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Nr. 36, Januar - Deutsches Down-Syndrom InfoCenter

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erkeitserziehung recht mühsam oder<br />

abweichende Verhaltensweisen führen<br />

zu besonderen Problemen. In der Pubertät<br />

können körperliche und psychische<br />

Veränderungen zu speziellen Irritationen<br />

führen und es fällt schwer zu<br />

akzeptieren, wie das bisherige Kind als<br />

Jugendlicher seine Selbstständigkeit<br />

und Unabhängigkeit zum Ausdruck<br />

bringt.<br />

Die vielfältigen Schwierigkeiten, die<br />

von den Eltern geäußert werden, machen<br />

differenzierte Informationen erforderlich.<br />

Um aber eigenständig kind- und<br />

familienbezogen Lösungen zu finden, ist<br />

für die Eltern der gemeinsame Erfahrungsaustausch<br />

wichtig, der eine familienbezogene<br />

Reflexion der erhaltenen<br />

Informationen ermöglicht. Zudem ergeben<br />

sich in diesen Gesprächen oft auch<br />

zahlreiche Anregungen, wie andere Eltern<br />

trotz ähnlicher Probleme zu durchaus<br />

verschiedenen Lösungen gefunden<br />

haben. Allerdings sind auch die Grenzen<br />

von therapeutischen und erzieherischen<br />

Maßnahmen zu reflektieren, um die<br />

Identitätsentwicklung und das Selbstbewusstsein<br />

des heranwachsenden Kindes<br />

nicht durch rigide Interventionen zu gefährden.<br />

Empowermentprozesse in Elternseminaren<br />

für größere Kinder mit <strong>Down</strong>-<br />

<strong>Syndrom</strong> beziehen sich somit auf die eigenständige<br />

Auseinandersetzung mit<br />

speziellen Problemen und Lösungen<br />

und auf gemeinsames solidarisches<br />

Handeln mit anderen Eltern für die Interessen<br />

ihrer Kinder. Dazu gilt es, die<br />

Kompetenzen der Eltern zu stärken, um<br />

als wichtig erkannte Ziele für das eigene<br />

Kind und für andere Mitbetroffene offensiv<br />

durchsetzen zu können. Aber<br />

auch die Reflexion der Bedürfnisse des<br />

Kindes ist wichtig, damit es ihm zunehmend<br />

möglich wird, seinen individuellen<br />

Fähigkeiten entsprechend in Entscheidungen<br />

einbezogen zu werden.<br />

1. Die Daten zur Familiensituation wurden<br />

erhoben in Familienseminaren, die von mir in<br />

der Lebenshilfe in Marburg durchgeführt<br />

wurden („In den ersten Jahren“ und „Nach den<br />

ersten Jahren“). An diesen Seminaren haben<br />

bisher über tausend Eltern teilgenommen.<br />

Ausgewertet wurden 537 Daten aus den letzten<br />

Jahren.<br />

2. Die Bezeichnung dieser Sonderschulen ist in<br />

den verschiedenen Bundesländern unterschiedlich.<br />

Ich wähle hier eine Bezeichnung, die<br />

sich auf die Schülergruppe bezieht.<br />

Selbstbestimmung und<br />

Schutzbedürfnis<br />

Eltern von Jugendlichen und jungen Erwachsenen<br />

haben vielfältige Fragen, die<br />

sich nicht nur auf aktuelle Themen, sondern<br />

auch auf die zukünftige Lebensgestaltung<br />

ihrer Söhne und Töchter beziehen.<br />

Aber auch für die Jugendlichen<br />

selbst gilt, dass sie sich mit ihrer eigenen<br />

Situation auseinander setzen und<br />

Vorstellungen über ihre Zukunft entwickeln.<br />

Das Selbstständigwerden ist gerade<br />

bei Menschen mit geistiger Behinderung<br />

ein schwieriger Prozess. Es ist immer<br />

für den einzelnen Jugendlichen zu entscheiden,<br />

welche Möglichkeiten für eigene<br />

Entscheidungen und selbstständige<br />

Aktivitäten vorhanden sind, ohne<br />

dass Gefährdung oder Missbrauch ein<br />

zu hohes Risiko darstellen. Gleichzeitig<br />

gilt jedoch zu bedenken, dass nur durch<br />

eine aufbauende Vermittlung entsprechender<br />

Kompetenzen die Voraussetzungen<br />

geschaffen werden können, damit<br />

eine Ablösung von kontrollierender<br />

ELTERNARBEIT<br />

Teilnehmer am Familien-Seminar im Internationalen<br />

Haus Sonnenberg im Harz, Mai 2000<br />

In den späteren Jahren<br />

Seminare für Eltern und für Jugend-<br />

liche mit <strong>Down</strong>-<strong>Syndrom</strong><br />

Fürsorge gelingt und Selbstvertrauen<br />

sowie weitgehende Selbstständigkeit erreicht<br />

werden.<br />

In Alltagshandlungen und im Umgang<br />

mit den behinderten Kindern sind<br />

deshalb Gelegenheiten zu geben für eigene<br />

Entscheidungen. Dazu gehört bei<br />

Jugendlichen mit <strong>Down</strong>-<strong>Syndrom</strong> – wie<br />

bei anderen Jugendlichen auch –, eigene<br />

Vorstellungen über Kleidung, Frisur<br />

oder Essen (was, wann, wie viel) haben<br />

zu dürfen. Natürlich soll dem Jugendlichen<br />

nicht alles erlaubt werden, aber es<br />

geht darum, nicht einfach für ihn zu bestimmen,<br />

sondern elterliche Kriterien<br />

zu begründen und geäußerte Wünsche<br />

ernst zu nehmen. Das bezieht sich dann<br />

auch auf Freizeitbeschäftigungen, auf<br />

den Fernsehkonsum (was, wie oft, wie<br />

lange) und auf das Bedürfnis nach<br />

Nichtstun. Wie viele Fähigkeiten der Jugendliche<br />

erlangt, hängt nicht zuletzt<br />

davon ab, wie viele Möglichkeiten er bekommt,<br />

Kompetenzen zu erwerben.<br />

Auch allein bleiben können und etwas<br />

allein unternehmen können, setzt auf-<br />

Leben mit <strong>Down</strong>-<strong>Syndrom</strong> <strong>Nr</strong>. <strong>36</strong>, Jan. 2001 31

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