Teil 2 Grenzen ausloten Terminologische Skizzen
319 Transzendentalen in die Immanenz der menschlichen Welt zeigt, wie wenig ‚absolut‘ das Transzendentale tatsächlich verstanden wird. Die Makro- Ebene der gedachten Potentialität wirkt auf die Meso-Ebene ein. Der Mensch ‚setzt‘ etwas, und das gilt dann für ihn (oder, wie im Falle des Rechts und Gesetzes, sogar für eine Gesellschaft [wobei Recht und Gesetz vergessen, daß eine Gesellschaft, gleich welcher Art, realiter nur aus Individuen bestehen kann]). Wer glaubt, glaubt sogar die Existenz eines Geglaubten erfahren zu haben. – Eine weitere (sprachliche) Schwierigkeit entsteht, wenn von den „Attributen des Seienden“ gesprochen wird (ib. 28). Das ewig unveränderliche „Sein“ kann keine Akzidentia haben; die müßten dann auch ewig und unveränderlich sein (doch vgl. oben zur Sensitivität ohne Akzidentia). Dann wäre das Sein nicht mehr absolut. Vom absoluten Sein etwas auszusagen, wird allemal leer. – Es war ein fataler Übersetzungsfehler der christlichen Missionare, in Bezug auf den Hinduismus von Göttern zu sprechen. Ihnen kommt nach hinduistischer Lehre kein absolutes Sein zu. Sie sind engelhaft. Die Doppeldeutigkeit von „zeitlos“ als absolut außerhalb aller Zeitlichkeit stehend oder als nicht auf einen Zeitpunkt bzw. raum bezogen wurde oft nicht beachtet. Die aeternitas bildet einen infinit großen Zyklus (in den Vergehen und Werden durchaus hineinpassen können; vgl. das altindische ºx£ [cakraḥ], das Weltenrad); die Linearität ohne Anfang und Ende wurde im Mittelalter sempiternitas genannt. In letzterem Fall kann „Sein“ kein „ist“-Präsens haben, denn das Präsens ist bereits eine temporale Einengung. Im zweiten Teil seiner Dichtung über das „Sein“ tadelt Parmenides, daß die Menschen Gegensätze geschaffen haben, z. B. das Licht und die Nacht. Sie nennen die „Formen“ (Akk. Plur.: µορφ0ς) je anders und scheiden die „Gestalten“ (Akk. Sing.: δέµας), wo es doch Mischung und von beidem zugleich in jeder gebe. Will sagen: die Dinge lassen sich nicht säuberlich voneinander trennen, auch das Denken, die sinnliche Wahrnehmung und ihre Benennungen nicht. Der Mensch muß „ganzheitlich“ (holistisch) denken und agieren. Durch die Namengebung mit Hilfe der Sprache(n) wurde die Realität auf den Menschen hin relativiert, und zwar hin zu individuellen, statischen Realitäten (vgl. die Zeichen-im-Gebrauch; s. unten). Die abendländische Philosophie hängt seit Parmenides’ Zeiten am „Sein“ oder vielmehr: am Sprachelement (Wort) „Sein“ oder noch genauer: am altgriech. Wort für „Sein“ (εναι). Dabei hat es die gelehrten Männer (und später auch wenigen Frauen) nicht gestört, daß und wie stark die Sprache die ‚Weltsicht‘ (die Perspektivität) dominiert. Gerade das Dt. kennt im Grunde nur statische Verben und muß Prozesse umständlich
320 umschreiben. – Beispiel: Das Präsens drückt im Deutschen Dauer, Statik aus (vgl. ich sitze, schlafe, gehe, kaufe ein usw.). Selbst Prozesse werden statisch gesehen (ich denke, ich gehe), als hätten sie Dauer, als dauerten sie (es blitzt, womit man das kurzzeitige Aufleuchten und sein für die Augen sekundenlanges Abklingen meint). Selbst Prozesse wie ich werde gebrauchen dasselbe Präsens, und ähnlich in der Vergangenheit, in der heute sogar das Perfekt (ich bin geworden ~ ich existiere) als präsentisches Perfekt vorherrscht. Was wäre aus der westlichen Weltanschauung geworden, hätte das Griech. keinen Ausdruck für „sein“ als Verb, kein Partizip Präsens (seiend), keinen bestimmten Artikel für den Ausdruck „das Seiende“ (τ ν) / „das Sein“ (τ εναι, οσία [aus derselben Wurzel]) gekannt und hätten die Nachkommen diese Philosophie mangels geeigneter sprachlicher Formen nicht nachgeahmt? – Hermann Goetz pflegte zu sagen, die Frage „was wäre, wenn …?“ sei durchaus sinnvoll, denn sie rege zum Nachdenken an. – Beruhte die Philosophie der letzten 2500 Jahre in ihrem Wesen nicht auf der Verquickung (oder reziproken Verwechslung) dieses Verbs und seines Partizips mit der platonischen Lehre der ewig unwandelbaren metaphysischen δέαι? Hat dieses Denken der Philosophie nicht mittels recht radikaler Reduktion den Vorrang der reduktionistischen Allgemeinheit vor dem Individuellen gebracht, wobei erstere das Gemeinte auch noch eindeutig benennen soll (vgl. Saussure)? Schon Protagoras hatte rund eine Generation vor Platon für Relativität und Subjektivität plädiert (Annas /Honsel 1996, 628). Weil es in vielen Sprachen keinen einfachen Ausdruck (kein „Äquivalent“) für das „Sein“, also kein Seins-Verb oder Substantiv gibt, hätte die platonisch-aristotelische Philosophie jenseits der Grenzen des Griech. versagen müssen. Im Lat. gibt es ein Seins-Verb: esse, aber dazu kein participium praesentis „seiend“, griechisch ν, wovon τ ν „das Seiende“ gebildet wurde, das in der Philosophie später zum „Sein des Seienden“ ausuferte. Eine Partizipialform ens zu esse wurde im Lat. erst spät als Ersatz für das griech. (τ) ν gebildet, konnte aber mangels eines bestimmten Artikels schwerlich substantiviert werden. (Das Mittelalter versuchte es dann mit essentia und quiditas.) Quintilian (um 30 − um 90 n. Chr.) aus Spanien klagt in seiner Institutio oratoria (8.3.33), zahlreiche Formen seien erst später schwerfällig von Sergius Flavius dem Gr. nachgebildet worden. Multa ex Graeco formata nova ac plurima a Sergio Flavio, quorum dura quaedam admodum videntur, ut ens et essentia. (Forcellini 1771, 2.198) Das Portugiesische und Spanische kennen zwei Seins-Verben: estar (~ „dasein, existieren, vorübergehendes, wechselbares sein“) und ser (~ auf Dauer
Teil 2 Grenzen ausloten Terminologi
166 Eingezahlte. Zeit vergeht, Wiss
168 Angesichts der Vielfalt und Man
170 auch in den Wissenschaften nich
172 che(n) („potentielle[n]“) F
174 (1996, 142) faßt ein Fragment
Von hier ab lerne hingegen die ster
178 Individuell bleibt die Wahrnehm
180 physische Apparat geht über da
182 weitgehend vorgegeben und macht
But were our Senses alter’d, and
186 Kommendes. (Vgl. zur Zeitwahrne
188 151), Israels Vorgehen gegen Pa
190 (z. B. Linguistik und Philosoph
192 ster, und komplexe virtuelle Ph
194 Die drei oben genannten Ebenen
196 ten. Grenzen zwischen einem Sys
entirely reach the force and vivaci
200 ihm ähnliche Individuen gibt,
202 zwar ‚von außen‘ gegeben;
204 sagt, daß es über die angenom
Dinges zu Grunde liegt. Und zwar ei
um ihn herumgehe, habe ich immer ne
Mais présent à une intuition qui
212 Virtualität. Schwer verständl
214 werden, von deren Verkauf er ei
216 vorstellungen entstehen, jemand
Ich möchte unterscheiden (vgl. hie
220 b. gemäß [1b und 2b] als kult
19. Perzeption* 222 Ein einen Organ
224 spektivisch) und darin doch hol
226 Die moderne Wissenschaft führt
228 ze‘ Erkenntnis. Dem Menschen
230 dann kann der so Angegriffene n
232 auf Abstand“ als bedingtes Wi
234 Alle Erkenntnis ist Teilerkennt
236 zwischen Ausgangs- und Zieltext
238 dahinterstecken mag, hervor. F
240 gel‘ „extrapolieren“, 175
trust, and believe, touching the tr
244 Jede Annahme ist Interpretation
246 Nach Husserl erlaubt erst die I
248 verschiedene res, die denkende,
250 Übrigens funktioniert Descarte
252 tot; vgl. auch Mantik und Toten
254 nen, daß wir uns den Kopf an e
256 Re-Flexion mag (als Iteration!)
258 gungen für die einzelnen Punkt
260 und Zuordnung von etwas/jemande
262 auf Ordnung und darin auf eine
264 die Frage auf, wie etwas als Sy
266 Passungen „werden“ (als ele
370 gilt es mindestens drei Persone
372 ten begleitet (vgl. z. B. Hands
374 Versprachlichung („Verbalisie
376 Text(em)e können miteinander a
378 senschaftlichen Nomenklatur) ge
falls zugänglich war, ist der Geie
382 wird soziokulturell beeinflußt
384 Kehlkopf, Wind und Wetter sowie
386 Photonen. Immerhin geht ein Wun
388 genannten ‚Umwandlungen‘ un
390 individuelle Weise aufgenommen
392 kann bei einer Lektüre dank de
394 108) meint, das Wissen um das n
396 gen ab. Man denke z. B. an die
398 evoluiertes Mittel der Kommunik
400 Sprachbenutzer hinzu, der ‚se
402 den Gebrauch einer Einzelsprach
404 und [6] kritisch überdacht (ev
406 „diachron“. Sprachen mit hi
408 von den Lauten allgemein bzw.
410 zurückgebogener Zunge artikuli
412 penrundung vs. ein deutsches /
414 Gründen mehr und mehr im Worts
416 lemal zu kurz. (Im übrigen hof
418 Krankheit, eine verzweifelte La
420 Wörtern bis hinauf zur Sprache
422 R nur auf Grund seiner eigenen
424 - Was ich jetzt „Stuhl“ nen
426 1969 sprachen von „dynamic eq
428 einen Namenwechsel verändert w
Au cours d’analyses subtiles et d
432 sicht in evolutionäre Prozesse
434 Im übrigen kennt niemand die E
Herr N mit seinen Sprachgenossen
438 themselves be made appear.” (
postulado de que a ordem do discurs
442 den Begriff eines Begriffs usw.
444 zu beispielhaft vorgeführt: In
Being, but what has this Essence, w
448 /Virtualität, geht nach dieser
450 1. Wir unterscheiden zwei Sorte
that a copy (not necessarily exact)
454 minder genau übereinstimmen od
456 hängt werden, damit sein Wert
458 Konnotation. Blackmore/Niehaus-
460 aus Memsubsystemen auf verschie
462 Zu möglichst holistischem Vers
464 Neuzeit hinein galt auch im Abe
466 [II.iii.26]) selbst an ein hist
468 Sekundärliteratur finden sich
say, in saving the world, helping o
472 versuchen. Sie würde Mäßigun
474 des „uneigennützigen / sich
476 1997).“ Vgl. auch Kristmannss
478 Es geht also um die Interpretat
480 Ich will die Extension der Tran
482 P’s Intention durch R in R’
484 Reaktionen. Nach verbreiteter M
A tradução, como a leitura, deixa
488 (Vgl. auch ib. 184-188.) - Zur
vollem segel an das gestade jenseit
492 Ladmiral (ib. 69-74) erwähnt a
494 die Mimik, Stimmführung und wa
496 Ein Text (und damit ein Textem)
498 erst dessen Rezeption als ander
[…] a qualidade do texto poético
(Gaspar de Seixas Vasconcelos + Jos
504 lernen müsse oder ob jedermann
506 Niemand hat je erklärt, was
508 stenmal zur Nachahmung gereizt.