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P.b.b. 03Z034913 M - Verlagspostamt 1090
5. Jahrgang Nr. 1 / März 2003
SOZIALE
UNGLEICHHEITEN
UND GESUNDHEIT
OSKAR FÜR
BETRIEBLICHE
GESUNDHEITSFÖRDERUNG
MIT ACHT SIGIS-SERVICE-SEITEN
ORF-STAR
PETER
RESETARITS
„Bewegung macht
unheimlichen Spaß“
FONDS GESUNDES ÖSTERREICH IM ÜBERBLICK
KURATORIUM
Staatssekretär für Gesundheit Univ.-Prof. Dr. Reinhart Waneck, Präsident des Fonds Gesundes Österreich
Landesrat a.D. Fredy Mayer, erster Stellvertretender Vorsitzender des Kuratoriums
Bundesministerium für Bildung, Wissenschaft und Kunst
SL MedRat Dr. Hubert Hrabcik, zweiter Stellvertretender Vorsitzender des Kuratoriums
Bundesministerium für Soziale Sicherheit und Generationen
Landesrat Dr. Hans-Peter Bischof, Landeshauptleutekonferenz
Vizepräs. Mag. pharm. Dr. Christiane Körner, Österreichische Apothekerkammer
Dr. Christiana Dolezal, Österreichischer Städtebund
Mag. Richard Gauss, Bundesministerium für Finanzen
Dr. Josef Kandlhofer, Sprecher der Geschäftsführung des Hauptverbandes der Österreichischen Sozialversicherungsträger
Präsidentin Dr. Lindi Kálnoky, Bundesministerium für Soziale Sicherheit und Generationen, Bereich Familie
Bundesminister a.D. Dr. Franz Löschnak, Verband der Versicherungsunternehmen Österreichs
Präsident Bürgermeister Helmut Mödlhammer, Österreichischer Gemeindebund
Landesrätin Dr. Silvia Stöger, Konferenz der Gesundheitsreferenten der Länder
Präsident Medizinialrat Dr. Gerhard Weintögl, Österreichische Ärztekammer
PROJEKTBEIRAT
Dr. Barbara Burgstaller, Geschäftsführerin des Zentrums für Gesundheitsförderung in Radenthein,
Mitglied des wissenschaftlichen Beirats des Frauengesundheitszentrums Kärnten
Univ.-Prof. Dr. Beatrix Grubeck-Loebenstein, Leiterin der Abteilung Immunologie am Institut
für biomed. Alternsforschung der Akademie der Wissenschaften, Innsbruck
Martin Hefel, Leiter der Suchtprävention Vorarlberg (SUPRO), Obmann des Vorarlberger Familienverbandes
Dir. Stv. Mag. DDr. Oskar Meggeneder, Dir. Stv. der OÖGKK, Präsident der Österr. Gesellschaft für Gesundheitswissenschaften und Public Health
Univ.-Prof. Dr. Richard Noack, Vorstand des Institutes für Sozialmedizin an der Universität Graz
Univ.-Prof. Dr. Anita Rieder, stellv. Vorstand des Instituts für Sozialmedizin an der Universität Wien, Gründungsmitglied des Frauenforums Medizin
Mag. Günter Schagerl, ASKÖ – Leiter des Referats für Fitness und Gesundheitsförderung
GESCHÄFTSSTELLE
Dennis Beck, Geschäftsführer
Christian Landsfried, kaufmännischer Leiter und stellvertretender Geschäftsführer
Mag. Rita Kichler, Gesundheitsreferentin
Mag. Andrea Lins, Gesundheitsreferentin
Mag. Dr. Maria Schmidt MPH MSc, Gesundheitsreferentin
Mag. Dr. Klaus Ropin, Gesundheitsreferent
Mag. Alexandra Grasl, Öffentlichkeitsarbeit
Eva Goll-Volpini Sekretariat – Geschäftsführung
Markus Rumelhart, Sekretariat – Geschäftsführung
Peter Jandrasits, kaufmännischer Assistent
Sylvia Fellner, Buchhaltung/Controlling
Gudrun Braunegger-Kallinger, Sekretariat/SIGIS
IMPRESSUM: Gesundes Österreich 1/2003
Medieninhaber und Herausgeber: Fonds Gesundes Österreich,
Mariahilfer Straße 176, 1150 Wien, Tel.: +43/1 895 04 00-0, Fax: +43/1-895 04 00-20,
E-Mail: gesundes.oesterreich@fgoe.org
Verleger: B&K - Bettschart & Kofler Medien- und Kommunikationsberatung GmbH
A-1090 Wien, Porzellangasse 35 Top 3
Tel.: +43/1-3194378-13; Fax: +43/1-3194378-20
E-Mail: info@bkkommunikation.at
Redaktion: Dr. Birgit Kofler-Bettschart (Leitung); Dennis Beck, Dr. Gabriele Buresch, Mag. Alexandra Grasl,
Silvia Hecher, Mag. Christa Langheiter, Mag. Andrea Lins, Renate Österreicher, Mag. Dietmar Schobel.
Produktionsleitung: Mag. Caroline Wallner
Graphik: Patricio Handl
Fotos: Bilder Box Com, MEV, Hans Labler, Archiv B&K, OÖ Gebietskrankenkasse, NetCare
Druck: Ferdinand Berger & Söhne Ges.m.b.H
Erscheinung: 4 x jährlich.
Verlags- und Herstellungsort: Wien. Verlagspostamt: 1090 Wien.
Foto: © BilderBoxCom
Foto: © ORF
Inhalt 01/03
IMPRESSUM 2
NEWS
Kurz und bündig 4
SOZIALE UNGLEICHHEIT UND GESUNDHEIT
Wie die Gesundheitsförderung zum Abbau
sozialer Benachteiligung beitragen kann 10
HIGH TECH VERGRÖSSERT SOZIALE UNTERSCHIEDE
Vielen Menschen fehlt der Zugang zu neuen Medien 13
ARBEIT GESÜNDER GESTALTEN
Niedriges Einkommen macht häufiger krank 14
UNTERSCHIEDLICHE GESUNDHEITSKULTUREN
Umgang von Frauen und Männer mit Gesundheit 16
ARMUT UND GESUNDHEIT IN BERLIN
Netzwerke fördern sozial Benachteiligte 18
DIE SIGIS-SERVICE-SEITEN 19 - 26
IM GESPRÄCH
ORF-Moderator Dr. Peter Resetarits 28
GESUNDHEITSRISIKO MIGRATION
Neue Wege in der interkuturellen
Gesundheitsförderung 30
GESUNDHEIT FÜR KINDER UND JUGENDLICHE
Soziale Benachteiligung und Gesundheitschancen 31
ALTERN ALS CHANCE
Fehlende Angebote im Alter 32
GESUNDHEIT FÜR MUTTER UND KIND
Mutter-Kind-Pass als Unterstützung 33
JA ZUM LEBEN, NEIN ZUR SUCHT
Kontinuierliche Suchtvorbeugung in Schulen 34
SALZBURGS GESUNDE SCHULEN
Gesundheit von SchülerInnen und LehrerInnen 35
WENN KINDER NICHT SCHLAFEN
Caritas Graz hilft Eltern von Schreibabys 36
CHECK YOUR BODY
Interventionsansatz bei adipösen Kinder 37
SICHER DURCH DEN SCHNEE
Alpine Sicherheit für Kids 38
WELL@WORK
Gesundheit in Klein- und Mittelbetrieben 39
2. BGF-OSKAR
Die Preisträger werden vorgestellt 40
FGÖ 3-JAHRESPROGRAMM
Grundsätze und Aufgaben für die Zukunft 42
MENSCHEN IM FONDS 44
KALENDER 46
EDITORIAL
Sehr geehrte Leserin,
Sehr geehrter Leser!
Die Kluft zwischen Arm und Reich
in Österreich wird immer größer“
– so titelte vor kurzem eine große
österreichischen Tageszeitung. Denn die
Einkünfte aus Besitz, wie etwa Aktien und
Immobilien, sind in den vergangenen Jahrzehnten
wesentlich rascher gewachsen als
die Löhne und sonstigen Einkommen.
Dass Einkommensarmut und andere Formen
sozialer Benachteiligung auch in engem
Zusammenhang mit einen vergleichsweise
schlechteren Gesundheitszustand stehen, ist
inzwischen durch zahlreiche wissenschaftliche
Studien belegt. Um nur eines von vielen
Beispielen zu nennen: Die Zähne von sozial
Benachteiligten sind meist in einem wesentlich
schlechteren Zustand als die Zähne von
Menschen aus dem
Mittelstand oder aus
der Oberschicht.
Das Faktum der „gesundheitlichenBenachteiligung“
ist also
bekannt. Jetzt ist
es an der Zeit, durch
wissenschaftlich fundierte
und metho- Dennis Beck
disch exakt geplante
Projekte bessere Gesundheitschancen für alle
Menschen zu ermöglichen. Dies war auch
eine zentrale These bei der 4. Präventionstagung
des Fonds Gesundes Österreich im
November in Wien, die sich dem Thema
„Soziale Ungleichheiten und Gesundheit –
Herausforderung für die Gesundheitsförderung“
widmete.
Auf der Konferenz war jedoch nicht nur
Raum für spannende theoretische Auseinandersetzungen.
In den zahlreichen Workshops
wurden auch neue und erprobte praktische
Wege zu mehr Gesundheit für sozial
Schwächere aufgezeigt. Das Spektrum reichte
von Programmen für Jugendliche, MigrantInnen
und ältere Menschen bis zu erfolgreichen
Ansätzen der betrieblichen Gesundheitsförderung.
Den Themen der 4. Präventionstagung ist
der Schwerpunkt dieser Ausgabe von Gesundes
Österreich gewidmet. Außerdem lesen
Sie auch in diesem Heft wieder über Initiativen
des Fonds Gesundes Österreich,
und es wird über interessante Projekte berichtet.
Die SIGIS-Serviceseiten informieren
wie immer über aktuelle Entwicklungen in
der Selbsthilfebewegung.
Ich wünsche Ihnen eine vergnügliche und
spannende Lektüre.
Dennis Beck
Geschäftsführer Fonds Gesundes Österreich
5. Gesundheitsförderungskonferenz
des Fonds
Am 6. Juni 2003 lädt der Fonds Gesundes
Österreich zu seiner 5. Gesundheitsförderungskonferenz
nach St. Pölten.
Die eintägige Fachtagung ist heuer
dem Thema „Qualitätsentwicklung in
der Gesundheitsförderung“ gewidmet.
Die Hauptreferate am Vormittag gehen
der Frage nach „Qualitätsdiskussion im
Gesundheitswesen und in der Gesundheitsförderung
– Warum?“ (Prof. Dr.
Dr. MPH Karl Lauterbach, Institut für
Gesundheitsökonomie und klinische
Epidemiologie der Uni Köln)und befassen
sich mit „Konzepten der Qualitätsentwicklung
in der Gesundheitsförderung“.
Nachmittags stehen fünf Workshops
zur Wahl:
u Projektmanagement in der
Gesundheitsförderung
u Qualitätsentwicklung in der Gesundheitsförderung
für Kinder
und Jugendliche
u Qualitätsentwicklung in der
betrieblichen Gesundheitsförderung
u Qualitätsentwicklung in der
regionalen Gesundheitsförderung
u Prozessevaluation in der
Gesundheitsförderung
Informationen auf der Homepage des
Fonds unter www.fgoe.org
Anmeldung zur Tagungsteilnahme
bei:
B&K Medien- und Kommunikationsberatung
GmbH
Porzellangasse 35, Top 3
1090 Wien
Tel: 01/3194378 • Fax: 01/3194378-20
E-Mail: info@bkkommunikation.at
4 G esundes Österreich
KURZ UND BÜNDIG
Viele „bRAUCHen’s
nicht“ mehr
„Vielen Jugendlichen sind die Argumente gegen das
Rauchen bekannt und bewusst. Wenn diese Argumente
nun auch noch von den Kids selbst vorgebracht
werden, dann haben wir damit unglaublich
wertvolle Mitstreiter gewonnen,“ zieht Dr. Klaus
Ropin, Gesundheitsreferent des Fonds Gesundes
Österreich, eine positive Bilanz der im September
2002 gestarteten Pro-Nichtraucher-Kampagne „Ich
bRAUCHs nicht“.
Mit dieser Aktion hatte der Fonds auf die Tatsache
reagiert, dass in immer jüngeren Jahren geraucht
wird und Rauchen unter Kids als „cool“ gilt. Auch
steigt, wie dem Wiener Jugendgesundheitsbericht
2002 zu entnehmen ist, der Tabakkonsum der
Mädchen kontinuierlich, obwohl sich gerade bei ihnen
Rauchen nachhaltig als gesundheitsschädigend
auswirkt: Spezifisch „weibliche“ Krankheiten wie
Osteoporose, Gebärmutterhals- und Brustkrebs
werden dadurch begünstigt.
Die Jugendlichen dort zu erreichen, wo sie häufig anzutreffen
sind, nämlich in der Schule, beim Sport,
beim Fernsehen und im Internet, war eine wichtige
Voraussetzung für die erfolgreiche Vermittlung der
Inhalte. Die Einrichtung der Website www.ichbRAUCHsnicht.at
war daher – neben Plakaten und
Broschüren – wesentlicher Bestandteil der Kampagne,
um die aktive Auseinandersetzung mit dem
(Nicht)Rauchen zu fördern. Erfolgreich, denn in den
letzten Monaten wurde die Homepage von mehr als
11.000 Jugendlichen besucht, etwa 2.000 Statements
wurden gepostet. Auch E-Cards erfreuten sich großer
Beliebtheit, Plakate wurden als Dekoration für Klassenzimmer
und Jugendclubs bestellt.
Das Feedback aus den Schulen zeigt, dass die Kampagne
hier intensiv diskutiert wurde und bei den Kids
gut angekommen ist. Dr. Klaus Ropin: „Rauchen wird
von Jugendlichen stärker hinterfragt, NichtraucherInnen
befinden sich jetzt in Gesellschaft von Snowboardidolen
und prominenten LeistungssportlerInnen“.
Wie gründe ich
eine Selbsthilfegruppe?
„Das Angebot von Selbsthilfegruppen,
Probleme und Krankheit gemeinsam zu
besprechen und zu bewältigen, erhöht
die Lebensqualität von PatientInnen
und Angehörigen“, umreißt Dennis
Beck, Geschäftsführer des Fonds Gesundes
Österreich, die Erkenntnisse zahlreicher
Studien zum Thema Selbsthilfe.
Diese Einsicht steht auch hinter der
neuen Service-Broschüre „Aus Erfahrungen
lernen“, die soeben erschienen
ist. Sie liefert praktisches Know-how
rund um die Gründung einer Selbsthilfegruppe,
bietet zahlreiche Tipps zur
Gestaltung des Gruppenalltages und behandelt
auch die Bereiche Öffentlichkeitsarbeit
und Vereinsrecht.
Die Unterstützung, Vernetzung und
Professionalisierung von Selbsthilfe-
Aktivitäten im Gesundheitsbereich bildet
einen wesentlichen Arbeitsschwerpunkt
des Fonds Gesundes Österreich.
Unter dem Titel „SIGIS-Tipps“ publiziert
der Fonds eine Reihe von kostenlos
erhältlichen Informationsbroschüren:
Information und Broschürenbestellung:
Fonds Gesundes Österreich
Tel: 01/895 04 00-11
Fax: 01/895 04 00-20
E-Mail: sigis@fgoe.org
Internet: www.fgoe.org
Seit Frühjahr 1999 läuft die gewerkschaftliche
Kampagne
„FAIR ESSEN“ mit dem Ziel,
umwelt- und sozialverträgliche
Ernährung in Österreichs Betriebs-
und Werksküchen zu
fördern.
Immerhin essen in Österreich
täglich mehr als 1,5 Millionen
Menschen am Arbeitsplatz und
in Betriebskantinen. Davon abgesehen
ist der gesamte Lebensmittelsektor
ein Kernbereich
der österreichischen Wirtschaft,
in dem rund 500.000 Menschen
in mehr als 300.000 Betrieben
arbeiten, insgesamt etwa 15
Prozent aller Erwerbstätigen
Österreichs.
Viele Menschen sind sensibler
KURZ UND BÜNDIG
FAIR ESSEN
und kritischer geworden, was
die Produktionsbedingungen
von Fleisch, Getreide und
Gemüse betrifft. Dieses Bedürfnis
nach gesünderen, schadstofffreien
und besser verträglichen
Nahrungsmitteln schlägt zunehmend
auch auf die Betriebsverpflegung
durch.
Unter Federführung der Gewerkschaften
Agrar – Nahrung –
Genuss (ANG) und der Gewerkschaft
der Privatangestellten
(GPA) entstand jetzt die Broschüre
„Gesund – leicht & FAIR
– Essen im Betrieb“. Sie enthält
zahlreiche Ideen und Berichte
aus der Praxis sowie Anleitungen
zum Handeln.
Weitere Informationen und
Broschürenbestellung:
Gewerkschaft Agrar –
Nahrung- Genuss und Metall-
Textil, Gerhard Riess
Tel. 01/501 46-506
Fax 01/501 46-13506
E-Mail: ang@ang.at
www.ang.at
Sehbehindert ist nicht gleich sehbehindert. Jede
Augenkrankheit wirkt sich anders aus auf den wohl
wichtigsten aller Sinne. „Wie durch einen Schleier“
nehmen Menschen mit Grauem Star ihre Umwelt
wahr, beim Grünen Star wiederum ist das Gesichtsfeld
eingeschränkt und der Betroffene sieht nur
einen kleinen Ausschnitt seiner Umwelt. In der
Gratis-Broschüre „Riskieren Sie einen Blick“
finden Sie neben einer anschaulichen Darstellung
der wichtigsten Augenkrankheiten auch Informationen
über die Arbeit der Hilfsgemeinschaft.
Bestellen Sie jetzt:
Tel.: 01/330 35 45 – DW 15, 18
Fax: 01/330 35 45 – 11
e-mail: service@hilfsgemeinschaft.at
Haben Sie schwache
Neue Gesundheitsministerin
Für Gesundheitsagenden - und
damit auch für Prävention und
Gesundheitsförderung - ist in
der am 28. Februar angelobten
neuen Bundesregierung Maria
Rauch-Kallat zuständig. Bereits
von 1992 bis 1995 gehörte
Maria Rauch-Kallat der Regierung
an, damals verantwortlich
für Umwelt, Jugend
und Familie. Von 1995 bis zu
ihrer Angelobung als Bundesministerin
für Gesundheit und
Frauen war Maria Rauch-Kallat
als Generalsekretärin der
ÖVP tätig. Soziale Dienste, die Selbsthilfebewegung oder benachteiligte
Gruppen waren und sind der engagierten Politikerin ein wichtiges
Anliegen. Die Zuständigkeit für Gesundheitsförderung und
Prävention übernimmt Maria Rauch-Kallat gern und überzeugt.
„Gesundheitsförderung ist ein zeitgemäßer und unverzichtbarer
Bestandteil der Gesundheitspolitik. Im Sinne einer bestmöglichen
medizinischen Versorgung für alle ist es ein vorrangiges Ziel, Erkrankungen
bereits im Vorfeld zu vermeiden. Dazu ist es notwendig,
die entsprechende Bewusstseinsbildung hinsichtlich Prävention
in der Bevölkerung voranzutreiben“, so die neue Ressortchefin. Die
Erhaltung, Förderung und Verbesserung der Gesundheit der Bevölkerung
in einem ganzheitlichen Sinn und in allen Phasen des Lebens
seien eine wichtige gesundheitspolitische Priorität.
Name
Straße
PLZ, Ort
Spendenkonto PSK 7.670.000, BLZ 60000
Kupon ausfüllen, ausschneiden und an die
Hilfsgemeinschaft, Treustraße 9, 1200 Wien,
senden.
Ja,schicken Sie mir die Gratis-Broschüre
„Riskieren Sie einen Blick“
Gesundes Österreich 5
✂
Telefon Geburtsdatum
GÖ
Anzeige
Gesundheitsförderung
und Lebensqualität
Der Frage, welchen Beitrag Gesundheitsförderung zur Lebensqualität
leisten kann, ging die 5. Schweizer Gesundheitsförderungs-
Konferenz Ende Jänner in St. Gallen nach.
Lebensqualität entwickle sich aus dem Zusammenspiel von Lebensbedingungen
und Wahrnehmungen. Die Klärung der relevanten
Wahrnehmungen und der wichtigsten Lebensbedingungen sei eine
Voraussetzung für Interventionen zur Verbesserung der Lebensqualität.
Indikatoren sollen helfen, Bedarf und Bedürfnisse zu klären, Interventionen
zu beurteilen und weitere Verbesserungen zu initiieren,
so Dr. Bertino Somaini, Direktor Gesundheitsförderung Schweiz.
In einer Talk-Show wurden die drei Schwerpunktprogramme Bewegung,
Ernährung, Entspannung, Gesundheit
und Arbeit sowie Jugendliche und Junge
Erwachsene präsentiert.
Univ.-Prof. Dr. Ilona Kickbusch, Yale University,
referierte über „Gesundheitsförderung
am Schnittpunkt der Moderne“.
Klaus Fellmann, Präsident des Stiftungsrates
von Gesundheitsförderung Schweiz, sprach
Prof. Dr. Ilona Kickbusch
vom „längst fälligen Paradigmenwechsel vom
Reparatursystem hin zum Förderungsgedanken“. Das gesundheitspolitische
Verharren in der kurativen Spirale sei aussichtslos geworden.
Drei Schwerpunktprogramme und Dutzende Einzelprojekte
sollen künftig mithelfen, den Schritt von der „Absichtserklärung
zur Aktivität“ zu schaffen.
Weitere Referenten waren Martine Bantuelle, Präsidentin der Association
„Santé, communauté, participation“ in Brüssel, Prof. Rebecca
Renwick, University of Toronto, und Prof. Raymond Massé,
Université Laval, Quebec.
Information und Kontakt: Gesundheitsförderung Schweiz
www.gesundheitsfoerderung.ch • Telefon +41(0)31 350 04 04
E-Mail: office.bern@promotionsante.ch
Faschingsfest „rauchfrei“
Auf Initiative des engagierten Obmanns des ASKÖ Traiskirchen-
Möllersdorf, Johann Goger, wurde der jährlich veranstaltete Kindermaskenball
im Stadtsaal, an dem mehr als 500 Kinder, Eltern, TrainerInnen
und FreundInnen teilnahmen, heuer unter das Motto „Ich
bRAUCH’s nicht“ gestellt. Im Saal wurden Plakate der Nichtraucherkampagne
des Fonds Gesundes Österreich aufgehängt, um die
BesucherInnen zu sensibilisieren.
Mag. Günther Schagerl, der in der ASKÖ das Referat Fitness und Gesundheitsförderung
betreut und im Fachbeirat des Fonds Gesundes
Österreich vertreten ist, lobt die Aktion als vorbildhaft und würde sich
freuen, wenn dieses Beispiel Schule macht: „Sport hat eine starke soziale
Komponente. Sportvereine und -verbände, die sich für einen
gesunden Lebensstil einsetzen, erreichen viele Menschen und können
daher Gesundheitsförderungs-Kampagnen sinnvoll verstärken.“
www.askoe.or.at • www.ichbrauchsnicht.at
6 Gesundes
Österreich
KURZ UND BÜNDIG
Seminarprogramm „Gesundheitsförderung
– Bildungsnetzwerk“ neu
Auch im Sommersemester
2003 unterstützt
der Fonds Gesundes
Österreich die Fortund
Weiterbildung von
Menschen, die sich beruflich
mit Gesundheitsförderung
und
Primärprävention befassen:
Das neu erschieneneSeminarprogramm„Gesundheitsförderung
– Bildungsnetzwerk
Februar 2003
bis Juni 2003“ wendet
sich an Personen, die an
der Planung und Umsetzung
von gesundheitsförderlichenAktivitäten
beteiligt sind,
etwa an die MitarbeiterInnen und LeiterInnen von Gesundheitsförderungsprojekten
sowie an MitarbeiterInnen der öffentlichen Gesundheitsverwaltung,
die solche Projekte durchführen.
Vermittelt werden Wissen, Techniken und Fähigkeiten, die für die
professionelle inhaltliche und organisatorische Abwicklung von Projekten
unerlässlich sind: Projektkonzeption, Moderationstechnik,
Konfliktmanagement, Öffentlichkeitsarbeit, Fundraising, Rechtsfragen
und Projektabrechnung; sowie themenspezifische Seminare wie
setting- und zielgruppenspezifische Gesundheitsförderung. Erfahrene
und professionelle TrainerInnen garantieren ein qualitativ hochwertiges
Fortbildungsangebot. Ein Auszug aus dem Sommer-Programm:
u Ist der gemeinnützige Verein der richtige Projektträger?,
24.-25.4., Salzburg
u Menschen führen heißt Menschen fördern, 8.-9.5., Laxenburg
u Psychosoziale Gesundheitsförderung, 8.-9.5., Graz
u Gesundheitsförderung – Prävention – Public Health:
Unterschiede in Theorie und Praxis, 8.-9.5., Graz
u Partizipation und Empowerment, 15.-16.5., Kirchschlag bei Linz
u Von der Budgeterstellung bis zur Abrechnung, 22.-23. 5.,
Dornbirn
u going public – Öffentlichkeitsarbeit für Non-Profit-Einrichtun
gen: 26.- 27.6., Seefeld/T
„Regelmäßige Fort- und Weiterbildung ist im Bereich der Gesundheitsförderung
äußerst wichtig“, weiß Mag Andrea Lins, die im Fonds
Gesundes Österreich den Bildungsbereich betreut. Der Fonds Gesundes
Österreich übernimmt großteils die Kosten für die Seminarreihe
und hebt von den TeilnehmerInnen lediglich einen Unkostenbeitrag
von 50 Euro ein. Um die Angebote österreichweit zugänglich
zu machen, sind die Seminarorte auf alle Bundesländer verteilt.
Das „Seminarprogramm Gesundheitsförderung – Bildungsnetzwerk“
März 2003 bis Juni 2003 kann beim Fonds Gesundes Österreich
gratis bestellt werden unter
E-Mail: gesundes.oesterreich@fgoe.org oder Telefon: 01-89 504 –00.
Das Programm ist auch auf der Homepage des Fonds Gesundes
Österreich unter www.fgoe.org abrufbar.
Neues Aufklärungsvideo
„Schützen durch Verstehen“
Die statistische Wahrscheinlichkeit,
dass ein Baby am plötzlichen
Säuglingstod, Sudden Infant
Death Syndrom (SIDS), verstirbt,
ist zwar gering: In Österreich sterben
jährlich etwa 100 Säuglinge
an SIDS. Trotzdem zählt der
plötzliche Säuglingstod zu den
häufigsten Todesursachen im ersten
Lebensjahr.
Zur umfassenden Information
und Beruhigung verunsicherter
Eltern wurde unter der wissenschaftlichen
Leitung von Univ.-
Prof. Dr. Wolfgang Sperl, Vorstand
der Landesklinik für Kinder- und Jugendheilkunde in Salzburg,
ein Informationsvideo produziert. Der Titel „Schützen durch
Verstehen“ deutet das Aufklärungskonzept an, Eltern über die wichtigsten
Risikofaktoren und -zeichen bei ihren Kindern zu informieren.
Zu besonderen Risikokindern gehören Frühgeborene und Kinder
mit Unsicherheiten beim Schlucken, Trinken oder Atmen. Das kritische
Lebensalter liegt zwischen dem zweiten und vierten Lebensmonat.
Belastungsfaktoren sind zuviel Bauchlage oder Seitenlage des
Säuglings, Rauchen oder Drogenabhängigkeit der Mutter oder Infekte
des Kindes. Treffen alle drei Risikofaktoren zusammen, ist
höchste Aufmerksamkeit geboten. Unterstützt wurde die Produktion
des Videos von den Landesregierungen in Salzburg, Tirol, Südtirol
und Landkreis Traunstein, dem Fonds Gesundes Österreich
und der Europäischen Union.
Das Video kann zum Selbstkostenpreis von 8 Euro angefordert
werden bei: Arbeitskreis für Vorsorgemedizin Salzburg (avos)
Tel: 0662/624773-0 • E-Mail: avos@avos.at
World Sport Trophy
Am 4. Dezember 2002 wurde im
Rahmen des Zukunftskongresses des
Deutschen Sportbundes die einzige
international anerkannte Auszeichnung
auf dem Gebiet „Sport für Alle“
– die World-Sport-Trophy – an Mag.
Günter Schagerl, Leiter des ASKÖ-
Referates für Fitness und Gesundheitsförderung
und Mitglied im Projektbeirat
des Fonds Gesundes Öster-
Mag. Günter Schagerl
reich, verliehen.
Weitere Preisträger dieser von Helmut
Dembsher, Präsident des Österreichischen Betriebssportverbandes,
ins Leben gerufenen internationalen Auszeichnung waren
der Deutsche Sportbund, vertreten durch den Präsidenten Manfred
von Richthofen, Univ.-Prof. Dr. Peter Kapustin, Mitglied der Kommission
„Sport für Alle“ des Internationalen Olympischen Komitees,
Arnold Schwarzenegger, Vorsitzender des Präsidentengremiums,
Initiator der Special Olympics, Bengt Sevelius, langjähriger
Präsident des Schwedischen Sportbundes sowie aktueller Vorsitzender
der Europäischen Organisation der nichtstaatlichen Sportorganisationen
und Mitra Rouhi, Präsidentin der Woman Sport for All
Association of den Islamic Republic of Iran.
KURZ UND BÜNDIG
Präsidentin Dr. Lindi Kálnoky:
Hohe Auszeichnung an Pionierin
der Gesundheitsförderung
Mit dem Großen Goldenen Ehrenzeichen
des Landes Steiermark
mit dem Stern hat Frau
Landeshauptmann Waltraud
Klasnic am 9. März im Weißen
Saal der Grazer Burg Präsidentin
Dr. Lindi Kálnoky, geschäftsführendes
Vorstandsmitglied der
steirischen Gesellschaft für Gesundheitsschutz
styria vitalis,
ausgezeichnet. „Lindi Kálnoky ist
eine Pionierin und Visionärin“,
betonte Waltraud Klasnic in ihrer Laudatio. „Sie ist für ihre Sache –
Wohlbefinden und Lebensqualität für Menschen – eine Bündnispartnerin
über Parteigrenzen hinweg. Die Gründung des Fonds
Gesundes Österreich mit Bundesminister Franz Löschnak ist nur ein
Beispiel dafür.“
Die Mutter von sechs Töchtern und promovierte Biologin ist seit
vielen Jahren in Gesundheitspolitik und Gesundheitswesen tätig.
Lindi Kálnoky ist in Südafrika (Transvaal) geboren, in Westfalen
aufgewachsen und zum Studium in die Steiermark gekommen.Von
Landeshauptmann Krainer in die Politik geholt, war die Vizepräsidentin
des österreichischen Roten Kreuzes im Bundesrat, Landtagsabgeordnete
in der Steiermark, Vorsitzende des Gesundheitsausschusses
im Landtag und Vize-Landtagspräsidentin. Die aktive politische
Laufbahn beendete das Kuratoriumsmitglied des Fonds Gesundes
Österreich 1991, um noch mehr Zeit für die Gesundheitsförderung
investieren zu können. Der Fonds Gesundes Österreich gratuliert
zur hohen Auszeichnung!
Gesundes Österreich 7
Foto: © BilderBoxCom
Armut und Gesundheit
Unter dem Motto „Orte der Gesundheitsförderung
– Die Gesundheitspotenziale
von Menschen
in schwierigen Lebenslagen
stärken“ fand am 6. und 7.
Dezember 2002 in Berlin mit
1.000 TeilnehmerInnen der 8.
Kongress Armut und Gesundheit
statt.
„Mindestens jeder zehnte
Mensch in Deutschland ist arm.
Arme Menschen haben eine etwa
um sieben Jahre kürzere Lebenserwartung.
Die Wahrscheinlichkeit,
schwer zu erkranken,
zu verunfallen oder von Gewalt
betroffen zu sein, ist für sie
mindestens doppelt so hoch wie
bei reichen Menschen“, legten
die Veranstalter im Programm
die Zielrichtung der Tagung fest.
„Doch auch arme Menschen haben
Rechte und Chancen zu Gesundheit:
Sie müssen gestärkt
werden in ihren Möglichkeiten,
Belastungen zu bewältigen und
Gesundheit dort zu fördern, wo
sie konkret leben. Sie brauchen
Hilfe und Zugänge, um ihre eigenen
Gesundheitspotenziale
entfalten zu können“. Eröffnungsvorträge
hielten Dr. Elisabeth
Pott, Direktorin der Bundeszentrale
für gesundheitliche
Aufklärung, Köln und Univ.-
Prof. Dr. Horst Noack, Universität
Graz. Themenschwerpunkte
der Tagung waren unter ande-
8 Gesundes
Österreich
KURZ UND BÜNDIG
rem AIDS und Armut, Altersarmut
und Gesundheit, Arbeit und
Armut, Arbeitslosigkeit und Gesundheit,
Behinderung und Armut,
Disease Management,
Frauen und Armut, Gesundheitsförderung,
Gesundheitsziele
und gesundheitliche Chancengleichheit,
Armut bei Kindern
und Jugendlichen, Migration,
Patienteninformation, Soziale
Stadt, Sozialhilfe, Sucht und Armut
sowie die gesundheitliche
Versorgung Wohnungsloser.
Mag. Andrea Lins vom Fonds
Gesundes Österreich berichtete
im Arbeitskreis „Deutsches Forum
Prävention und Gesundheitsförderung“
über das österreichische
Modell der Gesundheitsförderung.
„In Deutschland
wird im Moment diskutiert, Gesundheitsförderung
ähnlich zu
organisieren, wie wir das mit
dem Fonds Gesundes Österreich
tun“, fasst Mag. Lins ihre Eindrücke
von der Diskussion zusammen.
Gesundheit Berlin e.V.
Straßburger Straße 56
D-10405 Berlin
Tel: +49/30/44 31 90 62
Fax: +49/30/44 31 90 63
E-Mail: kongress@gesundheitberlin.de
Homepage: www.armut-undgesundheit.de
Gesundheit für alle? Visionen zur
Zukunft des Gesundheitswesens
Auf Einladung des Forums der forschenden pharmazeutischen Industrie
(FOPI) und des Europäischen Forums Alpbach diskutierten
in- und ausländische GesundheitsökonomInnen, PolitikerInnen,
VertreterInnen der Sozialversicherung und MedizinerInnen bei einem
Symposium in Wien am 30. Jänner 2003 über Gegenwart und
Zukunft des Gesundheitssystems. Die Veranstalter wollten mit dem
hochkarätig besetzten Symposium „einen Beitrag zur aktuellen gesundheitspolitischen
Debatte“ leisten. Seine zentrale Frage war, welche
gesundheitspolitischen und gesundheitsökonomischen Rahmenbedingungen
geschaffen werden müssen, damit auch in Zukunft
eine optimale Versorgung für alle sichergestellt werden kann.
Prof. Walter Krämer von der Universität Dortmund wies in diesem
Zusammenhang auf die „Lebenslügen der modernen Gesundheitspolitik“
hin: „Eine der verbreitetsten Illusionen in der aktuellen Debatte
etwa sei jene von der Kostenexplosion bei den Gesundheitsausgaben.
Wir haben es in Wahrheit nicht mit einer Kosten-, sondern
vor allem mit einer Effizienz- und Leistungsexplosion zu tun“,
so der Experte. Auch Univ.-Prof. Dr. Michael Kunze vom Institut für
Sozialmedizin der Universität Wien betonte, dass es sich im Gesundheitssystem
weniger um ein Finanzierungsproblem als eine
Verteilungsfrage handle. „Es geht eher um die politische Frage, wie
und für welche Zwecke die Mittel in einer Gesellschaft verteilt werden.
Solidarität muss weiterhin der entscheidende Maßstab für die
Gesundheitspolitik sein.“
Die forschende Pharmaindustrie nützte das Symposium dazu, ihre
Kernforderungen an eine neue Regierung darzulegen. „Angestrebt
wird“, wie FOPI-Präsident Alexander Mayr betonte, „ein rascher
Zugang zu innovativen Therapien und die Aufrechterhaltung des
Forschungsstandortes Österreich.“
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Bad Waltersdorf sind schon seit vielen Jahren
Trendsetter auf dem Gebiet Gesundheit und
Schönheit. Hier wird der Körper nicht nur von
außen verwöhnt und verjüngt, sondern es
werden auch entsprechende Maßnahmen für
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auf die Original RING
Jungbrunnenkur in Verbindung mit der
Aciflovital Fasten und Darmreinigungstherapie gesetzt.
Diese spezielle Anti-aging Therapie ist eine
sanfte Gesundungs- und Verjüngungs-Kur ohne
„Chirurgische Eingriffe“. Viele Forschungsergebnisse
bestätigen, dass als Hauptverursacher für eine
vorzeitige Alterung Übergewicht, verbunden mit
Fehlernährung, und Verstopfung gelten.
Die Original RING Jungbrunnenkur setzt daher gezielt
bei der Ernährung an und versorgt den Körper
mit essentiellen Vital- u. Ballaststoffen, wobei auf
eine Reinigung des Darmtrakts mit intensiver Entschlackung,
Entgiftung und Entsäuerung geachtet
wird. Speziell nach den Feiertagen sollte auf eine
Regulierung des Körpergewichts besonderes Augenmerk
gelegt werden. Dadurch können eine Verzögerung
des Alterungsprozesses, jüngeres und attraktiveres
Aussehen sowie körperliche und geistige
Vitalität erreicht werden.
Damit diese „Verjüngungs-Maßnahmen“ auch für
viele Menschen finanziell erschwinglich sind, gibt
es die in den RING Jungbrunnen-Hotels bekannte
„Halbpreis-Geburtstags-Aktion“. Hier können „Geburtstagskinder“,
die 2003 einen runden oder halbrunden
Geburtstag feiern oder schon gefeiert haben,
eine Woche „Jungbrunnen-Aufenthalt“ zum
halben Preis verbringen!
Diese Aktion soll für viele der sanfte Einstieg in
eine gesündere Lebensweise sein.
WEITERE INFOS UND BUCHUNGEN:
RING BIO HOTEL • A- 8230 Hartberg
Tel. 0043/3332/608*0 – Fax: 0043/3332/608*550 •
E-mail: ringhotel@aon.at
BIO-THERMEN-HOTEL • A- 8271 Bad Waltersdorf
Tel. 0043/3333/2981*0 • Fax: 0043/3333/2981*550 •
E-mail: bio-thermen-hotel@htb.at
* THERMAL BIODORF • A- 8271 Bad Waltersdorf
Tel. 0043/3333/3281*0 • Fax: 0043/3333/3281*650 •
E-mail: bio-dorf@htb.at
Gesundes Österreich 9
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SOZIALE UNGLEICHHEITEN UND GESUNDHEIT
HERAUSFORDERUNG FÜR DIE
GESUNDHEITSFÖRDERUNG
Die „reichsten“ Männer haben im
Durchschnitt eine um 6,3 Jahre
höhere Lebenserwartung als ihre
„ärmsten“ Geschlechtsgenossen. Frauen aus
der einkommensstärksten Schicht werden
im Durchschnitt 2,8 Jahre älter als jene aus
der finanziell am schlechtesten gestellten Bevölkerungsgruppe.
Das sind nur einige Ergebnisse
einer aktuellen kanadischen Studie
über die Zusammenhänge zwischen Einkommen
und Gesundheit.
Gesundheit steht, das belegt inzwischen eine
Vielzahl von Untersuchungen, in einem engen
Zusammenhang mit sozialen Faktoren
wie der Einkommenshöhe, Bildungsniveau
oder beruflicher Position.„Soziale Ungleichheiten
und Gesundheit: Herausforderung
für die Gesundheitsförderung“ war auch das
Thema der 4. Präventionstagung des Fonds
Gesundes Österreich, die am 21. und 22.
November 2002 in Wien stattfand.
„Gesundheitliche Risiken, Krankheiten und
Lebenserwartung sind in allen Gesellschaften
sozial ungleich verteilt“, sagte Univ.-Prof. Dr.
Reinhart Waneck, Staatssekretär für Gesundheit
und Präsident des Fonds Gesundes
Österreich, in seiner Eröffnungsrede: „In den
westlichen Gesellschaften leiden Angehörige
schlechter gestellter sozialer Schichten signifikant
häufiger an allen chronischen Erkrankungen,
mit Ausnahme von Allergien, und
ihre Lebenserwartung ist geringer.“
Der sozioökonomische Status von Menschen
– Bildungsgrad, Einkommen, berufliche Position
– sei auch entscheidend für das Ausmaß,
in dem Einrichtungen der Präventivmedizin
in Anspruch genommen würden.
10 Gesundes
Österreich
Gesundheit ist auch sozial bestimmt, das belegen inzwischen zahlreiche Studien.
Bei der 4. Präventionstagung des Fonds Gesundes Österreich diskutierten
ExpertInnen aus Österreich, Deutschland und der Schweiz, was Gesundheitsförderung
zum Abbau sozialer Benachteiligung beitragen kann.
Staatssekretär Waneck: „Die Zielgruppe der
sozial benachteiligten Menschen ist für die
Gesundheitsförderung und Prävention auch
deshalb eine besondere Herausforderung,
weil es schwierig ist, sie mit herkömmlichen
Methoden zu erreichen. Hier brauchen wir
neue Kommunikationsstrategien, um diese
benachteiligten Gruppen anzusprechen“.
Initiativen für sozial Benachteiligte. Innovative
Kommunikationskonzepte für ausgewählte
Zielgruppen waren auch einer der
Schwerpunkte der Präventionstagung – beispielsweise
Initiativen für Kinder und Jugendliche,
Menschen am Arbeitsplatz oder
MigrantInnen. Auf der zweitägigen Konferenz
wurden kontroversielle Thesen zu den
Ursachen sozialer Ungleichheit diskutiert
und praktische Strategien zur Verringerung
sozialer Benachteiligung vorgestellt.
„Gesundheitsförderung muss bereichsübergreifend
vorgehen und Gesundheitsmaßnahmen
für sozial schlechter Gestellte müssen
Hand in Hand mit sozialen Maßnahmen gehen“,
unterstrich Dennis Beck, Geschäftsführer
des Fonds Gesundes Österreich, in seiner
Begrüßungsrede zwei wesentliche Aspekte:
„Es wäre zynisch, benachteiligten Bevölkerungsgruppen
hehre Gesundheitsprinzipien
zu vermitteln, ohne die sozialen Einflüsse auf
den Lebensstil zu berücksichtigen.“
Diskriminierung schadet der Gesundheit.
Beck betonte auch, dass es im Bereich der
Gesundheitsförderung besonders wichtig
sei, „mit all jenen zu kooperieren, die gegen
Diskriminierung und für soziale Gerechtig-
keit sowie für den Abbau von Vorurteilen
eintreten. Denn solange die betroffenen
Zielgruppen mit den Folgen sozialer
Schlechterstellung, mit Ausgrenzung und
Diskriminierung zu kämpfen haben, bleiben
sie für gesundheitsförderliche Botschaften
unempfänglich.“
Diskriminierung verursache seelische Belastungen,
die das gesundheitliche Wohlbefinden
schwächen, warnte Beck: „Menschen,
die aufgrund ihrer Hautfarbe, Herkunft, Religion,
ihrer sexuellen Orientierung oder
wegen ihres Geschlechts diskriminiert werden,
sind für Präventionsbotschaften kaum
zugänglich.“
Konkrete Lösungen. Der Zusammenhang
zwischen sozialem Status und Gesundheit
sei durch zahlreiche Studien belegt, betonte
auch Dr. Andreas Mielck vom deutschen
Forschungszentrum für Umwelt und Gesundheit
in seinem Referat vor dem Plenum
der Präventionstagung: „Die wissenschaftliche
Forschung ist deshalb inzwischen weniger
an weiteren Daten zu diesem Thema interessiert
als an konkreten Lösungen dafür,
was praktisch getan werden kann um die soziale
Benachteiligung zu verringern.“
Bislang, sagte Dr. Mielck, seien in der
Prävention und Gesundheitsförderung
meistens jene Bereiche bearbeitet worden,
die Individuen und ihr Verhalten betreffen,
wie etwa die Themen Rauchen, soziale
Unterstützung oder Erbanlagen. Künftige
Lösungen sollten jedoch verstärkt auf
die Verhältnisse ausgerichtet sein, also die
strukturellen Bedingungen, in denen
Foto:© Bilder Box Com
Menschen leben, etwa die Bereiche Arbeit,
Wohnen oder allgemeine Gesundheitsversorgung.
In den USA, sagte der deutsche Gesundheitsforscher,
werde auch schon seit einigen
Jahren intensiv über „Environmental
Justice“ diskutiert: „Im Prinzip geht es dabei
darum, dass die Belastung durch Luft-, Bodenund
Wasserverschmutzung je nach Sozialstatus
unterschiedlich groß ist. Dieses Thema
wird in den nächsten Jahren meiner Meinung
nach auch in Europa wichtig werden.“
Vorhandene Potenziale nutzen. Dass das
Thema soziale Ungleichheit nicht schon
längst im Zentrum der Gesundheitspolitik
stehe, sei auf die Dominanz naturwissenschaftlicher
und ökonomischer Verhaltensperspektiven
im Gesundheitswesen zurückzuführen,
betonte Univ. Prof. Dr. Richard
Horst Noack auf der Präventionstagung.
Außerdem, hob der Vorstand des Instituts
für Sozialmedizin und Epidemiologie der
Universität Graz hervor, sei wissenschaftlich
fundiertes Wissen als Basis für Maßnahmen
der Gesundheitsförderung von besonderer
Bedeutung.
Dass es möglich sei, durch breitenwirksame
Maßnahmen der Gesundheitsförderung die
durchschnittliche Lebenserwartung von
Menschen deutlich zu steigern, sei unter anderem
schon durch ein großes Projekt in der
finnischen Region Nord-Karelien gezeigt
worden, sagte Prof. Noack: „Es ist aber noch
offen, inwieweit solche Strategien tatsächlich
alle Schichten der Bevölkerung erreichen.
Bislang wissen wir nicht, in welchem Umfang
die großen Unterschiede abgebaut wer-
den können. Eines scheint aber sicher zu
sein. Die vorhandenen Potenziale zur Schaffung
von mehr Chancengleichheit im Gesundheits-
und Sozialbereich sind bei weitem
nicht ausgeschöpft.“
Möglichkeiten und Grenzen von Gesundheitsförderung.
Univ.-Prof. Dr. Siegfried
Geyer, Leiter des Arbeitsbereichs Medizinische
Soziologie der Medizinischen Hochschule
Hannover, unterschied auf der Präventionstagung
verschiedene Möglichkeiten für
gesundheitsfördernde Maßnahmen.
Interventionen, die eine aktive Teilnahme
der Bevölkerung erforderten, seien sehr
kostenintensiv und reduzierten nicht notwendigerweise
gesellschaftliche Ungleichheiten,
sagte Prof. Geyer. Eine Verringerung
sozialer Benachteiligung sei eher von Interventionen
zu erwarten, die eine Veränderung
von Lebensumwelten beinhalten, wie
etwa bauliche Maßnahmen zur Senkung
von Unfallrisiken.„Derartige Interventionen
sind aber nicht universell einsetzbar“,
schränkte der deutsche Wissenschafter ein.
Eine Kunstlehre der Gesundheitsförderung.
Univ.-Prof. Dr. Bernhard Badura von
der Fakultät für Gesundheitswissenschaften
der Universität Bielefeld thematisierte unter
anderem Probleme der Finanzierung: „Das
Grundproblem ist, dass in Bezug auf das gesamte
Ausgabenvolumen im Gesundheitsbereich
für Gesundheitsförderung und
Prävention generell wenig oder fast gar
nichts ausgegeben wird.“
Die Finanzierungsprobleme seien auch da-
„Wir brauchen eine Kunstlehre der Gesundheitsförderung
wie von der Diagnose und Planung über die Intervention
und Durchführung bis zur Evaluation kunstgerecht
und standardisiert vorgegangen werden kann.“
Prof. Dr. Bernhard Badura
durch begründet, dass es im Bereich Gesundheitsförderung
bislang keine professionelle
Methodik der Intervention in soziale
Systeme gebe, sagte Prof. Badura: „Wir brauchen
eine Kunstlehre der Gesundheitsförderung
wie von der Diagnose und Planung
über die Intervention und Durchführung
bis zur Evaluation kunstgerecht und standardisiert
vorgegangen werden kann.“
Der wichtigste Indikator für den Erfolg von
Gesundheitsförderung sei letztlich das
Wohlbefinden – jenes von einzelnen Menschen
und das Ausmaß an Wohlbefinden innerhalb
eines sozialen Systems. „Gesundheit
ist kein Zustand, sondern eine Fähigkeit, die
davon abhängt, ob unsere Umwelt uns auch
erlaubt, diese Fähigkeit einzusetzen – das ist
für mich der entscheidende Punkt“, sagte
Prof. Badura.
Reduktion von Gesundheitsrisiken.Neue
Wege zur Nutzung von Gesundheitspotenzialen
zu finden – speziell solche für sozial
Benachteiligte – war auch das wesentliche
Anliegen des Veranstalters der 4. Präventionstagung,
des Fonds Gesundes Österreich.
Mit der Konferenz sollte den TeilnehmerInnen
aus Wissenschaft, Verwaltung und Praxis
der Gesundheitsförderung ein Forum für
innovative Ideen, neue Erkenntnisse und
kontroversielle Diskussionen zur Verfügung
gestellt werden. „Durch die Präventionstagung
möchten wir dazu beitragen, dass Diskriminierung,
Armut und Uninformiertheit
als Gesundheitsrisiken erkannt und reduziert
werden“, fasste Geschäftsführer Dennis
Beck die Ziele der Tagung zusammen.
Gesundes Österreich 11
12 Gesundes
Österreich
Internet-Infos zu den Rednern
und ihren Institutionen
www.fgoe.org
Die Website des Fonds Gesundes Österreich mit Tagungs-
und Weiterbildungsinformationen, Förderkriterien
und Einreichunterlagen zur Information von ProjektbetreiberInnen
sowie SIGIS-Daten zu Selbsthilfe-Gruppen, -
Dachverbänden und –Kontakstellen. Eine Liste ausgewählter
nationaler und internationaler Gesundheits-Links
ist abrufbar.
www.gesundesleben.at
Die übersichtlich gestalteten Gesundheitsseiten des
Fonds Gesundes Österreich enthalten unter anderem ein
„Thema der Woche“ und weitere News. Unter „WerWo-
Was“ kann nach ÄrztInnen, Krankenhäusern, Apotheken
und weiteren Gesundheits-Angeboten gesucht werden.
Ein Forum bietet Platz für Diskussionen und ein Newsletter
kann bestellt werden.
www.gsf.de
Das interdisziplinäre deutsche „GSF - Forschungszentrum
für Umwelt und Gesundheit“ informiert über seine wissenschaftlichen
Schwerpunkt-Themen. GSF-Services
wie Kurse, Dienstleistungen oder das Bibliotheks-Angebot
werden präsentiert.
www.kfunigraz.ac.at/ismwww
Die Page des Instituts für Sozialmedizin und Epidemiologie
der Universität Graz enthält unter anderem Kontaktdaten,
einer Übersicht über ausgewählte Publikationen
und Infos für Studierende. Außerdem sind Angaben zu
den Universitätslehrgängen „Public Health“ und „Public
Health im Pflegewesen“ abrufbar.
www.mh-hannover.de
Die Homepage der medizinischen Hochschule in Hannover
gibt einen Überblick über aktuelle Forschungsaktivitäten.
Für die vier Institute des „Zentrums für Öffentliche
Gesundheitspflege“ wurden eigene Sub-Pages eingerichtet.
www.uni-bielefeld.de/gesundhw
Die Page der Fakultät für Gesundheitswissenschaften an
der Universität Bielefeld präsentiert Kontaktdaten und
MitarbeiterInnen-Infos. Außerdem können unter anderem
Fakten über die Forschungsschwerpunkte in Bereichen
wie „Sozialepidemiologie“, „Gesundheitsförderung in der
Arbeitswelt“ oder „Evaluation und Qualitätsberichterstattung
im Gesundheitswesen“ nachgelesen werden.
Die ModeratorInnen der
4. Präventionstagung
Das Plenum der 4. Präventionstagung des
Fonds Gesundes Österreich am 21. und
22. November in Wien wurde von der
Schauspielerin und Autorin Chris Lohner
moderiert. Die Diskussionen in den einzelnen
Workshops wurden von folgenden
ModeratorInnen geleitet:
„Gesundheitliche Ungleichheiten aus geschlechtsspezifischer
Sicht“
Dr. Mag. Maria Schmidt MSc., MPH,
Fonds Gesundes Österreich
„Soziale Ungleichheiten und Lebensführung/Lebensstil“
Univ. Prof. Dr. Richard Horst Noack, Ph. D.,
Vorstand des Institutes für Sozialmedizin.
Universität Graz
„Abbau gesundheitlicher Ungleichheiten
durch Bildung und Kommunikation“
Mag. Andrea Lins,
Fonds Gesundes Österreich
„Soziale Ungleichheiten – Herausforderung
für die Arbeitswelt“
Dr. Christian Scharinger,
Gesundheitssoziologe, Organisations- und
Personalentwickler und Coach, OÖ
„Soziale Ungleichheiten – Herausforderung
für die gesundheitliche Versorgung“
Dr. Hubert Löffler,
Institut für Sozialdienste – Familienarbeit,
Feldkirch
Workshops zum Abbau sozialer Ungleichheiten
durch Gesundheitsförderung bei
ausgewählten Zielgruppen und Settings:
„Kinder und Jugendliche“
Dr. Andrea Holz–Dahrenstaedt,
Kinder-und Jugendanwaltschaft Salzburg
„Menschen am Arbeitsplatz“
Dr. Klaus Ropin,
Fonds Gesundes Österreich
„MigrantInnen“
Mag. Heinz Fronek,
Asylkoordination Österreich
„Ältere Menschen“
Dr. Ludwig Gruber,
avomed - Arbeitskreis für Vorsorgemedizin
Tirol, Landeskrankenhaus Hochzirl
„Gemeinde und Städte“
Mag. Gernot Antes,
Bereichsleitung für Gesundheitsplanung
und Finanzmanagement, Wien
HIGH TECH VERGRÖSSERT
SOZIALE UNTERSCHIEDE
Das Internet macht zahlreiche Informationen rasch zugänglich. Doch benachteiligte
Gruppen haben oft keinen oder nur beschränkten Zugang zum neuen Medium.
Die Anzahl von Menschen, die das
Internet benutzen, und die Intensität,
mit der das neue Medium
verwendet wird, steigen weiterhin an. Daten
aus der Schweiz – die in ähnlicher Form
auch für andere Länder vorliegen – zeigen
jedoch, dass das Web von verschiedenen Bevölkerungsgruppen
in unterschiedlich hohem
Ausmaß genutzt wird. 70 Prozent der
Eidgenossen mit Hochschulabschluss sind
Internet-User. Der Vergleichswert für
Schweizer mit Pflichtschulabschluss beträgt
hingegen nur 22 Prozent.
Soziale Unterschiede. Neben Menschen mit
niedrigem Bildungsniveau zählen vor allem
auch ältere BürgerInnen zu denjenigen, die
selten oder nie durchs World Wide Web surfen.
„Die 14 bis 39-Jährigen sind relativ starke
NutzerInnen. Vor allem in der Altersgruppe
ab 50 Jahren ist die Nutzung aber noch
sehr gering“ erklärte Lic. phil. psych. Eva
Bruhin, MPH, vom Institut für Sozial- und
Präventivmedizin der Uni Bern in ihrem Referat
beim Workshop „Abbau gesundheitlicher
Ungleichheiten durch Bildung und
Kommunikation“ auf der 4. Präventionstagung
des Fonds Gesundes Österreich.
Jung, männlich und gut verdienend. Auch
zwischen den Geschlechtern gibt es große
Unterschiede: Männer verwenden das High-
Tech-Medium fast doppelt so häufig wie
Frauen. „Typische“ Internet-BenutzerInnen
seien deshalb nach wie vor nicht repräsentativ
für die Bevölkerung, sagte Eva Bruhin,
sondern es handle sich in überdurchschnittlich
hohem Ausmaß um relativ junge, bes-
ser verdienende und gebildete Männer:
„Durch das Internet entsteht also eine neue
soziale Kluft – was speziell deshalb von Bedeutung
ist, weil manche Informationen nur
mehr über dieses Medium zugänglich sind.“
„Digital Gap“. Studien aus den USA zeigen,
dass sich die Unterschiede zwischen Menschen,
die das Web selten oder nie nutzen
und solchen, die es intensiv verwenden, in
den kommenden Jahren noch vergrößern
werden. Ein Phänomen, das als „Digital
Gap“ bezeichnet wird.„Noch größere Unterschiede
wird es vor allem in den Bereichen
Alter, Bildungsstand und sozialökonomische
Schicht geben. Der Abstand in der
Nutzungsintensität zwischen Männern
und Frauen wird sich in den kommenden
Jahren jedoch voraussichtlich verkleinern,
die Frauen werden also aufholen“, erläuterte
Bruhin.
Qualitätssicherung für Web-Infos. Generell
sei beim Internet zu beachten, dass die darin
enthaltenen Informationen – speziell
auch im Bereich Gesundheit – nicht immer
aus seriösen Quellen stammten und sogar
gesundheitsschädigend sein könnten, so Eva
Bruhin: „Wichtige Kriterien für die Qualität
von Gesundheits-Pages sind, dass diese von
offiziellen Stellen geprüft, aktuell und evidenz-basiert
sind. Außerdem sollten die AutorInnen
ersichtlich und die Informationen
verständlich formuliert sein.“
Internet-Kompetenz stärken. Bei praktischen
Internet-Projekten für sozial Benachteiligte
sei es wichtig, zunächst deren Web-
Kompetenz zu schulen und dieses neue Wissen
dann auf Gesundheitsthemen im Internet
anzuwenden, sagte Bruhin. Entsprechende
Programme sollten zielgruppenspezifisch
konzipiert sein, zum Beispiel in Form
von Kursen speziell für MigrantInnen: „Zentrale
Zielgruppen für derartige Angebote
sind auch ältere Leute oder Menschen mit
sozial-ökonomisch tieferem Status.“
www.canadianhealth-network.ca
Die Homepage
des Canadian
Health Networks
(CHN) ist laut der
Schweizer Gesundheitsforscherin
Lic. phil.
psych. Eva Bruhin, MPH eines der international
besten Beispiele für eine große
Sammlung qualitätsgeprüfter Links aus
dem Bereich Gesundheitsförderung.
Das CHN ist eine Kooperation großer
kanadischer Gesundheitsorganisationen
und will der kanadischen Bevölkerung
verlässliche Informationen zur Gesundheitsförderung
und Prävention zugänglich
machen. Die CHN-Website
enthält rund 12.000 von CHN-MitarbeiterInnen
und UserInnen überprüfte Links.
Außerdem sind Hintergrundinfos zu einzelnen
Bevölkerungsgruppen Kanadas
und Themen wie „Aktive Lebensgestaltung“,
„Krebsvorbeugung“ oder „Gewaltprävention“
abrufbar.
Gesundes Österreich 13
ARBEIT GESÜNDER GESTALTEN
Beschäftigte mit niedrigen Einkommen sind häufiger krank als solche mit hohen. Internationale
ExpertInnen zeigten bei der 4. österreichischen Präventionstagung, wie derartige soziale
Ungleichheiten durch Gesundheitsförderung in Betrieben abgebaut werden können.
Soziale Ungleichheit wird im Zusammenhang
mit der Arbeitswelt kaum
thematisiert“, sagte Mag. DDr. Oskar
Meggeneder, Ressortdirektor der Oberösterreichischen
Gebietskrankenkasse, auf der 4.
Präventionstagung des Fonds Gesundes
Österreich im November in Wien. „ Und
das, obwohl hier zum Teil die gleichen
Merkmale sozialer Ungleichheit zu beobachten
sind wie in der Gesamtgesellschaft“.
Im Workshop „Soziale Ungleichheiten –
Herausforderung für die Arbeitswelt“ betonte
der Experte, dass Ungleichheiten in
Bezug auf Alter, Geschlecht, Nationalität
und Bildung am Arbeitsplatz ebenso eine
Rolle spielten wie im gesamten sozialen Leben.
Weitere Kriterien, aus denen sich soziale
Ungleichheiten in der Arbeitswelt ergeben,
so Dr. Meggeneder, seien unter anderem
die Arbeitszeit – zum Beispiel Teilzeit-,
Nacht- oder Schichtarbeit –, die Betriebsgröße
und spezielle Formen der Arbeit, wie
etwa Tele- oder Heimarbeit.
Dass sich soziale Ungleichheiten auf den Gesundheitszustand
der Arbeitenden auswirken,
zeigen auch Daten der deutschen gesetzlichen
Krankenversicherungen: MitarbeiterInnen
mit geringerem Bildungsniveau,
niedrigerem Einkommen und weniger beruflichem
Ansehen sind häufiger im Krankenstand
als ihre sozial besser gestellten KollegInnen.
Zudem sind Beschäftigte mit geringerer
Entscheidungskompetenz in höhe-
14 Gesundes
Österreich
Foto:© Bilder Box Com
rem Ausmaß von Hilflosigkeit, Sinnverlust
und Misstrauen betroffen.
Betriebliche Gesundheitsförderung - wie sie
auch vom European Network Workplace
Health Promotion propagiert werde – könne
einen Beitrag dazu leisten, diese sozialen
Ungleichheiten in der Arbeitswelt zu mildern
oder zu beseitigen, sagte DDr. Meggeneder.
„Dies allerdings nur dann, wenn die
Projektbetreiber einen programmatischen
Ansatz verfolgen.“ Beispiele hierfür seien Initiativen
speziell für ältere ArbeitnehmerInnen,
Gender-Mainstream-Programme, aber
auch die vom Fonds Gesundes Österreich in
Auftrag gegebenen Modellprojekte für kleine
und mittlere Unternehmen der Old und
New Economy.
Maßnahmen für Benachteiligte. „Präventive
Angebote werden in Betrieben oft nur von
denjenigen wahrgenommen, die ohnehin bereits
etwas für ihre Gesundheit tun“, beschrieb
Univ.-Prof. Dr. Eberhard Göbel vom
Fachbereich für Sozial- und Gesundheitswesen
der Fachhochschule Magdeburg im
Workshop „Soziale Ungleichheiten – Herausforderung
für die Arbeitswelt“ ein verbreitetes
Problem. Speziell für besonders belastete
Gruppen müssten Projekte entwickelt
werden – für ausländische, ältere und chronisch
kranke ArbeitnehmerInnen, für alleinerziehende
Mütter, Lehrlinge, ungelernte ArbeiterInnen
und ZeitarbeiterInnen.
Diese Programme sollten vor allem auch die
spezifischen Bedürfnisse der Zielgruppen
berücksichtigen, so Prof. Göbel: „Schwerarbeiter
sind wahrscheinlich nicht für Yogaoder
Entspannungskurse zu begeistern. Hier
müssen Angebote geschaffen werden, die den
kulturellen Wertmustern der Menschen entsprechen.“
Ein zentraler Inhalt von Prof. Göbels
„Konzept der Arbeitskultur“ ist es, auch
bei schweren oder monotonen Arbeiten jene
Aspekte herauszuarbeiten, die den Beschäftigten
trotzdem Sinn und Arbeitsfreude geben.
Gesundheit als Unternehmensphilosophie.
Dem Thema Betriebliche Gesundheitsförderung
war auf der 4. Präventionstagung auch
der Workshop „Menschen am Arbeitsplatz“
gewidmet. Die deutsche Diplompsychologin
Mechthild Echterhoff betonte, dass der Zusammenhang
zwischen sozialen Bedingungen
und Gesundheit im „Mikrokosmos Betrieb“
besonders deutlich werde: „Die Krankenstände
der MitarbeiterInnen im gewerblichen Bereich
sind in der Regel wesentlich höher als in
den kaufmännischen Abteilungen.“
Mechthild Echterhoff ist als Projektkoordinatorin
für Betriebliche Gesundheitsförderung
bei der Regionaldirektion Gütersloh
der AOK Westfalen tätig und stellte ein von
ihr geleitetes Projekt vor. Das Programm
wurde in einem Zulieferbetrieb für die Möbelindustrie
mit rund 80 MitarbeiterInnen
durchgeführt. Während des Projekt-Zeit-
„Forschungsergebnisse zeigen, dass psychische
Schwierigkeiten unter arbeitslosen Menschen
stärker verbreitet sind“
Mag. Helga Gumplmaier
raums konnte eine Reduktion der Krankenstandstage
pro Jahr von 4,8 auf 2,9 Prozent
erreicht werden.
Bei der Durchführung wurde zunächst ein
„Steuerungskreis“ eingerichtet, dem auch der
Geschäftsführer, der Personalchef und die
Werkmeister angehörten. „Der Erfolg von betrieblicher
Gesundheitsförderung hängt in hohem
Ausmaß davon ab, dass auch die Geschäftsleitung
dahinter steht und bereit ist,
entsprechende Ressourcen zur Verfügung zu
stellen“, erklärte Echterhoff das Projektdesign.
In der Folge wurden so genannte Gesundheitszirkel
etabliert, in denen von den MitarbeiterInnen
gemeinsame gesundheitsförderliche
Ziele erarbeitet und vereinbart
wurden. Daraus folgten konkrete Maßnahmen
wie die Erweiterung des Kantinenangebotes
um Salate und andere gesunde
Speisen, der Kauf von ergonomischen
Stühlen oder Kurse zur Vermeidung von
Rückenschmerzen.
„Durch das Projekt konnte auch das subjektive
Wohlbefinden der MitarbeiterInnen
und gesteigert und zudem eine wesentliche
Verbesserung der Kommunikation innerhalb
des Betriebes erzielt werden“, sagte
Echterhoff. „Ein zentraler Punkt ist, dass das
Konzept der Gesundheitsförderung im Betrieb
verankert und dadurch zu einem
Stück der Unternehmenskultur wird“, fasste
Echterhoff die Erkenntnisse aus ihrer praktischen
Arbeit zusammen.
Arbeitslosigkeit macht krank. Mag. Helga
Gumplmaier von „Integral OÖ“, Institut für
Arbeit und Leben, beschäftigte sich bei der
4. Präventionstagung mit den Auswirkungen
von Arbeitslosigkeit auf den physischen
und vor allem auch den psychischen Gesundheitszustand
der Betroffenen. „Forschungsergebnisse
zeigen, dass psychische
Schwierigkeiten unter arbeitslosen Menschen
stärker verbreitet sind“, sagte Mag.
Gumplmaier. Arbeitslose seien vier bis zehn
Mal häufiger von Depression, Angstzuständen
und somatischen Krankheiten betroffen
als Beschäftigte.
Mit Dauer der Arbeitslosigkeit nimmt das
Selbstbewusstsein ab und Arbeitslose denken
immer mehr, dass sie eine Last für andere
Menschen sind. Eine schwedische Studie
ergab, dass 62 Prozent einer Gruppe Arbeitsloser
der Ansicht waren, dass sie andere
Menschen durch ihre Arbeitslosigkeit „irritieren“.
Beinahe 60 Prozent antworteten,
dass sie von anderen Menschen als „faul“ bezeichnet
würden.
Für viele Beschäftigte ist auch die Furcht vor
Arbeitslosigkeit eine Ursache von psychischen
Problemen. „Aus Angst vor dem Verlust des
Arbeitsplatzes werden häufig Symptome für
Krankheiten einfach übergangen“, so Mag.
Gumplmaier: „Sinkende Krankenstandsraten
in betrieblichen Krisenzeiten zeigen, dass die
Menschen aus dieser Angst heraus oft vergessen
auf ihren Körper zu hören.“
Die Einkommensschere
öffnet sich weiter
Das österreichische Wirtschaftsforschungsinstitut
(Wifo) hat errechnet,
dass die Unterschiede zwischen den
BezieherInnen niedriger und hoher Einkommen
in den vergangenen Jahren zugenommen
haben. Der insgesamt in
Österreich zwischen 1995 und 2001 erzielte
Einkommensanstieg um 14,3 Prozent
kommt SpitzenverdienerInnen und
den BezieherInnen von kleinen und
kleinsten Einkommen in höchst unterschiedlichem
Ausmaß zugute.
Menschen aus der Gruppe mit den
höchsten Einkommen konnten während
dieser sechs Jahre einen Zuwachs von
16,5 Prozent erzielen. Auch bei den mittleren
Einkommen gab es zwischen 1995
und 2001 eine durchschnittliche Steigerung
um 14,7 Prozent. Die BezieherInnen
der niedrigsten Einkommen konnten
im selben Zeitraum jedoch nur eine Erhöhung
um durchschnittlich 1,9 Prozent
verzeichnen. Grundlage der Wifo-Berechnung
ist eine Aufteilung aller Erwerbstätigen
in die 30 Prozent mit den
niedrigsten Einkommen, in 60 Prozent
mit mittleren Einkommen und jene zehn
Prozent der EinkommensbezieherInnen,
die die höchsten Einkünfte erzielen.
Foto:© Bilder Box Com
Gesundes Österreich 15
FRAUEN UND MÄNNER
HABEN UNTERSCHIEDLICHE
GESUNDHEITSKULTUREN
Frauengesundheit wird schon seit mehr als 20 Jahren thematisiert – einschlägige Initiativen
für Männer sind noch relativ neu. Mit sozial differenzierten Programmen zur
Gesundheitsförderung können beide Zielgruppen treffsicherer erreicht werden.
Für alle europäischen Länder gilt, dass
die Lebenserwartung von Männern
durchschnittlich um fünf bis acht
Jahre kürzer ist als jene von Frauen. Männer
haben nicht nur ab der Geburt betrachtet eine
geringere Lebenserwartung, sondern können
auch im Alter von 60– im Durchschnitt –
nicht mit so vielen weiteren Jahren rechnen
wie Frauen. In Österreich beträgt die durchschnittliche
weitere Lebenserwartung in diesem
Alter für Männer 19,4 und für Frauen
23,6 Jahre. Frauen werden älter, leiden jedoch
auch häufiger an Beschwerden und gehen
wesentlich öfter zum Arzt als Männer. Eine
Studie des Sozialmedizinischen Zentrums
Graz-Liebenau ergab beispielsweise, dass 18,6
Prozent der in diesem Bezirk der steirischen
Landeshauptstadt befragten Frauen wegen
hohen Blutdrucks eine ärztliche Behandlung
in Anspruch nehmen. Der Vergleichswert für
Männer beträgt 12,3 Prozent. An Nacken-
Schulterschmerzen leiden 35,1 Prozent der
Frauen beinahe täglich, bei den interviewten
Männern sind es nur 18,7 Prozent.
Diese Fakten referierte Dr. Rainer Possert,
der Obmann des SMZ Graz-Liebenau, in
seinem Vortrag beim Workshop „Gesundheitliche
Ungleichheiten aus geschlechtsspezifischer
Sicht“ im Rahmen der 4.
Präventionstagung des Fonds Gesundes
Österreich .
16 Gesundes
Österreich
Foto:© Bilder Box Com
Frauengesundheit und Männergesundheit.
Mögliche Erklärungen für die höhere Lebenserwartung
von Frauen seien unter anderem
ein höheres Gesundheitsbewusstsein
und die Tatsache, dass Frauen häufiger gesundheitsfördernde
Maßnahmen in Anspruch
nähmen, meinte Dr. Possert.
Höhere Verletzungshäufigkeit und gefährlichere
Erwerbsberufe könnten Argumente für
die höhere Sterblichkeit von Männern sein.
Männerspezifisches Risikoverhalten äußere
sich auch in mehr Nikotin- und Alkoholkonsum
sowie in einer höheren Unfallhäufigkeit.
Die Erziehung zur „Männlichkeit“ sei möglicherweise
ebenfalls ein der Gesundheit abträglicher
Faktor, sagte Dr. Possert: „Männer sind
auch in weit geringerem Ausmaß als Frauen
dazu bereit, Hilfe in Anspruch zu nehmen,
selbst dann, wenn sie diese schon dringend
nötig hätten.“ Die ersten Ansätze für geschlechtsspezifische
Gesundheitsförderung sollten
bereits im Kindergarten und in der Schule
erfolgen, meinte der Grazer Allgemeinmediziner
und Psychotherapeut: „Neben dem Elternhaus
sind diese Institutionen wesentlich für die
Sozialisation. Hier werden die Geschlechterrollen
sehr stark geprägt und hier könnten auch
bereits Präventivmaßnahmen ansetzen.“
30 Jahre Frauengesundheitsbewegung. Dr.
Jutta Begenau gab in ihrem Referat einen
Rückblick über zentrale Themen der Frauengesundheitsbewegung
in den vergangenen
30 Jahren. In den 70er Jahren sei die Gesundheit
von Frauen in Deutschland vor allem
als Folge weiter wirkender patriarchaler
Lebensverhältnisse, an denen Frauen leiden,
thematisiert und kritisch betrachtet worden.
In den 80er Jahren sei dann die Frage nach
konkreten, krank machenden Belastungen
zum Gegenstand der Forschung geworden.
Unter anderem sei dabei das Suchtverhalten
von Frauen thematisiert worden, sagte die
am Institut für Soziologie am Zentrum für
Human- und Gesundheitswissenschaften an
der Charité in Berlin tätige Forscherin: „Wir
wissen heute, dass weibliche Sucht eine andere
ist als die der Männer, und dass Frauen
beispielsweise weniger und vorsichtiger Alkohol
konsumieren.“ Bei Frauen spiele eher
die Medikamentensucht eine Rolle, von der
vor allem ältere und alte Frauen betroffen
seien. Weitere Forschungsschwerpunkte in
den 80er Jahren seien die Themen Gewalt
gegen Frauen oder auch die Frage der Vereinbarkeit
von Familie und Beruf gewesen.
In den 90er Jahren sei nicht mehr nur nach
Belastungen für Frauen gefragt worden, sondern
auch nach Ressourcen wie etwa dem
sozialen Netzwerk Familie. Dadurch wurde
es möglich, die Vielschichtigkeit und Andersartigkeit
weiblichen Lebens noch besser
Foto:© Bilder Box Com
zu erfassen, so Begenau: „Anhand des Beispiels
Familie war es auch möglich, zu zeigen,
dass diese für Frauen nicht immer nur
eine Ressource darstellt. Familie kann auch
zu einer der größten gesundheitlichen Belastungen
von Frauen werden.“
Vor der Pubertät sind Mädchen noch signifikant
weniger häufig krank als Jungen. Offenbar
entwickle sich erst ab einem Alter von
etwa zwölf bis vierzehn Jahren eine typisch
weibliche somatische Kultur, so die Expertin
für Frauengesundheit: „Als Erwachsene leiden
Frauen dann dreimal häufiger an Depressionen
als Männer. Bei ihnen werden
mehr psychische und psychosomatische
Krankheiten diagnostiziert und sie nehmen
wesentlich mehr Medikamente ein.“
Zielgruppen für Gesundheitsprogramme.
Die Betrachtung sozialer Unterschiede innerhalb
der Zielgruppen Männer und Frauen
ermögliche es, Gesundheitsförderung gezielt
für diejenigen einzusetzen, die am
stärksten von Armut und Belastungen betroffen
sind, sagte Dr. Begenau. In Deutschland
sind dies unter den Frauen vor allem allein
erziehende Mütter mit geringem Bildungsniveau,
Migrantinnen, Familien mit
mehreren Kindern aber auch Frauen nach
Scheidungen.
28,1 Prozent aller allein erziehenden Frauen
in Deutschland leben unter der Armutsgrenze.
In unserem Nachbarland gebe es jedoch
auch eine immer größere Gruppe von Frauen
ohne Kinder, die oft hoch gebildet seien
und in hohem Maße von den Möglichkeiten
einer offeneren Gesellschaft profitierten, sagte
Dr. Begenau: „Plakativ formuliert gibt es
eine Polarisierung zwischen weiblichen Professionals
und Dienstbotinnen.“
Risiken und Ressourcen für beide Geschlechter.
Auch unter den Angehörigen des
männlichen Geschlechts gibt es laut dem
deutschen Armutsbericht eine Gruppe, die
ein besonders hohes Gesundheitsrisiko hat:
Die allein lebenden Männer. Die in Graz-
Liebenau durchgeführte Studie zeigt zudem,
dass beim Thema Männergesundheit auch
die Faktoren Bildungs- und Einkommensniveau
berücksichtigt werden müssen. So sind
laut dieser Erhebung etwa Pflichtschulabsolventen
pro Jahr durchschnittlich 3,12 Tage
im Krankenhaus, Maturanten hingegen im
Durchschnitt nur 0,74 Tage.
„Die Geschlechterlagen“, so Dr. Begenau zusammenfassend,
„halten für beide Geschlechter
Risiken und Ressourcen bereit.
Diese Faktoren müssen berücksichtigt und
genutzt werden und das möglichst zielgruppenspezifisch
– sowohl für Männer als auch
für Frauen.“
ZITATE AUS DEM
WORKSHOP
„Wir können nicht sagen, dass das eine
Geschlecht kranker oder gesünder ist als
das andere. In der Frauengesundheitsforschung
sprechen wir deshalb von unterschiedlichen
Gesundheitskulturen. Wir
sollten nicht gegeneinander arbeiten und
forschen, sondern miteinander.“
Dr. Jutta Begenau
„Die geschlechterspezifische Betrachtungsweise
sollte in der Gesundheitsversorgung
– in der Gesundheitsförderung,
Behandlung und Pflege – eine viel größere
Rolle spielen.“
Dr. Rainer Possert
„Wenn soziale Ungleichheit auch geschlechtsspezifisch
debattiert wird, erhöhen
sich die Chancen für doppelte
Präventionseffekte: denn auf die Lebensumstände
von Frauen zugeschnittene
Präventionsangebote beziehen – wenn
vorhanden – automatisch auch deren
Kinder ein.“
Dr. Jutta Begenau
„Laut einer Studie gibt es wesentlich
mehr Männer als Frauen, die ihre gesundheitliche
Verfassung als ausgezeichnet
beschreiben. Meiner Meinung nach
ist dies ein Resultat der maßlosen Selbstüberschätzung
der Männer, die sich für
gesünder halten als sie sind.“
Dr. Rainer Possert
„Ich finde, dass es Sinn macht, wenn
Männer sich mit sich selbst befassen, ihre
eigenen Netzwerke gründen und ihre eigenen
Themen finden – sofern dies nicht
zu einem Instrument des Machtmissbrauchs
wird.“
Dr. Jutta Begenau
„Es gibt eine extreme soziale Differenzierung
in der Männergesundheit. Daten
aus den USA zeigen beispielsweise, dass
die Lebensqualität eines 45jährigen aus
der sozialen Unterschicht in etwa jener
eines 65jährigen aus der Oberschicht entspricht.“
Dr. Rainer Possert
Gesundes Österreich 17
Wir haben das Thema Armut bewusst
nicht mit Krankheit verknüpft,
sondern mit Gesundheit“,
erläuterte Dr. Raimund Geene, Geschäftsführer
von Gesundheit Berlin e.V.,
auf der 4. Präventionstagung des Fonds Gesundes
Österreich im November in Wien.
„Wir gehen nicht davon aus, dass Lebensverhältnisse
an sich schon krank machend sind,
sondern richten unseren Blick auf die möglichen
Gesundheitspotenziale von Menschen
in schwierigen Lebenslagen – die immer
auch vorhanden sind.“
Orte der Gesundheitsförderung. Dr. Geene
war Referent bei dem im Rahmen der
Präventionstagung veranstalteten Workshop
„Abbau gesundheitlicher Ungleichheiten
durch Bildung und Kommunikation“. Zu
den Aktivitäten von Dr. Geenes Verein Gesundheit
Berlin zählt die Veranstaltung des
Kongresses „Armut und Gesundheit“, der
2002 bereits zum achten Mal stattfand. Die
rund tausend TeilnehmerInnen beschäftigten
sich im Vorjahr mit dem Thema „Orte
der Gesundheitsförderung“.
Acht Kongress-Jahre in Berlin. Bei der Tagung
in Wien gab Dr. Geene einen Rückblick
auf die Symposien der vergangenen Jahre.
Der erste Kongress „Armut und Gesundheit“
wurde 1995 von Studierenden des Berliner
Studienganges Public Health initiiert und
befasste sich mit den Bereichen Gesundheitsversorgung
von Wohnungslosen und MigrantInnen
sowie mit der Gesundheit von
Alleinerziehenden und deren Kindern.
In der Folge wurde der Kongress „Armut
und Gesundheit“ alljährlich abgehalten,
wobei zunehmend differenziertere Bereiche
Gegenstand der Berliner Veranstaltung
wurden – wie etwa Gesundheitsberichterstattung,
Altersarmut, der Zusammenhang
zwischen Sucht und Armut oder
Behinderung.
18 Gesundes
Österreich
ARMUT UND
GESUNDHEIT IN BERLIN
Foto:© Bilder Box Com
Der Berliner Kongress „Armut
und Gesundheit“ ist ein Plattform
für Menschen in schwierigen Lebenslagen.
Die Veranstalter wollen
Netzwerke von und für sozial
Benachteiligte fördern.
Mehr Infos im Internet
www.armut-undgesundheit.de
Die Homepage zu den Berliner Kongressen
„Armut & Gesundheit“enthält unter
anderem Kurzzusammenfassungen von
Referaten der vergangenen Tagungen
sowie aktuelle Mitteilungen und Infos
über Arbeitskreise und Kooperationen.
Netzwerke für Benachteiligte. 2001 befasste
sich das Berliner Symposium mit „Gesundheitszielen
gegen Armut“. „Das wichtigste Ziel
ist meiner Meinung nach, Netzwerke für Menschen
in schwierigen Lebenslagen aufzubauen,
um die Botschaften der Gesundheitsförderung
in jenen Strukturen zu verankern, in denen
sich sozial Benachteiligte bewegen“, sagte Dr.
Geene. Kommunikationsstrategien für benachteiligte
Gruppen müssten auch auf deren
Bedürfnisse eingehen und in deren Sprache
formuliert sein – oder, wie es in einem gängigen
Leitsatz für die Sozialarbeit heiße: „Die
Menschen müssen dort abgeholt werden, wo
sie sind“. Durch die Community-Bildung sei
es dann oft möglich, das Gesundheitsverhalten
ebenfalls zu verbessern – auch in Bereichen
wie Rauchen oder Alkoholkonsum.
Der Kongress als „Event“. Auch die Veranstaltung
„Armut und Gesundheit“ selbst
könne als Netzwerk betrachtet werden, so
Dr. Geene, da sie auf der Ebene der Politik
und der Verbände eine Plattform für die Anliegen
sozial Benachteiligter schaffe. Nach
dem Selbstverständnis der Veranstalter ist
der Kongress auch ein „Event“ – also „ein Ereignis,
das geschaffen wird“, und das eine
möglichst große Bandbreite von Menschen
ansprechen soll. Neben VertreterInnen von
Gesundheitsinstitutionen und professionellen
GesundheitsfördererInnen sollen das vor
allem jene Menschen sein, die selbst von
schwierigen Lebenslagen betroffen sind.
ExpertInnen des Alltags. „Betroffene sind
die besten ExpertInnen für ihren eigenen Alltag.
Sie sollen ihre Kenntnisse mit Fachleuten
aus den Bereichen Wissenschaft, Gesundheitsversorgung,
Gesundheitsförderung und
Politik austauschen“, sagte Dr. Geene. „Auf
unserem Kongress Armut und Gesundheit
steht dabei jedoch nicht wechselseitige Konfrontation
im Vordergrund, sondern die konstruktive
Zusammenarbeit aller Beteiligten.“