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Ausgabe 7 – Dezember 2007<br />

Schwerpunkt<br />

Digitales Kino<br />

Rückblick<br />

Kino-Prämien<br />

Der Brancheninformationsdienst der <strong>Filmstiftung</strong> NRW<br />

Besuch in Kanada<br />

„Helen“<br />

Filmemacher in Haft<br />

Lost in Nigeria<br />

1


Mit seiner Location-Seite liefert<br />

der Newsletter regelmäßig einen<br />

bebilderten Gruß aus einer Stadt<br />

der Region. Ausgewählt werden<br />

die Motive von Location-Scouts<br />

aus NRW. Alle Bilder und noch<br />

viel mehr finden Sie auf der<br />

Website www.locationnrw.de.<br />

Einwohner: 1.024.000<br />

Realisierte Filme (Auswahl):<br />

„Contergan“, „Die Buddenbrooks –<br />

Ein Geschäft von einiger Größe“,<br />

„Tatort“, „Die wunderbare Welt der<br />

Amélie“, „7 Zwerge –<br />

Männer allein im Wald“<br />

Treffer in der Motivdatenbank: 2.000<br />

2<br />

Kontakt:<br />

Stadt Köln<br />

Andreas Füser,<br />

Tel. (0221) 22124661;<br />

andreas.fueser@stadt-koeln.de<br />

Susanne Gripp,<br />

Tel. (0221) 22123273;<br />

susanne.gripp@stadt-koeln.de<br />

Grüße aus Köln<br />

Tobias Roelin,<br />

Tel. (0201) 492826,<br />

Mobil 0172-5324331;<br />

Tobias.Roelin@online.de<br />

LocoMotiv<br />

Tel. (0221) 1207821;<br />

abi.roos@locomotiv.de<br />

newsletter 7/2007 – Location<br />

House of Extras<br />

Locationmanagement<br />

Tel.: (0221) 93548706;<br />

houseofextras@aol.com<br />

ZeitRaumRechercheLocation<br />

Tel. (0177) 8223742;<br />

zeitraumrecherchelocation<br />

@web.de


Schwerpunkt:<br />

Digitalisierung der Filmtheater<br />

2K, 4K –<br />

alles klar?<br />

Es macht keinen Unterschied. Ob ich einen<br />

Film digital oder analog sehe, ist mir <strong>als</strong> Zuschauer<br />

herzlich egal. Wichtig ist, dass Projektion<br />

und Ton optimal sind und dass der Vorführer<br />

sein Handwerk versteht. Tut er es nicht, kann<br />

er eine digitale Projektion genauso verhunzen<br />

wie eine 35mm-Kopie.<br />

Genau hier liegt das Problem des digitalen<br />

Roll-outs. Für den Zuschauer spielt es keine Rolle,<br />

wie der Film auf die Leinwand kommt, ob<br />

über Satellit, Festplatte oder <strong>als</strong><br />

klassische Filmrolle. Das Digitale<br />

bringt ihm keinen Mehrwert,<br />

warum <strong>als</strong>o sollte er mehr dafür<br />

bezahlen?<br />

Cui bono, wem nützt es<br />

dann? Den Verleihern, sagen<br />

die Kinobetreiber, denn die sparen<br />

sich die teuren Kopien. Den<br />

Kinobetreibern, sagen die Verleiher,<br />

denn die können ihre Säle<br />

auch für Events wie Fußballspiele<br />

oder Konzerte nutzen.<br />

Und <strong>als</strong> wäre das noch nicht<br />

verworren genug, kommen dazu<br />

noch die Unsicherheit über<br />

die technischen Standards und<br />

das Misstrauen in die Halbwertzeit<br />

der Technik. Dass das digitale Kino flächendeckend<br />

kommt, bezweifelt niemand. Wann<br />

das sein wird, weiß allerdings auch niemand.<br />

Die Folge: ein Investitionsstau bei den Filmtheatern,<br />

zumindest bei denen, die Kapital für Investitionen<br />

hätten. Die Angst ist groß, zu früh<br />

mit der f<strong>als</strong>chen Technik Geld zu verbrennen.<br />

Es ist das Kinobetreiber-Mikado: Wer sich zuerst<br />

bewegt, könnte verloren haben.<br />

Viel interessanter <strong>als</strong> das aktuelle Taktieren<br />

ist die Frage: Was bietet das Digitale an zusätzlichen<br />

Möglichkeiten für das Kino von übermorgen?<br />

Die Antwort könnte 3D lauten. Das wäre<br />

ein echter Mehrwert fürs Kino, den weder<br />

Handy-Display noch Flachbildschirme bieten<br />

können; 3D nicht <strong>als</strong> Jahrmarktattraktion und<br />

Naturfilmspektakel, sondern <strong>als</strong> ganz gewöhnliche<br />

Form des Filmemachens. Es wäre eine geschenkte<br />

Dimension auf der Leinwand, die das<br />

Kino noch einmal so verändern würde wie die<br />

Umstellung von s/w auf Farbfilm. Und vielleicht<br />

wird man seinen Enkeln später tatsächlich einmal<br />

erklären müssen, dass Kino früher wie ein<br />

Bilderbuch funktionierte, gefangen in zwei Dimensionen.<br />

Für den Newsletter haben wir die Diskussionen<br />

um den digitalen Roll-out für Sie zusammengefasst.<br />

In Interviews bekräftigen Eva Matlock<br />

von der AG-Kino und Johannes Klingsporn<br />

vom Verband der Filmverleiher ihre Positionen.<br />

Wir erklären den aktuellen Stand der Technik,<br />

haben die Lichtburg in Essen besucht, um zu sehen,<br />

wie digitale Projektion in der Praxis funk-<br />

„Hope“ (Kinostart: 17. Januar), Foto: Pandora<br />

tioniert, und stellen selbstverständlich die alles<br />

entscheidende Frage: Wer soll das bezahlen?<br />

Darüber hinaus bietet das Heft wieder die<br />

bewährten Informationen aus der und über die<br />

Branche in NRW mit Meldungen und aktuellen<br />

Dreharbeiten. Wir berichten ausführlich von der<br />

Verleihung der Jahresfilmprogramm-Prämien in<br />

Düsseldorf und schildern den Fall der beiden Filmemacher<br />

Florian Opitz und Andy Lehmann,<br />

die bei den Vorbereitungen zu ihrer neuen Doku<br />

in Nigeria verhaftet und mit bis 14 Jahren<br />

Haft bedroht wurden. Aus Vancouver erreicht<br />

uns ein Bericht über Sandra Nettelbecks neuen<br />

Film „Helen“, und für unser Firmenporträt<br />

haben wir die Kölner Lichtexperten von Maier<br />

Bros. besucht.<br />

Viel Vergnügen beim Lesen und ein gesundes,<br />

friedliches sowie erfolgreiches 2008<br />

wünscht mit der gesamten Redaktion<br />

Rüdiger Bertram<br />

Chefredakteur<br />

Inhalt<br />

4 Meldungen<br />

Branche, Aus- und Weiterbildung, Kinos, Festiv<strong>als</strong>, Preise<br />

10 Schöne Bescherung<br />

Verleihung der Jahresfilmprogramm-Prämien<br />

13 Lichtgestalten aus Ehrenfeld<br />

Firmenporträt: Maier Bros.<br />

Schwerpunkt: Digitalisierung<br />

14 Raus aus der analogen Nische<br />

Interview mit Johannes Klingsporn<br />

14 Ein einfaches Rechenbeispiel<br />

Interview mit Eva Matlock<br />

16 Halb(wert)zeiten<br />

Standards und Technik des Digitalen Kinos<br />

16 Pixel oder Korn?<br />

Qualität muss sich durchsetzen<br />

17 Wer soll das bezahlen?<br />

Die Kosten des digitalen Roll-outs<br />

18 Formel 1 im Kino<br />

Interview mit Kim Ludolf Koch<br />

18 Live aus der Met<br />

Interview mit Kalle Somnitz<br />

19 In der Probezeit<br />

Praxistest: Ein Besuch in der Essener Lichtburg<br />

19 Digitale Kinos in NRW<br />

Eine Übersicht<br />

20 Begegnung der dritten Art<br />

3D <strong>als</strong> Zukunft des Digitalen<br />

20 Das Digitale der Anderen<br />

Digitalisierung international<br />

21 Wer, wie, was?<br />

Ein Glossar zur Digitalisierung<br />

21 Media: Europe’s Finest<br />

Digitalisierung europäischer Klassiker<br />

22 Lost in Nigeria<br />

Kölner Filmemacher in Nigeria verhaftet<br />

und mit 14 Jahren Haft bedroht<br />

24 Frühstück in Vancouver<br />

Sandra Nettelbecks „Helen“<br />

25 Dreharbeiten in NRW<br />

26 Mit besten Empfehlungen<br />

Neue Kinofilme der <strong>Filmstiftung</strong> NRW: „Die Unerzogenen“,<br />

„Comrades in Dreams“, „Hope“, „I´m a Cyborg, but that´s Ok“;<br />

„Rubljovka – Straße zur Glückseligkeit“ und „Kleiner Dodo“.<br />

23 Impressum<br />

Schwerpunkt Februar-Heft:<br />

Novellierung des FFG<br />

Editorial – newsletter 7/2007<br />

Der nächste Newsletter erscheint im Februar zur<br />

Berlinale und fasst die Diskussionen um die Novellierung<br />

des Filmförderungsgesetzes zusammen.<br />

Ab dem 30. Januar ist das Heft online unter<br />

www.filmstiftung.de zu finden.<br />

3


Granderath wechselt<br />

zu Teamworx<br />

Am 1. Januar übernimmt Produzent Christian<br />

Granderath das Kölner Teamworx-Büro<br />

am Stadtwaldgürtel 42. „Christian Granderath<br />

ist für mich eine Ausnahmeerscheinung unter<br />

den Produzenten, der sich mit Produktionen<br />

wie ‚Der Totmacher’, ‚Wut’ und zuletzt Einzelfernsehspielen<br />

wie ‚Erlkönig’ einen Namen mit<br />

seiner Radikalität gemacht hat“, freut sich Teamworx-Geschäftsführer<br />

und Produzent Nico<br />

Hofmann über die Verstärkung. Granderath<br />

wechselt von der Colonia<br />

Media, bei der er seit<br />

2000 erfolgreich Filme wie<br />

„Der freie Wille“ oder „An<br />

die Grenze“ produzierte.<br />

Weitere Stationen seiner<br />

Karriere waren u.a. der<br />

SWF, wo er <strong>als</strong> Redakteur<br />

für die Reihen „Tatort“,<br />

„Debüt im Dritten“ und<br />

„Wilde Herzen“ zuständig<br />

war, sowie Dom Film<br />

und Westdeutsche Universum-Film. 2006<br />

erhielt er für seine Arbeit eine Besondere Anerkennung<br />

der Akademie der Darstellenden<br />

Künste. Mit dem Newsletter sprach er<br />

über seinen Wechsel.<br />

Wie kam der Kontakt zu Nico<br />

Hofmann zu Stande?<br />

Ich kenne Nico Hofmann schon seit 20<br />

Jahren. Wir haben uns beim Südwestfunk bei<br />

seinem ersten Kinofilm „Land der Väter, Land<br />

der Söhne“ kennen gelernt. Ich war dam<strong>als</strong><br />

noch Volontär. Später habe ich <strong>als</strong> Redakteur<br />

zwei Produktionen betreut, bei denen er Regie<br />

geführt hat. Der Tatort „Tod im Häcksler“ mit<br />

Ben Becker und Ulrike Folkerts hat dam<strong>als</strong> in der<br />

Pfalz für große Aufregung gesorgt. Ulrike Folkerts<br />

musste deswegen sogar mit dem dama-<br />

ifs: Doppelte Spitze<br />

Die ifs internationale filmschule köln<br />

erhält auf oberster Ebene Verstärkung. Die<br />

langjährige Geschäftsführerin Simone Stewens<br />

führt die Filmschule in Zukunft<br />

gemeinsam mit Martin Schneider, dem<br />

Leiter Verwaltung und Finanzen der <strong>Filmstiftung</strong><br />

NRW. Seine Tätigkeit bei der<br />

<strong>Filmstiftung</strong> NRW behält Schneider bei.<br />

„Nach dem erfolgreichen Ausbau ist die ifs<br />

mit dieser ‚Doppelspitze’, mit seltener Kompetenz,<br />

bestens für die künftigen Herausforderungen<br />

gerüstet“, so Michael Schmid-<br />

Ospach, Geschäftsführer der <strong>Filmstiftung</strong><br />

NRW.<br />

Ende Oktober präsentierten 24 Absolventen<br />

des zweiten Bachelor-Jahrgangs des ifs-Studiengangs<br />

Film sowie der Ausbildung Sound Design<br />

ihre Abschlussarbeiten. Im Cinenova wurden<br />

acht fiktionale Kurzfilme und fünf Drehbücher<br />

für abendfüllende Spielfilme vorgestellt. Der<br />

nächste Jahrgang des Studiengangs Film startet<br />

im Wintersemester 2008/2009. Die Bewerbungsphase<br />

beginnt Ende Dezember.<br />

Von April bis Dezember 2008 bietet die ifs<br />

außerdem ein Autorenprogramm an, bei dem<br />

acht professionell erfahrene Teilnehmer ihre Stoffe<br />

in den Film- und TV-Genres Krimi, Komödie,<br />

Romantische Komödie oder Melodrama entwik-<br />

4<br />

Christian Granderath,<br />

Foto: Colonia Media<br />

ligen rheinlandpfälzischen Wirtschaftsminister<br />

Brüderle in der Pfalz wandern und anschließend<br />

Saumagen essen gehen. Das war sehr komisch.<br />

Welchen Schwerpunkt wird Ihre<br />

Arbeit bei Teamworx haben?<br />

Ich werde weiterhin all das machen, was<br />

ich bisher gemacht habe und was ich gerne mache.<br />

Also Kinofilme, TV-Movies, Serien – wenn<br />

der Stoff mich reizt, inhaltlich und wirtschaftlich.<br />

Und dann und wann auch einen <strong>Dokument</strong>arfilm.<br />

Mit der Colonia Media haben<br />

Sie „Der freie Wille“ oder „Wut“ realisiert.<br />

Wären solche Projekte mit<br />

Teamworx auch denkbar?<br />

Warum nicht? Ich mag dieses Schubladendenken<br />

nicht. Teamworx ist viel mehr <strong>als</strong> ein reiner<br />

Event-Produzent. Neben ungemein erfolgreichen<br />

TV-Events sind dort auch so besondere<br />

Filme wie „Rose“ oder „Toter Mann“ zu Hause.<br />

Gibt es bereits Filme, die sie in<br />

NRW für Teamworx entwickeln wollen?<br />

Na klar. Aber darüber sollte man nicht zu<br />

früh reden. Man springt besser <strong>als</strong> Bettvorleger<br />

und landet <strong>als</strong> Tiger <strong>als</strong> umgekehrt.<br />

Sie waren sieben Jahre bei der<br />

Colonia Media. Ihr Fazit dieser Zeit?<br />

Georg Feil hat mich dam<strong>als</strong> geholt und hat<br />

mir meine Freiheit gelassen. Die Zusammenarbeit<br />

bei der Colonia mit ihm und auch mit Frank<br />

Döhmann und all den andern Kollegen war respektvoll,<br />

intelligent und inspirierend. Das war<br />

die Voraussetzung für interessante und auch<br />

wirtschaftlich erfolgreiche Produktionen, und daher<br />

habe ich mich dort sehr wohl gefühlt.<br />

Teamworx, Tel. (0221) 8006940;<br />

christian.granderath@teamworx.de<br />

Martin Schneider und Simone Stewens,<br />

Foto: Claudia Ast<br />

keln können. Bewerbungsschluss für das von Julia<br />

Grünewald geleitete Programm ist der 18.<br />

Januar.<br />

Noch bis zum 20. Dezember ist im Treppenhaus<br />

der ifs eine Ausstellung mit dem Titel „two<br />

shot“ zu sehen. Die Abschlussarbeit von Markus<br />

Wilke an der Ecosign/Akademie für<br />

Gestaltung in Köln beschreibt die Bildkomposition<br />

einer filmischen Einstellung, die den Blick<br />

auf zwei Personen freigibt. Anhand von 20 Filmstandbildern<br />

hat Wilke psychologische Schlüsselszenen<br />

fotografisch reinszeniert. Mehr Infos<br />

zu allen Angeboten gibt es unter www.filmschule.de.<br />

ifs, Tel. (0221) 920188-0;<br />

info@filmschule.de<br />

MMC im Umbruch<br />

KirchMedia-Sanierer Hans-Joachim Ziems ist<br />

seit dem 7. Dezember neuer Geschäftsführer der<br />

Kölner Magic Media Company (MMC). „Einerseits<br />

werden wir intern Maßnahmen umsetzen,<br />

um den notwendigen operativen Turnaround<br />

so erfolgreich wie möglich zu gestalten.<br />

Mindestens ebenso wichtig sind Gespräche mit<br />

externen Partnern, um faire wirtschaftliche und<br />

wettbewerbsfähige Rahmenbedingungen für<br />

die MMC zu verhandeln“, skizziert Ziems seine<br />

Pläne. Die Magic Media Company (MMC) unterhält<br />

in Hürth und im Coloneum in Köln-Ossendorf<br />

auf einer Gesamtfläche von 450.000<br />

Quadratmetern insgesamt 38 Studios verschiedener<br />

Größen sowie zwei Filmstudios mit Platz<br />

für komplette Kulissen. Dass Europas größter Studiobetrieb<br />

im Umbruch ist, deutete sich Ende Oktober<br />

mit einer Personalie an. Mit Mike Krüger<br />

verließ der langjährige Geschäftsführer das<br />

Unternehmen. Ralf Schmitz wurde Generalbevollmächtigter.<br />

Er soll sich künftig vorrangig<br />

um die Akquirierung von Neukunden und die<br />

Erweiterung der Geschäftsfelder kümmern. Jan<br />

Wiemann, der seinen Posten <strong>als</strong> kaufmännischer<br />

Gesschäftsführer im April antrat, wird weiterhin<br />

kaufmännische Aufgaben wahrnehmen.<br />

JFC Medienzentrum:<br />

Neue Leitung<br />

Seit Anfang Oktober leitet die Erziehungswissenschaftlerin<br />

Gerda Sieben das JFC Medienzentrum<br />

in Köln und tritt damit die Nachfolge<br />

von Eva Bürgermeister an, die zum<br />

Kinder- und Jugendfilmzentrum wechselte.<br />

Das seit 1976 bestehende JFC Medienzentrum<br />

Köln leistet <strong>als</strong> medienpädagogische<br />

Fachstelle mit Unterstützung der Stadt Köln<br />

und des NRW-Ministeriums für Generationen,<br />

Familie, Frauen und Integration<br />

innovative Arbeit in der Vermittlung von Medienkompetenz.<br />

JFC Medienzentrum,<br />

(0221) 13056150; sieben@jfc.info<br />

Nobeo: Interims-<br />

Führung in Hürth<br />

Christoph von Borries, seit 2004 Geschäftsführer<br />

des Hürther TV-Dienstleisters Nobeo<br />

GmbH und langjähriger Vorstand des Verbandes<br />

der Fernseh-, Film-, Multimedia-<br />

und Videowirtschaft VFFVmedia<br />

sowie des Vereins Deutscher Kamerapreis,<br />

wechselt zum Studio Berlin-Adlershof, wo<br />

er Geschäftsführer der Berlin-Brandenburg<br />

Media GmbH wird. Die Interimsgeschäftsführung<br />

bei Nobeo übernimmt René Delwel, seit<br />

2005 bei der UBF Media Group verantwortlich<br />

für das operative Geschäft. Die UBF hatte<br />

2004 die vormaligen NOB Studios von der<br />

niederländischen NOB übernommen. Im September<br />

erfolgte der Zusammenschluss mit der<br />

französischen Euro Media Télévision, wodurch<br />

die Euro Media Group entstand. Dort<br />

will man bei der Nachfolge Von Borries’ erklärtermaßen<br />

nicht die schnellste, sondern die beste<br />

Lösung finden. Bereits seit Februar ist Delwel<br />

auch Interimsgeschäftsführer der belgischen<br />

Nobeo-Schwester Videohouse.<br />

Nobeo, Tel. (02233) 969147;<br />

presse@nobeo.de<br />

newsletter 7/2007 – Meldungen<br />

Eine Woche später geriet die MMC in die Schlagzeilen.<br />

Der öffentlich verhandelte Verdacht: Gustav<br />

Adolf Schröder, bis zum Frühsommer<br />

Vorstandsvorsitzender der Sparkasse Köln-<br />

Bonn und somit neben RTL und ProSieben<br />

MMC-Gesellschafter, soll Freistellungen von<br />

Mietverpflichtungen von heutigen und ehemaligen<br />

Gesellschaftern gegenüber dem Oppenheim-Esch-Fonds<br />

<strong>als</strong> Studio-Eigner zu Lasten<br />

der Kasse genehmigt haben. Zugleich stellte sich<br />

heraus, dass spätestens auf einer Vorstandssitzung<br />

der Sparkasse im März 2002 bekannt war,<br />

dass die MMC rote Zahlen schrieb. Schröder-<br />

Nachfolger Dietmar Binkowska versprach<br />

„rückhaltlose und vollständige Aufklärung“.<br />

Ziems ist Seniorpartner der international tätigen<br />

Unternehmensberatung Ziems & Partner<br />

in Köln, der auch Ralf Schmitz <strong>als</strong> Partner<br />

angehört. 2002/2003 hat Ziems <strong>als</strong> Geschäftsführer<br />

die Eigenverwaltung der KirchMedia-<br />

Gruppe geleitet. Neben der Reorganisation der<br />

Strukturen und der Geschäftsabläufe waren dabei<br />

Verhandlungen mit internationalen Medienkonzernen,<br />

Hollywood-Produzenten und Investoren<br />

über langfristig laufende vertragliche Bindungen<br />

von besonderer Bedeutung.<br />

MMC, Tel. (02233) 517515;<br />

mail@mmc.de<br />

Ladoc: Lectures mit<br />

Leidenschaft<br />

„Um öffentlich die Leidenschaft fürs Filmemachen<br />

zu vermitteln“, hat das Kölner <strong>Dokument</strong>arfilm-<br />

Frauen-Netzwerk Ladoc 2005 die Ladoc Lectures<br />

ins Leben gerufen. Der nächste Gast ist<br />

am 29. Januar – mit Filmbeispielen aus 20 Jahren<br />

– die russische Kamerafrau Irina Ur<strong>als</strong>kaja.<br />

Als Gastgeberinnen fungieren Regisseurin<br />

Christiane Büchner und Editorin Gesa Marten.<br />

Gehalten wird die Lecture im Filmclub<br />

813 im Kino in der Brücke. Auf dem Plan<br />

für 2008 stehen außerdem Veranstaltungen mit<br />

dem Kölner Autoren-, <strong>Dokument</strong>arfilm- und Produzentenpaar<br />

Ulrike Franke und Michael<br />

Loeken (Februar) und der österreichischen Regisseurin<br />

Anja Salomowitz (März). Näheres<br />

unter www.ladoc.de.<br />

Ladoc, Tel. (0221) 2797976;<br />

info@ladoc.de<br />

OD Media mit<br />

XDCAM<br />

Komplett auf XDCAM realisiert die Kölner OD<br />

Media die 4. Staffel der Dokudrama-Serie „Anwälte<br />

der Toten“. Es ist das erste Mal, dass RTL<br />

eine Serie mit der neuen Digitaltechnik produzieren<br />

lässt. Die Technik ermöglicht eine vollständig<br />

bandlose Produktion und Postproduktion.<br />

Produzent Olivier Deflou: „Wir haben über<br />

200 Stunden Rohmaterial gedreht. Die neue<br />

Technik ermöglicht uns, sofort gezielt auf bestimmte<br />

Sequenzen des Rohmateri<strong>als</strong> zuzugreifen,<br />

ohne lästiges Spulen oder Kopieren“.<br />

Bei der Technik griff OD Media auf das<br />

Equipment der Kölner Firma Rodde Filmund<br />

Videotechnik zurück. Derzeit befindet<br />

sich das Projekt in der Postproduktion der firmeneigenen<br />

XDCAM Edit Suite in Köln. Die<br />

neue Staffel wird bei RTL voraussichtlich im Frühjahr<br />

2008 zu sehen sein.<br />

OD Media, Tel. (0221) 5897408,<br />

info@odmedia.tv


WDR und Produzenten:<br />

Intensive<br />

Zusammenarbeit<br />

Der Film & Fernsehproduzentenverband<br />

NRW e.V. und der WDR wollen ihre Zusammenarbeit<br />

intensivieren – auch auf Arbeitsebene.<br />

Das vereinbarten WDR-Intendantin Monika<br />

Piel und Fernsehdirektorin Verena Kulenkampff<br />

und der Verband bei einem ersten<br />

Zusammentreffen. Auf dem Wunschzettel des<br />

Verbandes steht u.a., dass der WDR-Anteil am<br />

Produktionsvolumen der Degeto in NRW realisiert<br />

wird.<br />

Film- & Fernsehproduzentenverband,<br />

Tel. (0221) 1391194; info@film-nrw.de<br />

Verstärkung für<br />

<strong>Filmstiftung</strong> NRW<br />

Am 1. November wechselte Dr. Eike Krumsiek-Scheitza<br />

ins Team der <strong>Filmstiftung</strong><br />

NRW. Die Juristin, die zuvor <strong>als</strong> Prokuristin bei<br />

der Technomedia Kapitalbeteiligungsgesellschaft<br />

und bei der IHK Köln <strong>als</strong> Teamleiterin<br />

Unternehmensförderung beschäftigt<br />

war, verstärkt in der Kaistraße den Bereich Verwaltung<br />

und Finanzen und ist dort Stellvertreterin<br />

von Martin Schneider, der die Abteilung<br />

leitet.<br />

<strong>Filmstiftung</strong> NRW, Tel. (0211) 930500;<br />

info@filmstiftung.de<br />

Rollentausch bei<br />

LfM Nova<br />

Zwei Jahre war Joachim Gerth Geschäftsführer<br />

der LfM Nova GmbH. Seit dem 1. Dezember<br />

2007 vertritt er <strong>als</strong> Vertreter des Direktors<br />

der Landesanstalt für Medien NRW<br />

im Aufsichtsrat der LfM Nova die Interessen der<br />

Landesanstalt <strong>als</strong> Veranstalter des medienforum.nrw.<br />

Sein Nachfolger <strong>als</strong> alleiniger Geschäftsführer<br />

der LfM Nova ist Gernot Gehrke.<br />

In seiner neuen Funktion soll Gerth Ansprechpartner<br />

der Branchenvertreter für das medienforum.nrw<br />

bleiben und sich auch weiterhin<br />

für die Entwicklung des Festiv<strong>als</strong> Großes<br />

Fernsehen engagieren, an dessen Aufbau er<br />

maßgeblich beteiligt war.<br />

LfM Nova, Tel. (0211) 77007115;<br />

info@lfm-nova.de<br />

Köln: Tüpisch<br />

Türkisch<br />

... ist der Titel einer Filmreihe, die noch bis zum<br />

19. Dezember ungewohnte Perspektiven auf die<br />

Türkei bieten möchte. Gezeigt wird auch Monique<br />

Akins <strong>Dokument</strong>ation „Fatih Akin – Tagebuch<br />

eines Filmreisenden“, in dem sie Akin<br />

<strong>als</strong> Autor und Regisseur beim Dreh von „Auf der<br />

anderen Seite“ porträtiert. Gezeigt wird die Filmreihe,<br />

die von Kino Gesellschaft Köln organisiert<br />

wird, im vormaligen Lichtspielhaus<br />

Rio, heute „Arkadas Theater – Bühne der Kulturen“,<br />

dem Filmforum NRW und der Filmpalette.<br />

Kino Gesellschaft Köln,<br />

Tel. (0221) 4694240;<br />

info@kinogesellschaftkoeln.de<br />

Ein Film mit Wirkung: Denise Marko und<br />

Katharina Wackernagel (rechts) in „Contergan“.<br />

Foto: WDR/Willi Weber<br />

Contergan:<br />

Enorme Resonanz<br />

Der vom WDR verantwortete und von der<br />

<strong>Filmstiftung</strong> NRW mit 1,5 Millionen Euro geförderte<br />

ARD-Fernsehfilm „Contergan“ ist auf<br />

eine enorme Resonanz beim Publikum gestoßen.<br />

Am 7. November sahen 7,22 Millionen Zuschauer<br />

den ersten Teil („Eine einzige Tablette“).<br />

Den zweiten Teil mit dem Untertitel „Der Prozess“<br />

sahen Tags drauf 6,85 Millionen Zuschauer.<br />

Damit gehört der von der Kölner Zeitsprung<br />

mit Eos Entertainment und der<br />

Degeto koproduzierte Film zu den erfolgreichsten<br />

ARD-Filmen des Jahres. Der Ausstrahlung<br />

war eine langwierige juristische Auseinandersetzung<br />

mit der Contergan-Herstellerfirma Grünenthal<br />

vorausgegangen. Erst ein Urteil des<br />

Bundesverfassungsgerichts erlaubte es, den Film<br />

von Regisseur Adolf Winkelmann zu senden.<br />

Nachdem Grünenthal-Chef Sebastian<br />

Wirtz – nach der Ausstrahlung – ein Treffen mit<br />

Contergan-Geschädigten angedeutet hatte, pochen<br />

Interessenverbände verstärkt auf eine ver-<br />

Preise für geförderte Filme<br />

Berlin, Quebec,<br />

Wien<br />

und anderswo<br />

Ein Cannes-Déja-vu bescherten die 20. Europäischen<br />

Filmpreise: Fatih Akin konnte<br />

sich erneut über den Preis für das Beste Drehbuch<br />

freuen, und auch der Hauptpreis für den<br />

Besten Film ging wie schon an der Croisette an<br />

Cristian Mungiu für „4 Monate, 3 Wochen<br />

und 2 Tage“, der außerdem – und zumindest<br />

das unterschied Berlin von Cannes – auch <strong>als</strong> Bester<br />

Regisseur ausgezeichnet wurde. Zu den geförderten<br />

Preisträger-Filmen gehörte neben „Auf<br />

der anderen Seite“ auch Tom Tykwers „Das<br />

Parfum – Die Geschichte eines Mörders“, der<br />

gleich zwei Mal ausgezeichnet wurde. Frank<br />

Griebe erhielt den Preis für die beste Kamera<br />

und Uli Hanisch für den Besten künstlerischen<br />

Beitrag für sein Produktionsdesign.<br />

Bereits im Oktober erhielt „Auf der anderen<br />

Seite“, der es im November in die Top Ten der<br />

französischen Kinocharts schaffte und mit<br />

Strand Releasing nun auch einen amerikanischen<br />

Verleih hat, in Straßburg den Prix Lux.<br />

Die von der Europäischen Union erstm<strong>als</strong><br />

vergebene Auszeichnung ermöglicht die Untertitelung<br />

des Films in den 23 Amtssprachen der<br />

Europäischen Union. Zusätzlich wird eine 35mm-<br />

Kopie je Sprachfassung hergestellt.<br />

Den Publikumspreis konnte Regisseur Sven<br />

besserte Entschädigung von Betroffenen. Der<br />

Bundesverband Contergangeschädigter<br />

kritisierte, dass Wirtz erst im Zuge des gestiegenen<br />

öffentlichen Interesses reagiert habe.<br />

Man sei „prinzipiell gesprächsbereit“. Ein Händedruck<br />

reiche aber nicht aus, er müsse auf die<br />

finanziellen Forderungen eingehen. Grünenthal<br />

hatte sich verpflichtet, 100 Millionen Mark (heute<br />

51,13 Millionen Euro) plus die Zinsen von<br />

mehr <strong>als</strong> 10 Millionen Mark für die Geschädig-<br />

Taddicken in Quebec auf dem Cinéma International<br />

en Abitibi-Témiscamingue<br />

gewinnen. Ein gutes Omen für den bevorstehenden<br />

kanadischen Kinostart der in <strong>Westfalen</strong> gedrehten<br />

Tragikomödie „Emmas Glück“ mit Jürgen<br />

Vogel und Jördis Triebel in den Hauptrollen.<br />

In Sevilla konnte sich Ken Loach über<br />

einen weiteren Preis für seinen Film „It´s a Free<br />

World“ freuen. Für den Besten Film des Festiv<strong>als</strong><br />

erhielt er die Auszeichnung „Golden Giraldillo“.<br />

In Spanien ist das Verständnis für Steve<br />

Hudsons Migrationsdrama über chinesische<br />

Flüchtlinge „True North“ durch die Erfahrungen<br />

an der eigenen Küste scheinbar besonders hoch:<br />

Nach dem Preis für den besten Film auf dem<br />

Pamplona Film Festival, gewann der Film,<br />

der <strong>als</strong> bester Debütfilm auch für einen<br />

Britischen Independent Film<br />

Award nominiert ist, auf dem Ourense<br />

Independent Film Festival<br />

ebenfalls den Preis für den besten<br />

Film und dazu noch für die beste Regie.<br />

Bei den 29. Biberacher Filmfestspielen<br />

erhielt „Für den unbekannten<br />

Hund“ der Reding-Brüder<br />

den mit 5.000 Euro dotierten Goldenen<br />

Biber für den besten Spielfilm des<br />

Festiv<strong>als</strong>. Die Jury lobte die Produktion<br />

<strong>als</strong> „außergewöhnlich vital und<br />

mutig“. Regisseurin Irene Langemann<br />

begeisterte auf der Vienna-<br />

Peter Greenaway: Ehrung in Aachen<br />

Am 10. Dezember erhält Peter Greenaway<br />

den mit 10.000 Euro dotierten Aachener Innovationspreis<br />

Kunst der Peter und Irene<br />

Ludwig Stiftung. Der britische Maler,<br />

Ausstellungsmacher, Schriftsteller, Film-, Theater-<br />

und Opernregisseur, dessen Cinema of Ide-<br />

as durch Filme wie „Der Bauch des Architekten“,<br />

„Verschwörung der Frauen“, „Der Koch, der<br />

Dieb, seine Frau und ihr Liebhaber“ und neuerdings<br />

„Nightwatching“ (frei nach Rembrandts<br />

„Nachtwache“) Filmgeschichte geschrieben hat,<br />

wird den Preis im Rahmen eines von ihm ent-<br />

ten in eine 1971 gegründete Stiftung einzuzahlen,<br />

um im Gegenzug von allen weiteren Verpflichtungen<br />

freigesprochen zu werden. Die<br />

Bundesregierung gab 100 Millionen Mark hinzu.<br />

Aus dem Stiftungsvermögen werden lebenslange,<br />

monatliche Renten für Contergan-Opfer<br />

– bis zu 545 Euro – finanziert. Weil die Stiftungsmittel<br />

seit einiger Zeit aufgebraucht sind, kommt<br />

inzwischen allein der Staat – <strong>als</strong>o der Steuerzahler<br />

– für die Renten auf.<br />

le mit ihrem Film „Rubljovka – Straße zur Glückseligkeit“<br />

das Publikum und gewann folgerichtig<br />

den Preis der Publikumsjury, die ihre Entscheidung<br />

so begründete: „Kurzweilig und mit subtilem<br />

Humor inszeniert die Regisseurin ein Roadmovie<br />

der etwas anderen Art.“ Wer sich selbst<br />

davon überzeugen will, hat ab dem 13. Dezember<br />

in den deutschen Kinos Gelegenheit dazu.<br />

Beim Fernsehfilmfestival in Baden-Baden<br />

ging der Nachwuchspreis MFG Star an Bastian<br />

Günthers Debütfilm „Autopiloten“. Gedreht<br />

wurde die Produktion der Kölner Lichtblick<br />

2006 am Rand der Autobahnen des Ruhrgebietes.<br />

Hanna Schygulla und Baki Davrakva in „Auf der<br />

anderen Seite“. Fürs Drehbuch erhielt Fatih Akin<br />

den Europäischen Filmpreis. Foto: The Match Factory<br />

worfenen Performance-Abends im Ludwig Forum<br />

für Internationale Kunst Aachen entgegennehmen.<br />

In seiner neuen Tätigkeit <strong>als</strong> Video-Jokkey<br />

mixt der unbeirrbare Verkünder vom Ende<br />

des Kinos dabei Szenen seines Tulse-Luper-Projekts<br />

live vor Publikum.<br />

Meldungen – newsletter 7/2007 5


Die Komödie „Gorgeous“ läuft beim Festival Jüdische Welten in Düsseldorf, Foto: Jean-François Baumard<br />

Düsseldorf: Jüdische Welten<br />

Jüdische Kultur in ihrer Vielfalt präsentiert das Filmfestival Jüdische Welten, das noch bis zum<br />

13. Dezember in Düsseldorf stattfindet. „Wir möchten mit der Reihe auf jüdische Themen abseits<br />

von Holocaust und Nahostkonflikt aufmerksam machen“, so die Filmwissenschaftlerin, Journalistin<br />

und Festival-Leiterin Erika Rubinstein. Deshalb behandeln acht Filme das Leben abseits der<br />

politischen Großkonflikte, wenngleich diese im Hintergrund jeder privaten jüdischen Geschichte<br />

lauern. Am 12. Dezember steht dafür Hervé Mimran, Drehbuchautor der Komödie „Gorgeous“<br />

(Regie: Lisa Azuelos), dem Publikum Rede und Antwort. Der Film spielt inmitten einer verrückten<br />

jüdisch-sephardischen Familie in Paris, die von starken Frauen angeführt wird. Veranstalter des<br />

u.a. vom Land NRW und der Stadt Düsseldorf geförderten Festiv<strong>als</strong> sind die US-amerikanische<br />

Organisation Joint und die Jüdische Gemeinde Düsseldorf. Filmort ist jeweils die Black<br />

Box. Das ganze Programm finden Sie unter www.filmmuseum-duesseldorf.de.<br />

Jüdische Welten, Tel. (0211) 8992232; filmmuseum@stadt-duesseldorf.de<br />

Georgien zu Gast<br />

in Düsseldorf<br />

Tiefe Bässe hallten durch die Räume der <strong>Filmstiftung</strong><br />

NRW. Vor der Premiere von „Der<br />

Mann von der Botschaft“ war das deutsch-georgische<br />

Filmteam mit Regisseur Dito Tsindsadze,<br />

dem Hauptdarsteller Burghart<br />

Klaußner sowie den Produzenten Christine<br />

Ruppert und Guka Rcheulishvili und Arsenal-Verleihchef<br />

Stefan Paul zu Gast in der<br />

Kaistraße, und es hatte volltönende Verstärkung<br />

mitgebracht: Sechs georgische Sänger in<br />

schwarzer Landestracht mit schwarzen Stiefeln<br />

und umgegürtetem Säbel sorgten für die musikalische<br />

Untermalung auch der anschließenden<br />

Premiere im Düsseldorfer Savoy. „Sie haben<br />

ihren Präsidenten verloren, aber nicht ihre Freunde<br />

in Deutschland“, begrüßte <strong>Filmstiftung</strong>s-Ge-<br />

6<br />

Links: Verlegener Star: Lika Martinova in<br />

der Kaistraße. Oben: Gruppenbild mit Sängern:<br />

Das Filmteam im Foyer des Atelier-Kinos.<br />

Fotos: Heike Herbertz<br />

schäftsführer Michael Schmid-Ospach die<br />

georgischen Gäste in Anspielung auf die innerpolitischen<br />

Turbulenzen in Georgien und den<br />

Premierenbesuch einer deutschen Filmdelegation<br />

im Oktober in Tiflis.<br />

Zum Film war dann auch Kaukasus-Experte<br />

Fritz Pleitgen ins Kino gekommen, wo<br />

Christine Ruppert neben Burghart Klaußner vor<br />

allem die junge Hauptdarstellerin Lika Martinova<br />

begrüßte. Für das Mädchen, das früher<br />

selbst ohne Geburtsurkunde und Pass auf<br />

der Straße gelebt hat, hatte die Produktion mit<br />

viel Mühe ein Visum beschafft, damit Lika an diesem<br />

besonderen Abend dabei sein konnte. „Das<br />

ist dein Abend“, widmete Ruppert der jungen<br />

Schauspielerin den Premierenabend.<br />

Wettbewerb:<br />

Kurz & schön<br />

„Fast wie bei den Oscars“ fühlte sich einer der<br />

rund 400 meist jungen Gäste, kurz bevor es am<br />

31. Oktober im Kölner Cinenova losging. Die<br />

Spannung bei der Preisverleihung des 10. internationalen<br />

Nachwuchswettbewerbs Kurz &<br />

schön steigerte sich von lobenden Erwähnungen<br />

bis zu ersten Plätzen – zum Beispiel für den<br />

Kurzfilm „Vaterschaftstest“, der eine kuriose Verwicklung<br />

durch eine fehlgeleitete SMS erzählt.<br />

Für die Studentin Katherine Landgrebe<br />

(Bauhaus Universität Weimar) war es ihr<br />

erster Film überhaupt. Wie alle anderen 250 Einreichungen<br />

aus elf Ländern hatte er sein müssen<br />

wie der Wettbewerb heißt, eben kurz und<br />

schön. Im Verlauf des Abends wurden in den<br />

Kategorien Kurzfilm, Werbespots, TV-Design<br />

und in der WDR-Sonderkategorie 13 beste Filme<br />

ausgezeichnet. Ingesamt gab es Geld- und<br />

Sachpreise im Wert von 20.000 Euro. Veranstalter<br />

von Kurz & schön sind der WDR und die<br />

Kunsthochschule für Medien Köln.<br />

Alle Gewinner unter www.kurzundschoen.<br />

khm.de.<br />

Kinderhörspielpreis<br />

für Robert Schoen<br />

„Wie die Bären einst Sizilien eroberten“<br />

heißt der diesjährige Gewinner des Deutschen<br />

Kinderhörspielpreises. Die Auszeichnung wird<br />

von der <strong>Filmstiftung</strong> NRW und der ARD<br />

in Zusammenarbeit mit der Stadt Wuppertal seit<br />

2004 im Rahmen der ARD Hörspieltage verliehen.<br />

Bearbeiter und Regisseur des Stückes ist<br />

Robert Schoen, der die mit 5.000 Euro dotierte<br />

Auszeichnung bei der Verleihung am 11.<br />

November in Karlsruhe entgegen nehmen durfte.<br />

Schoen wurde 1966 in Berlin geboren und<br />

studierte angewandte<br />

Theaterwissenschaften<br />

in Gießen, bevor er 1999<br />

eine Aubildung zum<br />

Hörfunkregisseur beim<br />

SWR absolvierte.<br />

Grundlage des Hörspiels<br />

ist das 1945 er-<br />

schienene gleichnamige<br />

Kinderbuch des italienischen<br />

Autors Dino<br />

Robert Schoen, Foto:<br />

SWR / Peter A. Schmidt<br />

Bruzzati. Das Stück erzählt die Geschichte des<br />

kleinen Bärenjungen Tonio, Sohn des Bärenkönigs<br />

Leonzio, der friedlich mit seiner Familie in<br />

den Bergen Siziliens lebt. Eines Tages wird er von<br />

Jägern entführt und zu den Menschen gebracht.<br />

Um Tonio zu retten und der andauernden Hungersnot<br />

zu entgehen, steigen die Bären zu den<br />

Menschen hinab und erobern mithilfe eines<br />

Zaubers und mit vielen Schneebällen deren<br />

Land. Dreizehn lange Jahre leben die Bären so<br />

mit den Menschen zusammen, bis sie eines<br />

schicksalhaften Tages einsehen, wo ihre Wurzeln<br />

sind.<br />

In der Begründung der Jury unter Vorsitz des<br />

Kölner Journalisten Frank Olbert heißt es über<br />

die SWR-Produktion: „Das Hörspiel macht<br />

[...] bekannt mit einer wunderbaren Geschichte,<br />

die von Macht und Unterdrückung erzählt<br />

und die Verhältnisse von Tier- und Menschenwelt<br />

auf anrührende sowie sprachlich höchst<br />

amüsante und packende Weise verkehrt“.<br />

SWR2 sendet das Stück am 26. Januar 2008<br />

um 16.05 Uhr in SWR2 Spielraum.<br />

newsletter 7/2007 – Meldungen<br />

Unlimited:<br />

Jurypreis<br />

für „China,<br />

China“,<br />

Foto: Kurz-<br />

FilmFreunde<br />

Köln e.V.<br />

KHM: Gold und<br />

Geld<br />

„Bis heute beginnen große Karrieren <strong>als</strong> Regisseur<br />

meist mit kleinen Filmen“, sagte Kulturstaatsminister<br />

Bernd Neumann bei der Verleihung<br />

der Deutschen Kurzfilmpreise<br />

2007 am 13. November in Berlin. Den Kurzfilmpreis<br />

in Gold nahm Rosa Hannah Ziegler,<br />

Absolventin der Kunsthochschule für<br />

Medien Köln (KHM), für ihren <strong>Dokument</strong>arfilm<br />

„Cigaretta mon amour” entgegen. Den<br />

Preis, der mit einer Prämie von 30.000 Euro für<br />

die Herstellung eines neuen Films verbunden ist,<br />

teilte sich Ziegler mit der mazedonischen Regisseurin<br />

Biljana Garvanlieva, die für ihren <strong>Dokument</strong>arfilm<br />

„Die Akkordeonspielerin“ ausgezeichnet<br />

wurde (Herstellung: Gebrüder Beetz<br />

Filmproduktion). Zieglers Kommilitonen Mi-<br />

Kurzfilmpreis in Gold für „Cigaretta mon amour"<br />

von Rosa Ziegler, Foto: KHM<br />

chael Koch und Eli Cortiñas Hidalgo freuten<br />

sich über eine Prämie von jeweils 15.000<br />

Euro. Koch war für seinen Kurzspielfilm „Beckenrand”<br />

und Hidalgo für ihren Experimentalfilm<br />

„2 or 3 things I knew about her” für einen Kurzfilmpreis<br />

in Gold nominiert worden. Bei der Verleihung<br />

der Short Tiger Preise erhielt Meike<br />

Fehre für ihren Diplomfilm „Schlüsselkind“<br />

eine Lobende Erwähnung der Jury und damit<br />

5.000 Euro.<br />

Einen Überblick über das aktuelle Filmschaffen<br />

der KHM bietet die Reihe „Best of KHM“.<br />

Bis zum 23. Januar sind die Filme „Lieben“ (Regie:<br />

Rouven Blankenfeld), „Ich will Dich –<br />

Begegnungen mit Hilde Domin“ (Regie: Anna<br />

Ditges), „Verführung von Engeln“ (Regie: Jan<br />

Krüger) „Teenageexpress“ (Regie: Jens Barlag<br />

und Dirk Oetelshoven) und „Innere<br />

Werte“ (Regie: Jan Schomburg) zu sehen –<br />

jeweils mittwochs um 19 Uhr im Kino der KHM<br />

(Filzengraben 2). Der Eintritt ist frei.<br />

KHM, Tel. (0221) 20189-0;<br />

info@khm.de


Münster: Westfälischer<br />

Frieden<br />

International Furore macht die Filmwerkstatt<br />

Münster mit dem Musikclip „Selam, Shalom,<br />

Shlomo“, den sie mit der aus Äthiopien stammenden<br />

Sängerin Josephine Kronfli, ihrer<br />

Band Karibuni und World-Musiker Pit Budde<br />

realisiert hat. Innerhalb einer Woche wurde<br />

Kronflis auf YouTube platziertes Friedenslied<br />

15.000 Mal gehört und gesehen. Winfried<br />

Bettmer, Geschäftsführer der Filmwerkstatt:<br />

„Jetzt bekommen wir Echo aus den äthiopischen<br />

Gemeinden in aller Welt.“<br />

Filmwerkstatt Münster,<br />

Tel. (0251) 2303621;<br />

film@muenster.de<br />

Teamfilm Award<br />

Am 26. Januar wird im Kölner TFA-Club wieder<br />

der Teamfilm Award vergeben. Für den besten<br />

Film, der das Leben am Rande der Dreharbeiten<br />

einfängt, haben sich in diesem Jahr<br />

auch Kinoproduktionen wie „Wer früher stirbt<br />

ist länger tot“ und „Mein Führer“ beworben.<br />

Konzipiert wird die Verleihung von der Rheinischen<br />

Fachhochschule Köln. Veranstalter<br />

ist die Kölner PR-Agentur PLANpunkt. Alle<br />

Details unter www.teamfilmaward.de.<br />

TeamFilmAward, Tel. (0221) 91255710;<br />

kontakt@teamfilmaward.de<br />

Wachtberg-Adendorf im Drachenfelser Ländchen<br />

hat seit Ende Oktober mit dem Kino im<br />

Drehwerk 17|19 ein eigenes Programmkino.<br />

Untergebracht ist es in einer 2003 stillgelegten<br />

Töpferei, die Ille und Rudi Knorr erworben<br />

und zusammen mit Sohn Rudi so umgestaltet<br />

haben, dass neben Räumlichkeiten für ihre<br />

Agentur für Kinowerbung auf weiteren 400<br />

Quadratmetern noch weiträumig Platz für ein<br />

vielfältiges Kultur- und Veranstaltungsangebot<br />

war. Von der <strong>Filmstiftung</strong> NRW gab es einen<br />

Zuschuss in Höhe von 30.000 Euro. Das Ergebnis<br />

ist ein ausgewachsener Kulturbetrieb aus<br />

einem Kinosaal mit 50 Plätzen, einem Veranstaltungsraum<br />

für 50 bis 80 Personen je nach Bestuhlung<br />

und einem Bistro mit rund 40 Plätzen.<br />

Das Kino fährt von Dienstag bis Mittwoch zwei<br />

und von Donnerstag bis Sonntag drei bis vier<br />

Vorführungen. Gezeigt wird ein Mix aus Arthou-<br />

Unlimited:<br />

Kölner Kurze<br />

„Dobermann“ heißt der erste Hochschulfilm des<br />

deutschen Oscar-Preisträgers Florian Henckel<br />

von Donnersmarck. Ohne Worte und in s/w<br />

gedreht erzählt er von einem Spaziergänger und<br />

dem titelgebenden Hund. Wiederzuentdecken<br />

war das Werk auf dem Kurzfilmfestival unlimited<br />

#2, das Anfang November in Köln stattfand<br />

und mit einer feierlichen Preisverleihung im<br />

Filmforum NRW zu Ende ging. Mit ihrem<br />

Motto „Vier Tage sehen und reden ohne Limit“<br />

hatten die Organisatoren vom Verein Kurzfilmfreunde<br />

Köln dabei nicht zuviel versprochen.<br />

In den beiden Kategorien Europäischer und<br />

Regionaler Wettbewerb wurden insgesamt<br />

sechs Preise mit einem Gesamtwert von 3.000<br />

Euro vergeben. Die drei Jurypreise des Europäi-<br />

Biennale: Filmkunst<br />

meets Kunstfilm<br />

Vom 18. bis 24. Oktober zog in Köln und erstm<strong>als</strong><br />

auch parallel in Bonn eine neuerliche Ausgabe<br />

der KunstFilmBiennale rund 3.500 Zuschauer<br />

in die verschiedenen Kinos beider Städte.<br />

Neben der geografischen Erweiterung präsentierte<br />

das Festival in diesem Jahr mit der Einführung<br />

einer Filmkunstreihe auch inhaltlich eine<br />

bedeutende Neuerung: Im Kölner Kino<br />

Odeon sowie im Bonner Kino Rex zählte der<br />

Cannes-Gewinner „4 Monate, 3 Wochen und<br />

2 Tage“ von Cristian Mungiu zu den Höhepunkten<br />

dieser Auswahl künstlerisch hochwertiger<br />

Erzählfilme des internationalen Kinos, die<br />

von Daniel Kothenschulte und Katharina<br />

Blum kuratiert wurde. Daneben überzeugten<br />

u.a. auch Roy Anderssons neuer Film<br />

„Das jüngste Gewitter“ und Pia Marais’ „Die<br />

Unerzogenen“.<br />

Den von der <strong>Filmstiftung</strong> NRW mit<br />

15.000 Euro dotierten Hauptpreis des Internationalen<br />

Wettbewerbs sprach die Jury zu gleichen<br />

Teilen „Stealing Beauty“ von Guy Ben-<br />

Ner und „Lonely Planet“ von Julian Rosefeldt<br />

zu. 49 Produktionen nahmen am Wettbewerb<br />

um den Bild-Kunst Förderpreis für<br />

experimentellen Film teil. Dessen Hauptpreis,<br />

von der VG Bild-Kunst dotiert mit<br />

25.000 Euro, wurde ebenfalls aufgeteilt auf die<br />

beiden Filme „Ferne Intimität“ von Sylvia<br />

Mehr Kinogenuss in Wachtberg und Bruchmühlen<br />

se und aktuellen Filmen. Außerdem finden regelmäßig<br />

Sonderveranstaltungen wie Filmgespräche,<br />

Filmbrunch, Themenabende und Seniorenkino<br />

statt. Auch für private Feiern kann<br />

das Kino angemietet werden. Einen Blick ins<br />

Drehwerk gibt es unter www.drehwerk-<br />

1719.de.<br />

Ortswechsel nach Bruchmühlen bei Herford:<br />

Am 1. November eröffnete Kinoinhaber Volker<br />

Flohre dort die Türen zu seinen Else-<br />

Lichtspielen für die erste Vorstellung nach<br />

dem Umbau. Wände und Boden schimmern<br />

nach dem Umbau in hellem Braun und 139<br />

(neue) Kinosessel in warmen Rottönen. Für den<br />

Teppich und die Wandbespannung beauftragte<br />

Flohre einen Raumausstatter, viele weitere Arbeiten<br />

leistete er mit Unterstützung seines Vaters<br />

in Eigenarbeit. Auch die perlenbesetzten<br />

Wandleuchten wurden selbst restauriert und<br />

schen Wettbewerbs (jeweils 500 Euro gestiftet<br />

von WDR, Macromedia und Zeitsprung<br />

Entertainment) konnten „The Guitar Lesson“<br />

von Martin Rit, „China China“ von Joao Pedro<br />

Rodrigues und Joao Rui Guerra da<br />

Mata sowie „Do Not Erase“ von Asitha<br />

Ameresekere einstreichen, während das Publikum<br />

für Vincent Primaults „Love Thunderbolt“<br />

votierte (500 Euro von Choices).<br />

Den Regionalen Wettbewerb und die damit<br />

verbundenen je 500 Euro (gestiftet von mibeg)<br />

konnten Nico Zingelmann mit „15 Minuten<br />

Wahrheit“ (Jurypreis) und Minu Shareghi<br />

mit „Herrengedeck“ (Publikumspreis) für sich<br />

entscheiden.<br />

KurzFilmFreunde,<br />

Tel. (0221) 16872630;<br />

info@kurzfilmfreun.de<br />

Preisverleihung in Köln: Michael Schmid-Ospach<br />

(<strong>Filmstiftung</strong>) gratuliert Julian Rosefeldt und Guy<br />

Ben-Ner Foto: Nik Kern<br />

Schedelbauer und „Das Modell“ von Florian<br />

Gwinner.<br />

Die Zahlen des Festiv<strong>als</strong> belegten, so der<br />

künstlerische Leiter des Festiv<strong>als</strong> Heinz-Peter<br />

Schwerfel, dass der Ansatz richtig sei, in Köln<br />

ein verloren geglaubtes Publikum für anspruchsvolle<br />

Filme zurück zu gewinnen. Die Veranstalter<br />

der KunstFilmBiennale, die SK Stiftung<br />

Kultur in Zusammenarbeit mit der Kunststiftung<br />

NRW, der <strong>Filmstiftung</strong> NRW, der VG Bild-<br />

Kunst und der Stadt Köln, bekundeten einhellig,<br />

den neuen Programmbaustein Filmkunst<br />

ausbauen und programmatisch optimieren zu<br />

wollen – und das nicht nur in NRW. Höhepunkte<br />

der KunstFilmBiennale waren Mitte November<br />

auch in der Apeejay Gallery sowie dem<br />

Goethe-Institut im indischen New Delhi zu<br />

sehen.<br />

KunstFilmBiennale,<br />

Tel. (0221) 2265948;<br />

buero@kunstfilmbiennale.de<br />

werfen nun ein dezentes Licht in den Saal<br />

(www.else-lichtspiele.de). Finanzielle Hilfe<br />

erhielt Flohre von der <strong>Filmstiftung</strong> NRW, die<br />

rund 20 Prozent der Umbaukosten übernahm.<br />

Die Eröffnung des Drehwerks 17|19 und die Renovierung<br />

der Else-Lichtspiele sind zwei von in<br />

diesem Jahr sechs geförderten Projekten, bei denen<br />

die Stiftung vornehmlich kleinen Kinos half,<br />

die technischen Standards zu heben und den Kinogenuss<br />

der Zuschauer zu erhöhen. „Insbesondere<br />

in kleineren Orten bedeutet Kino ein Stück<br />

Lebensqualität“, so Michael Schmid-<br />

Ospach, Geschäftsführer der <strong>Filmstiftung</strong>, und<br />

Kinoreferentin Britta Lengowski ergänzt:<br />

„Nicht jeder Filmfreund ist bereit oder in der Lage,<br />

lange Anfahrten zu den Kinocentern der größeren<br />

Städte in Kauf zu nehmen. Diese Förderung<br />

ist ein wichtiger Baustein zum Erhalt einer<br />

lebendigen Kinolandschaft in NRW.“<br />

Film-Dienst:<br />

60 Jahre Dienst<br />

Mit ihren 60 Jahren ist die Filmzeitschrift Film-<br />

Dienst die älteste Publikation ihrer Art in<br />

Deutschland. Im Oktober 1947 <strong>als</strong> „Filmdienst<br />

der Jugend“ aus der katholischen Jugendarbeit<br />

heraus erschienen, entwickelte sich das Blatt ab<br />

1949 zum Organ der katholischen Filmkommission,<br />

die im Auftrag der deutschen Bischofskonferenz<br />

wirkte. Die anfänglich schlichte Sammlung<br />

von Filmkritiken im A5-Format entwickelte<br />

sich erst 1990 in jenes Magazinkonzept, das<br />

noch heute regelmäßig alle 14 Tage erscheint.<br />

Als das Katholische Institut für Medien,<br />

das zwischenzeitlich den Film-Dienst herausgegeben<br />

hatte, herben Sparzwängen unterworfen<br />

wurde, zog die Zeitschrift 2003 nach Bonn,<br />

wo sie bis heute beim Verlag Deutsche Zeitung<br />

eine Heimat gefunden hat. Neben dem<br />

in der deutschen Publikationslandschaft nach<br />

wie vor einzigartigen Bemühen, lückenlos jeden<br />

Film zu besprechen, der in Deutschland ins Kino<br />

kommt, hat sich der Film-Dienst auch auf anderen<br />

Gebieten unentbehrlich gemacht: Mit<br />

dem „Lexikon des Internationalen Films“ stellt<br />

er nach wie vor das ausführlichste Kompendium<br />

in Deutschland bekannter Filme, daneben<br />

editiert er DVD- sowie CD-Reihen, Bücher und<br />

die Internetseite www.film-dienst.de. Der<br />

Newsletter gratuliert zum 60. Geburtstag und<br />

wünscht weiterhin viele erfolgreiche Jahrgänge<br />

unbestechlicher Filmkritik!<br />

Film-Dienst, Tel. (0228) 884229;<br />

fd@film-dienst.de<br />

Rendez-vous<br />

franco-allemand:<br />

French Kiss<br />

Mehr <strong>als</strong> 450 Teilnehmer der Filmbranche aus<br />

Frankreich und aus Deutschland haben sich Ende<br />

November in Versailles getroffen. Eingeladen<br />

hatte der Verein Deutsch-französisches<br />

Filmtreffen, der von Präsidentin Margaret<br />

Menegoz, den Vizepräsidenten Kirsten<br />

Niehuus und Peter Sehr und Schatzmeister<br />

Yves Marmion geführt wird. Themenstellungen<br />

waren u.a. die Kompatibilität des<br />

Deutschen Filmfonds mit dem französischen<br />

Crédit d’Impôt und Finanzierungsmodelle für die<br />

Digitalisierung des Kinos bei Erhaltung der Vielfalt.<br />

Auch die Fortentwicklung der deutsch-französischen<br />

Filmförderung MiniTraité, für die in<br />

diesem Jahr erstm<strong>als</strong> mehr mehrheitlich deutsche<br />

Produktionen eingereicht wurden, kam zur<br />

Sprache. Dazu schlug Peter Dinges, Vorstand<br />

der Filmförderungsanstalt FFA, die Einrichtung<br />

einer Nachwuchsförderung vor. Zum<br />

ersten Mal nahmen auch 20 Produzenten aus<br />

Russland an den Diskussionen teil und stellten<br />

ihre neuen Projekte vor. Neun deutsche und<br />

neun französische Schauspieler hatten außerdem<br />

Gelegenheit, sich den Teilnehmern zu präsentieren.<br />

Schließlich wurde Bernd Neumann,<br />

Staatsminister für Kultur und Medien,<br />

von seiner französischen Kollegin Christine Albanel<br />

<strong>als</strong> Commandeur dans l’ordre des Arts<br />

et des Lettres ausgezeichnet. Das 5. Deutschfranzösische<br />

Filmtreffen wurde neben den<br />

französischen Partnern, der FFA, German<br />

Films und dem Goethe Institut u.a. von der<br />

<strong>Filmstiftung</strong> NRW unterstützt. Näheres unter<br />

www.das-rendez-vous.org.<br />

Meldungen – newsletter 7/2007 7


Kinofest Lünen: Modellcharakter<br />

Getreu ihres Mottos hatten die Veranstalter des<br />

18. Kinofestes Lünen angekündigt, Lünen<br />

sei „die Härte“. Tatsächlich fügte sich alles „easy“<br />

zusammen – das Filmprogramm, ein begeistertes<br />

Publikum, die Festivalorganisation und<br />

ein überregionales Echo, das man u.a. durch Understatement<br />

erreicht. Rund 7.700 Besucher und<br />

damit mehr <strong>als</strong> je zuvor sahen an vier Tagen in<br />

den Sälen des Cineworld insgesamt 53 Filme.<br />

Zum Festivalauftakt las Schauspieler Günter<br />

Lamprecht („Berlin Alexanderplatz“)<br />

aus seiner Autobiographie<br />

„Ein höllisches<br />

Ding, das Leben“. Außerdem<br />

eröffnete er mit seiner<br />

Unterschrift den Lüner<br />

Walk of Fame. Wie Lamprecht<br />

sollen sich nach und<br />

nach weitere Stars auf einer<br />

Festivalleiter<br />

Mike Wiedemann, Kupferplatte in der Lüner<br />

Fußgängerzone verewigen.<br />

Eröffnet wurde das Festival<br />

mit der Komödie „Wir sagen Du! Schatz“:<br />

Marc Meyers kuriose Familiengründung, die<br />

prompt den Schüler-Filmpreis des Kreises Unna<br />

16+ gewann. Der mit 10.000 Euro dotierte<br />

und mit Untertitelung belohnte Haupt- und Publikumspreis<br />

Lydia ging an „Jakobs Bruder“. Daniel<br />

Walta kann seine Geschichte von zwei un-<br />

gleichen Brüdern, die sich auf die gemeinsame<br />

Reise zur erkrankten Mutter begeben, zudem<br />

im Januar auf dem Partnerfestival 13. Berlin<br />

and Beyond in San Francisco zeigen. Einen<br />

weiteren Publikumspreis gab es mit der mit<br />

3.000 Euro dotierten Rakete für den besten Kinderfilm,<br />

den Lüner Familien gestiftet haben. Gewinner<br />

war Peter Timms „Rennschwein Rudi<br />

Rüssel 2“. Auch über den von Lüner Apotheken<br />

gesponserten Kurzfilmpreis entschied das<br />

Publikum. Nico Zingelmann gewann mit „15<br />

Minuten Wahrheit“ nicht nur 1.600 Euro, sondern<br />

auch eine von Holland Subtitling und<br />

German Films gesponserte Untertitelung sowie<br />

die Präsentation bei Berlin und Beyond.<br />

Als alle Preise vergeben waren, durften auch<br />

Festivalleiter Michael Wiedemann und sei-<br />

8<br />

ne Stellvertreterin Kathrin Bessert die Wahrheit<br />

sagen: Lünen ist nicht so hart, wie es – augenzwinkernd<br />

– gerne tut. Dafür aber sind die<br />

kleineren und mittleren Festiv<strong>als</strong> umso wichtiger,<br />

wie <strong>Filmstiftung</strong>s-Chef Michael Schmid-<br />

Ospach schon bei der Eröffnung betonte, denn<br />

„ohne diese kommen viele Filme nicht an die Öffentlichkeit<br />

und nicht zum Zuschauer“.<br />

Am 11. Februar übrigens zeigt das Kinofest<br />

im Rahmen der Berlinale im Filmtheater in<br />

den Hackeschen Höfen die Preisträgerfilme.<br />

Dann leistet auch Schauspieler Rolf Zacher<br />

seine Unterschrift. Bildhauer Andrej Irzykowski<br />

wird sie zu einer weiteren Platte auf<br />

dem Walk of Fame verarbeiten. Mehr Infos und<br />

alle Preisträger des 18. Kinofestes unter<br />

www.kinofest-luenen.de.<br />

Nach dem Kinofest Lünen sprach der Newsletter<br />

mit Festivalleiter Mike Wiedemann über<br />

Trends und den Modellcharakter des Festiv<strong>als</strong>.<br />

Für die 18. Ausgabe des Kinofestes<br />

haben Sie viele Filme gesichtet.<br />

Gab es 2007 eine Tendenz bei<br />

den Produktionen?<br />

Wenn man von einem Trend sprechen<br />

kann, dann: Junge Filmemacher interessieren<br />

sich endlich wieder für das Genrekino und realisieren<br />

ohne Scheu Komödie, Krimi, Horror etc.<br />

Das Kinofest ist in der Stadt Lünen<br />

fest verankert. Wie wirkt sich<br />

das auf Ihre Arbeit aus?<br />

Wenn wir Anfang September nach Lünen<br />

fahren und beginnen, das Kinofest vorzubereiten,<br />

bewegen wir uns auf einer Welle der Sympathie,<br />

Unterstützung und Mitarbeit der Lüner,<br />

wie sie sicher beispiellos ist. Die Lüner lieben das<br />

Kinofest und prägen so auch die Stimmung und<br />

Atmosphäre des Festes.<br />

Was muss man machen, um<br />

diese Kontakte über das ganze Jahr<br />

zu pflegen?<br />

Man muss nichts unternehmen, um die Lüner<br />

zu motivieren. Ich weiß, der Termin für das<br />

19. Kinofest (13.-16.11.2008) ist bei vielen Lünern<br />

schon jetzt dick im Kalender angestrichen.<br />

Wäre das „Modell Lünen“ auch<br />

in anderen Städten möglich?<br />

Der Begriff „Modell Lünen“ ehrt uns. Ich<br />

bin der festen Überzeugung, dass es in jeder<br />

deutschen Stadt Filmbegeisterte, ein Kino und<br />

die Idee Filmclub gibt. Mehr braucht es nicht!<br />

Ich prophezeie eine Renaissance der Filmclubs<br />

<strong>als</strong> Keimzelle einer neuen Filmkultur, die auch<br />

Festiv<strong>als</strong> beinhaltet.<br />

Kinofest Lünen,<br />

Tel. (02306) 3063640;<br />

info@kinofest-luenen.de<br />

„A Man’s Job“ gefiel in Münster, Foto: Filmfestival Münster<br />

Foto: Kinofest Lünen Filmfestival Münster: „A Man´s Job“<br />

Hauptpreis Lüdia für „Jakobs Bruder“ mit<br />

Christoph Maria Herbst, Foto: NDR<br />

Düsseldorf: „Clooney“ beim Uni-Filmfest<br />

Doppelter Erfolg für Florian Roos in Düsseldorf:<br />

Der 25-jährige Regisseur und Drehbuchautor<br />

gewann mit seinem Kurzfilm „Clooney“<br />

beim Filmfest der Heinrich-Heine Universität<br />

in seiner Heimatstadt sowohl den Preis des<br />

Publikums <strong>als</strong> auch der Jury (u.a. Anna Fantl<br />

und Xao Seffcheque).<br />

Vom 21. bis zum 23. November wurden im<br />

Konrad Henkel-Hörsaal der Philosophischen Fakultät<br />

23 Kurzfilme junger Talente aus <strong>Nordrhein</strong>-<strong>Westfalen</strong><br />

gezeigt. Organisiert wird das<br />

Filmfest von den Studenten der Uni. Mehr Infos<br />

unter www.filmfest.uni-duesseldorf.<br />

de.<br />

Das Beziehungsdrama über einen Finnen, der<br />

seinen Job verliert und der Familie schließlich das<br />

Geld <strong>als</strong> Callboy nach Hause bringt, sei „von<br />

kompromissloser Komik und schroffer Tristesse“,<br />

befand die Jury. Deshalb wurde „A Man`s Job“<br />

von Aleksi Salmenperä Gewinner des Regiepreises<br />

im Europäischen Spielfilmwettbewerb<br />

des 12. Filmfestiv<strong>als</strong> Münster 2007. Der<br />

deutsche Beitrag „Gegenüber“ des Regisseurs<br />

Jan Bonny erhielt eine Lobende Erwähnung.<br />

Im deutschsprachigen Kurzfilmwettbewerb erhielt<br />

Nikias Chryssos für „Hochhaus“, ein<br />

Wildwest-Abenteuer im seelenlosen Plattenbaughetto,<br />

den mit 5.000 Euro dotierten Großen<br />

Preis der Filmwerkstatt Münster. Der<br />

Filmbüro NW: Fantastische Zukunft<br />

„Die dämonische Leinwand“ war der Titel eines<br />

Symposiums, zu dem das Filmbüro NW am<br />

3. Dezember nach Köln einlud. Zur Diskussion<br />

stand das Fantastische Kino und die Frage, warum<br />

man in Deutschland heute nur noch schwer<br />

an Traditionen wie Murnaus „Nosferatu“ anknüpfen<br />

kann. Hohe Produktionskosten, die<br />

Schere im Kopf und skeptische Redakteure gal-<br />

Nikosia im Herbst<br />

Auf Zypern war das Verständnis für Eran Riklis’<br />

„Die syrische Braut“ besonders groß: Nachdem<br />

im Cine Studio im geteilten Nikosia das<br />

Licht im Saal wieder anging, gab es emotionalen<br />

Applaus vom Publikum. Man spürte, dass<br />

die Zuschauer nachvollziehen konnten, was der<br />

Film erzählt: Die Geschichte einer Braut, die im<br />

Grenzgebiet zwischen Syrien und den Golan Höhen<br />

darauf wartet, zu ihrem Ehemann gelassen<br />

zu werden. Die Produzentin des Films Bettina<br />

Brokemper nahm viele Komplimente entgegen<br />

und musste noch lange nach dem Film die<br />

neugierigen Fragen zur Produktion beantworten.<br />

Die Vorführung war der Auftakt einer von<br />

Katharina Blum organisierten Filmreihe in Nikosia,<br />

die die <strong>Filmstiftung</strong> NRW auf Einladung<br />

des Kulturministeriums Zyperns und<br />

in Kooperation mit dem dortigen Goethezentrum<br />

veranstaltete. Am nächsten Abend folgte<br />

„Emmas Glück“, und auch Produzentin Kri-<br />

newsletter 7/2007 – Meldungen<br />

Förderpreis des WDR in Höhe von 2.500 Euro<br />

ging an den Kurzfilm „Hilda & Krahl“ von Toke<br />

Constantin Hebbeln. Den Publikumspreis<br />

und das von den Münsterschen Filmtheaterbetrieben<br />

gestiftete 1.000 Euro Preisgeld<br />

gewann Nico Zingelmann mit „15 Minuten<br />

Wahrheit“.<br />

Der Drehbuchförderpreis Münster.Land, der<br />

von Filmservice Münster.Land vergeben<br />

wird, ging an Ruth Olshan und Heike Fink<br />

für ihre Geschichte aus der Provinz mit dem Titel<br />

„Himbeeren mit Senf“.<br />

Filmfestival Münster,<br />

Tel. (0251) 2303621;<br />

presse@filmfestival-muenster.de<br />

ten <strong>als</strong> die größten Hindernisse. Hoffnung für<br />

den Fantastischen Film aus Deutschland schöpfte<br />

die Runde aus neuen Vertriebswegen und anhaltender<br />

Lobby-Arbeit. Mehr Infos unter<br />

www.filmbuero-nw.de.<br />

Filmbüro NW,<br />

Tel. (0208) 449841;<br />

info@filmbuero-nw.de<br />

stina Löbbert freute sich über die positive Reaktion<br />

auf ihren Film. „Der Mann von der Botschaft“<br />

war sozusagen direkt von der Premiere<br />

in Georgien weitergereist, und Michael<br />

Schmid-Ospach konnte den Zuschauern eindrucksvoll<br />

von der Premiere in Tiflis und der Produzentenlandschaft<br />

in NRW berichten. Unter<br />

den Gästen an den ersten Abenden war unter<br />

anderem der deutsche Botschafter Rolf Kaiser<br />

mit seiner Frau Brigitte Kaiser-Derenthal,<br />

die es sich nicht nehmen ließen, die Filmschaffenden<br />

aus beiden Ländern in der Botschaft<br />

zu empfangen und in gemütlicher Atmosphäre<br />

erste Gespräche zu ermöglichen. Kaiser-Derenthal,<br />

die vier Jahre lang das Goethe-Institut<br />

in Budapest geleitet hat, hatte die Reihe initiiert.<br />

Ergänzt wurden die Filme durch einen<br />

Workshop, der dem Erfahrungsaustausch der<br />

NRW-Delegation mit Filmschaffenden aus Nikosia<br />

diente. Den Abschluss der Reihe bildeten<br />

die Filme „Barfuss“ und „Close to home“.


Filmwoche Duisburg: Heim und Welt<br />

Über 10.000 Gäste besuchten im November die<br />

31. Duisburger Filmwoche, schauten sich<br />

28 <strong>Dokument</strong>arfilme an und nahmen an den<br />

traditionellen Filmdiskussionen teil. „Das ist neuer<br />

Rekord und zugleich Bestätigung, dass der<br />

<strong>Dokument</strong>arfilm floriert und in Duisburg seine<br />

anerkannte Heimstatt hat“, so Festival-Leiter<br />

Werner Ruzicka. „Wo wenn nicht hier“ war<br />

denn auch das Motto der Filmwoche, deren<br />

Themenstränge indes den Globus umspannten.<br />

So nimmt Daniella Marxner auf der Suche<br />

„Michael Hamburger“: ausgezeichnet in Duisburg,<br />

Foto: Duisburger Filmwoche<br />

nach Bildungskonzepten für Morgen das Alpinum<br />

Lyceum unter die Lupe, in dem in einer nahezu<br />

abgeschlossenen Welt im Engadin Nachwuchs<br />

für die globale Wirtschaftselite trainiert<br />

wird. Für ihre Darstellung des Internats, das <strong>als</strong><br />

Modell für künftige Unternehmensführung sichtbar<br />

wird, erhielt sie den mit 6.000 Euro dotierten<br />

3sat-<strong>Dokument</strong>arfilmpreis für den besten<br />

deutschsprachigen <strong>Dokument</strong>arfilm. Daneben<br />

gab es auch Filme, die sich individuellen Lebensläufen<br />

und Schicksalen widmeten. So ringt der<br />

Oelde: 60 Jahre <strong>als</strong> Kinochef<br />

Dichter Michael Hamburger mit wucherndem<br />

Grünzeug, angesammelten Erinnerungen<br />

und fortschreitender Gebrechlichkeit. Frank<br />

Wirke habe es mit seinem Porträt „Michael<br />

Hamburger – ein englischer Dichter aus<br />

Deutschland“ geschafft, „Poesie ohne jeden<br />

Kitschverdacht in einen <strong>Dokument</strong>arfilm zu verwandeln“,<br />

befand die Jury und zeichnete ihn mit<br />

dem mit 6.000 Euro dotierten Arte-<strong>Dokument</strong>arfilmpreis<br />

für den besten deutschsprachigen<br />

<strong>Dokument</strong>arfilm aus. Wie Mechanismen der Erinnerung<br />

filmisch umgesetzt werden können,<br />

demonstriert auch Philip Scheffner in „Halfmoon<br />

Files“. Sein Material: Ein Inder kämpft im<br />

Ersten Weltkrieg in der britischen Armee, gerät<br />

in deutsche Gefangenschaft und wird zum Forschungsobjekt<br />

deutscher Rassenideologie.<br />

Scheffners Recherche einer Fußnote der Geschichte<br />

sei „vielschichtig, so witzig wie klug“,<br />

so die Jury des mit 5.000 Euro dotierten Förderpreises<br />

der Stadt Duisburg. Ihrem Votum<br />

schloss sich die Jury des <strong>Dokument</strong>arfilmpreises<br />

des Goethe Instituts mit einer ähnlichen Begründung<br />

an – und mit 2.000 weiteren Euro.<br />

Der Publikumspreis der Rheinischen Post für<br />

den in Duisburg beliebtesten Film ging schließlich<br />

an „Sieben Mulden und eine Leiche.“ Auch<br />

Thomas Haemmerli nimmt die Zuschauer<br />

mit in die Schweiz. Allerdings geht es nicht hinauf<br />

auf Alpenwiesen, sondern in die total vermüllte<br />

Wohnung seiner verstorbenen Mutter.<br />

Haemmerlis autobiographischer Film dokumentiert<br />

familiäre Folgen des Messie-Syndroms.<br />

Mehr zu den Preisträgern sowie Protokolle und<br />

Impressionen gibt es unter www.duisburgerfilmwoche.de.<br />

Duisburger Filmwoche,<br />

Tel. (0203) 2834171;<br />

info@duisburger-filmwoche.de<br />

„Für jeden Tag der Vorführung von Lichtbildern ist eine Lustbarkeitsabgabe von 3 Mark vorher an<br />

die Stadtkasse Oelde zu zahlen“, lautet der vierte Punkt der Genehmigung, mit der Leo Mühlenkamp<br />

1913 in Oelde „Lustbarkeiten“, sprich Filmvorstellungen, in seiner Gaststätte erlaubt<br />

wurden. Sein Sohn Leo Mühlenkamp war dam<strong>als</strong> gerade ein Jahr alt. Heute ist er 95 und Deutschlands<br />

ältester Filmvorführer. Zum 1. Januar geht er nach 60 Jahren <strong>als</strong> Kinogeschäftsführer in Oelde<br />

in den verdienten Ruhestand. 2002 erhielt der passionierte Kinobetreiber während der Jahresfilmprogramm-Prämien<br />

der <strong>Filmstiftung</strong> NRW vom HDF Kino e.V. für seine Verdienste das<br />

Goldene Malteserkreuz. Das Filmzentrum mit den drei Sälen in Oelde wird in Zukunft von dem<br />

22-jährigen Thomas Fußner weitergeführt, der bereits Kinoerfahrung im Gütersloher Bambi<br />

gesammelt hat und vor allem in der Übergangszeit weiterhin auf Mühlenkamps Unterstützung setzt.<br />

Seine Pläne: Eine baldige Modernisierung der drei Säle und mit sofortiger Wirkung zum 1. Januar<br />

die Abschaffung der Raucherlaubnis im Kino.<br />

Filmzentrum Oelde, Tel. (02522) 60200<br />

Film+: Preise für Editoren<br />

Das Forum für Filmschnitt und Montagekunst,<br />

Film+, schloss nach dreieinhalb Tagen Diskussionen,<br />

Filmvorführungen und Panels am Abend<br />

des 26. November mit der Verleihung der drei<br />

Schnitt Preise. Den von der <strong>Filmstiftung</strong><br />

NRW mit 7.500 Euro dotierten Schnitt Preis<br />

Spielfilm gewann Hansjörg Weißbrich für<br />

„Der Liebeswunsch“. Der gleich hoch dotierte<br />

Bild-Kunst Schnitt Preis <strong>Dokument</strong>arfilm<br />

ging an Anja Pohls Montage von „Die<br />

Unzerbrechlichen“, während sich Rudi<br />

Zieglmeier („Bildfenster/Fensterbilder“) über<br />

2.500 Euro für den Gewinn des BMW Group<br />

Förderpreis Schnitt freute.<br />

Der Schwerpunkt des vom Filmmagazin<br />

Schnitt in Zusammenarbeit mit der <strong>Filmstiftung</strong><br />

NRW und der Stadt Köln veranstalteten Forums<br />

lag in diesem Jahr auf der Beziehung zwischen<br />

Drehbuch, Dramaturgie und Schnitt – ein<br />

Verhältnis, über das u.a. Laila Stieler, Tomas<br />

Erhart, Jörg Siepmann und Andrew Bird<br />

diskutierten. Bei drei Filmvorführungen ließ sich<br />

außerdem die Ehren-Editorin und Hommage-<br />

Preisträgerin Helga Borsche u.a. von ihren Regisseuren<br />

Hans W. Geißendörfer und<br />

Hans-Christoph Blumenberg feiern.<br />

Film+, Tel. (0221) 2858703;<br />

info@filmpluskoeln.de<br />

„7 Jungfrauen" von Alberto Rodriguez im Angebot bei Ven y mira. Foto: Koolfilm<br />

Flux lädt ein: Komm gucken!<br />

„Ven y mira“ („Komm gucken“) ist der Titel<br />

einer fünfteiligen Filmreihe, mit der die Agentur<br />

für Filmkultur Flux aus Münster ihre Arbeit<br />

aufnimmt. Die Reihe mit spanischsprachigen Filmen<br />

in der Originalfassung richtet sich an Kinobetreiber<br />

und Schulen, an denen Spanisch <strong>als</strong><br />

Fremdsprache zunehmend an Bedeutung gewinnt.<br />

„Unsere Idee ist, dass wir die Programme,<br />

die wir für unser Kino kuratieren, auch anderen<br />

zugänglich machen“, so Jens Schneiderheinze,<br />

der in Münster auch die Geschäfte des Cinema-Kinos<br />

leitet. Die Filme wurden so aus-<br />

ANZEIGE<br />

gewählt, dass sie sich möglichst gut mit den<br />

Lehrplänen vereinbaren lassen und werden<br />

durch zahlreiche Materialien und Unterrichtshefte<br />

ergänzt. Service ist für Schneiderheinze ein<br />

wichtiger Punkt: Flux bietet nicht nur vorbereitete<br />

Pressemeldungen, sondern auch weitere<br />

Informationen übers Internet, die bequem herunter<br />

geladen werden können. Die Buchung ist<br />

für Kinobetreiber ebenfalls online möglich. Mehr<br />

Infos über das komplette Programm unter<br />

www.flux-agentur.de.<br />

Flux, Tel. (0251) 20398563;<br />

info@flux-agentur.de<br />

Ab 27. Dezember im Kino!<br />

www.dieunerzogenen.de www.realfi ctionfi lme.de<br />

Meldungen – newsletter 7/2007 9<br />

www.realfi ctionfi lme.de


Jahresfilmprogramm-Prämien<br />

Alle Kinos,<br />

alle Prämien<br />

Ausgezeichnete Filmtheater<br />

Schauburg,<br />

Gelsenkirchen<br />

4.000 Euro<br />

Filmriss, Gevelsberg<br />

2.000 Euro<br />

Bambi, Gütersloh<br />

6.000 Euro<br />

3.000 Euro (Kinder- und<br />

Jugendprogramm)<br />

Babylon, Hagen<br />

4.000 Euro<br />

Central, Hattingen<br />

2.000 Euro<br />

3.000 Euro (Kinder- und<br />

Jugendprogramm)<br />

Apollo, Aachen<br />

4.000 Euro<br />

Capitol, Aachen<br />

4.000 Euro<br />

Kino, Bad Driburg<br />

4.000 Euro<br />

5.000 Euro (Kinderund<br />

Jugendprogramm)<br />

Kur-Theater, Hennef<br />

4.000 Euro<br />

Onikon, Herdecke<br />

2.000 Euro<br />

Viktoria, Hilchenbach<br />

4.000 Euro<br />

3.000 Euro (Kinder- und<br />

Jugendprogramm)<br />

Kamera, Bielefeld<br />

6.000 Euro<br />

3.000 Euro (Kinder- und<br />

Jugendprogramm)<br />

Lichtwerk, Bielefeld<br />

10.000 Euro<br />

3.000 Euro (Kinder- und<br />

Jugendprogramm)<br />

Im Düsseldorfer Savoy Theater zeichnete die <strong>Filmstiftung</strong> NRW 55 Filmtheater mit Jahresfilmprogramm-<br />

Berli, Hürth<br />

2.000 Euro<br />

Kino im Kuba, Jülich<br />

2.000 Euro<br />

Capitol, Kerpen<br />

4.000 Euro<br />

Endstation, Bochum<br />

12.000 Euro<br />

3.000 Euro (Kinder- und<br />

Jugendprogramm)<br />

Casablanca, Bochum<br />

6.000 Euro<br />

Metropolis, Bochum<br />

4.000 Euro<br />

Prämien aus. Insgesamt 397.000 Euro erhielten NRWs Kinobetreiber für ihre herausragenden Programme.<br />

Günter Lamprecht<br />

mit Sigrid Limprecht<br />

aus Bonn<br />

Jahresfilmprogramm-Prämien 2007<br />

Schöne Bescherung<br />

VON STEFANIE HADDING<br />

Vorhang auf und Bühne frei für NRWs engagierte<br />

Kinobetreiber hieß es am 21. November<br />

im Düsseldorfer Savoy Theater, wo die<br />

<strong>Filmstiftung</strong> NRW insgesamt 397.000 Euro für<br />

Filmprogramme der Güteklasse A vergab. Die Betreiber<br />

von 55 nordrhein-westfälischen Kinos erhielten<br />

ihre Jahresfilmprogramm-Prämien dafür,<br />

dass sie auf ihren Leinwänden herausragende<br />

deutsche und europäische Produktionen, <strong>Dokument</strong>arfilme,<br />

ambitionierte Filmreihen und Filme<br />

für Kinder- und Jugendliche zeigen.<br />

Das Team von „Meine schöne Bescherung“<br />

(Vanessa Jopp, Manuela Stehr, Heino Ferch, Jasmin<br />

Tabatabai und Meret Becker) legte auf dem<br />

Weg zur Essener Premiere einen Zwischenstopp<br />

im Savoy ein, zeigte viel beklatschte Ausschnitte<br />

seiner Weihnachtskomödie und überreichte<br />

10<br />

Der „Vorleser“-Produzent<br />

Michael Simon de<br />

Normier (Senfkornfilm)<br />

im Gespräch mit Günter<br />

Rohrbach (rechts)<br />

die ersten Urkunden an die Kinobetreiber. Auch<br />

Jürgen Vogel, Oskar Roehler, Rolf Zacher, Ray<br />

Fearon, Marco Kreuzpaintner, Anna Thalbach<br />

und Christian Redl waren gekommen, um die<br />

Betreiber zu ehren (siehe Liste).<br />

Dass angesichts großer Summen die Stimmung<br />

durchweg heiter war, überraschte kaum.<br />

Überraschend aber waren einige unterhaltsame<br />

Erkenntnisse, die der kurzweilige Abend mit den<br />

Kinobetreibern und den vielen prominenten Paten<br />

zu Tage brachte. Wer ahnte vorher, dass Oskar<br />

Roehler seine Darsteller (in diesem Fall Ray<br />

Fearon aus „Lulu und Jimi“) beim Schmökern in<br />

der Gala findet? Wer, dass Anna Thalbach durchaus<br />

mit Wonne die „Brühlette“ geküsst hat (Daniel<br />

Brühl in „Krabat“)? Und wer hatte schon erlebt,<br />

wie Jürgen Vogel beim Spötteln über sich<br />

Ein Kniefall der prominenten Paten<br />

selbst und seine „Kauleiste“ über sich hinauswächst<br />

und zur Stimmungskanone avanciert?<br />

<strong>Filmstiftung</strong>s-Geschäftsführer Michael<br />

Schmid-Ospach freute sich <strong>als</strong> Gastgeber über<br />

den gelungenen Abend und erinnerte kurz an<br />

das vergangene Kinojahr, das nur allzu oft unter<br />

der Diskussion um die „scheinbare Feindschaft<br />

zum Fernsehen“ gelitten habe. Schmid-<br />

Ospach: „Das Abenteuer Kino wird bleiben.<br />

Kämpfen wir für gute Filme – es lohnt sich!“ Einer,<br />

der bereits eine Menge guter Filme gemacht<br />

hat, durfte an diesem Abend eine besondere<br />

Auszeichnung entgegen nehmen: Günter Lamprecht<br />

bekam den mit 20.000 Euro dotierten<br />

Herbert Strate-Preis, mit dem die <strong>Filmstiftung</strong><br />

NRW und der HDF Kino e.V. Menschen ehren,<br />

die sich um den deutschen Film verdient ge-<br />

Cinenova, Köln<br />

4.000 Euro<br />

3.000 Euro (Kinder- und<br />

Jugendprogramm)<br />

Filmpalette, Köln<br />

10.000 Euro<br />

newsletter 7/2007 – Jahresfilmprogramm-Prämien<br />

Kino in der Brotfabrik,<br />

Bonn<br />

10.000 Euro<br />

5.000 Euro (Kinder- und<br />

Jugendprogramm)<br />

Neue Filmbühne, Bonn<br />

8.000 Euro<br />

macht haben. Die Laudatio hielt der Produzent<br />

und Präsident der Deutschen Filmakademie<br />

Günter Rohrbach. Der hob besonders Lamprechts<br />

Leistungen in „Berlin Alexanderplatz“<br />

hervor. Vieles an der Produktion sei umstritten<br />

gewesen, „absolut unumstritten jedoch war die<br />

Leistung des Schauspielers Lamprecht. Keiner<br />

hat den Film so geprägt wie Sie.“ In diesem wie<br />

auch in anderen Werken seien es besonders<br />

„die Präsenz, die Sensibilität und die Ausdruckskraft“<br />

gewesen, die den großen Schauspieler<br />

ausmachten. Der gebürtige Berliner, der sich<br />

„seit Jahren in NRW sehr wohl“ fühlt, freute sich<br />

über die Anerkennung seiner Arbeit. Mit Hilfe<br />

von Kino und Fernsehen habe er seine kritische<br />

Haltung und seinen Eigensinn immer wieder<br />

transportieren können, sagte der Schauspieler.<br />

Wie es sich für einen Abend mit vielen Kinoliebhabern<br />

gehört, gab es in Düsseldorf auch<br />

einige filmische Appetithappen zu sehen. Oskar<br />

Roehler präsentierte erste Ausschnitte aus<br />

seinem neuen Film „Lulu und Jimi“, den er in<br />

diesem Sommer in NRW gedreht hat. Zudem<br />

sahen die Zuschauer einen Vorgeschmack auf<br />

die Filme „Krabat“ (Regie: Marco Kreuzpaintner),<br />

„Clara“ (Regie: Helma Sanders-Brahms) und<br />

„Hope“ von Stanislaw Mucha.<br />

Die Auswahl der prämierten Filmtheater traf<br />

eine Jury, der Emma Klopf (Prokino Filmverleih),<br />

Barbara Thuillier (RTL Filmredaktion), Irit Neidhardt<br />

(mec film, Verleih), Michael Vaupel (WAZ)<br />

und Andreas Kramer, Geschäftsführer des HDF<br />

Kino e.V., angehörten.<br />

Großes Finale: Die Betreiber von 55 nordrhein-westfälischen Kinos<br />

erhielten insgesamt 397.000 Euro in Düsseldorf<br />

Metropolis, Köln<br />

8.000 Euro<br />

12.000 Euro (Kinder- und<br />

Jugendprogramm)<br />

Odeon, Köln<br />

6.000 Euro


Rex, Bonn<br />

8.000 Euro<br />

Woki, Bonn<br />

2.000 Euro<br />

ZOOM, Brühl<br />

8.000 Euro<br />

5.000 Euro (Kinder- und<br />

Jugendprogramm)<br />

Die Spitzenpreisträger mit Jürgen Vogel<br />

und Michael Schmid-Ospach.<br />

Applaus von Oskar Roehler für die Kinobetreiber<br />

Joachim Kühn, Udo Heimansberg und Gabriele<br />

Rosslenbroich<br />

Vanessa Jopp überreicht eine Prämie an Hans-Jörg<br />

Blondiau vom Zoom Kino Brühl<br />

Auf dem Sprung zur Premiere:<br />

Das „Meine schöne Bescherung“-Team mit<br />

Manuela Stehr, Vanessa Jopp, Heino Ferch,<br />

Jasmin Tabatabai und Meret Becker (v.l.)<br />

OFF Broadway, Köln<br />

18.000 Euro<br />

Hansa Kino, Lemgo<br />

4.000 Euro<br />

Studio, Mettmann<br />

4.000 Euro<br />

8.000 Euro (Kinder- und<br />

Jugendprogramm)<br />

Camera, Dortmund<br />

10.000 Euro<br />

Roxy, Dortmund<br />

10.000 Euro<br />

Schauburg, Dortmund<br />

6.000 Euro<br />

3.000 Euro (Kinder- und<br />

Jugendprogramm)<br />

Judith Schlinker,<br />

Cineplex Warburg,<br />

mit Jürgen Vogel<br />

Blumen vom „Krabat“-Team:<br />

Marco Kreuzpaintner, Anna<br />

Thalbach und Christian Redl (v.l.)<br />

JaFi-Spendenaktion:<br />

Katty Salié im Gespräch<br />

mit Gabriele van den<br />

Berg (Kinderhospiz<br />

Düsseldorf) und Johannes<br />

Breuer (Elterninitiative<br />

herzkranker Kinder<br />

Bonn). Rund 7600 Euro<br />

sind bislang zusammen<br />

gekommen.<br />

Cinema, Münster<br />

10.000 Euro<br />

3.000 Euro (Kinder- und<br />

Jugendprogramm)<br />

Schloßtheater, Münster<br />

10.000 Euro<br />

5.000 Euro (Kinder- und<br />

Jugendprogramm)<br />

Bambi, Düsseldorf<br />

8.000 Euro<br />

3.000 Euro (Kinder- und<br />

Jugendprogramm)<br />

Black Box, Düsseldorf<br />

10.000 Euro<br />

Cinema, Düsseldorf<br />

4.000 Euro<br />

Hitch, Neuss<br />

6.000 Euro<br />

3.000 Euro (Kinder- und<br />

Jugendprogramm)<br />

Kino im Walzenlager,<br />

Oberhausen<br />

2.000 Euro<br />

Strate-Preisträger<br />

Günter Lamprecht (links)<br />

mit seinem Laudator<br />

Günter Rohrbach<br />

Moderierte<br />

den kurzweiligen<br />

Abend: Katty Salié<br />

mit Michael<br />

Schmid-Ospach<br />

Regisseur Marco<br />

Kreuzpaintner mit<br />

Rolf Zacher (rechts).<br />

Dieter und Martina Borck (Cinenova, Köln), Dieter<br />

Hertel, Britta Lengowski (<strong>Filmstiftung</strong>) und Michael<br />

Meyer<br />

Die Paten des<br />

„Lulu und Jimi“-Teams:<br />

Oskar Roehler<br />

und Ray Fearon<br />

Lichtburg, Düsseldorf<br />

2.000 Euro<br />

Metropol, Düsseldorf<br />

8.000 Euro<br />

Souterrain, Düsseldorf<br />

4.000 Euro<br />

3.000 Euro (Kinder- und<br />

Jugendprogramm)<br />

Lichtburg, Oberhausen<br />

2.000 Euro<br />

3.000 Euro (Kinder- und<br />

Jugendprogramm)<br />

Kino, Ratingen<br />

4.000 Euro<br />

5.000 Euro (Kinder- und<br />

Jugendprogramm)<br />

Elite, Espelkamp<br />

4.000 Euro<br />

3.000 Euro (Kinder- und<br />

Jugendprogramm)<br />

Astra Theater & Luna,<br />

Essen<br />

6.000 Euro<br />

Cineplex, Warburg<br />

2.000 Euro<br />

3.000 Euro (Kinder- und<br />

Jugendprogramm)<br />

Metropolis, Würselen<br />

2.000 Euro<br />

Eulenspiegel, Essen<br />

4.000 Euro<br />

5.000 Euro (Kinder- und<br />

Jugendprogramm)<br />

Filmstudio, Essen<br />

2.000 Euro<br />

Galerie Cinema, Essen<br />

8.000 Euro<br />

Günter Lamprecht ist der diesjährige Träger des Herbert Strate-<br />

Preises, den die <strong>Filmstiftung</strong> NRW gemeinsam mit dem HDF<br />

Kino e.V. vergibt. Die Jury mit Veronica Ferres, Margarete<br />

Papenhoff, Thomas Negele und Michael Schmid-Ospach ent-<br />

schied sich damit für einen großen deutschen Schauspieler.<br />

Seine engagierte Dankesrede, die er im Rahmen der Verleihung<br />

der Jahresfilmprogramm-Prämien hielt, können Sie hier lesen.<br />

Liebe Freunde,<br />

ich freue mich sehr über diese große Anerkennung<br />

meiner Arbeit. Ich danke Ihnen<br />

herzlich für diese Auszeichnung, die mit<br />

dem Herbert Strate-Preis verbunden ist.<br />

Berlin bleibt Berlin, das sind meine Wurzeln,<br />

da komme ich her. Aber ich bin auch<br />

froh, seit Jahrzehnten in <strong>Westfalen</strong> zu leben,<br />

denn dieses NRW ist zu meiner zweiten Heimat<br />

geworden. Hier habe ich viel Gutes erlebt,<br />

an allen Theatern gespielt und fürs Kino<br />

und fürs Fernsehen gedreht. Erinnern Sie<br />

sich noch an „Stellenweise Glatteis“ von<br />

Max von der Grün, Regie Wolfgang Petersen,<br />

„Rückfälle“ von Peter Beauvais oder<br />

„Die große Flatter“ von Marianne Lüdcke?<br />

Drei Titel von vielen Produktionen. Ich<br />

war froh, dass meine Rollen so auch von einem<br />

großen Publikum gesehen wurden. Einem<br />

Publikum, das nie ein Theater besucht.<br />

Durch das Kino und das Fernsehen, allen voran<br />

den WDR, konnte ich im Laufe der Zeit<br />

wesentlich mehr Menschen mit meiner kritischen<br />

Haltung erreichen. Vielleicht ist ja bei<br />

manchen Leuten mein Eigensinn angekommen.<br />

Das wäre dann auch gut so.<br />

Auch heute noch gilt: Die Filmkunst lebt<br />

weiter und lässt sich nicht vereinnahmen.<br />

Ich gehe gerne ins Kino. Auf der Leinwand<br />

erkennen wir die Liebe, das Einsamsein, die<br />

Wut auf die ungerechten Weltverhältnisse.<br />

Wir spüren sie, die Wehmut, die Freude, ja<br />

ich spüre auch die Freude am Leben zu sein<br />

und das alles wahrnehmen zu können. In<br />

meiner Laufbahn wurde Rainer Werner<br />

Fassbinder mit seiner unvergleichbaren<br />

Identität zum Inbegriff von Kino. Das finden<br />

alle Cineasten auf dem Globus. Vor allem<br />

die unbeschreibliche Resonanz auf<br />

„Berlin Alexanderplatz“ in den USA und in<br />

Frankreich hat mich sehr berührt. Wie stark<br />

ich mich dam<strong>als</strong> bei den Dreharbeiten bis<br />

in die hintersten Ecken von Leib und Seele<br />

gefordert, aufgefordert fühlte, alle meine<br />

kreativen Reserven zu mobilisieren. Da<br />

gab es menschliches Verstanden-Sein durch<br />

solche begnadeten Regisseure, und dies zu<br />

erleben, das war wunderbar. Und immer<br />

wieder habe ich gestaunt, was ich alles<br />

kann. Und ich möchte Ihnen hier sagen, wie<br />

dankbar ich war und bin, dass ich solche<br />

filmischen Ereignisse mit zu Wege gebracht<br />

habe. Meine Damen und Herren, verehrte<br />

Jury, ich bin froh, dass es Sie gibt, und ich<br />

wünsche uns allen weiterhin ein Publikum,<br />

das voller Aufmerksamkeit unsere schwierige<br />

Welt betrachtet, und das sich anregen<br />

lässt zu lebendigem Engagement, denn es<br />

gibt wahrhaftig genug zu tun.<br />

Ich danke Ihnen ganz herzlich. Danke<br />

schön.<br />

Talflimmern – Open-Air<br />

Kino, Wuppertal<br />

2.000 Euro<br />

Die Jury bestand aus<br />

Irit Neidhardt (Mec Film),<br />

Emma Klopf (Prokino),<br />

Barbara Thuillier (RTL), Michael<br />

Vaupel (WAZ) und Andreas<br />

Kramer (HDF Kino e.V.)<br />

Jahresfilmprogramm-Prämien – newsletter 7/2007 11


Angeregte<br />

Debatten vor<br />

konzentriertem<br />

Publikum: das<br />

2. Filmsymposium<br />

in Köln. Fotos: Heike<br />

Herbertz<br />

Das 2. Filmsymposium NRW<br />

Film <strong>als</strong> Ort – neue<br />

Orte des Films<br />

„Die Digitalisierung ist die Verschriftung des Bildes“,<br />

dozierte der Karlsruher Philosoph und Medientheoretiker<br />

Boris Groys in seinem Eröffnungsbeitrag<br />

von der Leinwand herab. Groys<br />

eröffnete damit virtuell das Filmsymposium<br />

NRW, das von der Staatskanzlei NRW und der<br />

<strong>Filmstiftung</strong> NRW am 31. Oktober zum zweiten<br />

Mal in Köln veranstaltet wurde und sich unter<br />

dem Titel „Film <strong>als</strong> Ort – Neue Orte des<br />

Films“ mit der Situation der Abspielstätte Kino<br />

befasste. Wie man früher Bücher zu Bibliotheken<br />

zusammengetragen hat, könne man sich<br />

heute mittels DVD eigene Filmotheken schaffen,<br />

so Groys weiter. Damit stehe das bewegte<br />

Bild wie der Roman im 19. Jahrhundert tendenziell<br />

immer zur Verfügung. Ein Gespräch<br />

über Film müsse sich „nicht mehr nur aus der<br />

Erinnerung“ speisen, wie in Zeiten, da es nur die<br />

Vorführung im Kino gab. Ein Fortschritt, der wie<br />

in anderen Fällen auch mit Verlusten verbunden<br />

sei. Die aktuelle Krise des Kinos spiegele diese<br />

Entwicklung. Zwar wisse er um die besonderen<br />

Qualitäten des Kinos, doch <strong>als</strong> „verantwortungsloser<br />

Intellektueller“ bezweifle er, dass es so etwas<br />

wie eine „kollektive Erfahrung“ oder „Ekstase“<br />

im Kino geben könne oder gegeben habe.<br />

Das Kino sei „ein Ort des kollektiven Schlafes“,<br />

an dem sich jedes Individuum seinen Träumen<br />

ergebe. Darüber wolle man allerdings sprechen,<br />

wenn es wieder hell werde. Jenseits des<br />

Mainstreams werde Film in Ländern wie Frankreich<br />

oder den USA heute zunehmend in Museen<br />

gezeigt. Filmkunst und Kino <strong>als</strong> Einheit:<br />

White Cube und Black Cube unter einem Dach.<br />

Mit dem Rückzug des Kinos ins Museum<br />

mochte sich indes keiner der anderen Vortragenden<br />

zufrieden geben. Allerdings: „Nostalgie<br />

allein reicht nicht, um Kinos zu betreiben“,<br />

befand Birgit Kohler (Freunde der Deutschen Kinemathek<br />

e.V.). Hans-Heinrich Grosse-Brockhoff,<br />

NRW-Staatssekretär für Kultur, plädierte ebenso<br />

für eine Zukunft des Kinos in der Stadt wie<br />

Michael Schmid-Ospach, Geschäftsführer der<br />

<strong>Filmstiftung</strong> NRW. Schmid-Ospach verwies am<br />

Beispiel von Initiativen für die Essener Lichtburg<br />

oder das Bonner Metropol vehement darauf,<br />

dass „Kino“ vielen Bürgern <strong>als</strong> unverzichtbarer<br />

Bestandteil städtischen Lebens gelte, für das<br />

man sich engagiere. Lutz Hachmeister (Institut<br />

12<br />

für Medien- und Kulturpolitik,<br />

Berlin/Köln) tröstete:<br />

„Kino hat sich in<br />

seiner Geschichte immer<br />

gewandelt.“<br />

Auf den gesellschaftlichen<br />

wie den<br />

technischen Wandel zu<br />

reagieren, ist in der Tat überlebenswichtig. Das<br />

Kinopublikum wird zunehmend schwieriger, so<br />

Susanne Keuchel vom Bonner Zentrum für Kulturforschung.<br />

Das Kino müsse neue Veranstaltungsformen<br />

entwickeln, um seine Attraktivität<br />

möglichst zu steigern, denn es bewege sich<br />

zunehmend in Konkurrenz mit anderen Kulturangeboten.<br />

Medienpädagogische Angebote<br />

könnten dazu beitragen, die Aufmerksamkeit<br />

für Filme zu wecken wie auch das Qualitätsbewusstsein<br />

zu fördern. Denn die Konkurrenz<br />

schläft nicht. Karlheinz Brandenburg vom Fraunhofer<br />

Institut für Digitale Medientechnologie in<br />

Ilmenau wies darauf hin, dass der Trend zu interaktiven<br />

Medien wie den Computerspielen gehe.<br />

Hier entstehe für das Kino eine mehr <strong>als</strong><br />

ernstzunehmende Konkurrenz, zumal die Qualität<br />

der Bilder in Zukunft noch zunehmen werde.<br />

Die Bildqualität war das Stichwort für Adolf<br />

Winkelmann. Der Regisseur und Hochschullehrer<br />

beklagte die Leichtfertigkeit beim Umgang<br />

mit den Bildern. Im Gegensatz zu vielen Kritikern<br />

sah er auf Dauer keinen qualitativen Unterschied<br />

zwischen digitalen und analogen Bildern.<br />

Eine schlechte Bildqualität habe eher „mit<br />

unserem Umgang mit der Digitalisierung zu tun,<br />

nicht aber mit der Digitalisierung selbst“. Als Beispiel<br />

nannte er die aus seiner Sicht auch vor Ort<br />

schludrige, asynchrone Bildprojektion, über die<br />

sich niemand mehr aufrege. Dabei erfolge die<br />

Postproduktion heute bereits weitgehend digital,<br />

außerdem gebe es eine ganze Reihe von<br />

Vorteilen des technischen Fortschritts – und<br />

wenn es nur das Gewicht der Kamera sei. Damit<br />

sei ein ganz anderes Arbeiten möglich. Er<br />

<strong>als</strong> „Kontrollfreak“ habe seinen letzten Film komplett<br />

am eigenen Computer „zuhause“ schneiden<br />

können. Das sei früher undenkbar gewesen.<br />

Allerdings ist an dem Tag auch klar geworden,<br />

dass „Filme in erster Linie Geschichten erzählen“,<br />

so Katharina Blum von der <strong>Filmstiftung</strong>.<br />

Womit wir wieder beim Roman wären. Allerdings<br />

gibt es für den Film eben „verschiedene<br />

Produktions- und Abspieltechnologien“. Dass<br />

der Nachwuchs damit locker umgeht, bewiesen<br />

die über den Tag hinweg ausgestrahlten Interview-Schnipsel<br />

mit Filmstudenten der ifs und<br />

der KHM: Für die jungen Filmemacher war das<br />

Kino nicht mehr das Nonplusultra. Pragmatisch<br />

erklärten sie sich offen für alle Formen des Geschichtenerzählens,<br />

ob nun auf der Leinwand,<br />

dem Bildschirm, dem Handy-Display oder bei<br />

Computerspielen auf dem Monitor.<br />

Grüne: Eine Million<br />

mehr für den Film<br />

Mit einem Änderungsantrag zum Landeshaushalt<br />

wollte die Fraktion Die Grünen die Filmkultur<br />

und die Filmwirtschaft in NRW fördern.<br />

„Weil Filmkultur Teil der Kultur in NRW ist“ und<br />

die „Fördermittel auch dem Erhalt einer hochwertigen<br />

Film- und Kinokultur in NRW dienen“,<br />

forderte der Antrag, den Posten (Kapitel<br />

02200/Titel 68261) für die <strong>Filmstiftung</strong><br />

NRW um eine Million von 9.666.200 Euro auf<br />

10.666.200 Euro zu erhöhen. Für die Kostendeckung<br />

schlugen Die Grünen Kürzungen u.a.<br />

bei den Repräsentationskosten der Staatskanzlei<br />

vor. In der 37. Sitzung des Hauptausschusses<br />

am 8. November wurde über den Antrag<br />

abgestimmt: Die CDU und die FDP stimmten<br />

dagegen, die SPD enthielt sich.<br />

Seit 2006 ist die <strong>Filmstiftung</strong> NRW von Kürzungen<br />

der Landesmittel um rund 2,5 Millionen<br />

Euro betroffen.<br />

Düsseldorf: 50<br />

Jahre Cinema<br />

Im Andenken an die legendäre Komödienfigur<br />

Schneider Wibbel konzipierte Filmkaufmann<br />

Franz Röder 1957 in Düsseldorf die gleichnamige<br />

Gasse und mit ihr ein Bali-Kino mit 250<br />

Plätzen. 20 Jahre später übernahm Heinz<br />

Holzapfel das Kino und benannte es um in<br />

Neues Cinema in Erinnerung an das in den<br />

70er Jahren geschlossene Filmkunstkino Cinema<br />

in der Kasernenstraße. Der Eröffnungsfilm<br />

war dam<strong>als</strong> „Kinder des Olymp“. Zum 50. Geburtstag<br />

des Hauses am 3. Dezember spendierten<br />

Kalle Somnitz und Udo Heimansberg,<br />

die das Kino unter dem Namen Cinema<br />

seit zehn Jahren führen, dem Kino eine<br />

neue Fassade, für die Düsseldorfer Künstler José<br />

Boloncé eigens den Pierrot aus „Kinder des<br />

Olymp“ wiederauferstehen ließ. „Das Düsseldorfer<br />

Publikum liebt ‚sein‘ Cinema, und die Besucherzahlen<br />

lassen auf weitere 50 Jahre hoffen!“,<br />

blicken die beiden Betreiber zuversichtlich<br />

in die Zukunft.<br />

Short Cuts Cologne<br />

Am 2. Dezember gingen die zehnten Short<br />

Cuts Cologne mit der Preisverleihung zu Ende.<br />

Traditionell veranstaltet vom Kölner Filmhaus<br />

hatte das Internationale Kurzfilmfestival<br />

zuvor an acht Tagen insgesamt rund 750 Filme<br />

in 70 Einzelprogrammen präsentiert. Die Jury<br />

des Internationalen Wettbewerbs entschied sich<br />

dafür, ihren Hauptpreis dem englischen Beitrag<br />

„Wednesday“ von Rob Sorrenti zuzusprechen.<br />

Den 2. Preis erhielt der französische Kurzfilm<br />

„Meme les pigeons vont au paradis“ von<br />

Samuel Tourneux, der Michael-Lentz-Gedächtnispreis<br />

fürs beste Drehbuch ging an Laurent<br />

Daniel für seinen Beitrag „Mickey und<br />

Maria“, während das Publikum für „Manon sur<br />

le bitume“ von Elisabeth Marre und Oliver<br />

Pont votierte. Den Regionalen Wettbewerb<br />

und damit den Preis Cologne Shorts gewann<br />

„Zwei Goldfische“ von Marcel Belledin. Die<br />

Jury entschied sich außerdem für Gregor<br />

Buchkremers „Speed Dating“ von der<br />

Kunsthochschule für Medien <strong>als</strong> besten<br />

NRW-Studentenfilm.<br />

Short Cuts Cologne, Tel. (0221)<br />

22271014; scc@koelner-filmhaus.de<br />

newsletter 7/2007 – Meldungen<br />

Pasolini in Köln<br />

32 Jahre nach dem gewaltsamen Tod Pier<br />

Paolo Pasolini am Strand von Ostia präsentiert<br />

das Kölner Filmhaus ab dem 10. Januar<br />

eine Pasolini-Retrospektive. Neben seinen<br />

Spiel- und <strong>Dokument</strong>arfilmen sind u.a. auch Episodenfilme<br />

sowie Interviewfilme mit und über<br />

Pasolini zu sehen. Dabei arbeitet das Filmhaus<br />

mit dem Kölner Theater der Keller, dem Literaturhaus<br />

Köln und dem Italienischen<br />

Kulturinstitut zusammen.<br />

Am 26. Januar beginnen im Filmhaus außerdem<br />

die berufsbegleitenden Lehrgänge Produktionsleiter/in<br />

IHK und Fiction-Producer/in<br />

IHK. Es sind noch Plätze frei. Mehr unter<br />

www.koelner-filmhaus.de.<br />

Kölner Filmhaus, Tel. (0221) 222710-0<br />

info@koelner-filmhaus.de<br />

Soundtrack Cologne:<br />

High Energy<br />

Mit der Verleihung des Europäischen Filmmusikpreises<br />

New Sound in European Film<br />

ging am 1. Dezember SoundTrack_Cologne<br />

4.0, der Kölner Kongress für Musik und Ton in<br />

Film und Medien, feierlich zu Ende. In der Kategorie<br />

Filmscore ging der Preis an den Niederländer<br />

Alexander Reumers, in der Kategorie<br />

Sounddesign gewannen Ravian de Vries<br />

und Susanne Grünewald. Alle drei Preisträger<br />

sind Studenten der School of Arts in Utrecht.<br />

35 Studententeams von 22 europäischen<br />

Film- und Musikhochschulen aus 21 europäischen<br />

Ländern sowie über 15 weitere kreative<br />

junge Talente hatten am Wettbewerb teilgenommen<br />

und zu einem von zwei Kurzfilmen einen<br />

neuen Soundtrack kreiert. Highlights der<br />

diesjährigen Ausgabe von SoundTrack Cologne,<br />

die unter dem Motto „High Energy“ stand, waren<br />

neben der Preisverleihung der Schwerpunkt<br />

Musikverlage, die Präsentation der European<br />

Composers 2008 – acht europäische Filmkomponisten,<br />

die in ihren Heimatländern bereits<br />

für Aufsehen gesorgt haben – sowie die<br />

Veranstaltungen mit Oscar-Gewinner Gabriel<br />

Yared und den Lola-Preisträgern Niki Reiser<br />

und Gerd Baumann.<br />

SoundTrack Cologne,<br />

Tel. (0221) 9318440;<br />

post@televisor.de<br />

Wir wollen<br />

Ihre Geheimnisse<br />

wissen!<br />

Ob Maske, Kostüm, Continuity, Ausstattung<br />

oder Aufnahmeleitung: Jeder Profi am<br />

Set kennt Kniffe und Tricks, die seine Arbeit<br />

erleichtern.<br />

Verraten Sie uns Ihre besten Praxis-Tipps:<br />

Wir drucken sie ab Februar in unserer neuen<br />

Rubrik „Filmpraxis“ ab und stellen der<br />

Branche in NRW dabei auch Sie und Ihre<br />

Arbeit vor.<br />

Schicken Sie Ihre Tipps bitte einfach an<br />

newsletter@filmstiftung.de


Angefangen hat alles in einer Diskothek. Dort<br />

jobbte der dam<strong>als</strong> 19-jährige Niels Maier<br />

und kam in Kontakt mit der Firma, die in dem<br />

Tanzschuppen für die Lichteffekte sorgte. Seine<br />

nächsten Stationen waren die Beleuchtung<br />

im Messebau und bei Rock-Konzerten, dann<br />

folgten erste Fernseherfahrungen. Seine erste<br />

verantwortliche Produktion war die Puppenserie<br />

„Hurra Deutschland“, und rasch wurde er<br />

auch für Kinoproduktionen empfohlen. „Dass<br />

das Lichtmachen hauptsächlich darin besteht,<br />

Licht wegzunehmen, musste ich erst mal lernen.<br />

Jeder meint, <strong>als</strong> Beleuchter baut man nur Scheinwerfer<br />

auf. Ein Scheinwerfer macht erstmal alles<br />

nur hell. Ein Bild wird aber erst interessant,<br />

wenn es auch Schwarzzonen hat, und ein Gesicht,<br />

wenn es nicht total ausgeleuchtet ist“, beschreibt<br />

Niels Maier seine Erfahrungen.<br />

1985 meldeten er und sein Bruder Knut ihr<br />

Gewerbe an, zwei Jahre später gründeten sie<br />

ihren gemeinsamen Licht-Equipmentverleih <strong>als</strong><br />

GbR, „quasi <strong>als</strong> Garagenfirma“. Konsequent<br />

folgte 1989 die Umfirmierung zur GmbH unter<br />

dem Namen Maier Bros. – gemeinsam mit<br />

den Beleuchtern Frank Pirozzi und einige Jahre<br />

später Martin Wolff <strong>als</strong> Mitgesellschafter.<br />

1993 schaffte das junge Unternehmen, finanziert<br />

mit Hilfe der <strong>Filmstiftung</strong>, das erste Großaggregat<br />

in NRW für die Stromproduktion am<br />

Drehort an. Mittlerweile gibt es fünf Aggregate,<br />

das größte mit einer Leistung von 140 KVA.<br />

Inzwischen ist Maier Bros. ein Markenzeichen<br />

im Licht- und im Kamerabühnenverleih,<br />

an dem auch Bernd Mayer beteiligt ist. Das Unternehmen<br />

ist weit über Köln und NRW hinaus<br />

bekannt, es betreibt Zweigstellen in Bayern, Thüringen<br />

und Sachsen und arbeitete bei internationalen<br />

Koproduktionen auch viel im Ausland.<br />

Lohn und Brot gibt es über 20 fest angestellten<br />

Mitarbeitern.<br />

Gegenwärtig hat die Firma in Köln noch<br />

zwei Standorte, die bis Sommer 2008 zusammengeführt<br />

sein werden. Dann sind die Hallen<br />

in der Leyendecker Straße in Ehrenfeld so umund<br />

ausgebaut, dass der Betrieb optimale Bedingungen<br />

vorfindet. Schon jetzt ist dort der<br />

Verleih untergebracht, in dem die Scheinwerfer,<br />

zentnerschwere Kabel, Farbfolien, Stative,<br />

Set-Funkgeräte und das Kamerabühnen-Equipment<br />

bereit gehalten werden. Elektro-, Schlosser-<br />

und Holzwerkstatt, Näherei, Fuhrpark und<br />

Verwaltung sind weitere Abteilungen von Maier<br />

Bros. In den Werkstätten werden nicht nur<br />

die Leihgeräte gewartet, nach der Rückgabe<br />

überprüft und gegebenenfalls repariert. Maier:<br />

„Der Hauptgrund für die Größe und die Ausstattung<br />

unserer Werkstätten sind die Verbesserung<br />

von Standard-Geräten und die Herstellung<br />

von Eigenentwicklungen. Viele Neugeräte<br />

werden erst von uns überarbeitet, bevor sie<br />

in den Verleih gehen.“<br />

Niels Maier ist besonders stolz auf die gute<br />

Zusammenarbeit mit nahezu allen Produktionsfirmen<br />

in NRW, von denen etliche <strong>als</strong><br />

Stammkunden den besonderen Service schätzen.<br />

Selbst ungewöhnliche Anfragen bearbeiten<br />

Maier Bros. in ihren Werkstätten und fertigten<br />

beispielsweise für „Das Geiseldrama von<br />

Gladbeck“ einen speziellen Dolly, der auf den<br />

Handläufen eines Busses fahren kann. Seitdem<br />

ist dieser Dolly immer wieder zum Einsatz gekommen,<br />

so auch bei „Das Experiment“, wo er<br />

auf Lüftungsrohren fuhr. Die Empfehlung von<br />

Technikern mit ihren besonderen Qualifikationen<br />

ist ebenso ein Service, wie das jüngste Angebot<br />

des Lichtfahrzeugs „Musco-Light“, das<br />

Niels Maier<br />

(oben) und sein<br />

Bruder Knut.<br />

Fotos: Maier Bros.<br />

Firmenporträt Maier Bros.<br />

Lichtgestalten<br />

aus Ehrenfeld<br />

VON MARTIN BLOCK<br />

90.000 Watt Leistung, verteilt auf 15 einzeln<br />

fernsteuerbare Scheinwerfer, auf bis zu 35 Meter<br />

Höhe ausfährt und dabei mit nur zwei Mann<br />

in einer knappen Stunde einsatzbereit ist.<br />

Bei einem Jahresumsatz von rund 2,5 Millionen<br />

Euro geht der größte Teil des Erlöses in<br />

Investitionen in die Qualitätssicherung, ins Personal<br />

und die Lagerstrukturen. Die Philosophie<br />

der Brüder Maier und ihrer Partner ist es nicht,<br />

eine besondere Größe zu erreichen. „Wir wollen<br />

nicht billig und groß sein, sondern wir sehen<br />

uns klein und fein <strong>als</strong> Qualitätsspezialisten“,<br />

so Niels Maier. Als in den letzten fünf Jahren die<br />

Zahl und das Volumen der Produktionen rückläufig<br />

waren, durchstand Maier Bros. schwierige<br />

Zeiten angesichts „unfeiner Dumping-Aktionen“<br />

von Wettbewerbern. Inzwischen je-<br />

doch, so der Überzeugungstäter, der sich den<br />

Luxus gönnt, jedes Jahr auch selbst zwei Produktionen<br />

auszuleuchten, sei die Lage wieder<br />

entspannter. Mit den meisten in der Branche hat<br />

er ein kollegiales Verhältnis, und man hilft sich<br />

gegenseitig gern aus, wenn die eigene Ausstattung<br />

einmal nicht reicht. So wie bei der Großproduktion<br />

„7 Zwerge – Der Wald ist nicht genug“,<br />

die die Lichtabteilung vor riesige Herausforderungen<br />

stellte. Das gemeinsam mit Magic<br />

Light & Sound umgesetzte Lichtkonzept sah einen<br />

Studio-Look vor, obwohl im echten Wald<br />

gedreht wurde. Damit waren zeitweise drei große<br />

Teams gleichzeitig beschäftigt: Während die<br />

ersten in unwegsamem Gelände über hunderte<br />

von Metern Entfernung schweres Kabel verlegten,<br />

um genug Energie für die geforderte<br />

1985 <strong>als</strong> Garagenfirma<br />

gestartet, ist Maier Bros.<br />

heute ein Markenzeichen<br />

im Licht- und im Kamera-<br />

bühnenverleih und weit<br />

über Köln und NRW hinaus<br />

bekannt. In Spitzenzeiten<br />

versorgt das Unternehmen<br />

die Dreharbeiten von über<br />

zehn Produktionen<br />

gleichzeitig. Zuletzt arbeitete<br />

Wim Wenders mit dem<br />

Material von Maier Bros.<br />

enorme Lichtmenge an den Set des nächsten<br />

Tages zu führen, drehte das zweite Team unter<br />

denselben schwierigen Bedingungen an anderer<br />

Stelle. Das dritte Team wiederum war mit<br />

dem Abbau der Scheinwerfer und Kabel am<br />

Drehort des Vortags befasst. In diesem Jahr verlieh<br />

Maier sein Material bereits an „Clara“, „Die<br />

Frau des Anarchisten“ und ganz aktuell an „The<br />

Palermo Shooting“ von Wim Wenders. In der<br />

Spitze schaffte es das Unternehmen, die Dreharbeiten<br />

von elf größeren und kleineren Produktionen<br />

gleichzeitig zu versorgen, teilweise in Zusammenarbeit<br />

mit Partnerfirmen. Besonders<br />

gern erinnert sich Niels Maier an den Dreh von<br />

„Marlene“ 1999. Da arbeitete die kleine Maier<br />

Bros. aus Köln-Ehrenfeld auf dem Studio-Gelände<br />

der großen Warner Bros. in Hollywood.<br />

Firmenporträt – newsletter 7/2007 13


In Sachen Digitalisierung<br />

des Kinos hat der Verband<br />

der Filmverleiher VdF, der<br />

43 größere und kleinere<br />

Unternehmen vertritt, früh<br />

Position bezogen. Dann<br />

wartete er ab, wie sich die<br />

Diskussion bei den Kino-<br />

betreibern entwickelte.<br />

Inzwischen sind alle<br />

Beteiligten miteinander im<br />

Gespräch. Peter Hanemann<br />

fragte VdF-Geschäftsführer<br />

Johannes Klingsporn<br />

nach einem Zwischenfazit.<br />

Die Digitalisierung der Kino-<br />

technik ist das derzeit wich-<br />

tigste Thema der Kinobetrei-<br />

ber und ihrer Verbände –<br />

europaweit. Neben dem<br />

Hauptverband der<br />

deutschen Filmtheater HDF<br />

beteiligt sich auch die AG<br />

Kino-Gilde intensiv an der<br />

Debatte. Der Verband bün-<br />

delt die gemeinsamen<br />

Interessen von rund 300<br />

Filmkunsttheatern und Pro-<br />

grammkinos mit 500 Lein-<br />

wänden. Peter Hanemann<br />

fragte Geschäftsführerin Eva<br />

Matlock nach den digitalen<br />

Perspektiven der Betreiber.<br />

14<br />

Interview mit Johannes Klingsporn<br />

Raus aus der<br />

analogen<br />

Nische<br />

Ist die Digitalisierung des<br />

Kinos noch aufzuhalten?<br />

Nein, die Sache läuft. Das Publikum<br />

ist sogar häufig der Meinung, dass die Digitalisierung<br />

im Kinobereich längst stattgefunden<br />

hat.<br />

Welche Verbesserungen<br />

erwarten Sie für die Kinobetreiber?<br />

Die Digitalisierung ermöglicht eine<br />

bessere Qualität der Filme, ihre schnellere<br />

Verfügbarkeit und mehr Flexibilität, was<br />

Sprachen und Untertitelungen angeht.<br />

Wenn man sich auf ein offenes System einigt,<br />

was für uns eine der Grundvoraussetzungen<br />

ist, können die Filme mit weiteren<br />

Inhalten ergänzt werden, etwa<br />

durch ein Interview mit dem Regisseur<br />

oder einem Making Of. Hinzu kommen<br />

Live-Übertragungen und Konzertmitschnitte.<br />

Wie sieht es vor dem<br />

Hauptfilm aus?<br />

Insbesondere für die regionale Kinowerbung<br />

eröffnen sich neue Chancen.<br />

Weitere Möglichkeiten sehe ich in der Optimierung<br />

des hauseigenen Marketings,<br />

im Kurzfilmbereich und für ein kindgerechtes<br />

Vorprogramm.<br />

Johannes Klingsporn,<br />

Foto: VdF<br />

Interview mit Eva Matlock<br />

newsletter 7/2007 – Schwerpunkt<br />

Was erwarten die Filmverleiher<br />

von der Kino-Digitalisierung?<br />

Die Digitalisierung beginnt gewissermaßen<br />

im Kopf. Es geht letztlich darum,<br />

das Kino aus der analogen Nische herauszuholen<br />

und in die digitale Welt zu pushen.<br />

Unsere Kunden bewegen sich ja<br />

längst in irgendwelchen Web 2.0-Communities.<br />

Es ist extrem wichtig, das Kino<br />

dort einzubinden.<br />

Die öffentliche Diskussion<br />

beschränkt sich meist auf die<br />

Digitalisierung der Projektion.<br />

Welche Erfahrungen gibt es<br />

schon?<br />

Jeder einzelne digitale Kinostart ist<br />

noch Pilotprojekt. Die Anzahl der Kinos,<br />

die digital projizieren, ist nach wie vor<br />

überschaubar. Es gibt in diesem Bereich<br />

noch viele Fluktuationen. Bislang mussten<br />

die Verleiher jedes Mal bei den Kinos<br />

nachfragen, was sie gerade für ein Equipment<br />

haben, damit die Verschlüsselung<br />

auch funktioniert. Das alles ist natürlich im<br />

Volllastbetrieb nicht machbar.<br />

Was tun?<br />

Wir brauchen eine nationale Kinodatenbank.<br />

Da sind wir in konstruktiven<br />

Gesprächen mit der Filmförderungsanstalt<br />

gemeinsam mit den Filmtheaterverbän-<br />

Ein einfaches<br />

Rechenbeispiel<br />

Eva Matlock,<br />

Foto: AG Kino<br />

Angelina Jolie in der<br />

Digitalproduktionen „Beowulf“.<br />

Drohend und verführerrisch<br />

nähert sich die digitale Zukunft.<br />

Foto: Warner Bros. Ent.


den, wo dieser Schlüssel hinterlegt und<br />

der Zugang zu dieser Datenbank nach bestimmten<br />

Standards reguliert wird.<br />

Die Kinobetreiber schrekken<br />

erstmal vor Umrüstungsinvestitionen<br />

in Höhe von 50- bis<br />

70.000 Euro pro Kino zurück.<br />

Sind das auch Ihre Zahlen?<br />

In der Größenordnung sind wir dabei<br />

– wenn man sich darauf verständigt,<br />

dass in der Einführungsphase nicht jedes<br />

Kino, das nur einen Saal hat, 35mm und<br />

digital parallel fahren muss. Wir gehen davon<br />

aus, dass die größeren Filme, die jenseits<br />

von 50 oder 100 Kopien gestartet<br />

werden, sehr schnell auch digital angeliefert<br />

werden können. Man sollte die Hybridphase<br />

so kostengünstig wie möglich<br />

gestalten.<br />

Die Rede ist von Einspareffekten<br />

von 500 bis 700 Euro<br />

pro Kopie.<br />

Jetzt zu sagen, wir sparen 300, 500<br />

oder 700 Euro ein – dafür gibt es keine<br />

Grundlage, die das nachvollziehbar belegen<br />

kann.<br />

Teilen Sie die Auffassung, dass<br />

vor allem die Verleiher von der Digitalisierung<br />

profitieren?<br />

Natürlich. Ein ganz einfaches Rechenbeispiel<br />

macht das deutlich. Wenn sich durch den<br />

Wegfall von alljährlich 57.000 in Deutschland<br />

gezogenen 35mm-Kopien pro Kopie ein Spareffekt<br />

zwischen 500 und 700 Euro ergibt,<br />

kommt man auf Summen zwischen 28 und 40<br />

Millionen. Hinzu kommen Einsparungen durch<br />

den Wegfall von Trailer-Kopien und Kopienvernichtungskosten.<br />

Sie können das dann weltweit<br />

hochrechnen.<br />

Was erwarten Sie von den Verleihern?<br />

Eine angemessene Beteiligung an der Umrüstung<br />

– die erwarten wir auch von den Produzenten.<br />

Die Betreiberseite kann die Umstellung<br />

allein nicht stemmen. Wir generieren durch<br />

Digitalisierung weder zusätzliche Einnahmen<br />

noch verfügen wir über adäquate Finanzierungsmöglichkeiten<br />

oder Rücklagen. In jedem<br />

Fall kommen höhere Betriebs- und Umrüstungskosten<br />

auf uns zu.<br />

Was tun?<br />

Die Kinobranche sitzt zusammen und prüft<br />

Modelle – in der Hoffnung, mit der gesamten<br />

Filmwirtschaft und mit der Kultur- und Medienpolitik<br />

eine Lösung zu finden.<br />

Welches Modell favorisieren<br />

Sie?<br />

Es gibt kein Modell, mit dem wir derzeit<br />

an die Öffentlichkeit treten könnten.<br />

Was halten Sie von dem<br />

Standpunkt, dass die Verleiher<br />

von der Digitalisierung profitieren<br />

und die Betreiber zuzahlen?<br />

Nichts. Sicherlich wird es auf Verleiher-<br />

und Produzentenseite Einsparungen<br />

geben, die bei den großen Firmen vom<br />

absoluten Volumen her eben größer sind.<br />

Allerdings darf man nicht vergessen, dass<br />

die größeren Firmen bessere Konditionen<br />

haben. Dann wird auch beim einzelnen<br />

Film, der mit vergleichsweise wenig Kopien<br />

im Einsatz ist, der Einspareffekt größer.<br />

Zugleich muss man sehen, dass die<br />

Digitalisierung auch den Kinobetreibern<br />

erhebliche Rationalisierungseffekte beschert<br />

– umso größer das Kino, desto größer<br />

der Effekt. In einigen Jahren haben Sie<br />

einen Content-Server im Kino, von dem<br />

aus Sie alle Leinwände rauf und runter<br />

programmieren können – mit Kunstfilm,<br />

Action oder Kinderfilm. Das ist eine erhebliche<br />

Verbesserung auch für die Kinoseite.<br />

Beteiligen sich die Filmverleiher<br />

an den Kosten?<br />

Ja. Seit kurzem gibt es einen konkreten<br />

Vorschlag, den wir noch nicht öffentlich<br />

kommunizieren. Wobei<br />

unser Ansatz einfach ist: Auf<br />

Wie weit<br />

sind Sie bei Ihren<br />

Gesprächen<br />

mit den Filmverleiherngekommen?<br />

Die Verleiher sind<br />

weiterhin äußerst zurückhaltend.<br />

Ihre bislang<br />

geäußerten Vorstellungen<br />

tragen nicht<br />

<strong>als</strong> Basis für ein gemeinsamesFinanzierungsmodell<br />

und lassen eher Zweifel am Willen zu einer<br />

solidarischen Zusammenarbeit aufkommen.<br />

Was sind Ihre Vorgaben für<br />

weitere Verhandlungen?<br />

Der digitale Roll-out muss ein gesteuerter<br />

Prozess sein, bei dem alle Kinos, auch die Einund<br />

Zweisäle-Häuser, mitgenommen werden.<br />

Insbesondere die Filmkunsthäuser sind oft die<br />

einzigen Kulturvermittler am Platz. Unsere Kinos<br />

setzen zu einem erheblichen Teil Ziele deutscher<br />

und europäischer Kulturpolitik um. Deshalb<br />

ist die Digitalisierung der Filmkunsttheater<br />

auch Sache der Kulturpolitik. Denkbar wäre eine<br />

zweite Säule der Förderpolitik des Bundes<br />

und der Länder. Zudem sollten auch Fördermöglichkeiten<br />

auf europäischer Ebene geprüft werden.<br />

Bei der jüngsten Tagung des<br />

Europäischen Kinos in Bukarest hieß<br />

es, dass es im Rahmen des Media-<br />

der einen Seite sind wir bereit, uns in der<br />

Conversion-Phase zu beteiligen, wir erwarten<br />

aber auch eine Beteiligung der<br />

Filmtheater, der Werbemittler und schließlich<br />

auch alternativer Content-Anbieter.<br />

Wenn sie über Anlagen Vorführungen<br />

machen, die von uns mitfinanziert werden,<br />

müssen sie auch etwas zahlen. Das<br />

ist die Ausgangslage.<br />

Was folgt daraus?<br />

Wir sollten die Conversion <strong>als</strong> umfassenden<br />

Geschäftsprozess betrachten<br />

und <strong>als</strong> umfassenden Kommunikationsprozess<br />

organisieren – und dann schauen,<br />

dass es uns gelingt, möglichst alle mitzunehmen.<br />

Das wird ohne öffentliche Unterstützung<br />

nicht gehen.<br />

Wer könnte wie fördern?<br />

Das prüfen wir gerade. Wenn man<br />

über öffentliche Förderungen nachdenkt,<br />

gibt es immer das Problem des Projektstatuts.<br />

Man kann den Antrag nur stellen,<br />

wenn man noch nicht angefangen hat.<br />

Mal schauen, wenn es denn 2009 zum digitalen<br />

Roll-out kommt, ob man nicht diejenigen,<br />

die im nächsten Jahr schon anfangen,<br />

mit denen gleichstellt, die später<br />

nachrücken.<br />

Programms der Europäischen Union<br />

keine Finanzierung digitalen Kino-Equipments<br />

geben werde. Welche<br />

hiesigen Förderungen haben Sie<br />

im Auge?<br />

Realistisch ist ein Mix aus Bundes- und<br />

Landesförderungen, wobei man jeweils sehen<br />

müsste, wie die kulturpolitische Förderung auf<br />

Länderebene ausschaut. In zahlreichen Ländern<br />

existiert keine geeignete Investitionsförderung.<br />

Hier besteht dringender Handlungsbedarf. Im<br />

Übrigen dürfen die bestehenden Förderprogramme<br />

zur Modernisierung und Neuerrichtung<br />

von Filmtheatern nicht angetastet werden.<br />

Denn was bringt es, wenn die Kinotechnik digitalisiert<br />

ist, aber Kinosaal und Innenausstattung<br />

heruntergekommen sind.<br />

Als Kostenrahmen für die Umrüstung<br />

werden immer wieder<br />

50.000 bis 70.000 Euro pro Kino genannt.<br />

Wie hoch sollte die Förderung<br />

im Einzelfall sein?<br />

Welchen Zeitrahmen haben<br />

Sie im Auge?<br />

Die meisten Modellrechnungen gehen<br />

von einer Installationsphase von fünf<br />

Jahren aus. Das liegt am obersten Limit.<br />

Wenn ich die Refinanzierung auf acht Jahre<br />

lege, kommen 13 Jahre zusammen –<br />

ein nur schwer vorstellbar langer Zeitraum.<br />

Deshalb müssen wir über Modelle nachdenken,<br />

mit denen wir sowohl die Umrüstung<br />

<strong>als</strong> auch die Refinanzierung hinbekommen.<br />

Denkbar wäre zum Beispiel<br />

eine Anschubfinanzierung des Staates, der<br />

zunächst alles übernimmt und aus der<br />

Branche die Kosten dann zurückbekommt.<br />

Es sind auch andere Modelle<br />

denkbar.<br />

Wann gewinnt die Kinodigitalisierung<br />

europaweit an<br />

Fahrt?<br />

Ab sofort. Es gibt Länder, wo die<br />

Umrüstung vergleichsweise einfach<br />

über die Branche realisiert werden kann.<br />

Belgien und England beispielsweise weisen<br />

eine hohe Multiplex-Konzentration<br />

und im Vergleich sehr hohe durchschnittliche<br />

Umsätze pro Leinwand auf. Dort<br />

wird sicher nur in Einzelfällen über öffentliche<br />

Förderungen nachgedacht Mit flächendeckenden<br />

Kinostrukturen wie<br />

hierzulande oder in Frankreich haben Sie<br />

eine ganz andere Situation.<br />

Zumindest das digitale Equipment<br />

muss für das Kino <strong>als</strong> kostenneutrale Investition<br />

realisiert werden. Man muss auch berücksichtigen,<br />

welche zusätzlichen Betriebsmehrkosten<br />

auf die Betreiber zukommen.<br />

Zum Beispiel wird in vielen Fällen ein Umbau<br />

der Vorführräume erforderlich. Ganz zu<br />

schweigen von einer längeren Hybrid-Phase,<br />

in der dual auf 35mm und digital projiziert<br />

wird.<br />

2008 soll in den USA die Zahl<br />

der digitalen Leinwände massiv gesteigert<br />

werden. Wann wird Vergleichbares<br />

in Europa passieren?<br />

Je früher wir zu einem gangbaren Modell<br />

mit entsprechenden Rahmenbedingungen finden,<br />

umso höher sind die zu erwartenden Einsparungen<br />

für Produzenten und Verleiher. Selbst<br />

wenn sich alle einig wären, könnten ja nicht auf<br />

einen Schlag alle Kinos in Europa umgerüstet<br />

werden.<br />

Jenseits des Atlantiks laufen<br />

bereits die Vorbereitungen für 3D.<br />

Welche Perspektive sehen Sie für<br />

Deutschland?<br />

Weil man 3D weder auf dem heimischen<br />

Bildschirm noch auf dem Handy angucken<br />

kann, wird es zum Exklusivangebot des digitalisierten<br />

Kinos stilisiert. Aber es wird sicher ein<br />

Special Event bleiben, auch im Filmkunstbereich.<br />

Dafür müssen dann ja auch Brillen gekauft, am<br />

Einlass dem Publikum ausgehändigt, wieder eingesammelt<br />

und schließlich geputzt werden.<br />

Auch das kostet Geld.<br />

Schwerpunkt – newsletter 7/2007 15


Das Mooresche Gesetz sagte schon in den Siebzigern mit erstaunlicher Genauigkeit voraus, dass<br />

sich die Leistung von Computerchips alle zwei Jahre verdoppeln würde. Für die Kinos ein Horrorfilm.<br />

Alle paar Jahre neue Geräte im Vorführraum? Ganz so schlimm wird es nicht werden, und vor allem<br />

ist der große „Roll-out“ des digitalen Kinos bislang erst ein kleines Röllchen.<br />

Vor zwei Jahren gab es ein knappes Dutzend<br />

digital bespielter Säle in Deutschland,<br />

dazu die ersten Partnerkinos vom Delicatessen-Programm.<br />

Heute rattert es in circa<br />

200 Kinos nicht mehr im Projektionsraum,<br />

wobei die Zahlen je nach Definitionsschärfe<br />

schwanken: Ist der Videobeamer<br />

schon Digitales Kino? Die Mitglieder vom<br />

Projekt CinemaNet Europe vermelden<br />

deutschlandweit über 40 Kinos. XDC, einer<br />

der technologischen Triebkräfte und<br />

Ausstatter von Festiv<strong>als</strong> wie Cannes, listet<br />

für sein System 118 Leinwände auf. Auch<br />

bei der Filmausstattung ist noch kein grundsätzlicher<br />

Wandel zu sehen. Einige große<br />

Produktionen mehr trumpfen mit dem Zauberwort<br />

„digitale Version“ auf, doch die<br />

überwiegende Zahl der Filme kommt noch<br />

auf großen, schweren Rollen ins Kino.<br />

Die Einigung<br />

Der Streit um das Format scheint immerhin<br />

endlich geklärt – in den USA durch die DCI.<br />

Im April 2007 gab es die – vorerst – endgültige<br />

Version 1.1 der DCI System-Spezifikationen.<br />

Die „Digital Cinema Initiative“<br />

von sieben Hollywood-Majors (Disney, Fox,<br />

MGM, Paramount, Sony Pictures, Universal<br />

und Warner Bros. Studios) entschied sich<br />

für die hochwertigere 4k-Lösung, bei der<br />

das Bild mit 4.096 x 2.160 Pixel auf die Leinwand<br />

geworfen wird. Beim CS-Format von<br />

2,35:1 reduziert sich die Auflösung gering<br />

auf 4.096 x 1.714 Pixel. In die Einigung integriert<br />

sind auch die Proteste des „European<br />

Digital Cinema Forum“. Das EDCF verlangte<br />

preisgünstigere, aber kompatible Lösungen<br />

für kleinere Unternehmen, denkt<br />

dabei aber auch an die Produktionsseite mit<br />

Low-Budget-Filmen. So wurde die DCI-<br />

Norm nach unten geöffnet: 2k-Filme sollen<br />

auf 4k-Geräten konvertiert werden und umgekehrt.<br />

Im Streit um die Formate bedeutet<br />

mehr aber nicht automatisch auch besser.<br />

Wichtig ist ebenso eine durchgehende<br />

Qualität im ganzen Produktionsprozess.<br />

Wenn der Film von einer Digicam aufgeblasen<br />

wurde, zaubert auch kein 4k-Gerät satte<br />

Farben und Pixeldichte herbei.<br />

Ein ungutes Gefühl im DCI-Katalog ruft<br />

das harmlos wirkende Kürzel „DRM“ hervor.<br />

Zur Verhinderung von perfekten Raubkopien<br />

des digitalen Materi<strong>als</strong> beschränkt<br />

eine Lizenz die Nutzungsmöglichkeiten,<br />

ganz wie bei im Internet gekauften Musik-<br />

16<br />

Standards und Technik des digitalen Kinos<br />

Halb(wert)-zeiten<br />

VON GÜNTER H. JEKUBZIK<br />

stücken. Wird man angesichts vielfältiger<br />

Bedingungen demnächst im Kino die gleichen<br />

Probleme mit dem „Digitalen Rechte-<br />

Management“ haben, wie zuhause am<br />

Rechner? Taucht zum Filmstart am Donnerstag<br />

eine Microsoft-Meldung auf, „Unbekannter<br />

Fehler 007: Ihr Kino ist nicht für diesen<br />

Film zertifiziert“? Hier kann man nur hoffen,<br />

dass in den digitalen Hexenküchen ein<br />

für die Zuschauer akzeptabler Kompromiss<br />

zwischen Sicherheit und Spielbarkeit gefunden<br />

wird.<br />

Die Zukunft im Testlauf<br />

Im Münsteraner Cineplex-Kino läuft seit<br />

dem 16. November das erste 4k-System in<br />

Deutschland Probe. Die Installation ist eine<br />

Kooperation des Cineplexes und Sony, unterstützt<br />

von der Firma Film-Ton-Technik<br />

Rüttgers aus Düsseldorf. Felix Esch, Geschäftsführer<br />

des Cineplex in Münster, sammelt<br />

noch Erfahrungen. Die Versorgung mit<br />

Filmen, die für dieses Material produziert<br />

wurden, ist noch Zukunftsmusik, momentan<br />

hofft man auf eine abendfüllende Sony-<strong>Dokument</strong>ation.<br />

Auch die Preisfrage der<br />

Projektoren wird entscheidend sein, doch<br />

Felix Esch meint, wenn die hochwertigeren<br />

Geräte nicht entscheidend teurer würden,<br />

entschiede er sich immer für einen 4k-Projektor.<br />

Die Zukunft von gestern?<br />

Der „Klassiker“ und Vorreiter in Sachen Digitalisierung,<br />

das „Delicatessen“-Programm<br />

von Salzgeber, läuft nach drei Jahren<br />

Ende Februar 2008 aus. Die Idee war,<br />

ein Geräte- und Filmangebot für Arthouse-<br />

Kinos zu kombinieren und so den Mainstream<br />

mit dem digitalen Strom abzuhängen.<br />

Unter den Verleihern wurde „Delicatessen“<br />

zum delikaten Streitfall. So bleibt es<br />

bei den 48 Kinos, die beim Programm mitgemacht<br />

haben. Nach dem Februar können<br />

sie die 1,2k-Geräte frei einsetzen. Salzgeber<br />

hofft, dass weiterhin sein digitales Verleihangebot<br />

aus den Bereichen Arthouse<br />

und <strong>Dokument</strong>ationen genutzt wird. Ein<br />

Nachfolgemodell ist nicht geplant, auch<br />

kein Update der Hardware für die erfahrungsgemäß<br />

kleineren Säle der Kunstkinos.<br />

Jürgen Pohl, bei Salzgeber für die Dispo tätig,<br />

fragt rhetorisch, „ob es sein muss, dass<br />

man mit 2k und einem Projektor, der<br />

80.000 Euro kostet auf eine 5 Meter brei-<br />

te Leinwand projiziert“. Jetzt sei die Entwicklung<br />

eine Stufe weiter und der Ball endgültig<br />

bei den Mainstream-Kinos.<br />

Dabei kommt „Konkurrenz“ von ganz anderer<br />

Seite: Scheinbar setzen Kinos DVDs<br />

– teilweise mit eingebranntem Verleiherhinweis<br />

– auf Videobeamern aus dem Consumer-Bereich<br />

ein. Das mag nun auch irgendwie<br />

digital sein, bringt aber das Niveau der<br />

technischen Entwicklung nachhaltig in Verruf.<br />

Wie es Regisseur Adolf Winkelmann,<br />

seit Jahrzehnten aktive<br />

und lebendige Mediengeschichte,<br />

beim Filmsymposium<br />

der <strong>Filmstiftung</strong><br />

NRW auf den<br />

Punkt brachte,<br />

braucht jede neue<br />

Technik auch neue<br />

Qualitätsnormen.<br />

Ob das Publikum<br />

2k oder 4k annimmt,<br />

hängt wesentlich<br />

auch<br />

von der Sorgfalt<br />

der jeweiligen Projektion ab. Insofern hat<br />

sich im Kino gar nicht so viel geändert.<br />

Halbwertzeit<br />

Die Halbwertzeit der Technik ist momentan<br />

noch nicht das am nächsten liegende Problem,<br />

denn die Verhandlungsvernunft<br />

der Beteiligten – Filmproduzenten,<br />

Verleiher, Geräteindustrie<br />

sowie Kinobetreiber –<br />

entscheidet darüber, wie<br />

langfristig und damit kostengünstig<br />

die nächste Generation<br />

der Zukunft im Kino<br />

laufen wird. Schon<br />

taucht 3D auf der<br />

Leinwand auf, angefacht<br />

durch Tim<br />

Burtons Remake<br />

seines „Nightmare<br />

before Christmas“.<br />

Das wird wieder eine<br />

ganz neue Entwicklungsgeschichte,<br />

die jedocherfreulicherweise<br />

schon in der<br />

DCI-Norm eingeplant<br />

ist.<br />

newsletter 7/2007 – Schwerpunkt<br />

Neueste Projektoren-Technik:<br />

Erster 4K-Probelauf<br />

in Münster. Foto:<br />

Sony Deutschland<br />

Qualität muss sich durchsetzen<br />

Pixel oder Korn?<br />

VON OLIVER BAUMGARTEN<br />

Die Spannung des Horrorfilms nähert<br />

sich dem Höhepunkt: Zwei versprengte<br />

Gruppen bekämpfen den zahlenmäßig<br />

überlegenen Gegner. Plötzlich zuckelt das<br />

Bild, die Gesichter verzerren, und von der<br />

Mitte ausgehend schmort sich die Filmlampe<br />

durch das hängen gebliebene 35mm-<br />

Material: Filmriss. Nach einem kurzen Moment<br />

geht der Film weiter, die versprengten<br />

Gruppen haben zueinander gefunden<br />

– aber wie? Wir haben’s verpasst.<br />

Robert Rodriguez’ „Planet Terror“ ist eine<br />

Hommage ans analoge Material und an<br />

die Haptik althergebrachter Filmvorführungen.<br />

Geschickt nutzt er (natürlich digital erzeugte)<br />

Laufstreifen, Bildkratzer, üble Klebestellen<br />

und eben selbst den Filmriss, um<br />

nicht nur einen stilisierten Augenschmaus<br />

zu kreieren, sondern um so auch ein dramaturgisches<br />

Loch im Buch zu stopfen. Was<br />

dem Kopien-Fan ein wohlig nostalgisches<br />

Gefühl bereitete, führte andererseits zum<br />

Beispiel im Kölner Cinedom dazu, dass sich<br />

die Kinoleitung gezwungen sah, an der Kasse<br />

Warnschilder aufzuhängen und darauf<br />

hin zu weisen, dass die schlechte Kopienqualität<br />

von „Planet Terror“ durch den Regisseur<br />

durchaus beabsichtigt sei und deshalb<br />

zu keinerlei Rückerstattungen führe.<br />

35mm scheint für viele schon heute der<br />

Horror zu sein.<br />

Die analoge Kinokopie galt lange <strong>als</strong> unschlagbar<br />

was die Auflösung des Einzelbildes<br />

ebenso wie den Farb- und Kontrastumfang<br />

anbetrifft. Heute lässt sich sagen: Lange<br />

wird es nicht mehr dauern, bis die digitale<br />

Technik auch diese feinen Unterschiede<br />

komplett nivelliert haben wird. Sobald<br />

dies geschehen ist, dürfte sich das Verhält


nis zu 35mm endgültig ändern, da sich spätestens<br />

dann die haptischen Eigenschaften<br />

des analogen Materi<strong>als</strong> in Form von Abnutzungen<br />

(Kratzer, Schrammen, Laufstreifen)<br />

nur noch <strong>als</strong> fatale Nachteile erweisen werden.<br />

Geliebt von ein paar wenigen Nostalgikern,<br />

die das Knistern und Ruckeln des Bildes,<br />

das Rattern und Klappern der Projektoren<br />

und die warme Patina rotstichigen<br />

Materi<strong>als</strong> nicht <strong>als</strong> störend, sondern <strong>als</strong> essenziell<br />

bezeichnen. Ebenso wie ein Film hat<br />

auch eine Filmkopie für sie ein Eigenleben,<br />

Charakter, vielleicht so etwas wie eine Seele,<br />

am Leben erhalten durch den Respekt<br />

vor Geschichte und die Liebe zur Mechanik<br />

ebenso wie zur Kunst. Ganz aussterben<br />

wird das 35mm-Material deshalb auch zukünftig<br />

nicht, genauso wenig, wie auch<br />

Schallplatten entgegen aller Erwartungen<br />

parallel zur CD weiter existieren.<br />

Ein Problem der digitalen Technik heute<br />

besteht absurder Weise in dem brillanten<br />

Ruf, der ihr seit Jahren etwas zu euphorisch<br />

vorauseilt. Die vermeintliche Perfektion<br />

des digitalen Bildes wird schon seit Dekaden<br />

so vehement gepredigt, dass vielerorts<br />

die Meinung herrscht, dies würde auch<br />

heute schon ganz generell stimmen. Deswegen<br />

installieren Menschen sich leuchtschwache<br />

Schleuderpreis-Beamer in den<br />

Wohnungen und akzeptieren das Pixeln bei<br />

DVD-Kinovorführungen mit qualitativ mäßigen<br />

Digitalprojektoren. „Durch den<br />

schludrigen Umgang mit der digitalen Technik<br />

scheinen wir alles, was wir an Kunst der<br />

Filmpräsentation in unserer Kinokultur bisher<br />

gelernt haben, zu vergessen“, so auch<br />

Filmemacher Adolf Winkelmann.<br />

Spricht man heute von Qualitätsunterschieden<br />

zwischen analogem und digitalem<br />

Film, so stellen sich diese in der Außenwirkung<br />

weitaus größer dar <strong>als</strong> sie vermutlich<br />

müssten. Dem durchschnittlichen Zuschauer<br />

allerdings scheinen die Abnutzungen einer<br />

35mm-Kopie störender aufzufallen <strong>als</strong><br />

die Irritationen niederer Digitaltechnik.<br />

2008 soll nach dem Willen amerikanischer<br />

Investoren wie Digital Cinema Initiative<br />

(DCI) in den USA das Schlüsseljahr<br />

für den digitalen Roll-out werden. Neben<br />

der Installierung der digitalen Technik wird<br />

bereits für ein zusätzliches 3D-System geworben,<br />

das nur noch ein Fünftel des digitalen<br />

Standard-Equipments kosten soll,<br />

vorausgesetzt, das Kino ist bereits umgerüstet.<br />

Druck macht u.a. Dreamworks-Chef<br />

Jeffrey Katzenberg. Spätestens wenn im<br />

März 2009 „Monsters vs. Aliens“ dreidimensional<br />

auf der Leinwand erscheint,<br />

hofft er auf 6.000 3D-Leinwände. Derzeit<br />

gibt es davon in den USA weniger <strong>als</strong> tausend,<br />

die Zahl der digitalen Kinos soll (noch)<br />

bei etwas über 4.000 liegen.<br />

Möglich macht das Investment ein Finanzierungsmodell,<br />

das auch hierzulande<br />

unter dem Stichwort „Virtual Print Fee“ (VPF<br />

= virtuelle Kopienkosten) kontrovers diskutiert<br />

wird. Die Verleiher stellen dabei einen<br />

Teil des durch den digitalen Vertrieb eingesparten<br />

Geldes einem Investor zur Verfügung,<br />

der das Kino umrüstet und die Standards<br />

garantiert. Für die Majors ist das Geschäft<br />

überschaubar, denn sie decken 95<br />

Prozent ihres Heimatmarktes mit ihren Filmen<br />

ab. Hollywood schmiedet aber auch<br />

schon Pläne für ein digitales Europa. Auf der<br />

Basis von VPF haben die DCI-Mitgründer<br />

Fox, Universal sowie Paramount mit dem<br />

britischen Digit<strong>als</strong>pezialisten Arts Alliance<br />

Media (AAM) ein Modell entwickelt, das eine<br />

Kostenteilung im Verhältnis 70 zu 30 vorsehen<br />

soll. Jetzt steht ein „ernsthafter Dialog<br />

mit europäischen Kinobetreibern“ an –<br />

insgesamt soll es um rund 7.000 Leinwände<br />

gehen. Aber: Die europäische Kinolandschaft<br />

ist kleinteiliger <strong>als</strong> die der USA, es gibt<br />

eine Vielzahl mittelständischer Verleiher und<br />

Kinobetreiber, die einerseits für eine Titelvielfalt<br />

sorgen, andererseits aber kaum über<br />

„adäquate Finanzierungsmöglichkeiten<br />

am Kapitalmarkt“ verfügen, so die AG Kino.<br />

Zur Debatte steht aus ihrer Sicht grundsätzlich<br />

die „fragile filmwirtschaftliche Balance“<br />

zwischen Produktion, Verleih und Kino.<br />

Das wurde auf der letzten Jahreskonferenz<br />

der Europa Cinemas im November<br />

in Bukarest noch einmal deutlich.<br />

Es scheint endgültig festzustehen, dass<br />

VPF <strong>als</strong> Finanzierungsmodell wenig akzeptabel<br />

ist – ebenso wie eine bloße Reduzierung<br />

der Verleihmiete auf Zeit. Die Rechnung<br />

orientiert sich zu statisch am Einsatz<br />

einzelner Kopien und wird zu<br />

wenig den komplexeren Bedingungen<br />

des Kinogeschäfts gerecht.<br />

Es fokussiert zudem auf<br />

die direkte Beziehung zwischen<br />

Verleih und Kino und<br />

lässt Dritte, die beratend und<br />

operativ agieren, außen<br />

vor. So stößt auch das<br />

von Price Waterhouse<br />

Coopers (PwC)<br />

im Auftrag der<br />

FFA entwikkelteModell<br />

Die Einführung des digitalen Kinos bringt vor allem den Verleihen<br />

erhebliche Kostenersparnisse – die Angaben pro Kopie schwan-<br />

ken zwischen 500 bis 900 Euro oder 800 bis 1.200 Dollar. Doch<br />

dem Kinobesucher ist egal, wie eine gute Projektion zustande<br />

kommt. Digitale Bilder werden die Zahl der verkauften Kinokarten<br />

nicht erhöhen. Wer <strong>als</strong>o soll dafür aufkommen, wenn mit dem<br />

Kino die letzte analoge Insel im digitalen Meer verschwindet?<br />

Die Kosten des digitalen Roll-outs<br />

Wer soll das<br />

bezahlen?<br />

VON WOLFGANG HIPPE<br />

auf Skepsis. Es sieht vor, dass die Verleiher<br />

pro digitale Kopie einen festen Betrag <strong>als</strong><br />

„conversion fee“ in einen Fonds einzahlen,<br />

aus dem die Kinos wiederum einen festen<br />

Betrag pro System/Saal <strong>als</strong> „conversion<br />

grant“ erhalten. Ergänzend wird eine öffentliche<br />

Förderung für wirtschaftlich weniger<br />

leistungsfähige Kinos vorgeschlagen.<br />

Flexibler gestalten sich Modellrechnungen,<br />

die sich an der von Kino zu Kino häufig<br />

schwankenden Zahl der Vorführungen<br />

eines Films orientieren, dabei die Staffelung<br />

der Kosten einrechnen und auch die Anzahl<br />

der gezeigten Filme berücksichtigen. Denn<br />

wenn ein Film/eine Kopie länger läuft, wird<br />

das nach VDF nur einmal in Rechnung gestellt.<br />

Zeigt ein Kino in der gleichen Zeit zwei<br />

oder mehr Filme/Kopien, erhöht sich der Bonus<br />

nur aus diesem Grund. Beachtet werden<br />

auch unterschiedliche<br />

Verleihtypen und ihre unterschiedlichenStrategien,<br />

was<br />

die Zahl der Kopien und die Präsenz einzelner<br />

Filme im Kino betrifft. Zudem kostet eine<br />

35mm-Kopie bei kleinen Stückzahlen anteilig<br />

deutlich mehr. Die Wuppertaler RMC<br />

hat dazu in Bukarest ein Time-Fee-Modell<br />

vorgestellt, das die für einen Film aufgewandten<br />

Betriebsstunden zur Basis<br />

macht. Um zu verhindern, dass es zu Verzerrungen<br />

zu Lasten eines der Partner<br />

kommt, wird ein „Tarifsystem“ entwickelt,<br />

das fixe und variable Kosten des Betriebs<br />

sichtbar macht und Einsparungen entsprechend<br />

ausweist. Hinzu kommt ein Digital<br />

Cinema Fund, der europäisch wie national<br />

gestaltet werden kann. Ähnlich argumentiert<br />

Jean Mizrahi von der französischen<br />

Agentur YMAGIS. Auch er verwies auf die<br />

unterschiedliche Verleih- und Kinolandschaft<br />

und plädierte für eine Weiterentwicklung<br />

des VPF zu einer Digital Transition Contribution.<br />

In jedem Fall steht ein Verhandlungsmarathon<br />

mit den Verbänden und den<br />

einzelnen Verleihen an, um zu einem für alle<br />

tragbaren Kompromiss zu kommen. Der<br />

Teufel liegt dabei weiterhin im Detail. Auch<br />

wenn der digitale Spareffekt vor allem den<br />

Verleihen zu gute kommt, kann er doch ohne<br />

Kinos nicht realisiert werden. Dabei kann<br />

der Wunsch der Kulturpolitik, so Kim Ludolf<br />

Koch (RMC), möglichst „alle Kinounternehmen,<br />

die es denn wollen, an der Digitalisierung<br />

partizipieren zu lassen, durch die bisherigen<br />

Kofinanzierungsmodelle der Verleiher<br />

nicht erfüllt werden“.<br />

Informationen zur 12. Jahreskonferenz<br />

von Europa Cinemas gibt es unter<br />

www. europa-cinemas.<br />

org<br />

Tim Burtons Klassiker „Nightmare<br />

Before Christmas“ kehrte<br />

2006 in 3D in die digitalen Kinos<br />

zurück. Foto: Disney Enterprises<br />

Schwerpunkt – newsletter 7/2007 17


Welche Stolpersteine sind bei<br />

dem Betrieb eines digitalen Kinos zu<br />

erwarten?<br />

Man muss sich den Unterschied zwischen<br />

einem 35mm-Projektor und einer Filmspule zu<br />

einem digitalen Projektor und einem Server ungefähr<br />

so vorstellen wie zwischen einem bequemen<br />

Mittelklassewagen und einem Formel 1-Prototyp.<br />

Der Mittelklassewagen kann problemlos<br />

im Regen stehen und von jedem halbwegs<br />

geübten Fahrer von A nach B<br />

gefahren werden. Der Formel 1-Rennwagen<br />

bedarf kontinuierlicher Pflege<br />

und den Betrieb unter besonderen Bedingungen.<br />

So muss beispielsweise für<br />

den Betrieb eines digitalen Projektors<br />

und Servers gewährleistet sein, dass<br />

beide technischen Bausteine in beson-<br />

ders sauberen und klimatisierten Umgebungen<br />

stehen. So mancher traditionelle<br />

Projektionsraum wird somit<br />

nicht nutzbar sein.<br />

Bietet das System auch Einsparungsmöglichkeiten?<br />

Unterstellt, dass ein technischer Dauerbetrieb<br />

stabil möglich ist, sind leichte Einsparungen<br />

im Bereich der Personalkosten möglich, da<br />

das Montieren von Filmen und Werbeprogrammen<br />

künftig wegfallen wird. Allerdings ist die<br />

technische Einbindung in das komplette Com-<br />

Welche Vorteile für die Programmierung<br />

bietet das Digitale für Sie?<br />

Da befindet sich Vieles im Fluss im Moment. Der<br />

Vorteil bei „Delicatessen“, dem digitalen Verleihprojekt<br />

der Edition Salzgeber, ist, dass man an kleinere Filme,<br />

vor allem <strong>Dokument</strong>arfilme, herankommt, auf die man<br />

früher ewig hätte warten müssen. Hinzu kommt, dass<br />

wir diese Filme dann auch viel flexibler einsetzen können.<br />

Ein Beispiel: „Die große Stille“ haben wir digital gespielt<br />

und das eigentlich ausschließlich am Wochenende<br />

zu Matinée-Zeiten. Das hätte mir mit einer 35mm-<br />

Kopie kein Verleiher erlaubt, weil jede Kopie immer volle<br />

Auslastung bringen muss. So aber konnten wir den<br />

Film fast vier Monate lang auswerten<br />

und hatten nachher trotzdem<br />

rund 4.000 Besucher.<br />

Wie profitiert Ihr<br />

Programm außerdem<br />

von der digitalen Vorführtechnik?<br />

Es kommen immer häufiger<br />

Filmemacher auf uns zu, die ihre<br />

mit kleinem Budget produzierten<br />

Filme auf Beta oder auf DVD haben,<br />

Initiativen <strong>als</strong>o, die sich niem<strong>als</strong><br />

eine Filmkopie leisten könnten, die<br />

18<br />

Kim Ludolf Koch<br />

Foto: rmc<br />

aber nun bei uns im Kino gezeigt werden können. Wir<br />

machen das aber nur, wenn der Film in keinem anderen<br />

Format existiert und dann auch nur <strong>als</strong> Event mit<br />

Begleitung des Künstlers. Denn: Spielen wir eine Woche<br />

lang eine DVD, haben wir durchaus auch die Be-<br />

Kim Ludolf Koch ist Geschäftsführer der Rinke Medien Consulting (rmc). Gemeinsam mit der <strong>Filmstiftung</strong><br />

NRW führt Koch auch Theaterleiter-Workshops zur Einführung in die digitale Projektionstechnik durch.<br />

puternetzwerk eines modernen Kinos<br />

und die Verbindung mit Kassensystemen,<br />

Klimaautomatik, Vorstellungs-<br />

Workflow u.a. eine relativ anspruchsvolle<br />

Aufgabe, die zumindest einen erheblichen<br />

Qualifizierungsaufwand<br />

für das bisherige Projektionspersonal<br />

zur Folge hat. Die Investitionen in diese<br />

neue Technik erfordern auch ein neues unternehmerisches<br />

Denken. Das normale Abspielen<br />

von Filmen wird künftig nicht ausreichen,<br />

die sich zwangsläufig ergebende Lücke zwischen<br />

Finanzierungsbeitrag der Verleiher und Kosten<br />

auf Seiten der Kinos zu schließen. Das bedeutet,<br />

dass neue Nutzungsmöglichkeiten des<br />

Kinos entwickelt und vermarktet werden müssen<br />

– eine Eigenschaft, die vermutlich auch nicht<br />

von allen Kinounternehmen mitgebracht wird.<br />

fürchtung, dass die Leute sich über die maue Qualität<br />

wundern und diese dann auf das digitale Kino generell<br />

beziehen. Da passen wir schon auf, denn zwischen<br />

dem Abspielen einer DVD und einer Festplatte besteht<br />

ein himmelweiter Unterschied.<br />

Wie ist Ihre Erfahrung mit Einsatz,<br />

Funktionalität und Handhabung der Technik?<br />

Eine Umstellung ist das schon. Das große Problem<br />

besteht am Anfang in der Installation, Kalibrierung, der<br />

Programmierung usw. Nachher im Abspiel geht es im<br />

Grunde nur noch um das Knopfdrücken. Wenn da irgendwas<br />

passiert, dann kann man eh nichts machen.<br />

Das ist eben wie bei deinem Computer: Du kannst das<br />

Gerät komplett neu starten und dann auf dein Glück<br />

hoffen, dass alles wieder läuft. Die ganze Technik hatte<br />

bei uns leichte Anlaufschwierigkeiten, ist dann zwei<br />

Jahre lang gut gelaufen, bis jede Menge neue Normen,<br />

Schlüssel und Software eingeführt wurden. Seitdem haben<br />

wir ständig Probleme. Da geht es der UCI auch nicht<br />

besser <strong>als</strong> uns. Ich möchte nicht wissen, wie viele Donnerstage<br />

mittlerweile ausgefallen sind, weil irgendeine<br />

Kleinigkeit nicht stimmte, die wir erst bis zur nächsten<br />

Was kann die neue Technik hier<br />

leisten?<br />

Die programmatischen Möglichkeiten<br />

durch die Digitalisierung sind auf der einen Seite<br />

sehr groß, werden aber in ihrer wirtschaftlichen<br />

Bedeutung möglicherweise überschätzt.<br />

Mit einer digitalen, <strong>als</strong>o elektronischen Projektion<br />

kann künftig jedes Signal – von der VHS-<br />

Kassette über die Powerpoint-Präsentation bis<br />

hin zur hochauflösenden DVD und zu Fernsehprogrammen<br />

– übertragen werden. Auch die<br />

Playstation und andere Spielkonsolen lassen sich<br />

anschließen, und es gibt bereits heute Kinos, die<br />

hieraus zusätzliche Umsätze generieren. Ob für<br />

diesen so genannten „alternativen Content“ allerdings<br />

ein Kino mit acht Leinwänden vollständig<br />

umgerüstet werden muss, bleibt fraglich.<br />

newsletter 7/2007 – Schwerpunkt<br />

Somit sind die zwar in Aussicht gestellten zusätzlichen<br />

Erlöse möglich, aber eben nur für einen<br />

bestimmten Teil der Anlagen. Für die Kinoauswertung<br />

von Interesse wird die Möglichkeit<br />

sein, künftig Filme in 3D zu projizieren und hier<br />

den Wettbewerbsvorteil des Kinos gegenüber<br />

dem Home Entertainment deutlich herauszustellen.<br />

Auch die Möglichkeit, mit einer „Kopie“<br />

verschiedene Sprachfassungen anbieten zu können,<br />

wird von dem einen oder anderen Kino<br />

gerne in Anspruch genommen werden. Da es<br />

sich aber bei der digitalen Projektion – unterstellt<br />

man eine hochwertige 35mm-Kopie –<br />

nicht wirklich um ein verbessertes Bild und somit<br />

um einen Vorteil für den Kunden handelt,<br />

wird die Zukunft des Kinos auch künftig eher<br />

von den erzählten Geschichten <strong>als</strong> von der Auflösung<br />

des Bildes abhängen.<br />

Seit März 2005 ist die Düsseldorfer Black Box <strong>als</strong> eines der ersten NRW-Kinos mit digitaler 1,4k-Vorführtechnik ausgerüstet. Im November 2007<br />

zog das Atelier-Kino mit einer 2k-Ausstattung nach und wird fortan dank der 3-Chip DLP Cinema Technologie Düsseldorfs einziges 3D-fähiges<br />

Kino sein. Kalle Somnitz, Gesellschafter der Düsseldorfer Filmkunstkino GmbH, berichtet über seine Erfahrungen mit dem digitalen Kino.<br />

Kalle Somnitz,<br />

Foto: Düsseldorfer Filmkunstkino<br />

GmbH<br />

Interview mit Kim Ludolf Koch<br />

Formel 1 im Kino<br />

Interview mit Kalle Somnitz<br />

Live aus der Met<br />

Vorstellung beheben konnten. Teilweise herrscht da im<br />

Moment endloses Chaos. Es kommen neue Geräte dazu,<br />

neue Hersteller, verschiedene Server. Es fehlen einfach<br />

einheitliche Normen.<br />

Wie reagieren die Zuschauer auf digitale<br />

Vorführungen – ist ihnen das überhaupt<br />

bewusst?<br />

Die Reaktion von Zuschauern ist teilweise erstaunlich.<br />

Tritt eine Panne auf, müssen wir die Leute meistens<br />

nach Hause schicken, während bei der analogen Technik<br />

eigentlich fast alles noch an Ort und Stelle zu beheben<br />

war. Wenn man den Leuten dann diesen Unterschied<br />

erklärt, sind sie total erstaunt, dass das Kino nicht<br />

längst schon komplett digitalisiert ist. Davon scheint die<br />

Mehrheit eigentlich auszugehen. Kontraproduktiv finde<br />

ich einzig, dass einige Multiplexe jetzt einen Euro für<br />

Digitalprojektionen mehr nehmen, weil die Qualität ja<br />

soviel besser sei. Das stimmt aber nicht. Es gibt einfach<br />

Anfangskrankheiten an allen Ecken und Enden. Trotzdem<br />

aber hat sich für uns die Einführung gelohnt, auch<br />

weil die Digitalisierung unser Spektrum erweitert: Im Dezember<br />

zum Beispiel übertragen wir im Atelier live aus<br />

der Metropolitan Oper in New York.


Noch rattern große 35mm-<br />

Filmrollen im Vorführraum der<br />

Essener Lichtburg. Doch<br />

zwischen den beiden analogen<br />

Projektoren steht bereits der<br />

DCP 30 der Firma Kinoton.<br />

Neueste digitale Vorführtechnik<br />

hält so Einzug in den denkmal-<br />

geschützten Filmpalast.<br />

Alter (oben) und neuer Charme der Lichtburg<br />

in Essen. Foto: Lichtburg Essen<br />

Praxistest: Ein Besuch in der Lichtburg Essen<br />

In der Probezeit<br />

VON TATJANA KIMMEL<br />

Noch sind wir in der Probephase“, erklärt<br />

Lichtburg-Geschäftsführerin Marianne<br />

Menze. Seit sechs Monaten hat sie die digitale<br />

Technik im Haus, und gleich gab es Probleme.<br />

Zunächst passten Server und Projektor nicht<br />

in den Vorführraum. Die Geräte mussten getrennt<br />

werden, und ein Schlosser baute eine auf<br />

vier Ebenen verstellbare Spezialkonstruktion, damit<br />

der 2K-Projektor sein Bild durch die extrem<br />

hohen Fenster auf die Leinwand in Deutschlands<br />

größtem Kinosaal schicken kann. Dann<br />

machte der Server Schwierigkeiten. Deshalb<br />

nutzt die Lichtburg die digitale Technik erst seit<br />

einigen Wochen. In dieser Zeit gab es nur kleine<br />

Unannehmlichkeiten, aber keine Ausfälle.<br />

Noch wird der digitale Projektor nicht im Kinoalltag,<br />

sondern nur für Sonderprogramme<br />

eingesetzt, wie zum Beispiel Reisefilme, Firmenveranstaltungen<br />

oder eine Reihe von Künstlerporträts.<br />

So nutzt Menze den wohl größten Vorteil<br />

der modernen Technik: Mit Hilfe des Vorführcomputers<br />

können ganz unterschiedliche<br />

Quellen wie Beta, DVD oder Festplatte genutzt<br />

werden. Bislang mussten Veranstalter, die die<br />

besondere Atmosphäre der Lichtburg für ihre<br />

Präsentationen nutzen wollten, die digitale Technik<br />

bei Fremdfirmen anmieten. Diesen Service<br />

kann die Lichtburg jetzt selbst anbieten. Mit den<br />

zusätzlichen Einnahmen für die Vermietung von<br />

modernster Technik in dem Filmpalast mit historischem<br />

Flair hofft Menze, die Leasingkosten<br />

für den 2K-Projektor decken zu können. Der<br />

Kauf eines Gerätes kommt momentan nicht in<br />

Frage: „Wir hätten dafür gar nicht das Geld.<br />

Aber selbst wenn wir es hätten, würden wir keinen<br />

digitalen Projektor kaufen, so lange wichtige<br />

politische Fragen nicht geklärt sind.“<br />

Für Marianne Menze ist auch noch völlig<br />

ungewiss, wie das Publikum auf die Modernisierung<br />

reagiert, und ob es einen Preisaufschlag<br />

für digitale Aufführungen akzeptiert. Deshalb<br />

hat die Lichtburg mit der Firma Kinoton zunächst<br />

einen einjährigen Leasingvertrag für den<br />

2K-Projektor abgeschlossen. Im Laufe dieses<br />

Jahres werden sich wichtige Fragen klären und<br />

eine Grundlage für neue Entscheidungen bilden,<br />

hofft die Geschäftsführerin.<br />

Doch schon jetzt ist klar, dass gerade die<br />

Lichtburg mit ihren 1.250 Plätzen und einer separat<br />

zu nutzenden Theaterbühne in naher Zukunft<br />

nicht auf die 35mm-Technik verzichten<br />

kann. So wird zum Beispiel für Stummfilmaufführungen<br />

mit Orchester eine kleinere vorgezogene<br />

Leinwand eingesetzt. Mit dem digitalen<br />

Projektor wäre das nicht möglich, weil er nur<br />

über eine fixe Optik verfügt und deshalb die<br />

Brennweiten nicht variabel eingestellt werden<br />

können. „Das muss gelöst werden“, fordert<br />

Menze.<br />

Zunächst muss sich der DCP 30 aber erstmal<br />

im Kinoalltag der Lichtburg bewähren. Anfang<br />

2008 will Menze ihn für das reguläre Programm<br />

einsetzten. Sie hofft, dass die Lichtburg<br />

mit einem Film in das digitale Zeitalter starten<br />

kann, der ein jüngeres, technikverliebtes Publikum<br />

anspricht und will „mit einem Knaller“ an<br />

die Öffentlichkeit gehen. Dass das anspruchsvolle<br />

Stammpublikum hingegen einfach nur gute<br />

Filme sehen will und sich nicht für die Technik<br />

interessiert, davon geht Marianne Menze<br />

aus. Sie selbst sei zwischen 35mm und DCP 30<br />

hin und her gerissen. Auf der einen Seite findet<br />

sie die digitale Bildqualität herausragend,<br />

wenn auch das Ausgangsmaterial in HD-Qualität<br />

produziert wurde. Außerdem könne die<br />

Computerprojektion aus schlechtem Ausgangsmaterial<br />

mehr rausholen. Doch ganz persönlich<br />

hält Menze „die 35mm-Vorführung einer Superkopie“<br />

immer noch für die beste Art des Kinoerlebnisses.<br />

Udo Lütteken ist seit 45 Jahren Filmvorführer.<br />

Er und sein jüngerer Kollege haben sich ohne<br />

Probleme auf zwei Seminaren von Kinoton<br />

in das neuen Verfahren eingearbeitet und seine<br />

Vorteile kennen gelernt. „Die Technik ist<br />

schon genial“, urteilt Lütteken, denn mit nur kleinen<br />

Datenträgern könnten große brillante Bilder<br />

erzeugt werden. Und doch ist er skeptisch:<br />

„Das ist für mich kein Kino mehr. Für mich sind<br />

35mm-Filme das A und O.“ Der Umgang mit<br />

Filmrollen ist für ihn auch eine sinnliche Erfahrung,<br />

die mit dem Knopfdruck auf der Tastatur<br />

des digitalen Projektors nicht zu vergleichen sei.<br />

Theaterleiter Bernhard Wilms befürchtet, dass<br />

die neue Technik viel sensibler und anfälliger sein<br />

wird. Bei den alten Projektoren konnten die Vor-<br />

führer auch mal selbst etwas reparieren; hat<br />

aber der Server ein Problem, können meistens<br />

nur noch die Computerspezialisten helfen. Und<br />

doch sind sich Geschäftsführerin, Theaterleiter<br />

und Vorführer einig, dass der Siegeszug der digitalen<br />

Technik in den kommenden Jahren nicht<br />

aufzuhalten ist. Sie werden das Rattern im Vorführraum<br />

vermissen.<br />

Digitale Kinos in<br />

NRW<br />

Wer sind die Vorreiter bei der digitalen<br />

Projektion in NRW? Die Suche<br />

gestaltet sich schwierig, da weder die FFA<br />

noch der HDF Kino eine Übersicht über<br />

die digitalen Säle in Deutschland besitzen.<br />

Über die Referenzlisten der wichtigsten<br />

Zulieferer für digitale Kinotechnik und eigene<br />

Erfahrungen haben wir eine Liste zusammengestellt<br />

– ohne Anspruch auf<br />

Vollständigkeit. Ergänzungen bitte an info<br />

@newsletter.de.<br />

Ahaus, Cinetech (4 Säle)<br />

Bad Driburg, Kino Bad Driburg<br />

Bocholt, Kinodrom (3 Säle)<br />

Borken, Kinocenter (2 Säle)<br />

Coesfeld, Cinema (2 Säle)<br />

Düsseldorf, UCI Multiplex<br />

Düsseldorf, BlackBox<br />

Düsseldorf, Atelier-Kino<br />

Emsdetten, Focus Cinemas (2 Säle)<br />

Essen, Lichtburg<br />

Kempen, Lichtspiele<br />

Köln, Cinedom (5 Säle)<br />

Langenfeld, Rex Kino (2 Säle)<br />

Lüdenscheid, Park Theater (2 Säle)<br />

Mönchengladbach,<br />

Comet Cine Center (3 Säle)<br />

Münster, Cinema<br />

Münster, Cineplex<br />

Rheine, CineCity Event Kino (4 Säle)<br />

Siegburg, Cinelux<br />

Schwerpunkt – newsletter 7/2007 19


Bringt das 3D-Kino neuen Schwung? Experten erwarten, dass sich<br />

im Zuge der Digitalisierung der Kinosäle dreidimensionale Bildprojek-<br />

tionen durchsetzen.<br />

20<br />

3D <strong>als</strong> Zukunft des Digitalen<br />

Begegnung<br />

der dritten Art<br />

VON REINHARD KLEBER<br />

Als der Publizist, TV-Produzent und Medienwissenschaftler<br />

Lutz Hachmeister Ende Oktober<br />

auf dem 2. NRW-Filmsymposium in Köln<br />

die Vorhersage wagte, das 3D-Kino werde dem<br />

traditionellen Kino den nächsten großen Schub<br />

bringen, und zwar im Sinne einer Entwicklung<br />

zu neuen Super- und Event-Kinos, reagierte so<br />

mancher Vertreter der Filmbranche überrascht.<br />

Schließlich gilt das 3D-Kino bei vielen noch immer<br />

<strong>als</strong> ein nicht ernst zu nehmender Gag, der<br />

seit den 50er Jahren bei mehreren Anläufen im<br />

Kinoalltag wiederholt versandete.<br />

Doch inzwischen haben sich die Grundlagen<br />

verändert. Im Zuge der Digitalisierung der<br />

Filmproduktion und -präsentation wurden neue<br />

Projektionstechniken und 3D-Brillen entwickelt<br />

die einen weit besseren dreidimensionalen<br />

Raumeindruck vermitteln <strong>als</strong> die klapprigen und<br />

teils Schwindel erregenden Rot-Grün-Brillen des<br />

vorigen Jahrhunderts.<br />

In den USA hat sich diese neue Form des<br />

räumlichen Zuschauererlebnisses bereits etabliert.<br />

Ein Blick in die aktuellen Charts genügt:<br />

Gerade erst setzte sich das Fantasy-Spektakel<br />

„Die Legende von Beowulf“ von Robert Zemekkis<br />

beim Start nicht nur an die Spitze der Box-<br />

Office-Liste, sondern erreichte auch neue Rekordmarken<br />

für den Einsatz von 3D-Filmen.<br />

Laut „Variety“ entfielen auf die 3D-Projektionen<br />

40 Prozent des Umsatzes von 27,5 Millionen<br />

Dollar am ersten Wochenende. Der Ver-<br />

Im April 2002 gründeten die sieben Majors<br />

Buena Vista, Century Fox, MGM, Paramount,<br />

Sony, Universal und Warner Bros. zusammen<br />

mit der National Association of Theater Owners<br />

(NATO) die Digital Cinema Initiatives (DCI) mit<br />

dem Ziel, einen Standard für das digitale Kino<br />

zu bestimmen – eine unverzichtbare Bedingung<br />

für die internationale Auswertung der Filme.<br />

2005 wurde die DCI-Norm in zwei Varianten<br />

festgelegt.<br />

Die Standardisierung erfolgte auch <strong>als</strong> Reaktion<br />

auf die neuen Massenmärkte China und<br />

Indien, wo seit 2002 digitale Kinofilme laufen<br />

– allerdings nach wie vor in teilweise deutlich<br />

geringeren Auflösungen. Gerade China <strong>als</strong><br />

selbstbewusster neuer Global Player, in dem viele<br />

Filmtheater gerade neu entstehen, setzt auf<br />

digitales Kino. Seit 2006 ist dort der DCI-Standard<br />

präsent. Auch in Brasilien soll er eingeführt<br />

werden – im Juli 2007 entsprachen allerdings<br />

nur zwei der dortigen 145 digitalen Leinwände<br />

diesen Ansprüchen. Gestritten wird derzeit<br />

leih Paramount Pictures bespielte 3.153 Kinos,<br />

von denen 84 den Film in Imax 3D zeigten und<br />

657 in digitaler 3D-Projektion. Die dreidimensionalen<br />

Vorführungen entsprechen jedoch nur<br />

einem Anteil von 23,5 Prozent der belegten<br />

Leinwände. Mit anderen Worten: Die 3D-Version<br />

von „Beowulf“, die mit<br />

Hilfe der Motion-Capture-<br />

Technik digital hergestellt<br />

wurde, generierte fast das<br />

Doppelte des Umsatzes wie<br />

die herkömmliche Version.<br />

Ähnliche Erfahrungen<br />

hat auch Wolfram Weber,<br />

Chef des Nürnberger Multiplexes<br />

Cinecitta, gemacht.<br />

„Die Zukunft des Kinos ist<br />

3D“, sagt der Betreiber des<br />

Großkinos mit fast 5.000 Plätzen<br />

und 21 Kinosälen. Weber<br />

hat <strong>als</strong> einer der ersten deutschen<br />

Kinobetreiber in die<br />

neue Technik investiert und<br />

die Hälfte seiner Säle umgerüstet.<br />

Ihm ist es ein Rätsel,<br />

warum seine deutschen Kollegen<br />

„nicht Gas geben“.<br />

Das britische MarktforschungsunternehmenDodona<br />

Research, das sich seit<br />

vielen Jahren auf die Analy-<br />

Digitalisierung international<br />

– wie fast überall – über die Finanzierung der<br />

Umrüstung.<br />

Weltweit waren bis zum August 2007 von<br />

rund 150.000 Kinos 5.000 mit DCI-Standard<br />

ausgerüstet – Tendenz steigend. 2008 sollen allein<br />

in den USA mindestens weitere 10.000<br />

Leinwände umgerüstet werden. Die Kosten sollen<br />

auf Basis des Virtual Print Fee (VPF; siehe<br />

auch Seite xy) private Investoren übernehmen.<br />

Europa bildet bei diesem Trend eine Ausnahme,<br />

auch wenn in einzelnen Ländern wie<br />

Irland oder Großbritannien entsprechende An-<br />

se der weltweiten Kinomärkte spezialisiert hat,<br />

erwartet ebenfalls, dass die 3D-Projektion der<br />

Kinobranche neuen Schwung geben wird. Die<br />

Dodona-Experten geben allerdings zu bedenken,<br />

dass derzeit vor allem zwei rivalisierende<br />

System, Real-D und Dolby, um die Vorherrschaft<br />

kämpfen.<br />

Das früher gestartete Real-D dominiert derzeit<br />

weltweit mit 427 Installationen (Stand: September<br />

2007). Zum gleichen Stichmonat hat<br />

Dolby schätzungsweise 75 Systeme in 24 Ländern<br />

installiert. Eine Sonderrolle spielen die Kinos<br />

der Imax Corporation, die auf 124 Riesenleinwänden<br />

in 23 Ländern nur spezielle 3D-Filmformate<br />

einsetzen können. In Deutschland<br />

konnten sich die Imax-Kinos vor allem wegen<br />

der geringen Filmauswahl nicht flächendecken<br />

durchsetzen: Zuletzt gab es nur noch vier Häuser<br />

in Berlin, Nürnberg, Sinsheim und Speyer.<br />

Passend zum „Beowulf“-Start vermeldete<br />

Real-D, dass bis Mitte November bereits 1.100<br />

Säle in 24 Ländern mit 3D-Technik ausgerüstet<br />

sind. Auch in Europa macht die Umstellung große<br />

Fortschritte: In Abkommen mit den Kinoketten<br />

Odeon und UCI verpflichtete sich Real-D be-<br />

Das Digitale der Anderen<br />

VON WOLFGANG HIPPE<br />

strengungen unternommen werden. In Irland<br />

rüstet eine amerikanische Investorengruppe die<br />

rund 500 Kinosäle der Insel für ca. 40 Millionen<br />

Euro um. Schon 2003 stellte das United Kingdom<br />

Film Council 13 Millionen Pfund für die Digitalisierung<br />

von 250 Kinosälen zur Verfügung – mit<br />

der Auflage, mehr europäische Filme zu spielen.<br />

Das entsprach einem Viertel aller Leinwände.<br />

Als Grund für die digitale Zurückhaltung in<br />

Europa wird immer wieder das fehlende Finanzierungsmodell<br />

genannt. Im Durchschnitt geht<br />

man von 50.000 Euro pro Leinwand aus, bei<br />

newsletter 7/2007 – Schwerpunkt<br />

reits im Oktober zu einem Roll-out, der binnen<br />

zwei Jahren die Installation von 500 3D-Systemen<br />

in sieben europäischen Ländern, darunter<br />

Deutschland und Österreich, vorsieht. Bis 2009<br />

will das US-Unternehmen weltweit sogar mehr<br />

<strong>als</strong> 4.000 Leinwände umrüsten.<br />

Wenn keine unvorhergesehenen Komplikationen<br />

auftreten, dürfte die Zahl der 3D-Ausrüstungen<br />

nach Ansicht von Dodona weltweit<br />

bis 2009 exponentiell steigen, vor allem, wenn<br />

dann eine Reihe hochwertiger Filme, die speziell<br />

für die Auswertung via 3D realisiert wurden,<br />

in den Kinos starten. Dazu gehören „Avatar“<br />

von James Cameron, „Monsters vs Aliens“<br />

und der erste „TinTin“-Film.<br />

Schon vor Monaten nannte der deutsche<br />

3D-Pionier Wolfram Weber die Zahl von 22 Megaprojekten,<br />

die derzeit „in der Mache sind“.<br />

Darunter befinden sich auch Animationsfilme<br />

wie „Shrek 4“ und „Ice Age 3“. Ein stetiger<br />

Nachschub derartiger kommerzieller Großproduktionen<br />

könnte dann die Hemmschwelle beseitigen,<br />

die viele deutsche Kinobetreiber bisher<br />

von kostspieligen Investitionen ins 3D-Geschäft<br />

abhält.<br />

3D kommt mit großen Schritten aus den USA: Ray Winstone und Angelina Jolies Beine in „Beowulf“, Foto: Warner Bros. Ent.<br />

älteren Kinos sollen bis zu 100.000 Euro anfallen.<br />

Das von der DCI vorgeschlagene VPF wird<br />

in Europa eher skeptisch betrachtet.<br />

2006 wurde der DCI-Standard von den<br />

Europa Cinemas, einem Zusammenschluss mit<br />

Mitgliedern in 38 Staaten, allgemein akzeptiert.<br />

Ein Jahr später beschäftigte sich die EC-Jahrestagung<br />

erneut mit dem Thema, diesmal mit<br />

dem Schwerpunkt Finanzierung. Dabei wurde<br />

deutlich, dass nur ein modifiziertes VPF den besonderen<br />

Gegebenheiten des kleinteiligen europäischen<br />

Kinomarktes gerecht werden kann.<br />

Kurz zuvor hatten die FFA und das französische<br />

Centre National de la Cinématographie<br />

(CNC) eine gemeinsame Erklärung veröffentlicht,<br />

in der sie sich zur „Europäischen Kernkompetenz“<br />

vereinigen. Beim bevorstehenden „Digitalen<br />

Roll-out“ soll vor allem „drei grundlegenden<br />

Prinzipien“ Achtung verschafft werden: der<br />

„Qualität und Sicherheit sowie dem einheitlichen<br />

technischen Standard und der Neutralität<br />

des verwendeten Equipments“.


Glossar<br />

Wer, wie, was?!<br />

2K Maß der horizontal differenzierbaren<br />

Pixel 2K = 2000<br />

4K Maß der horizontal differenzierbaren<br />

Pixel 4K = 4000<br />

AES Advanced Encryption Standard,<br />

ein symmetrisches Schlüsselverfahren<br />

CNE CinemaNet Europe, ursprünglich<br />

European Docuzone (EDZ), in Deutschland<br />

„Delicatessen“<br />

Codec Compressor/Decompressor,<br />

verschlüsselt und entschlüsselt Signale<br />

DC Serverbasierte Inhouse-Lösung der<br />

T-Systems für digitales Kino<br />

DC28 Digital Cinema 28 – eine Arbeitsgruppe<br />

der SMPTE, die Standards<br />

für D-Cinema entwickelt<br />

DCI Digital Cinema Initiatives, Zusammenschluss<br />

der großen Hollywood-Studios<br />

Disney, Fox, MGM, Paramount, Sony<br />

Pictures, Universal und Warner Bros.<br />

D-Cinema Digitales Kino<br />

DCI-Spezifikation Festlegung aller<br />

Parameter im digitalen Kino<br />

DCP Digital Cinema Package<br />

D-ILA Direct Drive Image Light Amplifier,<br />

digitale Projektionstechnik von JVC<br />

DLP Digital Light Processing, digitale<br />

Projektionstechnik von Texas Instruments<br />

DMD Digital Mirror Device, Microchip<br />

in DLP-Projektoren<br />

Downlink Satellitenempfang auf dem<br />

Boden<br />

DRM Digital Rights Management<br />

dts Digital Theater Sound – digitales<br />

Tonsystem von DTS<br />

E-Cinema Electronic Cinema, eine<br />

technisch abgespeckte Variante von D-<br />

Cinema<br />

EVS Muttergesellschaft der XDC-<br />

Group<br />

FAZ Filmaufzeichnung: Übertragung<br />

von digitalem Material auf 35- oder<br />

70mm-Film<br />

Hybrid-Kino Kino mit paralleler analoger<br />

und digitaler Technik<br />

JPEG Joint Photographic Experts<br />

Group, ein Gremium zur Standardisierung<br />

und Dateiformat<br />

MovieLab Forschungslabor der Hollywoodstudios<br />

gegen Piraterie<br />

MPEG Moving Picture Experts Group,<br />

Standardisierungsgremium und Dateiformat<br />

MXF Material Exchange Format, Dateiformat<br />

für digitales Video<br />

SMPTE Society of Motion Picture and<br />

Television Engineers<br />

StEM Standard Evaluation Material<br />

SXRD Silicon X-tal Reflective Display,<br />

hochauflösendes Projektionssystem<br />

von SONY (4K)<br />

Uplink Sendebetrieb zum Satelliten hin<br />

Watermarking optisch nicht sichtbarer<br />

Kopierschutz im Bild: Wasserzeichen<br />

XDC-Group Tochter des belgischen<br />

Kinoausrüsters EVS, bietet Komplettlösungen<br />

für das Kino an<br />

(Quelle: FFA)<br />

Im Rahmen einer ersten Ausschreibung<br />

für Video on Demand und Digitales Kino<br />

hat MEDIA insgesamt zwölf europäische<br />

Anbieter mit über 4,9 Millionen<br />

Euro gefördert. Auch die Kölner reelport<br />

GmbH bekam für ihre Initiative<br />

„Europe’s Finest“ (EF) Unterstützung<br />

und kann mit Hilfe der 700.000 Euro<br />

nun 40 bis 50 europäische Filme digitalisieren<br />

und so in Kinos mindestens sieben<br />

europäischer Länder bringen. Media<br />

wählte EF <strong>als</strong> einziges Vertriebsmodell<br />

für den Bereich Digitale Kinoauswertung<br />

aus. „Ziel der Initiative ist es, einen<br />

Digitalisierungspool für Europas beste<br />

Filme aufzubauen, der es den Kinos in<br />

Zukunft erlauben wird, große Filme zu<br />

kleinen Kosten vorzuführen“, erklärt<br />

reelport-Geschäftsführer Tilman Scheel,<br />

der im Interview die Details von EF erläutert.<br />

Was genau ist das Ziel<br />

von Europe’s Finest?<br />

Europe’s Finest will das filmische<br />

Erbe bewahren. Wir werden 40 der besten<br />

und schönsten europäischen Filme<br />

digitalisieren, um sie europaweit digital<br />

ausgestatteten Kinos zur Verfügung stellen<br />

zu können. Wir erstellen verschiedene<br />

thematische Reihen sowie Werkschauen<br />

von großen Regisseuren und<br />

Schauspielern.<br />

Welche Partner sind an<br />

EF bereits beteiligt?<br />

Wir haben das Glück, viele wichtige<br />

Partner für dieses Projekt begeistert<br />

haben zu können. Zum einen haben wir<br />

Technikpartner wie XDC oder Hoverlord,<br />

die uns bei der Digitalisierung unterstützen<br />

werden. Zum anderen arbeiten wir<br />

eng mit Institutionen wie dem Finnish<br />

Film Center und dem Deutschen Filminstitut<br />

zusammen, aber auch mit Kinoketten<br />

(Europa Cinémas, Kinepolis<br />

Group NV) und einzelnen Kinos europaweit.<br />

Inhaltlich werden wir unter anderem<br />

von Kinowelt und MK2 unterstützt,<br />

die <strong>als</strong> Verleih und Vertrieb natürlich viel<br />

Expertise mitbringen.<br />

EF will große Filme der<br />

Öffentlichkeit wieder zugänglich<br />

machen. Wie werden Sie<br />

dabei vorgehen und die Filme<br />

auswählen?<br />

Wir entwerfen in Abstimmung mit<br />

den Projektpartnern ein inhaltliches Konzept<br />

und werden uns anschließend auf<br />

die Suche nach Lizenzen und Kopien begeben.<br />

Wir werden mit Verleihern und<br />

Weltvertrieben sprechen, aber auch in<br />

Filmarchiven und -museen recherchieren.<br />

Wir möchten schließlich bei der Digitalisierung<br />

sicherstellen, dass wir das<br />

bestmögliche Ausgangsmaterial bekommen.<br />

Außerdem brauchen wir die Lizenzen<br />

für mehrere europäische Länder –<br />

das erfordert eine aufwendige Recherche.<br />

Wir müssen beim Zusammentragen<br />

der Filme <strong>als</strong>o viele technische und administrative<br />

Dinge berücksichtigen, so<br />

dass die kuratorische Feinarbeit erst am<br />

Schluss geleistet werden kann. Wir ha-<br />

Europe´s Finest<br />

Vom<br />

Silberteilchen<br />

zum Pixel<br />

ben viele spannende<br />

Ideen,<br />

aber es ist<br />

noch zu früh,<br />

schon über Inhalte<br />

zu sprechen.<br />

Welche<br />

Vorteile<br />

bringt das<br />

Konzept von<br />

EF der Filmwirtschaft und insbesondere<br />

den Kinos?<br />

Mittlerweile sind viele Kinos aus-<br />

Tilmann Scheel,<br />

Foto: privat<br />

gerüstet, aber es fehlt de facto der Content.<br />

Unser Anliegen ist es daher, den<br />

bereits umgerüsteten Kinos einen spannenden<br />

Inhalt anbieten zu können, der<br />

ihnen bisher noch fehlt. Der Vorteil für<br />

die Kinos ist natürlich darüber hinaus der,<br />

dass sie viel flexibler programmieren können;<br />

bei der Projektion von 35mm-Kopien<br />

ist es ja so, dass das Kino immer auf<br />

die Dispo des Verleihers angewiesen ist,<br />

das heißt, Kopien müssen früh genug<br />

angefragt werden und aufwendig disponiert<br />

werden. So aber kann innerhalb<br />

kürzester Zeit und vor allem kostengünstiger<br />

auf Kopien zugegriffen werden.<br />

Profitieren auch die<br />

Rechteinhaber, insbesondere<br />

die Verleiher davon?<br />

Die Rechteinhaber profitieren von<br />

dem europäischen Ansatz von Europe’s<br />

Finest: Dadurch, dass man das Bild nur<br />

einmal digitalisieren muss und anschließend<br />

mit verschiedenen Ton- und Untertitelspuren<br />

kombinieren kann, fallen<br />

die Digitalisierungskosten nur einmal an<br />

– es können aber alle Rechteinhaber auf<br />

verschiedenen Territorien davon profitieren.<br />

Gleichzeitig erhalten auch Katalogfilme<br />

eine neue Chance auf der Leinwand.<br />

Mit Europe’s Finest übernimmt reelport<br />

die Rolle eines Veranstalters, der<br />

auch Unterlizenzen erwirbt und selbständig<br />

auswertet. Eine solche Rolle ist neu<br />

im Verleihgeschäft. Dieses Vorgehen an<br />

Kinobetreiber und Rechteinhaber zu vermitteln<br />

ist eine der großen Herausforderungen.<br />

Dennoch denken wir, dass die<br />

Vorteile für alle Parteien die Existenz dieses<br />

Projektes rechtfertigen.<br />

Welche Länder werden<br />

Sie an der Kinoauswertung<br />

beteiligen?<br />

In erster Linie werden sich die Länder<br />

beteiligen, in denen auch unsere<br />

Partner sind, das sind Frankreich,<br />

Deutschland, BeNeLux, Skandinavien,<br />

Ungarn und die Tschechische Republik.<br />

Es sind jedoch auch Kinos aus allen anderen<br />

EU-Ländern willkommen.<br />

Wie wollen Sie die Kinos<br />

erreichen?<br />

Wir haben starke Partner wie<br />

Europa Cinemas, Kinepolis und XDC für<br />

das Projekt einnehmen können, die uns<br />

bei der Verbreitung der Filme in ihren jeweiligen<br />

Netzwerken sehr stark unter die<br />

Arme greifen werden. Darüber hinaus<br />

haben wir selbst natürlich auch ein kleines<br />

Netzwerk an Kinos, mit denen wir<br />

bereits bei verschiedenen Projekten zusammen<br />

gearbeitet haben.<br />

Wer erhält die Rechte an<br />

der digitalen Kopie – reelport<br />

oder der Rechteinhaber?<br />

Die Rechte an den digitalen Kopien<br />

erhalten reelport und der Rechteinhaber.<br />

Welche Formate werden<br />

Sie erstellen?<br />

Wir werden von jedem Film eine<br />

DCI-kompatible 2K-Kopie, eine HD-CAM<br />

für die Fernsehauswertung, eine Blue<br />

Ray-DVD sowie eine HD-DVD erstellen.<br />

Für die Finanzierung soll<br />

ein Digitalisierungsfonds eingerichtet<br />

werden. Wie soll<br />

dieser Fonds funktionieren?<br />

In diesen Fonds werden alle Förder-,<br />

Sponsoren- und Investitionsgelder<br />

sowie Einnahmen aus dem Projekt eingezahlt<br />

und von uns verwaltet. Aus dem<br />

Fonds wird dann die Digitalisierung von<br />

analogen Filmkopien bzw. von Negativen<br />

finanziert. Der Fonds kann auch zur<br />

Co-Finanzierung von Restaurierungsmaßnahmen<br />

eingesetzt werden.<br />

Wie soll das Projekt<br />

langfristig finanziert werden?<br />

EF ist zunächst für einen Zeitraum<br />

von zwei Jahren bis 2010 geplant. Danach<br />

soll sich das Projekt durch die Beteiligung<br />

an den Einkünften aus der digitalen<br />

Auswertung finanzieren.<br />

Schwerpunkt / MEDIA – newsletter 7/2007 21


Eigentlich waren sie in Gedanken schon zu<br />

Hause, <strong>als</strong> der Kölner Regisseur Florian Opitz<br />

und sein Kameramann Andy Lehmann auf dem<br />

Rückweg aus dem Nigerdelta von einem Mitarbeiter<br />

des nigerianischen Geheimdienstes SSS<br />

gestoppt wurden. Es ist der 22. September<br />

2007. Am übernächsten Tag soll ihr Flieger sie<br />

zurück nach Deutschland bringen. Mit Hilfe einer<br />

Vorbereitungsförderung der <strong>Filmstiftung</strong><br />

NRW waren Opitz und Lehmann nach Nigeria<br />

gereist, um für die Kölner 2Pilots Filmproduction<br />

für den <strong>Dokument</strong>arfilm „Der Fluch des<br />

Reichtums“ zu recherchieren. Der Film soll von<br />

Nigerias großem Widerspruch erzählen: Der<br />

Staat ist sechstgrößter Erdölexporteur der Erde<br />

und gleichzeitig eines der ärmsten Länder<br />

der Welt.<br />

„Wir erzählen unsere Filme über Personen.<br />

Auf unserer Reise wollten wir die Protagonisten<br />

finden, das Equipment testen und sehen, ob<br />

dieser Film in Nigeria aufgrund der labilen Sicherheitslage<br />

überhaupt realisierbar ist“, erklärt<br />

Opitz, der gemeinsam mit Lehmann bereits den<br />

Kino-<strong>Dokument</strong>arfilm „Der große<br />

Ausverkauf“ realisiert hat. Für<br />

ihre Reise hatten sie sich mit ihren<br />

Kölner 2 Pilots-Produzenten<br />

Harry Flöter und Arne Ludwig gut<br />

vorbereitet. Schon vor ihrem Abflug<br />

hatten sie mit über 100 Menschen<br />

gesprochen, die Erfahrungen<br />

mit den unsicheren Verhältnissen<br />

im Nigerdelta besaßen,<br />

und versucht, alle Eventualitäten<br />

und Gefahren auszuschließen. Im<br />

Gegensatz zu vielen anderen Journalisten<br />

reisten die beiden auch<br />

nicht mit einem Touristenvisum ins<br />

Land, sondern gaben korrekterweise<br />

an, dass sie <strong>als</strong> Filmemacher und Kameramann<br />

zu Recherchezwecken einreisen wollten.<br />

Als sie vom nigerianischen Geheimdienst<br />

angehalten werden, sind Opitz und Lehmann<br />

mit Mitarbeitern der NGO Academic Associates<br />

Peace Work unterwegs, die in Nigeria seit<br />

30 Jahren zwischen der Bevölkerung, den Ölkonzernen<br />

und der Regierung vermittelt. Geleitet<br />

wird die Organisation von der Amerikanerin<br />

Judy Asuni.<br />

„Zuerst haben wir uns gar nichts gedacht,<br />

man gerät in Nigeria ständig in Personenkontrollen“,<br />

erzählt Opitz. Tatsächlich lässt man die<br />

beiden wieder gehen – mit der Vorgabe, sich<br />

am nächsten Tag noch einmal zu melden. Als<br />

die beiden Deutschen am nächsten Tag pflichtgemäß<br />

erscheinen, wird der Ton rauer.<br />

„Wir wurden vom Geheimdienst verhört.<br />

Schickt Notfallnummer der Botschaft“, lautete<br />

die SMS, die kurz danach Harry Flöter in Köln<br />

erreicht, der sofort das Auswärtige Amt und die<br />

Botschaft in Abuja informiert. „Vier Tage haben<br />

wir nichts von ihnen gehört. Ich denke, jeder<br />

kann sich vorstellen, was einem da alles für Szenarien<br />

durch den Kopf gehen“, beschreibt Harry<br />

Flöter die Ohnmacht des Produzenten. „Die<br />

größte Angst war, dass die beiden in einem nigerianischen<br />

Gefängnis landen.“ In Köln richten<br />

2Pilots und in Berlin die zusammen geeilten<br />

Angehörigen und Freunde der beiden Filmemacher<br />

jeweils ein Lagezentrum ein. Man<br />

telefoniert sich hoch bis zu Außenminister Frank-<br />

Walter Steinmeier und der Kanzlerin. Man besorgt<br />

Empfehlungsschreiben vom BR, Arte und<br />

der <strong>Filmstiftung</strong> NRW, schaltet den CDU-Bundestagsabgeordneten<br />

und Afrika-Experten Hartwig<br />

Fischer ein, der sich für Opitz und Lehmann<br />

22<br />

einsetzt und immer wieder Angela Merkel auf<br />

die Situation aufmerksam macht.<br />

In einem so genannten Guest House der nigerianischen<br />

Geheimpolizei, einer einfachen Gefängniszelle,<br />

die immerhin noch mehr Komfort<br />

bietet, <strong>als</strong> die lebensbedrohlichen Verhältnisse<br />

in nigerianischen Gefängnissen, erlebt Opitz derweil<br />

einen tristen 34. Geburtstag. Die beiden<br />

Deutschen werden von bewaffneten Geheimpolizisten<br />

bewacht und müssen alle ihre Sachen<br />

abgeben. „Das war so ein Mobuto-Typ, der uns<br />

angeschrieen hat. Es war wie in einem schlechten<br />

amerikanischen Film. Da dachte ich tatsächlich,<br />

unsere letzte Stunde hat geschlagen. In solchen<br />

Situationen überlegt man sich, warum mache<br />

ich das überhaupt alles. Ist es das wert?“,<br />

erzählt Lehmann.<br />

Am nächsten Morgen werden sie von bewaffneten<br />

Geheimdienstlern in die Hauptstadt<br />

Abuja gebracht. Eine abenteuerliche Fahrt, die<br />

ihnen ihre Lage drastisch vor Augen führt. Als<br />

ein VW-Bus den Geheimdienstwagen touchiert<br />

und einen Seitenspiegel abreißt, kommt es zu ei-<br />

Die Kölner Filmemacher<br />

Florian Opitz (links) und Andy<br />

Lehmann auf der<br />

Recherche-Reise in Nigeria,<br />

die zum Horrortrip wurde.<br />

Fotos: Andy Lehmann<br />

Ihre Recherche-Reise nach Nigeria entwickelte sich für die Doku-<br />

mentarfilmer Florian Opitz und Andy Lehmann zum Alptraum.<br />

Aus den geplanten zwei Wochen wurden mehr <strong>als</strong> zwei Monate,<br />

denn die Filmemacher sahen sich plötzlich mit einer konstruierten<br />

Spionage-Anklage konfrontiert: Höchststrafe 14 Jahre Gefängnis.<br />

Florian Opitz und Andy Lehmann auf<br />

Recherche-Reise in Afrika verhaftet<br />

Lost in Nigeria<br />

VON RÜDIGER BERTRAM<br />

newsletter 7/2007 – Lost in Nigeria


ner wilden Verfolgungsjagd mit 150 km/h über<br />

afrikanische Pisten. Als die Agenten des nigerianischen<br />

Geheimdienstes den Wagen stellen, wird<br />

der Fahrer halb tot geprügelt und zu Opitz und<br />

Lehmann auf den Rücksitz geworfen.<br />

In Abuja, einer Retortenstadt mitten im<br />

Dschungel, werden sie wieder verhört. „Niemand<br />

fragte uns, was wir drehen wollten. Für<br />

unsere Recherche oder unser Material schien<br />

sich niemand zu interessieren. Das wunderte<br />

uns schon. Es ging immer nur um Asuni und ihre<br />

Organisation.“ Die Nacht verbringen sie wieder<br />

in Geheimdiensthaft mit einer bewaffneten<br />

Wache vor der Tür. Vier Tage werden sie ohne<br />

weitere Verhöre dort festgehalten. „Zum Glück<br />

waren wir die ganze Zeit zusammen“, erklärt<br />

Opitz, und Andy Lehmann ergänzt: „Wir haben<br />

uns in der Zeit alles mögliche erzählt.“<br />

Die Unsicherheit bleibt. Sie wissen nicht,<br />

dass in Köln und Berlin die Drähte heißlaufen.<br />

Obwohl 2Pilots mit „Die Liebe der Kinder“ und<br />

„Dr. Aléman“ gerade zwei Spielfilme dreht, zieht<br />

sich Harry Flöter <strong>als</strong> Krisen-Manager zusammen<br />

mit Produktionskoordinatorin Julia Meyer für die<br />

Zeit aus dem laufenden Geschäft zurück. Politisch<br />

sei es wichtig gewesen, den Fall absolut<br />

heiß zu halten, betont Flöter. Angela Merkel ist<br />

zufällig zur gleichen Zeit auf ihrer Afrika-Tour.<br />

2Pilots versucht, über den MdB Hartwig Fischer<br />

die Dringlichkeit bei der Kanzlerin und den Delegationsmitgliedern<br />

hoch zu halten. Mit Erfolg:<br />

Merkel spricht den Präsidenten der afrikanischen<br />

Union auf den Fall an. Nur die Presse will man<br />

draußen halten. „Der Fall Marco in der Türkei<br />

hat gezeigt, dass öffentlicher Druck auch das<br />

Gegenteil bewirken kann“, so Flöter.<br />

Am Abend des vierten Tages kann der deutsche<br />

Botschafter in Nigeria, Joachim Schmillen,<br />

die Filmemacher endlich mitnehmen. In einem<br />

gepanzerten Mercedes Jeep mit deutscher Standarte<br />

bringt der ehemalige Büroleiter von Joschka<br />

Fischer sie in sein Haus und überlässt ihnen<br />

dort zwei Zimmer. Endlich sind sie außer Gefahr.<br />

So scheint es.<br />

Eine Woche leben Opitz und Lehmann bei<br />

Schmillen und seiner chilenischen Frau. Täglich<br />

rechnen sie damit, endlich eine Ausreisegenehmigung<br />

zu erhalten. Stattdessen müssen sie immer<br />

wieder zum Verhör. In der Zwischenzeit ist<br />

auch Judy Asuni, die Leiterin der NGO, bei der<br />

Opitz und Lehmann zu Gast waren, verhaftet<br />

worden. Bei ihrem dritten Termin beim nigerianischen<br />

Geheimdienst trennt man Opitz und<br />

Lehmann vom deutschen Botschafter, bringt sie<br />

in ein Verhörzimmer und lässt sie und den Botschafter<br />

13 Stunden warten. Gegen Abend legt<br />

man ihnen dann überraschend eine Anklageschrift<br />

vor. Die Vorwürfe: Visumsbetrug und<br />

Spionage. Sechs der Anklagepunkte beziehen<br />

sich auf Opitz und Lehmann, zwei auf Asuni.<br />

Die Höchststrafe beträgt 14 Jahre Gefängnis.<br />

Am nächsten Morgen um acht soll der Prozess<br />

beginnen. „Wir waren völlig geschockt“, erzählt<br />

Opitz. „Wir dachten doch, wir hätten alles schon<br />

hinter uns, dabei ging es gerade erst los.“<br />

Die deutsche Botschaft kümmert sich noch<br />

in der Nacht um nigerianische Anwälte. In einem<br />

Gefängniswagen mit vergitterten Fenstern<br />

werden Opitz und Lehmann am nächsten Morgen<br />

zum Gericht gefahren, wo die nigerianische<br />

Presse sie schon erwartet. „Eine Meute von mindestens<br />

20 Fotografen und zehn Kamerateams<br />

hat uns da empfangen. Wir waren sechs Wochen<br />

das Topthema der nigerianischen Medien.<br />

Zwei deutsche Spione und eine amerikanische<br />

Spionin. Absurd!“ In den darauf folgenden ersten<br />

Prozesstagen bestätigt sich der Verdacht<br />

der beiden Filmemacher. Es geht nicht um sie,<br />

sondern um Judy Asuni. Auch in Nigeria kann<br />

niemand länger <strong>als</strong> sieben Tage ohne Klage in<br />

Haft bleiben. Als man Opitz und Lehmann die<br />

Anklage vorlegt, ist Asuni bereits seit sechseinhalb<br />

Tagen im Gefängnis. „Wir waren nur das<br />

Mittel, um sie weiter festhalten zu können“, so<br />

Opitz. „Wenn es nötig gewesen wäre, hätte<br />

man uns auch mitverurteilt. Als Kollater<strong>als</strong>chaden<br />

sozusagen.“ Als die deutsche Botschaft am<br />

zweiten Prozesstag durch eine Verbalnote der<br />

Bundesrepublik Deutschland hochoffiziell versichert,<br />

den Filmemachern nicht bei einer Flucht<br />

zu helfen, können sie auf Kaution in die Botschaft<br />

zurückkehren. Asuni und ihr mitangeklagter Stellvertreter<br />

bleiben weiter in Haft. In der Botschaft<br />

folgt ein weiterer Schock: Die nicht verhandelbare<br />

Honorarforderung der Anwälte beträgt<br />

60.000 Euro. Die Produktionsfirma 2Pilots<br />

schluckt und bezahlt. „Klar haben wir auch alle<br />

Möglichkeiten für eine Flucht durchgespielt. Aber<br />

Impressum<br />

Herausgeber:<br />

Michael Schmid-Ospach<br />

Chefredakteur:<br />

Rüdiger Bertram<br />

CvD:<br />

Stefanie Hadding<br />

Redaktion:<br />

Oliver Baumgarten,<br />

Katharina Blum, Tanja Güß,<br />

Peter Hanemann (A.R.T.)<br />

Wolfgang Hippe (A.R.T.)<br />

Mitarbeiter<br />

dieser Ausgabe:<br />

Günter Jekubzik, Martin Block,<br />

Reinhard Kleber, Anna Koskoda,<br />

Uwe Mies, Heike Meyer-Döring,<br />

Tatjana Kimmel, Dieter Anschlag<br />

Redaktionsassistenz:<br />

Sonja Steinberg<br />

das ist nicht so einfach. Von Abuja bis zur Grenze<br />

sind es 1.000 Kilometer“, erklärt Flöter, und<br />

Opitz fügt an: „Außerdem wäre das ein Schuldeingeständnis<br />

gewesen. Das wollten wir nicht.“<br />

Viereinhalb Wochen zieht sich die Verhandlung<br />

hin. Den Durchbruch bringt eine deutsche<br />

Wirtschaftsdelegation, mit der auch der Staatssekretär<br />

im Auswärtigen Amt Georg Boomgaarden<br />

einreist. In einem Gespräch mit dem nigerianischen<br />

Präsidenten Yar Adua gelingt ihm die<br />

Lösung. Kurz vor dem Afrika-Gipfel in Berlin liegt<br />

auch Nigeria daran, die deutschen Filmemacher<br />

schnell wieder loszuwerden. Zehn Tage dauert<br />

es dann noch, bis Opitz und Lehmann ausreisen<br />

können. Mit einem gepanzerten Wagen<br />

geht es zum Flughafen. Die Angst fährt mit, dass<br />

der nigerianische Geheimdienst SSS sein eigenes<br />

Spiel spielt. Doch am Flughafen wartet nur<br />

der Justizminister, der sich förmlich entschuldigt<br />

und um ein gemeinsames Abschiedsfoto bittet.<br />

Um 22:30 Uhr erreicht Harry Flöter die erlösende<br />

SMS: „Wir rollen, bis nachher“. Opitz und<br />

Lehmann sind draußen. Auf dem Flughafen in<br />

Berlin warten Freundinnen, Eltern und ihr Produzent<br />

auf die beiden. Alle sind überglücklich.<br />

Zwei Wochen später wird die Anklage gegen<br />

Opitz und Lehmann und die anderen beiden<br />

Angeklagten auch offiziell fallengelassen.<br />

„Die beiden waren ein Kollater<strong>als</strong>chaden im<br />

Fall Asuni“, glaubt auch Flöter im Rückblick. „Wir<br />

haben im Vorfeld versucht, alle Gefahren auszuschließen,<br />

aber mit dem Geheimdienst konnte<br />

niemand rechnen.“ Von den 60.000 Euro Anwaltskosten,<br />

die 2Pilots erst einmal bezahlt hat,<br />

haben bislang der WDR 10.000 Euro und Verdi<br />

20.000 Euro übernommen. Zusätzlich erkannte<br />

die <strong>Filmstiftung</strong> 10.000 Euro <strong>als</strong> Teil der Vorbereitungsförderung<br />

an. Andy Lehmann dreht bereits<br />

wieder, und Florian Opitz denkt darüber<br />

nach, ob er seinen Film noch realisieren kann:<br />

„Wir haben immer noch den Ehrgeiz, etwas über<br />

das Thema zu machen, aber ob wir noch einmal<br />

nach Nigeria reisen, ist eine Frage, die wir noch<br />

nicht abschließend beantworten möchten.“<br />

Dankbar sind sie alle für die Solidarität und das<br />

Backup der Redaktionen und der <strong>Filmstiftung</strong> in<br />

diesen Tagen: „Daher ein Riesendankeschön an<br />

Sabine Rollberg von Arte, Renate Stegmüller vom<br />

BR, Jutta Krug vom WDR, Susanna Felgener von<br />

der <strong>Filmstiftung</strong> NRW und Inez Kühn von Verdi,<br />

um nur einige von vielen zu nennen, die uns auch<br />

hier in NRW geholfen haben.“<br />

Gestaltung/Layout:<br />

inrhein, düsseldorf,<br />

alfred friese<br />

Titel:<br />

„Hope“, Foto: Pandora<br />

Redaktionsschluss:<br />

1. Dezember 2007<br />

Anzeigenbetreuung:<br />

Sonja Steinberg<br />

Tel. (0211) 9305024<br />

Anzeigenschluss<br />

für die nächste Ausgabe:<br />

20. Januar 2007<br />

Der newsletter ist kostenlos<br />

und kann bei der <strong>Filmstiftung</strong><br />

NRW wahlweise <strong>als</strong> Print-<br />

Version oder <strong>als</strong> <strong>PDF</strong> abonniert<br />

werden. Sobald das <strong>PDF</strong> zum<br />

Download zur Verfügung steht,<br />

werden Sie per Mail informiert.<br />

Die Berücksichtigung von<br />

Terminen richtet sich<br />

nach dem Erscheinen des<br />

Newsletters im Internet.<br />

Das kann leider dazu führen,<br />

dass Termine bereits überholt<br />

sind, wenn die Druckausgabe<br />

des Newsletter ausgeliefert<br />

wird, bietet aber die größtmögliche<br />

Aktualität für die<br />

Download-Nutzer. Wir bitten<br />

dafür um Verständnis.<br />

Danke an alle Produzenten,<br />

Sender & Verleiher für<br />

ihre Unterstützung und die Bilder<br />

zu ihren Filmen.<br />

Tel.: (0211) 93 05 00<br />

Fax: (0211) 93 05 085<br />

Kaistraße 14<br />

D – 40221 Düsseldorf<br />

newsletter@filmstiftung.de<br />

Lost in Nigeria – newsletter 7/2007 23


Noch bis Mitte Dezember dreht Sandra Nettelbeck in Vancouver ihren neuen Film „Helen“.<br />

Die Hauptrollen spielen Ashley Judd und Goran Visnjic. Am Rande der Dreharbeiten besuchte<br />

Dieter Anschlag die Produktion an der Westküste Kanadas.<br />

Das Opus-Hotel im angesagten Stadtteil Yaletown<br />

von Vancouver: Frühstückstermin<br />

mit Sandra Nettelbeck. Die deutsche Autorin<br />

und Regisseurin, die mit „Bella Martha“ einen<br />

großen internationalen Kinoerfolg feierte, arbeitet<br />

in der Metropole der westkanadischen<br />

Provinz British Columbia an ihrem neuen Werk<br />

„Helen“. Seit dem 10. Oktober sind die Dreharbeiten<br />

im Gang und fordern volle Konzentration.<br />

Für Erkundungen im angesagten Szeneviertel<br />

bleibt wenig Raum. Vancouver hat sich<br />

in den vergangenen 20 Jahren zu einem Zentrum<br />

der nordamerikanischen Filmindustrie entwickelt<br />

und sich den Beinamen „Nord-Hollywood“<br />

erarbeitet.<br />

Als die Regisseurin ihre Bestellung ordert,<br />

ist die Kellnerin verwirrt. „Sie wollen das Crêpe-Sandwich,<br />

aber ohne Crêpe?“, fragt sie. „Ja“,<br />

antwortet Nettelbeck, „statt des Crêpe nehme<br />

ich Toast.“ Die Kellnerin zögert, so <strong>als</strong> habe sie<br />

sich verhört. An Nettelbecks Englisch kann es<br />

nicht liegen, es ist perfekt, die gebürtige Hamburgerin<br />

lebt teilweise in den USA, hat in San<br />

Francisco studiert. „Die Küche weiß Bescheid,<br />

ich habe das hier schon oft bestellt“, erklärt sie<br />

der Kellnerin, die offenbar neu ist. Als sie das<br />

Frühstück bringt, ist alles wie gewünscht. Schinken,<br />

Tomate, Spinat und Ei in einer speziellen<br />

Zubereitung auf Toast.<br />

24<br />

Ein Besuch bei Sandra Nettelbeck<br />

Frühstück in Vancouver<br />

VON DIETER ANSCHLAG<br />

Sandra Nettelbeck ist eine Frau und eine Regisseurin<br />

mit klaren Vorstellungen. Das bestätigen<br />

– mit großem Respekt – auch die beiden<br />

Hauptdarsteller ihres neuen Films, Ashley Judd<br />

(„Heat“, „Die Jury“) und Goran Visnjic („E.R.“,<br />

„Welcome to Sarajevo“). „Sie hat ein unheimliches<br />

Auge für Details. Sie achtet bei der Bildkomposition<br />

auf die kleinsten Kleinigkeiten und<br />

lässt keine Abweichungen durchgehen“, so<br />

Ashley Judd in einem Interview über die Dreharbeiten.<br />

„Sandra weiß wirklich ganz genau,<br />

was sie will“, erzählt auch Goran Visnjic, „wenn<br />

du bei ihr ans Set kommst, dann gibt es da keine<br />

Situation nach dem Motto: ‘Oh, wie sollen<br />

wir das jetzt mal machen?‘ Sie ist für jede Szene<br />

perfekt vorbereitet.“<br />

Das liegt daran, dass die<br />

Regisseurin Nettelbeck auch<br />

die Autorin ihrer Filme ist. „Ich<br />

bleibe“, erläutert die 41-Jährige,<br />

„beim Drehen immer<br />

sehr genau am Drehbuch.<br />

Dialoge sind für mich wie Musik,<br />

jedes Wort ist genau überlegt,<br />

und jede Abweichung<br />

verändert die Melodie.“ Insofern<br />

siegt im Fall des Falles fast<br />

immer die Autorin Nettelbeck<br />

über die Regisseurin Nettel-<br />

beck. Das Buch zu „Helen“ hat eine rund achtjährige<br />

Geschichte. Die erste Fassung stammt<br />

noch aus Zeiten vor „Bella Martha“, das ursprüngliche<br />

Treatment entstand mit einer Förderung<br />

der <strong>Filmstiftung</strong> NRW. Das Budget für<br />

die Produktion von „Helen“ beläuft sich nun auf<br />

umgerechnet etwa 4,2 Millionen Euro. Die <strong>Filmstiftung</strong><br />

NRW unterstützt das Projekt mit<br />

450.000 Euro, weiteres deutsches Fördergeld<br />

kommt aus dem DFFF (250.000) und von der<br />

FFA (200.000). Produziert wird „Helen“ gemeinsam<br />

von der deutschen Firma Egoli Tossell und<br />

den kanadischen Partnern Insight Film Studios,<br />

The Little Film Company und Aramid Entertainment.<br />

Die Kanadier steuern insgesamt 45 Pro-<br />

Drehort Vancouver (oben) und Ashley Judd mit Regisseurin Sandra<br />

Nettelbeck (rechts), Fotos: <strong>Filmstiftung</strong> und Egoli Tossell Film<br />

newsletter 7/2007 – Setbericht<br />

zent der Finanzierung bei. „Ohne diese Art der<br />

Koproduktion hätten wir ein solches Projekt gar<br />

nicht realisieren können“, sagt Judy Tossell, deren<br />

Kontakt zu Sandra Nettelbeck 2005 bei den<br />

Filmfestspielen in Cannes zustande kam.<br />

In „Helen“, dem englischsprachigen Spielfilmdebüt<br />

der deutschen Autorin und Regisseurin,<br />

geht es um eine nach außen hin glücklich<br />

erscheinende Frau. Doch ihr Leben und das ihrer<br />

Familie drohen von einer Krankheit zerstört<br />

zu werden: Helen, Musikprofessorin und Mutter<br />

einer Tochter, leidet an klinischer Depression.<br />

Bei diesem Leiden handelt es sich um eine<br />

unter Umständen lebensbedrohliche Krankheit,<br />

die von der Umwelt oft weder erkannt noch<br />

ernst genommen wird. Tatsächlich sind Betroffene<br />

nicht unglücklich, sondern krank – und um<br />

diese Unterscheidung geht es bei „Helen“ unter<br />

anderem.<br />

„Helen“ ist ein sehr persönlicher Film von<br />

Sandra Nettelbeck, denn sie hat in ihrem engen<br />

Bekanntenkreis Erfahrungen gemacht mit der<br />

Krankheit. Darum ist ihr das Thema ein großes<br />

Anliegen, und deshalb sagt sie: „Ich hoffe, dass<br />

der Film hilft.“ Die Regisseurin ist sich bewusst,<br />

dass sie sich nun das vielleicht typisch deutsche<br />

Etikett vom „Problemfilm“ einhandeln könnte,<br />

deshalb ergänzt sie im selben Atemzug: „Gleichzeitig<br />

weiß ich natürlich, dass man mit solch einem<br />

Ansatz kein Kino macht. Kino macht man,<br />

wenn man eine gute Geschichte gut erzählt.<br />

Und ich glaube, dass ‘Helen’ eine gute Geschichte<br />

ist, einerseits eine Liebesgeschichte und<br />

zugleich, wie eigentlich alle meine Filme, auch<br />

die Geschichte einer Familie, über Helen und ihren<br />

Mann David, über Mutter und Tochter, über<br />

Tochter und Stiefvater.“<br />

„Helen“ ist auch für Ashley Judd ein höchst<br />

persönlicher Film. Die Hollywood-Schauspielerin<br />

steht dazu, dass sie sich selbst wegen starker<br />

Depressionen hat behandeln lassen. Anfang<br />

vorigen Jahres unterzog sie sich einer rund<br />

sechswöchigen Psychotherapie. Dass Ashley<br />

Judd das Drehbuch von Sandra Nettelbeck in<br />

die Hände bekam, war eher Zufall. Als sie es las,<br />

habe es sie „emotional so mitgerissen“, dass sie<br />

die Rolle der Helen unbedingt haben wollte, erzählt<br />

sie, und das schrieb sie in einem Brief an<br />

Sandra Nettelbeck. Zu diesem Zeitpunkt war für<br />

die Hauptrolle eigentlich schon „Akte X“-Star<br />

Gillian Anderson besetzt, deren definitive Zusage<br />

jedoch auf sich warten ließ, bis sie wenige<br />

Wochen vor Drehbeginn wegen eines zweiten<br />

„Akte X“-Kinofilms absagte. Und so fuhr<br />

Ashley Judd nach Vancouver, und zwar, wie sie<br />

sagt, in dem Bewusstsein: „Dies ist die Rolle meines<br />

Lebens, ja, es ist meine Berufung, das ist für<br />

mich persönlich ein ganz entscheidender Film.“<br />

Und die Regisseurin weiß auch um den außergewöhnlichen<br />

Einsatz ihrer Hauptdarstellerin:<br />

„Ashley hat keine Angst, mit dem Thema<br />

Depression umzugehen. Ihre eigene Erfahrung<br />

mit solchen Zuständen, mit solch einer Krankheit,<br />

hat es ihr ermöglicht, Helen auf eine Weise<br />

darzustellen, die sehr, sehr intensiv ist. Ich habe<br />

mit Hilfe von Ashley zum ersten Mal bei einem<br />

Film auch Improvisationen inszeniert, denn<br />

die innere Stimme der Depression, die wir hier<br />

hörbar machen wollen, ist etwas höchst Persönliches<br />

und lässt sich tatsächlich nicht authentisch<br />

scripten. Ashley bringt sich weit über das in den<br />

Film ein, was man normalerweise <strong>als</strong> Schauspieler<br />

tut. Das ist ein großes Geschenk.“<br />

Die Uraufführung von „Helen“ ist für September<br />

2008 beim Internationalen Filmfestival<br />

in Toronto geplant.


Tannöd<br />

Komplett in der Eifel realisiert die schweizer Regisseurin<br />

Bettina Oberli ab März ihre Adaption<br />

des Krimi-Bestsellers „Tannöd“ von Andrea<br />

Maria Schenkel. Das Drehbuch über<br />

den brutalen Mord an einer ganzen Familie auf<br />

einem abgelegenen Bauernhof hat Oberli gemeinsam<br />

mit Petra Lüschow verfasst. Bei<br />

den Bildern verlässt sich Oberli auf Kameramann<br />

Stéphane Kuthy, mit dem sie schon in der<br />

Vergangenheit zusammen gearbeitet hat. Als<br />

Produzenten zeichnen Hajo Emons und Kristina<br />

Löbbert von der Wüste Film West<br />

für das Projekt verantwortlich. Die Besetzungsvorschläge<br />

liefert Ritter Casting.<br />

Wüste Film West,<br />

Tel. (0221) 5105067;<br />

wueste@wueste-film-west.de<br />

Within the<br />

Whirlwind<br />

Die Sowjetunion in den 30er Jahren: Eugenia<br />

Ginzburg ist Professorin, überzeugte Kommunistin<br />

und Mitglied der KPdSU. Doch die erste<br />

stalinistische Säuberungswelle beendet jäh ihr<br />

vertrautes Leben im Kreis ihrer Familie. Erst erhält<br />

sie Berufsverbot, dann wird sie aus der Partei<br />

ausgeschlossen, verhaftet und zu zehn Jahren<br />

Lagerhaft verurteilt. Sie landet in Sibirien,<br />

wo sie in einem Steinbruch arbeiten muss.<br />

Die Kölner Tatfilm produziert das Drama<br />

„Within the Whirlwind“ mit Emily<br />

Watson und Tobias Moretti in den Hauptrollen.<br />

Ab Januar bis März 2008 dreht Regisseurin<br />

und Oscar-Preisträgerin Marleen Gorris<br />

(„Antonias Welt“) den Kinofilm nach einem<br />

Buch von Nancy Larson und Wojciech Gajewicz<br />

teilweise in NRW. Produzentin Christine<br />

Ruppert arbeitet dabei mit Piotr Mularuk<br />

und Vincent Macheras <strong>als</strong> Koproduzenten<br />

zusammen. Das Projekt ist mit einem Budget<br />

von 5,5 Millionen Euro veranschlagt. Alamode<br />

Film steht bereits <strong>als</strong> Verleih fest.<br />

Tatfilm, Tel. (0221) 33000;<br />

info@tatfilm.de<br />

Robbi, Tobbi und<br />

das Fliewatüüt<br />

Es kann fliegen, schwimmen und fahren und<br />

das alles mit Himbeersirup. Erfunden hat das<br />

Wundergefährt der achtjährige Tobbi. Mit seinem<br />

neuen Freund, dem Roboter Robbi, begibt<br />

er sich mit dem Fliewatüüt auf eine abenteuerliche<br />

Reise.<br />

Gut 35 Jahre nach der Verfilmung für den<br />

WDR <strong>als</strong> Vierteiler bringen die Berliner<br />

Box!Film und der Kölner Koproduzent MMC<br />

Independent den Kinderbuchklassiker<br />

„Robbi, Tobbi und das Fliewatüüt“ auf<br />

die große Kinoleinwand. Der Film basiert auf einem<br />

Drehbuch von Marion Nawrath und<br />

Bob Konrad. Regie führt der Österreicher<br />

Wolfgang Murnberger, der bereits mit „Lapislazuli“<br />

Kinderfilmerfahrung gesammelt hat.<br />

Als Darsteller steht bisher Andreas Schmidt<br />

fest. Die Dreharbeiten finden im Frühjahr 2008<br />

zum größten Teil in den Kölner MMC Studios<br />

statt. Die Kamera wird dann Peter von Haller<br />

führen. Als Verleih ist Kinowelt an Bord.<br />

MMC Independent, Tel. (0221)<br />

2503552; bastie.griese@mmc.de<br />

Der Vorleser<br />

Nicole Kidman, David Kross und Ralph<br />

Fiennes spielen die Hauptrollen in Stephen<br />

Daldrys Verfilmung von Bernhard Schlinks<br />

Bestseller „Der Vorleser“. Kidman, Daldry und<br />

Drehbuchautor David Hare bildeten schon bei<br />

„The Hours“ ein erfolgreiches Team und setzen<br />

ihre Zusammenarbeit nun auch in <strong>Nordrhein</strong>-<br />

<strong>Westfalen</strong> fort, wo im Frühjahr 2008 Teile von<br />

„Der Vorleser“ gedreht werden. Derzeit befindet<br />

sich die Produktion auf der Suche nach geeigneten<br />

Locations. Produziert wird das Drama von<br />

der Kölner Central Scope NRW in Kooperation<br />

mit der Bonner Senfkorn Film, Neunte<br />

Babelsberg Film sowie Mirage und The<br />

Weinstein Company. Weitere Drehorte sind<br />

Berlin und New York. Senator Film Verleih<br />

bringt „Der Vorleser“ in die Kinos.<br />

Michael Simon de Normier<br />

Tel. (0228) 18467880;<br />

dialog@senfkornfilm.de<br />

Abschiede und<br />

andere<br />

Schwierigkeiten<br />

Die penibel gepflegte Alltagsroutine des Oldtimer-Mechanikers<br />

Hannes Köhler (Fritz Karl)<br />

gerät außer Kontrolle, <strong>als</strong> seine Schwester Esther<br />

(Elena Uhlig) ihm in einer Notlage seine beiden<br />

Neffen aufs Auge drückt. Aber nicht nur<br />

die beiden Jungs, sondern auch die plötzliche<br />

Interessensgemeinschaft mit seiner Nachbarin<br />

Lilli (Tina Ruland), einer allein erziehenden<br />

Mutter, ist Schuld, dass der Kotzbrocken Hannes<br />

sein Herz entdeckt. Michael Kreindl setzt<br />

die TV-Komödie „Abschiede und andere<br />

Schwierigkeiten“ nach einem Drehbuch von<br />

Stefan Kuhlmann Mitte Februar bis Mitte<br />

März 2008 in Köln und Umgebung in Szene.<br />

Der Film der Produzentinnen Elke Ried und<br />

Tanja Ziegler von Zieglerfilm entsteht im<br />

Auftrag von ARD/Degeto (Redaktion: Renate<br />

Michel).<br />

Zieglerfilm Köln, Tel. (0221) 2727260;<br />

mail@zieglerfilmkoeln.de<br />

The Palermo<br />

Shooting<br />

Mitte November hat Wim Wenders den Dreh<br />

zu seinem neuen Kinofilm „The Palermo<br />

Shooting“ abgeschlossen. Die Dreharbeiten<br />

führten ihn erstmalig in seine Heimatstadt Düsseldorf,<br />

bevor er und sein Team anschließend<br />

nach Sizilien weiter zogen. Die Hauptrolle des<br />

Kinofilms spielt Campino, der Düsseldorfer<br />

Frontmann der Toten Hosen. In weiteren Rollen<br />

stehen u.a. Dennis Hopper, Lou Reed,<br />

Patti Smith, Udo Samel, Inga Busch und<br />

Jana Pallaske vor der Kamera von Franz<br />

Lustig. „The Palermo Shooting“ ist eine Produktion<br />

von Wenders Images in Zusammenarbeit<br />

mit ZDF, Arte und Pictorion Das<br />

Werk. Wim Wenders produziert den existenziellen<br />

Thriller gemeinsam mit Gian-Piero Ringel.<br />

Den deutschen Vertrieb übernimmt Senator<br />

Film, den Weltvertrieb HanWay. Der Film<br />

soll nächstes Jahr in die Kinos kommen.<br />

Wenders Images,<br />

Tel. (030) 47984882;<br />

berlin@thepalermoshooting.de<br />

NRW-Ministerpräsident Jürgen Rüttgers am Set von den „Buddenbrooks“. Vorn v.l. Heinrich Breloer,<br />

Jürgen Rüttgers, Barbara Buhl (WDR), Filmarchitekt Götz Weidner, Verena Kulenkampff (WDR) und<br />

<strong>Filmstiftung</strong>schef Michael Schmid-Ospach. Foto: WDR/Klaus Görgen<br />

Buddenbrooks und Tatort<br />

Dieser Film „von einiger Größe“ macht schon<br />

vor seiner Fertigstellung neugierig, und so besuchte<br />

nicht nur Kulturstaatsminister Bernd<br />

Neumann das Kölner Set von Heinrich Breloers<br />

„Die Buddenbrooks – Ein Geschäft von<br />

einiger Größe“, sondern nur zwei Tage später<br />

auch NRW-Ministerpräsident Jürgen Rüttgers.<br />

Der Besuch lohnte sich allemal, denn bis<br />

zum Drehschluss am 12. November gab es in<br />

den MMC-Studios eines der eindrucksvollsten<br />

Sets (Ausstattung: Götz Weidner) zu bestaunen,<br />

das in NRW je gebaut wurde. Für die Dreharbeiten<br />

wurden nicht nur einzelne Räume, sondern<br />

das komplette dreistöckige Buddenbrook-<br />

Gebäude in die Studiohalle gebaut, für das Armin<br />

Mueller-Stahl die Note „Hollywood<br />

plus“ vergab. Mueller-Stahl spielt den Konsul,<br />

Iris Berben die Konsulin. Die Kinder verkörpern<br />

Jessica Schwarz (Tony), August<br />

Diehl (Christian) und Mark Waschke (Thomas).<br />

Die Adaption von Thomas Manns Roman<br />

schrieb Breloer gemeinsam mit Horst Kö-<br />

Dust of Time<br />

Theo Angelopoulos dreht seinen neuen Film<br />

mit Starbesetzung auch in NRW: Michel Piccoli,<br />

Willem Dafoe, Irène Jacob und Bruno<br />

Ganz stehen bereits seit dem 18. November<br />

vor der Kamera von Andreas Sinanos für<br />

das Drama „Dust of Time“.<br />

Der Regisseur, der auch das Buch geschrieben<br />

hat, nimmt die ersten Aufnahmen in Thessaloniki,<br />

Russland, Kasachstan und Rom auf. Am<br />

15. Januar 2008 wechselt das Team nach<br />

Deutschland, wo noch bis zum 17. Februar in<br />

Berlin, Köln, Bonn und auf Schloss Eller in Düsseldorf<br />

gedreht wird. Dazu wird in Köln eigens<br />

eine Bar zu einem New Yorker Treffpunkt im Jahr<br />

1974 umgebaut.<br />

In dem Film, der die Lebensgeschichten der<br />

griechischen Flüchtlinge Eleni (Jacob) und Spyros<br />

(Piccoli), ihres Sohnes (Dafoe) und ihrer En-<br />

nigstein. Die Kamera führt Gernot Roll. Bavaria<br />

Film (Produzentin: Uschi Reich) und<br />

Colonia Media (Winka Wulff) produzieren<br />

das mit 16 Millionen Euro veranschlagte Projekt<br />

in Koproduktion mit FilmInterest sowie dem<br />

WDR (Redaktion: Barbara Buhl), NDR,<br />

SWR, BR, Degeto und Arte. Die „Buddenbrooks“<br />

kommen am 25. Dezember 2008 im<br />

Verleih von Warner Bros. in die deutschen Kinos.<br />

Danach läuft der Film <strong>als</strong> Zweiteiler in der<br />

ARD.<br />

Noch bis zum 12. Dezember dreht die Colonia<br />

Media in NRW den neuen Münster-Tatort<br />

„Krumme Hunde“ (AT) mit Axel Prahl<br />

<strong>als</strong> Kommissar Thiel und Jan Josef Liefers <strong>als</strong><br />

Gerichtsmediziner Prof. Boerne. Regisseur Manfred<br />

Stelzer verfilmt das Drehbuch von Stefan<br />

Cantz und Jan Hinter in Münster, Köln<br />

und Umgebung. Anke Krause zeichnet <strong>als</strong><br />

Redakteurin, Sonja Goslicki <strong>als</strong> Produzentin<br />

verantwortlich.<br />

Colonia Media, Tel. (0221) 9514040;<br />

coloniamedia@coloniamedia.de<br />

keltochter erzählt, spiegeln sich die politischen<br />

und sozialen Ereignisse des 20. Jahrhunderts.<br />

Kurz nach dem Mauerfall 1989 kommt die Familie<br />

in dem wieder vereinten Berlin zusammen.<br />

Eleni und Spyros, die in den letzten Jahrzehnten<br />

in New York wohnten, wollen ihren Lebensabend<br />

in Griechenland verbringen. In Berlin, der<br />

Stadt, in der sie vor 50 Jahren dramatisch getrennt<br />

wurden, wollen sie ihren Sohn treffen.<br />

Die Athener Theo Angelopoulos Film Productions<br />

produziert das Werk mit einem Budget<br />

von 8,3 Millionen Euro gemeinsam mit<br />

Amadeo Pagani von Classic Srl und Claudia<br />

Pöpsel von der Kölner Lichtmeer Film.<br />

nfp marketing distribution soll den Film<br />

anschließend in die Kinos bringen.<br />

Lichtmeer Film, Tel. (0221) 12094891;<br />

kontakt@lichtmeer.de<br />

Dreharbeiten – newsletter 7/2007 25


20:15 Film- und<br />

Fernsehproduktion<br />

Im Frühjahr 2008 dreht die 20:15 Filmproduktion<br />

den TV-Thriller „12 Winter“ mit einem<br />

Budget von 2,2 Millionen Euro im Auftrag<br />

des WDR (Redaktion: Michael André). Regie<br />

führt Thomas Stiller nach einem Drehbuch<br />

von Holger Karsten Schmidt. Der<br />

Film erzählt die wahre Geschichte zweier genialer<br />

Bankräuber, die zwölf Winter lang die Polizei<br />

in Atem halten. Die Besetzer kümmern<br />

sich um das Casting.<br />

„2 Tage Leben“ ist der Titel eines weiteren<br />

TV-Films, der vom 23. Oktober bis 26. November<br />

in Köln und Umgebung entstand. Die<br />

20:15 Filmproduktion realisiert den Thriller im<br />

Auftrag von Sat.1 (Redaktion: Kerstin Wiedé).<br />

Regie führt Robert Pejo nach einem<br />

Buch von Thomas Stiller. Darin erzählt er von<br />

einem Hotelkoch, dessen Tochter entführt wird.<br />

Die Kidnapper drohen, das Mädchen zu töten,<br />

wenn ihr Vater nicht Gift ins Essen des russischen<br />

Energieministers Sokurov mischt, der Gast<br />

des Hotels ist. Für die Bilder sorgte Kameramann<br />

Christof Wahl. Die Hauptrollen spielen René<br />

Steinke, Sophie Schütt, Iris Boehm,<br />

Ralph Herforth, Tim Sander und Christian<br />

Kahrmann. Hinter beiden Produktionen<br />

stehen die Produzenten Bettina Brokemper<br />

und Martin Zimmermann.<br />

20:15 Film- und Fernsehproduktion,<br />

Tel. (0221) 48490880;<br />

info@2015-film.de<br />

Cologne Film<br />

Mit den Vorfällen am Georg Büchner-Gymnasium<br />

in Köln-Weiden Mitte November erhält die<br />

neue Produktion der Kölner Cologne Film aktuelle<br />

Brisanz: Vom 29. Januar bis zum 29. Februar<br />

dreht Regisseurin Nicole Weegmann<br />

das TV-Drama „Outta Control“ im Auftrag<br />

des WDR (Redaktion: Alexander Wesemann)<br />

in Köln. Im Mittelpunkt der Geschichte,<br />

zu der Eva und Volker A. Zahn das Drehbuch<br />

verfasst haben, steht der 17-jährige Gymnasiast<br />

und Hobby-Rapper Oliver, der aus Versehen<br />

einen seiner drastischen Songtexte in der<br />

Schule liegen lässt. Damit beginnt für ihn ein<br />

Albtraum, denn in seinem Song schildert er ein<br />

Schulmassaker. Aus Angst, einen potenziellen<br />

Amokläufer im Haus zu haben, informiert der<br />

Schulleiter die Polizei. Produzentin Micha Terjung<br />

hat für das Casting Die Besetzer, Iris<br />

Baumüller-Michel und Marc Schötteldreier,<br />

beauftragt.<br />

Am 26. November fiel die letzte Klappe zum<br />

neuen „Wilsberg – Interne Affären“, der<br />

in Köln, Münster und Umgebung gedreht wurde.<br />

Kommissarin Anna Springer (Rita Russek)<br />

steht diesmal Ärger ins Haus. Nicht nur wird ihr<br />

von oben die neue Assistentin Carola Sonntag<br />

(Katharina Wackernagel) vor die Nase gesetzt,<br />

es stirbt auch eine junge Polizistin durch<br />

einen mysteriösen Autounfall. Das bewährte Ensemble<br />

aus Leonard Lansink, Oliver Korittke<br />

und Ina Paule Klinke stand für den<br />

neuen Fall vor der Kamera von Ralf Netzer.<br />

Regie führt Catharina Deus nach einem Buch<br />

von Ulli Stephan. Cologne Film (Producer:<br />

Anton Moho) erstellt den Krimi im Auftrag<br />

des ZDF (Redaktion: Martin R. Neumann).<br />

Cologne Film, Tel. (0221) 9347080;<br />

info@colognefilm.de<br />

26<br />

Moving the Arts<br />

Atom Egoyan, Hal Hartley, Christian<br />

Petzold, Julio Medem, Laetitia Masson<br />

und Jia Zhang-ke sind die Regisseure, die sich<br />

bei „Moving the Arts“ auf einen Dialog mit<br />

sechs Kunstvisionen der Postmoderne einlassen.<br />

Cine plus Köln und cine plus Media Service<br />

stehen hinter dem Projekt, das in Zusammenarbeit<br />

mit WDR/Arte (Redaktion: Sabine<br />

Rollberg) realisiert werden soll. Die Dreharbeiten,<br />

die in Düsseldorf, Berlin, Paris, New<br />

York, Barcelona und China stattfinden sollen,<br />

haben sich auf Frühjahr 2008 verschoben. Als<br />

Produzent verantwortet Jörg Schulze den Kinofilm<br />

(Budget: 2,8 Millionen Euro). Die Darsteller<br />

der Kurzfilme sind u.a. Sabine Timoteo,<br />

Hanns Zischler, Matthias Schweighöfer,<br />

Jasmin Tabatabai, Arsinée Khanjian,<br />

Carmelo Gómez und Nancho Novo.<br />

Für die Bilder sorgen die Kameramänner Anthony<br />

Dod Mantle, Vladimir Subotic,<br />

Hans Fromm, Mario Montero, Antoine<br />

Héberlé und Nelson Yu Lik-wai. Zorro<br />

Film bringt in Kooperation mit Jetfilm den Episodenfilm<br />

in die deutschen Kinos (Weltvertrieb:<br />

Bavaria International).<br />

cine plus Köln, Tel. (0221) 50003060;<br />

joerg.schulze@cine-plus.de<br />

33 Szenen<br />

Zum Jahreswechsel finden die letzten Dreharbeiten<br />

zu Malgorzata Szumowskas (Buch<br />

und Regie) Drama „33 Szenen“ in Köln statt.<br />

Bereits im Sommer wurde ein Großteil des Films<br />

in Polen abgedreht. Hauptdarstellerin Julia<br />

Jentsch spielt eine Frau, der innerhalb eines<br />

Jahres so viele Schicks<strong>als</strong>schläge passieren wie<br />

anderen in ihrem ganzen Leben nicht. Dennoch<br />

lässt sie sich nicht unterkriegen und entwickel<br />

ihre eigene Überlebensstrategie. Pandora<br />

Film (Produzent: Raimond Goebel) arbeitet<br />

mit der Warschauer STI Filmowe (Teresa<br />

Dvorzicka) <strong>als</strong> Koproduzenten zusammen.<br />

Die Produktion verfügt über ein Budget von 1,1<br />

Millionen Euro. Als weitere Darsteller stehen Peter<br />

Gantzler, Malgorzata Haewska, Andrej<br />

Hudziak, Maciej Sthur, Rafal Makkowiak<br />

und Izabela Kuna vor der Kamera<br />

von Michal Englert. Als Sender sind<br />

ZDF/Arte an dem Film beteiligt, den Real Fiction<br />

ins Kino bringen soll.<br />

Pandora, Tel. (0221) 973320;<br />

info@pandorafilm.com<br />

Dr. Alemán<br />

Mit letzten Aufnahmen in Köln und Kolumbien<br />

enden im Dezember die Dreharbeiten für den<br />

Kinofilm „Dr. Alemán“ mit August Diehl<br />

in der Hauptrolle. 2 Pilots Film und die Produzenten<br />

Harry Flöter und Jörg Siepmann<br />

planen, den Film zur Berlinale fertig zu stellen.<br />

Regisseur Tom Schreiber inszeniert mit Hilfe<br />

von Kameramann Olaf Hirschberg das<br />

Drehbuch von Oliver Keidel über den Medizinstudenten<br />

Marc (Diehl), der in Kolumbien<br />

das Abenteuer sucht und schließlich <strong>als</strong> Dr. Alemán<br />

in einem Slum landet. 1,9 Millionen Euro<br />

stehen der Produktion zur Verfügung, die in Koproduktion<br />

mit dem BR (Redaktion: Birgit<br />

Metz) entsteht. Zorro Film soll den Film in<br />

die Kinos bringen.<br />

2 Pilots, Tel. (0221) 9130153;<br />

joerg@2pilots.de<br />

Geförderte Kinofilme der <strong>Filmstiftung</strong><br />

Mit besten Emp<br />

Rubljovka –<br />

Straße zur<br />

Glückseligkeit<br />

Kinostart: 13. Dezember<br />

Verleih: GMfilms<br />

Rubljovo-Uspenskoje, im Volksmund<br />

Rubljovka genannt, ist die<br />

Chaussee, die von Moskau geradewegs<br />

in die Provinz führt. Entlang dieser Straße<br />

hatten schon im Zarenreich und in<br />

der Sowjetunion die Reichen und Mächtigen<br />

ihre Behausungen. Später rückten<br />

die Oligarchen nach, und jetzt hat neben<br />

Ölmilliardären auch das Showbiz an<br />

der Rubljovka Fuß gefasst. Immer höher<br />

steigen die Preise für die letzten freien<br />

Grundstücke, brutal und unlauter werden<br />

die weniger betuchten Alteingesessenen<br />

vertrieben.<br />

Die Geschichte einer Straße <strong>als</strong> Spiegel<br />

der Verhältnisse Russlands über die<br />

Systeme hinweg erzählt diese <strong>Dokument</strong>ation<br />

in ungeschönter Deutlichkeit. Filmautorin<br />

Irene Langeman („Die Martins-<br />

Passion“), im sibirischen Issilkul geboren,<br />

drehte mit einem russischen Team vor<br />

Ort; oftm<strong>als</strong> mit versteckter Kamera.<br />

Die<br />

Unerzogenen<br />

Kinostart: 27. Dezember<br />

Verleih: Real Fiction Filmverleih<br />

Es stimmt etwas nicht zwischen Stevie<br />

und ihrer Mutter Lily. Die Beiden<br />

sind unterwegs, das Mädchen hofft auf<br />

Flucht und Neubeginn. Tatsächlich endet<br />

die Fahrt in den Armen von Axel, der<br />

einige Zeit im Knast verbracht hat. Lily<br />

und Axel sind eben keineswegs die Eltern,<br />

die Stevie sich erträumt. Axel (Birol<br />

Ünel) handelt mit Drogen, Lily (Pascale<br />

Schiller) feiert am liebsten Partys,<br />

und im Garten lungern zwei Kumpels,<br />

die nur von Bier zu leben scheinen. In<br />

der Schule wird Stevie wegen der Familienverhältnisse<br />

gehänselt. Immer energischer<br />

schafft sie sich ihre eigenen<br />

Fluchträume.<br />

Mühsam ist der Weg zur Selbstfindung,<br />

wenn eine Pubertierende von bür-<br />

newsletter 7/2007 – Dreharbeiten / Filmvorschau<br />

Denn trotz umständlicher und extrem restriktiver<br />

Drehgenehmigungen durch Geheimdienst,<br />

föderalen Sicherheitsdienst<br />

und Verkehrspolizei wurden die Arbeiten<br />

immer wieder sabotiert. Aber<br />

manchmal bewirken ein ehrliches Anliegen<br />

und eine Flasche französischen Cognacs<br />

eben doch mehr <strong>als</strong> die Macht<br />

von Geld und Bürokratie.<br />

Deutschland 2007<br />

Regie: Irene Langemann; Buch: Irene Langemann;<br />

Produktion: Lichtfilm in Koproduktion<br />

mit RBB und WDR in Zusammenarbeit<br />

mit Arte und ZDF;<br />

www.rubljovka.de<br />

gerlicher Sicherheit träumt, die Eltern<br />

aber in schalen Träumen von Freiheit,<br />

Abenteuer und ewiger Jugend versumpfen.<br />

Frei nach eigenen Jugenderlebnissen<br />

realisierte Filmautorin Pia Marais an<br />

Schauplätzen in Köln, Brüssel und Umgebung<br />

eine intensive Entwicklungsgeschichte,<br />

die dem ausgewalzten Spaßfaktor<br />

anderer Coming-of-Age-Stories<br />

mit sperriger Bitterkeit begegnet. Die<br />

Welt steht eben keineswegs offen, wenn<br />

man 14 ist und am Zipfel der Eltern<br />

hängt. Die raue Bildsprache mit ihren verstörenden<br />

Jump Cuts und die einfühlsam<br />

geführte Hauptdarstellerin Ceci Schmitz-<br />

Chuh trugen wesentlich dazu bei, dass<br />

„Die Unerzogenen“ schon zu rund 30<br />

Festiv<strong>als</strong> eingeladen wurde und im Frühjahr<br />

2007 in Rotterdam mit dem Tiger<br />

Award prämiert wurde.<br />

Deutschland 2006<br />

Regie: Pia Marais; Buch: Pia Marais, Horst<br />

Markgraf; Produktion: Pandora Film Produktion<br />

in Koproduktion mit WDR und<br />

SWR; www.dieunerzogenen.de


NRW<br />

fehlungen<br />

Kleiner Dodo<br />

Kinostart: 1. Januar<br />

Verleih: Warner Bros. Pictures Germany<br />

Der kleine Orang-Utan Dodo lebt mit seinen<br />

Eltern in den Wipfeln des Dschungels. Weil<br />

der Junge alle möglichen Geräusche täuschend<br />

echt nachmachen kann, findet er bald viele<br />

gleichaltrige Freunde, wie das Nashornmädchen<br />

Patna oder Arnold, das Krokodil. Eines Tages<br />

entdeckt Dodo ein merkwürdiges Ding, das<br />

der weise Orang-Utan Darwin <strong>als</strong> Geige erkennt.<br />

Dodo lernt mit dem Instrument zu musizieren<br />

und kann so manch gefährliche und lustige<br />

Abenteuer bestehen und sogar ein Wunder<br />

bewirken.<br />

Ein drolliger Zeichentrickspaß für die kindliche<br />

Zielgruppe, die noch nicht die Schulbank<br />

drücken muss. Nach den beiden Kinoerfolgen<br />

mit dem „Kleinen Eisbären“ Lars hat sich Thilo<br />

Graf Rothkirch nun erneut einer Buchvorlage<br />

des Ehepaars Hans de Beer (Illustrationen) und<br />

Serena Romanelli (Texte) angenommen. Zuvor<br />

hatten Rothkirch und Koregisseurin Ute von<br />

Münchow-Pohl bereits eine Zeichentrickreihe<br />

nach den Büchern realisiert, die seit Anfang<br />

2007 erfolgreich im Fernsehen ausgestrahlt<br />

wird. Das Character Design entstand in Berlin,<br />

die filmische Ausarbeitung wurde nach China<br />

ausgelagert. In der deutschen Synchronfassung<br />

werden die Stimmen von Rick Kavanian (Arnold)<br />

und Mario Adorf (Darwin) zu hören sein. Die<br />

Aufnahmen für Violine und Perkussion bestritten<br />

Dieter Müller und Frank Meyer, den Titelsong<br />

„Life is a Miracle“ singen die No Angels.<br />

Deutschland 2007<br />

Regie: Ute von Münchow-Pohl, Thilo Graf Rothkirch;<br />

Buch: Ute von Münchow-Pohl, Rolf Giesen,<br />

Alberto Campos, Michael Mädel, Thilo Graf Rothkirch;<br />

Produktion: Rothkirch/Cartoon Film in Koproduktion<br />

mit Warner Bros. Filmproductions Germany,<br />

Mabo Filmproduktion und Komet Film<br />

www.KleinerDodo.de<br />

Comrades in<br />

Dreams –<br />

Leinwandfieber<br />

Kinostart: 3. Januar<br />

Verleih: Flying Moon Filmverleih<br />

Open Air-Kino ist hierzulande eine Attraktion<br />

in den Sommermonaten. Lassane Badiel<br />

hätte zu gern ein Dach über seinem Vorführsaal<br />

am Rande der Hauptstadt Burkina Fasos,<br />

weil es dann ein richtiges Kino wäre. Ähnlich<br />

geht es Anup Jagdale, der die indische Provinz<br />

mit seinem cineastischen Fahrgeschäft versorgt<br />

und die Bollywood-Blockbuster in einem<br />

gewaltigen Zelt vorführt. Han Yong-sil hat einen<br />

richtigen Saal zur Verfügung, aber in Nordkorea<br />

werden eben nur staatstragende Filme<br />

hergestellt, was die emsige Frau nicht stört; sie<br />

hat ja nie ein anderes Kino kennen gelernt. Nur<br />

das texanische Provinzkino von Penny Tefertiller<br />

entspricht allen Anforderungen eines modernen<br />

Lichtspielhauses – vom Popcorn über<br />

die Ausstattung bis hin zur Galavorstellung der<br />

(natürlich jugendfreien und gottesfürchtigen)<br />

Großproduktionen.<br />

Nach zwei kubanischen Impressionen („Havanna<br />

Mi Amor“ und „Heirate mich“) unternahm<br />

<strong>Dokument</strong>arist Uli Gaulke mit Hilfe eines<br />

Gerd Ruge-Stipendiums eine Weltreise zu vier<br />

recht ungewöhnlichen Kinobetreibern, die allesamt<br />

mit unbändigem Enthusiasmus bei der<br />

Sache sind. Die exotischen Schauplätze im episodischen<br />

Erzählkaleidoskop entfalten dabei<br />

ebenso ihren Reiz wie die vier liebenswürdigen<br />

Protagonisten. Zwar haben auch die, abgesehen<br />

von der Nordkoreanerin, mit der Globalisierung<br />

zu kämpfen, doch zeigt sich auf amüsante<br />

Art, wie schnell Marketingstrategien an<br />

ganz regionalen Limitierungen zerschellen können.<br />

In der Mitte Indiens, wo die Leute weder<br />

Meer noch Packeis kennen, ist „Titanic“ ein eher<br />

merkwürdiger Film. Ein Zuschauer versteht das<br />

Epos so: „Es ist schrecklich, wenn man sein Reiseziel<br />

nicht erreicht.“<br />

Deutschland 2006<br />

Regie: Uli Gaulke; Buch: Uli Gaulke; Produktion:<br />

Flying Moon Filmproduktion in Zusammenarbeit<br />

mit ZDF/Arte; www.comrades-in-dreams.de<br />

I’m a Cyborg,<br />

but that’s OK<br />

Kinostart: 17. Januar<br />

Verleih: Rapid Eye Movies<br />

Young-gun hat sich ans Stromnetz angeschlossen,<br />

weil sie sich aufladen will. Das<br />

Mädchen ist überzeugt, ein Cyborg zu sein. Sie<br />

führt Gespräche mit Getränkeautomaten und<br />

Neonlampen und hat stets Batterien dabei, damit<br />

sie jederzeit Energie aufnehmen kann. In ihrer<br />

Anstalt lebt auch ein junger Mann mit Namen<br />

Il-sun, der sich in der Lage wähnt, die Fähigkeit<br />

anderer Leute zu stehlen. Young-gun<br />

und Il-sun kommen sich zunächst neugierig und<br />

dann freundschaftlich näher. Da stellt sich heraus,<br />

dass Young-gun in Lebensgefahr schwebt,<br />

weil sie keine Nahrung zu sich nimmt.<br />

Ein Gutteil der weltweiten Reputation des<br />

südkoreanischen Kinos ist allein auf die Filme<br />

Hope<br />

Kinostart: 17. Januar<br />

Verleih: Pandora<br />

Wie jeden Morgen hat Francis die Kirche<br />

geöffnet, in der sein Vater die Orgel bedient.<br />

Diesmal aber hat Francis eine Kamera dabei,<br />

um ein Konzert aufzunehmen. Tatsächlich<br />

filmt er den Diebstahl des alten Altarbilds und<br />

kann <strong>als</strong> Drahtzieher den Galleristen und Kunsthändler<br />

Weber ausmachen. Francis kontaktiert<br />

den Mann und fordert kein Geld, sondern lediglich,<br />

dass das Bild an seinen Platz zurück soll.<br />

Damit wird die Sache gefährlich, denn Weber<br />

reagiert mit Gewalt. Außerdem hat er die Ware<br />

bereits an einen<br />

Hehler weitergegeben,<br />

der sich das lukrative<br />

Geschäft unter keinen<br />

Umständen mehr aus<br />

der Hand nehmen lassen<br />

will.<br />

Mit einem sanften<br />

Thriller gibt Stanislaw<br />

Mucha nach den beiden<br />

erfolgreichen <strong>Dokument</strong>arfilmen„Absolut<br />

Warhola“ und „Die<br />

Mitte“ nun sein Regiedebüt<br />

im Spielfilm. Das<br />

leise Psychogramm um<br />

Schuld, Sühne und<br />

Park Chan-wooks zurückzuführen. Nach „Joint<br />

Security Area“ und der Rache-Trilogie („Sympathy<br />

for Mr. Vengeance”, „Old Boy“, „Sympathy<br />

for Lady Vengeance”) legt er mit „I’m a Cyborg”<br />

einen ungewohnt sanftmütigen Film hin, der <strong>als</strong><br />

Fingerübung begann und sich <strong>als</strong> eines der ambitioniertesten<br />

Werke des Regisseurs herausstellen<br />

sollte. Besonderes Augenmerk verlangen neben<br />

der originellen (Liebes)-Geschichte zweier<br />

Außenseiter in unkonventionellem Umfeld die<br />

technische Umsetzung und die amüsanten, surreal<br />

anmutenden Traumsequenzen, in denen<br />

auch der alpine Gassenhauer vom Berner Oberland<br />

überraschend Einzug hält. Nicht von ungefähr<br />

wurde dieses betörend verstörende Filmmärchen<br />

im Wettbewerb der Berlinale 2007 mit<br />

dem Alfred Bauer-Preis für den innovativsten<br />

Film ausgezeichnet.<br />

Südkorea 2006<br />

Regie: Park Chan-wook; Buch: Jeong Seo-Gyeong,<br />

Park Chan-wook; Produktion: Moho Films<br />

www.im-a-cyborg.de<br />

Hoffnung verfasste Krzysztof Piesiewicz, der<br />

schon für Krzystof Kieslowski die „Drei Farben“-<br />

Trilogie und das gerühmte „Dekalog“-Projekt<br />

schrieb, nach eigener Buchvorlage. Dabei erweist<br />

sich ein tragisches Erlebnis in Francis’ Familie<br />

<strong>als</strong> Schlüssel zum sonderbaren und durchaus<br />

riskanten Verhalten des jungen Mannes.<br />

Nachwuchsakteur Rafal Fudalej spielt die Rolle<br />

mit sanfter Melancholie und lakonischem Humor.<br />

In weiteren Hauptrollen wirken Zbigniew<br />

Zamachowski („Drei Farben: Weiß“) und Kamila<br />

Baar mit.<br />

Deutschland/Polen 2007<br />

Regie: Stanislaw Mucha; Buch: Krzysztof Piesiewicz;<br />

Produktion: Pandora Film Produktion und<br />

Studio Filmowe Kalejdoskop in Koproduktion mit<br />

Telewizja Polska S.A., Canal+, WDR, HR und<br />

ZDF/3sat<br />

Filmvorschau – newsletter 7/2007 27

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