Schwebung einer Kugel im Magnetfeld - Fachbereich Elektrotechnik ...
Schwebung einer Kugel im Magnetfeld - Fachbereich Elektrotechnik ...
Schwebung einer Kugel im Magnetfeld - Fachbereich Elektrotechnik ...
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
Labor Energie- und Automatisierungstechnik<br />
Versuch 10<br />
Regelungstechnischer Versuch<br />
<strong>Schwebung</strong> <strong>einer</strong> <strong>Kugel</strong> <strong>im</strong> <strong>Magnetfeld</strong><br />
Version: 01.09.2011<br />
Prof. Dr.-Ing. S. Liu<br />
Lehrstuhl für Regelungssysteme<br />
<strong>Fachbereich</strong> <strong>Elektrotechnik</strong> und Informationstechnik<br />
Technische Universität Kaiserslautern<br />
I
Inhaltsverzeichnis<br />
1 Einleitung und Ziele des Laborversuchs 1<br />
2 Der Versuchsaufbau 3<br />
2.1 Allgemeine Beschreibung des Versuchsaufbaus . . . . . . . . . . . 3<br />
2.2 Der optische Aufnehmer . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5<br />
3 Modellbildung 9<br />
3.1 Mathematische Beschreibung des Regelkreises . . . . . . . . . . . 10<br />
3.1.1 Die Strecke . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 10<br />
3.1.2 Das Stellglied . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13<br />
3.1.3 Die Meßeinrichtung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14<br />
3.1.4 Das Strukturbild des Lageregelkreises . . . . . . . . . . . . 15<br />
3.2 Linearisierung und Vereinfachung des Strukturbildes . . . . . . . . 15<br />
4 Reglerentwurf 19<br />
4.1 Stabilität und Wurzelortskurve (WOK) . . . . . . . . . . . . . . . 19<br />
4.2 Wurzelortskurven des Reglers . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20<br />
4.3 Regelabweichung und Vorfilter . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 23<br />
5 Realisierung der analogen Regler durch Operationsverstärkerschaltun-<br />
gen 25<br />
5.1 Eigenschaften von OPs . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 25<br />
5.2 Rechenschaltungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 26<br />
5.2.1 Subtrahierer und Addierer . . . . . . . . . . . . . . . . . . 26<br />
5.2.2 Realisierung des P-,I- und D-Glieds . . . . . . . . . . . . . 27<br />
5.2.3 Realisierung der analogen PID- und PD-Regler . . . . . . 29<br />
6 Versuchdurchführung 31<br />
6.1 Systemanalyse und Reglerentwurf . . . . . . . . . . . . . . . . . . 31<br />
6.1.1 Modellbildung mit MATLAB/S<strong>im</strong>ulink . . . . . . . . . . . 32<br />
6.1.2 Reglerentwurf mit sisotool . . . . . . . . . . . . . . . . . 32<br />
6.2 Implementierung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 33<br />
6.2.1 OP-Schaltung zur Realisierung der Regler . . . . . . . . . 33<br />
6.2.2 Realisierung des Vorfilters . . . . . . . . . . . . . . . . . . 35<br />
6.3 Erprobung der Regler an der realen Strecke . . . . . . . . . . . . . 36<br />
II
Literaturverzeichnis 38<br />
III
1 Einleitung und Ziele des Laborversuchs<br />
Der Versuch stellt ein klassisches Problem dar, das mit Hilfe der Regelungstech-<br />
nik gelöst wird: ein metallischer Gegenstand soll durch die Variation des Spu-<br />
lenstroms <strong>im</strong> <strong>Magnetfeld</strong> <strong>einer</strong> Spule in der Schwebe gehalten werden. Ziel des<br />
Versuches ist es, die grundsätzliche Vorgehensweise des Reglerentwurfes am Bei-<br />
spiel <strong>einer</strong> nichtlinearen und ohne Regelung instabilen Strecke zu demonstrieren.<br />
Dazu müssen folgende Schritte durchgeführt werden:<br />
1. Formulierung der regelungstechnischen Aufgabe<br />
2. Mathematische Modellbildung<br />
3. Linearisierung und Vereinfachung des Modells<br />
4. Auswahl eines Reglers mit Hilfe des Wurzelortskurvenverfahrens<br />
5. Durchführung der S<strong>im</strong>ulation mit Matlab/S<strong>im</strong>ulink<br />
6. Erprobung des realen Regelkreises<br />
Basierend auf dem Systemmodell sollen zwei analoge Standardregler, ein PID-<br />
und ein PD-Regler, entworfen werden. Die Modellbildung erfolgt anhand prin-<br />
zipieller Überlegungen und gemessener Kennlinien. Auf Basis des mathemati-<br />
schen Modells wird das System in Matlab/S<strong>im</strong>ulink nachgebildet. Die Best<strong>im</strong>-<br />
mung der Reglerparameter erfolgt mit Hilfe des Wurzelortskurvenverfahrens und<br />
durch S<strong>im</strong>ulation des Verhaltens des geschlossenen Regelkreises. Die analogen<br />
Regler werden durch Operationsverstärkerschaltungen (OP-Schaltungen) reali-<br />
siert. Die Reglerparameter sind durch Potentiometer in der Aussenbeschaltung<br />
der OPs einstellbar.<br />
Die Versuchsdurchführung beinhaltet die Aufgaben:<br />
1. Ermittlung der Modellparameter des linearisierten Regelkreises<br />
2. Entwurf eines PID Reglers mittels des Wurzelortskurvenverfahrens<br />
3. Entwurf eines PD Reglers mittels des Wurzelortskurvenverfahrens und Be-<br />
st<strong>im</strong>mung des Vorfilters<br />
4. Ermittlung der Widerstände der OP-Schaltungen<br />
1
5. Überprüfung der theoretischen Aussagen über das Regelkreisverhalten<br />
Die Aufgaben A1 bis A8 sind vor der Versuchsdurchführung zu bear-<br />
beiten!<br />
2
2 Der Versuchsaufbau<br />
2.1 Allgemeine Beschreibung des Versuchsaufbaus<br />
In diesem Versuch soll eine hohle Eisenkugel der Masse m <strong>im</strong> Feld eines Elektro-<br />
magneten in der Schwebe gehalten werden.<br />
Abbildung 2.1 zeigt den Aufbau der Regelstrecke. Die dargestellte Ausführung<br />
des Eisenrahmens wurde gewählt, um die <strong>Kugel</strong> mit einem nicht zu großen Ru-<br />
hestrom in der Schwebe halten zu können. Die kegelförmige Ausbildung des<br />
Eisenkerns unter der Spule sorgt für die horizontale Zentrierung der <strong>Kugel</strong> <strong>im</strong><br />
resultierenden <strong>Magnetfeld</strong>. Zur Erfassung der <strong>Kugel</strong>position wird ein CCD Sen-<br />
Abbildung 2.1: Aufbau des magnetischen Kreises<br />
sor eingesetzt, der von <strong>einer</strong> Lampe als Lichtquelle bestrahlt wird. Um diesen<br />
vor Umgebungseinflüssen zu Schützen, ist der Sensor in ein Gehäuse mit <strong>einer</strong><br />
Filterscheibe eingebaut. Das Licht kann hier nur durch einen schmalen Schlitz<br />
eintreten, dessen Abmessungen in etwa denen des Sensors entsprechen. Abbil-<br />
dung 2.2 zeigt den prinzipiellen Aufbau der Versuchsanordnung. Wie sich später<br />
zeigen wird, erhält man durch eine Auswerteschaltung ein linear von der Ku-<br />
3
gelposition abhängiges Ausgangssigal Uist. Dieses wird einem Regler zugeführt,<br />
der über seine Ausgangsspannung UREG und einen Verstärker den Spulenstrom<br />
i des Elektromagneten so einstellt, dass die <strong>Kugel</strong> in der vorgegebenen Ruhe-<br />
lage verbleibt. Die zur Regelung der <strong>Kugel</strong>lage notwendigen Stromänderungen<br />
Abbildung 2.2: Grundsätzliche Versuchsanordnung<br />
müssen schnell in die Spule eingeprägt werden, da eine große Verzögerung und<br />
die damit verbundene Phasendrehung die Stabilität des Regelkreises gefährdet.<br />
Ein unterlagerter Stromregelkreis, ausgeführt als Stromverstärker [4] mit <strong>einer</strong><br />
ausreichend hohen Versorgungsspannung, sorgt für ein schnelleres Einstellen des<br />
geforderten Stromes als dies mit <strong>einer</strong> direkten Ansteuerung der Spule durch die<br />
Reglerausgangsspannung möglich wäre.<br />
Die <strong>Kugel</strong>position wird durch die Erkennung der unteren Kante erfasst. Die von<br />
der Lampe angestrahlte <strong>Kugel</strong> wirft einen Schatten auf dem Sensor. Dieser wird<br />
dadurch in drei Bereiche aufgeteilt. Der obere Teil des Sensors liegt <strong>im</strong> Schatten<br />
der <strong>Kugel</strong>, der untere wird durch das volle Licht der Lampe beleuchtet. Dazwi-<br />
schen ist der untere Rand des <strong>Kugel</strong>schattens als Übergang von dunkel nach hell<br />
auf dem Sensor erkennbar. Um diesen Übergang, und damit die <strong>Kugel</strong>position,<br />
4
gut erkennen zu können, muß der Schattenrand scharf sein. Deshalb benötigt<br />
man eine starke Lichtquelle die möglichst paralleles Licht aussendet. Im Versuch<br />
wird eine Halogenlampe mit Schwanenhalslichtleiter benutzt.<br />
2.2 Der optische Aufnehmer<br />
Abbildung 2.3: Aufbauschema eines CCD Sensors<br />
Der optische Aufnehmer besteht aus einem CCD Sensor mit nachgeschalteter<br />
Auswerteschaltung. CCD Sensoren sind integrierte Schaltungen mit zeilen- oder<br />
matrixförmiger Anordnung von lichtempfindlichen Halbleiterbauteilen (Photodi-<br />
oden) auf einem Siliziumsubstrat. In diesem Versuch wird ein Zeilensensor, der<br />
TCD 133D von Toshiba, benutzt, da zur Erfassung der Kante eine Untersu-<br />
chungsrichtung genügt. Durch die hohe Integrationsdichte erhält man in dieser<br />
Richtung eine optische Auflösung von 14µm. Zur Erklärung der grundlegenden<br />
Funktionsweise ist in Abbildung 2.3 der schematische Aufbau eines CCD Sensors<br />
dargestellt.<br />
Durch den Einfall von Photonen auf den lichtempfindlichen Teil des Sensors<br />
werden Ladungsträger freigesetzt. Deren Anzahl ist proportional dem Produkt<br />
aus Beleuchtungsstärke und Belichtungsdauer. Die während der Belichtungszeit<br />
freiwerdenden Ladungsträger werden in einem Kondensator gesammelt. Alle ge-<br />
5
adzahligen und alle ungeradzahligen Sammelkondensatoren sind jeweils mit ei-<br />
nem analogen Schieberegister verbunden. Nach dem Ende der Belichtungszeit<br />
werden alle Ladungen gleichzeitig in die Schieberegister übergeben. Während<br />
des nächsten Belichtungsvorgangs werden aus den phasenverschoben getakteten<br />
Schieberegistern abwechselnd die Ladungspakete einem Ausgangsverstärker zu-<br />
geführt und in eine der Ladung proportionalen Spannung gewandelt. Die Punk-<br />
tausleserate ist somit doppelt so hoch wie der Transfertakt.<br />
Abbildung 2.4: Das Ausgangssignal des CCD Sensors<br />
Der CCD Sensor TCD 133D besteht aus 2115 lichtempfindlichen Elementen, von<br />
denen aber nur 2048 zur Bildauswertung zur Verfügung stehen. Die restlichen<br />
sindReferenz-oderIsolierpunkte,diederinternenSignalaufbereitungdienen.Zur<br />
Ansteuerung des Sensors sind drei verschiedene Taktsignale notwendig. fSH be-<br />
st<strong>im</strong>mt die Belichtungsdauer, fCCD definiert die Taktfrequenz der Schieberegister<br />
und fMCLK wird zur Erzeugung der phasenverschobenen Transfertakte benötigt.<br />
Die Taktfrequenzen sind nicht unabhängig voneinander wählbar. So wird zum<br />
Beispiel die Belichtungszeit durch die Auslesezeit aller Sensorelemente best<strong>im</strong>mt.<br />
TBEL =<br />
1<br />
0.5·fCCD<br />
·2115 ≈ 2.4ms (2.1)<br />
In Abbildung 2.4 ist der prinzipielle Verlauf des Sensorausgangssignals darge-<br />
stellt. Das Ausgangssignal liegt zunächst auf einem Gleichspannungsspegel von<br />
+5V. Durch die sequentielle Auslesung der Bildpunktspannungen ergibt sich ein<br />
additiver Wechselanteil, der umgekehrt proportional zur Bildhelligkeit ist. Ein<br />
opt<strong>im</strong>al beleuchtetes Sensorelement besitzt eine Bildpunktspannung von -2V die<br />
6
esultierende Ausgangsspannung beträgt +3V. Ein verdunkeltes Sensorelement<br />
besitzt, außer einem Dunkelrauschen, keinen Spannungsanteil und liefert somit<br />
Ausgangsspannung von +5V.Die genannten Spannungspegel sind allerdings nur<br />
Näherungen. Die genauen Amplituden sind zum Beispiel von der Betriebsfre-<br />
Abbildung 2.5: Blockschaltbild der Auswerteschaltung<br />
quenz, der Belichtungszeit und der Beleuchtungsstärke abhängig. Die Auswerte-<br />
schaltung wandelt das Ausgangssignal des Sensors in eine der Position der <strong>Kugel</strong><br />
proportionale Gleichspannung.<br />
Abbildung 2.6: Die Verarbeitung des Sensorsignales in der Auswerteschaltung<br />
7
Abbildung 2.5 zeigt ein Blockschaltbild der Auswertung des Sensorausgangssi-<br />
gnals. Die wesentlichen Signalverläufe sind Abblidung 2.6 zu entnehmen. Das<br />
Ausgangssignal des CCD Sensors CCDout wird einem Komparator [4] zur Erken-<br />
nung der Kante zugeführt. Wenn das Sensorsignal einen vorgegebenen Schwell-<br />
wert unterschreitet, wenn also an diesem Sensorelement die idealisierte Kante<br />
aufgetreten ist, so fällt die Ausgangsspannung des Komparators auf 0V ab. Liegt<br />
das Sensorsignal oberhalb der Komparatorschwelle, so entspricht die Ausgangs-<br />
spannung der Versorgungsspannung des Komparators. Am Ausgang des Kompa-<br />
rators liegt also das pulsweitenmodulierte Signal TPn, dessen Tastverhältnis der<br />
verdunkelten Sensorfläche proportional ist und dessen Periodendauer der Belich-<br />
tungszeit des Sensors entspricht.<br />
Um ein dem Mittelwert des Komparatoraugangssignales proportionales Aus-<br />
gangssignal Uist zu gewinnen, wird das pulsweitenmodulierte Signal in einem<br />
Tiefpassfilter geglättet. Dieser ist, zur Verbesserung der Tiefpasscharakteristik,<br />
als Reihenschaltung mehrerer Tiefpassstufen realisiert. Die Grenzfrequenz des<br />
gesamten Tiefpasses beträgt fG = 125Hz.<br />
8
3 Modellbildung<br />
Häufig steht man bei technischen Systemen vor der Aufgabe, das Zeitverhalten<br />
best<strong>im</strong>mter Größen eines Systems in gezielter Weise zu beeinflussen. Auftretende<br />
Störungen sind jedoch <strong>im</strong> allgemeinen nicht <strong>im</strong> einzelnen bekannt, ihr Zeitverlauf<br />
ist nicht vorhersagbar. Es ist deshalb notwendig, die Ausgangsgröße zu messen<br />
und aufgrund der so gewonnenen Informationen die Eingangsgröße des Systems<br />
in geeigneter Weise zu verändern.<br />
Abbildung 3.1: Strukturbild des allgemeinen Regelkreises<br />
In Abbildung 3.1 ist das Blockschaltbild eines allgemeinen Regelkreises darge-<br />
stellt. Das gegebene System wird als Regelstrecke oder kurz Strecke bezeichnet<br />
seine Ausgangsgröße heißt Regelgröße x. Die Regelgröße wird durch eine geeigne-<br />
te Messeinrichtung beobachtet. Diese liefert die erfasste Regelgröße xR. Der als<br />
Führungsgröße w eingespeiste Sollwert wird mit der erfassten Regelgröße vergli-<br />
chen und das Ergebnis des Soll-Istwert-Vergleiches ist die Regeldifferenz xd. Die<br />
Korrektureinrichtung, der Regler, wirkt über das Stellglied durch die Verände-<br />
rung der Stellgröße u auf die Stecke ein.<br />
Eine präzise und anschauliche Beschreibung des dynamischen Verhaltens eines<br />
Systems liefert das Strukturbild. Um dieses zu gewinnen, ist zunächst die Zuord-<br />
nung zwischen den realen Baugruppen, siehe Abbildung 2.2, und den Blöcken des<br />
allgemeinen Regelkreises, siehe Abbildung 3.1, notwendig.<br />
Dieser Vergleich liefert den in Abbildung 3.2 dargestellten Regelkreis der Ver-<br />
suchsanordnung. Dabei ist der Stromverstärker das Stellglied, die Strecke wird<br />
9
durch Eisenkern, Spule und <strong>Kugel</strong> gebildet und die Messeinrichtung besteht aus<br />
CCD Sensor und Auswerteschaltung.<br />
Abbildung 3.2: Regelkreis der Versuchsanordnung<br />
3.1 Mathematische Beschreibung des Regelkreises<br />
Zur Best<strong>im</strong>mung der Systemgleichungen, die das dynamische Verhalten der ein-<br />
zelnen Übertragungsglieder beschreiben, gibt es zwei Möglichkeiten. Bei der theo-<br />
retischen Analyse wird das Modell aus den bekannten physikalischen Zusam-<br />
menhängen ermittelt. Dies ist gewöhnlich mit erheblichem Rechenaufwand ver-<br />
bunden. Bei der exper<strong>im</strong>entellen Analyse (Streckenidentifikation) wird das Sy-<br />
stemmodell mit Hilfe prinzipieller Überlegungen und anhand von Messungen am<br />
System gewonnen.<br />
3.1.1 Die Strecke<br />
Im schwebenden Zustand müssen sich die auf die <strong>Kugel</strong> einwirkenden Kräfte,<br />
die Gewichtskraft FG und die Magnetkraft FM, kompensieren. Das dynamische<br />
Verhalten der <strong>Kugel</strong> mit der Masse m lässt sich vereinfacht durch die Differenti-<br />
algleichung<br />
m¨x = FG −FM<br />
beschreiben. Die aktuelle <strong>Kugel</strong>position ergibt sich damit aus<br />
x(t) = 1<br />
m ·<br />
t<br />
τ2<br />
0<br />
0<br />
(3.1)<br />
(FG −FM(τ1))dτ1dτ2 +Anfangswertterme (3.2)<br />
10
Abbildung 3.3: Idealisierte Anordnung zur Best<strong>im</strong>mung der Magnetkraft<br />
InderinAbbildung3.3dargestelltenAnordnungistdieFlussdichteBnäherungs-<br />
weise proportional dem Spulenstrom i und abhängig vom magnetischen Wider-<br />
stand RM des Kreises und der Querschnittsfläche A der Spule. Der magnetische<br />
Widerstand steigt linear mit der Länge l, also in der idealisierten Anordnung mit<br />
dem Abstand x von Spule und Eisenkörper.<br />
i [A]<br />
−0.3<br />
−0.35<br />
−0.4<br />
−0.45<br />
−0.5<br />
−0.55<br />
−0.6<br />
−0.65<br />
10 12 14 16 18 20 22 24 26 28 30<br />
x [mm]<br />
Abbildung 3.4: Spulenstrom abhängig vom Lagesollwert der <strong>Kugel</strong><br />
B =<br />
N ·i<br />
RM ·A<br />
mit RM =<br />
11<br />
x<br />
µ0µr ·A<br />
(3.3)
DieKraftFM zwischenzweiparallelenMagnetpolenistproportionaldemProdukt<br />
ausdemQuadratderFlussdichteB undderwirksamenFlächeAundistabhängig<br />
von der Permeabilität µ. Da die Größen N, A und µ bei vertikaler Bewegung<br />
der <strong>Kugel</strong> konstant sind, ist die Magnetkraft FM, die der Elektromagnet für<br />
nicht zu kleine x auf den, zur Vereinfachung der Herleitung als quaderförmig<br />
angenommemen, Eisenkörper ausübt nur von i 2 und x 2 abhängig.<br />
FM = 1B<br />
2<br />
2A µ0<br />
= kM · i2<br />
x 2<br />
(3.4)<br />
Wirken Magnet- und Gewichtskraft einander entgegengesetzt, so erhält man <strong>im</strong><br />
Gleichgewichtsfall<br />
mg = kM · i2<br />
x 2<br />
<br />
<br />
i = <br />
x· <br />
mg<br />
<br />
<br />
kM<br />
(3.5)<br />
Deshalb ist der zur <strong>Schwebung</strong> des Eisenkörpers notwendige Strom dem Ab-<br />
stand x proportional. Da eine Berechnung des <strong>Magnetfeld</strong>es der realen Anord-<br />
nung zumindest mit elementaren Mitteln nicht möglich ist, wird die Gültigkeit<br />
der Gleichung (3.5) auch <strong>im</strong> Falle der gegebenen Anordnung angenommen. Zur<br />
Bestätigung dieser Annahme wird bei konstanten Reglereinstellungen der Strom<br />
i gemessen, der notwendig ist, um die <strong>Kugel</strong> bei verschiedenen Abständen zum<br />
Eisenkern in der Schwebe zu halten.<br />
Der lineare Zusammenhang zwischen i und x wird durch den in Abbildung 3.4<br />
dargestellten Verlauf der Funktion i = f(x) bestätigt. Der Proportionalitäts-<br />
faktor kM kann nun aus Gleichung (3.5) und der Funktion i = f(x) best<strong>im</strong>mt<br />
werden. Damit kann die <strong>Kugel</strong>dynamik durch das in Abbildung 3.5 dargestellte<br />
nichtlineare Übertragungsglied modelliert werden.<br />
Abbildung 3.5: Das nichtlineare Übertragungsglied der <strong>Kugel</strong>dynamik<br />
12
3.1.2 Das Stellglied<br />
Zur Identifizierung des Stromverstärkers mit der unterlagerten Stromregelung<br />
wird die Sprungantwort betrachtet. Dazu wurde der Stromverstärker durch eine<br />
Strom [A]<br />
0.5<br />
0.45<br />
0.4<br />
0.35<br />
0.3<br />
0.25<br />
0.2<br />
0.15<br />
0.1<br />
0.05<br />
0<br />
0 20 40 60 80 100 120<br />
Zeit [ms]<br />
Abbildung 3.6: die Sprungantwort des Stromverstärkers bei Eingangsspannung<br />
8V<br />
Rechteckschwingung niedriger Frequenz und unterschiedlicher Amplitude erregt.<br />
Für kleine Eingangsspannungen besitzt der Stromverstärker VZ2 ähnliches Ver-<br />
halten und hat VZ1 ähnliches Verhalten bei großen Anregungsspannungen. Nach<br />
Abbildung 3.4 bewirkt ein Spulenstrom von ungefähr 0.5A ein Schweben der<br />
<strong>Kugel</strong> bei x = 20mm. Die Sprungantwort des Stromverstärkers bei <strong>einer</strong> Ein-<br />
gangsspannung von 8V hat einen stationären Endwert von ca. 0.5A und kann<br />
durch eines VZ1-Glied modelliert werden.<br />
GST = kST<br />
1+TSTs<br />
(3.6)<br />
Die Best<strong>im</strong>mung der Zeitkonstante TST kann nach [1] durch Anlegen <strong>einer</strong> Tan-<br />
gente an die Sprungantwort <strong>im</strong> Nullpunkt erfolgen. Da diese Tangente häufig<br />
jedoch nur ungenau angelegt werden kann, soll hier zur Best<strong>im</strong>mung der Zeitkon-<br />
stante die Zeitspanne, nach der die Amplitude auf 63% des statischen Endwertes<br />
angestiegen ist, verwendet wird.<br />
13
Aufgabe A1: Die Parameter des Stromverstärkers<br />
• Best<strong>im</strong>men Sie aus Abbildung 3.6 die Parameter kST und TST der<br />
Übertragungsfunktion des Stromverstärkers.<br />
3.1.3 Die Meßeinrichtung<br />
Die Reihenschaltung von CCD Sensor, Komparator und Tiefpassstufe wird zu<br />
einem Übertragungsglied, dem optischen Aufnehmer, zusammen gefasst. Die<br />
GrenzfrequenzderTiefpassstufeistdiedominierendeZeitkonstantederAuswerte-<br />
schaltung. Nach der Identifizierung ist der optische Aufnehmer als VZ1 Glied mit<br />
der Zeitkonstante TOPT = 7ms modellierbar. Zur Best<strong>im</strong>mung des Verstärkungs-<br />
faktors dient die Steigung der in Abbildung 3.8 dargestellten Kennlinie des Weg-<br />
aufnehmers.<br />
GOPT(s) = kOPT<br />
1+TOPTs<br />
(3.7)<br />
Der optische Aufnehmer wird somit durch das in Abbildung 3.7 dargestellte<br />
Übertragungsglied modelliert.<br />
U ist<br />
5<br />
4.5<br />
4<br />
3.5<br />
3<br />
2.5<br />
2<br />
k<br />
1 + T<br />
OPT<br />
OPT<br />
s<br />
Uist<br />
Abbildung 3.7: Der optische Aufnehmer als VZ1 Glied<br />
1.5<br />
10 12 14 16 18 20 22 24 26 28 30<br />
x [mm]<br />
Abbildung 3.8: Die Kennlinie des Wegaufnehmers Uist = f(x)<br />
14
Aufgabe A2: Die Parameter des Wegaufnehmers<br />
• Best<strong>im</strong>men Sie aus der Abbildung 3.8 den Parameter des optischen<br />
Aufnehmers kOPT.<br />
3.1.4 Das Strukturbild des Lageregelkreises<br />
Unter Verwendung der bisherigen Ergebnisse, ergibt sich das in Abbildung 3.9<br />
dargestellte Strukturbild des nichtlinearen Regelkreises.<br />
Abbildung 3.9: Das Strukturbild des Lageregelkreises<br />
3.2 Linearisierung und Vereinfachung des Strukturbildes<br />
Die Behandlung von nichtlinearen Regelkreisen ist schwierig, da sie auf die Be-<br />
handlung nichtlinearer Differentialgleichungen zurückgeht. So können nichtlinea-<br />
re Regelkreise nicht mit den Methoden des Laplacebereiches bearbeitet werden,<br />
da für nichtlineare Übertragungsglieder keine Übertragungsfunktion angegeben<br />
werden kann. Deshalb versucht man sie durch lineare Übertragungsglieder an-<br />
zunähern.<br />
VondenverschiedenenLinearisierungsverfahrengehörtdasderLinearisierungum<br />
einen Arbeitspunkt zu den am häufigsten verwendeten. Gerade bei vielen Rege-<br />
lungen führen die zeitveränderlischen Größen eines Systems nur geringe Schwan-<br />
kungenumeinenfestenBetriebszustandaus.IstdienichtlineareFunktionfdiffe- renzierbar,sokanndienichtlineareKennliniedurchdieTangente<strong>im</strong>Arbeitspunkt<br />
(AP) ersetzt werden [2]. Man betrachtet dann das Verhalten des Regelkreises für<br />
Abweichungen aus der Ruhelage.<br />
15
Eine beliebige zeitveränderliche Größe y(t) wird ersetzt durch<br />
y(t) = y0 +∆y(t)<br />
Ist eine Ausgangsgröße von mehreren Eingangsgrößen abhängig, y = f(x1,x2),<br />
dann ist<br />
y0 +∆y = f(x10 +∆x1,x20 +∆x2)<br />
Die Entwicklung der rechten Seite dieser Gleichung nach dem Taylorschen Satz<br />
führt auf<br />
y0 +∆y = f(x10,x20)+ ∂f<br />
·∆x1 +<br />
∂x1<br />
∂f<br />
·∆x2 +O<br />
∂x2<br />
n<br />
In unserem Fall wird durch die Linearisierung um eine geforderte Ruhelage der<br />
<strong>Kugel</strong> die nichtlineare Funktion FM = f(i,x) durch eine in x und i lineare Nähe-<br />
rung ersetzt. Deshalb wird ∆FM <strong>im</strong> AP durch das totale Differential<br />
∆FM = ∂f(i,x)<br />
<br />
<br />
<br />
∂i<br />
·∆i+ ∂f(i,x)<br />
<br />
<br />
<br />
∂x<br />
·∆x<br />
x=x0<br />
i=i 0<br />
angenähert. Nach Gleichung (3.5) gilt<br />
<br />
x=x0<br />
i=i 0<br />
= ki ·∆i+kx ·∆x (3.8)<br />
x0 = i0 ·<br />
kM<br />
mg<br />
<br />
mg<br />
i0 = x0 ·<br />
kM<br />
Aufgabe A3: Die Parameter der <strong>Kugel</strong>dynamik<br />
• Best<strong>im</strong>men Sie mit Hilfe der Gleichungen (3.8) und (3.9) die Para-<br />
meterki undkx derlinearisiertenBeziehungFM = f(i,x)allgemein<br />
als Funktion von m, g, i0 bzw. x0.<br />
• Die<strong>Kugel</strong>sollineinemAPvonx0 = 20mminderSchwebegehalten<br />
werden. Ermitteln Sie aus Abbildung 3.4 den dazu notwendigen<br />
Strom i0.<br />
• Berechnen Sie ki und kx für <strong>Kugel</strong>masse von m = 12.7g.<br />
(3.9)<br />
Abbildung 3.10 zeigt das Strukturbild des linearisierten Regelkreises, wobei<br />
∆Usoll = Usoll − U0 und U0 ist die Spannung bei der Position x0. Das negative<br />
Vorzeichen von kx wird dem folgenden Summenpunkt zugeschlagen, das negative<br />
Vorzeichen der Magnetkraft ∆FM der <strong>Kugel</strong>dynamik. Zur Vereinfachung werden<br />
16
Abbildung 3.10: Das Strukturbild des linearisierten Regelkreises<br />
die Übertragungsglieder der linearisierten <strong>Kugel</strong>dynamik zusammengefasst und<br />
durch ein Übertragungsglied mit der Übertragungsfunktion<br />
ersetzt.<br />
GLIN(s) = ∆x(s)<br />
∆i(s) =<br />
−ki<br />
ms 2 −|kx|<br />
Abbildung 3.11: Der vereinfachte linearisierte Regelkreis<br />
(3.10)<br />
DurchZusammenfassenderÜbertragungsgliedervonStromverstärker,linearisier-<br />
ter <strong>Kugel</strong>dynamik und optischem Aufnehmer ergibt sich die Übertragungsfunk-<br />
tion des offenen unkorrigierten Regelkreises zu<br />
Go(s) = kST<br />
1+TSTs ·<br />
kOPT<br />
1+TOPTs<br />
17<br />
ki −|kx| · m<br />
|kx| s2 . (3.11)<br />
−1
Aufgabe A4: Pole der Übertragungsfunktion<br />
• BerechnenSiedieausder<strong>Kugel</strong>dynamikresultierendenreellenPole<br />
p1 und p2 von Go(s).<br />
• Berechnen Sie den vom Stellglied herrührenden Pol p3.<br />
• Berechnen Sie den von der Meßeinrichtung verursachten Pol p4.<br />
• Woran ist die Instabilität der Strecke erkennbar ?<br />
18
4 Reglerentwurf<br />
4.1 Stabilität und Wurzelortskurve (WOK)<br />
An einen Regelkreis sind nach [1] vier Grundforderungen zu stellen:<br />
1. Stabilität<br />
2. Stationäre Genauigkeit<br />
3. Dämpfung<br />
4. Schnelligkeit<br />
Ein Grundproblem der Regelkreissynthese besteht darin, dass die Forderugen 1<br />
und 2, sowie die Forderungen 3 und 4 gegensätzlich sind.<br />
EindynamischesLTI-System(lineart<strong>im</strong>e-invariantsystem)istgenaudannstabil,<br />
wenn sämtliche Polstellen der Übertragungsfunktion des Systems negative Real-<br />
teile haben [2]. Um die Stabilität des Regelkreises beurteilen zu können, muss die<br />
Übertragungsfunktion des geschlossenen Regelkreises berechnet werden.<br />
Aussage über die Stabilität des geschlossenen Kreises werden meist einfacher aus<br />
der Kenntnis des offenen Regelkreises gewonnen, z.B. mit Hilfe des Wurzelorts-<br />
kurvenverfahrens. Die Wurzelortskurven sind die Bahnen in der s-Ebene, die die<br />
Pole der Übertragungsfunktion des geschlossenen Regelkreises abhängig von der<br />
Verstärkung des offenen Kreises beschreiben.<br />
FW(s) = Fo(s)<br />
1+Fo(s)<br />
(4.1)<br />
DiePolederÜbertragungsfunktionFW(s)sinddieWurzelndercharakteristischen<br />
Gleichung<br />
wenn<br />
1+Fo(s) = 0 für k = 0......∞ (4.2)<br />
Fo(s) = k ·<br />
m<br />
v=1 (s−nv)<br />
n<br />
u=1 (s−pu)<br />
(4.3)<br />
Dabei ergibt sich die Übertragungsfunktion Fo(s) durch die Reihenschaltung der<br />
Übertragungsglieder Regler, Stellglied, Strecke, Meßeinrichtung.<br />
Zunächst muss der Reglertyp und das dynamische Verhalten des Reglers festge-<br />
legt werden. Zur Reglerauswahl genügen meist Skizzen der Wurzelortskurve und<br />
überschlägige Betrachtungen. Dann werden die kritischen Verstärkungsfaktoren<br />
19
an den Stabilitätsgrenzen ermittelt und die Verstärkung des Reglers festgelegt.<br />
Weitere Betrachtungen erlauben gegebenenfalls die Abschätzung der erzielten<br />
Schnelligkeit und Dämpfung des Regelkreises. Die Regeln zur Ermittlung der<br />
Wurzelortskurven sind [1] zu entnehmen.<br />
4.2 Wurzelortskurven des Reglers<br />
Im Versuch besitzt die Übertragungsfunktion des offenen unkorrigierten Re-<br />
gelkreises nach Gleichung (3.11) insgesamt 4 Polstellen. Die zwei Pole p1 und<br />
p2 = −p1 ergeben sich durch die <strong>Kugel</strong>dynamik, die reellen Pole p3 und p4 resul-<br />
tierenausderDynamikvonStromverstärkerundoptischemAufnehmer.Essollen<br />
nun die folgenden vier klassischen Regelertypen hinsichtlich der Stabilisierbarkeit<br />
der Strecke untersucht werden: ein P-Regler, ein PI-Regler, ein realer PD-Regler<br />
und ein realer PID-Regler.<br />
Ein P-Regler besitzt nach [1] die Übertragungsfunktion<br />
GP(s) = kR<br />
Aufgabe A5: Wurzelortskurve der offenen Strecke mit P-Regler<br />
• Skizzieren Sie in Abbildung 4.1 die Wurzelortskurve des Regel-<br />
kreises mit einem P-Regler und der Streckenübertragungsfunktion<br />
Go(s) nach Gleichung (3.11). Begründen Sie warum der P-Regler<br />
nicht zur Stabilisierung des Regelkreises geeignet ist.<br />
Abbildung 4.1: Wurzelortskurve mit P Regler<br />
Ein PI-Regler besitzt die Übertragungsfunktion<br />
20<br />
(4.4)
GPI(s) = kR · s−nR<br />
s<br />
Aufgabe A6: Wurzelortskurve der offenen Strecke mit PI-Regler<br />
• Skizzieren Sie in Abbildung 4.2 die Wurzelortskurve des Regel-<br />
kreises mit einem PI-Regler und der Streckenübertragungsfunktion<br />
Go(s) nach Gleichung (3.11). Begründen Sie warum der PI-Regler<br />
nicht zur Stabilisierung des Regelkreises geeignet ist.<br />
Abbildung 4.2: Wurzelortskurve mit PI Regler<br />
Abbildung 4.3: Wurzelortskurve mit PD Regler<br />
21<br />
(4.5)
Ein realer PD-Regler besitzt die Übertragungsfunktion<br />
GPD(s) = kR · s−nR<br />
s−pR<br />
mit : pR < nR < 0 (4.6)<br />
Aufgabe A7: Wurzelortskurve der offenen Strecke mit PD-<br />
Regler<br />
• Skizzieren Sie in Abbildung 4.3 die Wurzelortskurve des Regelkrei-<br />
ses mit einem PD-Regler und der Streckenübertragungsfunktion<br />
Go(s) nach Gleichung (3.11). Begründen Sie warum der PD-Regler<br />
zur Stabilisierung des Regelkreises geeignet ist.<br />
Ein realer PID-Regler besitzt die Übertragungsfunktion<br />
GPID(s) = kR · (s−nR1)(s−nR2)<br />
s(s−pR)<br />
mit : nR2 < nR1 < 0 pR < nR2<br />
(4.7)<br />
Er ist prinzipiell geeignet, den Regelkreis bei verschwindender Regelabweichung<br />
zustabilisieren.DerinAbbildung4.4dargestellteAusschnittderWurzelortskurve<br />
des Systems mit PID-Regler wurde mit Matlab erstellt.<br />
Imaginary Axis<br />
200<br />
150<br />
100<br />
50<br />
0<br />
−50<br />
−100<br />
−150<br />
Root Locus<br />
−300 −200 −100 Real Axis 0 100 200<br />
Abbildung 4.4: Wurzelortskurve mit PID Regler<br />
22
4.3 Regelabweichung und Vorfilter<br />
Nach Untersuchung der Wurzelortskurven des Regelkreises mit verschieden Reg-<br />
lern ist klar, dass nur PD- und PID Regler die <strong>Kugel</strong> stabilisieren können. Der<br />
RegelkreismitPD-ReglerkanndieRegelabweichungaberleidernichtel<strong>im</strong>inieren,<br />
weil der offene Regelkreis Go(s) kein I-Verhalten hat. Um den stationären Feh-<br />
ler des Regelkreis mit dem PD-Regler auszuregeln, soll ein Vorfilter V entworfen<br />
werden [2].<br />
Für stückweise stationäre Führungsgrößen kann eine Sollwertfolge des Regelkrei-<br />
ses durch Einsatz eines Vorfilters V erreicht werden, siehe Abbildung 4.5. In dem<br />
hier betrachteten Fall ist V ein reines P-Glied. Man spricht dennoch von einem<br />
Vorfilter, weil bei <strong>einer</strong> allgem<strong>einer</strong>en Betrachtung für V eine Übertragungsfunk-<br />
tion V(s) eingesetzt werden kann, die die Führungsgröße filtert [3]. k0 ist die<br />
Abbildung 4.5: Regelkreis mit Vorfilter<br />
stationäre Verstärkung der offenen Kette. Der stationäre Endwert der Regelgröße<br />
bei geschlossenem Regelkreises ergibt sich unter Anwendung des Grenzwertsatzes<br />
zu:<br />
mit<br />
xR(∞) = l<strong>im</strong>s·<br />
s→0 ˜ω<br />
·H(s) = ˜ω ·<br />
s<br />
k0<br />
1+k0<br />
(4.8)<br />
H(s) = R(s)Go(s)<br />
. (4.9)<br />
1+R(s)Go(s)<br />
˜ω<br />
s ist die Laplacetransformierte des sprungförmigen Signals ˜ω. Wenn xR(∞) mit<br />
ω identisch ist, ist der stationäre Regelfehler null. Mit ˜ω = Vω, erhält man<br />
folgendes Ergebnis:<br />
xR(∞) = ω = Vω · ⇒ V =<br />
1+k0<br />
1+k0<br />
k0<br />
k0<br />
(4.10)<br />
Durch das Vorfilter wird die Führungsgröße so skaliert, dass der Regelkreis mit<br />
<strong>einer</strong> gegenüber der modifizierten Sollwertvorgabe bleibenden Regelabweichung<br />
keine Regelabweichung gegenüber der ursprünglichen Führungsgröße hat. Diese<br />
23
Vorgehensweise hat den Vorteil, dass das Filter keine eigene Dynamik erhält, der<br />
Sollwert also mit einem proportional wirkenden Filter erreicht werden kann.<br />
24
5 Realisierung der analogen Regler durch<br />
Operationsverstärkerschaltungen<br />
Für die Regelung der schwebenden <strong>Kugel</strong> sind analoge Regler durch die Ope-<br />
rationsverstärker-Schaltungen (OP-Schaltungen) zu realisieren. Der Operations-<br />
verstärker, wie in Abbildung 5.1 gezeigt, kann, abhänging von der Aussenbeschal-<br />
tung, für analoge Rechenoperationen wie Addieren/Subtrahieren oder Integrieren<br />
und Differenzieren eingesetzt werden. Die mathematischen Operationen werden<br />
hierbei auf die Eingangsspannungen angewendet [6]. Die Ausgangsspannung des<br />
OPs ist ein Vielfaches des Rechenergebnisses, daher die Bezeichnung Operati-<br />
onsverstärker.<br />
Abbildung 5.1: Schaltplansymbol des Operationsverstärkers<br />
5.1 Eigenschaften von OPs<br />
Der OP in Abbildung 5.1 hat 5 Anschlüsse: Zwei Eingänge, einen Ausgang und<br />
jeweils einen Anschluss für positive und negative Versorgungsspannung. Für<br />
die Stromversorgung werden zwei Spannungsquellen (+Vcc und −Vcc) benötigt,<br />
damit der Verstärker, bezogen auf ’Gnd’ positive und negative Ausgangsspan-<br />
nungen liefern kann.<br />
Ideale OPs besitzen folgende wichtige Eigenschaften:<br />
1. Die Eigenschaften des mit einem idealen OP realisierten Rechenverstärkers<br />
sind ausschliesslich durch die äußere Beschaltung best<strong>im</strong>mt.<br />
2. Ein idealer OP ist eine spannungsgesteuerte Spannungsquelle mit der Leer-<br />
laufspannungsverstärkung v0 → ∞.<br />
25
3. Die Eingangsspannungsdifferenz UD verschwindet bei idealen, gegengekop-<br />
pelten OPs.<br />
4. Die Differenz-Eingang<strong>im</strong>pedanz zwischen den Eingängen ist unendlich groß<br />
→ eingangseitig fliessen keine Ströme in den OP hinein oder heraus.<br />
5. Die Ausgangsspannung des OPs ist von der Belastung unabhängig. Der<br />
Ausgangswiderstand ist Null<br />
5.2 Rechenschaltungen<br />
Im Folgenden werden einige praktische OP-Schaltungen vorgestellt.<br />
5.2.1 Subtrahierer und Addierer<br />
Abbildung 5.2 zeigt die Schaltung eines Subtrahierers. Nach den Eigenschaften<br />
Abbildung 5.2: Schaltung des Subtrahierers<br />
des idealen OPs gilt folgende Gleichung:<br />
Für<br />
UDIFF =<br />
R3<br />
(1+<br />
R3 +R3<br />
R2<br />
R1<br />
R1 = R2 = R3 = R4<br />
)·Usoll − R2<br />
·Uist<br />
R1<br />
ist die Ausgangsspannung gleich der Differenz der Eingangsspannungen.<br />
UDIFF = Usoll −Uist<br />
26<br />
(5.1)<br />
(5.2)
Abbildung 5.3: Schaltung des Addierers (invertierend)<br />
Abbildung 5.3 zeigt die Schaltung eines Addierers. Für Rv1 = Rv2 = Re stellt<br />
sich eine Ausgangsspannung<br />
ein.<br />
5.2.2 Realisierung des P-,I- und D-Glieds<br />
Ureg = −(U1 +U2) (5.3)<br />
Die einzelnen Komponenten des PD- und des PID-Reglers sind auch durch eine<br />
OP-Schaltung realisierbar.<br />
Abbildung 5.4: Schaltung des P-Glieds<br />
Abbildung 5.4 zeigt die Schaltung eines invertierenden Verstärkers, also eines<br />
P-Glieds. Das Verhältnis zwischen Ein- und Ausgangsspannung ist:<br />
Ua1 = − R22<br />
·Ue1<br />
R21<br />
27<br />
(5.4)
Abbildung 5.5 zeigt die Schaltung eines Integrators, also eines I-Glieds. Für die<br />
Ausgangsspannung gilt:<br />
Abbildung 5.5: Schaltung des I-Glieds<br />
Ua2 = − 1<br />
R31C31<br />
<br />
Ue2 dt (5.5)<br />
Aufgabe A8: Die Übertragungsfunktion des I-Glieds<br />
• Leiten Sie die Übertragungsfunktion zwischen Ein- und Ausgangs-<br />
spannung nach Gleichung (5.5) her. Verwenden Sie hierfür Knoten-<br />
und Maschengleichungen.<br />
Ein idealer Differentiator ist in der Praxis nicht realisierbar. Abbildung 5.6 zeigt<br />
die Schaltung eines realen Differenzierers (D-Glieds). Durch den Vorwiderstand<br />
R41 wird die Verstärkung für hohe Frequenzen begrenzt.<br />
Abbildung 5.6: Schaltung des D-Glieds<br />
Die Übertragungsfunktion zwischen Ein- und Ausgangsspannung ist:<br />
28
Ua3<br />
Ue3<br />
= − sR42C41<br />
1+sR41C41<br />
(5.6)<br />
Das Übertragungsverhalten des realen D-Glieds entspricht der Reihenschaltung<br />
eines ideale D-Glieds mit einem VZ1-Glied (Tiefpaßfilter).<br />
5.2.3 Realisierung der analogen PID- und PD-Regler<br />
Abbildung 5.7 zeigt die Realisierung eines PID-Reglers mit <strong>einer</strong> OP-Schaltung.<br />
Die Schaltung besteht aus einem invertierenden Verstärker in Reihe mit der Par-<br />
allelschaltung aus P-Glied, I-Gleid und D-Glied, in Reihe mit einem Addierer.<br />
Falls die Widerstände R15, R16, R17 und R18 gleich sind, erhält man folgende<br />
Abbildung 5.7: Schaltung des realen PID-Reglers<br />
Übertragungsfunktion des PID-Reglers:<br />
mit<br />
Gpid = − Rv<br />
(<br />
RA<br />
Rp<br />
+<br />
R14<br />
1<br />
+<br />
sRiC1<br />
sRd2C2<br />
)<br />
1+sRdC2<br />
k(Kp +<br />
= −<br />
T2<br />
)s<br />
T3<br />
2 +k( Kp<br />
+<br />
T3<br />
1<br />
)s+<br />
T1<br />
k<br />
T1T3<br />
s(s+ 1<br />
)<br />
k = Rv<br />
, Kp =<br />
RA<br />
Rp<br />
, T1 = RiC1, T2 = Rd2C2 und T3 = RdC2<br />
R14<br />
29<br />
T3<br />
(5.7)
Abbildung 5.8: Schaltung des realen PD-Reglers<br />
DeranalogePD-ReglerhateineähnlicheStrukturwiederPID-Regler.DieÜbert-<br />
ragungsfunktion des PD-Regler aus Abbildung 5.8 ist:<br />
Kp<br />
Gpd = −k(Kp + T2<br />
(s+ )<br />
KpT3 +T2<br />
)<br />
T3 (s+ 1<br />
)<br />
Achtung: Die angegebenen Übertragungsfunktionen der analogen Reg-<br />
ler haben negative Verstärkungen. Da die Strecke auch einen negativen<br />
Faktor erhält, ist dieses Verhalten gewollt.<br />
30<br />
T3<br />
(5.8)
6 Versuchdurchführung<br />
Die Versuchsdurchführung gliedert sich in zwei Teile. Im ersten Teil sollen Re-<br />
gelstrecke, Stellglied und Sensorik in MATLAB modelliert, der Reglerentwurf<br />
durchgeführt und das Verhalten des geschlossenen Regelkreises s<strong>im</strong>uliert werden.<br />
Es folgen die Umsetzung der entworfenen Regler an der realen Strecke und die<br />
Überprüfung des Regelergebnisses.<br />
6.1 Systemanalyse und Reglerentwurf<br />
MATLAB/S<strong>im</strong>ulink ist ein mächtiges Werkzeug zur S<strong>im</strong>ulation und Analyse von<br />
dynamischen Systemen sowie zur Synthese von Reglern. MATLAB stellt diverse<br />
Methoden zur (numerischen) Berechnung und Visualisierung der dynamischen<br />
Eigenschaften von Systemen bereit, was den Reglerentwurf und die Regelkrei-<br />
sanalyse stark unterstützt [8]. S<strong>im</strong>ulink ist eine MATLAB-Toolbox, die zur Si-<br />
mulation des dynamischen Verhaltens auf Basis von Blockschaltbildern genutzt<br />
werden kann.<br />
Einige, für die Modellbildung und Reglerentwurf wertvolle Befehle, sind<br />
• tf zur Erstellung eines Systemmodells als polynomiale Übertragungs-<br />
funktion,<br />
• zpk zur Erstellung eines Systemmodells als Übertragungsfunktion in<br />
NST/PST/Verst.-Form,<br />
• series zur Ermittlung des Gesamtmodells zweier in Reihe geschalteter<br />
Systeme,<br />
• rlocus zur Darstellung der Wurzelortskuve und<br />
• sisotool zum Aufruf des single-input/single-output system design tools.<br />
Aufgabe V1: Bedienung von MATLAB<br />
• Starten Sie MATLAB durch Doppelklick auf des Programm-Icon<br />
auf dem Desktop.<br />
• Finden Sie heraus, wie die o.g. Befehle zu verwenden sind, indem<br />
Sie help Befehl <strong>im</strong> Command Window eintippen.<br />
31
6.1.1 Modellbildung mit MATLAB/S<strong>im</strong>ulink<br />
Die gesamte Regelstrecke soll nun in MATLAB nachgebildet werden. Die einzel-<br />
nen sind gegeben durch<br />
GST = 3.8<br />
s+64.1<br />
GLIN = −40<br />
s 2 −981<br />
GOPT = 42429<br />
s+143<br />
Übertragungsfunktion des Stromverstärkers<br />
Übertragungsfunktion der linearisierten Regelstrecke<br />
Übertragungsfunktion des optischen Aufnehmers.<br />
Aufgabe V2: Modellbildung in der MATLAB-Umgebung<br />
• StellenSiedieÜbertragungsfunktiondesStromverstärkersGST auf.<br />
• Stellen Sie die Übertragungsfunktion des optischen Aufnehmers<br />
GOPT auf.<br />
• Stellen Sie die Übertragungsfunktion der linearisierte Strecke GLIN<br />
auf.<br />
• StellenSiedieÜbertragungsfunktiondesoffenenunkorrigiertenRe-<br />
gelkreises Go mit GST, GOPT und GLIN auf<br />
6.1.2 Reglerentwurf mit sisotool<br />
Die Auslegung des PD- und des PID-Reglers soll nun mit Hilfe von sisotool<br />
erfolgen. Wir konzentrieren uns hierzu auf die WOK des Systems. Sind alle<br />
Realteile der Pole negative, so ist der Regelkreis theoretisch stabil. Für die<br />
Praxis ist ein deutlicher Abstand zur Imaginärachse als Stabilitätsreserve<br />
empfehlenswert.<br />
Regler I: realer PID-Regler<br />
Gleichung (6.1) gibt die Übertragungsfunktion des PID-Reglers an.<br />
GPID(s) = −1·k1 · (s−n1)(s−n2)<br />
s(s−p1)<br />
(6.1)<br />
Das negative Vorzeichen ist notwendig, um die negative Verstärkung der Ku-<br />
geldynamik zu kompensieren.<br />
32
Aufgabe V3: Betrachten Sie nun für folgende Pol/Nullstellen<br />
die WOK mit sisotool und ermitteln Sie einen geeigneten<br />
Verstärkungsfaktor k1<br />
n1 = −3.7 n2 = −20 p1 = −238<br />
• Betrachten Sie die Sprungantwort des geschlossenen Regelkrei-<br />
ses indem Sie <strong>im</strong> Menü Analysis ” Response to Step Command“<br />
auswählen.<br />
• Dokumentieren Sie die Sprungantwort.<br />
Regler II: realer PD-Regler mit Vorfilter<br />
Übertragungsfunktion des PD-Reglers ist in Gleichung (6.2) gegeben.<br />
GPD(s) = −1·k2 · s−n<br />
s−p<br />
Aufgabe V4: Betrachten Sie nun für folgende Pol/Nullstellen<br />
die WOK mit sisotool und ermitteln Sie einen geeigneten<br />
Verstärkungsfaktor k2<br />
n = −27 p = −238<br />
• Betrachten Sie die Sprungantwort des Regelkreises.<br />
• Best<strong>im</strong>men Sie den Verstärkungsfaktor V des Vorfilters durch Be-<br />
trachtung des stationären Endwertes der Sprungantwort.<br />
• Dokumentieren Sie die Sprungantwort und bewerten Sie den Re-<br />
gelkreis <strong>im</strong> Vergleich zum PID-Regler (stationäre und dynamische<br />
Eigenschaften)<br />
6.2 Implementierung<br />
6.2.1 OP-Schaltung zur Realisierung der Regler<br />
(6.2)<br />
Die beide Regler sind durch eine OP-Schaltung realisiert. Abbildung 6.1 zeigt die<br />
komplette Schaltung des Reglers. Wird der Schalter S1 geschlossen, arbeitet die<br />
Schaltung als PID-Regler. Wenn S1 geöffnet ist, ist sie ein PD-Regler. Rv, Rp,<br />
Ri und Rd sind Drehpotentiometer und jeweils mit einem 10-Gang-Drehknopf<br />
einstellbar.<br />
33
Abbildung 6.1: die Schaltung des Reglers<br />
Abbildung 6.2: das Drehpotentiometer Abbildung 6.3: der 10 Gang Drehknopf<br />
Die Daten der Bauelemente der Schaltung sind <strong>im</strong> Folgenden aufgelistet.<br />
Bauteil Wert(kΩ) Bauteil Wert(kΩ)<br />
RA 100 Rv 0 ∼100<br />
R14 10 Rp 0 ∼ 50<br />
Rd2 100 Rd 0 ∼ 20<br />
Ri 0∼ 200 C1 = C2 1 µF<br />
Tabelle 1: Bauteile der Schaltung aus Abbildung 6.1<br />
Die übrige Widerstände sind alle gleich.<br />
Aufgabe V5: Best<strong>im</strong>men Sie die Parameter für den analogen<br />
PID-Regler<br />
• Berechnen Sie die Widerstände Rv, Rp, Ri und Rd nach Aufgabe<br />
V3 und Gleichung (5.7).<br />
34
Aufgabe V6: Best<strong>im</strong>men Sie die Parameter für den analogen<br />
PD-Regler<br />
• Berechnen Sie die Widerstände Rv, Rp und Rd nach Aufgabe V4<br />
und Gleichung (5.8).<br />
6.2.2 Realisierung des Vorfilters<br />
Für den PD-Regler ist ein geeignetes Vorfilter notwendig. Abbildung 6.4 zeigt die<br />
Schaltung des Vorfilters. Das Vorfilter ist ein P-Glied. Rf ist ein Potentiometer<br />
Abbildung 6.4: die Schaltung des Vorfilters<br />
zur Einstellung des Verstärkungsfaktors. OP2 ist als invertierender Verstärker<br />
mit einem Verstärkungsfaktor V = 1 beschaltet, um eine nichtinvertierende<br />
Verstärkung zu erhalten.<br />
R3 = 1.8kΩ Rf 0 ∼ 2kΩ R1 = R2<br />
In der vorliegenden Reglerrealisierung ist die Schaltung des Vorfilters <strong>im</strong>mer in<br />
Reihe mit dem Regler geschaltet. Das bedeutet, dass das Vorfilter auch Einwir-<br />
kung auf den PID-Regler hat. Daher soll der Verstärkungsfaktor V auf 1 einge-<br />
stellt werden, wenn die Schaltung als PID-Regler arbeitet.<br />
Aufgabe V7: Best<strong>im</strong>men Sie den Widerstand Rf<br />
• Berechnen Sie den Widerstand Rf so, dass sich V = 1 ergibt.<br />
• Berechnen Sie den Widerstand Rf so, so dass sich die von Ihnen in<br />
Aufgabe V4 berechnete Verstärkungsfaktor V ergibt.<br />
35
6.3 Erprobung der Regler an der realen Strecke<br />
Die gesamte Schaltung für die Regelung ist auf <strong>einer</strong> Platine realisiert. Diese<br />
ist in <strong>einer</strong> Schaltschrankbox mit Frontplatte untergebracht. Einstellungen und<br />
Messungen können über die Frontplatte durchgeführt werden. Der Sollwert für<br />
die Lage der <strong>Kugel</strong> wird über ein Drehpotentiometer eingestellt (sieh Abbildung<br />
6.5). Auf der rechten Seite der Frontplatte können die aktuellen Werte der Poten-<br />
tiometer abgegriffen werden, sie dient zur Überprüfung der Regelereinstellungen.<br />
Abbildung 6.5: die Zeichnung der Frontplatte<br />
Aufgabe V8: Testen Sie Ihren PID-Regler<br />
• Stellen Sie die Widerstände Rf (V=1), Rv, Rp, Ri und Rd nach<br />
vorheriger Rechnung ein und überprüfen Sie die Werte mit einem<br />
Mult<strong>im</strong>eter.<br />
• Geben Sie den Lagesollwert x = 20mm ein.<br />
• Testen Sie Ihren PID-Regler.<br />
• Testen Sie den Stabilitätsbereich des Reglers durch die Lagesoll-<br />
wertänderung.<br />
36
Aufgabe V9: Testen Sie Ihren PD-Regler<br />
• Stellen Sie die Widerstände Rf, Rv, Rp, Ri und Rd nach vorheriger<br />
Rechnung ein. Überprüfen Sie die Werte mit einem Mult<strong>im</strong>eter.<br />
• Geben Sie den Lagesollwert x = 20mm ein.<br />
• Testen Sie Ihren PD-Regler.<br />
• Testen Sie den Stabilitätsbereich des Reglers durch die Lagesoll-<br />
wertänderung.<br />
Achtung: Bei der Messung der Widerstände muss die Versor-<br />
gungsspannung der Schaltung ausgeschaltet werden!<br />
Hinweis: Die Messung von Widerstandswerten in <strong>einer</strong> Schal-<br />
tung ist in der Regel nicht möglich. Überlegen, warum die<br />
Messung bei der hier vorliegenden Schaltung dennoch zulässig<br />
ist.<br />
Aufgabe V10: der Vergleich der beiden Regler<br />
• Vergleichen Sie Ihre beiden Regler und beurteilen Sie ihre Per-<br />
formance (z.B. stationäre Genauigkeit, Schnelligkeit, Stabilitätsbe-<br />
reich...)<br />
37
Literatur<br />
[1] O. Föllinger: Regelungstechnik<br />
Einführung in die Methoden und ihre Anwendung<br />
Hüthig-Verlag, Heidelberg, 1994<br />
[2] S. Liu: Skript zur Vorlesung Regelungstechnik I<br />
Technische Universität Kaiserslautern<br />
[3] Lunze: Regelungstechnik 1 5.Auflage<br />
Springer-Verlag, 2005<br />
[4] Tietze, Schenk: Halbleiterschaltungstechnik<br />
Springer-Verlag, Berlin Heidelberg<br />
[5] Datenblatt CCD-Sensor Typ TCD 133D, Toshiba<br />
[6] H. Meyer: Operationsverstärker und ihre Anwendung 2. Auflage<br />
Pflaum Verlag München, 1994<br />
[7] O.Beucher: MATLAB und S<strong>im</strong>ulink 2. Auflage<br />
Pearson Studium München 2002<br />
[8] S. Liu und C. Tuttas: Skript zur Vorlesung CAE in der Regelungstechnik<br />
Technische Universität Kaiserslautern<br />
[9] J. Hoffmann: Matlab und S<strong>im</strong>ulink<br />
Beispielorientierte Einführung in die S<strong>im</strong>ulation dynamischer Systeme<br />
Addison-Wesley, Bonn, 1998<br />
38