Machen Medien Schule? 4/06 - Bildungsdirektion - Kanton Zürich
Machen Medien Schule? 4/06 - Bildungsdirektion - Kanton Zürich
Machen Medien Schule? 4/06 - Bildungsdirektion - Kanton Zürich
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
Fokus<br />
Regel eher eine Softwareanwendung als der Lern-inhalt eines<br />
bestimmten Faches wegleitend. Der Ansatz, die Themen<br />
<strong>Medien</strong> und ICT ohne eigenes Fach in alle Unterrichtsbereiche<br />
zu integrieren, stellte und stellt in der Praxis eine grosse<br />
Herausforderung dar. Er führt zu oft dazu, dass die Auseinandersetzung<br />
mit den neuen Technologien nirgends wirklich<br />
den Platz findet, der ihnen zusteht. Zudem erfordert dieser<br />
Ansatz gleichzeitig von allen Lehrpersonen hohe Kompetenzen<br />
in Bezug auf den inhaltlichen und methodisch-didaktischen<br />
Umgang mit neuen <strong>Medien</strong>.<br />
Gegen Ende der 90er-Jahre wuchsen die Erwartungen an<br />
die ICT, geschürt durch Verheissungen der boomenden New<br />
Economy und eines beispiellosen <strong>Medien</strong>rummels praktisch<br />
ins Unermessliche. Auch das Bildungswesen blieb von dieser<br />
Entwicklung nicht unberührt. Ein vergnüglicheres, müheloses,<br />
rascheres und damit auch praktisch automatisches Lernen<br />
schien dank ICT in Reichweite. Schliesslich platzte die<br />
Dotcom-Blase, und auch bezüglich der Automatisierbarkeit<br />
des Lernens machte sich eine gewisse Ernüchterung breit.<br />
Statt übersteigerter Erwartungen steht heute der reale Mehrwert,<br />
den das Lernen mit neuen Technologien bietet, im Vordergrund.<br />
Dieser Ansatz anerkennt, dass zum Lernen stets<br />
eine eigene Anstrengung erforderlich ist.<br />
ICT und <strong>Medien</strong> sind immer stärker miteinander verbunden.<br />
Offensichtlich ist diese Entwicklung spätestens, seit<br />
das Handy neben einem Telefon auch eine Kamera, ein MP3-<br />
Player, eine Spielkonsole, ein Adressbuch und eine Agenda<br />
ist. Insgesamt haben in den letzten Jahren medienpädagogische<br />
Aspekte an Bedeutung gewonnen. Die <strong>Bildungsdirektion</strong><br />
spricht daher mittlerweile nicht mehr von «Informatik» oder<br />
«Schulinformatik», sondern, wie die Konferenz der kantonalen<br />
Erziehungsdirektoren (EDK), von «<strong>Medien</strong> und ICT».<br />
Neue Herausforderungen<br />
«It's difficult to predict, especially the future.» Diese Aussage<br />
des Physikers Niels Bohr trifft auf den Bereich <strong>Medien</strong> und<br />
ICT in besonderem Mass zu. Er ist geprägt durch Veränderungen,<br />
die meist sehr komplex, schnell und teilweise sprunghaft<br />
verlaufen.Vieles spricht dafür, dass sich die Entwicklung<br />
in den nächsten Jahren so fortsetzen wird. Unter diesen Vorzeichen<br />
besteht die Herausforderung darin, vorausschauend<br />
– soweit möglich – auf Entwicklungen zu reagieren, indem<br />
rechtzeitig neue Potenziale für das Bildungswesen erschlossen<br />
und neue Risiken mit geeigneten Massnahmen bekämpft<br />
werden.<br />
Die dynamischen Entwicklungsverläufe der letzten<br />
zwanzig Jahre haben nicht alle Schulgemeinden, <strong>Schule</strong>n und<br />
Lehrpersonen in gleichem Mass mitgemacht. Dies hat zu einer<br />
heterogenen Situation geführt, welche den Grundsatz<br />
gleicher Bildungsangebote für alle zunehmend gefährdet.<br />
Dabei haben Untersuchungen gezeigt, dass gerade die Volksschule<br />
im Bereich der ICT-Kompetenz einen Ausgleich schaffen<br />
kann zwischen Jungen und Mädchen und zwischen<br />
Jugendlichen mit unterschiedlichem sozioökonomischem<br />
Hintergrund. Die Herausforderung besteht hier darin, durch<br />
mehr Verbindlichkeit in der Umsetzung die <strong>Medien</strong>kompetenz<br />
aller Schülerinnen und Schüler zu erhöhen. Zudem ist<br />
6 Schulblatt des <strong>Kanton</strong>s <strong>Zürich</strong> 4/20<strong>06</strong><br />
dafür zu sorgen, dass durch klar festgelegte Ziele die Beliebigkeit<br />
in der Nutzung der neuen <strong>Medien</strong> verhindert wird,<br />
denn nicht jede Anwendung von ICT im Unterricht ist von<br />
vornherein pädagogisch sinnvoll.<br />
Der Bedarf an Geld, Zeit und Personal für <strong>Medien</strong> und<br />
ICT steht in Konkurrenz zum Bedarf anderer Bereiche des<br />
Bildungswesens. In Zeiten knapper Ressourcen scheint es<br />
naheliegend, bei <strong>Medien</strong> und ICT zu sparen, da hier offensichtlich<br />
schon viel erreicht worden ist und weitere Investitionen<br />
vermeintlich nicht mehr so dringend scheinen. Diese<br />
Einschätzung hat in jüngster Vergangenheit zu diversen Kürzungen<br />
der Ressourcen geführt. Dabei müsste jedoch stets<br />
die grosse Dynamik in diesem Bereich bedacht werden, die<br />
kaum einen Stillstand zulässt und bei mangelnder Unterstützung<br />
rasch zu markanten Verschlechterungen führen kann.<br />
Fazit: Bedeutung anerkennen<br />
Unser Bestreben sollte darauf gerichtet sein, die Chancen,<br />
welche sich aus den neuen Technologien für die Bildung ergeben,<br />
optimal zu nutzen. Anderswo scheint diese Erkenntnis<br />
mit Nachdruck umgesetzt zu werden. Das Deutsche Bundesministerium<br />
für Bildung und Forschung hat das laufende Jahr<br />
zum «Informatikjahr» ausgerufen, verbunden mit vielfältigen<br />
Fördermassnahmen und Aktionen auf allen Bildungsstufen<br />
(www.informatikjahr.de). Der <strong>Kanton</strong> <strong>Zürich</strong> hatte noch vor<br />
wenigen Jahren betreffend ICT an den <strong>Schule</strong>n im nationalen<br />
Vergleich eine führende Position inne. Diese Führungsrolle<br />
haben inzwischen andere <strong>Kanton</strong>e übernommen.<br />
ICT, so die Einschätzung des Zukunftsforschers James<br />
Canton, ist neben Nano-, Bio- und Neurotechnologie eine der<br />
vier Zukunftstechnologien, von denen nach seiner Prognose<br />
die Lösung der globalen Probleme und damit die Zukunft der<br />
Menschheit wesentlich abhängt (Canton, J., 20<strong>06</strong>: Extreme<br />
neue Welt. Berlin).<br />
Auch wer diese Einschätzung nicht teilen mag, wird zugestehen<br />
müssen, dass die Bedeutung von <strong>Medien</strong> und ICT<br />
gegenwärtig bei uns eher unterschätzt wird.<br />
Info: Mit der Broschüre «Erfolgreich unterrichten mit <strong>Medien</strong><br />
und ICT» informiert die <strong>Bildungsdirektion</strong> über ihre Empfehlungen<br />
und Dienstleistungen im Bereich der Integration von<br />
<strong>Medien</strong> und ICT an der Volksschule des <strong>Kanton</strong>s <strong>Zürich</strong>. Sie ist<br />
als Download erhältlich bei www.schulinformatik.ch