KONZEPTE 32 1 2 4 1 Auf 160 qm verteilen sich im Salon „Frank Köster“ vier Bereiche: der Damensalon, ein großer offener, kommunikativer Bereich, etwas abgelegen der Herrensalon und im hinteren Teil der Räumlichkeiten eine Kosmetikkabine und drei individuelle, intime Salons. 2 Der Damensalon, großzügig und offen und bewusst – auch als Kontrast zum Her ren bereich – in einem helleren Holzton gehalten. 3 Der Herrensalon. Eine Art Retro-Barber-Shop mit antiken Friseurstühlen aus den 50er-Jahren und mit dunklem Holz versehen – ein Ambiente, das „Zigarrenloungeatmosphäre“ verströmt. 4 Die eher funktionale oder puristische Gestaltung wird für den Kunden (und natür - lich auch für den Friseur) durch gezielte Materialwahl, Beleuchtung und Dekoration „wohnlich“ gemacht und die klaren Linien nahezu unmerklich, aber emotional ansprechend, aufgelöst. 3 <strong>CLIPS</strong> – FÜR DIE BESTEN DEZEMBER 2012
Weniger ist mehr. Bereits im vergangenen Jahrhundert plädierte Mies van der Rohe, der die damalige Detailverliebtheit in der Architektur anprangerte, für die Reduzierung aufs Wesentliche. Sein Spruch ist heute noch aktuell und längst sind die Themen Purismus und Reduzierung auf das Wesentliche auch in Friseursalons angekommen. Hier aber „wärmer“ als zu van der Rohes Zeiten. Nach dem Motto: Reduziert, aber bitte mit Gefühl, bleibt Schönes sichtbar, während Notwendiges hinter Milchglas-Schiebesystemen, edlen Paravents, in Touch On-Schubladen oder hinter eingezogenen Wänden verschwindet. Klingt zunächst nach stylishem „Schöner Wohnen-Ambiente“, ist es aber nicht: „Funktion, Gestaltung und Dekoration – das sind die grundlegenden Elemente in der Wichtigkeit ihrer Reihenfolge, die für eine zeitgemäße und bedürfnisorientierte Gestaltung von Friseursalons in der heutigen Zeit nötig sind“, weiß der Architekt Alexander Gärtner aus Darmstadt, der die Pläne für den Umbau des Salons von Frank Köster im Hamburger Hotel „Vier Jahreszeiten“ entworfen und umgesetzt hat. Als „Handwerker“ spielt für den Friseur die Funktion seiner „Werkstatt“ die Schlüsselrolle. Der Salon muss funktionell sein, damit die täglichen Arbeitsabläufe reibungslos, hygienisch und so zeitsparend und effektiv wie möglich funktionieren. An zweiter Stelle steht die Gestaltung, anhand derer erreicht wird, dass die „Werkstatt“ zum kreativen Arbeitsbereich werden kann. Da Um- oder Neubauten in einem Friseursalon im Schnitt ca. alle 10 bis 15 Jahre vorgenommen werden, gilt es bei der Gestaltung zeitlos und hochwertig zu bleiben. Durch diesen Ansatz kommt es automatisch zu einer klaren, stark strukturierten Linienführung im Salonentwurf. „Obwohl der Friseur ein Trendsetter ist und seine Kunden mit Mode begeistert, achten wir beim Salonentwurf darauf, dass möglichst keine modischen Elemente zu finden sind“, verrät Alexander Gärtner. Denn die Lebensdauer von Trendfarben und gestalterischen Gimmicks sei schließlich kürzer als die Nutzungsdauer eines hochwertigen Friseursalons. Daraus ergebe sich fast automatisch eine zurückhaltende Gestaltung, die von Kunden oftmals als absichtlich puristisch wahrgenommen <strong>CLIPS</strong> – FÜR DIE BESTEN DEZEMBER 2012 werde, so Gärtner. Aus der Sicht des Architekten ist es jedoch weniger Purismus, sondern vielmehr die Reduzierung auf das tatsächlich Nötige. Um den Salon trotz seiner funktionalen oder puristischen Gestaltung für den Kunden (und natürlich auch für den Friseur) „wohnlich“ zu machen, wird versucht, durch eine gezielte Materialwahl, Beleuchtung und Dekoration die klare Linie wieder aufzulockern. Um dem Friseur die Möglichkeit zu geben, Aussehen und Stimmung im Salon zu verändern, wird meist auf leicht zu verändernde Materialien und Objekte im Salon gesetzt, so z. B. Tapeten als Wandbekleidung, die bekanntlich kosten- und zeitgünstig durch einen Maler vor Ort ausgetauscht werden können. Ein weiteres, gerne eingesetztes Mittel sind wandfüllende Stoffdrucke in einem Systemrahmen montiert, die ohne nennenswerten Aufwand innerhalb weniger Minuten vom Friseur selbst ausgewechselt werden können. Durch große Motive dieser Art lässt sich die Gestaltung der Räumlichkeiten schnell und einfach an den jeweils aktuellen Trend anpassen, ohne tiefgreifende Änderungen am eigentlichen Salon durchführen zu müssen. Nach ähnlichen Konzeptionsgedanken wurde der LA BIOSTHETIQUE Salon „Frank Köster“ im Hamburger Hotel „Vier Jahrszeiten“ erfolgreich umgebaut. Der Salon teilt sich in vier Bereiche: den Damensalon, der bewusst in einem helleren Holzton gehalten wurde und einen großen offenen, kommunikativen Bereich. Der Herrensalon, eine Art Retro-Barber-Shop mit antiken Friseurstühlen aus den 50er-Jahren, ist deutlich kleiner, etwas abgelegen, mit dunklem Holz versehen und mit eigenem Garderoben- und Produktbereich. Im hinteren Teil der Räumlichkeiten befinden sich eine Kosmetikkabine und drei individuelle, intime Salons. Letztere waren am Standort Hotel Vier Jahreszeiten nötig geworden, um VIP Kunden zu betreuen, die nicht im „öffentlichen Bereich“ behandelt werden möchten. Jede der Kabinen wurde unterschiedlich angelegt, und mittels Tapeten, Lampen und Dekorationsobjekten wurde für individuelle Stimmung gesorgt. Anfangs aus einer schlichten Notwendigkeit geboren, sind die „kleinen Salons“ mittlerweile zu einer Art Markenzeichen im Salon von Frank Köster geworden und werden von vielen Kunden, die Wert auf Ruhe und Diskretion legen, geschätzt. Als Architekt sieht Alexander Gärtner puristisches Design keineswegs als eine Gestaltungsidee, sondern vielmehr als schlichte Notwenigkeit. „Die Gestaltung kommt an der Stelle ins Spiel, wenn es darum geht, das Puristische aufzubrechen, um eine sympathische, emotionale Atmosphäre zu schaffen“, fasst er seine Ansprüche für die Gestaltung eines modernen, bedürfnisorientierten Friseursalons zusammen. ➛ Frank Köster – hier mit Ehefrau Mar leen Van den Berghe, die für Rezeption und Organisation zu - stän dig ist, und den beiden Kindern Felix und Annika – leitet einen Salon mit Tradition. Die Familie Köster ist bereits in dritter Generation am Standort Hamburg vertreten. Für den Umbau des Salons im Ham- bur ger Hotel „Vier Jahreszeiten“ konnte, da der Hotelbetreiber an das Fundament ran musste, ein kompletter Neustart realisiert wer- den, wobei auch die Umbaukosten von 160 Tausend Euro teilweise vom Hotel übernommen wurden. www.friseurkoester.de KONZEPTE 33