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Machen Medien Schule? 4/06 - Bildungsdirektion - Kanton Zürich

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Fokus<br />

Regel eher eine Softwareanwendung als der Lern-inhalt eines<br />

bestimmten Faches wegleitend. Der Ansatz, die Themen<br />

<strong>Medien</strong> und ICT ohne eigenes Fach in alle Unterrichtsbereiche<br />

zu integrieren, stellte und stellt in der Praxis eine grosse<br />

Herausforderung dar. Er führt zu oft dazu, dass die Auseinandersetzung<br />

mit den neuen Technologien nirgends wirklich<br />

den Platz findet, der ihnen zusteht. Zudem erfordert dieser<br />

Ansatz gleichzeitig von allen Lehrpersonen hohe Kompetenzen<br />

in Bezug auf den inhaltlichen und methodisch-didaktischen<br />

Umgang mit neuen <strong>Medien</strong>.<br />

Gegen Ende der 90er-Jahre wuchsen die Erwartungen an<br />

die ICT, geschürt durch Verheissungen der boomenden New<br />

Economy und eines beispiellosen <strong>Medien</strong>rummels praktisch<br />

ins Unermessliche. Auch das Bildungswesen blieb von dieser<br />

Entwicklung nicht unberührt. Ein vergnüglicheres, müheloses,<br />

rascheres und damit auch praktisch automatisches Lernen<br />

schien dank ICT in Reichweite. Schliesslich platzte die<br />

Dotcom-Blase, und auch bezüglich der Automatisierbarkeit<br />

des Lernens machte sich eine gewisse Ernüchterung breit.<br />

Statt übersteigerter Erwartungen steht heute der reale Mehrwert,<br />

den das Lernen mit neuen Technologien bietet, im Vordergrund.<br />

Dieser Ansatz anerkennt, dass zum Lernen stets<br />

eine eigene Anstrengung erforderlich ist.<br />

ICT und <strong>Medien</strong> sind immer stärker miteinander verbunden.<br />

Offensichtlich ist diese Entwicklung spätestens, seit<br />

das Handy neben einem Telefon auch eine Kamera, ein MP3-<br />

Player, eine Spielkonsole, ein Adressbuch und eine Agenda<br />

ist. Insgesamt haben in den letzten Jahren medienpädagogische<br />

Aspekte an Bedeutung gewonnen. Die <strong>Bildungsdirektion</strong><br />

spricht daher mittlerweile nicht mehr von «Informatik» oder<br />

«Schulinformatik», sondern, wie die Konferenz der kantonalen<br />

Erziehungsdirektoren (EDK), von «<strong>Medien</strong> und ICT».<br />

Neue Herausforderungen<br />

«It's difficult to predict, especially the future.» Diese Aussage<br />

des Physikers Niels Bohr trifft auf den Bereich <strong>Medien</strong> und<br />

ICT in besonderem Mass zu. Er ist geprägt durch Veränderungen,<br />

die meist sehr komplex, schnell und teilweise sprunghaft<br />

verlaufen.Vieles spricht dafür, dass sich die Entwicklung<br />

in den nächsten Jahren so fortsetzen wird. Unter diesen Vorzeichen<br />

besteht die Herausforderung darin, vorausschauend<br />

– soweit möglich – auf Entwicklungen zu reagieren, indem<br />

rechtzeitig neue Potenziale für das Bildungswesen erschlossen<br />

und neue Risiken mit geeigneten Massnahmen bekämpft<br />

werden.<br />

Die dynamischen Entwicklungsverläufe der letzten<br />

zwanzig Jahre haben nicht alle Schulgemeinden, <strong>Schule</strong>n und<br />

Lehrpersonen in gleichem Mass mitgemacht. Dies hat zu einer<br />

heterogenen Situation geführt, welche den Grundsatz<br />

gleicher Bildungsangebote für alle zunehmend gefährdet.<br />

Dabei haben Untersuchungen gezeigt, dass gerade die Volksschule<br />

im Bereich der ICT-Kompetenz einen Ausgleich schaffen<br />

kann zwischen Jungen und Mädchen und zwischen<br />

Jugendlichen mit unterschiedlichem sozioökonomischem<br />

Hintergrund. Die Herausforderung besteht hier darin, durch<br />

mehr Verbindlichkeit in der Umsetzung die <strong>Medien</strong>kompetenz<br />

aller Schülerinnen und Schüler zu erhöhen. Zudem ist<br />

6 Schulblatt des <strong>Kanton</strong>s <strong>Zürich</strong> 4/20<strong>06</strong><br />

dafür zu sorgen, dass durch klar festgelegte Ziele die Beliebigkeit<br />

in der Nutzung der neuen <strong>Medien</strong> verhindert wird,<br />

denn nicht jede Anwendung von ICT im Unterricht ist von<br />

vornherein pädagogisch sinnvoll.<br />

Der Bedarf an Geld, Zeit und Personal für <strong>Medien</strong> und<br />

ICT steht in Konkurrenz zum Bedarf anderer Bereiche des<br />

Bildungswesens. In Zeiten knapper Ressourcen scheint es<br />

naheliegend, bei <strong>Medien</strong> und ICT zu sparen, da hier offensichtlich<br />

schon viel erreicht worden ist und weitere Investitionen<br />

vermeintlich nicht mehr so dringend scheinen. Diese<br />

Einschätzung hat in jüngster Vergangenheit zu diversen Kürzungen<br />

der Ressourcen geführt. Dabei müsste jedoch stets<br />

die grosse Dynamik in diesem Bereich bedacht werden, die<br />

kaum einen Stillstand zulässt und bei mangelnder Unterstützung<br />

rasch zu markanten Verschlechterungen führen kann.<br />

Fazit: Bedeutung anerkennen<br />

Unser Bestreben sollte darauf gerichtet sein, die Chancen,<br />

welche sich aus den neuen Technologien für die Bildung ergeben,<br />

optimal zu nutzen. Anderswo scheint diese Erkenntnis<br />

mit Nachdruck umgesetzt zu werden. Das Deutsche Bundesministerium<br />

für Bildung und Forschung hat das laufende Jahr<br />

zum «Informatikjahr» ausgerufen, verbunden mit vielfältigen<br />

Fördermassnahmen und Aktionen auf allen Bildungsstufen<br />

(www.informatikjahr.de). Der <strong>Kanton</strong> <strong>Zürich</strong> hatte noch vor<br />

wenigen Jahren betreffend ICT an den <strong>Schule</strong>n im nationalen<br />

Vergleich eine führende Position inne. Diese Führungsrolle<br />

haben inzwischen andere <strong>Kanton</strong>e übernommen.<br />

ICT, so die Einschätzung des Zukunftsforschers James<br />

Canton, ist neben Nano-, Bio- und Neurotechnologie eine der<br />

vier Zukunftstechnologien, von denen nach seiner Prognose<br />

die Lösung der globalen Probleme und damit die Zukunft der<br />

Menschheit wesentlich abhängt (Canton, J., 20<strong>06</strong>: Extreme<br />

neue Welt. Berlin).<br />

Auch wer diese Einschätzung nicht teilen mag, wird zugestehen<br />

müssen, dass die Bedeutung von <strong>Medien</strong> und ICT<br />

gegenwärtig bei uns eher unterschätzt wird.<br />

Info: Mit der Broschüre «Erfolgreich unterrichten mit <strong>Medien</strong><br />

und ICT» informiert die <strong>Bildungsdirektion</strong> über ihre Empfehlungen<br />

und Dienstleistungen im Bereich der Integration von<br />

<strong>Medien</strong> und ICT an der Volksschule des <strong>Kanton</strong>s <strong>Zürich</strong>. Sie ist<br />

als Download erhältlich bei www.schulinformatik.ch

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