Sonderheft 2012 - Deutsche Gesellschaft für Endokrinologie
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Übersicht<br />
● Je nach Typ des Messgeräts muss<br />
auf die korrekte Kodierung bei<br />
jeder neuen Streifenpackung geachtet<br />
werden.<br />
● Vor dem Messen müssen die<br />
Hände gewaschen werden, eine<br />
Desinfektion ist nicht notwendig<br />
da diese falsche Werte bedingt.<br />
Zucker, Fruchtsaft, oder auch<br />
Handcremes und balsamierte Taschentücher<br />
können die Blutzuckerwerte<br />
extrem verändern. Ein<br />
Zucker von 400 mg/dl nach dem<br />
Essen einer Orange kommt beispielsweise<br />
immer wieder vor<br />
und gibt, wenn er nicht mit sauberen<br />
Händen kontrolliert wird,<br />
Anlass zu gefährlichen Korrekturboli.<br />
● Abnahmestellen an den Fingern<br />
oder Ohrläppchen geben Blutzuckerwerte<br />
sehr aktuell wieder,<br />
Stellen am Unter- und Oberarm<br />
oft nur verzögert. Die Stechhilfe<br />
sollte an der seitlichen Fingerbeere<br />
angesetzt werden. An Daumen<br />
und Zeigefinger sollte nicht<br />
gemessen werden, da hier die<br />
Berührungssensibilität im Alltag<br />
besonders wichtig ist. Entlastung<br />
der Finger können Daumenballen<br />
oder Handkante bieten. Hierbei<br />
werden mehr Geduld bei der<br />
Probengewinnung und spezielle<br />
Aufsatzkappen benötigt.<br />
● Es muss ausreichend tief und immer<br />
mit einer frischen Lanzette<br />
in der Stechhilfe gestochen werden.<br />
Heftiges Massieren oder<br />
26 <strong>Endokrinologie</strong> Informationen <strong>2012</strong>; <strong>Sonderheft</strong><br />
Quetschen der Finger, um Blut zu<br />
gewinnen, führt durch interstitielle<br />
Flüssigkeit zu falschen Werten.<br />
Aus dem gleichen Grund wird<br />
der erste Blutstropfen immer abgewischt.<br />
Erst der 2. wird <strong>für</strong> die<br />
Messung verwendet.<br />
5. Aufzeichnung von Therapie<br />
und Blutzucker<br />
Wurde alles bisher Genannte<br />
korrekt durchgeführt, so sind nun<br />
Blutzuckeraufzeichnungen notwendig,<br />
um den Behandlungserfolg einer<br />
ICT zu beurteilen. Die meisten Patienten<br />
führen manuelle Aufzeichnungen.<br />
Alternativ stehen Computerprogramme,<br />
Smartphone-Apps<br />
oder die Speicher der Messgeräte zur<br />
Verfügung. Grundlegend ist, dass<br />
neben den Blutzuckerwerten auch<br />
Kohlenhydratmengen, abgegebene<br />
Insulinmengen und besondere Aktivitäten,<br />
z. B. Sport dokumentiert<br />
werden müssen. Nur dann ist eine<br />
adäquate Beurteilung und Therapieanpassung<br />
möglich. In Kombination<br />
mit den Patientenaufzeichnungen<br />
bewährt sich das Auslesen des Messgerätespeichers.<br />
Hier sind meist nur<br />
Blutzuckerwerte und Zeitpunkte gesammelt,<br />
da<strong>für</strong> entfällt das häufig<br />
vorkommende Weglassen „unschöner“<br />
Werte. Auch Unterzuckerphasen,<br />
in denen der Patient Wichtigeres zu<br />
tun hatte, als Tagebuch zu schreiben,<br />
sind im Gerätespeicher festgehalten.<br />
Eine gute und angstfreie Arzt-Patientenbeziehung<br />
ist eine Grundvor-<br />
aussetzung da<strong>für</strong>, dass brauchbare<br />
Aufzeichnungen vorgelegt werden.<br />
Ansonsten kann es vorkommen, dass<br />
„geschönte“ Blutzuckerverläufe bis<br />
hin zu vollkommenen Phantasiewerten<br />
mitgebracht werden. Der Gebrauch<br />
mehrerer Messgeräte kann<br />
dazu führen, nur das Gerät mit den<br />
besten Werten mit in die Sprechstunde<br />
zu bringen.<br />
Fazit<br />
Eine erfolgreiche Insulintherapie<br />
setzt voraus, eine Bewusstheit <strong>für</strong><br />
mögliche Schwierigkeiten bei der<br />
Behandlung zu schaffen. Gibt es<br />
Einstellungsprobleme, sind eine<br />
Vielzahl von Zwischenschritten zu<br />
überprüfen. Diese können nicht<br />
ausschließlich an Diabetesberater<br />
oder andere Berufsgruppen delegiert<br />
werden. Für den Therapieerfolg<br />
ist eine ausführliche und<br />
gegebenenfalls auch wiederholte<br />
Patientenschulung sehr wichtig.<br />
Literaturangaben<br />
1. Böhm BO, Dreyer M, Fritsche A, et al.<br />
S3-Leitlinie Therapie des Typ-1-Diabetes.<br />
<strong>Deutsche</strong> Diabetesgesellschaft 2011<br />
2. Cureu B, Dobrinski E, Liersch J, et al. Die<br />
Injektion bei Diabetes mellitus. VDBD Verband<br />
der Diabetes-Beratungs- und Schulungsberufe<br />
in Deutschland e. V. 2011<br />
Korrespondenzadresse<br />
Dr. med. Andreas Lechner<br />
Diabeteszentrum<br />
Medizinische Klinik Innenstadt<br />
Ludwig-Maximilians-Universität<br />
andreas.lechner@med.uni-muenchen.de