Sonderheft 2012 - Deutsche Gesellschaft für Endokrinologie
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Übersicht<br />
Eine kranke Schilddrüse kann sich<br />
auf verschiedene Arten bemerkbar<br />
machen, ebenso unterschiedlich sind<br />
die Therapieformen bei der Schilddrüsenunterfunktion.<br />
Der folgende<br />
Beitrag fasst aktuelle Therapien zusammen<br />
und geht insbesondere auf<br />
5 Studien ein, die in den Jahren 2010<br />
und 2011 wichtig waren. Der Fokus<br />
liegt dabei auf der Behandlung von<br />
Hashimoto-Thyreoiditis und der<br />
endo krinen Orbitopathie.<br />
Update Schilddrüse<br />
2011<br />
Dagmar Führer<br />
4 <strong>Endokrinologie</strong> Informationen <strong>2012</strong>; <strong>Sonderheft</strong><br />
1. Selentherapie<br />
bei Schilddrüsen-<br />
erkrankungen<br />
Selen ist ein essentielles Spurenelement<br />
und wird als Selenocystein<br />
in alle 3 Dejodasen eingebaut. Die<br />
Schilddrüse enthält mehr Selen als<br />
jedes andere Organ, ein Selenmangel<br />
verstärkt pathophysiologische Effekte<br />
eines Jodmangels. In einer Literaturanalyse<br />
fasst L. H. Duntas aktuelle<br />
Studien zur Selentherapie bei Schilddrüsenerkrankungen<br />
zusammen.<br />
Hierzu wurden 7 Studien ausgewertet,<br />
darunter waren 5 randomisierte<br />
und placebokontrollierte Untersuchungen.<br />
Insgesamt bewirkte die<br />
Selentherapie einen Abfall der TPO-<br />
Antikörper und eine Verbesserung<br />
der „Schilddrüsenechogenität“. Die<br />
klinische Relevanz der Selentherapie<br />
bleibt in den Studien jedoch offen,<br />
insbesondere ist unklar, welche klinischen<br />
Konsequenzen beispielsweise<br />
ein Abfall der TPO-Antikörper<br />
hat und wie sich die Langzeitverläufe<br />
nach der Selentherapie darstellen.<br />
Dies ist insbesondere vor dem Hintergrund<br />
einer erhöhten Prävalenz<br />
von Diabeteserkrankungen nach ei-<br />
ner Selentherapie in anderen Populationen<br />
zu diskutieren.<br />
In einer aktuellen polnischen Arbeit<br />
wurde der Effekt einer Levothyroxin-<br />
und Selenomethionin-Therapie<br />
auf das Zytokinmuster (monozytäre<br />
und lymphozytäre Zytokine)<br />
und systemische Inflammationsparameter<br />
bei Frauen mit Hashimoto-<br />
Thyreoiditis untersucht (2). Insgesamt<br />
wurden 170 euthyreote Frauen<br />
mit neu diagnostizierter und zuvor<br />
unbehandelter Hashimoto-Thyreoiditis<br />
mit 41 übereinstimmenden gesunden<br />
Probandinnen untersucht<br />
und verglichen. Die Patientinnen erhielten<br />
in der doppelblinden Studie<br />
während der 6-monatige Behandlung<br />
entweder<br />
● Levothyroxin,<br />
● Selenomethionin,<br />
● die Kombination Levothyroxin<br />
plus Selenomethionin oder<br />
● Placebo.<br />
Im Vergleich zur Kontrolle zeigten<br />
Patientinnen mit Hashimoto-<br />
Thyreoiditis erhöhte monozytäre<br />
und lymphozytäre Zytokinprofile.<br />
Bei der Kombinationstherapie zeigte<br />
sich ein additiver Effekt bei der Ab-