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Architektur im Detail, Weil am Rhein, Architektur Herzog & de Meuron

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VitraHaus, <strong>Weil</strong> <strong>am</strong> <strong>Rhein</strong><br />

<strong>Architektur</strong> <strong>Herzog</strong> & <strong>de</strong> <strong>Meuron</strong><br />

Home Collection<br />

Im Jahr 2004 lancierte Vitra eine Home Collection, in <strong>de</strong>r Designklassiker ebenso vertreten<br />

sind wie Re-Editionen und Produkte zeitgenössischer Designer. Bislang vornehmlich <strong>im</strong><br />

Bereich <strong>de</strong>r Büroeinrichtung tätig und mehrheitlich auf Geschäftskun<strong>de</strong>n fokussiert,<br />

erschloss sich Vitra dadurch eine neue Zielgruppe: <strong>de</strong>signorientierte Einzelkundinnen und -<br />

kun<strong>de</strong>n.<br />

Mangel an Ausstellungsflächen auf <strong>de</strong>m Vitra C<strong>am</strong>pus<br />

Die Spannbreite <strong>de</strong>r Home Collection kann kaum in Vitra-Schauräumen o<strong>de</strong>r <strong>im</strong> Fachhan<strong>de</strong>l<br />

gezeigt, son<strong>de</strong>rn nur ausschnitthaft ange<strong>de</strong>utet wer<strong>de</strong>n. Bisher waren dafür allerdings auch<br />

auf <strong>de</strong>m Vitra C<strong>am</strong>pus in <strong>Weil</strong> <strong>am</strong> <strong>Rhein</strong> keine geeigneten Räumlichkeiten vorhan<strong>de</strong>n: Das<br />

1989 eröffnete Vitra Design Museum bleibt Ausstellungen zu Design und <strong>Architektur</strong><br />

vorbehalten, das inmitten <strong>de</strong>s Produktionsgelän<strong>de</strong>s gelegene Feuerwehrhaus von Zaha<br />

Hadid (1993) fungiert als Raum für Spezialevents und ist nur <strong>im</strong> Rahmen von Führungen<br />

zugänglich. Der kleine Shop zwischen Museum und Werkstor war ohnehin längst an seine<br />

räumlichen Grenzen gestossen.<br />

Schon 2001 hatten <strong>Herzog</strong> & <strong>de</strong> <strong>Meuron</strong> eine Studie vorgelegt, wie sich die<br />

Ausstellungsbereiche auf <strong>de</strong>m Vitra C<strong>am</strong>pus erweitern liessen, ohne die<br />

Produktionsaktivitäten zu beeinträchtigen. Die Basler schlugen d<strong>am</strong>als vor, eine in<br />

unmittelbarer Nähe gelegene Fabrikhalle umzubauen und sie mit <strong>de</strong>m Museum durch ein<br />

brückenartiges Bauwerk zu verbin<strong>de</strong>n. Das Konzept wur<strong>de</strong> nicht realisiert, doch <strong>Herzog</strong> & <strong>de</strong><br />

<strong>Meuron</strong> blieben Vitra verbun<strong>de</strong>n.<br />

Der Launch <strong>de</strong>r Home Collection <strong>im</strong> Jahr 2004 verschaffte <strong>de</strong>r Frage, wie die<br />

Ausstellungsflächen zu erweitern wären, neue Aktualität – 2006 erhielten <strong>Herzog</strong> & <strong>de</strong><br />

<strong>Meuron</strong> <strong>de</strong>n Auftrag, das VitraHaus für die Home Collection zu entwerfen und d<strong>am</strong>it das<br />

hochkarätige Ensemble <strong>de</strong>r Vitrabauten um ein Gebäu<strong>de</strong> zu ergänzen, <strong>de</strong>m dank seiner<br />

exponierten Lage und seiner markanten Gestalt die Funktion einer Markierung <strong>de</strong>s Vitra<br />

C<strong>am</strong>pus zukommt. Da Vitra das Gelän<strong>de</strong> eines unmittelbar nördlich <strong>de</strong>s Werksgelän<strong>de</strong>s<br />

ansässigen Autohauses hatte erwerben können, liess sich eine <strong>de</strong>utliche Trennung zwischen<br />

öffentlichen Besucherbereichen und Produktionsstätten umsetzen. Dies um so mehr, als die<br />

Hauptanlieferung zukünftig nicht mehr über die auch als Besuchereingang fungieren<strong>de</strong><br />

Werkspforte neben <strong>de</strong>m Vitra Design Museum erfolgt, son<strong>de</strong>rn über ein Tor südöstlich <strong>de</strong>s


Konferenzzentrums von Tadao Ando. Die Wegstrecken von Besucherinnen und Besuchern<br />

einerseits und <strong>de</strong>m Werksverkehr an<strong>de</strong>rerseits sind d<strong>am</strong>it entflochten.<br />

Urhaus und Häuserstapel<br />

Das Konzept <strong>de</strong>s VitraHaus verbin<strong>de</strong>t zwei Themen, die <strong>im</strong> Œuvre von <strong>Herzog</strong> & <strong>de</strong> <strong>Meuron</strong><br />

wie<strong>de</strong>rholt behan<strong>de</strong>lt wur<strong>de</strong>n: das Thema <strong>de</strong>s Urhauses und das <strong>de</strong>r Stapelung von<br />

Räumen. Mit <strong>de</strong>m puristisch reduzierten Satteldachhaus, das archaisch und zeitlos zugleich<br />

wirkt, haben sich die Architekten seit Anbeginn ihrer beruflichen Tätigkeit befasst – <strong>de</strong>r<br />

Bogen spannt sich vom berühmten Erstlingswerk, <strong>de</strong>m «Blauen Haus» in Oberwil (1978-80),<br />

über das Haus Rudin <strong>im</strong> elsässischen Leymen (1996/97) bis hin zum Eingangsgebäu<strong>de</strong> <strong>de</strong>s<br />

Schaulagers in Münchenstein bei Basel (1998-2003). In <strong>Weil</strong> <strong>am</strong> <strong>Rhein</strong> lag es beson<strong>de</strong>rs<br />

nahe, auf die I<strong>de</strong>e <strong>de</strong>s Urhauses aus fünf Flächen (zwei Wän<strong>de</strong>, zwei Deckenschrägen, eine<br />

Bo<strong>de</strong>nplatte) zurückzukehren, weil es sich um ein Ausstellungsgebäu<strong>de</strong> han<strong>de</strong>lt, in <strong>de</strong>m<br />

Einrichtungsgegenstän<strong>de</strong> für <strong>de</strong>n häuslichen Gebrauch präsentiert wer<strong>de</strong>n. Die Proportionen<br />

und D<strong>im</strong>ensionen <strong>de</strong>r Räume erinnern mithin an vertraute, wohnlich konnotierte<br />

Raumsituationen – die Architekten sprechen vom «domestic scale» – und nicht an die<br />

puristische Ästhetik eines Galerieraums in Form eines «white cube».<br />

Die einzelnen «Häuser», die <strong>im</strong> Allgemeinen einem Präsentationsraum entsprechen, wer<strong>de</strong>n<br />

in<strong>de</strong>s als abstrakte Elemente aufgefasst; sie sind mit wenigen Ausnahmen nur an <strong>de</strong>n<br />

Stirnseiten verglast und wirken gleichs<strong>am</strong> extrudiert, als seien sie in einer Strangpresse<br />

entstan<strong>de</strong>n und dann abgeschnitten wor<strong>de</strong>n – Parallelen zum maschinellen<br />

Fabrikationsprozess von Möbeln waren durchaus erwünscht. In insges<strong>am</strong>t fünf Ebenen<br />

übereinan<strong>de</strong>rgeschichtet und zum Teil atemberaubend bis zu 15 Meter auskragend, ergeben<br />

die zwölf Häuser, <strong>de</strong>ren Bo<strong>de</strong>nplatten jeweils in die Giebelbereiche <strong>de</strong>r darunter befindlichen<br />

Ebene einschnei<strong>de</strong>n, eine dreid<strong>im</strong>ensionale Assemblage – einen Häuserhaufen, <strong>de</strong>r<br />

zunächst beinahe chaotisch anmutet.<br />

Das Thema <strong>de</strong>r wie zufälligen Stapelung raumhaltiger Elemente fin<strong>de</strong>t sich um das Jahr<br />

2005 in <strong>de</strong>n Entwürfen von <strong>Herzog</strong> & <strong>de</strong> <strong>Meuron</strong> mehrfach. Der erste Entwurf für die<br />

Erweiterung <strong>de</strong>r Tate Mo<strong>de</strong>rn in London (2006) zeigte einen elfgeschossigen Stapel<br />

orthogonaler Körper, die als Galeriesäle, Café, Bar und Veranstaltungsräume konzipiert<br />

waren. Die vage zur Form einer Pyr<strong>am</strong>i<strong>de</strong> gestapelten Räume sollten wie «lofts» anmuten<br />

und durch eine expressive Erschliessungsstruktur verbun<strong>de</strong>n wer<strong>de</strong>n. Eine weitere Variation<br />

<strong>de</strong>s Themas stellt das Business Center für das biopharmazeutische Unternehmen Actelion in<br />

Allschwil bei Basel dar, mit <strong>de</strong>ssen Planung 2005 begonnen wur<strong>de</strong>. Hier sind es mit<br />

Beton<strong>de</strong>cken versehene und verglaste Hohlkastenträger, die als «office be<strong>am</strong>s»


übereinan<strong>de</strong>r gelegt wur<strong>de</strong>n und sich an <strong>de</strong>n vier Erschliessungskernen überschnei<strong>de</strong>n. Mit<br />

<strong>de</strong>n schmalen Büroriegeln antworteten die Architekten auf <strong>de</strong>n Wunsch <strong>de</strong>r Auftraggeber, die<br />

Arbeitsplätze unter Verzicht auf Grossraumstrukturen in kleinen, überschaubaren und<br />

zugleich flexiblen Einheiten anzuordnen.<br />

Formwahl und Formopt<strong>im</strong>ierung<br />

Wur<strong>de</strong>n bei <strong>de</strong>n Projekten für London und Allschwil boxähnliche Elemente gestapelt, so<br />

führte die archaische Hausform in <strong>Weil</strong> zu einer noch komplexeren Geometrie: Wo räumliche<br />

Verbindungen zwischen <strong>de</strong>n unterschiedlichen Ebenen hergestellt wer<strong>de</strong>n sollen, müssen<br />

die Elemente ineinan<strong>de</strong>r einschnei<strong>de</strong>n. Eine Unzahl von Mo<strong>de</strong>llen und Entwürfen zeigt <strong>de</strong>n<br />

aufwendigen Formfindungs- und Opt<strong>im</strong>ierungsprozess. Das Projektte<strong>am</strong> exper<strong>im</strong>entierte mit<br />

Verschneidungen <strong>de</strong>r Häuser in verschie<strong>de</strong>nen Winkeln, mit unterschiedlichen<br />

Dachneigungen und Dachformen wie Satteldach, Walmdach, Flachdach, Pultdach. Anfangs<br />

fan<strong>de</strong>n sich auch gleichs<strong>am</strong> auf die Seite gelegte Häuser sowie die I<strong>de</strong>e, Möbel in die<br />

Wän<strong>de</strong> einzugiessen. Am En<strong>de</strong> verzichtete man auf allzu anekdotische Wirkungen – aus <strong>de</strong>r<br />

Erkenntnis heraus, dass das Gebäu<strong>de</strong> mit seinen Überlagerungen und Überschneidungen<br />

schon komplex genug ist und durch ein Zuviel an Unterschiedlichkeit letztlich an Wirkung<br />

verlöre.<br />

Die einzelnen Häuser zeigen sich keinesfalls gleich: die fünf <strong>de</strong>s Erdgeschosses sind<br />

merklich kürzer und breiter, und auch in <strong>de</strong>n oberen Geschossen variieren Breite, Länge und<br />

Dachneigung. Dennoch ergibt sich ein einheitlicher Ausdruck. Dazu trägt nicht zuletzt <strong>de</strong>r<br />

Anthrazitfarbton <strong>de</strong>s Äusseren bei. In Ortbeton mit massiver Armierung, aber ohne<br />

Vorspannung errichtet, liess sich das VitraHaus aufgrund seiner komplexen Geometrie nicht<br />

sinnvoll mit zweischaligen Betonwän<strong>de</strong>n versehen. Innen verklei<strong>de</strong>n Gipskartonplatten,<br />

aussen Wärmedämmverbundsysteme die Tragstruktur. Die Putzhaut wur<strong>de</strong> schliesslich<br />

anthrazitfarben gestrichen – ein Farbton, <strong>de</strong>r nicht nur mit <strong>de</strong>m Bitumen <strong>de</strong>r Dächer<br />

korreliert, son<strong>de</strong>rn das Gebäu<strong>de</strong> gleichs<strong>am</strong> «er<strong>de</strong>t» und mit <strong>de</strong>r Landschaft verbin<strong>de</strong>t. Drei<br />

unterschiedlich materialisierte Gebäu<strong>de</strong> stehen jetzt auf <strong>de</strong>m Proszenium <strong>de</strong>s Vitra C<strong>am</strong>pus:<br />

<strong>de</strong>r in Sichtbeton ausgeführte Konferenzpavillon von Tadao Ando, das strahlend weisse Vitra<br />

Design Museum von Frank Gehry und das anthrazitfarbene VitraHaus von <strong>Herzog</strong> & <strong>de</strong><br />

<strong>Meuron</strong>.


Rundgang durch die geschichtete Stadt<br />

Wie eine kleine, in die Vertikale geschichtete Stadt fungiert das VitraHaus als neuer Auftakt<br />

<strong>de</strong>s C<strong>am</strong>pus. Ein holzbeplankter Platz bil<strong>de</strong>t das offene Zentrum, um das sich fünf Gebäu<strong>de</strong><br />

gruppieren. Auf <strong>de</strong>r einen Seite fin<strong>de</strong>n sich als separate Einheiten ein kleiner<br />

Konferenzbereich (Haus D) und ein Ausstellungsbereich für die Stuhls<strong>am</strong>mlung <strong>de</strong>s Vitra<br />

Design Museums (Haus E), auf <strong>de</strong>r an<strong>de</strong>ren Seite ein Konglomerat aus <strong>de</strong>m Vitra Design<br />

Museum Shop (Haus C), <strong>de</strong>m Foyer mit Rezeption und Gar<strong>de</strong>robe (Haus B) sowie einem<br />

Café (Haus A) mit <strong>im</strong> Sommer nutzbarer Aussenterrasse. Holzbänke, die direkt in die<br />

Betonwän<strong>de</strong> eingepasst sind, la<strong>de</strong>n die Besucher zum Verweilen ein.<br />

So einla<strong>de</strong>nd die Wen<strong>de</strong>ltreppe neben <strong>de</strong>m Eingang <strong>im</strong> Foyer auch sein mag – <strong>de</strong>r<br />

empfohlene Rundgang für Besucherinnen und Besucher beginnt <strong>im</strong> obersten Geschoss, das<br />

man über <strong>de</strong>n Lift erreicht. Nur an dieser Stelle sind sämtliche Geschosse durch einen<br />

gemeins<strong>am</strong>en Erschliessungskern verbun<strong>de</strong>n. Tritt man aus <strong>de</strong>m Lift, so bietet die verglaste<br />

Nordseite <strong>de</strong>s Raums (Haus L) einen grandiosen Ausblick auf <strong>de</strong>n Tüllinger Hügel. Auf <strong>de</strong>r<br />

Gegenseite – hier ist die Glasfront zugunsten einer Aussenterrasse zurückgesetzt – eröffnet<br />

sich ein Panor<strong>am</strong>a auf Basel mit seiner pharmazeutischen Industrie. Wie sich be<strong>im</strong> Weg<br />

durch das Haus erweist, ist die Ausrichtung <strong>de</strong>r Häuser keinesfalls zufällig erfolgt, son<strong>de</strong>rn<br />

auf die Ausblicke abgest<strong>im</strong>mt. Mal gerät <strong>de</strong>r Schwarzwald ins Sichtfeld, mal die Vogesen,<br />

mal die Stadt Basel; bewegt man sich nach unten, so sieht man die nähere Umgebung: die<br />

Streuobstwiesen, <strong>de</strong>n <strong>im</strong> Gleisfeld <strong>de</strong>r Eisenbahnerstadt <strong>Weil</strong> stehen<strong>de</strong>n alten Wasserturm,<br />

<strong>de</strong>n Vitra C<strong>am</strong>pus selbst.<br />

Das oberste Geschoss ist einem Querschnitt durch die Home Collection vorbehalten, eine<br />

Treppe leitet hinunter zu <strong>de</strong>n Vitra Classics (Haus K), eine Wen<strong>de</strong>ltreppe an <strong>de</strong>r<br />

Verschneidung zweier Geschosse weiter in das zweite Obergeschoss, das aus zwei Vförmig<br />

verbun<strong>de</strong>nen Häusern besteht. Die Komplexität <strong>im</strong> Inneren wird nicht nur durch die<br />

winkelförmige Verschneidung <strong>de</strong>r einzelnen Häuser erzielt, son<strong>de</strong>rn auch durch die<br />

Integration eines zweiten geometrischen Konzepts. Sämtliche Treppen sind in organisch<br />

ausschwingen<strong>de</strong>, sich gleichs<strong>am</strong> wurmartig durch die einzelnen Ebenen fressen<strong>de</strong> Volumina<br />

integriert: Mal öffnen sich spannen<strong>de</strong> Sichtbeziehungen zwischen <strong>de</strong>n unterschiedlichen<br />

Häusern, mal versperren die Einbauten <strong>de</strong>n Blick. Eine theatralische Treppe – <strong>Herzog</strong> & <strong>de</strong><br />

<strong>Meuron</strong> nutzten hier die Dachschräge <strong>de</strong>s darunter stehen<strong>de</strong>n Hauses – führt hinunter auf<br />

die Ebene <strong>de</strong>s ersten Obergeschosses, das Z-förmig aus drei Häusern (F, G, H) besteht –<br />

zwei parallel, eines diagonal. Über die letzte Wen<strong>de</strong>ltreppe gelangt man zum Shop und<br />

d<strong>am</strong>it zurück zum Ausgangspunkt <strong>de</strong>s Rundgangs.


Gehe<strong>im</strong>e Welt<br />

Mit max<strong>im</strong>alen 57 Metern Länge, 54 Metern Breite und 21,30 Metern Höhe überragt das<br />

VitraHaus die übrigen Gebäu<strong>de</strong> <strong>de</strong>s C<strong>am</strong>pus. Ziel war bewusst kein horizontales Gebäu<strong>de</strong>,<br />

wie es für Produktionshallen typisch ist, son<strong>de</strong>rn ein spars<strong>am</strong> mit <strong>de</strong>m Bo<strong>de</strong>n umgehen<strong>de</strong>s,<br />

vertikal ausgerichtetes Bauwerk, das in mehrfacher Hinsicht Überblick gewährt: Überblick<br />

über die umgeben<strong>de</strong> Landschaft und <strong>de</strong>n Produktionsstandort, aber auch über die Home<br />

Collection. Innen- und Aussenraum durchdringen sich ebenso wie die zwei Formenwelten;<br />

die orthogonal-polygonale, von aussen ablesbare, und die organische, die <strong>im</strong>mer wie<strong>de</strong>r mit<br />

räumlichen Überraschungen aufwartet, die – so <strong>Herzog</strong> & <strong>de</strong> <strong>Meuron</strong> – «gehe<strong>im</strong>e Welt» mit<br />

ihrem suggestiven, fast labyrinthischen Charakter.<br />

Die Grösse <strong>de</strong>s Grundstücks ermöglichte es, das Gebäu<strong>de</strong> weit von Vitra Design Museum<br />

und Pforte abzurücken, so dass die landschaftsprägen<strong>de</strong>n Streuobstwiesen auf <strong>de</strong>m<br />

vorgelagerten Terrain ihre Fortsetzung fin<strong>de</strong>n können. Das VitraHaus besitzt eine Tagesund<br />

eine Nachtansicht. Denn abends verkehrt sich die Blickrichtung: Sieht man tagsüber aus<br />

<strong>de</strong>m VitraHaus in die Landschaft, so strahlt das von innen beleuchtete Gebäu<strong>de</strong> bei<br />

Dunkelheit nach aussen, während seine eigene Form sich auflöst. Die Räume öffnen sich,<br />

die verglasten Stirnen wer<strong>de</strong>n sozusagen zu Vitrinen, die über <strong>de</strong>m Vitra C<strong>am</strong>pus und <strong>de</strong>r<br />

Umgebung leuchten.

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