TTEthernet voll in Bewegung - Energie & Technik
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<strong>TTEthernet</strong> <strong>voll</strong> <strong>in</strong> <strong>Bewegung</strong><br />
Copyright © TTTech Computertechnik AG. All rights reserved.<br />
Ensur<strong>in</strong>g Reliable Networks<br />
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Für den E<strong>in</strong>satz <strong>in</strong> Automobilen, Zügen, Flugzeugen und <strong>in</strong> der Raumfahrt wurden <strong>in</strong> der Vergangenheit<br />
viele spezielle Bussysteme entwickelt, welche die Anforderungen <strong>in</strong> diesen Anwendungsbereichen<br />
besonders gut erfüllen. Für artfremde Aufgaben s<strong>in</strong>d diese Bussysteme zumeist weniger gut geeignet. Über<br />
Jahre h<strong>in</strong>weg wurden daher <strong>in</strong> vielen Anwendungen mehrere Bussysteme parallel verwendet. Diese<br />
Heterogenität soll e<strong>in</strong>gedämmt werden. E<strong>in</strong> 40 Jahre altes Netzwerk verspricht Abhilfe: Ethernet.<br />
Ethernet wurde Anfang der 70er Jahre des letzten Jahrhunderts erfunden. Durch die rasante Vernetzung der<br />
Personal Computer und der Verbreitung des Internet erfuhr Ethernet e<strong>in</strong>e explosionsartige Ausbreitung.<br />
Rasch verdrängte Ethernet konkurrierende Netzwerke, wurde laufend weiterentwickelt und ist <strong>in</strong> unserem<br />
heutigen Umfeld allgegenwärtig.<br />
In den letzten Jahren wurden neue Ethernet-Varianten vor allem für den E<strong>in</strong>satz <strong>in</strong> der Automatisierung von<br />
Masch<strong>in</strong>en und Produktionsanlagen vorgestellt. Auf diese Weise sollen Büro und Industrie noch enger<br />
zusammenwachsen. Aber auch <strong>in</strong> sicherheitskritischen Anlagen, <strong>in</strong> der <strong>Energie</strong>verteilung, <strong>in</strong> Autos, Zügen,<br />
Flugzeugen und Raumschiffen verspricht der E<strong>in</strong>satz von Ethernet viel Potenzial für neue Anwendungen,<br />
Vere<strong>in</strong>fachung und Kostenersparnis.
Ethernet klassisch und <strong>in</strong> der Automatisierung<br />
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Das ursprüngliche Ziel beim Design von Ethernet war es, e<strong>in</strong> robustes Netzwerk ohne Abhängigkeit von<br />
e<strong>in</strong>er zentralen Instanz zu schaffen. Auch bei Ausfall e<strong>in</strong>es Gerätes oder Netzsegmentes soll die<br />
Kommunikation zwischen den verbleibenden Teilnehmern weiter funktionieren. Neue Teilnehmer sollen sich<br />
ohne viel Konfigurationsaufwand <strong>in</strong>s Netzwerk e<strong>in</strong>b<strong>in</strong>den lassen.<br />
Das erste Ethernet war e<strong>in</strong> Bussystem mit e<strong>in</strong>em Kabel, an dem alle Teilnehmer angeschlossen wurden<br />
(„Shared Medium“). Nach und nach wurde dieses „Shared Ethernet“ (Bus) durch „Switched Ethernet“<br />
<strong>voll</strong>ständig verdrängt.<br />
Ethernet - so wie es heute <strong>in</strong> der IT verwendet wird - ist e<strong>in</strong> Netzwerk aus vielen Punkt-zu-Punkt<br />
Verb<strong>in</strong>dungen. Es wird über zentrale Switches zusammengeschaltet, welche die richtige Weiterleitung der<br />
Nachrichten übernehmen. Mit neuen Redundanz- und Rout<strong>in</strong>g-Mechanismen schafft man mit „Switched<br />
Ethernet“ Netzwerke mit hoher Verfügbarkeit.<br />
Über die Jahre wurden viele Protokolle implementiert, die e<strong>in</strong>e Vielfalt an Diensten, Anwendungen und<br />
Leistungsklassen abdecken. TCP/IP, http oder RSTP s<strong>in</strong>d die Basis unserer heutigen Bürokommunikation.<br />
Ethernet durchdr<strong>in</strong>gt die Automatisierung<br />
Auch <strong>in</strong> der Industrie- und Prozessautomatisierung hat sich Ethernet durchgesetzt. Vor allem auf der<br />
Leitebene werden die Anlagen seit Jahrzehnten mittels Ethernet vernetzt. Auf Steuerungs- und I/O-Ebene<br />
haben sich dagegen auch aus marktpolitischen Gründen viele herstellerabhängige Feldbusse etabliert.<br />
Mit der Jahrtausendwende wurden erste Ansätze zur Anwendung von Ethernet als Feldbusersatz vorgestellt.<br />
Die große Hürde hierbei war, dass Ethernet ursprünglich nicht für den Echtzeitbetrieb entwickelt wurde.<br />
Echtzeit kann <strong>in</strong> automatisierten Anlagen, wie beispielsweise der elektronischen Synchronisierung von<br />
<strong>Bewegung</strong>sabläufen <strong>in</strong> Masch<strong>in</strong>en, die Forderung nach Verzögerungszeiten von wenigen 100µs und e<strong>in</strong>e<br />
zeitliche Präzision von unter e<strong>in</strong>er µs bedeuten. Von diesen Parametern hängt maßgeblich die Regelgüte<br />
des Prozesses ab.<br />
E<strong>in</strong>e weitere Herausforderung war die Übertragung sehr kle<strong>in</strong>er Datenmengen. Vor allem auf I/O-Ebene s<strong>in</strong>d<br />
typischerweise nur wenige Bits und Bytes zu transportieren. In diesem Fall eignen sich maßgeschneiderte<br />
Feldbusse besser, da Ethernet e<strong>in</strong>e kle<strong>in</strong>stmögliche Paketlänge von 64 Byte vorsieht.<br />
Steuerungshersteller <strong>in</strong>vestieren viel Zeit und Geld, um Ethernet <strong>in</strong> der Automatisierung e<strong>in</strong>zusetzen, denn<br />
es bestehen e<strong>in</strong>e Reihe von besonderen Vorteilen, die Ethernet im Vergleich zu Feldbussen aufweist:<br />
Nur e<strong>in</strong> Netzwerk für unterschiedliche Dienste (I/O, Multimedia, Fernwartung, …) und damit verbundene<br />
Kostenersparnis<br />
Verstärkter E<strong>in</strong>satz von Web-Technologie <strong>in</strong> der Automatisierung<br />
Integration und Nutzung etablierter, kostengünstiger IT-<strong>Technik</strong>
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Reduzierter Schulungsaufwand im Vergleich zu sehr speziellem Feldbuswissen<br />
Durchgängige, nahtlose Kommunikation ohne Systemgrenzen, von der Leitebene zur I/O-Ebene<br />
Reduzierter Wartungs- und Installationsaufwand<br />
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Mittlerweile unterstützen die meisten der vorgestellten Echtzeit-Ethernet-Systeme für die Automatisierung<br />
auch sicherheitsrelevante Anwendungen. Die Schwerpunkte <strong>in</strong> diesem Bereich liegen auf der sicheren<br />
Erkennung von gefährlichen Zuständen <strong>in</strong> Masch<strong>in</strong>en und Anlagen sowie der Verh<strong>in</strong>derung von Unfällen und<br />
Beschädigungen. Die Sicherheitsanforderungen <strong>in</strong> der Automatisierung unterscheiden sich jedoch<br />
wesentlich von jenen <strong>in</strong> Automobilen, Flugzeugen oder Zügen. Können Masch<strong>in</strong>en <strong>in</strong> kritischen Situationen<br />
durch die Sicherheitstechnik meist zum Stillstand gebracht werden, so ist dies bei mobilen Anwendungen<br />
nicht immer möglich. Dort muss auch im Fehlerfall e<strong>in</strong> sicherer Betrieb gewährleistet werden.<br />
Ethernet fährt Auto<br />
Der nächste logische Schritt ist die Verwendung von Ethernet für Funktionen <strong>in</strong> Automobilen. Mit höchster<br />
Wahrsche<strong>in</strong>lichkeit wird es sich dabei um die Kommunikation von Daten im Umfeld von Kamerasystemen<br />
handeln. E<strong>in</strong> Seriengang e<strong>in</strong>er solchen Anwendung ist noch vor 2015 zu erwarten. BMW<br />
wird im Zeitraum 2014 bis 2015 Ethernet im Fahrerassistenzbereich e<strong>in</strong>setzen,<br />
wobei Videokameras mit e<strong>in</strong>em zentralen Steuergerät verbunden werden [1].<br />
Allgeme<strong>in</strong> s<strong>in</strong>d typische Anwendungen für Ethernet solche, bei denen<br />
höhere Datenmengen verarbeitet werden. E<strong>in</strong> Beispiel dafür s<strong>in</strong>d passive<br />
Sicherheitssysteme wie die Spurhalteassistenz (Lane Departure<br />
Warn<strong>in</strong>g). E<strong>in</strong> nächster Schritt wird die Verwendung von Ethernet <strong>in</strong><br />
aktiven Sicherheitssystemen darstellen. E<strong>in</strong> Beispiel dafür ist die<br />
Automatische Notbremsung (Active Brake Assist).<br />
Durch den E<strong>in</strong>satz von Ethernet besteht die f<strong>in</strong>anziell sehr <strong>in</strong>teressante Möglichkeit, die Anzahl der<br />
Endsysteme zu reduzieren und mehrere verteilte Funktionen auf wenigen Steuergeräten zu <strong>in</strong>tegrieren.<br />
Dieser Ansatz ist nur dann möglich, wenn die Bandbreite ohne statistische Schwankungen des<br />
Netzwerkverkehrs genau und determ<strong>in</strong>istisch aufgeteilt werden kann und Bitraten garantiert werden können.<br />
Auch <strong>in</strong> der Automobil<strong>in</strong>dustrie gibt es ähnliche Schlüsselfaktoren wie im IT-Bereich, die zum E<strong>in</strong>satz von<br />
Ethernet führen. Möglichst viele Funktionen im Automobil sollen <strong>in</strong> leistungsfähigen Rechnern zusammen<br />
gefasst werden. Die Kosten für die Gesamtarchitektur sollen durch möglichst ger<strong>in</strong>gen<br />
Verkabelungsaufwand und vere<strong>in</strong>heitlichte Komponenten optimiert werden.<br />
Öffnet man die Motorhaube e<strong>in</strong>es modernen Autos der Oberklasse, s<strong>in</strong>d verschiedene Bussysteme (LIN,<br />
CAN, FlexRay, MOST), die bis zu 70 Steuergeräte mite<strong>in</strong>ander vernetzen, ke<strong>in</strong>e Seltenheit: Diese<br />
Heterogenität erhöht Kosten, Gewicht und <strong>Energie</strong>verbrauch. Die <strong>voll</strong>ständige Beherrschung und Wartung<br />
dieser Netzwerke ist nur mit mehreren, ganz speziellen Steuer- und Diagnosegeräten möglich. Die dafür<br />
nötigen Anschaffungs- und Tra<strong>in</strong><strong>in</strong>gskosten s<strong>in</strong>d für Werkstätten sehr hoch. Um Daten zwischen den
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e<strong>in</strong>zelnen Netzwerken auszutauschen, s<strong>in</strong>d Gateways notwendig. Die Reduktion der Bussysteme könnte zur<br />
Senkung der Entwicklungskosten und Komplexität beitragen.<br />
Darüber h<strong>in</strong>aus kommen mit dem Beg<strong>in</strong>n der Elektrifizierung des Antriebsstranges und auf Grund der weiter<br />
steigenden Anzahl von Funktionen neue Architekturansätze der Fahrzeugtopologien stärker zum Tragen.<br />
Bereits heute gibt es mögliche Lösungsansätze mit dem Ziel, die Funktions<strong>in</strong>tegration sowie die Vernetzung<br />
sicherheitsrelevanter Systeme zu erhöhen. Dazu zählen Doma<strong>in</strong>rechnerstrukturen mit hoher<br />
Funktions<strong>in</strong>tegration und kostenoptimierte Architekturen mit H<strong>in</strong>blick auf e<strong>in</strong> kabelarmes Fahrzeug.<br />
Backbone-Systeme s<strong>in</strong>d dafür ideal geeignet. E<strong>in</strong>e erhöhte Zuverlässigkeit <strong>in</strong> der Datenkommunikation kann<br />
für sicherheitsrelevante Anwendungen über redundante Netzwerkpfade realisiert werden.<br />
Das Bussystem Ethernet kann allen diesen Anforderungen zu großen Teilen gerecht werden. Ethernet bietet<br />
e<strong>in</strong> hohes Maß an vorhandenem Know-how und ermöglicht durch die Wiederverwendung von bereits<br />
bestehenden Software-Stacks kurze Produkte<strong>in</strong>führungszyklen. Mittlerweile wird im Fahrzeug die<br />
Diagnosefunktionalität und Update-Programmierung über das Internet Protokoll (IP) sichergestellt.<br />
Berücksichtigt man die Reife der Ethernet-Technologie, ist hier Potenzial für die Verwendung <strong>in</strong> anderen<br />
Anwendungsbereichen mit Bedarf nach höherer Bandbreite durchaus vorhanden. Dazu zählen z.B.<br />
Fahrerassistenzsysteme und Backbone-Lösungen.<br />
Durch den E<strong>in</strong>satz von Ethernet besteht die Möglichkeit, die Anzahl der Endsysteme zu reduzieren und<br />
mehrere verteilte Funktionen auf wenigen Steuergeräten zu <strong>in</strong>tegrieren. Dieser Ansatz ist nur dann möglich,<br />
wenn die Bandbreite ohne statistische Schwankungen des Netzwerkverkehrs genau und determ<strong>in</strong>istisch<br />
aufgeteilt werden kann.<br />
Neue Anforderungen an die Datenkommunikation<br />
Die verschiedenen Anwendungen <strong>in</strong> heutigen und künftigen <strong>in</strong>dustriellen Anwendungen stellen<br />
unterschiedliche, zum Teil gegensätzliche Anforderungen an e<strong>in</strong> Netzwerk:<br />
Determ<strong>in</strong>ismus und Zeitverhalten<br />
Daten für hochverfügbare Systeme und strikte Sicherheitsanforderungen müssen mit determ<strong>in</strong>istischem<br />
Zeitverhalten mit ger<strong>in</strong>gsten Toleranzen übertragen werden. Diese Regelungssysteme basieren meist<br />
auf synchroner Kommunikation. Die Regelgüte fordert dabei ger<strong>in</strong>gste Variabilität der<br />
Nachrichtenlaufzeiten (Jitter).<br />
Daten für Steuerungsfunktionen, die nicht sicherheitsspezifisch s<strong>in</strong>d, stellen weniger restriktive<br />
Anforderungen an das Zeitverhalten. Seltene Verzögerungen werden toleriert und führen nicht zu<br />
kritischen Zuständen. Die Daten treten zumeist nicht zyklisch zu fix vorgegebenen Zeiten auf, sondern<br />
werden bei Bedarf übertragen. Für diese Art von Daten wird normalerweise e<strong>in</strong>e gewisse Bandbreite<br />
reserviert, um e<strong>in</strong>e entsprechende Dienstqualität zu gewährleisten (QoS).
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E<strong>in</strong>e dritte Klasse von Daten, wie z.B. Informationen zur Diagnose, stellt ke<strong>in</strong>e engen Anforderungen <strong>in</strong><br />
Bezug auf zeitliche Präzision an das Netzwerk. Komplette Ausfälle s<strong>in</strong>d zumeist unkritisch. Diese Daten<br />
sollen nur dann übertragen werden, wenn es ke<strong>in</strong>e zeitkritischen Daten, oder Daten mit reservierter<br />
Bandbreite zu übertragen gilt (best-effort).<br />
Übertragungsbandbreite<br />
Die Steuer- und Regelelektronik <strong>in</strong> <strong>in</strong>dustriellen Anwendungen hat derzeit e<strong>in</strong>e Bandbreitenanforderung<br />
von wenigen MBit/s. Bei Updates, Diagnose oder beim Laden neuer Programme kann der<br />
Bandbreitenbedarf steigen.<br />
Multimediaanwendungen,<br />
Bandbreitenbedarf.<br />
wie Sprach- und Videodaten haben e<strong>in</strong>en deutlich höheren<br />
Auch Diagnose- und Wartungsfunktionen erfordern höhere Bandbreite.<br />
Verfügbarkeit, Zuverlässigkeit und Sicherheit<br />
Sicherheitsrelevante Systeme s<strong>in</strong>d auch im Fehlerfall funktionstüchtig zu halten. Das Netzwerk muss e<strong>in</strong><br />
hochverfügbares Redundanzkonzept anbieten.<br />
Für die Vernetzung mancher Sensoren ist es ausreichend, Sicherheit und Verfügbarkeit wie <strong>in</strong> der<br />
Automatisierung zu realisieren. Die Daten müssen mit ausreichender Sicherheit übertragen werden<br />
können.<br />
Unkritische Anwendungen wie Diagnosesysteme benötigen ke<strong>in</strong>e zusätzlichen Verfügbarkeits- und<br />
Zuverlässigkeitsmechanismen. Die Standard-Ethernet Funktionen s<strong>in</strong>d <strong>voll</strong>kommen ausreichend.<br />
Die Echtzeitlösung <strong>TTEthernet</strong><br />
Bei Autos, Flugzeugen oder anderen Fahrzeugen handelt es sich um geschlossene Systeme. Anders als im<br />
Büro, wo Geräte an- und abgekoppelt werden, bleibt die Anzahl der Geräte und die Netzwerktopologie<br />
statisch. Auf dieser Basis lässt sich das Zeit- und Lastverhalten des Netzwerks genau vorherbestimmen.<br />
Dies ist der Kernansatz von <strong>TTEthernet</strong> [2] das von TTTech Computertechnik AG entwickelt wurde. TT steht<br />
für time-triggered (zeitgesteuert) und bedeutet, dass zeitkritische Nachrichten nach e<strong>in</strong>em genauen Zeitplan<br />
über das Netzwerk transportiert werden. Auf diese Weise lässt sich <strong>TTEthernet</strong> auch für die höchste<br />
Sicherheitsklasse, bei der das Leben von Menschen von der zuverlässigen Funktion e<strong>in</strong>es Systems<br />
abhängen kann, e<strong>in</strong>setzen. Darüber h<strong>in</strong>aus ist <strong>TTEthernet</strong> offen für alle bekannten, auf klassischem Ethernet<br />
verwendeten Protokolle. Das heißt, dass am gleichen Netzwerk Web-Anwendungen, IP-Sprachübertragung,<br />
Telemetriedaten, Multimediastreams und Diagnose<strong>in</strong>formationen übertragen werden können.<br />
Selbstverständlich haben die zeit- und sicherheitskritischen Daten immer absoluten Vorrang.
<strong>TTEthernet</strong> hebt ab<br />
NASA Orion Raumschiff<br />
Artist’s Concept, Stephan C. Hartman,<br />
Lockheed Mart<strong>in</strong> Corporation<br />
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<strong>TTEthernet</strong> wird unter anderem als Backbone-System im<br />
NASA Orion Raumschiff, dem Nachfolger des Space Shuttle<br />
[3] e<strong>in</strong>gesetzt. Ausschlaggebend für den E<strong>in</strong>satz von<br />
<strong>TTEthernet</strong> waren die Skalierbarkeit und Konformität<br />
entsprechend <strong>in</strong>ternationaler Standards, sowie die<br />
Möglichkeit kostengünstige Komponenten zu verwenden.<br />
Außerdem s<strong>in</strong>d die komplexen Anforderungen verteilter<br />
Systeme <strong>in</strong> der Raumfahrttechnik sehr gut mithilfe von<br />
<strong>TTEthernet</strong> realisierbar. Das System gewährleistet die<br />
Integration mit anderen Ethernet-basierten Netzwerken oder<br />
bestehenden Systemen.<br />
E<strong>in</strong> weiteres typisches Anwendungsgebiet für <strong>TTEthernet</strong> s<strong>in</strong>d hochverfügbare Systeme, bei denen e<strong>in</strong><br />
Ausfall mit hohen Kosten verbunden ist. E<strong>in</strong> Beispiel dafür s<strong>in</strong>d Safety Management Systeme und Offshore-<br />
W<strong>in</strong>dturb<strong>in</strong>en. Darüber h<strong>in</strong>aus wird <strong>TTEthernet</strong> <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Reihe von Aerospace-Projekten e<strong>in</strong>gesetzt und es<br />
gibt Interesse aus der Mediz<strong>in</strong>technik und verwandten Bereichen. Diese Anwendungsgebiete haben<br />
Geme<strong>in</strong>samkeiten <strong>in</strong> ihren Anforderungen: hohe Verfügbarkeit, zeitliche Präzision und unterschiedliche<br />
Dienste auf e<strong>in</strong>em e<strong>in</strong>heitlichen, kostengünstigen, standardisierten Netzwerk.<br />
Drei Kommunikationsklassen<br />
<strong>TTEthernet</strong> wurde für die reibungslose, parallele Übertragung von Daten mit harten, weichen und ke<strong>in</strong>en<br />
Echtzeitanforderungen, sowie unterschiedlichen Sicherheits- und Verfügbarkeitskriterien geschaffen. Auf<br />
Grund durchgängig kollisionsfreiem Senden und Empfangen von Daten wird die Bandbreite von Ethernet<br />
optimal ausgenützt. Bei <strong>TTEthernet</strong> werden drei Kommunikationsklassen unterschieden:
Zeitgesteuerte Kommunikation<br />
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Die zeitgesteuerte Kommunikation entspricht dem SAE 6802 Standard [4]. Die Daten werden zeitgesteuert<br />
über das gesamte Netzwerk übertragen. Sender, Empfänger und alle dazwischen liegenden Komponenten<br />
wissen auf Grund e<strong>in</strong>es vorkonfigurierten Fahrplans zu welchem Zeitpunkt welche Daten von wo woh<strong>in</strong><br />
übertragen werden sollen. Quittierungen s<strong>in</strong>d nicht notwendig, da der Zeitplan jedem Teilnehmer vorliegt.<br />
Die Bandbreite wird optimal genützt. Fehlende Daten werden auf diese Weise erkannt und das System kann<br />
darauf sicher reagieren.<br />
Diese Kommunikation betrifft vor allem sicherheitsrelevante Systeme, die im Fehlerfall funktionstüchtig zu<br />
halten s<strong>in</strong>d. Das Netzwerk muss im Fall e<strong>in</strong>er zukünftigen elektronischen Lösung e<strong>in</strong> hochverfügbares<br />
Redundanzkonzept anbieten. Regelungssysteme mit hoher Verfügbarkeit basieren meist auf synchroner<br />
Kommunikation. Die Regelgüte fordert dabei ger<strong>in</strong>gste Variabilität der Nachrichtenlaufzeiten (Jitter).<br />
Rate-constra<strong>in</strong>ed Kommunikation<br />
Die rate-constra<strong>in</strong>ed Kommunikation wird nach dem ARINC 664 Part 7 Standard [5] abgewickelt. E<strong>in</strong>e<br />
Integration mit AVB (Audio/Video Bridg<strong>in</strong>g) wäre aber ebenfalls möglich. Für diese Art von Kommunikation<br />
ist Bandbreite am Netzwerk reserviert. Wenn zu e<strong>in</strong>em Zeitpunkt ke<strong>in</strong>e zeitgesteuerte Kommunikation<br />
gebucht ist, kann rate-constra<strong>in</strong>ed Kommunikation mit vordef<strong>in</strong>ierter Bandbreite durchgeführt werden. Dieses<br />
Verfahren entspricht <strong>in</strong> etwa den bekannten QoS (Quality of Service) Mechanismen für Sprach- und<br />
Multimediaübertragung auf Ethernet. Rate-constra<strong>in</strong>ed Kommunikation gewährleistet, dass bestimmte Daten<br />
mit e<strong>in</strong>er vordef<strong>in</strong>ierten Bandbreite am Netzwerk übertragen werden können.<br />
Die rate-constra<strong>in</strong>ed Kommunikation kann für Anwendungen mit weniger restriktiven Anforderungen<br />
e<strong>in</strong>gesetzt werden z.B. für Audio und Videoanwendungen. Seltene Verzögerungen werden toleriert. Die<br />
Daten treten zumeist nicht zyklisch zu fix vorgegebenen Zeiten auf, sondern werden bei Bedarf übertragen.<br />
Für diese Art von Daten kann e<strong>in</strong>e gewisse Bandbreite reserviert werden, um e<strong>in</strong>e entsprechende<br />
Dienstqualität zu gewährleisten.<br />
Best-effort Kommunikation<br />
Best-effort Kommunikation entspricht dem Standard-Ethernet IEEE 802.3 [6]. In den Intervallen zwischen<br />
dem Versenden der zeitgesteuerten und der rate-constra<strong>in</strong>ed Daten, können alle anderen Daten übertragen<br />
werden, bei denen ke<strong>in</strong>e Übertragungsqualität (QoS) garantiert werden muss. Sobald aber zeitgesteuerte<br />
oder rate-constra<strong>in</strong>ed Daten auftreten, kann die best-effort Kommunikation unterbrochen werden. E<strong>in</strong><br />
Beispiel dafür stellen Diagnosedaten dar, die ke<strong>in</strong>e engen Anforderungen <strong>in</strong> Bezug auf zeitliche Präzision an<br />
das Netzwerk haben. Ausfälle s<strong>in</strong>d unkritisch.<br />
<strong>TTEthernet</strong> kann als Erweiterung bestehender Ethernetsysteme gesehen werden, denn IEEE 802.3 ist die<br />
Basis von <strong>TTEthernet</strong>. Dieses wird um zeitgesteuerte und rate-constra<strong>in</strong>ed Mechanismen ergänzt. Dadurch<br />
wird nicht nur e<strong>in</strong>e e<strong>in</strong>fache Migration von Standard-Ethernet Anwendungen ermöglicht sondern es können<br />
auch derzeit verfügbare, kostengünstige Ethernet-Controller verwendet werden. Gleichzeitig ist damit die<br />
Unabhängigkeit von der konkreten Implementierung e<strong>in</strong>es Physical Layers gegeben.
Ausblick<br />
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<strong>TTEthernet</strong> unterstützt time-triggered, rate-constra<strong>in</strong>ed und best-effort Kommunikation<br />
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Vor allem bei höherem Bedarf an Bandbreite bieten sich Ethernet-Lösungen an, die 100 MBit/s und<br />
potenziell auch mehr unterstützen können. Entsprechend dem Wunsch nach e<strong>in</strong>em möglichst e<strong>in</strong>heitlichen<br />
Kommunikationsprotokoll mit hohem Wiederverwendungspotenzial wird Ethernet vermehrt E<strong>in</strong>zug im<br />
Anwendungen mit hohen Anforderungen an Verfügbarkeit und Sicherheit von Systemen f<strong>in</strong>den. Dabei<br />
werden zusätzliche Flexibilität, Kosteneffizienz und die reibungslose Komb<strong>in</strong>ation mit anderen Bussystemen<br />
ermöglicht.<br />
Die genannten Kommunikationsklassen von <strong>TTEthernet</strong> entsprechen sehr gut den Anforderungen an e<strong>in</strong><br />
solches Netzwerk. Auf diese Weise öffnet <strong>TTEthernet</strong> den E<strong>in</strong>satz von Ethernet für alle<br />
Anwendungsbereiche. Von klassischen Web-Diensten bis zu zeit- und sicherheitskritischen<br />
Steuerungssystemen stellt das Netzwerk alle dafür notwendigen Dienste zur Verfügung. Durch die<br />
Unterstützung von Standard-Ethernet können bestehende Ethernet-Netzwerke e<strong>in</strong>fach <strong>in</strong> e<strong>in</strong> <strong>TTEthernet</strong>-<br />
Netzwerk migriert werden. Die Netzwerke können mit <strong>TTEthernet</strong>-fähigen Switches und Endgeräten<br />
schrittweise <strong>in</strong> Richtung zeit- und sicherheitskritischer Kommunikation erweitert werden. Änderungen an<br />
bestehenden Anwendungen s<strong>in</strong>d nicht notwendig.
Literaturh<strong>in</strong>weise<br />
[1] The Hansen Report on Automotive Electronics. November 2010.<br />
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[2] TTA-Group: <strong>TTEthernet</strong>-Spezifikation. 2008. (http://www.ttagroup.org/ttethernet/specification.htm)<br />
[3] Walko, J.: TTTech, NASA Team on <strong>TTEthernet</strong> for Space Apps. EETimes. 2009.<br />
(http://www.eetimes.com/electronics-news/4195051/TTTech-NASA-team-on-<strong>TTEthernet</strong>-for-space-apps)<br />
Page 9<br />
[4] SAE: AS6802 – SAE Standards. 2010.<br />
(http://www.sae.org/servlets/works/documentHome.do?comtID=TEAAS2D&docID=AS6802&<strong>in</strong>putPage=wIp<br />
SdOcDeTaIlS)<br />
[5] ARINC: Specification 664P7-1. 664P7-1 Aircraft Data Network, Part 7, Avionics Full-Duplex Switched<br />
Ethernet Network. 2009. (https://www.ar<strong>in</strong>c.com/cf/store/catalog_detail.cfm?item_id=1269)<br />
[6] IEEE: IEEE 802.3: CSMA/CD (Ethernet) ACCESS METHOD.<br />
(http://standards.ieee.org/about/get/802/802.3.html)<br />
Kontakt<br />
TTTech Computertechnik AG<br />
Schönbrunner Straße 7<br />
A-1040 Wien, Österreich<br />
Tel.: +43 1 585 34 34-0<br />
Fax: +43 1 585 34 34-90<br />
E-mail: products@tttech.com<br />
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