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Verstehen heißt Wiedererfinden - Freinet-Kooperative eV

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Von hier aus kann man zur Berechnung von Winkelwerten<br />

gelangen. Man kommt offensichtlich zum Wert<br />

des Tangens:<br />

1, 1, 1, 1, 1 usw.<br />

1 2 3 4 5<br />

Und wenn man eine Grafik von der Folge der Tangens<br />

werte macht, erhält man eine Hyperbel usw....<br />

All diese Begriffe wären von Clélia aufgenommen<br />

worden, weil wir sie anhand ihrer Erfindung entwickelt<br />

hätten. Man hätte sich mit ihrer Person, mit ihrer Erfindung<br />

befasst. Sie wäre der Mittelpunkt der Arbeit gewesen.<br />

Und solange das Gespräch der Gruppe über ihre Arbeit<br />

angedauert hätte, hätte sie alles gehört; sie wäre total<br />

in das Geschehen eingebunden und ganz aufnahme bereit<br />

gewesen.<br />

Paul fragt: „Was ist, hatte Clélia das Recht, mit den<br />

Buchstaben ihres Vornamen zu arbeiten?“ Renée: „Ja,<br />

doch, sie durfte es.“<br />

Paul: „Und wie du siehst, hat sie keine Angst mehr vor<br />

dem Wort ‚Tangens‘, jetzt kennt sie es. Und außerdem hat<br />

sie eine richtig nette Mutter.“<br />

(„Eine richtig nette Mutter“ ist ein Wortspiel, denn<br />

aus dem französischen Ausdruck „une mére tant gentille“<br />

klingt das Wort „Tangens“ (franz. „tangent“) heraus,<br />

Anm. d. Übers.).<br />

Aber warum habe ich mir einen so plumpen Witz erlaubt?<br />

Weil ich plötzlich gemerkt habe, dass es zu ernst<br />

wurde. Ich habe gespürt, dass die Spannung unbedingt<br />

gelöst werden musste. Sonst hätten wir uns geärgert und<br />

wären blockiert und nicht mehr aufnahmebereit gewesen<br />

Und deshalb habe ich irgend etwas gesagt. (15)<br />

(15) Tatsächlich gibt es auf der Ebene des Unbewussten dauernd solche<br />

Assoziationen, die uns sehr viel mehr beherrschen, als man es glauben<br />

mag. Auf jeden Fall stehen sie mir immer zur Verfügung, wenn ich sie<br />

brauche.<br />

Danach sind wir nun ein wenig lockerer geworden und<br />

können auf ganz ernsthafte Dinge zurückkommen.<br />

„Die lebendige Zeitrechnung, die sich aus und über Zeichen,<br />

Symbole und Formen auswirkt, die zum Einzeller<br />

gehört, ist eine Zeitrechnung von sich, ausge hend von<br />

sich, in Funktion zu sich. Sie ist lebendig.“<br />

(Morin 1986)<br />

Nach Morin ist dies nicht auf Einzeller beschränkt:<br />

„Das lebendige Wissen kann sich nicht der Subjektivität<br />

entziehen, d.h. dem Akt, sich selbst in den Mittelpunkt der<br />

Welt zu stellen, um etwas kennenzulernen. Von dort rührt<br />

das nicht eliminierbare Problem her, das sich auf allen<br />

Ebenen, einschließlich der des Menschen, wieder findet,<br />

nämlich das der egozentrischen Charaktere, die sich<br />

ihrer selbst voll bewusst sind“.<br />

(Morin 1986, S. 46)<br />

Um wieder auf die Ebene unserer pädagogischen Realität<br />

herabzusteigen, möchte ich die Erfindung einer belgischen<br />

Kollegin vorstellen:<br />

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