Katholisches Wort in die Zeit 43. Jahr November 2012 - Der Fels
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Alois Epple:<br />
Reformer und<br />
Wegbereiter<br />
<strong>in</strong> der<br />
Kirche:<br />
Es waren immer wieder auch Adelige,<br />
welche <strong>die</strong> katholische Religion<br />
gegen Machtansprüche des<br />
Staates verteidigten. E<strong>in</strong> solcher<br />
war Fürst Karl von Löwenste<strong>in</strong>,<br />
der erste Präsident der Vorläuferorganisation<br />
des „Zentralkomitees<br />
deutscher Katholiken“. Er erkannte,<br />
dass Deutschlands Katholizismus<br />
<strong>in</strong> Bismarcks Kulturkampf<br />
nur durch e<strong>in</strong>e enge B<strong>in</strong>dung an<br />
Rom bestehen konnte.<br />
Fürst Karl He<strong>in</strong>rich Ernst Franz<br />
zu Löwenste<strong>in</strong>-Wertheim-Rosenberg<br />
wurde am 21. Mai 1834 <strong>in</strong> Haid (heute:<br />
Bor u Tachova), Böhmen geboren<br />
und starb am 8. <strong>November</strong> 1921 <strong>in</strong><br />
Köln. Er war Reichstagsabgeordneter<br />
und langjähriger Präsident des<br />
„Kommissariats der Deutschen Katholikentage“,<br />
dem Vorläufer des<br />
„Zentralkomitees deutscher Katholiken“.<br />
Aus der ersten Ehe hatte er e<strong>in</strong><br />
K<strong>in</strong>d, aus der zweiten acht K<strong>in</strong>der. Er<br />
starb am 8. <strong>November</strong> 1921 im Dom<strong>in</strong>ikanerkloster<br />
<strong>in</strong> Köln.<br />
Zwei Punkte aus der Biographie<br />
<strong>die</strong>ses Fürsten sollen hier herausgestellt<br />
werden, wenngleich sie dem<br />
heutigen <strong>Zeit</strong>geist widersprechen.<br />
Es geht um das öffentliche Bekenntnis<br />
und <strong>die</strong> persönliche Frömmigkeit<br />
<strong>die</strong>ses aufrechten Katholiken.<br />
Fürst Karl war von 1868 bis 1898<br />
Vorsitzender der Vorläuferorganisation<br />
des heutigen „Zentralkomitees<br />
deutscher Katholiken“. Zu se<strong>in</strong>er<br />
<strong>Zeit</strong> tobte der „Kulturkampf“. <strong>Der</strong><br />
sich aufgeklärt wähnende, <strong>in</strong>tolerante<br />
Machtpolitiker Bismarck verbot<br />
<strong>die</strong> freie Me<strong>in</strong>ungsäußerung von<br />
Priestern (Kanzelparagraph), konfiszierte<br />
kirchliches Eigentum (16 Millionen<br />
Goldmark), Verbot <strong>die</strong> Nieder-<br />
Fürst Karl zu Löwenste<strong>in</strong><br />
lassung der Jesuiten <strong>in</strong> Preußen usw.<br />
Dieser „Kulturkampf“ brachte 1800<br />
katholische Pfarrer <strong>in</strong>s Gefängnis.<br />
Bischof Peter Joseph Blum (1808 –<br />
1884) von Limburg musste während<br />
<strong>die</strong>ser <strong>Zeit</strong> Deutschland verlassen. Er<br />
fand Asyl auf Fürst Karl zu Löwenste<strong>in</strong>s<br />
böhmischem Schloss Haid. In<br />
<strong>die</strong>sem Kulturkampf konnte <strong>die</strong> katholische<br />
Kirche <strong>in</strong> Deutschland nur<br />
bestehen, wenn sie sich eng mit e<strong>in</strong>er<br />
Macht verband, auf welche Bismarck<br />
ke<strong>in</strong>en Zugriff hatte, und das<br />
war Rom. Nur der so oft geschmähte<br />
Ultramontanismus versprach e<strong>in</strong>e gewisse<br />
Behauptung der katholischen<br />
Kirche gegen Bismarcks Willkürherrschaft.<br />
Und so pflegte das „Zentralkomitee<br />
der katholischen Vere<strong>in</strong>e<br />
Deutschlands“ mit se<strong>in</strong>em erste Präsidenten<br />
Fürst Karl zu Löwenste<strong>in</strong><br />
e<strong>in</strong>e enge B<strong>in</strong>dung der katholischen<br />
Kirche Deutschlands an Rom. Wenn<br />
man <strong>die</strong>sen Gedanken weiterführt so<br />
stellt sich <strong>die</strong> Frage, ob nicht auch<br />
heute <strong>in</strong> Deutschland e<strong>in</strong> Kulturkampf<br />
gegen <strong>die</strong> katholische Kirche<br />
stattf<strong>in</strong>det und ob sich das „Zentralkomitee“<br />
nicht auch heute stärker am<br />
Papst orientieren und e<strong>in</strong>e <strong>in</strong>tensive<br />
Beziehung zu Rom pflegen sollte!<br />
Fürst Löwenste<strong>in</strong>s Sorge galt<br />
auch dem benedikt<strong>in</strong>ischem Erbe <strong>in</strong><br />
Deutschland. Er stiftete das Hildegard-Kloster<br />
<strong>in</strong> Eib<strong>in</strong>gen, das von<br />
1900 bis 1904 erbaut wurde und bis<br />
heute mit ora et labora das benedikt<strong>in</strong>ische<br />
Erbe pflegt.<br />
Bedenkenswert s<strong>in</strong>d auch <strong>die</strong> letzten<br />
<strong>Jahr</strong>e des Fürsten. Heute wird<br />
vielfach das Sterben verdrängt und<br />
wenn man durch den Tod e<strong>in</strong>es Angehörigen<br />
an <strong>die</strong>se Tatsache er<strong>in</strong>nert<br />
wird, so gibt man oft zur Antwort,<br />
dass man das Leben bis zum Ende<br />
noch ausgiebig genießen will. Fürst<br />
Karl von Löwenste<strong>in</strong> beantwortete<br />
<strong>die</strong> Frage nach dem Weg auf das<br />
ewige Leben hier mit der ihm eigenen<br />
Radikalität: Zum zweiten Mal<br />
Witwer geworden entschloss er sich<br />
auf e<strong>in</strong>er Wallfahrt nach Lourdes,<br />
Mönch zu werden. 1907 g<strong>in</strong>g er als<br />
Laienbruder <strong>in</strong>s Dom<strong>in</strong>ikanerkloster<br />
<strong>in</strong> Venlo bei Aachen. 1909 ließ er<br />
sich, auf Wunsch des Ordens, zum<br />
Priester weihen. Er nannte sich –<br />
nun titellos, den Fürstentitel übertrug<br />
er se<strong>in</strong>em Sohn Aloys – Pater Raymundus<br />
Maria O.P. Se<strong>in</strong>en letzten<br />
Lebensabschnitt nutzte er also nicht,<br />
um das Leben noch ausgiebig zu genießen,<br />
sondern um se<strong>in</strong> Leben <strong>in</strong> der<br />
entschiedenen Nachfolge Jesu zu beschließen,<br />
Es war se<strong>in</strong>e ars moriendi,<br />
<strong>die</strong> von der Hoffnung auf <strong>die</strong> Auferweckung<br />
beseelt war. 1920 versetzte<br />
man den Dom<strong>in</strong>ikanerpater nach<br />
Köln, wo er am 8. <strong>November</strong> 1921,<br />
„nach e<strong>in</strong>tägiger Krankheit“ im Dom<strong>in</strong>ikanerkloster<br />
Hl. Kreuz verstarb.<br />
Die Beisetzung erfolgte <strong>in</strong> der Familiengrablege,<br />
<strong>die</strong> sich im fränkischen<br />
Kloster Engelberg über dem Ma<strong>in</strong><br />
bef<strong>in</strong>det. q<br />
322 DER FELS 11/<strong>2012</strong>