Roswita Iven-Böer - Stadt Butzbach
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Georg Büchner
und seine Zeit
Friedrich L. Weidig
und sein Wirkungskreis
Zwei Revolutionäre des frühen 19. Jahrhunderts
– ihr Leben, ihr Wirken, ihr Umfeld –
15. Februar – 14. April 2013
Georg Büchner Gedenkjahre 2012 und 2013
Seinen 175. Todestag und seinen 200. Geburtstag
nimmt die Büchner-Biennale zum Anlass, um auf
vielfältigste Weise – Aufführungen, Lesungen, literarische
Spaziergänge, Symposien, Seminare, Schulprojekte,
u. a. m. – an den bedeutenden Schriftsteller,
Naturwissenschaftler, Arzt und Revolutionär Georg
Büchner zu erinnern. Die Wanderausstellung „Georg
Büchner und seine Zeit“, zusammengestellt vom
Hessischen Staatsarchiv Darmstadt und dem Stadtarchiv
Darmstadt, ist nun in Butzbach zu sehen.
Das Büchner-Gedenkjahr 2013
im Museum Butzbach, Färbgasse 16
Mittwoch, 27. Februar 2013, 15.00 Uhr
„Museum am Mittwoch“
Büchner, Weidig und Butzbach – Literaten und
Freiheitskämpfer in unserer engeren Region
Dr. Dieter Wolf, Lichtbildervortrag
Mittwoch, 6. März 2013, 19.00 Uhr
Der Schauspieler Christian Wirmer spielt Büchners
Novelle „Lenz“ als szenischen Monolog
Veranstalter:
Freundes- und Förderkreis Museum Butzbach e. V.
Eintritt frei – Spenden erwünscht !
„Der absolute Höhepunkt im Büchnerhaus“
(Presse Darmstadt 2011)
Am Mittwoch, 20. Februar 2013 um 18.00 Uhr lädt
der Freundes- und Förderkreis in das Museum zur
Jahreshauptversammlung ein. Im Anschluss führt
Dr. Dieter Wolf durch die Sonderausstellung.
35510 Butzbach, Färbgasse 16,
FON 06033 / 995-250, FAX 995-260, museum@stadtbutzbach.de
Öffnungszeiten
Mo bis Fr 14 – 17 Uhr
Sa, So und Feiertag 10.00-12.00 und 14.00-17.00 Uhr
Freitag, 15. Februar 2013, 19.00 Uhr,
Museum, Färbgasse 16
Zum 222. Geburtstag Friedrich Ludwig Weidigs
(* 15. Februar 1791 in Oberkleen; † 23. Februar
1837 in Darmstadt) findet die feierliche Eröffnung
der Wanderausstellung der Darmstädter Archive
„Georg Büchner und seine Zeit“ statt.
Programmfolge:
Begrüßung
Michael Merle, Bürgermeister
Grußwort
Dr. Klaus-Dieter Rack,
Hessisches Staatsarchiv Darmstadt
Friedrich Ludwig Weidig, Kurzreferat
Dr. Dieter Wolf, Museum Butzbach
„Friede den Hütten ! Krieg den Pallästen !“
Szenen und Filmsequenzen aus Weidigs Leben,
zusammengestellt von einem Deutschkurs des
Weidiggymnasiums Butzbach
Einführung zur Ausstellung
Matthias Gröbel,
Hessisches Staatsarchiv Darmstadt
1. Vorsitzender der Georg-Büchner-Gesellschaft,
Marburg
Die Ausstellung wird ergänzt um ausgewählte,
teils einmalige Exponate zu Friedrich Ludwig
Weidig und Georg Büchner aus den Beständen
des Museums und Stadtarchivs Butzbach mit
dem angeschlossenen Weidig-Forschungsarchiv
(zahlreiche wertvolle Originaltexte und Objekte).
Wir freuen uns auf Ihren Besuch!
Magistrat der Stadt Butzbach, Museum
Dr. Friedrich Ludwig Weidig (1791-1837)
In der frühen deutschen Demokratiebewegung
nimmt die hessische Kleinstadt Butzbach eine
besondere Stellung ein: Hier lebte und wirkte
Weidig, Pädagoge, Theologe, Turner, Demokrat
und Freiheitskämpfer. Ab 1812 hatte Weidig die
Stelle des Konrektors bzw. ab 1826 die des Rektors
der Butzbacher Knabenschule inne. Er prägte
Generationen von Schülern, bis er 1834 nach
Obergleen im Vogelsberg zwangsversetzt wurde.
F. L. W., am 15. Feb. 1791 geboren in Oberkleen,
kam 1803 nach Butzbach. Als Konrektor führte er
1814 das Schülerexerzieren ein und gründete
nach dem Vorbild des sog. Turnvaters Jahn auf
dem Schrenzer den ersten Turnplatz in Hessen.
Bereits 1818 geriet er ins Visier der politischen
Polizei des Deutschen Bundes, weil er weder im
Unterricht noch auf der Kanzel einen Hehl aus
seiner oppositionellen Haltung machte. Dabei
drängte er meist auf die Einführung rechtsstaatlicher,
demokratischer Grundsätze, z. B. auf die
Ratifizierung einer Verfassung im Großherzogtum
und ihre Einhaltung.
Ab 1831 zwang ihn seine politische Tätigkeit zunehmend
in den Untergrund. Er beteiligte sich
u. a. an der Vorbereitung des Hambacher Festes
(1832). 1833 wurde er erstmals für 50 Tage inhaftiert.
Dies hinderte ihn nicht, sich an der Herausgabe
und Verbreitung von illegalen Zeitschriften
und Flugblättern zu beteiligen. „Der Hessische
Landbote“ – verfasst 1834 von Büchner und von
Weidig redigiert – zählt zu den bekanntesten. Den
sozialkritischen Inhalt des revolutionären Blattes
wertete die Obrigkeit als Hochverrat. Weidig
wurde im April 1835 verhaftet und zunächst in
Friedberg, später im Arresthaus Darmstadt eingekerkert,
wo er sich nach fast zweijähriger qualvoller
Haft mit unmenschlichen Verhörmethoden
am 23. Februar 1837 das Leben nahm.
Georg Büchner (1813-1837)
Erst posthum gelangte Büchner als Dichter und
Schriftsteller zu Weltruhm. Seine Hauptwerke
wurden teils Jahrzehnte nach seinem Tod publiziert
oder uraufgeführt („Dantons Tod“, Erstaufführung
1902; „Woyzeck“, veröffentlicht 1878;
„Leonce und Lena“, veröffentlicht 1850). Seine
Bedeutung als Revolutionär ist eher zweitrangig.
Büchner, am 17. Okt. 1813 in Goddelau geboren,
nahm mit einem Reifezeugnis, das ihm „gute
Anlagen“ und einen „klaren und durchdringenden
Verstand“ bescheinigte, an der Universität Straßburg
1831 das Studium der vergleichenden Anatomie
auf. Hier begeisterte er sich für die Ideen
der Französischen Revolution. Um sein Studium
abzuschließen, wechselte er nach Gießen im
Großherzogtum Hessen. Die restriktiven politischen
Verhältnisse trieben den Freigeist hier zu
illegalen Aktivitäten. 1834 gründete er mit ehem.
Schulkameraden aus Darmstadt die konspirative
„Gesellschaft der Menschenrechte“. Der Entwurf
eines revolutionären Flugblatts, die Urschrift des
„Hessischen Landboten“, führte ihn 1834 wiederholt
nach Butzbach in den konspirativen Kreis um
F. L. Weidig – Verbündete im Geiste, die beim
Druck wie auch der Verbreitung des Blattes behilflich
sein konnten. Hier stieß er auf den Weidigschüler
Wilhelm Braubach, mit dem ihn bald eine
enge (Brief-)Freundschaft – Deckname „Kater“ –
verband. Mit Weidig selbst gab es jedoch Differenzen,
da Büchner deutlich radikalere Ansichten
vertrat. Die von Weidig entschärfte Druckversion
des „Hessischen Landboten“ kritisierte Büchner
heftig, da ihr die Grundintension genommen sei !
Nach dem Verrat des illegalen Unternehmens floh
Büchner 1835 nach Straßburg ins Exil, von dort
ging er nach Zürich, wo er 1836 promovierte und
die Stelle eines Privatdozenten antrat. Hier erlag
er am 19. Februar 1837 einer Typhuserkrankung.
Die Sammlung A. W. Heil
Alexander Wilhelm Heil (1871-1952), Bäcker,
Nudelfabrikant, Literat und Heimatforscher, hat
die wertvolle Sammlung von Graphiken aus der
Zeit des Vormärz und der Revolution von
1848/1849 und die zugehörige Fachbibliothek mit
zeitgenössischer und später erschienener Literatur
zu diesem Themenbereich wohl zum großen
Teil in den 1920er und 30er Jahren zusammentragen.
Der demokratisch-republikanisch gesinnte
Fabrikant entwickelte bereits früh ein besonderes
Interesse an der Person Weidigs und den politisch
fortschrittlichen Ideen des Vormärz und der
Paulskirchendemokratie. Seine politische Überzeugung
und der Schwerpunkt seiner Sammel-
tätigkeit stehen ohne Zweifel in engem Zusammenhang.
Seinem unermüdlichen Sammeleifer ist
es zu verdanken, dass der Grundstock der Sammlung
etwa 830 graphische Einzelblätter und rund
2.500 Bibliothekarien aus der Mitte des 19. Jahrhunderts
umfasst. Die teils seltenen Publikationen
enthalten mehr als 300 Druckgraphiken, so
dass die Sammlung insgesamt weit über 1.000
Druckgraphiken allein zur Vormärzzeit und vor
allem zur Revolution 1848/49 umfasst. Dieser
bedeutende Bestand wurde 1989 erworben und
bildet nun den Kern des „Weidig-Forschungs-
archivs“. Mit dem umfangreichen Katalog von Dr.
Annette Reiter, Die Sammlung A. W. Heil, Politische
Druckgraphik des Vormärz und der Revolution
1848/49 ist ein Standardwerk entstanden (432
Seiten, ca. 500 Abb., 20,00 EUR). Die Butzbacher
Sammlung A. W. Heil zählt heute zu den wichtigsten
Beständen deutscher Revolutionsgraphik. Im
Rahmen der Ausstellung sind etliche ausgewählte
Stücke der Sammlung A. W. Heil zu sehen.