RdT 1/2010 - Bund gegen Missbrauch der Tiere
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Das Recht <strong>der</strong> <strong>Tiere</strong> 2/<strong>2010</strong><br />
18<br />
E UROPA<br />
STIERKÄMPFE IN KATALONIEN VOR DEM AUS?<br />
PARLAMENT ... UNTERLAUFEN ENTSCHEIDET DEN TIERSCHUTZ<br />
ÜBER ENDE DER GRAUSAMEN TRADITION<br />
Nach <strong>der</strong> Annahme<br />
eines Volksbegehrens<br />
Ende 2009<br />
entscheiden die<br />
Abgeordneten Kataloniensvoraussichtlich<br />
noch in<br />
diesem Sommer<br />
über ein Verbot des<br />
Stierkampfes in<br />
<strong>der</strong> nordöstlichen<br />
Region Spaniens.<br />
Mit 67 zu 59 Stimmen bei drei Enthaltungen<br />
stimmten die Abgeordneten des<br />
katalanischen Regionalparlamentes in<br />
Barcelona am 18. Dezember 2009 für<br />
die Annahme eines Volksbegehrens,<br />
das ein gesetzliches Verbot des Stierkampfes<br />
verlangt. Über 180.000 Bürgerinnen<br />
und Bürger Kataloniens (notwendig<br />
waren 50.000) unterzeichneten<br />
die Volksgesetzinitiative "Plataforma<br />
Prou" ("Genug ist genug"), die eine Än<strong>der</strong>ung<br />
des katalanischen Tierschutzgesetzes<br />
for<strong>der</strong>t. Zwar schützt das bestehende<br />
Gesetz <strong>Tiere</strong> vor Gewalt und<br />
<strong>Missbrauch</strong>, allerdings gilt für Stiere<br />
und Pferde in <strong>der</strong> Corrida eine Ausnahmeregelung.<br />
Für ein endgültiges Verbot des Stierkampfes<br />
muss die Petition von den Par-<br />
lamentsausschüssen in einen entsprechenden<br />
Gesetzentwurf umformuliert<br />
werden, <strong>der</strong> den Abgeordneten dann<br />
noch einmal zur Abstimmung vorgelegt<br />
wird. Die Entscheidung über das<br />
Verbotsgesetz soll in den kommenden<br />
Wochen fallen.<br />
Katalonien ist die wirtschaftlich stärkste<br />
Region Spaniens und zählt 7,4 Millionen<br />
Einwohner. Die Bedeutung des<br />
Stierkampfes ist hier in den vergangenen<br />
Jahrzehnten erheblich gesunken.<br />
Lediglich eine kleine Min<strong>der</strong>heit will<br />
weiterhin unbeirrt an <strong>der</strong> tierquälerischen<br />
und unmenschlichen Tradition<br />
festhalten. Auf breite Unterstützung<br />
stößt die Anti-Stierkampf-Initiative bei<br />
den katalanischen Nationalisten, die<br />
den Stierkampf als "spanischen Import"<br />
und "Tierquälerei" ablehnen.<br />
Gegenwind erhält die Kampagne von<br />
den "spanientreuen" Sozialisten und<br />
<strong>der</strong> "Plattform für die Weiterführung <strong>der</strong><br />
Fiesta", die ein Verbot mit allen Mitteln<br />
abwenden wollen. Sie for<strong>der</strong>n die Einführung<br />
einer schonen<strong>der</strong>en Variante<br />
<strong>der</strong> Corrida, die letztlich jedoch auch<br />
den Tod des Stieres zur Folge hat. Nach<br />
ihren Vorschlägen soll die Leidenszeit<br />
<strong>der</strong> Stiere verkürzt werden, und das Publikum<br />
mehr Möglichkeiten erhalten,<br />
den Stier zu begnadigen. Darüber hinaus<br />
sollen sterbende Stiere künftig mit<br />
einem Stromstoss statt mit einem Dolch<br />
getötet werden. Ferner soll <strong>der</strong> Torero<br />
nur eine begrenzte Zahl von Versuchen<br />
erhalten, dem Stier den Todesstoss zu<br />
versetzen.<br />
Hintergründe zum Stierkampf<br />
Jährlich werden in Spaniens Arenen 40.000 Stiere qualvoll getötet, 100<br />
Stiere in Katalonien. Weltweit kommen jedes Jahr etwa 200 Pferde bei<br />
Corridas ums Leben.<br />
Die große Mehrheit <strong>der</strong> europäischen Bevölkerung lehnt den Stierkampf<br />
ab. Doch obwohl <strong>der</strong> Stierkampf in den meisten EU-Län<strong>der</strong>n verboten ist,<br />
zahlt die Europäische Union jährlich über 30 Millionen Euro an Subventionen<br />
an die spanische Stierkampfindustrie.<br />
Ein gesetzliches Verbot des Stierkampfes in Katalonien hätte eine nicht zu<br />
unterschätzende Signalwirkung auf an<strong>der</strong>e Stierkampfnationen und<br />
könnte den Anfang vom Ende dieses primitiven und blutigen Spektakels<br />
markieren.<br />
Anti-Stierkampf-Demo in Barcelona Text: Mike Ruckelshaus