als PDF-Dokument herunterladen - Filmstiftung Nordrhein-Westfalen
als PDF-Dokument herunterladen - Filmstiftung Nordrhein-Westfalen
als PDF-Dokument herunterladen - Filmstiftung Nordrhein-Westfalen
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
Ausgabe 7 – Dezember 2007<br />
Schwerpunkt<br />
Digitales Kino<br />
Rückblick<br />
Kino-Prämien<br />
Der Brancheninformationsdienst der <strong>Filmstiftung</strong> NRW<br />
Besuch in Kanada<br />
„Helen“<br />
Filmemacher in Haft<br />
Lost in Nigeria<br />
1
Mit seiner Location-Seite liefert<br />
der Newsletter regelmäßig einen<br />
bebilderten Gruß aus einer Stadt<br />
der Region. Ausgewählt werden<br />
die Motive von Location-Scouts<br />
aus NRW. Alle Bilder und noch<br />
viel mehr finden Sie auf der<br />
Website www.locationnrw.de.<br />
Einwohner: 1.024.000<br />
Realisierte Filme (Auswahl):<br />
„Contergan“, „Die Buddenbrooks –<br />
Ein Geschäft von einiger Größe“,<br />
„Tatort“, „Die wunderbare Welt der<br />
Amélie“, „7 Zwerge –<br />
Männer allein im Wald“<br />
Treffer in der Motivdatenbank: 2.000<br />
2<br />
Kontakt:<br />
Stadt Köln<br />
Andreas Füser,<br />
Tel. (0221) 22124661;<br />
andreas.fueser@stadt-koeln.de<br />
Susanne Gripp,<br />
Tel. (0221) 22123273;<br />
susanne.gripp@stadt-koeln.de<br />
Grüße aus Köln<br />
Tobias Roelin,<br />
Tel. (0201) 492826,<br />
Mobil 0172-5324331;<br />
Tobias.Roelin@online.de<br />
LocoMotiv<br />
Tel. (0221) 1207821;<br />
abi.roos@locomotiv.de<br />
newsletter 7/2007 – Location<br />
House of Extras<br />
Locationmanagement<br />
Tel.: (0221) 93548706;<br />
houseofextras@aol.com<br />
ZeitRaumRechercheLocation<br />
Tel. (0177) 8223742;<br />
zeitraumrecherchelocation<br />
@web.de
Schwerpunkt:<br />
Digitalisierung der Filmtheater<br />
2K, 4K –<br />
alles klar?<br />
Es macht keinen Unterschied. Ob ich einen<br />
Film digital oder analog sehe, ist mir <strong>als</strong> Zuschauer<br />
herzlich egal. Wichtig ist, dass Projektion<br />
und Ton optimal sind und dass der Vorführer<br />
sein Handwerk versteht. Tut er es nicht, kann<br />
er eine digitale Projektion genauso verhunzen<br />
wie eine 35mm-Kopie.<br />
Genau hier liegt das Problem des digitalen<br />
Roll-outs. Für den Zuschauer spielt es keine Rolle,<br />
wie der Film auf die Leinwand kommt, ob<br />
über Satellit, Festplatte oder <strong>als</strong><br />
klassische Filmrolle. Das Digitale<br />
bringt ihm keinen Mehrwert,<br />
warum <strong>als</strong>o sollte er mehr dafür<br />
bezahlen?<br />
Cui bono, wem nützt es<br />
dann? Den Verleihern, sagen<br />
die Kinobetreiber, denn die sparen<br />
sich die teuren Kopien. Den<br />
Kinobetreibern, sagen die Verleiher,<br />
denn die können ihre Säle<br />
auch für Events wie Fußballspiele<br />
oder Konzerte nutzen.<br />
Und <strong>als</strong> wäre das noch nicht<br />
verworren genug, kommen dazu<br />
noch die Unsicherheit über<br />
die technischen Standards und<br />
das Misstrauen in die Halbwertzeit<br />
der Technik. Dass das digitale Kino flächendeckend<br />
kommt, bezweifelt niemand. Wann<br />
das sein wird, weiß allerdings auch niemand.<br />
Die Folge: ein Investitionsstau bei den Filmtheatern,<br />
zumindest bei denen, die Kapital für Investitionen<br />
hätten. Die Angst ist groß, zu früh<br />
mit der f<strong>als</strong>chen Technik Geld zu verbrennen.<br />
Es ist das Kinobetreiber-Mikado: Wer sich zuerst<br />
bewegt, könnte verloren haben.<br />
Viel interessanter <strong>als</strong> das aktuelle Taktieren<br />
ist die Frage: Was bietet das Digitale an zusätzlichen<br />
Möglichkeiten für das Kino von übermorgen?<br />
Die Antwort könnte 3D lauten. Das wäre<br />
ein echter Mehrwert fürs Kino, den weder<br />
Handy-Display noch Flachbildschirme bieten<br />
können; 3D nicht <strong>als</strong> Jahrmarktattraktion und<br />
Naturfilmspektakel, sondern <strong>als</strong> ganz gewöhnliche<br />
Form des Filmemachens. Es wäre eine geschenkte<br />
Dimension auf der Leinwand, die das<br />
Kino noch einmal so verändern würde wie die<br />
Umstellung von s/w auf Farbfilm. Und vielleicht<br />
wird man seinen Enkeln später tatsächlich einmal<br />
erklären müssen, dass Kino früher wie ein<br />
Bilderbuch funktionierte, gefangen in zwei Dimensionen.<br />
Für den Newsletter haben wir die Diskussionen<br />
um den digitalen Roll-out für Sie zusammengefasst.<br />
In Interviews bekräftigen Eva Matlock<br />
von der AG-Kino und Johannes Klingsporn<br />
vom Verband der Filmverleiher ihre Positionen.<br />
Wir erklären den aktuellen Stand der Technik,<br />
haben die Lichtburg in Essen besucht, um zu sehen,<br />
wie digitale Projektion in der Praxis funk-<br />
„Hope“ (Kinostart: 17. Januar), Foto: Pandora<br />
tioniert, und stellen selbstverständlich die alles<br />
entscheidende Frage: Wer soll das bezahlen?<br />
Darüber hinaus bietet das Heft wieder die<br />
bewährten Informationen aus der und über die<br />
Branche in NRW mit Meldungen und aktuellen<br />
Dreharbeiten. Wir berichten ausführlich von der<br />
Verleihung der Jahresfilmprogramm-Prämien in<br />
Düsseldorf und schildern den Fall der beiden Filmemacher<br />
Florian Opitz und Andy Lehmann,<br />
die bei den Vorbereitungen zu ihrer neuen Doku<br />
in Nigeria verhaftet und mit bis 14 Jahren<br />
Haft bedroht wurden. Aus Vancouver erreicht<br />
uns ein Bericht über Sandra Nettelbecks neuen<br />
Film „Helen“, und für unser Firmenporträt<br />
haben wir die Kölner Lichtexperten von Maier<br />
Bros. besucht.<br />
Viel Vergnügen beim Lesen und ein gesundes,<br />
friedliches sowie erfolgreiches 2008<br />
wünscht mit der gesamten Redaktion<br />
Rüdiger Bertram<br />
Chefredakteur<br />
Inhalt<br />
4 Meldungen<br />
Branche, Aus- und Weiterbildung, Kinos, Festiv<strong>als</strong>, Preise<br />
10 Schöne Bescherung<br />
Verleihung der Jahresfilmprogramm-Prämien<br />
13 Lichtgestalten aus Ehrenfeld<br />
Firmenporträt: Maier Bros.<br />
Schwerpunkt: Digitalisierung<br />
14 Raus aus der analogen Nische<br />
Interview mit Johannes Klingsporn<br />
14 Ein einfaches Rechenbeispiel<br />
Interview mit Eva Matlock<br />
16 Halb(wert)zeiten<br />
Standards und Technik des Digitalen Kinos<br />
16 Pixel oder Korn?<br />
Qualität muss sich durchsetzen<br />
17 Wer soll das bezahlen?<br />
Die Kosten des digitalen Roll-outs<br />
18 Formel 1 im Kino<br />
Interview mit Kim Ludolf Koch<br />
18 Live aus der Met<br />
Interview mit Kalle Somnitz<br />
19 In der Probezeit<br />
Praxistest: Ein Besuch in der Essener Lichtburg<br />
19 Digitale Kinos in NRW<br />
Eine Übersicht<br />
20 Begegnung der dritten Art<br />
3D <strong>als</strong> Zukunft des Digitalen<br />
20 Das Digitale der Anderen<br />
Digitalisierung international<br />
21 Wer, wie, was?<br />
Ein Glossar zur Digitalisierung<br />
21 Media: Europe’s Finest<br />
Digitalisierung europäischer Klassiker<br />
22 Lost in Nigeria<br />
Kölner Filmemacher in Nigeria verhaftet<br />
und mit 14 Jahren Haft bedroht<br />
24 Frühstück in Vancouver<br />
Sandra Nettelbecks „Helen“<br />
25 Dreharbeiten in NRW<br />
26 Mit besten Empfehlungen<br />
Neue Kinofilme der <strong>Filmstiftung</strong> NRW: „Die Unerzogenen“,<br />
„Comrades in Dreams“, „Hope“, „I´m a Cyborg, but that´s Ok“;<br />
„Rubljovka – Straße zur Glückseligkeit“ und „Kleiner Dodo“.<br />
23 Impressum<br />
Schwerpunkt Februar-Heft:<br />
Novellierung des FFG<br />
Editorial – newsletter 7/2007<br />
Der nächste Newsletter erscheint im Februar zur<br />
Berlinale und fasst die Diskussionen um die Novellierung<br />
des Filmförderungsgesetzes zusammen.<br />
Ab dem 30. Januar ist das Heft online unter<br />
www.filmstiftung.de zu finden.<br />
3
Granderath wechselt<br />
zu Teamworx<br />
Am 1. Januar übernimmt Produzent Christian<br />
Granderath das Kölner Teamworx-Büro<br />
am Stadtwaldgürtel 42. „Christian Granderath<br />
ist für mich eine Ausnahmeerscheinung unter<br />
den Produzenten, der sich mit Produktionen<br />
wie ‚Der Totmacher’, ‚Wut’ und zuletzt Einzelfernsehspielen<br />
wie ‚Erlkönig’ einen Namen mit<br />
seiner Radikalität gemacht hat“, freut sich Teamworx-Geschäftsführer<br />
und Produzent Nico<br />
Hofmann über die Verstärkung. Granderath<br />
wechselt von der Colonia<br />
Media, bei der er seit<br />
2000 erfolgreich Filme wie<br />
„Der freie Wille“ oder „An<br />
die Grenze“ produzierte.<br />
Weitere Stationen seiner<br />
Karriere waren u.a. der<br />
SWF, wo er <strong>als</strong> Redakteur<br />
für die Reihen „Tatort“,<br />
„Debüt im Dritten“ und<br />
„Wilde Herzen“ zuständig<br />
war, sowie Dom Film<br />
und Westdeutsche Universum-Film. 2006<br />
erhielt er für seine Arbeit eine Besondere Anerkennung<br />
der Akademie der Darstellenden<br />
Künste. Mit dem Newsletter sprach er<br />
über seinen Wechsel.<br />
Wie kam der Kontakt zu Nico<br />
Hofmann zu Stande?<br />
Ich kenne Nico Hofmann schon seit 20<br />
Jahren. Wir haben uns beim Südwestfunk bei<br />
seinem ersten Kinofilm „Land der Väter, Land<br />
der Söhne“ kennen gelernt. Ich war dam<strong>als</strong><br />
noch Volontär. Später habe ich <strong>als</strong> Redakteur<br />
zwei Produktionen betreut, bei denen er Regie<br />
geführt hat. Der Tatort „Tod im Häcksler“ mit<br />
Ben Becker und Ulrike Folkerts hat dam<strong>als</strong> in der<br />
Pfalz für große Aufregung gesorgt. Ulrike Folkerts<br />
musste deswegen sogar mit dem dama-<br />
ifs: Doppelte Spitze<br />
Die ifs internationale filmschule köln<br />
erhält auf oberster Ebene Verstärkung. Die<br />
langjährige Geschäftsführerin Simone Stewens<br />
führt die Filmschule in Zukunft<br />
gemeinsam mit Martin Schneider, dem<br />
Leiter Verwaltung und Finanzen der <strong>Filmstiftung</strong><br />
NRW. Seine Tätigkeit bei der<br />
<strong>Filmstiftung</strong> NRW behält Schneider bei.<br />
„Nach dem erfolgreichen Ausbau ist die ifs<br />
mit dieser ‚Doppelspitze’, mit seltener Kompetenz,<br />
bestens für die künftigen Herausforderungen<br />
gerüstet“, so Michael Schmid-<br />
Ospach, Geschäftsführer der <strong>Filmstiftung</strong><br />
NRW.<br />
Ende Oktober präsentierten 24 Absolventen<br />
des zweiten Bachelor-Jahrgangs des ifs-Studiengangs<br />
Film sowie der Ausbildung Sound Design<br />
ihre Abschlussarbeiten. Im Cinenova wurden<br />
acht fiktionale Kurzfilme und fünf Drehbücher<br />
für abendfüllende Spielfilme vorgestellt. Der<br />
nächste Jahrgang des Studiengangs Film startet<br />
im Wintersemester 2008/2009. Die Bewerbungsphase<br />
beginnt Ende Dezember.<br />
Von April bis Dezember 2008 bietet die ifs<br />
außerdem ein Autorenprogramm an, bei dem<br />
acht professionell erfahrene Teilnehmer ihre Stoffe<br />
in den Film- und TV-Genres Krimi, Komödie,<br />
Romantische Komödie oder Melodrama entwik-<br />
4<br />
Christian Granderath,<br />
Foto: Colonia Media<br />
ligen rheinlandpfälzischen Wirtschaftsminister<br />
Brüderle in der Pfalz wandern und anschließend<br />
Saumagen essen gehen. Das war sehr komisch.<br />
Welchen Schwerpunkt wird Ihre<br />
Arbeit bei Teamworx haben?<br />
Ich werde weiterhin all das machen, was<br />
ich bisher gemacht habe und was ich gerne mache.<br />
Also Kinofilme, TV-Movies, Serien – wenn<br />
der Stoff mich reizt, inhaltlich und wirtschaftlich.<br />
Und dann und wann auch einen <strong>Dokument</strong>arfilm.<br />
Mit der Colonia Media haben<br />
Sie „Der freie Wille“ oder „Wut“ realisiert.<br />
Wären solche Projekte mit<br />
Teamworx auch denkbar?<br />
Warum nicht? Ich mag dieses Schubladendenken<br />
nicht. Teamworx ist viel mehr <strong>als</strong> ein reiner<br />
Event-Produzent. Neben ungemein erfolgreichen<br />
TV-Events sind dort auch so besondere<br />
Filme wie „Rose“ oder „Toter Mann“ zu Hause.<br />
Gibt es bereits Filme, die sie in<br />
NRW für Teamworx entwickeln wollen?<br />
Na klar. Aber darüber sollte man nicht zu<br />
früh reden. Man springt besser <strong>als</strong> Bettvorleger<br />
und landet <strong>als</strong> Tiger <strong>als</strong> umgekehrt.<br />
Sie waren sieben Jahre bei der<br />
Colonia Media. Ihr Fazit dieser Zeit?<br />
Georg Feil hat mich dam<strong>als</strong> geholt und hat<br />
mir meine Freiheit gelassen. Die Zusammenarbeit<br />
bei der Colonia mit ihm und auch mit Frank<br />
Döhmann und all den andern Kollegen war respektvoll,<br />
intelligent und inspirierend. Das war<br />
die Voraussetzung für interessante und auch<br />
wirtschaftlich erfolgreiche Produktionen, und daher<br />
habe ich mich dort sehr wohl gefühlt.<br />
Teamworx, Tel. (0221) 8006940;<br />
christian.granderath@teamworx.de<br />
Martin Schneider und Simone Stewens,<br />
Foto: Claudia Ast<br />
keln können. Bewerbungsschluss für das von Julia<br />
Grünewald geleitete Programm ist der 18.<br />
Januar.<br />
Noch bis zum 20. Dezember ist im Treppenhaus<br />
der ifs eine Ausstellung mit dem Titel „two<br />
shot“ zu sehen. Die Abschlussarbeit von Markus<br />
Wilke an der Ecosign/Akademie für<br />
Gestaltung in Köln beschreibt die Bildkomposition<br />
einer filmischen Einstellung, die den Blick<br />
auf zwei Personen freigibt. Anhand von 20 Filmstandbildern<br />
hat Wilke psychologische Schlüsselszenen<br />
fotografisch reinszeniert. Mehr Infos<br />
zu allen Angeboten gibt es unter www.filmschule.de.<br />
ifs, Tel. (0221) 920188-0;<br />
info@filmschule.de<br />
MMC im Umbruch<br />
KirchMedia-Sanierer Hans-Joachim Ziems ist<br />
seit dem 7. Dezember neuer Geschäftsführer der<br />
Kölner Magic Media Company (MMC). „Einerseits<br />
werden wir intern Maßnahmen umsetzen,<br />
um den notwendigen operativen Turnaround<br />
so erfolgreich wie möglich zu gestalten.<br />
Mindestens ebenso wichtig sind Gespräche mit<br />
externen Partnern, um faire wirtschaftliche und<br />
wettbewerbsfähige Rahmenbedingungen für<br />
die MMC zu verhandeln“, skizziert Ziems seine<br />
Pläne. Die Magic Media Company (MMC) unterhält<br />
in Hürth und im Coloneum in Köln-Ossendorf<br />
auf einer Gesamtfläche von 450.000<br />
Quadratmetern insgesamt 38 Studios verschiedener<br />
Größen sowie zwei Filmstudios mit Platz<br />
für komplette Kulissen. Dass Europas größter Studiobetrieb<br />
im Umbruch ist, deutete sich Ende Oktober<br />
mit einer Personalie an. Mit Mike Krüger<br />
verließ der langjährige Geschäftsführer das<br />
Unternehmen. Ralf Schmitz wurde Generalbevollmächtigter.<br />
Er soll sich künftig vorrangig<br />
um die Akquirierung von Neukunden und die<br />
Erweiterung der Geschäftsfelder kümmern. Jan<br />
Wiemann, der seinen Posten <strong>als</strong> kaufmännischer<br />
Gesschäftsführer im April antrat, wird weiterhin<br />
kaufmännische Aufgaben wahrnehmen.<br />
JFC Medienzentrum:<br />
Neue Leitung<br />
Seit Anfang Oktober leitet die Erziehungswissenschaftlerin<br />
Gerda Sieben das JFC Medienzentrum<br />
in Köln und tritt damit die Nachfolge<br />
von Eva Bürgermeister an, die zum<br />
Kinder- und Jugendfilmzentrum wechselte.<br />
Das seit 1976 bestehende JFC Medienzentrum<br />
Köln leistet <strong>als</strong> medienpädagogische<br />
Fachstelle mit Unterstützung der Stadt Köln<br />
und des NRW-Ministeriums für Generationen,<br />
Familie, Frauen und Integration<br />
innovative Arbeit in der Vermittlung von Medienkompetenz.<br />
JFC Medienzentrum,<br />
(0221) 13056150; sieben@jfc.info<br />
Nobeo: Interims-<br />
Führung in Hürth<br />
Christoph von Borries, seit 2004 Geschäftsführer<br />
des Hürther TV-Dienstleisters Nobeo<br />
GmbH und langjähriger Vorstand des Verbandes<br />
der Fernseh-, Film-, Multimedia-<br />
und Videowirtschaft VFFVmedia<br />
sowie des Vereins Deutscher Kamerapreis,<br />
wechselt zum Studio Berlin-Adlershof, wo<br />
er Geschäftsführer der Berlin-Brandenburg<br />
Media GmbH wird. Die Interimsgeschäftsführung<br />
bei Nobeo übernimmt René Delwel, seit<br />
2005 bei der UBF Media Group verantwortlich<br />
für das operative Geschäft. Die UBF hatte<br />
2004 die vormaligen NOB Studios von der<br />
niederländischen NOB übernommen. Im September<br />
erfolgte der Zusammenschluss mit der<br />
französischen Euro Media Télévision, wodurch<br />
die Euro Media Group entstand. Dort<br />
will man bei der Nachfolge Von Borries’ erklärtermaßen<br />
nicht die schnellste, sondern die beste<br />
Lösung finden. Bereits seit Februar ist Delwel<br />
auch Interimsgeschäftsführer der belgischen<br />
Nobeo-Schwester Videohouse.<br />
Nobeo, Tel. (02233) 969147;<br />
presse@nobeo.de<br />
newsletter 7/2007 – Meldungen<br />
Eine Woche später geriet die MMC in die Schlagzeilen.<br />
Der öffentlich verhandelte Verdacht: Gustav<br />
Adolf Schröder, bis zum Frühsommer<br />
Vorstandsvorsitzender der Sparkasse Köln-<br />
Bonn und somit neben RTL und ProSieben<br />
MMC-Gesellschafter, soll Freistellungen von<br />
Mietverpflichtungen von heutigen und ehemaligen<br />
Gesellschaftern gegenüber dem Oppenheim-Esch-Fonds<br />
<strong>als</strong> Studio-Eigner zu Lasten<br />
der Kasse genehmigt haben. Zugleich stellte sich<br />
heraus, dass spätestens auf einer Vorstandssitzung<br />
der Sparkasse im März 2002 bekannt war,<br />
dass die MMC rote Zahlen schrieb. Schröder-<br />
Nachfolger Dietmar Binkowska versprach<br />
„rückhaltlose und vollständige Aufklärung“.<br />
Ziems ist Seniorpartner der international tätigen<br />
Unternehmensberatung Ziems & Partner<br />
in Köln, der auch Ralf Schmitz <strong>als</strong> Partner<br />
angehört. 2002/2003 hat Ziems <strong>als</strong> Geschäftsführer<br />
die Eigenverwaltung der KirchMedia-<br />
Gruppe geleitet. Neben der Reorganisation der<br />
Strukturen und der Geschäftsabläufe waren dabei<br />
Verhandlungen mit internationalen Medienkonzernen,<br />
Hollywood-Produzenten und Investoren<br />
über langfristig laufende vertragliche Bindungen<br />
von besonderer Bedeutung.<br />
MMC, Tel. (02233) 517515;<br />
mail@mmc.de<br />
Ladoc: Lectures mit<br />
Leidenschaft<br />
„Um öffentlich die Leidenschaft fürs Filmemachen<br />
zu vermitteln“, hat das Kölner <strong>Dokument</strong>arfilm-<br />
Frauen-Netzwerk Ladoc 2005 die Ladoc Lectures<br />
ins Leben gerufen. Der nächste Gast ist<br />
am 29. Januar – mit Filmbeispielen aus 20 Jahren<br />
– die russische Kamerafrau Irina Ur<strong>als</strong>kaja.<br />
Als Gastgeberinnen fungieren Regisseurin<br />
Christiane Büchner und Editorin Gesa Marten.<br />
Gehalten wird die Lecture im Filmclub<br />
813 im Kino in der Brücke. Auf dem Plan<br />
für 2008 stehen außerdem Veranstaltungen mit<br />
dem Kölner Autoren-, <strong>Dokument</strong>arfilm- und Produzentenpaar<br />
Ulrike Franke und Michael<br />
Loeken (Februar) und der österreichischen Regisseurin<br />
Anja Salomowitz (März). Näheres<br />
unter www.ladoc.de.<br />
Ladoc, Tel. (0221) 2797976;<br />
info@ladoc.de<br />
OD Media mit<br />
XDCAM<br />
Komplett auf XDCAM realisiert die Kölner OD<br />
Media die 4. Staffel der Dokudrama-Serie „Anwälte<br />
der Toten“. Es ist das erste Mal, dass RTL<br />
eine Serie mit der neuen Digitaltechnik produzieren<br />
lässt. Die Technik ermöglicht eine vollständig<br />
bandlose Produktion und Postproduktion.<br />
Produzent Olivier Deflou: „Wir haben über<br />
200 Stunden Rohmaterial gedreht. Die neue<br />
Technik ermöglicht uns, sofort gezielt auf bestimmte<br />
Sequenzen des Rohmateri<strong>als</strong> zuzugreifen,<br />
ohne lästiges Spulen oder Kopieren“.<br />
Bei der Technik griff OD Media auf das<br />
Equipment der Kölner Firma Rodde Filmund<br />
Videotechnik zurück. Derzeit befindet<br />
sich das Projekt in der Postproduktion der firmeneigenen<br />
XDCAM Edit Suite in Köln. Die<br />
neue Staffel wird bei RTL voraussichtlich im Frühjahr<br />
2008 zu sehen sein.<br />
OD Media, Tel. (0221) 5897408,<br />
info@odmedia.tv
WDR und Produzenten:<br />
Intensive<br />
Zusammenarbeit<br />
Der Film & Fernsehproduzentenverband<br />
NRW e.V. und der WDR wollen ihre Zusammenarbeit<br />
intensivieren – auch auf Arbeitsebene.<br />
Das vereinbarten WDR-Intendantin Monika<br />
Piel und Fernsehdirektorin Verena Kulenkampff<br />
und der Verband bei einem ersten<br />
Zusammentreffen. Auf dem Wunschzettel des<br />
Verbandes steht u.a., dass der WDR-Anteil am<br />
Produktionsvolumen der Degeto in NRW realisiert<br />
wird.<br />
Film- & Fernsehproduzentenverband,<br />
Tel. (0221) 1391194; info@film-nrw.de<br />
Verstärkung für<br />
<strong>Filmstiftung</strong> NRW<br />
Am 1. November wechselte Dr. Eike Krumsiek-Scheitza<br />
ins Team der <strong>Filmstiftung</strong><br />
NRW. Die Juristin, die zuvor <strong>als</strong> Prokuristin bei<br />
der Technomedia Kapitalbeteiligungsgesellschaft<br />
und bei der IHK Köln <strong>als</strong> Teamleiterin<br />
Unternehmensförderung beschäftigt<br />
war, verstärkt in der Kaistraße den Bereich Verwaltung<br />
und Finanzen und ist dort Stellvertreterin<br />
von Martin Schneider, der die Abteilung<br />
leitet.<br />
<strong>Filmstiftung</strong> NRW, Tel. (0211) 930500;<br />
info@filmstiftung.de<br />
Rollentausch bei<br />
LfM Nova<br />
Zwei Jahre war Joachim Gerth Geschäftsführer<br />
der LfM Nova GmbH. Seit dem 1. Dezember<br />
2007 vertritt er <strong>als</strong> Vertreter des Direktors<br />
der Landesanstalt für Medien NRW<br />
im Aufsichtsrat der LfM Nova die Interessen der<br />
Landesanstalt <strong>als</strong> Veranstalter des medienforum.nrw.<br />
Sein Nachfolger <strong>als</strong> alleiniger Geschäftsführer<br />
der LfM Nova ist Gernot Gehrke.<br />
In seiner neuen Funktion soll Gerth Ansprechpartner<br />
der Branchenvertreter für das medienforum.nrw<br />
bleiben und sich auch weiterhin<br />
für die Entwicklung des Festiv<strong>als</strong> Großes<br />
Fernsehen engagieren, an dessen Aufbau er<br />
maßgeblich beteiligt war.<br />
LfM Nova, Tel. (0211) 77007115;<br />
info@lfm-nova.de<br />
Köln: Tüpisch<br />
Türkisch<br />
... ist der Titel einer Filmreihe, die noch bis zum<br />
19. Dezember ungewohnte Perspektiven auf die<br />
Türkei bieten möchte. Gezeigt wird auch Monique<br />
Akins <strong>Dokument</strong>ation „Fatih Akin – Tagebuch<br />
eines Filmreisenden“, in dem sie Akin<br />
<strong>als</strong> Autor und Regisseur beim Dreh von „Auf der<br />
anderen Seite“ porträtiert. Gezeigt wird die Filmreihe,<br />
die von Kino Gesellschaft Köln organisiert<br />
wird, im vormaligen Lichtspielhaus<br />
Rio, heute „Arkadas Theater – Bühne der Kulturen“,<br />
dem Filmforum NRW und der Filmpalette.<br />
Kino Gesellschaft Köln,<br />
Tel. (0221) 4694240;<br />
info@kinogesellschaftkoeln.de<br />
Ein Film mit Wirkung: Denise Marko und<br />
Katharina Wackernagel (rechts) in „Contergan“.<br />
Foto: WDR/Willi Weber<br />
Contergan:<br />
Enorme Resonanz<br />
Der vom WDR verantwortete und von der<br />
<strong>Filmstiftung</strong> NRW mit 1,5 Millionen Euro geförderte<br />
ARD-Fernsehfilm „Contergan“ ist auf<br />
eine enorme Resonanz beim Publikum gestoßen.<br />
Am 7. November sahen 7,22 Millionen Zuschauer<br />
den ersten Teil („Eine einzige Tablette“).<br />
Den zweiten Teil mit dem Untertitel „Der Prozess“<br />
sahen Tags drauf 6,85 Millionen Zuschauer.<br />
Damit gehört der von der Kölner Zeitsprung<br />
mit Eos Entertainment und der<br />
Degeto koproduzierte Film zu den erfolgreichsten<br />
ARD-Filmen des Jahres. Der Ausstrahlung<br />
war eine langwierige juristische Auseinandersetzung<br />
mit der Contergan-Herstellerfirma Grünenthal<br />
vorausgegangen. Erst ein Urteil des<br />
Bundesverfassungsgerichts erlaubte es, den Film<br />
von Regisseur Adolf Winkelmann zu senden.<br />
Nachdem Grünenthal-Chef Sebastian<br />
Wirtz – nach der Ausstrahlung – ein Treffen mit<br />
Contergan-Geschädigten angedeutet hatte, pochen<br />
Interessenverbände verstärkt auf eine ver-<br />
Preise für geförderte Filme<br />
Berlin, Quebec,<br />
Wien<br />
und anderswo<br />
Ein Cannes-Déja-vu bescherten die 20. Europäischen<br />
Filmpreise: Fatih Akin konnte<br />
sich erneut über den Preis für das Beste Drehbuch<br />
freuen, und auch der Hauptpreis für den<br />
Besten Film ging wie schon an der Croisette an<br />
Cristian Mungiu für „4 Monate, 3 Wochen<br />
und 2 Tage“, der außerdem – und zumindest<br />
das unterschied Berlin von Cannes – auch <strong>als</strong> Bester<br />
Regisseur ausgezeichnet wurde. Zu den geförderten<br />
Preisträger-Filmen gehörte neben „Auf<br />
der anderen Seite“ auch Tom Tykwers „Das<br />
Parfum – Die Geschichte eines Mörders“, der<br />
gleich zwei Mal ausgezeichnet wurde. Frank<br />
Griebe erhielt den Preis für die beste Kamera<br />
und Uli Hanisch für den Besten künstlerischen<br />
Beitrag für sein Produktionsdesign.<br />
Bereits im Oktober erhielt „Auf der anderen<br />
Seite“, der es im November in die Top Ten der<br />
französischen Kinocharts schaffte und mit<br />
Strand Releasing nun auch einen amerikanischen<br />
Verleih hat, in Straßburg den Prix Lux.<br />
Die von der Europäischen Union erstm<strong>als</strong><br />
vergebene Auszeichnung ermöglicht die Untertitelung<br />
des Films in den 23 Amtssprachen der<br />
Europäischen Union. Zusätzlich wird eine 35mm-<br />
Kopie je Sprachfassung hergestellt.<br />
Den Publikumspreis konnte Regisseur Sven<br />
besserte Entschädigung von Betroffenen. Der<br />
Bundesverband Contergangeschädigter<br />
kritisierte, dass Wirtz erst im Zuge des gestiegenen<br />
öffentlichen Interesses reagiert habe.<br />
Man sei „prinzipiell gesprächsbereit“. Ein Händedruck<br />
reiche aber nicht aus, er müsse auf die<br />
finanziellen Forderungen eingehen. Grünenthal<br />
hatte sich verpflichtet, 100 Millionen Mark (heute<br />
51,13 Millionen Euro) plus die Zinsen von<br />
mehr <strong>als</strong> 10 Millionen Mark für die Geschädig-<br />
Taddicken in Quebec auf dem Cinéma International<br />
en Abitibi-Témiscamingue<br />
gewinnen. Ein gutes Omen für den bevorstehenden<br />
kanadischen Kinostart der in <strong>Westfalen</strong> gedrehten<br />
Tragikomödie „Emmas Glück“ mit Jürgen<br />
Vogel und Jördis Triebel in den Hauptrollen.<br />
In Sevilla konnte sich Ken Loach über<br />
einen weiteren Preis für seinen Film „It´s a Free<br />
World“ freuen. Für den Besten Film des Festiv<strong>als</strong><br />
erhielt er die Auszeichnung „Golden Giraldillo“.<br />
In Spanien ist das Verständnis für Steve<br />
Hudsons Migrationsdrama über chinesische<br />
Flüchtlinge „True North“ durch die Erfahrungen<br />
an der eigenen Küste scheinbar besonders hoch:<br />
Nach dem Preis für den besten Film auf dem<br />
Pamplona Film Festival, gewann der Film,<br />
der <strong>als</strong> bester Debütfilm auch für einen<br />
Britischen Independent Film<br />
Award nominiert ist, auf dem Ourense<br />
Independent Film Festival<br />
ebenfalls den Preis für den besten<br />
Film und dazu noch für die beste Regie.<br />
Bei den 29. Biberacher Filmfestspielen<br />
erhielt „Für den unbekannten<br />
Hund“ der Reding-Brüder<br />
den mit 5.000 Euro dotierten Goldenen<br />
Biber für den besten Spielfilm des<br />
Festiv<strong>als</strong>. Die Jury lobte die Produktion<br />
<strong>als</strong> „außergewöhnlich vital und<br />
mutig“. Regisseurin Irene Langemann<br />
begeisterte auf der Vienna-<br />
Peter Greenaway: Ehrung in Aachen<br />
Am 10. Dezember erhält Peter Greenaway<br />
den mit 10.000 Euro dotierten Aachener Innovationspreis<br />
Kunst der Peter und Irene<br />
Ludwig Stiftung. Der britische Maler,<br />
Ausstellungsmacher, Schriftsteller, Film-, Theater-<br />
und Opernregisseur, dessen Cinema of Ide-<br />
as durch Filme wie „Der Bauch des Architekten“,<br />
„Verschwörung der Frauen“, „Der Koch, der<br />
Dieb, seine Frau und ihr Liebhaber“ und neuerdings<br />
„Nightwatching“ (frei nach Rembrandts<br />
„Nachtwache“) Filmgeschichte geschrieben hat,<br />
wird den Preis im Rahmen eines von ihm ent-<br />
ten in eine 1971 gegründete Stiftung einzuzahlen,<br />
um im Gegenzug von allen weiteren Verpflichtungen<br />
freigesprochen zu werden. Die<br />
Bundesregierung gab 100 Millionen Mark hinzu.<br />
Aus dem Stiftungsvermögen werden lebenslange,<br />
monatliche Renten für Contergan-Opfer<br />
– bis zu 545 Euro – finanziert. Weil die Stiftungsmittel<br />
seit einiger Zeit aufgebraucht sind, kommt<br />
inzwischen allein der Staat – <strong>als</strong>o der Steuerzahler<br />
– für die Renten auf.<br />
le mit ihrem Film „Rubljovka – Straße zur Glückseligkeit“<br />
das Publikum und gewann folgerichtig<br />
den Preis der Publikumsjury, die ihre Entscheidung<br />
so begründete: „Kurzweilig und mit subtilem<br />
Humor inszeniert die Regisseurin ein Roadmovie<br />
der etwas anderen Art.“ Wer sich selbst<br />
davon überzeugen will, hat ab dem 13. Dezember<br />
in den deutschen Kinos Gelegenheit dazu.<br />
Beim Fernsehfilmfestival in Baden-Baden<br />
ging der Nachwuchspreis MFG Star an Bastian<br />
Günthers Debütfilm „Autopiloten“. Gedreht<br />
wurde die Produktion der Kölner Lichtblick<br />
2006 am Rand der Autobahnen des Ruhrgebietes.<br />
Hanna Schygulla und Baki Davrakva in „Auf der<br />
anderen Seite“. Fürs Drehbuch erhielt Fatih Akin<br />
den Europäischen Filmpreis. Foto: The Match Factory<br />
worfenen Performance-Abends im Ludwig Forum<br />
für Internationale Kunst Aachen entgegennehmen.<br />
In seiner neuen Tätigkeit <strong>als</strong> Video-Jokkey<br />
mixt der unbeirrbare Verkünder vom Ende<br />
des Kinos dabei Szenen seines Tulse-Luper-Projekts<br />
live vor Publikum.<br />
Meldungen – newsletter 7/2007 5
Die Komödie „Gorgeous“ läuft beim Festival Jüdische Welten in Düsseldorf, Foto: Jean-François Baumard<br />
Düsseldorf: Jüdische Welten<br />
Jüdische Kultur in ihrer Vielfalt präsentiert das Filmfestival Jüdische Welten, das noch bis zum<br />
13. Dezember in Düsseldorf stattfindet. „Wir möchten mit der Reihe auf jüdische Themen abseits<br />
von Holocaust und Nahostkonflikt aufmerksam machen“, so die Filmwissenschaftlerin, Journalistin<br />
und Festival-Leiterin Erika Rubinstein. Deshalb behandeln acht Filme das Leben abseits der<br />
politischen Großkonflikte, wenngleich diese im Hintergrund jeder privaten jüdischen Geschichte<br />
lauern. Am 12. Dezember steht dafür Hervé Mimran, Drehbuchautor der Komödie „Gorgeous“<br />
(Regie: Lisa Azuelos), dem Publikum Rede und Antwort. Der Film spielt inmitten einer verrückten<br />
jüdisch-sephardischen Familie in Paris, die von starken Frauen angeführt wird. Veranstalter des<br />
u.a. vom Land NRW und der Stadt Düsseldorf geförderten Festiv<strong>als</strong> sind die US-amerikanische<br />
Organisation Joint und die Jüdische Gemeinde Düsseldorf. Filmort ist jeweils die Black<br />
Box. Das ganze Programm finden Sie unter www.filmmuseum-duesseldorf.de.<br />
Jüdische Welten, Tel. (0211) 8992232; filmmuseum@stadt-duesseldorf.de<br />
Georgien zu Gast<br />
in Düsseldorf<br />
Tiefe Bässe hallten durch die Räume der <strong>Filmstiftung</strong><br />
NRW. Vor der Premiere von „Der<br />
Mann von der Botschaft“ war das deutsch-georgische<br />
Filmteam mit Regisseur Dito Tsindsadze,<br />
dem Hauptdarsteller Burghart<br />
Klaußner sowie den Produzenten Christine<br />
Ruppert und Guka Rcheulishvili und Arsenal-Verleihchef<br />
Stefan Paul zu Gast in der<br />
Kaistraße, und es hatte volltönende Verstärkung<br />
mitgebracht: Sechs georgische Sänger in<br />
schwarzer Landestracht mit schwarzen Stiefeln<br />
und umgegürtetem Säbel sorgten für die musikalische<br />
Untermalung auch der anschließenden<br />
Premiere im Düsseldorfer Savoy. „Sie haben<br />
ihren Präsidenten verloren, aber nicht ihre Freunde<br />
in Deutschland“, begrüßte <strong>Filmstiftung</strong>s-Ge-<br />
6<br />
Links: Verlegener Star: Lika Martinova in<br />
der Kaistraße. Oben: Gruppenbild mit Sängern:<br />
Das Filmteam im Foyer des Atelier-Kinos.<br />
Fotos: Heike Herbertz<br />
schäftsführer Michael Schmid-Ospach die<br />
georgischen Gäste in Anspielung auf die innerpolitischen<br />
Turbulenzen in Georgien und den<br />
Premierenbesuch einer deutschen Filmdelegation<br />
im Oktober in Tiflis.<br />
Zum Film war dann auch Kaukasus-Experte<br />
Fritz Pleitgen ins Kino gekommen, wo<br />
Christine Ruppert neben Burghart Klaußner vor<br />
allem die junge Hauptdarstellerin Lika Martinova<br />
begrüßte. Für das Mädchen, das früher<br />
selbst ohne Geburtsurkunde und Pass auf<br />
der Straße gelebt hat, hatte die Produktion mit<br />
viel Mühe ein Visum beschafft, damit Lika an diesem<br />
besonderen Abend dabei sein konnte. „Das<br />
ist dein Abend“, widmete Ruppert der jungen<br />
Schauspielerin den Premierenabend.<br />
Wettbewerb:<br />
Kurz & schön<br />
„Fast wie bei den Oscars“ fühlte sich einer der<br />
rund 400 meist jungen Gäste, kurz bevor es am<br />
31. Oktober im Kölner Cinenova losging. Die<br />
Spannung bei der Preisverleihung des 10. internationalen<br />
Nachwuchswettbewerbs Kurz &<br />
schön steigerte sich von lobenden Erwähnungen<br />
bis zu ersten Plätzen – zum Beispiel für den<br />
Kurzfilm „Vaterschaftstest“, der eine kuriose Verwicklung<br />
durch eine fehlgeleitete SMS erzählt.<br />
Für die Studentin Katherine Landgrebe<br />
(Bauhaus Universität Weimar) war es ihr<br />
erster Film überhaupt. Wie alle anderen 250 Einreichungen<br />
aus elf Ländern hatte er sein müssen<br />
wie der Wettbewerb heißt, eben kurz und<br />
schön. Im Verlauf des Abends wurden in den<br />
Kategorien Kurzfilm, Werbespots, TV-Design<br />
und in der WDR-Sonderkategorie 13 beste Filme<br />
ausgezeichnet. Ingesamt gab es Geld- und<br />
Sachpreise im Wert von 20.000 Euro. Veranstalter<br />
von Kurz & schön sind der WDR und die<br />
Kunsthochschule für Medien Köln.<br />
Alle Gewinner unter www.kurzundschoen.<br />
khm.de.<br />
Kinderhörspielpreis<br />
für Robert Schoen<br />
„Wie die Bären einst Sizilien eroberten“<br />
heißt der diesjährige Gewinner des Deutschen<br />
Kinderhörspielpreises. Die Auszeichnung wird<br />
von der <strong>Filmstiftung</strong> NRW und der ARD<br />
in Zusammenarbeit mit der Stadt Wuppertal seit<br />
2004 im Rahmen der ARD Hörspieltage verliehen.<br />
Bearbeiter und Regisseur des Stückes ist<br />
Robert Schoen, der die mit 5.000 Euro dotierte<br />
Auszeichnung bei der Verleihung am 11.<br />
November in Karlsruhe entgegen nehmen durfte.<br />
Schoen wurde 1966 in Berlin geboren und<br />
studierte angewandte<br />
Theaterwissenschaften<br />
in Gießen, bevor er 1999<br />
eine Aubildung zum<br />
Hörfunkregisseur beim<br />
SWR absolvierte.<br />
Grundlage des Hörspiels<br />
ist das 1945 er-<br />
schienene gleichnamige<br />
Kinderbuch des italienischen<br />
Autors Dino<br />
Robert Schoen, Foto:<br />
SWR / Peter A. Schmidt<br />
Bruzzati. Das Stück erzählt die Geschichte des<br />
kleinen Bärenjungen Tonio, Sohn des Bärenkönigs<br />
Leonzio, der friedlich mit seiner Familie in<br />
den Bergen Siziliens lebt. Eines Tages wird er von<br />
Jägern entführt und zu den Menschen gebracht.<br />
Um Tonio zu retten und der andauernden Hungersnot<br />
zu entgehen, steigen die Bären zu den<br />
Menschen hinab und erobern mithilfe eines<br />
Zaubers und mit vielen Schneebällen deren<br />
Land. Dreizehn lange Jahre leben die Bären so<br />
mit den Menschen zusammen, bis sie eines<br />
schicksalhaften Tages einsehen, wo ihre Wurzeln<br />
sind.<br />
In der Begründung der Jury unter Vorsitz des<br />
Kölner Journalisten Frank Olbert heißt es über<br />
die SWR-Produktion: „Das Hörspiel macht<br />
[...] bekannt mit einer wunderbaren Geschichte,<br />
die von Macht und Unterdrückung erzählt<br />
und die Verhältnisse von Tier- und Menschenwelt<br />
auf anrührende sowie sprachlich höchst<br />
amüsante und packende Weise verkehrt“.<br />
SWR2 sendet das Stück am 26. Januar 2008<br />
um 16.05 Uhr in SWR2 Spielraum.<br />
newsletter 7/2007 – Meldungen<br />
Unlimited:<br />
Jurypreis<br />
für „China,<br />
China“,<br />
Foto: Kurz-<br />
FilmFreunde<br />
Köln e.V.<br />
KHM: Gold und<br />
Geld<br />
„Bis heute beginnen große Karrieren <strong>als</strong> Regisseur<br />
meist mit kleinen Filmen“, sagte Kulturstaatsminister<br />
Bernd Neumann bei der Verleihung<br />
der Deutschen Kurzfilmpreise<br />
2007 am 13. November in Berlin. Den Kurzfilmpreis<br />
in Gold nahm Rosa Hannah Ziegler,<br />
Absolventin der Kunsthochschule für<br />
Medien Köln (KHM), für ihren <strong>Dokument</strong>arfilm<br />
„Cigaretta mon amour” entgegen. Den<br />
Preis, der mit einer Prämie von 30.000 Euro für<br />
die Herstellung eines neuen Films verbunden ist,<br />
teilte sich Ziegler mit der mazedonischen Regisseurin<br />
Biljana Garvanlieva, die für ihren <strong>Dokument</strong>arfilm<br />
„Die Akkordeonspielerin“ ausgezeichnet<br />
wurde (Herstellung: Gebrüder Beetz<br />
Filmproduktion). Zieglers Kommilitonen Mi-<br />
Kurzfilmpreis in Gold für „Cigaretta mon amour"<br />
von Rosa Ziegler, Foto: KHM<br />
chael Koch und Eli Cortiñas Hidalgo freuten<br />
sich über eine Prämie von jeweils 15.000<br />
Euro. Koch war für seinen Kurzspielfilm „Beckenrand”<br />
und Hidalgo für ihren Experimentalfilm<br />
„2 or 3 things I knew about her” für einen Kurzfilmpreis<br />
in Gold nominiert worden. Bei der Verleihung<br />
der Short Tiger Preise erhielt Meike<br />
Fehre für ihren Diplomfilm „Schlüsselkind“<br />
eine Lobende Erwähnung der Jury und damit<br />
5.000 Euro.<br />
Einen Überblick über das aktuelle Filmschaffen<br />
der KHM bietet die Reihe „Best of KHM“.<br />
Bis zum 23. Januar sind die Filme „Lieben“ (Regie:<br />
Rouven Blankenfeld), „Ich will Dich –<br />
Begegnungen mit Hilde Domin“ (Regie: Anna<br />
Ditges), „Verführung von Engeln“ (Regie: Jan<br />
Krüger) „Teenageexpress“ (Regie: Jens Barlag<br />
und Dirk Oetelshoven) und „Innere<br />
Werte“ (Regie: Jan Schomburg) zu sehen –<br />
jeweils mittwochs um 19 Uhr im Kino der KHM<br />
(Filzengraben 2). Der Eintritt ist frei.<br />
KHM, Tel. (0221) 20189-0;<br />
info@khm.de
Münster: Westfälischer<br />
Frieden<br />
International Furore macht die Filmwerkstatt<br />
Münster mit dem Musikclip „Selam, Shalom,<br />
Shlomo“, den sie mit der aus Äthiopien stammenden<br />
Sängerin Josephine Kronfli, ihrer<br />
Band Karibuni und World-Musiker Pit Budde<br />
realisiert hat. Innerhalb einer Woche wurde<br />
Kronflis auf YouTube platziertes Friedenslied<br />
15.000 Mal gehört und gesehen. Winfried<br />
Bettmer, Geschäftsführer der Filmwerkstatt:<br />
„Jetzt bekommen wir Echo aus den äthiopischen<br />
Gemeinden in aller Welt.“<br />
Filmwerkstatt Münster,<br />
Tel. (0251) 2303621;<br />
film@muenster.de<br />
Teamfilm Award<br />
Am 26. Januar wird im Kölner TFA-Club wieder<br />
der Teamfilm Award vergeben. Für den besten<br />
Film, der das Leben am Rande der Dreharbeiten<br />
einfängt, haben sich in diesem Jahr<br />
auch Kinoproduktionen wie „Wer früher stirbt<br />
ist länger tot“ und „Mein Führer“ beworben.<br />
Konzipiert wird die Verleihung von der Rheinischen<br />
Fachhochschule Köln. Veranstalter<br />
ist die Kölner PR-Agentur PLANpunkt. Alle<br />
Details unter www.teamfilmaward.de.<br />
TeamFilmAward, Tel. (0221) 91255710;<br />
kontakt@teamfilmaward.de<br />
Wachtberg-Adendorf im Drachenfelser Ländchen<br />
hat seit Ende Oktober mit dem Kino im<br />
Drehwerk 17|19 ein eigenes Programmkino.<br />
Untergebracht ist es in einer 2003 stillgelegten<br />
Töpferei, die Ille und Rudi Knorr erworben<br />
und zusammen mit Sohn Rudi so umgestaltet<br />
haben, dass neben Räumlichkeiten für ihre<br />
Agentur für Kinowerbung auf weiteren 400<br />
Quadratmetern noch weiträumig Platz für ein<br />
vielfältiges Kultur- und Veranstaltungsangebot<br />
war. Von der <strong>Filmstiftung</strong> NRW gab es einen<br />
Zuschuss in Höhe von 30.000 Euro. Das Ergebnis<br />
ist ein ausgewachsener Kulturbetrieb aus<br />
einem Kinosaal mit 50 Plätzen, einem Veranstaltungsraum<br />
für 50 bis 80 Personen je nach Bestuhlung<br />
und einem Bistro mit rund 40 Plätzen.<br />
Das Kino fährt von Dienstag bis Mittwoch zwei<br />
und von Donnerstag bis Sonntag drei bis vier<br />
Vorführungen. Gezeigt wird ein Mix aus Arthou-<br />
Unlimited:<br />
Kölner Kurze<br />
„Dobermann“ heißt der erste Hochschulfilm des<br />
deutschen Oscar-Preisträgers Florian Henckel<br />
von Donnersmarck. Ohne Worte und in s/w<br />
gedreht erzählt er von einem Spaziergänger und<br />
dem titelgebenden Hund. Wiederzuentdecken<br />
war das Werk auf dem Kurzfilmfestival unlimited<br />
#2, das Anfang November in Köln stattfand<br />
und mit einer feierlichen Preisverleihung im<br />
Filmforum NRW zu Ende ging. Mit ihrem<br />
Motto „Vier Tage sehen und reden ohne Limit“<br />
hatten die Organisatoren vom Verein Kurzfilmfreunde<br />
Köln dabei nicht zuviel versprochen.<br />
In den beiden Kategorien Europäischer und<br />
Regionaler Wettbewerb wurden insgesamt<br />
sechs Preise mit einem Gesamtwert von 3.000<br />
Euro vergeben. Die drei Jurypreise des Europäi-<br />
Biennale: Filmkunst<br />
meets Kunstfilm<br />
Vom 18. bis 24. Oktober zog in Köln und erstm<strong>als</strong><br />
auch parallel in Bonn eine neuerliche Ausgabe<br />
der KunstFilmBiennale rund 3.500 Zuschauer<br />
in die verschiedenen Kinos beider Städte.<br />
Neben der geografischen Erweiterung präsentierte<br />
das Festival in diesem Jahr mit der Einführung<br />
einer Filmkunstreihe auch inhaltlich eine<br />
bedeutende Neuerung: Im Kölner Kino<br />
Odeon sowie im Bonner Kino Rex zählte der<br />
Cannes-Gewinner „4 Monate, 3 Wochen und<br />
2 Tage“ von Cristian Mungiu zu den Höhepunkten<br />
dieser Auswahl künstlerisch hochwertiger<br />
Erzählfilme des internationalen Kinos, die<br />
von Daniel Kothenschulte und Katharina<br />
Blum kuratiert wurde. Daneben überzeugten<br />
u.a. auch Roy Anderssons neuer Film<br />
„Das jüngste Gewitter“ und Pia Marais’ „Die<br />
Unerzogenen“.<br />
Den von der <strong>Filmstiftung</strong> NRW mit<br />
15.000 Euro dotierten Hauptpreis des Internationalen<br />
Wettbewerbs sprach die Jury zu gleichen<br />
Teilen „Stealing Beauty“ von Guy Ben-<br />
Ner und „Lonely Planet“ von Julian Rosefeldt<br />
zu. 49 Produktionen nahmen am Wettbewerb<br />
um den Bild-Kunst Förderpreis für<br />
experimentellen Film teil. Dessen Hauptpreis,<br />
von der VG Bild-Kunst dotiert mit<br />
25.000 Euro, wurde ebenfalls aufgeteilt auf die<br />
beiden Filme „Ferne Intimität“ von Sylvia<br />
Mehr Kinogenuss in Wachtberg und Bruchmühlen<br />
se und aktuellen Filmen. Außerdem finden regelmäßig<br />
Sonderveranstaltungen wie Filmgespräche,<br />
Filmbrunch, Themenabende und Seniorenkino<br />
statt. Auch für private Feiern kann<br />
das Kino angemietet werden. Einen Blick ins<br />
Drehwerk gibt es unter www.drehwerk-<br />
1719.de.<br />
Ortswechsel nach Bruchmühlen bei Herford:<br />
Am 1. November eröffnete Kinoinhaber Volker<br />
Flohre dort die Türen zu seinen Else-<br />
Lichtspielen für die erste Vorstellung nach<br />
dem Umbau. Wände und Boden schimmern<br />
nach dem Umbau in hellem Braun und 139<br />
(neue) Kinosessel in warmen Rottönen. Für den<br />
Teppich und die Wandbespannung beauftragte<br />
Flohre einen Raumausstatter, viele weitere Arbeiten<br />
leistete er mit Unterstützung seines Vaters<br />
in Eigenarbeit. Auch die perlenbesetzten<br />
Wandleuchten wurden selbst restauriert und<br />
schen Wettbewerbs (jeweils 500 Euro gestiftet<br />
von WDR, Macromedia und Zeitsprung<br />
Entertainment) konnten „The Guitar Lesson“<br />
von Martin Rit, „China China“ von Joao Pedro<br />
Rodrigues und Joao Rui Guerra da<br />
Mata sowie „Do Not Erase“ von Asitha<br />
Ameresekere einstreichen, während das Publikum<br />
für Vincent Primaults „Love Thunderbolt“<br />
votierte (500 Euro von Choices).<br />
Den Regionalen Wettbewerb und die damit<br />
verbundenen je 500 Euro (gestiftet von mibeg)<br />
konnten Nico Zingelmann mit „15 Minuten<br />
Wahrheit“ (Jurypreis) und Minu Shareghi<br />
mit „Herrengedeck“ (Publikumspreis) für sich<br />
entscheiden.<br />
KurzFilmFreunde,<br />
Tel. (0221) 16872630;<br />
info@kurzfilmfreun.de<br />
Preisverleihung in Köln: Michael Schmid-Ospach<br />
(<strong>Filmstiftung</strong>) gratuliert Julian Rosefeldt und Guy<br />
Ben-Ner Foto: Nik Kern<br />
Schedelbauer und „Das Modell“ von Florian<br />
Gwinner.<br />
Die Zahlen des Festiv<strong>als</strong> belegten, so der<br />
künstlerische Leiter des Festiv<strong>als</strong> Heinz-Peter<br />
Schwerfel, dass der Ansatz richtig sei, in Köln<br />
ein verloren geglaubtes Publikum für anspruchsvolle<br />
Filme zurück zu gewinnen. Die Veranstalter<br />
der KunstFilmBiennale, die SK Stiftung<br />
Kultur in Zusammenarbeit mit der Kunststiftung<br />
NRW, der <strong>Filmstiftung</strong> NRW, der VG Bild-<br />
Kunst und der Stadt Köln, bekundeten einhellig,<br />
den neuen Programmbaustein Filmkunst<br />
ausbauen und programmatisch optimieren zu<br />
wollen – und das nicht nur in NRW. Höhepunkte<br />
der KunstFilmBiennale waren Mitte November<br />
auch in der Apeejay Gallery sowie dem<br />
Goethe-Institut im indischen New Delhi zu<br />
sehen.<br />
KunstFilmBiennale,<br />
Tel. (0221) 2265948;<br />
buero@kunstfilmbiennale.de<br />
werfen nun ein dezentes Licht in den Saal<br />
(www.else-lichtspiele.de). Finanzielle Hilfe<br />
erhielt Flohre von der <strong>Filmstiftung</strong> NRW, die<br />
rund 20 Prozent der Umbaukosten übernahm.<br />
Die Eröffnung des Drehwerks 17|19 und die Renovierung<br />
der Else-Lichtspiele sind zwei von in<br />
diesem Jahr sechs geförderten Projekten, bei denen<br />
die Stiftung vornehmlich kleinen Kinos half,<br />
die technischen Standards zu heben und den Kinogenuss<br />
der Zuschauer zu erhöhen. „Insbesondere<br />
in kleineren Orten bedeutet Kino ein Stück<br />
Lebensqualität“, so Michael Schmid-<br />
Ospach, Geschäftsführer der <strong>Filmstiftung</strong>, und<br />
Kinoreferentin Britta Lengowski ergänzt:<br />
„Nicht jeder Filmfreund ist bereit oder in der Lage,<br />
lange Anfahrten zu den Kinocentern der größeren<br />
Städte in Kauf zu nehmen. Diese Förderung<br />
ist ein wichtiger Baustein zum Erhalt einer<br />
lebendigen Kinolandschaft in NRW.“<br />
Film-Dienst:<br />
60 Jahre Dienst<br />
Mit ihren 60 Jahren ist die Filmzeitschrift Film-<br />
Dienst die älteste Publikation ihrer Art in<br />
Deutschland. Im Oktober 1947 <strong>als</strong> „Filmdienst<br />
der Jugend“ aus der katholischen Jugendarbeit<br />
heraus erschienen, entwickelte sich das Blatt ab<br />
1949 zum Organ der katholischen Filmkommission,<br />
die im Auftrag der deutschen Bischofskonferenz<br />
wirkte. Die anfänglich schlichte Sammlung<br />
von Filmkritiken im A5-Format entwickelte<br />
sich erst 1990 in jenes Magazinkonzept, das<br />
noch heute regelmäßig alle 14 Tage erscheint.<br />
Als das Katholische Institut für Medien,<br />
das zwischenzeitlich den Film-Dienst herausgegeben<br />
hatte, herben Sparzwängen unterworfen<br />
wurde, zog die Zeitschrift 2003 nach Bonn,<br />
wo sie bis heute beim Verlag Deutsche Zeitung<br />
eine Heimat gefunden hat. Neben dem<br />
in der deutschen Publikationslandschaft nach<br />
wie vor einzigartigen Bemühen, lückenlos jeden<br />
Film zu besprechen, der in Deutschland ins Kino<br />
kommt, hat sich der Film-Dienst auch auf anderen<br />
Gebieten unentbehrlich gemacht: Mit<br />
dem „Lexikon des Internationalen Films“ stellt<br />
er nach wie vor das ausführlichste Kompendium<br />
in Deutschland bekannter Filme, daneben<br />
editiert er DVD- sowie CD-Reihen, Bücher und<br />
die Internetseite www.film-dienst.de. Der<br />
Newsletter gratuliert zum 60. Geburtstag und<br />
wünscht weiterhin viele erfolgreiche Jahrgänge<br />
unbestechlicher Filmkritik!<br />
Film-Dienst, Tel. (0228) 884229;<br />
fd@film-dienst.de<br />
Rendez-vous<br />
franco-allemand:<br />
French Kiss<br />
Mehr <strong>als</strong> 450 Teilnehmer der Filmbranche aus<br />
Frankreich und aus Deutschland haben sich Ende<br />
November in Versailles getroffen. Eingeladen<br />
hatte der Verein Deutsch-französisches<br />
Filmtreffen, der von Präsidentin Margaret<br />
Menegoz, den Vizepräsidenten Kirsten<br />
Niehuus und Peter Sehr und Schatzmeister<br />
Yves Marmion geführt wird. Themenstellungen<br />
waren u.a. die Kompatibilität des<br />
Deutschen Filmfonds mit dem französischen<br />
Crédit d’Impôt und Finanzierungsmodelle für die<br />
Digitalisierung des Kinos bei Erhaltung der Vielfalt.<br />
Auch die Fortentwicklung der deutsch-französischen<br />
Filmförderung MiniTraité, für die in<br />
diesem Jahr erstm<strong>als</strong> mehr mehrheitlich deutsche<br />
Produktionen eingereicht wurden, kam zur<br />
Sprache. Dazu schlug Peter Dinges, Vorstand<br />
der Filmförderungsanstalt FFA, die Einrichtung<br />
einer Nachwuchsförderung vor. Zum<br />
ersten Mal nahmen auch 20 Produzenten aus<br />
Russland an den Diskussionen teil und stellten<br />
ihre neuen Projekte vor. Neun deutsche und<br />
neun französische Schauspieler hatten außerdem<br />
Gelegenheit, sich den Teilnehmern zu präsentieren.<br />
Schließlich wurde Bernd Neumann,<br />
Staatsminister für Kultur und Medien,<br />
von seiner französischen Kollegin Christine Albanel<br />
<strong>als</strong> Commandeur dans l’ordre des Arts<br />
et des Lettres ausgezeichnet. Das 5. Deutschfranzösische<br />
Filmtreffen wurde neben den<br />
französischen Partnern, der FFA, German<br />
Films und dem Goethe Institut u.a. von der<br />
<strong>Filmstiftung</strong> NRW unterstützt. Näheres unter<br />
www.das-rendez-vous.org.<br />
Meldungen – newsletter 7/2007 7
Kinofest Lünen: Modellcharakter<br />
Getreu ihres Mottos hatten die Veranstalter des<br />
18. Kinofestes Lünen angekündigt, Lünen<br />
sei „die Härte“. Tatsächlich fügte sich alles „easy“<br />
zusammen – das Filmprogramm, ein begeistertes<br />
Publikum, die Festivalorganisation und<br />
ein überregionales Echo, das man u.a. durch Understatement<br />
erreicht. Rund 7.700 Besucher und<br />
damit mehr <strong>als</strong> je zuvor sahen an vier Tagen in<br />
den Sälen des Cineworld insgesamt 53 Filme.<br />
Zum Festivalauftakt las Schauspieler Günter<br />
Lamprecht („Berlin Alexanderplatz“)<br />
aus seiner Autobiographie<br />
„Ein höllisches<br />
Ding, das Leben“. Außerdem<br />
eröffnete er mit seiner<br />
Unterschrift den Lüner<br />
Walk of Fame. Wie Lamprecht<br />
sollen sich nach und<br />
nach weitere Stars auf einer<br />
Festivalleiter<br />
Mike Wiedemann, Kupferplatte in der Lüner<br />
Fußgängerzone verewigen.<br />
Eröffnet wurde das Festival<br />
mit der Komödie „Wir sagen Du! Schatz“:<br />
Marc Meyers kuriose Familiengründung, die<br />
prompt den Schüler-Filmpreis des Kreises Unna<br />
16+ gewann. Der mit 10.000 Euro dotierte<br />
und mit Untertitelung belohnte Haupt- und Publikumspreis<br />
Lydia ging an „Jakobs Bruder“. Daniel<br />
Walta kann seine Geschichte von zwei un-<br />
gleichen Brüdern, die sich auf die gemeinsame<br />
Reise zur erkrankten Mutter begeben, zudem<br />
im Januar auf dem Partnerfestival 13. Berlin<br />
and Beyond in San Francisco zeigen. Einen<br />
weiteren Publikumspreis gab es mit der mit<br />
3.000 Euro dotierten Rakete für den besten Kinderfilm,<br />
den Lüner Familien gestiftet haben. Gewinner<br />
war Peter Timms „Rennschwein Rudi<br />
Rüssel 2“. Auch über den von Lüner Apotheken<br />
gesponserten Kurzfilmpreis entschied das<br />
Publikum. Nico Zingelmann gewann mit „15<br />
Minuten Wahrheit“ nicht nur 1.600 Euro, sondern<br />
auch eine von Holland Subtitling und<br />
German Films gesponserte Untertitelung sowie<br />
die Präsentation bei Berlin und Beyond.<br />
Als alle Preise vergeben waren, durften auch<br />
Festivalleiter Michael Wiedemann und sei-<br />
8<br />
ne Stellvertreterin Kathrin Bessert die Wahrheit<br />
sagen: Lünen ist nicht so hart, wie es – augenzwinkernd<br />
– gerne tut. Dafür aber sind die<br />
kleineren und mittleren Festiv<strong>als</strong> umso wichtiger,<br />
wie <strong>Filmstiftung</strong>s-Chef Michael Schmid-<br />
Ospach schon bei der Eröffnung betonte, denn<br />
„ohne diese kommen viele Filme nicht an die Öffentlichkeit<br />
und nicht zum Zuschauer“.<br />
Am 11. Februar übrigens zeigt das Kinofest<br />
im Rahmen der Berlinale im Filmtheater in<br />
den Hackeschen Höfen die Preisträgerfilme.<br />
Dann leistet auch Schauspieler Rolf Zacher<br />
seine Unterschrift. Bildhauer Andrej Irzykowski<br />
wird sie zu einer weiteren Platte auf<br />
dem Walk of Fame verarbeiten. Mehr Infos und<br />
alle Preisträger des 18. Kinofestes unter<br />
www.kinofest-luenen.de.<br />
Nach dem Kinofest Lünen sprach der Newsletter<br />
mit Festivalleiter Mike Wiedemann über<br />
Trends und den Modellcharakter des Festiv<strong>als</strong>.<br />
Für die 18. Ausgabe des Kinofestes<br />
haben Sie viele Filme gesichtet.<br />
Gab es 2007 eine Tendenz bei<br />
den Produktionen?<br />
Wenn man von einem Trend sprechen<br />
kann, dann: Junge Filmemacher interessieren<br />
sich endlich wieder für das Genrekino und realisieren<br />
ohne Scheu Komödie, Krimi, Horror etc.<br />
Das Kinofest ist in der Stadt Lünen<br />
fest verankert. Wie wirkt sich<br />
das auf Ihre Arbeit aus?<br />
Wenn wir Anfang September nach Lünen<br />
fahren und beginnen, das Kinofest vorzubereiten,<br />
bewegen wir uns auf einer Welle der Sympathie,<br />
Unterstützung und Mitarbeit der Lüner,<br />
wie sie sicher beispiellos ist. Die Lüner lieben das<br />
Kinofest und prägen so auch die Stimmung und<br />
Atmosphäre des Festes.<br />
Was muss man machen, um<br />
diese Kontakte über das ganze Jahr<br />
zu pflegen?<br />
Man muss nichts unternehmen, um die Lüner<br />
zu motivieren. Ich weiß, der Termin für das<br />
19. Kinofest (13.-16.11.2008) ist bei vielen Lünern<br />
schon jetzt dick im Kalender angestrichen.<br />
Wäre das „Modell Lünen“ auch<br />
in anderen Städten möglich?<br />
Der Begriff „Modell Lünen“ ehrt uns. Ich<br />
bin der festen Überzeugung, dass es in jeder<br />
deutschen Stadt Filmbegeisterte, ein Kino und<br />
die Idee Filmclub gibt. Mehr braucht es nicht!<br />
Ich prophezeie eine Renaissance der Filmclubs<br />
<strong>als</strong> Keimzelle einer neuen Filmkultur, die auch<br />
Festiv<strong>als</strong> beinhaltet.<br />
Kinofest Lünen,<br />
Tel. (02306) 3063640;<br />
info@kinofest-luenen.de<br />
„A Man’s Job“ gefiel in Münster, Foto: Filmfestival Münster<br />
Foto: Kinofest Lünen Filmfestival Münster: „A Man´s Job“<br />
Hauptpreis Lüdia für „Jakobs Bruder“ mit<br />
Christoph Maria Herbst, Foto: NDR<br />
Düsseldorf: „Clooney“ beim Uni-Filmfest<br />
Doppelter Erfolg für Florian Roos in Düsseldorf:<br />
Der 25-jährige Regisseur und Drehbuchautor<br />
gewann mit seinem Kurzfilm „Clooney“<br />
beim Filmfest der Heinrich-Heine Universität<br />
in seiner Heimatstadt sowohl den Preis des<br />
Publikums <strong>als</strong> auch der Jury (u.a. Anna Fantl<br />
und Xao Seffcheque).<br />
Vom 21. bis zum 23. November wurden im<br />
Konrad Henkel-Hörsaal der Philosophischen Fakultät<br />
23 Kurzfilme junger Talente aus <strong>Nordrhein</strong>-<strong>Westfalen</strong><br />
gezeigt. Organisiert wird das<br />
Filmfest von den Studenten der Uni. Mehr Infos<br />
unter www.filmfest.uni-duesseldorf.<br />
de.<br />
Das Beziehungsdrama über einen Finnen, der<br />
seinen Job verliert und der Familie schließlich das<br />
Geld <strong>als</strong> Callboy nach Hause bringt, sei „von<br />
kompromissloser Komik und schroffer Tristesse“,<br />
befand die Jury. Deshalb wurde „A Man`s Job“<br />
von Aleksi Salmenperä Gewinner des Regiepreises<br />
im Europäischen Spielfilmwettbewerb<br />
des 12. Filmfestiv<strong>als</strong> Münster 2007. Der<br />
deutsche Beitrag „Gegenüber“ des Regisseurs<br />
Jan Bonny erhielt eine Lobende Erwähnung.<br />
Im deutschsprachigen Kurzfilmwettbewerb erhielt<br />
Nikias Chryssos für „Hochhaus“, ein<br />
Wildwest-Abenteuer im seelenlosen Plattenbaughetto,<br />
den mit 5.000 Euro dotierten Großen<br />
Preis der Filmwerkstatt Münster. Der<br />
Filmbüro NW: Fantastische Zukunft<br />
„Die dämonische Leinwand“ war der Titel eines<br />
Symposiums, zu dem das Filmbüro NW am<br />
3. Dezember nach Köln einlud. Zur Diskussion<br />
stand das Fantastische Kino und die Frage, warum<br />
man in Deutschland heute nur noch schwer<br />
an Traditionen wie Murnaus „Nosferatu“ anknüpfen<br />
kann. Hohe Produktionskosten, die<br />
Schere im Kopf und skeptische Redakteure gal-<br />
Nikosia im Herbst<br />
Auf Zypern war das Verständnis für Eran Riklis’<br />
„Die syrische Braut“ besonders groß: Nachdem<br />
im Cine Studio im geteilten Nikosia das<br />
Licht im Saal wieder anging, gab es emotionalen<br />
Applaus vom Publikum. Man spürte, dass<br />
die Zuschauer nachvollziehen konnten, was der<br />
Film erzählt: Die Geschichte einer Braut, die im<br />
Grenzgebiet zwischen Syrien und den Golan Höhen<br />
darauf wartet, zu ihrem Ehemann gelassen<br />
zu werden. Die Produzentin des Films Bettina<br />
Brokemper nahm viele Komplimente entgegen<br />
und musste noch lange nach dem Film die<br />
neugierigen Fragen zur Produktion beantworten.<br />
Die Vorführung war der Auftakt einer von<br />
Katharina Blum organisierten Filmreihe in Nikosia,<br />
die die <strong>Filmstiftung</strong> NRW auf Einladung<br />
des Kulturministeriums Zyperns und<br />
in Kooperation mit dem dortigen Goethezentrum<br />
veranstaltete. Am nächsten Abend folgte<br />
„Emmas Glück“, und auch Produzentin Kri-<br />
newsletter 7/2007 – Meldungen<br />
Förderpreis des WDR in Höhe von 2.500 Euro<br />
ging an den Kurzfilm „Hilda & Krahl“ von Toke<br />
Constantin Hebbeln. Den Publikumspreis<br />
und das von den Münsterschen Filmtheaterbetrieben<br />
gestiftete 1.000 Euro Preisgeld<br />
gewann Nico Zingelmann mit „15 Minuten<br />
Wahrheit“.<br />
Der Drehbuchförderpreis Münster.Land, der<br />
von Filmservice Münster.Land vergeben<br />
wird, ging an Ruth Olshan und Heike Fink<br />
für ihre Geschichte aus der Provinz mit dem Titel<br />
„Himbeeren mit Senf“.<br />
Filmfestival Münster,<br />
Tel. (0251) 2303621;<br />
presse@filmfestival-muenster.de<br />
ten <strong>als</strong> die größten Hindernisse. Hoffnung für<br />
den Fantastischen Film aus Deutschland schöpfte<br />
die Runde aus neuen Vertriebswegen und anhaltender<br />
Lobby-Arbeit. Mehr Infos unter<br />
www.filmbuero-nw.de.<br />
Filmbüro NW,<br />
Tel. (0208) 449841;<br />
info@filmbuero-nw.de<br />
stina Löbbert freute sich über die positive Reaktion<br />
auf ihren Film. „Der Mann von der Botschaft“<br />
war sozusagen direkt von der Premiere<br />
in Georgien weitergereist, und Michael<br />
Schmid-Ospach konnte den Zuschauern eindrucksvoll<br />
von der Premiere in Tiflis und der Produzentenlandschaft<br />
in NRW berichten. Unter<br />
den Gästen an den ersten Abenden war unter<br />
anderem der deutsche Botschafter Rolf Kaiser<br />
mit seiner Frau Brigitte Kaiser-Derenthal,<br />
die es sich nicht nehmen ließen, die Filmschaffenden<br />
aus beiden Ländern in der Botschaft<br />
zu empfangen und in gemütlicher Atmosphäre<br />
erste Gespräche zu ermöglichen. Kaiser-Derenthal,<br />
die vier Jahre lang das Goethe-Institut<br />
in Budapest geleitet hat, hatte die Reihe initiiert.<br />
Ergänzt wurden die Filme durch einen<br />
Workshop, der dem Erfahrungsaustausch der<br />
NRW-Delegation mit Filmschaffenden aus Nikosia<br />
diente. Den Abschluss der Reihe bildeten<br />
die Filme „Barfuss“ und „Close to home“.
Filmwoche Duisburg: Heim und Welt<br />
Über 10.000 Gäste besuchten im November die<br />
31. Duisburger Filmwoche, schauten sich<br />
28 <strong>Dokument</strong>arfilme an und nahmen an den<br />
traditionellen Filmdiskussionen teil. „Das ist neuer<br />
Rekord und zugleich Bestätigung, dass der<br />
<strong>Dokument</strong>arfilm floriert und in Duisburg seine<br />
anerkannte Heimstatt hat“, so Festival-Leiter<br />
Werner Ruzicka. „Wo wenn nicht hier“ war<br />
denn auch das Motto der Filmwoche, deren<br />
Themenstränge indes den Globus umspannten.<br />
So nimmt Daniella Marxner auf der Suche<br />
„Michael Hamburger“: ausgezeichnet in Duisburg,<br />
Foto: Duisburger Filmwoche<br />
nach Bildungskonzepten für Morgen das Alpinum<br />
Lyceum unter die Lupe, in dem in einer nahezu<br />
abgeschlossenen Welt im Engadin Nachwuchs<br />
für die globale Wirtschaftselite trainiert<br />
wird. Für ihre Darstellung des Internats, das <strong>als</strong><br />
Modell für künftige Unternehmensführung sichtbar<br />
wird, erhielt sie den mit 6.000 Euro dotierten<br />
3sat-<strong>Dokument</strong>arfilmpreis für den besten<br />
deutschsprachigen <strong>Dokument</strong>arfilm. Daneben<br />
gab es auch Filme, die sich individuellen Lebensläufen<br />
und Schicksalen widmeten. So ringt der<br />
Oelde: 60 Jahre <strong>als</strong> Kinochef<br />
Dichter Michael Hamburger mit wucherndem<br />
Grünzeug, angesammelten Erinnerungen<br />
und fortschreitender Gebrechlichkeit. Frank<br />
Wirke habe es mit seinem Porträt „Michael<br />
Hamburger – ein englischer Dichter aus<br />
Deutschland“ geschafft, „Poesie ohne jeden<br />
Kitschverdacht in einen <strong>Dokument</strong>arfilm zu verwandeln“,<br />
befand die Jury und zeichnete ihn mit<br />
dem mit 6.000 Euro dotierten Arte-<strong>Dokument</strong>arfilmpreis<br />
für den besten deutschsprachigen<br />
<strong>Dokument</strong>arfilm aus. Wie Mechanismen der Erinnerung<br />
filmisch umgesetzt werden können,<br />
demonstriert auch Philip Scheffner in „Halfmoon<br />
Files“. Sein Material: Ein Inder kämpft im<br />
Ersten Weltkrieg in der britischen Armee, gerät<br />
in deutsche Gefangenschaft und wird zum Forschungsobjekt<br />
deutscher Rassenideologie.<br />
Scheffners Recherche einer Fußnote der Geschichte<br />
sei „vielschichtig, so witzig wie klug“,<br />
so die Jury des mit 5.000 Euro dotierten Förderpreises<br />
der Stadt Duisburg. Ihrem Votum<br />
schloss sich die Jury des <strong>Dokument</strong>arfilmpreises<br />
des Goethe Instituts mit einer ähnlichen Begründung<br />
an – und mit 2.000 weiteren Euro.<br />
Der Publikumspreis der Rheinischen Post für<br />
den in Duisburg beliebtesten Film ging schließlich<br />
an „Sieben Mulden und eine Leiche.“ Auch<br />
Thomas Haemmerli nimmt die Zuschauer<br />
mit in die Schweiz. Allerdings geht es nicht hinauf<br />
auf Alpenwiesen, sondern in die total vermüllte<br />
Wohnung seiner verstorbenen Mutter.<br />
Haemmerlis autobiographischer Film dokumentiert<br />
familiäre Folgen des Messie-Syndroms.<br />
Mehr zu den Preisträgern sowie Protokolle und<br />
Impressionen gibt es unter www.duisburgerfilmwoche.de.<br />
Duisburger Filmwoche,<br />
Tel. (0203) 2834171;<br />
info@duisburger-filmwoche.de<br />
„Für jeden Tag der Vorführung von Lichtbildern ist eine Lustbarkeitsabgabe von 3 Mark vorher an<br />
die Stadtkasse Oelde zu zahlen“, lautet der vierte Punkt der Genehmigung, mit der Leo Mühlenkamp<br />
1913 in Oelde „Lustbarkeiten“, sprich Filmvorstellungen, in seiner Gaststätte erlaubt<br />
wurden. Sein Sohn Leo Mühlenkamp war dam<strong>als</strong> gerade ein Jahr alt. Heute ist er 95 und Deutschlands<br />
ältester Filmvorführer. Zum 1. Januar geht er nach 60 Jahren <strong>als</strong> Kinogeschäftsführer in Oelde<br />
in den verdienten Ruhestand. 2002 erhielt der passionierte Kinobetreiber während der Jahresfilmprogramm-Prämien<br />
der <strong>Filmstiftung</strong> NRW vom HDF Kino e.V. für seine Verdienste das<br />
Goldene Malteserkreuz. Das Filmzentrum mit den drei Sälen in Oelde wird in Zukunft von dem<br />
22-jährigen Thomas Fußner weitergeführt, der bereits Kinoerfahrung im Gütersloher Bambi<br />
gesammelt hat und vor allem in der Übergangszeit weiterhin auf Mühlenkamps Unterstützung setzt.<br />
Seine Pläne: Eine baldige Modernisierung der drei Säle und mit sofortiger Wirkung zum 1. Januar<br />
die Abschaffung der Raucherlaubnis im Kino.<br />
Filmzentrum Oelde, Tel. (02522) 60200<br />
Film+: Preise für Editoren<br />
Das Forum für Filmschnitt und Montagekunst,<br />
Film+, schloss nach dreieinhalb Tagen Diskussionen,<br />
Filmvorführungen und Panels am Abend<br />
des 26. November mit der Verleihung der drei<br />
Schnitt Preise. Den von der <strong>Filmstiftung</strong><br />
NRW mit 7.500 Euro dotierten Schnitt Preis<br />
Spielfilm gewann Hansjörg Weißbrich für<br />
„Der Liebeswunsch“. Der gleich hoch dotierte<br />
Bild-Kunst Schnitt Preis <strong>Dokument</strong>arfilm<br />
ging an Anja Pohls Montage von „Die<br />
Unzerbrechlichen“, während sich Rudi<br />
Zieglmeier („Bildfenster/Fensterbilder“) über<br />
2.500 Euro für den Gewinn des BMW Group<br />
Förderpreis Schnitt freute.<br />
Der Schwerpunkt des vom Filmmagazin<br />
Schnitt in Zusammenarbeit mit der <strong>Filmstiftung</strong><br />
NRW und der Stadt Köln veranstalteten Forums<br />
lag in diesem Jahr auf der Beziehung zwischen<br />
Drehbuch, Dramaturgie und Schnitt – ein<br />
Verhältnis, über das u.a. Laila Stieler, Tomas<br />
Erhart, Jörg Siepmann und Andrew Bird<br />
diskutierten. Bei drei Filmvorführungen ließ sich<br />
außerdem die Ehren-Editorin und Hommage-<br />
Preisträgerin Helga Borsche u.a. von ihren Regisseuren<br />
Hans W. Geißendörfer und<br />
Hans-Christoph Blumenberg feiern.<br />
Film+, Tel. (0221) 2858703;<br />
info@filmpluskoeln.de<br />
„7 Jungfrauen" von Alberto Rodriguez im Angebot bei Ven y mira. Foto: Koolfilm<br />
Flux lädt ein: Komm gucken!<br />
„Ven y mira“ („Komm gucken“) ist der Titel<br />
einer fünfteiligen Filmreihe, mit der die Agentur<br />
für Filmkultur Flux aus Münster ihre Arbeit<br />
aufnimmt. Die Reihe mit spanischsprachigen Filmen<br />
in der Originalfassung richtet sich an Kinobetreiber<br />
und Schulen, an denen Spanisch <strong>als</strong><br />
Fremdsprache zunehmend an Bedeutung gewinnt.<br />
„Unsere Idee ist, dass wir die Programme,<br />
die wir für unser Kino kuratieren, auch anderen<br />
zugänglich machen“, so Jens Schneiderheinze,<br />
der in Münster auch die Geschäfte des Cinema-Kinos<br />
leitet. Die Filme wurden so aus-<br />
ANZEIGE<br />
gewählt, dass sie sich möglichst gut mit den<br />
Lehrplänen vereinbaren lassen und werden<br />
durch zahlreiche Materialien und Unterrichtshefte<br />
ergänzt. Service ist für Schneiderheinze ein<br />
wichtiger Punkt: Flux bietet nicht nur vorbereitete<br />
Pressemeldungen, sondern auch weitere<br />
Informationen übers Internet, die bequem herunter<br />
geladen werden können. Die Buchung ist<br />
für Kinobetreiber ebenfalls online möglich. Mehr<br />
Infos über das komplette Programm unter<br />
www.flux-agentur.de.<br />
Flux, Tel. (0251) 20398563;<br />
info@flux-agentur.de<br />
Ab 27. Dezember im Kino!<br />
www.dieunerzogenen.de www.realfi ctionfi lme.de<br />
Meldungen – newsletter 7/2007 9<br />
www.realfi ctionfi lme.de
Jahresfilmprogramm-Prämien<br />
Alle Kinos,<br />
alle Prämien<br />
Ausgezeichnete Filmtheater<br />
Schauburg,<br />
Gelsenkirchen<br />
4.000 Euro<br />
Filmriss, Gevelsberg<br />
2.000 Euro<br />
Bambi, Gütersloh<br />
6.000 Euro<br />
3.000 Euro (Kinder- und<br />
Jugendprogramm)<br />
Babylon, Hagen<br />
4.000 Euro<br />
Central, Hattingen<br />
2.000 Euro<br />
3.000 Euro (Kinder- und<br />
Jugendprogramm)<br />
Apollo, Aachen<br />
4.000 Euro<br />
Capitol, Aachen<br />
4.000 Euro<br />
Kino, Bad Driburg<br />
4.000 Euro<br />
5.000 Euro (Kinderund<br />
Jugendprogramm)<br />
Kur-Theater, Hennef<br />
4.000 Euro<br />
Onikon, Herdecke<br />
2.000 Euro<br />
Viktoria, Hilchenbach<br />
4.000 Euro<br />
3.000 Euro (Kinder- und<br />
Jugendprogramm)<br />
Kamera, Bielefeld<br />
6.000 Euro<br />
3.000 Euro (Kinder- und<br />
Jugendprogramm)<br />
Lichtwerk, Bielefeld<br />
10.000 Euro<br />
3.000 Euro (Kinder- und<br />
Jugendprogramm)<br />
Im Düsseldorfer Savoy Theater zeichnete die <strong>Filmstiftung</strong> NRW 55 Filmtheater mit Jahresfilmprogramm-<br />
Berli, Hürth<br />
2.000 Euro<br />
Kino im Kuba, Jülich<br />
2.000 Euro<br />
Capitol, Kerpen<br />
4.000 Euro<br />
Endstation, Bochum<br />
12.000 Euro<br />
3.000 Euro (Kinder- und<br />
Jugendprogramm)<br />
Casablanca, Bochum<br />
6.000 Euro<br />
Metropolis, Bochum<br />
4.000 Euro<br />
Prämien aus. Insgesamt 397.000 Euro erhielten NRWs Kinobetreiber für ihre herausragenden Programme.<br />
Günter Lamprecht<br />
mit Sigrid Limprecht<br />
aus Bonn<br />
Jahresfilmprogramm-Prämien 2007<br />
Schöne Bescherung<br />
VON STEFANIE HADDING<br />
Vorhang auf und Bühne frei für NRWs engagierte<br />
Kinobetreiber hieß es am 21. November<br />
im Düsseldorfer Savoy Theater, wo die<br />
<strong>Filmstiftung</strong> NRW insgesamt 397.000 Euro für<br />
Filmprogramme der Güteklasse A vergab. Die Betreiber<br />
von 55 nordrhein-westfälischen Kinos erhielten<br />
ihre Jahresfilmprogramm-Prämien dafür,<br />
dass sie auf ihren Leinwänden herausragende<br />
deutsche und europäische Produktionen, <strong>Dokument</strong>arfilme,<br />
ambitionierte Filmreihen und Filme<br />
für Kinder- und Jugendliche zeigen.<br />
Das Team von „Meine schöne Bescherung“<br />
(Vanessa Jopp, Manuela Stehr, Heino Ferch, Jasmin<br />
Tabatabai und Meret Becker) legte auf dem<br />
Weg zur Essener Premiere einen Zwischenstopp<br />
im Savoy ein, zeigte viel beklatschte Ausschnitte<br />
seiner Weihnachtskomödie und überreichte<br />
10<br />
Der „Vorleser“-Produzent<br />
Michael Simon de<br />
Normier (Senfkornfilm)<br />
im Gespräch mit Günter<br />
Rohrbach (rechts)<br />
die ersten Urkunden an die Kinobetreiber. Auch<br />
Jürgen Vogel, Oskar Roehler, Rolf Zacher, Ray<br />
Fearon, Marco Kreuzpaintner, Anna Thalbach<br />
und Christian Redl waren gekommen, um die<br />
Betreiber zu ehren (siehe Liste).<br />
Dass angesichts großer Summen die Stimmung<br />
durchweg heiter war, überraschte kaum.<br />
Überraschend aber waren einige unterhaltsame<br />
Erkenntnisse, die der kurzweilige Abend mit den<br />
Kinobetreibern und den vielen prominenten Paten<br />
zu Tage brachte. Wer ahnte vorher, dass Oskar<br />
Roehler seine Darsteller (in diesem Fall Ray<br />
Fearon aus „Lulu und Jimi“) beim Schmökern in<br />
der Gala findet? Wer, dass Anna Thalbach durchaus<br />
mit Wonne die „Brühlette“ geküsst hat (Daniel<br />
Brühl in „Krabat“)? Und wer hatte schon erlebt,<br />
wie Jürgen Vogel beim Spötteln über sich<br />
Ein Kniefall der prominenten Paten<br />
selbst und seine „Kauleiste“ über sich hinauswächst<br />
und zur Stimmungskanone avanciert?<br />
<strong>Filmstiftung</strong>s-Geschäftsführer Michael<br />
Schmid-Ospach freute sich <strong>als</strong> Gastgeber über<br />
den gelungenen Abend und erinnerte kurz an<br />
das vergangene Kinojahr, das nur allzu oft unter<br />
der Diskussion um die „scheinbare Feindschaft<br />
zum Fernsehen“ gelitten habe. Schmid-<br />
Ospach: „Das Abenteuer Kino wird bleiben.<br />
Kämpfen wir für gute Filme – es lohnt sich!“ Einer,<br />
der bereits eine Menge guter Filme gemacht<br />
hat, durfte an diesem Abend eine besondere<br />
Auszeichnung entgegen nehmen: Günter Lamprecht<br />
bekam den mit 20.000 Euro dotierten<br />
Herbert Strate-Preis, mit dem die <strong>Filmstiftung</strong><br />
NRW und der HDF Kino e.V. Menschen ehren,<br />
die sich um den deutschen Film verdient ge-<br />
Cinenova, Köln<br />
4.000 Euro<br />
3.000 Euro (Kinder- und<br />
Jugendprogramm)<br />
Filmpalette, Köln<br />
10.000 Euro<br />
newsletter 7/2007 – Jahresfilmprogramm-Prämien<br />
Kino in der Brotfabrik,<br />
Bonn<br />
10.000 Euro<br />
5.000 Euro (Kinder- und<br />
Jugendprogramm)<br />
Neue Filmbühne, Bonn<br />
8.000 Euro<br />
macht haben. Die Laudatio hielt der Produzent<br />
und Präsident der Deutschen Filmakademie<br />
Günter Rohrbach. Der hob besonders Lamprechts<br />
Leistungen in „Berlin Alexanderplatz“<br />
hervor. Vieles an der Produktion sei umstritten<br />
gewesen, „absolut unumstritten jedoch war die<br />
Leistung des Schauspielers Lamprecht. Keiner<br />
hat den Film so geprägt wie Sie.“ In diesem wie<br />
auch in anderen Werken seien es besonders<br />
„die Präsenz, die Sensibilität und die Ausdruckskraft“<br />
gewesen, die den großen Schauspieler<br />
ausmachten. Der gebürtige Berliner, der sich<br />
„seit Jahren in NRW sehr wohl“ fühlt, freute sich<br />
über die Anerkennung seiner Arbeit. Mit Hilfe<br />
von Kino und Fernsehen habe er seine kritische<br />
Haltung und seinen Eigensinn immer wieder<br />
transportieren können, sagte der Schauspieler.<br />
Wie es sich für einen Abend mit vielen Kinoliebhabern<br />
gehört, gab es in Düsseldorf auch<br />
einige filmische Appetithappen zu sehen. Oskar<br />
Roehler präsentierte erste Ausschnitte aus<br />
seinem neuen Film „Lulu und Jimi“, den er in<br />
diesem Sommer in NRW gedreht hat. Zudem<br />
sahen die Zuschauer einen Vorgeschmack auf<br />
die Filme „Krabat“ (Regie: Marco Kreuzpaintner),<br />
„Clara“ (Regie: Helma Sanders-Brahms) und<br />
„Hope“ von Stanislaw Mucha.<br />
Die Auswahl der prämierten Filmtheater traf<br />
eine Jury, der Emma Klopf (Prokino Filmverleih),<br />
Barbara Thuillier (RTL Filmredaktion), Irit Neidhardt<br />
(mec film, Verleih), Michael Vaupel (WAZ)<br />
und Andreas Kramer, Geschäftsführer des HDF<br />
Kino e.V., angehörten.<br />
Großes Finale: Die Betreiber von 55 nordrhein-westfälischen Kinos<br />
erhielten insgesamt 397.000 Euro in Düsseldorf<br />
Metropolis, Köln<br />
8.000 Euro<br />
12.000 Euro (Kinder- und<br />
Jugendprogramm)<br />
Odeon, Köln<br />
6.000 Euro
Rex, Bonn<br />
8.000 Euro<br />
Woki, Bonn<br />
2.000 Euro<br />
ZOOM, Brühl<br />
8.000 Euro<br />
5.000 Euro (Kinder- und<br />
Jugendprogramm)<br />
Die Spitzenpreisträger mit Jürgen Vogel<br />
und Michael Schmid-Ospach.<br />
Applaus von Oskar Roehler für die Kinobetreiber<br />
Joachim Kühn, Udo Heimansberg und Gabriele<br />
Rosslenbroich<br />
Vanessa Jopp überreicht eine Prämie an Hans-Jörg<br />
Blondiau vom Zoom Kino Brühl<br />
Auf dem Sprung zur Premiere:<br />
Das „Meine schöne Bescherung“-Team mit<br />
Manuela Stehr, Vanessa Jopp, Heino Ferch,<br />
Jasmin Tabatabai und Meret Becker (v.l.)<br />
OFF Broadway, Köln<br />
18.000 Euro<br />
Hansa Kino, Lemgo<br />
4.000 Euro<br />
Studio, Mettmann<br />
4.000 Euro<br />
8.000 Euro (Kinder- und<br />
Jugendprogramm)<br />
Camera, Dortmund<br />
10.000 Euro<br />
Roxy, Dortmund<br />
10.000 Euro<br />
Schauburg, Dortmund<br />
6.000 Euro<br />
3.000 Euro (Kinder- und<br />
Jugendprogramm)<br />
Judith Schlinker,<br />
Cineplex Warburg,<br />
mit Jürgen Vogel<br />
Blumen vom „Krabat“-Team:<br />
Marco Kreuzpaintner, Anna<br />
Thalbach und Christian Redl (v.l.)<br />
JaFi-Spendenaktion:<br />
Katty Salié im Gespräch<br />
mit Gabriele van den<br />
Berg (Kinderhospiz<br />
Düsseldorf) und Johannes<br />
Breuer (Elterninitiative<br />
herzkranker Kinder<br />
Bonn). Rund 7600 Euro<br />
sind bislang zusammen<br />
gekommen.<br />
Cinema, Münster<br />
10.000 Euro<br />
3.000 Euro (Kinder- und<br />
Jugendprogramm)<br />
Schloßtheater, Münster<br />
10.000 Euro<br />
5.000 Euro (Kinder- und<br />
Jugendprogramm)<br />
Bambi, Düsseldorf<br />
8.000 Euro<br />
3.000 Euro (Kinder- und<br />
Jugendprogramm)<br />
Black Box, Düsseldorf<br />
10.000 Euro<br />
Cinema, Düsseldorf<br />
4.000 Euro<br />
Hitch, Neuss<br />
6.000 Euro<br />
3.000 Euro (Kinder- und<br />
Jugendprogramm)<br />
Kino im Walzenlager,<br />
Oberhausen<br />
2.000 Euro<br />
Strate-Preisträger<br />
Günter Lamprecht (links)<br />
mit seinem Laudator<br />
Günter Rohrbach<br />
Moderierte<br />
den kurzweiligen<br />
Abend: Katty Salié<br />
mit Michael<br />
Schmid-Ospach<br />
Regisseur Marco<br />
Kreuzpaintner mit<br />
Rolf Zacher (rechts).<br />
Dieter und Martina Borck (Cinenova, Köln), Dieter<br />
Hertel, Britta Lengowski (<strong>Filmstiftung</strong>) und Michael<br />
Meyer<br />
Die Paten des<br />
„Lulu und Jimi“-Teams:<br />
Oskar Roehler<br />
und Ray Fearon<br />
Lichtburg, Düsseldorf<br />
2.000 Euro<br />
Metropol, Düsseldorf<br />
8.000 Euro<br />
Souterrain, Düsseldorf<br />
4.000 Euro<br />
3.000 Euro (Kinder- und<br />
Jugendprogramm)<br />
Lichtburg, Oberhausen<br />
2.000 Euro<br />
3.000 Euro (Kinder- und<br />
Jugendprogramm)<br />
Kino, Ratingen<br />
4.000 Euro<br />
5.000 Euro (Kinder- und<br />
Jugendprogramm)<br />
Elite, Espelkamp<br />
4.000 Euro<br />
3.000 Euro (Kinder- und<br />
Jugendprogramm)<br />
Astra Theater & Luna,<br />
Essen<br />
6.000 Euro<br />
Cineplex, Warburg<br />
2.000 Euro<br />
3.000 Euro (Kinder- und<br />
Jugendprogramm)<br />
Metropolis, Würselen<br />
2.000 Euro<br />
Eulenspiegel, Essen<br />
4.000 Euro<br />
5.000 Euro (Kinder- und<br />
Jugendprogramm)<br />
Filmstudio, Essen<br />
2.000 Euro<br />
Galerie Cinema, Essen<br />
8.000 Euro<br />
Günter Lamprecht ist der diesjährige Träger des Herbert Strate-<br />
Preises, den die <strong>Filmstiftung</strong> NRW gemeinsam mit dem HDF<br />
Kino e.V. vergibt. Die Jury mit Veronica Ferres, Margarete<br />
Papenhoff, Thomas Negele und Michael Schmid-Ospach ent-<br />
schied sich damit für einen großen deutschen Schauspieler.<br />
Seine engagierte Dankesrede, die er im Rahmen der Verleihung<br />
der Jahresfilmprogramm-Prämien hielt, können Sie hier lesen.<br />
Liebe Freunde,<br />
ich freue mich sehr über diese große Anerkennung<br />
meiner Arbeit. Ich danke Ihnen<br />
herzlich für diese Auszeichnung, die mit<br />
dem Herbert Strate-Preis verbunden ist.<br />
Berlin bleibt Berlin, das sind meine Wurzeln,<br />
da komme ich her. Aber ich bin auch<br />
froh, seit Jahrzehnten in <strong>Westfalen</strong> zu leben,<br />
denn dieses NRW ist zu meiner zweiten Heimat<br />
geworden. Hier habe ich viel Gutes erlebt,<br />
an allen Theatern gespielt und fürs Kino<br />
und fürs Fernsehen gedreht. Erinnern Sie<br />
sich noch an „Stellenweise Glatteis“ von<br />
Max von der Grün, Regie Wolfgang Petersen,<br />
„Rückfälle“ von Peter Beauvais oder<br />
„Die große Flatter“ von Marianne Lüdcke?<br />
Drei Titel von vielen Produktionen. Ich<br />
war froh, dass meine Rollen so auch von einem<br />
großen Publikum gesehen wurden. Einem<br />
Publikum, das nie ein Theater besucht.<br />
Durch das Kino und das Fernsehen, allen voran<br />
den WDR, konnte ich im Laufe der Zeit<br />
wesentlich mehr Menschen mit meiner kritischen<br />
Haltung erreichen. Vielleicht ist ja bei<br />
manchen Leuten mein Eigensinn angekommen.<br />
Das wäre dann auch gut so.<br />
Auch heute noch gilt: Die Filmkunst lebt<br />
weiter und lässt sich nicht vereinnahmen.<br />
Ich gehe gerne ins Kino. Auf der Leinwand<br />
erkennen wir die Liebe, das Einsamsein, die<br />
Wut auf die ungerechten Weltverhältnisse.<br />
Wir spüren sie, die Wehmut, die Freude, ja<br />
ich spüre auch die Freude am Leben zu sein<br />
und das alles wahrnehmen zu können. In<br />
meiner Laufbahn wurde Rainer Werner<br />
Fassbinder mit seiner unvergleichbaren<br />
Identität zum Inbegriff von Kino. Das finden<br />
alle Cineasten auf dem Globus. Vor allem<br />
die unbeschreibliche Resonanz auf<br />
„Berlin Alexanderplatz“ in den USA und in<br />
Frankreich hat mich sehr berührt. Wie stark<br />
ich mich dam<strong>als</strong> bei den Dreharbeiten bis<br />
in die hintersten Ecken von Leib und Seele<br />
gefordert, aufgefordert fühlte, alle meine<br />
kreativen Reserven zu mobilisieren. Da<br />
gab es menschliches Verstanden-Sein durch<br />
solche begnadeten Regisseure, und dies zu<br />
erleben, das war wunderbar. Und immer<br />
wieder habe ich gestaunt, was ich alles<br />
kann. Und ich möchte Ihnen hier sagen, wie<br />
dankbar ich war und bin, dass ich solche<br />
filmischen Ereignisse mit zu Wege gebracht<br />
habe. Meine Damen und Herren, verehrte<br />
Jury, ich bin froh, dass es Sie gibt, und ich<br />
wünsche uns allen weiterhin ein Publikum,<br />
das voller Aufmerksamkeit unsere schwierige<br />
Welt betrachtet, und das sich anregen<br />
lässt zu lebendigem Engagement, denn es<br />
gibt wahrhaftig genug zu tun.<br />
Ich danke Ihnen ganz herzlich. Danke<br />
schön.<br />
Talflimmern – Open-Air<br />
Kino, Wuppertal<br />
2.000 Euro<br />
Die Jury bestand aus<br />
Irit Neidhardt (Mec Film),<br />
Emma Klopf (Prokino),<br />
Barbara Thuillier (RTL), Michael<br />
Vaupel (WAZ) und Andreas<br />
Kramer (HDF Kino e.V.)<br />
Jahresfilmprogramm-Prämien – newsletter 7/2007 11
Angeregte<br />
Debatten vor<br />
konzentriertem<br />
Publikum: das<br />
2. Filmsymposium<br />
in Köln. Fotos: Heike<br />
Herbertz<br />
Das 2. Filmsymposium NRW<br />
Film <strong>als</strong> Ort – neue<br />
Orte des Films<br />
„Die Digitalisierung ist die Verschriftung des Bildes“,<br />
dozierte der Karlsruher Philosoph und Medientheoretiker<br />
Boris Groys in seinem Eröffnungsbeitrag<br />
von der Leinwand herab. Groys<br />
eröffnete damit virtuell das Filmsymposium<br />
NRW, das von der Staatskanzlei NRW und der<br />
<strong>Filmstiftung</strong> NRW am 31. Oktober zum zweiten<br />
Mal in Köln veranstaltet wurde und sich unter<br />
dem Titel „Film <strong>als</strong> Ort – Neue Orte des<br />
Films“ mit der Situation der Abspielstätte Kino<br />
befasste. Wie man früher Bücher zu Bibliotheken<br />
zusammengetragen hat, könne man sich<br />
heute mittels DVD eigene Filmotheken schaffen,<br />
so Groys weiter. Damit stehe das bewegte<br />
Bild wie der Roman im 19. Jahrhundert tendenziell<br />
immer zur Verfügung. Ein Gespräch<br />
über Film müsse sich „nicht mehr nur aus der<br />
Erinnerung“ speisen, wie in Zeiten, da es nur die<br />
Vorführung im Kino gab. Ein Fortschritt, der wie<br />
in anderen Fällen auch mit Verlusten verbunden<br />
sei. Die aktuelle Krise des Kinos spiegele diese<br />
Entwicklung. Zwar wisse er um die besonderen<br />
Qualitäten des Kinos, doch <strong>als</strong> „verantwortungsloser<br />
Intellektueller“ bezweifle er, dass es so etwas<br />
wie eine „kollektive Erfahrung“ oder „Ekstase“<br />
im Kino geben könne oder gegeben habe.<br />
Das Kino sei „ein Ort des kollektiven Schlafes“,<br />
an dem sich jedes Individuum seinen Träumen<br />
ergebe. Darüber wolle man allerdings sprechen,<br />
wenn es wieder hell werde. Jenseits des<br />
Mainstreams werde Film in Ländern wie Frankreich<br />
oder den USA heute zunehmend in Museen<br />
gezeigt. Filmkunst und Kino <strong>als</strong> Einheit:<br />
White Cube und Black Cube unter einem Dach.<br />
Mit dem Rückzug des Kinos ins Museum<br />
mochte sich indes keiner der anderen Vortragenden<br />
zufrieden geben. Allerdings: „Nostalgie<br />
allein reicht nicht, um Kinos zu betreiben“,<br />
befand Birgit Kohler (Freunde der Deutschen Kinemathek<br />
e.V.). Hans-Heinrich Grosse-Brockhoff,<br />
NRW-Staatssekretär für Kultur, plädierte ebenso<br />
für eine Zukunft des Kinos in der Stadt wie<br />
Michael Schmid-Ospach, Geschäftsführer der<br />
<strong>Filmstiftung</strong> NRW. Schmid-Ospach verwies am<br />
Beispiel von Initiativen für die Essener Lichtburg<br />
oder das Bonner Metropol vehement darauf,<br />
dass „Kino“ vielen Bürgern <strong>als</strong> unverzichtbarer<br />
Bestandteil städtischen Lebens gelte, für das<br />
man sich engagiere. Lutz Hachmeister (Institut<br />
12<br />
für Medien- und Kulturpolitik,<br />
Berlin/Köln) tröstete:<br />
„Kino hat sich in<br />
seiner Geschichte immer<br />
gewandelt.“<br />
Auf den gesellschaftlichen<br />
wie den<br />
technischen Wandel zu<br />
reagieren, ist in der Tat überlebenswichtig. Das<br />
Kinopublikum wird zunehmend schwieriger, so<br />
Susanne Keuchel vom Bonner Zentrum für Kulturforschung.<br />
Das Kino müsse neue Veranstaltungsformen<br />
entwickeln, um seine Attraktivität<br />
möglichst zu steigern, denn es bewege sich<br />
zunehmend in Konkurrenz mit anderen Kulturangeboten.<br />
Medienpädagogische Angebote<br />
könnten dazu beitragen, die Aufmerksamkeit<br />
für Filme zu wecken wie auch das Qualitätsbewusstsein<br />
zu fördern. Denn die Konkurrenz<br />
schläft nicht. Karlheinz Brandenburg vom Fraunhofer<br />
Institut für Digitale Medientechnologie in<br />
Ilmenau wies darauf hin, dass der Trend zu interaktiven<br />
Medien wie den Computerspielen gehe.<br />
Hier entstehe für das Kino eine mehr <strong>als</strong><br />
ernstzunehmende Konkurrenz, zumal die Qualität<br />
der Bilder in Zukunft noch zunehmen werde.<br />
Die Bildqualität war das Stichwort für Adolf<br />
Winkelmann. Der Regisseur und Hochschullehrer<br />
beklagte die Leichtfertigkeit beim Umgang<br />
mit den Bildern. Im Gegensatz zu vielen Kritikern<br />
sah er auf Dauer keinen qualitativen Unterschied<br />
zwischen digitalen und analogen Bildern.<br />
Eine schlechte Bildqualität habe eher „mit<br />
unserem Umgang mit der Digitalisierung zu tun,<br />
nicht aber mit der Digitalisierung selbst“. Als Beispiel<br />
nannte er die aus seiner Sicht auch vor Ort<br />
schludrige, asynchrone Bildprojektion, über die<br />
sich niemand mehr aufrege. Dabei erfolge die<br />
Postproduktion heute bereits weitgehend digital,<br />
außerdem gebe es eine ganze Reihe von<br />
Vorteilen des technischen Fortschritts – und<br />
wenn es nur das Gewicht der Kamera sei. Damit<br />
sei ein ganz anderes Arbeiten möglich. Er<br />
<strong>als</strong> „Kontrollfreak“ habe seinen letzten Film komplett<br />
am eigenen Computer „zuhause“ schneiden<br />
können. Das sei früher undenkbar gewesen.<br />
Allerdings ist an dem Tag auch klar geworden,<br />
dass „Filme in erster Linie Geschichten erzählen“,<br />
so Katharina Blum von der <strong>Filmstiftung</strong>.<br />
Womit wir wieder beim Roman wären. Allerdings<br />
gibt es für den Film eben „verschiedene<br />
Produktions- und Abspieltechnologien“. Dass<br />
der Nachwuchs damit locker umgeht, bewiesen<br />
die über den Tag hinweg ausgestrahlten Interview-Schnipsel<br />
mit Filmstudenten der ifs und<br />
der KHM: Für die jungen Filmemacher war das<br />
Kino nicht mehr das Nonplusultra. Pragmatisch<br />
erklärten sie sich offen für alle Formen des Geschichtenerzählens,<br />
ob nun auf der Leinwand,<br />
dem Bildschirm, dem Handy-Display oder bei<br />
Computerspielen auf dem Monitor.<br />
Grüne: Eine Million<br />
mehr für den Film<br />
Mit einem Änderungsantrag zum Landeshaushalt<br />
wollte die Fraktion Die Grünen die Filmkultur<br />
und die Filmwirtschaft in NRW fördern.<br />
„Weil Filmkultur Teil der Kultur in NRW ist“ und<br />
die „Fördermittel auch dem Erhalt einer hochwertigen<br />
Film- und Kinokultur in NRW dienen“,<br />
forderte der Antrag, den Posten (Kapitel<br />
02200/Titel 68261) für die <strong>Filmstiftung</strong><br />
NRW um eine Million von 9.666.200 Euro auf<br />
10.666.200 Euro zu erhöhen. Für die Kostendeckung<br />
schlugen Die Grünen Kürzungen u.a.<br />
bei den Repräsentationskosten der Staatskanzlei<br />
vor. In der 37. Sitzung des Hauptausschusses<br />
am 8. November wurde über den Antrag<br />
abgestimmt: Die CDU und die FDP stimmten<br />
dagegen, die SPD enthielt sich.<br />
Seit 2006 ist die <strong>Filmstiftung</strong> NRW von Kürzungen<br />
der Landesmittel um rund 2,5 Millionen<br />
Euro betroffen.<br />
Düsseldorf: 50<br />
Jahre Cinema<br />
Im Andenken an die legendäre Komödienfigur<br />
Schneider Wibbel konzipierte Filmkaufmann<br />
Franz Röder 1957 in Düsseldorf die gleichnamige<br />
Gasse und mit ihr ein Bali-Kino mit 250<br />
Plätzen. 20 Jahre später übernahm Heinz<br />
Holzapfel das Kino und benannte es um in<br />
Neues Cinema in Erinnerung an das in den<br />
70er Jahren geschlossene Filmkunstkino Cinema<br />
in der Kasernenstraße. Der Eröffnungsfilm<br />
war dam<strong>als</strong> „Kinder des Olymp“. Zum 50. Geburtstag<br />
des Hauses am 3. Dezember spendierten<br />
Kalle Somnitz und Udo Heimansberg,<br />
die das Kino unter dem Namen Cinema<br />
seit zehn Jahren führen, dem Kino eine<br />
neue Fassade, für die Düsseldorfer Künstler José<br />
Boloncé eigens den Pierrot aus „Kinder des<br />
Olymp“ wiederauferstehen ließ. „Das Düsseldorfer<br />
Publikum liebt ‚sein‘ Cinema, und die Besucherzahlen<br />
lassen auf weitere 50 Jahre hoffen!“,<br />
blicken die beiden Betreiber zuversichtlich<br />
in die Zukunft.<br />
Short Cuts Cologne<br />
Am 2. Dezember gingen die zehnten Short<br />
Cuts Cologne mit der Preisverleihung zu Ende.<br />
Traditionell veranstaltet vom Kölner Filmhaus<br />
hatte das Internationale Kurzfilmfestival<br />
zuvor an acht Tagen insgesamt rund 750 Filme<br />
in 70 Einzelprogrammen präsentiert. Die Jury<br />
des Internationalen Wettbewerbs entschied sich<br />
dafür, ihren Hauptpreis dem englischen Beitrag<br />
„Wednesday“ von Rob Sorrenti zuzusprechen.<br />
Den 2. Preis erhielt der französische Kurzfilm<br />
„Meme les pigeons vont au paradis“ von<br />
Samuel Tourneux, der Michael-Lentz-Gedächtnispreis<br />
fürs beste Drehbuch ging an Laurent<br />
Daniel für seinen Beitrag „Mickey und<br />
Maria“, während das Publikum für „Manon sur<br />
le bitume“ von Elisabeth Marre und Oliver<br />
Pont votierte. Den Regionalen Wettbewerb<br />
und damit den Preis Cologne Shorts gewann<br />
„Zwei Goldfische“ von Marcel Belledin. Die<br />
Jury entschied sich außerdem für Gregor<br />
Buchkremers „Speed Dating“ von der<br />
Kunsthochschule für Medien <strong>als</strong> besten<br />
NRW-Studentenfilm.<br />
Short Cuts Cologne, Tel. (0221)<br />
22271014; scc@koelner-filmhaus.de<br />
newsletter 7/2007 – Meldungen<br />
Pasolini in Köln<br />
32 Jahre nach dem gewaltsamen Tod Pier<br />
Paolo Pasolini am Strand von Ostia präsentiert<br />
das Kölner Filmhaus ab dem 10. Januar<br />
eine Pasolini-Retrospektive. Neben seinen<br />
Spiel- und <strong>Dokument</strong>arfilmen sind u.a. auch Episodenfilme<br />
sowie Interviewfilme mit und über<br />
Pasolini zu sehen. Dabei arbeitet das Filmhaus<br />
mit dem Kölner Theater der Keller, dem Literaturhaus<br />
Köln und dem Italienischen<br />
Kulturinstitut zusammen.<br />
Am 26. Januar beginnen im Filmhaus außerdem<br />
die berufsbegleitenden Lehrgänge Produktionsleiter/in<br />
IHK und Fiction-Producer/in<br />
IHK. Es sind noch Plätze frei. Mehr unter<br />
www.koelner-filmhaus.de.<br />
Kölner Filmhaus, Tel. (0221) 222710-0<br />
info@koelner-filmhaus.de<br />
Soundtrack Cologne:<br />
High Energy<br />
Mit der Verleihung des Europäischen Filmmusikpreises<br />
New Sound in European Film<br />
ging am 1. Dezember SoundTrack_Cologne<br />
4.0, der Kölner Kongress für Musik und Ton in<br />
Film und Medien, feierlich zu Ende. In der Kategorie<br />
Filmscore ging der Preis an den Niederländer<br />
Alexander Reumers, in der Kategorie<br />
Sounddesign gewannen Ravian de Vries<br />
und Susanne Grünewald. Alle drei Preisträger<br />
sind Studenten der School of Arts in Utrecht.<br />
35 Studententeams von 22 europäischen<br />
Film- und Musikhochschulen aus 21 europäischen<br />
Ländern sowie über 15 weitere kreative<br />
junge Talente hatten am Wettbewerb teilgenommen<br />
und zu einem von zwei Kurzfilmen einen<br />
neuen Soundtrack kreiert. Highlights der<br />
diesjährigen Ausgabe von SoundTrack Cologne,<br />
die unter dem Motto „High Energy“ stand, waren<br />
neben der Preisverleihung der Schwerpunkt<br />
Musikverlage, die Präsentation der European<br />
Composers 2008 – acht europäische Filmkomponisten,<br />
die in ihren Heimatländern bereits<br />
für Aufsehen gesorgt haben – sowie die<br />
Veranstaltungen mit Oscar-Gewinner Gabriel<br />
Yared und den Lola-Preisträgern Niki Reiser<br />
und Gerd Baumann.<br />
SoundTrack Cologne,<br />
Tel. (0221) 9318440;<br />
post@televisor.de<br />
Wir wollen<br />
Ihre Geheimnisse<br />
wissen!<br />
Ob Maske, Kostüm, Continuity, Ausstattung<br />
oder Aufnahmeleitung: Jeder Profi am<br />
Set kennt Kniffe und Tricks, die seine Arbeit<br />
erleichtern.<br />
Verraten Sie uns Ihre besten Praxis-Tipps:<br />
Wir drucken sie ab Februar in unserer neuen<br />
Rubrik „Filmpraxis“ ab und stellen der<br />
Branche in NRW dabei auch Sie und Ihre<br />
Arbeit vor.<br />
Schicken Sie Ihre Tipps bitte einfach an<br />
newsletter@filmstiftung.de
Angefangen hat alles in einer Diskothek. Dort<br />
jobbte der dam<strong>als</strong> 19-jährige Niels Maier<br />
und kam in Kontakt mit der Firma, die in dem<br />
Tanzschuppen für die Lichteffekte sorgte. Seine<br />
nächsten Stationen waren die Beleuchtung<br />
im Messebau und bei Rock-Konzerten, dann<br />
folgten erste Fernseherfahrungen. Seine erste<br />
verantwortliche Produktion war die Puppenserie<br />
„Hurra Deutschland“, und rasch wurde er<br />
auch für Kinoproduktionen empfohlen. „Dass<br />
das Lichtmachen hauptsächlich darin besteht,<br />
Licht wegzunehmen, musste ich erst mal lernen.<br />
Jeder meint, <strong>als</strong> Beleuchter baut man nur Scheinwerfer<br />
auf. Ein Scheinwerfer macht erstmal alles<br />
nur hell. Ein Bild wird aber erst interessant,<br />
wenn es auch Schwarzzonen hat, und ein Gesicht,<br />
wenn es nicht total ausgeleuchtet ist“, beschreibt<br />
Niels Maier seine Erfahrungen.<br />
1985 meldeten er und sein Bruder Knut ihr<br />
Gewerbe an, zwei Jahre später gründeten sie<br />
ihren gemeinsamen Licht-Equipmentverleih <strong>als</strong><br />
GbR, „quasi <strong>als</strong> Garagenfirma“. Konsequent<br />
folgte 1989 die Umfirmierung zur GmbH unter<br />
dem Namen Maier Bros. – gemeinsam mit<br />
den Beleuchtern Frank Pirozzi und einige Jahre<br />
später Martin Wolff <strong>als</strong> Mitgesellschafter.<br />
1993 schaffte das junge Unternehmen, finanziert<br />
mit Hilfe der <strong>Filmstiftung</strong>, das erste Großaggregat<br />
in NRW für die Stromproduktion am<br />
Drehort an. Mittlerweile gibt es fünf Aggregate,<br />
das größte mit einer Leistung von 140 KVA.<br />
Inzwischen ist Maier Bros. ein Markenzeichen<br />
im Licht- und im Kamerabühnenverleih,<br />
an dem auch Bernd Mayer beteiligt ist. Das Unternehmen<br />
ist weit über Köln und NRW hinaus<br />
bekannt, es betreibt Zweigstellen in Bayern, Thüringen<br />
und Sachsen und arbeitete bei internationalen<br />
Koproduktionen auch viel im Ausland.<br />
Lohn und Brot gibt es über 20 fest angestellten<br />
Mitarbeitern.<br />
Gegenwärtig hat die Firma in Köln noch<br />
zwei Standorte, die bis Sommer 2008 zusammengeführt<br />
sein werden. Dann sind die Hallen<br />
in der Leyendecker Straße in Ehrenfeld so umund<br />
ausgebaut, dass der Betrieb optimale Bedingungen<br />
vorfindet. Schon jetzt ist dort der<br />
Verleih untergebracht, in dem die Scheinwerfer,<br />
zentnerschwere Kabel, Farbfolien, Stative,<br />
Set-Funkgeräte und das Kamerabühnen-Equipment<br />
bereit gehalten werden. Elektro-, Schlosser-<br />
und Holzwerkstatt, Näherei, Fuhrpark und<br />
Verwaltung sind weitere Abteilungen von Maier<br />
Bros. In den Werkstätten werden nicht nur<br />
die Leihgeräte gewartet, nach der Rückgabe<br />
überprüft und gegebenenfalls repariert. Maier:<br />
„Der Hauptgrund für die Größe und die Ausstattung<br />
unserer Werkstätten sind die Verbesserung<br />
von Standard-Geräten und die Herstellung<br />
von Eigenentwicklungen. Viele Neugeräte<br />
werden erst von uns überarbeitet, bevor sie<br />
in den Verleih gehen.“<br />
Niels Maier ist besonders stolz auf die gute<br />
Zusammenarbeit mit nahezu allen Produktionsfirmen<br />
in NRW, von denen etliche <strong>als</strong><br />
Stammkunden den besonderen Service schätzen.<br />
Selbst ungewöhnliche Anfragen bearbeiten<br />
Maier Bros. in ihren Werkstätten und fertigten<br />
beispielsweise für „Das Geiseldrama von<br />
Gladbeck“ einen speziellen Dolly, der auf den<br />
Handläufen eines Busses fahren kann. Seitdem<br />
ist dieser Dolly immer wieder zum Einsatz gekommen,<br />
so auch bei „Das Experiment“, wo er<br />
auf Lüftungsrohren fuhr. Die Empfehlung von<br />
Technikern mit ihren besonderen Qualifikationen<br />
ist ebenso ein Service, wie das jüngste Angebot<br />
des Lichtfahrzeugs „Musco-Light“, das<br />
Niels Maier<br />
(oben) und sein<br />
Bruder Knut.<br />
Fotos: Maier Bros.<br />
Firmenporträt Maier Bros.<br />
Lichtgestalten<br />
aus Ehrenfeld<br />
VON MARTIN BLOCK<br />
90.000 Watt Leistung, verteilt auf 15 einzeln<br />
fernsteuerbare Scheinwerfer, auf bis zu 35 Meter<br />
Höhe ausfährt und dabei mit nur zwei Mann<br />
in einer knappen Stunde einsatzbereit ist.<br />
Bei einem Jahresumsatz von rund 2,5 Millionen<br />
Euro geht der größte Teil des Erlöses in<br />
Investitionen in die Qualitätssicherung, ins Personal<br />
und die Lagerstrukturen. Die Philosophie<br />
der Brüder Maier und ihrer Partner ist es nicht,<br />
eine besondere Größe zu erreichen. „Wir wollen<br />
nicht billig und groß sein, sondern wir sehen<br />
uns klein und fein <strong>als</strong> Qualitätsspezialisten“,<br />
so Niels Maier. Als in den letzten fünf Jahren die<br />
Zahl und das Volumen der Produktionen rückläufig<br />
waren, durchstand Maier Bros. schwierige<br />
Zeiten angesichts „unfeiner Dumping-Aktionen“<br />
von Wettbewerbern. Inzwischen je-<br />
doch, so der Überzeugungstäter, der sich den<br />
Luxus gönnt, jedes Jahr auch selbst zwei Produktionen<br />
auszuleuchten, sei die Lage wieder<br />
entspannter. Mit den meisten in der Branche hat<br />
er ein kollegiales Verhältnis, und man hilft sich<br />
gegenseitig gern aus, wenn die eigene Ausstattung<br />
einmal nicht reicht. So wie bei der Großproduktion<br />
„7 Zwerge – Der Wald ist nicht genug“,<br />
die die Lichtabteilung vor riesige Herausforderungen<br />
stellte. Das gemeinsam mit Magic<br />
Light & Sound umgesetzte Lichtkonzept sah einen<br />
Studio-Look vor, obwohl im echten Wald<br />
gedreht wurde. Damit waren zeitweise drei große<br />
Teams gleichzeitig beschäftigt: Während die<br />
ersten in unwegsamem Gelände über hunderte<br />
von Metern Entfernung schweres Kabel verlegten,<br />
um genug Energie für die geforderte<br />
1985 <strong>als</strong> Garagenfirma<br />
gestartet, ist Maier Bros.<br />
heute ein Markenzeichen<br />
im Licht- und im Kamera-<br />
bühnenverleih und weit<br />
über Köln und NRW hinaus<br />
bekannt. In Spitzenzeiten<br />
versorgt das Unternehmen<br />
die Dreharbeiten von über<br />
zehn Produktionen<br />
gleichzeitig. Zuletzt arbeitete<br />
Wim Wenders mit dem<br />
Material von Maier Bros.<br />
enorme Lichtmenge an den Set des nächsten<br />
Tages zu führen, drehte das zweite Team unter<br />
denselben schwierigen Bedingungen an anderer<br />
Stelle. Das dritte Team wiederum war mit<br />
dem Abbau der Scheinwerfer und Kabel am<br />
Drehort des Vortags befasst. In diesem Jahr verlieh<br />
Maier sein Material bereits an „Clara“, „Die<br />
Frau des Anarchisten“ und ganz aktuell an „The<br />
Palermo Shooting“ von Wim Wenders. In der<br />
Spitze schaffte es das Unternehmen, die Dreharbeiten<br />
von elf größeren und kleineren Produktionen<br />
gleichzeitig zu versorgen, teilweise in Zusammenarbeit<br />
mit Partnerfirmen. Besonders<br />
gern erinnert sich Niels Maier an den Dreh von<br />
„Marlene“ 1999. Da arbeitete die kleine Maier<br />
Bros. aus Köln-Ehrenfeld auf dem Studio-Gelände<br />
der großen Warner Bros. in Hollywood.<br />
Firmenporträt – newsletter 7/2007 13
In Sachen Digitalisierung<br />
des Kinos hat der Verband<br />
der Filmverleiher VdF, der<br />
43 größere und kleinere<br />
Unternehmen vertritt, früh<br />
Position bezogen. Dann<br />
wartete er ab, wie sich die<br />
Diskussion bei den Kino-<br />
betreibern entwickelte.<br />
Inzwischen sind alle<br />
Beteiligten miteinander im<br />
Gespräch. Peter Hanemann<br />
fragte VdF-Geschäftsführer<br />
Johannes Klingsporn<br />
nach einem Zwischenfazit.<br />
Die Digitalisierung der Kino-<br />
technik ist das derzeit wich-<br />
tigste Thema der Kinobetrei-<br />
ber und ihrer Verbände –<br />
europaweit. Neben dem<br />
Hauptverband der<br />
deutschen Filmtheater HDF<br />
beteiligt sich auch die AG<br />
Kino-Gilde intensiv an der<br />
Debatte. Der Verband bün-<br />
delt die gemeinsamen<br />
Interessen von rund 300<br />
Filmkunsttheatern und Pro-<br />
grammkinos mit 500 Lein-<br />
wänden. Peter Hanemann<br />
fragte Geschäftsführerin Eva<br />
Matlock nach den digitalen<br />
Perspektiven der Betreiber.<br />
14<br />
Interview mit Johannes Klingsporn<br />
Raus aus der<br />
analogen<br />
Nische<br />
Ist die Digitalisierung des<br />
Kinos noch aufzuhalten?<br />
Nein, die Sache läuft. Das Publikum<br />
ist sogar häufig der Meinung, dass die Digitalisierung<br />
im Kinobereich längst stattgefunden<br />
hat.<br />
Welche Verbesserungen<br />
erwarten Sie für die Kinobetreiber?<br />
Die Digitalisierung ermöglicht eine<br />
bessere Qualität der Filme, ihre schnellere<br />
Verfügbarkeit und mehr Flexibilität, was<br />
Sprachen und Untertitelungen angeht.<br />
Wenn man sich auf ein offenes System einigt,<br />
was für uns eine der Grundvoraussetzungen<br />
ist, können die Filme mit weiteren<br />
Inhalten ergänzt werden, etwa<br />
durch ein Interview mit dem Regisseur<br />
oder einem Making Of. Hinzu kommen<br />
Live-Übertragungen und Konzertmitschnitte.<br />
Wie sieht es vor dem<br />
Hauptfilm aus?<br />
Insbesondere für die regionale Kinowerbung<br />
eröffnen sich neue Chancen.<br />
Weitere Möglichkeiten sehe ich in der Optimierung<br />
des hauseigenen Marketings,<br />
im Kurzfilmbereich und für ein kindgerechtes<br />
Vorprogramm.<br />
Johannes Klingsporn,<br />
Foto: VdF<br />
Interview mit Eva Matlock<br />
newsletter 7/2007 – Schwerpunkt<br />
Was erwarten die Filmverleiher<br />
von der Kino-Digitalisierung?<br />
Die Digitalisierung beginnt gewissermaßen<br />
im Kopf. Es geht letztlich darum,<br />
das Kino aus der analogen Nische herauszuholen<br />
und in die digitale Welt zu pushen.<br />
Unsere Kunden bewegen sich ja<br />
längst in irgendwelchen Web 2.0-Communities.<br />
Es ist extrem wichtig, das Kino<br />
dort einzubinden.<br />
Die öffentliche Diskussion<br />
beschränkt sich meist auf die<br />
Digitalisierung der Projektion.<br />
Welche Erfahrungen gibt es<br />
schon?<br />
Jeder einzelne digitale Kinostart ist<br />
noch Pilotprojekt. Die Anzahl der Kinos,<br />
die digital projizieren, ist nach wie vor<br />
überschaubar. Es gibt in diesem Bereich<br />
noch viele Fluktuationen. Bislang mussten<br />
die Verleiher jedes Mal bei den Kinos<br />
nachfragen, was sie gerade für ein Equipment<br />
haben, damit die Verschlüsselung<br />
auch funktioniert. Das alles ist natürlich im<br />
Volllastbetrieb nicht machbar.<br />
Was tun?<br />
Wir brauchen eine nationale Kinodatenbank.<br />
Da sind wir in konstruktiven<br />
Gesprächen mit der Filmförderungsanstalt<br />
gemeinsam mit den Filmtheaterverbän-<br />
Ein einfaches<br />
Rechenbeispiel<br />
Eva Matlock,<br />
Foto: AG Kino<br />
Angelina Jolie in der<br />
Digitalproduktionen „Beowulf“.<br />
Drohend und verführerrisch<br />
nähert sich die digitale Zukunft.<br />
Foto: Warner Bros. Ent.
den, wo dieser Schlüssel hinterlegt und<br />
der Zugang zu dieser Datenbank nach bestimmten<br />
Standards reguliert wird.<br />
Die Kinobetreiber schrekken<br />
erstmal vor Umrüstungsinvestitionen<br />
in Höhe von 50- bis<br />
70.000 Euro pro Kino zurück.<br />
Sind das auch Ihre Zahlen?<br />
In der Größenordnung sind wir dabei<br />
– wenn man sich darauf verständigt,<br />
dass in der Einführungsphase nicht jedes<br />
Kino, das nur einen Saal hat, 35mm und<br />
digital parallel fahren muss. Wir gehen davon<br />
aus, dass die größeren Filme, die jenseits<br />
von 50 oder 100 Kopien gestartet<br />
werden, sehr schnell auch digital angeliefert<br />
werden können. Man sollte die Hybridphase<br />
so kostengünstig wie möglich<br />
gestalten.<br />
Die Rede ist von Einspareffekten<br />
von 500 bis 700 Euro<br />
pro Kopie.<br />
Jetzt zu sagen, wir sparen 300, 500<br />
oder 700 Euro ein – dafür gibt es keine<br />
Grundlage, die das nachvollziehbar belegen<br />
kann.<br />
Teilen Sie die Auffassung, dass<br />
vor allem die Verleiher von der Digitalisierung<br />
profitieren?<br />
Natürlich. Ein ganz einfaches Rechenbeispiel<br />
macht das deutlich. Wenn sich durch den<br />
Wegfall von alljährlich 57.000 in Deutschland<br />
gezogenen 35mm-Kopien pro Kopie ein Spareffekt<br />
zwischen 500 und 700 Euro ergibt,<br />
kommt man auf Summen zwischen 28 und 40<br />
Millionen. Hinzu kommen Einsparungen durch<br />
den Wegfall von Trailer-Kopien und Kopienvernichtungskosten.<br />
Sie können das dann weltweit<br />
hochrechnen.<br />
Was erwarten Sie von den Verleihern?<br />
Eine angemessene Beteiligung an der Umrüstung<br />
– die erwarten wir auch von den Produzenten.<br />
Die Betreiberseite kann die Umstellung<br />
allein nicht stemmen. Wir generieren durch<br />
Digitalisierung weder zusätzliche Einnahmen<br />
noch verfügen wir über adäquate Finanzierungsmöglichkeiten<br />
oder Rücklagen. In jedem<br />
Fall kommen höhere Betriebs- und Umrüstungskosten<br />
auf uns zu.<br />
Was tun?<br />
Die Kinobranche sitzt zusammen und prüft<br />
Modelle – in der Hoffnung, mit der gesamten<br />
Filmwirtschaft und mit der Kultur- und Medienpolitik<br />
eine Lösung zu finden.<br />
Welches Modell favorisieren<br />
Sie?<br />
Es gibt kein Modell, mit dem wir derzeit<br />
an die Öffentlichkeit treten könnten.<br />
Was halten Sie von dem<br />
Standpunkt, dass die Verleiher<br />
von der Digitalisierung profitieren<br />
und die Betreiber zuzahlen?<br />
Nichts. Sicherlich wird es auf Verleiher-<br />
und Produzentenseite Einsparungen<br />
geben, die bei den großen Firmen vom<br />
absoluten Volumen her eben größer sind.<br />
Allerdings darf man nicht vergessen, dass<br />
die größeren Firmen bessere Konditionen<br />
haben. Dann wird auch beim einzelnen<br />
Film, der mit vergleichsweise wenig Kopien<br />
im Einsatz ist, der Einspareffekt größer.<br />
Zugleich muss man sehen, dass die<br />
Digitalisierung auch den Kinobetreibern<br />
erhebliche Rationalisierungseffekte beschert<br />
– umso größer das Kino, desto größer<br />
der Effekt. In einigen Jahren haben Sie<br />
einen Content-Server im Kino, von dem<br />
aus Sie alle Leinwände rauf und runter<br />
programmieren können – mit Kunstfilm,<br />
Action oder Kinderfilm. Das ist eine erhebliche<br />
Verbesserung auch für die Kinoseite.<br />
Beteiligen sich die Filmverleiher<br />
an den Kosten?<br />
Ja. Seit kurzem gibt es einen konkreten<br />
Vorschlag, den wir noch nicht öffentlich<br />
kommunizieren. Wobei<br />
unser Ansatz einfach ist: Auf<br />
Wie weit<br />
sind Sie bei Ihren<br />
Gesprächen<br />
mit den Filmverleiherngekommen?<br />
Die Verleiher sind<br />
weiterhin äußerst zurückhaltend.<br />
Ihre bislang<br />
geäußerten Vorstellungen<br />
tragen nicht<br />
<strong>als</strong> Basis für ein gemeinsamesFinanzierungsmodell<br />
und lassen eher Zweifel am Willen zu einer<br />
solidarischen Zusammenarbeit aufkommen.<br />
Was sind Ihre Vorgaben für<br />
weitere Verhandlungen?<br />
Der digitale Roll-out muss ein gesteuerter<br />
Prozess sein, bei dem alle Kinos, auch die Einund<br />
Zweisäle-Häuser, mitgenommen werden.<br />
Insbesondere die Filmkunsthäuser sind oft die<br />
einzigen Kulturvermittler am Platz. Unsere Kinos<br />
setzen zu einem erheblichen Teil Ziele deutscher<br />
und europäischer Kulturpolitik um. Deshalb<br />
ist die Digitalisierung der Filmkunsttheater<br />
auch Sache der Kulturpolitik. Denkbar wäre eine<br />
zweite Säule der Förderpolitik des Bundes<br />
und der Länder. Zudem sollten auch Fördermöglichkeiten<br />
auf europäischer Ebene geprüft werden.<br />
Bei der jüngsten Tagung des<br />
Europäischen Kinos in Bukarest hieß<br />
es, dass es im Rahmen des Media-<br />
der einen Seite sind wir bereit, uns in der<br />
Conversion-Phase zu beteiligen, wir erwarten<br />
aber auch eine Beteiligung der<br />
Filmtheater, der Werbemittler und schließlich<br />
auch alternativer Content-Anbieter.<br />
Wenn sie über Anlagen Vorführungen<br />
machen, die von uns mitfinanziert werden,<br />
müssen sie auch etwas zahlen. Das<br />
ist die Ausgangslage.<br />
Was folgt daraus?<br />
Wir sollten die Conversion <strong>als</strong> umfassenden<br />
Geschäftsprozess betrachten<br />
und <strong>als</strong> umfassenden Kommunikationsprozess<br />
organisieren – und dann schauen,<br />
dass es uns gelingt, möglichst alle mitzunehmen.<br />
Das wird ohne öffentliche Unterstützung<br />
nicht gehen.<br />
Wer könnte wie fördern?<br />
Das prüfen wir gerade. Wenn man<br />
über öffentliche Förderungen nachdenkt,<br />
gibt es immer das Problem des Projektstatuts.<br />
Man kann den Antrag nur stellen,<br />
wenn man noch nicht angefangen hat.<br />
Mal schauen, wenn es denn 2009 zum digitalen<br />
Roll-out kommt, ob man nicht diejenigen,<br />
die im nächsten Jahr schon anfangen,<br />
mit denen gleichstellt, die später<br />
nachrücken.<br />
Programms der Europäischen Union<br />
keine Finanzierung digitalen Kino-Equipments<br />
geben werde. Welche<br />
hiesigen Förderungen haben Sie<br />
im Auge?<br />
Realistisch ist ein Mix aus Bundes- und<br />
Landesförderungen, wobei man jeweils sehen<br />
müsste, wie die kulturpolitische Förderung auf<br />
Länderebene ausschaut. In zahlreichen Ländern<br />
existiert keine geeignete Investitionsförderung.<br />
Hier besteht dringender Handlungsbedarf. Im<br />
Übrigen dürfen die bestehenden Förderprogramme<br />
zur Modernisierung und Neuerrichtung<br />
von Filmtheatern nicht angetastet werden.<br />
Denn was bringt es, wenn die Kinotechnik digitalisiert<br />
ist, aber Kinosaal und Innenausstattung<br />
heruntergekommen sind.<br />
Als Kostenrahmen für die Umrüstung<br />
werden immer wieder<br />
50.000 bis 70.000 Euro pro Kino genannt.<br />
Wie hoch sollte die Förderung<br />
im Einzelfall sein?<br />
Welchen Zeitrahmen haben<br />
Sie im Auge?<br />
Die meisten Modellrechnungen gehen<br />
von einer Installationsphase von fünf<br />
Jahren aus. Das liegt am obersten Limit.<br />
Wenn ich die Refinanzierung auf acht Jahre<br />
lege, kommen 13 Jahre zusammen –<br />
ein nur schwer vorstellbar langer Zeitraum.<br />
Deshalb müssen wir über Modelle nachdenken,<br />
mit denen wir sowohl die Umrüstung<br />
<strong>als</strong> auch die Refinanzierung hinbekommen.<br />
Denkbar wäre zum Beispiel<br />
eine Anschubfinanzierung des Staates, der<br />
zunächst alles übernimmt und aus der<br />
Branche die Kosten dann zurückbekommt.<br />
Es sind auch andere Modelle<br />
denkbar.<br />
Wann gewinnt die Kinodigitalisierung<br />
europaweit an<br />
Fahrt?<br />
Ab sofort. Es gibt Länder, wo die<br />
Umrüstung vergleichsweise einfach<br />
über die Branche realisiert werden kann.<br />
Belgien und England beispielsweise weisen<br />
eine hohe Multiplex-Konzentration<br />
und im Vergleich sehr hohe durchschnittliche<br />
Umsätze pro Leinwand auf. Dort<br />
wird sicher nur in Einzelfällen über öffentliche<br />
Förderungen nachgedacht Mit flächendeckenden<br />
Kinostrukturen wie<br />
hierzulande oder in Frankreich haben Sie<br />
eine ganz andere Situation.<br />
Zumindest das digitale Equipment<br />
muss für das Kino <strong>als</strong> kostenneutrale Investition<br />
realisiert werden. Man muss auch berücksichtigen,<br />
welche zusätzlichen Betriebsmehrkosten<br />
auf die Betreiber zukommen.<br />
Zum Beispiel wird in vielen Fällen ein Umbau<br />
der Vorführräume erforderlich. Ganz zu<br />
schweigen von einer längeren Hybrid-Phase,<br />
in der dual auf 35mm und digital projiziert<br />
wird.<br />
2008 soll in den USA die Zahl<br />
der digitalen Leinwände massiv gesteigert<br />
werden. Wann wird Vergleichbares<br />
in Europa passieren?<br />
Je früher wir zu einem gangbaren Modell<br />
mit entsprechenden Rahmenbedingungen finden,<br />
umso höher sind die zu erwartenden Einsparungen<br />
für Produzenten und Verleiher. Selbst<br />
wenn sich alle einig wären, könnten ja nicht auf<br />
einen Schlag alle Kinos in Europa umgerüstet<br />
werden.<br />
Jenseits des Atlantiks laufen<br />
bereits die Vorbereitungen für 3D.<br />
Welche Perspektive sehen Sie für<br />
Deutschland?<br />
Weil man 3D weder auf dem heimischen<br />
Bildschirm noch auf dem Handy angucken<br />
kann, wird es zum Exklusivangebot des digitalisierten<br />
Kinos stilisiert. Aber es wird sicher ein<br />
Special Event bleiben, auch im Filmkunstbereich.<br />
Dafür müssen dann ja auch Brillen gekauft, am<br />
Einlass dem Publikum ausgehändigt, wieder eingesammelt<br />
und schließlich geputzt werden.<br />
Auch das kostet Geld.<br />
Schwerpunkt – newsletter 7/2007 15
Das Mooresche Gesetz sagte schon in den Siebzigern mit erstaunlicher Genauigkeit voraus, dass<br />
sich die Leistung von Computerchips alle zwei Jahre verdoppeln würde. Für die Kinos ein Horrorfilm.<br />
Alle paar Jahre neue Geräte im Vorführraum? Ganz so schlimm wird es nicht werden, und vor allem<br />
ist der große „Roll-out“ des digitalen Kinos bislang erst ein kleines Röllchen.<br />
Vor zwei Jahren gab es ein knappes Dutzend<br />
digital bespielter Säle in Deutschland,<br />
dazu die ersten Partnerkinos vom Delicatessen-Programm.<br />
Heute rattert es in circa<br />
200 Kinos nicht mehr im Projektionsraum,<br />
wobei die Zahlen je nach Definitionsschärfe<br />
schwanken: Ist der Videobeamer<br />
schon Digitales Kino? Die Mitglieder vom<br />
Projekt CinemaNet Europe vermelden<br />
deutschlandweit über 40 Kinos. XDC, einer<br />
der technologischen Triebkräfte und<br />
Ausstatter von Festiv<strong>als</strong> wie Cannes, listet<br />
für sein System 118 Leinwände auf. Auch<br />
bei der Filmausstattung ist noch kein grundsätzlicher<br />
Wandel zu sehen. Einige große<br />
Produktionen mehr trumpfen mit dem Zauberwort<br />
„digitale Version“ auf, doch die<br />
überwiegende Zahl der Filme kommt noch<br />
auf großen, schweren Rollen ins Kino.<br />
Die Einigung<br />
Der Streit um das Format scheint immerhin<br />
endlich geklärt – in den USA durch die DCI.<br />
Im April 2007 gab es die – vorerst – endgültige<br />
Version 1.1 der DCI System-Spezifikationen.<br />
Die „Digital Cinema Initiative“<br />
von sieben Hollywood-Majors (Disney, Fox,<br />
MGM, Paramount, Sony Pictures, Universal<br />
und Warner Bros. Studios) entschied sich<br />
für die hochwertigere 4k-Lösung, bei der<br />
das Bild mit 4.096 x 2.160 Pixel auf die Leinwand<br />
geworfen wird. Beim CS-Format von<br />
2,35:1 reduziert sich die Auflösung gering<br />
auf 4.096 x 1.714 Pixel. In die Einigung integriert<br />
sind auch die Proteste des „European<br />
Digital Cinema Forum“. Das EDCF verlangte<br />
preisgünstigere, aber kompatible Lösungen<br />
für kleinere Unternehmen, denkt<br />
dabei aber auch an die Produktionsseite mit<br />
Low-Budget-Filmen. So wurde die DCI-<br />
Norm nach unten geöffnet: 2k-Filme sollen<br />
auf 4k-Geräten konvertiert werden und umgekehrt.<br />
Im Streit um die Formate bedeutet<br />
mehr aber nicht automatisch auch besser.<br />
Wichtig ist ebenso eine durchgehende<br />
Qualität im ganzen Produktionsprozess.<br />
Wenn der Film von einer Digicam aufgeblasen<br />
wurde, zaubert auch kein 4k-Gerät satte<br />
Farben und Pixeldichte herbei.<br />
Ein ungutes Gefühl im DCI-Katalog ruft<br />
das harmlos wirkende Kürzel „DRM“ hervor.<br />
Zur Verhinderung von perfekten Raubkopien<br />
des digitalen Materi<strong>als</strong> beschränkt<br />
eine Lizenz die Nutzungsmöglichkeiten,<br />
ganz wie bei im Internet gekauften Musik-<br />
16<br />
Standards und Technik des digitalen Kinos<br />
Halb(wert)-zeiten<br />
VON GÜNTER H. JEKUBZIK<br />
stücken. Wird man angesichts vielfältiger<br />
Bedingungen demnächst im Kino die gleichen<br />
Probleme mit dem „Digitalen Rechte-<br />
Management“ haben, wie zuhause am<br />
Rechner? Taucht zum Filmstart am Donnerstag<br />
eine Microsoft-Meldung auf, „Unbekannter<br />
Fehler 007: Ihr Kino ist nicht für diesen<br />
Film zertifiziert“? Hier kann man nur hoffen,<br />
dass in den digitalen Hexenküchen ein<br />
für die Zuschauer akzeptabler Kompromiss<br />
zwischen Sicherheit und Spielbarkeit gefunden<br />
wird.<br />
Die Zukunft im Testlauf<br />
Im Münsteraner Cineplex-Kino läuft seit<br />
dem 16. November das erste 4k-System in<br />
Deutschland Probe. Die Installation ist eine<br />
Kooperation des Cineplexes und Sony, unterstützt<br />
von der Firma Film-Ton-Technik<br />
Rüttgers aus Düsseldorf. Felix Esch, Geschäftsführer<br />
des Cineplex in Münster, sammelt<br />
noch Erfahrungen. Die Versorgung mit<br />
Filmen, die für dieses Material produziert<br />
wurden, ist noch Zukunftsmusik, momentan<br />
hofft man auf eine abendfüllende Sony-<strong>Dokument</strong>ation.<br />
Auch die Preisfrage der<br />
Projektoren wird entscheidend sein, doch<br />
Felix Esch meint, wenn die hochwertigeren<br />
Geräte nicht entscheidend teurer würden,<br />
entschiede er sich immer für einen 4k-Projektor.<br />
Die Zukunft von gestern?<br />
Der „Klassiker“ und Vorreiter in Sachen Digitalisierung,<br />
das „Delicatessen“-Programm<br />
von Salzgeber, läuft nach drei Jahren<br />
Ende Februar 2008 aus. Die Idee war,<br />
ein Geräte- und Filmangebot für Arthouse-<br />
Kinos zu kombinieren und so den Mainstream<br />
mit dem digitalen Strom abzuhängen.<br />
Unter den Verleihern wurde „Delicatessen“<br />
zum delikaten Streitfall. So bleibt es<br />
bei den 48 Kinos, die beim Programm mitgemacht<br />
haben. Nach dem Februar können<br />
sie die 1,2k-Geräte frei einsetzen. Salzgeber<br />
hofft, dass weiterhin sein digitales Verleihangebot<br />
aus den Bereichen Arthouse<br />
und <strong>Dokument</strong>ationen genutzt wird. Ein<br />
Nachfolgemodell ist nicht geplant, auch<br />
kein Update der Hardware für die erfahrungsgemäß<br />
kleineren Säle der Kunstkinos.<br />
Jürgen Pohl, bei Salzgeber für die Dispo tätig,<br />
fragt rhetorisch, „ob es sein muss, dass<br />
man mit 2k und einem Projektor, der<br />
80.000 Euro kostet auf eine 5 Meter brei-<br />
te Leinwand projiziert“. Jetzt sei die Entwicklung<br />
eine Stufe weiter und der Ball endgültig<br />
bei den Mainstream-Kinos.<br />
Dabei kommt „Konkurrenz“ von ganz anderer<br />
Seite: Scheinbar setzen Kinos DVDs<br />
– teilweise mit eingebranntem Verleiherhinweis<br />
– auf Videobeamern aus dem Consumer-Bereich<br />
ein. Das mag nun auch irgendwie<br />
digital sein, bringt aber das Niveau der<br />
technischen Entwicklung nachhaltig in Verruf.<br />
Wie es Regisseur Adolf Winkelmann,<br />
seit Jahrzehnten aktive<br />
und lebendige Mediengeschichte,<br />
beim Filmsymposium<br />
der <strong>Filmstiftung</strong><br />
NRW auf den<br />
Punkt brachte,<br />
braucht jede neue<br />
Technik auch neue<br />
Qualitätsnormen.<br />
Ob das Publikum<br />
2k oder 4k annimmt,<br />
hängt wesentlich<br />
auch<br />
von der Sorgfalt<br />
der jeweiligen Projektion ab. Insofern hat<br />
sich im Kino gar nicht so viel geändert.<br />
Halbwertzeit<br />
Die Halbwertzeit der Technik ist momentan<br />
noch nicht das am nächsten liegende Problem,<br />
denn die Verhandlungsvernunft<br />
der Beteiligten – Filmproduzenten,<br />
Verleiher, Geräteindustrie<br />
sowie Kinobetreiber –<br />
entscheidet darüber, wie<br />
langfristig und damit kostengünstig<br />
die nächste Generation<br />
der Zukunft im Kino<br />
laufen wird. Schon<br />
taucht 3D auf der<br />
Leinwand auf, angefacht<br />
durch Tim<br />
Burtons Remake<br />
seines „Nightmare<br />
before Christmas“.<br />
Das wird wieder eine<br />
ganz neue Entwicklungsgeschichte,<br />
die jedocherfreulicherweise<br />
schon in der<br />
DCI-Norm eingeplant<br />
ist.<br />
newsletter 7/2007 – Schwerpunkt<br />
Neueste Projektoren-Technik:<br />
Erster 4K-Probelauf<br />
in Münster. Foto:<br />
Sony Deutschland<br />
Qualität muss sich durchsetzen<br />
Pixel oder Korn?<br />
VON OLIVER BAUMGARTEN<br />
Die Spannung des Horrorfilms nähert<br />
sich dem Höhepunkt: Zwei versprengte<br />
Gruppen bekämpfen den zahlenmäßig<br />
überlegenen Gegner. Plötzlich zuckelt das<br />
Bild, die Gesichter verzerren, und von der<br />
Mitte ausgehend schmort sich die Filmlampe<br />
durch das hängen gebliebene 35mm-<br />
Material: Filmriss. Nach einem kurzen Moment<br />
geht der Film weiter, die versprengten<br />
Gruppen haben zueinander gefunden<br />
– aber wie? Wir haben’s verpasst.<br />
Robert Rodriguez’ „Planet Terror“ ist eine<br />
Hommage ans analoge Material und an<br />
die Haptik althergebrachter Filmvorführungen.<br />
Geschickt nutzt er (natürlich digital erzeugte)<br />
Laufstreifen, Bildkratzer, üble Klebestellen<br />
und eben selbst den Filmriss, um<br />
nicht nur einen stilisierten Augenschmaus<br />
zu kreieren, sondern um so auch ein dramaturgisches<br />
Loch im Buch zu stopfen. Was<br />
dem Kopien-Fan ein wohlig nostalgisches<br />
Gefühl bereitete, führte andererseits zum<br />
Beispiel im Kölner Cinedom dazu, dass sich<br />
die Kinoleitung gezwungen sah, an der Kasse<br />
Warnschilder aufzuhängen und darauf<br />
hin zu weisen, dass die schlechte Kopienqualität<br />
von „Planet Terror“ durch den Regisseur<br />
durchaus beabsichtigt sei und deshalb<br />
zu keinerlei Rückerstattungen führe.<br />
35mm scheint für viele schon heute der<br />
Horror zu sein.<br />
Die analoge Kinokopie galt lange <strong>als</strong> unschlagbar<br />
was die Auflösung des Einzelbildes<br />
ebenso wie den Farb- und Kontrastumfang<br />
anbetrifft. Heute lässt sich sagen: Lange<br />
wird es nicht mehr dauern, bis die digitale<br />
Technik auch diese feinen Unterschiede<br />
komplett nivelliert haben wird. Sobald<br />
dies geschehen ist, dürfte sich das Verhält
nis zu 35mm endgültig ändern, da sich spätestens<br />
dann die haptischen Eigenschaften<br />
des analogen Materi<strong>als</strong> in Form von Abnutzungen<br />
(Kratzer, Schrammen, Laufstreifen)<br />
nur noch <strong>als</strong> fatale Nachteile erweisen werden.<br />
Geliebt von ein paar wenigen Nostalgikern,<br />
die das Knistern und Ruckeln des Bildes,<br />
das Rattern und Klappern der Projektoren<br />
und die warme Patina rotstichigen<br />
Materi<strong>als</strong> nicht <strong>als</strong> störend, sondern <strong>als</strong> essenziell<br />
bezeichnen. Ebenso wie ein Film hat<br />
auch eine Filmkopie für sie ein Eigenleben,<br />
Charakter, vielleicht so etwas wie eine Seele,<br />
am Leben erhalten durch den Respekt<br />
vor Geschichte und die Liebe zur Mechanik<br />
ebenso wie zur Kunst. Ganz aussterben<br />
wird das 35mm-Material deshalb auch zukünftig<br />
nicht, genauso wenig, wie auch<br />
Schallplatten entgegen aller Erwartungen<br />
parallel zur CD weiter existieren.<br />
Ein Problem der digitalen Technik heute<br />
besteht absurder Weise in dem brillanten<br />
Ruf, der ihr seit Jahren etwas zu euphorisch<br />
vorauseilt. Die vermeintliche Perfektion<br />
des digitalen Bildes wird schon seit Dekaden<br />
so vehement gepredigt, dass vielerorts<br />
die Meinung herrscht, dies würde auch<br />
heute schon ganz generell stimmen. Deswegen<br />
installieren Menschen sich leuchtschwache<br />
Schleuderpreis-Beamer in den<br />
Wohnungen und akzeptieren das Pixeln bei<br />
DVD-Kinovorführungen mit qualitativ mäßigen<br />
Digitalprojektoren. „Durch den<br />
schludrigen Umgang mit der digitalen Technik<br />
scheinen wir alles, was wir an Kunst der<br />
Filmpräsentation in unserer Kinokultur bisher<br />
gelernt haben, zu vergessen“, so auch<br />
Filmemacher Adolf Winkelmann.<br />
Spricht man heute von Qualitätsunterschieden<br />
zwischen analogem und digitalem<br />
Film, so stellen sich diese in der Außenwirkung<br />
weitaus größer dar <strong>als</strong> sie vermutlich<br />
müssten. Dem durchschnittlichen Zuschauer<br />
allerdings scheinen die Abnutzungen einer<br />
35mm-Kopie störender aufzufallen <strong>als</strong><br />
die Irritationen niederer Digitaltechnik.<br />
2008 soll nach dem Willen amerikanischer<br />
Investoren wie Digital Cinema Initiative<br />
(DCI) in den USA das Schlüsseljahr<br />
für den digitalen Roll-out werden. Neben<br />
der Installierung der digitalen Technik wird<br />
bereits für ein zusätzliches 3D-System geworben,<br />
das nur noch ein Fünftel des digitalen<br />
Standard-Equipments kosten soll,<br />
vorausgesetzt, das Kino ist bereits umgerüstet.<br />
Druck macht u.a. Dreamworks-Chef<br />
Jeffrey Katzenberg. Spätestens wenn im<br />
März 2009 „Monsters vs. Aliens“ dreidimensional<br />
auf der Leinwand erscheint,<br />
hofft er auf 6.000 3D-Leinwände. Derzeit<br />
gibt es davon in den USA weniger <strong>als</strong> tausend,<br />
die Zahl der digitalen Kinos soll (noch)<br />
bei etwas über 4.000 liegen.<br />
Möglich macht das Investment ein Finanzierungsmodell,<br />
das auch hierzulande<br />
unter dem Stichwort „Virtual Print Fee“ (VPF<br />
= virtuelle Kopienkosten) kontrovers diskutiert<br />
wird. Die Verleiher stellen dabei einen<br />
Teil des durch den digitalen Vertrieb eingesparten<br />
Geldes einem Investor zur Verfügung,<br />
der das Kino umrüstet und die Standards<br />
garantiert. Für die Majors ist das Geschäft<br />
überschaubar, denn sie decken 95<br />
Prozent ihres Heimatmarktes mit ihren Filmen<br />
ab. Hollywood schmiedet aber auch<br />
schon Pläne für ein digitales Europa. Auf der<br />
Basis von VPF haben die DCI-Mitgründer<br />
Fox, Universal sowie Paramount mit dem<br />
britischen Digit<strong>als</strong>pezialisten Arts Alliance<br />
Media (AAM) ein Modell entwickelt, das eine<br />
Kostenteilung im Verhältnis 70 zu 30 vorsehen<br />
soll. Jetzt steht ein „ernsthafter Dialog<br />
mit europäischen Kinobetreibern“ an –<br />
insgesamt soll es um rund 7.000 Leinwände<br />
gehen. Aber: Die europäische Kinolandschaft<br />
ist kleinteiliger <strong>als</strong> die der USA, es gibt<br />
eine Vielzahl mittelständischer Verleiher und<br />
Kinobetreiber, die einerseits für eine Titelvielfalt<br />
sorgen, andererseits aber kaum über<br />
„adäquate Finanzierungsmöglichkeiten<br />
am Kapitalmarkt“ verfügen, so die AG Kino.<br />
Zur Debatte steht aus ihrer Sicht grundsätzlich<br />
die „fragile filmwirtschaftliche Balance“<br />
zwischen Produktion, Verleih und Kino.<br />
Das wurde auf der letzten Jahreskonferenz<br />
der Europa Cinemas im November<br />
in Bukarest noch einmal deutlich.<br />
Es scheint endgültig festzustehen, dass<br />
VPF <strong>als</strong> Finanzierungsmodell wenig akzeptabel<br />
ist – ebenso wie eine bloße Reduzierung<br />
der Verleihmiete auf Zeit. Die Rechnung<br />
orientiert sich zu statisch am Einsatz<br />
einzelner Kopien und wird zu<br />
wenig den komplexeren Bedingungen<br />
des Kinogeschäfts gerecht.<br />
Es fokussiert zudem auf<br />
die direkte Beziehung zwischen<br />
Verleih und Kino und<br />
lässt Dritte, die beratend und<br />
operativ agieren, außen<br />
vor. So stößt auch das<br />
von Price Waterhouse<br />
Coopers (PwC)<br />
im Auftrag der<br />
FFA entwikkelteModell<br />
Die Einführung des digitalen Kinos bringt vor allem den Verleihen<br />
erhebliche Kostenersparnisse – die Angaben pro Kopie schwan-<br />
ken zwischen 500 bis 900 Euro oder 800 bis 1.200 Dollar. Doch<br />
dem Kinobesucher ist egal, wie eine gute Projektion zustande<br />
kommt. Digitale Bilder werden die Zahl der verkauften Kinokarten<br />
nicht erhöhen. Wer <strong>als</strong>o soll dafür aufkommen, wenn mit dem<br />
Kino die letzte analoge Insel im digitalen Meer verschwindet?<br />
Die Kosten des digitalen Roll-outs<br />
Wer soll das<br />
bezahlen?<br />
VON WOLFGANG HIPPE<br />
auf Skepsis. Es sieht vor, dass die Verleiher<br />
pro digitale Kopie einen festen Betrag <strong>als</strong><br />
„conversion fee“ in einen Fonds einzahlen,<br />
aus dem die Kinos wiederum einen festen<br />
Betrag pro System/Saal <strong>als</strong> „conversion<br />
grant“ erhalten. Ergänzend wird eine öffentliche<br />
Förderung für wirtschaftlich weniger<br />
leistungsfähige Kinos vorgeschlagen.<br />
Flexibler gestalten sich Modellrechnungen,<br />
die sich an der von Kino zu Kino häufig<br />
schwankenden Zahl der Vorführungen<br />
eines Films orientieren, dabei die Staffelung<br />
der Kosten einrechnen und auch die Anzahl<br />
der gezeigten Filme berücksichtigen. Denn<br />
wenn ein Film/eine Kopie länger läuft, wird<br />
das nach VDF nur einmal in Rechnung gestellt.<br />
Zeigt ein Kino in der gleichen Zeit zwei<br />
oder mehr Filme/Kopien, erhöht sich der Bonus<br />
nur aus diesem Grund. Beachtet werden<br />
auch unterschiedliche<br />
Verleihtypen und ihre unterschiedlichenStrategien,<br />
was<br />
die Zahl der Kopien und die Präsenz einzelner<br />
Filme im Kino betrifft. Zudem kostet eine<br />
35mm-Kopie bei kleinen Stückzahlen anteilig<br />
deutlich mehr. Die Wuppertaler RMC<br />
hat dazu in Bukarest ein Time-Fee-Modell<br />
vorgestellt, das die für einen Film aufgewandten<br />
Betriebsstunden zur Basis<br />
macht. Um zu verhindern, dass es zu Verzerrungen<br />
zu Lasten eines der Partner<br />
kommt, wird ein „Tarifsystem“ entwickelt,<br />
das fixe und variable Kosten des Betriebs<br />
sichtbar macht und Einsparungen entsprechend<br />
ausweist. Hinzu kommt ein Digital<br />
Cinema Fund, der europäisch wie national<br />
gestaltet werden kann. Ähnlich argumentiert<br />
Jean Mizrahi von der französischen<br />
Agentur YMAGIS. Auch er verwies auf die<br />
unterschiedliche Verleih- und Kinolandschaft<br />
und plädierte für eine Weiterentwicklung<br />
des VPF zu einer Digital Transition Contribution.<br />
In jedem Fall steht ein Verhandlungsmarathon<br />
mit den Verbänden und den<br />
einzelnen Verleihen an, um zu einem für alle<br />
tragbaren Kompromiss zu kommen. Der<br />
Teufel liegt dabei weiterhin im Detail. Auch<br />
wenn der digitale Spareffekt vor allem den<br />
Verleihen zu gute kommt, kann er doch ohne<br />
Kinos nicht realisiert werden. Dabei kann<br />
der Wunsch der Kulturpolitik, so Kim Ludolf<br />
Koch (RMC), möglichst „alle Kinounternehmen,<br />
die es denn wollen, an der Digitalisierung<br />
partizipieren zu lassen, durch die bisherigen<br />
Kofinanzierungsmodelle der Verleiher<br />
nicht erfüllt werden“.<br />
Informationen zur 12. Jahreskonferenz<br />
von Europa Cinemas gibt es unter<br />
www. europa-cinemas.<br />
org<br />
Tim Burtons Klassiker „Nightmare<br />
Before Christmas“ kehrte<br />
2006 in 3D in die digitalen Kinos<br />
zurück. Foto: Disney Enterprises<br />
Schwerpunkt – newsletter 7/2007 17
Welche Stolpersteine sind bei<br />
dem Betrieb eines digitalen Kinos zu<br />
erwarten?<br />
Man muss sich den Unterschied zwischen<br />
einem 35mm-Projektor und einer Filmspule zu<br />
einem digitalen Projektor und einem Server ungefähr<br />
so vorstellen wie zwischen einem bequemen<br />
Mittelklassewagen und einem Formel 1-Prototyp.<br />
Der Mittelklassewagen kann problemlos<br />
im Regen stehen und von jedem halbwegs<br />
geübten Fahrer von A nach B<br />
gefahren werden. Der Formel 1-Rennwagen<br />
bedarf kontinuierlicher Pflege<br />
und den Betrieb unter besonderen Bedingungen.<br />
So muss beispielsweise für<br />
den Betrieb eines digitalen Projektors<br />
und Servers gewährleistet sein, dass<br />
beide technischen Bausteine in beson-<br />
ders sauberen und klimatisierten Umgebungen<br />
stehen. So mancher traditionelle<br />
Projektionsraum wird somit<br />
nicht nutzbar sein.<br />
Bietet das System auch Einsparungsmöglichkeiten?<br />
Unterstellt, dass ein technischer Dauerbetrieb<br />
stabil möglich ist, sind leichte Einsparungen<br />
im Bereich der Personalkosten möglich, da<br />
das Montieren von Filmen und Werbeprogrammen<br />
künftig wegfallen wird. Allerdings ist die<br />
technische Einbindung in das komplette Com-<br />
Welche Vorteile für die Programmierung<br />
bietet das Digitale für Sie?<br />
Da befindet sich Vieles im Fluss im Moment. Der<br />
Vorteil bei „Delicatessen“, dem digitalen Verleihprojekt<br />
der Edition Salzgeber, ist, dass man an kleinere Filme,<br />
vor allem <strong>Dokument</strong>arfilme, herankommt, auf die man<br />
früher ewig hätte warten müssen. Hinzu kommt, dass<br />
wir diese Filme dann auch viel flexibler einsetzen können.<br />
Ein Beispiel: „Die große Stille“ haben wir digital gespielt<br />
und das eigentlich ausschließlich am Wochenende<br />
zu Matinée-Zeiten. Das hätte mir mit einer 35mm-<br />
Kopie kein Verleiher erlaubt, weil jede Kopie immer volle<br />
Auslastung bringen muss. So aber konnten wir den<br />
Film fast vier Monate lang auswerten<br />
und hatten nachher trotzdem<br />
rund 4.000 Besucher.<br />
Wie profitiert Ihr<br />
Programm außerdem<br />
von der digitalen Vorführtechnik?<br />
Es kommen immer häufiger<br />
Filmemacher auf uns zu, die ihre<br />
mit kleinem Budget produzierten<br />
Filme auf Beta oder auf DVD haben,<br />
Initiativen <strong>als</strong>o, die sich niem<strong>als</strong><br />
eine Filmkopie leisten könnten, die<br />
18<br />
Kim Ludolf Koch<br />
Foto: rmc<br />
aber nun bei uns im Kino gezeigt werden können. Wir<br />
machen das aber nur, wenn der Film in keinem anderen<br />
Format existiert und dann auch nur <strong>als</strong> Event mit<br />
Begleitung des Künstlers. Denn: Spielen wir eine Woche<br />
lang eine DVD, haben wir durchaus auch die Be-<br />
Kim Ludolf Koch ist Geschäftsführer der Rinke Medien Consulting (rmc). Gemeinsam mit der <strong>Filmstiftung</strong><br />
NRW führt Koch auch Theaterleiter-Workshops zur Einführung in die digitale Projektionstechnik durch.<br />
puternetzwerk eines modernen Kinos<br />
und die Verbindung mit Kassensystemen,<br />
Klimaautomatik, Vorstellungs-<br />
Workflow u.a. eine relativ anspruchsvolle<br />
Aufgabe, die zumindest einen erheblichen<br />
Qualifizierungsaufwand<br />
für das bisherige Projektionspersonal<br />
zur Folge hat. Die Investitionen in diese<br />
neue Technik erfordern auch ein neues unternehmerisches<br />
Denken. Das normale Abspielen<br />
von Filmen wird künftig nicht ausreichen,<br />
die sich zwangsläufig ergebende Lücke zwischen<br />
Finanzierungsbeitrag der Verleiher und Kosten<br />
auf Seiten der Kinos zu schließen. Das bedeutet,<br />
dass neue Nutzungsmöglichkeiten des<br />
Kinos entwickelt und vermarktet werden müssen<br />
– eine Eigenschaft, die vermutlich auch nicht<br />
von allen Kinounternehmen mitgebracht wird.<br />
fürchtung, dass die Leute sich über die maue Qualität<br />
wundern und diese dann auf das digitale Kino generell<br />
beziehen. Da passen wir schon auf, denn zwischen<br />
dem Abspielen einer DVD und einer Festplatte besteht<br />
ein himmelweiter Unterschied.<br />
Wie ist Ihre Erfahrung mit Einsatz,<br />
Funktionalität und Handhabung der Technik?<br />
Eine Umstellung ist das schon. Das große Problem<br />
besteht am Anfang in der Installation, Kalibrierung, der<br />
Programmierung usw. Nachher im Abspiel geht es im<br />
Grunde nur noch um das Knopfdrücken. Wenn da irgendwas<br />
passiert, dann kann man eh nichts machen.<br />
Das ist eben wie bei deinem Computer: Du kannst das<br />
Gerät komplett neu starten und dann auf dein Glück<br />
hoffen, dass alles wieder läuft. Die ganze Technik hatte<br />
bei uns leichte Anlaufschwierigkeiten, ist dann zwei<br />
Jahre lang gut gelaufen, bis jede Menge neue Normen,<br />
Schlüssel und Software eingeführt wurden. Seitdem haben<br />
wir ständig Probleme. Da geht es der UCI auch nicht<br />
besser <strong>als</strong> uns. Ich möchte nicht wissen, wie viele Donnerstage<br />
mittlerweile ausgefallen sind, weil irgendeine<br />
Kleinigkeit nicht stimmte, die wir erst bis zur nächsten<br />
Was kann die neue Technik hier<br />
leisten?<br />
Die programmatischen Möglichkeiten<br />
durch die Digitalisierung sind auf der einen Seite<br />
sehr groß, werden aber in ihrer wirtschaftlichen<br />
Bedeutung möglicherweise überschätzt.<br />
Mit einer digitalen, <strong>als</strong>o elektronischen Projektion<br />
kann künftig jedes Signal – von der VHS-<br />
Kassette über die Powerpoint-Präsentation bis<br />
hin zur hochauflösenden DVD und zu Fernsehprogrammen<br />
– übertragen werden. Auch die<br />
Playstation und andere Spielkonsolen lassen sich<br />
anschließen, und es gibt bereits heute Kinos, die<br />
hieraus zusätzliche Umsätze generieren. Ob für<br />
diesen so genannten „alternativen Content“ allerdings<br />
ein Kino mit acht Leinwänden vollständig<br />
umgerüstet werden muss, bleibt fraglich.<br />
newsletter 7/2007 – Schwerpunkt<br />
Somit sind die zwar in Aussicht gestellten zusätzlichen<br />
Erlöse möglich, aber eben nur für einen<br />
bestimmten Teil der Anlagen. Für die Kinoauswertung<br />
von Interesse wird die Möglichkeit<br />
sein, künftig Filme in 3D zu projizieren und hier<br />
den Wettbewerbsvorteil des Kinos gegenüber<br />
dem Home Entertainment deutlich herauszustellen.<br />
Auch die Möglichkeit, mit einer „Kopie“<br />
verschiedene Sprachfassungen anbieten zu können,<br />
wird von dem einen oder anderen Kino<br />
gerne in Anspruch genommen werden. Da es<br />
sich aber bei der digitalen Projektion – unterstellt<br />
man eine hochwertige 35mm-Kopie –<br />
nicht wirklich um ein verbessertes Bild und somit<br />
um einen Vorteil für den Kunden handelt,<br />
wird die Zukunft des Kinos auch künftig eher<br />
von den erzählten Geschichten <strong>als</strong> von der Auflösung<br />
des Bildes abhängen.<br />
Seit März 2005 ist die Düsseldorfer Black Box <strong>als</strong> eines der ersten NRW-Kinos mit digitaler 1,4k-Vorführtechnik ausgerüstet. Im November 2007<br />
zog das Atelier-Kino mit einer 2k-Ausstattung nach und wird fortan dank der 3-Chip DLP Cinema Technologie Düsseldorfs einziges 3D-fähiges<br />
Kino sein. Kalle Somnitz, Gesellschafter der Düsseldorfer Filmkunstkino GmbH, berichtet über seine Erfahrungen mit dem digitalen Kino.<br />
Kalle Somnitz,<br />
Foto: Düsseldorfer Filmkunstkino<br />
GmbH<br />
Interview mit Kim Ludolf Koch<br />
Formel 1 im Kino<br />
Interview mit Kalle Somnitz<br />
Live aus der Met<br />
Vorstellung beheben konnten. Teilweise herrscht da im<br />
Moment endloses Chaos. Es kommen neue Geräte dazu,<br />
neue Hersteller, verschiedene Server. Es fehlen einfach<br />
einheitliche Normen.<br />
Wie reagieren die Zuschauer auf digitale<br />
Vorführungen – ist ihnen das überhaupt<br />
bewusst?<br />
Die Reaktion von Zuschauern ist teilweise erstaunlich.<br />
Tritt eine Panne auf, müssen wir die Leute meistens<br />
nach Hause schicken, während bei der analogen Technik<br />
eigentlich fast alles noch an Ort und Stelle zu beheben<br />
war. Wenn man den Leuten dann diesen Unterschied<br />
erklärt, sind sie total erstaunt, dass das Kino nicht<br />
längst schon komplett digitalisiert ist. Davon scheint die<br />
Mehrheit eigentlich auszugehen. Kontraproduktiv finde<br />
ich einzig, dass einige Multiplexe jetzt einen Euro für<br />
Digitalprojektionen mehr nehmen, weil die Qualität ja<br />
soviel besser sei. Das stimmt aber nicht. Es gibt einfach<br />
Anfangskrankheiten an allen Ecken und Enden. Trotzdem<br />
aber hat sich für uns die Einführung gelohnt, auch<br />
weil die Digitalisierung unser Spektrum erweitert: Im Dezember<br />
zum Beispiel übertragen wir im Atelier live aus<br />
der Metropolitan Oper in New York.
Noch rattern große 35mm-<br />
Filmrollen im Vorführraum der<br />
Essener Lichtburg. Doch<br />
zwischen den beiden analogen<br />
Projektoren steht bereits der<br />
DCP 30 der Firma Kinoton.<br />
Neueste digitale Vorführtechnik<br />
hält so Einzug in den denkmal-<br />
geschützten Filmpalast.<br />
Alter (oben) und neuer Charme der Lichtburg<br />
in Essen. Foto: Lichtburg Essen<br />
Praxistest: Ein Besuch in der Lichtburg Essen<br />
In der Probezeit<br />
VON TATJANA KIMMEL<br />
Noch sind wir in der Probephase“, erklärt<br />
Lichtburg-Geschäftsführerin Marianne<br />
Menze. Seit sechs Monaten hat sie die digitale<br />
Technik im Haus, und gleich gab es Probleme.<br />
Zunächst passten Server und Projektor nicht<br />
in den Vorführraum. Die Geräte mussten getrennt<br />
werden, und ein Schlosser baute eine auf<br />
vier Ebenen verstellbare Spezialkonstruktion, damit<br />
der 2K-Projektor sein Bild durch die extrem<br />
hohen Fenster auf die Leinwand in Deutschlands<br />
größtem Kinosaal schicken kann. Dann<br />
machte der Server Schwierigkeiten. Deshalb<br />
nutzt die Lichtburg die digitale Technik erst seit<br />
einigen Wochen. In dieser Zeit gab es nur kleine<br />
Unannehmlichkeiten, aber keine Ausfälle.<br />
Noch wird der digitale Projektor nicht im Kinoalltag,<br />
sondern nur für Sonderprogramme<br />
eingesetzt, wie zum Beispiel Reisefilme, Firmenveranstaltungen<br />
oder eine Reihe von Künstlerporträts.<br />
So nutzt Menze den wohl größten Vorteil<br />
der modernen Technik: Mit Hilfe des Vorführcomputers<br />
können ganz unterschiedliche<br />
Quellen wie Beta, DVD oder Festplatte genutzt<br />
werden. Bislang mussten Veranstalter, die die<br />
besondere Atmosphäre der Lichtburg für ihre<br />
Präsentationen nutzen wollten, die digitale Technik<br />
bei Fremdfirmen anmieten. Diesen Service<br />
kann die Lichtburg jetzt selbst anbieten. Mit den<br />
zusätzlichen Einnahmen für die Vermietung von<br />
modernster Technik in dem Filmpalast mit historischem<br />
Flair hofft Menze, die Leasingkosten<br />
für den 2K-Projektor decken zu können. Der<br />
Kauf eines Gerätes kommt momentan nicht in<br />
Frage: „Wir hätten dafür gar nicht das Geld.<br />
Aber selbst wenn wir es hätten, würden wir keinen<br />
digitalen Projektor kaufen, so lange wichtige<br />
politische Fragen nicht geklärt sind.“<br />
Für Marianne Menze ist auch noch völlig<br />
ungewiss, wie das Publikum auf die Modernisierung<br />
reagiert, und ob es einen Preisaufschlag<br />
für digitale Aufführungen akzeptiert. Deshalb<br />
hat die Lichtburg mit der Firma Kinoton zunächst<br />
einen einjährigen Leasingvertrag für den<br />
2K-Projektor abgeschlossen. Im Laufe dieses<br />
Jahres werden sich wichtige Fragen klären und<br />
eine Grundlage für neue Entscheidungen bilden,<br />
hofft die Geschäftsführerin.<br />
Doch schon jetzt ist klar, dass gerade die<br />
Lichtburg mit ihren 1.250 Plätzen und einer separat<br />
zu nutzenden Theaterbühne in naher Zukunft<br />
nicht auf die 35mm-Technik verzichten<br />
kann. So wird zum Beispiel für Stummfilmaufführungen<br />
mit Orchester eine kleinere vorgezogene<br />
Leinwand eingesetzt. Mit dem digitalen<br />
Projektor wäre das nicht möglich, weil er nur<br />
über eine fixe Optik verfügt und deshalb die<br />
Brennweiten nicht variabel eingestellt werden<br />
können. „Das muss gelöst werden“, fordert<br />
Menze.<br />
Zunächst muss sich der DCP 30 aber erstmal<br />
im Kinoalltag der Lichtburg bewähren. Anfang<br />
2008 will Menze ihn für das reguläre Programm<br />
einsetzten. Sie hofft, dass die Lichtburg<br />
mit einem Film in das digitale Zeitalter starten<br />
kann, der ein jüngeres, technikverliebtes Publikum<br />
anspricht und will „mit einem Knaller“ an<br />
die Öffentlichkeit gehen. Dass das anspruchsvolle<br />
Stammpublikum hingegen einfach nur gute<br />
Filme sehen will und sich nicht für die Technik<br />
interessiert, davon geht Marianne Menze<br />
aus. Sie selbst sei zwischen 35mm und DCP 30<br />
hin und her gerissen. Auf der einen Seite findet<br />
sie die digitale Bildqualität herausragend,<br />
wenn auch das Ausgangsmaterial in HD-Qualität<br />
produziert wurde. Außerdem könne die<br />
Computerprojektion aus schlechtem Ausgangsmaterial<br />
mehr rausholen. Doch ganz persönlich<br />
hält Menze „die 35mm-Vorführung einer Superkopie“<br />
immer noch für die beste Art des Kinoerlebnisses.<br />
Udo Lütteken ist seit 45 Jahren Filmvorführer.<br />
Er und sein jüngerer Kollege haben sich ohne<br />
Probleme auf zwei Seminaren von Kinoton<br />
in das neuen Verfahren eingearbeitet und seine<br />
Vorteile kennen gelernt. „Die Technik ist<br />
schon genial“, urteilt Lütteken, denn mit nur kleinen<br />
Datenträgern könnten große brillante Bilder<br />
erzeugt werden. Und doch ist er skeptisch:<br />
„Das ist für mich kein Kino mehr. Für mich sind<br />
35mm-Filme das A und O.“ Der Umgang mit<br />
Filmrollen ist für ihn auch eine sinnliche Erfahrung,<br />
die mit dem Knopfdruck auf der Tastatur<br />
des digitalen Projektors nicht zu vergleichen sei.<br />
Theaterleiter Bernhard Wilms befürchtet, dass<br />
die neue Technik viel sensibler und anfälliger sein<br />
wird. Bei den alten Projektoren konnten die Vor-<br />
führer auch mal selbst etwas reparieren; hat<br />
aber der Server ein Problem, können meistens<br />
nur noch die Computerspezialisten helfen. Und<br />
doch sind sich Geschäftsführerin, Theaterleiter<br />
und Vorführer einig, dass der Siegeszug der digitalen<br />
Technik in den kommenden Jahren nicht<br />
aufzuhalten ist. Sie werden das Rattern im Vorführraum<br />
vermissen.<br />
Digitale Kinos in<br />
NRW<br />
Wer sind die Vorreiter bei der digitalen<br />
Projektion in NRW? Die Suche<br />
gestaltet sich schwierig, da weder die FFA<br />
noch der HDF Kino eine Übersicht über<br />
die digitalen Säle in Deutschland besitzen.<br />
Über die Referenzlisten der wichtigsten<br />
Zulieferer für digitale Kinotechnik und eigene<br />
Erfahrungen haben wir eine Liste zusammengestellt<br />
– ohne Anspruch auf<br />
Vollständigkeit. Ergänzungen bitte an info<br />
@newsletter.de.<br />
Ahaus, Cinetech (4 Säle)<br />
Bad Driburg, Kino Bad Driburg<br />
Bocholt, Kinodrom (3 Säle)<br />
Borken, Kinocenter (2 Säle)<br />
Coesfeld, Cinema (2 Säle)<br />
Düsseldorf, UCI Multiplex<br />
Düsseldorf, BlackBox<br />
Düsseldorf, Atelier-Kino<br />
Emsdetten, Focus Cinemas (2 Säle)<br />
Essen, Lichtburg<br />
Kempen, Lichtspiele<br />
Köln, Cinedom (5 Säle)<br />
Langenfeld, Rex Kino (2 Säle)<br />
Lüdenscheid, Park Theater (2 Säle)<br />
Mönchengladbach,<br />
Comet Cine Center (3 Säle)<br />
Münster, Cinema<br />
Münster, Cineplex<br />
Rheine, CineCity Event Kino (4 Säle)<br />
Siegburg, Cinelux<br />
Schwerpunkt – newsletter 7/2007 19
Bringt das 3D-Kino neuen Schwung? Experten erwarten, dass sich<br />
im Zuge der Digitalisierung der Kinosäle dreidimensionale Bildprojek-<br />
tionen durchsetzen.<br />
20<br />
3D <strong>als</strong> Zukunft des Digitalen<br />
Begegnung<br />
der dritten Art<br />
VON REINHARD KLEBER<br />
Als der Publizist, TV-Produzent und Medienwissenschaftler<br />
Lutz Hachmeister Ende Oktober<br />
auf dem 2. NRW-Filmsymposium in Köln<br />
die Vorhersage wagte, das 3D-Kino werde dem<br />
traditionellen Kino den nächsten großen Schub<br />
bringen, und zwar im Sinne einer Entwicklung<br />
zu neuen Super- und Event-Kinos, reagierte so<br />
mancher Vertreter der Filmbranche überrascht.<br />
Schließlich gilt das 3D-Kino bei vielen noch immer<br />
<strong>als</strong> ein nicht ernst zu nehmender Gag, der<br />
seit den 50er Jahren bei mehreren Anläufen im<br />
Kinoalltag wiederholt versandete.<br />
Doch inzwischen haben sich die Grundlagen<br />
verändert. Im Zuge der Digitalisierung der<br />
Filmproduktion und -präsentation wurden neue<br />
Projektionstechniken und 3D-Brillen entwickelt<br />
die einen weit besseren dreidimensionalen<br />
Raumeindruck vermitteln <strong>als</strong> die klapprigen und<br />
teils Schwindel erregenden Rot-Grün-Brillen des<br />
vorigen Jahrhunderts.<br />
In den USA hat sich diese neue Form des<br />
räumlichen Zuschauererlebnisses bereits etabliert.<br />
Ein Blick in die aktuellen Charts genügt:<br />
Gerade erst setzte sich das Fantasy-Spektakel<br />
„Die Legende von Beowulf“ von Robert Zemekkis<br />
beim Start nicht nur an die Spitze der Box-<br />
Office-Liste, sondern erreichte auch neue Rekordmarken<br />
für den Einsatz von 3D-Filmen.<br />
Laut „Variety“ entfielen auf die 3D-Projektionen<br />
40 Prozent des Umsatzes von 27,5 Millionen<br />
Dollar am ersten Wochenende. Der Ver-<br />
Im April 2002 gründeten die sieben Majors<br />
Buena Vista, Century Fox, MGM, Paramount,<br />
Sony, Universal und Warner Bros. zusammen<br />
mit der National Association of Theater Owners<br />
(NATO) die Digital Cinema Initiatives (DCI) mit<br />
dem Ziel, einen Standard für das digitale Kino<br />
zu bestimmen – eine unverzichtbare Bedingung<br />
für die internationale Auswertung der Filme.<br />
2005 wurde die DCI-Norm in zwei Varianten<br />
festgelegt.<br />
Die Standardisierung erfolgte auch <strong>als</strong> Reaktion<br />
auf die neuen Massenmärkte China und<br />
Indien, wo seit 2002 digitale Kinofilme laufen<br />
– allerdings nach wie vor in teilweise deutlich<br />
geringeren Auflösungen. Gerade China <strong>als</strong><br />
selbstbewusster neuer Global Player, in dem viele<br />
Filmtheater gerade neu entstehen, setzt auf<br />
digitales Kino. Seit 2006 ist dort der DCI-Standard<br />
präsent. Auch in Brasilien soll er eingeführt<br />
werden – im Juli 2007 entsprachen allerdings<br />
nur zwei der dortigen 145 digitalen Leinwände<br />
diesen Ansprüchen. Gestritten wird derzeit<br />
leih Paramount Pictures bespielte 3.153 Kinos,<br />
von denen 84 den Film in Imax 3D zeigten und<br />
657 in digitaler 3D-Projektion. Die dreidimensionalen<br />
Vorführungen entsprechen jedoch nur<br />
einem Anteil von 23,5 Prozent der belegten<br />
Leinwände. Mit anderen Worten: Die 3D-Version<br />
von „Beowulf“, die mit<br />
Hilfe der Motion-Capture-<br />
Technik digital hergestellt<br />
wurde, generierte fast das<br />
Doppelte des Umsatzes wie<br />
die herkömmliche Version.<br />
Ähnliche Erfahrungen<br />
hat auch Wolfram Weber,<br />
Chef des Nürnberger Multiplexes<br />
Cinecitta, gemacht.<br />
„Die Zukunft des Kinos ist<br />
3D“, sagt der Betreiber des<br />
Großkinos mit fast 5.000 Plätzen<br />
und 21 Kinosälen. Weber<br />
hat <strong>als</strong> einer der ersten deutschen<br />
Kinobetreiber in die<br />
neue Technik investiert und<br />
die Hälfte seiner Säle umgerüstet.<br />
Ihm ist es ein Rätsel,<br />
warum seine deutschen Kollegen<br />
„nicht Gas geben“.<br />
Das britische MarktforschungsunternehmenDodona<br />
Research, das sich seit<br />
vielen Jahren auf die Analy-<br />
Digitalisierung international<br />
– wie fast überall – über die Finanzierung der<br />
Umrüstung.<br />
Weltweit waren bis zum August 2007 von<br />
rund 150.000 Kinos 5.000 mit DCI-Standard<br />
ausgerüstet – Tendenz steigend. 2008 sollen allein<br />
in den USA mindestens weitere 10.000<br />
Leinwände umgerüstet werden. Die Kosten sollen<br />
auf Basis des Virtual Print Fee (VPF; siehe<br />
auch Seite xy) private Investoren übernehmen.<br />
Europa bildet bei diesem Trend eine Ausnahme,<br />
auch wenn in einzelnen Ländern wie<br />
Irland oder Großbritannien entsprechende An-<br />
se der weltweiten Kinomärkte spezialisiert hat,<br />
erwartet ebenfalls, dass die 3D-Projektion der<br />
Kinobranche neuen Schwung geben wird. Die<br />
Dodona-Experten geben allerdings zu bedenken,<br />
dass derzeit vor allem zwei rivalisierende<br />
System, Real-D und Dolby, um die Vorherrschaft<br />
kämpfen.<br />
Das früher gestartete Real-D dominiert derzeit<br />
weltweit mit 427 Installationen (Stand: September<br />
2007). Zum gleichen Stichmonat hat<br />
Dolby schätzungsweise 75 Systeme in 24 Ländern<br />
installiert. Eine Sonderrolle spielen die Kinos<br />
der Imax Corporation, die auf 124 Riesenleinwänden<br />
in 23 Ländern nur spezielle 3D-Filmformate<br />
einsetzen können. In Deutschland<br />
konnten sich die Imax-Kinos vor allem wegen<br />
der geringen Filmauswahl nicht flächendecken<br />
durchsetzen: Zuletzt gab es nur noch vier Häuser<br />
in Berlin, Nürnberg, Sinsheim und Speyer.<br />
Passend zum „Beowulf“-Start vermeldete<br />
Real-D, dass bis Mitte November bereits 1.100<br />
Säle in 24 Ländern mit 3D-Technik ausgerüstet<br />
sind. Auch in Europa macht die Umstellung große<br />
Fortschritte: In Abkommen mit den Kinoketten<br />
Odeon und UCI verpflichtete sich Real-D be-<br />
Das Digitale der Anderen<br />
VON WOLFGANG HIPPE<br />
strengungen unternommen werden. In Irland<br />
rüstet eine amerikanische Investorengruppe die<br />
rund 500 Kinosäle der Insel für ca. 40 Millionen<br />
Euro um. Schon 2003 stellte das United Kingdom<br />
Film Council 13 Millionen Pfund für die Digitalisierung<br />
von 250 Kinosälen zur Verfügung – mit<br />
der Auflage, mehr europäische Filme zu spielen.<br />
Das entsprach einem Viertel aller Leinwände.<br />
Als Grund für die digitale Zurückhaltung in<br />
Europa wird immer wieder das fehlende Finanzierungsmodell<br />
genannt. Im Durchschnitt geht<br />
man von 50.000 Euro pro Leinwand aus, bei<br />
newsletter 7/2007 – Schwerpunkt<br />
reits im Oktober zu einem Roll-out, der binnen<br />
zwei Jahren die Installation von 500 3D-Systemen<br />
in sieben europäischen Ländern, darunter<br />
Deutschland und Österreich, vorsieht. Bis 2009<br />
will das US-Unternehmen weltweit sogar mehr<br />
<strong>als</strong> 4.000 Leinwände umrüsten.<br />
Wenn keine unvorhergesehenen Komplikationen<br />
auftreten, dürfte die Zahl der 3D-Ausrüstungen<br />
nach Ansicht von Dodona weltweit<br />
bis 2009 exponentiell steigen, vor allem, wenn<br />
dann eine Reihe hochwertiger Filme, die speziell<br />
für die Auswertung via 3D realisiert wurden,<br />
in den Kinos starten. Dazu gehören „Avatar“<br />
von James Cameron, „Monsters vs Aliens“<br />
und der erste „TinTin“-Film.<br />
Schon vor Monaten nannte der deutsche<br />
3D-Pionier Wolfram Weber die Zahl von 22 Megaprojekten,<br />
die derzeit „in der Mache sind“.<br />
Darunter befinden sich auch Animationsfilme<br />
wie „Shrek 4“ und „Ice Age 3“. Ein stetiger<br />
Nachschub derartiger kommerzieller Großproduktionen<br />
könnte dann die Hemmschwelle beseitigen,<br />
die viele deutsche Kinobetreiber bisher<br />
von kostspieligen Investitionen ins 3D-Geschäft<br />
abhält.<br />
3D kommt mit großen Schritten aus den USA: Ray Winstone und Angelina Jolies Beine in „Beowulf“, Foto: Warner Bros. Ent.<br />
älteren Kinos sollen bis zu 100.000 Euro anfallen.<br />
Das von der DCI vorgeschlagene VPF wird<br />
in Europa eher skeptisch betrachtet.<br />
2006 wurde der DCI-Standard von den<br />
Europa Cinemas, einem Zusammenschluss mit<br />
Mitgliedern in 38 Staaten, allgemein akzeptiert.<br />
Ein Jahr später beschäftigte sich die EC-Jahrestagung<br />
erneut mit dem Thema, diesmal mit<br />
dem Schwerpunkt Finanzierung. Dabei wurde<br />
deutlich, dass nur ein modifiziertes VPF den besonderen<br />
Gegebenheiten des kleinteiligen europäischen<br />
Kinomarktes gerecht werden kann.<br />
Kurz zuvor hatten die FFA und das französische<br />
Centre National de la Cinématographie<br />
(CNC) eine gemeinsame Erklärung veröffentlicht,<br />
in der sie sich zur „Europäischen Kernkompetenz“<br />
vereinigen. Beim bevorstehenden „Digitalen<br />
Roll-out“ soll vor allem „drei grundlegenden<br />
Prinzipien“ Achtung verschafft werden: der<br />
„Qualität und Sicherheit sowie dem einheitlichen<br />
technischen Standard und der Neutralität<br />
des verwendeten Equipments“.
Glossar<br />
Wer, wie, was?!<br />
2K Maß der horizontal differenzierbaren<br />
Pixel 2K = 2000<br />
4K Maß der horizontal differenzierbaren<br />
Pixel 4K = 4000<br />
AES Advanced Encryption Standard,<br />
ein symmetrisches Schlüsselverfahren<br />
CNE CinemaNet Europe, ursprünglich<br />
European Docuzone (EDZ), in Deutschland<br />
„Delicatessen“<br />
Codec Compressor/Decompressor,<br />
verschlüsselt und entschlüsselt Signale<br />
DC Serverbasierte Inhouse-Lösung der<br />
T-Systems für digitales Kino<br />
DC28 Digital Cinema 28 – eine Arbeitsgruppe<br />
der SMPTE, die Standards<br />
für D-Cinema entwickelt<br />
DCI Digital Cinema Initiatives, Zusammenschluss<br />
der großen Hollywood-Studios<br />
Disney, Fox, MGM, Paramount, Sony<br />
Pictures, Universal und Warner Bros.<br />
D-Cinema Digitales Kino<br />
DCI-Spezifikation Festlegung aller<br />
Parameter im digitalen Kino<br />
DCP Digital Cinema Package<br />
D-ILA Direct Drive Image Light Amplifier,<br />
digitale Projektionstechnik von JVC<br />
DLP Digital Light Processing, digitale<br />
Projektionstechnik von Texas Instruments<br />
DMD Digital Mirror Device, Microchip<br />
in DLP-Projektoren<br />
Downlink Satellitenempfang auf dem<br />
Boden<br />
DRM Digital Rights Management<br />
dts Digital Theater Sound – digitales<br />
Tonsystem von DTS<br />
E-Cinema Electronic Cinema, eine<br />
technisch abgespeckte Variante von D-<br />
Cinema<br />
EVS Muttergesellschaft der XDC-<br />
Group<br />
FAZ Filmaufzeichnung: Übertragung<br />
von digitalem Material auf 35- oder<br />
70mm-Film<br />
Hybrid-Kino Kino mit paralleler analoger<br />
und digitaler Technik<br />
JPEG Joint Photographic Experts<br />
Group, ein Gremium zur Standardisierung<br />
und Dateiformat<br />
MovieLab Forschungslabor der Hollywoodstudios<br />
gegen Piraterie<br />
MPEG Moving Picture Experts Group,<br />
Standardisierungsgremium und Dateiformat<br />
MXF Material Exchange Format, Dateiformat<br />
für digitales Video<br />
SMPTE Society of Motion Picture and<br />
Television Engineers<br />
StEM Standard Evaluation Material<br />
SXRD Silicon X-tal Reflective Display,<br />
hochauflösendes Projektionssystem<br />
von SONY (4K)<br />
Uplink Sendebetrieb zum Satelliten hin<br />
Watermarking optisch nicht sichtbarer<br />
Kopierschutz im Bild: Wasserzeichen<br />
XDC-Group Tochter des belgischen<br />
Kinoausrüsters EVS, bietet Komplettlösungen<br />
für das Kino an<br />
(Quelle: FFA)<br />
Im Rahmen einer ersten Ausschreibung<br />
für Video on Demand und Digitales Kino<br />
hat MEDIA insgesamt zwölf europäische<br />
Anbieter mit über 4,9 Millionen<br />
Euro gefördert. Auch die Kölner reelport<br />
GmbH bekam für ihre Initiative<br />
„Europe’s Finest“ (EF) Unterstützung<br />
und kann mit Hilfe der 700.000 Euro<br />
nun 40 bis 50 europäische Filme digitalisieren<br />
und so in Kinos mindestens sieben<br />
europäischer Länder bringen. Media<br />
wählte EF <strong>als</strong> einziges Vertriebsmodell<br />
für den Bereich Digitale Kinoauswertung<br />
aus. „Ziel der Initiative ist es, einen<br />
Digitalisierungspool für Europas beste<br />
Filme aufzubauen, der es den Kinos in<br />
Zukunft erlauben wird, große Filme zu<br />
kleinen Kosten vorzuführen“, erklärt<br />
reelport-Geschäftsführer Tilman Scheel,<br />
der im Interview die Details von EF erläutert.<br />
Was genau ist das Ziel<br />
von Europe’s Finest?<br />
Europe’s Finest will das filmische<br />
Erbe bewahren. Wir werden 40 der besten<br />
und schönsten europäischen Filme<br />
digitalisieren, um sie europaweit digital<br />
ausgestatteten Kinos zur Verfügung stellen<br />
zu können. Wir erstellen verschiedene<br />
thematische Reihen sowie Werkschauen<br />
von großen Regisseuren und<br />
Schauspielern.<br />
Welche Partner sind an<br />
EF bereits beteiligt?<br />
Wir haben das Glück, viele wichtige<br />
Partner für dieses Projekt begeistert<br />
haben zu können. Zum einen haben wir<br />
Technikpartner wie XDC oder Hoverlord,<br />
die uns bei der Digitalisierung unterstützen<br />
werden. Zum anderen arbeiten wir<br />
eng mit Institutionen wie dem Finnish<br />
Film Center und dem Deutschen Filminstitut<br />
zusammen, aber auch mit Kinoketten<br />
(Europa Cinémas, Kinepolis<br />
Group NV) und einzelnen Kinos europaweit.<br />
Inhaltlich werden wir unter anderem<br />
von Kinowelt und MK2 unterstützt,<br />
die <strong>als</strong> Verleih und Vertrieb natürlich viel<br />
Expertise mitbringen.<br />
EF will große Filme der<br />
Öffentlichkeit wieder zugänglich<br />
machen. Wie werden Sie<br />
dabei vorgehen und die Filme<br />
auswählen?<br />
Wir entwerfen in Abstimmung mit<br />
den Projektpartnern ein inhaltliches Konzept<br />
und werden uns anschließend auf<br />
die Suche nach Lizenzen und Kopien begeben.<br />
Wir werden mit Verleihern und<br />
Weltvertrieben sprechen, aber auch in<br />
Filmarchiven und -museen recherchieren.<br />
Wir möchten schließlich bei der Digitalisierung<br />
sicherstellen, dass wir das<br />
bestmögliche Ausgangsmaterial bekommen.<br />
Außerdem brauchen wir die Lizenzen<br />
für mehrere europäische Länder –<br />
das erfordert eine aufwendige Recherche.<br />
Wir müssen beim Zusammentragen<br />
der Filme <strong>als</strong>o viele technische und administrative<br />
Dinge berücksichtigen, so<br />
dass die kuratorische Feinarbeit erst am<br />
Schluss geleistet werden kann. Wir ha-<br />
Europe´s Finest<br />
Vom<br />
Silberteilchen<br />
zum Pixel<br />
ben viele spannende<br />
Ideen,<br />
aber es ist<br />
noch zu früh,<br />
schon über Inhalte<br />
zu sprechen.<br />
Welche<br />
Vorteile<br />
bringt das<br />
Konzept von<br />
EF der Filmwirtschaft und insbesondere<br />
den Kinos?<br />
Mittlerweile sind viele Kinos aus-<br />
Tilmann Scheel,<br />
Foto: privat<br />
gerüstet, aber es fehlt de facto der Content.<br />
Unser Anliegen ist es daher, den<br />
bereits umgerüsteten Kinos einen spannenden<br />
Inhalt anbieten zu können, der<br />
ihnen bisher noch fehlt. Der Vorteil für<br />
die Kinos ist natürlich darüber hinaus der,<br />
dass sie viel flexibler programmieren können;<br />
bei der Projektion von 35mm-Kopien<br />
ist es ja so, dass das Kino immer auf<br />
die Dispo des Verleihers angewiesen ist,<br />
das heißt, Kopien müssen früh genug<br />
angefragt werden und aufwendig disponiert<br />
werden. So aber kann innerhalb<br />
kürzester Zeit und vor allem kostengünstiger<br />
auf Kopien zugegriffen werden.<br />
Profitieren auch die<br />
Rechteinhaber, insbesondere<br />
die Verleiher davon?<br />
Die Rechteinhaber profitieren von<br />
dem europäischen Ansatz von Europe’s<br />
Finest: Dadurch, dass man das Bild nur<br />
einmal digitalisieren muss und anschließend<br />
mit verschiedenen Ton- und Untertitelspuren<br />
kombinieren kann, fallen<br />
die Digitalisierungskosten nur einmal an<br />
– es können aber alle Rechteinhaber auf<br />
verschiedenen Territorien davon profitieren.<br />
Gleichzeitig erhalten auch Katalogfilme<br />
eine neue Chance auf der Leinwand.<br />
Mit Europe’s Finest übernimmt reelport<br />
die Rolle eines Veranstalters, der<br />
auch Unterlizenzen erwirbt und selbständig<br />
auswertet. Eine solche Rolle ist neu<br />
im Verleihgeschäft. Dieses Vorgehen an<br />
Kinobetreiber und Rechteinhaber zu vermitteln<br />
ist eine der großen Herausforderungen.<br />
Dennoch denken wir, dass die<br />
Vorteile für alle Parteien die Existenz dieses<br />
Projektes rechtfertigen.<br />
Welche Länder werden<br />
Sie an der Kinoauswertung<br />
beteiligen?<br />
In erster Linie werden sich die Länder<br />
beteiligen, in denen auch unsere<br />
Partner sind, das sind Frankreich,<br />
Deutschland, BeNeLux, Skandinavien,<br />
Ungarn und die Tschechische Republik.<br />
Es sind jedoch auch Kinos aus allen anderen<br />
EU-Ländern willkommen.<br />
Wie wollen Sie die Kinos<br />
erreichen?<br />
Wir haben starke Partner wie<br />
Europa Cinemas, Kinepolis und XDC für<br />
das Projekt einnehmen können, die uns<br />
bei der Verbreitung der Filme in ihren jeweiligen<br />
Netzwerken sehr stark unter die<br />
Arme greifen werden. Darüber hinaus<br />
haben wir selbst natürlich auch ein kleines<br />
Netzwerk an Kinos, mit denen wir<br />
bereits bei verschiedenen Projekten zusammen<br />
gearbeitet haben.<br />
Wer erhält die Rechte an<br />
der digitalen Kopie – reelport<br />
oder der Rechteinhaber?<br />
Die Rechte an den digitalen Kopien<br />
erhalten reelport und der Rechteinhaber.<br />
Welche Formate werden<br />
Sie erstellen?<br />
Wir werden von jedem Film eine<br />
DCI-kompatible 2K-Kopie, eine HD-CAM<br />
für die Fernsehauswertung, eine Blue<br />
Ray-DVD sowie eine HD-DVD erstellen.<br />
Für die Finanzierung soll<br />
ein Digitalisierungsfonds eingerichtet<br />
werden. Wie soll<br />
dieser Fonds funktionieren?<br />
In diesen Fonds werden alle Förder-,<br />
Sponsoren- und Investitionsgelder<br />
sowie Einnahmen aus dem Projekt eingezahlt<br />
und von uns verwaltet. Aus dem<br />
Fonds wird dann die Digitalisierung von<br />
analogen Filmkopien bzw. von Negativen<br />
finanziert. Der Fonds kann auch zur<br />
Co-Finanzierung von Restaurierungsmaßnahmen<br />
eingesetzt werden.<br />
Wie soll das Projekt<br />
langfristig finanziert werden?<br />
EF ist zunächst für einen Zeitraum<br />
von zwei Jahren bis 2010 geplant. Danach<br />
soll sich das Projekt durch die Beteiligung<br />
an den Einkünften aus der digitalen<br />
Auswertung finanzieren.<br />
Schwerpunkt / MEDIA – newsletter 7/2007 21
Eigentlich waren sie in Gedanken schon zu<br />
Hause, <strong>als</strong> der Kölner Regisseur Florian Opitz<br />
und sein Kameramann Andy Lehmann auf dem<br />
Rückweg aus dem Nigerdelta von einem Mitarbeiter<br />
des nigerianischen Geheimdienstes SSS<br />
gestoppt wurden. Es ist der 22. September<br />
2007. Am übernächsten Tag soll ihr Flieger sie<br />
zurück nach Deutschland bringen. Mit Hilfe einer<br />
Vorbereitungsförderung der <strong>Filmstiftung</strong><br />
NRW waren Opitz und Lehmann nach Nigeria<br />
gereist, um für die Kölner 2Pilots Filmproduction<br />
für den <strong>Dokument</strong>arfilm „Der Fluch des<br />
Reichtums“ zu recherchieren. Der Film soll von<br />
Nigerias großem Widerspruch erzählen: Der<br />
Staat ist sechstgrößter Erdölexporteur der Erde<br />
und gleichzeitig eines der ärmsten Länder<br />
der Welt.<br />
„Wir erzählen unsere Filme über Personen.<br />
Auf unserer Reise wollten wir die Protagonisten<br />
finden, das Equipment testen und sehen, ob<br />
dieser Film in Nigeria aufgrund der labilen Sicherheitslage<br />
überhaupt realisierbar ist“, erklärt<br />
Opitz, der gemeinsam mit Lehmann bereits den<br />
Kino-<strong>Dokument</strong>arfilm „Der große<br />
Ausverkauf“ realisiert hat. Für<br />
ihre Reise hatten sie sich mit ihren<br />
Kölner 2 Pilots-Produzenten<br />
Harry Flöter und Arne Ludwig gut<br />
vorbereitet. Schon vor ihrem Abflug<br />
hatten sie mit über 100 Menschen<br />
gesprochen, die Erfahrungen<br />
mit den unsicheren Verhältnissen<br />
im Nigerdelta besaßen,<br />
und versucht, alle Eventualitäten<br />
und Gefahren auszuschließen. Im<br />
Gegensatz zu vielen anderen Journalisten<br />
reisten die beiden auch<br />
nicht mit einem Touristenvisum ins<br />
Land, sondern gaben korrekterweise<br />
an, dass sie <strong>als</strong> Filmemacher und Kameramann<br />
zu Recherchezwecken einreisen wollten.<br />
Als sie vom nigerianischen Geheimdienst<br />
angehalten werden, sind Opitz und Lehmann<br />
mit Mitarbeitern der NGO Academic Associates<br />
Peace Work unterwegs, die in Nigeria seit<br />
30 Jahren zwischen der Bevölkerung, den Ölkonzernen<br />
und der Regierung vermittelt. Geleitet<br />
wird die Organisation von der Amerikanerin<br />
Judy Asuni.<br />
„Zuerst haben wir uns gar nichts gedacht,<br />
man gerät in Nigeria ständig in Personenkontrollen“,<br />
erzählt Opitz. Tatsächlich lässt man die<br />
beiden wieder gehen – mit der Vorgabe, sich<br />
am nächsten Tag noch einmal zu melden. Als<br />
die beiden Deutschen am nächsten Tag pflichtgemäß<br />
erscheinen, wird der Ton rauer.<br />
„Wir wurden vom Geheimdienst verhört.<br />
Schickt Notfallnummer der Botschaft“, lautete<br />
die SMS, die kurz danach Harry Flöter in Köln<br />
erreicht, der sofort das Auswärtige Amt und die<br />
Botschaft in Abuja informiert. „Vier Tage haben<br />
wir nichts von ihnen gehört. Ich denke, jeder<br />
kann sich vorstellen, was einem da alles für Szenarien<br />
durch den Kopf gehen“, beschreibt Harry<br />
Flöter die Ohnmacht des Produzenten. „Die<br />
größte Angst war, dass die beiden in einem nigerianischen<br />
Gefängnis landen.“ In Köln richten<br />
2Pilots und in Berlin die zusammen geeilten<br />
Angehörigen und Freunde der beiden Filmemacher<br />
jeweils ein Lagezentrum ein. Man<br />
telefoniert sich hoch bis zu Außenminister Frank-<br />
Walter Steinmeier und der Kanzlerin. Man besorgt<br />
Empfehlungsschreiben vom BR, Arte und<br />
der <strong>Filmstiftung</strong> NRW, schaltet den CDU-Bundestagsabgeordneten<br />
und Afrika-Experten Hartwig<br />
Fischer ein, der sich für Opitz und Lehmann<br />
22<br />
einsetzt und immer wieder Angela Merkel auf<br />
die Situation aufmerksam macht.<br />
In einem so genannten Guest House der nigerianischen<br />
Geheimpolizei, einer einfachen Gefängniszelle,<br />
die immerhin noch mehr Komfort<br />
bietet, <strong>als</strong> die lebensbedrohlichen Verhältnisse<br />
in nigerianischen Gefängnissen, erlebt Opitz derweil<br />
einen tristen 34. Geburtstag. Die beiden<br />
Deutschen werden von bewaffneten Geheimpolizisten<br />
bewacht und müssen alle ihre Sachen<br />
abgeben. „Das war so ein Mobuto-Typ, der uns<br />
angeschrieen hat. Es war wie in einem schlechten<br />
amerikanischen Film. Da dachte ich tatsächlich,<br />
unsere letzte Stunde hat geschlagen. In solchen<br />
Situationen überlegt man sich, warum mache<br />
ich das überhaupt alles. Ist es das wert?“,<br />
erzählt Lehmann.<br />
Am nächsten Morgen werden sie von bewaffneten<br />
Geheimdienstlern in die Hauptstadt<br />
Abuja gebracht. Eine abenteuerliche Fahrt, die<br />
ihnen ihre Lage drastisch vor Augen führt. Als<br />
ein VW-Bus den Geheimdienstwagen touchiert<br />
und einen Seitenspiegel abreißt, kommt es zu ei-<br />
Die Kölner Filmemacher<br />
Florian Opitz (links) und Andy<br />
Lehmann auf der<br />
Recherche-Reise in Nigeria,<br />
die zum Horrortrip wurde.<br />
Fotos: Andy Lehmann<br />
Ihre Recherche-Reise nach Nigeria entwickelte sich für die Doku-<br />
mentarfilmer Florian Opitz und Andy Lehmann zum Alptraum.<br />
Aus den geplanten zwei Wochen wurden mehr <strong>als</strong> zwei Monate,<br />
denn die Filmemacher sahen sich plötzlich mit einer konstruierten<br />
Spionage-Anklage konfrontiert: Höchststrafe 14 Jahre Gefängnis.<br />
Florian Opitz und Andy Lehmann auf<br />
Recherche-Reise in Afrika verhaftet<br />
Lost in Nigeria<br />
VON RÜDIGER BERTRAM<br />
newsletter 7/2007 – Lost in Nigeria
ner wilden Verfolgungsjagd mit 150 km/h über<br />
afrikanische Pisten. Als die Agenten des nigerianischen<br />
Geheimdienstes den Wagen stellen, wird<br />
der Fahrer halb tot geprügelt und zu Opitz und<br />
Lehmann auf den Rücksitz geworfen.<br />
In Abuja, einer Retortenstadt mitten im<br />
Dschungel, werden sie wieder verhört. „Niemand<br />
fragte uns, was wir drehen wollten. Für<br />
unsere Recherche oder unser Material schien<br />
sich niemand zu interessieren. Das wunderte<br />
uns schon. Es ging immer nur um Asuni und ihre<br />
Organisation.“ Die Nacht verbringen sie wieder<br />
in Geheimdiensthaft mit einer bewaffneten<br />
Wache vor der Tür. Vier Tage werden sie ohne<br />
weitere Verhöre dort festgehalten. „Zum Glück<br />
waren wir die ganze Zeit zusammen“, erklärt<br />
Opitz, und Andy Lehmann ergänzt: „Wir haben<br />
uns in der Zeit alles mögliche erzählt.“<br />
Die Unsicherheit bleibt. Sie wissen nicht,<br />
dass in Köln und Berlin die Drähte heißlaufen.<br />
Obwohl 2Pilots mit „Die Liebe der Kinder“ und<br />
„Dr. Aléman“ gerade zwei Spielfilme dreht, zieht<br />
sich Harry Flöter <strong>als</strong> Krisen-Manager zusammen<br />
mit Produktionskoordinatorin Julia Meyer für die<br />
Zeit aus dem laufenden Geschäft zurück. Politisch<br />
sei es wichtig gewesen, den Fall absolut<br />
heiß zu halten, betont Flöter. Angela Merkel ist<br />
zufällig zur gleichen Zeit auf ihrer Afrika-Tour.<br />
2Pilots versucht, über den MdB Hartwig Fischer<br />
die Dringlichkeit bei der Kanzlerin und den Delegationsmitgliedern<br />
hoch zu halten. Mit Erfolg:<br />
Merkel spricht den Präsidenten der afrikanischen<br />
Union auf den Fall an. Nur die Presse will man<br />
draußen halten. „Der Fall Marco in der Türkei<br />
hat gezeigt, dass öffentlicher Druck auch das<br />
Gegenteil bewirken kann“, so Flöter.<br />
Am Abend des vierten Tages kann der deutsche<br />
Botschafter in Nigeria, Joachim Schmillen,<br />
die Filmemacher endlich mitnehmen. In einem<br />
gepanzerten Mercedes Jeep mit deutscher Standarte<br />
bringt der ehemalige Büroleiter von Joschka<br />
Fischer sie in sein Haus und überlässt ihnen<br />
dort zwei Zimmer. Endlich sind sie außer Gefahr.<br />
So scheint es.<br />
Eine Woche leben Opitz und Lehmann bei<br />
Schmillen und seiner chilenischen Frau. Täglich<br />
rechnen sie damit, endlich eine Ausreisegenehmigung<br />
zu erhalten. Stattdessen müssen sie immer<br />
wieder zum Verhör. In der Zwischenzeit ist<br />
auch Judy Asuni, die Leiterin der NGO, bei der<br />
Opitz und Lehmann zu Gast waren, verhaftet<br />
worden. Bei ihrem dritten Termin beim nigerianischen<br />
Geheimdienst trennt man Opitz und<br />
Lehmann vom deutschen Botschafter, bringt sie<br />
in ein Verhörzimmer und lässt sie und den Botschafter<br />
13 Stunden warten. Gegen Abend legt<br />
man ihnen dann überraschend eine Anklageschrift<br />
vor. Die Vorwürfe: Visumsbetrug und<br />
Spionage. Sechs der Anklagepunkte beziehen<br />
sich auf Opitz und Lehmann, zwei auf Asuni.<br />
Die Höchststrafe beträgt 14 Jahre Gefängnis.<br />
Am nächsten Morgen um acht soll der Prozess<br />
beginnen. „Wir waren völlig geschockt“, erzählt<br />
Opitz. „Wir dachten doch, wir hätten alles schon<br />
hinter uns, dabei ging es gerade erst los.“<br />
Die deutsche Botschaft kümmert sich noch<br />
in der Nacht um nigerianische Anwälte. In einem<br />
Gefängniswagen mit vergitterten Fenstern<br />
werden Opitz und Lehmann am nächsten Morgen<br />
zum Gericht gefahren, wo die nigerianische<br />
Presse sie schon erwartet. „Eine Meute von mindestens<br />
20 Fotografen und zehn Kamerateams<br />
hat uns da empfangen. Wir waren sechs Wochen<br />
das Topthema der nigerianischen Medien.<br />
Zwei deutsche Spione und eine amerikanische<br />
Spionin. Absurd!“ In den darauf folgenden ersten<br />
Prozesstagen bestätigt sich der Verdacht<br />
der beiden Filmemacher. Es geht nicht um sie,<br />
sondern um Judy Asuni. Auch in Nigeria kann<br />
niemand länger <strong>als</strong> sieben Tage ohne Klage in<br />
Haft bleiben. Als man Opitz und Lehmann die<br />
Anklage vorlegt, ist Asuni bereits seit sechseinhalb<br />
Tagen im Gefängnis. „Wir waren nur das<br />
Mittel, um sie weiter festhalten zu können“, so<br />
Opitz. „Wenn es nötig gewesen wäre, hätte<br />
man uns auch mitverurteilt. Als Kollater<strong>als</strong>chaden<br />
sozusagen.“ Als die deutsche Botschaft am<br />
zweiten Prozesstag durch eine Verbalnote der<br />
Bundesrepublik Deutschland hochoffiziell versichert,<br />
den Filmemachern nicht bei einer Flucht<br />
zu helfen, können sie auf Kaution in die Botschaft<br />
zurückkehren. Asuni und ihr mitangeklagter Stellvertreter<br />
bleiben weiter in Haft. In der Botschaft<br />
folgt ein weiterer Schock: Die nicht verhandelbare<br />
Honorarforderung der Anwälte beträgt<br />
60.000 Euro. Die Produktionsfirma 2Pilots<br />
schluckt und bezahlt. „Klar haben wir auch alle<br />
Möglichkeiten für eine Flucht durchgespielt. Aber<br />
Impressum<br />
Herausgeber:<br />
Michael Schmid-Ospach<br />
Chefredakteur:<br />
Rüdiger Bertram<br />
CvD:<br />
Stefanie Hadding<br />
Redaktion:<br />
Oliver Baumgarten,<br />
Katharina Blum, Tanja Güß,<br />
Peter Hanemann (A.R.T.)<br />
Wolfgang Hippe (A.R.T.)<br />
Mitarbeiter<br />
dieser Ausgabe:<br />
Günter Jekubzik, Martin Block,<br />
Reinhard Kleber, Anna Koskoda,<br />
Uwe Mies, Heike Meyer-Döring,<br />
Tatjana Kimmel, Dieter Anschlag<br />
Redaktionsassistenz:<br />
Sonja Steinberg<br />
das ist nicht so einfach. Von Abuja bis zur Grenze<br />
sind es 1.000 Kilometer“, erklärt Flöter, und<br />
Opitz fügt an: „Außerdem wäre das ein Schuldeingeständnis<br />
gewesen. Das wollten wir nicht.“<br />
Viereinhalb Wochen zieht sich die Verhandlung<br />
hin. Den Durchbruch bringt eine deutsche<br />
Wirtschaftsdelegation, mit der auch der Staatssekretär<br />
im Auswärtigen Amt Georg Boomgaarden<br />
einreist. In einem Gespräch mit dem nigerianischen<br />
Präsidenten Yar Adua gelingt ihm die<br />
Lösung. Kurz vor dem Afrika-Gipfel in Berlin liegt<br />
auch Nigeria daran, die deutschen Filmemacher<br />
schnell wieder loszuwerden. Zehn Tage dauert<br />
es dann noch, bis Opitz und Lehmann ausreisen<br />
können. Mit einem gepanzerten Wagen<br />
geht es zum Flughafen. Die Angst fährt mit, dass<br />
der nigerianische Geheimdienst SSS sein eigenes<br />
Spiel spielt. Doch am Flughafen wartet nur<br />
der Justizminister, der sich förmlich entschuldigt<br />
und um ein gemeinsames Abschiedsfoto bittet.<br />
Um 22:30 Uhr erreicht Harry Flöter die erlösende<br />
SMS: „Wir rollen, bis nachher“. Opitz und<br />
Lehmann sind draußen. Auf dem Flughafen in<br />
Berlin warten Freundinnen, Eltern und ihr Produzent<br />
auf die beiden. Alle sind überglücklich.<br />
Zwei Wochen später wird die Anklage gegen<br />
Opitz und Lehmann und die anderen beiden<br />
Angeklagten auch offiziell fallengelassen.<br />
„Die beiden waren ein Kollater<strong>als</strong>chaden im<br />
Fall Asuni“, glaubt auch Flöter im Rückblick. „Wir<br />
haben im Vorfeld versucht, alle Gefahren auszuschließen,<br />
aber mit dem Geheimdienst konnte<br />
niemand rechnen.“ Von den 60.000 Euro Anwaltskosten,<br />
die 2Pilots erst einmal bezahlt hat,<br />
haben bislang der WDR 10.000 Euro und Verdi<br />
20.000 Euro übernommen. Zusätzlich erkannte<br />
die <strong>Filmstiftung</strong> 10.000 Euro <strong>als</strong> Teil der Vorbereitungsförderung<br />
an. Andy Lehmann dreht bereits<br />
wieder, und Florian Opitz denkt darüber<br />
nach, ob er seinen Film noch realisieren kann:<br />
„Wir haben immer noch den Ehrgeiz, etwas über<br />
das Thema zu machen, aber ob wir noch einmal<br />
nach Nigeria reisen, ist eine Frage, die wir noch<br />
nicht abschließend beantworten möchten.“<br />
Dankbar sind sie alle für die Solidarität und das<br />
Backup der Redaktionen und der <strong>Filmstiftung</strong> in<br />
diesen Tagen: „Daher ein Riesendankeschön an<br />
Sabine Rollberg von Arte, Renate Stegmüller vom<br />
BR, Jutta Krug vom WDR, Susanna Felgener von<br />
der <strong>Filmstiftung</strong> NRW und Inez Kühn von Verdi,<br />
um nur einige von vielen zu nennen, die uns auch<br />
hier in NRW geholfen haben.“<br />
Gestaltung/Layout:<br />
inrhein, düsseldorf,<br />
alfred friese<br />
Titel:<br />
„Hope“, Foto: Pandora<br />
Redaktionsschluss:<br />
1. Dezember 2007<br />
Anzeigenbetreuung:<br />
Sonja Steinberg<br />
Tel. (0211) 9305024<br />
Anzeigenschluss<br />
für die nächste Ausgabe:<br />
20. Januar 2007<br />
Der newsletter ist kostenlos<br />
und kann bei der <strong>Filmstiftung</strong><br />
NRW wahlweise <strong>als</strong> Print-<br />
Version oder <strong>als</strong> <strong>PDF</strong> abonniert<br />
werden. Sobald das <strong>PDF</strong> zum<br />
Download zur Verfügung steht,<br />
werden Sie per Mail informiert.<br />
Die Berücksichtigung von<br />
Terminen richtet sich<br />
nach dem Erscheinen des<br />
Newsletters im Internet.<br />
Das kann leider dazu führen,<br />
dass Termine bereits überholt<br />
sind, wenn die Druckausgabe<br />
des Newsletter ausgeliefert<br />
wird, bietet aber die größtmögliche<br />
Aktualität für die<br />
Download-Nutzer. Wir bitten<br />
dafür um Verständnis.<br />
Danke an alle Produzenten,<br />
Sender & Verleiher für<br />
ihre Unterstützung und die Bilder<br />
zu ihren Filmen.<br />
Tel.: (0211) 93 05 00<br />
Fax: (0211) 93 05 085<br />
Kaistraße 14<br />
D – 40221 Düsseldorf<br />
newsletter@filmstiftung.de<br />
Lost in Nigeria – newsletter 7/2007 23
Noch bis Mitte Dezember dreht Sandra Nettelbeck in Vancouver ihren neuen Film „Helen“.<br />
Die Hauptrollen spielen Ashley Judd und Goran Visnjic. Am Rande der Dreharbeiten besuchte<br />
Dieter Anschlag die Produktion an der Westküste Kanadas.<br />
Das Opus-Hotel im angesagten Stadtteil Yaletown<br />
von Vancouver: Frühstückstermin<br />
mit Sandra Nettelbeck. Die deutsche Autorin<br />
und Regisseurin, die mit „Bella Martha“ einen<br />
großen internationalen Kinoerfolg feierte, arbeitet<br />
in der Metropole der westkanadischen<br />
Provinz British Columbia an ihrem neuen Werk<br />
„Helen“. Seit dem 10. Oktober sind die Dreharbeiten<br />
im Gang und fordern volle Konzentration.<br />
Für Erkundungen im angesagten Szeneviertel<br />
bleibt wenig Raum. Vancouver hat sich<br />
in den vergangenen 20 Jahren zu einem Zentrum<br />
der nordamerikanischen Filmindustrie entwickelt<br />
und sich den Beinamen „Nord-Hollywood“<br />
erarbeitet.<br />
Als die Regisseurin ihre Bestellung ordert,<br />
ist die Kellnerin verwirrt. „Sie wollen das Crêpe-Sandwich,<br />
aber ohne Crêpe?“, fragt sie. „Ja“,<br />
antwortet Nettelbeck, „statt des Crêpe nehme<br />
ich Toast.“ Die Kellnerin zögert, so <strong>als</strong> habe sie<br />
sich verhört. An Nettelbecks Englisch kann es<br />
nicht liegen, es ist perfekt, die gebürtige Hamburgerin<br />
lebt teilweise in den USA, hat in San<br />
Francisco studiert. „Die Küche weiß Bescheid,<br />
ich habe das hier schon oft bestellt“, erklärt sie<br />
der Kellnerin, die offenbar neu ist. Als sie das<br />
Frühstück bringt, ist alles wie gewünscht. Schinken,<br />
Tomate, Spinat und Ei in einer speziellen<br />
Zubereitung auf Toast.<br />
24<br />
Ein Besuch bei Sandra Nettelbeck<br />
Frühstück in Vancouver<br />
VON DIETER ANSCHLAG<br />
Sandra Nettelbeck ist eine Frau und eine Regisseurin<br />
mit klaren Vorstellungen. Das bestätigen<br />
– mit großem Respekt – auch die beiden<br />
Hauptdarsteller ihres neuen Films, Ashley Judd<br />
(„Heat“, „Die Jury“) und Goran Visnjic („E.R.“,<br />
„Welcome to Sarajevo“). „Sie hat ein unheimliches<br />
Auge für Details. Sie achtet bei der Bildkomposition<br />
auf die kleinsten Kleinigkeiten und<br />
lässt keine Abweichungen durchgehen“, so<br />
Ashley Judd in einem Interview über die Dreharbeiten.<br />
„Sandra weiß wirklich ganz genau,<br />
was sie will“, erzählt auch Goran Visnjic, „wenn<br />
du bei ihr ans Set kommst, dann gibt es da keine<br />
Situation nach dem Motto: ‘Oh, wie sollen<br />
wir das jetzt mal machen?‘ Sie ist für jede Szene<br />
perfekt vorbereitet.“<br />
Das liegt daran, dass die<br />
Regisseurin Nettelbeck auch<br />
die Autorin ihrer Filme ist. „Ich<br />
bleibe“, erläutert die 41-Jährige,<br />
„beim Drehen immer<br />
sehr genau am Drehbuch.<br />
Dialoge sind für mich wie Musik,<br />
jedes Wort ist genau überlegt,<br />
und jede Abweichung<br />
verändert die Melodie.“ Insofern<br />
siegt im Fall des Falles fast<br />
immer die Autorin Nettelbeck<br />
über die Regisseurin Nettel-<br />
beck. Das Buch zu „Helen“ hat eine rund achtjährige<br />
Geschichte. Die erste Fassung stammt<br />
noch aus Zeiten vor „Bella Martha“, das ursprüngliche<br />
Treatment entstand mit einer Förderung<br />
der <strong>Filmstiftung</strong> NRW. Das Budget für<br />
die Produktion von „Helen“ beläuft sich nun auf<br />
umgerechnet etwa 4,2 Millionen Euro. Die <strong>Filmstiftung</strong><br />
NRW unterstützt das Projekt mit<br />
450.000 Euro, weiteres deutsches Fördergeld<br />
kommt aus dem DFFF (250.000) und von der<br />
FFA (200.000). Produziert wird „Helen“ gemeinsam<br />
von der deutschen Firma Egoli Tossell und<br />
den kanadischen Partnern Insight Film Studios,<br />
The Little Film Company und Aramid Entertainment.<br />
Die Kanadier steuern insgesamt 45 Pro-<br />
Drehort Vancouver (oben) und Ashley Judd mit Regisseurin Sandra<br />
Nettelbeck (rechts), Fotos: <strong>Filmstiftung</strong> und Egoli Tossell Film<br />
newsletter 7/2007 – Setbericht<br />
zent der Finanzierung bei. „Ohne diese Art der<br />
Koproduktion hätten wir ein solches Projekt gar<br />
nicht realisieren können“, sagt Judy Tossell, deren<br />
Kontakt zu Sandra Nettelbeck 2005 bei den<br />
Filmfestspielen in Cannes zustande kam.<br />
In „Helen“, dem englischsprachigen Spielfilmdebüt<br />
der deutschen Autorin und Regisseurin,<br />
geht es um eine nach außen hin glücklich<br />
erscheinende Frau. Doch ihr Leben und das ihrer<br />
Familie drohen von einer Krankheit zerstört<br />
zu werden: Helen, Musikprofessorin und Mutter<br />
einer Tochter, leidet an klinischer Depression.<br />
Bei diesem Leiden handelt es sich um eine<br />
unter Umständen lebensbedrohliche Krankheit,<br />
die von der Umwelt oft weder erkannt noch<br />
ernst genommen wird. Tatsächlich sind Betroffene<br />
nicht unglücklich, sondern krank – und um<br />
diese Unterscheidung geht es bei „Helen“ unter<br />
anderem.<br />
„Helen“ ist ein sehr persönlicher Film von<br />
Sandra Nettelbeck, denn sie hat in ihrem engen<br />
Bekanntenkreis Erfahrungen gemacht mit der<br />
Krankheit. Darum ist ihr das Thema ein großes<br />
Anliegen, und deshalb sagt sie: „Ich hoffe, dass<br />
der Film hilft.“ Die Regisseurin ist sich bewusst,<br />
dass sie sich nun das vielleicht typisch deutsche<br />
Etikett vom „Problemfilm“ einhandeln könnte,<br />
deshalb ergänzt sie im selben Atemzug: „Gleichzeitig<br />
weiß ich natürlich, dass man mit solch einem<br />
Ansatz kein Kino macht. Kino macht man,<br />
wenn man eine gute Geschichte gut erzählt.<br />
Und ich glaube, dass ‘Helen’ eine gute Geschichte<br />
ist, einerseits eine Liebesgeschichte und<br />
zugleich, wie eigentlich alle meine Filme, auch<br />
die Geschichte einer Familie, über Helen und ihren<br />
Mann David, über Mutter und Tochter, über<br />
Tochter und Stiefvater.“<br />
„Helen“ ist auch für Ashley Judd ein höchst<br />
persönlicher Film. Die Hollywood-Schauspielerin<br />
steht dazu, dass sie sich selbst wegen starker<br />
Depressionen hat behandeln lassen. Anfang<br />
vorigen Jahres unterzog sie sich einer rund<br />
sechswöchigen Psychotherapie. Dass Ashley<br />
Judd das Drehbuch von Sandra Nettelbeck in<br />
die Hände bekam, war eher Zufall. Als sie es las,<br />
habe es sie „emotional so mitgerissen“, dass sie<br />
die Rolle der Helen unbedingt haben wollte, erzählt<br />
sie, und das schrieb sie in einem Brief an<br />
Sandra Nettelbeck. Zu diesem Zeitpunkt war für<br />
die Hauptrolle eigentlich schon „Akte X“-Star<br />
Gillian Anderson besetzt, deren definitive Zusage<br />
jedoch auf sich warten ließ, bis sie wenige<br />
Wochen vor Drehbeginn wegen eines zweiten<br />
„Akte X“-Kinofilms absagte. Und so fuhr<br />
Ashley Judd nach Vancouver, und zwar, wie sie<br />
sagt, in dem Bewusstsein: „Dies ist die Rolle meines<br />
Lebens, ja, es ist meine Berufung, das ist für<br />
mich persönlich ein ganz entscheidender Film.“<br />
Und die Regisseurin weiß auch um den außergewöhnlichen<br />
Einsatz ihrer Hauptdarstellerin:<br />
„Ashley hat keine Angst, mit dem Thema<br />
Depression umzugehen. Ihre eigene Erfahrung<br />
mit solchen Zuständen, mit solch einer Krankheit,<br />
hat es ihr ermöglicht, Helen auf eine Weise<br />
darzustellen, die sehr, sehr intensiv ist. Ich habe<br />
mit Hilfe von Ashley zum ersten Mal bei einem<br />
Film auch Improvisationen inszeniert, denn<br />
die innere Stimme der Depression, die wir hier<br />
hörbar machen wollen, ist etwas höchst Persönliches<br />
und lässt sich tatsächlich nicht authentisch<br />
scripten. Ashley bringt sich weit über das in den<br />
Film ein, was man normalerweise <strong>als</strong> Schauspieler<br />
tut. Das ist ein großes Geschenk.“<br />
Die Uraufführung von „Helen“ ist für September<br />
2008 beim Internationalen Filmfestival<br />
in Toronto geplant.
Tannöd<br />
Komplett in der Eifel realisiert die schweizer Regisseurin<br />
Bettina Oberli ab März ihre Adaption<br />
des Krimi-Bestsellers „Tannöd“ von Andrea<br />
Maria Schenkel. Das Drehbuch über<br />
den brutalen Mord an einer ganzen Familie auf<br />
einem abgelegenen Bauernhof hat Oberli gemeinsam<br />
mit Petra Lüschow verfasst. Bei<br />
den Bildern verlässt sich Oberli auf Kameramann<br />
Stéphane Kuthy, mit dem sie schon in der<br />
Vergangenheit zusammen gearbeitet hat. Als<br />
Produzenten zeichnen Hajo Emons und Kristina<br />
Löbbert von der Wüste Film West<br />
für das Projekt verantwortlich. Die Besetzungsvorschläge<br />
liefert Ritter Casting.<br />
Wüste Film West,<br />
Tel. (0221) 5105067;<br />
wueste@wueste-film-west.de<br />
Within the<br />
Whirlwind<br />
Die Sowjetunion in den 30er Jahren: Eugenia<br />
Ginzburg ist Professorin, überzeugte Kommunistin<br />
und Mitglied der KPdSU. Doch die erste<br />
stalinistische Säuberungswelle beendet jäh ihr<br />
vertrautes Leben im Kreis ihrer Familie. Erst erhält<br />
sie Berufsverbot, dann wird sie aus der Partei<br />
ausgeschlossen, verhaftet und zu zehn Jahren<br />
Lagerhaft verurteilt. Sie landet in Sibirien,<br />
wo sie in einem Steinbruch arbeiten muss.<br />
Die Kölner Tatfilm produziert das Drama<br />
„Within the Whirlwind“ mit Emily<br />
Watson und Tobias Moretti in den Hauptrollen.<br />
Ab Januar bis März 2008 dreht Regisseurin<br />
und Oscar-Preisträgerin Marleen Gorris<br />
(„Antonias Welt“) den Kinofilm nach einem<br />
Buch von Nancy Larson und Wojciech Gajewicz<br />
teilweise in NRW. Produzentin Christine<br />
Ruppert arbeitet dabei mit Piotr Mularuk<br />
und Vincent Macheras <strong>als</strong> Koproduzenten<br />
zusammen. Das Projekt ist mit einem Budget<br />
von 5,5 Millionen Euro veranschlagt. Alamode<br />
Film steht bereits <strong>als</strong> Verleih fest.<br />
Tatfilm, Tel. (0221) 33000;<br />
info@tatfilm.de<br />
Robbi, Tobbi und<br />
das Fliewatüüt<br />
Es kann fliegen, schwimmen und fahren und<br />
das alles mit Himbeersirup. Erfunden hat das<br />
Wundergefährt der achtjährige Tobbi. Mit seinem<br />
neuen Freund, dem Roboter Robbi, begibt<br />
er sich mit dem Fliewatüüt auf eine abenteuerliche<br />
Reise.<br />
Gut 35 Jahre nach der Verfilmung für den<br />
WDR <strong>als</strong> Vierteiler bringen die Berliner<br />
Box!Film und der Kölner Koproduzent MMC<br />
Independent den Kinderbuchklassiker<br />
„Robbi, Tobbi und das Fliewatüüt“ auf<br />
die große Kinoleinwand. Der Film basiert auf einem<br />
Drehbuch von Marion Nawrath und<br />
Bob Konrad. Regie führt der Österreicher<br />
Wolfgang Murnberger, der bereits mit „Lapislazuli“<br />
Kinderfilmerfahrung gesammelt hat.<br />
Als Darsteller steht bisher Andreas Schmidt<br />
fest. Die Dreharbeiten finden im Frühjahr 2008<br />
zum größten Teil in den Kölner MMC Studios<br />
statt. Die Kamera wird dann Peter von Haller<br />
führen. Als Verleih ist Kinowelt an Bord.<br />
MMC Independent, Tel. (0221)<br />
2503552; bastie.griese@mmc.de<br />
Der Vorleser<br />
Nicole Kidman, David Kross und Ralph<br />
Fiennes spielen die Hauptrollen in Stephen<br />
Daldrys Verfilmung von Bernhard Schlinks<br />
Bestseller „Der Vorleser“. Kidman, Daldry und<br />
Drehbuchautor David Hare bildeten schon bei<br />
„The Hours“ ein erfolgreiches Team und setzen<br />
ihre Zusammenarbeit nun auch in <strong>Nordrhein</strong>-<br />
<strong>Westfalen</strong> fort, wo im Frühjahr 2008 Teile von<br />
„Der Vorleser“ gedreht werden. Derzeit befindet<br />
sich die Produktion auf der Suche nach geeigneten<br />
Locations. Produziert wird das Drama von<br />
der Kölner Central Scope NRW in Kooperation<br />
mit der Bonner Senfkorn Film, Neunte<br />
Babelsberg Film sowie Mirage und The<br />
Weinstein Company. Weitere Drehorte sind<br />
Berlin und New York. Senator Film Verleih<br />
bringt „Der Vorleser“ in die Kinos.<br />
Michael Simon de Normier<br />
Tel. (0228) 18467880;<br />
dialog@senfkornfilm.de<br />
Abschiede und<br />
andere<br />
Schwierigkeiten<br />
Die penibel gepflegte Alltagsroutine des Oldtimer-Mechanikers<br />
Hannes Köhler (Fritz Karl)<br />
gerät außer Kontrolle, <strong>als</strong> seine Schwester Esther<br />
(Elena Uhlig) ihm in einer Notlage seine beiden<br />
Neffen aufs Auge drückt. Aber nicht nur<br />
die beiden Jungs, sondern auch die plötzliche<br />
Interessensgemeinschaft mit seiner Nachbarin<br />
Lilli (Tina Ruland), einer allein erziehenden<br />
Mutter, ist Schuld, dass der Kotzbrocken Hannes<br />
sein Herz entdeckt. Michael Kreindl setzt<br />
die TV-Komödie „Abschiede und andere<br />
Schwierigkeiten“ nach einem Drehbuch von<br />
Stefan Kuhlmann Mitte Februar bis Mitte<br />
März 2008 in Köln und Umgebung in Szene.<br />
Der Film der Produzentinnen Elke Ried und<br />
Tanja Ziegler von Zieglerfilm entsteht im<br />
Auftrag von ARD/Degeto (Redaktion: Renate<br />
Michel).<br />
Zieglerfilm Köln, Tel. (0221) 2727260;<br />
mail@zieglerfilmkoeln.de<br />
The Palermo<br />
Shooting<br />
Mitte November hat Wim Wenders den Dreh<br />
zu seinem neuen Kinofilm „The Palermo<br />
Shooting“ abgeschlossen. Die Dreharbeiten<br />
führten ihn erstmalig in seine Heimatstadt Düsseldorf,<br />
bevor er und sein Team anschließend<br />
nach Sizilien weiter zogen. Die Hauptrolle des<br />
Kinofilms spielt Campino, der Düsseldorfer<br />
Frontmann der Toten Hosen. In weiteren Rollen<br />
stehen u.a. Dennis Hopper, Lou Reed,<br />
Patti Smith, Udo Samel, Inga Busch und<br />
Jana Pallaske vor der Kamera von Franz<br />
Lustig. „The Palermo Shooting“ ist eine Produktion<br />
von Wenders Images in Zusammenarbeit<br />
mit ZDF, Arte und Pictorion Das<br />
Werk. Wim Wenders produziert den existenziellen<br />
Thriller gemeinsam mit Gian-Piero Ringel.<br />
Den deutschen Vertrieb übernimmt Senator<br />
Film, den Weltvertrieb HanWay. Der Film<br />
soll nächstes Jahr in die Kinos kommen.<br />
Wenders Images,<br />
Tel. (030) 47984882;<br />
berlin@thepalermoshooting.de<br />
NRW-Ministerpräsident Jürgen Rüttgers am Set von den „Buddenbrooks“. Vorn v.l. Heinrich Breloer,<br />
Jürgen Rüttgers, Barbara Buhl (WDR), Filmarchitekt Götz Weidner, Verena Kulenkampff (WDR) und<br />
<strong>Filmstiftung</strong>schef Michael Schmid-Ospach. Foto: WDR/Klaus Görgen<br />
Buddenbrooks und Tatort<br />
Dieser Film „von einiger Größe“ macht schon<br />
vor seiner Fertigstellung neugierig, und so besuchte<br />
nicht nur Kulturstaatsminister Bernd<br />
Neumann das Kölner Set von Heinrich Breloers<br />
„Die Buddenbrooks – Ein Geschäft von<br />
einiger Größe“, sondern nur zwei Tage später<br />
auch NRW-Ministerpräsident Jürgen Rüttgers.<br />
Der Besuch lohnte sich allemal, denn bis<br />
zum Drehschluss am 12. November gab es in<br />
den MMC-Studios eines der eindrucksvollsten<br />
Sets (Ausstattung: Götz Weidner) zu bestaunen,<br />
das in NRW je gebaut wurde. Für die Dreharbeiten<br />
wurden nicht nur einzelne Räume, sondern<br />
das komplette dreistöckige Buddenbrook-<br />
Gebäude in die Studiohalle gebaut, für das Armin<br />
Mueller-Stahl die Note „Hollywood<br />
plus“ vergab. Mueller-Stahl spielt den Konsul,<br />
Iris Berben die Konsulin. Die Kinder verkörpern<br />
Jessica Schwarz (Tony), August<br />
Diehl (Christian) und Mark Waschke (Thomas).<br />
Die Adaption von Thomas Manns Roman<br />
schrieb Breloer gemeinsam mit Horst Kö-<br />
Dust of Time<br />
Theo Angelopoulos dreht seinen neuen Film<br />
mit Starbesetzung auch in NRW: Michel Piccoli,<br />
Willem Dafoe, Irène Jacob und Bruno<br />
Ganz stehen bereits seit dem 18. November<br />
vor der Kamera von Andreas Sinanos für<br />
das Drama „Dust of Time“.<br />
Der Regisseur, der auch das Buch geschrieben<br />
hat, nimmt die ersten Aufnahmen in Thessaloniki,<br />
Russland, Kasachstan und Rom auf. Am<br />
15. Januar 2008 wechselt das Team nach<br />
Deutschland, wo noch bis zum 17. Februar in<br />
Berlin, Köln, Bonn und auf Schloss Eller in Düsseldorf<br />
gedreht wird. Dazu wird in Köln eigens<br />
eine Bar zu einem New Yorker Treffpunkt im Jahr<br />
1974 umgebaut.<br />
In dem Film, der die Lebensgeschichten der<br />
griechischen Flüchtlinge Eleni (Jacob) und Spyros<br />
(Piccoli), ihres Sohnes (Dafoe) und ihrer En-<br />
nigstein. Die Kamera führt Gernot Roll. Bavaria<br />
Film (Produzentin: Uschi Reich) und<br />
Colonia Media (Winka Wulff) produzieren<br />
das mit 16 Millionen Euro veranschlagte Projekt<br />
in Koproduktion mit FilmInterest sowie dem<br />
WDR (Redaktion: Barbara Buhl), NDR,<br />
SWR, BR, Degeto und Arte. Die „Buddenbrooks“<br />
kommen am 25. Dezember 2008 im<br />
Verleih von Warner Bros. in die deutschen Kinos.<br />
Danach läuft der Film <strong>als</strong> Zweiteiler in der<br />
ARD.<br />
Noch bis zum 12. Dezember dreht die Colonia<br />
Media in NRW den neuen Münster-Tatort<br />
„Krumme Hunde“ (AT) mit Axel Prahl<br />
<strong>als</strong> Kommissar Thiel und Jan Josef Liefers <strong>als</strong><br />
Gerichtsmediziner Prof. Boerne. Regisseur Manfred<br />
Stelzer verfilmt das Drehbuch von Stefan<br />
Cantz und Jan Hinter in Münster, Köln<br />
und Umgebung. Anke Krause zeichnet <strong>als</strong><br />
Redakteurin, Sonja Goslicki <strong>als</strong> Produzentin<br />
verantwortlich.<br />
Colonia Media, Tel. (0221) 9514040;<br />
coloniamedia@coloniamedia.de<br />
keltochter erzählt, spiegeln sich die politischen<br />
und sozialen Ereignisse des 20. Jahrhunderts.<br />
Kurz nach dem Mauerfall 1989 kommt die Familie<br />
in dem wieder vereinten Berlin zusammen.<br />
Eleni und Spyros, die in den letzten Jahrzehnten<br />
in New York wohnten, wollen ihren Lebensabend<br />
in Griechenland verbringen. In Berlin, der<br />
Stadt, in der sie vor 50 Jahren dramatisch getrennt<br />
wurden, wollen sie ihren Sohn treffen.<br />
Die Athener Theo Angelopoulos Film Productions<br />
produziert das Werk mit einem Budget<br />
von 8,3 Millionen Euro gemeinsam mit<br />
Amadeo Pagani von Classic Srl und Claudia<br />
Pöpsel von der Kölner Lichtmeer Film.<br />
nfp marketing distribution soll den Film<br />
anschließend in die Kinos bringen.<br />
Lichtmeer Film, Tel. (0221) 12094891;<br />
kontakt@lichtmeer.de<br />
Dreharbeiten – newsletter 7/2007 25
20:15 Film- und<br />
Fernsehproduktion<br />
Im Frühjahr 2008 dreht die 20:15 Filmproduktion<br />
den TV-Thriller „12 Winter“ mit einem<br />
Budget von 2,2 Millionen Euro im Auftrag<br />
des WDR (Redaktion: Michael André). Regie<br />
führt Thomas Stiller nach einem Drehbuch<br />
von Holger Karsten Schmidt. Der<br />
Film erzählt die wahre Geschichte zweier genialer<br />
Bankräuber, die zwölf Winter lang die Polizei<br />
in Atem halten. Die Besetzer kümmern<br />
sich um das Casting.<br />
„2 Tage Leben“ ist der Titel eines weiteren<br />
TV-Films, der vom 23. Oktober bis 26. November<br />
in Köln und Umgebung entstand. Die<br />
20:15 Filmproduktion realisiert den Thriller im<br />
Auftrag von Sat.1 (Redaktion: Kerstin Wiedé).<br />
Regie führt Robert Pejo nach einem<br />
Buch von Thomas Stiller. Darin erzählt er von<br />
einem Hotelkoch, dessen Tochter entführt wird.<br />
Die Kidnapper drohen, das Mädchen zu töten,<br />
wenn ihr Vater nicht Gift ins Essen des russischen<br />
Energieministers Sokurov mischt, der Gast<br />
des Hotels ist. Für die Bilder sorgte Kameramann<br />
Christof Wahl. Die Hauptrollen spielen René<br />
Steinke, Sophie Schütt, Iris Boehm,<br />
Ralph Herforth, Tim Sander und Christian<br />
Kahrmann. Hinter beiden Produktionen<br />
stehen die Produzenten Bettina Brokemper<br />
und Martin Zimmermann.<br />
20:15 Film- und Fernsehproduktion,<br />
Tel. (0221) 48490880;<br />
info@2015-film.de<br />
Cologne Film<br />
Mit den Vorfällen am Georg Büchner-Gymnasium<br />
in Köln-Weiden Mitte November erhält die<br />
neue Produktion der Kölner Cologne Film aktuelle<br />
Brisanz: Vom 29. Januar bis zum 29. Februar<br />
dreht Regisseurin Nicole Weegmann<br />
das TV-Drama „Outta Control“ im Auftrag<br />
des WDR (Redaktion: Alexander Wesemann)<br />
in Köln. Im Mittelpunkt der Geschichte,<br />
zu der Eva und Volker A. Zahn das Drehbuch<br />
verfasst haben, steht der 17-jährige Gymnasiast<br />
und Hobby-Rapper Oliver, der aus Versehen<br />
einen seiner drastischen Songtexte in der<br />
Schule liegen lässt. Damit beginnt für ihn ein<br />
Albtraum, denn in seinem Song schildert er ein<br />
Schulmassaker. Aus Angst, einen potenziellen<br />
Amokläufer im Haus zu haben, informiert der<br />
Schulleiter die Polizei. Produzentin Micha Terjung<br />
hat für das Casting Die Besetzer, Iris<br />
Baumüller-Michel und Marc Schötteldreier,<br />
beauftragt.<br />
Am 26. November fiel die letzte Klappe zum<br />
neuen „Wilsberg – Interne Affären“, der<br />
in Köln, Münster und Umgebung gedreht wurde.<br />
Kommissarin Anna Springer (Rita Russek)<br />
steht diesmal Ärger ins Haus. Nicht nur wird ihr<br />
von oben die neue Assistentin Carola Sonntag<br />
(Katharina Wackernagel) vor die Nase gesetzt,<br />
es stirbt auch eine junge Polizistin durch<br />
einen mysteriösen Autounfall. Das bewährte Ensemble<br />
aus Leonard Lansink, Oliver Korittke<br />
und Ina Paule Klinke stand für den<br />
neuen Fall vor der Kamera von Ralf Netzer.<br />
Regie führt Catharina Deus nach einem Buch<br />
von Ulli Stephan. Cologne Film (Producer:<br />
Anton Moho) erstellt den Krimi im Auftrag<br />
des ZDF (Redaktion: Martin R. Neumann).<br />
Cologne Film, Tel. (0221) 9347080;<br />
info@colognefilm.de<br />
26<br />
Moving the Arts<br />
Atom Egoyan, Hal Hartley, Christian<br />
Petzold, Julio Medem, Laetitia Masson<br />
und Jia Zhang-ke sind die Regisseure, die sich<br />
bei „Moving the Arts“ auf einen Dialog mit<br />
sechs Kunstvisionen der Postmoderne einlassen.<br />
Cine plus Köln und cine plus Media Service<br />
stehen hinter dem Projekt, das in Zusammenarbeit<br />
mit WDR/Arte (Redaktion: Sabine<br />
Rollberg) realisiert werden soll. Die Dreharbeiten,<br />
die in Düsseldorf, Berlin, Paris, New<br />
York, Barcelona und China stattfinden sollen,<br />
haben sich auf Frühjahr 2008 verschoben. Als<br />
Produzent verantwortet Jörg Schulze den Kinofilm<br />
(Budget: 2,8 Millionen Euro). Die Darsteller<br />
der Kurzfilme sind u.a. Sabine Timoteo,<br />
Hanns Zischler, Matthias Schweighöfer,<br />
Jasmin Tabatabai, Arsinée Khanjian,<br />
Carmelo Gómez und Nancho Novo.<br />
Für die Bilder sorgen die Kameramänner Anthony<br />
Dod Mantle, Vladimir Subotic,<br />
Hans Fromm, Mario Montero, Antoine<br />
Héberlé und Nelson Yu Lik-wai. Zorro<br />
Film bringt in Kooperation mit Jetfilm den Episodenfilm<br />
in die deutschen Kinos (Weltvertrieb:<br />
Bavaria International).<br />
cine plus Köln, Tel. (0221) 50003060;<br />
joerg.schulze@cine-plus.de<br />
33 Szenen<br />
Zum Jahreswechsel finden die letzten Dreharbeiten<br />
zu Malgorzata Szumowskas (Buch<br />
und Regie) Drama „33 Szenen“ in Köln statt.<br />
Bereits im Sommer wurde ein Großteil des Films<br />
in Polen abgedreht. Hauptdarstellerin Julia<br />
Jentsch spielt eine Frau, der innerhalb eines<br />
Jahres so viele Schicks<strong>als</strong>schläge passieren wie<br />
anderen in ihrem ganzen Leben nicht. Dennoch<br />
lässt sie sich nicht unterkriegen und entwickel<br />
ihre eigene Überlebensstrategie. Pandora<br />
Film (Produzent: Raimond Goebel) arbeitet<br />
mit der Warschauer STI Filmowe (Teresa<br />
Dvorzicka) <strong>als</strong> Koproduzenten zusammen.<br />
Die Produktion verfügt über ein Budget von 1,1<br />
Millionen Euro. Als weitere Darsteller stehen Peter<br />
Gantzler, Malgorzata Haewska, Andrej<br />
Hudziak, Maciej Sthur, Rafal Makkowiak<br />
und Izabela Kuna vor der Kamera<br />
von Michal Englert. Als Sender sind<br />
ZDF/Arte an dem Film beteiligt, den Real Fiction<br />
ins Kino bringen soll.<br />
Pandora, Tel. (0221) 973320;<br />
info@pandorafilm.com<br />
Dr. Alemán<br />
Mit letzten Aufnahmen in Köln und Kolumbien<br />
enden im Dezember die Dreharbeiten für den<br />
Kinofilm „Dr. Alemán“ mit August Diehl<br />
in der Hauptrolle. 2 Pilots Film und die Produzenten<br />
Harry Flöter und Jörg Siepmann<br />
planen, den Film zur Berlinale fertig zu stellen.<br />
Regisseur Tom Schreiber inszeniert mit Hilfe<br />
von Kameramann Olaf Hirschberg das<br />
Drehbuch von Oliver Keidel über den Medizinstudenten<br />
Marc (Diehl), der in Kolumbien<br />
das Abenteuer sucht und schließlich <strong>als</strong> Dr. Alemán<br />
in einem Slum landet. 1,9 Millionen Euro<br />
stehen der Produktion zur Verfügung, die in Koproduktion<br />
mit dem BR (Redaktion: Birgit<br />
Metz) entsteht. Zorro Film soll den Film in<br />
die Kinos bringen.<br />
2 Pilots, Tel. (0221) 9130153;<br />
joerg@2pilots.de<br />
Geförderte Kinofilme der <strong>Filmstiftung</strong><br />
Mit besten Emp<br />
Rubljovka –<br />
Straße zur<br />
Glückseligkeit<br />
Kinostart: 13. Dezember<br />
Verleih: GMfilms<br />
Rubljovo-Uspenskoje, im Volksmund<br />
Rubljovka genannt, ist die<br />
Chaussee, die von Moskau geradewegs<br />
in die Provinz führt. Entlang dieser Straße<br />
hatten schon im Zarenreich und in<br />
der Sowjetunion die Reichen und Mächtigen<br />
ihre Behausungen. Später rückten<br />
die Oligarchen nach, und jetzt hat neben<br />
Ölmilliardären auch das Showbiz an<br />
der Rubljovka Fuß gefasst. Immer höher<br />
steigen die Preise für die letzten freien<br />
Grundstücke, brutal und unlauter werden<br />
die weniger betuchten Alteingesessenen<br />
vertrieben.<br />
Die Geschichte einer Straße <strong>als</strong> Spiegel<br />
der Verhältnisse Russlands über die<br />
Systeme hinweg erzählt diese <strong>Dokument</strong>ation<br />
in ungeschönter Deutlichkeit. Filmautorin<br />
Irene Langeman („Die Martins-<br />
Passion“), im sibirischen Issilkul geboren,<br />
drehte mit einem russischen Team vor<br />
Ort; oftm<strong>als</strong> mit versteckter Kamera.<br />
Die<br />
Unerzogenen<br />
Kinostart: 27. Dezember<br />
Verleih: Real Fiction Filmverleih<br />
Es stimmt etwas nicht zwischen Stevie<br />
und ihrer Mutter Lily. Die Beiden<br />
sind unterwegs, das Mädchen hofft auf<br />
Flucht und Neubeginn. Tatsächlich endet<br />
die Fahrt in den Armen von Axel, der<br />
einige Zeit im Knast verbracht hat. Lily<br />
und Axel sind eben keineswegs die Eltern,<br />
die Stevie sich erträumt. Axel (Birol<br />
Ünel) handelt mit Drogen, Lily (Pascale<br />
Schiller) feiert am liebsten Partys,<br />
und im Garten lungern zwei Kumpels,<br />
die nur von Bier zu leben scheinen. In<br />
der Schule wird Stevie wegen der Familienverhältnisse<br />
gehänselt. Immer energischer<br />
schafft sie sich ihre eigenen<br />
Fluchträume.<br />
Mühsam ist der Weg zur Selbstfindung,<br />
wenn eine Pubertierende von bür-<br />
newsletter 7/2007 – Dreharbeiten / Filmvorschau<br />
Denn trotz umständlicher und extrem restriktiver<br />
Drehgenehmigungen durch Geheimdienst,<br />
föderalen Sicherheitsdienst<br />
und Verkehrspolizei wurden die Arbeiten<br />
immer wieder sabotiert. Aber<br />
manchmal bewirken ein ehrliches Anliegen<br />
und eine Flasche französischen Cognacs<br />
eben doch mehr <strong>als</strong> die Macht<br />
von Geld und Bürokratie.<br />
Deutschland 2007<br />
Regie: Irene Langemann; Buch: Irene Langemann;<br />
Produktion: Lichtfilm in Koproduktion<br />
mit RBB und WDR in Zusammenarbeit<br />
mit Arte und ZDF;<br />
www.rubljovka.de<br />
gerlicher Sicherheit träumt, die Eltern<br />
aber in schalen Träumen von Freiheit,<br />
Abenteuer und ewiger Jugend versumpfen.<br />
Frei nach eigenen Jugenderlebnissen<br />
realisierte Filmautorin Pia Marais an<br />
Schauplätzen in Köln, Brüssel und Umgebung<br />
eine intensive Entwicklungsgeschichte,<br />
die dem ausgewalzten Spaßfaktor<br />
anderer Coming-of-Age-Stories<br />
mit sperriger Bitterkeit begegnet. Die<br />
Welt steht eben keineswegs offen, wenn<br />
man 14 ist und am Zipfel der Eltern<br />
hängt. Die raue Bildsprache mit ihren verstörenden<br />
Jump Cuts und die einfühlsam<br />
geführte Hauptdarstellerin Ceci Schmitz-<br />
Chuh trugen wesentlich dazu bei, dass<br />
„Die Unerzogenen“ schon zu rund 30<br />
Festiv<strong>als</strong> eingeladen wurde und im Frühjahr<br />
2007 in Rotterdam mit dem Tiger<br />
Award prämiert wurde.<br />
Deutschland 2006<br />
Regie: Pia Marais; Buch: Pia Marais, Horst<br />
Markgraf; Produktion: Pandora Film Produktion<br />
in Koproduktion mit WDR und<br />
SWR; www.dieunerzogenen.de
NRW<br />
fehlungen<br />
Kleiner Dodo<br />
Kinostart: 1. Januar<br />
Verleih: Warner Bros. Pictures Germany<br />
Der kleine Orang-Utan Dodo lebt mit seinen<br />
Eltern in den Wipfeln des Dschungels. Weil<br />
der Junge alle möglichen Geräusche täuschend<br />
echt nachmachen kann, findet er bald viele<br />
gleichaltrige Freunde, wie das Nashornmädchen<br />
Patna oder Arnold, das Krokodil. Eines Tages<br />
entdeckt Dodo ein merkwürdiges Ding, das<br />
der weise Orang-Utan Darwin <strong>als</strong> Geige erkennt.<br />
Dodo lernt mit dem Instrument zu musizieren<br />
und kann so manch gefährliche und lustige<br />
Abenteuer bestehen und sogar ein Wunder<br />
bewirken.<br />
Ein drolliger Zeichentrickspaß für die kindliche<br />
Zielgruppe, die noch nicht die Schulbank<br />
drücken muss. Nach den beiden Kinoerfolgen<br />
mit dem „Kleinen Eisbären“ Lars hat sich Thilo<br />
Graf Rothkirch nun erneut einer Buchvorlage<br />
des Ehepaars Hans de Beer (Illustrationen) und<br />
Serena Romanelli (Texte) angenommen. Zuvor<br />
hatten Rothkirch und Koregisseurin Ute von<br />
Münchow-Pohl bereits eine Zeichentrickreihe<br />
nach den Büchern realisiert, die seit Anfang<br />
2007 erfolgreich im Fernsehen ausgestrahlt<br />
wird. Das Character Design entstand in Berlin,<br />
die filmische Ausarbeitung wurde nach China<br />
ausgelagert. In der deutschen Synchronfassung<br />
werden die Stimmen von Rick Kavanian (Arnold)<br />
und Mario Adorf (Darwin) zu hören sein. Die<br />
Aufnahmen für Violine und Perkussion bestritten<br />
Dieter Müller und Frank Meyer, den Titelsong<br />
„Life is a Miracle“ singen die No Angels.<br />
Deutschland 2007<br />
Regie: Ute von Münchow-Pohl, Thilo Graf Rothkirch;<br />
Buch: Ute von Münchow-Pohl, Rolf Giesen,<br />
Alberto Campos, Michael Mädel, Thilo Graf Rothkirch;<br />
Produktion: Rothkirch/Cartoon Film in Koproduktion<br />
mit Warner Bros. Filmproductions Germany,<br />
Mabo Filmproduktion und Komet Film<br />
www.KleinerDodo.de<br />
Comrades in<br />
Dreams –<br />
Leinwandfieber<br />
Kinostart: 3. Januar<br />
Verleih: Flying Moon Filmverleih<br />
Open Air-Kino ist hierzulande eine Attraktion<br />
in den Sommermonaten. Lassane Badiel<br />
hätte zu gern ein Dach über seinem Vorführsaal<br />
am Rande der Hauptstadt Burkina Fasos,<br />
weil es dann ein richtiges Kino wäre. Ähnlich<br />
geht es Anup Jagdale, der die indische Provinz<br />
mit seinem cineastischen Fahrgeschäft versorgt<br />
und die Bollywood-Blockbuster in einem<br />
gewaltigen Zelt vorführt. Han Yong-sil hat einen<br />
richtigen Saal zur Verfügung, aber in Nordkorea<br />
werden eben nur staatstragende Filme<br />
hergestellt, was die emsige Frau nicht stört; sie<br />
hat ja nie ein anderes Kino kennen gelernt. Nur<br />
das texanische Provinzkino von Penny Tefertiller<br />
entspricht allen Anforderungen eines modernen<br />
Lichtspielhauses – vom Popcorn über<br />
die Ausstattung bis hin zur Galavorstellung der<br />
(natürlich jugendfreien und gottesfürchtigen)<br />
Großproduktionen.<br />
Nach zwei kubanischen Impressionen („Havanna<br />
Mi Amor“ und „Heirate mich“) unternahm<br />
<strong>Dokument</strong>arist Uli Gaulke mit Hilfe eines<br />
Gerd Ruge-Stipendiums eine Weltreise zu vier<br />
recht ungewöhnlichen Kinobetreibern, die allesamt<br />
mit unbändigem Enthusiasmus bei der<br />
Sache sind. Die exotischen Schauplätze im episodischen<br />
Erzählkaleidoskop entfalten dabei<br />
ebenso ihren Reiz wie die vier liebenswürdigen<br />
Protagonisten. Zwar haben auch die, abgesehen<br />
von der Nordkoreanerin, mit der Globalisierung<br />
zu kämpfen, doch zeigt sich auf amüsante<br />
Art, wie schnell Marketingstrategien an<br />
ganz regionalen Limitierungen zerschellen können.<br />
In der Mitte Indiens, wo die Leute weder<br />
Meer noch Packeis kennen, ist „Titanic“ ein eher<br />
merkwürdiger Film. Ein Zuschauer versteht das<br />
Epos so: „Es ist schrecklich, wenn man sein Reiseziel<br />
nicht erreicht.“<br />
Deutschland 2006<br />
Regie: Uli Gaulke; Buch: Uli Gaulke; Produktion:<br />
Flying Moon Filmproduktion in Zusammenarbeit<br />
mit ZDF/Arte; www.comrades-in-dreams.de<br />
I’m a Cyborg,<br />
but that’s OK<br />
Kinostart: 17. Januar<br />
Verleih: Rapid Eye Movies<br />
Young-gun hat sich ans Stromnetz angeschlossen,<br />
weil sie sich aufladen will. Das<br />
Mädchen ist überzeugt, ein Cyborg zu sein. Sie<br />
führt Gespräche mit Getränkeautomaten und<br />
Neonlampen und hat stets Batterien dabei, damit<br />
sie jederzeit Energie aufnehmen kann. In ihrer<br />
Anstalt lebt auch ein junger Mann mit Namen<br />
Il-sun, der sich in der Lage wähnt, die Fähigkeit<br />
anderer Leute zu stehlen. Young-gun<br />
und Il-sun kommen sich zunächst neugierig und<br />
dann freundschaftlich näher. Da stellt sich heraus,<br />
dass Young-gun in Lebensgefahr schwebt,<br />
weil sie keine Nahrung zu sich nimmt.<br />
Ein Gutteil der weltweiten Reputation des<br />
südkoreanischen Kinos ist allein auf die Filme<br />
Hope<br />
Kinostart: 17. Januar<br />
Verleih: Pandora<br />
Wie jeden Morgen hat Francis die Kirche<br />
geöffnet, in der sein Vater die Orgel bedient.<br />
Diesmal aber hat Francis eine Kamera dabei,<br />
um ein Konzert aufzunehmen. Tatsächlich<br />
filmt er den Diebstahl des alten Altarbilds und<br />
kann <strong>als</strong> Drahtzieher den Galleristen und Kunsthändler<br />
Weber ausmachen. Francis kontaktiert<br />
den Mann und fordert kein Geld, sondern lediglich,<br />
dass das Bild an seinen Platz zurück soll.<br />
Damit wird die Sache gefährlich, denn Weber<br />
reagiert mit Gewalt. Außerdem hat er die Ware<br />
bereits an einen<br />
Hehler weitergegeben,<br />
der sich das lukrative<br />
Geschäft unter keinen<br />
Umständen mehr aus<br />
der Hand nehmen lassen<br />
will.<br />
Mit einem sanften<br />
Thriller gibt Stanislaw<br />
Mucha nach den beiden<br />
erfolgreichen <strong>Dokument</strong>arfilmen„Absolut<br />
Warhola“ und „Die<br />
Mitte“ nun sein Regiedebüt<br />
im Spielfilm. Das<br />
leise Psychogramm um<br />
Schuld, Sühne und<br />
Park Chan-wooks zurückzuführen. Nach „Joint<br />
Security Area“ und der Rache-Trilogie („Sympathy<br />
for Mr. Vengeance”, „Old Boy“, „Sympathy<br />
for Lady Vengeance”) legt er mit „I’m a Cyborg”<br />
einen ungewohnt sanftmütigen Film hin, der <strong>als</strong><br />
Fingerübung begann und sich <strong>als</strong> eines der ambitioniertesten<br />
Werke des Regisseurs herausstellen<br />
sollte. Besonderes Augenmerk verlangen neben<br />
der originellen (Liebes)-Geschichte zweier<br />
Außenseiter in unkonventionellem Umfeld die<br />
technische Umsetzung und die amüsanten, surreal<br />
anmutenden Traumsequenzen, in denen<br />
auch der alpine Gassenhauer vom Berner Oberland<br />
überraschend Einzug hält. Nicht von ungefähr<br />
wurde dieses betörend verstörende Filmmärchen<br />
im Wettbewerb der Berlinale 2007 mit<br />
dem Alfred Bauer-Preis für den innovativsten<br />
Film ausgezeichnet.<br />
Südkorea 2006<br />
Regie: Park Chan-wook; Buch: Jeong Seo-Gyeong,<br />
Park Chan-wook; Produktion: Moho Films<br />
www.im-a-cyborg.de<br />
Hoffnung verfasste Krzysztof Piesiewicz, der<br />
schon für Krzystof Kieslowski die „Drei Farben“-<br />
Trilogie und das gerühmte „Dekalog“-Projekt<br />
schrieb, nach eigener Buchvorlage. Dabei erweist<br />
sich ein tragisches Erlebnis in Francis’ Familie<br />
<strong>als</strong> Schlüssel zum sonderbaren und durchaus<br />
riskanten Verhalten des jungen Mannes.<br />
Nachwuchsakteur Rafal Fudalej spielt die Rolle<br />
mit sanfter Melancholie und lakonischem Humor.<br />
In weiteren Hauptrollen wirken Zbigniew<br />
Zamachowski („Drei Farben: Weiß“) und Kamila<br />
Baar mit.<br />
Deutschland/Polen 2007<br />
Regie: Stanislaw Mucha; Buch: Krzysztof Piesiewicz;<br />
Produktion: Pandora Film Produktion und<br />
Studio Filmowe Kalejdoskop in Koproduktion mit<br />
Telewizja Polska S.A., Canal+, WDR, HR und<br />
ZDF/3sat<br />
Filmvorschau – newsletter 7/2007 27