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Globalisierung - Realität und Ideologie.pdf - FEN

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Mit diesen zehn Prinzipien lässt sich „gute Politik“ im Sinne des Washington- Konsenses umschreiben – <strong>und</strong><br />

der Schlüssel zu Entwicklungserfolgen läge ausschließlich <strong>und</strong> überall in einer richtigen Zusammenstellung<br />

dieser Politik (policy mix). Entwicklungsrückstände, anhaltende Armut usw. sind demnach per Definition nur<br />

auf „schlechte Politik“ im Sinne der oben genannten zehn Prinzipien (das heißt, deren Nichtbeachtung)<br />

zurückzuführen – <strong>und</strong> zwar überall auf der Welt. Die Bezeichnung dieses Ansatzes als Washington<br />

Consensus besagt gleichzeitig, dass es sich um jene Politik handelt, die Williamson zufolge vier in<br />

Washington angesiedelte international dominierende Finanzinstitutionen verfolgen: das US-<br />

Finanzministerium, die amerikanische Notenbank, der Internationale Währungsfonds <strong>und</strong> die Weltbank –<br />

eine Aufzählung, die nicht nur unumschränkte US-Dominanz in Fragen der Weltwirtschaft unterstellt,<br />

sondern darüber hinaus auch die Dominanz von Institutionen, von denen drei noch nicht einmal über eine<br />

formale demokratische Legitimation verfügen.<br />

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Seit der Asienkrise wird von einem „Post-Washington-Konsens“, seit der UN-Konferenz „Financing for<br />

Development“ vom März 2002 von einem „Monterrey-Consensus“ <strong>und</strong> von der Errichtung einer „neuen<br />

Finanzarchitektur“ gesprochen. Gemeint ist also eine gr<strong>und</strong>legende Reform. Es wird mehr <strong>und</strong> mehr<br />

anerkannt,<br />

• dass bei den Bedingungen für Kredite offizieller Kreditgeber („Konditionalität“) soziale <strong>und</strong> ökologische<br />

Kriterien in die Entscheidungsfindung einzubeziehen sind,<br />

• dass die Transparenz der Entscheidungsfindung, die Partizipation der Entwicklungs-länder <strong>und</strong> die<br />

Offenheit gegenüber zivilgesellschaftlichen Akteuren verbessert werden müssen,<br />

• dass im IWF die verschiedenen Sichtweisen <strong>und</strong> nicht nur eine Schule – heute dominieren Vertreter der<br />

Angebotstheorie <strong>und</strong> Anhänger umfassender Deregulierung – vertreten sein müssen <strong>und</strong><br />

• dass sich die Kredit nehmenden Länder Konditionen „zu eigen“ machen können, ohne dass sie ihnen<br />

auferlegt werden („Ownership“). Wichtig ist in der Diskussion über Reformen der Bretton-Woods-<br />

Institutionen eine balancierte Neuverteilung der Stimmrechte, so dass in Zukunft nicht mit einer<br />

Sperrminorität von 15 Prozent der Stimmen wichtige Strukturentscheidungen verhindert werden können.<br />

Um zu verhindern, dass die zu erwartenden Finanzhilfen des IWF (die letztlich von Steuerzahlern<br />

aufgebracht werden) im drohenden Krisenfall quasi als „Kreditver-sicherung“ in die Überlegungen von<br />

Investoren mit einbezogen werden (dies führt zu unangemessener Risikofreude, „Moral Hazard“, d.h. zu<br />

Geschäften zu Lasten der Steuerzahler), muss klargestellt werden, dass sich an den Kosten einer<br />

Krisenberei-nigung nicht nur die Schuldner <strong>und</strong> die internationale Gemeinschaft, sondern auch die Gläubiger<br />

beteiligen müssen („Bail in“, „Private Sector Involvement“). Die Risiken von Investitionen müssen in<br />

wirtschaftliche Entscheidungen einbezogen werden. Private Investoren sollten nicht mehr damit rechnen<br />

können, dass die Kosten für von ihnen eingegangene offensichtliche Risiken durch die Steuerzahler<br />

getragen werden.

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