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IV. Leitlinien - DIVI

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<strong>IV</strong>.1 Akutes Lungenversagen (,acute respiratory distress syndrome’,<br />

ARDS, 1997)<br />

Klinisches Syndrom einer schweren akuten pulmonalen Gasaustauschstörung unterschiedlicher<br />

Genese. Oft als Komplikation schwerer systemischer Erkrankungen (z.B. Sepsis); dann Teil eines Multiorganversagens<br />

mit hoher Mortalität (> 50%).<br />

1. Definition nach der Funktionsstörung:<br />

• Mittlerer Schweregrad (,acute lung injury’ ALI):<br />

– Akuter Beginn<br />

– Oxygenierungsstörung: PaO2/FiO2 ≤ 300 mmHg (unabhängig vom PEEP)<br />

– Bilaterale Infiltrate in der Röntgenaufnahme der Lunge (ap)<br />

– Pulmonal-arterieller Verschlußdruck (nicht obligatorisch): PCWP ≤ 18 mmHg<br />

oder: keine klinischen Hinweise einer Hypertension im linken Vorhof<br />

• Hoher Schweregrad (,acute respiratory distress syndrome’. ARDS): wie für ALI, außer:<br />

– Oxygenierungsstörung: PaO2/FiO2 ≤ 200 mmHg (unabhängig vom PEEP)<br />

2. Ursachen und Risikofaktoren:<br />

• Direkte Ursachen:<br />

– Aspriation<br />

– Diffuse pulmonale Infektionen (z.B. bakteriell, viral, Mykose, Pneumocystis carinii etc.)<br />

– Beinahe-Ertrinken<br />

– Lungenkontusion<br />

– Inhalation toxischer Gase<br />

• Indirekte Faktoren:<br />

– Sepsis-Syndrom und SIRS (‘systemic inflammatory response syndrome’),<br />

dann meist als Teil eines Multiorganversagens<br />

– schweres Polytrauma<br />

– schwere Pankreatitis<br />

– selten: Massivtransfusion, kardiopulmonaler Bypass etc.<br />

3. Diagnostik:<br />

Bei entsprechenden Risikofaktoren Diagnose aus der Gasaustauschstörung.<br />

evtl. Messung des PCWP zum Ausschluß bzw. Quantifizierung einer kardialen Komponente<br />

4. Prophylaxe:<br />

• Bei Unfällen rasche und konsequente präklinische Behandlung:<br />

– effiziente Schockbehandlung (z.B. Volumenzufuhr)<br />

– Sicherung und Unterstützung der Atemfunktion;<br />

ggfls. Intubation, O2-Zufuhr, CPAP-Atmung, Beatmung<br />

• Infektionen konsequent behandeln;<br />

– wenn nötig: chirurgische Sanierung (z.B. bei Peritonitis)<br />

– möglichst selektive Antibiotika-Therapie (Antibiogramm), ausreichend hohe Dosierung!<br />

• ,Pneumonie-Prophylaxe’: frühe und konsequente Mobilisation des Patienten, Physiotherapie<br />

5. Therapie:<br />

• Atemfunktion:<br />

– wenn möglich: kosequente Mobilisation des Patienten (,Pneumonie-Prophylaxe’), Physiotherapie<br />

– frühe aktive Unterstützung der Atemfunktion;<br />

O2-Zufuhr, CPAP-Atmung, Intubation, maschinelle Unterstützung der Spontanatmung<br />

(z.B. PSV, BIPAP)<br />

• Flüssigkeitshaushalt:<br />

– jede Flüssigkeitsüberladung vermeiden bzw. zügig behandeln<br />

– Urinausscheidung fördern<br />

– bei Nierenversagen rechtzeitig kontinuierliche Nierenersatzverfahren einsetzen (s. dort)<br />

• Kreislauf stabilisieren, differenziertes Kreislauf-Monitoring (ZVD, PAP): ggfls. Katecholamintherapie<br />

• Infektionsbehandlung: a) wenn möglich: frühzeitige chirurgische Sanierung (z.B. bei Peritonitis),<br />

b) möglichst selektive Antibiotika-Therapie (Antibiogramm), ausreichend hohe Dosierung<br />

• Bei Sepsis und Multiorganversagen (s. dort)<br />

Literatur:<br />

Slutsky A S: Consensus conference on mechanical ventilation. Part I and II. Intensive Care Med 1994; 20:64 u. 150<br />

Bernard G, et al.: The American-European consensus conference on ARDS. Am J Respir Crit Care Med 1994;<br />

149: 818-824<br />

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