraxen<br />
des Vereins der Diabetologen <strong>Mecklenburg</strong>-<strong>Vorpommern</strong><br />
IV.<br />
Herr Kollege Ziegelasch hat während seiner Zeit als Diabetologe<br />
und Chefarzt am Zentrum für Innere Medizin des Klinikums<br />
Schwerin die Diabetologie in <strong>Mecklenburg</strong>-<strong>Vorpommern</strong> in erheblichem<br />
Maße geprägt und mitgestaltet. Insbesondere lag<br />
Herrn Dr. Ziegelasch die Fort- und Weiterbildung der ärztlichen<br />
LESERBRIEFE<br />
Kollegen und Diabetesassistentinnen nach den Richtlinien der<br />
Deutschen Diabetesgesellschaft (DDG) am Herzen.<br />
So ist auch der vorliegende Beitrag als umfassender Überblick<br />
zur interdisziplinären Behandlung des Typ-2-Diabetikers vor allem<br />
für hausärztlich tätige Kollegen zu verstehen [1]. Aber auch<br />
die Hinweise an die augenärztlichen Kollegen, insbesondere zur<br />
Bedeutung der regelmäßigen Befundübermittlung und die<br />
Schnittstellenbeschreibung zur Diabetes-Schwerpunktpraxis<br />
sind sehr wichtig.<br />
Trotz aller positiven Aspekte möchte ich auch einige Kritikpunkte<br />
anmerken. Wir leben in einer Zeit, in der pathopysiologisch<br />
sinnvoll erscheinende Therapiekonzepte mittels randomisierter<br />
kontrollierter Studien (RCT) auf ihre klinisch-praktische Wirksamkeit<br />
überprüft werden können. Obwohl der Typ-2-Diabetiker<br />
als kardiovaskulärer Hochrisikopatient einzustufen ist, hat<br />
die Primärprävention mit ASS in großen RCT’s keine relevante<br />
Reduktion kardiovaskulärer Ereignisse zeigen können (JPAD-<br />
und POPADAD-Studie) [2,3]. Im Gegenteil führte das Auftreten<br />
von gastrointestinalen Blutungen zu einem ungünstigen Risiko-<br />
Nutzen-Verhältnis, so dass die Primärprävention mit ASS aktuell<br />
nicht empfohlen werden kann.<br />
Auch eine Blutdrucksenkung < 130/80 mmHg hat sich beim Typ-<br />
2-Diabetiker nicht bewährt (ACCORD-Studie) sondern kann bei<br />
einer Absenkung < 125/75 mmHg und Vorliegen einer KHK sogar<br />
die Mortalität erhöhen (ROADMAP-Studie) [4,5]. Es wird<br />
deshalb in allen aktuellen Hypertonie-Leitlinien und auch in der<br />
Neufassung der Nationalen Versorgungsleitlinie Typ-2-Diabetes<br />
von der DDG ein Zielblutdruck von 130-140/80-85 mmHg angegeben<br />
[6].<br />
Die medikamentöse Triglyceridsenkung mittels Fibraten oder<br />
Nikotinsäure/Laropiprant (Tredaptive ® ) hat bislang ebenfalls<br />
AUSGABE 3/<strong>2013</strong> 23. JAHRGANG Seite 85
LESERBRIEFE<br />
keine Reduktion kardiovaskulärer Ereignisse gezeigt (FIELD-,<br />
ACCORD-LIPID- und AIM-HIGH-Studie) [7-9]. Ob die Serum-Triglyceride<br />
überhaupt einen relevanten Beitrag zur Arteriosklerosemanifestation<br />
und –progression beim Typ-2-Diabetes leisten,<br />
wird zunehmend in Frage gestellt, weshalb weder die Europäische<br />
Diabetesgesellschaft (EASD) noch die DDG therapeutische<br />
Zielwerte für Triglyceride im Serum angeben.<br />
Auch die Aussage zur verspäteten Insulintherapie in <strong>Mecklenburg</strong>-<strong>Vorpommern</strong><br />
möchte ich etwas relativieren. Nach repräsentativen<br />
Daten des Bundesgesundheitsministeriums wies unser<br />
Bundesland 2010 gemeinsam mit Sachsen-Anhalt die höchste<br />
Insulinverordnungsdichte Deutschlands auf (z. B. doppelt so<br />
viele Insulinverordnungen/1000 Einwohner wie Bayern oder<br />
Baden-Württemberg), was bei gleicher Diabetesinzidenz und<br />
Abzug des etwas höheren Altersdurchschnitts eine häufigere<br />
und frühere Insulintherapie impliziert [10]. Auch wenn die Insulinbehandlung<br />
im Einzelfall vielleicht noch etwas früher eingeleitet<br />
werden könnte, haben offensichtlich andere Regionen im<br />
Bundesgebiet hier einen deutlich größeren Nachholbedarf.<br />
V.<br />
Literatur beim Verfasser:<br />
Dr. med. Stephan Arndt<br />
Endokrinologe/Diabetologe DDG<br />
Diabendo Praxiszentrum Rostock<br />
E-Mail: s.arndt@diabendo.org<br />
In dem Beitrag wird ein extremes Kontrollprogramm für Typ-2-<br />
Diabetiker vorgeschlagen, verbunden mit dem unbelegten Vorwurf<br />
an die Ärzteschaft in <strong>Mecklenburg</strong>-<strong>Vorpommern</strong> Diabetiker<br />
nicht ordentlich zu betreuen.<br />
Die dort gemachten Vorschläge werden in Bezug auf ihren Nutzen<br />
für Diabetiker nicht belegt. Gerade bei Diabetes mellitus,<br />
einer chronischen Krankheit, können behandelnde Ärzte nicht<br />
direkt beobachten, wenn Komplikationen, die verhindert werden<br />
sollen, nicht eintreten. Deshalb sind Studien, in denen Patienten<br />
systematisch beobachtet werden, die einzig mögliche<br />
rationale Grundlage für Empfehlungen. Da es dem einzelnen<br />
Arzt meist nicht möglich ist, die Studienlage zu überblicken,<br />
wird diese in evidenzbasierten Leitlinien und systematischen<br />
Übersichtsarbeiten zusammengefasst. Dazu gehört z. B. die Nationale<br />
Versorgungsleitlinie (NVL), die sich bis Oktober 2012 in<br />
der öffentlichen Konsultation befand, oder die Therapieempfehlungen<br />
der Arzneimittelkommission der deutschen Ärzteschaft<br />
(ÄkdÄ) [1, 2].<br />
Die völlig undifferenzierten Vorschläge im Beitrag gehen weit<br />
über Leitlinienempfehlungen oder selbst Vorschläge der Deut-<br />
schen Diabetes Gesellschaft (DDG) hinaus. Sie sind auch jenseits<br />
dessen was zu Lasten der gesetzlichen Krankenversicherung<br />
nach dem Sozialgesetzbuch und Bundesmantelverträgen geleistet<br />
werden kann.<br />
Der Nutzen routinemäßiger jährlicher Abdomen-Sonographien,<br />
Echokardiographien, Ergometrien bei allen Diabetikern u. s. w.<br />
ist nicht belegt und wird weder für das Disease Management<br />
Programm Diabetes, noch von einer nationalen oder internationalen<br />
Leitlinie gefordert. Solche Untersuchungen können individuell<br />
bei erhöhtem Risiko, z. B. bei bekannter KHK empfohlen<br />
werden. Es wird weder auf eine Berücksichtigung individueller<br />
Gesundheitsziele der Patienten noch auf eine von neueren<br />
Leitlinien geforderte Anpassung an das individuell zu bestimmende<br />
kardiovaskuläre Risiko hingewiesen.<br />
Die Empfehlung für den verstärkten Einsatz von Fibraten ist<br />
schlechterdings nicht nachvollziehbar. Der schon lange bekannte<br />
mangelnde Nutzen von Fibraten für Diabetiker (wie für<br />
Nicht-Diabetiker) ist in einer zusammenfassenden Metaanalyse<br />
aktuell erneut wieder nachgewiesen worden [3]. Für die Kombination<br />
Nikotinsäure mit Laropiprant zur Unterdrückung der<br />
Nebenwirkungen gibt es ebenfalls keinen Nutzennachweis auf<br />
einen klinischen Endpunkt [4]. (Anmerkung: das Medikament<br />
wurde aktuell vom Markt genommen). Deshalb werden diese<br />
Substanzen auch in der NVL Koronare Herzkrankheit nicht empfohlen<br />
[5].<br />
Ebenso entspricht die auf unüberprüfbaren Erfahrungen des<br />
Autors beruhende generelle Empfehlung für ASS 100 nicht dem<br />
Strand der Wissenschaft [6].<br />
Es ist anerkannter Standard das medizinische Beiträge einem<br />
sog. Peer-review unterzogen werden und die Autoren eine Interessenskonflikterklärung<br />
veröffentlichen. Dies ist offensichtlich<br />
beides leider nicht erfolgt.<br />
Potentielle Interessenkonflikte des Leserbriefschreibers:<br />
Der Autor ist Mitglied der ständigen Leitlinienkommission der<br />
Deutschen Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin,<br />
außerordentliches Mitglied der Arzneimittelkommission<br />
der deutschen Ärzteschaft und mit Mitglied in Deutschen Netzwerk<br />
evidenzbasierte Medizin. Im Rahmen von Forschungsprojekten<br />
hat er Zuwendungen von verschiedenen Krankenkassen,<br />
der Bertelsmann-Stiftung, der Robert Bosch Stiftung, des Zentralinstituts<br />
der Kassen und staatlichen Förderprogrammen erhalten.<br />
Literatur beim Verfasser:<br />
Prof. Dr. med. Jean-François Chenot, MPH<br />
Universitätsmedizin Greifswald<br />
Institut für Community Medicine<br />
Abteilung Allgemeinmedizin<br />
Ellernholzstr. 1-2, 17487 Greifswald<br />
E-Mail: jchenot@uni-greifswald.de<br />
Seite 86 ÄRZTEBLATT MECKLENBURG-VORPOMMERN
Stellungnahmen zu den Leserbriefen<br />
Es war das Ziel von Herrn Kollegen Ziegelasch, aus der Sicht des<br />
klinischen Diabetologen Vorschläge zu unterbreiten, um die<br />
interdisziplinäre Behandlung des Typ-2-Diabetikers im Sinne des<br />
Patienten zu optimieren. Mit Darlegung dieser Zielstellung hat<br />
Herr Ziegelasch bewusst die eigene langjährige Praxiserfahrung<br />
mit den Ergebnissen validierter Endpunktstudien verbunden.<br />
Dieses Vorgehen ist dem Kollegen durchaus einzuräumen, da<br />
der aktuelle Stand der Wissenschaft die praktische Medizin als<br />
Erfahrungswissenschaft nur unzureichend repräsentiert. Die<br />
daraus resultierende „Diskrepanz zu den aktuellen Leitlinien“<br />
(Leserbrief von Prof. Kerner) hat zu mehreren Kritiken an den<br />
Vorschlägen von Kollegen Ziegelasch geführt.<br />
Sie reflektieren eine selektive Wahrnehmung, die im Alltag ein<br />
sinnvoller Teil der klinischen Tätigkeit ist, jedoch mitunter mit<br />
dem Goldstandard der Evidenz randomisierter kontrollierter<br />
Studien (RCT) kollidiert. Insofern sind die Kritikpunkte der Leserbriefe<br />
von Kollegen Arndt, Kerner und Zimny berechtigt, die<br />
ihre Kritik durch das Aufzeigen der Limitationen einer Primärprävention<br />
mit Thrombozytenaggregationshemmern, der Therapie<br />
der Hypertriglyceridämie und der Hyperurikämie transportieren.<br />
Kollege Basan sieht „die Abgrenzung einer Indikation als<br />
schwierig“ und schlägt eine individuelle Lösung vor. Genau hier<br />
liegt der Stellenwert der täglichen Praxis zur interdisziplinären<br />
Behandlung des Typ-2-Diabetikers. Diese Behandlung setzt neben<br />
der selektiven Wahrnehmung des behandelnden Arztes die<br />
Fertigkeit einer interdisziplinären Betrachtungsweise, unterlegt<br />
durch hohe Fachkompetenz einschließlich der Kenntniss der Ergebnisse<br />
randomisierter kontrollierter Studien, aber auch das<br />
Interesse an der wissenschaftlichen Entwicklung voraus.<br />
Durch den Prozesscharakter dieser Arbeitsweise lassen sich<br />
daraus keine dauerhaft gültigen und verbindlichen Therapierichtlinien<br />
für den individuellen Patienten ableiten.<br />
Das Monitoring wie auch die therapeutische Entscheidung können<br />
sich im Sinne des Patienten nur an einer Nutzen-Risiko-<br />
Bewertung orientieren. Insofern ist z. B. der von Kollegen Ziegelasch<br />
angeregte und von Kollegen Zimny kritisierte Vorschlag<br />
zur täglichen Körpergewichtskontrolle durchaus zu akzeptieren.<br />
Offensichtlich hat die selektive Wahrnehmung des Kollegen<br />
Ziegelasch zu einer Nutzenbewertung (Körpergewicht als<br />
Kontrollmaß der Herzinsuffizienz) im Vergleich zur Risikobewertung<br />
durch Herrn Zimny (Gewichtskontrolle als Selbststigmatisierung<br />
der Adipositas mit verminderter Inanspruchnahme<br />
medizinischer Hilfe) geführt.<br />
Auch das Für und Wider einer halbjährlichen vs. jährlichen Kontrolle<br />
der Füße und die Durchführung eines EKG (Kritikpunkte<br />
von Herrn Zimny und von Herrn Kerner) ist nicht definiert.<br />
Zusammenfassend hat Herr Ziegelasch Vorschläge aus der Sicht<br />
des Diabetologen zur interdisziplinären Behandlung des Typ-<br />
LESERBRIEFE<br />
2-Diabetikers transportiert. Dies sicher nicht mit dem Anspruch,<br />
diese ausschließlich „durch objektive Daten zu belegen“ (Leserbrief<br />
von Herrn Kerner).<br />
Dies ist ein Anspruch der selbst mit der Projektion von Ergebnissen<br />
randomisierter kontrollierter Studien auf den individuellen<br />
Patienten im „Diabetes-Alltag“ kollidiert.<br />
Die Vorschläge von Herrn Ziegelasch berücksichtigen praktische,<br />
nicht sicher durch RCT belegte Erfahrungen, wie z. B. die<br />
Therapie deutlich erhöhter Triglyceride im Sinne der Therapie<br />
der Insulinresistenz. Sie ist nicht ausschließlich auf die Reduktion<br />
der kardiovaskulären Mortalität ausgerichtet (Leserbrief von<br />
Herrn Zimny) und deshalb nicht pauschal zu kritisieren.<br />
Verfasser:<br />
Prof. Dr. med. S. Krabbe<br />
Kreiskrankenhaus Wolgast gGmbH<br />
Chausseestraße 46, 17438 Wolgast<br />
Mitglied der Fachkommission Diabetologie<br />
AUSGABE 3/<strong>2013</strong> 23. JAHRGANG Seite 87
LESERBRIEFE<br />
Bezüglich meiner persönlichen Einstellung zum Artikel von<br />
Herrn Dr. Ziegelasch möchte ich auf meinen Leserbrief (siehe<br />
unter IV.) verweisen.<br />
Die von Herrn Prof. Kerner, Herrn PD Dr. Zimny und Herrn Dr.<br />
Basan angeführten Kritikpunkte sind inhaltlich vollkommen<br />
korrekt und berechtigt. Allerdings wird meiner Meinung nach<br />
die Absicht von Herrn Dr. Ziegelasch, nämlich die Fort- und Weiterbildung<br />
vor allem der hausärztlichen Kollegen, die Thematisierung<br />
der Diabetologie im <strong>Ärzteblatt</strong> M-V und die Schnittstellenbeschreibung<br />
zur spezialisierten Versorgung in den Leserbriefen<br />
nicht gewürdigt, was schade ist. Ich selbst verstehe den<br />
Artikel von Herrn Dr. Ziegelasch auch als Statement für eine<br />
starke ambulante Diabetologie, was meinerseits nur unterstützt<br />
werden kann.<br />
Die von Herrn Prof. Chenot gemachten Ausführungen sind teilweise<br />
inhaltlich nicht korrekt. So können behandelnde Hausärzte<br />
und Diabetologen durchaus beobachten, ob Folgeerkrankungen<br />
bei ihren Patienten eintreten und sicher auch einen<br />
Zusammenhang zwischen HbA1c-Wert und Komplikationsrate<br />
herstellen. Ebenso handelt es sich bei Herrn Dr. Ziegelaschs Ausführungen<br />
keinesfalls um „völlig undifferenzierte Vorschläge“.<br />
Auch wenn einige Empfehlungen (in durchaus wichtigen Punkten)<br />
von aktuellen Leitlinien abweichen, entspricht der Artikel<br />
Antwort auf Leserzuschriften<br />
Für die Leser-Zuschriften zu o. g. Beitrag im <strong>Ärzteblatt</strong> 12/2012<br />
bedanke ich mich sehr.<br />
Ziele für diesen Artikel aus meiner Sicht waren:<br />
1. Vorschläge für die Zusammenarbeit bei der Betreuung<br />
der erheblich zunehmenden Zahl der Menschen mit Diabetes<br />
allen mit diesen Patienten konfrontierten ärztlichen<br />
Kollegen zu unterbreiten und<br />
2. Vorschläge für ein strukturiertes Untersuchungsprogramm<br />
für Typ-2-Diabetiker vorzulegen.<br />
Während der 1. Punkt in den Zuschriften nicht diskutiert wurde,<br />
erfolgte dies bei dem Untersuchungsprogramm umso<br />
mehr. Nicht verstehen kann ich allerdings eine Stellungnahme,<br />
die mir praktisch eine Nichtachtung der Arbeit der niedergelassenen<br />
Kollegen vorwirft. Dies kann mit Sicherheit aus meinem<br />
Beitrag nicht abgeleitet werden und liegt mir auch sehr<br />
fern. Kollegen, die mich in meinen fast drei Jahrzehnten Tätigkeit<br />
in <strong>Mecklenburg</strong>-<strong>Vorpommern</strong> kennen, wissen, dass mir<br />
immer an einer intensiven Zusammenarbeit zum Wohle unserer<br />
Patienten gelegen war und ist.<br />
Zu einigen Kritikpunkten möchte ich Stellung nehmen.<br />
1. Die Leitlinien ändern sich häufig – ich habe mich bei den<br />
von mir vorgeschlagenen Blutdruckwerten an die Meinung<br />
grundsätzlich der aktuellen, leitliniengerechten Behandlung<br />
des Typ-2-Diabetikers und weist in vielen Punkten die erwartungsgemäß<br />
hohe diabetologische Sachkenntnis des Autors<br />
auf.<br />
Dagegen erscheinen die von Herrn Prof. Chenot genannten<br />
Leitlinien-Beispiele eher etwas undifferenziert. Den höchsten<br />
Stellenwert zur Behandlung des Typ-2-Diabetes besitzt in<br />
Deutschland sowohl wissenschaftlich als auch in der praktischen<br />
Anwendung die Leitlinie der Deutschen Diabetes Gesellschaft<br />
(DDG), die nicht genannt wird. Der aktuelle Entwurf der von<br />
Prof. Chenot zitierten Nationalen Versorgungsleitlinie (NVL)<br />
Diabetes bedarf dagegen vor allem aufgrund der Beiträge der<br />
Deutschen Gesellschaft für Allgemeinmedizin und der Arzneimittelkommission<br />
der deutschen Ärzteschaft, deren beider Mitglied<br />
Herr Prof. Chenot offensichtlich ist, noch einer deutlichen<br />
Differenzierung um international diabetologischem Standard<br />
zu entsprechen.<br />
Verfasser:<br />
Dr. med. Stephan Arndt<br />
Diabendo Praxiszentrum Rostock<br />
Mitglied der Fachkommission Diabetologie<br />
vieler Diskussionen mit Experten auf diesem Gebiet und eigene<br />
Erfahrungen gehalten. Sicher kann man gerade über<br />
dieses Problem diskutieren – dies ist ja auch die Absicht<br />
meines Artikels. Noch eine Bemerkung zu den von den Kritikern<br />
meines Artikels immer wieder angeführten Leitlinien<br />
und Studien. Im Mai 2012 veröffentlichte die DDG auf ihrem<br />
Internet-Portal den Beitrag „Krebsrisiko bei Diabetes Typ 2<br />
erhöht: Deutsche Diabetes Gesellschaft empfiehlt Vorsorge<br />
mit Metformin“. In diesem Artikel wird darauf hingewiesen,<br />
dass „eine Therapie mit Sulfonylharnstoffen laut einer<br />
Studie an 112 000 Diabetikern in Großbritannien mit einer<br />
erhöhten Krebssterblichkeit einhergeht“.<br />
Ein weiterer Beitrag der DD vom Januar <strong>2013</strong> lautet: „Sulfonylharnstoffe<br />
erhöhen das Risiko für Herzinfarkt und Schlaganfall“<br />
– eine Tatsache die seit Jahren durch die Untersuchungen<br />
von A. Pfützner und T. Forst bekannt ist. Trotzdem<br />
empfiehlt die DDG in ihren Leitlinien noch immer bei Versagen<br />
der anderen oralen Therapie die Sulfonylharnstoffe.<br />
In diesem Zusammenhang müssen auch die ACCORD- und<br />
ADVANCE-Studie, bei denen im intensivierten Studienarm<br />
deutlich mehr Sulfonylharnstoffe gegeben wurden, kritisch<br />
betrachtet werden. Diese Substanzgruppe begünstigt Hypoglykämien<br />
und schwere kardiale Ereignisse.<br />
Seite 88 ÄRZTEBLATT MECKLENBURG-VORPOMMERN
2. Bei der Diskussion sollte man sich an meinen Text halten:<br />
deutlich erhöhte Triglyceride müssen therapiert werden.<br />
Wenn hier die sehr effektive Ernährung und die Zurückhaltung<br />
des Alkoholkonsums nicht helfen, muss wegen der<br />
Gefahr einer Pankreatitis und Verschlechterung der Diabetes-Einstellung<br />
ein Fibrat hinzugesetzt werden. Nikotinsäure-Präparate,<br />
die ebenfalls sehr effektiv wirken, sind seit<br />
dem Zurückziehen des Medikamentes Tredaptive ® in<br />
Deutschland nicht mehr erhältlich. Was letzteres für die<br />
Therapie des als Risikofaktor für die Arteriosklerose anerkannten<br />
Lipoprotein(a) bedeutet (s. auch aktuelle Stellungnahmen<br />
der DGFF unter www.lipid-liga.de; hier ist auch das<br />
aktuelle Positionspapier der DGFF zum Lipoprotein (a) erhältlich),<br />
muss die Zukunft zeigen.<br />
3. Nach nochmaliger Konsultation des Leiters der Arbeitsgruppe<br />
Kardiologie der DDG, Prof Dr. D. Tschöpe (21.01.<strong>2013</strong>), ist<br />
jeder Typ-2-Diabetiker als Hochrisiko-Patient anzusehen<br />
und sollte auch als Primärprävention einen Thrombozytenaggregationshemmer<br />
erhalten, wenn keine Kontraindikation<br />
besteht. Möglicherweise muss man diesen splitten, weil<br />
die Wirkung zu kurz ist (s. auch M. Spannagel: „Stellenwert<br />
herkömmlicher und neuer Antikoagulantien“, Vortrag auf<br />
der Veranstaltung „Diabetes Face to Face“ am 02.02.<strong>2013</strong> in<br />
Frankfurt/Main). Die Gabe von ASS gilt unabhängig von in<br />
den Zuschriften genannten Studien.<br />
4. Ich habe während der DDR-Zeit immer in Häusern mit einer<br />
angeschlossenen Pathologie gearbeitet. Damals wurde jeder<br />
Verstorbene obduziert. Ich weiß nicht, wie viele Gichtnieren<br />
ich dabei gesehen habe – dies ist aber außerordentlich<br />
eindrucksvoll und prägt sich in das Gedächtnis ein.<br />
Bezüglich der Therapie erhöhter Harnsäurewerte weise ich<br />
auf einen ausgezeichneten Vortrag des Rheumatologen<br />
Prof. Dr. A. Krause, Direktor der Klinik für Innere Medizin<br />
des Immanuel-Krankenhauses Berlin, vom 30.05.2012 in<br />
Berlin hin. „Es gibt gute Daten, die zeigen, dass sich erhöhte<br />
Harnsäurewerte langfristig negativ auf Nieren und Gefä-<br />
AUSGABE 3/<strong>2013</strong> 23. JAHRGANG<br />
LESERBRIEFE<br />
ße auswirken …“. Er empfiehlt die Therapie, beginnend mit<br />
kleinen Dosen Allopurinol (50 bis 100 mg) bei Harnsäurespiegeln<br />
auf jeden Fall von 600 μmol/l, evtl. auch tiefer. Dabei<br />
hat er (ebenso wie viele andere Kollegen) keine ernsten<br />
Nebenwirkungen dieser einschleichenden Therapie gesehen.<br />
5. Zur Insulintherapie: auch, wenn die ORIGIN-Studie in manchen<br />
Punkten kritikwürdig ist, zeigt sie doch eindeutig,<br />
dass eine frühzeitige Insulingabe bei einem Typ-2-Diabetiker<br />
die Beta-Zellen schützt und länger ihre Funktion erhält.<br />
Hier greift mein Kritik-Punkt an: wir insulinieren unsere<br />
Patienten häufig zu spät.<br />
6. Schließlich noch einige Bemerkungen zu Untersuchungen<br />
und Schulungen bei Typ-2-Diabetikern. Über die Häufigkeit<br />
von bestimmten Untersuchungen kann man sicher diskutieren.<br />
Außerordentlich wichtig halte ich aber die jährliche<br />
abdominelle Sonographie bei der erheblichen Karzinomhäufigkeit<br />
des Diabetikers, die Vorstellung der Frauen beim<br />
Gynäkologen und, in Abstimmung mit einem Kardiologen,<br />
die Durchführung einer Ergometrie. Zur wiederholten Schulung<br />
des Menschen mit einem Typ-2-Diabetes gibt es keine<br />
Alternative. Wenn die Zeit dafür nicht vorhanden sein sollte,<br />
muss entsprechend mit den Krankenkassen über eine<br />
bessere Bezahlung verhandelt werden. Bezüglich des Erreichten<br />
durch die DMP-Programme möchte ich noch einmal<br />
das sehr kritische „Weißbuch Diabetes in Deutschland“<br />
von B. Häussler, S. Klein und E.-G. Hagenmeyer empfehlen.<br />
Abschließend eine Bemerkung: Wir haben in Deutschland und<br />
<strong>Mecklenburg</strong>-<strong>Vorpommern</strong> bei der Behandlung des Typ-2-Diabetikers<br />
sicher einiges erreicht. Zufriedenheit bedeutet aber<br />
Stillstand. Ich glaube, dies wollen wir alle nicht.<br />
Verfasser:<br />
Dr. Hans-Jürgen Ziegelasch<br />
Nedederfeld 174, 19063 Schwerin<br />
Seite 89
AUS DER KAMMER<br />
Als Arzt auf dem Dach der Welt<br />
Nepal gehört zu den faszinierendsten<br />
Ländern der Welt. Tempel, Pagoden<br />
und Klöster sind allgegenwärtig<br />
und zeugen von tiefer Religiosität<br />
und der hohen kulturellen Entwicklung.<br />
Kaum ein Hinterhof, in dem<br />
nicht ein Schrein für religiöse Zeremonien<br />
der überwiegend hinduistischen<br />
Bevölkerung zu finden ist.<br />
Die gewaltige Bergwelt des Himalaja<br />
mit seinen friedlichen Einwohnern<br />
zieht viele Reisende in ihren Bann.<br />
Wer aber mit offenen Augen durch<br />
das Land reist, dem können das<br />
Elend und die Armut der Bevölkerung<br />
nicht entgehen.<br />
Nach dem Sturz des Königs 2007 und<br />
Beendigung der bis dahin feudalen<br />
gesellschaftlichen Verhältnisse ist es<br />
der frei gewählten Regierung bis<br />
heute nicht gelungen funktionierende staatliche Strukturen<br />
aufzubauen, geschweige denn eine Verfassung zu verabschieden.<br />
Immerhin ist das, in Jahrhunderten gewachsene<br />
und die Entwicklung des Landes blockierende Kastensystem<br />
abgeschafft worden. Die Umsetzung wird aber noch viele<br />
Generationen dauern, insbesondere auf dem Land.<br />
Derzeit leben in Nepal etwa 29,5 Mio. Menschen. Mit einem<br />
jährlichen Bruttoinlandsprodukt von 1,35 Mrd. Euro und einem<br />
durchschnittlichen Jahreseinkommen von 337 Euro pro<br />
Kopf, gehört Nepal zu den ärmsten Ländern der Welt. Gut<br />
Sadhu (hinduistischer Bettel – und Wandermönch, von Hindus als heilig<br />
verehrt) in Pashupatinath, einem hinduistischen Heiligtum in Kathmandu<br />
Die Altstadt von Kathmandu, Durbar (auf nepalisch Altstadt) Square<br />
70 % der Bevölkerung leben mit einem jährlichen pro Kopf<br />
Einkommen von unter 60 Euro unterhalb der Armutsgrenze.<br />
In ganz Nepal gibt es nur etwa 4000 Ärzte und ca. 5500<br />
Krankenschwestern/-pfleger. Etwa 90 % davon leben und<br />
praktizieren in Großstädten wie Kathmandu, Pokhara oder<br />
Lumbini. Die ländlichen Regionen sind medizinisch unterversorgt.<br />
Daraus resultiert die Tatsache, dass nur gut 10 % der<br />
Bevölkerung Zugang zu medizinischer Versorgung haben.<br />
Das staatliche Gesundheitswesen ist nur rudimentär entwickelt.<br />
Soziale Sicherungssysteme wie Kranken-, Renten- und<br />
Sozialversicherungen gibt es nicht. Jegliche medizinische Behandlung<br />
ist vom Patienten bar zu bezahlen.<br />
Nepal gibt derzeit 2,60 Euro jährlich pro Kopf für die medizinische<br />
Versorgung der Bevölkerung aus. Von der WHO werden<br />
9,00 Euro zur Grundsicherung gefordert.<br />
Der nepalesische Dokumentarfilmer Sudarson Karki hat in<br />
diesem Zusammenhang das Schicksal einer jungen Frau festgehalten,<br />
die mit einem abgestorbenen und halb geborenen<br />
Fetus knapp eine Woche unterwegs war, bis sie medizinische<br />
Hilfe erhalten hat.<br />
Unter dem Eindruck der prekären sozialen Situation der Bevölkerung<br />
hat der deutsche Arzt Dr. Arne Drews 1999 in<br />
Grimma (Sachsen) den Hilfsverein „Nepalmed“ mit anfangs<br />
13 Mitgliedern gegründet. Heute sind wir gut 380 Vereins-<br />
Seite 90 ÄRZTEBLATT MECKLENBURG-VORPOMMERN
mitglieder europaweit. Einige Sponsoren unterstützen den<br />
Verein zusätzlich. Seit 2000 sind wir ein eingetragener (gemeinnütziger)<br />
Verein.<br />
Unsere Hauptaufgaben sind:<br />
Hilfe beim Betrieb von Krankenhäusern<br />
Aus- und Weiterbildung von nepalesischem Personal<br />
Finanzierung der Behandlung der Ärmsten über einen<br />
Charity Fonds<br />
Vermittlung von Einsatzkräften (Ärzte, Schwestern, Pfleger,<br />
Studenten, Physiotherapeuten) nach Nepal<br />
Wir unterstützen vor allem Hospitäler im ländlichen Raum,<br />
wie in Simikot, Dhulikhel oder Amppipal. Es gibt aber auch<br />
Kooperationen mit großen Häusern in Kathmandu.<br />
Unser Referenzobjekt ist das Amppipal Community Hospital<br />
in der Region Gorkha. Das Krankenhaus wurde 1968/69 von<br />
United Mission to Nepal in einer der ärmsten, rein landwirtschaftlich<br />
ausgerichteten Regionen des Landes erbaut. Es<br />
liegt auf einem Plateau in 1100 m Höhe. Der Einzugsbereich<br />
beträgt etwa 250.000 Menschen. Es ist das einzige Krankenhaus<br />
in der Region, in dem auch chirurgische Leistungen angeboten<br />
werden. Andere Behandlungsmöglichkeiten gibt es<br />
nicht. Schlechte hygienische Bedingungen, Mangel- und Unterernährung,<br />
oft unsauberes Trinkwasser, Armut, schwerste<br />
Der alte Königspalast in der Altstadt von Patan im Kathmandu Tal<br />
Handarbeit auf den Terrassenfeldern und katastrophale Lebensbedingungen<br />
für Frauen kennzeichnen die Region. Der<br />
amerikanische Chirurg Thomas Hale („Geheimnisvolles Nepal“,<br />
Hänssler Verlag, 1986) war der erste Arzt, der hier viele<br />
Jahre gearbeitet hat. Vom Tal aus erreicht man das Hospital<br />
in gut vier bis fünf Stunden Fußmarsch oder leidensfähige in<br />
zwei bis drei Stunden mit einem geländegängigen Fahrzeug.<br />
AUSGABE 3/<strong>2013</strong> 23. JAHRGANG<br />
Nachdem United<br />
Mission 2001 quasi<br />
über Nacht das Hospital<br />
verlassen hat,<br />
wurde es zunächst<br />
vom nepalesischen<br />
Stammpersonal weiter<br />
betrieben, bevor<br />
der ehemalige unfallchirurgischeChefarzt<br />
des Warburger<br />
Krankenhauses Dr.<br />
Wolfhard Starke das<br />
Hospital übernommen<br />
hat. Dr. Starke<br />
hat bis Ende <strong>März</strong><br />
2012 als einziger Arzt<br />
hier gearbeitet.<br />
Das Hospital verfügt<br />
über einen großen<br />
Ambulanzbereich, in<br />
dem täglich zwischen<br />
40 und über 100 Pati-<br />
AUS DER KAMMER<br />
Die vergoldete Spitze des Boudnath Stupa,<br />
dem mit 110 m Durchmesser zweitgrößten<br />
Stupa der Welt in Kathmandu. Buddhistisches<br />
Heiligtum<br />
enten versorgt werden. Für die Diagnostik stehen ein Röntgengerät,<br />
ein kleines Ultraschallgerät, EKG, Labor, HNO- und<br />
Augenuntersuchungsmöglichkeiten zur Verfügung.<br />
Der stationäre Bereich verfügt über insgesamt 46 Betten mit<br />
IMC, Kinderstation, Wöchnerinnenbereich, Seuchenstation<br />
und Allgemeinstation. Zwei OP-Säle, Kreißsaal, Physiotherapie,<br />
Apotheke und Zahnbehandlungseinheit komplettieren<br />
die Einrichtung.<br />
2008 konnte ein Mehrzweckgebäude in Betrieb genommen<br />
werden, mit Verwaltung, Bibliothek, Aufenthaltsraum für<br />
Schwestern und einem Raum für Fortbildungen.<br />
Seite 91
AUS DER KAMMER<br />
Der Arbeitstag beginnt recht früh mit<br />
einer Visite. Auf den in Aluminiumtafeln<br />
gelagerten Krankenblättern erfolgt<br />
die präzise aktuelle Befunddokumentation<br />
und die Handlungsanweisung<br />
zu Prozeduren und Medikation<br />
durch die Schwestern, die nur medizinische<br />
Arbeiten verrichten. Verpflegung,<br />
Körperhygiene und Wäschewechsel<br />
wird von den Angehörigen<br />
des Patienten durchgeführt. Nach der<br />
Visite geht es zum OPD (Outpatient<br />
Departement), vergleichbar unseren<br />
Ambulanzen. Man wird mit dem gesamten<br />
Spektrum der Medizin konfrontiert<br />
und hat relativ bescheidene<br />
Mittel zur Diagnostik und eine eingeschränkte<br />
Medikamentenauswahl zur<br />
Verfügung. Benutzt man Augen, Hän-<br />
Das Ammpipal Community Hospital auf einem Bergrücken im Vorgebirge des Himalaja Hauptkamms,<br />
de, Ohren, Nase und Verstand, ist eine<br />
umgeben von Terrassenfeldern und dichtem Wald<br />
genaue Diagnose auch ohne große<br />
technische Hilfsmittel möglich.<br />
Röntgen, Ultraschall, Einkanal-EKG und<br />
Der zweite große Neubau ist 2012 in Betrieb gegangen, in Labor (Blutbild, Zucker, Kreatinin, HIV, Sputum, Urin und<br />
dem zwei OP-Säle, Zentralsterilisation, Kreißsaal und Wöch- Stuhl) sind die technischen Hilfen. Zwischen 41 und 102 Patiennerinnenzimmer<br />
eingerichtet wurden.<br />
ten waren es im Juni täglich. Vorherrschend sind internistische<br />
Ich selbst habe wiederholt in einmonatigen „Kurzeinsätzen“,<br />
nicht selten als Einzelkämpfer, in Amppipal gearbeitet. Zuletzt<br />
im Juni 2012. Die meisten Patienten gelangen mit dem<br />
wichtigsten Verkehrsmittel Nepals – den eigenen Füßen – ins<br />
Krankenhaus. Gehzeiten bis drei Stunden für eine Strecke<br />
gelten als „near by“. Es geht nur bergauf oder bergab. Nicht<br />
selten sind Patienten auch länger, bis zu mehreren Tagen unterwegs.<br />
Ein junger Mann mit offenen Zehen- und Mittelfußfrakturen<br />
war im Juni zu Fuß in gut 24 Stunden bei uns. Eltern<br />
mit einem zweijährigen Kind, das einen luxierten Oberarmkopfbruch<br />
erlitten hatte, haben vier Tage zum Hospital<br />
gebraucht.<br />
Üblich sind auch der Einmanntransport in einer Kiepe auf<br />
dem Rücken oder der Zweimanntransport im „Dooley“, einer<br />
Art Hängematte, die von zwei Trägern getragen wird. In<br />
Notfällen kommt auch das geländegängige Ambulanzfahrzeug<br />
zum Einsatz. Die Fahrt setzt allerdings eine gewisse Robustheit<br />
in dem unwegsamen Gelände voraus.<br />
Auch das Gros des 38-köpfigen Krankenhauspersonals legt<br />
morgens lange Wegstrecken zurück, um an ihren Arbeitsplatz<br />
zu gelangen. Um den Anästhesiepfleger in seinem Dorf<br />
zu besuchen, habe ich zweieinhalb Stunden für eine Strecke<br />
gebraucht. Es zeugt von dem hohen Einsatz der Mitarbeiter,<br />
dass sie täglich pünktlich zur Arbeit erscheinen, unabhängig<br />
von der Witterung.<br />
Ein Patient, mit einer II° ig offenen Unterschenkelfraktur, mit Fixateur externe<br />
und Hautplastik von mir in Amppipal versorgt. Der Mann wurde<br />
über fast vier Tage ins Hospital getragen. Für den Transport ist der Unterschenkel<br />
mit einer Papprolle „stabilisiert“ worden.<br />
Seite 92 ÄRZTEBLATT MECKLENBURG-VORPOMMERN
Erkrankungen wie Atemwegserkrankungen<br />
(offene Feuer in den Hütten),<br />
Tuberkulose, Hypertonie, enteric feaver<br />
(Typhus, gastrointestinale Infekte) und<br />
psychosomatische Erkrankungen. Bei<br />
den neurologisch psychiatrischen Erkrankungen<br />
überwiegen Depressionen<br />
und Epilepsie. Schwerste depressive Zustände<br />
betreffen nahezu ausschließlich<br />
Frauen, was bei deren Lebenssituationen<br />
nicht verwundert. Selten sind<br />
Schlangenbisse oder Diabetes. Gynäkologisch<br />
wird man oft mit einem Uterusprolaps<br />
konfrontiert, der der Kombination<br />
von Schwerstarbeit kurz nach der<br />
Entbindung und dem nepali lifestyle,<br />
der Hockstellung für alle Arbeiten geschuldet<br />
ist. Pädiatrisch sind die Neugeborenensepsis<br />
bei Hausgeburten, Atemwegserkrankungen,<br />
Typhus und Verbrennungen<br />
ein Problem.<br />
Konservierende Stomatologie geht nur<br />
in Ausnahmefällen. In der Regel müssen<br />
die Zahnruinen oder Wurzelstümpfe entfernt werden.<br />
Chirurgisch sind Frakturen und Luxationen zu versorgen.<br />
Auffällig sind die häufigen trans- und perkondylären Humerusfrakturen<br />
bei Kindern. Polytraumata entstehen meist<br />
durch Sturz aus Bäumen oder Absturz von einem Berg.<br />
Schilddrüsenoperationen, Leistenbrüche, urologische Eingriffe,<br />
Sectiones und Magen-Darm-Eingriffe komplettieren das<br />
chirurgische Spektrum.<br />
Besondere Fälle während meines letzten Aufenthaltes waren<br />
ein perforiertes Bauchaortenaneurysma (gleich in der ersten<br />
Nacht), ein Askaridenileus und ein Wurm im Choledochus einer<br />
Patientin. Einen 61-jährigen Mann habe ich in kachektischem<br />
Zustand mit Frakturkrankheit nach einer fünf Wochen<br />
zuvor erlittenen rechtsseitigen Beckenfraktur erfolgreich<br />
behandeln können.<br />
Narkosen, Intubation, spinal und regional werden von einem<br />
Anästhesiepfleger durchgeführt. Steht dieser nicht zur Verfügung,<br />
meist nachts wenn eine dringliche sectio caesarea<br />
ansteht, dann habe ich zunächst die Narkose gemacht und<br />
anschließend operiert.<br />
Die Schwestern und Paramedics des Hospitals sind meist sehr<br />
gut ausgebildet und hochmotiviert. Sie übernehmen viele Untersuchungen<br />
und Behandlungen nach Standards und kontaktieren<br />
den Arzt nur bei Unklarheiten. Ohne sie wäre der Berg<br />
an Arbeit allein nicht zu bewältigen. Die meisten würden jedem<br />
deutschen Krankenhaus gut zu Gesicht stehen.<br />
Die Unterbringung erfolgt in einem renovierten guesthouse.<br />
Auf gewohnte Annehmlichkeiten aus Deutschland muss man<br />
verzichten können. Strom gibt es nach 20.00 Uhr nur selten.<br />
AUSGABE 3/<strong>2013</strong> 23. JAHRGANG<br />
AUS DER KAMMER<br />
Der Manaslu (8164m) befindet sich nur wenige Kilometer nördlich des Amppipal Hospitals und war<br />
bei guter Sicht immer einen Blick wert.<br />
Lesen mit Stirnlampe oder Kerze geht aber auch. Bei klarem<br />
Wetter konnte ich die wundervolle Landschaft mit stets<br />
wechselnden Farben genießen und habe sehnsüchtig auf die<br />
nahe gelegene Annapurna Range (bis 8019 m), den Manaslu<br />
(8164m), Himal Chuli und Boudha Himal geschaut.<br />
Die Einsätze habe ich zu keinem Zeitpunkt bereut. Der Verzicht<br />
auf Annehmlichkeiten und die finanziellen Einbußen<br />
werden durch die Dankbarkeit und Anerkennung durch Patienten<br />
und Mitarbeiter, durch neu gewonnene Freundschaften,<br />
neu gewonnene Erfahrungen und die Besinnung auf<br />
wesentliche Dinge unseres Lebens mehr als wett gemacht.<br />
Man bekommt soviel mehr zurück, als man investiert. Dinge,<br />
die nicht käuflich sind.<br />
Kontakt:<br />
Nepalmed e. V.<br />
Straße des Friedens 27<br />
04668 Grimma<br />
www.nepalmed.de<br />
E-Mail: nepalmed@gmx.de<br />
Spendenkonto:<br />
Sparkasse Muldental<br />
Kontonummer: 101 005 20 86<br />
Bankleitzahl: 860 502 00<br />
Dr. med. Rüdiger Wenzel, Parchim<br />
Seite 93
AUS DER KAMMER<br />
Telefonnummern der Geschäftsstelle der <strong>Ärztekammer</strong><br />
Stand 06.02.<strong>2013</strong><br />
Sekretariat des Präsidenten und des Vorstandes Fax: 49280-10<br />
Manuela Wulff 49280-12<br />
Silke Striggow 49280-13<br />
<strong>Ärzteblatt</strong>/Redaktion Irmtraud Mumm 49280-16<br />
Öffentlichkeitsarbeit Anita Krsnik 49280-17<br />
Interventionsprogramm (IVP) Christine Evers 49280-1801<br />
IVP Fax: 49280-1802<br />
Referat Weiterbildung/Qualitätssicherung Fax: 49280-20<br />
Referatsleiterin Ulrike Büttner 49280-21<br />
Anerkennungsverfahren FA/SP/FK Röntgen Doris Klipp 49280-22<br />
Anerkennungsverfahren FK/ZB Christiane Falke 49280-23<br />
Ausbildung Medizinische Fachangestellte Iris Haesler 49280-24<br />
Fortbildung Medizinische Fachangestellte Sylvie Kather 49280-25<br />
Evaluation/Anerkennung Auslandsdiplome Christin Behrens 49280-27<br />
Weiterbildungsbefugnisse Simone Prehn 49280-28<br />
Projekt „Passgenaue Vermittlung Auszubildender“ Nadine Schaubs 49280-29<br />
Medizinische Fachangestellte/Ärztliche Stelle Fax: 49280-7900<br />
Ärztliche Stelle <strong>Mecklenburg</strong>-<strong>Vorpommern</strong> Kerstin Fallei 49280-26<br />
Geschäftsführung Fax: 49280-30<br />
Geschäftsführer Frank Th. Loebbert 49280-31<br />
Sekretariat Geschäftsführer Manuela Möller 49280-32<br />
Verwaltung Claudia Müller-Meisel 49280-33<br />
Referat Fortbildung Fax: 49280-40<br />
Referatsleiterin/Ausbildungsbeauftragte Christine Mertink 49280-41<br />
Fortbildungszertifikate/Punktekonten EIV Christine Evers 49280-42<br />
Zertifizierungsanfragen/Kursanmeldungen Sybille Klimmt 49280-43<br />
Sponsoring/Hörsaalvermietung Barbara Raese 49280-44<br />
Punkteeinpflege EIV/AIDS-Ausschuss Christiane Neugebauer 49280-46<br />
Referat Recht Fax: 49280-50<br />
Komm. Referatsleiterin Stefanie Handy 49280-51<br />
Allgemeine Rechtsangelegenheiten Katharina Janta 49280-52<br />
Widerspruchsverfahren Antje Kummerow 49280-53<br />
Allgemeine Rechtsangelegenheiten Andrea Peters 49280-54<br />
Berufsrechtliche Verfahren Theresa Schnitter 49280-55<br />
Berufsgerichtsverfahren/Patientenbeschwerden Jana Riebe 49280-56<br />
Referat Kaufmännische Angelegenheiten Fax: 49280-60<br />
Referatsleiterin Regina Beyer 49280-61<br />
Finanzen Sabine Rüger/Heike Stepputat 49280-62<br />
Kammerbeitrag/Ärzteversorgung Silke Heimann 49280-63<br />
Kammerbeitrag Eva Schubert 49280-64<br />
Referat Informationstechnologie (IT)<br />
Referatsleiter Heiko Karsten 49280-71<br />
Betreuung Standardsoftware Dr. Beate Diedrich 49280-72<br />
Hardware- und Netzadministration Jens Dittberner 49280-73<br />
Empfang Fax: 49280-80<br />
Angelika Buttkus 49280-84<br />
Meldewesen/Ärzteverzeichnis Urszula Dummer 49280-82<br />
Archiv Doreen Hecht 49280-83<br />
Seite 94 ÄRZTEBLATT MECKLENBURG-VORPOMMERN
Der AIDS-Ausschuß der <strong>Ärztekammer</strong> M-V informiert:<br />
HIV-PEP-Notfalldepots in <strong>Mecklenburg</strong>-<br />
<strong>Vorpommern</strong><br />
Um im Sinne einer umfassenden HIV-Postexpositionsprophylaxe<br />
rasch, d. h. innerhalb von etwa zwei Stunden nach möglicher<br />
Exposition, wirksam werden zu können, wurde für<br />
<strong>Mecklenburg</strong>-<strong>Vorpommern</strong> ein flächendeckendes Netzwerk<br />
aufgebaut.<br />
Jeder niedergelassene Arzt hat die Möglichkeit, Patienten,<br />
bei einer entsprechenden Indikation, zu einer der in der u. a.<br />
AUSGABE 3/<strong>2013</strong> 23. JAHRGANG<br />
AUS DER KAMMER<br />
Tabelle genannten Einrichtungen als primären Ansprechpartner,<br />
zur Beratung und/oder Erstbehandlung (Kostenübernahme<br />
geklärt) zu überweisen.<br />
Die erforderliche Weiterbehandlung der Patienten erfolgt<br />
dann durch die HIV-Ambulanz des Zentrums für Innere Medizin<br />
der Universitätsmedizin Rostock (Schwerpunktpraxis<br />
mit KV-Ermächtigung).<br />
HIV-PEP-Notfalldepots in <strong>Mecklenburg</strong>-<strong>Vorpommern</strong> Stand: Januar <strong>2013</strong><br />
Krankenhaus/Klinik Verantwortlicher/<br />
Ansprechpartner<br />
Sana Hanse-Klinikum Wismar Dr. med. Detlef Thiede Störtebekerstr. 6<br />
23966 Wismar<br />
HELIOS Kliniken Schwerin Dr. med. Kristina Biedermann Wismarsche Str. 393-397<br />
19055 Schwerin<br />
Evangelisches Krankenhaus<br />
Stift Betlehem Ludwigslust<br />
Universitätsmedizin Rostock<br />
Zentrum für Innere Medizin<br />
Abt. für Tropenmedizin und<br />
Infektionskrankheiten<br />
Dr. med. Astrid Wimmer Neustädter Str. 1<br />
19288 Ludwigslust<br />
Prof. Dr. med. univ.<br />
Emil Reisinger<br />
Dr. med. Carlos Fritzsche<br />
Dr. med. Micha Löbermann<br />
Anschrift Telefon-Nummer<br />
Ernst-Heydemann-Str. 6<br />
18057 Rostock<br />
KMG Klinikum Güstrow GmbH Dr. med. Joachim Thoß Friedrich-Trendelenburg-<br />
Allee 1, 18273 Güstrow<br />
Sana-Krankenhaus Rügen Jörg Dittmer<br />
(Vertretung:<br />
Dipl.-Med. Monika Ehlers)<br />
Calandstr. 7-8<br />
18528 Bergen auf Rügen<br />
HELIOS Hanseklinikum Stralsund Prof. Dr. med. Matthias Birth Große Parower Str. 47-53<br />
18435 Stralsund<br />
Universitätsmedizin Greifswald<br />
Zentrale Notaufnahme<br />
Zentrum für Kinder- und<br />
Jugendmedizin<br />
Innere Medizin II (INM-ITS)<br />
Klinik und Poliklinik für Hautkrankheiten<br />
Dietrich Bonhoeffer Klinikum<br />
Neubrandenburg<br />
Prof. Dr. med.<br />
Axel Ekkernkamp<br />
PD Dr. med. Peter Hinz<br />
PD Dr. med. Roswitha Bruns<br />
Dr. med. Sigrun Friesecke<br />
Dr. med. Andreas Arnold<br />
Asklepios Klinik Pasewalk Dr. med. Joachim Stock<br />
Dr. med. Birgit Mönke<br />
MediClin Müritz-Klinikum GmbH<br />
Waren (Müritz)<br />
F.-Sauerbruch-Str.<br />
17475 Greifswald<br />
Prof. Dr. med. Egmont Scola Salvador-Allende-Str. 30<br />
17036 Neubrandenburg<br />
Prenzlauer Chaussee 30<br />
17309 Pasewalk<br />
Dr. med. Karl Schulze Weinbergstr. 19<br />
17192 Waren (Müritz)<br />
03841 331907<br />
(Zentrale Notaufnahme)<br />
0385 520-5900<br />
0385 520-4100 (Ambulanz)<br />
0385 520-2197<br />
(Notauf nahme)<br />
03874 433-532<br />
0381 4947515<br />
03843 342500<br />
(Notaufnahme)<br />
03838 390 (Zentrale)<br />
03831 35-0 (Zentrale)<br />
03834 8622500<br />
03834 866101<br />
(Sekretariat)<br />
03834 866378<br />
03834 866308 (Station)<br />
03834 866418 (Pforte)<br />
03834 866709<br />
03834 866738<br />
(Poliklinik)<br />
0395 7752600<br />
(Notfallambulanz)<br />
03973 231460<br />
(Sekretariat)<br />
03991 772201<br />
03991 771111 (Notaufnahme)<br />
03991 772241<br />
(Chirurg. Ambulanz)<br />
Seite 95
VERANSTALTUNGEN UND KONGRESSE<br />
Veranstaltungskalender<br />
Impfkurse in <strong>Mecklenburg</strong>-<br />
<strong>Vorpommern</strong><br />
(Zur Beachtung: Ab Januar <strong>2013</strong> reduzierte<br />
Stundenzahl)<br />
- Grundkurs: Erwerb des Impfzertifikates der<br />
<strong>Ärztekammer</strong> M-V<br />
- Refresher-Kurs: Voraussetzung: Impfzertifikat<br />
einer <strong>Ärztekammer</strong><br />
Gebühr: Grundkurs: je 80,00 €,<br />
Refresher-Kurs: je 40,00 €,<br />
Erweiterter Refresher-Kurs: 50,00 €<br />
Kurse der <strong>Ärztekammer</strong> M-V<br />
Grundkurse „Impfen“<br />
15.06.<strong>2013</strong>, 09:00 – 14:30 Uhr 6 P<br />
09.11.<strong>2013</strong>, 09:00 – 15:00 Uhr 6 P<br />
Ort: Rostock<br />
Leitung: Herr Dr. med. M. Löbermann/<br />
Frau Dr. med. M. Littmann/<br />
Frau Prof. Dr. med. habil. C. Hülße<br />
Anmeldung: <strong>Ärztekammer</strong> M-V, Referat Fortbildung,<br />
August-Bebel-Str. 9 a, 18055 Rostock,<br />
Tel.: 0381 49280-42, -43, -44, -46, Fax: 0381 4928040,<br />
E-Mail: fortbildung@aek-mv.de<br />
Impftag der <strong>Ärztekammer</strong> M-V<br />
14.09.<strong>2013</strong>, 10:00 – 14:00 Uhr<br />
Erweiterter Refresher-Kurs 5 P<br />
Ort: Hotel Neptun, Seestr. 19,<br />
18119 Rostock-Warnemünde<br />
Leitung: Frau Dr. med. M. Littmann,<br />
Herr Dr. med. M. Löbermann<br />
Anmeldung: <strong>Ärztekammer</strong> M-V, Referat Fortbildung,<br />
August-Bebel-Str. 9 a, 18055 Rostock,<br />
Tel.: 0381 49280-42, -43, -44, -46, Fax: 0381 4928040,<br />
E-Mail: fortbildung@aek-mv.de<br />
Kurse anerkannter Kursleiter im<br />
Kammerbereich<br />
23.03.<strong>2013</strong>, 09:00 – 12:00 Uhr<br />
Refresher-Kurs 3 P<br />
26.10.<strong>2013</strong>, 09:00 – 12:00 Uhr<br />
Refresher-Kurs 3 P<br />
26.10.<strong>2013</strong>, 09:00 – 14:30 Uhr<br />
Grundkurs 6 P<br />
Ort: Institut für Hygiene, Dietrich-Bonhoeffer-Klinikum,<br />
Salvador-Allende-Str. 30, 17036 Neubrandenburg<br />
Leitung: Frau Dr. med. M. Littmann,<br />
Herr Priv.-Doz. Dr. med. habil. J. Hallauer<br />
Anmeldung: Dietrich-Bonhoeffer-Klinikum Neubrandenburg,<br />
Institut für Hygiene, Sekretariat,<br />
Salvador-Allende-Str. 30, 17036 Neubrandenburg,<br />
Tel.: 0395 7752061, Fax: 0395 775192061,<br />
E-Mail: hyg@dbknb.de<br />
13.04.<strong>2013</strong>, 09:00 – 12:00 Uhr<br />
Refresher-Kurs 3 P<br />
13.04.<strong>2013</strong>, 09:00 – 14:30 Uhr Grundkurs 6 P<br />
Leitung: Frau Priv.-Doz. Dr. med. habil. R. Bruns<br />
Ort / Anmeldung: Universitätsmedizin Greifswald,<br />
Zentrum für Kinder- und Jugendmedizin,<br />
Frau Priv.-Doz. Dr. med. habil. R. Bruns,<br />
Ferdinand-Sauerbruch-Str. 1, 17475 Greifswald,<br />
Tel.: 03834 866378, Fax: 03834 866483,<br />
Internet: http://www.medizin.uni-greifswald.de,<br />
E-Mail: rbruns@uni-greifswald.de<br />
19.06.<strong>2013</strong>, 14:00 – 17:00 Uhr<br />
Refresher-Kurs 3 P<br />
Ort: Rostock<br />
Leitung: Frau Dr. med. M. Littmann<br />
Anmeldung: Berufsverband der Frauenärzte,<br />
Herr Dipl.-Med. U. Freitag, Turnerweg 11 a,<br />
23970 Wismar, Tel.: 03841 283432, Fax: 03841 283433,<br />
E-Mail: dm_freitag-bvf-mv@web.de<br />
Ein vollständiges und aktualisiertes Angebot<br />
finden Sie auf der Internetseite:<br />
http://www.aek-mv.de Fortbildung <br />
Veranstaltungskalender<br />
Veranstaltungen der<br />
<strong>Ärztekammer</strong> M-V<br />
Grundkurs im Strahlenschutz für<br />
Ärzte (und Medizinphysiker)<br />
zum Erreichen der Fachkunde Strahlenschutz nach<br />
Röntgenverordnung<br />
Termin: 07.03.<strong>2013</strong>, 10:00 Uhr – 25 P<br />
09.03.<strong>2013</strong>, 15:15 Uhr<br />
Ort: Hörsaal, <strong>Ärztekammer</strong> M-V, August-Bebel-Str. 9 a,<br />
18055 Rostock<br />
Leitung: Herr Dr. med. J.-C. Kröger<br />
Gebühr: 140,00 € (bei Komplettbuchung von Grundund<br />
Spezialkurs: 250,00 €)<br />
Anmeldung: <strong>Ärztekammer</strong> M-V, Referat Fortbildung,<br />
August-Bebel-Str. 9 a, 18055 Rostock,<br />
Tel.: 0381 49280-42, -43, -44, -46, Fax: 0381 4928040,<br />
E-Mail: fortbildung@aek-mv.de<br />
Refresher-Kurse „Der Praxisnotfall“<br />
(Herz-Lungen-Wiederbelebung) je 9 P<br />
(für niedergelassene Ärzte und deren Assistenzpersonal,<br />
jeweils 09:00 – 16:00 Uhr)<br />
16.03.<strong>2013</strong> Grevesmühlen<br />
20.04.<strong>2013</strong> Hörsaal, <strong>Ärztekammer</strong> M-V,<br />
August-Bebel-Str. 9 a, 18055 Rostock<br />
31.08.<strong>2013</strong> Raum 305, Schulungsraum des Pflegedienstes<br />
(MVZ), Universitätsmedizin<br />
Greifswald,<br />
Fleischmannstr. 6, 17475 Greifswald<br />
23.11.<strong>2013</strong> Stadtverwaltung, Brandschutz- und<br />
Rettungsamt, Ziegelbergstr. 50,<br />
17033 Neubrandenburg<br />
Gebühr: 100,00 € Ärzte, 80,00 € Assistenzpersonal<br />
Anmeldung: <strong>Ärztekammer</strong> M-V, Referat Fortbildung,<br />
August-Bebel-Str. 9 a, 18055 Rostock,<br />
Tel.: 0381 49280-42, -43, -44, -46, Fax: 0381 4928040,<br />
E-Mail: fortbildung@aek-mv.de<br />
EKG-Grundkurs 4 P<br />
Termin: 15.05.<strong>2013</strong>, 16:00 – 19:30 Uhr<br />
Ort: Hörsaal, <strong>Ärztekammer</strong> M-V, August-Bebel-Str. 9 a,<br />
18055 Rostock<br />
Leitung: Herr Dr. med. J. Placke<br />
Gebühr: 25,00 €<br />
Anmeldung: <strong>Ärztekammer</strong> M-V, Referat Fortbildung,<br />
August-Bebel-Str. 9 a, 18055 Rostock,<br />
Tel.: 0381 49280-42, -43, -44, -46, Fax: 0381 4928040,<br />
E-Mail: fortbildung@aek-mv.de<br />
Hallo – ist hier ein Arzt an Bord?<br />
Reisenotfälle zu Lande, zu Wasser<br />
und in der Luft 9 P<br />
(offen für alle Interessenten, auch medizinisches<br />
Personal)<br />
Termin: 01.06.<strong>2013</strong>, 09:00 – 16:00 Uhr<br />
Ort: Hörsaal, <strong>Ärztekammer</strong> M-V, August-Bebel-Str. 9 a,<br />
18055 Rostock<br />
Leitung: Frau Dr. med. C. Scheltz<br />
Gebühr: 100,00 €<br />
Anmeldung: <strong>Ärztekammer</strong> M-V, Referat Fortbildung,<br />
August-Bebel-Str. 9 a, 18055 Rostock,<br />
Tel.: 0381 49280-42, -43, -44, -46, Fax: 0381 4928040,<br />
E-Mail: fortbildung@aek-mv.de<br />
80-Stunden-Kurs zum Erwerb der<br />
Zusatzbezeichnung Notfallmedizin<br />
(80 Stunden; nach den Empfehlungen der<br />
Bundesärztekammer)<br />
Termin: 04. – 11.06.<strong>2013</strong> 81 P<br />
Ort: <strong>Ärztekammer</strong> M-V, Universitätsmedizin Rostock<br />
und Berufsfeuerwehr Rostock<br />
Leitung: Herr Dr. med. B. Werner,<br />
Herr Dr. med. M. Gloger<br />
Gebühr: 700,00 €<br />
Anmeldung: <strong>Ärztekammer</strong> M-V, Referat Fortbildung,<br />
August-Bebel-Str. 9 a, 18055 Rostock,<br />
Tel.: 0381 49280-42, -43, -44, -46, Fax: 0381 4928040,<br />
E-Mail: fortbildung@aek-mv.de<br />
Spezialkurs im Strahlenschutz<br />
zum Erreichen der Fachkunde Strahlenschutz nach<br />
Röntgenverordnung<br />
(Voraussetzung: Besuch des Grundkurses)<br />
Seite 96 ÄRZTEBLATT MECKLENBURG-VORPOMMERN
Termin: 20.06.<strong>2013</strong>, 13:00 Uhr – 21 P<br />
22.06.<strong>2013</strong>, 13:00 Uhr<br />
Ort: Hörsaal, <strong>Ärztekammer</strong> M-V, August-Bebel-Str. 9 a,<br />
18055 Rostock<br />
Leitung: Herr Dr. med. J.-C. Kröger<br />
Gebühr: 140,00 € (bei Komplettbuchung von Grund-<br />
und Spezialkurs: 250,00 €)<br />
Anmeldung: <strong>Ärztekammer</strong> M-V, Referat Fortbildung,<br />
August-Bebel-Str. 9 a, 18055 Rostock,<br />
Tel.: 0381 49280-42, -43, -44, -46, Fax: 0381 4928040,<br />
E-Mail: fortbildung@aek-mv.de<br />
Der lebensbedrohliche Notfall mit<br />
praktischen Übungen zur Notfallmedizin<br />
für Ärztesenioren 5 P<br />
Termin: 11.07.<strong>2013</strong>, 14:00 – 18:00 Uhr<br />
Ort: Hörsaal, <strong>Ärztekammer</strong> M-V, August-Bebel-Str. 9 a,<br />
18055 Rostock<br />
Leitung: Frau Dr. med. D. Zillig<br />
Gebühr: 25,00 €<br />
Anmeldung: <strong>Ärztekammer</strong> M-V, Referat Fortbildung,<br />
August-Bebel-Str. 9 a, 18055 Rostock,<br />
Tel.: 0381 49280-42, -43, -44, -46, Fax: 0381 4928040,<br />
E-Mail: fortbildung@aek-mv.de<br />
Gendiagnostikgesetz (GenDG) –<br />
Genetische Beratung zur vorgeburtlichen<br />
Risikoabklärung 9 P<br />
Termin: 27.09.<strong>2013</strong>,<br />
Neue Uhrzeit! 09:00 – 16:00 Uhr<br />
Ort: Hörsaal, <strong>Ärztekammer</strong> M-V, August-Bebel-Str. 9 a,<br />
18055 Rostock<br />
Leitung: Frau Prof. Dr. med. U. Felbor<br />
Gebühr: 50,00 €<br />
Anmeldung: <strong>Ärztekammer</strong> M-V, Referat Fortbildung,<br />
August-Bebel-Str. 9 a, 18055 Rostock,<br />
Tel.: 0381 49280-42, -43, -44, -46, Fax: 0381 4928040,<br />
E-Mail: fortbildung@aek-mv.de<br />
Veranstaltungen in unserem<br />
Kammerbereich<br />
Interdisziplinäre suchtmedizinische<br />
Fallkonferenz je 3 P<br />
Termine: dienstags, jeweils 13:30 – 15:00 Uhr<br />
Ort: kleiner Konferenzraum, Serrahner Diakoniewerk<br />
gGmbH, Fachklinik für Abhängigkeitserkrankungen,<br />
Am Pfarrhof 1, 18292 Serrahn<br />
Leitung: Herr Dr. med. W. Traub<br />
AUSGABE 3/<strong>2013</strong> 23. JAHRGANG<br />
Anmeldung: Serrahner Diakoniewerk gGmbH, Sekretariat<br />
Frau A. Dammeier, Am Pfarrhof 1, 18292 Serrahn,<br />
Tel.: 038456 62580, Fax: 038456 62585,<br />
Internet: http://www.rehaklinik-serrahn.de,<br />
E-Mail: buero.dammeier@web.de<br />
Fortbildungen der Universitäts-<br />
Frauenklinik am Klinikum Südstadt<br />
Rostock je 1 P<br />
Termine: freitags, jeweils 07:30 – 08:30 Uhr<br />
Ort: Besprechungsraum (7. Etage),<br />
Universitäts-Frauenklinik, Klinikum Südstadt Rostock,<br />
Südring 81, 18059 Rostock<br />
Leitung: Herr Prof. Dr. med. habil. B. Gerber<br />
Anmeldung: Klinikum Südstadt Rostock,<br />
Universitäts-Frauenklinik, Sekretariat Frau U. Rose,<br />
Südring 81, 18059 Rostock, Tel.: 0381 44014500,<br />
Fax: 0381 44014599,<br />
Internet: http://www.kliniksued-rostock.de,<br />
E-Mail: ufk@kliniksued-rostock.de<br />
Imaginatives Überschreiben bei der<br />
Behandlung posttraumatischer Störungen<br />
– Imagery Rescripting and<br />
Reprocessing Therapy (IRRT)<br />
Termin: Vortrag: 15.03.<strong>2013</strong>, 13:30 – 15:00 Uhr,<br />
Workshop: 15.03.<strong>2013</strong>, 15:30 Uhr – 16.03.<strong>2013</strong>,<br />
18:00 Uhr<br />
Ort: Aula, AHG Klinik Waren, Am Kurpark 1,<br />
17192 Waren (Müritz)<br />
Leitung: Herr Dr. med. O. Kristof, Herr Dr. M. Smucker<br />
Gebühr: 15,00 € (Vortrag), 200,00 € (Vortrag und<br />
Workshop)<br />
Anmeldung: AHG Klinik Waren, Frau K. Völz,<br />
Am Kurpark 1, 17192 Waren (Müritz),<br />
Tel.: 03991 635420, Fax: 03991 535426,<br />
E-Mail: kvoelz@ahg.de,<br />
(begrenzte Teilnehmerzahl für den Workshop)<br />
2. Rostocker Palliativtag:<br />
„Miteinander reden“ 11 P<br />
Termin: 15.03.<strong>2013</strong>, 17:00 Uhr –<br />
16.03.<strong>2013</strong>, 16:00 Uhr<br />
Ort: Audimax, Universität Rostock, Campus,<br />
Ulmenstr. 69, 18057 Rostock<br />
Leitung: Herr Prof. Dr. med. C. Junghanß<br />
Gebühr: 30,00 €, 20,00 € (DGP / LAG-Mitglieder,<br />
Angestellte der Universität Rostock, Studenten)<br />
Anmeldung: Universitätsmedizin Rostock, Zentrum<br />
Interdisziplinärer Bereich für Palliativmedizin,<br />
VERANSTALTUNGEN UND KONGRESSE<br />
Zentrum für Innere Medizin, Klinik III, Sekretariat,<br />
Ernst-Heydemann-Str. 6, 18057 Rostock,<br />
Tel.: 0381 4947421, Fax: 0381 4947422,<br />
Internet: http://www.palliativ.med.uni-rostock.de,<br />
E-Mail: palliativ@med.uni-rostock.de<br />
Fortbildung in Krankenhausbetriebslehre:<br />
Betriebswirtschaft<br />
und Management für ärztliche<br />
Führungskräfte<br />
(pro Modul 40 Stunden, einzeln buchbar) je 40 P<br />
Termine: täglich 09:00 – 17:00 Uhr,<br />
freitags bis 15:00 Uhr<br />
18. – 22.03.<strong>2013</strong> Modul 2: Finanzierung<br />
27. – 31.05.<strong>2013</strong> Modul 3: Controlling<br />
23. – 27.09.<strong>2013</strong> Modul 4: Management<br />
11. – 15.11.<strong>2013</strong> Modul 5: Arbeitsrecht und Strategie<br />
Ort: Sana-Krankenhaus Rügen GmbH,<br />
Calandstr. 7 – 8, 18528 Bergen<br />
Leitung: Herr Prof. Dr. rer. pol. S. Fleßa<br />
Gebühr: 990,00 € pro Modul (zzgl. Mehrwertsteuer,<br />
inkl. Studienunterlagen und Lehrbücher)<br />
Informationen: Gesundheits-Akademie-Rügen<br />
GmbH, Frau K. Harre, Calandstr. 7 – 8, 18528 Bergen,<br />
Tel: 03838 392297, Fax: 03838 3150169,<br />
Internet: http://www.gesundheits-akademie-ruegen.de,<br />
E-Mail: info@gesundheits-akademie-ruegen.de,<br />
(begrenzte Teilnehmerzahl – max. 20)<br />
Fortbildung der Carl-Friedrich-Flemming-<br />
Klinik, HELIOS Kliniken Schwerin GmbH –<br />
Curriculum für Psychiatrie und<br />
Psychotherapie<br />
Thema: Notfallsituationen in Psychiatrie und<br />
Psychotherapie<br />
Termin: 21.03.<strong>2013</strong>, 08:30 – 16:00 Uhr<br />
Ort: Konferenzraum, Raum-Nr.: 11.1.36, Haus 11,<br />
Carl-Friedrich-Flemming-Klinik,<br />
HELIOS Kliniken Schwerin GmbH<br />
Leitung: Herr Prof. Dr. med. A. Broocks<br />
Anmeldung: HELIOS Kliniken Schwerin GmbH,<br />
Carl-Friedrich-Flemming-Klinik, Klinik für Psychiatrie<br />
und Psychotherapie, Frau S. Steinigk,<br />
Wismarsche Str. 393 – 397, 19049 Schwerin,<br />
Tel.: 0385 5203200,<br />
E-Mail: Susan.steinigk@helios-kliniken.de<br />
15 Jahre Tiefe Hirnstimulation in<br />
<strong>Mecklenburg</strong>-<strong>Vorpommern</strong><br />
Termin: 13.04.<strong>2013</strong>, 09:00 – 15:30 Uhr<br />
Seite 97
VERANSTALTUNGEN UND KONGRESSE<br />
Ort: Trihotel, Tessiner Str. 103, 18055 Rostock<br />
Leitung: Herr Dr. med. A. Wolters<br />
Anmeldung: Universitätsmedizin Rostock,<br />
Klinik und Poliklinik für Neurologie, Frau I. Kell,<br />
Gehlsheimer Str. 20, 18147 Rostock,<br />
Tel.: 0381 4949517, Fax: 0381 4949605,<br />
E-Mail: iris.kell@med.uni-rostock.de<br />
Fortbildungsveranstaltungen des<br />
LAGuS M-V<br />
Termine: jeweils 09:30 – 15:30 Uhr<br />
für Amtsärzte und Mitarbeiter der<br />
Gesundheitsämter M-V<br />
17.04.<strong>2013</strong> Umweltmedizin / Umwelthygiene /<br />
Wasserhygiene<br />
Leitung: Herr Dr. Puchert, Herr Hensel<br />
18.09.<strong>2013</strong> Infektionsepidemiologie /<br />
Krankenhaushygiene<br />
Leitung: Frau Dr. med. M. Littmann, Herr Hensel<br />
Gebühr: 10,00 € (Mitglieder im Verband der Ärzte im<br />
ÖGD), 20,00 € (Nichtmitglieder)<br />
Ort: Hörsaal LG1-026, Fachhochschule für öffentliche<br />
Verwaltung, Polizei und Rechtspflege,<br />
Goldberger Str. 12, 18273 Güstrow<br />
Hygienebeauftragte Ärzte / Pflegedienstleitung /<br />
Hygienefachkräfte der Krankenhäuser und<br />
Rehabilitationseinrichtungen M-V<br />
19.06.<strong>2013</strong> Infektionsepidemiologie / Krankenhaushygiene<br />
Leitung: Frau Dr. med. R. Poldrack<br />
Ort: Hörsaal LG2-184, Fachhochschule für öffentliche<br />
Verwaltung, Polizei und Rechtspflege,<br />
Goldberger Str. 12, 18273 Güstrow<br />
Hygienebeauftragte Ärzte / Hygienefachkräfte und<br />
Hygienebeauftragte der Krankenhäuser und<br />
Rehabilitationseinrichtungen M-V<br />
09.10.<strong>2013</strong> 10:00 – 15:15 Uhr<br />
Infektionsepidemiologie / Krankenhaushygiene<br />
Leitung: Frau Dr. med. R. Poldrack<br />
Ort: Hörsaal, Ebene 0, Universitätsmedizin Greifswald,<br />
Ferdinand-Sauerbruch-Str. 1, 17475 Greifswald<br />
Landesweiterbildung für Mitarbeiter der Alten- und<br />
Pflegeheime in M-V<br />
27.11.<strong>2013</strong> 09:30 – 15:30 Uhr<br />
Infektionsepidemiologie / Krankenhaushygiene<br />
Leitung: Frau Dr. med. M. Littmann<br />
Ort: Hörsaal LG2-184, Fachhochschule für öffentliche<br />
Verwaltung, Polizei und Rechtspflege,<br />
Goldberger Str. 12, 18273 Güstrow<br />
Anmeldung: LAGuS M-V, Landesamt für Gesundheit<br />
und Soziales, Außenstelle Neustrelitz,<br />
Frau G. Lorenz,<br />
Schloßstr. 8, 17235 Neustrelitz,<br />
Tel.: 03981 272107, Fax: 03981 204545,<br />
Internet: http://www.lagus.mv-regierung.de,<br />
E-Mail: Gerlinde.Lorenz@lagus.mv-regierung.de<br />
Psychosomatische Grundversorgung<br />
(20 Stunden Diagnostik und Differentialdiagnostik,<br />
30 Stunden Interventionsmethoden in der Psychosomatischen<br />
Grundversorgung)<br />
Die Teilnahme an einer kontinuierlichen Balintgruppenarbeit<br />
über 30 Stunden ist ebenfalls möglich.<br />
Frühjahrskurs 17. – 19.04.<strong>2013</strong> (Block II)<br />
Herbstkurs 12. – 14.06.<strong>2013</strong> (Block I),<br />
04. – 06.09.<strong>2013</strong> (Block II) 50 P<br />
Ort: Klinik für Psychosomatik und Psychotherapeutische<br />
Medizin, Universitätsmedizin Rostock,<br />
Gehlsheimer Str. 20, 18147 Rostock<br />
Leitung: Herr Prof. Dr. med. Dr. rer. nat. W. Schneider<br />
Anmeldung: Universitätsmedizin Rostock, Klinik für<br />
Psychosomatik und Psychotherapeutische Medizin,<br />
Frau B. Burau, Gehlsheimer Str. 20, 18147 Rostock,<br />
Tel.: 0381 4949671, Fax: 0381 4949672,<br />
E-Mail: britta.burau@med.uni-rostock.de<br />
Das Institut für Psychotherapie,<br />
Gesundheitswissenschaften und<br />
Organisationsentwicklung GmbH<br />
bietet in Kooperation mit der Klinik für Psychosomatik<br />
und Psychotherapeutische Medizin der Universität<br />
Rostock ein neues Curriculum zur Weiterbildung für<br />
die Zusatzbezeichnung<br />
„Fachgebundene Psychotherapie“<br />
(tiefenpsychologischer Schwerpunkt) an.<br />
Der Beginn der Weiterbildung ist für Mai <strong>2013</strong> geplant.<br />
Leitung: Herr Prof. Dr. med. Dr. rer. nat. W. Schneider<br />
Informationen: IPGO – Institut für Psychotherapie,<br />
Gesundheitswissenschaften und Organisationsentwicklung<br />
GmbH, Vagel-Grip-Weg 1, 18055 Rostock,<br />
Tel.: 0381 7007077,<br />
Fax: 0381 7007076, Internet: http://www.ipgo.de,<br />
E-Mail: ipgo@ipgo.de<br />
48. Jahrestagung der Gesellschaft<br />
der Internisten <strong>Mecklenburg</strong>-<strong>Vorpommern</strong>s<br />
e. V.<br />
Termin: 03.05.<strong>2013</strong>, 10:00 Uhr –<br />
04.05.<strong>2013</strong>, 17:00 Uhr<br />
Ort: Radisson Blu Hotel, Lange Str. 40, 18055 Rostock<br />
Leitung: Herr Prof. Dr. med. univ. E. Reisinger,<br />
Herr Prof. Dr. med. habil. G. Lamprecht, Herr Prof. Dr.<br />
med. S. Mitzner, Herr Prof. Dr. med. habil. H.-C. Schober<br />
Gebühr: 20,00 € (Mitglieder GDI M-V), 30,00 €<br />
(Nichtmitglieder), frei für Studenten und Pflegepersonal<br />
Anmeldung: Gesellschaft der Internisten M-V e. V.,<br />
Sekretariat der Abteilung für Tropenmedizin, Infektiologie<br />
und Sektion Nephrologie, Klinik für Innere Medizin,<br />
Ernst-Heydemann-Str. 6, 18057 Rostock,<br />
Tel.: 0381 4947511, Fax: 0381 4947509,<br />
E-Mail: tropen@med.uni-rostock.de<br />
Komplette Akupunkturausbildung<br />
der DGfAN e. V. zum Erwerb der Zusatzbezeichnung<br />
Akupunktur<br />
(KV Qualifikation)<br />
XIII. Warnemünder Akupunkturwoche 04. – 11.05.<strong>2013</strong>:<br />
04. – 05.05.<strong>2013</strong> Praktikumskurs<br />
05.05.<strong>2013</strong> Fallseminar<br />
Spezialseminare:<br />
06.05.<strong>2013</strong> SPS-SR-13: Positionierungstechniken,<br />
Osteopathie, und Akupunktur<br />
bei Störungen des Bewegungsapparates<br />
(mit Workshop)<br />
07.05.<strong>2013</strong> SPS-SR-97: Chinesische Zungendiagnostik<br />
(mit Workshop)<br />
08.05.<strong>2013</strong> SPS-SR-96: Kinesiotape in der täglichen<br />
Praxis (mit Workshop)<br />
09.05.<strong>2013</strong> SPS-MK-08: Neuigkeiten in der Dermatologie<br />
(mit Workshop)<br />
10.05.<strong>2013</strong> SPS-SR-14: Akupunktur und verwandte<br />
komplementärmedizinische Methoden<br />
in der sportärztlichen und hausärztlichen<br />
Praxis (mit Workshop)<br />
11.05.<strong>2013</strong> SPS-RJ-42: Akupunktur und komplementäre<br />
Therapien beim Kind<br />
Kurssystem <strong>2013</strong>:<br />
07. – 09.06.<strong>2013</strong> Grundkurs C<br />
Ort: Akupunkturfortbildungszentrum Kur- und Ferienhotel<br />
„Sanddorn“,<br />
Strandweg 12, 18119 Rostock-Warnemünde<br />
Leitung: Frau Dr. med. R. Schwanitz<br />
Anmeldung: Akupunkturfortbildungszentrum,<br />
Frau Dr. med. R. Schwanitz,<br />
Strandweg 12, 18119 Rostock-Warnemünde,<br />
Tel.: 0381 5439935, Fax: 0381 5439988,<br />
E-Mail: ReginaSchwanitz@aol.com<br />
Sonographiekurs „Säuglingshüfte“<br />
der Klinik und Poliklinik für Orthopädie<br />
und Orthopädische Chirurgie<br />
der Universitätsmedizin Greifswald<br />
(nach den Richtlinien der KBV und der DEGUM)<br />
25. – 26.05.<strong>2013</strong> Aufbaukurs<br />
02. – 03.11.<strong>2013</strong> Abschlusskurs<br />
Leitung: Herr Priv.-Doz. Dr. med. R. Kayser,<br />
Herr Prof. Dr. med. H. Merk<br />
Ort / Anmeldung: Universitätsmedizin Greifswald,<br />
Klinik und Poliklinik für Orthopädie und Orthopädische<br />
Chirurgie, Frau S. Kühl, Ferdinand-Sauerbruch-Str. 1,<br />
17475 Greifswald, Tel.: 03834 867213,<br />
E-Mail: susanne.kuehl@uni-greifswald.de<br />
Symposium der Klinik und Poliklinik<br />
für Neurologie der Universitätsmedizin<br />
Rostock<br />
Thema: Differentialtherapie des Parkinson-Spätsyndroms<br />
Termin: 01.06.<strong>2013</strong>, 09:00 – 16:00 Uhr<br />
Ort: Radisson Blu Hotel, Lange Str. 40, 18055 Rostock<br />
Leitung: Herr Dr. med. A. Wolters<br />
Anmeldung: Universitätsmedizin Rostock,<br />
Klinik und Poliklinik für Neurologie, Frau I. Kell,<br />
Gehlsheimer Str. 20, 18147 Rostock,<br />
Tel.: 0381 4949517, Fax: 0381 4949605,<br />
E-Mail: iris.kell@med.uni-rostock.de<br />
Seite 98 ÄRZTEBLATT MECKLENBURG-VORPOMMERN
VERANSTALTUNGEN UND KONGRESSE / AUS DER KASSENÄRZTLICHEN VEREINIGUNG<br />
4. Intensivseminar Innere Medizin<br />
in Rostock<br />
Termin: 11. – 15.06.<strong>2013</strong><br />
Ort: Klinikum Südstadt Rostock, Südring 81,<br />
18059 Rostock<br />
Leitung: Herr Prof. Dr. med. habil. H.-C. Schober<br />
Gebühr: Ausbildungsassistenten: 250,00 € (Mitglieder<br />
GdI M-V, BDI, DGIM), 350,00 € (Nichtmitglieder),<br />
Fachärzte: 300,00 € (Mitglieder GdI M-V, BDI, DGIM),<br />
400,00 € (Nichtmitglieder)<br />
Anmeldung: Gesellschaft der Internisten M-V e. V.,<br />
c/o Frau Dr. A. Gottschall,<br />
Maxie-Wander-Ring 8, 18106 Rostock,<br />
Tel.: 0381 442498, E-Mail: info@gdi-mv.de<br />
Jahresversammlung des Landesverbandes<br />
M-V im Berufsverband der<br />
Kinder- und Jugendärzte e. V.<br />
Termin: 25.09.<strong>2013</strong><br />
Ort: Hörsaal, Klinikum Südstadt Rostock, Südring 81,<br />
18059 Rostock<br />
Anmeldung: CongressCompany Jaenisch GmbH,<br />
Oll-Daniel-Weg 5, 18069 Rostock,<br />
Öffentliche Ausschreibung<br />
AUSGABE 3/<strong>2013</strong> 23. JAHRGANG<br />
Tel.: 0381 8003980, Fax: 0381 8003988,<br />
Internet: http://www.congresscompany-jaenisch.de,<br />
E-Mail: CCJ.Rostock@t-online.de<br />
Veranstaltungen in anderen<br />
Kammerbereichen<br />
17. Internationale Fachmesse für<br />
Rehabilitation, Therapie und Prävention<br />
(REHAB)<br />
Termin: 25.04.<strong>2013</strong>, 10:00 Uhr –<br />
27.04.<strong>2013</strong>, 17:00 Uhr<br />
Ort: Messe Karlsruhe, Messeallee 1,<br />
76287 Rheinstetten<br />
Gebühr: 10,00 (Tageskarte), 15,00 € (Dauerkarte),<br />
5,00 € (Studenten, Behinderte, Gruppen ab 20 Personen<br />
pro Person)<br />
Anmeldung: StEBS GmbH, Staufert Events & Business<br />
Services, Seerain 32, 74933 Neidenstein,<br />
Tel.: 07263 4092081, Fax: 07263 4092085,<br />
Internet: http://www.rehab-messe.de,<br />
E-Mail: info@rehab-fair.com<br />
von Vertragsarztsitzen gemäß §103 Abs. 4 SGB V<br />
Detailliertere Angaben und weitere Fortbildungs -<br />
veranstaltungen finden Sie auf der Internetseite:<br />
http://www.baek.de Fortbildungs portal<br />
Die Kassenärztliche Vereinigung <strong>Mecklenburg</strong>-<strong>Vorpommern</strong> schreibt auf Antrag folgende Vertragsarztsitze zur Übernahme<br />
durch einen Nachfolger aus, da es sich um für weitere Zulassungen gesperrte Gebiete handelt.<br />
Planungsbereich / Fachrichtung<br />
Stralsund/Nordvorpommern<br />
Übergabetermin Bewerbungsfrist Ausschreibungsnummer<br />
Augenheilkunde nächstmöglich 15. <strong>März</strong> <strong>2013</strong> 14/10/11<br />
Chirurgie nächstmöglich 15. <strong>März</strong> <strong>2013</strong> 08/10/12<br />
Urologie nächstmöglich 15. <strong>März</strong> <strong>2013</strong> 21/01/13<br />
Güstrow<br />
Frauenheilkunde und Geburtshilfe nächstmöglich 15. <strong>März</strong> <strong>2013</strong> 07/03/12/1<br />
Schwerin/Wismar/Nordwestmecklenburg<br />
Chirurgie (Praxisanteil) nächstmöglich 15. <strong>März</strong> <strong>2013</strong> 04/09/12<br />
Die Ausschreibungen erfolgen zunächst anonym.<br />
Bewerbungen sind unter Angabe der Ausschreibungsnummer an die Kassenärztliche Vereinigung <strong>Mecklenburg</strong>-<strong>Vorpommern</strong>,<br />
Postfach 16 01 45, 19091 Schwerin, zu richten.<br />
Den Bewerbungsunterlagen sind beizufügen:<br />
• Auszug aus dem Arztregister;<br />
• Nachweise über die seit der Eintragung in das Arztregister ausgeübten ärztlichen Tätigkeiten;<br />
• Lebenslauf;<br />
• polizeiliches Führungszeugnis im Original.<br />
Kompaktkurs Maritime Medizin<br />
(60 Stunden Theorie, 20 Stunden Notfallsimulation)<br />
Der Kompaktkurs Maritime Medizin richtet sich vorwiegend<br />
an Ärzte der Fachrichtungen Allgemeinmedizin,<br />
Anästhesie, Chirurgie und Innere Medizin zur individualmedizinischen<br />
Patientenversorgung auf Schiffen und<br />
Offshore-Anlagen.<br />
Termin: 14.05.<strong>2013</strong>, 21:00 Uhr – 80 P<br />
23.05.<strong>2013</strong>, 17:30 Uhr<br />
Ort: an Bord der AIDAbella<br />
Gebühr: 1.950,00 € (inkl. Mwst.)<br />
Informationen: CEO Schiffarztbörse, Maritime Ärztevermittlung,<br />
Herr Priv.-Doz. Dr. med. C. Ottomann,<br />
Hartengrube 52, 23552 Lübeck,<br />
Tel.: 0451 20951053, Fax: 0451 20951054,<br />
Internet: http://www.schiffarztbörse.de<br />
Seite 99
RECHT<br />
Aus der Praxis der Norddeutschen Schlichtungsstelle<br />
Akupunktur bei gleichzeitiger Antikoagulanzientherapie – Risikoaufklärung<br />
unwirksam bei Kontraindikation<br />
Kasuistik:<br />
Zu prüfen war die Akupunkturbehandlung der seinerzeit<br />
72-jährigen Patientin durch eine Fachärztin für Orthopädie.<br />
Die Anamnese der Patientin wies unter anderem Herzrhythmusstörungen<br />
(absolute Arrhythmie bei Vorhofflimmern)<br />
unter oraler Antikoagulanzientherapie mit Phenprocoumon<br />
(Marcumar ® ) und chronische Rückenschmerzen bei Osteoporose<br />
auf.<br />
Blutuntersuchungen des Hausarztes zur Steuerung der Antikoagulanzientherapie<br />
zeigten am 16. April 2010 Quick-<br />
Wert = < 8%/INR = > 5,6, am 19. April 2010 Quick-Wert =<br />
23%/INR = 2,7, am 4. Mai und 6. Mai 2010 Quick-Wert =<br />
< 8 %/INR = > 5,6, am 7. Mai 2010 Quick-Wert = 28%/INR =<br />
2,3 und am 12. Mai 2010 = 22%/INR = 2,8. Der Hausarzt hatte<br />
auf die erhobenen Befunde jeweils mit Modifikation der<br />
Marcumar ® -Dosierungen beziehungsweise Gabe von Konakion<br />
® reagiert. Am 14. Mai 2010 behandelte er die Patientin<br />
unter der Diagnose einer akuten Bronchitis.<br />
Bei der Orthopädin befand sich die Patientin seit mehreren<br />
Jahren wegen orthopädischer Beschwerden in wiederholter<br />
Behandlung. Bei chronischen Rückenschmerzen kam es dort<br />
am 27. April 2010 zu einer weiteren Vorstellung. Eine Facetteninjektion<br />
L5/S1 „mit Lipo und Meaverin“ wurde durchgeführt<br />
und die weitere Behandlung mit Akupunktur empfohlen.<br />
In der Karteikartendokumentation findet sich folgender<br />
Eintrag: „Patient fragt, ob unter Marcumar ® Akupunktur<br />
möglich ist. Aufgeklärt, Marcumar ® keine Kontraindikation,<br />
bei therapeutischen Quick-Werten keine Gefahr. Leichte<br />
Blutungen oder Infektionen unter Akupunktur können<br />
entstehen“.<br />
Am 4. Mai (INR an diesem Tag > 5,6), 10. Mai, 14. Mai,<br />
17. Mai, 19. Mai und 26. Mai 2010 wurden insgesamt sechs<br />
Akupunkturbehandlungen durchgeführt<br />
Am 30. Mai 2010 (Sonntag) suchte die Patientin die Notdienst-Ambulanz<br />
der Kassenärztlichen Vereinigung (KV)<br />
wegen verstärkter Rückenschmerzen auf. Die körperliche<br />
Untersuchung zeigte ausgedehnte Hämatome rechts paravertebral<br />
im Bereich der Lendenwirbelsäule. Nachdem sich<br />
die Schmerzsymptomatik unter der verordneten Medikation<br />
nicht besserte, kam es noch am gleichen Tag in den späten<br />
Abendstunden zur Alarmierung des Rettungsdienstes und<br />
zur stationären Aufnahme in eine Klinik für Unfallchirurgie.<br />
Der Notfallbericht dokumentierte zur Anamnese „Stellt sich<br />
mit starken Rückenschmerzen vor, ohne Unfallereignis“ und<br />
zum körperlichen Untersuchungsbefund „Einblutungen im<br />
Steißbereich lumbosakraler Übergang, rechte Flanke sowie<br />
oberflächlich rechtes Schulterblatt dorsal“. Bei Hb = 10,2<br />
g/dl wurde Quick-Wert = 7%/INR = 9,5 bestimmt. Die Ultraschalldiagnostik<br />
zeigte im Steißbeinbereich eine subcutane<br />
Einblutung Größe 2,4 mal 3,0 cm. Während des stationären<br />
Aufenthaltes bis 4. Juni 2010 erfolgten eine analgetische<br />
Therapie und zusätzlich krankengymnastische Übungsbehandlungen<br />
zur Mobilisierung. Die Patientin wurde in stabilem<br />
Allgemeinzustand bei subjektiv weitgehender Beschwerdefreiheit<br />
in eine Kurzzeitpflegeeinrichtung verlegt.<br />
Die Patientin beanstandet, dass die Orthopädin bei<br />
der Durchführung der Akupunktur die Einnahme gerinnungshemmender<br />
Medikamente (Marcumar ® ) als<br />
Kontraindikation nicht beachtet habe. Dadurch sei es zu<br />
den ausgedehnten Hämatomen im Rückenbereich gekommen,<br />
die den stationären Aufenthalt und den anschließenden<br />
Aufenthalt in einer Kurzzeitpflegeeinrichtung erforderlich<br />
gemacht hätten. Über das Risiko von Blutungsereignissen<br />
durch Akupunktur sei nicht aufgeklärt worden.<br />
Die Orthopädin trägt vor, der Patientin sei auf ihre diesbezüglichen<br />
Fragen erklärt worden, dass eine Marcumar ® -<br />
Therapie keine Kontraindikation darstelle und unter therapeutischen<br />
Quick-Werten keine ernsthaften Blutungen zu<br />
erwarten seien.<br />
Entscheidung der Schlichtungsstelle<br />
Grundsätzlich ist festzustellen, dass Blutungskomplikationen<br />
zu den häufigen und unerwünschten Wirkungen der<br />
oralen Antikoagulanzientherapie mit Vitamin K-Antagonisten<br />
vom Typ des Phenprocoumons (z. B. Marcumar ® ) zählen.<br />
Die Intensität der Gerinnungshemmung ist durch Laboruntersuchungen<br />
des Blutes messbar und entsprechende Kontrollen<br />
dienen der Dosierung des Medikaments, die streng<br />
individualisiert erfolgen muss. Der so genannte therapeutische<br />
Bereich für die gängigen Indikationen ist INR (international<br />
normalized ratio) = 2,0 - 3,0, bei der ein optimales<br />
Verhältnis zwischen erwünschten (zum Beispiel Vermeidung<br />
kardiogener Embolien bei Herzrhythmusstörungen) und unerwünschten<br />
Wirkungen/Nebenwirkungen ermittelt wurde.<br />
Höhere INR-Werte signalisieren ein zunehmendes Blutungs-<br />
Seite 100 ÄRZTEBLATT MECKLENBURG-VORPOMMERN
isiko. Im Rahmen der Langzeittherapie werden unerwartete<br />
beziehungsweise nicht vorhersehbare Anstiege des INR-<br />
Werts immer wieder beobachtet und können zum Beispiel<br />
Folge abnehmenden Phenprocoumon-Bedarfs als Hinweis<br />
auf eine kardiale Dekompensation sein.<br />
Auch interkurrente Erkrankungen (zum Beispiel akute Bronchitis,<br />
wie im vorliegenden Fall) können Quick-Wert/INR beeinflussen.<br />
Die Akupunktur ist grundsätzlich eine akzeptierte Behandlungsoption<br />
für Patienten mit chronischen Rückenschmerzen.<br />
Unter Berücksichtigung der ab <strong>März</strong> 2010 bei dem<br />
Hausarzt durchgeführten Quick-Werte/INR-Kontrolluntersuchungen<br />
der Antikoagulanzientherapie war zu Beginn der<br />
Akupunkturbehandlung am 4. Mai 2010 nicht davon auszugehen,<br />
dass eine stabile Einstellung hinsichtlich der Intensität<br />
der Antikoagulation vorlag. Unerwartete beziehungsweise<br />
nicht vorhersehbare Änderungen des INR waren jederzeit<br />
möglich. Eine Akupunktur war in der vorgegeben<br />
instabilen Situation kontraindiziert und deren Durchführung<br />
fehlerhaft. Bei korrektem Vorgehen hätte die Akupunktur<br />
erst unter den Bedingungen einer stabilen Einstellung<br />
der oralen Antikoagulation durchgeführt werden dürfen.<br />
Im vorliegenden Fall bestand kein Zweifel daran, dass die<br />
ausgedehnten Hämatome durch die Behandlungen der Rückenschmerzen<br />
mit Akupunktur verursacht wurden, andere<br />
Ursachen waren hierfür nach Lage der Akten nicht ernsthaft<br />
in Betracht zu ziehen. Das Ausmaß der Gewebeeinblutungen<br />
wurde durch die orale Antikoagulantientherapie verstärkt.<br />
Zu Beginn der Akupunktur am 4. Mai 2010 signalisierte<br />
der an diesem Tag bei dem Hausarzt bestimmte<br />
Quick-Wert = < 8%/INR = > 5,6 eine Intensität der Antikoagulation<br />
außerhalb des therapeutischen Bereichs mit erhöhtem<br />
Blutungsrisiko. Nachdem am 7. Mai 2010 INR = 2,3<br />
und am 12. Mai 2010 INR = 2,8 bestimmt worden waren, ist<br />
es bis 30. Mai 2010 zu einem weiteren Anstieg auf INR = 9,5<br />
gekommen.<br />
Durch die zu diesem Zeitpunkt kontraindizierte Akupunktur<br />
ist es zu den ausgedehnten Hämatomen im Bereich der Rückenmuskulatur<br />
gekommen, die wiederum zum einwöchigen<br />
stationären Aufenthalt in der Klinik für Unfallchirurgie<br />
und anschließend in der Kurzzeitpflege führten.<br />
Die Schlichtungsstelle hielt Schadensersatzansprüche<br />
in diesem Rahmen für begründet.<br />
Die Argumentation der Orthopädin, die erhobenen Ansprüche<br />
seien unbegründet, denn die Patientin sei schließlich<br />
über das Risiko von Blutungen informiert worden, greift<br />
AUSGABE 3/<strong>2013</strong> 23. JAHRGANG<br />
RECHT<br />
nicht. Der Aufklärung unterliegt lediglich das allgemeine<br />
Risiko, das mit einer kunst- und sachgerecht ausgeführten<br />
ärztlichen Behandlung verbunden ist. Kontraindikationen<br />
können nicht durch Aufklärung „überwunden“ werden.<br />
Verfasser:<br />
Rechtsanwalt Johann Neu<br />
Geschäftsführer<br />
Schlichtungsstelle für Arzthaftpflichtfragen der<br />
norddeutschen <strong>Ärztekammer</strong>n<br />
Hans-Böckler-Allee 3<br />
30173 Hannover<br />
E-Mail: info@schlichtungsstelle.de<br />
www.schlichtungsstelle.de<br />
Seite 101
KONGRESSBERICHT<br />
40. Jahreskongress der Deutschen Gesellschaft<br />
für Rheumatologie 2012 in Bochum<br />
In den letzten Jahren erfolgte die Durchführung des Kongresses<br />
gemeinsam mit der Deutschen Gesellschaft für orthopädische<br />
Rheumatologie und der Gesellschaft für Kinder- und Jugendrheumatologie.<br />
Dadurch war der Kongress mit ca. 2500 Teilnehmern<br />
wieder recht gut besucht und fachübergreifende Aspekte<br />
konnten besser bearbeitet werden. Auch die 249 Poster spiegeln<br />
das Interesse für das Fachgebiet wieder.<br />
Besonders hervorzuheben ist die fertig gestellte S1-Leitlinie zur<br />
Therapie der rheumatoiden Arthritis und die 3. Auflage der S3-<br />
Leitlinie für die frühe rheumatoide Arthritis aus dem Jahr 2011.<br />
Die neue S1-Leitlinie ist in der Zeitschrift für Rheumatologie<br />
2012 auf den Seiten 592 bis 603 veröffentlicht. Sie basiert auf<br />
den 2010 veröffentlichten EULAR-Empfehlungen.<br />
Die wichtigste Standardtherapie bleibt bei der Diagnosestellung<br />
Methotrexat in Verbindung mit niedrig dosiertem Prednisolon.<br />
Bei nicht ausreichendem Ansprechen auf die Basistherapie<br />
sollte eine klassische DMARD (Basismedikament) Kombinationstherapie<br />
eingesetzt werden. Im Falle hoher Krankheitsaktivität<br />
sollte spätestens nach sechs Monaten der Einsatz eines<br />
Biologikums erfolgen, in der Regel in Kombination mit Methotrexat.<br />
Neu ist auch der Trend nach einer Zeit von sechs bis<br />
zwölf Monaten Remission, die Basismedikation zu reduzieren.<br />
Das Basismedikament ganz absetzen zu können, ist sicher ein<br />
Traumziel, das nur wenige Patienten erreichen werden.<br />
Ein anderer wichtiger Aspekt auf dem Kongress war in diesem<br />
Zusammenhang die Erkenntnis, dass die Gesamtmortalität der<br />
rheumatoiden Arthritis durch Biologika nach den Registerdaten<br />
nicht erhöht wird. Die langfristige Überwachung hat inzwischen<br />
zum Einschluss von europaweit 50.000 Patienten geführt.<br />
Ein hoher Krankheitsaktivitätsindex zu Beginn der Erkrankung<br />
und über die Therapie gilt als starker Prädiktor für eine vorzeitige<br />
Mortalität. Ein besonders hohes Risiko für Komplikationen<br />
ist der Einsatz von Glucocorticoiden in einer Dosis von mehr als<br />
10 mg pro Tag. Durch das Zusammenführen der Daten mit den<br />
bevölkerungsbezogenen Krebsregistern, konnte kein erhöhtes<br />
Krebsrisiko gegenüber anderen Rheumaerkrankten gefunden<br />
werden. Das Risiko für schwerwiegende Infektionen unter Biologika<br />
gegenüber konventionellen DMARD‘s ist besonders in<br />
den ersten drei bis sechs Monaten der Therapie erhöht. Wahrscheinlich<br />
hat die begleitende Glucocorticoid-Therapie dabei<br />
einen höheren Stellenwert als das Biologikum selbst.<br />
Es wurden mehrere Risikofaktoren für schwerwiegende Infektionen<br />
identifiziert und ein RABBIT-Risiko-Score erstellt, dieser<br />
ist über die RABBIT-Webseite jedem Arzt zugänglich, der kann<br />
somit das individuelle Risiko seines Patienten berechnen.<br />
Frau Prof. Gromnica-Ihle arbeitete geschlechtsspezifische Unterschiede<br />
bei entzündlich- rheumatischen Erkrankungen heraus.<br />
Durch bessere Diagnostik haben sich die Geschlechtsdominanzen<br />
in der Rheumatologie durchaus verändert. Den aktuellen<br />
Stand zeigt die nachfolgende Tabelle.<br />
Erkrankung: Frauen/Männer<br />
Systemischer Lupus erythematodes 9:1<br />
Sjörgren-Syndrom 10:1<br />
Rheumatoide Arthritis<br />
Inzidenz-Rate zwischen 55 und 64 Jahren<br />
3:1<br />
bei Erkrankungsbeginn 2:1<br />
Inzidenzrate > 75 Jahre bei Erkrankungsbeginn<br />
1:2<br />
Morbus Bechterew 1:2<br />
Bei der rheumatoiden Arthritis (RA) als häufigster Erkrankung<br />
weisen Frauen in der Regel eine größere Krankheitslast auf als<br />
Männer. Das betrifft die Schmerzstärke, die Krankheitsaktivität<br />
und ein begleitendes sekundäres Fibromyalgiesyndrom. Häufige<br />
Begleiterkrankungen der Männer sind kardiovaskuläre Erkrankungen,<br />
Nierenerkrankungen und Diabetes mellitus, während<br />
Frauen häufig an Osteoporose und Fibromyalgie sowie<br />
Depressionen leiden.<br />
Nach einer Darstellung von Prof. Mau bekommt trotz besseren<br />
Wissens ein Großteil der RA-Patienten keine Bewegungstherapie<br />
bzw. Rehabilitation. Nach der deutschen Kerndokumentation<br />
erhält ca. 1/3 der Patienten nie eine Rehabilitation und 1/5<br />
nie eine ambulante Bewegungstherapie. Nachweislich verhindern<br />
Funktionstraining und Rehabilitationssport Bewegungseinschränkungen<br />
und Fehlstellung. Sportlich aktive Patienten<br />
berichten deutlich eher von einer besseren Lebensqualität.<br />
Etwa 40 Prozent der RA-Patienten treiben keinen Sport, dies<br />
liegt teilweise auch an der immer selteneren Übernahme der<br />
Kosten durch die Krankenkasse und dem zurückhaltenden Verordnungsverhalten<br />
der niedergelassenen Kollegen, die um Regresse<br />
fürchten.<br />
In der Bundesrepublik erkranken jährlich ca. 1.200 Kinder an<br />
Gelenkrheuma. Die Daten der Kinderkerndokumentation zeigen,<br />
dass im vergangenen Jahrzehnt die Versorgung deutlich<br />
besser geworden ist. Betroffene Patienten erreichen den Spezialisten<br />
heute ein halbes Jahr früher als damals. Das Patientenregister<br />
umfasst derzeit etwa 10.000 rheumakranke Kinder und<br />
Jugendliche, insgesamt leiden ca. 20.000 Kinder in Deutschland<br />
an dieser Erkrankung. Im kinderrheumatologischen Versor-<br />
Seite 102 ÄRZTEBLATT MECKLENBURG-VORPOMMERN
Patiententag im Rahmen des DGRh-Kongresses, 22.09.2012<br />
Foto: Rheumatologische Fortbildungsakademie GmbH<br />
gungsnetz sind gegenwärtig etwa 130 zertifizierte Kinder- und<br />
Jugendrheumatologen an ca. 100 Einrichtungen eingebunden.<br />
Die Wahrscheinlichkeit, dass ein Rheumatiker eine Endoprothese<br />
benötigt, ist ca. um das Fünffache erhöht. Jedes Jahr werden<br />
ca. 25.000 Endoprothesen bei Rheumatikern implantiert. Da bei<br />
den meisten Rheumatikern eine Systemerkrankung vorliegt und<br />
mit Knochen-, Knorpel - sowie Weichteilschäden gerechnet werden<br />
muss, ist die Vorgehensweise oft etwas anders als bei Verschleißerkrankungen<br />
lokaler Art. Insgesamt ist durch die bessere<br />
basismedikamentöse Versorgung auch der Anteil der zu<br />
operierenden Patienten rückläufig. Durch neue Operationsmethoden<br />
und auch neuere Endoprothesen ist ein schonenderes<br />
operatives Vorgehen über kleine Zugänge, besonders im Bereich<br />
der Knie- und Hüftgelenke, möglich geworden. Basistherapien<br />
sind zu berücksichtigen. Insbesondere wenn viel am<br />
Knochen „gearbeitet“ wird, ist vorher bei einigen Basismedikamenten<br />
zu pausieren bzw. diese müssen ausgewaschen werden.<br />
Probleme bereiten Infektionen. Hauptinfektionsursache<br />
sind Candida albicans-Biofilme auf den eingebrachten Fremdkörpern.<br />
Hier muss oft das Implantat gewechselt werden, denn<br />
nur wenige Medikamente wirken ausreichend gegen diese Biofilme.<br />
Weiterhin ist zu berücksichtigen, dass sehr viele Rheumapatienten<br />
auch eine sekundäre Osteoporose haben. In diesem Zusammenhang<br />
ist die optimale Versorgung mit Vitamin D unbedingt<br />
erforderlich. Nach den Erkenntnissen von Frau Prof. Bischoff-<br />
Ferrari leidet jeder 2. Mensch in Deutschland an einem Vitamin<br />
D-Mangel. Dies bedeutet nicht nur ein erhöhtes Osteoporoserisiko,<br />
sondern es scheint auch eine antientzündliche Wirkung<br />
dieses Vitamins bei entzündlichen Erkrankungen vorzuliegen.<br />
Wir benötigen über das gesamte Jahr hinweg einen möglichst<br />
stabilen Vitamin D-Spiegel, den man in unseren Breiten im Winter<br />
eigentlich nie erreichen kann. Insbesondere Patienten, die<br />
kortisonhaltige Medikamente bekommen, bedürfen unbedingt<br />
einer Osteoporoseprophylaxe. Die Empfehlung für Rheumatologen<br />
lautet: Patienten über 60 Jahre mit einer Osteoporose<br />
sollten 25-OH-D-Titer von 75 nmol/I erhalten. Dies sollte mit<br />
AUSGABE 3/<strong>2013</strong> 23. JAHRGANG<br />
KONGRESSBERICHT<br />
täglichen Gaben von 800 bis 1600 Einheiten erreicht werden<br />
bzw. mit der wöchentlichen Gabe von Dekristol 20000. Gegenwärtig<br />
werden max. 500 mg Kalzium täglich über Tabletten<br />
empfohlen.<br />
Es kommt nicht sehr oft vor, dass Medikamente direkt<br />
gegenein ander auf ihre Wirkung hin untersucht werden. Um<br />
so mehr hervorzuheben sind die durchgeführten Studien von<br />
Abatacept (Orencia) gegen Adalimumab (Humira). Hier wurde<br />
gezeigt, dass beide Medikamente bei der rheumatoiden Arthritis<br />
eine gleich hohe Wertigkeit haben. Aufsehen erregte auch<br />
eine Studie der Firmen Roche und Chugai, die zeigen konnten,<br />
dass Tocilizumab (Roactemra) auch in der Monotherapie ohne<br />
Methotrexat eingesetzt werden kann. Es konnte nachgewiesen<br />
werden, dass die Wirkung nicht nur klinisch sondern auch radiologisch<br />
in der Monotherapie erreicht werden kann.<br />
<strong>2013</strong> wird wahrscheinlich eine neue Biologikumentität verfügbar<br />
sein, die sog. JAK2-Hemmer, die den Signalweg von der<br />
Zelloberfläche zum Zellkern hemmen.<br />
In den letzten Jahren sind neue Subtypen der Spondyloarthritiden<br />
(SpA) hinzugekommen. Der wichtigste und bekannteste<br />
Subtyp ist die ankylosierende Spondylitis, die jetzt zusammen<br />
mit der nicht röntgenologischen axialen Spondylarthritis unter<br />
dem Oberbegriff der axialen Spondyloarthritiden eingeordnet<br />
wird. Sensibilisiert sein müssen Ärzte, wenn Schmerzen im Bereich<br />
der unteren Wirbelsäule – besonders nachts – vorliegen<br />
und diese bei Bewegung nachlassen. Gefragt werden sollte<br />
auch immer nach einer Schuppenflechte in der Familie.<br />
Die neuen Klassifikationskriterien (ASAS) haben die Frühdiagnose<br />
verbessert, da die etablierten Klassifikationskriterien frühe<br />
Phasen schlecht erfassen. Das Biologikum Adalimumab hat<br />
bereits die Zulassung für die nicht röntgenologische axiale<br />
Spondylarthritis erhalten. Trotzdem sollte daran gedacht werden,<br />
dass ein Grossteil der Patienten durchaus mit einer intensiven<br />
NSAR-Therapie und einer intensiven Physiotherapie gut<br />
geführt werden kann.<br />
Bei einer schweren progressiven systemischen Sklerose, scheint<br />
nach einigen Studien die Stammzelltransplantation der Cyclophosphamid-Therapie<br />
überlegen zu sein. Es ist aber weiterhin<br />
notwendig, auf eine Auswahl geeigneter Patienten mit hohem<br />
Risiko für einen schweren progressiven Verlauf zu achten.<br />
Erwähnenswert ist auch die neue Chapel-Hill-Nomenklatur der<br />
Vaskulitiden. Nach der letzten Nomenklatur von 1994 war es<br />
unbedingt erforderlich Definitionen zu präzisieren.<br />
Neu mit hinein genommen wurden unter anderem die nur ein<br />
Organ betreffenden Vaskulitiden. Unter dem Begriff Vaskulitiden<br />
variabler Gefäßgröße wurden der Morbus Behcet und das<br />
Cogan Syndrom in die Nomenklatur aufgenommen.<br />
(Dr. R. Bruhn unter Verwendung von Pressemitteilungen<br />
zum DGRh-Kongress)<br />
Seite 103
BUCHVORSTELLUNGEN<br />
Für Sie gelesen<br />
Komplementäre Onkologie<br />
Supportive Maßnahmen und evidenzbasierte Empfehlungen<br />
Jutta Hübner<br />
2. erweiterte und überarbeitete Auflage, Schattauer Verlag<br />
Stuttgart 2012<br />
476 Seiten, € 69,00<br />
ISBN 978-3-7945-2853-0<br />
Mit der 2. Auflage der<br />
„Komplementären Onkologie“<br />
legt die Autorin<br />
Dr. med. Jutta Hübner ein<br />
deutlich erweitertes Angebot<br />
zur Beurteilung komplementärer<br />
und neu aufgenommener<br />
alternativer<br />
Therapieverfahren vor.<br />
Dem überwiegend schulmedizinisch<br />
ausgebildeten<br />
und geprägten Leser ergibt<br />
sich damit die Möglichkeit,<br />
sich in dem sehr komplexen<br />
Bereich, wie z. B. der anthroposophischen<br />
Medizin<br />
oder auch der Homöopathie, zu orientieren.<br />
Im Grundlagenteil stellt die Autorin die oft zu wenig beachteten<br />
Schnittstellen zwischen den heute überwiegend computergestützten<br />
Therapieplanungen, den komplementären Behandlungsansätzen<br />
und dem Patientenwunsch dar. Sie verweist auf<br />
die unbedingt notwendige Beratungskompetenz des (mit-)<br />
behandelnden Arztes und Onkologen. So lassen sich sinnvolle,<br />
z. B. synergistische Potenziale der komplementären Therapie<br />
nutzen und negative oder schädliche Interaktionen vermeiden.<br />
Im Weiteren wird auf das Potenzial des Nebenwirkungsmanagements<br />
durch komplementäre (in diesem ursprünglichen<br />
Sinne) Behandlungen verwiesen.<br />
Auf die Bedeutung von Ernährung und Krebsdiäten wird ebenso<br />
eingegangen, wie auf die Rolle von Bewegung bei der onkologischen<br />
Therapie.<br />
Der größte Teil des Buches widmet sich der Darstellung komplementärer<br />
Wirkstoffe und ihrer Bewertung. Dabei gibt es für<br />
jeden Wirkstoff eine Auswertung der bisher vorliegenden<br />
Daten (Labor, tierexperimentell, präklinische und klinische Daten),<br />
inklusive der Studienlage und, soweit bekannt, des molekularen<br />
Wirkmechanismus.<br />
Nach der Darstellung von möglichen Wechselwirkungen mit<br />
aktuellen Tumortherapien oder auch anderen gebräuchlichen<br />
Medikamenten erfolgt für die Substanz eine kurze zusammenfassende<br />
Bewertung, die eine grobe Einordnung in das heutige<br />
therapeutische Konzept ermöglicht.<br />
Damit trägt die Verfasserin der Entwicklung Rechnung, dass in<br />
einer heute erfolgreichen (onkologischen) Therapie nicht nur<br />
eine externe Evidenz des Therapieverfahrens zählt, sondern<br />
dass es auch zunehmend Elementen des patienteneigenen Behandlungsverständnisses<br />
bedarf, um erfolgreich zu sein. Nur<br />
dann kann man bei den oft starken Nebenwirkungen der konventionellen<br />
Therapie die Abbrüche der Behandlung vermeiden.<br />
Da ca. 40 bis 80 Prozent aller onkologischen Patienten nach Meinungsumfragen<br />
in irgendeiner Form komplementäre Therapieverfahren<br />
nutzen, stellt Jutta Hübner in ihrem Buch das expotenziell<br />
zunehmende Wissen auf diesem Gebiet kritisch dar.<br />
Ein neues Kapitel in der 2. Auflage widmet die Autorin der<br />
Darstellung und Bewertung ausgewählter „alternativer“ Therapieverfahren.<br />
Auffallend ist bei der Bewertung, dass keines<br />
der dargestellten Verfahren eine positive Beeinflussung des<br />
Behandlungsergebnisses gezeigt hat, wenn ausschließlich evidenzgesicherte<br />
Daten zu Grunde gelegt werden.<br />
Im letzten Kapitel ihres Buches stellt Jutta Hübner komplementäre<br />
Therapien in einer palliativen Behandlungssituation<br />
dar. Besonders in diesem Kapitel wird die zwingende Notwendigkeit<br />
für den Therapeuten aufgezeigt, seine Sachkenntnis<br />
nicht nur in der konventionellen Therapie nachzuweisen. Die<br />
Komplexität der palliativen Therapiesituation erfordert auch<br />
die Kenntnis und Bewertung komplementärer Medizin, da es<br />
sich hier um die Verbesserung der Lebensqualität des Erkrankten<br />
handelt und Heilung nicht mehr möglich ist.<br />
Es bleibt zu wünschen, dass dieses umfangreiche Buch zahlreiche<br />
Leser findet und damit die Diskussion um den sinnvollen<br />
Einsatz komplementärer Behandlungsverfahren im Synergismus<br />
mit Standardtherapien vorangetrieben wird.<br />
Bestimmung von Sehhilfen<br />
Dipl.-Med. U. Freitag, Wismar<br />
Dieter Methling<br />
3. vollständig überarbeitete und erweiterte Auflage<br />
Thieme Verlag Stuttgart 2012<br />
528 Seiten, 672 Abb., gebunden, € 99,95<br />
ISBN 978-3-13-163943-1<br />
Dieter Methling legt sein Buch nun in der 3. Auflage vor. Allein<br />
diese Tatsache spricht schon für eine hohe Akzeptanz und Qualität<br />
des vorliegenden Werkes.<br />
Entsprechend der Zielsetzung des Buches nehmen die Kapitel<br />
über die Bestimmung der Refraktion und der Sehschärfe sowohl<br />
monokular als auch binokular in der Ferne und in der<br />
Seite 104 ÄRZTEBLATT MECKLENBURG-VORPOMMERN
Nähe den größten Teil des<br />
Buches ein. Anatomische,<br />
physiologische und optische<br />
Grundlagen leiten den<br />
Leser zum Thema hin. Breiten<br />
Raum nehmen die Beschreibungen<br />
der Untersuchungsgeräte<br />
für subjektive<br />
und objektive Refraktionsbestimmung<br />
ein. Anstelle<br />
des Begriffs „Brillengläser“<br />
verwendet der Autor den<br />
Begriff „Brillenlinsen“. Das<br />
ist zu begrüßen, da Brillen<br />
bekanntermaßen nicht nur<br />
aus Glas, sondern auch aus<br />
Kunststoff hergestellt werden<br />
können.<br />
Die Methoden der Refraktions- und Visusbestimmung werden<br />
eingehend beschrieben und anhand gut ausgewählter und didaktisch<br />
hervorragend gestalteter Abbildungen und Tabellen<br />
vorbildlich erläutert. Geräte, Ausrüstungen und Vorschriften für<br />
die subjektive Refraktionsbestimmung werden ausführlich und<br />
verständlich dargestellt. Das gilt auch für die objektiven Messverfahren,<br />
wie Skiaskopie, Refraktometrie, Ophthalmometrie<br />
und Wellenfrontanalyse. Zwei Kapitel widmen sich folgerichtig<br />
den Brillenlinsen und ihrer Anpassung. Hier findet der Leser<br />
Grundlageninformationen zu Werkstoffen, Abbildungseigenschaften<br />
und Formen von Brillenlinsen. Auch Sonderanwendungen,<br />
wie Filterlinsen und Blendschutzlinsen, sind hier dargestellt.<br />
Selbstverständlich findet sich in einem Buch über Sehhilfen<br />
ein eigenes Kapitel zur Kontaktlinse sowie zu den vergrößernden<br />
Sehhilfen.<br />
Der Autor schließt sein Buch mit wichtigen Hinweisen zur Bewertung<br />
der anamnestischen Angaben des Patienten ab.<br />
Sehbeeinträchtigungen, Schmerzen, Lichtempfindlichkeit, aber<br />
auch Arbeitsbedingungen, Lese-Rechtschreib-Schwäche, die<br />
Überprüfung bisher verordneter Sehhilfen sowie die Inspektion<br />
des äußeren Auges finden dabei Berücksichtigung. Der<br />
bereits in den früheren Ausgaben enthaltene Glossar, der ausgewählte<br />
Begriffe der Augenoptik und Augenheilkunde erläutert,<br />
wurde aufgewertet, indem die deutschen Fachbegriffe<br />
durch die englischen Fachtermini ergänzt wurden. Ein ausführliches<br />
Literatur-, Bildquellen-, Eigennamen- und Sachverzeichnis<br />
sowie ein Verzeichnis der verwendeten Formelzeichen<br />
und Abkürzungen sind sehr nutzerfreundlich und machen das<br />
Buch auch zu einem überaus nützlichen Nachschlagewerk. Auf<br />
den letzten Seiten findet sich noch ein Ablaufplan zur Bestimmung<br />
von Sehhilfen. Dort ist mit Hilfe von Flussdiagrammen<br />
das Vorgehen ausführlich und übersichtlich noch einmal zusammengefasst.<br />
Eine Tabelle mit den Gullstrandschen Werten<br />
für das schematisierte Auge schließt das Buch ab.<br />
AUSGABE 3/<strong>2013</strong> 23. JAHRGANG<br />
BUCHVORSTELLUNGEN<br />
Die Überarbeitung hat dem Buch sehr gut getan. Die farbliche<br />
Gliederung der einzelnen Kapitel erleichtert das schnelle Auffinden<br />
von Informationen. Auch schwierige Zusammenhänge<br />
sind in Abbildungen, Tabellen und Text anschaulich und verständlich<br />
beschrieben. Durch Erweiterung vorhandener und<br />
Aufnahme weiterer Themen, wie zum Beispiel „AHDS“, „Legasthenie“,<br />
„Prismenfolien“, „Farbtheorien“, „Wellenfrontanalyse“,<br />
„Gesichtsfeld“, „Winkelfehlsichtigkeit“, „Nachtmyopie“,<br />
„Optometrische Versorgung älterer Menschen“ und „Feuchte<br />
Makuladegeneration“, ist nicht nur sein Umfang, sondern auch<br />
sein Fundament deutlich breiter geworden.<br />
Auch die ausführliche Beschreibung des Polatestverfahrens hat<br />
Eingang gefunden. Die berufspolitischen Klippen, die mit der<br />
Interpretation der Untersuchungsergebnisse des Polatestverfahrens<br />
verbunden sind, sind dem Autor bekannt. Er hat sie<br />
thematisiert. Seinem Rat, die Messergebnisse im Hinblick auf<br />
die Anwendung von Prismen vorsichtig und mit Augenmaß zu<br />
interpretieren, kann sich der Rezensent nur anschließen.<br />
Etwas traurig ist der Rezensent allerdings, weil sich im Aniseikonie-Kapitel<br />
immer noch der Hinweis findet, dass Brillenlinsen<br />
bei Längenanisometropie vorteilhafter seien als Kontaktlinsen,<br />
da die Aniseikonie mit Brillenlinsen kleiner sei. Richtig ist, dass<br />
die Netzhautbildgröße des höher myopen Auges mit Brillenlinse<br />
kleiner ist als mit Kontaktlinse. Durch die morphologischen<br />
und funktionellen Veränderungen bei längenanisometropen<br />
Augen unterscheiden sich Aniseikonie und Netzhautbildgröße<br />
mit der Konsequenz, dass bei Anisomyopie bei Kontaktlinsenkorrektion<br />
eine geringere Anseikonie auftritt als bei Korrektion<br />
mit Brille. Das sollte in der nächsten Auflage Berücksichtigung<br />
finden.<br />
Ein eigenes Kapitel widmet sich Augenerkrankungen, die einen<br />
Einfluss auf die Bestimmung von Refraktion und Sehschärfe haben<br />
können. Für Nicht-Augenärzte hat der Autor hier viele<br />
nützliche Hinweise zusammengestellt. Das Glaukom wird allerdings<br />
heute nicht mehr als eine „krankhafte Erhöhung des Augeninnendruckes“<br />
angesehen, sondern viel mehr als eine heterogene<br />
Gruppe von Erkrankungen des Auges, die zu einer progredienten<br />
Schädigung des Sehnerven mit Verlust visueller<br />
Funktionen führen. Die Glaukomerkrankung kann mit und<br />
ohne erhöhten Augeninnendruck einhergehen. Entsprechend<br />
hat sich die augenärztliche Diagnostik verlagert. Augeninnendruckmessung<br />
und Gesichtsfeldmessung spielen noch eine Rolle;<br />
die Augeninnendruckbewertung aber mehr im Sinne einer<br />
individuellen und relativen Beurteilung (Zieldruckkonzept). An<br />
Bedeutung gewonnen haben jedoch die Vermessung des Sehnerven<br />
und die Vermessung der retinalen Nervenfaserschicht<br />
mittels HRT-, OCT- und Gdx-Geräten sowie die Beurteilung des<br />
okulären Blutflusses. Die Fokussierung des Autors auf Augendruckmessung<br />
und Gesichtsfeldbestimmung beleuchtet nur<br />
einen Teil des Problems. Der Rezensent empfiehlt, in der nächsten<br />
Auflage den Text zum Glaukom zu ergänzen.<br />
Seite 105
BUCHVORSTELLUNGEN<br />
Diese beiden Hinweise schränken jedoch den Wert des Buches<br />
keinesfalls ein. Der Autor hat das deutschsprachige Standardwerk<br />
zur Bestimmung von Sehhilfen geschaffen.<br />
Das Buch richtet sich an Augenoptiker, Optometristen, Augenärzte,<br />
Ärzte in Weiterbildung zum Facharzt für Augenheilkunde,<br />
Arbeitsmediziner und Betriebsärzte sowie Rehabilitationspädagogen<br />
und Studenten der Rehabilitationspädagogik. Es<br />
kann sowohl zur Einarbeitung in die Thematik als auch als<br />
Nachschlagewerk genutzt werden und gehört in den Bücherschrank<br />
eines jeden Augenarztes und Augenoptikers. Das Buch<br />
ist sehr benutzerfreundlich gestaltet und ich bin daher überzeugt,<br />
dass es eine weite Verbreitung finden wird.<br />
Prof. H. Höh, Neubrandenburg<br />
Mittelpunkt Mensch: Ethik in der Medizin<br />
Ein Lehrbuch<br />
Giovanni Maio<br />
Geleitwort: W. Vossenkuhl<br />
1. korrigierter Nachdruck der 1. Auflage<br />
Schattauer Verlag Stuttgart 2012<br />
424 Seiten, € 24,95<br />
ISBN 978-3-7945-2448-8<br />
Das Berufsbild des Arztes<br />
als Helfer und Heiler hat<br />
sich in den vergangenen<br />
Jahrzehnten gewandelt.<br />
Vom Leistungserbringer<br />
und Anbieter ist heute die<br />
Rede, dessen ärztliche<br />
Dienste den Kunden binden<br />
und sich rechnen sollen.<br />
Sicher gibt es Ärzte (auch<br />
Standespolitiker), die diesen<br />
Wechsel und damit die<br />
Änderung des Selbstbildes<br />
mühelos mit tragen. Für<br />
die meisten jedoch wächst<br />
der Leidensdruck und sie<br />
hadern angesichts des Autonomie- und Identitätsverlustes ihres<br />
Berufsstandes.<br />
Hinzu kommt, dass der Arzt fast täglich an die Grenzen seiner<br />
naturwissenschaftlich-medizinischen Sichtweise stößt und<br />
letztlich gezwungen wird, sich mit philosophischen Betrachtungen<br />
zu den Grundfragen des Mensch-Seins und deren Konkretisierung<br />
in der Arzt-Patienten-Beziehung zu beschäftigen.<br />
Das vorliegende Lehrbuch des renommierten und weithin bekannten<br />
Experten für Medizinethik, Giovanni Maio (Freiburg),<br />
sucht systematisch nach Antworten auf die medizinethischen<br />
Probleme unserer Zeit.<br />
Das Werk gliedert sich nach der Einleitung „Wozu Ethik in der<br />
Medizin?“ in sechs Kapitel:<br />
Philosophische Grundlagen (Grundbegriffe, Pflichtenethik<br />
Kants, Utilitaristische Ethik, Tugendethik), Historische Grundlagen,<br />
Ethik in der Begegnung von Arzt und Patient, Spezialthemen<br />
der Ethik in der Medizin (u. a. Pränataldiagnostik<br />
und Schwangerschaftsabbruch, Reproduktionsmedizin, Forschung<br />
am Menschen, Medizin und Ökonomie), Ethik am Ende<br />
des Lebens und als Abschluss: Das Menschenbild als Grundlage<br />
einer Ethik der Medizin.<br />
Durch die Einbeziehung von 39 Patientengeschichten wird das<br />
Thema praxisnah aufbereitet. Literaturverzeichnis (zu jedem<br />
Kapitel) sowie Personen- und Sachregister sind breit angelegt<br />
und können von Lehrenden und Lernenden als weiterführende<br />
Arbeitsmittel genutzt werden.<br />
Im letzten Kapitel erfolgt eine kluge, fundierte und kritische<br />
Analyse über die „beherrschenden Menschenbilder in der modernen<br />
Medizin“ und der Autor versucht einen „Gegenentwurf<br />
für eine zukunftsweisende Medizin“.<br />
Die gegenwärtige Ökonomisierung des Gesundheitsbetriebes<br />
ist nicht geeignet und auch nicht willens, die Medizin zur „Sorge<br />
um den ganzen Menschen“ zu bewegen. Für Maio ist die<br />
Medizin eine „soziale Errungenschaft für Menschen in Not“.<br />
Natürlich sollte man Medizin und Ökonomie nicht in einer falschen<br />
Polarisierung gegenüberstellen. Doch beklagt der Autor,<br />
wie der Markt sukzessive die Medizin unterwandert.<br />
Gewinnmaximierung dürfe nicht zum „identitätsstiftenden<br />
Moment“ medizinischer Einrichtungen erhoben werden. Die<br />
Heilkunde im herkömmlichen Sinne ist durch das Eindringen<br />
der Profitorientierung in das Gesundheitswesen in Gefahr!<br />
Wenn Fürsorge dem Profit dient, ist die wahre Fürsorge verloren.<br />
Das Lehrbuch (eigentlich Nachdenkbuch) ist prägnant und verständlich<br />
geschrieben, es ist beeindruckend aktuell (!). Durch<br />
die Verbindung von ärztlicher Praxis mit Philosophie kann ein<br />
Koordinatensystem des Denkens entstehen, das für schwere<br />
Entscheidungen im Alltag hilfreich ist.<br />
Das Buch richtet sich an Studierende der Medizin, Philosophie<br />
und Theologie, an erfahrene Ärzte, psychotherapeutisch Tätige<br />
und interessierte Mitarbeiter im Gesundheits- und Sozialwesen,<br />
wendet sich aber auch an kritische Zeitgenossen. Im<br />
Bücherregal von Klinik-Geschäftsführern sollte es ebenfalls<br />
nicht fehlen.<br />
Ethik in der Medizin muss fester Bestandteil in der Ausbildung<br />
an den Universitäten sein. Sollte man nicht generell überlegen,<br />
das 1861 vom Preußischen Kultusministerium abgeschaffte<br />
„Philosophikum“ (übrigens auf Drängen von Rudolf Virchow)<br />
wieder einzuführen?<br />
Seite 106 ÄRZTEBLATT MECKLENBURG-VORPOMMERN
Denn der wahre Forschungsgegenstand der Medizin, der<br />
kranke, leidende, hilfsbedürftige Mensch („homo patiens“)<br />
kann nur bedingt nach Kriterien der exakten Naturwissenschaften<br />
erforscht werden.<br />
Vorerst könnte man Medizinstudenten Maios Buch mit der<br />
Approbation schenken!<br />
Der Arzt ist auf ethische Grundmuster seines Handelns angewiesen,<br />
weil die Heilkunde eine Zuwendung zum ganzen<br />
Menschen verlangt.<br />
Um ein jahrzehntelanges Berufsleben durchzustehen, muss<br />
man Freude am Arztsein haben und die tägliche mitmenschliche<br />
Begegnung suchen und diese auch aushalten.<br />
AUSGABE 3/<strong>2013</strong> 23. JAHRGANG<br />
Prof. H. H. Büttner, Wismar<br />
Behandlungsqualität und Christlichkeit<br />
Qualitätsindikatoren für Kirchliche Krankenhäuser (QKK)<br />
Jürgen Stausberg, Thomas Jungen<br />
Shaker Verlag Aachen 2011<br />
152 Seiten, broschiert, € 29,80<br />
ISBN 978-3-8322-9937-8<br />
Medizin ist eine „Wissenschaft“,<br />
die abhängig ist<br />
von einer Unmenge an biologischen<br />
Faktoren, vom<br />
individuellen, physischen<br />
und psychischen Verhalten<br />
der einzelnen Akteure (Patienten<br />
und Behandler)<br />
und auch vom politischen<br />
und sogar merkantilen Verhalten<br />
einer Gesellschaftsordnung.<br />
Unter den Akteuren<br />
werden die Leistungen<br />
der „Dienstleister“, also<br />
des medizinischen Personals,<br />
besonders geprägt<br />
von den aktiven und passiven Erkenntnissen ihres Studiums<br />
und nicht zuletzt von ihren eigenen und den vermittelten Erfahrungen.<br />
Es ist also schwer, die „Qualität“ der „Medizin“ zu messen.<br />
Ergebnisse und Ereignisse werden deshalb in statistische Kriterien<br />
gezwängt. Hier ist dann die Quantität ein weiterer nicht<br />
zu vernachlässigender Faktor. Qualität wird darüber hinaus<br />
auch als betriebswirtschaftliches Ergebnis gemessen, nicht<br />
etwa nur in einer rein materiell ausgerichteten, sondern auch<br />
in einer ideologisch und weltanschaulich geformten Gesellschaft.<br />
BUCHVORSTELLUNGEN<br />
Für Krankenhäuser ist in der Bundesrepublik Deutschland gesetzlich<br />
ein Qualitätsmanagement vorgeschrieben.<br />
Im Bereich der christlich geprägten Einrichtungen wurden KTQ<br />
(Kooperation für Transparenz und Qualität im Gesundheitswesen)<br />
und pCC (pro Cum Cert = Zertifizierungsgesellschaft in<br />
konfessioneller Trägerschaft GmbH) entwickelt.<br />
Auf dieser Grundlage baut nun das im Buch vorgestellte Projekt<br />
„QKK“ (Qualitätsindikatoren für Kirchliche Krankenhäuser)<br />
auf. Für dieses hat sich eine Gruppe von kleinsten und<br />
größeren, vorwiegend katholischen Krankenhauseinrichtungen<br />
zusammengeschlossen. Es sollen ihre Leistungen fortentwickelt,<br />
besonders die Ergebnisseite, gemessen, beurteilt,<br />
bewertet, transparent, und das ist natürlich das Hauptanliegen,<br />
vor allem verbessert werden. Die Sicherheit der Patienten,<br />
aber auch deren Zufriedenheit stehen dabei im Vordergrund.<br />
So wurden Qualitätsindikatoren aufgestellt, die im „Institut<br />
für Medizinische Informationsverarbeitung, Biometrie und<br />
Epidemiologie“ an der Ludwig-Maximilians- Universität München<br />
in recht komplizierter Form mathematisch-statistisch erfasst<br />
und textlich und tabellarisch ausgewertet wurden und<br />
weiterhin bearbeitet werden. Weil gefordert, sind die Vorgaben<br />
der Politik mit ihrem betriebswirtschaftlichen Hintergrund<br />
berücksichtigt. Das Anliegen des Projektes ist auch, die<br />
caritativen und diakonischen Grundsätze (Nächstenliebe und<br />
der Dienst am Menschen) zu betonen, doch sind die eben leider<br />
kaum wirklich messbar!<br />
Wer den Inhalt des Buches verwenden und gut verstehen will,<br />
muss über statistisch-mathematisches Wissen verfügen. Es fehlen<br />
Hinweise, wie alle diese Daten in den Krankenhäusern erfasst<br />
werden und speziell auch, wer dafür als Personengruppe<br />
(Mitarbeiter) zuständig ist. Auch wird nichts darüber gesagt,<br />
mit welchem Erfolg die Ergebnisse dieses Projektes in der Praxis,<br />
d. h. nicht nur in den Kliniken, in den einzelnen Teams,<br />
besprochen und ausgewertet werden, sondern wie die Einrichtungen<br />
untereinander davon profitieren. Auf Seite neun<br />
des Buches heißt es doch „die beteiligten Träger und Einrichtungen<br />
entscheiden selbst, ob und in welcher Form sie ihre<br />
Analyseergebnisse veröffentlichen“. Veränderte Kennzahlen<br />
sind da wohl nicht ausreichend. Letztlich muss doch u. a. die<br />
nicht kleine Zahl an negativen Ereignissen ihren Niederschlag<br />
in den Behandlungs- und Betreuungsmaßnahmen aller beteiligten<br />
Abteilungen finden, weil sonst das Projekt nur kostenintensiv<br />
und nutzlos wird.<br />
Das vorgestellte Projekt „QKK“ kann für die vom Krankenhaus<br />
beauftragten „Qualitätsmanager“ für ihre weitere Arbeit hilfreich<br />
sein. Wer in der direkten Betreuung tätig ist, wird das<br />
Buch beiseite legen.<br />
Dr. C. Brock, Neubrandenburg<br />
Seite 107
SERVICE<br />
Goldenes Doktordiplom<br />
Die Charité ehrt seit vielen Jahren ihre Alumni, die vor 50<br />
Jahren an der Charité promoviert haben, mit der Vergabe<br />
einer „Goldenen Doktorurkunde“. Auch in diesem Jahr soll<br />
es wieder im Rahmen eines großen Festaktes im Konzerthaus<br />
am Gendarmenmarkt in Berlin-Mitte erfolgen.<br />
Leider ist der Kontakt zu so mancher Kollegin oder manchem<br />
Kollegen verloren gegangen. Sollten Sie vor etwa 50 Jahren in<br />
Berlin promoviert haben oder jemanden kennen, für den das<br />
zutrifft, melden Sie sich doch bitte im Promotionsbüro der<br />
Charité – Universitätsmedizin Berlin – Tel.: 030 450576018/016.<br />
Neue Norovirus-Variante in vielen Ländern auf dem<br />
Vormarsch<br />
Seit Ende 2012 nimmt in verschiedenen Reiseländern die Anzahl<br />
von Norovirus-Infektionen zu. Betroffen sind derzeit vor<br />
allem Großbritannien, die Niederlande, die USA, Japan,<br />
Frankreich, Australien und Neuseeland.<br />
Erste wissenschaftliche Untersuchungen weisen darauf hin,<br />
dass die neue Variante des Virus, „Sydney 2012“, die erhöhten<br />
Fallzahlen verursacht.<br />
Das CRM Centrum für Reisemedizin empfiehlt Reisenden, Hygienemaßnahmen<br />
wie Händewaschen und Flächendesinfektion<br />
zu beachten. Ein erhöhtes Infektionsrisiko besteht bei<br />
einer engen Konzentration vieler Menschen – etwa in großen<br />
Hotels und auf Kreuzfahrtschiffen.<br />
(Nach einer Information des CRM Centrum für Reisemedizin)<br />
Tag der Begegnung der Ärztesenioren am 22. April <strong>2013</strong><br />
Das erste Seniorentreffen des Jahres <strong>2013</strong> findet am 22. April <strong>2013</strong> um 14.00 Uhr im Hörsaal der <strong>Ärztekammer</strong> <strong>Mecklenburg</strong>-<br />
<strong>Vorpommern</strong>, August-Bebel-Str. 9 a, in Rostock statt.<br />
Folgendes Programm ist vorgesehen:<br />
14.00 Uhr Dr. med. Andreas Crusius, Präsident der <strong>Ärztekammer</strong> <strong>Mecklenburg</strong>-<strong>Vorpommern</strong><br />
„Aktuelles zur Gesundheitspolitik“<br />
14.30 Uhr Prof. Dr. phil. habil. Lutz Hagestedt, Philosophische Fakultät der Universität Rostock<br />
Institut für Germanistik, Neue und Neueste Literatur<br />
„Alle Lyrik ist komisch“<br />
15.00 Uhr Prof. Dr. med. habil. Stefan Liebe, Leiter der Abteilung Gastroenterologie (bis 30.03.2012) der Klinik<br />
für Innere Medizin der Universität Rostock<br />
„Die Endoskopie – ein Erfahrungsbericht“<br />
15:30 Uhr Rosemarie Krumsee<br />
Kurze Vorstellung des Vereins VerA (Verhinderung von Ausbildungsabbrüchen)<br />
und Werbung für eine Mitarbeit<br />
Für die Planung der Veranstaltung bitten wir alle Interessenten um Voranmeldung bei der <strong>Ärztekammer</strong> (Tel.: 0381 492800).<br />
Seite 108 ÄRZTEBLATT MECKLENBURG-VORPOMMERN
Tag der Begegnung am 23.11.2012<br />
Am 23. November fand das<br />
zweite Seniorentreffen 2012 in<br />
der <strong>Ärztekammer</strong> <strong>Mecklenburg</strong>-<strong>Vorpommern</strong><br />
statt. Das<br />
Interesse daran bestätigte der<br />
gefüllte Hörsaal.<br />
Die Entwicklungstendenz der<br />
Medizin, durch den wachsenden<br />
ökonomischen Druck und<br />
die daraus resultierenden<br />
Zwänge, zeigt weiterhin auch<br />
negative Auswirkungen auf<br />
die Patientenversorgung und<br />
die ärztlichen Moralstandards,<br />
bedauerte Dr. Crusius in seinen<br />
einleitenden Worten.<br />
Er konnte die Fernsehmitteilungen<br />
über das Fehlen ambu-<br />
Blick in den gefüllten Hörsaal.<br />
lanter palliativer Behandlungseinrichtungen in <strong>Mecklenburg</strong>-<strong>Vorpommern</strong><br />
dementieren, indem er auf funktionierende<br />
– unter anderem in Rostock, Schwerin, Greifswald,<br />
Stralsund und Rügen – verwies.<br />
Mit großer Spannung wurde der Vortrag über „Philosophie<br />
im 21. Jahrhundert“ erwartet. Professor Hastedt ging vom<br />
sokratischen Begriff der Philosophie als der Kompetenz des<br />
Fragens und als einer Lehre der Weisheit aus. Gegenwärtig<br />
tritt die Philosophie vor allem als ein Nachdenken über strittige<br />
Grundperspektiven auf, die alle angehen.<br />
Ausgehend von der neurobiologischen Herausforderung<br />
beschrieb der Redner die Möglichkeiten der modernen neurobiologischen<br />
Medizin mit ihren bildgebenden Verfahren,<br />
besonders der Magnetresonanztomographie, die es erlauben,<br />
Denkvorgänge und überhaupt Psychisches im Gehirn<br />
zu lokalisieren und zu analysieren.<br />
Philosophische Anschlussfrage heute: Schließt Neurobiologie<br />
die Willensfreiheit des Menschen aus? In der Philosophie<br />
wird die Freiheit meist weiter verteidigt; denn noch so<br />
viele Informationen über Gehirnvorgänge dürften uns die<br />
Qual beim Finden richtiger Entscheidungen nicht abnehmen.<br />
Weitere in der Philosophie heiß diskutierte Themen sind die<br />
Grenzen der Ökonomie, nicht nur im Medizinbetrieb, sowie<br />
die Bedeutung von Bildung und Toleranz. Über letztere<br />
Themen hat der Vortragende im Reclam Verlag vor Kurzem<br />
eigene Bücher herausgebracht; frühere Abhandlungen von<br />
ihm liegen im Suhrkamp-Verlag vor.<br />
AUSGABE 3/<strong>2013</strong> 23. JAHRGANG<br />
KULTURECKE<br />
Dr. Voss, der Dank seiner vieljährigen, stets die neuen Entwicklungen<br />
erfassenden Tätigkeit auf dem Gebiet der Pacemaker-Implantation<br />
und -Kontrolle einen immensen Erfahrungsschatz<br />
angehäuft hat, berichtete über die lokalen<br />
Bedingungen.<br />
Vor 50 Jahren, 1963, wurde an der Medizinischen Universitätsklinik<br />
Rostock der erste Herzschrittmacher implantiert.<br />
Die ständige technische Weiterentwicklung der Schrittmacher<br />
kam nahezu zeitgleich den Rostocker Patienten zugute.<br />
Die wesentlichen Entwicklungsetappen lassen sich grob abgrenzen:<br />
1. Etappe bis etwa 1968: Es gelang, sichere Herzschrittmachersysteme<br />
zu entwickeln.<br />
2. Etappe bis etwa 2000: Schrittmacher wurden multiprogammierbar<br />
und multifunktional.<br />
3. Etappe ab etwa 2000: Der intelligente Schrittmacher<br />
übernimmt zunehmend Kontrollfunktionen seiner Parameter<br />
und Überwachung physiologischer Funktionen seines<br />
Trägers.<br />
Es war faszinierend, die Gedankenvielfalt zu diesem Thema<br />
und deren technische Umsetzung zur klinischen Anwendung<br />
dargestellt zu bekommen.<br />
Vielleicht kamen die anschließenden Begegnungs-, Diskussions-<br />
und Erinnerungsmöglichkeiten etwas zu kurz, da sich<br />
die Versammlung relativ früh auflöste. Hieran waren möglicherweise<br />
die notwendigen Weihnachtsvorbereitungen<br />
und der bereits geöffnete Weihnachtsmarkt ablenkend beteiligt.<br />
H.-G. Sewcz<br />
Seite 109
KULTURECKE<br />
„Dr. sc. hum.“?<br />
Kürzlich stolperte ich über den Wissenschaftsgrad Dr. sc. hum.<br />
einer Rednerin auf dem Jahreskongress Klinischer Pharmakologen<br />
in Rostock. Zunächst glaubte ich, es müsse eine etwas<br />
ältere Dame sein, die zu DDR-Zeiten mit dem Dr. sc. graduiert<br />
worden war. Aus welch unerfindlichen Gründen seinerzeit<br />
vom „habil.“ zum „sc.“ gewechselt wurde und aus welch noch<br />
unerfindlicheren Gründen die Renominierung (nominative<br />
Re - habilitierung ) nicht mit einem Federstrich erfolgen konnte,<br />
ist inzwischen nicht mehr zu ergründende graue Nachwendezeit.<br />
Der „Dr. sc. hum.“ allein ist Gegenwart. Er entspricht dem<br />
Dr. med. wie Dr. med. dent. und wird von medizinischen Fakultäten<br />
an Nichtmediziner verliehen.<br />
Was aber bedeutet „hum.“? Dr. sc. humilis wäre ein Doktor<br />
niedriger Kenntnis. Der Dr. sc. humantis würde sich mit Beerdigen<br />
auskennen. Oder ist es ein Dr. sc. humanitatis – Doktor der<br />
Menschlichkeit? Die volle Schreibweise verrät es: Dr. scientiarum<br />
humanarum – Doktor der Humanwissenschaften. Hierzu bedarf<br />
es also nicht nur einfacher Kenntnis (Genitiv Singular: scientiae)<br />
wie damals im Osten, sondern – differenzierend auf höherem<br />
Niveau – vielfältiger Kenntnisse (Plural: scientiarum).<br />
Nach diesem hochwissenschaftlichen Lateinexkurs sei ein<br />
(n)ostalgischer Rückblick erlaubt.<br />
Als damals die obersten Wissenschaftsweisen die akademischen<br />
Grade neu strukturierten und gesetzlich verkünden ließen,<br />
erwiesen sie sich als Schwachlateiner. Mich reizte das im<br />
<strong>März</strong> 1981 zu einer Glosse in der Rostocker Arztinformation.<br />
Hic est:<br />
Die lustigen Nibelungen<br />
Ostern wird es in der Hochschule für Musik und Theater<br />
(hmt) Rostock sagenhaft. Dann führen Gesangsstudierende<br />
„Die lustigen Nibelungen“ auf, eine Operette in drei Akten<br />
mit der Musik von Oscar Straus und dem Text von Fritz Oliven.<br />
Regie führt Matthias Pohl, der auch andere Opernproduktionen<br />
an der hmt schon sehr erfolgreich inszeniert hat.<br />
Eine besondere Atmosphäre bietet der Veranstaltungsort,<br />
denn gespielt und zugeschaut wird auf der Hinterbühne des<br />
Katharinensaals.<br />
Die Geschichte basiert auf der Nibelungensage, die auf heutige<br />
Themen zugeschnitten wurde. Es ist allerdings nicht not-<br />
Pharmacia respondens<br />
Zum Akü-Latein „Dr. sc. med.“ gibt es Varianten. Was richtig,<br />
ist offiziell festgelegt. Doch der Lateiner sieht´s ganz anders.<br />
Der „Doktor der Wissenschaften“ der Medizin hat relativ noch<br />
Glück gehabt. Doctor scientiae medicinae heißt zwar Dr. der<br />
Kenntnis, nicht der Wissenschaft, geschweige der Wissenschaften<br />
– litterae, die Wissenschaften, so in universitas litterarum<br />
und scientia litterarum (kein pleonastisches Doppel-<br />
Moppel) – doch der Genitivus objectivus „medicinae“ stimmt.<br />
Allein die anderen Disziplinen! Beim Dr. sc. paedagogicae und<br />
oeconomicae hat´s jeweils ein „c“ gratis, also zuviel. Ohne pädagogikalisch<br />
zu werden, überrascht bei Dr. sc. naturalium,<br />
politicarum, technicarum u. a. der Genitiv Pluralis der Adjektive;<br />
aus ökonomikischen Gründen rerum (res, rei – die Sache)<br />
eingespart?<br />
Beim Dr. sc. vet. wird´s fast … na ja! Nicht daß man vet. als<br />
veteratorius (durchtrieben), veternosus (schläfrig), veteranus<br />
(alt) deuten könnte, es heißt ja Dr. sc. veterinariae: Dr. der<br />
tierischen Kenntnis, ve(hi)terinarius – zum Zugvieh gehörig.<br />
Hier hätte ich mit besser Dr. sc. best. vorstellen können, doch<br />
Dr. sc. medicinae veterinariae wäre schon richtiger gewesen.<br />
Was „best.“ heißt? Nun: bestiae, bestialis ginge auch!<br />
– Literaturhinweise jederzeit –<br />
Mir ist trotz dieser Polemik kein Unheil geschehen.<br />
OPhR Dr. Feldmeier, Rostock-Warnemünde<br />
wendig, das Nibelungenlied zu kennen. Durch den Charme<br />
und Witz der Texte und der Musik stellt sich der Spaß auch<br />
für Nichtkenner ein. Die Operette ist im Stil der Jahrhundertwende<br />
komponiert und besteht aus Walzern, Märschen und<br />
Couplets.<br />
Die Aufführungen finden am 30. und 31. <strong>März</strong> sowie am<br />
1. April <strong>2013</strong> um jeweils 19.30 Uhr statt.<br />
Der Eintritt kostet 10,50 Euro (erm. 5,50 Euro) zzgl. VVK.<br />
Seite 110 ÄRZTEBLATT MECKLENBURG-VORPOMMERN
Nachruf: Prof Dr. med. Tim Müller<br />
Als anlässlich des 75. Geburtstages von Prof. Dr. Tim Müller<br />
die Laudatio in der Oktoberausgabe 2009 des <strong>Ärzteblatt</strong>es<br />
der <strong>Ärztekammer</strong> <strong>Mecklenburg</strong>-<strong>Vorpommern</strong> erschien, wusste<br />
er um die Prognose seines Leidens.<br />
Prof. Dr. Tim Müller verstarb 29 Tage nach seinem 78. Geburtstag<br />
am 2. November 2012.<br />
Mit einer bewegenden Trauerfeier nahmen Angehörige,<br />
Freunde, Aktive und Veteranen der Universität Rostock, der<br />
Kinderchirurgie und Pädiatrie, in der Dorfkirche Lichtenhagen<br />
bei Rostock Abschied. Gleich dem Wanderer in Franz<br />
Schuberts Winterreise ist ihm nun der Weg gewiesen: „...<br />
eine Straße muss ich gehen, die noch keiner ging zurück.“<br />
Als 5. Kind des Professors für systematische Theologie, Hans<br />
Michael Müller und dessen Ehefrau Dorothea, am 4. Oktober<br />
1934 in Jena geboren, fand sein Wunsch, Arzt zu werden, im<br />
evangelisch geprägten Elternhaus Unterstützung. Er begann<br />
das Medizinstudium 1953 an der Alma mater Jenensis. Nach<br />
einem Intermezzo von zwei Semestern an der Militärmedizinischen<br />
Sektion der Ernst-Moritz-Arndt-Universität setzte er<br />
das Studium in Jena fort. und legte hier 1958 das Staatsexamen<br />
mit „Auszeichnung“ ab.<br />
Nach zwei Jahren im Bergarbeiterkrankenhaus in Annaberg-Buchholz<br />
konnte er seinen Wunsch Chirurg zu werden<br />
in der Chirurgischen Universitätsklinik Rostock bei Prof. Dr.<br />
Walter Schmitt verwirklichen. Dort promovierte er 1963, erhielt<br />
1965 die Anerkennung als Facharzt für Chirurgie. In<br />
Prof. Schmitt – Facharzt für Chirurgie und Kinderchirurgie –<br />
fand er seinen kinderchirurgischen Lehrer. Walter Schmitt<br />
gestaltete 1958 – damals gab es noch keine kinderchirurgischen<br />
Gesellschaften – das erste gesamtdeutsche kinderchirurgische<br />
Symposion mit internationaler Beteiligung<br />
(26./27.9.1958). Tim Müller erwarb 1977 den Facharzt für Kinderchirurgie<br />
und übernahm die Leitung der von Prof. Schmitt<br />
geführten kinderchirurgischen Abteilung, wurde B-promoviert<br />
(Habilitation), 1978 zum Dozenten und 1982 als ordentlicher<br />
Professor auf den Lehrstuhl für Kinderchirurgie der<br />
Universität Rostock berufen.<br />
Seine Lehrtätigkeit erstreckte sich auf die Vorlesungsreihe<br />
„Chirurgische Propädeutik“ und „Kinderchirurgie“ im Rahmen<br />
der Speziellen Chirurgie. Es entstanden sechs Lehrbuchkapitel<br />
für den studentischen Unterricht und 13 Lehrfilme. Er<br />
war Hauptprüfer im chirurgischen Staatsexamen. 22 Diplomanden<br />
und 13 Doktoranden führte er zum Abschluss und<br />
bildete 13 Fachärzte für Kinderchirurgie aus. Im Berufsleben<br />
trat er mit etwa 150 wissenschaftlichen Beiträgen auf nationalen<br />
und internationalen Tagungen und Kongressen auf<br />
und veröffentlichte 50 wissenschaftliche Arbeiten. Zwei Pa-<br />
AUSGABE 3/<strong>2013</strong> 23. JAHRGANG<br />
KULTURECKE<br />
tentanmeldungen resultierten<br />
aus Forschungsarbeiten. Er<br />
hatte eine Gastprofessur an<br />
der Universidad Central de las<br />
Villos Santa Clara Cuba.<br />
Neben seiner Arbeit in der Klinik,<br />
Universität und der kinderchirurgischenFachgesellschaft<br />
der DDR (er war Leiter<br />
der AG Bakterieller Hospitalismus, prädestiniert durch seine<br />
Habilitationsschrift) sei noch die Moderation der Sendereihe<br />
„Visite“ des DDR-Fernsehens über annähernd zwei Jahrzehnte<br />
erwähnt.<br />
Ehemalige Mitarbeiter erinnern sich dankbar an seine didaktischen<br />
Fähigkeiten, Erfahrungen, Kenntnisse und Wissen<br />
sowie operatives Know-how zu vermitteln, sie im Berufsleben<br />
entscheidend gefördert zu haben und daran, dass er<br />
prägend anderen half, denen es vorrangig um die Sache<br />
ging.<br />
Die politische Wende in der ehemaligen DDR erlebte Tim<br />
Müller als Zäsur in seinem Lebensweg. Er wechselte von der<br />
Universität Rostock nach Wismar und übernahm 1993 bis zu<br />
seiner Pensionierung 1998 die Leitung der Klinik für Kinderchirurgie<br />
am Städtischen Klinikum Wismar.<br />
Der Ruhestand wurde zum „Unruhestand“. Er begab sich auf<br />
Reisen als Schiffsarzt der AIDA-Flotte, war ehrenamtlicher<br />
Richter am Berufsgericht für Heilberufe Greifswald und bis<br />
April 2008 Medical Consultant der Reederei AIDA Cruises.<br />
Der entscheidende Einschnitt seines Lebens begann 2007.<br />
Tim Müller blieb noch Zeit bis zum 2. November 2012. Der<br />
Wunsch, gesund alt zu werden, blieb ihm verwehrt.<br />
Bei engagiertem Berufsleben und ehrenamtlicher Tätigkeit<br />
war der Vater zweier Töchter mit acht Enkeln zusammen mit<br />
seiner Ehefrau – ebenfalls Ärztin – großer Liebhaber literarischer<br />
und musikalischer Künste, nicht nur als Konsument, er<br />
spielte Klarinette und betätigte sich bildhauerisch.<br />
Im historischen Bewusstsein bleibt Prof. Dr. Tim Müller als<br />
Lehrstuhlinhaber für Kinderchirurgie an der Universität Rostock,<br />
als Mitgestalter der Kinderchirurgie <strong>Mecklenburg</strong>-<strong>Vorpommern</strong>s,<br />
dessen Lebenswerk von fachlichem und sozialem<br />
Engagement, von Zielstrebigkeit, Verlässlichkeit und Durchsetzungsvermögen<br />
bestimmt war, in bester kollegialer Erinnerung.<br />
Prof. Dr. Kurt Gdanietz (Berlin)<br />
Dr. Lutz Baumbach (Bad Doberan)<br />
Seite 111
PERSONALIEN<br />
Wir beglückwünschen<br />
Veröffentlicht werden nur die Namen der Jubilare,<br />
die mit der Publikation einverstanden sind.<br />
65. Geburtstag im <strong>März</strong> <strong>2013</strong><br />
Dr. med. Regina Gremske 18.03.1948 Woggersin<br />
50. Geburtstag im April <strong>2013</strong><br />
Dr. med. Annette Seiter 13.04.1963 Rostock /<br />
Ribnitz-Damgarten<br />
Dr. med. Marco Scherkus 17.04.1963 Schwerin / Plate<br />
Prof. Dr. med. Markus Tiedge 24.04.1963 Rostock / Papendorf<br />
Dr. med. Ulf Pradel 26.04.1963 Grevesmühlen / Wismar<br />
Dr. med. Christian Keuneke 29.04.1963 Malchin / Güstrow<br />
60. Geburtstag im April <strong>2013</strong><br />
Dipl.-Med. Silvia Rösler 08.04.1953 Altentreptow<br />
Dr. med. Hannelore Bergter 10.04.1953 Rostock<br />
Dr. med. Kerstin Bona 12.04.1953 Greifswald / Weitenhagen<br />
Dr. med. Peter Bub 12.04.1953 Schwerin<br />
Dr. med. Bernt Klinger 14.04.1953 Parchim / Lübeck<br />
Dipl.-Med. Klaus-Dieter Cleemann 19.04.1953 Waren (Müritz)<br />
Dr. med. Hans Heinrich Hoch 21.04.1953 Bad Doberan<br />
65. Geburtstag im April <strong>2013</strong><br />
Janusz Bugaj 02.04.1948 Ostseebad Prerow / Barth<br />
Dr. med. Henning Niebuhr 13.04.1948 Insel Poel<br />
70. Geburtstag im April <strong>2013</strong><br />
Hanna Höse 01.04.1943 Ikendorf<br />
Dr. med. Matthias von Hülsen 05.04.1943 Schwerin<br />
MR Dr. med. Hartmut Bennöhr 12.04.1943 Gutow<br />
Dr. med. Ingeborg Schultz 13.04.1943 Neubrandenburg<br />
Dr. med. Wolf-Dietrich Bohm 14.04.1943 Tessin<br />
Dr. med. Peter Jonas 15.04.1943 Lübz<br />
Dr. med. Joachim Bärenklau 18.04.1943 Kandelin (Süderholz)<br />
MR Dr. med. Bernd Henkel 18.04.1943 Friedland / Datzetal<br />
Dr. med. Hans-Jürgen Ziegelasch 19.04.1943 Schwerin<br />
75. Geburtstag im April <strong>2013</strong><br />
Dr. med. Ulf Peter 07.04.1938 Sternberg<br />
OMR Dr. med. Wolfgang Fleischer 12.04.1938 Ostseebad Heringsdorf<br />
Dr. med. Renate Kühn 12.04.1938 Zingst<br />
OMR Doz. Dr. sc. med. Henning<br />
Meubrink 12.04.1938 Schwerin<br />
Dr. med. Ilse Weißensee 12.04.1938 Hagenow<br />
Dr. med. Brunhilde Bimberg 18.04.1938 Niepars<br />
Dr. med. Dieter Curschmann 18.04.1938 Stralsund<br />
SR Dr. med. Achim Sommerfeld 20.04.1938 Plau<br />
80. Geburtstag im April <strong>2013</strong><br />
Dr. med. Anne-Liese Wadischat 06.04.1933 Schwerin<br />
Gisela Schwarz 10.04.1933 Wohsen<br />
OMR Dr. med. Christian Schüler 11.04.1933 Schwerin<br />
SR Gisela Knispel 17.04.1933 Neustrelitz<br />
SR Dr. med. Luise Walter 17.04.1933 Lübow<br />
Impressum<br />
HERAUSGEBER <strong>Ärztekammer</strong> <strong>Mecklenburg</strong>-<strong>Vorpommern</strong><br />
August-Bebel-Straße 9a<br />
18055 Rostock<br />
Telefon: 0381 49280-0<br />
Telefax: 0381 49280-80<br />
REDAKTION Dr. med. A. Crusius<br />
(Chefredakteur)<br />
Dr. med. W. Schimanke<br />
(stellvertr. Chefredakteur)<br />
Prof. Dr. med. H. Büttner<br />
Dr. med. R. Bruhn<br />
Dr. med. C. Brock<br />
Dr. med. G. Langhans<br />
ANSCHRIFT DER REDAKTION <strong>Ärztekammer</strong> <strong>Mecklenburg</strong>-<strong>Vorpommern</strong><br />
August-Bebel-Straße 9a<br />
18055 Rostock<br />
Zuschriften redaktioneller Art bitte nur<br />
an diese Anschrift, nicht an ein einzelnes<br />
Mitglied der Redaktion<br />
E-Mail: aerzteblatt@aek-mv.de<br />
VERANTWORTLICH IM SINNE<br />
DES PRESSEGESETZES Dr. med. A. Crusius<br />
Bitte reichen Sie die Manuskripte per E-Mail oder auf Diskette / CD im<br />
Word-for-Windows-Format ein. Vorname, Name und korrekte Anschrift des<br />
Autors sind erforderlich. Die Redaktion freut sich auch über unverlangt<br />
ein gesandte Manuskripte.<br />
Die Beiträge geben die Auffassung der namentlich ge nannten Autoren<br />
wieder, die der Mei nung der Schriftleitung nicht zu entsprechen braucht.<br />
Die Re daktion muß sich natürlich das Recht vorbehalten, über die Veröffentlichung,<br />
aber auch die Ge staltung des Beitra ges einschließlich kleiner<br />
re dak tio neller Änderungen zu entscheiden. Änderungen, die den Sinn<br />
des Beitra ges betreffen, werden mit dem Autor abgestimmt.<br />
Die Zeitschrift und alle in ihr enthaltenen Beiträge und Abbildungen sind<br />
urheberrechtlich ge schützt. Mit Aus nahme der gesetzlich zugelassenen<br />
Fälle ist eine Verwer tung ohne Einwilli gung des Verlages strafbar. Für Angaben<br />
über die Dosierung und Applikation von Präparaten kann von der<br />
Redaktion keine Gewähr über nommen werden.<br />
VERLAG, ANZEIGENLEITUNG<br />
UND VERTRIEB Leipziger Verlagsanstalt GmbH<br />
Paul-Gruner-Straße 62<br />
04107 Leipzig<br />
Telefon: 0341 710039-90<br />
Telefax: 0341 710039-99<br />
Home: www.l-va.de<br />
E-Mail: mb@l-va.de<br />
z.Zt. ist Anzeigenpreisliste <strong>2013</strong><br />
vom 01.01.<strong>2013</strong> gültig.<br />
VERLAGSLEITUNG Dr. Rainer Stumpe<br />
ANZEIGENDISPOSITION Melanie Bölsdorff<br />
DRUCK Brühlsche Universitätsdruckerei<br />
GmbH & Co. KG<br />
Am Urnenfeld 12<br />
35396 Gießen<br />
BEZUGSPREIS /<br />
ABONNEMENTPREISE Inland jährlich 92,00 EUR inkl. Versand-<br />
kosten, im Ausland jährlich 92,00 EUR<br />
(zzgl. Porto)<br />
Einzelheft 7,80 EUR<br />
zzgl. 2,50 EUR Versandkosten<br />
Bestellungen nimmt der Verlag entgegen. Die Kündigung des Abonnements<br />
ist mit einer Frist von zwei Monaten mög lich und schrift lich an den Verlag<br />
zu richten. Die Abonnements gelder werden jährlich im voraus in Rechnung<br />
ge stellt.<br />
ISSN: 0939-3323<br />
Seite 112 ÄRZTEBLATT MECKLENBURG-VORPOMMERN