Hand und Auge
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<strong>Auge</strong>nlid u.a. als Verfeinerung vor. Generell ist AUGE eher ein extremer<br />
Körperteil als HAND. Auch wird die <strong>Hand</strong> nicht immer terminologisch<br />
scharf vom Arm getrennt. Das <strong>Auge</strong> kann in ähnlicher Weise für das Gesicht<br />
stehen, bleibt aber ein primärer (unmarkierter) Begriff (vgl. ibid.:<br />
356 f.). ARM <strong>und</strong> HAND können sich gegenseitig spezifizieren, so im<br />
Hebräischen: HAND (Schaufel/Löffel des Arms) oder Finnischen: ARM<br />
(Träger der <strong>Hand</strong>).<br />
Die außerordentliche Vielfalt, die von einer Wurzel erzeugt werden<br />
kann, demonstriert Matisoff (1985) anhand der sino-tibetischen Sprachen.<br />
Sein “metastatisches Flußdiagramm” zeigt ein weit verzweigtes Netz mit<br />
HAND/ARM als Zentrum, FUß/BEIN; FEDER/FLÜGEL <strong>und</strong> Eigenschaften<br />
der Händigkeit als Subzentren. Insgesamt umfaßt das Netz über<br />
30 Knoten.<br />
Andersen (1978) zeigt im zweiten Teil ihrer Arbeit, daß auch im Lexikonerwerb<br />
bei Kleinkindern verschiedener Sprachen die Begriffe für<br />
AUGE <strong>und</strong> HAND ganz weit vorne stehen, in den meisten Fällen wird das<br />
Lexem für AUGE vor demjenigen für HAND erworben.<br />
Verschiedene Sprachen können auch im Hinblick auf die Prozesse des<br />
semantischen Wandels untersucht werden. Wilkins (1996; aufbauend auf<br />
idem, 1981) tut dies anhand von vier Sprachfamilien: drawidische (Süd-<br />
Indien), Bantu (Afrika), indo-europäische <strong>und</strong> tibeto-burmanische Sprachen<br />
(Ostasien). 18 Er untersucht die Ausdrücke für Teile der Person (Person<br />
ist die universale <strong>und</strong> die umfassende Bezeichnung <strong>und</strong> nicht Körper);<br />
unter den 41 Zielbegriffen finden sich “eye” neben “face, ear, nose,<br />
mouth, lip, tooth, jaw”. <strong>und</strong> “hand” neben “arm, finger, fingernail, elbow”.<br />
Die semantischen Veränderungen, die Wilkins feststellt (N = 225) sind<br />
meistens nur für eine Sprachfamilie belegt (N =164); es gibt allerdings<br />
allgemeine Tendenzen des Wandels, die für mehrere Sprachfamilien gelten<br />
(sie mußten in drei Familien angetroffen werden, um als generelle<br />
Tendenzen zu gelten). Von den beobachteten semantischen Verschiebungen<br />
werden immerhin 70% durch die folgenden “natürlichen Tendenzen”<br />
(ibid.: 273) abgedeckt.<br />
a) Verschiebung vom sichtbaren Teil einer Person auf die sichtbare<br />
nächsthöhere Ganzheit: Nabel Bauch Oberkörper Körper <br />
Person (unidirektional).<br />
18 Außerdem wurden parallele Erscheinungen in Austronesischen-, Papua- <strong>und</strong><br />
Indianersprachen herangezogen (vgl. Wilkins, 1996: 272).