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Ärzteblatt März 2013 - Ärztekammer Mecklenburg-Vorpommern

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ÄRZTEBLATT<br />

3/<strong>2013</strong><br />

MECKLENBURG-VORPOMMERN<br />

Korruption oder Diffamierung<br />

Proaktives Screening- und Untersuchungsprogramm<br />

zur Prävention kardiovaskulärer Erkrankungen<br />

Als Arzt auf dem Dach der Welt


Inhalt<br />

Leitartikel<br />

Korruption oder Diffamierung 80<br />

Wissenschaft und Forschung<br />

Proaktives Screening- und Untersuchungs-<br />

programm zur Prävention kardiovaskulärer<br />

Erkrankungen 81<br />

Leserbriefe<br />

Leserbriefe zum Artikel von Dr. Ziegelasch 82<br />

Stellungnahmen zu den Leserbriefen 87<br />

Antwort auf Leserzuschriften 88<br />

Aus der Kammer<br />

Als Arzt auf dem Dach der Welt 90<br />

Telefonnummern der Geschäftsstelle der<br />

<strong>Ärztekammer</strong> 94<br />

HIV-PEP-Notfalldepots in <strong>Mecklenburg</strong>-<br />

<strong>Vorpommern</strong> 95<br />

Veranstaltungen und Kongresse<br />

Impfkurse in <strong>Mecklenburg</strong>-<strong>Vorpommern</strong> 96<br />

Veranstaltungen der <strong>Ärztekammer</strong> M-V 96<br />

Veranstaltungen in unserem Kammerbereich 97<br />

Veranstaltungen in anderen Kammerbereichen 99<br />

AUSGABE 3/<strong>2013</strong> 23. JAHRGANG<br />

Aus der Kassenärztlichen Vereinigung<br />

Recht<br />

Öffentliche Ausschreibung 99<br />

Aus der Praxis der Norddeutschen<br />

Schlichtungsstelle 100<br />

Kongressbericht<br />

40. Jahreskongress der Deutschen Gesellschaft<br />

für Rheumatologie 2012 in Bochum 102<br />

Buchvorstellungen<br />

Für Sie gelesen 104<br />

Service<br />

Goldenes Doktordiplom 108<br />

Neue Norovirus-Variante in vielen Ländern<br />

auf dem Vormarsch 108<br />

Kulturecke<br />

Tag der Begegnung der Ärztesenioren<br />

am 22. April <strong>2013</strong> 108<br />

Tag der Begegnung am 23.11.2012 109<br />

„Dr. sc. hum.“? 110<br />

Die lustigen Nibelungen 110<br />

Personalien<br />

Nachruf: Prof. Dr. med. Tim Müller 111<br />

Wir beglückwünschen 112<br />

Impressum 112<br />

Seite 79


LEITARTIKEL<br />

Korruption oder Diffamierung<br />

Die Druckerschwärze des Leitartikels von Dr. Crusius im Februarheft<br />

war noch gar nicht trocken, da spülen die Medien<br />

(FAZ vom 18.01.<strong>2013</strong>) einen Bericht des Vorstandes des GKV-<br />

Spitzenverbandes an den Verwaltungsrat über die Arbeit der<br />

Krankenkassen-Stellen zur Bekämpfung von Fehlverhalten<br />

im Gesundheitswesen an die Öffentlichkeit. Der Bericht<br />

ist (überraschenderweise) bereits vom 05.09.2012 datiert<br />

und bezieht sich auf die Jahre 2010 und 2011. Zweifellos<br />

ist dieser Bericht zur Vorlage und zum Perpetuum mobile der<br />

reißerischen und diffamierenden Berichterstattung der letzten<br />

Wochen und Monate geworden.<br />

Die Stellen zur Bekämpfung von Fehlverhalten im Gesundheitswesen<br />

bei den Krankenkassen bzw. beim Spitzenverband<br />

der GKV haben im o. g. Zeitraum knapp 43.000 Hinweise<br />

auf ein Fehlverhalten bekommen, sind (zusammen mit<br />

Altfällen) etwa 55.000 Hinweisen nachgegangen und haben<br />

33.600 Fälle abgeschlossen. An die Staatsanwaltschaft gemeldet<br />

wurden ganze 2.602 Fälle. Selbst wenn man unterstellt,<br />

dass allen 2.602 Fällen ein Straftatbestand zugrunde<br />

liegt, bleibt völlig ungewiss, welche Berufsgruppe hier Täter<br />

geworden ist: Unbekannt bleibt, ob sich die Prüfungen gegen<br />

ein Sanitätshaus, Groß- oder Zwischenhändler für Medikamente,<br />

Apotheker, Physiotherapeuten, Ergotherapeuten,<br />

Krankenhäuser, Krankengymnasten, Podologen, Ärzte, Versicherte,<br />

Hebammen oder gegen einen Rettungsdienst richten.<br />

Der GKV-Spitzenverband musste auf Nachfrage einräumen,<br />

dass eine Darstellung der Fälle ausdifferenziert nach<br />

Berufsgruppen wegen der heterogenen Datenerfassung der<br />

einzelnen Kassen nicht möglich ist. Überdies kann derselbe<br />

Fall mehrfach erfasst sein, wenn mehrere Kassen beteiligt<br />

sind.<br />

Dennoch – und wider besseres Wissen – spricht GKV-Verbandsvorstand<br />

Gernot Kiefer von 55.000 Fällen des Fehlverhaltens<br />

niedergelassener Ärzte. Das ist nicht nur Diffamierung<br />

– das ist Volksverhetzung! Darf man da Politikern<br />

und Journalisten eigentlich noch Vorwürfe machen? Dürfen<br />

Sie nicht auf die Worte eines so exponierten Vorstandes des<br />

GKV-Spitzenverbandes vertrauen? Offensichtlich nicht, denn<br />

offensichtlich steht ein Demagoge an der Spitze der GKV!<br />

Unkritischen Skandal-Journalisten allerdings muss man Vorwürfe<br />

machen: Der 142-seitige Bericht steht zur Verfügung<br />

und die o. g. Zahlen finden sich bereits auf Seite 32. Und<br />

Schnellschüsse waren in der Politik noch nie zielführend.<br />

Wenn auch 2.602 staatsanwaltschaftliche Ermittlungsverfahren<br />

in zwei Jahren angesichts von über drei Milliarden Arzt-<br />

Patienten-Kontakten im gleichen Zeitraum eine vergleichsweise<br />

geringe Zahl darstellen, sind es immer noch 2.602 Fälle<br />

zu viel. Nicht jedes dieser Verfahren wird die Straftat eines<br />

Arztes aufdecken, nicht jedem Fehlverhalten liegt Korruption<br />

zugrunde; Abrechnungsbetrug beispielsweise geht auch<br />

ganz ohne Korruption.<br />

Natürlich ist die Ärzteschaft nicht immun gegen Korruption<br />

– wie alle anderen Berufsgruppen auch. (Es soll ja sogar korrupte<br />

Beamte geben …) Allerdings gibt es auch kaum eine<br />

Berufsgruppe, in der Korruption bereits jetzt so konsequent<br />

und vielfältig begegnet wird, wie in der Ärzteschaft: Neben<br />

dem allgemeinen Strafrecht steht die strafbewehrte Berufsordnung;<br />

Verhaltenskodizes regeln die Beziehungen zur<br />

Pharma- und Medizintechnik-Industrie; hinzu kommen noch<br />

die durch SGB V und XI legitimierten „Hinweis-Sammler“ des<br />

GKV-Spitzenverbandes.<br />

Instrumente gibt es genug; dem „Mediziner-BGB“ muss nicht<br />

auch noch ein „Mediziner-StGB“ folgen. Die Politik bleibt<br />

aufgefordert, die vielfältigen Überregulierungen ärztlicher<br />

Tätigkeit auf ein vernünftiges Maß zurückzuschrauben sowie<br />

über die Aufgaben und Besetzung bestimmter Gremien im<br />

Gesundheitswesen neu nachzudenken.<br />

Es ist billigster Populismus und kein Zeichen hehrer Gesinnung<br />

der Ärzteschaft insgesamt Korruption vorzuwerfen.<br />

Sicher – es gibt sie, die Einzelfälle, und es bleiben Einzelfälle<br />

(trotz demagogischer Zahlenspielereien), mit denen die Gesellschaft<br />

ohne großes Tamtam fertig werden kann. Auch der<br />

Begriff der Korruption im Gesundheitswesen darf hinterfragt<br />

werden. In fast allen anderen gesellschaftlichen Bereichen ist<br />

von Sponsoring, Lobby-Arbeit, Unterstützung und Förderung<br />

die Rede, was in der Medizin schnell in die Nähe von Korruption<br />

gerückt wird. Auf jeden Fall ist es Diffamierung, wenn<br />

die Unterstützung ärztlicher Fortbildung durch die Wirtschaft<br />

als Korruption betrachtet wird. Keine Tagung, kein<br />

Kongress kann angesichts der explodierten Kosten mehr allein<br />

von den Teilnehmern finanziert werden. Dies gilt selbst<br />

für einzelne Vorträge, jedoch nur bei bestimmten Referenten.<br />

Es wird endlich Zeit, dass Politiker und Medienvertreter ehrlich<br />

und fair mit der Ärzteschaft umgehen, so wie sie es als<br />

Einzelpersonen von ihrem Arzt oder ihrer Ärztin erwarten<br />

und gewohnt sind.<br />

Dr. Wilfried Schimanke<br />

Seite 80 ÄRZTEBLATT MECKLENBURG-VORPOMMERN


AUSGABE 3/<strong>2013</strong> 23. JAHRGANG<br />

WISSENSCHAFT UND FROSCHUNG<br />

Proaktives Screening- und Untersuchungsprogramm<br />

zur Prävention kardiovaskulärer<br />

Erkrankungen<br />

Sabina Ulbricht, Diana Gürtler, Christian Meyer, Jennis Freyer-Adam, Marcus Dörr,<br />

Stephan B. Felix, Ulrich John<br />

Herz-Kreislauf-Erkrankungen sind in der Bevölkerung weit verbreitet.<br />

Um durch gemeinsame Forschung die Prävention, Diagnostik<br />

und Therapie dieser Erkrankungen zu verbessern wurde<br />

Ende 2011 das Deutsche Zentrum für Herz-Kreislauf-Forschung<br />

e.V. (DZHK) gegründet.<br />

Bundesweit arbeiten Wissenschaftler an sieben Standorten<br />

(Berlin, Göttingen, Hamburg/Lübeck/Kiel, Heidelberg/Mannheim,<br />

RheinMain, München und Greifswald) in acht Programmgruppen,<br />

z. B. zu Gefäßerkrankungen, Herzinsuffizienz, erblich<br />

und entzündlichen Herzerkrankungen, Herzrhythmusstörungen<br />

sowie kardiovaskulärer Prävention zusammen.<br />

In Kooperation mit anderen Standorten werden zukünftig an<br />

der Universitätsmedizin Greifswald Projekte mit dem Schwerpunkt<br />

„kardiovaskuläre Prävention“ durchgeführt. Es sind<br />

Studien für Bevölkerungsgruppen, die ein erhöhtes kardiovaskuläres<br />

Risiko, jedoch noch keine Diagnose einer Herz-Kreislauf-<br />

Erkrankung haben (Primärprävention) und für Patientinnen<br />

und Patienten mit manifesten kardiovaskulären Erkrankungen,<br />

z. B. mit abgelaufenem Herzinfarkt oder Herzinsuffizienz (Sekundärprävention),<br />

geplant.<br />

Eine erste Studie im Bereich der Primärprävention hat das<br />

Ziel, geeignete Zugangswege für ein proaktives Screening- und<br />

Untersuchungsprogramm bzw. perspektivisch auch ein Interventionsangebot<br />

zu testen. Ein erstes Teilprojekt wurde von<br />

Juni bis Dezember 2012 in elf Hausarztpraxen der Hansestadt<br />

Greifswald durchgeführt. Über einen Zeitraum von zwei Wochen<br />

pro Praxis, wurde allen Patientinnen und Patienten, die<br />

am Tag ihres Praxisbesuchs den Hausarzt konsultieren wollten<br />

und zwischen 40 und 75 Jahre alt waren, die Teilnahme an einem<br />

Screening- und Untersuchungsprogramm angeboten.<br />

Dieses beinhaltete die Teilnahme an einer tabletgestützten Befragung,<br />

eine einmalige Blutdruckmessung sowie eine Blutentnahme.<br />

Die Teilnahme an der Befragung war Voraussetzung,<br />

um in die Studie eingeschlossen zu werden. Im Anschluss an das<br />

Programm in der Praxis erfolgte eine Einladung zu weiterführenden<br />

Untersuchungen in das Herz-Kreislauf-Untersuchungszentrum<br />

des DZHK an der Universitätsmedizin Greifswald. Diese<br />

galt für Personen, die anamnestisch keine kardiovaskuläre Vorerkrankung<br />

(Herzinfarkt, Schlaganfall, interventioneller oder<br />

operativer Gefäßeingriff), keinen Diabetes mellitus und einen<br />

Body-Maß-Index < 35 hatten und deren Meldeadresse sich im<br />

Postleitzahlbereich Greifswald oder Amt Landhagen befand.<br />

Das Untersuchungsprogramm umfasste die standardisierte<br />

Messung von Körpergröße, Körpergewicht, Hüft- und Taillenumfang<br />

sowie eine Blutdruckmessung nach WHO-Standard, ein<br />

Ruhe-EKG, und die Durchführung einer Spiroergometrie inklusive<br />

Lungenfunktionsmessung. Zudem erfolgten eine weitere<br />

Blutentnahme und Abgabe von Urin. In einem abschließenden<br />

ärztlichen Gespräch wurden wichtige Untersuchungsergebnisse<br />

erläutert. Zusätzlich wurden einzelne Befunde inhaltlich und<br />

graphisch verständlich aufgearbeitet und den Teilnehmerinnen<br />

und Teilnehmern per Befundbrief zugestellt.<br />

Auf welche Akzeptanz traf dieses Screening- und Untersuchungsangebot<br />

bei Patientinnen und Patienten?<br />

Insgesamt wurden über den Zeitraum von 22 Wochen 2706 Personen<br />

angesprochen, davon waren 1357 zwischen 40 und 75<br />

Jahre alt. Nach Abzug der Personen ohne Arztkontakt und jener,<br />

die zu krank, kognitiv beeinträchtigt oder über unzureichende<br />

deutsche Sprachkenntnisse verfügten, verblieben 879.<br />

Im Gespräch mit einer Studienteilnehmerin bei der Vorbereitung der<br />

Spiroergometrie. Foto: Christine Fehlhaber<br />

Seite 81


WISSENSCHAFT UND FORSCHUNG / LESERBRIEFE<br />

Von diesen nahmen 490 (55,8%) an der Befragung teil, darunter<br />

199 Männer und 291 Frauen. Personen, die an der Screeningbefragung<br />

in der Praxis teilnahmen, waren häufig jünger<br />

und weiblich, verglichen mit Nichteilnehmenden. Ein Anteil von<br />

86,7% (n=426) berichtete über keine kardiovaskulären Vorerkrankungen<br />

bzw. Diabetes mellitus. Von 310 Personen, die die<br />

Einschlusskriterien für das weiterführende Untersuchungsprogramm<br />

erfüllten, erklärten 269 (86,8%) ihre Teilnahmebereitschaft.<br />

Bis zum 31.12.2012 hatten 228 Teilnehmerinnen und<br />

Teilnehmer das Untersuchungsprogramm im Herz-Kreislauf-<br />

Zentrum durchlaufen.<br />

Zusammenfassend wird eingeschätzt, dass proaktiv initiiert, für<br />

das Screening- und Untersuchungsangebot ein großer Teil von<br />

Personen ohne bisherige kardiovaskuläre Vorerkrankung adressiert<br />

und für das Programm interessiert werden konnte.<br />

Der Erfolg dieses Teilprojekts wurde in hohem Maße von der<br />

Kooperationsbereitschaft der niedergelassenen Hausärztinnen<br />

Leserbriefe zum Artikel von Dr. Ziegelasch<br />

„Interdisziplinäre Behandlung des Typ-2-Diabetikers – Vorschläge aus Sicht des Diabetologen“<br />

<strong>Ärzteblatt</strong> <strong>Mecklenburg</strong>-<strong>Vorpommern</strong>, Heft 12/2012, S. 442-445<br />

I.<br />

Mit Interesse habe ich den Artikel von Herrn Kollegen Ziegelasch<br />

im <strong>Ärzteblatt</strong> <strong>Mecklenburg</strong>-<strong>Vorpommern</strong> über die interdisziplinäre<br />

Behandlung des Typ-2-Diabetikers gelesen [1]. Diese<br />

Ausführungen stellen die persönliche Meinung von Herrn<br />

Dr. Ziegelasch dar und sind als solche natürlich zu respektieren.<br />

Ich erlaube mir jedoch, darauf hinzuweisen, dass seine Aussagen<br />

in sehr vielen Punkten nicht dem aktuellen Stand der Wissenschaft<br />

entsprechen und nicht mit den Inhalten gültiger Leitlinien<br />

übereinstimmen. Dies soll an einigen Beispielen erläutert<br />

werden.<br />

1. Nach den aktuellen Leitlinien wird generell eine Blutdruckeinstellung<br />

auf systolische Werte unter 140 mmHg empfohlen<br />

[2]. In der ACCORD-Studie [3] konnte gezeigt werden,<br />

und Hausärzte, der Praxismitarbeiterinnen und nicht zuletzt<br />

der Patientinnen und Patienten mitbestimmt. An dieser Stelle<br />

ein herzlicher Dank an alle teilnehmenden Praxen für die Unterstützung.<br />

In einem zweiten Teilprojekt wird das Programm seit Januar<br />

<strong>2013</strong> im Zugangsweg Jobcenter <strong>Vorpommern</strong>-Greifswald getestet.<br />

Korrespondenzanschrift:<br />

Dr. Sabina Ulbricht MPH<br />

Universitätsmedizin Greifswald<br />

Deutsches Zentrum für Herz-Kreislauf-Forschung (DZHK)<br />

Institut für Epidemiologie und Sozialmedizin<br />

Walther-Rathenau-Str. 48<br />

17475 Greifswald<br />

E-Mail: ulbricht@uni-greifswald.de<br />

Die Redaktion hat ungewöhnlich viele Zuschriften zum Diabetes-Artikel des Kollegen Dr. Ziegelasch erhalten. Dies ist<br />

einerseits erfreulich – zeigt es doch das Interesse an diesem Thema. Andererseits wird darin auch dokumentiert, dass die<br />

Meinungen durchaus kontrovers sind. Auch die Fachkommission wollte keine einheitliche Stellungnahme abgeben.<br />

Wir haben uns daher entschlossen, die ganze Meinungsvielfalt abzubilden. Lesen Sie nachfolgend die Leserbriefe, Stellungnahmen<br />

der Fachkommission und den abschließenden Kommentar des Autors, so dass Sie sich eine eigene Meinung<br />

bilden können.<br />

W. S.<br />

dass eine Blutdrucksenkung auf niedrigere Werte keinen<br />

generellen Vorteil hat.<br />

2. Nach dem Ergebnis der FIELD-Studie hat die Behandlung<br />

mit Fenofibrat keinen überzeugenden Effekt auf die kardiovaskuläre<br />

Mortalität [4]. Auch in Kombination mit einem<br />

Statin kann Fenofibrat die kardiovaskuären Endpunkte<br />

nicht verbessern [5]. Dementsprechend wird diese Therapie<br />

in den Leitlinien nicht empfohlen. Dies gilt auch für die Therapie<br />

mit Nikotinsäure, die in der AIM-HIGH-Studie als zusätzliche<br />

Therapie zu Simvastatin das klinische Ergebnis<br />

nicht verbessern konnte, obwohl die Serumwerte für HDL-<br />

Cholesterin und Triglyceride gesenkt wurden [6]. Diese Therapien<br />

haben allenfalls eine Berechtigung bei sehr hohen<br />

Werten der Serumtriglyceride und entsprechender Gefahr<br />

für eine Pankreatitis.<br />

Seite 82 ÄRZTEBLATT MECKLENBURG-VORPOMMERN


3. Eine generelle Empfehlung zur Therapie mit Thrombozyten-<br />

Aggregationshemmern bei Patienten mit Diabetes ohne vorangegangene<br />

atherosklerotische Ereignisse (Schlaganfall,<br />

Herzinfarkt, arterielle Verschlusserkrankung) ist nicht haltbar.<br />

Die Primärprävention mit niedrigdosiertem ASS kann<br />

zwar das Risiko für Herzinfarkt und Schlaganfall um 10 %<br />

reduzieren, ist aber mit dem nicht unerheblichen gastrointestinalen<br />

Blutungsrisiko verbunden. Die Primärprävention<br />

kann allenfalls bei Patienten mit stark erhöhtem Risiko für<br />

kardiovaskuläre Ereignisse in Erwägung gezogen werden [7].<br />

4. Es gibt keine gesicherten Erkenntnisse, dass eine Senkung<br />

der Harnsäure bei Patienten mit asymptomatischer Hyperurikämie<br />

die kardiovaskulären und renalen Endpunkte beeinflussen<br />

kann. In der Nationalen Versorgungsleitlinie zu Nierenerkrankungen<br />

bei Diabetes [2] wird diese Thematik nicht<br />

einmal erwähnt.<br />

5. Die Mehrzahl der Patienten mit Diabetes mellitus wird gegenwärtig<br />

im Rahmen eines DMP-Programms behandelt.<br />

Diese Programme sehen ein festgelegtes Schema für Kontrolluntersuchungen<br />

vor. In diesem Zusammenhang ist es<br />

nicht sehr hilfreich, wenn Herr Dr. Ziegelasch sein eigenes,<br />

viel umfangreicheres und in vielen Punkten vom DMP abweichendes<br />

Schema vorschlägt.<br />

Die Empfehlungen, die Herr Dr. Ziegelasch in seinem Artikel<br />

gibt, sind in wesentlichen Teilen durch objektive Daten nicht<br />

belegt und führen unnötig zu einer Vermehrung von diagnostischen<br />

Maßnahmen und der ohnehin schon ausufernden Polypharmakotherapie.<br />

Literatur beim Verfasser:<br />

Prof. Dr. med. Wolfgang Kerner<br />

Klinik für Diabetes und Stoffwechselkrankheiten<br />

Klinikum Karlsburg, Greifswalder Str. 11, 17495 Karlsburg<br />

E-Mail: kerner@drguth.de<br />

AUSGABE 3/<strong>2013</strong> 23. JAHRGANG<br />

II.<br />

LESERBRIEFE<br />

Mit Interesse und Erstaunen habe ich den Beitrag von Herrn<br />

Kollegen Ziegelasch in der Dezemberausgabe des <strong>Ärzteblatt</strong>es<br />

<strong>Mecklenburg</strong>-<strong>Vorpommern</strong> über die interdisziplinäre Behandlung<br />

des Typ-2-Diabetikers gelesen 1 . Nach meinem Dafürhalten<br />

stellen diese Ausführungen die persönliche Überzeugung von<br />

Herrn Kollegen Ziegelasch dar.<br />

Ich respektiere die Meinung von Herrn Kollegen Ziegelasch,<br />

erlaube mir jedoch darauf hinzuweisen, dass die Ausführungen<br />

in Bereichen wahrlich nicht dem aktuellen Stand der Wissenschaft<br />

und Forschung entsprechen, noch mit gültigen Leitlinien<br />

kongruent sind.<br />

Ich möchte dies an folgenden Punkten erläutern:<br />

1. Der Blutdruck sollte zuverlässig unter 140 mmHg systolisch<br />

gesenkt werden. Der diastolische Zielblutdruck liegt bei 80<br />

mmHg 2 . Eine niedrigere Blutdruckeinstellung zeigt keine<br />

weitere Reduktion kardiovaskulärer Ereignisse bei Patienten<br />

mit Typ-2-Diabetes mellitus. In der ACCORD-Studie wies die<br />

intensiv therapierte Gruppe (systolischer Blutdruck < 120<br />

mmHg) mehr schwerwiegende Ereignisse bei Patienten mit<br />

Diabetes mellitus 2 wie Hypokaliämien und Verschlechterung<br />

der Nierenfunktion auf als die Vergleichsgruppe (systolischer<br />

Blutdruck < 140 mmHg) 3 .<br />

2. Die Analyse der FIELD-Studie zeigt bei Patienten mit Diabetes<br />

mellitus 2 keinen Unterschied im Hinblick der Gesamtmortalität<br />

und der kardiovaskulären Mortalität zur Placebo-<br />

Gruppe. Es traten jedoch signifikant häufiger Pankreatitiden<br />

und Lungenembolien in der Fenofibrat-Gruppe auf. Die<br />

Fibrattherapie ist bezogen auf die FIELD-Studie zur Reduktion<br />

der Mortalität bei Patienten mit Typ-2-Diabetes mellitus<br />

nicht von Vorteil 4 . Im Hinblick der Reduktion der kardiovas-<br />

Seite 83


LESERBRIEFE<br />

kulären Mortalität ist eine zielgerichtete LDL-Senkung mittels<br />

CSE-Hemmer sicherlich effektiver.<br />

3. Die unkritische Äußerung einer generellen Therapie mit<br />

Thrombozytenaggregationshemmern bei Patienten mit Typ-<br />

2-Diabetes in der Primärprävention entspricht weder der aktuellen<br />

Datenlage, noch den Konsensusempfehlungen 5, 6 .<br />

Allenfalls kann ein Einsatz bei Hochrisikopatienten, deren<br />

10-Jahres kardiovaskuläres Risiko > 10% ist, erwogen werden.<br />

Zu beachten ist, dass der Benefit der Aspirintherapie in<br />

der Primärprävention jedoch geringer ist als das Risiko gastrointestinale<br />

Blutungen zu provozieren 6 .<br />

4. Zwar ist eine asymptomatische Hyperurikämie mit dem Risiko<br />

eines erhöhten Blutdrucks, endothelialer Dysfunktion und<br />

Verschlechterung der Nierenfunktion assoziiert, jedoch gibt<br />

es bislang keine randomisierte prospektive kontrollierte Studie,<br />

die einen positiven Effekt der Harnsäuresenkung im Hinblick<br />

auf den Erhalt der Nierenfunktion oder Senkung der<br />

kardiovaskulären Mortalität zeigt 7 .<br />

5. Eine Vielzahl der Patienten mit Typ-2-Diabetes werden in<br />

<strong>Mecklenburg</strong>-<strong>Vorpommern</strong> im Rahmen des Disease-Management-Programms<br />

betreut, in dem Kontrolluntersuchungen<br />

nach einem definierten Schema durchgeführt werden.<br />

Gänzlich unklar bleibt, was eine tägliche Messung des Körpergewichts<br />

bei herzgesunden Patienten mit Diabetes mellitus<br />

2 bewirken soll. Geht man davon aus, dass die meisten<br />

Typ-2-Diabetiker übergewichtig oder auch adipös sind, zeigen<br />

Observationsstudien, dass die Selbsstigmatisierung der<br />

Adipositas zu einer verminderten Inanspruchnahme medizinischer<br />

Hilfe führt 8 . Ebenso konnte gezeigt werden, dass die<br />

Selbstwahrnehmung der Adipositas die Teilnahme an sportlichen<br />

Aktivitäten negativ beeinflusst 9 .<br />

6. Im Hinblick der Bestimmungen von Albumin im Urin, Durchführung<br />

des Ruhe-EKGs sowie Kontrolle der Füße wird eine<br />

jährliche Kontrolle, anstatt wie der von Herrn Kollegen Ziegelasch<br />

erwähnten halbjährlichen Intervallen, in entsprechenden<br />

evidenzbasierten Leitlinien respektive den aktuellen<br />

Praxisempfehlungen der Deutschen Diabetes-Gesellschaft<br />

angeführt 10 .<br />

7. Zu der von Herrn Kollegen Ziegelasch erwähnten Lp(a)-Bestimmung<br />

bei allen Patienten mit Typ-2-Diabetes ist zu erwähnen,<br />

dass aus lipidologischer Sicht das Lp(a) nur ein moderater,<br />

unabhängiger Risikofaktor für kardiovaskuläre Erkrankungen<br />

ist. Zudem ist die Struktur variabel und weist<br />

ethnische Unterschiede auf. Nach den aktuellen Leitlinien<br />

der European Atherosclerosis Scociety (EAS) wird eine Lp(a)-<br />

Bestimmung nur in ausgewählten Fällen mit hohem kardiovaskulären<br />

Risiko sowie bei Patienten mit in der Familienanamnese<br />

frühzeitig auftretender kardiovaskulärer Ereignisse<br />

empfohlen. Allerdings besteht hier nur eine C-Level-Evidence<br />

(Expertenmeinung, kleinere Studien, retrospektive Studien,<br />

Registerstudien) 11 . Bislang liegen keine prospektiven Interventionsstudien<br />

zum klinischen Effekt einer Lp(a)-Senkung<br />

vor. Somit ist weder der zum Erreichen eines Nutzens notwendige<br />

Grad der Lp(a)-Senkung bekannt, noch ist klar, ob<br />

überhaupt eine Lp(a)-Senkung eine Risikominimierung bei<br />

KHK zur Folge hat 12 . Gänzlich unklar ist die Situation der<br />

Lp(a)-Intervention bei Patienten mit Typ-2-Diabetes mellitus.<br />

Literatur beim Verfasser:<br />

Priv.-Doz. Dr. med. Stefan Zimny<br />

Klinik für Allg. Innere Medizin, Endokrinologie/Diabetologie<br />

und Geriatrie der HELIOS-Klinken Schwerin<br />

Wismarsche Strasse 393-397<br />

19049 Schwerin<br />

E-Mail: stefan.zimny@helios-kliniken.de<br />

Seite 84 ÄRZTEBLATT MECKLENBURG-VORPOMMERN<br />

III.<br />

Als niedergelassener Diabetologe und Sprecher der Diabetes-<br />

Schwerpunktpraxen <strong>Mecklenburg</strong>-<strong>Vorpommern</strong> muss ich den<br />

o. g. Artikel kritisch kommentieren.<br />

Wie bereits des Öfteren hat Herr Dr. Ziegelasch seine aus stationärer<br />

ärztlicher Tätigkeit erwachsenen subjektiven Ansichten<br />

als allgemeingültig dargestellt. Die Ansichten sind aber in großen<br />

Teilen fachlich nicht haltbar bzw. praxisfern.<br />

Auf Basis dieser Ausführungen würde sich eine unverantwortliche<br />

Polypharmazie und eine ausufernde Dauerdiagnostik der<br />

genannten 160 000 Diabetiker in unserem Bundesland ergeben.<br />

So ist die Empfehlung der Einnahme von ASS 100 für alle Diabetiker<br />

seit langem obsolet (z. B. POPADAD-Studie). Die Abgrenzung<br />

einer Indikation ist schwierig und muss individuell erfolgen.<br />

Der unkritische Konsum harnsäuresenkender Medikation sollte<br />

nicht noch weiter forciert werden. Lehrbücher und Leitlinien<br />

besagen, dass eine mäßige asymptomatische Hyperurikämie<br />

nicht medikamentös zu behandeln ist. Indikation ist klinisch manifeste<br />

Gicht, konkret mehrere Gichtanfälle pro Jahr, Harnsäure-Nephrolithiasis<br />

oder Gichttophi; evtl. auch eine Erhöhung<br />

der Harnsäure auf das 1,5-fache der Norm. Viele unserer Patienten<br />

schleppen eine Allopurinol-Dauermedikation über Jahre<br />

durch, nur weil sie einmalig einen Gichtanfall (oft mit Anlass!)<br />

hatten oder eine mäßige Hyperurikämie aufweisen.<br />

Bezüglich lipidsenkender Therapie sollte statt Erwähnung von<br />

Tredaptive oder Fibrattherapie (mit fraglichem prognostischem<br />

Wert) besser auf indikationsgerechte Statin-Therapie orientiert<br />

werden. Viele KHK-Patienten setzen ihr Statin unbegründet ab.<br />

In der Primärprävention wird viel zu wenig mit Risikokalkulatoren<br />

(z. B. Procam-Score) gearbeitet, was nach Arzneimittelrichtlinien<br />

seit 2009 eigentlich gefordert wird.<br />

Weiterhin formuliert Dr. Ziegelasch, dass die Diabetikerschulung<br />

fast nur Ernährungsprobleme zum Inhalt hat. Die Struktur<br />

der Schulungsprogramme macht klar, dass dies nicht der Fall ist.


Weiterhin sei „gewöhnlich eine erneute Schulung des Diabetikers<br />

im Abstand von zwei Jahren angeraten“. Dazu muss bemerkt<br />

werden, dass die Möglichkeit von Wiederholungsschulungen<br />

in unserem Alltag begrenzt ist (Abrechnungsfähigkeit<br />

Wiederholungsschulung nur teilweise und einmalig drei Jahre<br />

nach strukturierter Schulung).<br />

Auch die Empfehlungen bzgl. der Untersuchungen übersteigen<br />

bei weitem die Kapazitäten unserer kassenärztlichen Arbeit.<br />

Sollen z. B. wirklich alle 160000 Diabetiker jährlich Echokardiographie,<br />

Ergometrie und abdominelle Sonographie erhalten?<br />

Eine vernünftige Diabetikerbetreuung orientiert sich am individuellen<br />

Fall und umfasst zuerst klinisch-anamnestische Aspekte.<br />

Wenn sich daran gezielt weitere Maßnahmen anschließen, können<br />

wir unsere vielen Patienten adäquat untersuchen, aufklären<br />

und behandeln.<br />

Verfasser:<br />

Dr. med. Bert Basan<br />

Goethestr.1a , 18209 Bad Doberan<br />

Sprecher der Arbeitsgruppe Diabetes-Schwerpunktpraxen<br />

des Vereins der Diabetologen <strong>Mecklenburg</strong>-<strong>Vorpommern</strong><br />

IV.<br />

Herr Kollege Ziegelasch hat während seiner Zeit als Diabetologe<br />

und Chefarzt am Zentrum für Innere Medizin des Klinikums<br />

Schwerin die Diabetologie in <strong>Mecklenburg</strong>-<strong>Vorpommern</strong> in erheblichem<br />

Maße geprägt und mitgestaltet. Insbesondere lag<br />

Herrn Dr. Ziegelasch die Fort- und Weiterbildung der ärztlichen<br />

LESERBRIEFE<br />

Kollegen und Diabetesassistentinnen nach den Richtlinien der<br />

Deutschen Diabetesgesellschaft (DDG) am Herzen.<br />

So ist auch der vorliegende Beitrag als umfassender Überblick<br />

zur interdisziplinären Behandlung des Typ-2-Diabetikers vor allem<br />

für hausärztlich tätige Kollegen zu verstehen [1]. Aber auch<br />

die Hinweise an die augenärztlichen Kollegen, insbesondere zur<br />

Bedeutung der regelmäßigen Befundübermittlung und die<br />

Schnittstellenbeschreibung zur Diabetes-Schwerpunktpraxis<br />

sind sehr wichtig.<br />

Trotz aller positiven Aspekte möchte ich auch einige Kritikpunkte<br />

anmerken. Wir leben in einer Zeit, in der pathopysiologisch<br />

sinnvoll erscheinende Therapiekonzepte mittels randomisierter<br />

kontrollierter Studien (RCT) auf ihre klinisch-praktische Wirksamkeit<br />

überprüft werden können. Obwohl der Typ-2-Diabetiker<br />

als kardiovaskulärer Hochrisikopatient einzustufen ist, hat<br />

die Primärprävention mit ASS in großen RCT’s keine relevante<br />

Reduktion kardiovaskulärer Ereignisse zeigen können (JPAD-<br />

und POPADAD-Studie) [2,3]. Im Gegenteil führte das Auftreten<br />

von gastrointestinalen Blutungen zu einem ungünstigen Risiko-<br />

Nutzen-Verhältnis, so dass die Primärprävention mit ASS aktuell<br />

nicht empfohlen werden kann.<br />

Auch eine Blutdrucksenkung < 130/80 mmHg hat sich beim Typ-<br />

2-Diabetiker nicht bewährt (ACCORD-Studie) sondern kann bei<br />

einer Absenkung < 125/75 mmHg und Vorliegen einer KHK sogar<br />

die Mortalität erhöhen (ROADMAP-Studie) [4,5]. Es wird<br />

deshalb in allen aktuellen Hypertonie-Leitlinien und auch in der<br />

Neufassung der Nationalen Versorgungsleitlinie Typ-2-Diabetes<br />

von der DDG ein Zielblutdruck von 130-140/80-85 mmHg angegeben<br />

[6].<br />

Die medikamentöse Triglyceridsenkung mittels Fibraten oder<br />

Nikotinsäure/Laropiprant (Tredaptive ® ) hat bislang ebenfalls<br />

AUSGABE 3/<strong>2013</strong> 23. JAHRGANG Seite 85


LESERBRIEFE<br />

keine Reduktion kardiovaskulärer Ereignisse gezeigt (FIELD-,<br />

ACCORD-LIPID- und AIM-HIGH-Studie) [7-9]. Ob die Serum-Triglyceride<br />

überhaupt einen relevanten Beitrag zur Arteriosklerosemanifestation<br />

und –progression beim Typ-2-Diabetes leisten,<br />

wird zunehmend in Frage gestellt, weshalb weder die Europäische<br />

Diabetesgesellschaft (EASD) noch die DDG therapeutische<br />

Zielwerte für Triglyceride im Serum angeben.<br />

Auch die Aussage zur verspäteten Insulintherapie in <strong>Mecklenburg</strong>-<strong>Vorpommern</strong><br />

möchte ich etwas relativieren. Nach repräsentativen<br />

Daten des Bundesgesundheitsministeriums wies unser<br />

Bundesland 2010 gemeinsam mit Sachsen-Anhalt die höchste<br />

Insulinverordnungsdichte Deutschlands auf (z. B. doppelt so<br />

viele Insulinverordnungen/1000 Einwohner wie Bayern oder<br />

Baden-Württemberg), was bei gleicher Diabetesinzidenz und<br />

Abzug des etwas höheren Altersdurchschnitts eine häufigere<br />

und frühere Insulintherapie impliziert [10]. Auch wenn die Insulinbehandlung<br />

im Einzelfall vielleicht noch etwas früher eingeleitet<br />

werden könnte, haben offensichtlich andere Regionen im<br />

Bundesgebiet hier einen deutlich größeren Nachholbedarf.<br />

V.<br />

Literatur beim Verfasser:<br />

Dr. med. Stephan Arndt<br />

Endokrinologe/Diabetologe DDG<br />

Diabendo Praxiszentrum Rostock<br />

E-Mail: s.arndt@diabendo.org<br />

In dem Beitrag wird ein extremes Kontrollprogramm für Typ-2-<br />

Diabetiker vorgeschlagen, verbunden mit dem unbelegten Vorwurf<br />

an die Ärzteschaft in <strong>Mecklenburg</strong>-<strong>Vorpommern</strong> Diabetiker<br />

nicht ordentlich zu betreuen.<br />

Die dort gemachten Vorschläge werden in Bezug auf ihren Nutzen<br />

für Diabetiker nicht belegt. Gerade bei Diabetes mellitus,<br />

einer chronischen Krankheit, können behandelnde Ärzte nicht<br />

direkt beobachten, wenn Komplikationen, die verhindert werden<br />

sollen, nicht eintreten. Deshalb sind Studien, in denen Patienten<br />

systematisch beobachtet werden, die einzig mögliche<br />

rationale Grundlage für Empfehlungen. Da es dem einzelnen<br />

Arzt meist nicht möglich ist, die Studienlage zu überblicken,<br />

wird diese in evidenzbasierten Leitlinien und systematischen<br />

Übersichtsarbeiten zusammengefasst. Dazu gehört z. B. die Nationale<br />

Versorgungsleitlinie (NVL), die sich bis Oktober 2012 in<br />

der öffentlichen Konsultation befand, oder die Therapieempfehlungen<br />

der Arzneimittelkommission der deutschen Ärzteschaft<br />

(ÄkdÄ) [1, 2].<br />

Die völlig undifferenzierten Vorschläge im Beitrag gehen weit<br />

über Leitlinienempfehlungen oder selbst Vorschläge der Deut-<br />

schen Diabetes Gesellschaft (DDG) hinaus. Sie sind auch jenseits<br />

dessen was zu Lasten der gesetzlichen Krankenversicherung<br />

nach dem Sozialgesetzbuch und Bundesmantelverträgen geleistet<br />

werden kann.<br />

Der Nutzen routinemäßiger jährlicher Abdomen-Sonographien,<br />

Echokardiographien, Ergometrien bei allen Diabetikern u. s. w.<br />

ist nicht belegt und wird weder für das Disease Management<br />

Programm Diabetes, noch von einer nationalen oder internationalen<br />

Leitlinie gefordert. Solche Untersuchungen können individuell<br />

bei erhöhtem Risiko, z. B. bei bekannter KHK empfohlen<br />

werden. Es wird weder auf eine Berücksichtigung individueller<br />

Gesundheitsziele der Patienten noch auf eine von neueren<br />

Leitlinien geforderte Anpassung an das individuell zu bestimmende<br />

kardiovaskuläre Risiko hingewiesen.<br />

Die Empfehlung für den verstärkten Einsatz von Fibraten ist<br />

schlechterdings nicht nachvollziehbar. Der schon lange bekannte<br />

mangelnde Nutzen von Fibraten für Diabetiker (wie für<br />

Nicht-Diabetiker) ist in einer zusammenfassenden Metaanalyse<br />

aktuell erneut wieder nachgewiesen worden [3]. Für die Kombination<br />

Nikotinsäure mit Laropiprant zur Unterdrückung der<br />

Nebenwirkungen gibt es ebenfalls keinen Nutzennachweis auf<br />

einen klinischen Endpunkt [4]. (Anmerkung: das Medikament<br />

wurde aktuell vom Markt genommen). Deshalb werden diese<br />

Substanzen auch in der NVL Koronare Herzkrankheit nicht empfohlen<br />

[5].<br />

Ebenso entspricht die auf unüberprüfbaren Erfahrungen des<br />

Autors beruhende generelle Empfehlung für ASS 100 nicht dem<br />

Strand der Wissenschaft [6].<br />

Es ist anerkannter Standard das medizinische Beiträge einem<br />

sog. Peer-review unterzogen werden und die Autoren eine Interessenskonflikterklärung<br />

veröffentlichen. Dies ist offensichtlich<br />

beides leider nicht erfolgt.<br />

Potentielle Interessenkonflikte des Leserbriefschreibers:<br />

Der Autor ist Mitglied der ständigen Leitlinienkommission der<br />

Deutschen Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin,<br />

außerordentliches Mitglied der Arzneimittelkommission<br />

der deutschen Ärzteschaft und mit Mitglied in Deutschen Netzwerk<br />

evidenzbasierte Medizin. Im Rahmen von Forschungsprojekten<br />

hat er Zuwendungen von verschiedenen Krankenkassen,<br />

der Bertelsmann-Stiftung, der Robert Bosch Stiftung, des Zentralinstituts<br />

der Kassen und staatlichen Förderprogrammen erhalten.<br />

Literatur beim Verfasser:<br />

Prof. Dr. med. Jean-François Chenot, MPH<br />

Universitätsmedizin Greifswald<br />

Institut für Community Medicine<br />

Abteilung Allgemeinmedizin<br />

Ellernholzstr. 1-2, 17487 Greifswald<br />

E-Mail: jchenot@uni-greifswald.de<br />

Seite 86 ÄRZTEBLATT MECKLENBURG-VORPOMMERN


Stellungnahmen zu den Leserbriefen<br />

Es war das Ziel von Herrn Kollegen Ziegelasch, aus der Sicht des<br />

klinischen Diabetologen Vorschläge zu unterbreiten, um die<br />

interdisziplinäre Behandlung des Typ-2-Diabetikers im Sinne des<br />

Patienten zu optimieren. Mit Darlegung dieser Zielstellung hat<br />

Herr Ziegelasch bewusst die eigene langjährige Praxiserfahrung<br />

mit den Ergebnissen validierter Endpunktstudien verbunden.<br />

Dieses Vorgehen ist dem Kollegen durchaus einzuräumen, da<br />

der aktuelle Stand der Wissenschaft die praktische Medizin als<br />

Erfahrungswissenschaft nur unzureichend repräsentiert. Die<br />

daraus resultierende „Diskrepanz zu den aktuellen Leitlinien“<br />

(Leserbrief von Prof. Kerner) hat zu mehreren Kritiken an den<br />

Vorschlägen von Kollegen Ziegelasch geführt.<br />

Sie reflektieren eine selektive Wahrnehmung, die im Alltag ein<br />

sinnvoller Teil der klinischen Tätigkeit ist, jedoch mitunter mit<br />

dem Goldstandard der Evidenz randomisierter kontrollierter<br />

Studien (RCT) kollidiert. Insofern sind die Kritikpunkte der Leserbriefe<br />

von Kollegen Arndt, Kerner und Zimny berechtigt, die<br />

ihre Kritik durch das Aufzeigen der Limitationen einer Primärprävention<br />

mit Thrombozytenaggregationshemmern, der Therapie<br />

der Hypertriglyceridämie und der Hyperurikämie transportieren.<br />

Kollege Basan sieht „die Abgrenzung einer Indikation als<br />

schwierig“ und schlägt eine individuelle Lösung vor. Genau hier<br />

liegt der Stellenwert der täglichen Praxis zur interdisziplinären<br />

Behandlung des Typ-2-Diabetikers. Diese Behandlung setzt neben<br />

der selektiven Wahrnehmung des behandelnden Arztes die<br />

Fertigkeit einer interdisziplinären Betrachtungsweise, unterlegt<br />

durch hohe Fachkompetenz einschließlich der Kenntniss der Ergebnisse<br />

randomisierter kontrollierter Studien, aber auch das<br />

Interesse an der wissenschaftlichen Entwicklung voraus.<br />

Durch den Prozesscharakter dieser Arbeitsweise lassen sich<br />

daraus keine dauerhaft gültigen und verbindlichen Therapierichtlinien<br />

für den individuellen Patienten ableiten.<br />

Das Monitoring wie auch die therapeutische Entscheidung können<br />

sich im Sinne des Patienten nur an einer Nutzen-Risiko-<br />

Bewertung orientieren. Insofern ist z. B. der von Kollegen Ziegelasch<br />

angeregte und von Kollegen Zimny kritisierte Vorschlag<br />

zur täglichen Körpergewichtskontrolle durchaus zu akzeptieren.<br />

Offensichtlich hat die selektive Wahrnehmung des Kollegen<br />

Ziegelasch zu einer Nutzenbewertung (Körpergewicht als<br />

Kontrollmaß der Herzinsuffizienz) im Vergleich zur Risikobewertung<br />

durch Herrn Zimny (Gewichtskontrolle als Selbststigmatisierung<br />

der Adipositas mit verminderter Inanspruchnahme<br />

medizinischer Hilfe) geführt.<br />

Auch das Für und Wider einer halbjährlichen vs. jährlichen Kontrolle<br />

der Füße und die Durchführung eines EKG (Kritikpunkte<br />

von Herrn Zimny und von Herrn Kerner) ist nicht definiert.<br />

Zusammenfassend hat Herr Ziegelasch Vorschläge aus der Sicht<br />

des Diabetologen zur interdisziplinären Behandlung des Typ-<br />

LESERBRIEFE<br />

2-Diabetikers transportiert. Dies sicher nicht mit dem Anspruch,<br />

diese ausschließlich „durch objektive Daten zu belegen“ (Leserbrief<br />

von Herrn Kerner).<br />

Dies ist ein Anspruch der selbst mit der Projektion von Ergebnissen<br />

randomisierter kontrollierter Studien auf den individuellen<br />

Patienten im „Diabetes-Alltag“ kollidiert.<br />

Die Vorschläge von Herrn Ziegelasch berücksichtigen praktische,<br />

nicht sicher durch RCT belegte Erfahrungen, wie z. B. die<br />

Therapie deutlich erhöhter Triglyceride im Sinne der Therapie<br />

der Insulinresistenz. Sie ist nicht ausschließlich auf die Reduktion<br />

der kardiovaskulären Mortalität ausgerichtet (Leserbrief von<br />

Herrn Zimny) und deshalb nicht pauschal zu kritisieren.<br />

Verfasser:<br />

Prof. Dr. med. S. Krabbe<br />

Kreiskrankenhaus Wolgast gGmbH<br />

Chausseestraße 46, 17438 Wolgast<br />

Mitglied der Fachkommission Diabetologie<br />

AUSGABE 3/<strong>2013</strong> 23. JAHRGANG Seite 87


LESERBRIEFE<br />

Bezüglich meiner persönlichen Einstellung zum Artikel von<br />

Herrn Dr. Ziegelasch möchte ich auf meinen Leserbrief (siehe<br />

unter IV.) verweisen.<br />

Die von Herrn Prof. Kerner, Herrn PD Dr. Zimny und Herrn Dr.<br />

Basan angeführten Kritikpunkte sind inhaltlich vollkommen<br />

korrekt und berechtigt. Allerdings wird meiner Meinung nach<br />

die Absicht von Herrn Dr. Ziegelasch, nämlich die Fort- und Weiterbildung<br />

vor allem der hausärztlichen Kollegen, die Thematisierung<br />

der Diabetologie im <strong>Ärzteblatt</strong> M-V und die Schnittstellenbeschreibung<br />

zur spezialisierten Versorgung in den Leserbriefen<br />

nicht gewürdigt, was schade ist. Ich selbst verstehe den<br />

Artikel von Herrn Dr. Ziegelasch auch als Statement für eine<br />

starke ambulante Diabetologie, was meinerseits nur unterstützt<br />

werden kann.<br />

Die von Herrn Prof. Chenot gemachten Ausführungen sind teilweise<br />

inhaltlich nicht korrekt. So können behandelnde Hausärzte<br />

und Diabetologen durchaus beobachten, ob Folgeerkrankungen<br />

bei ihren Patienten eintreten und sicher auch einen<br />

Zusammenhang zwischen HbA1c-Wert und Komplikationsrate<br />

herstellen. Ebenso handelt es sich bei Herrn Dr. Ziegelaschs Ausführungen<br />

keinesfalls um „völlig undifferenzierte Vorschläge“.<br />

Auch wenn einige Empfehlungen (in durchaus wichtigen Punkten)<br />

von aktuellen Leitlinien abweichen, entspricht der Artikel<br />

Antwort auf Leserzuschriften<br />

Für die Leser-Zuschriften zu o. g. Beitrag im <strong>Ärzteblatt</strong> 12/2012<br />

bedanke ich mich sehr.<br />

Ziele für diesen Artikel aus meiner Sicht waren:<br />

1. Vorschläge für die Zusammenarbeit bei der Betreuung<br />

der erheblich zunehmenden Zahl der Menschen mit Diabetes<br />

allen mit diesen Patienten konfrontierten ärztlichen<br />

Kollegen zu unterbreiten und<br />

2. Vorschläge für ein strukturiertes Untersuchungsprogramm<br />

für Typ-2-Diabetiker vorzulegen.<br />

Während der 1. Punkt in den Zuschriften nicht diskutiert wurde,<br />

erfolgte dies bei dem Untersuchungsprogramm umso<br />

mehr. Nicht verstehen kann ich allerdings eine Stellungnahme,<br />

die mir praktisch eine Nichtachtung der Arbeit der niedergelassenen<br />

Kollegen vorwirft. Dies kann mit Sicherheit aus meinem<br />

Beitrag nicht abgeleitet werden und liegt mir auch sehr<br />

fern. Kollegen, die mich in meinen fast drei Jahrzehnten Tätigkeit<br />

in <strong>Mecklenburg</strong>-<strong>Vorpommern</strong> kennen, wissen, dass mir<br />

immer an einer intensiven Zusammenarbeit zum Wohle unserer<br />

Patienten gelegen war und ist.<br />

Zu einigen Kritikpunkten möchte ich Stellung nehmen.<br />

1. Die Leitlinien ändern sich häufig – ich habe mich bei den<br />

von mir vorgeschlagenen Blutdruckwerten an die Meinung<br />

grundsätzlich der aktuellen, leitliniengerechten Behandlung<br />

des Typ-2-Diabetikers und weist in vielen Punkten die erwartungsgemäß<br />

hohe diabetologische Sachkenntnis des Autors<br />

auf.<br />

Dagegen erscheinen die von Herrn Prof. Chenot genannten<br />

Leitlinien-Beispiele eher etwas undifferenziert. Den höchsten<br />

Stellenwert zur Behandlung des Typ-2-Diabetes besitzt in<br />

Deutschland sowohl wissenschaftlich als auch in der praktischen<br />

Anwendung die Leitlinie der Deutschen Diabetes Gesellschaft<br />

(DDG), die nicht genannt wird. Der aktuelle Entwurf der von<br />

Prof. Chenot zitierten Nationalen Versorgungsleitlinie (NVL)<br />

Diabetes bedarf dagegen vor allem aufgrund der Beiträge der<br />

Deutschen Gesellschaft für Allgemeinmedizin und der Arzneimittelkommission<br />

der deutschen Ärzteschaft, deren beider Mitglied<br />

Herr Prof. Chenot offensichtlich ist, noch einer deutlichen<br />

Differenzierung um international diabetologischem Standard<br />

zu entsprechen.<br />

Verfasser:<br />

Dr. med. Stephan Arndt<br />

Diabendo Praxiszentrum Rostock<br />

Mitglied der Fachkommission Diabetologie<br />

vieler Diskussionen mit Experten auf diesem Gebiet und eigene<br />

Erfahrungen gehalten. Sicher kann man gerade über<br />

dieses Problem diskutieren – dies ist ja auch die Absicht<br />

meines Artikels. Noch eine Bemerkung zu den von den Kritikern<br />

meines Artikels immer wieder angeführten Leitlinien<br />

und Studien. Im Mai 2012 veröffentlichte die DDG auf ihrem<br />

Internet-Portal den Beitrag „Krebsrisiko bei Diabetes Typ 2<br />

erhöht: Deutsche Diabetes Gesellschaft empfiehlt Vorsorge<br />

mit Metformin“. In diesem Artikel wird darauf hingewiesen,<br />

dass „eine Therapie mit Sulfonylharnstoffen laut einer<br />

Studie an 112 000 Diabetikern in Großbritannien mit einer<br />

erhöhten Krebssterblichkeit einhergeht“.<br />

Ein weiterer Beitrag der DD vom Januar <strong>2013</strong> lautet: „Sulfonylharnstoffe<br />

erhöhen das Risiko für Herzinfarkt und Schlaganfall“<br />

– eine Tatsache die seit Jahren durch die Untersuchungen<br />

von A. Pfützner und T. Forst bekannt ist. Trotzdem<br />

empfiehlt die DDG in ihren Leitlinien noch immer bei Versagen<br />

der anderen oralen Therapie die Sulfonylharnstoffe.<br />

In diesem Zusammenhang müssen auch die ACCORD- und<br />

ADVANCE-Studie, bei denen im intensivierten Studienarm<br />

deutlich mehr Sulfonylharnstoffe gegeben wurden, kritisch<br />

betrachtet werden. Diese Substanzgruppe begünstigt Hypoglykämien<br />

und schwere kardiale Ereignisse.<br />

Seite 88 ÄRZTEBLATT MECKLENBURG-VORPOMMERN


2. Bei der Diskussion sollte man sich an meinen Text halten:<br />

deutlich erhöhte Triglyceride müssen therapiert werden.<br />

Wenn hier die sehr effektive Ernährung und die Zurückhaltung<br />

des Alkoholkonsums nicht helfen, muss wegen der<br />

Gefahr einer Pankreatitis und Verschlechterung der Diabetes-Einstellung<br />

ein Fibrat hinzugesetzt werden. Nikotinsäure-Präparate,<br />

die ebenfalls sehr effektiv wirken, sind seit<br />

dem Zurückziehen des Medikamentes Tredaptive ® in<br />

Deutschland nicht mehr erhältlich. Was letzteres für die<br />

Therapie des als Risikofaktor für die Arteriosklerose anerkannten<br />

Lipoprotein(a) bedeutet (s. auch aktuelle Stellungnahmen<br />

der DGFF unter www.lipid-liga.de; hier ist auch das<br />

aktuelle Positionspapier der DGFF zum Lipoprotein (a) erhältlich),<br />

muss die Zukunft zeigen.<br />

3. Nach nochmaliger Konsultation des Leiters der Arbeitsgruppe<br />

Kardiologie der DDG, Prof Dr. D. Tschöpe (21.01.<strong>2013</strong>), ist<br />

jeder Typ-2-Diabetiker als Hochrisiko-Patient anzusehen<br />

und sollte auch als Primärprävention einen Thrombozytenaggregationshemmer<br />

erhalten, wenn keine Kontraindikation<br />

besteht. Möglicherweise muss man diesen splitten, weil<br />

die Wirkung zu kurz ist (s. auch M. Spannagel: „Stellenwert<br />

herkömmlicher und neuer Antikoagulantien“, Vortrag auf<br />

der Veranstaltung „Diabetes Face to Face“ am 02.02.<strong>2013</strong> in<br />

Frankfurt/Main). Die Gabe von ASS gilt unabhängig von in<br />

den Zuschriften genannten Studien.<br />

4. Ich habe während der DDR-Zeit immer in Häusern mit einer<br />

angeschlossenen Pathologie gearbeitet. Damals wurde jeder<br />

Verstorbene obduziert. Ich weiß nicht, wie viele Gichtnieren<br />

ich dabei gesehen habe – dies ist aber außerordentlich<br />

eindrucksvoll und prägt sich in das Gedächtnis ein.<br />

Bezüglich der Therapie erhöhter Harnsäurewerte weise ich<br />

auf einen ausgezeichneten Vortrag des Rheumatologen<br />

Prof. Dr. A. Krause, Direktor der Klinik für Innere Medizin<br />

des Immanuel-Krankenhauses Berlin, vom 30.05.2012 in<br />

Berlin hin. „Es gibt gute Daten, die zeigen, dass sich erhöhte<br />

Harnsäurewerte langfristig negativ auf Nieren und Gefä-<br />

AUSGABE 3/<strong>2013</strong> 23. JAHRGANG<br />

LESERBRIEFE<br />

ße auswirken …“. Er empfiehlt die Therapie, beginnend mit<br />

kleinen Dosen Allopurinol (50 bis 100 mg) bei Harnsäurespiegeln<br />

auf jeden Fall von 600 μmol/l, evtl. auch tiefer. Dabei<br />

hat er (ebenso wie viele andere Kollegen) keine ernsten<br />

Nebenwirkungen dieser einschleichenden Therapie gesehen.<br />

5. Zur Insulintherapie: auch, wenn die ORIGIN-Studie in manchen<br />

Punkten kritikwürdig ist, zeigt sie doch eindeutig,<br />

dass eine frühzeitige Insulingabe bei einem Typ-2-Diabetiker<br />

die Beta-Zellen schützt und länger ihre Funktion erhält.<br />

Hier greift mein Kritik-Punkt an: wir insulinieren unsere<br />

Patienten häufig zu spät.<br />

6. Schließlich noch einige Bemerkungen zu Untersuchungen<br />

und Schulungen bei Typ-2-Diabetikern. Über die Häufigkeit<br />

von bestimmten Untersuchungen kann man sicher diskutieren.<br />

Außerordentlich wichtig halte ich aber die jährliche<br />

abdominelle Sonographie bei der erheblichen Karzinomhäufigkeit<br />

des Diabetikers, die Vorstellung der Frauen beim<br />

Gynäkologen und, in Abstimmung mit einem Kardiologen,<br />

die Durchführung einer Ergometrie. Zur wiederholten Schulung<br />

des Menschen mit einem Typ-2-Diabetes gibt es keine<br />

Alternative. Wenn die Zeit dafür nicht vorhanden sein sollte,<br />

muss entsprechend mit den Krankenkassen über eine<br />

bessere Bezahlung verhandelt werden. Bezüglich des Erreichten<br />

durch die DMP-Programme möchte ich noch einmal<br />

das sehr kritische „Weißbuch Diabetes in Deutschland“<br />

von B. Häussler, S. Klein und E.-G. Hagenmeyer empfehlen.<br />

Abschließend eine Bemerkung: Wir haben in Deutschland und<br />

<strong>Mecklenburg</strong>-<strong>Vorpommern</strong> bei der Behandlung des Typ-2-Diabetikers<br />

sicher einiges erreicht. Zufriedenheit bedeutet aber<br />

Stillstand. Ich glaube, dies wollen wir alle nicht.<br />

Verfasser:<br />

Dr. Hans-Jürgen Ziegelasch<br />

Nedederfeld 174, 19063 Schwerin<br />

Seite 89


AUS DER KAMMER<br />

Als Arzt auf dem Dach der Welt<br />

Nepal gehört zu den faszinierendsten<br />

Ländern der Welt. Tempel, Pagoden<br />

und Klöster sind allgegenwärtig<br />

und zeugen von tiefer Religiosität<br />

und der hohen kulturellen Entwicklung.<br />

Kaum ein Hinterhof, in dem<br />

nicht ein Schrein für religiöse Zeremonien<br />

der überwiegend hinduistischen<br />

Bevölkerung zu finden ist.<br />

Die gewaltige Bergwelt des Himalaja<br />

mit seinen friedlichen Einwohnern<br />

zieht viele Reisende in ihren Bann.<br />

Wer aber mit offenen Augen durch<br />

das Land reist, dem können das<br />

Elend und die Armut der Bevölkerung<br />

nicht entgehen.<br />

Nach dem Sturz des Königs 2007 und<br />

Beendigung der bis dahin feudalen<br />

gesellschaftlichen Verhältnisse ist es<br />

der frei gewählten Regierung bis<br />

heute nicht gelungen funktionierende staatliche Strukturen<br />

aufzubauen, geschweige denn eine Verfassung zu verabschieden.<br />

Immerhin ist das, in Jahrhunderten gewachsene<br />

und die Entwicklung des Landes blockierende Kastensystem<br />

abgeschafft worden. Die Umsetzung wird aber noch viele<br />

Generationen dauern, insbesondere auf dem Land.<br />

Derzeit leben in Nepal etwa 29,5 Mio. Menschen. Mit einem<br />

jährlichen Bruttoinlandsprodukt von 1,35 Mrd. Euro und einem<br />

durchschnittlichen Jahreseinkommen von 337 Euro pro<br />

Kopf, gehört Nepal zu den ärmsten Ländern der Welt. Gut<br />

Sadhu (hinduistischer Bettel – und Wandermönch, von Hindus als heilig<br />

verehrt) in Pashupatinath, einem hinduistischen Heiligtum in Kathmandu<br />

Die Altstadt von Kathmandu, Durbar (auf nepalisch Altstadt) Square<br />

70 % der Bevölkerung leben mit einem jährlichen pro Kopf<br />

Einkommen von unter 60 Euro unterhalb der Armutsgrenze.<br />

In ganz Nepal gibt es nur etwa 4000 Ärzte und ca. 5500<br />

Krankenschwestern/-pfleger. Etwa 90 % davon leben und<br />

praktizieren in Großstädten wie Kathmandu, Pokhara oder<br />

Lumbini. Die ländlichen Regionen sind medizinisch unterversorgt.<br />

Daraus resultiert die Tatsache, dass nur gut 10 % der<br />

Bevölkerung Zugang zu medizinischer Versorgung haben.<br />

Das staatliche Gesundheitswesen ist nur rudimentär entwickelt.<br />

Soziale Sicherungssysteme wie Kranken-, Renten- und<br />

Sozialversicherungen gibt es nicht. Jegliche medizinische Behandlung<br />

ist vom Patienten bar zu bezahlen.<br />

Nepal gibt derzeit 2,60 Euro jährlich pro Kopf für die medizinische<br />

Versorgung der Bevölkerung aus. Von der WHO werden<br />

9,00 Euro zur Grundsicherung gefordert.<br />

Der nepalesische Dokumentarfilmer Sudarson Karki hat in<br />

diesem Zusammenhang das Schicksal einer jungen Frau festgehalten,<br />

die mit einem abgestorbenen und halb geborenen<br />

Fetus knapp eine Woche unterwegs war, bis sie medizinische<br />

Hilfe erhalten hat.<br />

Unter dem Eindruck der prekären sozialen Situation der Bevölkerung<br />

hat der deutsche Arzt Dr. Arne Drews 1999 in<br />

Grimma (Sachsen) den Hilfsverein „Nepalmed“ mit anfangs<br />

13 Mitgliedern gegründet. Heute sind wir gut 380 Vereins-<br />

Seite 90 ÄRZTEBLATT MECKLENBURG-VORPOMMERN


mitglieder europaweit. Einige Sponsoren unterstützen den<br />

Verein zusätzlich. Seit 2000 sind wir ein eingetragener (gemeinnütziger)<br />

Verein.<br />

Unsere Hauptaufgaben sind:<br />

Hilfe beim Betrieb von Krankenhäusern<br />

Aus- und Weiterbildung von nepalesischem Personal<br />

Finanzierung der Behandlung der Ärmsten über einen<br />

Charity Fonds<br />

Vermittlung von Einsatzkräften (Ärzte, Schwestern, Pfleger,<br />

Studenten, Physiotherapeuten) nach Nepal<br />

Wir unterstützen vor allem Hospitäler im ländlichen Raum,<br />

wie in Simikot, Dhulikhel oder Amppipal. Es gibt aber auch<br />

Kooperationen mit großen Häusern in Kathmandu.<br />

Unser Referenzobjekt ist das Amppipal Community Hospital<br />

in der Region Gorkha. Das Krankenhaus wurde 1968/69 von<br />

United Mission to Nepal in einer der ärmsten, rein landwirtschaftlich<br />

ausgerichteten Regionen des Landes erbaut. Es<br />

liegt auf einem Plateau in 1100 m Höhe. Der Einzugsbereich<br />

beträgt etwa 250.000 Menschen. Es ist das einzige Krankenhaus<br />

in der Region, in dem auch chirurgische Leistungen angeboten<br />

werden. Andere Behandlungsmöglichkeiten gibt es<br />

nicht. Schlechte hygienische Bedingungen, Mangel- und Unterernährung,<br />

oft unsauberes Trinkwasser, Armut, schwerste<br />

Der alte Königspalast in der Altstadt von Patan im Kathmandu Tal<br />

Handarbeit auf den Terrassenfeldern und katastrophale Lebensbedingungen<br />

für Frauen kennzeichnen die Region. Der<br />

amerikanische Chirurg Thomas Hale („Geheimnisvolles Nepal“,<br />

Hänssler Verlag, 1986) war der erste Arzt, der hier viele<br />

Jahre gearbeitet hat. Vom Tal aus erreicht man das Hospital<br />

in gut vier bis fünf Stunden Fußmarsch oder leidensfähige in<br />

zwei bis drei Stunden mit einem geländegängigen Fahrzeug.<br />

AUSGABE 3/<strong>2013</strong> 23. JAHRGANG<br />

Nachdem United<br />

Mission 2001 quasi<br />

über Nacht das Hospital<br />

verlassen hat,<br />

wurde es zunächst<br />

vom nepalesischen<br />

Stammpersonal weiter<br />

betrieben, bevor<br />

der ehemalige unfallchirurgischeChefarzt<br />

des Warburger<br />

Krankenhauses Dr.<br />

Wolfhard Starke das<br />

Hospital übernommen<br />

hat. Dr. Starke<br />

hat bis Ende <strong>März</strong><br />

2012 als einziger Arzt<br />

hier gearbeitet.<br />

Das Hospital verfügt<br />

über einen großen<br />

Ambulanzbereich, in<br />

dem täglich zwischen<br />

40 und über 100 Pati-<br />

AUS DER KAMMER<br />

Die vergoldete Spitze des Boudnath Stupa,<br />

dem mit 110 m Durchmesser zweitgrößten<br />

Stupa der Welt in Kathmandu. Buddhistisches<br />

Heiligtum<br />

enten versorgt werden. Für die Diagnostik stehen ein Röntgengerät,<br />

ein kleines Ultraschallgerät, EKG, Labor, HNO- und<br />

Augenuntersuchungsmöglichkeiten zur Verfügung.<br />

Der stationäre Bereich verfügt über insgesamt 46 Betten mit<br />

IMC, Kinderstation, Wöchnerinnenbereich, Seuchenstation<br />

und Allgemeinstation. Zwei OP-Säle, Kreißsaal, Physiotherapie,<br />

Apotheke und Zahnbehandlungseinheit komplettieren<br />

die Einrichtung.<br />

2008 konnte ein Mehrzweckgebäude in Betrieb genommen<br />

werden, mit Verwaltung, Bibliothek, Aufenthaltsraum für<br />

Schwestern und einem Raum für Fortbildungen.<br />

Seite 91


AUS DER KAMMER<br />

Der Arbeitstag beginnt recht früh mit<br />

einer Visite. Auf den in Aluminiumtafeln<br />

gelagerten Krankenblättern erfolgt<br />

die präzise aktuelle Befunddokumentation<br />

und die Handlungsanweisung<br />

zu Prozeduren und Medikation<br />

durch die Schwestern, die nur medizinische<br />

Arbeiten verrichten. Verpflegung,<br />

Körperhygiene und Wäschewechsel<br />

wird von den Angehörigen<br />

des Patienten durchgeführt. Nach der<br />

Visite geht es zum OPD (Outpatient<br />

Departement), vergleichbar unseren<br />

Ambulanzen. Man wird mit dem gesamten<br />

Spektrum der Medizin konfrontiert<br />

und hat relativ bescheidene<br />

Mittel zur Diagnostik und eine eingeschränkte<br />

Medikamentenauswahl zur<br />

Verfügung. Benutzt man Augen, Hän-<br />

Das Ammpipal Community Hospital auf einem Bergrücken im Vorgebirge des Himalaja Hauptkamms,<br />

de, Ohren, Nase und Verstand, ist eine<br />

umgeben von Terrassenfeldern und dichtem Wald<br />

genaue Diagnose auch ohne große<br />

technische Hilfsmittel möglich.<br />

Röntgen, Ultraschall, Einkanal-EKG und<br />

Der zweite große Neubau ist 2012 in Betrieb gegangen, in Labor (Blutbild, Zucker, Kreatinin, HIV, Sputum, Urin und<br />

dem zwei OP-Säle, Zentralsterilisation, Kreißsaal und Wöch- Stuhl) sind die technischen Hilfen. Zwischen 41 und 102 Patiennerinnenzimmer<br />

eingerichtet wurden.<br />

ten waren es im Juni täglich. Vorherrschend sind internistische<br />

Ich selbst habe wiederholt in einmonatigen „Kurzeinsätzen“,<br />

nicht selten als Einzelkämpfer, in Amppipal gearbeitet. Zuletzt<br />

im Juni 2012. Die meisten Patienten gelangen mit dem<br />

wichtigsten Verkehrsmittel Nepals – den eigenen Füßen – ins<br />

Krankenhaus. Gehzeiten bis drei Stunden für eine Strecke<br />

gelten als „near by“. Es geht nur bergauf oder bergab. Nicht<br />

selten sind Patienten auch länger, bis zu mehreren Tagen unterwegs.<br />

Ein junger Mann mit offenen Zehen- und Mittelfußfrakturen<br />

war im Juni zu Fuß in gut 24 Stunden bei uns. Eltern<br />

mit einem zweijährigen Kind, das einen luxierten Oberarmkopfbruch<br />

erlitten hatte, haben vier Tage zum Hospital<br />

gebraucht.<br />

Üblich sind auch der Einmanntransport in einer Kiepe auf<br />

dem Rücken oder der Zweimanntransport im „Dooley“, einer<br />

Art Hängematte, die von zwei Trägern getragen wird. In<br />

Notfällen kommt auch das geländegängige Ambulanzfahrzeug<br />

zum Einsatz. Die Fahrt setzt allerdings eine gewisse Robustheit<br />

in dem unwegsamen Gelände voraus.<br />

Auch das Gros des 38-köpfigen Krankenhauspersonals legt<br />

morgens lange Wegstrecken zurück, um an ihren Arbeitsplatz<br />

zu gelangen. Um den Anästhesiepfleger in seinem Dorf<br />

zu besuchen, habe ich zweieinhalb Stunden für eine Strecke<br />

gebraucht. Es zeugt von dem hohen Einsatz der Mitarbeiter,<br />

dass sie täglich pünktlich zur Arbeit erscheinen, unabhängig<br />

von der Witterung.<br />

Ein Patient, mit einer II° ig offenen Unterschenkelfraktur, mit Fixateur externe<br />

und Hautplastik von mir in Amppipal versorgt. Der Mann wurde<br />

über fast vier Tage ins Hospital getragen. Für den Transport ist der Unterschenkel<br />

mit einer Papprolle „stabilisiert“ worden.<br />

Seite 92 ÄRZTEBLATT MECKLENBURG-VORPOMMERN


Erkrankungen wie Atemwegserkrankungen<br />

(offene Feuer in den Hütten),<br />

Tuberkulose, Hypertonie, enteric feaver<br />

(Typhus, gastrointestinale Infekte) und<br />

psychosomatische Erkrankungen. Bei<br />

den neurologisch psychiatrischen Erkrankungen<br />

überwiegen Depressionen<br />

und Epilepsie. Schwerste depressive Zustände<br />

betreffen nahezu ausschließlich<br />

Frauen, was bei deren Lebenssituationen<br />

nicht verwundert. Selten sind<br />

Schlangenbisse oder Diabetes. Gynäkologisch<br />

wird man oft mit einem Uterusprolaps<br />

konfrontiert, der der Kombination<br />

von Schwerstarbeit kurz nach der<br />

Entbindung und dem nepali lifestyle,<br />

der Hockstellung für alle Arbeiten geschuldet<br />

ist. Pädiatrisch sind die Neugeborenensepsis<br />

bei Hausgeburten, Atemwegserkrankungen,<br />

Typhus und Verbrennungen<br />

ein Problem.<br />

Konservierende Stomatologie geht nur<br />

in Ausnahmefällen. In der Regel müssen<br />

die Zahnruinen oder Wurzelstümpfe entfernt werden.<br />

Chirurgisch sind Frakturen und Luxationen zu versorgen.<br />

Auffällig sind die häufigen trans- und perkondylären Humerusfrakturen<br />

bei Kindern. Polytraumata entstehen meist<br />

durch Sturz aus Bäumen oder Absturz von einem Berg.<br />

Schilddrüsenoperationen, Leistenbrüche, urologische Eingriffe,<br />

Sectiones und Magen-Darm-Eingriffe komplettieren das<br />

chirurgische Spektrum.<br />

Besondere Fälle während meines letzten Aufenthaltes waren<br />

ein perforiertes Bauchaortenaneurysma (gleich in der ersten<br />

Nacht), ein Askaridenileus und ein Wurm im Choledochus einer<br />

Patientin. Einen 61-jährigen Mann habe ich in kachektischem<br />

Zustand mit Frakturkrankheit nach einer fünf Wochen<br />

zuvor erlittenen rechtsseitigen Beckenfraktur erfolgreich<br />

behandeln können.<br />

Narkosen, Intubation, spinal und regional werden von einem<br />

Anästhesiepfleger durchgeführt. Steht dieser nicht zur Verfügung,<br />

meist nachts wenn eine dringliche sectio caesarea<br />

ansteht, dann habe ich zunächst die Narkose gemacht und<br />

anschließend operiert.<br />

Die Schwestern und Paramedics des Hospitals sind meist sehr<br />

gut ausgebildet und hochmotiviert. Sie übernehmen viele Untersuchungen<br />

und Behandlungen nach Standards und kontaktieren<br />

den Arzt nur bei Unklarheiten. Ohne sie wäre der Berg<br />

an Arbeit allein nicht zu bewältigen. Die meisten würden jedem<br />

deutschen Krankenhaus gut zu Gesicht stehen.<br />

Die Unterbringung erfolgt in einem renovierten guesthouse.<br />

Auf gewohnte Annehmlichkeiten aus Deutschland muss man<br />

verzichten können. Strom gibt es nach 20.00 Uhr nur selten.<br />

AUSGABE 3/<strong>2013</strong> 23. JAHRGANG<br />

AUS DER KAMMER<br />

Der Manaslu (8164m) befindet sich nur wenige Kilometer nördlich des Amppipal Hospitals und war<br />

bei guter Sicht immer einen Blick wert.<br />

Lesen mit Stirnlampe oder Kerze geht aber auch. Bei klarem<br />

Wetter konnte ich die wundervolle Landschaft mit stets<br />

wechselnden Farben genießen und habe sehnsüchtig auf die<br />

nahe gelegene Annapurna Range (bis 8019 m), den Manaslu<br />

(8164m), Himal Chuli und Boudha Himal geschaut.<br />

Die Einsätze habe ich zu keinem Zeitpunkt bereut. Der Verzicht<br />

auf Annehmlichkeiten und die finanziellen Einbußen<br />

werden durch die Dankbarkeit und Anerkennung durch Patienten<br />

und Mitarbeiter, durch neu gewonnene Freundschaften,<br />

neu gewonnene Erfahrungen und die Besinnung auf<br />

wesentliche Dinge unseres Lebens mehr als wett gemacht.<br />

Man bekommt soviel mehr zurück, als man investiert. Dinge,<br />

die nicht käuflich sind.<br />

Kontakt:<br />

Nepalmed e. V.<br />

Straße des Friedens 27<br />

04668 Grimma<br />

www.nepalmed.de<br />

E-Mail: nepalmed@gmx.de<br />

Spendenkonto:<br />

Sparkasse Muldental<br />

Kontonummer: 101 005 20 86<br />

Bankleitzahl: 860 502 00<br />

Dr. med. Rüdiger Wenzel, Parchim<br />

Seite 93


AUS DER KAMMER<br />

Telefonnummern der Geschäftsstelle der <strong>Ärztekammer</strong><br />

Stand 06.02.<strong>2013</strong><br />

Sekretariat des Präsidenten und des Vorstandes Fax: 49280-10<br />

Manuela Wulff 49280-12<br />

Silke Striggow 49280-13<br />

<strong>Ärzteblatt</strong>/Redaktion Irmtraud Mumm 49280-16<br />

Öffentlichkeitsarbeit Anita Krsnik 49280-17<br />

Interventionsprogramm (IVP) Christine Evers 49280-1801<br />

IVP Fax: 49280-1802<br />

Referat Weiterbildung/Qualitätssicherung Fax: 49280-20<br />

Referatsleiterin Ulrike Büttner 49280-21<br />

Anerkennungsverfahren FA/SP/FK Röntgen Doris Klipp 49280-22<br />

Anerkennungsverfahren FK/ZB Christiane Falke 49280-23<br />

Ausbildung Medizinische Fachangestellte Iris Haesler 49280-24<br />

Fortbildung Medizinische Fachangestellte Sylvie Kather 49280-25<br />

Evaluation/Anerkennung Auslandsdiplome Christin Behrens 49280-27<br />

Weiterbildungsbefugnisse Simone Prehn 49280-28<br />

Projekt „Passgenaue Vermittlung Auszubildender“ Nadine Schaubs 49280-29<br />

Medizinische Fachangestellte/Ärztliche Stelle Fax: 49280-7900<br />

Ärztliche Stelle <strong>Mecklenburg</strong>-<strong>Vorpommern</strong> Kerstin Fallei 49280-26<br />

Geschäftsführung Fax: 49280-30<br />

Geschäftsführer Frank Th. Loebbert 49280-31<br />

Sekretariat Geschäftsführer Manuela Möller 49280-32<br />

Verwaltung Claudia Müller-Meisel 49280-33<br />

Referat Fortbildung Fax: 49280-40<br />

Referatsleiterin/Ausbildungsbeauftragte Christine Mertink 49280-41<br />

Fortbildungszertifikate/Punktekonten EIV Christine Evers 49280-42<br />

Zertifizierungsanfragen/Kursanmeldungen Sybille Klimmt 49280-43<br />

Sponsoring/Hörsaalvermietung Barbara Raese 49280-44<br />

Punkteeinpflege EIV/AIDS-Ausschuss Christiane Neugebauer 49280-46<br />

Referat Recht Fax: 49280-50<br />

Komm. Referatsleiterin Stefanie Handy 49280-51<br />

Allgemeine Rechtsangelegenheiten Katharina Janta 49280-52<br />

Widerspruchsverfahren Antje Kummerow 49280-53<br />

Allgemeine Rechtsangelegenheiten Andrea Peters 49280-54<br />

Berufsrechtliche Verfahren Theresa Schnitter 49280-55<br />

Berufsgerichtsverfahren/Patientenbeschwerden Jana Riebe 49280-56<br />

Referat Kaufmännische Angelegenheiten Fax: 49280-60<br />

Referatsleiterin Regina Beyer 49280-61<br />

Finanzen Sabine Rüger/Heike Stepputat 49280-62<br />

Kammerbeitrag/Ärzteversorgung Silke Heimann 49280-63<br />

Kammerbeitrag Eva Schubert 49280-64<br />

Referat Informationstechnologie (IT)<br />

Referatsleiter Heiko Karsten 49280-71<br />

Betreuung Standardsoftware Dr. Beate Diedrich 49280-72<br />

Hardware- und Netzadministration Jens Dittberner 49280-73<br />

Empfang Fax: 49280-80<br />

Angelika Buttkus 49280-84<br />

Meldewesen/Ärzteverzeichnis Urszula Dummer 49280-82<br />

Archiv Doreen Hecht 49280-83<br />

Seite 94 ÄRZTEBLATT MECKLENBURG-VORPOMMERN


Der AIDS-Ausschuß der <strong>Ärztekammer</strong> M-V informiert:<br />

HIV-PEP-Notfalldepots in <strong>Mecklenburg</strong>-<br />

<strong>Vorpommern</strong><br />

Um im Sinne einer umfassenden HIV-Postexpositionsprophylaxe<br />

rasch, d. h. innerhalb von etwa zwei Stunden nach möglicher<br />

Exposition, wirksam werden zu können, wurde für<br />

<strong>Mecklenburg</strong>-<strong>Vorpommern</strong> ein flächendeckendes Netzwerk<br />

aufgebaut.<br />

Jeder niedergelassene Arzt hat die Möglichkeit, Patienten,<br />

bei einer entsprechenden Indikation, zu einer der in der u. a.<br />

AUSGABE 3/<strong>2013</strong> 23. JAHRGANG<br />

AUS DER KAMMER<br />

Tabelle genannten Einrichtungen als primären Ansprechpartner,<br />

zur Beratung und/oder Erstbehandlung (Kostenübernahme<br />

geklärt) zu überweisen.<br />

Die erforderliche Weiterbehandlung der Patienten erfolgt<br />

dann durch die HIV-Ambulanz des Zentrums für Innere Medizin<br />

der Universitätsmedizin Rostock (Schwerpunktpraxis<br />

mit KV-Ermächtigung).<br />

HIV-PEP-Notfalldepots in <strong>Mecklenburg</strong>-<strong>Vorpommern</strong> Stand: Januar <strong>2013</strong><br />

Krankenhaus/Klinik Verantwortlicher/<br />

Ansprechpartner<br />

Sana Hanse-Klinikum Wismar Dr. med. Detlef Thiede Störtebekerstr. 6<br />

23966 Wismar<br />

HELIOS Kliniken Schwerin Dr. med. Kristina Biedermann Wismarsche Str. 393-397<br />

19055 Schwerin<br />

Evangelisches Krankenhaus<br />

Stift Betlehem Ludwigslust<br />

Universitätsmedizin Rostock<br />

Zentrum für Innere Medizin<br />

Abt. für Tropenmedizin und<br />

Infektionskrankheiten<br />

Dr. med. Astrid Wimmer Neustädter Str. 1<br />

19288 Ludwigslust<br />

Prof. Dr. med. univ.<br />

Emil Reisinger<br />

Dr. med. Carlos Fritzsche<br />

Dr. med. Micha Löbermann<br />

Anschrift Telefon-Nummer<br />

Ernst-Heydemann-Str. 6<br />

18057 Rostock<br />

KMG Klinikum Güstrow GmbH Dr. med. Joachim Thoß Friedrich-Trendelenburg-<br />

Allee 1, 18273 Güstrow<br />

Sana-Krankenhaus Rügen Jörg Dittmer<br />

(Vertretung:<br />

Dipl.-Med. Monika Ehlers)<br />

Calandstr. 7-8<br />

18528 Bergen auf Rügen<br />

HELIOS Hanseklinikum Stralsund Prof. Dr. med. Matthias Birth Große Parower Str. 47-53<br />

18435 Stralsund<br />

Universitätsmedizin Greifswald<br />

Zentrale Notaufnahme<br />

Zentrum für Kinder- und<br />

Jugendmedizin<br />

Innere Medizin II (INM-ITS)<br />

Klinik und Poliklinik für Hautkrankheiten<br />

Dietrich Bonhoeffer Klinikum<br />

Neubrandenburg<br />

Prof. Dr. med.<br />

Axel Ekkernkamp<br />

PD Dr. med. Peter Hinz<br />

PD Dr. med. Roswitha Bruns<br />

Dr. med. Sigrun Friesecke<br />

Dr. med. Andreas Arnold<br />

Asklepios Klinik Pasewalk Dr. med. Joachim Stock<br />

Dr. med. Birgit Mönke<br />

MediClin Müritz-Klinikum GmbH<br />

Waren (Müritz)<br />

F.-Sauerbruch-Str.<br />

17475 Greifswald<br />

Prof. Dr. med. Egmont Scola Salvador-Allende-Str. 30<br />

17036 Neubrandenburg<br />

Prenzlauer Chaussee 30<br />

17309 Pasewalk<br />

Dr. med. Karl Schulze Weinbergstr. 19<br />

17192 Waren (Müritz)<br />

03841 331907<br />

(Zentrale Notaufnahme)<br />

0385 520-5900<br />

0385 520-4100 (Ambulanz)<br />

0385 520-2197<br />

(Notauf nahme)<br />

03874 433-532<br />

0381 4947515<br />

03843 342500<br />

(Notaufnahme)<br />

03838 390 (Zentrale)<br />

03831 35-0 (Zentrale)<br />

03834 8622500<br />

03834 866101<br />

(Sekretariat)<br />

03834 866378<br />

03834 866308 (Station)<br />

03834 866418 (Pforte)<br />

03834 866709<br />

03834 866738<br />

(Poliklinik)<br />

0395 7752600<br />

(Notfallambulanz)<br />

03973 231460<br />

(Sekretariat)<br />

03991 772201<br />

03991 771111 (Notaufnahme)<br />

03991 772241<br />

(Chirurg. Ambulanz)<br />

Seite 95


VERANSTALTUNGEN UND KONGRESSE<br />

Veranstaltungskalender<br />

Impfkurse in <strong>Mecklenburg</strong>-<br />

<strong>Vorpommern</strong><br />

(Zur Beachtung: Ab Januar <strong>2013</strong> reduzierte<br />

Stundenzahl)<br />

- Grundkurs: Erwerb des Impfzertifikates der<br />

<strong>Ärztekammer</strong> M-V<br />

- Refresher-Kurs: Voraussetzung: Impfzertifikat<br />

einer <strong>Ärztekammer</strong><br />

Gebühr: Grundkurs: je 80,00 €,<br />

Refresher-Kurs: je 40,00 €,<br />

Erweiterter Refresher-Kurs: 50,00 €<br />

Kurse der <strong>Ärztekammer</strong> M-V<br />

Grundkurse „Impfen“<br />

15.06.<strong>2013</strong>, 09:00 – 14:30 Uhr 6 P<br />

09.11.<strong>2013</strong>, 09:00 – 15:00 Uhr 6 P<br />

Ort: Rostock<br />

Leitung: Herr Dr. med. M. Löbermann/<br />

Frau Dr. med. M. Littmann/<br />

Frau Prof. Dr. med. habil. C. Hülße<br />

Anmeldung: <strong>Ärztekammer</strong> M-V, Referat Fortbildung,<br />

August-Bebel-Str. 9 a, 18055 Rostock,<br />

Tel.: 0381 49280-42, -43, -44, -46, Fax: 0381 4928040,<br />

E-Mail: fortbildung@aek-mv.de<br />

Impftag der <strong>Ärztekammer</strong> M-V<br />

14.09.<strong>2013</strong>, 10:00 – 14:00 Uhr<br />

Erweiterter Refresher-Kurs 5 P<br />

Ort: Hotel Neptun, Seestr. 19,<br />

18119 Rostock-Warnemünde<br />

Leitung: Frau Dr. med. M. Littmann,<br />

Herr Dr. med. M. Löbermann<br />

Anmeldung: <strong>Ärztekammer</strong> M-V, Referat Fortbildung,<br />

August-Bebel-Str. 9 a, 18055 Rostock,<br />

Tel.: 0381 49280-42, -43, -44, -46, Fax: 0381 4928040,<br />

E-Mail: fortbildung@aek-mv.de<br />

Kurse anerkannter Kursleiter im<br />

Kammerbereich<br />

23.03.<strong>2013</strong>, 09:00 – 12:00 Uhr<br />

Refresher-Kurs 3 P<br />

26.10.<strong>2013</strong>, 09:00 – 12:00 Uhr<br />

Refresher-Kurs 3 P<br />

26.10.<strong>2013</strong>, 09:00 – 14:30 Uhr<br />

Grundkurs 6 P<br />

Ort: Institut für Hygiene, Dietrich-Bonhoeffer-Klinikum,<br />

Salvador-Allende-Str. 30, 17036 Neubrandenburg<br />

Leitung: Frau Dr. med. M. Littmann,<br />

Herr Priv.-Doz. Dr. med. habil. J. Hallauer<br />

Anmeldung: Dietrich-Bonhoeffer-Klinikum Neubrandenburg,<br />

Institut für Hygiene, Sekretariat,<br />

Salvador-Allende-Str. 30, 17036 Neubrandenburg,<br />

Tel.: 0395 7752061, Fax: 0395 775192061,<br />

E-Mail: hyg@dbknb.de<br />

13.04.<strong>2013</strong>, 09:00 – 12:00 Uhr<br />

Refresher-Kurs 3 P<br />

13.04.<strong>2013</strong>, 09:00 – 14:30 Uhr Grundkurs 6 P<br />

Leitung: Frau Priv.-Doz. Dr. med. habil. R. Bruns<br />

Ort / Anmeldung: Universitätsmedizin Greifswald,<br />

Zentrum für Kinder- und Jugendmedizin,<br />

Frau Priv.-Doz. Dr. med. habil. R. Bruns,<br />

Ferdinand-Sauerbruch-Str. 1, 17475 Greifswald,<br />

Tel.: 03834 866378, Fax: 03834 866483,<br />

Internet: http://www.medizin.uni-greifswald.de,<br />

E-Mail: rbruns@uni-greifswald.de<br />

19.06.<strong>2013</strong>, 14:00 – 17:00 Uhr<br />

Refresher-Kurs 3 P<br />

Ort: Rostock<br />

Leitung: Frau Dr. med. M. Littmann<br />

Anmeldung: Berufsverband der Frauenärzte,<br />

Herr Dipl.-Med. U. Freitag, Turnerweg 11 a,<br />

23970 Wismar, Tel.: 03841 283432, Fax: 03841 283433,<br />

E-Mail: dm_freitag-bvf-mv@web.de<br />

Ein vollständiges und aktualisiertes Angebot<br />

finden Sie auf der Internetseite:<br />

http://www.aek-mv.de Fortbildung <br />

Veranstaltungskalender<br />

Veranstaltungen der<br />

<strong>Ärztekammer</strong> M-V<br />

Grundkurs im Strahlenschutz für<br />

Ärzte (und Medizinphysiker)<br />

zum Erreichen der Fachkunde Strahlenschutz nach<br />

Röntgenverordnung<br />

Termin: 07.03.<strong>2013</strong>, 10:00 Uhr – 25 P<br />

09.03.<strong>2013</strong>, 15:15 Uhr<br />

Ort: Hörsaal, <strong>Ärztekammer</strong> M-V, August-Bebel-Str. 9 a,<br />

18055 Rostock<br />

Leitung: Herr Dr. med. J.-C. Kröger<br />

Gebühr: 140,00 € (bei Komplettbuchung von Grundund<br />

Spezialkurs: 250,00 €)<br />

Anmeldung: <strong>Ärztekammer</strong> M-V, Referat Fortbildung,<br />

August-Bebel-Str. 9 a, 18055 Rostock,<br />

Tel.: 0381 49280-42, -43, -44, -46, Fax: 0381 4928040,<br />

E-Mail: fortbildung@aek-mv.de<br />

Refresher-Kurse „Der Praxisnotfall“<br />

(Herz-Lungen-Wiederbelebung) je 9 P<br />

(für niedergelassene Ärzte und deren Assistenzpersonal,<br />

jeweils 09:00 – 16:00 Uhr)<br />

16.03.<strong>2013</strong> Grevesmühlen<br />

20.04.<strong>2013</strong> Hörsaal, <strong>Ärztekammer</strong> M-V,<br />

August-Bebel-Str. 9 a, 18055 Rostock<br />

31.08.<strong>2013</strong> Raum 305, Schulungsraum des Pflegedienstes<br />

(MVZ), Universitätsmedizin<br />

Greifswald,<br />

Fleischmannstr. 6, 17475 Greifswald<br />

23.11.<strong>2013</strong> Stadtverwaltung, Brandschutz- und<br />

Rettungsamt, Ziegelbergstr. 50,<br />

17033 Neubrandenburg<br />

Gebühr: 100,00 € Ärzte, 80,00 € Assistenzpersonal<br />

Anmeldung: <strong>Ärztekammer</strong> M-V, Referat Fortbildung,<br />

August-Bebel-Str. 9 a, 18055 Rostock,<br />

Tel.: 0381 49280-42, -43, -44, -46, Fax: 0381 4928040,<br />

E-Mail: fortbildung@aek-mv.de<br />

EKG-Grundkurs 4 P<br />

Termin: 15.05.<strong>2013</strong>, 16:00 – 19:30 Uhr<br />

Ort: Hörsaal, <strong>Ärztekammer</strong> M-V, August-Bebel-Str. 9 a,<br />

18055 Rostock<br />

Leitung: Herr Dr. med. J. Placke<br />

Gebühr: 25,00 €<br />

Anmeldung: <strong>Ärztekammer</strong> M-V, Referat Fortbildung,<br />

August-Bebel-Str. 9 a, 18055 Rostock,<br />

Tel.: 0381 49280-42, -43, -44, -46, Fax: 0381 4928040,<br />

E-Mail: fortbildung@aek-mv.de<br />

Hallo – ist hier ein Arzt an Bord?<br />

Reisenotfälle zu Lande, zu Wasser<br />

und in der Luft 9 P<br />

(offen für alle Interessenten, auch medizinisches<br />

Personal)<br />

Termin: 01.06.<strong>2013</strong>, 09:00 – 16:00 Uhr<br />

Ort: Hörsaal, <strong>Ärztekammer</strong> M-V, August-Bebel-Str. 9 a,<br />

18055 Rostock<br />

Leitung: Frau Dr. med. C. Scheltz<br />

Gebühr: 100,00 €<br />

Anmeldung: <strong>Ärztekammer</strong> M-V, Referat Fortbildung,<br />

August-Bebel-Str. 9 a, 18055 Rostock,<br />

Tel.: 0381 49280-42, -43, -44, -46, Fax: 0381 4928040,<br />

E-Mail: fortbildung@aek-mv.de<br />

80-Stunden-Kurs zum Erwerb der<br />

Zusatzbezeichnung Notfallmedizin<br />

(80 Stunden; nach den Empfehlungen der<br />

Bundesärztekammer)<br />

Termin: 04. – 11.06.<strong>2013</strong> 81 P<br />

Ort: <strong>Ärztekammer</strong> M-V, Universitätsmedizin Rostock<br />

und Berufsfeuerwehr Rostock<br />

Leitung: Herr Dr. med. B. Werner,<br />

Herr Dr. med. M. Gloger<br />

Gebühr: 700,00 €<br />

Anmeldung: <strong>Ärztekammer</strong> M-V, Referat Fortbildung,<br />

August-Bebel-Str. 9 a, 18055 Rostock,<br />

Tel.: 0381 49280-42, -43, -44, -46, Fax: 0381 4928040,<br />

E-Mail: fortbildung@aek-mv.de<br />

Spezialkurs im Strahlenschutz<br />

zum Erreichen der Fachkunde Strahlenschutz nach<br />

Röntgenverordnung<br />

(Voraussetzung: Besuch des Grundkurses)<br />

Seite 96 ÄRZTEBLATT MECKLENBURG-VORPOMMERN


Termin: 20.06.<strong>2013</strong>, 13:00 Uhr – 21 P<br />

22.06.<strong>2013</strong>, 13:00 Uhr<br />

Ort: Hörsaal, <strong>Ärztekammer</strong> M-V, August-Bebel-Str. 9 a,<br />

18055 Rostock<br />

Leitung: Herr Dr. med. J.-C. Kröger<br />

Gebühr: 140,00 € (bei Komplettbuchung von Grund-<br />

und Spezialkurs: 250,00 €)<br />

Anmeldung: <strong>Ärztekammer</strong> M-V, Referat Fortbildung,<br />

August-Bebel-Str. 9 a, 18055 Rostock,<br />

Tel.: 0381 49280-42, -43, -44, -46, Fax: 0381 4928040,<br />

E-Mail: fortbildung@aek-mv.de<br />

Der lebensbedrohliche Notfall mit<br />

praktischen Übungen zur Notfallmedizin<br />

für Ärztesenioren 5 P<br />

Termin: 11.07.<strong>2013</strong>, 14:00 – 18:00 Uhr<br />

Ort: Hörsaal, <strong>Ärztekammer</strong> M-V, August-Bebel-Str. 9 a,<br />

18055 Rostock<br />

Leitung: Frau Dr. med. D. Zillig<br />

Gebühr: 25,00 €<br />

Anmeldung: <strong>Ärztekammer</strong> M-V, Referat Fortbildung,<br />

August-Bebel-Str. 9 a, 18055 Rostock,<br />

Tel.: 0381 49280-42, -43, -44, -46, Fax: 0381 4928040,<br />

E-Mail: fortbildung@aek-mv.de<br />

Gendiagnostikgesetz (GenDG) –<br />

Genetische Beratung zur vorgeburtlichen<br />

Risikoabklärung 9 P<br />

Termin: 27.09.<strong>2013</strong>,<br />

Neue Uhrzeit! 09:00 – 16:00 Uhr<br />

Ort: Hörsaal, <strong>Ärztekammer</strong> M-V, August-Bebel-Str. 9 a,<br />

18055 Rostock<br />

Leitung: Frau Prof. Dr. med. U. Felbor<br />

Gebühr: 50,00 €<br />

Anmeldung: <strong>Ärztekammer</strong> M-V, Referat Fortbildung,<br />

August-Bebel-Str. 9 a, 18055 Rostock,<br />

Tel.: 0381 49280-42, -43, -44, -46, Fax: 0381 4928040,<br />

E-Mail: fortbildung@aek-mv.de<br />

Veranstaltungen in unserem<br />

Kammerbereich<br />

Interdisziplinäre suchtmedizinische<br />

Fallkonferenz je 3 P<br />

Termine: dienstags, jeweils 13:30 – 15:00 Uhr<br />

Ort: kleiner Konferenzraum, Serrahner Diakoniewerk<br />

gGmbH, Fachklinik für Abhängigkeitserkrankungen,<br />

Am Pfarrhof 1, 18292 Serrahn<br />

Leitung: Herr Dr. med. W. Traub<br />

AUSGABE 3/<strong>2013</strong> 23. JAHRGANG<br />

Anmeldung: Serrahner Diakoniewerk gGmbH, Sekretariat<br />

Frau A. Dammeier, Am Pfarrhof 1, 18292 Serrahn,<br />

Tel.: 038456 62580, Fax: 038456 62585,<br />

Internet: http://www.rehaklinik-serrahn.de,<br />

E-Mail: buero.dammeier@web.de<br />

Fortbildungen der Universitäts-<br />

Frauenklinik am Klinikum Südstadt<br />

Rostock je 1 P<br />

Termine: freitags, jeweils 07:30 – 08:30 Uhr<br />

Ort: Besprechungsraum (7. Etage),<br />

Universitäts-Frauenklinik, Klinikum Südstadt Rostock,<br />

Südring 81, 18059 Rostock<br />

Leitung: Herr Prof. Dr. med. habil. B. Gerber<br />

Anmeldung: Klinikum Südstadt Rostock,<br />

Universitäts-Frauenklinik, Sekretariat Frau U. Rose,<br />

Südring 81, 18059 Rostock, Tel.: 0381 44014500,<br />

Fax: 0381 44014599,<br />

Internet: http://www.kliniksued-rostock.de,<br />

E-Mail: ufk@kliniksued-rostock.de<br />

Imaginatives Überschreiben bei der<br />

Behandlung posttraumatischer Störungen<br />

– Imagery Rescripting and<br />

Reprocessing Therapy (IRRT)<br />

Termin: Vortrag: 15.03.<strong>2013</strong>, 13:30 – 15:00 Uhr,<br />

Workshop: 15.03.<strong>2013</strong>, 15:30 Uhr – 16.03.<strong>2013</strong>,<br />

18:00 Uhr<br />

Ort: Aula, AHG Klinik Waren, Am Kurpark 1,<br />

17192 Waren (Müritz)<br />

Leitung: Herr Dr. med. O. Kristof, Herr Dr. M. Smucker<br />

Gebühr: 15,00 € (Vortrag), 200,00 € (Vortrag und<br />

Workshop)<br />

Anmeldung: AHG Klinik Waren, Frau K. Völz,<br />

Am Kurpark 1, 17192 Waren (Müritz),<br />

Tel.: 03991 635420, Fax: 03991 535426,<br />

E-Mail: kvoelz@ahg.de,<br />

(begrenzte Teilnehmerzahl für den Workshop)<br />

2. Rostocker Palliativtag:<br />

„Miteinander reden“ 11 P<br />

Termin: 15.03.<strong>2013</strong>, 17:00 Uhr –<br />

16.03.<strong>2013</strong>, 16:00 Uhr<br />

Ort: Audimax, Universität Rostock, Campus,<br />

Ulmenstr. 69, 18057 Rostock<br />

Leitung: Herr Prof. Dr. med. C. Junghanß<br />

Gebühr: 30,00 €, 20,00 € (DGP / LAG-Mitglieder,<br />

Angestellte der Universität Rostock, Studenten)<br />

Anmeldung: Universitätsmedizin Rostock, Zentrum<br />

Interdisziplinärer Bereich für Palliativmedizin,<br />

VERANSTALTUNGEN UND KONGRESSE<br />

Zentrum für Innere Medizin, Klinik III, Sekretariat,<br />

Ernst-Heydemann-Str. 6, 18057 Rostock,<br />

Tel.: 0381 4947421, Fax: 0381 4947422,<br />

Internet: http://www.palliativ.med.uni-rostock.de,<br />

E-Mail: palliativ@med.uni-rostock.de<br />

Fortbildung in Krankenhausbetriebslehre:<br />

Betriebswirtschaft<br />

und Management für ärztliche<br />

Führungskräfte<br />

(pro Modul 40 Stunden, einzeln buchbar) je 40 P<br />

Termine: täglich 09:00 – 17:00 Uhr,<br />

freitags bis 15:00 Uhr<br />

18. – 22.03.<strong>2013</strong> Modul 2: Finanzierung<br />

27. – 31.05.<strong>2013</strong> Modul 3: Controlling<br />

23. – 27.09.<strong>2013</strong> Modul 4: Management<br />

11. – 15.11.<strong>2013</strong> Modul 5: Arbeitsrecht und Strategie<br />

Ort: Sana-Krankenhaus Rügen GmbH,<br />

Calandstr. 7 – 8, 18528 Bergen<br />

Leitung: Herr Prof. Dr. rer. pol. S. Fleßa<br />

Gebühr: 990,00 € pro Modul (zzgl. Mehrwertsteuer,<br />

inkl. Studienunterlagen und Lehrbücher)<br />

Informationen: Gesundheits-Akademie-Rügen<br />

GmbH, Frau K. Harre, Calandstr. 7 – 8, 18528 Bergen,<br />

Tel: 03838 392297, Fax: 03838 3150169,<br />

Internet: http://www.gesundheits-akademie-ruegen.de,<br />

E-Mail: info@gesundheits-akademie-ruegen.de,<br />

(begrenzte Teilnehmerzahl – max. 20)<br />

Fortbildung der Carl-Friedrich-Flemming-<br />

Klinik, HELIOS Kliniken Schwerin GmbH –<br />

Curriculum für Psychiatrie und<br />

Psychotherapie<br />

Thema: Notfallsituationen in Psychiatrie und<br />

Psychotherapie<br />

Termin: 21.03.<strong>2013</strong>, 08:30 – 16:00 Uhr<br />

Ort: Konferenzraum, Raum-Nr.: 11.1.36, Haus 11,<br />

Carl-Friedrich-Flemming-Klinik,<br />

HELIOS Kliniken Schwerin GmbH<br />

Leitung: Herr Prof. Dr. med. A. Broocks<br />

Anmeldung: HELIOS Kliniken Schwerin GmbH,<br />

Carl-Friedrich-Flemming-Klinik, Klinik für Psychiatrie<br />

und Psychotherapie, Frau S. Steinigk,<br />

Wismarsche Str. 393 – 397, 19049 Schwerin,<br />

Tel.: 0385 5203200,<br />

E-Mail: Susan.steinigk@helios-kliniken.de<br />

15 Jahre Tiefe Hirnstimulation in<br />

<strong>Mecklenburg</strong>-<strong>Vorpommern</strong><br />

Termin: 13.04.<strong>2013</strong>, 09:00 – 15:30 Uhr<br />

Seite 97


VERANSTALTUNGEN UND KONGRESSE<br />

Ort: Trihotel, Tessiner Str. 103, 18055 Rostock<br />

Leitung: Herr Dr. med. A. Wolters<br />

Anmeldung: Universitätsmedizin Rostock,<br />

Klinik und Poliklinik für Neurologie, Frau I. Kell,<br />

Gehlsheimer Str. 20, 18147 Rostock,<br />

Tel.: 0381 4949517, Fax: 0381 4949605,<br />

E-Mail: iris.kell@med.uni-rostock.de<br />

Fortbildungsveranstaltungen des<br />

LAGuS M-V<br />

Termine: jeweils 09:30 – 15:30 Uhr<br />

für Amtsärzte und Mitarbeiter der<br />

Gesundheitsämter M-V<br />

17.04.<strong>2013</strong> Umweltmedizin / Umwelthygiene /<br />

Wasserhygiene<br />

Leitung: Herr Dr. Puchert, Herr Hensel<br />

18.09.<strong>2013</strong> Infektionsepidemiologie /<br />

Krankenhaushygiene<br />

Leitung: Frau Dr. med. M. Littmann, Herr Hensel<br />

Gebühr: 10,00 € (Mitglieder im Verband der Ärzte im<br />

ÖGD), 20,00 € (Nichtmitglieder)<br />

Ort: Hörsaal LG1-026, Fachhochschule für öffentliche<br />

Verwaltung, Polizei und Rechtspflege,<br />

Goldberger Str. 12, 18273 Güstrow<br />

Hygienebeauftragte Ärzte / Pflegedienstleitung /<br />

Hygienefachkräfte der Krankenhäuser und<br />

Rehabilitationseinrichtungen M-V<br />

19.06.<strong>2013</strong> Infektionsepidemiologie / Krankenhaushygiene<br />

Leitung: Frau Dr. med. R. Poldrack<br />

Ort: Hörsaal LG2-184, Fachhochschule für öffentliche<br />

Verwaltung, Polizei und Rechtspflege,<br />

Goldberger Str. 12, 18273 Güstrow<br />

Hygienebeauftragte Ärzte / Hygienefachkräfte und<br />

Hygienebeauftragte der Krankenhäuser und<br />

Rehabilitationseinrichtungen M-V<br />

09.10.<strong>2013</strong> 10:00 – 15:15 Uhr<br />

Infektionsepidemiologie / Krankenhaushygiene<br />

Leitung: Frau Dr. med. R. Poldrack<br />

Ort: Hörsaal, Ebene 0, Universitätsmedizin Greifswald,<br />

Ferdinand-Sauerbruch-Str. 1, 17475 Greifswald<br />

Landesweiterbildung für Mitarbeiter der Alten- und<br />

Pflegeheime in M-V<br />

27.11.<strong>2013</strong> 09:30 – 15:30 Uhr<br />

Infektionsepidemiologie / Krankenhaushygiene<br />

Leitung: Frau Dr. med. M. Littmann<br />

Ort: Hörsaal LG2-184, Fachhochschule für öffentliche<br />

Verwaltung, Polizei und Rechtspflege,<br />

Goldberger Str. 12, 18273 Güstrow<br />

Anmeldung: LAGuS M-V, Landesamt für Gesundheit<br />

und Soziales, Außenstelle Neustrelitz,<br />

Frau G. Lorenz,<br />

Schloßstr. 8, 17235 Neustrelitz,<br />

Tel.: 03981 272107, Fax: 03981 204545,<br />

Internet: http://www.lagus.mv-regierung.de,<br />

E-Mail: Gerlinde.Lorenz@lagus.mv-regierung.de<br />

Psychosomatische Grundversorgung<br />

(20 Stunden Diagnostik und Differentialdiagnostik,<br />

30 Stunden Interventionsmethoden in der Psychosomatischen<br />

Grundversorgung)<br />

Die Teilnahme an einer kontinuierlichen Balintgruppenarbeit<br />

über 30 Stunden ist ebenfalls möglich.<br />

Frühjahrskurs 17. – 19.04.<strong>2013</strong> (Block II)<br />

Herbstkurs 12. – 14.06.<strong>2013</strong> (Block I),<br />

04. – 06.09.<strong>2013</strong> (Block II) 50 P<br />

Ort: Klinik für Psychosomatik und Psychotherapeutische<br />

Medizin, Universitätsmedizin Rostock,<br />

Gehlsheimer Str. 20, 18147 Rostock<br />

Leitung: Herr Prof. Dr. med. Dr. rer. nat. W. Schneider<br />

Anmeldung: Universitätsmedizin Rostock, Klinik für<br />

Psychosomatik und Psychotherapeutische Medizin,<br />

Frau B. Burau, Gehlsheimer Str. 20, 18147 Rostock,<br />

Tel.: 0381 4949671, Fax: 0381 4949672,<br />

E-Mail: britta.burau@med.uni-rostock.de<br />

Das Institut für Psychotherapie,<br />

Gesundheitswissenschaften und<br />

Organisationsentwicklung GmbH<br />

bietet in Kooperation mit der Klinik für Psychosomatik<br />

und Psychotherapeutische Medizin der Universität<br />

Rostock ein neues Curriculum zur Weiterbildung für<br />

die Zusatzbezeichnung<br />

„Fachgebundene Psychotherapie“<br />

(tiefenpsychologischer Schwerpunkt) an.<br />

Der Beginn der Weiterbildung ist für Mai <strong>2013</strong> geplant.<br />

Leitung: Herr Prof. Dr. med. Dr. rer. nat. W. Schneider<br />

Informationen: IPGO – Institut für Psychotherapie,<br />

Gesundheitswissenschaften und Organisationsentwicklung<br />

GmbH, Vagel-Grip-Weg 1, 18055 Rostock,<br />

Tel.: 0381 7007077,<br />

Fax: 0381 7007076, Internet: http://www.ipgo.de,<br />

E-Mail: ipgo@ipgo.de<br />

48. Jahrestagung der Gesellschaft<br />

der Internisten <strong>Mecklenburg</strong>-<strong>Vorpommern</strong>s<br />

e. V.<br />

Termin: 03.05.<strong>2013</strong>, 10:00 Uhr –<br />

04.05.<strong>2013</strong>, 17:00 Uhr<br />

Ort: Radisson Blu Hotel, Lange Str. 40, 18055 Rostock<br />

Leitung: Herr Prof. Dr. med. univ. E. Reisinger,<br />

Herr Prof. Dr. med. habil. G. Lamprecht, Herr Prof. Dr.<br />

med. S. Mitzner, Herr Prof. Dr. med. habil. H.-C. Schober<br />

Gebühr: 20,00 € (Mitglieder GDI M-V), 30,00 €<br />

(Nichtmitglieder), frei für Studenten und Pflegepersonal<br />

Anmeldung: Gesellschaft der Internisten M-V e. V.,<br />

Sekretariat der Abteilung für Tropenmedizin, Infektiologie<br />

und Sektion Nephrologie, Klinik für Innere Medizin,<br />

Ernst-Heydemann-Str. 6, 18057 Rostock,<br />

Tel.: 0381 4947511, Fax: 0381 4947509,<br />

E-Mail: tropen@med.uni-rostock.de<br />

Komplette Akupunkturausbildung<br />

der DGfAN e. V. zum Erwerb der Zusatzbezeichnung<br />

Akupunktur<br />

(KV Qualifikation)<br />

XIII. Warnemünder Akupunkturwoche 04. – 11.05.<strong>2013</strong>:<br />

04. – 05.05.<strong>2013</strong> Praktikumskurs<br />

05.05.<strong>2013</strong> Fallseminar<br />

Spezialseminare:<br />

06.05.<strong>2013</strong> SPS-SR-13: Positionierungstechniken,<br />

Osteopathie, und Akupunktur<br />

bei Störungen des Bewegungsapparates<br />

(mit Workshop)<br />

07.05.<strong>2013</strong> SPS-SR-97: Chinesische Zungendiagnostik<br />

(mit Workshop)<br />

08.05.<strong>2013</strong> SPS-SR-96: Kinesiotape in der täglichen<br />

Praxis (mit Workshop)<br />

09.05.<strong>2013</strong> SPS-MK-08: Neuigkeiten in der Dermatologie<br />

(mit Workshop)<br />

10.05.<strong>2013</strong> SPS-SR-14: Akupunktur und verwandte<br />

komplementärmedizinische Methoden<br />

in der sportärztlichen und hausärztlichen<br />

Praxis (mit Workshop)<br />

11.05.<strong>2013</strong> SPS-RJ-42: Akupunktur und komplementäre<br />

Therapien beim Kind<br />

Kurssystem <strong>2013</strong>:<br />

07. – 09.06.<strong>2013</strong> Grundkurs C<br />

Ort: Akupunkturfortbildungszentrum Kur- und Ferienhotel<br />

„Sanddorn“,<br />

Strandweg 12, 18119 Rostock-Warnemünde<br />

Leitung: Frau Dr. med. R. Schwanitz<br />

Anmeldung: Akupunkturfortbildungszentrum,<br />

Frau Dr. med. R. Schwanitz,<br />

Strandweg 12, 18119 Rostock-Warnemünde,<br />

Tel.: 0381 5439935, Fax: 0381 5439988,<br />

E-Mail: ReginaSchwanitz@aol.com<br />

Sonographiekurs „Säuglingshüfte“<br />

der Klinik und Poliklinik für Orthopädie<br />

und Orthopädische Chirurgie<br />

der Universitätsmedizin Greifswald<br />

(nach den Richtlinien der KBV und der DEGUM)<br />

25. – 26.05.<strong>2013</strong> Aufbaukurs<br />

02. – 03.11.<strong>2013</strong> Abschlusskurs<br />

Leitung: Herr Priv.-Doz. Dr. med. R. Kayser,<br />

Herr Prof. Dr. med. H. Merk<br />

Ort / Anmeldung: Universitätsmedizin Greifswald,<br />

Klinik und Poliklinik für Orthopädie und Orthopädische<br />

Chirurgie, Frau S. Kühl, Ferdinand-Sauerbruch-Str. 1,<br />

17475 Greifswald, Tel.: 03834 867213,<br />

E-Mail: susanne.kuehl@uni-greifswald.de<br />

Symposium der Klinik und Poliklinik<br />

für Neurologie der Universitätsmedizin<br />

Rostock<br />

Thema: Differentialtherapie des Parkinson-Spätsyndroms<br />

Termin: 01.06.<strong>2013</strong>, 09:00 – 16:00 Uhr<br />

Ort: Radisson Blu Hotel, Lange Str. 40, 18055 Rostock<br />

Leitung: Herr Dr. med. A. Wolters<br />

Anmeldung: Universitätsmedizin Rostock,<br />

Klinik und Poliklinik für Neurologie, Frau I. Kell,<br />

Gehlsheimer Str. 20, 18147 Rostock,<br />

Tel.: 0381 4949517, Fax: 0381 4949605,<br />

E-Mail: iris.kell@med.uni-rostock.de<br />

Seite 98 ÄRZTEBLATT MECKLENBURG-VORPOMMERN


VERANSTALTUNGEN UND KONGRESSE / AUS DER KASSENÄRZTLICHEN VEREINIGUNG<br />

4. Intensivseminar Innere Medizin<br />

in Rostock<br />

Termin: 11. – 15.06.<strong>2013</strong><br />

Ort: Klinikum Südstadt Rostock, Südring 81,<br />

18059 Rostock<br />

Leitung: Herr Prof. Dr. med. habil. H.-C. Schober<br />

Gebühr: Ausbildungsassistenten: 250,00 € (Mitglieder<br />

GdI M-V, BDI, DGIM), 350,00 € (Nichtmitglieder),<br />

Fachärzte: 300,00 € (Mitglieder GdI M-V, BDI, DGIM),<br />

400,00 € (Nichtmitglieder)<br />

Anmeldung: Gesellschaft der Internisten M-V e. V.,<br />

c/o Frau Dr. A. Gottschall,<br />

Maxie-Wander-Ring 8, 18106 Rostock,<br />

Tel.: 0381 442498, E-Mail: info@gdi-mv.de<br />

Jahresversammlung des Landesverbandes<br />

M-V im Berufsverband der<br />

Kinder- und Jugendärzte e. V.<br />

Termin: 25.09.<strong>2013</strong><br />

Ort: Hörsaal, Klinikum Südstadt Rostock, Südring 81,<br />

18059 Rostock<br />

Anmeldung: CongressCompany Jaenisch GmbH,<br />

Oll-Daniel-Weg 5, 18069 Rostock,<br />

Öffentliche Ausschreibung<br />

AUSGABE 3/<strong>2013</strong> 23. JAHRGANG<br />

Tel.: 0381 8003980, Fax: 0381 8003988,<br />

Internet: http://www.congresscompany-jaenisch.de,<br />

E-Mail: CCJ.Rostock@t-online.de<br />

Veranstaltungen in anderen<br />

Kammerbereichen<br />

17. Internationale Fachmesse für<br />

Rehabilitation, Therapie und Prävention<br />

(REHAB)<br />

Termin: 25.04.<strong>2013</strong>, 10:00 Uhr –<br />

27.04.<strong>2013</strong>, 17:00 Uhr<br />

Ort: Messe Karlsruhe, Messeallee 1,<br />

76287 Rheinstetten<br />

Gebühr: 10,00 (Tageskarte), 15,00 € (Dauerkarte),<br />

5,00 € (Studenten, Behinderte, Gruppen ab 20 Personen<br />

pro Person)<br />

Anmeldung: StEBS GmbH, Staufert Events & Business<br />

Services, Seerain 32, 74933 Neidenstein,<br />

Tel.: 07263 4092081, Fax: 07263 4092085,<br />

Internet: http://www.rehab-messe.de,<br />

E-Mail: info@rehab-fair.com<br />

von Vertragsarztsitzen gemäß §103 Abs. 4 SGB V<br />

Detailliertere Angaben und weitere Fortbildungs -<br />

veranstaltungen finden Sie auf der Internetseite:<br />

http://www.baek.de Fortbildungs portal<br />

Die Kassenärztliche Vereinigung <strong>Mecklenburg</strong>-<strong>Vorpommern</strong> schreibt auf Antrag folgende Vertragsarztsitze zur Übernahme<br />

durch einen Nachfolger aus, da es sich um für weitere Zulassungen gesperrte Gebiete handelt.<br />

Planungsbereich / Fachrichtung<br />

Stralsund/Nordvorpommern<br />

Übergabetermin Bewerbungsfrist Ausschreibungsnummer<br />

Augenheilkunde nächstmöglich 15. <strong>März</strong> <strong>2013</strong> 14/10/11<br />

Chirurgie nächstmöglich 15. <strong>März</strong> <strong>2013</strong> 08/10/12<br />

Urologie nächstmöglich 15. <strong>März</strong> <strong>2013</strong> 21/01/13<br />

Güstrow<br />

Frauenheilkunde und Geburtshilfe nächstmöglich 15. <strong>März</strong> <strong>2013</strong> 07/03/12/1<br />

Schwerin/Wismar/Nordwestmecklenburg<br />

Chirurgie (Praxisanteil) nächstmöglich 15. <strong>März</strong> <strong>2013</strong> 04/09/12<br />

Die Ausschreibungen erfolgen zunächst anonym.<br />

Bewerbungen sind unter Angabe der Ausschreibungsnummer an die Kassenärztliche Vereinigung <strong>Mecklenburg</strong>-<strong>Vorpommern</strong>,<br />

Postfach 16 01 45, 19091 Schwerin, zu richten.<br />

Den Bewerbungsunterlagen sind beizufügen:<br />

• Auszug aus dem Arztregister;<br />

• Nachweise über die seit der Eintragung in das Arztregister ausgeübten ärztlichen Tätigkeiten;<br />

• Lebenslauf;<br />

• polizeiliches Führungszeugnis im Original.<br />

Kompaktkurs Maritime Medizin<br />

(60 Stunden Theorie, 20 Stunden Notfallsimulation)<br />

Der Kompaktkurs Maritime Medizin richtet sich vorwiegend<br />

an Ärzte der Fachrichtungen Allgemeinmedizin,<br />

Anästhesie, Chirurgie und Innere Medizin zur individualmedizinischen<br />

Patientenversorgung auf Schiffen und<br />

Offshore-Anlagen.<br />

Termin: 14.05.<strong>2013</strong>, 21:00 Uhr – 80 P<br />

23.05.<strong>2013</strong>, 17:30 Uhr<br />

Ort: an Bord der AIDAbella<br />

Gebühr: 1.950,00 € (inkl. Mwst.)<br />

Informationen: CEO Schiffarztbörse, Maritime Ärztevermittlung,<br />

Herr Priv.-Doz. Dr. med. C. Ottomann,<br />

Hartengrube 52, 23552 Lübeck,<br />

Tel.: 0451 20951053, Fax: 0451 20951054,<br />

Internet: http://www.schiffarztbörse.de<br />

Seite 99


RECHT<br />

Aus der Praxis der Norddeutschen Schlichtungsstelle<br />

Akupunktur bei gleichzeitiger Antikoagulanzientherapie – Risikoaufklärung<br />

unwirksam bei Kontraindikation<br />

Kasuistik:<br />

Zu prüfen war die Akupunkturbehandlung der seinerzeit<br />

72-jährigen Patientin durch eine Fachärztin für Orthopädie.<br />

Die Anamnese der Patientin wies unter anderem Herzrhythmusstörungen<br />

(absolute Arrhythmie bei Vorhofflimmern)<br />

unter oraler Antikoagulanzientherapie mit Phenprocoumon<br />

(Marcumar ® ) und chronische Rückenschmerzen bei Osteoporose<br />

auf.<br />

Blutuntersuchungen des Hausarztes zur Steuerung der Antikoagulanzientherapie<br />

zeigten am 16. April 2010 Quick-<br />

Wert = < 8%/INR = > 5,6, am 19. April 2010 Quick-Wert =<br />

23%/INR = 2,7, am 4. Mai und 6. Mai 2010 Quick-Wert =<br />

< 8 %/INR = > 5,6, am 7. Mai 2010 Quick-Wert = 28%/INR =<br />

2,3 und am 12. Mai 2010 = 22%/INR = 2,8. Der Hausarzt hatte<br />

auf die erhobenen Befunde jeweils mit Modifikation der<br />

Marcumar ® -Dosierungen beziehungsweise Gabe von Konakion<br />

® reagiert. Am 14. Mai 2010 behandelte er die Patientin<br />

unter der Diagnose einer akuten Bronchitis.<br />

Bei der Orthopädin befand sich die Patientin seit mehreren<br />

Jahren wegen orthopädischer Beschwerden in wiederholter<br />

Behandlung. Bei chronischen Rückenschmerzen kam es dort<br />

am 27. April 2010 zu einer weiteren Vorstellung. Eine Facetteninjektion<br />

L5/S1 „mit Lipo und Meaverin“ wurde durchgeführt<br />

und die weitere Behandlung mit Akupunktur empfohlen.<br />

In der Karteikartendokumentation findet sich folgender<br />

Eintrag: „Patient fragt, ob unter Marcumar ® Akupunktur<br />

möglich ist. Aufgeklärt, Marcumar ® keine Kontraindikation,<br />

bei therapeutischen Quick-Werten keine Gefahr. Leichte<br />

Blutungen oder Infektionen unter Akupunktur können<br />

entstehen“.<br />

Am 4. Mai (INR an diesem Tag > 5,6), 10. Mai, 14. Mai,<br />

17. Mai, 19. Mai und 26. Mai 2010 wurden insgesamt sechs<br />

Akupunkturbehandlungen durchgeführt<br />

Am 30. Mai 2010 (Sonntag) suchte die Patientin die Notdienst-Ambulanz<br />

der Kassenärztlichen Vereinigung (KV)<br />

wegen verstärkter Rückenschmerzen auf. Die körperliche<br />

Untersuchung zeigte ausgedehnte Hämatome rechts paravertebral<br />

im Bereich der Lendenwirbelsäule. Nachdem sich<br />

die Schmerzsymptomatik unter der verordneten Medikation<br />

nicht besserte, kam es noch am gleichen Tag in den späten<br />

Abendstunden zur Alarmierung des Rettungsdienstes und<br />

zur stationären Aufnahme in eine Klinik für Unfallchirurgie.<br />

Der Notfallbericht dokumentierte zur Anamnese „Stellt sich<br />

mit starken Rückenschmerzen vor, ohne Unfallereignis“ und<br />

zum körperlichen Untersuchungsbefund „Einblutungen im<br />

Steißbereich lumbosakraler Übergang, rechte Flanke sowie<br />

oberflächlich rechtes Schulterblatt dorsal“. Bei Hb = 10,2<br />

g/dl wurde Quick-Wert = 7%/INR = 9,5 bestimmt. Die Ultraschalldiagnostik<br />

zeigte im Steißbeinbereich eine subcutane<br />

Einblutung Größe 2,4 mal 3,0 cm. Während des stationären<br />

Aufenthaltes bis 4. Juni 2010 erfolgten eine analgetische<br />

Therapie und zusätzlich krankengymnastische Übungsbehandlungen<br />

zur Mobilisierung. Die Patientin wurde in stabilem<br />

Allgemeinzustand bei subjektiv weitgehender Beschwerdefreiheit<br />

in eine Kurzzeitpflegeeinrichtung verlegt.<br />

Die Patientin beanstandet, dass die Orthopädin bei<br />

der Durchführung der Akupunktur die Einnahme gerinnungshemmender<br />

Medikamente (Marcumar ® ) als<br />

Kontraindikation nicht beachtet habe. Dadurch sei es zu<br />

den ausgedehnten Hämatomen im Rückenbereich gekommen,<br />

die den stationären Aufenthalt und den anschließenden<br />

Aufenthalt in einer Kurzzeitpflegeeinrichtung erforderlich<br />

gemacht hätten. Über das Risiko von Blutungsereignissen<br />

durch Akupunktur sei nicht aufgeklärt worden.<br />

Die Orthopädin trägt vor, der Patientin sei auf ihre diesbezüglichen<br />

Fragen erklärt worden, dass eine Marcumar ® -<br />

Therapie keine Kontraindikation darstelle und unter therapeutischen<br />

Quick-Werten keine ernsthaften Blutungen zu<br />

erwarten seien.<br />

Entscheidung der Schlichtungsstelle<br />

Grundsätzlich ist festzustellen, dass Blutungskomplikationen<br />

zu den häufigen und unerwünschten Wirkungen der<br />

oralen Antikoagulanzientherapie mit Vitamin K-Antagonisten<br />

vom Typ des Phenprocoumons (z. B. Marcumar ® ) zählen.<br />

Die Intensität der Gerinnungshemmung ist durch Laboruntersuchungen<br />

des Blutes messbar und entsprechende Kontrollen<br />

dienen der Dosierung des Medikaments, die streng<br />

individualisiert erfolgen muss. Der so genannte therapeutische<br />

Bereich für die gängigen Indikationen ist INR (international<br />

normalized ratio) = 2,0 - 3,0, bei der ein optimales<br />

Verhältnis zwischen erwünschten (zum Beispiel Vermeidung<br />

kardiogener Embolien bei Herzrhythmusstörungen) und unerwünschten<br />

Wirkungen/Nebenwirkungen ermittelt wurde.<br />

Höhere INR-Werte signalisieren ein zunehmendes Blutungs-<br />

Seite 100 ÄRZTEBLATT MECKLENBURG-VORPOMMERN


isiko. Im Rahmen der Langzeittherapie werden unerwartete<br />

beziehungsweise nicht vorhersehbare Anstiege des INR-<br />

Werts immer wieder beobachtet und können zum Beispiel<br />

Folge abnehmenden Phenprocoumon-Bedarfs als Hinweis<br />

auf eine kardiale Dekompensation sein.<br />

Auch interkurrente Erkrankungen (zum Beispiel akute Bronchitis,<br />

wie im vorliegenden Fall) können Quick-Wert/INR beeinflussen.<br />

Die Akupunktur ist grundsätzlich eine akzeptierte Behandlungsoption<br />

für Patienten mit chronischen Rückenschmerzen.<br />

Unter Berücksichtigung der ab <strong>März</strong> 2010 bei dem<br />

Hausarzt durchgeführten Quick-Werte/INR-Kontrolluntersuchungen<br />

der Antikoagulanzientherapie war zu Beginn der<br />

Akupunkturbehandlung am 4. Mai 2010 nicht davon auszugehen,<br />

dass eine stabile Einstellung hinsichtlich der Intensität<br />

der Antikoagulation vorlag. Unerwartete beziehungsweise<br />

nicht vorhersehbare Änderungen des INR waren jederzeit<br />

möglich. Eine Akupunktur war in der vorgegeben<br />

instabilen Situation kontraindiziert und deren Durchführung<br />

fehlerhaft. Bei korrektem Vorgehen hätte die Akupunktur<br />

erst unter den Bedingungen einer stabilen Einstellung<br />

der oralen Antikoagulation durchgeführt werden dürfen.<br />

Im vorliegenden Fall bestand kein Zweifel daran, dass die<br />

ausgedehnten Hämatome durch die Behandlungen der Rückenschmerzen<br />

mit Akupunktur verursacht wurden, andere<br />

Ursachen waren hierfür nach Lage der Akten nicht ernsthaft<br />

in Betracht zu ziehen. Das Ausmaß der Gewebeeinblutungen<br />

wurde durch die orale Antikoagulantientherapie verstärkt.<br />

Zu Beginn der Akupunktur am 4. Mai 2010 signalisierte<br />

der an diesem Tag bei dem Hausarzt bestimmte<br />

Quick-Wert = < 8%/INR = > 5,6 eine Intensität der Antikoagulation<br />

außerhalb des therapeutischen Bereichs mit erhöhtem<br />

Blutungsrisiko. Nachdem am 7. Mai 2010 INR = 2,3<br />

und am 12. Mai 2010 INR = 2,8 bestimmt worden waren, ist<br />

es bis 30. Mai 2010 zu einem weiteren Anstieg auf INR = 9,5<br />

gekommen.<br />

Durch die zu diesem Zeitpunkt kontraindizierte Akupunktur<br />

ist es zu den ausgedehnten Hämatomen im Bereich der Rückenmuskulatur<br />

gekommen, die wiederum zum einwöchigen<br />

stationären Aufenthalt in der Klinik für Unfallchirurgie<br />

und anschließend in der Kurzzeitpflege führten.<br />

Die Schlichtungsstelle hielt Schadensersatzansprüche<br />

in diesem Rahmen für begründet.<br />

Die Argumentation der Orthopädin, die erhobenen Ansprüche<br />

seien unbegründet, denn die Patientin sei schließlich<br />

über das Risiko von Blutungen informiert worden, greift<br />

AUSGABE 3/<strong>2013</strong> 23. JAHRGANG<br />

RECHT<br />

nicht. Der Aufklärung unterliegt lediglich das allgemeine<br />

Risiko, das mit einer kunst- und sachgerecht ausgeführten<br />

ärztlichen Behandlung verbunden ist. Kontraindikationen<br />

können nicht durch Aufklärung „überwunden“ werden.<br />

Verfasser:<br />

Rechtsanwalt Johann Neu<br />

Geschäftsführer<br />

Schlichtungsstelle für Arzthaftpflichtfragen der<br />

norddeutschen <strong>Ärztekammer</strong>n<br />

Hans-Böckler-Allee 3<br />

30173 Hannover<br />

E-Mail: info@schlichtungsstelle.de<br />

www.schlichtungsstelle.de<br />

Seite 101


KONGRESSBERICHT<br />

40. Jahreskongress der Deutschen Gesellschaft<br />

für Rheumatologie 2012 in Bochum<br />

In den letzten Jahren erfolgte die Durchführung des Kongresses<br />

gemeinsam mit der Deutschen Gesellschaft für orthopädische<br />

Rheumatologie und der Gesellschaft für Kinder- und Jugendrheumatologie.<br />

Dadurch war der Kongress mit ca. 2500 Teilnehmern<br />

wieder recht gut besucht und fachübergreifende Aspekte<br />

konnten besser bearbeitet werden. Auch die 249 Poster spiegeln<br />

das Interesse für das Fachgebiet wieder.<br />

Besonders hervorzuheben ist die fertig gestellte S1-Leitlinie zur<br />

Therapie der rheumatoiden Arthritis und die 3. Auflage der S3-<br />

Leitlinie für die frühe rheumatoide Arthritis aus dem Jahr 2011.<br />

Die neue S1-Leitlinie ist in der Zeitschrift für Rheumatologie<br />

2012 auf den Seiten 592 bis 603 veröffentlicht. Sie basiert auf<br />

den 2010 veröffentlichten EULAR-Empfehlungen.<br />

Die wichtigste Standardtherapie bleibt bei der Diagnosestellung<br />

Methotrexat in Verbindung mit niedrig dosiertem Prednisolon.<br />

Bei nicht ausreichendem Ansprechen auf die Basistherapie<br />

sollte eine klassische DMARD (Basismedikament) Kombinationstherapie<br />

eingesetzt werden. Im Falle hoher Krankheitsaktivität<br />

sollte spätestens nach sechs Monaten der Einsatz eines<br />

Biologikums erfolgen, in der Regel in Kombination mit Methotrexat.<br />

Neu ist auch der Trend nach einer Zeit von sechs bis<br />

zwölf Monaten Remission, die Basismedikation zu reduzieren.<br />

Das Basismedikament ganz absetzen zu können, ist sicher ein<br />

Traumziel, das nur wenige Patienten erreichen werden.<br />

Ein anderer wichtiger Aspekt auf dem Kongress war in diesem<br />

Zusammenhang die Erkenntnis, dass die Gesamtmortalität der<br />

rheumatoiden Arthritis durch Biologika nach den Registerdaten<br />

nicht erhöht wird. Die langfristige Überwachung hat inzwischen<br />

zum Einschluss von europaweit 50.000 Patienten geführt.<br />

Ein hoher Krankheitsaktivitätsindex zu Beginn der Erkrankung<br />

und über die Therapie gilt als starker Prädiktor für eine vorzeitige<br />

Mortalität. Ein besonders hohes Risiko für Komplikationen<br />

ist der Einsatz von Glucocorticoiden in einer Dosis von mehr als<br />

10 mg pro Tag. Durch das Zusammenführen der Daten mit den<br />

bevölkerungsbezogenen Krebsregistern, konnte kein erhöhtes<br />

Krebsrisiko gegenüber anderen Rheumaerkrankten gefunden<br />

werden. Das Risiko für schwerwiegende Infektionen unter Biologika<br />

gegenüber konventionellen DMARD‘s ist besonders in<br />

den ersten drei bis sechs Monaten der Therapie erhöht. Wahrscheinlich<br />

hat die begleitende Glucocorticoid-Therapie dabei<br />

einen höheren Stellenwert als das Biologikum selbst.<br />

Es wurden mehrere Risikofaktoren für schwerwiegende Infektionen<br />

identifiziert und ein RABBIT-Risiko-Score erstellt, dieser<br />

ist über die RABBIT-Webseite jedem Arzt zugänglich, der kann<br />

somit das individuelle Risiko seines Patienten berechnen.<br />

Frau Prof. Gromnica-Ihle arbeitete geschlechtsspezifische Unterschiede<br />

bei entzündlich- rheumatischen Erkrankungen heraus.<br />

Durch bessere Diagnostik haben sich die Geschlechtsdominanzen<br />

in der Rheumatologie durchaus verändert. Den aktuellen<br />

Stand zeigt die nachfolgende Tabelle.<br />

Erkrankung: Frauen/Männer<br />

Systemischer Lupus erythematodes 9:1<br />

Sjörgren-Syndrom 10:1<br />

Rheumatoide Arthritis<br />

Inzidenz-Rate zwischen 55 und 64 Jahren<br />

3:1<br />

bei Erkrankungsbeginn 2:1<br />

Inzidenzrate > 75 Jahre bei Erkrankungsbeginn<br />

1:2<br />

Morbus Bechterew 1:2<br />

Bei der rheumatoiden Arthritis (RA) als häufigster Erkrankung<br />

weisen Frauen in der Regel eine größere Krankheitslast auf als<br />

Männer. Das betrifft die Schmerzstärke, die Krankheitsaktivität<br />

und ein begleitendes sekundäres Fibromyalgiesyndrom. Häufige<br />

Begleiterkrankungen der Männer sind kardiovaskuläre Erkrankungen,<br />

Nierenerkrankungen und Diabetes mellitus, während<br />

Frauen häufig an Osteoporose und Fibromyalgie sowie<br />

Depressionen leiden.<br />

Nach einer Darstellung von Prof. Mau bekommt trotz besseren<br />

Wissens ein Großteil der RA-Patienten keine Bewegungstherapie<br />

bzw. Rehabilitation. Nach der deutschen Kerndokumentation<br />

erhält ca. 1/3 der Patienten nie eine Rehabilitation und 1/5<br />

nie eine ambulante Bewegungstherapie. Nachweislich verhindern<br />

Funktionstraining und Rehabilitationssport Bewegungseinschränkungen<br />

und Fehlstellung. Sportlich aktive Patienten<br />

berichten deutlich eher von einer besseren Lebensqualität.<br />

Etwa 40 Prozent der RA-Patienten treiben keinen Sport, dies<br />

liegt teilweise auch an der immer selteneren Übernahme der<br />

Kosten durch die Krankenkasse und dem zurückhaltenden Verordnungsverhalten<br />

der niedergelassenen Kollegen, die um Regresse<br />

fürchten.<br />

In der Bundesrepublik erkranken jährlich ca. 1.200 Kinder an<br />

Gelenkrheuma. Die Daten der Kinderkerndokumentation zeigen,<br />

dass im vergangenen Jahrzehnt die Versorgung deutlich<br />

besser geworden ist. Betroffene Patienten erreichen den Spezialisten<br />

heute ein halbes Jahr früher als damals. Das Patientenregister<br />

umfasst derzeit etwa 10.000 rheumakranke Kinder und<br />

Jugendliche, insgesamt leiden ca. 20.000 Kinder in Deutschland<br />

an dieser Erkrankung. Im kinderrheumatologischen Versor-<br />

Seite 102 ÄRZTEBLATT MECKLENBURG-VORPOMMERN


Patiententag im Rahmen des DGRh-Kongresses, 22.09.2012<br />

Foto: Rheumatologische Fortbildungsakademie GmbH<br />

gungsnetz sind gegenwärtig etwa 130 zertifizierte Kinder- und<br />

Jugendrheumatologen an ca. 100 Einrichtungen eingebunden.<br />

Die Wahrscheinlichkeit, dass ein Rheumatiker eine Endoprothese<br />

benötigt, ist ca. um das Fünffache erhöht. Jedes Jahr werden<br />

ca. 25.000 Endoprothesen bei Rheumatikern implantiert. Da bei<br />

den meisten Rheumatikern eine Systemerkrankung vorliegt und<br />

mit Knochen-, Knorpel - sowie Weichteilschäden gerechnet werden<br />

muss, ist die Vorgehensweise oft etwas anders als bei Verschleißerkrankungen<br />

lokaler Art. Insgesamt ist durch die bessere<br />

basismedikamentöse Versorgung auch der Anteil der zu<br />

operierenden Patienten rückläufig. Durch neue Operationsmethoden<br />

und auch neuere Endoprothesen ist ein schonenderes<br />

operatives Vorgehen über kleine Zugänge, besonders im Bereich<br />

der Knie- und Hüftgelenke, möglich geworden. Basistherapien<br />

sind zu berücksichtigen. Insbesondere wenn viel am<br />

Knochen „gearbeitet“ wird, ist vorher bei einigen Basismedikamenten<br />

zu pausieren bzw. diese müssen ausgewaschen werden.<br />

Probleme bereiten Infektionen. Hauptinfektionsursache<br />

sind Candida albicans-Biofilme auf den eingebrachten Fremdkörpern.<br />

Hier muss oft das Implantat gewechselt werden, denn<br />

nur wenige Medikamente wirken ausreichend gegen diese Biofilme.<br />

Weiterhin ist zu berücksichtigen, dass sehr viele Rheumapatienten<br />

auch eine sekundäre Osteoporose haben. In diesem Zusammenhang<br />

ist die optimale Versorgung mit Vitamin D unbedingt<br />

erforderlich. Nach den Erkenntnissen von Frau Prof. Bischoff-<br />

Ferrari leidet jeder 2. Mensch in Deutschland an einem Vitamin<br />

D-Mangel. Dies bedeutet nicht nur ein erhöhtes Osteoporoserisiko,<br />

sondern es scheint auch eine antientzündliche Wirkung<br />

dieses Vitamins bei entzündlichen Erkrankungen vorzuliegen.<br />

Wir benötigen über das gesamte Jahr hinweg einen möglichst<br />

stabilen Vitamin D-Spiegel, den man in unseren Breiten im Winter<br />

eigentlich nie erreichen kann. Insbesondere Patienten, die<br />

kortisonhaltige Medikamente bekommen, bedürfen unbedingt<br />

einer Osteoporoseprophylaxe. Die Empfehlung für Rheumatologen<br />

lautet: Patienten über 60 Jahre mit einer Osteoporose<br />

sollten 25-OH-D-Titer von 75 nmol/I erhalten. Dies sollte mit<br />

AUSGABE 3/<strong>2013</strong> 23. JAHRGANG<br />

KONGRESSBERICHT<br />

täglichen Gaben von 800 bis 1600 Einheiten erreicht werden<br />

bzw. mit der wöchentlichen Gabe von Dekristol 20000. Gegenwärtig<br />

werden max. 500 mg Kalzium täglich über Tabletten<br />

empfohlen.<br />

Es kommt nicht sehr oft vor, dass Medikamente direkt<br />

gegenein ander auf ihre Wirkung hin untersucht werden. Um<br />

so mehr hervorzuheben sind die durchgeführten Studien von<br />

Abatacept (Orencia) gegen Adalimumab (Humira). Hier wurde<br />

gezeigt, dass beide Medikamente bei der rheumatoiden Arthritis<br />

eine gleich hohe Wertigkeit haben. Aufsehen erregte auch<br />

eine Studie der Firmen Roche und Chugai, die zeigen konnten,<br />

dass Tocilizumab (Roactemra) auch in der Monotherapie ohne<br />

Methotrexat eingesetzt werden kann. Es konnte nachgewiesen<br />

werden, dass die Wirkung nicht nur klinisch sondern auch radiologisch<br />

in der Monotherapie erreicht werden kann.<br />

<strong>2013</strong> wird wahrscheinlich eine neue Biologikumentität verfügbar<br />

sein, die sog. JAK2-Hemmer, die den Signalweg von der<br />

Zelloberfläche zum Zellkern hemmen.<br />

In den letzten Jahren sind neue Subtypen der Spondyloarthritiden<br />

(SpA) hinzugekommen. Der wichtigste und bekannteste<br />

Subtyp ist die ankylosierende Spondylitis, die jetzt zusammen<br />

mit der nicht röntgenologischen axialen Spondylarthritis unter<br />

dem Oberbegriff der axialen Spondyloarthritiden eingeordnet<br />

wird. Sensibilisiert sein müssen Ärzte, wenn Schmerzen im Bereich<br />

der unteren Wirbelsäule – besonders nachts – vorliegen<br />

und diese bei Bewegung nachlassen. Gefragt werden sollte<br />

auch immer nach einer Schuppenflechte in der Familie.<br />

Die neuen Klassifikationskriterien (ASAS) haben die Frühdiagnose<br />

verbessert, da die etablierten Klassifikationskriterien frühe<br />

Phasen schlecht erfassen. Das Biologikum Adalimumab hat<br />

bereits die Zulassung für die nicht röntgenologische axiale<br />

Spondylarthritis erhalten. Trotzdem sollte daran gedacht werden,<br />

dass ein Grossteil der Patienten durchaus mit einer intensiven<br />

NSAR-Therapie und einer intensiven Physiotherapie gut<br />

geführt werden kann.<br />

Bei einer schweren progressiven systemischen Sklerose, scheint<br />

nach einigen Studien die Stammzelltransplantation der Cyclophosphamid-Therapie<br />

überlegen zu sein. Es ist aber weiterhin<br />

notwendig, auf eine Auswahl geeigneter Patienten mit hohem<br />

Risiko für einen schweren progressiven Verlauf zu achten.<br />

Erwähnenswert ist auch die neue Chapel-Hill-Nomenklatur der<br />

Vaskulitiden. Nach der letzten Nomenklatur von 1994 war es<br />

unbedingt erforderlich Definitionen zu präzisieren.<br />

Neu mit hinein genommen wurden unter anderem die nur ein<br />

Organ betreffenden Vaskulitiden. Unter dem Begriff Vaskulitiden<br />

variabler Gefäßgröße wurden der Morbus Behcet und das<br />

Cogan Syndrom in die Nomenklatur aufgenommen.<br />

(Dr. R. Bruhn unter Verwendung von Pressemitteilungen<br />

zum DGRh-Kongress)<br />

Seite 103


BUCHVORSTELLUNGEN<br />

Für Sie gelesen<br />

Komplementäre Onkologie<br />

Supportive Maßnahmen und evidenzbasierte Empfehlungen<br />

Jutta Hübner<br />

2. erweiterte und überarbeitete Auflage, Schattauer Verlag<br />

Stuttgart 2012<br />

476 Seiten, € 69,00<br />

ISBN 978-3-7945-2853-0<br />

Mit der 2. Auflage der<br />

„Komplementären Onkologie“<br />

legt die Autorin<br />

Dr. med. Jutta Hübner ein<br />

deutlich erweitertes Angebot<br />

zur Beurteilung komplementärer<br />

und neu aufgenommener<br />

alternativer<br />

Therapieverfahren vor.<br />

Dem überwiegend schulmedizinisch<br />

ausgebildeten<br />

und geprägten Leser ergibt<br />

sich damit die Möglichkeit,<br />

sich in dem sehr komplexen<br />

Bereich, wie z. B. der anthroposophischen<br />

Medizin<br />

oder auch der Homöopathie, zu orientieren.<br />

Im Grundlagenteil stellt die Autorin die oft zu wenig beachteten<br />

Schnittstellen zwischen den heute überwiegend computergestützten<br />

Therapieplanungen, den komplementären Behandlungsansätzen<br />

und dem Patientenwunsch dar. Sie verweist auf<br />

die unbedingt notwendige Beratungskompetenz des (mit-)<br />

behandelnden Arztes und Onkologen. So lassen sich sinnvolle,<br />

z. B. synergistische Potenziale der komplementären Therapie<br />

nutzen und negative oder schädliche Interaktionen vermeiden.<br />

Im Weiteren wird auf das Potenzial des Nebenwirkungsmanagements<br />

durch komplementäre (in diesem ursprünglichen<br />

Sinne) Behandlungen verwiesen.<br />

Auf die Bedeutung von Ernährung und Krebsdiäten wird ebenso<br />

eingegangen, wie auf die Rolle von Bewegung bei der onkologischen<br />

Therapie.<br />

Der größte Teil des Buches widmet sich der Darstellung komplementärer<br />

Wirkstoffe und ihrer Bewertung. Dabei gibt es für<br />

jeden Wirkstoff eine Auswertung der bisher vorliegenden<br />

Daten (Labor, tierexperimentell, präklinische und klinische Daten),<br />

inklusive der Studienlage und, soweit bekannt, des molekularen<br />

Wirkmechanismus.<br />

Nach der Darstellung von möglichen Wechselwirkungen mit<br />

aktuellen Tumortherapien oder auch anderen gebräuchlichen<br />

Medikamenten erfolgt für die Substanz eine kurze zusammenfassende<br />

Bewertung, die eine grobe Einordnung in das heutige<br />

therapeutische Konzept ermöglicht.<br />

Damit trägt die Verfasserin der Entwicklung Rechnung, dass in<br />

einer heute erfolgreichen (onkologischen) Therapie nicht nur<br />

eine externe Evidenz des Therapieverfahrens zählt, sondern<br />

dass es auch zunehmend Elementen des patienteneigenen Behandlungsverständnisses<br />

bedarf, um erfolgreich zu sein. Nur<br />

dann kann man bei den oft starken Nebenwirkungen der konventionellen<br />

Therapie die Abbrüche der Behandlung vermeiden.<br />

Da ca. 40 bis 80 Prozent aller onkologischen Patienten nach Meinungsumfragen<br />

in irgendeiner Form komplementäre Therapieverfahren<br />

nutzen, stellt Jutta Hübner in ihrem Buch das expotenziell<br />

zunehmende Wissen auf diesem Gebiet kritisch dar.<br />

Ein neues Kapitel in der 2. Auflage widmet die Autorin der<br />

Darstellung und Bewertung ausgewählter „alternativer“ Therapieverfahren.<br />

Auffallend ist bei der Bewertung, dass keines<br />

der dargestellten Verfahren eine positive Beeinflussung des<br />

Behandlungsergebnisses gezeigt hat, wenn ausschließlich evidenzgesicherte<br />

Daten zu Grunde gelegt werden.<br />

Im letzten Kapitel ihres Buches stellt Jutta Hübner komplementäre<br />

Therapien in einer palliativen Behandlungssituation<br />

dar. Besonders in diesem Kapitel wird die zwingende Notwendigkeit<br />

für den Therapeuten aufgezeigt, seine Sachkenntnis<br />

nicht nur in der konventionellen Therapie nachzuweisen. Die<br />

Komplexität der palliativen Therapiesituation erfordert auch<br />

die Kenntnis und Bewertung komplementärer Medizin, da es<br />

sich hier um die Verbesserung der Lebensqualität des Erkrankten<br />

handelt und Heilung nicht mehr möglich ist.<br />

Es bleibt zu wünschen, dass dieses umfangreiche Buch zahlreiche<br />

Leser findet und damit die Diskussion um den sinnvollen<br />

Einsatz komplementärer Behandlungsverfahren im Synergismus<br />

mit Standardtherapien vorangetrieben wird.<br />

Bestimmung von Sehhilfen<br />

Dipl.-Med. U. Freitag, Wismar<br />

Dieter Methling<br />

3. vollständig überarbeitete und erweiterte Auflage<br />

Thieme Verlag Stuttgart 2012<br />

528 Seiten, 672 Abb., gebunden, € 99,95<br />

ISBN 978-3-13-163943-1<br />

Dieter Methling legt sein Buch nun in der 3. Auflage vor. Allein<br />

diese Tatsache spricht schon für eine hohe Akzeptanz und Qualität<br />

des vorliegenden Werkes.<br />

Entsprechend der Zielsetzung des Buches nehmen die Kapitel<br />

über die Bestimmung der Refraktion und der Sehschärfe sowohl<br />

monokular als auch binokular in der Ferne und in der<br />

Seite 104 ÄRZTEBLATT MECKLENBURG-VORPOMMERN


Nähe den größten Teil des<br />

Buches ein. Anatomische,<br />

physiologische und optische<br />

Grundlagen leiten den<br />

Leser zum Thema hin. Breiten<br />

Raum nehmen die Beschreibungen<br />

der Untersuchungsgeräte<br />

für subjektive<br />

und objektive Refraktionsbestimmung<br />

ein. Anstelle<br />

des Begriffs „Brillengläser“<br />

verwendet der Autor den<br />

Begriff „Brillenlinsen“. Das<br />

ist zu begrüßen, da Brillen<br />

bekanntermaßen nicht nur<br />

aus Glas, sondern auch aus<br />

Kunststoff hergestellt werden<br />

können.<br />

Die Methoden der Refraktions- und Visusbestimmung werden<br />

eingehend beschrieben und anhand gut ausgewählter und didaktisch<br />

hervorragend gestalteter Abbildungen und Tabellen<br />

vorbildlich erläutert. Geräte, Ausrüstungen und Vorschriften für<br />

die subjektive Refraktionsbestimmung werden ausführlich und<br />

verständlich dargestellt. Das gilt auch für die objektiven Messverfahren,<br />

wie Skiaskopie, Refraktometrie, Ophthalmometrie<br />

und Wellenfrontanalyse. Zwei Kapitel widmen sich folgerichtig<br />

den Brillenlinsen und ihrer Anpassung. Hier findet der Leser<br />

Grundlageninformationen zu Werkstoffen, Abbildungseigenschaften<br />

und Formen von Brillenlinsen. Auch Sonderanwendungen,<br />

wie Filterlinsen und Blendschutzlinsen, sind hier dargestellt.<br />

Selbstverständlich findet sich in einem Buch über Sehhilfen<br />

ein eigenes Kapitel zur Kontaktlinse sowie zu den vergrößernden<br />

Sehhilfen.<br />

Der Autor schließt sein Buch mit wichtigen Hinweisen zur Bewertung<br />

der anamnestischen Angaben des Patienten ab.<br />

Sehbeeinträchtigungen, Schmerzen, Lichtempfindlichkeit, aber<br />

auch Arbeitsbedingungen, Lese-Rechtschreib-Schwäche, die<br />

Überprüfung bisher verordneter Sehhilfen sowie die Inspektion<br />

des äußeren Auges finden dabei Berücksichtigung. Der<br />

bereits in den früheren Ausgaben enthaltene Glossar, der ausgewählte<br />

Begriffe der Augenoptik und Augenheilkunde erläutert,<br />

wurde aufgewertet, indem die deutschen Fachbegriffe<br />

durch die englischen Fachtermini ergänzt wurden. Ein ausführliches<br />

Literatur-, Bildquellen-, Eigennamen- und Sachverzeichnis<br />

sowie ein Verzeichnis der verwendeten Formelzeichen<br />

und Abkürzungen sind sehr nutzerfreundlich und machen das<br />

Buch auch zu einem überaus nützlichen Nachschlagewerk. Auf<br />

den letzten Seiten findet sich noch ein Ablaufplan zur Bestimmung<br />

von Sehhilfen. Dort ist mit Hilfe von Flussdiagrammen<br />

das Vorgehen ausführlich und übersichtlich noch einmal zusammengefasst.<br />

Eine Tabelle mit den Gullstrandschen Werten<br />

für das schematisierte Auge schließt das Buch ab.<br />

AUSGABE 3/<strong>2013</strong> 23. JAHRGANG<br />

BUCHVORSTELLUNGEN<br />

Die Überarbeitung hat dem Buch sehr gut getan. Die farbliche<br />

Gliederung der einzelnen Kapitel erleichtert das schnelle Auffinden<br />

von Informationen. Auch schwierige Zusammenhänge<br />

sind in Abbildungen, Tabellen und Text anschaulich und verständlich<br />

beschrieben. Durch Erweiterung vorhandener und<br />

Aufnahme weiterer Themen, wie zum Beispiel „AHDS“, „Legasthenie“,<br />

„Prismenfolien“, „Farbtheorien“, „Wellenfrontanalyse“,<br />

„Gesichtsfeld“, „Winkelfehlsichtigkeit“, „Nachtmyopie“,<br />

„Optometrische Versorgung älterer Menschen“ und „Feuchte<br />

Makuladegeneration“, ist nicht nur sein Umfang, sondern auch<br />

sein Fundament deutlich breiter geworden.<br />

Auch die ausführliche Beschreibung des Polatestverfahrens hat<br />

Eingang gefunden. Die berufspolitischen Klippen, die mit der<br />

Interpretation der Untersuchungsergebnisse des Polatestverfahrens<br />

verbunden sind, sind dem Autor bekannt. Er hat sie<br />

thematisiert. Seinem Rat, die Messergebnisse im Hinblick auf<br />

die Anwendung von Prismen vorsichtig und mit Augenmaß zu<br />

interpretieren, kann sich der Rezensent nur anschließen.<br />

Etwas traurig ist der Rezensent allerdings, weil sich im Aniseikonie-Kapitel<br />

immer noch der Hinweis findet, dass Brillenlinsen<br />

bei Längenanisometropie vorteilhafter seien als Kontaktlinsen,<br />

da die Aniseikonie mit Brillenlinsen kleiner sei. Richtig ist, dass<br />

die Netzhautbildgröße des höher myopen Auges mit Brillenlinse<br />

kleiner ist als mit Kontaktlinse. Durch die morphologischen<br />

und funktionellen Veränderungen bei längenanisometropen<br />

Augen unterscheiden sich Aniseikonie und Netzhautbildgröße<br />

mit der Konsequenz, dass bei Anisomyopie bei Kontaktlinsenkorrektion<br />

eine geringere Anseikonie auftritt als bei Korrektion<br />

mit Brille. Das sollte in der nächsten Auflage Berücksichtigung<br />

finden.<br />

Ein eigenes Kapitel widmet sich Augenerkrankungen, die einen<br />

Einfluss auf die Bestimmung von Refraktion und Sehschärfe haben<br />

können. Für Nicht-Augenärzte hat der Autor hier viele<br />

nützliche Hinweise zusammengestellt. Das Glaukom wird allerdings<br />

heute nicht mehr als eine „krankhafte Erhöhung des Augeninnendruckes“<br />

angesehen, sondern viel mehr als eine heterogene<br />

Gruppe von Erkrankungen des Auges, die zu einer progredienten<br />

Schädigung des Sehnerven mit Verlust visueller<br />

Funktionen führen. Die Glaukomerkrankung kann mit und<br />

ohne erhöhten Augeninnendruck einhergehen. Entsprechend<br />

hat sich die augenärztliche Diagnostik verlagert. Augeninnendruckmessung<br />

und Gesichtsfeldmessung spielen noch eine Rolle;<br />

die Augeninnendruckbewertung aber mehr im Sinne einer<br />

individuellen und relativen Beurteilung (Zieldruckkonzept). An<br />

Bedeutung gewonnen haben jedoch die Vermessung des Sehnerven<br />

und die Vermessung der retinalen Nervenfaserschicht<br />

mittels HRT-, OCT- und Gdx-Geräten sowie die Beurteilung des<br />

okulären Blutflusses. Die Fokussierung des Autors auf Augendruckmessung<br />

und Gesichtsfeldbestimmung beleuchtet nur<br />

einen Teil des Problems. Der Rezensent empfiehlt, in der nächsten<br />

Auflage den Text zum Glaukom zu ergänzen.<br />

Seite 105


BUCHVORSTELLUNGEN<br />

Diese beiden Hinweise schränken jedoch den Wert des Buches<br />

keinesfalls ein. Der Autor hat das deutschsprachige Standardwerk<br />

zur Bestimmung von Sehhilfen geschaffen.<br />

Das Buch richtet sich an Augenoptiker, Optometristen, Augenärzte,<br />

Ärzte in Weiterbildung zum Facharzt für Augenheilkunde,<br />

Arbeitsmediziner und Betriebsärzte sowie Rehabilitationspädagogen<br />

und Studenten der Rehabilitationspädagogik. Es<br />

kann sowohl zur Einarbeitung in die Thematik als auch als<br />

Nachschlagewerk genutzt werden und gehört in den Bücherschrank<br />

eines jeden Augenarztes und Augenoptikers. Das Buch<br />

ist sehr benutzerfreundlich gestaltet und ich bin daher überzeugt,<br />

dass es eine weite Verbreitung finden wird.<br />

Prof. H. Höh, Neubrandenburg<br />

Mittelpunkt Mensch: Ethik in der Medizin<br />

Ein Lehrbuch<br />

Giovanni Maio<br />

Geleitwort: W. Vossenkuhl<br />

1. korrigierter Nachdruck der 1. Auflage<br />

Schattauer Verlag Stuttgart 2012<br />

424 Seiten, € 24,95<br />

ISBN 978-3-7945-2448-8<br />

Das Berufsbild des Arztes<br />

als Helfer und Heiler hat<br />

sich in den vergangenen<br />

Jahrzehnten gewandelt.<br />

Vom Leistungserbringer<br />

und Anbieter ist heute die<br />

Rede, dessen ärztliche<br />

Dienste den Kunden binden<br />

und sich rechnen sollen.<br />

Sicher gibt es Ärzte (auch<br />

Standespolitiker), die diesen<br />

Wechsel und damit die<br />

Änderung des Selbstbildes<br />

mühelos mit tragen. Für<br />

die meisten jedoch wächst<br />

der Leidensdruck und sie<br />

hadern angesichts des Autonomie- und Identitätsverlustes ihres<br />

Berufsstandes.<br />

Hinzu kommt, dass der Arzt fast täglich an die Grenzen seiner<br />

naturwissenschaftlich-medizinischen Sichtweise stößt und<br />

letztlich gezwungen wird, sich mit philosophischen Betrachtungen<br />

zu den Grundfragen des Mensch-Seins und deren Konkretisierung<br />

in der Arzt-Patienten-Beziehung zu beschäftigen.<br />

Das vorliegende Lehrbuch des renommierten und weithin bekannten<br />

Experten für Medizinethik, Giovanni Maio (Freiburg),<br />

sucht systematisch nach Antworten auf die medizinethischen<br />

Probleme unserer Zeit.<br />

Das Werk gliedert sich nach der Einleitung „Wozu Ethik in der<br />

Medizin?“ in sechs Kapitel:<br />

Philosophische Grundlagen (Grundbegriffe, Pflichtenethik<br />

Kants, Utilitaristische Ethik, Tugendethik), Historische Grundlagen,<br />

Ethik in der Begegnung von Arzt und Patient, Spezialthemen<br />

der Ethik in der Medizin (u. a. Pränataldiagnostik<br />

und Schwangerschaftsabbruch, Reproduktionsmedizin, Forschung<br />

am Menschen, Medizin und Ökonomie), Ethik am Ende<br />

des Lebens und als Abschluss: Das Menschenbild als Grundlage<br />

einer Ethik der Medizin.<br />

Durch die Einbeziehung von 39 Patientengeschichten wird das<br />

Thema praxisnah aufbereitet. Literaturverzeichnis (zu jedem<br />

Kapitel) sowie Personen- und Sachregister sind breit angelegt<br />

und können von Lehrenden und Lernenden als weiterführende<br />

Arbeitsmittel genutzt werden.<br />

Im letzten Kapitel erfolgt eine kluge, fundierte und kritische<br />

Analyse über die „beherrschenden Menschenbilder in der modernen<br />

Medizin“ und der Autor versucht einen „Gegenentwurf<br />

für eine zukunftsweisende Medizin“.<br />

Die gegenwärtige Ökonomisierung des Gesundheitsbetriebes<br />

ist nicht geeignet und auch nicht willens, die Medizin zur „Sorge<br />

um den ganzen Menschen“ zu bewegen. Für Maio ist die<br />

Medizin eine „soziale Errungenschaft für Menschen in Not“.<br />

Natürlich sollte man Medizin und Ökonomie nicht in einer falschen<br />

Polarisierung gegenüberstellen. Doch beklagt der Autor,<br />

wie der Markt sukzessive die Medizin unterwandert.<br />

Gewinnmaximierung dürfe nicht zum „identitätsstiftenden<br />

Moment“ medizinischer Einrichtungen erhoben werden. Die<br />

Heilkunde im herkömmlichen Sinne ist durch das Eindringen<br />

der Profitorientierung in das Gesundheitswesen in Gefahr!<br />

Wenn Fürsorge dem Profit dient, ist die wahre Fürsorge verloren.<br />

Das Lehrbuch (eigentlich Nachdenkbuch) ist prägnant und verständlich<br />

geschrieben, es ist beeindruckend aktuell (!). Durch<br />

die Verbindung von ärztlicher Praxis mit Philosophie kann ein<br />

Koordinatensystem des Denkens entstehen, das für schwere<br />

Entscheidungen im Alltag hilfreich ist.<br />

Das Buch richtet sich an Studierende der Medizin, Philosophie<br />

und Theologie, an erfahrene Ärzte, psychotherapeutisch Tätige<br />

und interessierte Mitarbeiter im Gesundheits- und Sozialwesen,<br />

wendet sich aber auch an kritische Zeitgenossen. Im<br />

Bücherregal von Klinik-Geschäftsführern sollte es ebenfalls<br />

nicht fehlen.<br />

Ethik in der Medizin muss fester Bestandteil in der Ausbildung<br />

an den Universitäten sein. Sollte man nicht generell überlegen,<br />

das 1861 vom Preußischen Kultusministerium abgeschaffte<br />

„Philosophikum“ (übrigens auf Drängen von Rudolf Virchow)<br />

wieder einzuführen?<br />

Seite 106 ÄRZTEBLATT MECKLENBURG-VORPOMMERN


Denn der wahre Forschungsgegenstand der Medizin, der<br />

kranke, leidende, hilfsbedürftige Mensch („homo patiens“)<br />

kann nur bedingt nach Kriterien der exakten Naturwissenschaften<br />

erforscht werden.<br />

Vorerst könnte man Medizinstudenten Maios Buch mit der<br />

Approbation schenken!<br />

Der Arzt ist auf ethische Grundmuster seines Handelns angewiesen,<br />

weil die Heilkunde eine Zuwendung zum ganzen<br />

Menschen verlangt.<br />

Um ein jahrzehntelanges Berufsleben durchzustehen, muss<br />

man Freude am Arztsein haben und die tägliche mitmenschliche<br />

Begegnung suchen und diese auch aushalten.<br />

AUSGABE 3/<strong>2013</strong> 23. JAHRGANG<br />

Prof. H. H. Büttner, Wismar<br />

Behandlungsqualität und Christlichkeit<br />

Qualitätsindikatoren für Kirchliche Krankenhäuser (QKK)<br />

Jürgen Stausberg, Thomas Jungen<br />

Shaker Verlag Aachen 2011<br />

152 Seiten, broschiert, € 29,80<br />

ISBN 978-3-8322-9937-8<br />

Medizin ist eine „Wissenschaft“,<br />

die abhängig ist<br />

von einer Unmenge an biologischen<br />

Faktoren, vom<br />

individuellen, physischen<br />

und psychischen Verhalten<br />

der einzelnen Akteure (Patienten<br />

und Behandler)<br />

und auch vom politischen<br />

und sogar merkantilen Verhalten<br />

einer Gesellschaftsordnung.<br />

Unter den Akteuren<br />

werden die Leistungen<br />

der „Dienstleister“, also<br />

des medizinischen Personals,<br />

besonders geprägt<br />

von den aktiven und passiven Erkenntnissen ihres Studiums<br />

und nicht zuletzt von ihren eigenen und den vermittelten Erfahrungen.<br />

Es ist also schwer, die „Qualität“ der „Medizin“ zu messen.<br />

Ergebnisse und Ereignisse werden deshalb in statistische Kriterien<br />

gezwängt. Hier ist dann die Quantität ein weiterer nicht<br />

zu vernachlässigender Faktor. Qualität wird darüber hinaus<br />

auch als betriebswirtschaftliches Ergebnis gemessen, nicht<br />

etwa nur in einer rein materiell ausgerichteten, sondern auch<br />

in einer ideologisch und weltanschaulich geformten Gesellschaft.<br />

BUCHVORSTELLUNGEN<br />

Für Krankenhäuser ist in der Bundesrepublik Deutschland gesetzlich<br />

ein Qualitätsmanagement vorgeschrieben.<br />

Im Bereich der christlich geprägten Einrichtungen wurden KTQ<br />

(Kooperation für Transparenz und Qualität im Gesundheitswesen)<br />

und pCC (pro Cum Cert = Zertifizierungsgesellschaft in<br />

konfessioneller Trägerschaft GmbH) entwickelt.<br />

Auf dieser Grundlage baut nun das im Buch vorgestellte Projekt<br />

„QKK“ (Qualitätsindikatoren für Kirchliche Krankenhäuser)<br />

auf. Für dieses hat sich eine Gruppe von kleinsten und<br />

größeren, vorwiegend katholischen Krankenhauseinrichtungen<br />

zusammengeschlossen. Es sollen ihre Leistungen fortentwickelt,<br />

besonders die Ergebnisseite, gemessen, beurteilt,<br />

bewertet, transparent, und das ist natürlich das Hauptanliegen,<br />

vor allem verbessert werden. Die Sicherheit der Patienten,<br />

aber auch deren Zufriedenheit stehen dabei im Vordergrund.<br />

So wurden Qualitätsindikatoren aufgestellt, die im „Institut<br />

für Medizinische Informationsverarbeitung, Biometrie und<br />

Epidemiologie“ an der Ludwig-Maximilians- Universität München<br />

in recht komplizierter Form mathematisch-statistisch erfasst<br />

und textlich und tabellarisch ausgewertet wurden und<br />

weiterhin bearbeitet werden. Weil gefordert, sind die Vorgaben<br />

der Politik mit ihrem betriebswirtschaftlichen Hintergrund<br />

berücksichtigt. Das Anliegen des Projektes ist auch, die<br />

caritativen und diakonischen Grundsätze (Nächstenliebe und<br />

der Dienst am Menschen) zu betonen, doch sind die eben leider<br />

kaum wirklich messbar!<br />

Wer den Inhalt des Buches verwenden und gut verstehen will,<br />

muss über statistisch-mathematisches Wissen verfügen. Es fehlen<br />

Hinweise, wie alle diese Daten in den Krankenhäusern erfasst<br />

werden und speziell auch, wer dafür als Personengruppe<br />

(Mitarbeiter) zuständig ist. Auch wird nichts darüber gesagt,<br />

mit welchem Erfolg die Ergebnisse dieses Projektes in der Praxis,<br />

d. h. nicht nur in den Kliniken, in den einzelnen Teams,<br />

besprochen und ausgewertet werden, sondern wie die Einrichtungen<br />

untereinander davon profitieren. Auf Seite neun<br />

des Buches heißt es doch „die beteiligten Träger und Einrichtungen<br />

entscheiden selbst, ob und in welcher Form sie ihre<br />

Analyseergebnisse veröffentlichen“. Veränderte Kennzahlen<br />

sind da wohl nicht ausreichend. Letztlich muss doch u. a. die<br />

nicht kleine Zahl an negativen Ereignissen ihren Niederschlag<br />

in den Behandlungs- und Betreuungsmaßnahmen aller beteiligten<br />

Abteilungen finden, weil sonst das Projekt nur kostenintensiv<br />

und nutzlos wird.<br />

Das vorgestellte Projekt „QKK“ kann für die vom Krankenhaus<br />

beauftragten „Qualitätsmanager“ für ihre weitere Arbeit hilfreich<br />

sein. Wer in der direkten Betreuung tätig ist, wird das<br />

Buch beiseite legen.<br />

Dr. C. Brock, Neubrandenburg<br />

Seite 107


SERVICE<br />

Goldenes Doktordiplom<br />

Die Charité ehrt seit vielen Jahren ihre Alumni, die vor 50<br />

Jahren an der Charité promoviert haben, mit der Vergabe<br />

einer „Goldenen Doktorurkunde“. Auch in diesem Jahr soll<br />

es wieder im Rahmen eines großen Festaktes im Konzerthaus<br />

am Gendarmenmarkt in Berlin-Mitte erfolgen.<br />

Leider ist der Kontakt zu so mancher Kollegin oder manchem<br />

Kollegen verloren gegangen. Sollten Sie vor etwa 50 Jahren in<br />

Berlin promoviert haben oder jemanden kennen, für den das<br />

zutrifft, melden Sie sich doch bitte im Promotionsbüro der<br />

Charité – Universitätsmedizin Berlin – Tel.: 030 450576018/016.<br />

Neue Norovirus-Variante in vielen Ländern auf dem<br />

Vormarsch<br />

Seit Ende 2012 nimmt in verschiedenen Reiseländern die Anzahl<br />

von Norovirus-Infektionen zu. Betroffen sind derzeit vor<br />

allem Großbritannien, die Niederlande, die USA, Japan,<br />

Frankreich, Australien und Neuseeland.<br />

Erste wissenschaftliche Untersuchungen weisen darauf hin,<br />

dass die neue Variante des Virus, „Sydney 2012“, die erhöhten<br />

Fallzahlen verursacht.<br />

Das CRM Centrum für Reisemedizin empfiehlt Reisenden, Hygienemaßnahmen<br />

wie Händewaschen und Flächendesinfektion<br />

zu beachten. Ein erhöhtes Infektionsrisiko besteht bei<br />

einer engen Konzentration vieler Menschen – etwa in großen<br />

Hotels und auf Kreuzfahrtschiffen.<br />

(Nach einer Information des CRM Centrum für Reisemedizin)<br />

Tag der Begegnung der Ärztesenioren am 22. April <strong>2013</strong><br />

Das erste Seniorentreffen des Jahres <strong>2013</strong> findet am 22. April <strong>2013</strong> um 14.00 Uhr im Hörsaal der <strong>Ärztekammer</strong> <strong>Mecklenburg</strong>-<br />

<strong>Vorpommern</strong>, August-Bebel-Str. 9 a, in Rostock statt.<br />

Folgendes Programm ist vorgesehen:<br />

14.00 Uhr Dr. med. Andreas Crusius, Präsident der <strong>Ärztekammer</strong> <strong>Mecklenburg</strong>-<strong>Vorpommern</strong><br />

„Aktuelles zur Gesundheitspolitik“<br />

14.30 Uhr Prof. Dr. phil. habil. Lutz Hagestedt, Philosophische Fakultät der Universität Rostock<br />

Institut für Germanistik, Neue und Neueste Literatur<br />

„Alle Lyrik ist komisch“<br />

15.00 Uhr Prof. Dr. med. habil. Stefan Liebe, Leiter der Abteilung Gastroenterologie (bis 30.03.2012) der Klinik<br />

für Innere Medizin der Universität Rostock<br />

„Die Endoskopie – ein Erfahrungsbericht“<br />

15:30 Uhr Rosemarie Krumsee<br />

Kurze Vorstellung des Vereins VerA (Verhinderung von Ausbildungsabbrüchen)<br />

und Werbung für eine Mitarbeit<br />

Für die Planung der Veranstaltung bitten wir alle Interessenten um Voranmeldung bei der <strong>Ärztekammer</strong> (Tel.: 0381 492800).<br />

Seite 108 ÄRZTEBLATT MECKLENBURG-VORPOMMERN


Tag der Begegnung am 23.11.2012<br />

Am 23. November fand das<br />

zweite Seniorentreffen 2012 in<br />

der <strong>Ärztekammer</strong> <strong>Mecklenburg</strong>-<strong>Vorpommern</strong><br />

statt. Das<br />

Interesse daran bestätigte der<br />

gefüllte Hörsaal.<br />

Die Entwicklungstendenz der<br />

Medizin, durch den wachsenden<br />

ökonomischen Druck und<br />

die daraus resultierenden<br />

Zwänge, zeigt weiterhin auch<br />

negative Auswirkungen auf<br />

die Patientenversorgung und<br />

die ärztlichen Moralstandards,<br />

bedauerte Dr. Crusius in seinen<br />

einleitenden Worten.<br />

Er konnte die Fernsehmitteilungen<br />

über das Fehlen ambu-<br />

Blick in den gefüllten Hörsaal.<br />

lanter palliativer Behandlungseinrichtungen in <strong>Mecklenburg</strong>-<strong>Vorpommern</strong><br />

dementieren, indem er auf funktionierende<br />

– unter anderem in Rostock, Schwerin, Greifswald,<br />

Stralsund und Rügen – verwies.<br />

Mit großer Spannung wurde der Vortrag über „Philosophie<br />

im 21. Jahrhundert“ erwartet. Professor Hastedt ging vom<br />

sokratischen Begriff der Philosophie als der Kompetenz des<br />

Fragens und als einer Lehre der Weisheit aus. Gegenwärtig<br />

tritt die Philosophie vor allem als ein Nachdenken über strittige<br />

Grundperspektiven auf, die alle angehen.<br />

Ausgehend von der neurobiologischen Herausforderung<br />

beschrieb der Redner die Möglichkeiten der modernen neurobiologischen<br />

Medizin mit ihren bildgebenden Verfahren,<br />

besonders der Magnetresonanztomographie, die es erlauben,<br />

Denkvorgänge und überhaupt Psychisches im Gehirn<br />

zu lokalisieren und zu analysieren.<br />

Philosophische Anschlussfrage heute: Schließt Neurobiologie<br />

die Willensfreiheit des Menschen aus? In der Philosophie<br />

wird die Freiheit meist weiter verteidigt; denn noch so<br />

viele Informationen über Gehirnvorgänge dürften uns die<br />

Qual beim Finden richtiger Entscheidungen nicht abnehmen.<br />

Weitere in der Philosophie heiß diskutierte Themen sind die<br />

Grenzen der Ökonomie, nicht nur im Medizinbetrieb, sowie<br />

die Bedeutung von Bildung und Toleranz. Über letztere<br />

Themen hat der Vortragende im Reclam Verlag vor Kurzem<br />

eigene Bücher herausgebracht; frühere Abhandlungen von<br />

ihm liegen im Suhrkamp-Verlag vor.<br />

AUSGABE 3/<strong>2013</strong> 23. JAHRGANG<br />

KULTURECKE<br />

Dr. Voss, der Dank seiner vieljährigen, stets die neuen Entwicklungen<br />

erfassenden Tätigkeit auf dem Gebiet der Pacemaker-Implantation<br />

und -Kontrolle einen immensen Erfahrungsschatz<br />

angehäuft hat, berichtete über die lokalen<br />

Bedingungen.<br />

Vor 50 Jahren, 1963, wurde an der Medizinischen Universitätsklinik<br />

Rostock der erste Herzschrittmacher implantiert.<br />

Die ständige technische Weiterentwicklung der Schrittmacher<br />

kam nahezu zeitgleich den Rostocker Patienten zugute.<br />

Die wesentlichen Entwicklungsetappen lassen sich grob abgrenzen:<br />

1. Etappe bis etwa 1968: Es gelang, sichere Herzschrittmachersysteme<br />

zu entwickeln.<br />

2. Etappe bis etwa 2000: Schrittmacher wurden multiprogammierbar<br />

und multifunktional.<br />

3. Etappe ab etwa 2000: Der intelligente Schrittmacher<br />

übernimmt zunehmend Kontrollfunktionen seiner Parameter<br />

und Überwachung physiologischer Funktionen seines<br />

Trägers.<br />

Es war faszinierend, die Gedankenvielfalt zu diesem Thema<br />

und deren technische Umsetzung zur klinischen Anwendung<br />

dargestellt zu bekommen.<br />

Vielleicht kamen die anschließenden Begegnungs-, Diskussions-<br />

und Erinnerungsmöglichkeiten etwas zu kurz, da sich<br />

die Versammlung relativ früh auflöste. Hieran waren möglicherweise<br />

die notwendigen Weihnachtsvorbereitungen<br />

und der bereits geöffnete Weihnachtsmarkt ablenkend beteiligt.<br />

H.-G. Sewcz<br />

Seite 109


KULTURECKE<br />

„Dr. sc. hum.“?<br />

Kürzlich stolperte ich über den Wissenschaftsgrad Dr. sc. hum.<br />

einer Rednerin auf dem Jahreskongress Klinischer Pharmakologen<br />

in Rostock. Zunächst glaubte ich, es müsse eine etwas<br />

ältere Dame sein, die zu DDR-Zeiten mit dem Dr. sc. graduiert<br />

worden war. Aus welch unerfindlichen Gründen seinerzeit<br />

vom „habil.“ zum „sc.“ gewechselt wurde und aus welch noch<br />

unerfindlicheren Gründen die Renominierung (nominative<br />

Re - habilitierung ) nicht mit einem Federstrich erfolgen konnte,<br />

ist inzwischen nicht mehr zu ergründende graue Nachwendezeit.<br />

Der „Dr. sc. hum.“ allein ist Gegenwart. Er entspricht dem<br />

Dr. med. wie Dr. med. dent. und wird von medizinischen Fakultäten<br />

an Nichtmediziner verliehen.<br />

Was aber bedeutet „hum.“? Dr. sc. humilis wäre ein Doktor<br />

niedriger Kenntnis. Der Dr. sc. humantis würde sich mit Beerdigen<br />

auskennen. Oder ist es ein Dr. sc. humanitatis – Doktor der<br />

Menschlichkeit? Die volle Schreibweise verrät es: Dr. scientiarum<br />

humanarum – Doktor der Humanwissenschaften. Hierzu bedarf<br />

es also nicht nur einfacher Kenntnis (Genitiv Singular: scientiae)<br />

wie damals im Osten, sondern – differenzierend auf höherem<br />

Niveau – vielfältiger Kenntnisse (Plural: scientiarum).<br />

Nach diesem hochwissenschaftlichen Lateinexkurs sei ein<br />

(n)ostalgischer Rückblick erlaubt.<br />

Als damals die obersten Wissenschaftsweisen die akademischen<br />

Grade neu strukturierten und gesetzlich verkünden ließen,<br />

erwiesen sie sich als Schwachlateiner. Mich reizte das im<br />

<strong>März</strong> 1981 zu einer Glosse in der Rostocker Arztinformation.<br />

Hic est:<br />

Die lustigen Nibelungen<br />

Ostern wird es in der Hochschule für Musik und Theater<br />

(hmt) Rostock sagenhaft. Dann führen Gesangsstudierende<br />

„Die lustigen Nibelungen“ auf, eine Operette in drei Akten<br />

mit der Musik von Oscar Straus und dem Text von Fritz Oliven.<br />

Regie führt Matthias Pohl, der auch andere Opernproduktionen<br />

an der hmt schon sehr erfolgreich inszeniert hat.<br />

Eine besondere Atmosphäre bietet der Veranstaltungsort,<br />

denn gespielt und zugeschaut wird auf der Hinterbühne des<br />

Katharinensaals.<br />

Die Geschichte basiert auf der Nibelungensage, die auf heutige<br />

Themen zugeschnitten wurde. Es ist allerdings nicht not-<br />

Pharmacia respondens<br />

Zum Akü-Latein „Dr. sc. med.“ gibt es Varianten. Was richtig,<br />

ist offiziell festgelegt. Doch der Lateiner sieht´s ganz anders.<br />

Der „Doktor der Wissenschaften“ der Medizin hat relativ noch<br />

Glück gehabt. Doctor scientiae medicinae heißt zwar Dr. der<br />

Kenntnis, nicht der Wissenschaft, geschweige der Wissenschaften<br />

– litterae, die Wissenschaften, so in universitas litterarum<br />

und scientia litterarum (kein pleonastisches Doppel-<br />

Moppel) – doch der Genitivus objectivus „medicinae“ stimmt.<br />

Allein die anderen Disziplinen! Beim Dr. sc. paedagogicae und<br />

oeconomicae hat´s jeweils ein „c“ gratis, also zuviel. Ohne pädagogikalisch<br />

zu werden, überrascht bei Dr. sc. naturalium,<br />

politicarum, technicarum u. a. der Genitiv Pluralis der Adjektive;<br />

aus ökonomikischen Gründen rerum (res, rei – die Sache)<br />

eingespart?<br />

Beim Dr. sc. vet. wird´s fast … na ja! Nicht daß man vet. als<br />

veteratorius (durchtrieben), veternosus (schläfrig), veteranus<br />

(alt) deuten könnte, es heißt ja Dr. sc. veterinariae: Dr. der<br />

tierischen Kenntnis, ve(hi)terinarius – zum Zugvieh gehörig.<br />

Hier hätte ich mit besser Dr. sc. best. vorstellen können, doch<br />

Dr. sc. medicinae veterinariae wäre schon richtiger gewesen.<br />

Was „best.“ heißt? Nun: bestiae, bestialis ginge auch!<br />

– Literaturhinweise jederzeit –<br />

Mir ist trotz dieser Polemik kein Unheil geschehen.<br />

OPhR Dr. Feldmeier, Rostock-Warnemünde<br />

wendig, das Nibelungenlied zu kennen. Durch den Charme<br />

und Witz der Texte und der Musik stellt sich der Spaß auch<br />

für Nichtkenner ein. Die Operette ist im Stil der Jahrhundertwende<br />

komponiert und besteht aus Walzern, Märschen und<br />

Couplets.<br />

Die Aufführungen finden am 30. und 31. <strong>März</strong> sowie am<br />

1. April <strong>2013</strong> um jeweils 19.30 Uhr statt.<br />

Der Eintritt kostet 10,50 Euro (erm. 5,50 Euro) zzgl. VVK.<br />

Seite 110 ÄRZTEBLATT MECKLENBURG-VORPOMMERN


Nachruf: Prof Dr. med. Tim Müller<br />

Als anlässlich des 75. Geburtstages von Prof. Dr. Tim Müller<br />

die Laudatio in der Oktoberausgabe 2009 des <strong>Ärzteblatt</strong>es<br />

der <strong>Ärztekammer</strong> <strong>Mecklenburg</strong>-<strong>Vorpommern</strong> erschien, wusste<br />

er um die Prognose seines Leidens.<br />

Prof. Dr. Tim Müller verstarb 29 Tage nach seinem 78. Geburtstag<br />

am 2. November 2012.<br />

Mit einer bewegenden Trauerfeier nahmen Angehörige,<br />

Freunde, Aktive und Veteranen der Universität Rostock, der<br />

Kinderchirurgie und Pädiatrie, in der Dorfkirche Lichtenhagen<br />

bei Rostock Abschied. Gleich dem Wanderer in Franz<br />

Schuberts Winterreise ist ihm nun der Weg gewiesen: „...<br />

eine Straße muss ich gehen, die noch keiner ging zurück.“<br />

Als 5. Kind des Professors für systematische Theologie, Hans<br />

Michael Müller und dessen Ehefrau Dorothea, am 4. Oktober<br />

1934 in Jena geboren, fand sein Wunsch, Arzt zu werden, im<br />

evangelisch geprägten Elternhaus Unterstützung. Er begann<br />

das Medizinstudium 1953 an der Alma mater Jenensis. Nach<br />

einem Intermezzo von zwei Semestern an der Militärmedizinischen<br />

Sektion der Ernst-Moritz-Arndt-Universität setzte er<br />

das Studium in Jena fort. und legte hier 1958 das Staatsexamen<br />

mit „Auszeichnung“ ab.<br />

Nach zwei Jahren im Bergarbeiterkrankenhaus in Annaberg-Buchholz<br />

konnte er seinen Wunsch Chirurg zu werden<br />

in der Chirurgischen Universitätsklinik Rostock bei Prof. Dr.<br />

Walter Schmitt verwirklichen. Dort promovierte er 1963, erhielt<br />

1965 die Anerkennung als Facharzt für Chirurgie. In<br />

Prof. Schmitt – Facharzt für Chirurgie und Kinderchirurgie –<br />

fand er seinen kinderchirurgischen Lehrer. Walter Schmitt<br />

gestaltete 1958 – damals gab es noch keine kinderchirurgischen<br />

Gesellschaften – das erste gesamtdeutsche kinderchirurgische<br />

Symposion mit internationaler Beteiligung<br />

(26./27.9.1958). Tim Müller erwarb 1977 den Facharzt für Kinderchirurgie<br />

und übernahm die Leitung der von Prof. Schmitt<br />

geführten kinderchirurgischen Abteilung, wurde B-promoviert<br />

(Habilitation), 1978 zum Dozenten und 1982 als ordentlicher<br />

Professor auf den Lehrstuhl für Kinderchirurgie der<br />

Universität Rostock berufen.<br />

Seine Lehrtätigkeit erstreckte sich auf die Vorlesungsreihe<br />

„Chirurgische Propädeutik“ und „Kinderchirurgie“ im Rahmen<br />

der Speziellen Chirurgie. Es entstanden sechs Lehrbuchkapitel<br />

für den studentischen Unterricht und 13 Lehrfilme. Er<br />

war Hauptprüfer im chirurgischen Staatsexamen. 22 Diplomanden<br />

und 13 Doktoranden führte er zum Abschluss und<br />

bildete 13 Fachärzte für Kinderchirurgie aus. Im Berufsleben<br />

trat er mit etwa 150 wissenschaftlichen Beiträgen auf nationalen<br />

und internationalen Tagungen und Kongressen auf<br />

und veröffentlichte 50 wissenschaftliche Arbeiten. Zwei Pa-<br />

AUSGABE 3/<strong>2013</strong> 23. JAHRGANG<br />

KULTURECKE<br />

tentanmeldungen resultierten<br />

aus Forschungsarbeiten. Er<br />

hatte eine Gastprofessur an<br />

der Universidad Central de las<br />

Villos Santa Clara Cuba.<br />

Neben seiner Arbeit in der Klinik,<br />

Universität und der kinderchirurgischenFachgesellschaft<br />

der DDR (er war Leiter<br />

der AG Bakterieller Hospitalismus, prädestiniert durch seine<br />

Habilitationsschrift) sei noch die Moderation der Sendereihe<br />

„Visite“ des DDR-Fernsehens über annähernd zwei Jahrzehnte<br />

erwähnt.<br />

Ehemalige Mitarbeiter erinnern sich dankbar an seine didaktischen<br />

Fähigkeiten, Erfahrungen, Kenntnisse und Wissen<br />

sowie operatives Know-how zu vermitteln, sie im Berufsleben<br />

entscheidend gefördert zu haben und daran, dass er<br />

prägend anderen half, denen es vorrangig um die Sache<br />

ging.<br />

Die politische Wende in der ehemaligen DDR erlebte Tim<br />

Müller als Zäsur in seinem Lebensweg. Er wechselte von der<br />

Universität Rostock nach Wismar und übernahm 1993 bis zu<br />

seiner Pensionierung 1998 die Leitung der Klinik für Kinderchirurgie<br />

am Städtischen Klinikum Wismar.<br />

Der Ruhestand wurde zum „Unruhestand“. Er begab sich auf<br />

Reisen als Schiffsarzt der AIDA-Flotte, war ehrenamtlicher<br />

Richter am Berufsgericht für Heilberufe Greifswald und bis<br />

April 2008 Medical Consultant der Reederei AIDA Cruises.<br />

Der entscheidende Einschnitt seines Lebens begann 2007.<br />

Tim Müller blieb noch Zeit bis zum 2. November 2012. Der<br />

Wunsch, gesund alt zu werden, blieb ihm verwehrt.<br />

Bei engagiertem Berufsleben und ehrenamtlicher Tätigkeit<br />

war der Vater zweier Töchter mit acht Enkeln zusammen mit<br />

seiner Ehefrau – ebenfalls Ärztin – großer Liebhaber literarischer<br />

und musikalischer Künste, nicht nur als Konsument, er<br />

spielte Klarinette und betätigte sich bildhauerisch.<br />

Im historischen Bewusstsein bleibt Prof. Dr. Tim Müller als<br />

Lehrstuhlinhaber für Kinderchirurgie an der Universität Rostock,<br />

als Mitgestalter der Kinderchirurgie <strong>Mecklenburg</strong>-<strong>Vorpommern</strong>s,<br />

dessen Lebenswerk von fachlichem und sozialem<br />

Engagement, von Zielstrebigkeit, Verlässlichkeit und Durchsetzungsvermögen<br />

bestimmt war, in bester kollegialer Erinnerung.<br />

Prof. Dr. Kurt Gdanietz (Berlin)<br />

Dr. Lutz Baumbach (Bad Doberan)<br />

Seite 111


PERSONALIEN<br />

Wir beglückwünschen<br />

Veröffentlicht werden nur die Namen der Jubilare,<br />

die mit der Publikation einverstanden sind.<br />

65. Geburtstag im <strong>März</strong> <strong>2013</strong><br />

Dr. med. Regina Gremske 18.03.1948 Woggersin<br />

50. Geburtstag im April <strong>2013</strong><br />

Dr. med. Annette Seiter 13.04.1963 Rostock /<br />

Ribnitz-Damgarten<br />

Dr. med. Marco Scherkus 17.04.1963 Schwerin / Plate<br />

Prof. Dr. med. Markus Tiedge 24.04.1963 Rostock / Papendorf<br />

Dr. med. Ulf Pradel 26.04.1963 Grevesmühlen / Wismar<br />

Dr. med. Christian Keuneke 29.04.1963 Malchin / Güstrow<br />

60. Geburtstag im April <strong>2013</strong><br />

Dipl.-Med. Silvia Rösler 08.04.1953 Altentreptow<br />

Dr. med. Hannelore Bergter 10.04.1953 Rostock<br />

Dr. med. Kerstin Bona 12.04.1953 Greifswald / Weitenhagen<br />

Dr. med. Peter Bub 12.04.1953 Schwerin<br />

Dr. med. Bernt Klinger 14.04.1953 Parchim / Lübeck<br />

Dipl.-Med. Klaus-Dieter Cleemann 19.04.1953 Waren (Müritz)<br />

Dr. med. Hans Heinrich Hoch 21.04.1953 Bad Doberan<br />

65. Geburtstag im April <strong>2013</strong><br />

Janusz Bugaj 02.04.1948 Ostseebad Prerow / Barth<br />

Dr. med. Henning Niebuhr 13.04.1948 Insel Poel<br />

70. Geburtstag im April <strong>2013</strong><br />

Hanna Höse 01.04.1943 Ikendorf<br />

Dr. med. Matthias von Hülsen 05.04.1943 Schwerin<br />

MR Dr. med. Hartmut Bennöhr 12.04.1943 Gutow<br />

Dr. med. Ingeborg Schultz 13.04.1943 Neubrandenburg<br />

Dr. med. Wolf-Dietrich Bohm 14.04.1943 Tessin<br />

Dr. med. Peter Jonas 15.04.1943 Lübz<br />

Dr. med. Joachim Bärenklau 18.04.1943 Kandelin (Süderholz)<br />

MR Dr. med. Bernd Henkel 18.04.1943 Friedland / Datzetal<br />

Dr. med. Hans-Jürgen Ziegelasch 19.04.1943 Schwerin<br />

75. Geburtstag im April <strong>2013</strong><br />

Dr. med. Ulf Peter 07.04.1938 Sternberg<br />

OMR Dr. med. Wolfgang Fleischer 12.04.1938 Ostseebad Heringsdorf<br />

Dr. med. Renate Kühn 12.04.1938 Zingst<br />

OMR Doz. Dr. sc. med. Henning<br />

Meubrink 12.04.1938 Schwerin<br />

Dr. med. Ilse Weißensee 12.04.1938 Hagenow<br />

Dr. med. Brunhilde Bimberg 18.04.1938 Niepars<br />

Dr. med. Dieter Curschmann 18.04.1938 Stralsund<br />

SR Dr. med. Achim Sommerfeld 20.04.1938 Plau<br />

80. Geburtstag im April <strong>2013</strong><br />

Dr. med. Anne-Liese Wadischat 06.04.1933 Schwerin<br />

Gisela Schwarz 10.04.1933 Wohsen<br />

OMR Dr. med. Christian Schüler 11.04.1933 Schwerin<br />

SR Gisela Knispel 17.04.1933 Neustrelitz<br />

SR Dr. med. Luise Walter 17.04.1933 Lübow<br />

Impressum<br />

HERAUSGEBER <strong>Ärztekammer</strong> <strong>Mecklenburg</strong>-<strong>Vorpommern</strong><br />

August-Bebel-Straße 9a<br />

18055 Rostock<br />

Telefon: 0381 49280-0<br />

Telefax: 0381 49280-80<br />

REDAKTION Dr. med. A. Crusius<br />

(Chefredakteur)<br />

Dr. med. W. Schimanke<br />

(stellvertr. Chefredakteur)<br />

Prof. Dr. med. H. Büttner<br />

Dr. med. R. Bruhn<br />

Dr. med. C. Brock<br />

Dr. med. G. Langhans<br />

ANSCHRIFT DER REDAKTION <strong>Ärztekammer</strong> <strong>Mecklenburg</strong>-<strong>Vorpommern</strong><br />

August-Bebel-Straße 9a<br />

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Zuschriften redaktioneller Art bitte nur<br />

an diese Anschrift, nicht an ein einzelnes<br />

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aber auch die Ge staltung des Beitra ges einschließlich kleiner<br />

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Seite 112 ÄRZTEBLATT MECKLENBURG-VORPOMMERN

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