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Literarische und psychoanalytische ... - christophe+solioz

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Christophe Solioz<br />

<strong>Literarische</strong> <strong>und</strong> <strong>psychoanalytische</strong><br />

Seelenforschung bei<br />

Lou Andreas-Salomé


Université de Genève<br />

Faculté de lettres<br />

Département d’allemand<br />

Mémoire de licence<br />

© Christophe Solioz (1988 für den Originaltext ; 2008 für das neue Layout<br />

<strong>und</strong> die Bibliographie)


Inhaltsverzeichnis<br />

1. Ausgangslage 4<br />

2. Schriftstellerin oder Psychoanalytikerin?<br />

2.1. Was die heutige Rezeptionsgeschichte lehrt 11<br />

2.2. Wider eine lückenhafte Interpretation des Stils 12<br />

2.3. „Sie wissen doch nicht was Sie sagen!“ 16<br />

2.4. Und – vom Schicksal einer Konjunktion 20<br />

3. <strong>Literarische</strong> <strong>und</strong> wissenschaftliche Arbeit: ein Werk<br />

zwischen Konstruktion <strong>und</strong> Rekonstruktion<br />

3.1. Versuch, ein Interpretationsschema herauszuarbeiten 25<br />

3.2. Kennzeichen des Werkes von Lou Andreas-Salomé 28<br />

3.3. <strong>Literarische</strong> <strong>und</strong> theoretische Verarbeitung 33<br />

3.3.1. Ruth – zwischen Fre<strong>und</strong>schaft <strong>und</strong> Liebe 34<br />

3.3.2. Eine Ausschweifung – Beispiel einer Durcharbeitung 41<br />

3.3.3. Ma – Mütterlichkeit im Werk von Andreas-Salomé 44<br />

3.3.4. Die Tarnkappe – Zwischen Dichtung <strong>und</strong> Wahrheit 51<br />

3.4. Zwischen Konstruktion <strong>und</strong> Rekonstruktion 53<br />

3.5. Empirische Realität, psychische Realität <strong>und</strong> Dichtung 55<br />

4. Abseits der Wertfrage? 59<br />

Anhang<br />

A. Versuch einer Einteilung der Werke nach Gattungen 63<br />

B. Klassifikation nach Hauptmotiven <strong>und</strong> nach Hauptthemen 64<br />

C. Versuch einer Periodisierung 65<br />

D. Beispiel einer theoretischen <strong>und</strong> literarischen Verarbeitung 66<br />

Bibliographie<br />

A. Schriften von Lou Andreas-Salomé 67<br />

B. Sek<strong>und</strong>ärliteratur zur Person <strong>und</strong> zum Werk 78<br />

C. Allgemeine Literatur 83<br />

3


1. Ausgangslage<br />

Indem der traumgewaltigste Durchbruch zusammengeht<br />

mit der gewaltigsten Realforderung an den andern<br />

Menschen, ist doch der Geliebte kaum mehr als<br />

das Stück Realität, das einen Dichter zu einer Dichtung<br />

treibt, die nicht den mindesten Bezug zu sonstigen<br />

Verwendungen ihres Gegenstandes in der Welt der<br />

Praxis nehmen kann. Wir alle sind Dichter mehr noch,<br />

als wir verständige Menschen sind; das, was wir, im<br />

tiefsten Sinne, dichtend sind, ist mehr noch, als was<br />

wir wurden, – abseits der Wertfrage, tief, tief unter<br />

ihr, einfach in der Unumstößlichkeit, wodurch das bewusste<br />

Menschentum sich auseinanderzusetzen hat mit<br />

dem, wovon es selbst nur getragen wird <strong>und</strong> woran es<br />

sich untereinander auszukennen versuchen muß.<br />

Lou Andreas-Salomé, Lebensrückblick, Insel, 1974, S.<br />

34.<br />

Mit diesen Worten von Lou Andreas-Salomé möchte ich meine Ehrfurcht 1<br />

vor ihrem Schreiben <strong>und</strong> vor ihrem Werk ausdrücken. Eine Haltung die ich<br />

mit folgender Passage aus Rilkes Briefe an einen jungen Dichter verdeutlichen<br />

möchte:<br />

Kunst-Werke sind von einer unendlichen Einsamkeit <strong>und</strong> mit nichts so wenig erreichbar<br />

als mit Kritik. Nur Liebe kann sie erfassen <strong>und</strong> halten <strong>und</strong> kann gerecht sein<br />

gegen sie. 2<br />

Doch ein „mystischer Kunstliebhaber“ bin ich nicht, <strong>und</strong> mein Urteil über das<br />

Werk von Lou Andreas-Salomé soll auch kein „potztausend“ sein 3 . In seiner<br />

Arbeit über den Begriff der Kunstkritik in der deutschen Romantik erinnert<br />

Walter Benjamin daran, dass Friedrich Schlegel von der Aufgabe der Kritik<br />

1 Ein bedeutendes Wort für Lou Andreas-Salomé, siehe im Lebensrückblick, S. 24-5.<br />

2 Brief an Franz Xaver Kappus vom 23. April 1903. Zitiert nach Insel Ausgabe der Briefe in<br />

drei Bänden, 1987, Bd. 1, S. 50. Ebenso deutlich steht es im Brief vom 17. Februar 1903:<br />

„Mit nichts kann man ein Kunst-Werk so wenig berühren als mit kritischen Worten (...).“<br />

(op. cit., S. 45)<br />

3 Das berühmte Schlegel-Fragment lautet: „Wenn manche mystische Kunstliebhaber, welche<br />

jede Kritik für Zergliederung, <strong>und</strong> jede Zergliederung für Zerstörung des Genusses<br />

halten, konsequent dächten: so wäre potztausend das beste Kunsturteil über das würdigste<br />

Werk. Auch gibt’s Kritiken, die nichts mehr sagen, nur viel weitläufiger.“ Friedrich<br />

Schlegel, 1971, S. 13.<br />

5


sagte, diese solle „die geheimen Anlagen des Werkes selbst aufdecken (...)“ 4 .<br />

Dies wird hier mein Anliegen sein. Doch dem frühromantischen Kunstkritikbegriff,<br />

„Poesie kann nur durch Poesie kritisiert werden“ 5 , werde ich<br />

hier nicht gerecht werden können 6 . In dieser Hinsicht, das hier besprochene<br />

Werk anzugehen, bleibt eine Aufgabe die ich auf später verschiebe.<br />

Da „die Deutschen ... ein rezensierendes Volk“ sind 7 , ergibt es sich von<br />

selbst, dass ich hier oft Rezensionen <strong>und</strong> wissenschaftliche Veröffentlichungen<br />

heranziehe <strong>und</strong> zitiere. Doch tue ich dies nur insofern es einen<br />

Zugang zu Lou Andreas-Salomés Schriften erleichtert. Bei der Lektüre dieser<br />

Sek<strong>und</strong>ärliteratur ist mir besonders aufgefallen, wie man mit Lou Andreas-<br />

Salomés Namen umgeht. Man sprach sie an als „die Frau Salomé“ 8 , als „Frau<br />

Professor Andreas“ 9 <strong>und</strong> als „Frau Andreas“ 10 , ferner als „Lou Andreas“ 11 ,<br />

als „Lou Salomé“ 12 , vor allem aber als „Frau Lou“ 13 wenn nicht gerade einfach<br />

als „Lou“ 14 . Was einem vor allem auffällt, ist die Benennung Lou. Man<br />

könnte sagen, dies sei eigentlich keine Ausnahme <strong>und</strong> nur ein weiteres Beispiel<br />

einer Anbiederung an die Frau. Erinnert seien hier bekannte Benennungen<br />

wie ‚Bettina’ (von Arnim), ‚Rahel’ (Varnhagen), ‚Annette’ (v. Droste<br />

Hülshoff, auch ‚Die Droste’ genannt). Doch heute spricht man von ‚Annette<br />

Droste’, von ‚Christa Wolf’ (nicht von ‚Christa’, oder ‚die Wolf’) ... aber<br />

immer noch von ‚Lou’. Wenn ich nun annehme, dass „affektive Momente die<br />

willkürlich, bzw. unwillkürlich gewählte Form der Namensbezeichnung in<br />

der Anrede oder beim Sprechen über eine Person bestimmen“ 15 , so bleibt mir<br />

nur nach jenem Moment zu suchen.<br />

Was einem als erstes einfällt, ist die Faszination, die Lou Andreas-Salomé –<br />

ins besondere ihr Lebenslauf – auslöste. Wenn es zu ihren Lebzeiten schon so<br />

war, so hat sich diesbezüglich heute praktisch nichts geändert – vor allem<br />

dank der romanhaften Biographie von H. F. Peters, leider ein Bestseller. Dies<br />

lässt sich schön an der üblichen Rezeption von Lou Andreas-Salomé nachweisen,<br />

sogar in gewissen feministischen Kreisen bekommt man zu hören:<br />

4 Walter Benjamin, 1980, Bd. 1, S. 69.<br />

5 Friedrich Schlegel, op. cit., S. 22.<br />

6 Wobei man unbedingt unterscheiden muss, zwischen einem Adornoschen-, einem Benjaminschen-<br />

<strong>und</strong> einem frühromantischen Kritik-Begriff. Hierzu Manfred Jablinski, 1976<br />

(siehe Kap. II).<br />

7 Friedrich Schlegel, op. cit., S. 335.<br />

8 Siehe Anselma Heine, 1918 <strong>und</strong> 1928.<br />

9 Siehe Eduard Platzhoff-Lejeune, 1903.<br />

10 Siehe Eduard Platzhoff-Lejeune, 1901.<br />

11 Siehe Theodor Heuss, 1908, Agnes Wurmb, 1925 <strong>und</strong> Heinrich Meyer-Benfey, 1931.<br />

12 Siehe Eduard Platzhoff-Lejeune, 1903 <strong>und</strong> Plesser, 1983.<br />

13 Siehe Anselma Heine, 1918, Heinrich Rom<strong>und</strong>t, 1895, Ernst Heilbron, 1898, Helene<br />

Stöcker, 1899 <strong>und</strong> Hedwig Dohm, 1899.<br />

14 Siehe Heinrich Meyer-Benfey, 1931, Jacques Nobécourt, 1977, Marie Moscovici, 1980,<br />

Jacques Le Rider, 1983 <strong>und</strong> Ursula Welsch <strong>und</strong> Michaela Wiesner 1988.<br />

15 Franz Stein, 1927-1928, S. 92.<br />

6


„Ach ja, das war doch die Fre<strong>und</strong>in von Nietzsche, von Rilke“. Wer über<br />

mehr Kenntnisse verfügt, setzt dem noch andere Männernamen hinzu, die<br />

Wahl ist groß: Paul Rée (1849-1901), Georg Ledebour (1850-1947), Viktor<br />

Tausk (1879-1919)... Die Legende der femme fatale 16 wird hier extrem aufgebauscht,<br />

<strong>und</strong> sicher hat sie noch schöne Tage vor sich.<br />

Diese Faszination wirkt aber in wissenschaftlichen Kreisen weiter, also auch<br />

bei Leuten, die mit diesem Klischee – das schon in der Jahrh<strong>und</strong>ertwende<br />

bekämpft wurde – nichts zu tun haben sollten. Ich glaube, die Sache klärt<br />

sich allmählich, wenn man sich erinnert, wer den Vornamen Lou eingeführt<br />

hat. Es war Pastor Hendrik Gillot (1836-1916), der für Lou Andreas-Salomé<br />

zusammen „Erzieher <strong>und</strong> Lehrer“, „Führer <strong>und</strong> Verführer“, „Gottmensch“ 17<br />

war. Hier der bedeutungsvolle Vorfall, der diese Vorgeschichte zusammenfasst:<br />

Lou Andreas-Salomé brauchte (1880) einen Einsegnungsausweis,<br />

um zu einem Pass zu gelangen, damit sie Russland verlassen <strong>und</strong> in Zürich<br />

ihr Studium beginnen konnte. Da sie in Sankt Petersburg aus der Kirche<br />

ausgetreten war, schlug Hendrik Gillot vor, sie in Holland zu konfirmieren.<br />

Dies geschah, <strong>und</strong> die Einsegnungsworte lauteten: „Fürchte dich nicht, denn<br />

ich habe dich erlöset: ich habe dich bei deinem Namen gerufen, du bist mein“<br />

(Lebensrückblick, S. 30-31; Jesaja 43, Vers 1).<br />

Im Lebensrückblick fügt Lou Andreas-Salomé anschließend bei: „Meinen<br />

Namen gab in der Tat er mir, wegen Unaussprechbarkeit des russischen –<br />

Ljola (auch ‚Lolja’) – für ihn“ (S. 31). Diesem (Gr<strong>und</strong>)Erlebnis kommt eine<br />

besondere Bedeutung zu, zumal es die Trennung zwischen Lou Andreas-<br />

Salomé <strong>und</strong> Gillot besiegelte, wobei zu bemerken ist, dass diese Konfirmation<br />

eher einer Trauung ähnelte – was Lou Andreas-Salomés Fehlleistung bei<br />

der Erwähnung des Bibelsatzes bestätigt, im Lebensrückblick (S. 31) schreibt<br />

sie: „ich habe dich erwählt“ statt „ich habe dich erlöset“. Im Rückblick<br />

(1892) erinnerte sich Lou Andreas-Salomé dieser sicher zerreißenden Erfahrung,<br />

als sei es „fast ein Traum, ein Märchen“ 18 . Das Erinnerungsbild, das ihr<br />

dabei geblieben ist, ist das eines w<strong>und</strong>ersamen Frühlings. Ein Bild, dass sie<br />

später (1933) in Jutta sehr suggestiv dargestellt hat 19 . Ein schönes Beispiel<br />

für eine literarisch eingekleidete sek<strong>und</strong>äre Bearbeitung 20 .<br />

16 Fritz Paul, 1985, widerlegt endgültig dieses Vorurteil, aber Jean d’Ormesson, 1988, bleibt<br />

dem noch verhaftet.<br />

17 Lebensrückblick, S. 28. Das zweite Kapitel “Liebeserlebnis” befasst sich mit der Beziehung,<br />

die Lou Andreas-Salomé zu diesem Pastor hatte, die im Zusammenhang mit ihrem<br />

Gott-Erlebnis (Kap. I) zu verstehen ist.<br />

18 In “Gottesschöpfung”, S. 178.<br />

19 In Jutta wird die Hauptfigur von ihren Bewerben mit Pfingstblüten getauft (S. 33, vgl. S.<br />

68-9). Nebenbei hebe ich die besondere Bedeutung, die der Natur zukommt, hervor.<br />

20 Dieser Begriff stammt wie bekannt von Freud, <strong>und</strong> meint die Umarbeitung des Traumes<br />

Zweck einer kohärenten Darstellung – die aber nicht ohne den Einfluss der ‚Zensur’ geschieht.<br />

In “Der Dichter <strong>und</strong> das Phantasieren” – das ich hier noch besprechen werde –<br />

7


Somit ist in diesem Fall der Vorname Lou, eigentlich eine geläufige Abkürzung<br />

von Louise, affektiv besonders besetzt. Und so frage ich mich, ob die<br />

Benennung ‚Lou’ beim Kritiker nicht Symptom für eine wohl unbewusste<br />

Gleichsetzung mit jenem ‚Gottmenschen’ ist. Gibt es denn nicht beim Kritiker<br />

einem Autor gegenüber diesen Wunsch, dieses ‚Du bist mein’? Um zu<br />

versuchen, dieser Haltung zu entkommen, habe ich eingangs Lou Andreas-<br />

Salomé das Wort gegeben. Ihre Worte sind mir besonders Wertvoll, denn<br />

zum einen geben sie zu verstehen, aus welcher Erfahrung, aus welcher Notwendigkeit<br />

21 ihr Schreiben <strong>und</strong> ihr Werk entstand, zum anderen, was ihr das<br />

Schreiben, das Dichten bedeutete. Ihr ging es nämlich um die psychische<br />

Realität, nicht um die empirische Realität; <strong>und</strong> dementsprechend ist ihr<br />

Schreiben der Versuch, in der empirischen- die psychische Realität 22 zum<br />

Durchbruch kommen zu lassen.<br />

Diese Interpretation erfordert, so glaube ich, dass ich hier einen <strong>psychoanalytische</strong>n<br />

Gesichtspunkt berücksichtige. Ich möchte dabei daran erinnern,<br />

dass die Psychoanalyse eine andere Auffassung vom Text als die Hermeneutik<br />

hat. Wenn das Ziel der Hermeneutik 23 ist, den ganzen Text zu ‚retten’,<br />

so beschränkt sich die Psychoanalyse – die, wie Lacan es gezeigt hat,<br />

keine Hermeneutik ist – damit, die (An)Zeichen des Subjekts im Text aufzuspüren<br />

<strong>und</strong> ihnen nachzugehen. Aus dieser Perspektive kann man Lou Andreas-Salomés<br />

Schreiben angehen. Ich füge hier noch hinzu, dass ich hier<br />

nicht den Gesichtspunkt einer Anwendung der Psychoanalyse auf den Gebiet<br />

der Kunstwerke berücksichtige, da ich meine, es handle sich wie wir noch<br />

sehen werden eher um eine Anwendung der Kunstwerke auf die Psychoanalyse<br />

24 .<br />

Ferner schließen Lou Andreas-Salomés Worte „das, was wir, im tiefsten<br />

Sinne, dichtend sind, ist mehr noch, als was wir wurden“ an Schlegels emphatischer<br />

Poesie-Begriff an, dass alle Menschen Poeten seien können. Dass<br />

Lou Andreas-Salomé diesem nah stand, beweist wiederum das Motto vom<br />

Lebensrückblick, dass sie ihrem Mein Dank an Freud entnahm:<br />

Menschenleben – ach! Leben überhaupt – ist Dichtung. Uns selber unbewusst leben<br />

wir es, Tag um Tag wie Stück um Stück, – in seiner unantastbaren Ganzheit aber lebt<br />

es, dichtet es uns. Weit, weitab von der alten Phrase vom „Sich-das-Leben-zum-<br />

Kunstwerk-machen“; wir sind nicht unser Kunstwerk.<br />

spricht Freud vom Verfassen von Literatur als der kulturell wertvollsten Form von sek<strong>und</strong>ärer<br />

Bearbeitung der eigenen Phantasmata.<br />

21 „Ein Kunstwerk ist gut, wenn es aus Notwendigkeit entstand“, Rilke in einem Brief an F.<br />

X. Kappus vom 17. Februar 1903, op. cit., S. 47. Die Erfahrung ist also bei Lou Andreas-<br />

Salomé die des Gott- <strong>und</strong> Gottmenschverlustes.<br />

22 Hier als das Reale des Subjekts verstanden (Lacan).<br />

23 Ich denke hier etwa an Ludwig Binswanger, 1926 <strong>und</strong> an Paul Ricoeur, 1965.<br />

24 Siehe F. Regnault, “Ces calembredaines dont fourmillent les textes analytiques”, Lacan,<br />

von Gérard Miller herausgegeben, Paris, Bordas, 1987, S. 167-82.<br />

8


Indem es die Lebensphilosophie von Lou Andreas-Salomé klar zum Ausdruck<br />

bringt, verdeutlicht dieses Motto die letzten Zeilen, der hier am Anfang<br />

zitierten Passage. Leben, Erleben, Erlebnisse, Gr<strong>und</strong>erlebnisse, alles Schlüsselwörter<br />

für Lou Andreas-Salomé, die ohne Zweifel in Beziehung zur damaligen<br />

Neuromantik stehen 25 , die aber ihren Ursprung schon bei Nietzsche<br />

haben 26 . Es ist auch hier angebracht, von Heinrich von Kleist zu sprechen,<br />

von diesem sagte Lou Andreas-Salomé, dass er sie so ergriff, dass er ihr „zur<br />

Erinnerung eigener Philosophie wurde“ 27 .<br />

Von Kleist als ‚Relief’ sagt sie ferner in ihren Eintragungen, er sehe „nämlich<br />

nach Leben, nicht nach Kunst (...)“ aus (S. 55). Lou Andreas-Salomés<br />

‚abseits der Wertfrage’ versteht sich in diesem Zusammenhang:<br />

Sehnsuchtsvoll erwartete er (also H. von Kleist, C. S.), daß er das Leben statt bloßer<br />

Kunstgestaltung erfasse, dadurch daß es Göttliches sei, wovon erfaßt würde. 28<br />

25 Siehe W. Rasch, “Aspekte der deutschen Literatur um 1900”, Zur deutschen Literatur seit<br />

der Jahrh<strong>und</strong>ertwende, Stuttgart, 1967.<br />

26 Siehe z.B. Friedrich Nietzsche, Werke, Schlechta Ausgabe, Bd. III, S. 692.<br />

27 Eintragungen, S. 57. Lou Andreas-Salomé bezieht sich hier insbesondere auf Kleists<br />

Marionettentheater.<br />

28 Op. cit., S. 58. Zur Kleist-Deutung der späten Lou Andreas-Salomé siehe Rüdiger Görner,“Über<br />

die Kraft der reinen Bedeutung”, Lou Andreas-Salomé, herausgegeben von der<br />

Rilke Gesellschaft, Karlsruhe, Von Loeper Verlag, 1986, S. 80-90.<br />

9


2. Schriftstellerin oder Psychoanalytikerin?<br />

2.1. Was die heutige Rezeptionsgeschichte lehrt<br />

Bis ende der achtzigen Jahren wurde Lou Andreas-Salomé vor allem als<br />

Psychoanalytikerin wahrgenommen <strong>und</strong> anerkannt. Dies lässt sich besonders<br />

am Beispiel Frankreichs zeigen. Die französische Veröffentlichung ihrer<br />

<strong>psychoanalytische</strong>n Aufsätze, ursprünglich in Imago <strong>und</strong> im Almanach der<br />

Psychoanalyse publiziert, insbesondere ihrer Schrift Mein Dank an Freud,<br />

sind in dieser Hinsicht zu erwähnen. 29 Ende 1980 waren in Deutschland diese<br />

bedeutenden Aufsätze noch immer nicht wieder neu aufgelegt worden 30 .<br />

Ferner befasst sich die Sek<strong>und</strong>ärliteratur die, sei es in Deutschland, sei es in<br />

Frankreich, seit der Nachkriegszeit erschienen ist, fast ausschließlich mit den<br />

<strong>psychoanalytische</strong>n Beiträgen <strong>und</strong> den autobiographischen Werken.<br />

Erst 1981, mit der Veröffentlichung von drei Dichtungen aus dem Nachlass,<br />

Amor, Jutta, Die Tarnkappe, fing in der B<strong>und</strong>esrepublik die Herausgabe ihre<br />

literarischen Werke an. Es ging dann weiter im Ullstein Verlag in der Reihe<br />

‚Die Frau in der Literatur’ (1982, 1985, 1987). Lou Andreas-Salomé scheint<br />

also vor allem in feministischen Kreisen Interesse zu erwecken; dies ist auch<br />

in Frankreich der Fall, wo im Abstand von zwei Jahren die Werke, die bei<br />

Ullstein veröffentlicht wurden, auch im Des Femmes Verlag erschienen sind.<br />

Alle diese Bemühungen haben aber noch nicht bewirkt, dass man dem Werk<br />

von Lou Andreas-Salomé das Interesse schenkt, das es verdient. Wenn wir<br />

heute über gute Studien zu ihrem Lebenslauf verfügen 31 , so ist dies längst<br />

nicht der Fall, was ihre literarischen Schriften anbelangt. Hier müssen wir<br />

uns lediglich mit zwei Universitätsarbeiten zufrieden geben 32 .<br />

Dass es nicht dabei bleiben muss, zeigt uns die neueste Rezeption von Lou<br />

Andreas-Salomé in Italien <strong>und</strong> in der B<strong>und</strong>esrepublik. Lobenswert ist die<br />

italienische Übersetzung von Mein Dank an Freud zusammen mit Drei Briefe<br />

an einen Knaben (Bonringhieri, 1984). Eine solche Veröffentlichung lenkt<br />

die Aufmerksamkeit des Lesers auf eine Autorin, die Schriftstellerin <strong>und</strong><br />

Psychoanalytikerin ist (<strong>und</strong> die nicht zuerst eine Schriftstellerin <strong>und</strong> dann<br />

29 Man musste auf die Jahrh<strong>und</strong>ertwende warten, bevor mehr oder weniger systematisch das<br />

literarische Werk übersetzt wurde: 1997 wird Das Haus übersetzt; 2000, Jutta; 2005, Die<br />

St<strong>und</strong>e ohne Gott <strong>und</strong>, 2007, Die Tarnkappe.<br />

30 Die änderte sich 1990 dank Inge Weber <strong>und</strong> Brigitte Rempp mit der Veröffentlichung von<br />

den <strong>psychoanalytische</strong>n Texten von Lou Andreas-Salomé, Das ‚zweideutige’ Lächeln der<br />

Erotik, Freiburg, Kore.<br />

31 Cordula Koepcke, 1982, 1986, Angela Livingstone, 1984, Ursula Welsch <strong>und</strong> Michaela<br />

Wiesner, 1988.<br />

32 Hans Jürgen Bab, 1955 <strong>und</strong> Leonie Müller-Loreck, 1976.<br />

11


eine Psychoanalytikerin war – vgl. hier 2.4.). Es wird also Zeit, dass man<br />

auch diese Seite der Arbeit von Lou Andreas-Salomé würdigt. Ebenfalls in<br />

Italien sehen wir Anstalten hierzu. Ihr Werk Fenitschka. Eine Ausschweifung<br />

wurde 1987 übersetzt, auf der vierten Seite kann man lesen: „Lou Andreas-<br />

Salomé (1861, Pietroburgo – 1937), scrittrice tedesca ...“<br />

Dass in dieser Hinsicht auch in der B<strong>und</strong>esrepublik sich etwas tut, erscheint<br />

mir als erfreulich. Als erstes Anzeichen einer neuen Rezeption betrachte ich,<br />

neben Ursula Welsch <strong>und</strong> Michaela Wiesners sehr gut gelungene Biographie<br />

(1988), eine Fernsehsendung von Bayern 3: Lou Andreas-Salomé: ein Leben<br />

für die Literatur (am 19. Februar 1988 ausgestrahlt).<br />

2.2. Wider eine lückenhafte Interpretation des Stils von Lou Andreas-Salomé<br />

Wie schon erwähnt, ist der Gedanke, Lou Andreas-Salomé sei als Psychoanalytikerin<br />

von Bedeutung, jedoch nicht als Schriftstellerin, weit verbreitet<br />

33 . Ein entscheidendes Argument für eine solche Ansicht lautet: Lou<br />

Andreas-Salomé eigenwillige <strong>und</strong> schwerfällige Sprache. Man mag sich aber<br />

fragen, ob diejenigen, die einen solchen Standpunkt einnehmen, bei ihrer<br />

Stellungnahme das ganze Werk von Lou Andreas-Salomé berücksichtigen;<br />

<strong>und</strong> gr<strong>und</strong>sätzlicher, ob sie es überhaupt wirklich gelesen haben. Nach der<br />

Art <strong>und</strong> Weise, wie hier manchmal argumentiert wird, scheint mir dies nicht<br />

immer der Fall zu sein.<br />

Besonders in Frankreich wurde der komplizierte Reflexions- aber vor allem<br />

Schreibstil von Lou Andreas-Salomé hervorgehoben. So Marie Moscovici:<br />

Que les écrits de Lou ne soient pas un modèle de style, ce n’est pas un secret pour<br />

aucun de leurs lecteurs. Quelque chose, là, est lourd, contourné, et pourtant, dès que<br />

l’on y pénètre, impossible de ne pas s’y impliquer. Ce qui était laborieux devient<br />

trajet du travail de la pensée. 34<br />

Jacques Nobécourt, der Marie Moscovicis Lektüre gefördert <strong>und</strong> sicher auch<br />

beeinflusst hat, widmet diesem Aspekt eine genauere Analyse, er stellt mit<br />

Recht fest:<br />

33 Dies ist die Ansicht, die J. Le Rider in seinem Vortrag vertrat (am 9. Oktober 1984 im<br />

Département de psychiatrie in Genf); zur selben Feststellung gelangte man in der Diskussion<br />

nach der Vorstellung von Lou Andreas-Salomé vom Théâtre-Poème de Bruxelles (Paris,<br />

15. Februar 1985). An der Diskussion nahmen Teil: F. Colin, M. Moscovici, J. Jaccard,<br />

J. Lacoste, M. Monterlay.<br />

34 Marie Moscovici, 1980, S. 32, siehe auch S. 20-1.<br />

12


Elle forge un terme à partir d’un participe passé, elle substantifie un verbe, procède à<br />

des juxtapositions de mots, à des interpénétrations tout à fait insolites, usant et abusant<br />

de la richesse générative du vocabulaire allemand. Et sa syntaxe, jouant de tous<br />

les registres, s’efforce d’échapper à la métaphore dans une spirale où l’attention du<br />

lecteur fonctionne comme au jeu de l’oie. Il faut souvent recommencer. 35<br />

Lou Andreas-Salomés Stil – eigentlich Spätstil, wie ich es noch zeigen werde<br />

– ist in der Tat sehr umständlich, <strong>und</strong> soweit – was ihre <strong>psychoanalytische</strong>n<br />

<strong>und</strong> autobiographischen Schriften anbelangt – bin ich mit Jacques Nobécourt<br />

einverstanden. Ich kritisiere lediglich, wie dies gesagt wird, nämlich so, dass<br />

man denken könnte, diese Stilanalyse sei für Lou Andreas-Salomés Gesamtwerk<br />

bezeichnend 36 . Dagegen ist Jacques Nobécourts Meinung falsch, Metaphern<br />

wären von Lou Andreas-Salomés theoretischen Schriften nicht anzutreffen.<br />

Sie sind ganz im Gegenteil reichlich vorhanden; <strong>und</strong> dies besonders<br />

in ihren <strong>psychoanalytische</strong>n Essays, was ihnen gerade eine eigentümliche<br />

Prägung verleiht, da sie nicht auf die übliche <strong>psychoanalytische</strong> Terminologie<br />

zurückgreifen 37 .<br />

Ich bin der Ansicht, man muss in dieser Sache differenzierter vorgehen. Was<br />

die <strong>psychoanalytische</strong>n Beiträge anbelangt, so könnte fast jeder Leser Freuds<br />

Tadel, an Lou Andreas-Salomé direkt adressiert, wiederholen: „Nicht alles,<br />

was Sie behandeln, ist mir gleich verständlich geworden (...)“ 38 . Nebenbei sei<br />

bemerkt, dass am Anfang vom Brief Folgendes steht : „Es [Mein Dank an<br />

Freud, C.S.] ist das Schönste, was ich von Ihnen gelesen habe (...)“. Kann<br />

man aber diesen Vorwurf für das ganze Werk von Lou Andreas-Salomé gelten<br />

lassen? Jeder, der einige Erzählungen oder Novellen dieser Autorin schon<br />

gelesen hat, wird hier ‚Nein’ antworten. Ernst Pfeiffer, die letzte aber dafür<br />

‚prachtvolle Errungenschaft’ 39 von Lou Andreas-Salomé, weist hier in die<br />

zutreffende Richtung. Er spricht vom ‚Sprachstil’, von der ‚Alterssprache<br />

von Lou Andreas-Salomé’, in den späten autobiographischen Aufzeichnungen<br />

40 , <strong>und</strong> von einem Weg der bis hierhin führt:<br />

35 Jacques Nobécourt, 1977, S. IX-X.<br />

36 Dass es so herauskommt, zeigten mir einzelne öffentliche Äußerungen.<br />

37 Siehe hierzu Inge Weber <strong>und</strong> Brigitte Rempps Kommentar, 1990, S. 18-9.<br />

38 Brief vom Juli 1931, Briefwechsel, S. 213. Ähnliches steht im Brief von Freud an Karl<br />

Abraham vom 11. November 1931. Schon 1916 schreibt Freud seiner später dann „lieben<br />

unverwüstlichen Fre<strong>und</strong>in“ S. 181: „Nicht immer kann ich Ihnen folgen (...)“ S. 50;<br />

<strong>und</strong>, am 17. November 1924: „Ich möchte gerne alles verstehen, was Sie schreiben; dass<br />

ich es schätze, wissen Sie“, S. 158.<br />

39 Lou Andreas-Salomé an Sigm<strong>und</strong> Freud, Brief vom 3. Mai 1934. Diese Worte zeigen eine<br />

wenig hervorgehobene Seite von Lou Andreas-Salomé, ihr Humor. Er ist insbesondere in<br />

ihrem Buch Der Teufel <strong>und</strong> seine Großmutter anzutreffen.<br />

40 Also der Lebensrückblick <strong>und</strong> die Eintragungen.<br />

13


Der Weg, der von der eigentümlich klaren, gleichsam einlinigen Sprache der jungen<br />

Lou zu der so locker erscheinenden <strong>und</strong> doch in sich so merkwürdig unverschiebbaren<br />

Fügung der die verschiedensten Elemente in sich verflechtenden späten Sprache<br />

führt (...) 41 .<br />

Demzufolge liegt es auf der Hand, wie Stanley Leavy es vorschlägt, zwischen<br />

Lou Andreas-Salomés literarischen Werken, die in der Mehrzahl vor ihrer<br />

Begegnung mit der Psychoanalyse geschrieben worden sind, <strong>und</strong> ihren <strong>psychoanalytische</strong>n<br />

Beiträgen klar zu unterscheiden. Hierzu Stanley Leavy:<br />

Der dichterische Gedanke erstickt manchmal im Walde abstrakter Assoziationen oder<br />

verflüchtigt sich in der Flut von Nebengedanken. In ihren literarischen Werken <strong>und</strong><br />

ihren Essays über Religion <strong>und</strong> Liebe z.B. konnte Lou Andreas-Salomé ihre Gedanken<br />

relativ einfach ausdrücken; dagegen sind die theoretischen Vorstellungen, die sie aus<br />

der Psychoanalyse ableitet, oft gew<strong>und</strong>en <strong>und</strong> überladen im Stil. Die Meisterschaft<br />

der klaren Sprache war etwas, was sie von Freud nicht zu übernehmen vermochte. 42<br />

In Bezug auf den Stil stimme ich dieser Gegenüberstellung von literarischen<br />

<strong>und</strong> <strong>psychoanalytische</strong>n Schriften bei. Ich würde aber zu diesen letzten die<br />

autobiographischen Aufzeichnungen hinzufügen. Und was die literarischen<br />

Schriften anbelangt, so meine ich, dass auch manche spät geschriebenen<br />

Seiten das ‚eigentümliche Klare’ des Frühwerks beibehalten haben. Mit den<br />

Essays verhält es sich wiederum anders, als es Stanley Leavy gern haben<br />

möchte.<br />

Als einschlägiges Beispiel denke ich an den Aufsatz “Gottesschöpfung”<br />

(1892). Ihn könnte man in der Reihe der Essays über Religion unterbringen,<br />

oder – wie ich es hier vorgezogen habe – als autobiographische Aufzeichnung<br />

betrachten, oder aber als <strong>psychoanalytische</strong> Arbeit 43 . Worum ich ihn<br />

aber hier erwähne, ist gerade, weil er das beste Beispiel für dieses Ersticken<br />

der „dichterischen Gedanken ... im Walde abstrakter Assoziationen“ gibt,<br />

wovon eben Stanley Leavy spricht. In diesem Aufsatz handelt es sich um<br />

eine theoretische Abhandlung auf Gr<strong>und</strong> von persönlichen Erlebnissen, die<br />

jeweils eingeblendet werden. Diese dienen aber mehr als Folie zur Auslegung<br />

von Lou Andreas-Salomés Gedanken, als dass man sie als autobiographische<br />

Aufzeichnungen betrachten könnte. Es lassen sich Perioden unterscheiden,<br />

41 Im Nachwort (vom 1951) zum Lebensrückblick, S. 305 (vgl. S. 305-7).<br />

42 Stanley Leavy, 1965, S. 228.<br />

43 Der Aufsatz, “Von frühem Gottesdienst” (Imago, Wien, 1913) ist als Palimpsest zu<br />

“Gottesschöpfung” zu betrachten. Ich werde auf diese Tatsache noch zurückkommen. Um<br />

ein Wort von Lou Andreas-Salomé aufzugreifen, hier besteht ein Netzwerk; gehören dazu:<br />

die zwei erwähnten Arbeiten, “Im Spiegel” (1911) <strong>und</strong> das erste Kapitel vom Lebensrückblick.<br />

14


drei Zeitabschnitte, die mit drei Gr<strong>und</strong>erlebnissen übereinstimmen 44 . Und<br />

nun komme ich zum springenden Punkt: jeder Abschnitt endet mit einem<br />

Naturerinnerungsbild 45 , das in der Tat poetisch wirkt, dass aber in mitten der<br />

ganzen Abhandlung wie verloren erscheint. Doch ahnt man hier nicht nur<br />

eine andere – eben nicht theoretische, sondern poetische – Sprache, aber auch<br />

die Möglichkeit das Ganze anders auszudrücken, <strong>und</strong> zwar in einer poetischen<br />

Sprache <strong>und</strong> Form, zu der sich auch Lou Andreas-Salomé in ihren<br />

Spätschriften versucht, etwa in Der Teufel <strong>und</strong> seine Großmutter <strong>und</strong> in Die<br />

Tarnkappe.<br />

Es ist also wichtig, auch bei den Essays differenziert vorzugehen. Man kann<br />

einfach nicht pauschal von einem Stil der Essays von Lou Andreas-Salomé<br />

sprechen. Gerade hier sieht man eine Entwicklung, die jenem eben von Ernst<br />

Pfeiffer beschriebenen Weg folgt. Vollkommen richtig scheinen mir in dieser<br />

Hinsicht Heinrich Meyer-Benfeys Worte:<br />

Es ist natürlich, dass eine solche Meisterin der Einfühlung eine unvergleichliche<br />

Interpretin von Dichtungen ist. Gleich das erste Buch, das sie mit ihrem Namen herausgab,<br />

zeigt diese Kunst <strong>und</strong> ist zugleich das erste vollgültige Zeugnis ihres Dichtertums:<br />

Henrik Ibsen’s Frauengestalten, nach seinen sechs Familiendramen (1892).<br />

Es ist wohl das w<strong>und</strong>ervollste Buch, das je über Ibsen geschrieben ist. (...) Seitdem<br />

hat sie in zahllosen Essays ähnlich durchleuchtende Deutungen von Dichtungen<br />

gegeben (...). In dieser Klasse gehört, wie ihr erstes, so auch ihr letztes Buch, das<br />

über Rainer Maria Rilke (...). Dies Bild eines Dichters, in der Tiefe seines Wesens <strong>und</strong><br />

der Notwendigkeit seines Werdens geschaut <strong>und</strong> dargestellt, zeigt den stilistischen<br />

Weg der Verfasserin. Während ihr Ibsen-Buch sich leicht zugänglich <strong>und</strong> volkstümlich<br />

gibt, ist dies schwer, schwer an edelsten Vollgehalt, an tiefster Einsicht in die Wesensart<br />

des Künstlers, aber auch schwer sich erschließend <strong>und</strong> ein wenig esoterisch<br />

(...). 46<br />

Ich glaube somit gezeigt zu haben, in Anlehnung an Heinrich Meyer-Benfey<br />

<strong>und</strong> an Ernst Pfeiffer, dass man, was die Sprache <strong>und</strong> den Stil von Lou Andreas-Salomé<br />

anbelangt, zwischen verschiedenen Konfigurationen unterscheiden<br />

muss. Einerseits ist ihr ‚theoretischer Stil’ 47 nicht kennzeichnend<br />

für das ganze Werk, <strong>und</strong> demzufolge kann man vermuten, dass Leute die dies<br />

behaupten, wenig von ihr gelesen haben. Diese Diskussion fordert also dazu<br />

auf, dass man das Ganze differenziert ins Auge fasse. Was hier soviel heißt<br />

44 Was der Bedeutung des Wortes Erlebnis anbelangt, siehe Ernst Pfeiffers Nachwort im<br />

Lebensrückblick.<br />

45 Als erstes, das Bild des russischen Frühsommers für die Zeit der religiösen Kämpfe<br />

(S.174), dann das echte Winterbild für die Zeit der Geisteskämpfe (S. 175), <strong>und</strong> zuletzt,<br />

das w<strong>und</strong>ersame Frühlingsbild als Erinnerung an das neue Leben (S.178). Proportionsmassig<br />

sind es 5 Abschnitte (N = 29; in der Reihenfolge: 15-1 / 3-1 / 6-3).<br />

46 Heinrich Meyer-Benfey,1931, S. 306.<br />

47 Ursula Welsch <strong>und</strong> Michaela Wiesner, 1988, S. 289; vgl. S. 296.<br />

15


wie: das literarische Werk von Lou Andreas-Salomé nicht zu unterschlagen.<br />

Andererseits wäre es aber auch falsch, nur zwischen ihrem literarischen <strong>und</strong><br />

ihrem theoretisch-essayistischen Werk zu unterscheiden. Gerade innerhalb<br />

ihrer Essays lässt sich eine Wandlung feststellen. Ernst Pfeiffer spricht in<br />

dieser Hinsicht von der Alterssprache von Lou Andreas-Salomé. Und in<br />

seinem Vergleich zwischen dem Ibsen- <strong>und</strong> Rilkebuch bestätigt Heinrich<br />

Meyer-Benfey diese Auffassung. Man könnte daraus schließen, dass kennzeichnend<br />

für Lou Andreas-Salomés Sprache die Tendenz zu einer umständlichen,<br />

manchmal esoterischen Sprache sei. Diese würde ihrerseits ihren<br />

Hang zum Theoretischen verdeutlichen, eine Entwicklungsrichtung, die für<br />

das Werk von Lou Andreas-Salomé maßgebend ist <strong>und</strong> die nicht ohne Einfluss<br />

auf ihre literarische Schriften sein wird (siehe unter 3.3.).<br />

Lou Andreas-Salomés <strong>psychoanalytische</strong> Arbeiten sind von Bedeutung, ihre<br />

autobiographischen Aufzeichnungen sowie ihre Briefwechsel von Interesse,<br />

wie steht es aber mit ihren literarischen Schriften <strong>und</strong> Essays? Was kann<br />

einen dazu führen, Romane, Erzählungen, Novellen, Spiele von Lou Andreas-Salomé<br />

zu lesen? Ich möchte diese Frage im Rahmen eines Exkurses behandeln,<br />

der mich dann wieder zur Fragestellung der Kapitelüberschrift zurückführen<br />

wird.<br />

2.3. „Sie wissen doch nicht was Sie sagen!“<br />

Ich möchte hier kurz versuchen, Freuds Unbehagen in Sachen Literatur auf<br />

die Spur zu kommen. Die Überschrift gibt Worte wieder, die Lacan an Marguerite<br />

Duras richtete – in einem persönlichen Gespräch im Café Port Royal,<br />

als ihr Werk Le ravissement de Lol V. Stein (1964) damals erschienen war 48 .<br />

Anschließend an dieses Gespräch schrieb Lacan Hommage fait à Marguerite<br />

Duras, du Ravissement de Lol. V. Stein 49 , dort lesen wir:<br />

C’est précisément ce que je reconnais dans le ravissement de Lol V. Stein, où Marguerite<br />

Duras s’avère savoir sans moi ce que j'enseigne.<br />

Ich bin der Meinung, dass auch Sigm<strong>und</strong> Freud manchmal dies feststellen<br />

musste: der Dichter wisse, was die <strong>psychoanalytische</strong> Lehre besagt, doch er<br />

wisse es unabhängig von (manchmal sogar vor) ihm, Freud.<br />

48 In Jean Allouch, 1988, S. 166.<br />

49 Zugänglich in Ornicar?, Nr. 34, Juli 1985, S. 7-13. Der folgende zitierte Satz steht auf<br />

Seite 9.<br />

16


Bevor ich diese Frage angehe, möchte ich erwähnen, dass ich einen Verdienst<br />

der <strong>psychoanalytische</strong>n Forschung darin sehe, dass sie nicht nur die renommierten<br />

Werke würdigt, sondern auch den sogenannten mittelmäßigen Werken<br />

Aufmerksamkeit <strong>und</strong> Zeit schenkt. Zum Beispiel, wer würde heute noch<br />

von Wilhelm Jensen sprechen, wenn ihm nicht Freud (1907) eine bedeutende<br />

Arbeit gewidmet hätte 50 ? In meinen Augen besteht ein Zusammenhang zwischen<br />

Sigm<strong>und</strong> Freud <strong>und</strong> Heinrich von Kleists “Satz aus der höheren<br />

Kritik” 51 :<br />

Es gehört mehr Genie dazu, ein mittelmäßiges Kunstwerk zu würdigen, als ein vortreffliches.<br />

Schönheit <strong>und</strong> Wahrheit leuchten der menschlichen Natur in der allerersten<br />

Instanz ein; <strong>und</strong> so wie die erhabensten Sätze am leichtesten zu verstehen sind<br />

(nur das Minutiöse ist schwer zu begreifen), so gefällt das Schöne leicht; nur das<br />

Mangelhafte <strong>und</strong> Manierierte genießt sich mit Mühe. In einem trefflichen Kunstwerk<br />

ist das Schöne so rein enthalten, dass es jedem ges<strong>und</strong>en Auffassungsvermögen, als<br />

solchem, in die Sinne springt; im Mittelmäßigen hingegen ist es mit soviel Zufälligem<br />

oder wohl gar Widersprechenden vermischt, daß ein weit schärferes Urteil, eine<br />

zartere Empfindung, <strong>und</strong> eine geübtere <strong>und</strong> lebhaftere Imagination, kurz mehr Genie<br />

dazu gehört, um es davon zu säubern. (...) Wer also Schiller <strong>und</strong> Goethe lobt, der gibt<br />

mir dadurch noch gar nicht, wie er glaubt, den Beweis eines vorzüglichen <strong>und</strong> außerordentlichen<br />

Schönheitssinnes; wer aber mit Gellert <strong>und</strong> Cronegk hie <strong>und</strong> da zufrieden<br />

ist, der lässt mich, wenn er nur sonst in einer Rede recht hat, vermuten, daß er<br />

Verstand <strong>und</strong> Empfindungen, <strong>und</strong> zwar beide in einem seltenen Grade besitzt.<br />

Folgender Satz von Freud rechtfertigt diese Verknüpfung:<br />

Dürfen wir wirklich den Versuch machen, den Dichter mit dem ,Träumer am helllichten<br />

Tag’, seine Schöpfungen mit Tagträumen zu vergleichen? Da drängt sich wohl<br />

eine erste Unterscheidung auf; wir müssen die Dichter, die fertige Stoffe übernehmen<br />

wie die alten Epiker <strong>und</strong> Tragiker, sondern von jenen, die ihre Stoffe frei zu schaffen<br />

scheinen. Halten wir uns an die letzteren <strong>und</strong> suchen wir für unsere Vergleichung<br />

nicht gerade jene Dichter aus, die von der Kritik am höchsten geschätzt werden,<br />

sondern die anspruchsloseren Erzähler von Romanen, Novellen <strong>und</strong> Geschichten, die<br />

dafür die zahlreichsten <strong>und</strong> eifrigsten Leser <strong>und</strong> Leserinnen finden. 52<br />

Wen mag wohl hier Sigm<strong>und</strong> Freud gemeint haben? Sicher den damals bekannten<br />

„großen Schweizer Dichter <strong>und</strong> unwissentlichen Paten“ 53 der Zeitschrift<br />

Imago, Carl Spitteler. Ferner den damals als Romanschriftsteller <strong>und</strong><br />

Publizist geschätzten Wilhelm Jensen. Sicher aber auch die von ihm ge-<br />

50 Siehe hierzu Urban <strong>und</strong> Cremerius’ Einleitung zu S. Freud, Der Wahn <strong>und</strong> die Träume in<br />

W. Jensens Gradiva, Frankfurt am Main, Fischer, 1973, S. 17.<br />

51 Heinrich von Kleist, Sämtliche Werke <strong>und</strong> Briefe, München, Hanser, 1983, Band 2, S.<br />

346-7.<br />

52 Sigm<strong>und</strong> Freud, “Der Dichter <strong>und</strong> das Phantasieren”, GW, Bd. VII, S. 219.<br />

53 Hans Sachs, “Carl Spitteler”, Imago, Wien, 1913, S. 73 (vgl. mit Hans Sachs, Imago,<br />

1914, S. 80 ff. <strong>und</strong> im Almanach der Psychoanalyse, 1926, S.54 ff.). Siehe ferner Ornicar?,<br />

Nr. 28, S. 28 ff.<br />

17


schätzte <strong>und</strong> auch als Schriftstellerin 54 angesprochene Lou Andreas-Salomé,<br />

die aus „den Höhen ... herab“ 55 zur Psychoanalyse gekommen war. Lou Andreas-Salomé<br />

war um die Jahrh<strong>und</strong>ertwende in der Tat eine wohlbekannte<br />

Persönlichkeit, eine „gern gelesene <strong>und</strong> angesehene Schriftstellerin“ 56 , eine<br />

anerkannte „philosophische Dichterin“ 57 . Als solche wurde sie dann auch von<br />

Sigm<strong>und</strong> Freud empfangen, unzweideutig <strong>und</strong> gewichtig sind seine Gedenkworte:<br />

Ich sage nicht zu viel, wenn ich bekenne, daß wir es alle als eine Ehre empfanden, als<br />

sie in die Reihen unserer Mitarbeiter <strong>und</strong> Mitkämpfer eintrat, <strong>und</strong> gleichzeitig als eine<br />

neue Gewähr für den Wahrheitsgehalt der analytischen Lehren. 58<br />

Ich komme kurz auf Wilhelm Jensen zurück. Was stand denn damals für<br />

Sigm<strong>und</strong> Freud auf den Spiel? Wilhelm Jensens Werk erwies eine gewisse<br />

Nähe zur Psychoanalyse, es konnte auf eine Art <strong>psychoanalytische</strong> Einsichten<br />

veranschaulichen <strong>und</strong> ‚beweisen’. Es konnte also der Psychoanalyse einen<br />

Dienst leisten, indem es diese unterstützte. Doch schon in seiner Arbeit über<br />

Wilhelm Jensen bemüht sich Sigm<strong>und</strong> Freud hervorzuheben, dass beide Arbeitsmethoden,<br />

also die des Dichters <strong>und</strong> die des Psychoanalytikers, verschieden<br />

sind 59 . Diese Stellungnahme hat aber nicht nur einen strategischen<br />

Gr<strong>und</strong>, der etwa besagen würde: nun sei die Psychoanalyse genug entwickelt,<br />

um selbständig arbeiten zu können. Ich sehe eine weitere Begründung in der<br />

Tatsache, dass Sigm<strong>und</strong> Freuds Beziehung zu den Dichtern von einem Gefühl<br />

des Unbehagens geprägt ist 60 . Dieses Unbehagen wird von der „Bestimmung<br />

der Dichter (...) in der Phantasie die Wahrheit zu sehen, bevor sie mit<br />

dem Verstand klar erfasst wird“ ausgelöst 61 . Was sich hier im Hintergr<strong>und</strong><br />

versteckt, ist eindeutig die Frage der Priorität, <strong>und</strong> jeder weiß, wie empfindlich<br />

diesbezüglich Sigm<strong>und</strong> Freud war.<br />

Seine Beziehung zu Arthur Schnitzler könnte man hier erwähnen 62 . Ich ziehe<br />

es aber vor, auf Josef Popper-Lynkeus’ Phantasien eines Realisten (1899,<br />

Freud besaß die zweite Ausgabe von 1900) hinzuweisen. Josef Popper-<br />

54 Sigm<strong>und</strong> Freuds Brief an Lou Andreas-Salomé vom 9. Mai 1920, im Briefwechsel, S. 111.<br />

55 Sigm<strong>und</strong> Freuds Brief an Lou Andreas-Salomé vom Juli 1931, im Briefwechsel, S. 213.<br />

56 Ursula Welsch <strong>und</strong> Michaela Wiesner, 1988, S. X<br />

57 Anselma Heine, 1928.<br />

58 Sigm<strong>und</strong> Freud, “Lou Andreas-Salomé”, GW, Bd. XVI, S. 270. Vgl. Anm. Nr. 42.<br />

59 Siehe Sigm<strong>und</strong> Freud, GW, Bd. VII, S. 120-121. Freud verdeutlicht seine Position in einer<br />

Diskussion der Wiener Psychoanalytischen Vereinigung (siehe hier unter 4).<br />

60 Über die besondere klinische Bedeutung dieses Wortes, siehe Jean-Bertrand Pontalis,<br />

“Freud”, Dictionnaire des oeuvres politiques, hrsg von François Châtelet, Olivier Duhamel<br />

<strong>und</strong> Evelyne Pisier, Paris, Puf, 1986, S. 253-64.<br />

61 F.C. Prescott, “Dichtung <strong>und</strong> Traum”, Journal of abnormal psychology, 1912, April-Juni,<br />

Vol. VII, Nr. 1 <strong>und</strong> 2. Hervorhebung von C. S. (weiter in dieser Arbeit als H. v. C. S.).<br />

62 Besonders praktisch ist das italienische Buch Arthur Schnitzler, Sulla psicoanalisi, Mailand,<br />

L’Altra Biblioteca, 1987; <strong>und</strong> dort die im Anhang aufgestellte -<strong>und</strong> sehr ausführliche-<br />

Bibliographie.<br />

18


Lynkeus (1838-1921) war ein Wissenschaftler, ein begabter Erfinder – dem<br />

Prioritätsprobleme ebenfalls bekannt waren, ein geschätzter Gesellschaftsreformer<br />

63 der ein einziges literarisches Werk hinterließ: Phantasien eines<br />

Realisten (geschrieben zwischen 1865 <strong>und</strong> 1898, 1898 veröffentlicht). Dieses<br />

Werk hatte einen großen Erfolg, es wurde mehrmals neu aufgelegt (zuletzt<br />

1980 im Erb Verlag in Düsseldorf), nachgewiesen ist z. B., dass es den jungen<br />

Kafka beeinflusste 64 . Aber welche Bedeutung hatte dieses Werk für Sigm<strong>und</strong><br />

Freud? Auf der einen Seite nahm es Sigm<strong>und</strong> Freuds Auffassung des<br />

Traumes vorweg:<br />

Ich weiß, wie überrascht ich seinerzeits war, als ich bei Ihnen als dem einzigen die<br />

Erkenntnis fand, dass die Traumentstellung die Folge einer Zensur sei. 65<br />

Auf der anderen Seite gibt Josef Popper-Lynkeus auch zu verstehen: Moses<br />

sei ein Ägypter (Sohn einer wilden Ehe des Pharaos mit einer Jüdin), ferner<br />

ist laut Josef Popper-Lynkeus’ Inszenierung Moses’ Sieg über den Pharao<br />

ein Vatermord 66 . Die Vorwegnahme von Sigm<strong>und</strong> Freuds Traumtheorie <strong>und</strong><br />

seiner Mosesauffassung verstehe ich als Motive, die jenes Unbehagen begründen<br />

<strong>und</strong> die auch erklären, warum Sigm<strong>und</strong> Freud Josef Popper-Lynkeus<br />

überhaupt nie begegnet ist. Ich bin der Meinung, dass die ‚Doppelgängerscheu’<br />

auf diese Erfahrung gründet, <strong>und</strong> dass sie sich in Sigm<strong>und</strong> Freuds<br />

Beziehung zu Arthur Schnitzler wiederholt, <strong>und</strong> sicher auch verarbeitet<br />

wird 67 .<br />

Was hier entscheidend ist: Josef Popper-Lynkeus war kein Dichter. Was<br />

Freud ferner „rettete“ 68 war, dass Josef Popper-Lynkeus diese Vorwegnahmen<br />

in seinem einzigen literarischen Werk zum Ausdruck gebracht hat. Sig-<br />

63 Siehe Josef Poppers-Lynkeurs Schriften Das Recht zu leben <strong>und</strong> die Pflicht zu sterben<br />

(1878) <strong>und</strong> besonders Die allgemeine Nährpflicht (1912). Hierzu Ingrid Belke, 1978 <strong>und</strong><br />

Sigm<strong>und</strong> Freuds Einführung zu Y. Doryon, Lynkeus’ New State (1940), GW, Nachtragsband,<br />

S. 784.<br />

64 Klaus Wagenbach, F. Kafka, eine Biographie seiner Jugend, 1883-1912, Bern, Francke,<br />

1958, S. 123-4.<br />

65 Sigm<strong>und</strong> Freud an Josef Popper-Lynkeus, Brief vom 4. August 1916, Briefe 1873-1939,<br />

Frankfurt am Main, Fischer, S. 330 – H. v. C.S..<br />

66 Sigm<strong>und</strong> Freud schildert im Brief an Lou Andreas-Salomé von 6. Januar 1935 seine<br />

Auffassung des “Mannes Moses” (S. 222-4). Vgl. mit dem Briefwechsel mit Arnold<br />

Zweig, der sich hier als unumgänglich erweist.<br />

67 In seinem Briefwechsel mit Arthur Schnitzler erklärt Freud, warum er Josef Popper-<br />

Lynkeus nie begegnet ist, <strong>und</strong> in diesem Zusammenhang fällt das Wort ‚Doppelgängerscheu’,<br />

das sich im Brief vom 14. Mai 1922 auf Arthur Schnitzler bezieht.<br />

68 Da sich Freud als ‚Forscher’ verstand, der ‚nichts anderes’ als die Analyse kann (Freud an<br />

Schnitzler, Brief vom 14. Mai 1922). Zu diesem Ergebnis kommt man, sobald man<br />

‚Freuds Akten’ in Sachen Jensen, Schnitzler <strong>und</strong> Popper-Lynkeus vergleicht. Weiteres<br />

über diesen letzten siehe Cornélius Heims Vorstellung <strong>und</strong> Jean Starobinskis Vorwort zu<br />

Josef Popper-Lynkeus, Fantaisies d’un réaliste, Paris, Gallimard, 1987.<br />

19


m<strong>und</strong> Freuds Beziehungen zu Dichtern waren aber nicht ausschließlich von<br />

diesem Doppelgängermotiv <strong>und</strong> von jenem Unbehagen bestimmt. Ich erinnere<br />

hier an Freuds schöne fre<strong>und</strong>schaftliche, väterliche Altersbeziehung mit<br />

Arnold Zweig, <strong>und</strong> an die Tatsache, dass mehrere Psychoanalytiker auch<br />

Dichter waren. Darunter: Tausk, Wittels <strong>und</strong> Winterstein. Zu diesen Figuren<br />

– also in der Reihe der Dichter, die Freud nahe standen <strong>und</strong> mit denen er<br />

täglich verkehrte – zählt selbstverständlich auch die „außerordentliche<br />

Frau“ 69 : Lou Andreas-Salomé. Dass in mancher Hinsicht all diese Leute ‚in<br />

der Schule bei Freud’ waren, also Freud gegenüber eine Schüler-Position<br />

einnahmen, dürfte vielleicht die Beziehung erleichtert <strong>und</strong> gefördert haben.<br />

Besonders erwähnenswert scheint mir die wenig beachtete Tatsache, dass –<br />

außer Arnold Zweig – alle auch als PsychoanalytikerInnen tätig waren.<br />

Könnte man daraus nicht neue Erkenntnisse gewinnen, was das Thema Psychoanalyse<br />

<strong>und</strong> Literatur betrifft?<br />

2.4. Und – vom Schicksal einer Konjunktion<br />

Lässt sich bei Lou Andreas-Salomé eine Entwicklung, die sie von der Schriftstellerin<br />

zur Psychoanalytikerin führen würde, nachweisen? Folgende Gedenkworte<br />

Freuds wurden herangezogen, um diese These zu unterstützen:<br />

Sie war von ungewöhnlicher Bescheidenheit <strong>und</strong> Diskretion. Von ihren eigenen poetischen<br />

<strong>und</strong> literarischen Produktionen sprach sie nie. Sie wusste offenbar, wo die<br />

wirklichen Lebenswerte zu suchen sind. 70<br />

Die meisten Kommentatoren <strong>und</strong> Herausgeber teilen diese Einstellung, sie<br />

beziehen sich dabei auf eine Aussage von Lou Andreas-Salomé, die in diese<br />

Richtung hinzuweisen scheint, die sich aber nicht so eindeutig interpretieren<br />

lässt. Ursula Welsch <strong>und</strong> Michaela Wiesner sehen dies ein, aber trotzdem<br />

behaupten sie, Lou Andreas-Salomé hätte „sich für die Psychoanalyse entschieden<br />

<strong>und</strong> aufgehört zu schreiben“, sie gehen sogar soweit, dass sie von<br />

einer „Abstinenz von der Schriftstellerei“ sprechen 71 . Ihr Versuch, diesen<br />

Weg zu rekonstruieren 72 , scheitert aber an einer falschen Auslegung der herangezogenen<br />

Zitate 73 . Im letzten Kapitel ihres Buches vertreten sie dann<br />

69 Sigm<strong>und</strong> Freud, GW, Bd. XVI, S. 270.<br />

70 Ibidem.<br />

71 Ursula Welsch <strong>und</strong> Michaela Wiesner, 1988, S. 288-9. Lou Andreas-Salomé erwähnt<br />

wohl in ihren Eintragungen ein ihr „verbotenen Schreibens wegen der <strong>psychoanalytische</strong>n<br />

Tätigkeit“ (S. 12) – siehe hier unten.<br />

72 Ursula Welsch <strong>und</strong> Michaela Wiesner, 1988, S. 287.<br />

73 Dies lässt sich bestens an ihrer Interpretation der autobiographischen Skizze “Im Spiegel”<br />

nachweisen: „Ihr Schreiben sei Notbehelf“ (op.cit., S. 288), dieses Wort gibt es aber überhaupt<br />

nicht, Lou Andreas-Salomé spricht stattdessen von einem „halb Schriftwerk, halb<br />

Netzwerk“. Diese Worte, die tel quel in “Von frühem Gottesdienst” erscheinen (S. 464)<br />

20


aber einen anderen Standpunkt 74 . Als erstes wird richtig an dem Ursprung<br />

von Lou Andreas-Salomés erzählerischem Werk erinnert, nämlich an jene<br />

frühe Fabulierlust. Folgerichtig wird dann behauptet: trotz des Abnehmens<br />

ihrer schriftstellerischen Arbeit – wegen ihrer <strong>psychoanalytische</strong>n Tätigkeit –<br />

hätte sich „das Bedürfnis zu erzählen nicht gänzlich unterdrücken“ lassen 75 .<br />

Lou Andreas-Salomés Worte drücken das folgendermaßen aus:<br />

Selten hab ich so oft geschrieben wie in diesem Jahr – nach etwa 20 Jahren mir verbotenen<br />

Schreibens wegen der <strong>psychoanalytische</strong>n Tätigkeit, deren Konzentration das<br />

stört. Freilich mit ein paar Inkonsequenzen zwischendurch; aber im vorigen Frühling<br />

gleich zwei Sachen <strong>und</strong>, noch soeben, um Sylvester, kleinere. Alte Stoffe alles, als<br />

hätten sie wegen meine Schweigegelübdes geduldig geruht <strong>und</strong> in sich gesammelt,<br />

was damals noch erst unterwegs zu mir war. Ich kann’s nicht anders ausdrücken – es<br />

war ein heißer Spaß, dies Sich-wiedersehn. 76<br />

Welche Texte sind hier gemeint? Neben den autobiographischen Aufzeichnungen<br />

handelt es sich – wenn man sich nach dem Entstehungsjahr richtet –<br />

um:<br />

Box 1:<br />

1917 Drei Briefe an einen Knaben<br />

1922 Der Teufel <strong>und</strong> seine Großmutter<br />

Die St<strong>und</strong>e ohne Gott<br />

1933 Jutta<br />

1934 Die Tarnkappe<br />

Ob das viel ist oder nicht, bleibe dahingestellt. Auf jeden Fall kann man nicht<br />

behaupten, Lou Andreas-Salomé hätte, seitdem sie Psychoanalytikerin ist,<br />

nichts <strong>Literarische</strong>s mehr geschrieben. Einen Punkt noch, so meine ich, haben<br />

Ursula Welsch <strong>und</strong> Michaela Wiesner nicht genügend hervorgehoben. Es<br />

hat den Anschein, als hätten sie mit diesem ‚Spätwerk’, eine „Umwälzung<br />

der literarischen Praxis“ bei Lou Andreas-Salomé erwartet. Demzufolge<br />

betonen sie nicht genug, wie es dagegen Cordula Koepcke tut, dass bei Lou<br />

<strong>und</strong> im gleichen Zusammenhang (Vgl. hier S. 12 <strong>und</strong> unter 3.1.), greifen auf das Schreiben<br />

des kleinen Mädchens von Salomé zurück. Dass sie trotzdem eine Chiffre für ihr<br />

Schreiben sind, habe ich schon erwähnt <strong>und</strong> werde darauf noch später zurückkommen.<br />

74 Vielleicht liegt der Gr<strong>und</strong> darin, dass Michaela Wiesner die vier ersten Kapitel <strong>und</strong> Ursula<br />

Welsch die drei letzten verfasste (vgl. op. cit., S. XIII).<br />

75 Op. cit., S. 362.<br />

76 Eintragungen, S. 12 (vgl. mit Lebensrückblick, S. 215).<br />

21


Andreas-Salomé eine Kontinuität waltet, <strong>und</strong> zwar nicht nur im Rahmen ihrer<br />

literarischen Schriften, sondern innerhalb ihres ganzen Werkes. In der Tat<br />

war <strong>und</strong> blieb – wie ich noch zeigen werde – bei ihr das <strong>Literarische</strong> mit dem<br />

Theoretischen <strong>und</strong> Wissenschaftlichen stets verb<strong>und</strong>en.<br />

In einem sehr schönen Text, der auch 1933 separat im Almanach veröffentlicht<br />

wurde unter dem Titel “Der Kranke hat immer recht”, kommt Lou Andreas-Salomé<br />

auf die Frage zurück 77 , was Psychoanalytiker <strong>und</strong> Dichter vereint<br />

<strong>und</strong> trennt. Er folgt direkt ihrem so oft zitierten Gedanken „Menschenleben<br />

– ach! Leben überhaupt – ist Dichtung”. Ich zitiere den betreffenden<br />

Auszug in seiner Ganzheit, denn er endet mit einem Bilde, das Lou Andreas-Salomés<br />

Tätigkeit als Psychoanalytikerin <strong>und</strong> als Schriftstellerin evoziert:<br />

Aber mir wurde daran vollends klar, was sich mir schon oft aufgedrängt hatte: warum<br />

in der erwähnten Gegenübertragung des Analytikers auf den Analysanden, in der Art<br />

seines Interesses für ihn, etwas überraschend Analoges sich findet vom Verhältnis des<br />

Dichters zu seinen Gestaltungen. Es ist jener Grad an Objektivität, Neutralität, bei<br />

restloser Drangabe, die, unterirdisch, unwissentlich, ganz <strong>und</strong> gar auf letzter menschlicher<br />

Gleichheit beruht. Deshalb unberührt bleibt vom Umstand, ob sich da etwas<br />

gestaltet, was, bei individueller Wahlfrage, abgelehnt würde, ob nicht geradezu abstoßende<br />

Züge, eifrig aufgedeckt <strong>und</strong> eingezeichnet, sich daran k<strong>und</strong>tun, – von uns<br />

selber, ganz rücksichtslos in bezug darauf, bleibt jene affektlose Verb<strong>und</strong>enheit, die<br />

z.B. macht, daß man empört Jemandem an die Gurgel springen möchte, der von einer<br />

so geschaffenen, beschaffenen Gestalt angewidert, äußern wollte, sie sei ihm lediglich<br />

verächtlich. Man könnte die zwei Arten der Bezogenheit zum Objekt – bei Analytiker<br />

<strong>und</strong> Dichte – als unvergleichbar ansehen, trotz diesem gleichen Absehen vom<br />

‚bitte recht fre<strong>und</strong>lich’ des Photographen, trotz diesem zuversichtlichen Sichhineinversetzen<br />

in die innere Lage eines Menschen, gleichviel wie sie sei, als läge sie in<br />

jedem Fall richtig zu einem selber; man könnte an der Gegensätzlichkeit der beiden<br />

Methoden Anstoß nehmen, als einer möglichst analytisch <strong>und</strong> einer möglichst synthetisch<br />

gerichteten. Und dennoch besagt deren Gegensätzlichkeit im wesentlichen nur,<br />

daß das eine Mal ein Gewebe nach seiner Linksseite betrachtet wird, auf den Verlauf<br />

der einzelnen Fäden, deren Verschlingungen <strong>und</strong> Knotenpunkte – <strong>und</strong> das andere Mal<br />

auf das Totalmuster der Rechtsseite <strong>und</strong> dessen übersichtlichen Eindruck. 78<br />

Hier spricht Lou Andreas-Salomé unmittelbar aus ihrer eigenen Erfahrung –<br />

als Dichterin <strong>und</strong> als Psychoanalytikerin – heraus. Anhanden des Gegenübertragungsbegriffs<br />

<strong>und</strong> der Bezogenheit zum Objekt stellt sie eine Gemeinsamkeit<br />

der dichterischen <strong>und</strong> der <strong>psychoanalytische</strong>n Verarbeitung dar. Diese<br />

Interpretation sehe ich als einen neuen Beitrag zur Diskussion ‚Literatur <strong>und</strong><br />

(bzw. versus) Psychoanalyse’. Dasselbe gilt von ihrem Gewebe-Bild, das<br />

eigentlich als Emblem ihres eigenen Werkes gelten könnte, es fasst Sigm<strong>und</strong><br />

77 Vgl. mit Sigm<strong>und</strong> Freuds (1907) Abhandlung über Wilhelm Jensen, GW, Bd. VII, S. 120.<br />

78 Mein Dank an Freud, S. 14-5 oder im Almanach, 1933, S. 42-3.<br />

22


Freuds Ansicht über den Unterschied zwischen Dichtung <strong>und</strong> Literatur 79<br />

plastisch zusammen.<br />

Dieses Bild scheint mir auf einen bestimmten Punkt hinzudeuten, der etwa<br />

der Aufhebung eines ‚<strong>und</strong>’ gleichkommen würde. Assoziationsartig 80 möchte<br />

ich folgende Worte, die an Louis Beirnaert erinnern, erwähnen:<br />

Jésuite et psychanalyste? Si, à l’instar d’Ignace, Louis Beirnaert racontait le récit de<br />

sa vie, “ce serait”, disait-il, “le récit de ce qui s'est passé dans mon âme, jusqu’au<br />

moment où, dans la désolation, je me suis rendu compte qu’à me nommer jésuite et<br />

psychanalyste, le et était de trop”. 81<br />

Ich möchte betonen, dass es sich hier nicht so sehr um die Verknotung von<br />

Psychoanalyse <strong>und</strong> Religion handelt, als vielmehr um den persönlichen Lebenslauf,<br />

also um die existentielle Erfahrung des Menschen, der im Fall von<br />

Louis Beirnaert (weitere Beispiel wären hier Michel de Certeau <strong>und</strong> Marie<br />

Balmary) Psychoanalytiker <strong>und</strong> Christ ist – wobei das <strong>und</strong> auf eine Art aufgehoben<br />

wird 82 . Diese Erfahrung findet natürlich ihren Niederschlag in den<br />

wissenschaftlichen Arbeiten der erwähnten Personen. Im Falle Beirnaerts in<br />

einer <strong>psychoanalytische</strong>n Interpretation von religiösen Erfahrungen (siehe<br />

z.B. seine Deutung von Loyola), wobei sich diese nicht als Illusionen erweisen<br />

aber als „Erfahrung von Gott als das Andere“ 83 .<br />

79 Siehe oben <strong>und</strong> im letzten Kapitel (Protokoll vom 13. März 1909).<br />

80 Ich gebe zu, dass mir diese Antwort als Assoziation in den Sinne kam. Assoziation vom<br />

Schicksal von zwei Figuren ...<br />

81 Aus Daman <strong>und</strong> Lehmanns Vorwort zu Louis Beirnaert, 1987.<br />

82 Im Sinne von Gaston Bachelard, La philosophie du non, Paris, Puf, 1940.<br />

83 Siehe Louis Beirnaert, 1987 <strong>und</strong> André Godin, 1981.<br />

23


3. <strong>Literarische</strong> <strong>und</strong> wissenschaftliche Arbeit. Das Werk<br />

von Lou Andreas-Salomés zwischen Konstruktion <strong>und</strong><br />

Rekonstruktion<br />

3.1. Versuch, ein Interpretationsschema herauszuarbeiten<br />

In einem Vortrag vom 6. Dezember 1907 behandelte Sigm<strong>und</strong> Freud das<br />

Thema “Der Dichter <strong>und</strong> das Phantasieren” 83 . Zwei Probleme werden hier<br />

behandelt: einerseits den Ursprung der dichterischen Stoffwahl, andererseits<br />

die Erklärung der im Leser hervorgebrachten Affektwirkungen. Zum ersten:<br />

Sigm<strong>und</strong> Freud schlägt einen Umweg vor: beim spielenden Kinde sieht er<br />

„die ersten Spuren dichterischer Betätigung“ 84 . Beim Heranwachsenden werden<br />

dann Dichtung <strong>und</strong> Tagtraum 85 als Ersatz jenes einstigen kindlichen<br />

Spielens gelten. Sigm<strong>und</strong> Freuds These könnte man also wie folgt zusammenfassen:<br />

die Phantasien seien der Urstoff (Rohstoff) einer Dichtung. Zum<br />

zweiten: Die besondere Wirkung eines Kunstwerks, im Gegensatz zur Reaktion<br />

auf bloße Phantasien eines Tagträumers, erklärt sich aus der Ars poetica.<br />

Diese besteht – laut Sigm<strong>und</strong> Freud – aus einer Abänderung <strong>und</strong> Verhüllung<br />

des Inhalts der Phantasie, <strong>und</strong> aus einer Durchformung, die Vorlust erweckt<br />

86 . Demzufolge möchte ich folgendes Schema des dichterischen Schreibens<br />

vorschlagen: Spiel ⇒ Phantasie ⇒ Kunstwerk. Beim Lesen würde man<br />

den selben Weg – nur eben rückwärts – folgen.<br />

Dieses Interpretationsschema lässt sich durch eine Aufzeichnung von Lou<br />

Andreas-Salomé ergänzen. Im Rahmen einer Diskussion der Infantilneurosen<br />

befasst sich Lou Andreas-Salomé mit der Frage der Urszene; diese versteht<br />

sie als ein Urerlebnis des Kindes (in einem gewissen Sinn umdeutet sie hier<br />

die übliche Bedeutung, in dem sie dem Urerlebnis keinen unbedingten sexuellen<br />

Wert gibt). Diese Aufzeichnung, die Ernst Pfeiffer in seinen Erläuterungen<br />

zum Briefwechsel mit Sigm<strong>und</strong> Freud veröffentlichte, ist nicht datiert.<br />

Sie stammt aber mit Sicherheit aus der Zeit vor 1919, sie fällt also in die<br />

Anfangszeit von Lou Andreas-Salomés Praxis als Psychoanalytikerin. Mit<br />

diesem Thema (Urszene) beschäftigte sie sich später noch öfters. Nicht nur<br />

ihre Lebensphilosophie, ihre besondere Auffassung des Narzissmus erklären<br />

83 Sigm<strong>und</strong> Freud, GW, Bd. VII, S. 213-223.<br />

84 Ibidem., S. 214.<br />

85 Hier vollzieht Sigm<strong>und</strong> Freud eine „Gleichsetzung des Dichters mit dem Tagträumer, der<br />

poetischen Schöpfung mit dem Tagtraum“, ibidem, S. 221.<br />

86 Sigm<strong>und</strong> Freud entwickelte diese Theorie der Vorlust in seiner Arbeit über den Witz (GW,<br />

Bd. VI, siehe den letzten Teil des IV. Kapitels) <strong>und</strong> in seinen Drei Abhandlungen zur Sexualtheorie,<br />

(GW, Bd. V).<br />

25


dies, man muss auch daran erinnern, dass sie Sandor Ferenczi sehr nahe<br />

stand 87 , der ungarische Psychoanalyst der gegen Ende seines Lebens gerade<br />

Sigm<strong>und</strong> Freuds Verführungstheorie ‚auffrischte’ 88 . So kommt es auch dazu,<br />

dass in mehreren Briefen an Sigm<strong>und</strong> Freud Lou Andreas-Salomé diesen<br />

Punkt berührt (mit unmittelbarem Bezug auf ihre Praxis). Ihre Aufzeichnung,<br />

wie es bei ihr oft der Fall ist, arbeitete sie in einem Brief an Sigm<strong>und</strong> Freud<br />

(vom 30. Januar 1919) ein, auf den Sigm<strong>und</strong> Freud schlicht antwortete: „An<br />

Ihren Bemerkungen zur Infantilneurose habe ich wieder Ihre Kunst, fortzusetzen<br />

<strong>und</strong> zusammenzusetzen, bew<strong>und</strong>ern dürfen“ 89 . Da ihre Aufzeichnung<br />

um einiges klarer, verständlicher <strong>und</strong> deutlicher ist, ziehe ich es vor, diese<br />

Fassung wiederzugeben:<br />

Mir stellt sich die Frage ‚phantastisch’ oder ‚real’ sogar noch anders, <strong>und</strong> noch<br />

Freudischer, nämlich gar nicht als ein Entweder-Oder überhaupt, sondern so, als<br />

nähme beides miteinander zu <strong>und</strong> ab. Ich denke mir, daß die Ausganglibido, die narzißtische,<br />

wo sie lange beharrt, anstatt großenteils in die Objektlibido hinein zu verschwinden,<br />

der Phantasie bedarf als des ihr gebliebenen Mittels um Objektlibido zu<br />

ersetzen <strong>und</strong> auf ihrer Linie sich Entwicklung zu leisten: so in den Fällen der Künstlerentwicklungen,<br />

aber auch in denen der neurotischen Verwicklungen. Mir scheint<br />

die phantasiegenährte Künstlerlibido deshalb auch kein eigentliches Sublimationsprodukt,<br />

sondern eben nur die Art normal d.h. ins Geistige weiterentfalteten Narzißmus<br />

(...). Er geht immer ganz vom Libidoboden aus, den er nie verließ. Und so wichtig<br />

die Phantasie hier wird, so wichtig aber auch das Urerlebnis ein einziger objektiver<br />

Untergr<strong>und</strong> (...). Für den Narzißmus ist es ja so bezeichnend, daß Phantasie <strong>und</strong><br />

Realität hier zu identischer Bedeutsamkeit kommen, indem sich ihm Welt <strong>und</strong> Ich noch<br />

nicht als Zweierlei unterscheidet <strong>und</strong> etwas hiervon dem schöpferischen Narzißmus in<br />

allen Geist hinein als Kennzeichen verbleiben muß. Hat Freud betont (von jeher), das<br />

Künstlerische erschließe uns lustgebend das Verdrängte, so läßt sich hinzufügen:<br />

nicht nur um des Verdrängten willen lustgebend – noch mehr vielleicht um des darin<br />

wiedergewonnenen Objektiven der Urerlebnisse: eben derer, die nicht an Objektlibido<br />

wenigstens indirekt auflebten, sondern erst unter der Machtberührung der Phantasie,<br />

<strong>und</strong> sodann bis in allen bewußten Geist hinauf, wiedererschlossen sind – <strong>und</strong> nun<br />

damit unsere objektlibidinös verengte Persönlichkeit weiten, ausweiten, um Bezirke,<br />

die einst ihr zugesprochen waren <strong>und</strong> jetzt erst ihr wieder zufallen. 90<br />

An dieser Passage lässt sich sehr schön zeigen, wie Lou Andreas-Salomé ihre<br />

Auffassung des Künstlerischen in ihrer Interpretation des Narzissmus verankert<br />

ohne den Boden der Libido zu verlassen. Ihr Beitrag zum freudischen<br />

Interpretationsschema besteht darin, dass die Phantasietätigkeit des Künstlers,<br />

im Anschluss an die narzisstische Künstlerlibido, einen Zugang zu ei-<br />

87 Diesbezüglich siehe Ernst Pfeiffers Anmerkungen im Briefwechsel sowie Ursula Welsch<br />

<strong>und</strong> Michaela Wiesner.<br />

88 Siehe Jeffrey M. Masson, 1984 <strong>und</strong> Jean Laplanche, 1988.<br />

89 S. 100. Diese Antwort ist für Sigm<strong>und</strong> Freud typisch; vgl. mit den Seiten 29,31, 35-36, 38,<br />

40, 50, 68, 75, 90, 105, 125, 158, 188, 202, 213.<br />

90 Im Briefwechsel, S. 263-4.<br />

26


nem ‚Urerlebnis’ ermöglicht, <strong>und</strong> diesem einen ‚Realkern’ 91 gibt. Ich versuche<br />

nun das eben Ausgeführte schematisch darzustellen:<br />

Box 2: Auffassung des Künstlerischen bei Freud <strong>und</strong> Andreas-Salomé<br />

Sigm<strong>und</strong> Freud<br />

Lou Andreas-Salomé<br />

Reales Urerlebnis<br />

Spiel<br />

Phantasie Phantasie<br />

Dichtung Kunst<br />

Dieses vergleichende Schema zeigt wodurch – also dem ‚Ursprung’ näher<br />

kommend – Lou Andreas-Salomé Sigm<strong>und</strong> Freuds Ansatz weiterführt.<br />

In einem anderen Zusammenhang 92 <strong>und</strong> ohne auf Lou Andreas-Salomés<br />

Ansatz zurückzugreifen, versucht von Peter von Matt 93 dieses Schema genauer<br />

zu formulieren <strong>und</strong> auszuarbeiten. Sein Beitrag besteht darin, einen<br />

Faktor zu suchen, „der jener homogenen Achse Traum / Tagtraum / Spielen /<br />

literarische Erfindung nicht integriert, aber doch beigeordnet ist ...“ (S. 199).<br />

Er bezeichnet diesen als „das im kreativen Prozess vorphantasierte Werk“ (S.<br />

200), eine Art ‚Metaphantasie’, die man, soweit sie nichts anderes zum Inhalt<br />

hat als das fertige Werk, eine ‚Opus-Phantasie’ nennen könnte. Besonders<br />

interessant ist von Peter von Matts Auffassung der Opus-Phantasie als einer<br />

„Schaltstelle zwischen Ich-Phantasien einerseits, literarisch-formalen Traditionen<br />

<strong>und</strong> sozialen Zwängen andererseits“ (S. 205).<br />

Vorwegnehmend möchte ich hier erwähnen, dass im Fall von Lou Andreas-<br />

Salomé, die Ich-Phantasie in ihrem Werk vorzuherrschen scheint <strong>und</strong> dass ihr<br />

Werk durch klassisch literarische Traditionen oder soziale Zwänge nicht<br />

besonders beeinflusst ist. Wenn man ferner bedenkt, dass von Peter von<br />

Matts Ansatz der Bemühung entspricht, die Phantasie mit dem spezifisch<br />

<strong>Literarische</strong>n, also mit den besonderen Bedingungen der Produktion von<br />

Kunst in Einklang zu bringen, so scheint diese Bemühung, sei es bei Sigm<strong>und</strong><br />

Freud, sei es bei Lou Andreas-Salomé, nicht so sehr anwesend zu sein.<br />

91 Aus ihrem Brief an Sigm<strong>und</strong> Freud vom 30. Januar 1919, S. 98.<br />

92 Ob eine geschlechtsspezifische Phantasie in der Literatur anzutreffen sei.<br />

93 Peter von Matt, “Die Opus-Phantasie”, Psyche, Stuttgart, Klett-Cotta, März, 1979, S. 193-<br />

212.<br />

27


Dies ist besonders bei Lou Andreas-Salomé auffällig, <strong>und</strong> lässt sich aus ihrer<br />

Auffassung einer engen Verknotung zwischen Leben <strong>und</strong> Dichtung ableiten.<br />

Hier noch einmal das von mir zusammengestellte Interpretationsschema,<br />

ergänzt von Peter von Matts Ansatz <strong>und</strong> durch Jacques Lacans Umschreibung:<br />

Box 3: Auffassung des Künstlerischen bei Freud, Andreas-Salomé, Lacan <strong>und</strong> von<br />

Matt<br />

28<br />

Sigm<strong>und</strong> Freud<br />

Lou Andreas-Salomé<br />

Jacques Lacan<br />

Peter von Matt<br />

reales Urerlebnis S ---------- A<br />

Spiel<br />

Phantasie Phantasie S ◊ a Metaphantasie<br />

Dichtung Kunst Dichtung<br />

3.2. Kennzeichen des Werkes von Lou Andreas-Salomé<br />

Wenn jemand mit dem Werk von Lou Andreas-Salomé vertraut ist, so fällt<br />

ihm, bei der Lektüre von Sigm<strong>und</strong> Freuds Vortrag “Der Dichter <strong>und</strong> das<br />

Phantasieren”, sofort ihre kleine autobiographische Skizze “Im Spiegel”<br />

(1911) ein. Man könnte sich sogar fragen, ob Sigm<strong>und</strong> Freuds Worte nicht<br />

ein Kommentar zu dieser Skizze seien. In ihrem Lebensrückblick greift Lou<br />

Andreas-Salomé auf diese Skizze zurück <strong>und</strong> arbeitet sie aus. Sie spricht dort<br />

sehr ausführlich von ihrem ‚Phantasieverhältnis’ (zu ihrem Kinder-Gott) <strong>und</strong><br />

von ihrem ‚Phantasietreiben’ als Kind, das sie mit folgenden Worten zusammenfasste:<br />

Dem Lieben Gott berichtete ich übrigens, nachts im Dunklen, nicht nur von mir: ihm<br />

erzählte ich (...) ganze Geschichten. Mit diesen Geschichten hatte es eine eigene<br />

Bewandtnis. Sie erscheinen mir herausgeboren aus der Notwendigkeit, zum Gott auch<br />

noch die ganze Welt hinzuzufügen, die in aller Breite ja vorhanden war neben unserer<br />

insgeheimen, <strong>und</strong> von deren Wirklichkeit mich dieses Extraverhältnis sonst eher<br />

ablenkte, als daß es mich in ihr voll beheimatet hätte. Nicht zufällig also entnahm ich<br />

den Stoff der Geschichten wirklichen Begebenheiten oder Begegnungen mit Menschen,<br />

Tieren oder Gegenständen; fürs Märchenartige war ja durch den Gott-Zuhörer<br />

schon genügend gesorgt, es brauchte nicht betont zu werden; im Gegenteil handelte<br />

es sich einzig darum, sich von der Wirklichkeit, sozusagen exakt, zu überzeugen. 94<br />

94 Lebensrückblick, S. 14.


Diese Passage zeigt sehr schön die frühe Verknotung 95 von Spiel – Phantasie<br />

– Erzählen – Schreiben, <strong>und</strong> wie Lou Andreas-Salomé jenes reale Urelebnis<br />

auffasste. Es ist auch hier in Erwägung zu ziehen, dass dieser Gott der Kindheit<br />

die Funktion einer poetischen Inspirationsinstanz hat. Statt der Musen,<br />

die üblicherweise an dieser Stelle herangerufen werden, tritt hier Gott in den<br />

Vordergr<strong>und</strong>. Man könnte hier von einem Musengott sprechen, nur müsste<br />

man darunter nicht – wie in Jean Pauls Kardinalroman Titan – den Musen-<br />

<strong>und</strong> Sonnengott Apollon verstehen, sondern den Gott der christlichen Tradition,<br />

der hier als Muse fungieren würde. Dementsprechend könnte man Lou<br />

Andreas-Salomés bedeutungsvolle Erfahrung des Gottverlustes 96 mit jener<br />

Erfahrung, die Goethe schildert vergleichen:<br />

alle neun, sie winken mir oft, ich meine die musen;<br />

doch ich achtet es nicht, hatte das mädchen im schoss;<br />

nun verliesz ich mein liebchen; mich haben die musen verlassen,<br />

<strong>und</strong> ich schielte verwirrt, suchte nach messer <strong>und</strong> strick.<br />

doch von göttern ist voll der olymp; du kamst mich zu retten<br />

langeweile ! du bist mutter der musen gegrüszt. 97<br />

Wie die Musen einem winken, so können sie auch einen verlassen, gerade<br />

dies erlebte Lou Andreas-Salomé als Kind in ihrer Beziehung zu Gott. Entscheiden<br />

aber für ihre spätere schriftstellerische Tätigkeit war, dass sie nach<br />

diesem Gottesverlust ihre Gewohnheit ‚Geschichten zu erzählen’ trotzdem<br />

weitergeführt hat. Eine Tätigkeit, die sich zu jenem „halb Schriftwerk, halb<br />

Netzwerk“ entwickelte 98 . In diesem Infantilen 99 <strong>und</strong> Märchenhaften finden<br />

sich also die ersten Spuren von Lou Andreas-Salomés Schreiben. Spuren, die<br />

bis zu den letzten Dichtungen reichen, etwa Die Tarnkappe <strong>und</strong> Der Teufel<br />

<strong>und</strong> seine Großmutter. Hier findet sich nämlich dieses Märchenhafte wieder,<br />

für das sich Lou Andreas-Salomé stets interessierte, <strong>und</strong> das praktisch ihr<br />

ganzes Schreiben kennzeichnet 100 . Märchen <strong>und</strong> Phantasie waren ihr also von<br />

Kindheit an von Bedeutung, <strong>und</strong> die früh eingetretene Vernichtung ihrer<br />

Fiktion durch Lebenserfahrung gleichte sich damit aus, dass ihre Lebenserfahrungen<br />

ihr den fiktiven Charakter ihrer Erzählungen <strong>und</strong> Romane schenkten.<br />

95 Ein bildhaftes Wort, das an Jacques Lacan mahnt, das aber Lou Andreas-Salomé öfters<br />

gebraucht.<br />

96 Siehe hierzu ihre Eintragungen, S. 16, <strong>und</strong> dort vor allem was sie über die Rolle der<br />

Phantasie schreibt.<br />

97 In Deutsches Wörterbuch von J. <strong>und</strong> W. Grimm hrsg, München, DTV-reprint 1984, Bd.<br />

12, S. 27-36.<br />

98 “Im Spiegel”, (S. 88, unten) <strong>und</strong> “Von frühem Gottesdienst”, (S. 464, vorletzte Zeile).<br />

Vgl. hier unter 2.4.<br />

99 Für Lou Andreas-Salomé ein positiver Begriff.<br />

100 So kommt es auch sehr klar zum Ausdruck in ihrem Briefwechsel mit Sigm<strong>und</strong> Freud –<br />

siehe ferner auch ihr Buch, Briefe an einen Knaben.<br />

29


Man kann sich aber mit Recht fragen, ob – nachdem ihr Gott nicht mehr da<br />

war – dieses „Im Zwiegespräch sein mit ...“ je aufgehört hat. Dass bereits bei<br />

der kleinen Lou von Salomé das Erzählen ein „sich richten an ...“ ist, <strong>und</strong><br />

dass es von da an stets einen Adressaten hat, dass dieser im Erzählen selber<br />

anwesend ist, entspricht einer besonderen Eigenschaft von Lou Andreas-<br />

Salomé, einer solchen nämlich, die ihren Niederschlag in ihren Werken findet.<br />

Hier nur zwei Beispiele. Dieses Merkmal kennzeichnet die Hauptfigur<br />

der Erzählung Jutta, die ihren Bruder vermisst, jedoch stets mit ihm im<br />

Zwiegespräch ist. Ferner ist es auch im Briefwechsel mit Sigm<strong>und</strong> Freud,<br />

„das Vatergesicht über meinem Leben“ sagte Lou Andreas-Salomé 101 , allgegenwärtig.<br />

Es wurde mit Recht behauptet, charakteristisch für das ganze Werk von Lou<br />

Andreas-Salomé sei ihr Bestreben, stets „in die letzte Tiefe der Sache <strong>und</strong><br />

ihre unauflösliche Problematik hineinzuleuchten“ 102 . Keine fertige Lösungen<br />

bietet ihr Werk, denn „was Lou Andreas gibt, ist nicht das Porträt einer Seele,<br />

sondern deren Spannung zur Welt, zu einer anderen Seele“ 103 . Diese Gr<strong>und</strong>tendenz<br />

zeigt sich ins besondere an den literarischen Darstellungen der Begegnungen;<br />

eigentlich bilden diese das Merkmal Lou Andreas-Salomés<br />

Schriften. Begegnungen, ein Wort, das Lou Andreas-Salomés ganze Biographie<br />

zusammenfasst, das ihr ganzes Werk bestimmt <strong>und</strong> dessen Ursprung in<br />

jener Begegnung mit Gott zu suchen ist. Ich habe ja erwähnt, wie die ersten<br />

Schritte im Reich des Erzählens <strong>und</strong> des Schreibens auf dem Boden ihrer<br />

Begegnung (sie spricht auch von ihrem ‚Umgang’) mit – ihrem – Gott fußen.<br />

Eine für sie stets maßgebende <strong>und</strong> wiederkehrende Erfahrung 104 , die ihr Bedürfnis<br />

ausdrückt, sich der verlorenen Einheit wieder zu nähern. An dieses<br />

Erlebnis knüpfen ihre Lebensphilosophie <strong>und</strong> ihre Auffassung vom Narzissmus<br />

an. Die ersten Zeilen ihres Lebensrückblicks, mit der Kapitelüberschrift<br />

“Das Erlebnis Gott”, versuchen dafür Worte zu finden:<br />

Unser erstes Erlebnis ist, bemerkenswerter Weise, ein Entschw<strong>und</strong>. Eben noch waren<br />

wir alles, unabgeteilt, war unabteilbar von uns irgendwelches Sein – da wurden wir<br />

ins Geborenwerden gedrängt, wurden zu einem Restteilchen davon, das fortan bestrebt<br />

sein muß, nicht in immer weitergehende Verkürzungen zu geraten, sich zu<br />

behaupten an der sich immer breiter vor ihm aufrichtenden Gegenwelt, in die es aus<br />

seiner Allfülle fiel wie in – zunächst beraubende – Leere.<br />

Dieses ursprüngliche Gotteserlebnis, der darauf folgender Gottesverlust – ein<br />

Riss, der „mit Hilfe der Phantasie“ überbrückbar ist 105 – werden sich in Lou<br />

101 Im Brief an Freud vom 4. Mai 1935, im Briefwechsel, S. 227.<br />

102 Heinrich Meyer-Benfey,1931, S. 306.<br />

103 Theodor Heuss,1908, S. 12.<br />

104 Der persönliche Gott (siehe André Godin, 1981) wird vom Gottmensch (L.A.-S.) auf eine<br />

Art abgelöst.<br />

105 Im Lebensrückblick, S. 9.<br />

30


Andreas-Salomés eindrucksvollen Erfahrungen der ‚Fre<strong>und</strong>schaften’ wiederfinden,<br />

als Nachwirken, Wiederholen <strong>und</strong> Aufarbeiten 106 des Schicksals jener<br />

‚Urkindheit’ 107 . Etwa folgende Reihenfolge könnte man sich ausdenken: Gott<br />

als ‚Vater’, Hendrik Gillot (der Gottmensch) als Erzieher, Paul Rée als<br />

Fre<strong>und</strong>, Friedrich Carl Andreas als Gatte, (...). Denkt man ans Nietzsche- <strong>und</strong><br />

Rilkebuch, an Mein Dank an Freud, an Essays, die das Kennzeichen solcher<br />

Erfahrungen deutlich verraten, <strong>und</strong> an etliche ihre literarischen Schriften – ja,<br />

man könnte hier praktisch jedes Werk heranziehen 108 –, so bleibt man davon<br />

beeindruckt, wie alle Begegnungen von Lou Andreas-Salomé in ihren Büchern<br />

ihren Ausdruck finden. Über diesen ihren, <strong>und</strong> wenn nicht einmaligen<br />

jedoch besonderen, Hang gibt Lou Andreas-Salomé folgende Erklärung, die<br />

auf ihrer Auffassung vom Leben als Dichtung fußt:<br />

Denn was bedeutet Menschennähe überhaupt? Eine Zusammenkunft, die anderswohin<br />

reicht, als wir gewusst haben (...). Was wirklich davon berichtbar bleibt, wird dies<br />

schon teilweise nur mittels jener indirekten Äußerungsweise, in der poetische Elemente<br />

mittätig werden: es wäre im Gr<strong>und</strong>e des Wesens bereits, weil erlebt, auch schon<br />

gedichtet. 109<br />

Um das Werk von Lou Andreas-Salomé zu charakterisieren, ist mir das Wort<br />

‚Begegnungen’ zu allgemein, deshalb möchte ich hier versuchen, es als Erfahrung<br />

der Liebe, Liebe einerseits als Mutterschaft <strong>und</strong> andererseits als<br />

Fre<strong>und</strong>schaft, zu deuten.<br />

Da ich nicht alle literarischen Schriften von Lou Andreas-Salomé heranziehen<br />

kann, stellt sich die Frage nach einer Auswahl. Man könnte hier formal<br />

vorgehen, <strong>und</strong> Werke behandeln, die einer gleichen Gattung 110 angehören.<br />

Man könnte sich auch auf Schriften beschränken, denen ein Motiv gemeinsam<br />

ist 111 . Ich möchte hier einen dritten Weg gehen <strong>und</strong> den Versuch wagen,<br />

mich an eine Periodisierung der fiktionalen Werke von Lou Andreas-Salomé<br />

zu halten 112 <strong>und</strong> in diesem Rahmen eine Auswahl treffen.<br />

Die ersten Schriften von Lou Andreas-Salomé, ihre autobiographischen Aufzeichnungen<br />

– die einen Rückblick auf diese erste Arbeitsperiode geben –<br />

sprechen alle von einer „Erschütterung“ 113 , von einer „Tragödie des Erwachens<br />

aus der Illusionsbeglückung durch die Erkenntnis der Lebenswahr-<br />

106 Siehe Sigm<strong>und</strong> Freud, “Erinnern, Wiederholen <strong>und</strong> Durcharbeiten”, GW, Bd. X.<br />

107 Ibidem.<br />

108 Im Kampf um Gott (Nietzsche <strong>und</strong> Rée), Ruth (Gillot), Fenitschka (Wedekind), Jutta<br />

(Beer-Hofmann), Die Tarnkappe (Rilke).<br />

109 Im Lebensrückblick, S. 95 (Hervor. von Lou Andreas-Salomé – ich unterstreiche).<br />

110 Siehe Anhang A.<br />

111 Siehe Anhang B.<br />

112 Siehe Anhang C.<br />

113 Ernst Pfeiffer im Nachwort zu Fenitschka. Eine Ausschweifung, 1983, S. 125.<br />

31


heit“ 114 . Der Begriff einer literarischen Konstruktion des Mangels 115 könnte<br />

diesen Werken gerecht werden. Den späteren Schriften aber fehlt dieses<br />

Merkmal, sie bringen eher eine – manchmal hart erkämpfte – Harmonie zum<br />

Ausdruck. Zuletzt lassen sich noch einzelne Werke sondern, die eindeutig<br />

versuchen, <strong>psychoanalytische</strong> Erkenntnisse literarisch zu verarbeiten.<br />

Eine solche Auffassung von drei Zeitabschnitten in Lou Andreas-Salomés<br />

literarischen Schriften versucht Angela Livingstone 116 aufzustellen. Im Rahmen<br />

der vorliegenden Arbeit werde ich vor allem folgende Werke heranziehen<br />

<strong>und</strong> öfter besprechen: Ruth, Fenitschka, Eine Ausschweifung, Ma <strong>und</strong><br />

Die Tarnkappe. Also Werke, die für die verschiedenen Schaffensperioden<br />

charakteristisch sind, wie es aus der folgenden Zusammenstellung 117 ersichtlich<br />

ist:<br />

Box 4: Verschiedene Schaffensperioden im Werke von Lou Andreas-Salomé<br />

I. Bis um 1900: Fiction of desire<br />

1885 Im Kampf um Gott “The first novels present a torrid dream-world<br />

of dire sexuality, full of an inescapable desire<br />

for things that scarcely exist.”<br />

1895 Ruth “It is a hothouse of thick-stemmed, fast blooming<br />

plants, but this time the plants are all emotions.”<br />

1896 Aus fremder Seele “An atmosphere of humourless, yearning passion,<br />

the winding up and up of emotional encounters<br />

to their climax of union or more often<br />

of just – avoided union and shock.”<br />

1898 Fenitschka.<br />

“Instead of the breath-held effort of transform-<br />

Eine Ausschweifung ing the admired person into a godhead, the<br />

1902 Im Zwischenland theme becomes the recognitions of the misguided<br />

of such efforts (…).”<br />

114 E. Brausewetter, 1898, S. 4.<br />

115 G. Schmidt, <strong>Literarische</strong> Konstruktionen des Mangels, Frankfurt am Main, Lang,1987.<br />

116 Angela Livingstone, 1984, S. 204-220, siehe Anhang C. Da ich hier nicht jedes Mal<br />

einzelne Werke von Lou Andreas-Salomé zusammenfassen kann, weise ich auf Livingstones<br />

Resümees.<br />

117 Ich stütze mich hier auf Angela Livingstone, 1984, S. 204-20.<br />

32


II. Ab 1901: Fiction of fulfilment<br />

1901 Ma “A novel infuriating to read slowly... The<br />

theme is widowhood and motherhood. (…)<br />

The book is all about love.”<br />

1919 Das Haus “Lou Andreas-Salomé’s only book about a<br />

happily married couple.”<br />

1923 Ródinka “A gathering of places, atmospheres, characters,<br />

conflicts, fates and ideas … like a discursive<br />

and very full diary (…) an invoker of<br />

good dreams.”<br />

III. Post-psychoanalytisch: Depth-control writings<br />

1922 Der Teufel <strong>und</strong> seine “They offer applicable generalisations of her<br />

Großmutter<br />

experience (…)<br />

1922 Die St<strong>und</strong>e ohne Gott are concerned with probing psychical depths<br />

and establishing a final control over them.”<br />

3.3. <strong>Literarische</strong> <strong>und</strong> theoretische Verarbeitung<br />

Lou Andreas-Salomés Werk ist umfangreich. So behandeln ihre Aufsätze<br />

religionspsychologische Themen, ferner sind sie Autoren- <strong>und</strong> Theaterkritiken,<br />

psychologische Essays <strong>und</strong> zuletzt <strong>psychoanalytische</strong> Untersuchungen.<br />

Diesen von künstlerischen <strong>und</strong> theoretischen Gesichtspunkten bestimmten<br />

Schriften setzen sich Romane, Novellen <strong>und</strong> andere literarische Tagesarbeiten<br />

hinzu. Ich möchte versuchen nachzuweisen, wie diese beiden Seiten des<br />

Werkes von Lou Andreas-Salomé verb<strong>und</strong>en sind. Denn ihr Interesse für die<br />

Religionspsychologie – sicher durch ihr „Erlebnis mit Gott“ 118 bestimmt –<br />

drückt sich nicht nur in Essays aus, es gestaltet sich ebenfalls auf eigener Art<br />

in literarischen Schriften wie Im Kampf um Gott <strong>und</strong> Aus fremder Seele.<br />

Wenn ich am anderen Ende ihr Spätwerk ins Auge fasse, so sehe ich, einerseits<br />

das Ineinander von theoretischen Überlegungen <strong>und</strong> literarischen Gestaltungen.<br />

Gestaltungen die versuchen, die gewonnenen Einsichten in literarischen<br />

Schriften wie Der Teufel <strong>und</strong> seine Großmutter auszudrücken. Und<br />

andererseits, dass ihre <strong>psychoanalytische</strong>n Beiträge von ihrer künstlerischen<br />

118 Siehe Kap. 1 im Lebensrückblick, S. 9-25.<br />

33


Sonderart mitgeprägt sind. Sigm<strong>und</strong> Freud erkannte <strong>und</strong> schätzte diesen besonderen<br />

Zug in seiner Antwort auf Lou Andreas-Salomés Mein Dank an<br />

Freud, es sei ihr eine ‚echte Synthese’ gelungen. Ich habe eben zwei Beispiele<br />

angedeutet, im folgenden möchte ich mich an meiner Auswahl festhalten<br />

<strong>und</strong> vier weitere Beispiele heranziehen. Zuvor sei noch wiederholt, dass diese<br />

Verb<strong>und</strong>enheit, diese Verknotung, für das ganze Werk ihre Gültigkeit hat,<br />

denn wie Cordula Koepcke zutreffend sagt:<br />

Das gesamte literarische Werk von Lou Andreas-Salomé wird durch eine seltene<br />

Durchdringung der Lebenswirklichkeit gekennzeichnet, sei sie materieller oder ideeller,<br />

physischer oder seelischer Art, <strong>und</strong> zwar mittels intellektueller Analyse <strong>und</strong> seelischer<br />

Feinfühligkeit. Es konnte geschehen, daß derselbe Gegenstand belletristisch<br />

<strong>und</strong> theoretisch-wissenschaftlich bearbeitet wurde, <strong>und</strong> zwar zeigte sich diese Neigung<br />

bereits früh. Das Nietzsche-Buch ist allein schon Beleg für ihre Beziehung zum<br />

abstrakten Denken, verb<strong>und</strong>en mit einer deutlichen Befähigung zu weitgehender<br />

Versenkung in seelische Vorgänge. Auch das von ihr selbst als banal abgelehnte<br />

Buch „Im Kampf um Gott“ gibt, bei allem Vorbehalt, der sich gegen diese Arbeit<br />

anmelden läßt, ähnliches preis, nur daß hier das Schwergewicht mehr auf der künstlerisch-bildenden<br />

Seite ihres Wesens liegt. 119<br />

3.3.1. Ruth – zwischen Fre<strong>und</strong>schaft <strong>und</strong> Liebe<br />

Verschiedene Gründe bringen mich dazu, Lou Andreas-Salomés zweiten<br />

Roman Ruth (1895) als ersten zu behandeln. Zum einen steht er in einer besonders<br />

engen Beziehung zu Lou Andreas-Salomés Lebenserfahrung, ihre<br />

Beziehung zu Hendrik Gillot <strong>und</strong> Paul Rée bildet sicher den Boden, auf dem<br />

dieses Werk emporwächst (siehe 3.5.). Zum anderen lassen sich in Lou Andreas-Salomés<br />

Schriften kaum theoretische Auseinandersetzungen zu diesem<br />

Thema finden. Im Gegensatz zu anderen Werken, die in enger Verbindung<br />

mit der theoretischen Seite ihres Werkes stehen (3.3.2. bis 4.), setzt dieses<br />

Buch eine Theorie voraus, die von Lou Andreas-Salomé nicht ausgearbeitet<br />

wird. Dieses Werk ist auch ein Beispiel dafür, dass die drei Dimensionen, die<br />

– so Cordula Koepcke – Lou Andreas-Salomés Werk bestimmen – also:<br />

Lebenswirklichkeit, theoretische <strong>und</strong> literarische Verarbeitung –, stets in<br />

einem anderen Verhältnis zueinander stehen.<br />

Ruth kann als eine Erziehungsgeschichte aufgefasst werden. Die Handlung<br />

der Geschichte zeigt ein halbwüchsiges, elternloses Mädchen, das aus Einsamkeit<br />

in eine Phantasiewelt flieht. Erik, ein Lehrer, der neben Privatst<strong>und</strong>en<br />

an einer Petersburger Mädchenschule lehrt, nimmt sie zu sich ins Haus<br />

auf. Erik tut sein ‚Meisterstück’ an Ruth, indem er sie allmählich in das wirkliche<br />

Leben hineinführt. Die Lehrer-Schüler Beziehung lässt sich jedoch bald<br />

119 Cordula Koepcke, 1982, S. 77-8.<br />

34


als Liebe erkennen, nur dass diese jeweils andersartig erlebt <strong>und</strong> aufgefasst<br />

wird. Sie ist es auch, die einen dramatischen Konflikt auslöst, an dem dann<br />

die drei Lebensverhältnisse zerschellen. Bei Erik verwandelt sich die Liebe<br />

zum Kinde in Liebe zur Frau, die Konsequenz davon ist, dass er alle drei ihm<br />

nahestehenden Personen verliert: seine Frau Klare-Bel, seinen Sohn Jonas<br />

<strong>und</strong> Ruth. Diese letzte verliert er, weil in ihr noch die Liebe des Kindes waltet,<br />

<strong>und</strong> vor allem weil er unfähig ist zu erkennen dass in der Übertragung,<br />

die eine pädagogische Situation inszeniert <strong>und</strong> die eine solche Lehrer - Schüler<br />

Beziehung ausmacht, die Liebe nur ein Spiel ist, nicht Wirklichkeit 120 .<br />

Der Lehrer ist hier nicht nur der berufsmäßig Unterrichtende, auch begnügt er<br />

sich nicht damit, irgendwie durch Mahnung, Wort, Beispiel eine Lehre zu<br />

geben. Zwei weitere Wesenszüge des Lehrers mussten aber ebenfalls für Lou<br />

Andreas-Salomé von Bedeutung sein. Das Grimm-Wörterbuch erinnert daran,<br />

das Lehrer sein auch bedeutet: Unterweiser im göttlichen Wort zu sein.<br />

Wir treffen hier also eine weitere Figur jenes ‚Gottmenschen’ an. Ferner ist<br />

es ein Topos, dass der Lehrer auch als Fre<strong>und</strong> angesprochen wird:<br />

Dich erwähl ich zum Lehrer, zum Fre<strong>und</strong>, Dein lebendiges Bilden lehrt mich, dein<br />

Lehrendes Wort rühret lebendig mein Herz.<br />

Schiller 121<br />

Explizierter noch lesen wir bei Goethe:<br />

Sie, die Scheidende zieht durch Wald <strong>und</strong> grauses Gebirge, sucht den wandernden<br />

Mann, ach! in der Ferne noch auf; sucht den Lehrer, den Fre<strong>und</strong>, den Vater.<br />

Goethe 122<br />

Für die elternlose Ruth liegt diese symbolische Bedeutung des Vaters auf der<br />

Hand. Dass Ruth versucht, ein Elternbild zu rekonstruieren, sieht man an der<br />

Tatsache, dass Ruth im Ferienfamilienhaus lebt <strong>und</strong> dass, als Eriks Frau im<br />

Begriff ist, das Haus <strong>und</strong> ihren Mann zu verlassen, Ruth zu verstehen gibt, sie<br />

möchte Klare-Bel nicht ausschließen. Dieses angebliche Verhältnis zu Dritt<br />

ist aber nur die Wiederherstellung der Familienstruktur, die eine ödipale ist,<br />

da man den anderen (der Vater bzw. die Mutter) symbolisch, also nicht in<br />

Wirklichkeit beseitigen will. Ferner erklärt auch die Ambivalenz, dass man<br />

diesen anderen nicht ‚töten’ will, dass man auch ihn lieb hat. Interessanter als<br />

die Vatersymbolik scheint mir jedoch der Übergang vom Lehrer als Fre<strong>und</strong><br />

zum Lehrer als Geliebter. Hier findet sich nämlich eine Problematik wieder,<br />

die für Lou Andreas-Salomés Werk <strong>und</strong> Leben von Bedeutung ist. Dieses<br />

120 Siehe Mireille Cifalis Arbeiten über <strong>psychoanalytische</strong> Pädagogik, wobei sie sich, was<br />

diese Frage des Spiels angelangt, auf Maud Mannoni stützt.<br />

121 Nach dem Grimm-Wörterbuch, DTV – Reprint, Band 12, S. 571.<br />

122 Ibidem.<br />

35


Moment des Übergangs der Fre<strong>und</strong>schaft in Liebe kommt in Lou Andreas-<br />

Salomés literarischen Schriften öfter vor. Mit Tomasow in Ma (siehe 3.3.3.),<br />

mit Florian in Jutta, mit Max in Fenitschka, doch am Ende auch mit Fenitschka<br />

selber, als diese entdeckt, dass diese einmalige Hingebung, das weit<br />

Vornehmere <strong>und</strong> Seltenere ist, als alle geistigen Fre<strong>und</strong>schaften, die man zu<br />

mehreren haben kann. Die Fre<strong>und</strong>schaft mit Paul Rée steht sicher im Hintergr<strong>und</strong><br />

dieser Schicksale. Auch Paul Rée musste, wie Erik in Ruth, an dieser<br />

Front, an der Grenze zwischen Fre<strong>und</strong>schaft <strong>und</strong> Liebe hart kämpfen. Seine<br />

‚Fre<strong>und</strong>schaft’ – doch wohl Liebe – drückt er mit folgenden Wörtern aus 123 :<br />

Liebstes, heute Nachmittag habe ich Dein Kleid von Tütz geholt (...). Ich packte es<br />

allein aus <strong>und</strong> war ganz erschüttert <strong>und</strong> gerührt. Wenn ich mich nicht vor mir selbst<br />

genirt hätte, so hätte ich die zierliche Taille in meine Arme geschlossen – schöne<br />

Geschichte –<br />

In einer Aufzeichnung von 1883 finden wir dafür bei Lou Andreas-Salomé<br />

einen ganz anderen Ton. Hier greift die Autorin auf ihre charakteristische<br />

Vorliebe für Naturmetaphern zurück 124 , hier eine Metapher, die das Tragische<br />

übersieht:<br />

Unsere Fre<strong>und</strong>schaft, wie eine sorglich behütete <strong>und</strong> gepflegte edle Kunstpflanze, hat<br />

unseren Gärtnertalenten Ehre gemacht, <strong>und</strong> heute steht sie mit tausend alten Blüten<br />

<strong>und</strong> tausend neue Knospen. 125<br />

Dieser Übergang von Fre<strong>und</strong>schaft in Liebe 126 , den sie aus dieser Erfahrung<br />

literarisch in Werke wie Ruth <strong>und</strong> Ma verarbeitet, vollzieht sich aber nicht 127 .<br />

Ma <strong>und</strong> Ruth können diesen Sprung, diese Kehre nicht vollziehen. Ma hat ihr<br />

Ideal in der Mütterlichkeit gef<strong>und</strong>en, <strong>und</strong> sie will es um nichts auf der Welt<br />

aufgeben (siehe hier unter III.3.3). Dagegen ist Ruth der lebendige Ausdruck<br />

jenes ‚Kind bleiben Wollens’. Dem angebeteten Lehrer gelten Ruths Worte:<br />

„Ich gehe nicht. Ich gehe <strong>und</strong> bleibe Ihr Kind“ 128 . In Ruth stellt Lou Andreas-<br />

Salomé somit dar, welche Einstellung es ermöglicht, die Kluft zwischen<br />

Phantasie <strong>und</strong> Wirklichkeit zu überwinden, nämlich diese Allverb<strong>und</strong>enheit<br />

123 Paul Rée in seinem Brief an Lou Andreas-Salomé vom 10. August 1882, in Die Dokumente<br />

ihrer Begegnung, S. 178.<br />

124 Siehe das Erinnerungsbild ihrer Konfirmation – hier handelt es sich um ihre Beziehung zu<br />

Hendrik Gillot: „Gottesschöpfung“, 1892, S. 178 f.<br />

125 Von Ernst Pfeiffer im Lebensrückblick veröffentlicht, S. 244.<br />

126 Eine existentielle Erfahrung, siehe hierzu Siegfried Kracauer, 1971.<br />

127 Daher sind diese Stellen von solchen zu unterscheiden, in denen die Fre<strong>und</strong>schaft, bzw.<br />

die Kameradschaft dargestellt wird, z.B. in Die St<strong>und</strong>e ohne Gott <strong>und</strong> in Die Tarnkappe.<br />

Zur Unterscheidung von Fre<strong>und</strong>schaft <strong>und</strong> Kameradschaft siehe Siegfried Kracauer, 1971.<br />

128 Ruth, S. 301.<br />

36


(des Kindes), diese Fähigkeit noch der Ganzheit erfahren zu können (vgl.<br />

3.3.4.). 129<br />

Doch ist nicht zu vergessen, dass Ruth eine Erziehungsgeschichte darstellt.<br />

Sie zeigt Ruth von einem stürmischen Lerneifer erfüllt (vgl. 3.3.2.), doch ist<br />

– wie gesagt – dieses ‚intellektuelle Leben’ eng an ihrer Auslieferung an Erik<br />

geb<strong>und</strong>en, dem sie sich ganz übergibt. Ein Backfisch ‚verliebt’ sich in seinen<br />

Lehrer <strong>und</strong> umgekehrt, könnte man zusammenfassend sagen. Sicher, wie<br />

Hamann (1901) sagt, ein Thema das „alt wie die Welt bis zur Ur-Uhrahnes<br />

Zeiten“ ist. So z.B. bei den Griechen in ihrer päderastischen Auffassung der<br />

Erziehung 130 . Diese Auffassung hatte den Vorteil, aus den ‚erotischen’<br />

Aspekten 131 , die einer pädagogischen Beziehung inhärent sind, keinen Hehl<br />

zu machen. Dieses Argument war aber auch zu Zeiten Lou Andreas-Salomés<br />

ein gängiges Thema 132 , vor allem aber musste es in den zwanziger Jahren<br />

einen großen Erfolg gehabt haben.<br />

Hier ist der Einfluss von Lou Andreas-Salomés Roman Ruth <strong>und</strong> ihrer Novellensammlung<br />

Im Zwischenland eindeutig nachweisbar. Es handelt sich um<br />

ein Buch, das bei seiner Veröffentlichung großes Aufsehen erregte: das Tagebuch<br />

eines halbwüchsigen Mädchens erschien erstmals 1919 als erster Band<br />

der Reihe ‚Quellenschriften zur seelischen Entwicklung’ im Internationalen<br />

Psychoanalytischen Verlag. Weder der Verfasser noch der Herausgeber wurden<br />

bei der ersten Auflage (10’000 Exemplare!) bekannt gegeben. Dieses<br />

Buch wurde von Dr. Hermine Hug-Hellmuth herausgegeben, <strong>und</strong> vermutlich<br />

musste es schon vier Jahre vorher bereits abgeschlossen vorliegen 133 . Auf<br />

jeden Fall entstand sehr schnell eine heftige Kontroverse, um die Frage, ob es<br />

sich tatsächlich um authentische Aufzeichnungen handle. Endgültig ist diese<br />

Frage nicht zu beantworten, da Hermine Hug-Hellmuths tragische Ermordung<br />

(1924) durch ihren achtzehnjährigen Neffen 134 ihrem Leben ein vorzeitiges<br />

Ende setzte. Doch Angela Graf-Nolds Argumentation, dass „das<br />

Tagebuch der 11- bis 14 1/2 jährigen Rita alle wesentlichen Personen <strong>und</strong><br />

alle typischen Handlungselemente enthält, die man aus den autobiographi-<br />

129 In diesem Zusammenhang sei daran erinnert, dass Lou Andreas-Salomés Lebensphilosophie<br />

sich an folgende Strömungen anschließt: am Monismus von E. Haeckel (1892), am<br />

kosmogonischen Eros von L. Klages (1922), am damaligen Wiederaufleben F. Schlegels<br />

Versuch von der Ganzheit aus zu denken. In dieser Hinsicht ist es mehr als gerechtfertigt,<br />

die Figur von G. Bataille heranzuziehen. (Nicht nur das Interesse am Erotischen verbindet<br />

beide!)<br />

130 Siehe Bernard Sergent, 1984 <strong>und</strong> 1987.<br />

131 Wie würden heute ‚libidinös’ oder ‚triebhaft’ sagen.<br />

132 Maria Janitscheks Buch Gott hat es gewollt (Leipzig 1895), behandelt ebenfalls das<br />

Thema des unberührten Weibes vor dem Mann als Erzieher.<br />

133 Sigm<strong>und</strong> Freuds Brief, als Geleitwort dem Tagebuch zugelegt, trägt das Datum vom 27.<br />

April 1915.<br />

134 Für den sie seit seinem neunten Lebensjahr verantwortlich war <strong>und</strong> der ihr seit frühester<br />

Kindheit als Fallbeispiel in ihren kinder<strong>psychoanalytische</strong>n Arbeiten gedient hatte.<br />

37


schen Angaben in Hermine Hugs übrigen Arbeiten, insbesondere in ‚Über<br />

Farbenhören’ kennt (...)“ 135 , lässt vermuten, dass bei so vielen Parallelen ein<br />

Zufall auszuschließen, <strong>und</strong> dass die Herausgeberin auch die Verfasserin sei.<br />

Die innere Kohärenz <strong>und</strong> dramatische Einheit besteht darin, dass das Tagebuch<br />

mit dem Entschluss der beiden Fre<strong>und</strong>innen beginnt, mit ihrem Eintritt<br />

ins Lyzeum ein Tagebuch zu schreiben, das seinen Höhepunkt in der Krankheit<br />

<strong>und</strong> dem Tod der Mutter findet <strong>und</strong> folgerichtig mit der Heirat der Lehrerin<br />

<strong>und</strong> dem Tod des Vaters endet. Gerade dieser geschlossene Aufbau, bei<br />

einem normalen Tagebuch kaum möglich, erweckte erste Anzweiflungen,<br />

was die Authentizität des Buches anbelangt. Was im Zusammenhang mit<br />

meiner Arbeit von Bedeutung ist, ist die Tatsache, dass die schwärmerische<br />

Liebe zu der Lehrerin Frau Dr. M., dieses ‚süße Engel’, das ganze Tagebuch<br />

durchzieht. Wiederum ist hier eine Parallele zu Hermine Hug-Hellmuths<br />

Biographie belegbar. In Aufsätzen von 1912 136 spricht sie von den heißen<br />

Verliebtheiten in Mitschülerinnen <strong>und</strong> Lehrerinnern ihrer Schulzeit. Auf<br />

jeden Fall ist hier die Ruth-Thematik, also diese besondere leidenschaftliche<br />

Lehrer-Schüler Beziehung, anwesend <strong>und</strong> sehr glaubhaft dargestellt.<br />

Dass hier eine Beziehung besteht, scheint mir heute ohne Zweifel zu sein.<br />

Diese dünkt mir um so mehr glaubhaft, da sie sich ebenfalls an Hand der<br />

Novellensammlung Im Zwischenland (1902) nachweisen lässt. Diese fünf<br />

Geschichten aus dem Seelenleben halbwüchsiger Mädchen wurden von Hermine<br />

Hug-Hellmuth 1914 in Imago vorgestellt. Die erotische Beziehung<br />

zwischen Vater <strong>und</strong> Tochter (in “Vaters Kind”), die schwärmerischhomosexuell<br />

akzentuierten Mädchenfre<strong>und</strong>schaften, die tragische Schwester-<br />

Beziehung (in “Die Schwestern”), die Vorstellung des Mannes (<strong>und</strong> der Sexualität)<br />

als etwas Gewaltsames, ... alle diese von Lou Andreas-Salomé literarisch<br />

gestaltenden Motive, werden von Hermine Hug-Hellmuth (in Imago)<br />

referiert <strong>und</strong> sind im Tagebuch ebenfalls anwesend. Sogar bis in die Wortwahl<br />

scheint sich Hermine Hug-Hellmuth an Lou Andreas-Salomé angelehnt<br />

zu haben; so finden sich die für Lou Andreas-Salomé typischen mehrfachen<br />

Gedankenstriche bei ihr wieder: „Aus der sorgenden, liebwarmen Atmosphäre<br />

der Familie herausgerissen rang (...) das entsetzte Seelchen (...) um seinen<br />

Frieden ---.“ 137 Mit Angela Graf-Nolds Schluss kann ich nur einverstanden<br />

sein, wenn sie sagt: „offensichtlich machte sich Hermine Hug daraufhin an<br />

die Arbeit, auf ihre Weise die nüchterne Seelentiefenforschung mit dichterischem<br />

Gefühl zu verbinden“ 138 .<br />

135 Angela Graf-Nold, 1988, S. 239.<br />

136 Im Zentralblatt für Psychoanalyse,1912, 2, S. 277-80 <strong>und</strong> in Imago, 1912, S. 228-98.<br />

137 Im Tagebuch, erste Auflage, S. 248. Dieses Argument findet sich auch bei Angela Graf-<br />

Nold 1988, ich kam jedoch auf diesen Zusammenhang bevor ich ihr Buch lesen konnte.<br />

138 Angela Graf-Nold, 1988, S. 246.<br />

38


Das Tagebuch – wie übrigens manche Bücher von Lou Andreas-Salomé –<br />

bestätigte Sigm<strong>und</strong> Freuds Einsichten (sieh 2.3.), weswegen es auch angegriffen<br />

wurde. In der Tat wurden auch solche literarische Versuche von der<br />

damaligen jugendpsychologischen Forschung (Bühler <strong>und</strong> Spranger) als<br />

Dokumente gewertet <strong>und</strong> benützt. So erwähnt Charlotte Bühler 139 in ihrem<br />

Buch Das Seelenleben des Jugendlichen. Versuch einer Analyse <strong>und</strong> Theorie<br />

der psychischen Pubertät (1922) Lou Andreas-Salomés Roman Ruth in der<br />

Reihe der ausgezeichneten einfühlenden Darstellungen pubertierender Mädchen.<br />

Als Letztes möchte ich noch erwähnen, dass nicht nur in Ruth diese Thematik<br />

dargestellt wird. In Eine Ausschweifung (1898 – ich behandle die Erzählung<br />

unter 3.3.2.) wird sie wieder inszeniert. An einer Stelle, bei der die Hauptfigur<br />

Adine einer ehemaligen Patientin von Benno – Daniela – begegnet, die<br />

nun seine Schülerin geworden ist. Eindeutig wird hier das Übertragungsverhältnis<br />

von einer therapeutischen- in eine pädagogische Situation übersetzt.<br />

Diese Passage hat somit die Funktion einer Verdeutlichung jener pädagogischen<br />

Beziehung. Denn Adines Worte lassen sich nicht nur als eine Interpretation<br />

von Danielas Verhältnis zu Benno auffassen, sie bilden auch einen<br />

Kommentar zu Ruth, das hier palimpsesthaft anwesend ist. Diese Worte, <strong>und</strong><br />

es ist wesentlich dies zu begreifen, stehen nicht in einer unmittelbaren Beziehung<br />

zu Lou Andreas-Salomé Lebenswirklichkeit (siehe 3.5.), denn die Autorin<br />

wiederholt hier nicht eine Erfahrung sondern eine Problematik – Lacan<br />

würde hier von einem ‚Knoten’ 140 sprechen. Hier Adines Worte: „Ob sie<br />

wohl davon eine Ahnung hat, dass sie ihn liebt?“ 141 . Dass sich hinter der<br />

pädagogischen Situation etwas anderes abspielt, gibt hier Lou Andreas-<br />

Salomé – als auktoriale Erzählerin – klar zu verstehen. In Ruth verwendete<br />

sie ein zutreffendes Bild, das eines ‚Deckmantels des Pädagogen’:<br />

Neben diesen pädagogischen Erwägungen erfüllte ihn eine ungeduldige Freude.<br />

Freude über den Kampf, der ihm mit Ruth bevorstand. Erik, der andre weit besser zu<br />

erforschen verstand, als sich selbst, ahnte gar nicht, wie stark sich unter dem Deckmantel<br />

des Pädagogen ein jugendliches, herrschsüchtiges Verlangen in ihm regte. (S.<br />

75)<br />

Auf Ruth zurückblickend möchte ich hervorheben, dass das was dieses Werk<br />

von anderen abhebt, dessen immanente Kohärenz ist, denn alles fügt sich der<br />

Darstellung des Eros Pädagogikos. So der Stadt-Land Gegensatz, der der<br />

Veranschaulichung der Beziehung von Ruth zu Erik dient. In der Stadt be-<br />

139 Die Frau vom Sprach- <strong>und</strong> Entwicklungspsychologen Karl Bühler. Charlotte Bühler<br />

beschäftigte sich damals mit Tagebuchforschung, ein Gebiet, das zu der Zeit Interesse<br />

hervorrufte. Vgl. mit Siegfried Bernfelds Arbeiten (1922 <strong>und</strong> 1924 im Internationalen<br />

Psychoanalytischen Verlag erschienen).<br />

140 “Ce n'est pas l'événement, mais un nœud qui se refait là”, Jacques Lacan, 1985, S. 8.<br />

141 In Eine Ausschweifung, S. 101.<br />

39


gegnet Erik den anderen Mädchen der Hauptschule, auf dem Land dagegen<br />

ist er ‚allein’ mit Ruth. An diesen Mädchen wird auch gezeigt, dass Ruths<br />

Gefühle keine Ausnahme sind, <strong>und</strong> die, an ihnen dargestellten Gespräche<br />

stellen dar, in welchem Masse diese Geschöpfe vom Walten der Triebe ergriffen<br />

sind 142 . Die Beziehung von Ruth zu Erik wird auch innerhalb der<br />

Schule wiederholt, so gelingt es der Schülerin Wjera, dem Lehrer einen Kuss<br />

zu geben. Diese Szene (S. 243-4) zeigt, wie wenig Erik zu begreifen (verarbeiten)<br />

vermag, was in diesem Moment vor sich geht. Die auktoriale Erzählerin<br />

gibt dem Vorfall einen Schluss, in dem sie Eriks Verhalten folgendermaßen<br />

deutet:<br />

(...) denn seine Vorzüge wie seine Schwächen als Lehrer bestanden darin, dass er<br />

seine Persönlichkeit <strong>und</strong> seinen Unterricht nicht zu trennen wusste; gelang es ihm<br />

nicht, sich selbst zu geben, so misslang ihm alles. (S. 245)<br />

Bedeutungsvoller <strong>und</strong> noch charakteristischer für Lou Andreas-Salomés<br />

Dichtung ist der durchgehende Einbezug der Natur. Nicht nur, dass Naturmetaphern<br />

anwesend sind, so z.B. die zur Veranschaulichung von pädagogischen<br />

Situationen oft herangezogene Gärtner (Lehrer) – Pflanze (Schüler)<br />

Metapher. Dass diese auf das Liebesverhältnis vorausdeutet, kann aus folgenden<br />

Wörtern Eriks verstanden werden:<br />

„Möchtest du ein solches Bäumchen für den Gärtner werden, Ruth?“ fragte er mit<br />

gesenkter Stimme. (S. 115)<br />

Lou Andreas-Salomés „besonderes Verhältnis zur umgebenden Natur“ 143<br />

zeigt sich vor allem in den Landschaftsbeschreibungen 144 <strong>und</strong> Jahreszeitschilderungen<br />

145 . Ruth beginnt mit einem Landschaftsbild, das zugleich den<br />

Stadt-Land Gegensatz erwähnt:<br />

In der Morgenstille war nichts vernehmbar als das helle, langgezogene Trillern der<br />

kleinen Buchfinken im jungen Birkenlaub. Die breite, ungepflasterte Strasse, die sich,<br />

nicht weit von der russischen Hauptstadt, in der Richtung der finnländischen Bahnlinie<br />

ins flache Land erstreckte, lag einsam im Frühnebel da. (S. 7)<br />

In einer Unterhaltung zwischen Erik <strong>und</strong> einem Kollegen wird dann der russische<br />

Frühling erwähnt:<br />

Ich muss gestehen, ich habe eine Schwäche für diesen russischen Frühling. Er mag<br />

unartig sein, vielleicht launischer <strong>und</strong> gefährlicher wie jeder andre, aber dafür ist er<br />

ein W<strong>und</strong>er. Er zögert so lange <strong>und</strong> kommt dann so unerwartet <strong>und</strong> so unwahrscheinlich<br />

schön, dass man seinen Augen nicht traut. (S. 18)<br />

142 Siehe insbesondere S.126-141 (Ruths Besuch in dieser Schule) <strong>und</strong> 240 ff.<br />

143 Lou Andreas-Salomé an Sigm<strong>und</strong> Freud, Briefwechsel, S. 183.<br />

144 Besonders auffällig in Aus fremder Seele.<br />

145 Siehe was ich zum Aufsatz “Gottesschöpfung” (1892) bereits gesagt habe.<br />

40


Noch kennt Erik Ruth nicht, aber diese Wörter (unartig, gefährlich, W<strong>und</strong>er,<br />

so unwahrscheinlich schön) bekommen im Nachhinein einen vorausdeutenden<br />

Wert. Nach einem idyllischen Zusammensein (Frühling-Sommer),<br />

führt der Jahreszeitwechsel (Sommer-Herbst) Änderungen ein. Ruth wird<br />

nach Heidelberg reisen, der Abschied 146 <strong>und</strong> die momentane Trennung sind<br />

für Erik eine harte Prüfung. Während Ruths Abwesenheit (Herbst-Winter)<br />

werden Briefe gewechselt, geschieht auch der bereits erwähnte Vorfall in der<br />

Mädchenschule, <strong>und</strong> vor allem bekennt Erik in einem Gespräch mit seiner<br />

Frau, seine Liebe zu Ruth. Im Winter vollziehen sich also alle – für Erik –<br />

bedeutenden <strong>und</strong> tragischen 147 Wandlungen. Ruth ist die einzige, die in ihrer<br />

Unschuld das Ende der Geschichte ‚positiv’ erlebt: dem Jonas (Eriks Sohn,<br />

der gerade ihr gegenüber seine Liebesgefühle anvertraute – S. 286-8) erklärt<br />

sie sich zur Schwester, dem Erik erklärt sie sich zum Kind (S. 301), <strong>und</strong> dann<br />

ab! Wie die Geschichte angefangen hat, so endet sie auch mit der Erwähnung<br />

eines Naturbildes, das gerade kontrastiv zum Anfang steht. Wieder ist es<br />

Frühling, doch diesmal handelt es sich um einen grauen Frühling:<br />

Nur ein Rotkehlchen saß auf dem Birkenzweig über der Bank <strong>und</strong> sang. Es ließ sich<br />

nicht einmal durch die Menschenschritte schrecken; ganz regungslos saß es da, mit<br />

erhobenem Köpfchen, ganz selbstvergessen, – <strong>und</strong> sang <strong>und</strong> sang in den grauen Frühling<br />

hinein. (S. 304)<br />

Auch wenn es manchem Leser etwas Gefühlsüberladen vorkommen könnte,<br />

so wirkt doch das Ganze suggestiv. Im Gegensatz zu anderen Dichtungen<br />

bekommt man hier nicht den Eindruck, hier gäbe es etwas demonstrativ<br />

Zwingendes, etwa eine theoretische Absicht, die das ganze ‚rekonstruktiv’<br />

gestalten würde. Die Darstellungsart bleibt – wie stets bei ihr – sachlich <strong>und</strong><br />

die Form konventionell. Ich erinnere daran, dass Lou Andreas-Salomé keiner<br />

bestimmten literarischen Richtung angehörte, <strong>und</strong> dies trotz ihrer reichen<br />

Beziehungen zu literarischen Kreisen in Berlin, München <strong>und</strong> Wien. Ihr<br />

literarisches Werk ist von einer konventionellen Sprache <strong>und</strong> Form geprägt.<br />

3.3.2. Eine Ausschweifung – Beispiel einer Durcharbeitung<br />

Eines der einschlägigsten Beispiele einer Vermittlung zwischen literarischer<br />

Behandlung von Themen <strong>und</strong> ihren theoretischen Verarbeitungen lässt sich<br />

an den Frauengestalten in Lou Andreas-Salomés Werken zeigen. Diese stehen<br />

in enger Verbindung zu ihren theoretischen Abhandlungen <strong>und</strong> zu dama-<br />

146 Bei diesem kommt die Gottmensch-Auffassung zum Ausdruck, siehe S. 227.<br />

147 Niemand stirbt, was in anderen Romanen der Fall ist, doch werden die Beziehungen<br />

innerhalb der Familie auf den Kopf gestellt.<br />

41


ligen Kontroversen innerhalb der Frauenbewegung 148 . In der Diskussion der<br />

Werke, die hier in Frage kommen, an erster Stelle Fenitschka <strong>und</strong> Eine Ausschweifung,<br />

wurden diese zwei Aspekte reichlich behandelt 149 , dafür wurde<br />

aber meistens ein anderer Ursprung übersehen. Es handelt sich um die literarischen<br />

Essays, die Lou Andreas-Salomé publizierte, angefangen bei ihrem<br />

Ibsenbuch. Theodor Heuss war einer der ersten, der die Aufmerksamkeit auf<br />

diese Beziehung lenkte:<br />

So ist es kein Schritt in fremdes Land, wenn man sich von dieser literarischen Arbeit<br />

(ihr Ibsenbuch – C.S.) zu den eigentlichen Werken der Dichterin wendet. Das Ibsenbuch<br />

ist dazu eine Vorbereitung, eine Einleitung. Und zwar in einem doppelten Sinn,<br />

dass wir wohl in dem Ibsenbuch die neugestaltende Kraft der Dichterin spüren, dass<br />

wir aber auch in den Dichtungen das Gefühl vom gebildeten Verstand der kritischen<br />

Denkerin behalten. 150<br />

Neuerdings berücksichtigte Alberto Scarponi diesen Hinweis <strong>und</strong> analysierte<br />

in dieser Hinsicht Fenitschka <strong>und</strong> Eine Ausschweifung 151 . In Fenitschka finden<br />

wir diesen tragischen Moment wieder: da die Frau nur einen absolut<br />

übergeordneten Mann, einen ‚Gottmensch’ verehren kann, da sich aber dieser<br />

liebliche Traum, dieses selige W<strong>und</strong>er nicht dauernd festhalten lässt, kommt<br />

unvermeidlich der Augenblick der Götzendämmerung (wie in Ruth), der<br />

Zerreißung des Illusionsschleiers (wie in Aus fremder Seele). Das heißt, jener<br />

Moment, in dem der Mann, der der Frau „wie Gott war“, sich als schwacher,<br />

irdischer Mensch erweist. In Eine Ausschweifung kommt dies ebenfalls deutlich<br />

zum Vorschein. Im Gespräch – über ihre Trennung – zwischen Benno<br />

<strong>und</strong> Adine: Benno klagt „(...) Hättest du mich nur nicht über dich gestellt,<br />

sondern neben dich, – ach, lieber noch unter dich, als so hoch hinauf“; Adine<br />

erwidert dem: „Dann hätt ich dich nicht geliebt“ (S. 103). Ihre Liebe zu Benn<br />

deutete Adine als einen „erotischen <strong>und</strong> ästhetischen Rausch“ (S. 74), dessen<br />

tragische Wirkung mit folgendem Bild ausgedrückt wird: „Du hast mich<br />

vielleicht auf lange Zeit für mancherlei untauglich gemacht durch den allzu<br />

stark gewürzten Wein, den ich bei dir getrunken habe. Dagegen fällt jeder<br />

andre Rausch ab“ (S. 87) 152 .<br />

148 Siehe Luise F. Puschs Unterscheidung zwischen Feminismus <strong>und</strong> Frauenbewegung, 1983,<br />

S. 9 ff.<br />

149 Siehe vor allem Leonie Müller-Loreck <strong>und</strong> Ursula Welsch & Michaela Wiesner. Da hier<br />

genügend Material vorliegt, werde ich mich kürzer fassen um Aspekten, die weniger behandelt<br />

wurden, mehr Raum zu bieten (3.3.3.)<br />

150 Theodor Heuss, 1908, S. 11; über das Ibsenbuch siehe Fritz Paul, 1983.<br />

151 „E dentro una simile esperienza personale e critico-letteraria (gemeint ist hier Lou Andreas-Salomés<br />

Ibsenbuch – C. S.) che nascono i due raconti (...)“, Alberto Scarponi, 1987, S.<br />

10.<br />

152 Dieses begleitet den ganzen Text, vgl. S. 107 <strong>und</strong> S. 114-5.<br />

42


Ähnlich wie in Ruth wird auch hier das Götzenbild gestürzt <strong>und</strong> die Hauptfigur<br />

(dort Ruth, hier Fenitschka) gerettet. Nur aus dieser Erfahrung heraus<br />

lässt der darauffolgende ‚Unabhängigkeitsdrang’ <strong>und</strong> ‚Erkenntnistrieb’ von<br />

Fenitschka verstehen, als einzige Möglichkeit um dem Tod – von Märchen in<br />

Im Kampf um Gott <strong>und</strong> von Kurt in Aus fremder Seele – <strong>und</strong> dem Wahnsinn<br />

– vom “Himmelpastor” in Aus fremder Seele – zu entkommen. Zum ‚Erkenntnistrieb’<br />

sei bemerkt, dass in Lou Andreas-Salomés Augen „das gesamte<br />

Geistesleben schließlich selbst auch nur eine verwandelte, ins Feinste umgeformte<br />

Blüte aus der großen geschlechtlich bedingten Wurzel alles Dasein<br />

ist, – sublimierte Geschlechtlichkeit sozusagen.“ 153<br />

Allgemein kann man sagen, dass Fenitschkas Dilemma ziemlich einfach ist:<br />

sich entweder in Liebe oder in Unabhängigkeit zu verwirklichen. Der Konflikt<br />

zwischen Liebe – die eine durchaus idealistische, fast unsinnliche Prägung<br />

hat 154 – <strong>und</strong> Selbständigkeits- <strong>und</strong> Schaffensdrang. Die Hauptfigur in<br />

Eine Ausschweifung, Adine, hat es um einiges schwerer. Sie ist mit demselben<br />

Dilemma konfrontiert, doch dazu kommt noch, dass sie in kontrastiver<br />

Beziehung zu den anderen Frauen der Erzählung (der leidenschaftslosen <strong>und</strong><br />

überzeugenden Gabriele, der lebenslustigen Mutchen <strong>und</strong> der Schwärmerseele<br />

Daniela) steht:<br />

Es ist, wie wenn ich mich festgenagelt fühlte zwischen der Oberflächlichkeit Mutchens<br />

<strong>und</strong> der hysterischen Romantik der kleinen Verwachsenen, dazu bestimmt, zwischen<br />

diesen beiden Polen des Gefühls hin <strong>und</strong> her zu pendeln wie zwischen Leichtsinn <strong>und</strong><br />

Wahnsinn. 155<br />

Diese Problematik scheint aus dem Ibsenbuch, aus den Ibsen-Frauengestalten<br />

(Nora, Alving, Hedwig, Rebekka, Ellida, Gabler) abgeleitet zu sein. Lou<br />

Andreas-Salomés Ibsenbuch können wir also als eine Art Vorbereitung zu<br />

ihren eigenen Gestalten verstehen. Ihre Methode – im Ibsenbuch – ist weder<br />

historisch, noch philologisch, noch kritisch im üblichen Sinn, es ist vielmehr<br />

eine Methode der psychologischen Zergliederung. So taucht auch nicht der<br />

Namen Ibsen auf, <strong>und</strong> die sechs Frauen, deren Schicksal sich Lou Andreas-<br />

Salomé bemächtigt, sind nicht mehr die literarischen Figuren des Dichters<br />

Ibsen, sondern verselbständigen sich zu sechs Möglichkeiten zeitgenössischer<br />

weiblicher Existenz. In dieser Bearbeitung also findet sich die Quelle etlicher<br />

153 In “Der Mensch als Weib” (1899), Erotik, (S. 16 – H. von C. S.), dies ist mit Sigm<strong>und</strong><br />

Freuds Abhandlung über L. da Vinci (1910) zu vergleichen.<br />

154 Dies wurde oft missdeutet, es versteht sich aber im Zusammenhang mit Lou Andreas-<br />

Salomés Auffassung des ‚Eros der Ferne’, die an Lugwig Klages anknüpft. Lou Andreas-<br />

Salomé fasste Distanz als Bedingung für eine nicht unglückliche Liebe auf, siehe "Gedanken<br />

über das Liebesproblem" im Buch: Erotik. Vgl. mit Marguerite Duras’ Auffassung der<br />

Frigidität: “La frigidité c'est l'imaginaire du désir”, 1987, S. 40.<br />

155 Eine Ausschweifung, S. 118.<br />

43


Frauengestalten von Lou Andreas-Salomés literarischen Schriften. Hierzu ein<br />

Beispiel aus dem Kapitel “Ellida”:<br />

“In Freiheit <strong>und</strong> – – – unter Verantwortung! Auch unter Verantwortung ? – Hierin<br />

liegt eine Kraft der Umwandlung!“<br />

Diese Hinwendung ihres ganzen Wesens zur Wirklichkeit, an die es sich binden, von<br />

der es sich erfüllen lassen will, – diese Umsetzung ihres Freiheitsraumes in positive<br />

Schaffensfreude, das ist das Merkzeichen der wahrhaften Genesung Ellidas. Sie findet<br />

sich selbst <strong>und</strong> ihre Ges<strong>und</strong>heit erst dann, als die tiefe Innerlichkeit ihrer Natur die<br />

Richtung nach außen gewinnt, um in tätiger Kraft auszuströmen. Und hierin vollendet<br />

sich der Gr<strong>und</strong>gedanke, der sich durch alle fünf Dichtungen hindurchzieht, – der<br />

Gedanke, daß alle Geb<strong>und</strong>enheit, alle Schranke <strong>und</strong> Verpflichtung die Kraft entnervt<br />

<strong>und</strong> schwächt, wenn sie die freie Entwicklung hindert, – daß aber auch alles Freiheitsstreben<br />

zu Siechtum <strong>und</strong> Verkümmerung führt, wenn es bei der bloßen Verneinung<br />

stehen bleibt <strong>und</strong> keinen neuen Pflichtenkreis <strong>und</strong> keine freiwillige Verantwortlichkeit<br />

aus sich gewinnt. „Freiwillig – <strong>und</strong> unter eigner Verantwortung !“ 156<br />

3.3.3. Ma – Mütterlichkeit im Werk von Lou Andreas-Salomé<br />

Diese eben zitierte Passage deutet auf eine bestimmte (positive – d.h. die<br />

Konflikte überwindende) Frauengestalt hin. Diese – es handelt sich um die<br />

Mutter – wirkt in Eine Ausschweifung noch im Hintergr<strong>und</strong>, doch in Ma (Ma<br />

als Abkürzung von Marianne <strong>und</strong> Mama) wird sie zur Hauptfigur. Das Mütterliche<br />

scheint in Lou Andreas-Salomés Werk ein wichtiges Thema zu sein.<br />

Zum einen ist es eine wichtige Figur in verschiedenen literarischen Schriften,<br />

<strong>und</strong> zum anderen ist es ein bemerkenswerter Gegenstand von verschiedenen<br />

theoretischen Abhandlungen 157 .<br />

Ihre Auffassung der Mütterlichkeit lässt sich am besten im Zusammenhang<br />

mit ihrer Auffassung des Weiblichen verstehen. Im Aufsatz “Der Mensch als<br />

Weib” schreibt Lou Andreas-Salomé, das Mütterliche sei ihr „ein Sinnbild<br />

der weiblichen Psyche“ 158 , <strong>und</strong> in ihrem berühmten Essay “Die Erotik” feiert<br />

sie die Mutterschaft als Idealtypus der menschlichen Beziehung überhaupt:<br />

Unter allen menschlichen Verhältnissen ist es darum nur die Mutterschaft, der es<br />

gestattet ist, eine Beziehung vom tiefsten Ursprungsquell bis zum letzten Höhepunkt<br />

voll zu verwirklichen (...). 159<br />

156 Henrik Ibsen’s Frauengestalten, S. 139.<br />

157 Es sei bemerkt, dass die Bedeutung der Mutter für Lou Andreas-Salomé in den Biographien,<br />

die über sie geschrieben worden sind, sehr unterschätzt wurde, hierzu Jacques<br />

Nobécourt,1977, S. XII.<br />

158 In Erotik, S. 16.<br />

159 In Erotik, S. 122.<br />

44


Diese Passage weist eine Verknüpfung zwischen ihrer Auffassung der Mutterfigur<br />

<strong>und</strong> ihrer Lebensphilosophie, insbesondere ihren Narzissmus Begriff<br />

nach. Folgende Stelle bestätigt diese Annahme:<br />

(...) als sei sie mit dem allerhaltenden unendlichen Ganzen noch unmittelbarer verb<strong>und</strong>en,<br />

daher an ihren Ur- <strong>und</strong> Gr<strong>und</strong>boden noch träger geb<strong>und</strong>en. 160<br />

In Eine Ausschweifung wird dieser Begriff zum Bild ausgearbeitet:<br />

Mutterboden (...) über dem, alles segnend, eine große Sonne der Liebe schien. (S. 88)<br />

Wenn ich hier von einer mütterlichen Auffassung des Narzissmus, von einem<br />

Mutterhaften Narzissmus spreche, so verstehe ich darunter folgendes. Es<br />

besteht ein Zusammenhang, den Freud nicht explizit ausführt 161 , zwischen<br />

der Allmacht der Gedanken 162 <strong>und</strong> dem Schuldgefühl 163 . Vor dem Hintergr<strong>und</strong><br />

der Mutter-Kind Beziehung zeichnet sich dies ab:<br />

L’enfant qui s’est détaché du corps de sa mère n’est déjà plus conforme à ses désirs.<br />

Freud note que le sentiment de culpabilité naît de l’accomplissement du mal, il entend<br />

le mal comme étant “originellement ce pour quoi on est menacé de la perte de<br />

l'amour”. Mais il n’y a pas de mal plus radical que la séparation, qui s’identifie alors<br />

avec la perte de l’amour. Ce dont on est menacé, la séparation, c’est précisément cela<br />

même qu’il faut accomplir pour naître d’abord et pour poursuivre ensuite le travail<br />

d’autonomisation. La culpabilité est donc intrinsèquement liée à la perte d’amour : on<br />

est coupable de s’être détaché, d’avoir fait cesser un amour originel. 164<br />

Allmächtig sein heißt also ‚alles in sich tragen Wollen’, es ist die Nostalgie<br />

der Allverb<strong>und</strong>heit so wie sie die Mutter vor der Trennung (Geburt) erlebt.<br />

Dies ermöglicht ein neues Verständnis des Schuldgefühls, denn demzufolge<br />

ist das Schuldgefühl nicht mehr (nicht nur) das Resultat einer Trennung, es<br />

erlaubt gerade diese Trennung zu überwinden:<br />

On entretient la culpabilité de la séparation, parce qu’elle est ce qui reste de l’union<br />

perdue. (...) Plus radicalement, la culpabilité serait à comprendre comme la perduration<br />

d’une relation en deçà de la première perte, d’un rapport sans individuation<br />

préalable, (...). Etre coupable serait une manière ... de demeurer tout-puissant. 165<br />

160 Op. cit , S. 9.<br />

161 Den aber François Roustang vollzieht. Siehe sein Aufsatz: “Rien ne sera plus jamais tout”,<br />

Etudes freudiennes, Paris, 1985, Nr. 26, S. 9-16.<br />

162 Sigm<strong>und</strong> Freud, “Bemerkungen über einen Fall von Zwangsneurose”, GW, 1909, Bd. VII,<br />

S. 379 ff.<br />

163 Sigm<strong>und</strong> Freud, “Das Unbehagen in der Kultur”, GW, 1930, Bd. XII, S. 29 ff.<br />

164 François Roustang, 1985, S. 11 – H. von C. S.<br />

165 Op. cit., S. 13 – H. von C. S.<br />

45


Diese Argumentation, die sich bei François Roustang auf klinische Beispiele<br />

(von Müttern in Analysen) stützt, kommt dem Narzissmus-Begriff von Lou<br />

Andreas-Salomé sehr nah. Von einer Analyse sagte sie, bis wohin diese gelangen<br />

sollte, um Erneuerung zu veranlassen: „nämlich bis zu jenem Urgr<strong>und</strong><br />

in uns selber, den Sie (Sigm<strong>und</strong> Freud – C.S.) den ‚narzisstischen’ getauft<br />

haben“ 166 . Narzissmus, diesen Urgr<strong>und</strong> – „eine nie genügend ausgebeutete<br />

Einsicht“ – bezeichnete sie als einen „Punkt wo ‚Selbst’ sich in seinen Gegensatz<br />

herumgedreht sieht (...). Das heißt, wo die Liebe zu sich noch unabgehoben<br />

mitenthält – selbstlos – den urtümlichen Zusammenhang mit allem.“<br />

167<br />

Das Bild, das Lou Andreas-Salomé hier heranzieht, führt uns zu François<br />

Roustangs Überlegungen zurück. Von diesem Punkt sagte sie, er sei ein „Nabelstrang,<br />

der unvernichtbar im Hintergr<strong>und</strong>e unserer bewussten Trieberregungen<br />

wirksam bleibt – am unverkennbarsten eingewurzelt unserer Körperlichkeit,<br />

unserm eigenen unabtrennlichten ‚Außen’, das wir doch selber sind,<br />

(...)“ – ein Nabelstrang, der „den neuen Terminus erst notwendig“ machte 168 .<br />

Dieses Bild spricht von selbst, denn es ist ja das Kind, das „noch aus seiner<br />

Einheit mit allem, dem es entstieg, <strong>und</strong> dessen Einheit mit ihm selbst“ lebt 169 .<br />

Folgerichtig sprach sie anschließend vom Muttertum, dessen Ungeheures in<br />

der fraglosen „Einheit von Subjekt <strong>und</strong> Objekt, sei es wie es sei, als Wiederaufleben<br />

dessen, worin Selbst <strong>und</strong> Welt noch nicht schieden“ besteht 170 .<br />

Was beide Auffassungen unterscheidet, ist der jeweilige Gesichtspunkt. Bei<br />

Lou Andreas-Salomé fehlt die Verknüpfung mit dem Schuldgefühl, <strong>und</strong> der<br />

Narzissmus ist bei ihr ein konstruktiver Begriff. Roustang dagegen betont<br />

die Trennung, die die Geburt mit sich bringt, <strong>und</strong> das „jenseits dieser Trennung<br />

bleiben Wollen“ der Mutter 171 . Seine Argumentation vermag ebenfalls<br />

zu erklären, wie es dazu kommt, dass man Trennungen, <strong>und</strong> die damit verb<strong>und</strong>enen<br />

Schuldgefühle, wiederholt – als narzisstische Commemoratio.<br />

Bei Lou Andreas-Salomé ist aber von einem mutterhaften Narzissmus nicht<br />

explizit die Rede. Fest steht aber, dass ihre Auffassung von der Mütterlichkeit<br />

mit ihrem Narzissmus-Begriff eng verb<strong>und</strong>en ist. Ich möchte noch eine<br />

andere Auffassung der Mütterlichkeit, die Lou Andreas-Salomé gibt, hier<br />

anführen. In verschiedenen Arbeiten deutet sie die Mütterlichkeit im Rahmen<br />

der Bisexualität: „dem Weibe wird im Muttertum das geschenkt, was zu-<br />

166 In Mein Dank an Freud, S. 18 – H. von C. S.<br />

167 Op. cit., S. 18 – H. von Lou Andreas-Salomé, ich unterstreiche.<br />

168 Op. cit., S. 19 – H. von C. S.<br />

169 Eintragungen, S. 122.<br />

170 Op. cit., S. 127.<br />

171 Das sie verwirklichen, ausagieren kann durch den Tod des Kindes. Diese Interpretation<br />

liefert endlich einen Rahmen um zu erklären, aus welchen Gründen Lou Andreas-Salomé<br />

ihr Kind verloren hat.<br />

46


gleich auch männliches Geschlecht miteinbegreift“ 172 . In ihren Eintragungen<br />

kommt sie darauf zurück: „was am Weibe das Mannhafteste ist, das Aktivwerden<br />

im Gebären, Ernähren, Schützen, Erziehen“ 173 . Lou Andreas-Salomé<br />

führte diesen Gedanken auf ihre Art aus:<br />

Wo jedes Geschlecht sich voll auswirkt, (gelangt) es an die Grenzen des anderen: es<br />

schafft sich zurande, indem es über sich hinausschafft in das menschlich Wesentliche,<br />

das in treibender Sonderung, doch allem einheitlich zugr<strong>und</strong>e liegt.<br />

Lou Andreas-Salomés Worte über das Mütterliche wurden mit Erstaunen<br />

aufgenommen, sie wurden meistens in Zusammenhang mit ihrer Biographie<br />

gebracht, anstatt sie im Zusammenhang mit ihrer Lebensphilosophie <strong>und</strong> dem<br />

damaligen Zeitgeist 174 zu verstehen.<br />

Aus diesem Hintergr<strong>und</strong> wird einiges deutlicher in Adines Gestalt (Eine<br />

Ausschweifung). Zum Beispiel, warum sie in der Mutterschaft eine Lösung<br />

für sich gesehen hätte, wenn sie Benno nur rasch geheiratet hätte. Doch dies<br />

durfte nicht – in dieser Erzählung – das Schicksal dieser Gestalt sein. In ihrer<br />

Beziehung zu Benno verarbeitet sie ihre traumatische Urszene – die an die<br />

Vergewaltigung der Amme erinnert <strong>und</strong> dargestellt wird. Im Gespräch mit<br />

Gabriele (S. 77-9) wird ihr unbewusst deutlich, was sich in ihrer Verlobung<br />

wiederholt, doch sie kann es nur mittels Symptomen ausdrücken, die die<br />

Auflösung der Verlobung herbeiführen werden (S. 79). Als sie später als<br />

Künstlerin in Paris selbstständig geworden ist, wird sie – nachdem sie einen<br />

Brief von Benno erhält – mittels einer Radierung von Klinger an die – nur<br />

psychische? – Realität der/ihrer Urszene erinnert (S. 81-2). Ihre darauffolgende<br />

Heimreise bedeutet ihr soviel wie eine Heimkehr, nur dass sie nun ihre<br />

Erfahrung bewusst erleben kann, da sie ihre leidenschaftliche Bereitschaft,<br />

dem Manne zu unterliegen, erkannt hat. Diese Wahrnehmung vollzieht sich<br />

am deutlichsten in einer Projektion auf Daniela :<br />

Sie setzte den Becher an die Lippen <strong>und</strong> nippte von derselben Sklavenseligkeit, woran<br />

ich mich einst Benno gegenüber so bis zur bewusstlosen Selbstvernichtung berauscht<br />

hatte, – <strong>und</strong> die es für mich ihm gegenüber nun nicht mehr gab. (S. 107)<br />

172 In Mein Dank an Freud, S. 31. In der Schule bei Freud: „Dasjenige, was den festen Zusammenschluss<br />

von Männlichem <strong>und</strong> Weiblichem enthält, ist Mütterlichkeit“, S. 218.<br />

173 In Eintragungen, S. 14; vgl. mit “Was daraus folgt, dass es nicht die Frau gewesen ist, die<br />

den Vater totgeschlagen hat”, Almanach, 1928, 28-9.<br />

174 Ich denke an den Roman von H. Boelhau, Das Recht der Mutter, 1897, an die positiven<br />

Auffassung des Begriffes bei Otto Weiniger. Lou Andreas-Salomé setzte sich auch kritisch<br />

mit Strindbergs Auffassung auseinander (vgl. “Zum Bilde Strindberg”, 1915). Heranzuziehen<br />

ist auch ihr Beitrag über “E. Marriot” (1892). Lou Andreas-Salomé befasste<br />

sich also mit einem Thema, das damals breiten Anklang hatte.<br />

47


Um sich davon – von diesem Rausch, von diesem Unterordnungsdrang –<br />

endgültig zu befreien, inszeniert sie diesen Beziehungstypus noch einmal 175 :<br />

Staub zu seinen Füssen, – jetzt bin ich ihm das wirklich! dachte ich nur noch dumpf,<br />

<strong>und</strong> irgendeine unklare Vorstellung dämmerte dunkel in mir auf, dass sich da soeben<br />

etwas Sonderbares begäbe: irgendeine wahnsinnige Selbsterniedrigung <strong>und</strong> Selbstunterwerfung,<br />

– irgendein sich zu Boden treten lassen wollen–. (...) Und dennoch war<br />

diese ganze Situation kein wirkliches, kein wahrhaftes Erleben, sondern sie war von<br />

mir nur geschaffen, von Benno nur geglaubt, – sie war nur ein Schein, ein Bild, ein<br />

Traumerleben, – ein Nichts. (S. 118)<br />

Diese Verarbeitung der Hauptfigur – die den ursprünglichen Titel erklärt: Ein<br />

überlebter Traum 176 – nimmt sozusagen den ganzen Platz ein, die Mutter tritt<br />

somit in den Hintergr<strong>und</strong>. Doch bezeichnet das Mütterliche durchaus einen<br />

gangbaren Weg. Als Adine sich schon von Benno gelöst hat, dieser aber sie<br />

stürmisch liebkost, regt sich in ihr „etwas W<strong>und</strong>erliches, ganz Zartes <strong>und</strong><br />

beinahe Mütterliches, – Die Hingebung einer Mutter, die einem weinenden<br />

Kinde lächelnd ihre nahrungsschwellende Brust öffnet.“ (S. 115) Was hier in<br />

Eine Ausschweifung (1897-1898) nur angedeutet wird, wird später (1901) in<br />

Ma voll ausgearbeitet. Der Gesichtspunkt aber ändert sich dann völlig, die<br />

Töchter werden zu Nebenfiguren, <strong>und</strong> die Mutter erscheint in ihrer Ganzheit.<br />

Das enge Ineinander von Freiheit <strong>und</strong> Verantwortung, das in Werken wie ihr<br />

Ibsenbuch, wie Fenitschka <strong>und</strong> Eine Ausschweifung dargestellt wird, ferner<br />

diese ‚Krönung der Mutterschaft’, die „sich erst in dieser bewussten Hinausstellung<br />

des Eigensten von sich, als eines Fremden für sich ...“ vollzieht<br />

177 , all dies charakterisiert Lou Andreas-Salomés Roman Ma. Die Handlung<br />

ist hier nicht so tief psychologisch verankert, hier wird auch nicht der<br />

Anspruch erhoben, bis ins Unbewusste hineinzugreifen, wie es in Eine Ausschweifung<br />

der Fall war 178 . Einfühlsam wirkt diese Seelenschilderung 179 ,<br />

unter anderem dann, wenn – wieder einmal – der Fre<strong>und</strong> (wieder ein Arzt,<br />

hier Tomasow) sich als Liebender zu erkennen gibt. Tomasow war für Ma<br />

der einzige Fre<strong>und</strong>, den sie während zwanzig Jahren hatte, er war es auch,<br />

175 Im Hintergr<strong>und</strong>e meiner Deutung steht FreudsVerführungstheorie, an der er in jenen<br />

Jahren arbeitete. Verschiedene Stellen aus Eine Ausschweifung ließen sich heranziehen,<br />

um meine Interpretation zu stützen (vgl. S. 72, 78-9, 81-2, 95-6, 103, 117-8, 120). Es sei<br />

hier daran erinnert, das Lou Andreas-Salomé Freud sehr wahrscheinlich schon 1895 kannte.<br />

176 In Westermanns illustrierte deutsche Monatshefte im April-September 1897 veröffentlicht.<br />

Wobei zu bemerken ist, dass es sich in diesem Falle um eine andere Fassung handelt,<br />

nicht die tagebuchartige Ichform die wir kennen, hier wird die Geschichte von ‚außen’<br />

erzählt, von einem auktorialen Erzähler.<br />

177 In Erotik, S. 121.<br />

178 Siehe z.B. in Eine Ausschweifung, S. 71-2.<br />

179 Keine ‚Seelenschau’ wie es bei Ursula Welsch <strong>und</strong> Michaela Wiesner steht; 1988, S. 139.<br />

48


der, nach dem Tode ihres Mannes in ihr wieder Lebenslust erweckte. Seine<br />

Werbung um Ma (S. 185) lässt in ihr, aber nur einen Augenblick lang, ein<br />

Glücksverlangen aufkommen, doch diese ‚Gemütswallung’ dauert nicht:<br />

Irgend etwas in Marianne, irgend ein eben erst entfachtes Sehnen des Weibes in ihr<br />

verschüttete sich wieder <strong>und</strong> wollte zagend erlöschen. (S. 193-4)<br />

Das Mütterliche, das wie als Erinnerung an eine Allverb<strong>und</strong>enheit auffassen<br />

können, gewinnt in Ma wieder die Oberhand, was zu Folge hat, dass Ma den<br />

Fre<strong>und</strong> verliert. Gr<strong>und</strong> der Unfähigkeit zu lieben, ist also hier nicht eine „lange<br />

Ausschweifung“ 180 , es ist das Mütterliche, das sie sagen lässt: „Ja, das<br />

Leben: das heißt meine Kinder“ (S. 40). Demgegenüber kann Tomasow nur<br />

machtlos – impotent – sein. Ohne auch eine Antwort auf seinen Antrag zu<br />

erwarten, verabschiedet er sich, als ob er auf Flucht sei. Vielleicht erschreckte<br />

ihn an der Mütterlichkeit 181 etwas, das dem Haupt der Medusa 182 gleichkommen<br />

würde. Es ist auch möglich, dass er in dieser Erfahrung mit seinen<br />

homosexuellen Tendenzen 183 konfrontiert wird.<br />

Es wäre jedoch falsch, den Roman Ma auf diese „so alte, uralte gefestete<br />

Fre<strong>und</strong>schaft“ zu reduzieren. Neben der Beschreibung Moskaus im russischen<br />

Winter, neben unzeitmäßigen Betrachtungen über Russland, über den<br />

Unterschied zwischen Volk <strong>und</strong> Proletariat (S. 7), zwischen Moskau <strong>und</strong><br />

Sankt Petersburg (S. 25), steht im Zentrum des Romans das Schicksal von<br />

zwei heranwachsenden Mädchen, die gerade dabei sind, sich von ihrer Mutter<br />

zu lösen (S. 11). Diese Aspekte wurden von Eduard Platzhoff-Lejeune (1901)<br />

negativ bewertet: „Und das Drum <strong>und</strong> Dran ist so wenig interessant: ein bisschen<br />

russisch, ein bisschen berlinerisch, nicht gut erzählt, farbenlos, manchmal<br />

trocken, meist traditionell“. Traditionell ist sicher die Romanform von<br />

Ma, wie überhaupt ihr ganzes literarisches Schreiben, doch diese Elemente,<br />

die Eduard Platzhoff-Lejeune kritisiert, scheinen mir im Gegenteil sehr gelungen,<br />

sie geben dem Roman Farbe <strong>und</strong> stehen stets in Verbindung zur Lebenswelt<br />

der verschiedenen Figuren.<br />

Ich erwähne zwei Stellen, die charakteristisch für Lou Andreas-Salomés<br />

Horizont sind. Der auktiorale Erzähler, der sich auf der letzten Seite zu er-<br />

180 Eine Ausschweifung, S. 71.<br />

181 Das Mannhafste an ihr.<br />

182 Siehe von Sigm<strong>und</strong> Freud, “Das Medusenhaupt”, GW, Bd. XVII, <strong>und</strong> von Jan-Paul Vernant,<br />

La mort dans les yeux, Paris, Hachette, 1985.<br />

183 Jacques Nobécourt behandelt dieses Thema im Rahmen der Biographie von Lou Andreas-<br />

Salomé: “elle contraint ceux qui deviennent siens à affronter, même à leur insu, ce qu'il en<br />

est de l'homosexualité”, 1977, S. XIII.<br />

49


kennen gibt – in der Figur von Hugo Lanz 184 , gibt Ma(rianne)s Auffassung<br />

der Familie mit folgenden Worten wieder:<br />

(...) diese Zeit der innigsten Zueinandergehörigkeit konnte nicht vorbei sein. Wusste<br />

doch sie am allerbesten, wie viel, wie unendlich viel sie ihren Kindern noch gar nicht<br />

gegeben, noch gar nicht mit ihnen geteilt hatte, weil sie auch jetzt zu jung <strong>und</strong> unerfahren<br />

waren, um alles zu empfangen. Voll Freude <strong>und</strong> Ungeduld ersehnte sie die<br />

Zukunft, wo ihnen einmal alles, ihr ganzer tiefster Lebensgewinn, zu eigen werden<br />

durfte. Wo sie einander ganz verstanden <strong>und</strong> durchdrangen, wie drei Fre<strong>und</strong>e, – um<br />

miteinander eine unzertrennliche seelische Einheit zu bilden. Dann erst würden alle<br />

ihre Schmerzen <strong>und</strong> Erfahrungen, alle ihre Kämpfe <strong>und</strong> Siege kostbare Ernte tragen,<br />

– eine Ernte auf den Feldern ihrer Kinder. 185<br />

Diese Passage zeigt sehr schön, wie die Zukunft aus der Perspektive der<br />

Vergangenheit – d.h. des Ursprungs – verstanden wird, <strong>und</strong> wie dieses ‚sich<br />

Festhalten an die Mutter-Funktion’ sich mittels meiner Ausführung über<br />

einen mutterhaften Narzissmus erklären lässt.<br />

Typisch ist auch folgende Stelle, in der Ma den „Fachmensch“ 186 kritisiert im<br />

Namen einer globalen Bildung:<br />

(...) dass kannst du doch selber nicht wollen: so ein Fachstudium, <strong>und</strong> nichts mehr<br />

dahinter <strong>und</strong> darüber–. Etwas so Spezielles, etwas so Hartes –. Du musst nicht vergessen,<br />

wie sehr Sophie, – <strong>und</strong> früher auch du, – euch in einem allseitigen, harmonischen<br />

Ganzen geistig angeregt habt. Es schloss ein Studium nicht aus, aber das beseelte<br />

Leben ging doch noch drüber. (S. 171)<br />

Lou Andreas-Salomés Gedankenwelt kommt in solchen Stellen zum Ausdruck,<br />

doch nicht von oben herab, oder von außen hinein, denn diese Argumente<br />

gehören zum Innenleben der verschiedenen Figuren des Romans. Und<br />

nie wird ein Thema angegangen, ohne dass es nicht auf den Widerstand der<br />

halbwüchsigen Mädchen stoßen würde. Doch selbst in solchen Auseinandersetzungen<br />

steht die Beziehung <strong>und</strong> Liebe zur Mutter stets im Vordergr<strong>und</strong><br />

<strong>und</strong> besiegt die Spannungssituationen (die als Prüfungsstein dienen). Wenn<br />

das Ende der Fre<strong>und</strong>schaft mit Tomasow für ihn tragisch ist, so bleibt es für<br />

Ma nur eine Probe ihrer Identität 187 . Das Mütterliche in Ma siegt an Ende.<br />

184 Solche Stellen, in denen über das Schreiben reflektiert wird, sind charakteristisch für Lou<br />

Andreas-Salomés Dichtung, sie stehen jedoch meistens am Anfang einer Erzählung (vgl.<br />

Jutta, Fenitschka, dort jeweils die ersten Seiten). In Ma handelt es sich um die letzte Seite.<br />

185 Ma, S. 98 - H. von C. S.<br />

186 Zu vergleichen mit Bennos Entwicklung in dieser Hinsicht, in Eine Ausschweifung, S.<br />

103-104.<br />

187 Dieses gleiche Verhältnis habe ich in Ruth zwischen Erik <strong>und</strong> Ruth feststellen können<br />

(siehe 3.3.1.).<br />

50


Und der überwältigende Oster-Glockenklang im Abendrot Moskaus gibt<br />

diesem letzten Kampf seine Größe <strong>und</strong> einen unzweifelbaren suggestiven<br />

Wert.<br />

Ich würde also Ma als ein sehr gelungenes Werk von Lou Andreas-Salomé<br />

betrachten. Hier ist ihr geglückt, was sie an Ossip Schubin lobte: „vor allem<br />

der tiefe Griff ins Leben macht die Dichtung“ 188 , <strong>und</strong> an Hauptmann rühmte :<br />

„(...) jedes Kunstwerk wird durch die Schöpferkraft bedingt, mit der ein Lebensinhalt<br />

sich in Kunstform umzusetzen vermochte (...)“ 189 . Ich meine also,<br />

dass ihre theoretische Ansichten <strong>und</strong> Überlegungen über die Mutterschaft –<br />

die ich hier eingangs zusammengefasst habe – ihren Roman Ma nicht belasten.<br />

Doch dies ist ihr nicht immer wirklich gelungen. Mehrmals bekommt man<br />

den Eindruck, die künstlerische Form stehe eigentlich im Dienst ernster Erkenntnis.<br />

Als Beispiel möchte ich, bevor ich in dieser Hinsicht auf Die Tarnkappe<br />

eingehe, eine Stelle aus Eine Ausschweifung erwähnen, die dies besonders<br />

verdeutlicht. Um dem Unterordnungsdrang der Frau eine Erklärung zu<br />

geben, stellt Lou Andreas-Salomé die Ontogenese im Zusammenhang mit der<br />

Phylogenese. Dieses Argument, das Freud zumindest seit Totem <strong>und</strong> Tabu<br />

anwendet, findet sich in Lou Andreas-Salomés Aufsätzen – seit ihrem Aufsatz<br />

“Gottesschöpfung” (1892). Seine Verwendung in Eine Ausschweifung 190<br />

wirkt aber unpoetisch, als eine bloße Zugabe. Es bringt dem Werk nichts, im<br />

Gegenteil, es dringt wie ein Fremdling ein – dabei mag das Argument an <strong>und</strong><br />

für sich noch so gültig oder interessant sein.<br />

3.3.4. Die Tarnkappe – Zwischen Dichtung <strong>und</strong> Wahrheit<br />

In dem spät geschriebenen Märchendrama Die Tarnkappe (1934) kommen<br />

drei Anliegen von Lou Andreas-Salomé zum Ausdruck. Erstens, ihr Interesse<br />

für Märchen 191 ; zweitens, ihr Versuch, ein enthüllendes Werk zu schreiben –<br />

in dieser Hinsicht ist es mit dem Buch Der Teufel <strong>und</strong> seine Grossmutter<br />

(1922) zu vergleichen –; <strong>und</strong> drittens, ihre – in jenen Jahren 192 – unablässige<br />

Beschäftigung mit Rilke.<br />

188 In “Ossip Schubin”, 1892.<br />

189 In “Ein Dank an einen Dichter”, 1901, S. 72.<br />

190 Dort S. 119. Vgl. im Lebensrückblick, (S. 9) der Übergang von der Kindheit zu Urkindheit,<br />

<strong>und</strong> von dieser zur Urmenschheit.<br />

191 Wir sehen hier, wie in Drei Briefe an einen Knaben, den Einsatz des Märchens als Mittel<br />

zur Aufklärung.<br />

192 Siehe ihren Brief an Freud vom 20. 7. 1927, im Briefwechsel, S. 182 f.<br />

51


Hier der Aufbau der Geschichte. Im ersten Teil “Mondlicht” findet um Mitternacht<br />

die Begegnung zwischen dem Zwerg – der Rilke verkörpert 193 – <strong>und</strong><br />

dem kleinen Mädchen statt. Dieses, das eigentlich eine Fee erwartete, bittet<br />

ihn, er solle seine Puppe lebendig machen. Dies vermag er aber nicht, da<br />

seine Spezialität das Kneten ist. Im zweiten Teil “Tageslicht” treten die übrigen<br />

Mitglieder der Familie auf, welche, mit Ausnahme des Enkels, alle die<br />

Tarnkappe – das traditionelle Requisit des Zwerges 194 – aufsetzen <strong>und</strong> feststellen,<br />

dass sie, statt zu verhüllen enthüllt. Ferner kommt der Zwerg auch<br />

zum Kneten. Im dritten Teil “Zwielicht” wird die unmögliche Liebe zwischen<br />

dem Zwerg <strong>und</strong> dem kleinen Mädchen geschildert, <strong>und</strong> um Mitternacht verlässt<br />

der Zwerg das Haus, nicht ohne ein Abbild von sich zu hinterlassen.<br />

Lou Andreas-Salomé Position findet sich in zwei Figuren wieder. Zum einen<br />

im kleinen Mädchen (die Tochter), das als Objekt geliebt wird. Hier die entsprechende<br />

Passage:<br />

ZWERG: – Ist denn nicht Schönheit eben dies: daß etwas sich<br />

formen ließ von Liebe –?<br />

TOCHTER: – Wo deine Arbeit, deine Form-Arbeit beginnt,<br />

da – höre ich auf für dich. (S. 138)<br />

Die Problematik des schöpferischen Prozesses <strong>und</strong> vor allem des schöpferischen<br />

Menschen wird hier dargestellt. Sicher hat hier Frowen recht, wenn sie<br />

diese Stelle als eine Tarnung Lou Andreas-Salomés Kritik an Rilke interpretiert.<br />

Zum anderem steht ihr die Figur des Enkels nah. Am Ende des ersten<br />

Teils schließt er mit dem Zwerg Fre<strong>und</strong>schaft, <strong>und</strong> am Ende des letzten Teils<br />

kommt er ihm zu Hilfe. Doch diese Verb<strong>und</strong>enheit 195 kann das Schicksal des<br />

Zwerges nicht abändern. Dass der Enkel der Einzige ist, der die Tarnkappe<br />

nie aufzusetzen braucht, macht ihn zum Typ des Verdrängungslosen, <strong>und</strong><br />

Lou Andreas-Salomé verstand sich gerade als diesem Typus zugehörig.<br />

In diesem Spiel verarbeitet also Lou Andreas-Salomé zwei Erfahrungen der<br />

Beziehung. Die Eine, die einer unfreien Liebe, <strong>und</strong> die Andere, die einer<br />

begrenzten Fre<strong>und</strong>schaft. Wenn das Märchenhafte recht suggestiv wirkt, so<br />

missfallen mir dafür Stellen, in denen zu unmittelbar mit gewissen abstrakten<br />

Konzepten hantiert wird. Wie etwa, wenn Nietzsches Ansicht über Kunst als<br />

Lüge hervortritt, in der Kritik am Zwerg, der nicht vermag zu beleben. Und<br />

193 Hier einige der übereinstimmenden Merkmale: ein Unbehauster, aus uraltem adeligen<br />

Ursprung, ...<br />

194 In der griechischen Mythologie als cucullus des Telesphores bekannt, in der germanischen<br />

Mythologie findet es sich in der Nibelungensage / Alberich.<br />

195 „Nein-Nein: nicht zwei Welten, -nein: nicht gegenseitig ausgeschlossen, -nein: nicht du -<br />

<strong>und</strong> ich“ spricht der Zwerg „selig hinterübergelehnt in des Enkels Armen“, S. 156.<br />

52


so werden auch die letzten Bilder – der Dichter als Narziss (der Zwerg hinterlässt<br />

eine Holzfigur, die ihn selber darstellt) <strong>und</strong> die Spiegelmetapher (S.<br />

159) – nicht genügend vom Gang der Geschichte her vorbereitet. Am Zwerg<br />

wird manches nur verständlich – so scheint es mir auf jeden Fall, wenn man<br />

ihn in Beziehung zu Rilke setzt, <strong>und</strong> das wertet dieses Märchendrama ab.<br />

Schön dagegen die subscriptio auf der letzten Seite, wie in Thomas Manns<br />

Tristan, wo das Lachen des ges<strong>und</strong>en Kindes dem Spuk entgegenzuwirken<br />

vermag. Ein typischer Moment für Lou Andreas-Salomé, kennzeichnend für<br />

ihre hohe Einschätzung des Kindes – weil es dem Ursprung nahe steht 196 .<br />

3.4. Zwischen Konstruktion <strong>und</strong> Rekonstruktion<br />

Ich möchte mich hier an eine Überlegung Paul Parins 197 anlehnen. Es geht<br />

um die Frage, was die Psychoanalyse <strong>und</strong> das Schreiben von Geschichten<br />

miteinander zu tun haben. Beiden gemeinsam ist, führt Paul Parin aus, „dass<br />

sie trachten, Stücke der Erinnerung neu zu beleben, sie zu verbinden <strong>und</strong><br />

Gefühle hervorzurufen, die Ereignisse von damals durch Emotionen zu verknüpfen“.<br />

Was nun beide unterscheidet – immer laut Paul Parin –, ist, dass<br />

der Psychoanalytiker gelernt hat, „darauf zu verzichten, seine magische<br />

Macht <strong>und</strong> seine Vernunft einzusetzen, um einem anderen Menschen die<br />

eigene Geschichte wiederzugeben“. Derjenige, der aber eine Geschichte<br />

schreibt, der muss verdichten, was auseinanderstrebt, muss eine Form finden:<br />

„da darf ich meine magische Kraft anwenden, meine Figuren tanzen lassen“.<br />

Diese Argumentation erinnert an Lou Andreas-Salomés Unterscheidung<br />

zwischen der analytischen Arbeit des Psychoanalytikers <strong>und</strong> der kreativen<br />

Synthese des Dichters. Paul Parin dehnt dieses Modell aus, in dem er in den<br />

letzten Zeilen seines kleinen Aufsatzes das Begriffspaar Konstruktion / Rekonstruktion<br />

einführt 198 :<br />

Doch wie verhält es sich mit der Erinnerung selbst? In der Analyse gräbt man die<br />

Trümmer eines längst verfallenen Gebäudes aus, stellt sie zusammen, wie sie früher<br />

waren. Eine Rekonstruktion. Dann kann man sich erneut darin umsehen, einen Augenblick<br />

verweilen <strong>und</strong> weitergehen. Beim Niederschreiben einer Geschichte versucht<br />

man aus den ausgegrabenen Bausteinen ein neues Haus zu bauen. Eine Konstruktion.<br />

199<br />

196 Siehe z.B. im Lebensrückblick, S. 9.<br />

197 Paul Parin, 1986, S. 1049-50.<br />

198 Siehe bei Sigm<strong>und</strong> Freud, “Konstruktion in der Analyse”, GW, Bd. XVI, S. 41/57.<br />

199 Op. cit., S. 1050 – H. von C. S.<br />

53


Als ich diese Zeilen las, da beschäftigte ich mich schon mit Lou Andreas-<br />

Salomés literarischen <strong>und</strong> <strong>psychoanalytische</strong>n Schriften. Ich muss sagen, dass<br />

ich sofort den Eindruck hatte, Paul Parins Gedanken würden ein interessantes<br />

Interpretationsschema – für Lou Andreas-Salomés – liefern.<br />

Es ist ja doch so, <strong>und</strong> die Kritik ist sich hierin einig 200 , dass Lou Andreas-<br />

Salomés literarische Werke oft den Eindruck erwecken: „die Erzählung sei<br />

nur der Rahmen für das Bild, das uns mit scharfen Strichen den seelischen<br />

Konflikt bis ins einzelnste vorführt“, so Salzer 1901 über Menschenkinder.<br />

So würden ihre Bücher nur psychologisches Material liefern, die Erzählerin<br />

in eine Psychologinposition gedrängt, ... <strong>und</strong> schlussendlich würde das<br />

Kunstwerk an Rang <strong>und</strong> Wert verlieren, da es bloß als intellektuelle Leistung<br />

erscheint. Lou Andreas-Salomé wird demzufolge als „philosophische Dichterin“<br />

201 , <strong>und</strong> ihr abstraktes Denken gemäss als „gedankliche Künstlerin“ 202<br />

empfangen. Diese Kritik, die nicht nur zeitgeb<strong>und</strong>en ist, zielt auf den theoretischen<br />

Hintergr<strong>und</strong>, der auf manchen Schriften von Lou Andreas-Salomé<br />

eine negative Auswirkung hat. Vielleicht erklärt auch diese zum Teil gerechtfertigte<br />

Kritik, warum heute vor allem das Theoretische in ihrem Werke rezepiert<br />

wird.<br />

Diese Kritik hat vor allem ihre Gültigkeit im Hinblick auf die Novellensammlungen<br />

Im Zwischenland <strong>und</strong> Menschenkinder 203 , <strong>und</strong> verschiedene Erzählungen,<br />

die wie in Die St<strong>und</strong>e ohne Gott psychologische Beobachtungen an<br />

Kindern bringen oder wie Fenitschka <strong>und</strong> Eine Ausschweifung psychologische<br />

Feinmalereien von Frauenschicksalen sind. Theodor Heuss meinte<br />

hierzu: „durch den M<strong>und</strong> der Dichterin spricht die denkende <strong>und</strong> beobachtende<br />

Frau“ 204 . Im vorigen Teil habe ich versucht zu zeigen, wie dies der Fall<br />

ist, wodurch dies wohl zustande gekommen sein mag. Wir könnten aber auch<br />

mit Ernst Pfeiffer vermuten, dieser besondere Charakter von Lou Andreas-<br />

Salomés Novellen komme<br />

... wohl daher, daß sie, wie LAS selbst gesagt hat, keine Kunstwerke schaffen wollte:<br />

ihre Werke hätten „bei stärkere Formhaftigkeit an Lebenscharakter verloren“. Ein<br />

mehr davon gleicht hier also ein weniger an Kunst aus. 205<br />

200 Platzhoff-Lejeune, Salzer, Meyer-Benfey, Heine, Brausewetter, Heilborn, Heuss, Klinkenberg,<br />

Leavy, Koepcke, Welsch <strong>und</strong> Wiesner ...<br />

201 Anselma Heine, 1928.<br />

202 So Ernst Heilborn, 1898, S. 27.<br />

203 Lou Andreas-Salomés Fre<strong>und</strong>in Helene Klinkenberg spricht sogar von "kleinen feinen<br />

Psycho-Analysen", über Menschenkinder, Helene Klinkenberg, 1912, S. 249.<br />

204 Theodor Heuss, 1908, S. 11.<br />

205 Ernst Pfeiffer im Lebensrückblick, S. 284, Anm. Nr 171.<br />

54


In Ernst Pfeiffers Augen bleibt Lou Andreas-Salomés Erzählen einer Lebensverhaftung<br />

verfangen, die es ihm verweigern würde, in einer ablösenden<br />

Lebensformung zu enden. Als Gr<strong>und</strong> hierfür erwähnt Pfeiffer, dass ihr Scheiben<br />

im Geheimen noch immer ein Erzählen für den lieben Gott sei. Ich bin<br />

der Meinung, hier verdichte Ernst Pfeiffer zwei Argumente: einerseits Lou<br />

Andreas-Salomés Auffassung einer Verknotung von Dichtung <strong>und</strong> Leben,<br />

<strong>und</strong> andererseits, der Ursprung ihres Schreiben in jener phantasmatischen<br />

Beziehung zu Gott, zum All. Ich frage mich aber, ob überhaupt dieses Argument<br />

von Ernst Pfeiffer das Abstrakte an Lou Andreas-Salomés Werke erklärt.<br />

Ich möchte hier auch betonen, dass ihre Romane Im Kampf um Gott,<br />

Ruth <strong>und</strong> Ma, sowie die Erzählung Aus fremder Seele nicht in solchem Masse<br />

ans Theoretische geb<strong>und</strong>en sind, wie es bei anderen ihrer Werke der Fall ist,<br />

<strong>und</strong> dass demzufolge die eben erwähnte Kritik 206 nicht für das ganze Werk<br />

von Lou Andreas-Salomé gültig ist.<br />

3.5. Empirische Realität, psychische Realität <strong>und</strong> Dichtung<br />

Wie muss man mit autobiographischen Aufzeichnungen umgehen? Ich möchte<br />

diese Frage soweit wie möglich pragmatisch angehen, d.h. ich verzichte<br />

hier, die Ergebnisse der Autobiographie-Forschung heranzuziehen 207 . Vielleicht<br />

ist es ein guter Einstieg, wenn ich mit einigen Bemerkungen von Lou<br />

Andreas-Salomé beginne:<br />

Wenn man von Tagebüchern oder Memoiren so leicht die Aufrichtigkeit anzweifelt, so<br />

ist das nicht nur wegen ihrer bewussten oder halbbewussten Fortlassungen, sondern<br />

vor allem darum, weil das ganze Memoirenwerk, genau wie ein erzählter Traum,<br />

schon einer Rationalisierung des Gelebten gleichkommt <strong>und</strong> damit eo ipso einer<br />

Verfälschung seiner latenten Wesenhaftigkeit. (...) Dichtung ist etwas zwischen dem<br />

Traum <strong>und</strong> seiner Deutung. 208<br />

In einer Buchbesprechung zu “Kranke Liebe. Von H. Jäger” spricht Lou<br />

Andreas-Salomé wiederum von der „Schranke der Aufrichtigkeit gerade am<br />

Auto-biographischen, nämlich an dem, was man sich selbst gegenüber uneingestanden<br />

lässt“ 209 . Somit erklärt sich von selbst, dass man Lou Andreas-<br />

Salomés autobiographische Aufzeichnungen mit Vorsicht lesen muss. Erin-<br />

206 Eine ähnliche Kritik gilt – laut Jackson 1988 – dem Werke von P.J. Jouve.<br />

207 Jean Starobinski, 1970; Philippe Lejeune, 1975; Maurizio Catani <strong>und</strong> Claudette Delhey-<br />

Sarlet, (sous la dir.), 1983; Poétique, Paris, 1983, No 56.<br />

208 In der Schule bei Freud, S. 33 – H. von C. S.; vgl mit 4.2.<br />

209 1921, S. 121 – H. von C. S.<br />

55


nert sei hier daran, dass sie keine Autobiographie im eigentlichen Sinne<br />

schrieb. Auch sind ihre Aufzeichnungen sehr eklektisch: gr<strong>und</strong>legende Betrachtungen<br />

stehen neben persönlichen Bekenntnissen, <strong>und</strong> dem Traktat folgt<br />

der einfache biographischen Bericht. Dass sich aus diesen Aufzeichnungen<br />

unmittelbar keine Biographie rekonstruieren lässt, ist eine Selbstverständlichkeit<br />

– die aber nicht jeder Biograph von Lou Andreas-Salomé eingesehen<br />

hat. Ernst Pfeiffers Hinweise sind in dieser Hinsicht besonders wertvoll.<br />

Folgendes als Beispiel:<br />

Indessen liegt es für Lou v. S. wie für Rée anders, – durchaus anders, als Lou A.-S. in<br />

ihrem Lebensrückblick das Rätsel ihrer Ehe darzulegen versucht. Richtig ist allein der<br />

Satz: “... der Zwang, unter dem ich den nie mehr zurückzunehmenden Schritt tat,<br />

trennte mich nicht von ihm (Rée), sondern von mir selbst“. 210<br />

Dieses Beispiel zeigt eindeutig, dass Lou Andreas-Salomé in ihren autobiographischen<br />

Aufzeichnungen obschon, immer die Wahrheit sagt, nicht die<br />

ganze Wahrheit sagen kann 211 . Dies verleiht diesen Aufzeichnungen einen<br />

fiktiven Aspekt, der diese Textart in enge Beziehung zu den literarischen<br />

Schriften von Lou Andreas-Salomé bringt. So kann ich mit Jacques Nobécourt<br />

nur einverstanden sein, wenn er in seinem Vorwort zur französischen<br />

Ausgabe vom Lebensrückblick meint:<br />

Ce texte rejoint les œuvres de fiction où Lou a raconté sous une forme plus littéraire<br />

des rencontres qui ne sont pas toutes reprises ici: (...) Il y a fiction aussi dans le présent<br />

texte, comme dans toute parole, dans tout rêve. La querelle historique qui lui est<br />

faite d’avoir transformé ou travesti tel ou tel épisode se trompe d’objet, puisqu’il ne<br />

s’agit pas de chronique, ni même de biographie, mais de la réalité de sa marche à la<br />

mort telle qu’elle l’a éprouvée, de son histoire telle qu’elle la raconte. Qu’importe<br />

qu’elle ‘mente’ ici ou là, puisqu’elle ne dit que sa vérité, qui nous touche. 212<br />

Auf manchen Seiten ihres Lebensrückblicks kommt Lou Andreas-Salomé<br />

selber dazu, von der Beziehung, die zwischen ihrer Autobiographie <strong>und</strong> ihren<br />

literarischen Schriften besteht, zu sprechen. So gibt es Stellen zu ihrem Erstling<br />

Im Kampf um Gott, zu Ruth, zu Fenitschka (...). Man muss aber solche<br />

Stellen berücksichtigen, die eigen Vergleich ermöglichen ohne ihn ausdrücklich<br />

anzugeben 213 . Als Beispiel nehme ich die Stelle, die Ruth erwähnt. Be-<br />

210 Ernst Pfeiffer im Vorwort zu Friedrich Nietzsche in seinen Werken, S. 12.<br />

211 “Je dis toujours la vérité: pas toute, parce que toute la dire, on n'y arrive pas. La dire toute<br />

c'est impossible matériellement: les mots y manquent. C'est même par cet impossible que<br />

la vérité tient au réel”, Jacques Lacan, 1974, S. 9. Ferner Stéphane Michaud, Dichtung<br />

<strong>und</strong> Authentitizät, 2000.<br />

212 In Ma Vie, Paris, Puf, 1977, S. X (N. B. in der Neuauflage Puf-Quadrige von 1986 wurde<br />

dieses Vorwort leider nicht wieder veröffentlicht).<br />

213 Siehe z.B. Ernst Pfeiffer im Lebensrückblick, S. 287-90, <strong>und</strong> was ich hier mit der autobiographischen<br />

Skizze “Im Spiegel” unternommen habe.<br />

56


kanntlich wird Ruth als Roman dargestellt, in dem Lou Andreas-Salomé ihre<br />

Beziehung zu Hendrik Gillot verarbeitet 214 . Diesbezüglich lesen wir im Lebensrückblick:<br />

Die überraschende Wendung, die meine jugendliche Liebesgeschichte damals genommen<br />

hat <strong>und</strong> die ich selber ja nur halb begriff, habe ich ein Jahrzehnt später zu<br />

einer Erzählung (Ruth) geformt, die sich aber gewissermaßen dadurch verzeichnen,<br />

daß eine Voraussetzung fehlte: die fromme Vorgeschichte, die geheimen Reste der<br />

Identität von Gott Verhältnis <strong>und</strong> Liebesverhalten. Entschwand doch der geliebte<br />

Mensch genauso jählings der Anbetung, wie der Liebe Gott mir spurlos entschw<strong>und</strong>en<br />

war. Dadurch, daß der Vergleich damit fehlte <strong>und</strong> mit ihm der tiefere Hintergr<strong>und</strong>,<br />

musste der Ruth – Umriss sich ins ‚Romantische’ färben, anstatt sich zu gründen in<br />

dem, was im Wesen des Mädchens aus Unnormalem, aus gehemmter Entwicklung<br />

stammte. (S. 31)<br />

Dieser Auszug gibt deutlich zu verstehen, dass dieser Roman nicht auf eine<br />

literarisch eingekleidete Darstellung von persönlichen Erfahrungen zu reduzieren<br />

ist. Alberto Scarponi, Leonie Müller-Loreck <strong>und</strong> Jacques Le Rider<br />

kritisieren ebenfalls eine Reduzierung aufs Biographische. Als neuer Ansatzpunkt<br />

ziehen sie – unter anderem – die Kultur der Jahrh<strong>und</strong>ertwende in Betracht.<br />

Ich gehe in dieser Arbeit aber einen anderen Weg.<br />

Dass Lou Andreas-Salomés Werke einen Bekenntnischarakter haben, steht<br />

ohne Zweifel. Sie lässt es z.B. der Erzählerin <strong>und</strong> Ich-Figur in Jutta sagen:<br />

– „Jutta“ schreib ich erstmal groß über dies Pfingsttagebuch. Denn nicht nur heiße<br />

ich so, sondern ich will mich ja mit dem, was hier steht, durchaus zu mir selbst bekennen<br />

– das, was hier hinein soll, das ist eben die Jutta. 215<br />

Dies ist eine interessante Stelle. Zum einen wird hier über das Schreiben<br />

selbst reflektiert, eine Wendung, die für Lou Andreas-Salomé nicht ungewöhnlich<br />

ist <strong>und</strong> für die Literatur der Jahrh<strong>und</strong>ertwende typisch ist. Zum<br />

anderen verschmelzen hier Heldin <strong>und</strong> Kommentatorin. Da ihr Erzählstil stets<br />

eine auktoriale Erzählerin inszeniert, hat man es hier also mit einer Ausnahme<br />

zu tun. Die Geschichte wird in der Ich-Form geschrieben, doch ohne dass<br />

die auktoriale Erzählerin je verschwindet, was hier deutlich zum Vorschein<br />

kommt (wie auch auf S. 53). Es bleibt nun die Frage, wie man diesen Bekenntnischarakter<br />

auffassen soll.<br />

Diesbezüglich Angela Livingstone bemerkt “her fiction (...) which stands in<br />

an interesting if indefinite relation to her personality and life” 216 . Ich glaube<br />

214 Siehe im Angela Livingstone, 1984, S. 206.<br />

215 Es handelt sich hier um die ersten Zeilen von Jutta, S. 29.<br />

57


aber, dass dieses ‚indefinite’ sich wohl aufheben lässt. Ich möchte betonen,<br />

dass für Lou Andreas-Salomé das Schreiben nicht nur ein „sich Merkzeichen<br />

zu machen, an denen das Leben sich seiner selbst erinnert“, bedeutete 217 . Ich<br />

erinnere nochmals (siehe hier 3.1 <strong>und</strong> 2.) daran, dass bei ihr das Schreiben<br />

einen anderen Ursprung hat:<br />

In Wirklichkeit ist es nämlich so, daß ich nicht zu schreiben, aufzuschreiben verstehe<br />

(außer wo ich vor mich hinfabuliere, rein zu meinem eigenen heißen Spaß). 218<br />

Ernst Pfeiffer kommt meiner Auffassung nah, wenn er bemerkt:<br />

Die Erzählungen der Berliner Jahre (Ruth ...) sind doch nicht nur erzählende Darstellung<br />

von Erlebten <strong>und</strong> Geahntem, sondern sind auch Neu- oder Wiedergewinn in<br />

solchem Erzählen. 219<br />

Diese Interpretation bietet den Vorteil, mit Lou Andreas-Salomés Kunstauffassung<br />

– Kunst als das in eine konkrete Form gebrachte Urleben – zu übereinstimmen.<br />

Dass die Wirklichkeit, um die es sich in ihren Schriften handelt,<br />

eine andere als die alltägliche ist, gibt Lou Andreas-Salomé in einem kurzen<br />

Kommentar über Heinrich von Kleist 220 zu verstehen. In ihren Eintragungen<br />

schreibt sie, an Heinrich von Kleist sei Kunst „in der Tat das geworden, was<br />

Kunst ihrem Wesen nach ist, wo man sie unerbittlich ernst nimmt: der andere<br />

Weg in eine andere Wirklichkeit.“ 221 Ihr Werk versucht dies, auf seine eigene<br />

Art, auszudrücken.<br />

216 Angela Livingstone, 1984, S. 6.<br />

217 Lou Andreas-Salomé, in Das <strong>Literarische</strong> Echo, 15. Oktober 1911.<br />

218 Lou Andreas-Salomé an Freud, Brief vom 3. April 1931; im Briefwechsel, S. 209 – H.<br />

von C. S.<br />

219 Ernst Pfeiffer, 1969, S. 66 - H. von C. S.<br />

220 Mit dem sie sich am Ende ihres Lebens viel beschäftigte; hierzu ihre Eintragungen, darin<br />

Ernst Pfeiffers Kommentar, <strong>und</strong> der Aufsatz von Görner in Rilke Gesellschaft (Hrsg.),<br />

1986, S. 80-90.<br />

221 Dort S. 54 – H. von C. S.<br />

58


4. Abseits der Wertfrage?<br />

Das Höchste der menschlichen Schöpfungskraft ist<br />

das, dass sie, emporschauend, über sich selbst<br />

hinauszuschaffen mag.<br />

Lou Andreas-Salomé, Im Kampf um Gott.<br />

Romane wie etwa Ruth <strong>und</strong> Ma sind Beispiele dafür, dass es bei Lou Andreas-Salomé<br />

Werke gibt, die nicht einfach Abbild der Wirklichkeit <strong>und</strong> die<br />

auch nicht ausschließlich auf theoretische Einsichten zurückzuführen sind. Es<br />

sind eher Versuche dem Anderen gerecht zu werden <strong>und</strong> Ausdruck zu geben.<br />

Dies bedeutet jedoch nicht eine Verwerfung des eigenen Lebenslaufes oder<br />

der gewonnenen Einsichten. Einleuchtend ist hier Kurt Eisslers Aussage:<br />

(...) l’on peut évaluer la qualité des œuvres littéraires à l’aide d’une grille attribuant<br />

la note la plus élevée à l’œuvre qui s’écarte le plus de la réalité ‘réelle’ mais qui en<br />

affirme le plus de choses. 222<br />

In diesem Verfahren, das ich als eine ‚Konstruktion’ (3.4.) verstehe, besteht<br />

für die Autorin die Möglichkeit, eine Begegnung mit dem Anderen zu erleben<br />

<strong>und</strong> sich als Subjekt zu erfahren. Von diesem inneren Prozess, versucht<br />

das Schreiben von Lou Andreas-Salomé Zeugnis abzulegen.<br />

Entrer dans l’écriture, c’est donc y advenir comme sujet,<br />

être entraîné par elle au-delà de son être de sujet,<br />

dans une relation à l’Autre symbolique.<br />

Maud Mannoni, 1988, S. 113.<br />

Ein solcher Interpretationsansatz setzt aber voraus, dass man eine bloß faktisch<br />

autobiographische Ebene verlässt (3.5.), um jenen Punkt mittels der<br />

Phantasie zu erreichen, in dem der Mensch anfängt, sich als Subjekt zu erkennen.<br />

Dass diese Durcharbeitung an der Sprache haftet 223 , hat uns nicht<br />

zuletzt die Psychoanalyse gelehrt. In dieser Hinsicht gelten fiktive Werke als<br />

Zeugnis einer Arbeit <strong>und</strong> eines kreativen Spiels. Dies habe ich hier – am<br />

Beispiel des Werkes von Lou Andreas-Salomé – versucht zu verdeutlichen.<br />

222 Kurt. R. Eissler, 1988, S. 214.<br />

223 Ob dies im Mündlichen oder im Schriftlichen vor sich geht, ergibt sicher einen Unterschied,<br />

auf den ich hier nicht eingehe.<br />

59


60<br />

Man kann auch nicht immer nur Dante <strong>und</strong> Homer<br />

<strong>und</strong> Shakespeare <strong>und</strong> Goethe <strong>und</strong> ähnliche Herren lesen.<br />

Nicht war, Ma? 224<br />

Zu allen Zeiten gab es Menschen, die die Aufmerksamkeit auf sogenannte<br />

mittelmäßige Werke <strong>und</strong> Gattungen lenkten. Ich habe schon Kleist erwähnt<br />

<strong>und</strong> im Anschluss an ihn Freud <strong>und</strong> die <strong>psychoanalytische</strong> Forschung (2.3.).<br />

Sei hier noch das rege Interesse während der siebziger Jahre an Reisebeschreibungen,<br />

Robinsonaden <strong>und</strong> Utopien sowie an Autobiographien erwähnt.<br />

Neuerdings widmete man der Exilliteratur <strong>und</strong> dem Antikriegsroman<br />

ebenfalls Interesse, besonders in der Germanistik. Die Frage die man sich<br />

jeweils stellt, ist die der literarisch-ästhetischen Qualität dieser Werke. Hier<br />

möchte ich gerade einen Gedanken von Lou Andreas-Salomé aufgreifen. In<br />

ihrer Buchbesprechung des Tagebuch eines halbwüchsigen Mädchens kommt<br />

sie gerade auf diese Frage zu sprechen 225 . Wenn Stefan Zweig in seiner Diskussion<br />

des Tagebuches ihm jeglichen Kunstcharakter abspricht 226 , so bemüht<br />

sich im Gegenteil Lou Andreas-Salomé, diesem Tagebuch eine ästhetische<br />

Qualität zu anerkennen. Die Worte, die sie hierzu benützt, lassen sich<br />

meiner Meinung nach auch auf ihr eigenes Werk anwenden 227 :<br />

Neben dem Wert, den es für den Erzieher, Lehrer, Seelenforscher hat, wovon hier<br />

ganz abgesehen sein mag, rückt dies kleine Mädchen sein Tagebuch aber auch noch<br />

in die Reihe der literarisch zu bewertenden Bücher. Und das geschieht, trotzdem es<br />

sich keinesfalls um ein Ausnahmegeschöpf seinem inneren Erleben nach handelt,<br />

wenn auch um ein gut begabtes Kind; sogar gelingt es gerade infolge des Typischen,<br />

nicht allzu Individuellen des Falles, über das Private hinaus dem Erleben fast künstlerisch<br />

gültige Gestaltung zu verleihen. Ein Wort von Tolstoi nennt einmal die tiefe<br />

Aufrichtigkeit dasjenige, was nicht nur über das Leben, sondern auch über das<br />

Kunstwerk entscheide.<br />

Kann aber Aufrichtigkeit 228 ein hinreichendes Kriterium sein? Sigm<strong>und</strong><br />

Freud gibt uns hier eine Antwort. In einer Diskussion der Mittwoch-<br />

Gesellschaft, anschließend an einem Vortrag von Wilhelm Stekel “Zur Psychopathologie<br />

von Hauptmanns Griselda”, kommt Sigm<strong>und</strong> Freud auf die<br />

Ansichten, die er in seinem Vortrag über “Der Dichter <strong>und</strong> das Phantasieren”<br />

224 Die Tochter Cita an Ma (ihre Mutter), in Ma, 1901, S. 172.<br />

225 Auf dieses Buch bin ich unter 3.3.1. eingegangen. Zu dessen Rezeptionsgeschichte siehe<br />

Angela Graf-Nold, 1988, S. 237-6.<br />

226 1926 im Almanach der Psychoanalyse wiederveröffentlicht.<br />

227 Lou Andreas-Salomé, 1920 – H. von C.S.<br />

228 Ein Wort voll von Bedeutung für Lou Andreas-Salomé, zu dessen literarischen Darstellung<br />

siehe z.B. in Ruth, S. 59-60 (im Pakt zwischen Erik <strong>und</strong> Ruth dargestellt).


(6. Dezember 1907) darlegte (siehe hier 3.1.) zurück 229 . Sigm<strong>und</strong> Freud<br />

warnt den Dichter, psychologische Probleme zu finden (siehe diesbezüglich<br />

meine Ausführungen über Josef Popper-Lynkeus) <strong>und</strong> überhaupt zu behandeln,<br />

denn:<br />

(...) seine Kunst besteht darin, dichterische Wirkungen aus solchen Problemen zu<br />

gewinnen, <strong>und</strong> die Erfahrung zeigt, dass diese Probleme, wenn sie solche Wirkungen<br />

hervorbringen sollen, verkleidet sein müssen (...). Die Kunst des Dichters besteht also<br />

wesentlich in der Verhüllung. Das Unbewusste darf aber nicht ohne weiteres bewusstgemacht<br />

werden; es muss allerdings bis zu einem gewissen Grade bewusst sein,<br />

zwar so, dass es noch auf uns wirkt, ohne dass wir uns in bewussten Gedanken damit<br />

beschäftigen können. Wir haben wohl das Recht, ein Dichterwerk zu analysieren, aber<br />

es ist vom Dichter nicht recht, unsere Analysen zu poetisieren. 230<br />

Ich habe versucht zu zeigen, dass Lou Andreas-Salomés – nicht nur <strong>psychoanalytische</strong><br />

– Kenntnisse in Verbindung zu einer poetischen Bearbeitung<br />

stehen, <strong>und</strong> dass diese Verknotung unterschiedlich gelungen ist. Wenn Otto<br />

Gross 231 bedauerte, wissenschaftliche Aufsätze geschrieben zu haben, wenn<br />

Viktor Tausk meinte, die Kunst sei geeignet – mehr als die Wissenschaft –<br />

um eine Person zu verstehen, so ist dies nicht der Fall bei Lou Andreas-<br />

Salomé. Wenn sie kein Genie war, so doch nicht ohne Talent 232 . Ihr Werk<br />

besteht aus einer gelungenen Mischung von intellektuellen Einsichten <strong>und</strong><br />

literarischen Gestaltungen, die sich jeweils gegenseitig beeinflussen. Wenn<br />

die Psychoanalyse ihr Erkenntnisse aufschloss, für die sie schon vorbereitet<br />

war, so führten diese keine Hemmung ihrer schriftlichen Tätigkeiten herbei.<br />

Lou Andreas-Salomé ist aber nicht das einzige Beispiel eines Dichters, dem<br />

die Beschäftigung mit der Psychoanalyse glückt. Um ein weiteres Beispiel<br />

aus jener Anfangszeit der Psychoanalyse zu geben, erwähne ich hier Erich<br />

Mühsam 233 . In einem Brief an Freud vom 28. Mai 1907 berichtet Mühsam<br />

vom Erfolg seiner <strong>psychoanalytische</strong>n Behandlung bei Otto Gross. Mehrmals<br />

betont Mühsam, dass gerade seine‚ dichterische Begabung’ ihm ermögliche<br />

„die Methode der Behandlung (...) klar zu übersehen ...“. Die Unterschrift<br />

dieses Briefes wiederspiegelt diese Einstellung: „Erich Mühsam Schriftsteller“<br />

234 . Sigm<strong>und</strong> Freuds erwähnte Auffassung spricht vor allem gegen Wil-<br />

229 Protokoll Nr 74 vom 31. März 1909; Herman Nunberg <strong>und</strong> Ernst Federn (Hrsg), 1976,<br />

Band 2, S. 166 ff.<br />

230 Op. cit., S. 169-70 – H. von C.S.<br />

231 Zu Otto Gross siehe Emanuel Hurwitz, 1988.<br />

232 Kurt R. Eissler (1971 <strong>und</strong> 1988) vollzieht einen Unterschied zwischen Genie <strong>und</strong> Talent<br />

auf Gr<strong>und</strong> einer psychopathologischen Interpretation von Freud / Wedekind / Rilke / Kafka<br />

versus Gross / Tausk.<br />

233 Zu Erich Mühsam siehe R. Kauffeldt, Erich Mühsam, München, Fink-UTB, 1983.<br />

234 Dieser Brief wird von Kurt Eissler 1988, S. 260-2 veröffentlicht.<br />

61


helm Stekel <strong>und</strong> gegen eine Ausbeutung der Psychoanalyse. Doch der Dichter<br />

bleibt sein ‚Doppelgänger’, auch wenn dieser nicht immer Goethe, Schiller<br />

oder Heine heißt.<br />

62


Anhang<br />

A. Versuch einer Einteilung der Werke nach Gattungen<br />

Romane<br />

Im Kampf um Gott<br />

Ruth<br />

Ma<br />

Ródinka<br />

Das Haus<br />

Erzählungen Fenitschka<br />

Eine Ausschweifung<br />

Aus fremder Seele<br />

Seelchen<br />

Geschwister<br />

Die St<strong>und</strong>e ohne Gott<br />

Novellen Im Zwischenland<br />

Menschenkinder<br />

Spiele Tarnkappe<br />

Der Teufel <strong>und</strong> seine Großmutter<br />

Autobiographie Lebensrückblick<br />

Eintragungen<br />

Gedichte Todesbitte, Lebensgebet, Märzglück, Winterlaub,<br />

Wolga, Kampfruf, Altrussland, Abschied,<br />

Wiedersehen, Rote Rosen,<br />

Du heller Himmel über mir, Russische Romantik<br />

Essays<br />

Theoretisches<br />

Briefe<br />

Ibsens Frauengestalten<br />

R. M. Rilke<br />

Verschiedene Aufsätze<br />

Nietzsche in seinen Werken<br />

Die Erotik<br />

Mein Dank an Freud<br />

In der Schule bei Freud<br />

Verschiedene Aufsätze<br />

Sigm<strong>und</strong> Freud | Lou Andreas-Salomé, Briefwechsel<br />

R. M. Rilke | Lou Andreas-Salomé, Briefwechsel<br />

F. Nietzsche | P. Rée | L. von Salomé, Die Dokumente ihrer<br />

Begegnung<br />

Lou Andreas-Salomé | Anna Freud, Briefwechsel<br />

63


B. Klassifikation nach Hauptthemen<br />

Russland<br />

Jungfräuligkeit<br />

Kindergeschichten<br />

Adoleszenz<br />

Frauen Schicksale<br />

Persönliche Religion<br />

64<br />

Fenitschka,<br />

Ma,<br />

Ródinka,<br />

Im Zwischenland<br />

Ruth<br />

Eine Ausschweifung<br />

Jutta<br />

Die St<strong>und</strong>e ohne Gott,<br />

Drei Briefe an einen Knaben<br />

Ruth<br />

Ma<br />

Im Zwischenland<br />

Ma<br />

Fenitschka<br />

Menschenkinder<br />

Im Kampf um Gott<br />

Aus fremder Seele<br />

Der Teufel <strong>und</strong> seine Großmutter


C. Versuch einer Periodisierung<br />

Bis etwa 1900 : literarische Konstruktion des Mangels<br />

1885 Im Kampf um Gott<br />

1895 Ruth<br />

1896 Aus fremder Seele<br />

1898 Amor<br />

Jutta<br />

Fenitschka<br />

Eine Ausschweifung<br />

1899 Menschenkinder<br />

1902 Im Zwischenland<br />

Ab ca. 1901 : <strong>Literarische</strong> Konstruktion des erfüllten Wunsches<br />

1901 Ma<br />

1919 Das Haus<br />

1923 Ródinka<br />

Ab ca. 1908 : <strong>Literarische</strong> Rekonstruktion<br />

1917 Drei Briefe an einem Knaben<br />

1922 Der Teufel <strong>und</strong> seine Großmutter<br />

1922 Die St<strong>und</strong>e ohne Gott<br />

1981 Tarnkappe<br />

65


D. Beispiel einer theoretischen <strong>und</strong> literarischen Verarbeitung<br />

Voranalytische<br />

Periode<br />

Analytische<br />

Periode<br />

66<br />

<strong>Literarische</strong> Verarbeitung<br />

1885 Im Kampf um Gott<br />

1896 Aus fremder Seele<br />

Theoretische Verarbeitung<br />

1892 “Gottesschöpfung”<br />

1894 “Von der Bestie bis zum Gott”<br />

1895 “Vom Ursprung des Christentums”<br />

1896 “Jesus der Jude”<br />

1897 “Aus der Geschichte Gottes”<br />

1898 “Vom religiösen Affekt”<br />

1922 Die St<strong>und</strong>e ohne Gott 1913 “Vom frühem Gottesdienst”<br />

1920 “Gott gegen Gott”<br />

1928 “Was daraus folgt, dass es nicht ... ”


Bibliographie<br />

A. Veröffentlichte Schriften von Lou Andreas-Salomé<br />

Dem Versuch eines Werkverzeichnis folgt hier eine thematische chronologische Bibliographie.<br />

Die Texte sind nach der Erstveröffentlichung geordnet.<br />

1. Werkverzeichnis<br />

1881 “Todesbitte”, Im Kampf um Gott, S. 225 <strong>und</strong> umgearbeitet im Lebensrückblick, S. 32.<br />

1882 “Lebensgebet”, Im Kampf um Gott, S. 160 <strong>und</strong> umgearbeitet im Lebensrückblick, S.<br />

40.<br />

1885 Im Kampf um Gott, Leipzig, Friedrich, 1885 (München, DTV, 2007)<br />

1886 “Freiheit”, Sphinx, Leipzig, Oktober, 1886, S. 259.<br />

“Glaubensbekenntnis”, Sphinx, Leipzig, Dezember, 1886, S. 412.<br />

1887 “Gott”, Sphinx, Leipzig, Januar 1887, S. 57.<br />

“Eros <strong>und</strong> Psyche, von Kuhlenbeck”, Sphinx, Leipzig, Dezember 1887, S. 438.<br />

1890 “Die Wildente I <strong>und</strong> II”, Die Freie Bühne, 10 <strong>und</strong> 17 September Berlin, S. 849-52, S.<br />

873-5.<br />

“Märzglück”, Lebensrückblick, 1890, S. 291.<br />

1891 “Ein holländisches Urteil über moderne deutsche Literatur”, Die Freie Bühne, Berlin,<br />

Jg. 2, 27. Mai <strong>und</strong> 3. Juli 1891, S. 521-4, 541-6, 571-4, 592-5, 670-3, 696-701.<br />

“Friedrich Nietzsche”, Vossische Zeitung, Berlin, Sonntagsbeilagen vom 11., 18. <strong>und</strong><br />

25. Januar 1891.<br />

“Der Realismus in der Religion”, Die Freie Bühne, Berlin, 1891, Oktober-November, S.<br />

994-1009, 1025-30, 1057-9, 1079-83.<br />

“Zum Bilde Friedrich Nietzsches”, Die Freie Bühne, Berlin, 1891, 2, S. 64-8, 81-91,<br />

109-12.<br />

“Friedrich Nietzsche”, Vossische Zeitung, Berlin, Sonntagsbeilagen vom 11. Januar <strong>und</strong><br />

25 Januar 1891.<br />

“Ein Dank an einen Dichter. Zur Würdigung des „M. Kramer“”, Der Lotse, Hamburg,<br />

20. April 1901, S. 71-9.<br />

1892 H. Ibsen’s Frauen-Gestalten, Berlin, Hugo Bloch 1892 (Jena, Eugen Diederichs,<br />

1910).<br />

“Ossip Schubin”, Vossische Zeitung, Berlin, Sonntagsbeilagen vom 10. Januar <strong>und</strong> 17.<br />

Januar 1892.<br />

“Gottesschöpfung”, Freie Bühne, Berlin, Jg. 3, Februar 1892, S. 169-79.<br />

“Emil Marriot”, Vossische Zeitung, Berlin, Sonntagsbeilagen vom 7., 14. <strong>und</strong> 21. August<br />

1892.<br />

“Harnack <strong>und</strong> das Apostolikum”, Die Freie Bühne, Berlin, Jg. 3, November 1892, S.<br />

1214-22.<br />

“Zum Bilde Friedrich Nietzsches”, Die Freie Bühne, Berlin,, Jg. 3, S. 249-51, 285-96.<br />

1


2<br />

“Ein Apokalyptiker”, Das Magazin für Literatur, Berlin, 19. November 1892, S. 753-5<br />

<strong>und</strong> 26. November 1982, S. 777-9.<br />

1893 “Die Duse”, Die Freie Bühne, Berlin, Jg. 4, 1893, S. 76-81.<br />

“Ibsen, Strindberg, Sudermann”, Die Freie Bühne, Berlin, Jg. 4, Februar 1893, S. 149-<br />

72.<br />

“Der Talisman”, Die Freie Bühne, Berlin, Jg. 4, März 1893, S. 323-5.<br />

“Hanna Jagert”, Die Freie Bühne, Berlin, Jg. 4, April 1893, S. 467-71.<br />

“Ein Frühlingsdrama”, Die Freie Bühne, Berlin, Jg. 4, Mai 1893, S. 572-7.<br />

“Ein Nachwort zu ‚Hanna Jagert’”, Die Freie Bühne, Berlin, Jg. 4, Mai 1893, S. 607-8.<br />

“Ideal <strong>und</strong> Askese. Ein Beitrag zur Philosophie Fr. Nietzsches”, Berliner Tageblatt,<br />

Berlin,15. Mai 1893.<br />

“Hartlebens, Erziehung zur Ehe”, Die Freie Bühne, Berlin, Jg. 4, November 1893, S.<br />

1165-7.<br />

“Hannele”, Die Freie Bühne, Berlin, Jg. 4, Dezember 1893, S. 1343-9.<br />

1894 “Von der Bestie bis zum Gott. Über Totemismus bei den Ursemiten”, Neue Deutsche<br />

R<strong>und</strong>schau , Berlin, 1894, Jg. 5, S. 398-402.<br />

“Das Problem des Islams”, Vossische Zeitung, Berlin, 22. <strong>und</strong> 29. Juli 1894.<br />

Friedrich Nietzsche in seinen Werken, Wien, Carl Konegen, 1894 (Frankfurt/M., Insel<br />

1983).<br />

1895 Ruth, Stuttgart, Cotta, 1895 (Medien Edition Welsch, 2006)<br />

“Durch Dich”, Die Frau, 1895, Februar, S. 268.<br />

“Winterlaub”, Die Frau, 1895, April, S. 401.<br />

“Rote Rosen”, Die Frau, 1895, Juli, S. 590.<br />

“Ricarda Huch, Erinnerungen von Ludolf Ursleu den Jüngeren”, Die Frau, Berlin, 1.<br />

Oktober 1895 , S. 32-6.<br />

“Vom Ursprung des Christentums”, Vossische Zeitung, Berlin, Sonntagsbeilage vom 22.<br />

Dezember 1895.<br />

1896 Aus fremder Seele, Stuttgart, Cotta, 1896 (3. Auflage 1912; Neuauflage: München,<br />

DTV, 2007).<br />

“Jesus der Jude”, Neue Deutsche R<strong>und</strong>schau, Berlin, Jg. 7, April 1896, S. 342-51.<br />

“Scandinavische Dichter”, Cosmopolis, Berlin, November 1896, S. 552-69.<br />

“Kampfruf”, Die Frau, 1896, Februar, S. 297.<br />

1897 “Abteilung innere Männer”, Cosmopolis, Berlin, 1897, 5, S. 513-36.<br />

“Aus der Geschichte Gottes”, Neue Deutsche R<strong>und</strong>schau, Berlin, Dezember 1897, S.<br />

1211-20.<br />

“Russische Dichtung <strong>und</strong> Kultur”, Cosmopolis, Berlin, August <strong>und</strong> September 1897, 5,<br />

S. 571-80 <strong>und</strong> 872-85.<br />

“Sovremennye pisatel’nitsy”, Severny Vestnik, 1897, S. 28-40.<br />

“Ein überlebter Traum”, Westermanns Illustrierte Deutsche Monatshefte, 1897, Bd. 82,<br />

S. 644-59, S. 761-78.<br />

1898 Fenitschka. Eine Ausschweifung, Stuttgart, Cotta, 1898 (Frankfurt/M., Ullstein, 1982).<br />

Menschenkinder, Stuttgart, Cotta, 1898 (1902).<br />

“Das russische Heiligenbild <strong>und</strong> sein Dichter”, Vossische Zeitung, Berlin, 1. Januar<br />

1898.<br />

“Russische Philosophie <strong>und</strong> semitischer Geist”, Die Zeit, Wien, 15. Januar 1898, Nr.<br />

172, S. 40.<br />

“Drama, Molodoi Germanii”, Severny Vestnik, 1897, Bd. 2, S. 53-69.<br />

“Sovremennye pisatel’nitsy”, Severny Vestnik, 1898, Bd. 3, S. 157-69<br />

“Leo Tolstoi, unser Zeitgenosse”, Neue Deutsche R<strong>und</strong>schau, Berlin, November 1898,<br />

S. 1145-55.


“Religion <strong>und</strong> Cultur”, Die Zeit, Wien, 2. April 1898, S. 5-7.<br />

“Vom religiösen Affekt”, Die Zukunft, Berlin, 23. April 1898, S. 149-54.<br />

“Physische Liebe”, Die Zukunft, Berlin, 29. Oktober 1898, S. 218-22.<br />

“Gr<strong>und</strong>formen der Kunst”, Pan, Berlin, 1898, Bd. 4, S. 177-82.<br />

“Ein Todesfall”, Cosmopolis, Berlin, 1898, Bd. 10, April, S. 197-225.<br />

“Mädchenreigen”, Cosmopolis, Berlin, 1898, Bd. 11, September, S. 803-28.<br />

“Sant’ Illario, von Paul Mongré”, Die Zeit, Wien, 3. September 1989, S. 157.<br />

“Missbrauchte Frauenkraft”, Die Frau, Berlin, 1898, Juni, S. 513-6.<br />

“Der dritter Bruder. Novelle, von Adine Gemberg”, Das <strong>Literarische</strong> Echo, Berlin, 1.<br />

November 1898, S. 189.<br />

“Aphorismen, von Paul Nikolaus Cossmann”, Das <strong>Literarische</strong> Echo, Berlin, 1.<br />

November 1898, S. 194-5.<br />

“Sehnsucht, Schönheit, Dämmerung. Roman, von Sophie Hoechstetter”, Das literarische<br />

Echo, Berlin,15. November 1898, S. 248.<br />

“Stillleben, von Adalbert Meinhardt”, Das <strong>Literarische</strong> Echo, Berlin, 15. November<br />

1898, S. 248.<br />

“Bilder aus der Geschichte <strong>und</strong> Literatur Russlands”, Das <strong>Literarische</strong> Echo, Berlin, 15.<br />

November 1898, S. 255.<br />

“Vor dem Erwachen”. In: E. Brausewetter (Hg.), Meisternovellen deutscher Frauen,<br />

Berlin, 1898, Bd. 1.<br />

“Ein Wiedersehen”, Die Frau, Berlin, 1898, 6, S. 257-64.<br />

“Das Paradies”, Deutsche Dichtung, Berlin, 1898, Jg. 25, S. 1-6, 39-44, 63-8.<br />

“Inkognito”, Vom Fels zum Meer, Berlin, 1898, Jg. 18, Bd. 1, S. 545-58.<br />

1899 “Die eherne Schlange. Roman in drei Büchern, von Thomas P. Krag”, Das <strong>Literarische</strong><br />

Echo, Berlin, 1. Januar 1899, S. 461.<br />

“Ketzereien gegen die moderne Frau”, Die Zukunft, Berlin, 11. Februar 1899, S. 237-40.<br />

“Vom Kunstaffekt”, Die Zukunft, Berlin, 27. Mai 1899, S. 366-72.<br />

“Erleben”, Die Zeit, Wien, 19. August 1899, S. 120-2.<br />

“Der Mensch als Weib”, Neue Deutsche R<strong>und</strong>schau, Berlin, März 1899, S. 225-43<br />

“Essais, von Ellen Key”, Das <strong>Literarische</strong> Echo, Berlin, 1. Oktober 1899, S. 66-7.<br />

“Friedrich Nietzsche i Hans Vaerker”, Samtiden, November-Dezember 1899, S. 427-53.<br />

“Russische Geschichten”, Die Zeit, Wien, 9. Dezember 1899, Nr. 271, S. 153.<br />

“Zurück ans All”, Die Romanwelt, Berlin, 1899, 6(1).<br />

“Der Egoismus in der Religion”. In: Arthur Dix (Hg.), Der Egoismus, Leipzig, Verlag<br />

Fre<strong>und</strong> & Wittig, S. 383-402.<br />

1900 “Vom Bazillus zum Affenmenschen. Naturwissenschaftliche Plaudereien, von Willhelm<br />

Bölsche”, Das <strong>Literarische</strong> Echo, Berlin, 15. Januar 1900, S. 584.<br />

“Altrussland”, Lebensrückblick, 1900, Nachtrag zum Tagebuch der Russlandreise, S.<br />

73.<br />

“Gedanken über das Liebesproblem”, Neue Deutsche R<strong>und</strong>schau, 1900, 11, S. 1009-17.<br />

“Du heller Himmel über mir”, Lebensrückblick, 1900, S. 19.<br />

“Die Schwester”, Die Romanwelt, Berlin, 1900, 7(2).<br />

“Wiedersehen”, Vom Fels zum Meer, Berlin, 1900-1901, Jg. 20, Bd. 2, S. 952.<br />

1901 Ma, Stuttgart, Cotta, 1901 (Frankfurt/M., Ullstein, 1996).<br />

Der heimliche Weg: Drei Scenen aus einem Ehedrama, In: Über Land <strong>und</strong> Meer. Deutsche<br />

Illustrierte Zeitung, Band 85, Nr. 1-26, Stuttgart <strong>und</strong> Leipzig, 1901, S. 146-9, S.<br />

160-3, S. 176-9, S. 196-8, S. 208-11, S. 225-3.<br />

“Vaters Kind”, Vom Fels zum Meer, Berlin, 1901, 40, S. 770-6, 807-12, 842-7, 878-84,<br />

914-9.<br />

“Ein Dank an einem Dichter”, Die Lotse, Hamburg, 20. April 1901, S. 71-9.<br />

“Abschied”, Vom Fels zum Meer, Berlin, 1901, Jg. 20, Bd. 2, S. 862.<br />

“Wolga”, Vom Fels zum Meer, Berlin, 1901, Jg. 20, Bd. 2, S. 954.<br />

“An den Kaiser”, Die Gesellschaft, 1901, Heft 5, S. 261-70.<br />

3


4<br />

“Alter <strong>und</strong> Ewigkeit”, Die Zukunft, Berlin, 26. Oktober 1901, S. 146-50.<br />

“Ma”, Velhagen & Klasings Monatshefte, Jg. 15, 1900-1901, Bd. 1, S. 64-84, S. 198-<br />

217, S. 322-47.<br />

“Wolga”, Deutsche Roman-Bibliothek, 1901, S. 657-88.<br />

1902 Im Zwischenland, Stuttgart, Cotta, 1902.<br />

“Im Zwischenland”, Velhagen & Klasings Monatshefte, JG. 16, 1901-1902, Bd. 1, S.<br />

365-400.<br />

1905 “Der Graf von Charolais”, Die Zukunft, Berlin, 18. Februar 1905, S. 286-93.<br />

1906 “Das Glashüttenmärchen”, Die Zukunft, Berlin, 17. März 1906, S. 399-404.<br />

1907 “Frühlings Erwachen”, Die Zukunft, Berlin, 19. Januar 1907, S. 97-100.<br />

1908 “Lebende Dichtung”, Die Zukunft, Berlin, 22. Februar 1908, S. 262-7.<br />

“Vier Kammerspiele”, Die Schaubühne, Berlin, 20. <strong>und</strong> 27. Februar, 5. März 1908, S.<br />

199-203, S. 225-7, S. 250-4.<br />

1909 “Die Russen”, Die Schaubühne, Berlin, 23. September 1909, S. 305-308.<br />

“Die Nacht”, Novellenbuch, Hamburg, 1909.<br />

1910 “Der Lebensb<strong>und</strong>”, Die Neue Generation, Berlin, 6, 1910, S. 120-6, S. 152-60.<br />

Die Erotik, Frankfurt, Rütten & Loening, 1910 (München, Matthes & Seitz, 1979).<br />

1911 “Im Spiegel”, Das <strong>Literarische</strong> Echo, Berlin, 15. Oktober 1911, S. 86-8.<br />

“Das Kindlein, von Erika Rheinsch”, Das <strong>Literarische</strong> Echo, Berlin, 15. Oktober<br />

1911, S. 143-5.<br />

1912 “Realität <strong>und</strong> Gesetzlichkeit, von Marie Luise Enkendorff”, Das <strong>Literarische</strong> Echo,<br />

Berlin, 1. September 1912, S. 1672-6<br />

“Elisabeth Siewert”, Das <strong>Literarische</strong> Echo, Berlin, 15. September 1912, S. 1690-5.<br />

“Von Paul zu Pedro”, Die Neue Generation, Berlin, 14. Oktober 1912, S. 529-33.<br />

“Eine Nacht”, Geistiges Leben, Berlin, 1912, S. 120-6, S. 152-60.<br />

1913 “Von frühem Gottesdienst”, Imago, Leipzig, 1913, 2, S. 457-67.<br />

“Aus dem Briefwechsel Leo Tolstois”, Das <strong>Literarische</strong> Echo, Berlin, 1. Oktober 1913,<br />

S. 1-8.<br />

“Vom frühen Gottesdienst”, Imago, Leipzig-Wien, IPV, 1913, Bd. II/5, S. 457-67.<br />

“Das Bündnis zwischen Ur <strong>und</strong> Tor”, Velhagen <strong>und</strong> Klasings Monatshefte, Berlin, Jg.<br />

28, S. 529-40.<br />

1914 “Seelchen”, Velhagen <strong>und</strong> Klasings Monatshefte, Berlin, Jg. 28, 1914, S. 529-36.<br />

“Zum Typus Weib”, Imago, Leipzig, Jg. 3, 1914, S. 123-37.<br />

1915 “Zum Bilde Strindbergs”, Das <strong>Literarische</strong> Echo, Berlin, 1. März 1915, S. 645-53.<br />

“Kind <strong>und</strong> Kunst”, Das <strong>Literarische</strong> Echo, Berlin, 1. Oktober 1915, S. 1-4.<br />

“Bericht über einen Weihnachtsmann”, Velhagen <strong>und</strong> Klasings Monatshefte, Berlin,<br />

1915, Jg. 30, S. 509.<br />

1916 “,Anal’ <strong>und</strong> ‚Sexual’”, Imago, Leipzig, Jg. 4, 1916, S. 249-73.<br />

“Angela Langer. Zur Erinnerung”, Das <strong>Literarische</strong> Echo, Berlin, 15. Dezember 1916,<br />

S. 329-33.<br />

1917 Drei Briefe an einen Knaben, Leipzig, Kurt Wolff, 1917.<br />

“Expression”, Das <strong>Literarische</strong> Echo, Berlin, 1. April 1917, S. 783-90.


“Psychosexualität”, Zeitschrift für Sexualwissenschaft, 1-12, 1917, S. 49-57.<br />

“Luzifer. Eine Phantasie über Ricarda Huchs Buch „Luthers Glaube“”, Die Neue Generation,<br />

Berlin, Jg. 13, Mai 1917, S. 210-5.<br />

“Nadja Strasser, Die Russin”, Die Neue Generation, Berlin, Jg. 28, August 1917, S.<br />

314-8.<br />

“Insekt <strong>und</strong> Krieg”, Die Tat, Jg. 10, 1917, S. 48-53.<br />

1918 “Karl Nötzels Tolstoi”, Das <strong>Literarische</strong> Echo, Berlin, 1. August 1918, S. 1269-76.<br />

“Dichterischer Ausdruck”, Das <strong>Literarische</strong> Echo, Berlin, 15. Dezember 1918, S. 325-<br />

31.<br />

1919 Das Haus, Berlin, Ullstein, 1919 (Ullstein 1921, 1987).<br />

“Hymnus an das Leben”, Das Inselschiff, 1919, Nr. 1, Bd. 5, S. 216.<br />

“Der goldene Vogel”, Die Flöte, 1919, Heft 2, S. 10.<br />

“Des Dichters Erleben”, Die Neue R<strong>und</strong>schau, Berlin, März 1919, S. 358-67.<br />

“Strindberg. Ein Beitrag zur Soziologie der Geschlechter, ein Buch von Leopold von<br />

Wiese”, Das <strong>Literarische</strong> Echo, Berlin, 1. März 1919, S. 692-3.<br />

“Tagebuch der Jugend, von Leo N. Tolstoi”, Der Neue Merkur, Mai 1989, S. 137-9.<br />

1920 “Der Ruf des Philosophen”, Der Neue Merkur, München, 1920, Heft 4, S. 185-87.<br />

“Agnes Henningsen”, Das <strong>Literarische</strong> Echo, Berlin, 15. Januar 1920, S. 456-64.<br />

“Der russische Intelligent”, Die Neue R<strong>und</strong>schau, Berlin, 1919, Januar, S. 127-8.<br />

“Der geistliche Russe”, Der Neue Merkur, Berlin, 1919-1920, November, S. 380-6.<br />

“Unser Anteil an Dostojewski <strong>und</strong> Tolstoi”, Vossische Zeitung, Berlin, 24. Juli 1920.<br />

“Tendenz <strong>und</strong> Form russischer Dichtung”, Das <strong>Literarische</strong> Echo, Berlin, 1. I.1920, S.<br />

398-401.<br />

“Gott gegen Gott”, Der Neue Merkur, Berlin, Jg. 4, 1920, S. 173-81.<br />

“Die Kleriserei, von Nikolaus Lestow”, Das <strong>Literarische</strong> Echo, Berlin, 15. April<br />

1920, S. 879-80.<br />

“Im Traumland, von Isolde Kurz”, Das <strong>Literarische</strong> Echo, Berlin, 15. Mai 1920, S.<br />

1011-2.<br />

“Spiegelzauber, von Géza Roheim”, Das <strong>Literarische</strong> Echo, Berlin, 15. Mai 1920, S.<br />

1012-3.<br />

“Diekmanns Denkwürdigkeiten <strong>und</strong> Erinnerungen Bücherei, Band 1”, Das <strong>Literarische</strong><br />

Echo, Berlin, 1. August 1920, S. 1332.<br />

“Tagebuch eines halbwüchsigen Mädchens, von Hermine Hug-Hellmuth”, Das <strong>Literarische</strong><br />

Echo, Berlin, 1. September 1920, S. 1463-64.<br />

“Satyren, von M. Saltykow-Stschedrin”, Das <strong>Literarische</strong> Echo, Berlin, 1. November<br />

1920, S. 181.<br />

“Eros <strong>und</strong> die Evangelien, von Waldemar Bonsels”, Das <strong>Literarische</strong> Echo, Berlin, 1.<br />

Oktober 1920, S. 8-17.<br />

1921 “Geschwister”, Deutsche R<strong>und</strong>schau, Berlin, 1921, Oktober, S. 24-63.<br />

“Russische Romantik”, Romantik, 1921, Heft 5-6, S. 67.<br />

“Narzissmus als Doppelrichtung”, Imago, Leipzig, Jg. 4, 1921, S. 361-86.<br />

“Eros <strong>und</strong> die Evangelien”, Das <strong>Literarische</strong> Echo, Berlin, 1. März 1921, S. 684-5.<br />

“Kranke Liebe, von Hans Jäger”, Das <strong>Literarische</strong> Echo, Berlin, 15. Oktober 1921, S.<br />

121.<br />

“Die Diktatur der Liebe, von Theodor Zell”, Das <strong>Literarische</strong> Echo, Berlin, 1. November<br />

1921, S. 178.<br />

“Der werdende Mensch, von Landauer”, Das <strong>Literarische</strong> Echo, Berlin, 1. Dezember<br />

1921, S. 307.<br />

1922 Der Teufel <strong>und</strong> seine Großmutter, Jena, Eugen Diederichs, 1922.<br />

Die St<strong>und</strong>e ohne Gott, Jena, Eugen Diederichs, 1922.<br />

5


6<br />

“Tendenz <strong>und</strong> Form russischer Dichtung”, Das <strong>Literarische</strong> Echo, Berlin, 1. Januar<br />

1922, S. 398-401.<br />

1923 Ródinka. Russische Erinnerung, Jena, Eugen Diederichs, 1923 (Frankfurt/M., Ullstein<br />

1985).<br />

“Eros”, Faust. Eine Monatsschrift für Kunst <strong>und</strong> Musik, Berlin, 1, 1922-1923, S. 1-6.<br />

1927 “Zum 6. Mai 1926”, Almanach der Psychoanalyse, Wien, 1927, S. 9-14.<br />

1928 “Was daraus folgt, daß es nicht die Frau gewesen ist die den Vater totgeschlagen hat”,<br />

Almanach der Psychoanalyse, Wien, 1928, S. 25-30.<br />

“Rilke in Russland”, Russische Blätter, Jg. 1, Oktober 1928, S. 14-7.<br />

Rainer Maria Rilke, Leipzig, Insel, 1928 (1929).<br />

“An Rosa Mayreder”, Der Aufstieg der Frau, Jena, Diederichs, 1928, S. 29.<br />

1931 Mein Dank an Freud, Wien, Internationaler Psychoanalytischer Verlag, 1931.<br />

1933 “Der Kranke hat immer recht”, Almanach der Psychoanalyse, Wien, Internationaler<br />

Psychoanalytischer Verlag 1933, S. 36-45.<br />

1951 Lebensrückblick, Zürich, 1951 (Frankfurt/M., Insel 1974).<br />

1952 “Paris, Wien <strong>und</strong> München”, Insel-Almanach, 1952, S. 26-36.<br />

Briefwechsel, Wiesbaden, Insel, 1952 (Frankfurt/M., Insel 1989).<br />

1958 In der Schule bei Freud, Zürich, Max Niehans, 1958 (Frankfurt/M., Ullstein 1983).<br />

1965 “Zu Besuch bei Freud. November 1921”, Almanach, Frankfurt/M., Fischer Verlag,<br />

1965.<br />

1966 Briefwechsel, Frankfurt/M., Fischer, Sigm<strong>und</strong> Freud <strong>und</strong> Lou Andreas-Salomé, 1966<br />

(1980).<br />

1970 Die Dokumente ihrer Begegnung, Friedrich Nietzsche, Paul Rée, Lou von Salomé,<br />

Frankfurt/M., Insel, 1970.<br />

1972 “Mitleben: Tier <strong>und</strong> Pflanze”, Alles Lebendige meinet dem Menschen. Gedenkbuch für<br />

M. Niehans, Hrsg. v. J. Buck <strong>und</strong> G.K. Schauer, Bern, Francke, 1972, S. 129-35.<br />

1981 Amor, Jutta, Die Tarnkappe, Frankfurt/M., Insel, 1981.<br />

1982 Eintragungen, Frankfurt/M., Insel, 1982.<br />

1990 Das ‚zweideutige’ Lächeln der Erotik. Texte zur Psychoanalyse, Freiburg i. Br., Kore,<br />

1990.<br />

1999 Rußland mit Rainer. Tagebuch der Reise mit Rainer Maria Rilke im Jahre 1900, Marbach,<br />

Deutsche Schillergesellschaft, 1990 (2000).<br />

2001 „... als käm ich heim zu Vater <strong>und</strong> Schwester“. Briefwechsel 1919-1937, Göttingen,<br />

Wallstein Verlag, Lou Andreas-Salome <strong>und</strong> Anna Freud, 2001, (München, DTV, 2004).


2. <strong>Literarische</strong> Schriften<br />

“Todesbitte”, 1881.<br />

“Lebensgebet”, 1882.<br />

Im Kampf um Gott, Leipzig, Friedrich, 1885 (München, DTV, 2007).<br />

“Freiheit”, Sphinx, Leipzig, Oktober, 1886, S. 259.<br />

“Glaubensbekenntnis”, Sphinx, Leipzig, Dezember, 1886, S. 412.<br />

“Gott”, Sphinx, Leipzig, Januar 1887, S. 57.<br />

“Märzglück”, Lebensrückblick, 1890, S. 291.<br />

“Ein Frühlingsdrama”, Freie Bühne, 1893, S. 572-7.<br />

“Durch Dich”, Die Frau, 1895, Februar, S. 297.<br />

“Winterlaub”, Die Frau, 1895, April, S. 401.<br />

“Rote Rosen”, Die Frau, 1895, Juli, S. 590.<br />

Ruth, Stuttgart, Cotta, 1895 (1897).<br />

Aus fremder Seele, Stuttgart, Cotta, 1896 (3. Auflage 1912; Neuauflage: München, DTV, 2007).<br />

“Kampfruf”, Die Frau, 1896, Februar, S. 297.<br />

“Abteilung innere Männer”, Cosmopolis, Berlin, 1897, 5, S. 513-36.<br />

Fenitschka. Eine Ausschweifung, Stuttgart, Cotta, 1898 (Frankfurt/M., Ullstein, 1982).<br />

Menschenkinder, Stuttgart, Cotta, 1898 (1902).<br />

“Ein überlebter Traum”, Westermanns Illustrierte Deutsche Monatshefte, 1897, Bd. 82, S. 644<br />

59, S. 761-78.<br />

“Vor dem Erwachen”. In: E. Brausewetter (Hg.), Meisternovellen deutscher Frauen, Berlin,<br />

1898, Bd. 1.<br />

“Ein Todesfall”, Cosmopolis, Berlin, 1898, Bd. 10, April, S. 197-225.<br />

“Mädchenreigen”, Cosmopolis, Berlin, 1898, Bd. 11, September, S. 803-28.<br />

“Das Paradies”, Deutsche Dichtung, Berlin, 1898, Jg. 25, S. 1-6, 39-44, 63-8.<br />

“Inkognito”, Vom Fels zum Meer, Berlin, 1898, Jg. 18, Bd. 1, S. 545-58.<br />

“Zurück ans All”, Die Romanwelt, Berlin, 1898, 6(1).<br />

“Altrussland”, Lebensrückblick, 1900, Nachtrag zu dem Tagebuch der Russlandreise, S. 73.<br />

“Du heller Himmel über mir”, Lebensrückblick, 1900, S. 19.<br />

“Die Schwester”, Die Romanwelt, Berlin, 1900, 7(2).<br />

“Wiedersehen”, Vom Fels zum Meer, Berlin, 1900-1901, Jg. 20, Bd. 2, S. 952.<br />

“Vaters Kind”, Vom Fels zum Meer, Berlin, 1901, 40, S. 770-6, 807-12, 842-7, 878-84, 914-9.<br />

“Ma”, Velhagen & Klasings Monatshefte, Jg. 15, 1900-1901, Bd. 1, S. 64-84, 198-217, 322-47.<br />

Ma, Stuttgart, Cotta, 1901 (Frankfurt/M., Ullstein 1996).<br />

“Abschied”, Vom Fels zum Meer, Berlin, 1901, Jg. 20, Bd. 2, S. 862.<br />

“Wolga”, Deutsche Roman-Bibliothek, 1901, S. 657-88.<br />

Der heimliche Weg: Drei Scenen aus einem Ehedrama, In: Über Land <strong>und</strong> Meer, Band 85, 1901.<br />

“Im Zwischenland”, Velhagen & Klasings Monatshefte, JG. 16, 1901-1902, Bd. 1, S. 365-400.<br />

Im Zwischenland, Stuttgart, Cotta, 1902.<br />

“Die Nacht”, Novellenbuch, Hamburg, 1909.<br />

“Seelchen”, Velhagen <strong>und</strong> Klasings Monatshefte, Berlin, 1914, S. 529-36.<br />

“Bericht über einen Weihnachtsmann”, Velhagen <strong>und</strong> Klasings Monatshefte, Berlin, 1915, Jg.<br />

30, S. 509.<br />

“Luzifer. Eine Phantasie über Ricarda Huchs Buch „Luthers Glaube“”, Die Neue Generation,<br />

Berlin, Jg. 13, Mai 1917, S. 210-5.<br />

Drei Briefe an einen Knaben, Leipzig, Kurt Wolff, 1917.<br />

Das Haus, Berlin, Ullstein, 1919 (Ullstein, 1921, 1987).<br />

“Hymnus an das Leben”, Das Inselschiff, 1919, Nr. 1, Bd. 5, S. 216.<br />

“Der goldene Vogel”, Die Flöte, 1919, Heft 2, S. 10.<br />

“Geschwister”, Deutsche R<strong>und</strong>schau, Berlin, 1921, Oktober, S. 24-63.<br />

Der Teufel <strong>und</strong> seine Großmutter, Jena, Eugen Diederichs, 1922.<br />

Die St<strong>und</strong>e ohne Gott, Jena, Eugen Diederichs, 1922.<br />

Ródinka. Russische Erinnerung, Jena, Eugen Diederichs, 1923 (Frankfurt/M., Ullstein 1985).<br />

Amor, Jutta, Die Tarnkappe, Frankfurt/M., Insel, 1981.<br />

7


3. Autobiographische Schriften<br />

“Gottesschöpfung”, Freie Bühne, Berlin, 1892, Februar, S. 169-79.<br />

“An den Kaiser”, Die Gesellschaft, 1901, Heft 5, S. 261-70.<br />

“Im Spiegel”, Das <strong>Literarische</strong> Echo, Berlin, 15. Oktober 1911, S. 86-8.<br />

Mein Lebensrückblick, Zürich, 1951 (Frankfurt/M., Insel 1974).<br />

Eintragungen, Frankfurt/M., Insel, 1982.<br />

Rußland mit Rainer. Tagebuch der Reise mit Rainer Maria Rilke im Jahre 1900, Marbach, 1999<br />

(2000).<br />

4. Psychologische <strong>und</strong> Psychoanalytische Schriften<br />

““Eros <strong>und</strong> Psyche“, von Kuhlenbeck”, Sphinx, Leipzig, Dezember 1887, S. 438.<br />

“Physische Liebe”, Die Zukunft, Berlin, 29. Oktober 1898, S. 218-22.<br />

“Alter <strong>und</strong> Ewigkeit”, Die Zukunft, Berlin, 26. Oktober 1901, S. 146-50.<br />

Die Erotik, Frankfurt, Rütten & Loening, 1910 (München, Matthes & Seitz 1979).<br />

“Von frühem Gottesdienst”, Imago, Leipzig, 1913, S. 457-467.<br />

“Zum Typus Weib”, Imago, Leipzig, 1914, 3, S. 123-37.<br />

“,Anal’ <strong>und</strong> ,Sexual’”, Imago, Leipzig, Jg. 4, Heft 5, 1916, S. 249-73.<br />

“Psychosexualität”, Zeitschrift für Sexualwissenschaft, 1-12, 1917, S. 49-57.<br />

“Narzissmus als Doppelrichtung”, Imago, Leipzig, Jg. 7, Heft 4, 1921, S. 361-86.<br />

“Zum 6. Mai 1926”, Almanach der Psychoanalyse, Wien, IPV, 1927, S. 9-14.<br />

“Was daraus folgt, daß es nicht die Frau gewesen ist die den Vater totgeschlagen hat”, Almanach<br />

der Psychoanalyse, Wien, 1928, S. 25-30<br />

Mein Dank an Freud, Wien, IPV, 1931.<br />

“Der Kranke hat immer recht”, Almanach der Psychoanalyse, Wien, IPV, 1933, S. 36-45.<br />

In der Schule bei Freud, Zürich, Niehans, 1958 (Frankfurt/M., Ullstein 1983).<br />

Briefwechsel, Frankfurt/M., Fischer, S. Freud <strong>und</strong> L. Andreas-Salomé, 1966 (1980).<br />

Das ‚zweideutige’ Lächeln der Erotik, Freiburg in Breisgau, Kore, 1990.<br />

„... als käm ich heim zu Vater <strong>und</strong> Schwester“. Briefwechsel 1919-1937, München, DTV, Lou<br />

Andreas-Salome <strong>und</strong> Anna Freud, 2004.<br />

5. Literatur- theoretische <strong>und</strong> ästhetische Aufsätze<br />

“Ein holländisches Urteil über moderne deutsche Literatur”, Die Freie Bühne, Berlin, Jg. 2, 27.<br />

Mai <strong>und</strong> 3. Juli 1891, S. 521-4, 541-6, 571-4, 592-5, 670-3, 696-701.<br />

“Gr<strong>und</strong>formen der Kunst”, Pan, Berlin, 1898, S. 177-82.<br />

“Vom Kunstaffekt”, Die Zukunft, Berlin, 27. Mai 1899, S. 366-72.<br />

“Erleben”, Die Zeit, Wien, 19. August 1899, S. 120-121.<br />

“Lebende Dichtung”, Die Zukunft, Berlin, 22. Februar 1908, S. 262-267.<br />

“Kind <strong>und</strong> Kunst”, Das <strong>Literarische</strong> Echo, Berlin, 1. Oktober 1915, S. 1-4.<br />

“Expression”, Das <strong>Literarische</strong> Echo, Berlin, 1. April 1917, S. 783-90.<br />

“Insekt <strong>und</strong> Krieg”, Die Tat, Jg. 10, 1917, S. 48-53.<br />

“Dichterischer Ausdruck”, Das <strong>Literarische</strong> Echo, Berlin, 15. Dezember 1918, S. 325-31.<br />

“Des Dichters Erleben”, Die Neue R<strong>und</strong>schau, Berlin, März 1919, S. 358-67.<br />

“Der Ruf des Philosophen”, Der Neue Merkur, München, 1920, Heft 4, S. 185-7.<br />

“Eros”, Faust. Eine Monatsschrift für Kunst <strong>und</strong> Musik, Berlin, 1923, S. 1-6.<br />

8


6. Zu Rainer Maria Rilke<br />

“Rilke in Russland”, Russische Blätter, Jg. 1, Oktober 1928, S. 14-17.<br />

Rainer Maria Rilke, Leipzig, Insel, 1928.<br />

Briefwechsel, Wiesbaden, Insel, 1952 (Frankfurt/M., Insel 1989).<br />

Rußland mit Rainer. Tagebuch der Reise mit Rainer Maria Rilke im Jahre 1900, Marbach, 1999<br />

(2000).<br />

7. Zu Friedrich Nietzsche<br />

“Zum Bilde Friedrich Nietzsches”, Die Freie Bühne, Berlin, 1891, Jg. 2, S. 64-8, 81-1, 109-12.<br />

“Friedrich Nietzsche”, Vossische Zeitung, Berlin, Sonntagsbeilagen vom 11., 18. <strong>und</strong> 25. Januar<br />

1891.<br />

“Zum Bilde Friedrich Nietzsches”, Die Freie Bühne, Berlin, 1892, Jg. 3, S. 249-51, 285-96.<br />

“Ein Apokalyptiker”, Das Magazin für Literatur, Berlin, 19. November 1892, S. 753-5, <strong>und</strong> 26.<br />

November 1982, S. 777-9.<br />

“Ideal <strong>und</strong> Askese. Ein Beitrag zur Philosophie Fr. Nietzsches”, Berliner Tageblatt, Berlin,15.<br />

Mai 1893.<br />

Friedrich Nietzsche in seinen Werken, Wien, Konegen, 1894 (Frankfurt/M., Insel 1983).<br />

Die Dokumente ihrer Begegnung, Friedrich Nietzsche, Paul Rée, Lou von Salomé, Frankfurt/M.,<br />

Insel, 1971.<br />

8. Deutsche Literatur <strong>und</strong> Theaterkritik<br />

“Ossip Schubin”, Vossische Zeitung, Berlin, Sonntagsbeilagen vom 10. Januar <strong>und</strong> 17. Januar<br />

1892.<br />

“Emil Marriot”, Vossische Zeitung, Berlin, Sonntagsbeilagen vom 7., 14. <strong>und</strong> 21. August 1892.<br />

“Die Duse”, Die Freie Bühne, Berlin, Jg. 4, 1893, S. 76-81.<br />

“Der Talisman”, Die Freie Bühne, Berlin, Jg. 4, März 1893, S. 323-5.<br />

“Hanna Jagert”, Die Freie Bühne, Berlin, Jg. 4, April 1893, S. 467-71.<br />

“Ein Frühlingsdrama”, Die Freie Bühne, Berlin, Jg. 4, Mai 1893, S. 572-7.<br />

“Ein Nachwort zu ‚Hanna Jagert’”, Die Freie Bühne, Berlin, Jg. 4, Mai 1893, S. 607-8.<br />

“Hartlebens „Erziehung zur Ehe“”, Die Freie Bühne, Berlin, Jg. 4, November 1893, S. 1165-7.<br />

“Hannele”, Die Freie Bühne, Berlin, Jg. 4, Dezember 1893, S. 1343-9.<br />

“Ein Dank an einen Dichter. Zur Würdigung des „M. Kramer“”, Der Lotse, Hamburg, 20. April<br />

1901, S.71-79.<br />

“Der Graf von Charolais”, Die Zukunft, Berlin, 18. Februar 1905, S. 286-93.<br />

“Das Glashüttenmärchen”, Die Zukunft, Berlin, 17. März 1906, S. 399-404.<br />

“Frühlings Erwachen”, Die Zukunft, Berlin, 19. Januar 1907, S. 97-100.<br />

“Vier Kammerspiele”, Die Schaubühne, Berlin, 20. <strong>und</strong> 27. Februar, 5. März 1908, S. 199-203,<br />

S. 225-7, S. 250-4.<br />

“Elisabeth Siewert”, Das <strong>Literarische</strong> Echo, Berlin, 15. September 1912, S. 1690-5.<br />

“Von Paul zu Pedro”, Die Neue Generation, Berlin, 14. Oktober 1912, S. 529-33.<br />

“Angela Langer. Zur Erinnerung”, Das <strong>Literarische</strong> Echo, Berlin, 15. Dezember 1916, S. 329-<br />

33.<br />

“Eros <strong>und</strong> die Evangelien, von Waldemar Bonsels”, Das <strong>Literarische</strong> Echo, Berlin, 1. Oktober<br />

1920, S. 8-17.<br />

9


9. Skandinavische Literatur<br />

“Die Wildente I <strong>und</strong> II”, Die Freie Bühne, 10 <strong>und</strong> 17 September Berlin, S. 849-52, S. 873-5.<br />

H. Ibsen’s Frauen-Gestalten, Berlin, Hugo Bloch 1892 (Jena, Eugen Diederichs 1910).<br />

“Ibsen, Strindberg, Studermann”, Die Freie Bühne, Berlin, Jg. 4, Februar 1893, S. 149-72.<br />

“Scandinavische Dichter”, Cosmopolis, Berlin, November 1896, S. 552-69.<br />

“Zum Bilde Strindbergs”, Das <strong>Literarische</strong> Echo, Berlin, 1. März 1915, S. 645-53.<br />

“Strindberg. Ein Beitrag zur Soziologie der Geschlechter. Ein Buch von L. von Wiese”, Das<br />

<strong>Literarische</strong> Echo, Berlin, 1. März 1919, S. 692-3.<br />

“Agnes Henningsen”, Das <strong>Literarische</strong> Echo, Berlin, 15. April 1920, S. 456-64.<br />

10. Russland, russische Dichtung <strong>und</strong> Kultur<br />

“Russische Dichtung <strong>und</strong> Kultur”, Cosmopolis, Berlin, August <strong>und</strong> September 1897, S. 571-80<br />

<strong>und</strong> 872-85.<br />

“Das russische Heiligenbild <strong>und</strong> sein Dichter”, Vossische Zeitung, Berlin, Sonntagsbeilage vom<br />

1. Januar 1898<br />

“Russische Philosophie <strong>und</strong> semitischer Geist”, Die Zeit, Wien, 15. Januar 1898, Nr. 172, S. 40.<br />

“Leo Tolstoi, unser Zeitgenosse”, Neue Deutsche R<strong>und</strong>schau, Berlin, 1898, November, S. 1145-<br />

55.<br />

“Russische Geschichten”, Die Zeit, Wien, 9. Dezember 1899, Nr. 271, S. 153.<br />

“Die Russen”, Die Schaubühne, Berlin, 1909, Nr. 39, 23. September, S. 305-308.<br />

“Aus dem Briefwechsel Leo Tolstois”, Das <strong>Literarische</strong> Echo, Berlin, 1. Oktober 1913, S. 1-8.<br />

“Karl Nötzels Tolstoi”, Das <strong>Literarische</strong> Echo, Berlin, 1. August 1918, S. 1269-76.<br />

“Der russische Intelligent”, Die Neue R<strong>und</strong>schau, Berlin, 1919, Januar, S. 127-8.<br />

“Der geistliche Russe”, Der Neue Merkur, Berlin, 1919, November, S. 380-6.<br />

“Tagebuch der Jugend, von Leo N. Tolstoi”, Der Neue Merkur, Mai 1989, S. 137-9.<br />

“Unser Anteil an Dostojewski <strong>und</strong> Tolstoi”, Vossische Zeitung, Berlin, Sonntagsbeilage vom 24.<br />

Juli 1920.<br />

“Russische Romantik”, Romantik, 1921, Heft 5-6, S. 67.<br />

“Tendenz <strong>und</strong> Form russischer Dichtung”, Das <strong>Literarische</strong> Echo, Berlin, 1. Januar 1922, S.<br />

398-401.<br />

11. Religion<br />

“Der Realismus in der Religion”, Die Freie Bühne, Berlin, 1891, Oktober-November, S. 994-<br />

1009, 1025-30, 1057-9, 1079-83.<br />

“Harnack <strong>und</strong> das Apostolikum”, Die Freie Bühne, Berlin, 1892, November, S. 1214-22.<br />

“Von der Bestie bis zum Gott. Über Totemismus bei den Ursemiten”, Neue Deutsche R<strong>und</strong>-<br />

schau, Berlin, 1894, Jg. 5, S. 398-402.<br />

“Das Problem des Islams”, Vossische Zeitung, Berlin, Sonntagsbeilagen vom 22. <strong>und</strong> 29. Juli<br />

1894.<br />

“Vom Ursprung des Christentums”, Vossische Zeitung, Berlin, Sonntagsbeilage vom 22. Dezem-<br />

ber 1895.<br />

“Jesus der Jude”, Neue Deutsche R<strong>und</strong>schau, Berlin, Jg. 7, April 1896, S. 342-51.<br />

“Aus der Geschichte Gottes”, Neue Deutsche R<strong>und</strong>schau, Berlin, Dezember 1897, S. 1211-20.<br />

“Religion <strong>und</strong> Cultur”, Die Zeit, Wien, 2. April 1898, S. 5-7.<br />

“Vom religiösen Affekt”, Die Zukunft, Berlin, 23. April 1898, S. 149-54.<br />

“Der Egoismus in der Religion”, in Arthur Dix (Hg.), Der Egoismus, Leipzig, Verlag Fre<strong>und</strong> &<br />

Wittig, S. 383-402.<br />

“Vom frühen Gottesdienst”, Imago, Leipzig-Wien, IPV, 1913, Bd. II/5, S. 457-67<br />

10


“Luzifer. Eine Phantasie über Ricarda Huchs Buch „Luthers Glaube“”, Die Neue Generation,<br />

Berlin, 1917, Mai, S. 210-5.<br />

“Gott gegen Gott”, Der Neue Merkur, Berlin, 1920, Bd. 4, S. 173-81.<br />

“Mitleben: Tier <strong>und</strong> Pflanze”, Alles Lebendige meinet dem Menschen. Gedenkbuch für M. Nie-<br />

hans, Hrsg. v. J. Buck <strong>und</strong> G.K. Schauer, Bern, Francke, 1972, S. 129-35.<br />

12. Frauenfragen<br />

“Missbrauchte Frauenkraft”, Die Frau, Berlin, 1898, Juni, S. 513-6.<br />

“Ketzereien gegen die moderne Frau”, Die Zukunft, Berlin, 11. Februar 1899, S. 237-40.<br />

“Der Mensch als Weib”, Neue R<strong>und</strong>schau, Berlin, Jg. 10, März1899, S. 225-43<br />

“An Rosa Mayreder”, Der Aufstieg der Frau, Jena, Diederichs, 1928, S. 29.<br />

13. Kurze Buchbesprechungen<br />

“Ricarda Huch: Erinnerungen, von Ludolf Ursleu den Jüngeren”, Die Frau, Berlin, 1. Oktober<br />

1895 , S. 32-6.<br />

“Der dritter Bruder, Novelle, von Adine Gemberg”, Das <strong>Literarische</strong> Echo, Berlin, 1. November<br />

1898, S. 189.<br />

“Sant’ Illario, von Paul Mongré”, Die Zeit, Wien, 3. September 1989, S. 157.<br />

“Aphorismen, von Paul Nikolaus N. Cossmann”, Das <strong>Literarische</strong> Echo, Berlin, 1. November<br />

1898, S. 194-5.<br />

“Sehnsucht, Schönheit, Dämmerung. Roman, von Sophie Hoechstetter”, Das <strong>Literarische</strong><br />

Echo, Berlin, 15. November 1898, S. 248.<br />

“Stillleben“, von Adalbert Meinhardt, Das <strong>Literarische</strong> Echo, Berlin, 15. November 1898, S.<br />

248.<br />

“Bilder aus der Geschichte <strong>und</strong> Literatur Russlands”, Das <strong>Literarische</strong> Echo, Berlin, 15. Novem-<br />

ber 1898, S. 255.<br />

“Die eherne Schlange. Roman in drei Büchern, von Thomas P. Krag”, Das <strong>Literarische</strong> Echo,<br />

Berlin, 1. Januar 1899, S. 461.<br />

“Essais“, von Ellen Key, Das <strong>Literarische</strong> Echo, Berlin, 1. Oktober 1899, S. 66-7.<br />

“Vom Bazillus zum Affenmenschen. Naturwissenschaftliche Plaudereien, von Wilhelm Bölsche”,<br />

Das <strong>Literarische</strong> Echo, Berlin, 15. Januar 1900, S. 584.<br />

“Das Kindlein“, von Erika Rheinsch, Das literarische Echo, Berlin, 15. Oktober 1911, S. 143-<br />

5.<br />

“Realität <strong>und</strong> Gesetzlichkeit”, Das literarische Echo, Berlin, 1. September 1912, S. 1672-6.<br />

“Nadja Strasser „Die Russin”, Die Neue Generation, Berlin, 13, 1917, S. 314-8.<br />

“Insekt <strong>und</strong> Krieg”, Die Tat, 1917, Nr. 9, S. 48-53.<br />

“Die Kleriserei, von Nikolaus Lestow”, Das <strong>Literarische</strong> Echo, Berlin, 15. April 1920, S. 879-<br />

80.<br />

“Im Traumland, von Isolde Kurz”, Das <strong>Literarische</strong> Echo, Berlin, 15. Mai 1920, S. 1011-2.<br />

“Spiegelzauber, von Géza Roheim”, Das <strong>Literarische</strong> Echo, Berlin, 15. Mai 1920, S. 1012-3.<br />

“Diekmanns Denkwürdigkeiten <strong>und</strong> Erinnerungen Bücherei, Bd.1”, Das <strong>Literarische</strong> Echo,<br />

Berlin, 1. August 1920, S. 1332.<br />

“Tagebuch eines halbwüchsigen Mädchens, von Hermine Hug-Hellmuth”, Das <strong>Literarische</strong><br />

Echo, Berlin, 1.September 1920, S. 1463-64.<br />

“Satyren, von M. Saltykow-Stschedrin”, Das <strong>Literarische</strong> Echo, Berlin, 1. November 1920, S.<br />

181.<br />

“Eros <strong>und</strong> die Evangelien”, Das <strong>Literarische</strong> Echo, Berlin, 1. März 1921, S. 684-5.<br />

“Kranke Liebe, von Hans Jäger”, Das <strong>Literarische</strong> Echo, Berlin, 15. Oktober 1921, S. 121.<br />

11


“Die Diktatur der Liebe, von Theodor Zell”, Das <strong>Literarische</strong> Echo, Berlin, 1. November<br />

1921, S. 178.<br />

“Der werdende Mensch, von Landauer ”, Das <strong>Literarische</strong> Echo, 1. Dezember 1921, S. 307<br />

14. Briefe<br />

Rilke, Rainer Maria <strong>und</strong> Lou Andreas Salomé,<br />

Briefwechsel, Wiesbaden, Insel, 1952 (Frankfurt/M., Insel 1989).<br />

Freud, Sigm<strong>und</strong> <strong>und</strong> Lou Andreas-Salomé,<br />

Briefwechsel, Frankfurt/M., Fischer, 1966 (1980).<br />

Friedrich Nietzsche, Paul Rée <strong>und</strong> Lou von Salomé,<br />

Die Dokumente ihrer Begegnung, Frankfurt/M., Insel, 1970.<br />

Lou Andreas-Salome <strong>und</strong> Anna Freud,<br />

„... als käm ich heim zu Vater <strong>und</strong> Schwester“. Briefwechsel 1919-1937, Göttingen, Wallstein<br />

Verlag, 2001, (München, DTV, 2004).<br />

15. Übersetzungen ins Französische<br />

Ma vie, Paris, Puf, 1977, (Quadrige 1986).<br />

L’amour du narcissisme. Textes psychanalytiques, Paris, Gallimard, 1980.<br />

Carnets intimes des dernières années, Paris, Hachette, 1983.<br />

Lettre ouverte à Freud, Paris, Lieu commun, 1983 (Seuil, points essais, 1987).<br />

Eros, Paris, Minuit, 1984.<br />

Mon expérience de l’amitié avec Nietzsche et Rée, Paris, Société française d’études nietzschéennes,<br />

1984.<br />

Fénitchka. Une longue dissipation, Paris, Des Femmes, 1985.<br />

Rodinka. Souvenirs russes, Paris, Des Femmes, 1987.<br />

Création de Dieu. Essais sur la religion, Paris, Maren Sell, 1991.<br />

Friedrich Nietzsche à travers ses œuvres, Paris, Grasset & Fasquelle, 1992 (Cahiers rouges,<br />

2004).<br />

La maison, Paris, Des Femmes, 1997.<br />

Rainer Maria Rilke, Paris, Maren Sell, 1989.<br />

En Russie avec Rilke, 1900, Paris, Seuil, 1999.<br />

Jutta, Paris, Seuil, 2000.<br />

L’heure sans Dieu et autres histoires pour enfants, Paris, Rue d’Ulm, 2005.<br />

La cape magique, Paris, Des Femmes – Antoinette Fouque, 2007.<br />

Figures de femmes dans Ibsen, Paris, Michel de Maule, 2007.<br />

Lou Andreas-Salomé, Sigm<strong>und</strong> Freud, Correspondance avec Sigm<strong>und</strong> Freud (suivi du Journal<br />

d’une année 1912-1913), Paris, Gallimard, 1970.<br />

Friedrich Nietzsche, Paul Rée, Lou von Salomé, Correspondance, Paris, PUF, 1979 (Quadrige,<br />

2001).<br />

Lou Andreas-Salomé, Rainer Maria Rilke, Correspondance, Paris, Gallimard, 1985.<br />

Lou Andreas-Salomé, Anna Freud, A l’ombre du père: Correspondance 1919-1937, Paris,<br />

Hachette, 2006.<br />

B. Sek<strong>und</strong>ärliteratur zur Person <strong>und</strong> zum Werk<br />

12


1. Biographien <strong>und</strong> wissenschaftliche Veröffentlichungen<br />

Astor, Dorian, Lou Andreas-Salomé, Paris, Gallimard (folio biographies), 2008.<br />

Bab, Hans Jürgen, Lou Andreas-Salomé. Dichtung <strong>und</strong> Persönlichkeit, Berlin, Freie Universität<br />

Berlin, Dissertation, 1955.<br />

Binion, Rudolph, Frau Lou, Nietzsche’s Wayward Disciple, Princeton, Princeton University<br />

Press, 1968.<br />

Faye, Jean-Pierre, Nietzsche et Salomé. La philosophie dangereuse, Paris, Grasset, 2000.<br />

Frowen, Iréna, Betrachtungen zur Deutung des Narziß-Mythos bei Freud, Lou Andreas-Salomé<br />

<strong>und</strong> Rilke, Linz, 1983.<br />

Gahlinger, Chantal, Der Weg zur weiblichen Autonomie: Zur Psychologie der Selbstwerdung im<br />

literarischen Werk von Lou Andreas-Salomé, Bern, Lang, 2001.<br />

Giroud, Françoise, Lou. Histoire d’une femme libre, Paris, Fayard, 2002.<br />

Guéry, François, Lou Andreas-Salomé: génie de la vie, Paris, Calman-Lévy, 1978.<br />

Hülsemann, Irmgard, ‘Mit dem Mut der Löwin’. Lou Andreas-Salomé, München, Claassen<br />

Verlag (List Ullstein 2000).<br />

Jaccard, Roland, Lou, Paris, Grasset, 1982.<br />

Koepcke, Cordula, Lou Andreas-Salomé. Ein eigenwilliger Lebensweg, Freiburg in Breisgau,<br />

Herder, 1982.<br />

—, Lou Andreas-Salomé, Frankfurt/M., Insel, 1986.<br />

Le Rider, Jacques <strong>und</strong> Michaud, Stéphane, Rilke et son amie Lou Andreas-Salomé, Paris, BNF /<br />

Presses de la Sorbonne nouvelle 2001.<br />

Livingston, Angela, Lou Andreas-Salomé, London, Gordon Fraser, 1984.<br />

Michaud, Stéphane, Lou Andreas-Salomé. L’alliée de la vie, Paris, Seuil, 2000.<br />

—, Dichtung <strong>und</strong> Authentizität. Ansätze zu einer heutigen Komparatistik, Jena / Weimar, Colle<br />

gium Europaeum Jenense, 2000.<br />

Mons, Isabelle, Lou Andreas-Salomé et l’anthropologie de son temps, Paris, Université Paris III,<br />

2003.<br />

Müller-Loreck, Leonie, Die erzählende Dichtung Lou Andreas-Salomés. Ihr Zusammenhang mit<br />

der Literatur um 1900, Stuttgart, Akademischer Verlag Hans-Dieterwe, 1976.<br />

Peters, Heinz Frederick, Das Leben der Lou Andreas-Salomé, München, Kindler,1964 (Heyne,<br />

1983).<br />

Rilke Gesellschaft (Hrsg.), Lou Andreas-Salomé, Karlsruhe, Von Loeper Verlag, 1986.<br />

Ross, Werner, Lou Andreas-Salomé. Weggefährtin von Nietzsche, Rilke, Freud, Berlin, Corso bei<br />

Siedler, 1992.<br />

Salber, Linde, Lou Andreas-Salomé, Reinbeck bei Hamburg, Rowohlt, 1990.<br />

Schmidt-Macrey, Ilona, Lou Salomé. Inspiratrice et interprète de Nietzsche, Rilke et Freud,<br />

Paris, 1956.<br />

Schütz, Katrin, Geschlechterentwürfe: im literarischen Werk von Lou Andreas-Salomé unter<br />

Berücksichtigung ihrer Geschlechtertheorie, Würzburg, Königshausen & Neumann, 2008.<br />

Simon, Yves, Portrait de femme, Lou Andreas-Salomé, Paris, Livre de poche, 1995.<br />

—, Lou Andreas-Salomé, Paris, Société des Editions Mengès, 2004.<br />

Verougstraete, Anne, Lou Andreas-Salomé et Sigm<strong>und</strong> Freud: Une histoire d’amour, Paris,<br />

L’Harmattan, 2005.<br />

Welsch, Ursula <strong>und</strong> Dorothee Pfeifer, Lou Andreas-Salomé: eine Bildbiographie, Leipzig,<br />

Reclam, 2006.<br />

Welsch, Ursula <strong>und</strong> Michaela Wiesner, Lou Andreas-Salomé. Vom ‚Lebensgr<strong>und</strong>’ zur Psychoanalyse,<br />

München, Verlag internationale Psychoanalyse, 1988.<br />

Wiesner-Bangard, Michaela <strong>und</strong> Ursula Welsch, Lou Andreas-Salomé. „…Wie ich Dich liebe,<br />

Rätselleben“, Leipzig, Reclam, 2002.<br />

2. Aufzeichnungen <strong>und</strong> Aufsätze zur Rezeption bis 1939<br />

Anonym, “Tod in der Stille”, Deutsche R<strong>und</strong>schau, Berlin, 1937, Januar, S. 27-8.<br />

Bäumer, Gertrud, “Lou Andreas-Salomé”, Die Frau, 1937, Heft 6, März, S. 305-11.<br />

13


Bernouilli, C. A., “Nietzsches Lou-Erlebnis”, Raschers Jahrbuch für Schweizer Art <strong>und</strong> Kunst,<br />

Zürich <strong>und</strong> Leipzig, 1915, Heft 1, S. 225-60.<br />

Bölsche, Wilhelm, “Sechs Kapitel Psychologie nach Ibsen”, Die Freie Bühne, Berlin, 1891, S.<br />

1272-4.<br />

—, “Das Geheimnis Friedrich Nietzsches”, Neue Deutsche R<strong>und</strong>schau, Berlin, 1894, S. 1026-33.<br />

Brausewetter, Ernst, “Lou Andreas-Salomé”, Meisternovellen deutscher Frauen, Berlin <strong>und</strong><br />

Leipzig, Schuster <strong>und</strong> Loessler, 1898, S. 3-14.<br />

Dohm, Hedwig, “Reaktion in der Frauenbewegung”, Die Zukunft, Berlin, 18. November 1899,<br />

S. 279-91.<br />

Eloesser, Arthur, “Neue Bücher”, Neue Deutsche R<strong>und</strong>schau, Berlin, 1899, Mai, S. 495-6<br />

—, “Neue Bücher”, Neue Deutsche R<strong>und</strong>schau, Berlin, 1899, Oktober, S. 117.<br />

—, “Neue Bücher”, Neue Deutsche R<strong>und</strong>schau, Berlin, 1903, Vol XIV/1, S. 268<br />

Engel, Eduard, “Fenitschka. Eine Ausschweifung”, Das literarische Echo, 15. Dezember 1898,<br />

S. 390-1.<br />

Förster-Nietzsche, Elisabeth, “Der Hymnus an das Leben”, Das Inselschiff, 1920, S. 209-16.<br />

Gallwitz, S. D., “Die Fre<strong>und</strong>in von Nietzsche <strong>und</strong> Rilke”, Die Frau, Berlin, 1928, Oktober, S.<br />

12-6.<br />

Hamann, E. M., “Andreas-Salomé, Lou: Ruth”, Allgemeines Literaturblatt, Wien, 1. Juli 1901,<br />

S. 413.<br />

Heilborn, Ernst, “Frauen in ihrem Schaffen”, Die Frau, Berlin, 1897, April, S. 385-91,<br />

—, “Lou Andreas-Salomé”, Die Frau, Berlin, 1898, Oktober, S. 25-9.<br />

Heine, Anselma, “Menschenkinder”, Die Zeit, Wien, 5. August 1899, S. 90-1.<br />

—, “Lou Andreas-Salomé”, Das <strong>Literarische</strong> Echo, Berlin, 10. Oktober 1911, S. 80-6.<br />

—, “Drei Briefe an einen Knaben”, Das <strong>Literarische</strong> Echo, Berlin, 1. Mai 1918, S. 940-1.<br />

—, “Die St<strong>und</strong>e ohne Gott”, Das <strong>Literarische</strong> Echo, Berlin, 15. Juni 1922, S. 1131.<br />

Hessel, Frantz, “Lou Andreas-Salomé: Rainer Maria Rilke”, Die literarische Welt, Berlin, 3<br />

August 1928, S. 5.<br />

Heuss, Theodor, “Lou Andreas-Salomé”, Der Kunstwart, München, 1908, Januar, H. 7, S. 9-13.<br />

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1914, Bd. III, S. 85-90.<br />

Klinkenberg, Helene, “Lou Andreas-Salomé”, Deutsche Monatschrift für Russen, 1912, Nr. 2, S.<br />

237-52.<br />

Koegel, Fritz, “Friedrich Nietzsche <strong>und</strong> Frau Lou Andreas-Salomé”, Das Magazin für Literatur,<br />

Berlin, 23. Februar 1895, Nr. 8, S. 225-35.<br />

Mauthner, Fritz, “Lou Andreas-Salomé: Henrik Ibsen’s Frauen Gestalten”, Das Magazin für<br />

Literatur, Berlin, 20. Februar 1892, S. 135.<br />

Meyer-Benfey, Heinrich, “L. Andreas-Salomé: Die Erotik”, Die Neue Generation, Berlin, 1910,<br />

Nr. 6, S. 465-6.<br />

—, “Lou Andreas-Salomé”, Die Frau, Berlin, 1931, Februar, S. 304-7.<br />

Pauli, Hans, “Frauen-Literatur”, Neue Deutsche R<strong>und</strong>schau, 1896, Nr. 7, S. 276-81.<br />

Platzhoff-Lejeune, Eduard, “Ma. Ein Portrait, von Lou Andreas-Salomé”, Das <strong>Literarische</strong><br />

Echo, Berlin, 1901, August, S. 1573-4.<br />

—, “Im Zwischenland”, Das <strong>Literarische</strong> Echo, Berlin, 15. August 1903, S. 1583-4.<br />

Rom<strong>und</strong>t, Heinrich, “Noch einmal Friedrich Nietzsche <strong>und</strong> Frau Lou Andreas-Salomé”, Das<br />

Magazin für Literatur, Berlin, 27. April 1895, Nr. 17, S. 523-6.<br />

Rostosky, F., “Andreas-Salomé, Lou: Rainer Maria Rilke”, Die schöne Literatur, 1929, Februar,<br />

Heft 2, S. 62.<br />

Salzer, P. A, “Andreas-Salomé, Lou: Menschenkinde”, Allgemeines Literaturblatt, Wien, 1. Juli<br />

1901, S. 414.<br />

Stöcker, Helene, “Neue Frauentypen”, Das Magazin für Literatur, Berlin, 8. Juli 1899, S. 630-8.<br />

—, “Echo der Zeitschriften”, Das <strong>Literarische</strong> Echo, Heft 14, 1902-1903, S. 983-4.<br />

—, “Lou Andreas-Salomé, der Dichterin <strong>und</strong> Denkerin. Zum 70. Geburtstag”, Die Neue Gene-<br />

ration, Berlin, 1931, Nr. 1-3, S. 50-3.<br />

Weizsäcker, Viktor von, “Mein Dank an Freud ... Von L. Andreas-Salomé”, Der Nervenarzt,<br />

Berlin, Springer, 1933, S. 30-1.<br />

Wurmb, Agnes, “L. Andreas-Salomé: Rodinka”, Die Frau, Berlin, 1925, März, Heft 6, S. 164-6.<br />

14


Zepler, Wally, “Die neue Frau in der neuen Frauendichtung”, Sozialistisches Monatsheft, Berlin,<br />

1914, Bd. 1, S. 53-65.<br />

3. Aufsätze zur Rezeption in deutscher Sprache ab 1940<br />

Appel, Rainer, “Femme fatale wider Willen”, Frankfurter Allgemeine Zeitung, Frankfurt/M., 29.<br />

Februar 1988.<br />

Bäumer, Getrud, “Lou Andreas-Salomé”, Bildnis der Liebenden, Tübingen, W<strong>und</strong>erlich Verlag,<br />

1958, p. 267-308.<br />

Bassermann, Dieter, “Ungedeutetes Geheimnis”, Neue Schweizer R<strong>und</strong>schau, Mai, 1952, Heft<br />

1, S. 50-56.<br />

Bernecker, Senta, “Lou Andreas-Salomé”, Frauen im Hintergr<strong>und</strong>, Berlin, Limpert, 1943.<br />

Brinker-Gabler, G., Zur Psychologie der Frau, Frankfurt/M., Fischer 1978.<br />

—, “Selbstständigkeit oder/<strong>und</strong> Liebe: über die Entwicklung eines Frauenproblems in drei<br />

Romanen aus dem Anfang des 20. Jahrh<strong>und</strong>erts”, Frauen sehen ihre Zeit, Mainz, 1984, S.<br />

41-53.<br />

Gebsattel, Victor Emil Von, “Geleitwort”. In: Paul Bjerre, Psychosynthese, Stuttgart, Hippokratos<br />

Verlag, 1971, S. 7-18.<br />

Gidion, Heidi, “Lou Andreas-Salomé. Eine noch zu entdeckende Schriftstellerin der Psychoana-<br />

lyse”, Psychoanalyse im Widerspruch, Heidelberg <strong>und</strong> Manheim, 1992, 2, S. 25-38.<br />

—, “Nachwort. Die Person hinter den Bildern”. In: Lou Andreas-Salomé, Ma, Frankfurt/M.,<br />

Ullstein 1996, S. 175-92.<br />

Günther, Joachim, “Die Lou Affäre in Dokumenten”, Neue Deutsche Hefte, Berlin, 1971, Heft<br />

2, S. 124-9.<br />

Hamburger, Kate, “Lou Andreas-Salomé”, Frauen. Porträts aus zwei Jahrh<strong>und</strong>erten, Hrsg. v. H.<br />

J. Schultz, Stuttgart, Kreuz, 1981, p. 186-97.<br />

Heimpel, Elisabeth, “Lou Andreas-Salomé”, Neue Deutsche Bibliographie, Berlin, Duncker-<br />

Humbolt,1953, Bd. 1, S. 284-5.<br />

Heissenbüttel, Helmut, “Das Vatergesicht”, Der Monat, Frankfurt/M., 1967, März, S. 67-70.<br />

Leavy, Stanley A., “Lou Andreas-Salomés Freud-Tagebuch”, Psyche, Stuttgart, Klett-Cotta,<br />

1965, Heft 3, S. 119-240.<br />

Mühlleitner, Elke, “Lou Andreas-Salomé”, Biographische Lexikon der Psychoanalyse, Tübingen,<br />

Diskord, 1992, S. 24-6.<br />

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to Ibsen, Reports from the 5.International Ibsen Seminar; München, 1983, S. 99-112.<br />

—, “Die Legende von der femme fatale”, Der nahe Norden, Hrsg. v. Wolfgang Butt <strong>und</strong> Bernhard<br />

Glienke, Frankfurt/M., Lang, 1985, S. 215-34.<br />

Pfeiffer, Ernst, “Die Historie von der Lou”, Neue Deutsche Hefte, Berlin, 1965, Mai, S. 111-9.<br />

—, “Andreas-Salomé, Lou”, Handbuch der deutschen Gegenwartsliteratur, München,<br />

Nymphenburger Verlagshandlung, 1969, Bd. 1, S. 65-7.<br />

Schwab, Hans-Rüdiger, “Nachwort”. In: Lou Andreas-Salomé, Aus fremder Seele, München,<br />

DTV, 2007, S. 131-44.<br />

—, “Die Geburt von Religion aus dem Geiste verlorenen Glaubens”. In: Lou Andreas-Salomé,<br />

Im Kampf um Gott, München, DTV, 2007, S. 267-98.<br />

Weber, Inge, “Narzissmus: Ursprung <strong>und</strong> Ziel des Ichs. Gedankengänge von L. Andreas-<br />

Salomé”, Psyche, Stuttgart, Klett-Cotta, 1989, No 3, S. 256-85.<br />

Weber, Inge <strong>und</strong> Brigitte Rempp, “Zur Einführung”. In: Lou Andreas-Salomé, Das<br />

,zweideutige’ Lächeln der Erotik, Freibug, Kore, 1990, S. 17-35.<br />

Weber, Inge <strong>und</strong> Daria A. Rothe, “Zum Briefwechsel”. In: Lou Andreas-Salomé <strong>und</strong> Anna<br />

Freud, „... als käm ich heim zu Vater <strong>und</strong> Schwester“. Briefwechsel 1919-1937, München,<br />

DTV, 2004, S. 857-86.<br />

15


4. Rezeption im Französisch spracheigen Raum<br />

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Baudart, Anne, “Postface”. In : Lou Andreas-Salomé, Création de Dieu, Paris, Maren Sell, 1991,<br />

p. 143-57.<br />

Beauvoir, Simone de, La vieillesse, Paris, Gallimard, 1970, Vol. 2, S. 361 ff.<br />

Bertin, Célia, “Lou von Salomé”, La femme à Vienne au temps de Freud, Paris, Stock, 1989, p.<br />

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Cifali, Mario, “Lou et Freud”, Ecriture, Lausanne, 1984, Nr. 23, S. 30-8.<br />

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Paris, 1973, 1-2, S. 179-90.<br />

Clément, Catherine, “Lou, la dame de mes pensées”, Magazine littéraire, Paris, avril, S. 50-2.<br />

Cosnier, Jacqueline, “Lou Andreas-Salomé et la sexualité féminine”, Revue française de psychanalyse,<br />

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David, Catherine, “Lou, mets le feu à mon cerveau”, Le Nouvel Observateur, Paris, 29 juin<br />

1989, p. 119-20.<br />

Duvignaud, Jean, “Nietzsche, Freud, Rilke”, La Quinzaine Littéraire, Paris, 1967, Nr. 26.<br />

Fabre-Luce, Anne, “Lou Andreas-Salomé et le refus des impératifs sociaux”, La Quinzaine<br />

Littéraire, Paris, 1977, Nr. 270.<br />

Grappin, Pierre, “Lou Andreas-Salomé et les psychanalystes”, Etudes Germaniques, Paris, 1962,<br />

Vol. 17, S. 54-8.<br />

Gras, Gabrielle, “Psyché et l'amour”, Europe, Paris, 1967, septembre-octobre, S. 280-5.<br />

Hummel, Pascale, “Le sens endormi”. In: Lou Andreas-Salomé, Le Diable et sa grand-mère,<br />

Paris, Editions Rue d’Ulm, 2005.<br />

—, “Le partage du sens”. In: Lou Andreas-Salomé, L’heure sans Dieu et autres histoires pour<br />

enfants, Paris, Editions Rue d’Ulm, 2006, p. 139-82.<br />

—, “(Auto)Portrait(s) en prose”. In: Lou Andreas-Salomé, Figures de femmes dans Ibsen, Paris,<br />

Michel de Maule, 2007, S. 181-211.<br />

Lacoste, Jean, “Lou, Rainer l'ultime dialogue”, La Quinzaine Littéraire, Paris, 16 juin 1989, p.<br />

14-5.<br />

Le Rider, Jacques, “Lou Andreas-Salomé ou la fidélité à soi-même”. In: Lou Andreas-Salomé,<br />

Carnets intimes des dernières années, Paris, Hachette, 1983, S. 7-64.<br />

Major, René, “Lettre ouverte à Freud”, Psychoanalytic Quartely, 1984, 53, S. 609-11.<br />

Martinho, J. “Camera lucida”, Ornicar?, Paris, Navarin, 1985, Nr. 33, avril-juin, p. 83-90.<br />

Martinoir, Francine de, “Lou Andreas-Salomé”, La Quinzaine Littéraire, Paris, 16 janvier 1986.<br />

Matarasso, Michel, “Anthropoanalyse et approche biographique: Lou Andreas-Salomé”, Diogène,<br />

Juli-September 1987, S. 127-60.<br />

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