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Ergativität in der modernen generativen Grammatik

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Von diesen eher allgeme<strong>in</strong>en Fragen abgesehen, hätte die Vorgehensweise aber auch theorie<strong>in</strong>tern<br />

gravierende Konsequenzen. Von <strong>der</strong> UTAD müßte man sich verabschieden, <strong>in</strong>sofern <strong>in</strong> ihr ja nun<br />

ke<strong>in</strong> universell gültiges Pr<strong>in</strong>zip mehr ausgedrückt ist. Auch die UTAH kann <strong>in</strong> ihrer bestehenden<br />

Form nicht beibehalten werden; sie hätte ebenfalls ke<strong>in</strong>e universelle Gültigkeit mehr son<strong>der</strong>n müßte<br />

sprachspezifisch umformuliert werden. Genau an dieser Stelle wird die Sache ausgesprochen<br />

<strong>in</strong>teressant: angenommen, man würde so verfahren – für die Integration von Ergativsprachen <strong>in</strong> das<br />

Modell gilt <strong>der</strong> <strong>Ergativität</strong>sparameter, die UTAD wird gestrichen; die UTAH quasi e<strong>in</strong>zelsprachlich<br />

parametrisiert – was hätte das wie<strong>der</strong>um für Folgen für das bestehende Hypothesengerüst? Es<br />

würde bedeuten, daß diejenigen Annahmen, die bis dato auf den Konstrukten UTAD und UTAH<br />

basierten bzw. darauf Bezug genommen haben, ebenfalls neu überdacht werden müssen. Schon für<br />

den vorliegenden Text (<strong>der</strong> diesbezüglich natürlich schlicht und plakativ gehalten wurde) ergäben<br />

sich Konsequenzen: dem Schema (i) nämlich wäre e<strong>in</strong>e wesentliche Grundlage genommen.<br />

In <strong>der</strong> bisherigen Argumentation ist stets von <strong>der</strong> Frage ausgegangen worden, wie die Behandlung<br />

von Ergativsprachen aussehen kann <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Modell, <strong>in</strong> welchem unterschieden wird zwischen<br />

<strong>in</strong>ternen und externen Argumenten, die jeweils <strong>in</strong> hierarchisch dist<strong>in</strong>kten syntaktischen Positionen<br />

auftreten. Diese Grundannahme erwies sich wie gesehen als nicht unproblematisch, beispielsweise<br />

im Bereich <strong>der</strong> Def<strong>in</strong>ition <strong>der</strong> grammatischen Funktionen. Diesbezüglich aber könnte die Situation<br />

vielleicht vere<strong>in</strong>facht werden, <strong>in</strong>dem auch Strukturen zugelassen s<strong>in</strong>d, <strong>in</strong> denen die Argumente<br />

e<strong>in</strong>es Verbes nicht hierarchisch vone<strong>in</strong>an<strong>der</strong> differenziert werden. Auf <strong>der</strong> Satzebene würde das<br />

konkret heißen, neben e<strong>in</strong>er Struktur wie (9) auch e<strong>in</strong>e Struktur wie (10) anzunehmen:<br />

(9) S (10) S<br />

XP1 VP XP1 V XP2<br />

V XP2<br />

E<strong>in</strong>e Struktur wie (9) wird als 'hierarchisch' o<strong>der</strong> 'konfigurational' bezeichnet, e<strong>in</strong>e Struktur wie<br />

(10), <strong>in</strong> <strong>der</strong> beide XP Schwestern des Verbs und Töchter des S s<strong>in</strong>d, es also ke<strong>in</strong>e VP-Konstituente<br />

gibt, dagegen als 'flach' o<strong>der</strong> 'nicht-konfigurational'. Zu dieser Annahme und <strong>der</strong> Frage nach den<br />

grammatischen Funktionen das folgende Zitat:<br />

I have been assum<strong>in</strong>g so far that GFs are determ<strong>in</strong>ed directly by the structural configurations of D-structures<br />

and transformationally <strong>der</strong>ived S-structures. A crucial assumption throughout has been that there is a category<br />

VP <strong>in</strong> the X-bar system of the base, thus permitt<strong>in</strong>g GFs to be def<strong>in</strong>ed <strong>in</strong> terms of structural configurations. But<br />

there are languages <strong>in</strong> which this does not seem to be true. (CHOMSKY 1981: 127,8)<br />

Entsprechend f<strong>in</strong>det sich <strong>in</strong> <strong>der</strong> Literatur auch <strong>der</strong> sogenannte 'Konfigurationalitätsparameter', <strong>der</strong><br />

e<strong>in</strong>e grundsätzliche Unterscheidung trifft zwischen Sprachen, <strong>der</strong>en syntaktischer Aufbau <strong>der</strong><br />

Struktur unter (9) folgt und solchen Sprachen, bei denen Struktur (10) angemessen ist.<br />

E<strong>in</strong>e Art Startschuss für die Konfigurationalitäts-Debatte <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>generativen</strong> L<strong>in</strong>guistik s<strong>in</strong>d die<br />

Erkenntnisse, die Kenneth Hale (HALE 1983) bei <strong>der</strong> Untersuchung des australischen Warlpiri<br />

gewonnen hat – neben dem Dyirbal e<strong>in</strong>e im <strong>generativen</strong> Paradigma ebenfalls recht geschätzte<br />

Sprache, <strong>der</strong> e<strong>in</strong>e 'morphologische' <strong>Ergativität</strong> zugesprochen wird (LEVIN 1987:19).<br />

Gehen wir nun davon aus, daß wir es mit e<strong>in</strong>er Sprache zu tun haben, <strong>in</strong> <strong>der</strong> Struktur 10) durch<br />

entsprechende Sprachdaten (Distributionskriterien etc.) gestützt ist: damit wäre e<strong>in</strong>e Reihe <strong>der</strong><br />

weiter oben gestellten Kernfragen sofort erledigt: wir müssten nicht mehr entscheiden, welche<br />

Argumente <strong>in</strong>tern, welche extern s<strong>in</strong>d: diese Unterscheidung gibt es <strong>in</strong> Struktur (10) nicht mehr.<br />

Auch die Frage nach <strong>der</strong> VP Prädikation und <strong>der</strong>en sprachdatentechnischem Nachweis ist abgehakt:<br />

es gibt ke<strong>in</strong>e VP mehr.<br />

6. Fragen II<br />

Aber: wenn man davon ausgeht, daß e<strong>in</strong>e konfigurationale Struktur wie <strong>in</strong> (9) die Grundlage ist für<br />

etliche <strong>der</strong> Konstrukte und Pr<strong>in</strong>zipien, die im Rahmen <strong>der</strong> mo<strong>der</strong>nen <strong>generativen</strong> <strong>Grammatik</strong><br />

auftreten – wie im vorliegenden Text gesehen für die grammatischen Funktionen, Thetamarkierung<br />

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