10.10.2013 Aufrufe

Detail-Bürgergutachten zur Lebensmittelqualität im erweiter ten ...

Detail-Bürgergutachten zur Lebensmittelqualität im erweiter ten ...

Detail-Bürgergutachten zur Lebensmittelqualität im erweiter ten ...

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

Grundlage geschaffen worden sei.<br />

Die Agentur übernehme umfassende<br />

Aufgaben auf dem Gebiet der<br />

Ernährungssicherheit. Es würden<br />

Untersuchungen und Begutachtungen<br />

nach dem Lebensmittelgesetz,<br />

dazu auch veterinärmedizinische<br />

Untersuchungen durchgeführt. Des<br />

weiteren beschäftige sich die Agentur<br />

mit der Bekämpfung und Prävention<br />

von Infektionskrankhei<strong>ten</strong><br />

be<strong>im</strong> Menschen.<br />

Auf die spezifischen Aspekte von<br />

<strong>Lebensmittelqualität</strong> in Frankreich<br />

ging Dr. Burkhard Schaer vom<br />

Ingenieurbüro ECOZEPT ein. Er<br />

beobachtet auch in Frankreich einen<br />

Zuwachs von Fast-Food und<br />

Convenience-Food und einen<br />

Bedeutungsverlust traditioneller<br />

Produkte und Rezepte. <strong>Lebensmittelqualität</strong><br />

werde in Frankreich<br />

stark unter dem Gesichtspunkt<br />

der Qualitäts-Attribute „Herkunft“<br />

und „Gütezeichen“ diskutiert. Der<br />

französische Staat habe bereits zu<br />

Beginn des 20. Jahrhunderts die<br />

Auslobung von Herkunftsgebiet<br />

und Güte reglementiert. Dabei<br />

könne der protektionistische Zug<br />

der damit verbundenen Gütezeichen<br />

und Gesetze aber nicht übersehen<br />

werden. Dem französischen<br />

Verbraucher sei bei der Beurteilung<br />

der <strong>Lebensmittelqualität</strong> vor allem<br />

der Geschmack wichtig, auch wenn<br />

andere Faktoren, wie der Gesundheitswert<br />

und die Lebensmittelsicherheit<br />

an Bedeutung gewönnen.<br />

Carl von Butler vom Generalsekretariat<br />

des Bayerischen Bauernverbandes<br />

sieht durch die<br />

EU-Ost<strong>erweiter</strong>ung die Frage der<br />

<strong>Lebensmittelqualität</strong> zu einem<br />

zentralen Thema werden, da einerseits<br />

die Beitrittsländer stärker<br />

12<br />

landwirtschaftlich geprägt seien<br />

als die bisherigen EU-Mitgliedsstaa<strong>ten</strong><br />

und andererseits die Qualitätsstandards<br />

noch nicht gänzlich<br />

denjenigen der EU entsprächen.<br />

Diese Situation berge Gefahren<br />

für alle 25 zukünftigen EU-Staa<strong>ten</strong>.<br />

Auf der einen Seite liefen die<br />

Landwirtschaf<strong>ten</strong> in den bisherigen<br />

EU-Staa<strong>ten</strong> Gefahr, am Markt nicht<br />

wettbewerbsfähig zu sein, falls nicht<br />

von Anfang an auf einheitliche<br />

Qualitätsstandards <strong>im</strong> Binnenmarkt<br />

geachtet werde. Auf der anderen<br />

Seite liefen die Landwirtschaf<strong>ten</strong><br />

in den Beitrittsländern Gefahr,<br />

zunächst erhebliche Umstellungen<br />

in den Produktionsverfahren vornehmen<br />

zu müssen und die hierfür<br />

erforderlichen Investitionen nicht<br />

leis<strong>ten</strong> zu können oder aber für<br />

Investitionen keine ausreichende<br />

Rendite erzielen zu können, falls<br />

die festgeleg<strong>ten</strong> Qualitätsstandards<br />

nicht von allen Betrieben eingehal<strong>ten</strong><br />

werden. Carl von Butler befürwortet<br />

die Ost<strong>erweiter</strong>ung schon<br />

aus sicherheitspolitischen Gründen<br />

uneingeschränkt. Bei den Produktionsbedingungen,<br />

und damit <strong>im</strong><br />

Bereich der <strong>Lebensmittelqualität</strong>,<br />

müsse aber so schnell wie möglich<br />

ein einheitlicher Standard <strong>im</strong> Binnenmarkt<br />

gel<strong>ten</strong>. Nur die schnelle<br />

Einführung eines einheitlichen <strong>Lebensmittelqualität</strong>sstandards<br />

für die<br />

<strong>erweiter</strong>te EU könne vermeidbare<br />

Schäden vom Verbraucher und der<br />

Landwirtschaft abwenden.<br />

Die <strong>Lebensmittelqualität</strong> in der EU<br />

aus Sicht der Wirtschaft erläuterte<br />

Rechtsanwalt Thomas Mettke. Der<br />

Lebensmittelmarkt sei der umsatzstärkste<br />

Wirtschaftszweig in der<br />

Europäischen Union. Die Ernährung<br />

betreffe am unmittelbars<strong>ten</strong><br />

die menschlichen Grundfunktionen.<br />

Erzeugung, Konservierung und<br />

Verbreitung von Lebensmitteln in<br />

ausreichender Menge und Qualität<br />

seien oft das beherrschende<br />

Thema der Volkswirtschaf<strong>ten</strong> gewesen.<br />

Der Lebensmittelmarkt ist<br />

für Mettke in hohem Maße von der<br />

Technik abhängig. Sie habe zu der<br />

enormen Produktivitätssteigerung,<br />

zu den Fortschrit<strong>ten</strong> in Erzeugung<br />

und Konservierung von Lebensmitteln<br />

beigetragen. Noch nie seien<br />

die Lebensmittel in der Masse so<br />

sicher und qualitativ hochwertig<br />

gewesen wie heute, und trotzdem<br />

nehme die Angst vor Gesundheitsschäden<br />

durch Lebensmittel zu. Der<br />

Lebensmittelmarkt sei in hohem<br />

Maße psychologieabhängig. Die<br />

Ängste der Menschen dürf<strong>ten</strong> aber<br />

nicht verharmlost werden. Lebensmittel<br />

seien auch nicht nur ein Wirtschaftsgut<br />

unter anderen. Die EU<br />

verfolge <strong>im</strong> Binnenmarkt das Prinzip<br />

der gegenseitigen Anerkennung<br />

der Lebensmittelgesetzgebung der<br />

einzelnen Mitgliedsstaa<strong>ten</strong>. Die Erfahrungen<br />

hät<strong>ten</strong> gezeigt, dass die<br />

Qualitätsstandards dadurch nicht<br />

auf das niedrigste Niveau sinken.<br />

Eine vernünftige Politik könne nach<br />

Aussage von Thomas Mettke nicht<br />

darin bestehen, den Unternehmen<br />

der Ernährungswirtschaft best<strong>im</strong>mte<br />

Nahrungsmittelqualitä<strong>ten</strong> vorzuschreiben,<br />

sondern sie müsse darin<br />

bestehen, die Wettbewerbsfähigkeit<br />

der Hersteller zu verbessern und<br />

dadurch das Qualitätsniveau zu<br />

fördern. Niemand anders sei besser<br />

geeignet, die Marktbedürfnisse<br />

zu erfassen, zu analysieren und zu<br />

befriedigen, als die Unternehmen<br />

der Ernährungswirtschaft selbst.<br />

Der europäische Lebensmittelmarkt<br />

müsse offen bleiben für einen<br />

Qualitätswettbewerb.

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!