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Der Jugoslawienkonflikt - Deutsche-Aussenpolitik.de

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gemeinsamen Nenner. Am 5. Juli präsentierte die Kontaktgruppe dann einen<br />

Verhandlungsvorschlag, <strong>de</strong>r eine Aufteilung Bosnien-Herzegowinas im Verhältnis 51:49 (51%<br />

muslimisch-kroatische Gebiete, 49% serbische) sowie einen viermonatigen Waffenstillstand<br />

vorsah. 178 Die USA sahen ihre inhaltliche Aufgabe vor allem darin, eine Führungsrolle bei <strong>de</strong>r<br />

territorialen Aufteilung zu übernehmen: „The United States was very active in generating the<br />

plan, in working on the maps...We probably did more work on what was consi<strong>de</strong>red to be an<br />

equitable division than anybody else because we had more capability to do that. The map<br />

primarily reflects U.S. work.“ 179 Die Kontrahenten billigten <strong>de</strong>n Vorschlag nicht. Vor allem die<br />

Moslems wollten sich nicht auf einen Waffenstillstand festlegen lassen und kritisierten die<br />

Gebietsaufteilung <strong>de</strong>s Entwurfs. Daraufhin verlautete es aus <strong>de</strong>r Kontaktgruppe, man müsse<br />

<strong>de</strong>n Frie<strong>de</strong>nsplan <strong>de</strong>n Kriegsparteien wohl aufzwingen. 180 Die USA blieben in <strong>de</strong>r<br />

Kontaktgruppe weiterhin bei ihrer pro-muslimischen und anti-serbischen Grundhaltung: Im<br />

Oktober stellten die amerikanischen Unterhändler <strong>de</strong>n bosnischen Serben ein Ultimatum, <strong>de</strong>n<br />

Frie<strong>de</strong>nsplan anzunehmen, 181 waren aber nicht in <strong>de</strong>r Lage, ihre For<strong>de</strong>rung gegen <strong>de</strong>n<br />

serbischen Wi<strong>de</strong>rstand zu erzwingen. Als im Februar 1995 insbeson<strong>de</strong>re auf Anregung<br />

Frankreichs eine Teilaufhebung <strong>de</strong>r Sanktionen gegen Serbien diskutiert wur<strong>de</strong>, um die<br />

festgefahrenen Verhandlungen wie<strong>de</strong>r zu beleben, reagierten die USA zurückhaltend. 182 <strong>Der</strong><br />

Carnegie-Balkanexperte James A. Schear bescheinigt <strong>de</strong>n USA daher mangeln<strong>de</strong>s bzw.<br />

glückloses Engagement bezüglich einer Durchsetzung <strong>de</strong>s Frie<strong>de</strong>nsplans <strong>de</strong>r Kontaktgruppe,<br />

weil man we<strong>de</strong>r bereit war, auf die Moslems genügend Druck auszuüben, um sie zur Annahme<br />

einer Frie<strong>de</strong>nsregelung zu drängen, noch in <strong>de</strong>r Lage war, gegen <strong>de</strong>n Wi<strong>de</strong>rstand <strong>de</strong>r<br />

Verbün<strong>de</strong>ten gegen die Serben vorzugehen. „The U.S. has never been ready to bring its<br />

political and diplomatic pressure to bear in support of the Contact Group plan. It has been very<br />

reluctant to push the Contact Group to come up with proposals which really addressed some<br />

of the Serb concerns because it didn’t want to have to be in this position to say ‘well, we’ll<br />

<strong>de</strong>liver the Bosnians’.“ 183<br />

Die Abstimmung innerhalb <strong>de</strong>r Kontaktgruppe sollte sich als schwieriger und bisweilen auch<br />

schmerzhafter Prozeß erweisen. Zwischen <strong>de</strong>n USA und Großbritannien soll angeblich<br />

diplomatische Eiseskälte geherrscht haben. Präsi<strong>de</strong>nt Clinton ignorierte britische Positionen<br />

und zog eine bilaterale Abstimmung mit <strong>de</strong>r Bun<strong>de</strong>srepublik vor. 184 Während <strong>de</strong>r<br />

Verhandlungen bil<strong>de</strong>ten sich drei Lager heraus, wobei eine amerikanisch-<strong>de</strong>utsche Allianz<br />

zunächst einer französisch-britischen Achse und diese bei<strong>de</strong>n gemeinsam <strong>de</strong>r russischen<br />

Delegation gegenüberstan<strong>de</strong>n. Daher war eine <strong>de</strong>r von Karns beobachteten wesentlichen<br />

Voraussetzungen für <strong>de</strong>n Erfolg multilateraler ad-hoc-Diplomatie nicht gegeben.<br />

Unterschiedliche Auffassungen innerhalb <strong>de</strong>r Kontaktgruppe führten zu Blocka<strong>de</strong> und<br />

mangeln<strong>de</strong>r Glaubwürdigkeit gegenüber <strong>de</strong>n Konfliktparteien und machten das Forum daher<br />

relativ handlungsunfähig. Die USA hofften daher, zusammen mit <strong>de</strong>r Bun<strong>de</strong>srepublik die<br />

diplomatische Balance innerhalb <strong>de</strong>r Kontaktgruppe für sich zu entschei<strong>de</strong>n und erwarteten<br />

178 Vgl. Mit ‘Carrot and Stick’ für <strong>de</strong>n ‘Take-it-or-leave-it’-Plan, FAZ, 1.7.1994.<br />

179 Vgl. Interview mit Ambassador Charles Thomas, U.S. Representative to the Contact Group, July 1994-<br />

January 1995, Bethesda, 19. Juli 1996.<br />

180 Vgl. Archiv <strong>de</strong>r Gegenwart vom 19. Juli 1994, S. 39141.<br />

181 Vgl. Ohne Rußland ist auf <strong>de</strong>m Balkan kein dauerhafter Frie<strong>de</strong>n zu erreichen, FAZ, 15.10.1994.<br />

182 Vgl. Contact Group Plan Would Lift More Sanctions on Serbia, IHT, 15.2.1995.<br />

183 Vgl. Interview mit James A. Schear, Resi<strong>de</strong>nt Associate and Abe Fellow, Carnegie Endowment for<br />

International Peace, Washington, 11. Juli 1996.<br />

184 Vgl. Interview mit Misha Glenny, Woodrow Wilson International Center for Scholars, 1989-93 Central and<br />

Eastern Europe Correspon<strong>de</strong>nt, BBC, Washington, 1. Juli 1996.

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