Erasmus in Cardiff Ich werde in diesem Erfahrungsbericht ...

Erasmus in Cardiff
Ich werde in diesem Erfahrungsbericht versuchen die postiven und negativen Seiten von
Cardiff hervorzuheben damit ein jeder fuer sich selbst entscheiden kann ob er die richtige
Wahl trifft. Fuer mich war die Stadt definitiv die richtige Entscheidung.
Anreise und finanzielle Vorbereitungen
Cardiff selbst hat einen Flughafen, der aber von Billigairlines meines Wissens nicht
angeflogen wird. Ich selbst bin von Frankfurt Hahn nach London Stansted geflogen und
dann mit MEGABUS nach Cardiff. Megabus ist ein Busunternehmen das zu Budgetpreisen
durch ganz Grossbritannien faehrt, wenn man frueh genug bucht, kann man fuer unter zehn
Pfund von London nach Cardiff gelangen. Das Problem bei dieser Route ist allerdings, dass
man den relativ teuren Transfer von Heidelberg nach Frankfurt Hahn (20 Eu) und von
London Stansted nach London Victoria Station bezahlen muss (ueber 10 Pfund und damit
oftmals teurer als die eigentliche Reise von London nach Cardiff). Es lohnt sich also sich
frueh nach Flugangeboten umzuschauen und so vielleicht einen billigen Flug nach Heathrow
zu ergattern von wo man dann billig mit der U-Bahn nach London Victoria kommt. Cardiff
University bietet am Semesteranfang auch kostenlose Transfers von London nach Cardiff an.
Ueber die Details kann man sich auf der Homepage informieren. Eine andere Moeglichkeit
ist der Flug nach Bristol, was sehr viel naeher an Cardiff liegt. Auch hier verbindet Megabus
oder National Express die beiden Staedte. Bucht nicht mit Fluege.de, die ziehen euch ab
indem sie euch beim allerletzten Mausklick eine saftige Bearbeitungsgebuehr in Rechnung
stellen.
In GB wird viel und gerne mit EC oder Kreditkarte gezahlt. Wer ein Konto bei der deutschen
Bank hat kann bei BARCLAYS kostenlos Geld abheben. Zu beachten ist hierbei aber der
Wechselkurs, der oftmals unguenstig ausfaellt. Auch anzumerken ist, dass Barclays ein echter
Saftladen ist und einem das Leben schwer gemacht wird wo man kann. Benoetigten
Informationen muss man ewig hinterherrennen und Onlinebanking muss seperat beantragt
werden. Andere Banken beinhalten das gleich in ihrem Komplettpaket. Nichtsdestotrotz ist es
praktisch staendig Zugriff auf das Konto in Deutschland zu haben und so keine grossen
Summen ueberweisen zu muessen. Eine Visa- oder Masterkarte kann auf Reisen im Ausland
immer hilfreich sein, Paradebeispiele sind hier Unterkunftsbuchung uebers Internet oder Car
Rental. Es ist sinnvoll sich eine britische Handynummer anzuschaffen. Guenstigster
Prepaidnetzbetreiber ist meines Wissens Talkmobile. Gute Vertragsangebote gibt es zum
Beispiel von Virgin Media oder Orange.
Unterkunft
Cardiff University bietet jedem Studenten der ein volles Jahr bleibt ein Zimmer in den
Unterkuenften der Universitaet an. Hier kann man zwischen den Halls und den Houses in der
Colum Rd waehlen. Halls sind die typischen Quartiere der Freshers, also der englischen
Erstis. Man wird hier wohl groesstenteils mit Muttersprachlern zusammen wohnen. Studenten
sind in GB hier mit 18 oder 19 generell juenger als bei uns und haben dementsprechend
oftmals etwas andere Interessen, vor allem auch da man in GB erst ab 18 legal Alkohol

trinken darf und die neuen Studenten die erstmals die Freiheit geniessen das natuerlich
gehoerig ausnutzen. Es gibt mehrere Halls in der Stadtmitte und einen riesigen Komplex aus
mehreren Wohnheimen im Norden der City. Preise sind ueberall aenhlich. Die Houses
werden meiner Erfahrung nach vor allem von Erasmus- und anderen Gaststudenten bewohnt.
Ich selbst wohnte mit zwei Franzosen, einer weiteren Deutschen und sechs Asiaten
zusammen. Muttersprachler wohnten zwar anfangs bei uns, sind dann aber nach und nach alle
in Halls gezogen. Privat zu wohnen kann oft billiger sein, man muss sich aber damit
auseinandersetzen, dass man dann anfangs zwei oder drei Tage nach einer Unterkunft sucht.
Wohnungsstandart in GB ist etwas anders als in Deutschland, ich habe zahlreiche
Geschichten ueber feuchte und schimmlige Zimmer gehoert, ausserdem sind die Heizkosten
nicht inklusive und Heizen ist hier sehr teuer, vor allem da die Zimmer oftmals so gut wie
nicht isoliert sind. Heizkosten sind in den Wohnungen der Universitaet allerdings inklusive.
Ueberlegt euch ob ihr am typischen britischen Fresherleben teilnehmen wollt oder lieber
privat mit etwas aelteren Studenten zusammenlebt.
Universitaet
Es gibt soweit ich weiss zwei Moeglichkeiten wie man als Heidelberger Erasmusstudent in
Cardiff studieren kann.
Ist man am ENCAP-Seminar eingeschrieben so studiert man zusammen mit den englischen
Studenten English Literature. Das System aehnelt hier eher dem deutschen. Man besucht
zahlreiche Kurse die normalerweise einiges an Lesestoff beinhalten und waehlt zwischen
literature, linguistics and cultural studies. Hierbei sei gesagt, dass die Kurse oftmals auf
Anfaengerniveau sind. Hat man also seine Proseminare in Heidelberg schon alle abgearbeitet
wird man sich nicht allzu viel anrechnen lassen koennen, da die Kurse vom Umfang her
einem Hauptseminar normalerweise nicht entsprechen. Ausserdem kann der Arbeitsaufwand
oftmals ausserordentlich hoch ausfallen. Eine Freundin von mir arbeitete zum Ende des
ersten Semesters zum Beispiel an neun Essays die zwischen 1000 und 2500 Woertern
beinhalten sollten. Der Vorteil an dieser Variante ist natuerlich, dass man viel Wissen ueber
die englische Literatur mit nach Hause nimmt und generell lernt wie man in GB akademisch
arbeitet.
Die Studenten mit schlechterem Notenschnitt in Heidelberg (ja genau, so wie ich) werden
normalerweise am EURO-Department eingeschrieben, welches Europen languages, politics
und translation unterrichtet. An diesem Department studieren die britischen Studenten
Deutsch, Spanisch, Franzoesisch, Geschichte oder Politik und urspruenglich nicht englische
Literatur (zum Beispiel Dante, deutsche oder franzoesische Literatur). Ausserdem werden
verstaerkt Kurse fuer Erasmusstudenten angeboten. Hierbei sei angemerkt, dass die meisten
dieser Erasmusstudenten nicht wie wir primaer Englisch studieren. Die Englischkurse die
man besucht sind deshalb vom Niveau her oft relativ niedrig, beschaeftigen sich mit (recht
einfacher) Grammatik oder Textarbeit. Die Politikkurse sind allerdings durchaus informativ
und man kann sie als Landeskundescheine in Heidelberg anrechnen lassen. Zusaetzlich hat
man die Moeglichkeit ein paar Kurse ausserhalb des EURO-Departments zu besuchen. So
kann man Kurse am ENCAP Seminar besuchen um sein Englischstudium trotz allem

voranzutreiben (Writing II ist hier eine gute Option) oder zum Beispiel Kurse fuer sein
Zweitfach an anderen Departments besuchen (Bio, Chemie, Geschichte etc).
Ueberlegt euch ob ihr euch voll in die englische Literatur stuerzen moechtet oder ob ihr lieber
einige gezielte Kurse besucht oder lieber mehr Zeit mit Land und Leute kennenlernen
verbringt (wobei ersteres dies natuerlich keinesfalls ausschliesst, ich hatte nur das Gefuehl
einiges mehr an Freizeit als andere zu haben und meiner Meinung nach verbessert man sein
Englisch am besten im Gespraech und Umgang mit anderen, nicht zwingend bei der
Shakespearelektuere).
Stadt, Versorgung und Freizeitaktivitaeten
Cardiff an sich ist ein ueberschaubares kleines Staedtchen, es gibt zahlreiche Pubs und eine
ausgepraegte Studentenkultur, Livemusik und ein variantenreiches Nachtleben, mit
Szenestaedten wie Bristol kann man es allerdings nicht vergleichen. Parks und Gruenanlagen
verschoenern das Stadtbild und im Stadtzentrum mit seinen zahlreichen Malls findet man fast
alles was man braucht. Cardiff Bay ist ein nur zehn Busminuten von der City gelegenes
Erholungszentrum mit zahlreichen Kneipen und Cafes. Taegliche Bedarfsgueter und
Lebensmittel kauft man am besten bei Tesco oder Lidl, zwei Supermaerkte die mit mehreren
Filialen in Cardiff vertreten sind. Wer will kann auch beim ueberteuerten Sainsbury’s
einkaufen. Cardiff ist jedoch generell im Vergleich zu anderen Staedten in GB
guenstig.Etwas ausserhalb gibt es einen Ikea, Studentenzimmer sind aber normalerweise
immer moebliert.
Cardiff University bietet zahlreiche Societies an, dies sind Clubs an der University denen
man sich unbedingt anschliessen sollte wenn man das britische Studentenleben kennenlernen
will. Es gibt ueber 200 solcher Clubs, wie zum Beispiel die Rugbysociety, die Hiking
Society, die German Society oder auch exotisches wie die Poledancesociety. Es ist fuer jeden
Geschmack etwas dabei. Bei einer groesseren Messe in der Student’s Union zu Beginn des
Jahres kann man viele der Vereine kennenlernen. Jede Society veranstaltet auch sogenannte
socials, das sind Abende die normalerweise in Pubs beginnen und oftmals in Clubs enden.
Bei diesen koennen sich die Studenten besser kennenlernen und man kommt leicht mit Briten
und Einheimischen in Kontakt. Allerdings muss man sich damit abfinden, dass die meisten
Socials und Freizeitaktivitaeten sehr stark aufs Trinken fokussiert sind. Die Briten haben
ihren Ruf meiner Meinung nach nicht von ungefaehr.
Wales an sich bietet zahlreiche Freizeitmoeglichkeiten. Mit einem gemieteten Auto (Sixt ist
am billigsten) und ein paar Freunden kann man traumhaft schoene Kuestenabschnitte
abfahren (vor allem der Gower, Pembrokeshire und die Westkueste) und so Land und Leute
kennenlernen. Der Snowdonia National Park im Norden von Wales ist ein Highlight, dass
man sich als Gastwaliser sicherlich nicht entgehen lassen sollte. Nur ein paar Meilen
noerdlich von Cardiff liegen die Brecon Beacons, ebenfalls ein Nationalpark der mit urigen
kleinen Doerfern und Wanderwegen auf einen Besuch wartet. Nah gelegene Szenestaedte
wie Bristol koennen mit den billigen Busverbindungen ohne Probleme erreicht werden.

Fazit
Ich habe meine Zeit in Cardiff bis jetzt sehr genossen. Ein Auslandssemester oder noch
besser ein ganzes Jahr ist eine Bereicherung die durch nichts zu ersetzen ist. Man verbessert
sein Englisch ungemein, lernt eine neue Kultur kennen, erfaehrt viel ueber andere und vor
allem ueber sich selbst und kann Freunde fuers Leben finden. Es ist eine einmalige Erfahrung
die so nicht wiederkommt und genutzt werden sollte.
Wenn es noch Fragen gibt: Philipp_Klink@web.de und ich antworte euch so schnell wie
moeglich. Gerne auch wenn ihr schon in Cardiff seid und Informationen braucht.