Vortrag - Badischer Sportbund Nord eV

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Abbildung 4: Wünsche für das Alter (BKK Bundesverband, 2011, S. 4) Fragt man danach so erhält man am häufigsten zur Antwort: „Gesundheit“, „kein Pflegefall zu werden“ und „zu Hause leben“. Die letztgenannten beiden Punkte zeigen, dass den Menschen ihre Eigenständigkeit und Selbstständigkeit ein sehr hohes Gut ist. Auch wenn Sport und Bewegung nicht alle Pflegefälle verhindern und schon gar nicht alle sozialen Probleme lösen kann, zeigt ein Blick auf die Wirkungen doch sehr deutlich, dass nicht nur Krankheiten und körperlich-seelische Beeinträchtigungen abgemildert, verzögert oder vermieden werden können, sondern diese Effekte einen großen Einfluss darauf haben, dass Menschen möglichst lange vital, mobil und selbstständig bleiben. Welche Auswirkungen haben nun Sport und Bewegung? Mit Verzicht auf Ausführlichkeit, fasse ich knapp die Auswirkungen von regelmäßiger körperlicher Aktivität zusammen, wie sie bsp. das Gesundheitsministerium der USA zusammengetragen hat (U.S. Department of Health and Human Services, 2008, S. 9). Es ist wissenschaftlich eindeutig nachgewiesen, dass Sport und Bewegung positive Auswirkungen auf den Körper, also auf den physiologischen Teil unseres Seins und diesbezügliche Risikofaktoren hat. Zu nennen sind hier u.a. ein geringeres Risiko für koronare Durchblutungsstörungen (u.a. Herzinfarkt), Schlaganfall und Bluthochdruck; für Diabetes mellitus Typ 2 und selbst bei einigen Krebserkrankungen (u.a. Darm-, Brust- und Lungenkrebs) ist inzwischen die präventive Wirkung nachgewiesen. Banal ist die Erkenntnis, dass regelmäßige Bewegung das Gewicht reduziert bzw. Gewichtszunahme vorbeugt und die koordinative Beanspruchung im und durch Sport sich in einem geringeren Sturz- und damit Frakturrisiko niederschlägt. Bewegung und Sport beeinflussen aber auch die psychische Seite unseres Daseins günstig (deshalb der Leibbegriff), beispielsweise die emotionale Ebene (vitale Gestimmtheit). Regelmäßiges Sporttreiben trägt zur Reduktion von Depressionen und einer verbesserten Schlafqualität sowie zur Erhaltung der kognitiven Funktionen bei älteren Menschen bei, fördert also, einfach gesprochen, das Denken. Wenn man dann noch ins Kalkül zieht, dass Sport und Bewegung eine Steigerung der Fitness 6
und des Wohlbefindens bewirken, gerade bei Älteren zu einer besseren Alltagsbewältigung führen und das Risiko vermindern, frühzeitig an lebensstilbezogenen Erkrankungen zu versterben, dann kann man guten Gewissens davon sprechen, dass Sport ein wahres ,Wundermittel‘ mit segensreichen gesundheitsfördernden Effekten ist. Dabei sind die hier benannten Wirkungen nur diejenigen, die wissenschaftlich belegt sind. Würde ein Pharmaunternehmen ein Medikament mit diesen Wirkungen auf den Markt bringen, wären Milliardenumsätze garantiert. Mit Blick auf Gesundheit und Selbstständigkeit brauchen ältere Menschen also dringend Sport und Bewegung! Brauchen aber Ältere Sport im Verein? Die aufgezeigten positiven Wirkungen lassen sich ja auch erzielen, wenn man eigenständig durch Wälder joggt, sich auf der Gymnastikmatte funktionsgerecht seinen Muskelgruppen widmet oder im Schwimmbecken seine Bahnen zieht. Aus meiner Sicht fehlt dabei etwas Entscheidendes. Ich bin der festen Überzeugung, dass gerade älteren Menschen Vereine als Orte der Begegnung und des sozialen Miteinanders gut tun, ja, sie diese oft auch benötigen, damit es ihnen gut geht. Gerade in einer Lebensphase, in der nicht selten bestehende Kontakte und Beziehungen durch schwere Krankheiten oder auch durch Tod wegbrechen, ist eine beständige, verlässliche Gemeinschaft immens wichtig. Sie hilft gerade in solchen Situationen, Vereinsamung zu vermeiden und auch in Situationen gefühlter Ohnmacht gegenüber dem Schicksal neuen Mut und Zuversicht zu initiieren. Vereine bzw. die einzelnen Gruppen in Vereinen funktionieren hier, wie immer wieder zu hören ist, oft wie Großfamilien. Gut funktionierende Vereine können so etwas wie „Heimat“ vermitteln und bieten darüber hinaus die Möglichkeit zur Mit- und Selbstbestimmung, also die Chance, diesen wichtigen Teil des Lebens aktiv mitzugestalten. Vor diesem Hintergrund erhalten z.B. eine Wanderung oder ein Theaterbesuch, von Teilnehmenden selbst organisiert, das Einbringen von Anregungen in die Sportstunde oder auch die gelegentlich eigenständig durchgeführte Übungsstunde ohne Übungsleiter eine neue, lebensbereichernde Dimension. Die Beispiele ließen sich leicht fortsetzen. Brauchen Ältere nur „Gesundheitssport“? Eine weitere Frage, die mich seit langem umtreibt ist die, ob Seniorensport nun ausschließlich Gesundheitssport ist und sein muss? Ich persönlich vertrete mit Nachdruck die Auffassung – und diese wurde aus zahlreichen Gesprächen mit Betroffenen gewonnen – dass Seniorensport nicht nur mit Blick auf die zu erreichenden gesundheitlichen (im Sinne von krankheitsvermeidenden) Wirkungen betrieben werden soll, selbst in sogenannten Gesundheitsgruppen! Der Sport entfaltet dort seine größten Wirkungen, wo er eigentlich „zweckfrei“ betrieben wird, z.B. im Selbst-vergessenen Spiel, im wetteifernden Kräftemessen, im kreativen, von „Innen“ heraus drängenden Gestalten oder im ungestörten, volle Konzentration fordernden Üben. Deutlich bewusst werdende Instrumentalisierungen reduzieren die 7
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