10.10.2013 Aufrufe

Katholisches Wort in die Zeit 44. Jahr Januar 2013 - Der Fels

Katholisches Wort in die Zeit 44. Jahr Januar 2013 - Der Fels

Katholisches Wort in die Zeit 44. Jahr Januar 2013 - Der Fels

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

Credo<br />

Credo <strong>in</strong> unum De- um, Patrem omni- pot- éntem, factó- rem caeli et terrae, vi- si- bi- li- um<br />

et <strong>in</strong> Jesum Christum, Filium ejus<br />

unicum, Dom<strong>in</strong>um nostrum<br />

zweite Blatt von Bergmüllers Credo-<br />

Das serie zeigt Jesus Christus, und zwar als<br />

Gottes e<strong>in</strong>geborenen Sohn und als unseren Herrn.<br />

Um Christi Haupt liegt, wie schon bei Gottvater<br />

im ersten Blatt, e<strong>in</strong> h<strong>in</strong>terstrahltes Dreieck, Symbol<br />

der Dreie<strong>in</strong>igkeit.<br />

Wie hat nun der Künstler das „Filium ejus unicum“<br />

dargestellt, was verstand er darunter? Wörtlich<br />

übersetzt heißt <strong>die</strong>s: dessen [Gottes] e<strong>in</strong>zigen<br />

Sohn. Die heutige Fassung, welche auf Luthers<br />

Übersetzung zurückgeht, lautet: Gottes e<strong>in</strong>gebornen<br />

Sohn. Um beide Formulierungen zusammen zu<br />

br<strong>in</strong>gen, muss man den Prolog des Johannesevangeliums<br />

bedenken. Dort heißt es: Und das <strong>Wort</strong> ist<br />

Fleisch geworden und hat unter uns gewohnt, und<br />

wir haben se<strong>in</strong>e Herrlichkeit gesehen, <strong>die</strong> Herrlichkeit<br />

des e<strong>in</strong>zigen Sohnes vom Vater. Hier s<strong>in</strong>d <strong>in</strong><br />

e<strong>in</strong>em Satz <strong>die</strong> E<strong>in</strong>zig-Sohnschaft und <strong>die</strong> Menschwerdung<br />

Christi gedacht. Wie glauben und beten<br />

Dich an, den e<strong>in</strong>zigen Sohn des Vaters<br />

von Ewigkeit her. Wir glauben,<br />

dass Du unsere Menschennatur angenommen<br />

hast. Bergmüller deutet<br />

letzteres an, <strong>in</strong>dem er e<strong>in</strong>en Arm<br />

und e<strong>in</strong> Be<strong>in</strong> von Christus – beide<br />

verlaufen übrigens genau parallel –<br />

„fleischlich“ zeigt. Auch <strong>die</strong> Weltkugel<br />

neben Christus führt zu dem<br />

Gedanken, dass Christus <strong>in</strong> <strong>die</strong> Welt<br />

kam.<br />

Um Christus – mit se<strong>in</strong>er Präexistenz<br />

ist bereits <strong>die</strong> Wiederkunft<br />

<strong>in</strong> Herrlichkeit verknüpft – als „unseren<br />

Herrn“ darzustellen lehnt sich<br />

der Maler an den Darstellungstypus<br />

von Christus Pantokrator an. Dies<br />

bedeutet u.a., dass Christus Herrscher<br />

der Welt ist und Segensmacht<br />

hat. Erstes zeigt sich auf dem Bild<br />

<strong>in</strong> der Weltkugel, über welcher das<br />

Kreuz errichtet ist, zweites <strong>in</strong> se<strong>in</strong>er<br />

segnenden Hand. Entsprechend dem<br />

late<strong>in</strong>ischen Ritus s<strong>in</strong>d hier Daumen, Zeige- und<br />

Mittelf<strong>in</strong>ger ausgesteckt und weisen auf <strong>die</strong> Dreifaltigkeit,<br />

<strong>die</strong> beiden anderen F<strong>in</strong>ger s<strong>in</strong>d e<strong>in</strong>gebogen<br />

und weisen auf <strong>die</strong> göttliche und menschliche<br />

Natur Christi h<strong>in</strong>. Warum segnet auf <strong>die</strong>sem Stich<br />

Christus jedoch mit se<strong>in</strong>er l<strong>in</strong>ken Hand? Bei Johann<br />

Georg Bergmüllers Entwurf segnete Christus<br />

mit der rechten Hand. Diese Zeichnung übertrug<br />

der Kupferstecher Johann Michael Probst (1757 –<br />

1809) auf e<strong>in</strong>e Kupferplatte und durch den Druck<br />

wurde das Bild seitenverkehrt!<br />

Neben Christus s<strong>in</strong>d auf dem Bild dreizehn Engel<br />

zu sehen. Ihre Anordnung richtet sich nach ästhetischen<br />

Gesichtspunkten: größere Engel unmittelbar<br />

bei Christus und unten, geflügelte Engelköpfe<br />

oben und im H<strong>in</strong>tergrund. Die Gedanken des Malers<br />

g<strong>in</strong>gen jedoch weiter. So zeigt der Stich zwei<br />

Paare großer Engel. E<strong>in</strong> Paar rechts hat anbetend<br />

<strong>die</strong> Hände gefaltet, das zweite Paar hält <strong>die</strong> Weltkugel.<br />

Weiter gibt es zwei Paare von Putten: E<strong>in</strong><br />

Paar stützt unten Christi Füße, das zweite Paar hält<br />

oben e<strong>in</strong> Schriftband. Schließlich sieht man noch<br />

vier geflügelte Engelköpfe. Es s<strong>in</strong>d also drei Gruppen<br />

von je vier Engeln und dann noch e<strong>in</strong> dreizehnter<br />

Engel, genauer e<strong>in</strong> geflügelter Engelkopf beim<br />

Spruchband. Wollte er mit den drei Engelpaaren<br />

das Göttliche, für welches <strong>die</strong> Zahl drei steht, und<br />

mit den je vier Engeln das Weltliche (<strong>die</strong> Welt hat<br />

vier Himmelsrichtungen) ausdrücken und somit <strong>die</strong><br />

göttliche und menschliche Natur Christi andeuten?<br />

Auf jeden Fall war den damaligen Gebildeten <strong>die</strong><br />

Zahlensprache verständlicher als den heutigen.<br />

Bergmüllers Entwurf für <strong>die</strong>sen Stich <strong>die</strong>nte später<br />

dem Augsburger Freskanten Johann Joseph Huber<br />

(1737 – 1815) auch als Vorlage für e<strong>in</strong> Fresko<br />

<strong>in</strong> der Klosterkirche <strong>in</strong> Ochsenhausen. Er weicht<br />

jedoch von Bergmüllers Entwurf stark ab. Als angehender<br />

Klassizist reduziert er <strong>die</strong> Zahl der Engel<br />

– ansche<strong>in</strong>end erkennt er nicht mehr <strong>die</strong> eben diskutierte<br />

Zahlensymbolik – und hebt <strong>die</strong> Untersicht<br />

weitgehend auf. Alois Epple<br />

12 DER FELS 1/<strong>2013</strong>

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!