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Die äußeren Aspekte der deutschen Einheit

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Truppenreduzierung, wollte man die <strong>Einheit</strong> zügig erreichen. 227 <strong>Die</strong> SPD for<strong>der</strong>te gar eine<br />

Halbierung <strong>der</strong> neuen Bundeswehr. 228<br />

<strong>Die</strong> Bundesregierung erklärte am 21. Juni, daß im Verlauf <strong>der</strong> Wiener Verhandlungen „auch<br />

über die künftigen Streitkräfte eines geeinten Deutschlands und ebenso <strong>der</strong> an<strong>der</strong>en<br />

Teilnehmerstaaten verhandelt werden“ 229 sollte. Bonn wollte durch die For<strong>der</strong>ung nach einer<br />

gemeinsamen Festlegung <strong>der</strong> Obergrenzen für alle Staaten in einer mitteleuropäischen Zone im<br />

Rahmen <strong>der</strong> KSE eine deutsche Son<strong>der</strong>behandlung vermeiden. 230 In Washington sah man sich<br />

„einem gewissen Druck aus Bonn ausgesetzt,“ 231 auf eine Begrenzung <strong>der</strong> Mannschaftsstärken<br />

auch an<strong>der</strong>er westlicher Teilnehmerstaaten im VKSE-Rahmen hinzuwirken. <strong>Die</strong><br />

Bundesrepublik konnte sich damit jedoch gegen den Wi<strong>der</strong>stand aus London und Paris beim<br />

Partner USA nicht durchsetzen. In <strong>der</strong> Londoner NATO-Gipfelerklärung wurden lediglich<br />

Folgeverhandlungen vorgeschlagen, in denen „zusätzliche Maßnahmen“ aller Teilnehmer zu<br />

treffen seien. Der Personalumfang <strong>der</strong> Streitkräfte eines vereinten Deutschlands sollte bereits<br />

vorher, mit <strong>der</strong> Unterzeichnung des KSE-Vertrages, erfolgen. 232<br />

Der Kaukasus-Gipfel<br />

Mitte Juli flogen Kohl und Genscher dann nach Moskau, um die sicherheitspolitischen<br />

Bedingungen Gorbatschows entgegenzunehmen. Der anschließende Besuch <strong>der</strong> Delegationen<br />

im Kaukasus wurde als Durchbruch für die späteren Verhandlungen zur <strong>deutschen</strong> <strong>Einheit</strong><br />

bezeichnet. Gorbatschow gewährte <strong>der</strong> Bundesregierung sicherheitspolitische Zugeständnisse,<br />

die man in Bonn nicht erwartet hatte: Volle NATO-Mitgliedschaft, einschließlich aller<br />

Schutzgarantien für das Territorium <strong>der</strong> DDR; <strong>der</strong> NATO unterstellte Bundeswehreinheiten<br />

dürften in Ostdeutschland stationiert werden, sobald sich die Rote Armee vollständig<br />

zurückgezogen hätte; schließlich garantierte Gorbatschow den Abzug <strong>der</strong> Sowjetarmee in drei<br />

bis vier Jahren auf vertraglicher Basis. <strong>Die</strong> Bundesrepublik verpflichtete sich ihrerseits, den<br />

Gesamtumfang <strong>der</strong> <strong>deutschen</strong> Streitkräfte auf 370.000 Mann zu begrenzen (Genscher hatte<br />

noch am Tag zuvor eine Reduzierung auf 350.000 Mann angeboten 233 ) sowie auf die<br />

Produktion, Lagerung und den Einsatz von ABC-Waffen zu verzichten. 234 Der Verzicht auf<br />

227 Teltschik, 1991, S. 270f.<br />

228 <strong>Die</strong> SPD strebt eine Halbierung <strong>der</strong> Streitkräfte Gesamtdeutschlands an, FAZ, 21. Juni 1990.<br />

229 Erklärung <strong>der</strong> Bundesregierung zum Vertrag vom 18. Mai 1990..., in: Bulletin, Nr. 79, 22. Juni 1990, S.<br />

677-684, hier S. 683.<br />

230 <strong>Die</strong> Verhandlungen über konventionelle Streitkräfte in Europa (VKSE) begannen am 9.3.1989 und endeten<br />

am 20.11. 1990 mit <strong>der</strong> Unterzeichnung des KSE-Vertrages auf dem Pariser KSZE-Gipfel. Das Mandat für<br />

die VKSE erstreckte sich lediglich auf konventionelle Waffensysteme, nicht jedoch auf Personalstärken.<br />

Erst in den Folgeverhandlungen (VKSE Ia), die am 17.7.1992 auf dem KSZE-Gipfel in Helsinki<br />

abgeschlossen wurden, verpflichteten sich 29 Staaten <strong>der</strong> NATO und des ehemaligen Warschauer Pakts,<br />

ihre nationalen Militärpotentiale auf festgesetzte Höchststärken zu begrenzen, vgl. Wichard Woyke (Hrsg.),<br />

Handwörterbuch Internationale Politik, Bundeszentrale für Politische Bildung, Bonn 1994, S. 81, 234.<br />

231 Bush bringt neue Abrüstungsvorschläge zum Londoner NATO-Treffen, FAZ, 3. Juli 1990.<br />

232 Vgl. Londoner Erklärung <strong>der</strong> Tagung <strong>der</strong> Staats- und Regierungschefs des Nordatlantikrats am 5./6. Juli<br />

1990, in: Bulletin, Nr. 90, 10. Juli 1990, S. 777-779, hier S. 778.<br />

233 Teltschik, 1991, S. 317.<br />

234 Für Hergang und Ergebnisse <strong>der</strong> Gespräche in Moskau vgl. Zelikow/Rice, 1995, S. 335-342.

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